Pro & Contra Ist die private Berufsunfähigkeitsabsicherung am Ende? Für viele Menschen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu teuer oder gar nicht zu haben. Ist das private System der BU-Absicherung also am Ende? Ja, meint Verbraucherschützer Axel Kleinlein. Ganz und gar nicht, hält GDV-Mann Peter Schwark dagegen. Ihre Argumente können Sie hier nachlesen. Pro Die Pro-Stimme kommt hierbei von Axel Kleinlein, Chef der Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten (BdV). Auf dem Netzwerkportal Xing schreibt er über die Nachteile der heutigen kapitalgedeckten Berufsunfähigkeitsversicherung. Er geht in seinem Beitrag – der in Form eines Märchens geschrieben ist – darauf ein, dass viele Menschen im privaten System gar keinen Schutz bekommen, weil sie zu riskante oder anstrengende Berufe haben und sich die Absicherung nicht leisten können. Ein weiterer Kritikpunkt: die Versicherer würden nicht zahlen. Die Gesellschaften würden das Kleingedruckte der Verträge im Ernstfall gegen die Kunden verwenden. Außerdem würden ihnen „viele Hürden von den privaten Versicherungen in den Weg gelegt, um an ihre Rente zu kommen.“ Werbung Der Zauberspruch der Kapitaldeckung und der risikobasierten Kalkulation habe sich als unwirksam herausgestellt, als Nebelschwade, die genau diejenigen ohne Schutz ließe, die körperlich hart arbeiten und wenig verdienen. Und die Moral von Kleinleins Märchen? Nun müssten die Politiker entscheiden, was weiter geschehen soll. Eine Fortführung der privaten Berufsunfähigkeitsabsicherung hält Kleinlein nicht für zukunftstauglich. Der Pfefferminzia Newsletter ‐ für Versicherungsprofis www.pfefferminzia.de Contra Die Gegenposition zu Kleinlein nimmt Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Branchenverbands GDV, ein. „Wer den Schutz gegen Berufsunfähigkeit in die Sozialversicherung zurückverlagern möchte, übersieht eines: Sozialpolitisch geht es der Gesellschaft nicht um den Schutz der konkreten beruflichen Tätigkeit. Denn: Wer nur berufsunfähig (BU), aber nicht erwerbsunfähig (EU) ist, kann auch noch in einem anderen Beruf arbeiten – etwa der Bäcker mit Mehlstauballergie. Warum also soll die Solidargemeinschaft der Zwangsversicherten dafür zahlen, dass ein Einzelner für sich einen gesundheitsbedingten Berufswechsel für unzumutbar hält?“, schreibt er ebenfalls auf Xing. Genau das sei vor nunmehr 15 Jahre auch der Grund dafür gewesen, die Absicherung gegen die Folgen einer Berufsunfähigkeit aus dem staatlichen Katalog zu streichen. Der Sozialstaat habe sich auf den Schutz der Arbeitskraft – also das Risiko der Erwerbsunfähigkeit – konzentrieren und seine Mittel nicht mehr für den Schutz des individuellen Berufsstatus ausgeben wollen. Preiswerter Schutz war nie versprochen Zudem habe niemand, auch die Politik nicht, 2001 versprochen, dass der private Sektor für jeden jederzeit einen preiswerten BU-Schutz anbieten müsse. Trotzdem habe sich der Markt seit 2001 dynamisch entwickelt: Schwark: „Mittlerweile gibt es 17 Millionen EU/BU-Policen mit einer versicherten Summe von rund 1.640 Milliarden Euro. Nach Aussage von Rückversicherern gibt es keinen anderen Markt in der Welt, in dem optionaler BU-Schutz derart entwickelt und verbreitet ist.“ Warum viele Kunden dennoch keine BU-Police hätten, habe viel mit den Kunden selbst zu tun. „Viel zu viele verdrängen das Risiko, halten es einfach für extrem unwahrscheinlich oder möchten den dafür nötigen Preis nicht bezahlen. So belegen Umfragen, dass körperlich Tätige im Schnitt nicht bereit sind, mehr als 45 Euro im Monat für guten BU-Schutz von 60 Prozent des Gehalts auszugeben. Das reicht meist nicht aus.“ Manchmal spiele aber auch die Risikoprüfung eine Rolle. Die Analysen des Verbands würden aber zeigen, dass auf 94 Prozent aller Anträge ein Versicherungsangebot folge. Schwark: „Das zeigt, die Versicherer arbeiten intensiv am Ausbau dieser Risikodeckung. Denn Geld verdienen sie nur mit Versicherungsverträgen, nicht mit Ablehnungen. Der Pfefferminzia Newsletter ‐ für Versicherungsprofis www.pfefferminzia.de Dieser Artikel erschien am 18.08.2016 unter folgendem Link: http://www.pfefferminzia.de/pro--contra-ist-die-private-berufsunfaehigkeitsabsicherung-am-ende-1471512807/ Der Pfefferminzia Newsletter ‐ für Versicherungsprofis www.pfefferminzia.de Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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