Predigt von Ruth Affolter

Ich bin die Tür / Ich bin der gute Hirte – Johannes 10,1-18
Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern
anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der
Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die
Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe
hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine
Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil
sie die Stimme des Fremden nicht kennen. Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie
verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen:
Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe
und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich
hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt
nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben
haben und es in Fülle haben.
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber,
der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er
den Wolf kommen sieht; und der Wolf reisst sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur
ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die
Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und
ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall
sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine
Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es
wieder zu nehmen. Niemand entreisst es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich
habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich
von meinem Vater empfangen.
Es gibt einen Schafskrimi von Leonie Swann, der heisst Glennkill und erzählt die ganze
Geschichte aus der Sicht der Schafe. Es kommen in der Geschichte Menschen vor, aber alles
ist aus Sicht der Schafe geschrieben, was sie sich überlegen und wie sie kombinieren und
versuchen, Zusammenhänge herzustellen. Als ich mich vorbereitet habe ist mir dieser Krimi
wieder eingefallen. Unser Predigttext ist zwar nicht aus der Schafsperspektive, aber es geht
in ihm vor allem um die Schafherde und was der Hirte und die Diebe und Räuber damit
machen. Deshalb möchte ich zwischendurch immer wieder die Schafsperspektive
einnehmen.
Zunächst einmal müssen wir aber eine Verständnisfrage klären. Mit Schafstall ist hier nicht
ein Stall wie bei uns gemeint mit Wänden und einem Dach. Die Schafe wurden auf einem
Grundstück mit einem Zaun oder einer Mauer zusammengetrieben. Die Mauer war hoch
genug, dass die Schafe nicht darüber springen konnten. Und in dieser Mauer hatte es eine
Öffnung, in die sich der Hirte oder ein Türhüter setzte. Somit war die Türe zu und die Schafe
waren in Sicherheit. Der Hirte wäre sofort erwacht, wenn ein wildes Tier oder ein Dieb
versucht hätte, durch diese Öffnung hineinzugelangen. Diebe oder wilde Tiere hätten über
die Mauer klettern müssen um zu den Schafen zu gelangen. Aber die Hirten haben zum Teil
Äste und Dornengestrüpp oben an der Mauer festgemacht, um dies zu verhindern.
Wahrscheinlich wäre der Hirte auch erwacht, wenn die Herde auf einmal unruhig geworden
wäre oder sogar aufgeschreckt wäre. So waren sie in ihrem Pferch wirklich in Sicherheit.
Oft wurden mehrere Herden auf dem gleichen umzäunten Grundstück zusammengetrieben,
und wenn die Hirten am Morgen kamen um ihre Herde zu holen und sie hinauszutreiben,
riefen sie die Schafe. Die Schafe erkannten die Stimme ihres Hirten und folgten ihm. Sie
wären mit keinem anderen Hirten mitgegangen.
Wir waren in diesen Ferien in Irland. Da gibt es zwar nicht mehr so viele Schafe wie früher,
aber es hat immer noch. Mir fällt bei Schafen immer wieder auf, dass sie recht schreckhaft
sind und davonrennen, auch wenn man beruhigend mit ihnen spricht. Sie sind Fremden
gegenüber misstrauisch oder haben sogar Angst, deshalb rennen sie davon. Das war in Irland
auch so. Wenn sie genug Distanz zu uns hatten blieben sie stehen, schauten aber genau, was
wir machten. Die Schafe, die ihrer Meinung nach zu nahe bei uns waren, rannten meistens
davon. Ich nehme an, dass auch die irischen Schafe dem eigenen Hirten gegenüber keine
Angst haben, weil sie seine Stimme kennen und ihm vertrauen. Hier geht es also nicht nur
darum, die Stimme des Hirten zu erkennen, sondern vor allem auch um das Vertrauen dem
Hirten gegenüber.
Wenn der Hirte kommt und seine Schafe ruft, folgen sie ihm. Hier heisst es sogar, dass er
jedes Einzelne mit Namen ruft. Das bedeutet für mich, dass ihm jedes einzelne Schaf wichtig
ist und dass er alle liebt. Wenn er alle zusammengetrieben hat, geht er ihnen voraus und
zeigt ihnen den Weg. Er weiss, wo es gute Weiden und frisches Wasser hat und führt die
Schafe dorthin. Der Hirte geht voraus, er kennt den Weg. Wenn er vorausgeht sieht er auch,
was da sonst noch auf dem Weg ist oder ob Gefahr lauert und kann entsprechend reagieren.
Die Schafe müssen den Weg nicht selber wissen, sie können dem Hirten folgen. Sie wissen,
dass er sie gut führt und auf sie aufpasst. Sie vertrauen ihm.
Jesus hat dieses Gleichnis von den Schafen nicht nur seinen Jüngern erzählt, sondern vor
allem den Schriftgelehrten und Pharisäern. In den vorhergehenden Kapiteln im
Johannesevangelium sind viele Konflikte und Streitigkeiten mit Pharisäern und
Schriftgelehrten beschrieben, und dieses Gleichnis zielt auf sie ab. Sie verstehen nicht was er
mit diesem Gleichnis sagen will. Dieses Gleichnis beschreibt eine alltägliche Situation, in der
man sich selber finden kann. Beim Verstehen dieses Gleichnisses kommt es nicht darauf an,
wie klug und gebildet ich bin, sondern auf meine innere Haltung. Bin ich bereit, mich selber
in diesem Gleichnis zu finden oder nicht? Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren es nicht,
sie hielten sich für die rechtmässigen Hirten. Sie waren gebildet und amtlich ermächtigt, als
Leiter des Volkes aufzutreten. Aber Jesus bezeichnet sie trotzdem als Diebe und Räuber. Sie
haben die geistliche Leitung des Volkes Israel übernommen, obwohl sie von Gott her gar
nicht dazu beauftragt waren, sie haben die Leitung sozusagen an sich gerissen. Sie sind über
die Mauer geklettert, sie sind nicht durch die Tür gegangen.
Jesus bezeichnet sich selber als die Türe zu den Schafen. Und wenn wir jetzt wissen, wie die
Schafställe bzw. Schafpferche in Israel funktionierten, verstehen wir auch besser, warum er
sich selber als Türe bezeichnen kann. Die Hirten und die Schafe müssen durch diese Tür
hindurchgehen.
Wir müssen uns und unser Leben Jesus anvertrauen, dann haben wir freien Zugang zum Stall
und zu den Weiden, auf die er uns führt. Wir haben schon bei anderen Ich-bin-Worten
gesehen, dass wir Jesus in uns aufnehmen müssen damit wir Zugang zu dem Leben in Fülle
haben, das er uns verspricht.
Und hier sagt er, dass er die Tür ist. Durch eine Tür können wir ein- und ausgehen, sie ist ein
Durchgang. Jesus ist der Durchgang zum Leben.
Auch bei diesem Ich-bin-Wort hat es neben der Selbstoffenbarung Jesu eine Einladung an
uns. Jesus ist die Tür, und wenn wir durch ihn hineingehen (in den Schafstall), werden wir
gerettet und können ein- und ausgehen und Weide finden. Jesus will uns das Leben, ein
Leben in Fülle oder wie es manchen Orten heisst Überfluss geben.
Im zweiten Teil unseres Predigttextes sagt Jesus, dass er der gute Hirte ist. Der gute Hirte
gibt sein Leben für die Schafe. Damit deutet Jesus nicht nur seinen Tod am Kreuz an. Es
bedeutet auch, dass er sich mit seinem ganzen Sein für seine Schafe bzw. für uns einsetzt.
Der Lohnknecht nimmt nicht solche Opfer auf sich. Er hütet die Schafe nur, weil er dafür
bezahlt wird. Für ihn ist das einfach eine bezahlte Arbeit und die Schafe bedeuten ihm
nichts. Deshalb flieht er, wenn Gefahr droht und der Wolf kommt, um Schafe zu reissen und
die Herde auseinanderzutreiben.
Nicht so der gute Hirte, er kennt seine Schafe und liebt sie. Das haben wir vorhin schon
gesehen. Er kennt alle mit Namen. Und die Schafe kennen ihren Hirten. Sie kennen nicht nur
seine Stimme, sie kennen auch ihn. Hier wird die Tiefe der Beziehung zwischen dem Hirten
und Schafen ausgedrückt. Jesus vergleicht dieses gegenseitige Kennen des Hirten und der
Schafe mit seinem Kennen und seiner Beziehung zu seinem himmlischen Vater. Ein solches
Kennen bedeutet eine enge Vertrautheit. Wenn wir mit Jesus unterwegs sind und im Gebet
oder beim Bibellesen oder bei was auch immer unsere Zeit mit ihm verbringen, lernen wir
ihn immer besser kennen. Die Vertrautheit zwischen ihm und uns wächst. Das ist wie bei
einer Beziehung zu einem Menschen. Wenn wir Zeit mit einem anderen Menschen
verbringen und mit ihm sprechen oder Dinge unternehmen, lernen wir ihn immer besser
kennen und es kann eine Vertrautheit entstehen, weil man sich kennt und Dinge über den
anderen weiss, die andere vielleicht nicht wissen. Diese Vertrautheit kann wie ein Band
wirken. Und so ist es eben auch mit Jesus. Wir wissen, dass Jesus alles für seine Schafe, also
für uns tut, und uns alles gibt, was wir brauchen.
Jesus spricht hier auch noch von Schafen aus einem anderen Stall. Damit sind wir gemeint,
die Menschen, die keinen jüdischen Ursprung haben. Jesus führt uns alle zu einer Herde
zusammen und er ist der Hirte, der sich gut um die ganze Herde kümmert. Diese
Zusammenführung hat schon stattgefunden. Wir sind durch Jesus mit den anderen Schafen,
also mit allen, die mit Jesus unterwegs sind, verbunden. Auch wenn wir nicht alle gleicher
Meinung sind, sind wir doch eine Einheit, durch Jesus verbunden.
Wir haben in diesem Text einerseits die Schafe und andererseits den guten Hirten. Ich
möchte anhand des Psalm 23, den wir heute Morgen schon gehört haben, das Leben als
Schaf aber auch den guten Hirten näher anschauen. Ich lese den Psalm nochmals Vers für
Vers und sage dann jeweils etwas dazu.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln: Jesus ist unser Herr und Hirte, wenn wir
mit ihm unterwegs sind, leiden wir keinen Mangel, weil er genau weiss, was wir brauchen,
und er gibt es uns auch. Seine Fürsorge ist umfassend, er kümmert sich in jeder Lebenslage
um uns. Wir denken hier oft an geistlichen Mangel und geistliche Nahrung weil wir genug zu
essen haben, aber er sorgt auch ganz praktisch dafür, dass wir zu Essen haben. Das führt
mich zum nächsten Vers, denn da heisst es: Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet
mich zum frischen Wasser.
Mir ist beim Vorbereiten ein Erlebnis in den Sinn gekommen, das ich hatte kurz nachdem ich
zum Glauben gekommen war. Das ist schon ein paar Jahre her. Ich habe während meinem
Sprachaufenthalt in England bei einer Familie gewohnt, die eine Freikirche besuchte. In
dieser Zeit habe ich mich bewusst für ein Leben mit Jesus entschieden. Als ich wieder in die
Schweiz kam suchte ich eine Gemeinde und besuchte christliche Veranstaltungen, um mit
anderen Gläubigen aus Freikirchen in Kontakt zu kommen. Einmal ging ich an eine
Veranstaltung, ich weiss nicht mehr, was es war. Jedenfalls waren die meisten in Gruppen
gekommen und sassen zusammen, auch in der Pause mit ihrem selbst mitgebrachten
Picknick. Ich hatte nichts dabei und kam mir ziemlich verloren vor. Da kam eine Diakonisse
auf mich zu und lud mich ein, auf ihrer Decke Platz zu nehmen. Weil ich nichts zu essen dabei
hatte teilte sie ihr Sandwich mit mir. Sie stellte ziemlich schnell fest, dass für mich alles neu
war und ich nicht viel Ahnung von irgendetwas hatte, deshalb gab sie mir auch Tipps zum
Bibellesen und betete mit mir. Das war für mich so eine Erfahrung, in der Gott mich
körperlich und geistlich versorgt hat.
Wenn hier also steht, dass er uns auf grüner Aue weidet, dürfen wir das auch wörtlich
verstehen, auch wenn wir selten in eine Situation kommen, in der es uns an Lebensmitteln
mangelt. Denken wir einmal kurz an die Schafe auf einer Weide. Sie fressen sehr viel, aber
nicht nur. Manchmal liegen sie einfach da und ruhen sich aus. Manchmal sind auch zwei
oder mehrere Schafe beieinander, für mich sieht das dann oft so aus, als würden sie
Gemeinschaft pflegen. Genauso ist es auch bei den Weiden, zu denen uns Jesus führt. Wir
bekommen nicht nur Nahrung sondern dürfen uns auch ausruhen. Wir dürfen bei Gott zur
Ruhe kommen und auch Gemeinschaft mit ihm und anderen Schafen pflegen. Jesus führt
uns zu solchen Weiden. Wir müssen sie nicht selber suchen. Sie kommen auch nicht aus uns
selbst heraus, sondern Jesus führt uns zu ihnen und zeigt sie uns. Er gibt uns das, was wir
brauchen. Ausserdem heisst es da auch, dass er uns zum frischen Wasser führt. Auch Wasser
ist etwas, das wir bei uns im Überfluss haben und wir merken erst wie kostbar es ist, wenn
wir Durst haben und keins da ist. Oder wenn wir einen sehr trockenen Sommer haben und
aufgefordert werden, sparsam mit Wasser umzugehen. Wasser wird aber auch als Symbol
für den Heiligen Geist verwendet. Deshalb können wir das auch im übertragenen Sinn
verstehen, Jesus gibt uns den Heiligen Geist, er führt uns zu ihm. Manchmal wirkt der Heilige
Geist wie eine erfrischende Dusche, damit wir von innen her gestärkt werden, wie es im
nächsten Vers heisst:
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Strasse um seines Namens willen.
Er erfrischt meine Seele. Mit Seele ist unsere Empfindsamkeit, unsere Sehnsucht und
Lebendigkeit gemeint, also das, was uns ausmacht. Er erfrischt uns von innen her und er
geht uns voraus auf dem Weg, das haben wir schon gesehen, als wir das Gleichnis
angeschaut haben. Er geht uns voraus und zeigt uns den Weg, wir dürfen ihm vertrauensvoll
hinterherlaufen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil wir ihn ja nicht sehen können.
Und manchmal ist es auch schwierig, seine Stimme zu hören. Er spricht auf verschiedene
Arten mit uns. Oft spricht er durch sein Wort, manchmal auch durch andere Menschen. Ich
habe auch schon erlebt, dass er eine Alltagssituation, die ich beobachtet habe, zum Anlass
genommen hat mit mir zu sprechen. Wenn wir aufmerksam sind entdecken wir immer
wieder Spuren von Gottes Reden und Wirken.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich. Auch wenn wir Gefahren ausgesetzt sind oder es uns
sonst nicht gut geht brauchen wir keine Angst zu haben, denn er ist da, er ist uns immer
nahe. Die Hirten hatten ihre Hirtenstäbe zur Verteidigung gegen Gefahren, aber auch, um
Schafe, die sich verirrt hatten oder sich irgendwo verfangen hatten, wieder herauszuholen.
Das machten sie mit dem runden Haken oben am Stab. Deshalb kann uns das auch trösten,
wenn Jesus mit seinem Hirtenstab da ist, er kann uns damit verteidigen und aus schwierigen
Situationen wieder herausholen. Ich kenne mich mit Schafen nicht so gut aus, aber ich
nehme an, dass es stillhält, wenn der Hirte kommt um es zu retten. Das gilt auch für uns,
wenn wir uns von Jesus aus einer Situation retten lassen wollen, müssen auch wir stillhalten
und nicht in Aktivismus verfallen. Wir dürfen ihm vertrauen, dass er uns hilft oder uns zeigt,
was wir machen sollen. Deshalb ist der Hirtenstab auch für uns Trost und Schutz.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein. Jesus lädt uns ein, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Er gibt uns
mehr als genug. Wenn wir Abendmahl feiern denken wir daran, dass Jesus uns an seinen
Tisch einlädt, dass wir Teil der Gemeinschaft sind. Das Salben bringt eine besondere
Wertschätzung zum Ausdruck. Wir sind wertgeschätzt und kostbar in den Augen Jesu. Er
liebt jeden einzelnen von uns und lässt uns seine Wertschätzung zukommen. Das haben wir
auch beim Gleichnis gesehen. Der Hirte ruft jedes Schaf bei seinem Namen. Jesus kennt auch
jeden von uns mit Namen und er liebt jeden von uns. In Jes. 43,1 heisst es: «Fürchte dich
nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!»
Das dürfen wir für uns in Anspruch nehmen. Jesus ruft uns beim Namen, er hat uns erlöst,
weil wir durch ihn, durch die Türe, zum Leben gegangen sind. Wir gehören ihm und wir
brauchen uns nicht zu fürchten, denn er ist immer da.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im
Hause des Herrn immerdar. Ich habe vorhin schon gesagt, dass wir viele Spuren von Gottes
Reden und Wirken entdecken können, wenn wir aufmerksam sind. Es gibt viele Spuren von
Gottes Güte und seiner Barmherzigkeit in unserem Leben. Diese Güte und Barmherzigkeit ist
nichts anderes als die Liebe, die Gott für uns hat. Diese Liebe begleitet uns unser ganzes
Leben lang bis wir zu Hause bei Gott ankommen, denn dort ist unser Platz.
Nun haben wir gesehen, was es heisst, als Schaf zu leben mit Jesus als dem guten Hirten.
Wenn wir durch Jesus in den Schafspferch gehen haben wir Gemeinschaft mit ihm und mit
anderen Menschen, die ihm auch vertrauen. Jesus kennt uns durch und durch, so wie sonst
niemand. Und weil er uns so gut kennt entsteht eine tiefe Vertrautheit. Und aus dieser
Vertrautheit heraus kann unser Vertrauen zu Jesus wachsen. Je mehr wir erleben, wie sehr
er sich um uns kümmert, wie er sich für uns interessiert und uns gibt, was wir brauchen,
desto grösser wird unser Vertrauen und unser Glaube. Jesus schenkt uns sich selbst und das
Leben, ein Leben in Fülle. Amen.