Dr. Heiko Dörr, Sophia Kohle, Matthias Kirchner, MES Georg Walde, TU Berlin Absicherung von Modelltransformationen für sicherheitsrelevante Avionik‐Software Der Einsatz qualifizierter Code-Generatoren (z.B. für SCADE) und verifizierter Compiler (z.B. CompCert) sind ein wesentlicher Baustein für die Absicherung von elektronischen Steuerungs‐ und Regelungssystemen in der Avionik. Diese enthalten komplexe und sicherheitskritische Funktionen, wie bspw. elektronische Flugsteuerungen. In der frühen Phase der Entwicklung wird der Flugregler spezifisch für das geplante Fluggerät entworfen. Die für die Flugeigenschaften relevanten Parameter werden dabei in ein flugmechanisches Modell des Fluggeräts übertragen. Dieses Modell dient dann als Streckenmodell für die Entwicklung und Auslegung des Flugreglers. Die Kopplung des flugmechanischen Modells und des eigentlichen Flugreglers erlaubt die schnelle Anpassung und Validierung von Reglerstrukturen und -parametern auf Veränderungen im Design des Fluggeräts. Auch die Ergebnisse späterer Erprobungsflüge hinsichtlich der flugmechanischen Eigenschaften können in das Simulationsmodell des Fluggeräts aufgenommen werden, sodass das Modell als getreues Abbild des Fluggeräts verwendet werden kann. Entwicklungs- und Erprobungszyklen für die Flugregelung können so deutlich verkürzt werden, denn diese kann kontinuierlich gegen das Streckenmodell entwickelt und optimiert werden. Werkzeuge wie Simulink-/Stateflow sind für diese integrierte Modellierung von Flugmechanik und Regler im breiten Einsatz. Zum Abschluss der Zulassung erfolgt die Verifikation und Validierung des Flugreglers im Flugversuch. Für die Übersetzung eines Reglermodells in die eingebettete Regelungssoftware gibt es verschiedene Verfahren. Neben der herkömmlichen, manuellen Übertragung in C-Code gibt es im Wesentlichen zwei Ansätze für die automatische Transformation: 1) Code-Generierung aus dem Reglermodell über eine direkte Übersetzung mit Embedded Coder oder TargetLink in embedded C, oder 2) Transformation von Simulink-/Stateflow nach SCADE mit anschließender Code-Generierung in der SCADE-Werkzeugkette. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und müssen entsprechend der strategischen Randbedingungen eines Projekts bewertet werden. Im Projekt MCAS haben wir die technischen Voraussetzungen für den Ansatz 2) untersucht. Die Transformation kann über ein marktgängiges Werkzeug wie das „SCADE Suite Gateway for Simulink“ durchgeführt werden. Auf Grund der semantischen Differenzen zwischen SCADE und Simulink/Stateflow, aber auch der Vielfalt von Modellierungskonstrukten sind nicht alle Simulink-/Stateflow-Modelle übersetzbar. In unserer Studie haben wir die bestehende Dokumentation des SCADE Suite Gateway for Simulink untersucht. Eine große Zahl weiterer Einschränkungen an Simulink-/Stateflow-Modell wurden durch die Transformationen realer Modelle ergänzt. Insgesamt konnten rund 100 Regeln gefunden werden, die die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation beschreiben. Die Regeln fallen in verschiedene Klassen: · Regeln zur Modellparametrisierung · Allgemeine Modellierungsregeln · Spezifische Regeln für Simulink · Spezifische Regeln für Stateflow · Regeln für erfolgreichen Modellvergleich Etliche dieser Regeln entsprechen best-practices der modell-basierten Entwicklung - sollten also unabhängig vom Einsatzzweck eingehalten werden. Andere Regeln sind spezifische Anforderungen, die aus den Anforderungen für eine erfolgreiche Modelltransformation abgeleitet sind. Es ist noch zu prüfen, ob diese künftig auch als allgemeine best-practices bewertet werden können und so die Qualität von Modellen in der SW-Entwicklung weiter absichern können.
© Copyright 2025 ExpyDoc