Philatelie aktuell Endspurt zur „Benedikt Phila´16“ … Ludwig Gambert … für Besucher und Interessierte. Die Organisatoren haben ihren Endspurt schon hingelegt: Unter der Regie des Landesverbandes Bayerischer Philatelisten-Vereine e.V. findet vom 2. bis 4. September 2016 in der Abtei Münsterschwarzach eine Briefmarken-Ausstellung im Rang 2 und Rang 3 statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „be open“, mit dem auch das 1200-jährige Jubiläum der Abtei Münsterschwarzach begangen wird. Der BDPh ist mit der 2. Runde des „German Team Challenge Cup“, einem Wettbewerb, bei dem Vereine mit Sammlungen aus den verschiedenen Themenbereichen gegeneinander antreten, beteiligt. Neben einer umfangreichen Festschrift mit Details zum Jubiläum der Abtei Münsterschwarzach, den Ausstellungsführern durch die verschiedenen Ausstellungen und einer Sammlungsbeschreibung „Aus dem Leben Jesu“ erwarten die Besucher vier Sonderstempel und vier dazu passende Umschläge. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Missionsprojekt der Abtei „Hoffnung pflanzen“. Das Organisationsteam hat zu diesem Projekt zwei „Marken individuell“ gestaltet. Während der Ausstellungstage wird den Besuchern die Möglichkeit eröffnet, durch den Kauf dieser Briefmarken das Projekt finanziell zu unterstützen. Gefördert wird diese Aktion durch die Deutsche Post AG und das Auktionshaus Christoph Gärtner. 4 Schüler und Schülerinnen des Egbert-Gymnasiums der Abtei haben in einem Malwettbewerb Zeichnungen zum Thema Münsterschwarzach gestaltet. Die von einem Gremium als beste ermittelten Entwürfe sind ebenfalls als „Marken individuell“ umgesetzt worden. Auch dieser Malwettbewerb unterstützt die Aktion „Hoffnung pflanzen“. Am ersten Tag der Veranstaltung wird Werner Gatzer, Staatssekretär des Bundesfinanzministeriums, die Sonderbriefmarke „1200 Jahre Abtei Münsterschwarzach“ an Abt Michael Reepen überreichen. Darüber hinaus wird die Übergabe der Sonderbriefmarke zum „Tag der Briefmarke 2016“ stattfinden. Zu Hauptversammlungen bzw. Jahrestreffen haben die Sammlergilde St. Gabriel, die Motivgruppe „Deutsche Geschichte“ sowie die Motivgruppe „Film-Kino-Fernsehen“ ihre Mitglieder nach Münsterschwarzach eingeladen. Für Rückfragen steht der Veranstaltungsleiter zur Verfügung: Ludwig Gambert, Tel. 09321-1307184, Fax 1307185 oder Mail [email protected] philatelie 471 · September 2016 Postgeschichte Rätsel um eine Hundertjährige Christian Hillmert Eines gleich mal vorweg: Bei der Altersjubilarin handelt es sich nicht um eine ehrwürdige Philatelistin und auch nicht um eine klassische Briefmarke. Es geht vielmehr um eine 100 Jahre alte Feldpostkarte. Ausschlaggebend für den Erwerb war wohl der Stempelabdruck gewesen, der in sattem Schwarzviolett in der rechten oberen Ecke der Aufschriftseite prangt. Das Stempelbild zeigt den preußischen Adler, hier als Reichsadler verwendet, und die Inschrift „CHEF D. GENERALSTABES DES FELDHEERES/ ABTEILUNG IIIb“, aber ohne Datum. Gleichwohl hat der Dienststempel des Generalstabs, der die Gebührenfreiheit der Postkarte bestätigte, anscheinend auch die Funktion eines Aufgabestempels erfüllt. Interessant ist auch die Absenderangabe „Stenograph Dr. Bode“. Ein promovierter Stenograf ohne jedweden militärischen Rang im deutschen Generalstab ist schon ungewöhnlich. Um wieviel aufregender würde vielleicht der Text der Postkarte sein? Doch der ist ausschließlich in Steno geschrieben. Der Postkartentext ist in einer älteren Kurzschrift geschrieben. Mir fielen dazu nur die Systeme „Gabelsberger“ und „Stolze-Schrey“ ein. Die Suche nach einem Stenografen, der sich mit älteren Kurzschriftsystemen beschäftigt, gestaltete sich mühevoll und erfolglos, bis ein Zufall bei der Ausstellung in Gotha in Gestalt eines Sammlers zu Hilfe kam. Dieser Sammler erläuterte mir in Gotha das Prachtstück seiner eigenen Sammlung. Es war eine Postkarte, die die deutschen Teilnehmer der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit (1896) an die Schwester zweier Olympioniken geschickt hatten. Während die Unterschriften schnell entschlüsselt waren, gab der Text Rätsel auf; denn er war stenografiert. Ein kundiger Experte fand heraus, dass die Karte in der alten Stolze-Kurzschrift geschrieben war und von dem Empfang berichtete, den der griechische König den deutschen Wettkämpfern gewährt hatte. Dies war für mich Anreiz, einen vergleichbaren Weg zu beschreiten. 24 Die Institution, der ich eine Kopie der Feldpostkarte übermitttelte, beschäftigt viele hervorragende Stenografen. Mein Beleg wurde an einen „Schriftgelehrten“ weitergeleitet und so erhielt eines Tages Post aus Berlin, von einem Dr. D. P. Er hatte den Postkartentext als Gabelsbergersche Stenografie identifiziert, die 1923 in der Deutschen Einheitskurzschrift aufgegangen ist. Der unter dem 17. September (1915) geschriebene Text hat folgenden Wortlaut: „Sehr geehrte Herr Kuge1, die erfreuliche Mitteilung über die Erfolge des Vereins wird im Oktober-Heft der Zeitschrift ‚Zukunft‘ erscheinen. Das September-Heft ist beim Eintreffen der Karte schon abgeschlossen. Es empfiehlt sich, dass Sie zum ‚Hauptquartier des Kaisers‘ noch hinzufügen ‚zur Zeit im Osten‘. Sonst gehen die Briefe erst nach dem Großen Hauptquartier im Westen. Mit dem neuen Bezirksleiter Herrn Pfleging2 haben Sie gewiss schon Verbindung aufgenommen. Viele Grüße von Ihrem Bode“ Zur verwendeten Funktionsbezeichnung „Bezirksleiter“ bemerkte Dr. P., dass damit eine Funktion innerhalb der Stenografenschaft gemeint sein könne; denn es gab und gibt Ortsvereine, Bezirke, Landesverbände und den Bundesverband. Der Postkartentext ist also eher banal. Allerdings hatte ich ohnehin nicht mit der Preisgabe kriegswichtiger Geheimnisse gerechnet. Der erste Textteil bezieht sich auf einen Artikel, der in einer stenografischen Zeitschrift erscheinen sollte, die Dr. Bode betreute. Feldpostalisch ergiebiger war der Hinweis auf die genaue Anschrift des Hauptquartiers im Osten, das wir wohl nicht zu Unrecht im oberschlesischen Pless vermuten. 1 Evtl. eine Abkürzung oder ein Spitzname für den Adressaten, der in der Anschrift ganz anders heißt. 2 Der Name ist nicht eindeutig. Philatelie und Postgeschichte 392 · philatelie 471 · September 2016 Postgeschichte Überraschend für den Verfasser dieses Beitrages war allerdings die Tatsache, dass dieser Stenograf Dr. Bode für Dr. P. eine durchaus bekannte Persönlichkeit war. Auf Leben und Schaffen von Dr. Bode war er bei seinen wissenschaftlich-literarischen Arbeiten über Parlamentsstenografen in der NS-Diktatur gestoßen. Als hätte er meinen Informationshunger gespürt, hat er für den Autor Bodes Lebenslauf von Seite 112 des Heftes 3/1959 der Zeitschrift „Neue Stenographische Praxis“ kopiert. Es ist der von Dr. Restle verfasste Nachruf auf einen Verstorbenen, aus dem nachfolgend zitiert wird: „Am 1. September 1959, dem Tage nach Vollendung des 76. Lebensjahres, ist unser Kollege Oberregierungsrat i. R. Dr. Bode nach einem an Arbeit und Erfolgen reichen Leben von uns gegangen. ... Bodes Leben gehörte seit der Jugendzeit der Kurzschrift. Seinem, unserem Beruf galt vom Jünglingsalter an seine ganze Liebe. Als man ihn, 26-jährig, vorübergehend zum besoldeten Geschäftsführer und Stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Stenographenverbandes ernannt hatte, wanderte er trotzdem noch von einem Parlament zum anderen und von einer Privatarbeit zur anderen, und nach wenigen Jahren kehrt er wieder in den Dienst des Stenographischen Landesamtes und des Sächsischen Landtages zurück, wo er 1905 seine Laufbahn begonnen hatte. Heimisch geworden ist er freilich in Elbflorenz nie, und bei der ersten Gelegenheit zog es ihn wieder in die Nähe seiner Niedersachsen. Hätte es auch einen Berufeneren als ihn geben können, das dritte deutsche Landesamt in Anlehnung an das Stenographische Landtagsbüro in Braunschweig zu organisieren? Bald schon rückte er zum Behördenleiter und Oberregierungsrat auf. Das Jahr 1933 brachte seine Versetzung in den Ruhestand3, der für ihn aber alles andere als eine Zeit der Ruhe werden sollte.“ Dr. P. kommentierte, dass Dr. Bode in gewisser Weise zu den Opfern der NS-Diktatur gehörte, während einer seiner Kollegen wenige Jahre später Leiter des Statistischen Amtes im so genannten Generalgouvernement geworden ist. Doch lassen wir nun die letzten Zeilen von Dr. Restles Nachruf auf uns wirken: „Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass Bode der fleißigste deutsche Stenograf war, dass er ein Übermaß an Arbeit in seinem Leben geleistet, sich auch verhältnismäßig früh darin aufgezehrt hat. Tatenlos musste er, der Untätigkeit nie gekannt hatte, der Auflösung entgegensehen, doch in tiefer Religiosität hat er die letzten schweren Jahre getragen.“ An den Schluss dieses Recherche-Berichts gehört ein weiteres Zitat aus dem Brief von Dr. P., der den Autor sowohl in seiner wissenschaftlichen Gründlichkeit als auch in seiner Liebenswürdigkeit beeindruckt hat. Dr. P. schrieb: „Parlamentsstenografen wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg gerne in Stäben und Hauptquartieren eingesetzt. Kürzlich bin ich in einer Zeitschrift auf den Hinweis gestoßen, dass Kaiser Wilhelm II. zum Erfassen all seiner Verlautbarungen einen persönlichen Stenografen hatte. Evtl. nahm Bode diese Funktion wahr. Über solche persönlichen Beauftragungen wurde immer viel Geheimniskrämerei betrieben.“ Die hundertjährige Feldpostkarte hat Überraschendes offenbart, so dass sich der Autor in seiner Erfahrung bestätigt sieht, dass sich in den Texten von Postkarten und Faltbriefen oftmals wunderbare Geschichten verbergen. 3 Mit erst 50 Jahren! SOFORTANKAUF Ohne Abzüge, ohne Gebühren, keine Wartezeit Gegen sofortige Barzahlung kaufen wir in jeder Größenordung umfangreiche Sammlungen, Nachlässe, Händlerlager, Bogenware, Briefposten, bessere Einzelwerte und Sätze von Deutschland mit allen Nebengebieten, West- und Osteuropa sowie Übersee ab der Michel-Nummer 1 bis heute. Wir machen keine Scheinangebote oder Versprechungen, sondern kaufen zu fairen, marktgerechten Preisen. Es nützt Ihnen und uns nichts, theoretische Superpreise oder Ergebnisse zu versprechen, die dann doch nicht bezahlt werden. 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