D - Chrischona Lenzburg

Was sind die Voraussetzungen für Gebet? (Jesaja 29,13 und Kolosser 3,17)
℘ Einleitung
Gibt es Voraussetzungen zum Beten? Darf nicht jeder beten wie und zu wem er will?
Doch natürlich. Obwohl ich jetzt nicht empfehlen würde einfach zu irgendwem zu beten.
Ich glaube, dass jeder Mensch in Form eines Gebets mit Gott in Kontakt kommen kann.
Wenn wir davon ausgehen, dass Gott uns geschaffen hat und als Schöpfer heute immer
noch an seiner Schöpfung interessiert ist, dann müssen wir einfach davon ausgehen,
dass Gott uns hört und sieht, ja dass er unsere Gedanken kennt.
Dabei spielt es aber keine Rolle, ob du beim beten laut redest oder in Gedanken. Ob du
stehst oder im Bett liegst. Es ist auch egal in welche Himmelsrichtung du schaust. Du
brauchst keine spezielle Accessoires oder Bekleidung und musst vorher keine
speziellen Rituale durchführen. Es gibt auch keine speziellen Eröffnungsworte die du
wissen musst.
Also komme ich somit zum Schluss, dass es keine speziellen Voraussetzungen zum
Gebet gibt. Fertig, kommen wir nun nun direkt zum Lobpreis.
Ah Moment, da fällt mir doch noch etwas ein: Gottes Gnade, Liebe und Annahme. Versteht ihr, wenn wir nicht davon ausgehen können, dass Gott gnädig mit uns, ja uns
sogar liebt und uns als seine Geschöpfe annimmt, dann brauchen wir auch nicht zu
beten.
Du kannst zwar mit einem Stein reden. Ja du kannst ihm alle deine Sorgen erzählen.
Eines ist so ein Stein ja wirklich, er ist ein super Zuhörer. Doch wenn es dir nicht einfach
um die gewinnbringende Reflexion eines Selbstgespräches geht, dann ist so ein Stein
der falsche Ansprechpartner. Anteilnahme und Mitgefühl, geschweige denn eine
Antwort oder ein Eingreifen darfst du von einem Stein nicht erwarten. Wenn wir beten wollen und dabei die Erwartung haben, dass unser Gebet erhört und
beantwortet wird, dann braucht es dafür die Voraussetzung, dass die Gegenseite
zuhört, interessiert ist und auch handeln kann.
Und so haben wir eben doch schon eine grosse Voraussetzung. Wenn du glaubst, dass
es keinen Gott gibt, dann hast du auch keinen Grund zum beten. Dazu fällt mir immer
die Situation ein, wenn ein Passagierflugzeug in starke Turbulenzen kommt. War
jemand von euch schon mal auf so einem Flug? Ich war schon mal auf so einem Flug
und zwar von Wien nach Zürich. Kurz vor der Landung gab es einen richtig lauten Knall
und alle Lichter gingen aus. Der Pilot war gerade am Mikrofon und gab Infos durch. Er
verstummte ebenfalls sofort und die Stewardessen rannten zu ihren Notsitzen und
schnallten sich hektisch an. Was denkt ihr, was habe ich (ich war damals noch nicht
Christ) und wahrscheinlich ganz viele andere getan? Ich hatte richtig Angst, dass wir
abstürzen werden und habe zu Gott gebetet und gefleht, dass wir ja heil wieder landen
werden. Nach 3-4 Minuten kam dann die Entwarnung vom Piloten. Ob du wirklich
Atheist bist, weisst du erst wenn du in so einem Moment nicht mit beten anfängst.
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Was sind die Voraussetzungen für Gebet? (Jesaja 29,13 und Kolosser 3,17)
Also wenn wir über die Voraussetzungen fürs Gebet reden wollen, dann ist die erste
und einzige Voraussetzung, dass es überhaupt einen Gott gibt und er sich für uns
interessiert.
Ansonsten gibt es eigentlich keine Voraussetzungen die du erfüllen musst, damit du mit
Gott reden, eben beten, kannst. Für die ersten Schritte in deinem Gebetsleben gibt es
keine Voraussetzungen, ausser dass du sie auch tust. Wenn es dann aber darum geht
immer sicherer und besser zu laufen, dann gibt es da schon ein paar Sachen zu
beachten. Wir sprechen jetzt aber nicht mehr über die allgemeinen Voraussetzungen für
Gebet, sondern über die Voraussetzungen für gottgefälliges Gebet. Beni hat es letzten Sonntag gesagt: Als die Jünger Jesus gefragt haben wie man betet,
hat er ihnen das Vater Unser gelehrt. Und die Erkenntnis war ja, dass jedes Gebet mit
Anbetung beginnen sollte. Erst durch die Anbetung lösen wir unseren Blick von allem
irdischen und richten ihn auf Gott, unseren Vater, aus. Danach kann dann das Bitten,
der Dank und die Busse folgen. ℘ Deine Herzenshaltung
Doch egal, ob du dein Gebet so strukturierst oder nicht, etwas ist ganz wichtig dabei!
Ich lese euch nochmals den Vers aus Jesaja 29,13 vor:
„Der Herr hat gesagt: »Dieses Volk sucht meine Nähe nur mit dem Mund und ehrt
mich nur mit Lippenbekenntnissen. In seinem Herzen aber hält es einen weiten
Abstand von mir. Seine Furcht vor mir erschöpft sich in auswendig gelernten
Sprüchen.“ (Jesaja 29,13 Neues Leben Bibel)
Gott selber sagt, dass unser Herz ganz zentral ist. Gott schaut beim Gebet auf unser
Herz. Wenn ich mit anderen Menschen zusammen bete, dann höre ich ihre Worte. Da
gibt es Gebetsformulierungen die dann besonders Vollmächtig klingen und den Beter
als grossen Gottesmann da stehen lassen. Das mag bei uns Menschen so
funktionieren. Zwar hört Gott unsere Worte sehr wohl. Nur lässt er sich von ihnen nicht
beeindrucken. Nein er schaut auf das Herz des Beters. Aber was will er denn da sehen? Im Vers aus Jesaja geht es um die Nähe zu Gott. Wie
nahe lässt du Gott an dein Herz?
Du kannst jeden Sonntag hier in den Gottesdienst kommen. Du kannst hier fleissig
mitarbeiten und eine wichtige Person in der Gemeinde sein. Jeden Sonntag gibst du
alles für die Gemeinde und für Gott. Aber sobald du wieder zuhause bist, gehst du
wieder auf Abstand zu Gott. Du verschliesst dein Herz vor ihm und hältst ihn so auf
Abstand. Die nächsten 6 Tage betest du praktisch gar nie und liest auch so gut wie nie
in seinem Wort. Aber dann am nächsten Sonntag, suchst du ihn wieder und hoffst ihn
im Gottesdienst nahe zu kommen. Die Sehnsucht ist sehr wohl da, aber es ist als führst
du eine Wochenendbeziehung mit Gott. Es reicht nicht um dein Herz ihm nahe zu
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Was sind die Voraussetzungen für Gebet? (Jesaja 29,13 und Kolosser 3,17)
bringen. Es reicht nicht für eine lebendige Beziehung mit ihm. Und so fehlt es an
Vertrautheit und Nähe und ist ein Krampf für dich.
Es ist als wenn eines dieser Windräder aus eigener Kraft heraus sich zu drehen
versuchte. Das wird nicht gut gehen. So ein Windrad ist abhängig vom Wind.
Und so ist es auch bei uns. Auf Dauer nur alles aus eigener Kraft zu versuchen und Gott
aber das eigene Herz zu entziehen, es von ihm fernzuhalten, wird nicht gut gehen.
Jesaja spricht ja von Furcht vor dem Herrn. Wo bleibt unsere Ehrfurcht vor Gott, wenn
wir unser Herz vor ihm abschotten und meinen wir hätten unser Leben selber im Griff?
Wo bleibt beim Windrad die Ehrfurcht vor dem Wind, wenn es denkt, es könne sich
selber zum drehen bringen?
Mein Herz Gott nahe zu bringen, heisst zuerst einmal einzugestehen, dass ich Gott
brauche. Heisst zu bekennen, dass ich es aus eigener Kraft nicht schaffe. Es heisst
dass ich mich nicht länger selber belüge und meine Schwäche und meine Abhängigkeit
von Gott mir eingestehe. Das bedeutet aber auch Ruhe und Frieden zu finden. Wenn
das Windrad nicht mehr länger versucht sich aus eigener Kraft zu drehen, dann kann es
stressfrei ausharren bis der Wind es wieder beflügelt. Also wie nahe ist dein Herz bei Gott? Was ist deine Herzenthaltung wenn du betest?
℘ Im Namen Jesus
Die Frage nach der Herzenthaltung wird noch wichtiger wenn wir anschauen in welcher
Autorität wir denn überhaupt beten.
Aus dem Vater Unser wissen wir, dass wir Gott als unseren Vater ansprechen dürfen.
Jesus hat uns diesen Weg geebnet. Jesus gibt uns dieses Recht, er hat es für uns mit
seinem Mensch werden errungen. Er hat zu seinen Jünger gesagt: „Alles, worum ihr den Vater in meinem Namen bittet,
das wird er euch geben!“ (Johannes 16,23b Basis Bibel)
Es geht um die Wendung „in meinem Namen“. Ihr kennt das sicher, teilweise schliessen
wir ein Gebet mit der Wendung „In Jesu Namen, Amen“ ab. Da berufen wir uns ganz
bewusst auf die Autorität des Namens von Jesus Christus.
Doch leider ist auch das manchmal nur eine schöne Formulierung die nichts mit unserer
Herzenthaltung zu tun hat. Wir müssen nicht heilig und perfekt sein, damit wir im
Namen Jesu beten können, aber wir dürfen seinen Namen nicht als Zauberformel für
unsere eigenen egoistischen Wünsche missbrauchen. Doch der Name Jesu ist wichtig, sonst würde diese Wendung kaum so oft im neuen
Testament vorkommen:
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Was sind die Voraussetzungen für Gebet? (Jesaja 29,13 und Kolosser 3,17)
„Und wer ein Kind wie dieses aufnimmt, und sich dabei auf mich beruft, der nimmt
mich auf.“ (Matthäus 18,5 Basis Bibel)
„Denn wo zwei oder drei Menschen in meinem Namen zusammenkommen,
da bin ich selbst in ihrer Mitte.“ (Matthäus 18,20 Basis Bibel)
„Alles, worum ihr den Vater in meinem Namen bittet, das wird er euch
geben!“ (Johannes 16,23b Basis Bibel)
Wenn wir diese Bibelstellen so vor uns haben dann wird deutlich, dass es eben nicht
einfach eine Wendung ist. Gehen wir die Stellen schnell nochmals durch:
- Wenn jemand ein Kind aufnimmt, dann nimmt er eben ein Kind auf. —> Wenn aber
jemand ein Kind im Namen Jesu aufnimmt, nimmt er ein Kind auf und nimmt auch
Jesus selber auf. - Wenn zwei oder drei Menschen sich treffen, dann treffen sich halt zwei oder drei
Menschen. —> Wenn sie sich aber im Namen Jesu treffen, dann sind da die zwei oder
drei Menschen und Jesus selber mitten unter ihnen.
- Wenn ich den Vater um etwas bitte, dann bitte ich den Vater um etwas. —> Wenn ich
aber den Vater im Namen Jesu um etwas bitte, dann ist es also ob Jesus den Vater
um genau das bittet was ich will.
Ihr zweifelt noch über die Macht vom Namen Jesu. Dann hört mal was Paulus an die
Philipper schreibt: „Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht: Er hat ihm den Namen
verliehen, der allen Namen überlegen ist. 10 Denn vor dem Namen von Jesus soll
sich jedes Knie beugen – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. 11 Und jede
Zunge soll bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Das geschieht, um die
Herrlichkeit Gottes, des Vaters, noch größer zu machen.“ (Philipper 2,9-11 Basis
Bibel)
Nochmals zurück zu der Johannesstelle, wo Jesus die Jünger auffordert in seinem
Namen zu bitten. Lesen wir da einmal den Folgevers noch mit: „Alles, worum ihr den
Vater in meinem Namen bittet, das wird er euch geben! 24 Bis jetzt habt ihr in
meinem Namen noch um nichts gebeten. Bittet – und ihr werdet es bekommen. Dann
wird eure Freude vollkommen sein!“ (Johannes 16,23b-24 Basis Bibel)
Und in die gleiche Kerbe schlägt auch Paulus im Brief an die Kolosser: “Alles, was ihr
sagt und tut, soll im Namen des Herrn Jesus geschehen. Und durch ihn sollt ihr Gott,
dem Vater, danken.“ (Kolosser 3,17 Basis Bibel)
Im Namen Jesu zu bitten scheint etwas viel Machtvolleres zu sein, als wir uns vorstellen
können. Doch hier in der Kolosserstelle kommt noch etwas wichtiges zum Vorschein.
Im Name Jesu zu beten verknüpft sich mit unserer Herzenshaltung.
Ich glaube wir verstehen uns zu oft nur als Kinder Gottes. Als Kinder Gottes sind wir
einfach Nachfolger. Wir laufen Jesus hinterher. Aber wir haben da noch einen anderen
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Was sind die Voraussetzungen für Gebet? (Jesaja 29,13 und Kolosser 3,17)
Auftrag und dieser wirkt sich direkt auf unser Gebetsleben aus. Wir sind nicht nur
Nachfolger, nein wir sind auch Gesandte Gottes.
Dieser Umstand sehen wir sehr schön bei der Aussendung der 72 Jünger. Wir lesen da:
„Danach bestimmte der Herr weitere zweiundsiebzig von seinen Jüngern. Er sandte
sie vor sich her – jeweils zu zweit – in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst
gehen wollte.“ (Lukas 10,1 Basis Bibel)
Die 72 Jünger waren Botschafter der guten Nachricht. Sie gingen Jesus voraus und
erzählten an der Stelle von Jesus selber die gute Botschaft und taten an der Stelle von
Jesus Wunder und trieben an der Stelle von Jesus Dämonen aus.
Ein paar Verse später sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Wer auf euch hört, hört auf mich.
Und wer euch ablehnt, lehnt mich ab. Wer aber mich ablehnt, lehnt den ab, der mich
gesandt hat.“ (Lukas 10,16 Basis Bibel)
Und genau darum geht. Wenn wir nicht bloss Nachfolger sondern auch Gesandte sind,
dann reden wir nicht mehr einfach für uns. Nein wir Reden für den der uns gesandt hat.
Wir reden exakt so, wie es seinem Willen entspricht. Dazu fällt mir ein Beispiel ein wie es eben nicht sein soll. Unsere Ältere ist schon ganz
schön schlau wenn sie etwas unbedingt will. So kann es sein, dass sie zu mir kommt
und zum Beispiel mit Videos schauen will. Teilweise schauen wir zusammen Autovideos
im Internet. Wenn ich dann nein sage, weil ich zum Beispiel finde, dass sie in letzter Zeit
schon genug Videos gesehen hat, dann fängt sie mit argumentieren an. Sie sagt dann
zum Beispiel: „Mami hat gesagt, dass ich schauen darf, weil ich heute ganz brav war.“
Sie redet dann im Namen von Miriam. Aber sie gibt leider nicht die Botschaft wieder die
Miriam sagen würde, sondern sie verdreht die Botschaft so, dass sie für ihre eigene
Ziele passt. Und so egoistisch sind wir teilweise doch auch im Gebet. Wir bitten Gott, vielleicht
sogar im Namen von Jesus, um Dinge dir wir wollen, die uns wichtig sind. Doch wenn
wir gerade im Namen von Jesu beten, dann beten wir zu Gott, als würde Jesus selber
mit seinem Vater beten. Dann geht es eben gerade nicht mehr um meine Motive,
sondern um die Motive von Jesus.
Versteht ihr auf was ich hinaus will. Beim Gebet dreht sich alles um unsere
Herzenshaltung.
℘ Schlussgedanke
Wenn wir also über die Voraussetzungen für ein gottgefälliges Beten reden, dann finde
ich zwei Punkte ganz elementar.
1.
2.
Deine Herzenshaltung zählt mehr als deine Worte (Jesaja 29,13)
Beten mit Autorität —> Im Namen Jesu beten (Kolosser 3,17)
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Was sind die Voraussetzungen für Gebet? (Jesaja 29,13 und Kolosser 3,17)
Und an diesem Punkt kommst du ins Spiel. Ich kann nicht in dein Herz schauen. Nur du
kannst überprüfen ob du in der richtigen Herzenshaltung betest. Und ich weiss wie das
ist, wenn vorne der Pastor sagt, nehmt euch nächste Woche einmal Zeit und prüft eure
Herzenshaltung. Die Gefahr, dass der Alltag uns so schnell wieder einholt und wir es
dann leider nicht mehr machen ist einfach riesig. Darum nehmen wir uns jetzt die Zeit dafür. Ich werde zuerst noch beten, dann werden
wir eine Zeit der Stille machen wo du im Gebet mit Gott zusammen deine
Herzenshaltung prüfen kannst.
Doch zuerst möchte ich noch mit und für uns beten.
Amen.
Simon Rohr, 21.08.2016
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