| HOF & FELD 41 Futtergerste optimal einsetzen Teilweise sind bei der Gerste Hektolitergewichte deutlich unter 60 geerntet worden. Das Hektolitergewicht ist aber zur Futterwertbeurteilung nicht geeignet, da eine Getreidepartie mit einem hohen Hektolitergewicht nicht automatisch einen hohen Futterwert zur Folge hat. Sybille Patzelt, Dr. Gerhard Stalljohann, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, und Johannes Hilgers, Schweinevermarktung Rheinland w. V., erklären, worauf Sie achten müssen. In der Schweinefütterung wird beispielsweise den wertbestimmenden Inhaltsstoffen des Getreides große Bedeutung beigemessen. Das sind die Rohnährstoffe Rohprotein mit den darin enthaltenen Aminosäuren, Rohfett, Stärke, Rohfaser und hieraus resultierend letztlich der Energiegehalt, der als Umsetzbare Energie (ME-Schwein) angegeben wird. All diese Kriterien lassen sich aber nicht im Entferntesten über das Hektolitergewicht erfassen, sodass dieses Maß mehr als fragwürdig ist. In der Schweinefütterung bestimmt sich der Wert einer Getreideart ▶ Tabelle 1: Orientierungswerte (Höchstwerte) für Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) (mg/kg Futtermischung; bei 88 % T) Tierart/Tierkategorie DON ZEA Schwein weibliche Zuchtschweine vor der Geschlechtsreife 1,0 0,05 Mastschweine und Zuchtsauen 1,0 0,25 Rind Kälber 2,0 0,25 weibliche Aufzuchtrinder und Milchkühe 5,0 0,50 Mastrinder 5,0 – 5,0 – ganz wesentlich durch die Aminosäurenanteile. Relevant sind dabei die erstlimitierenden Aminosäuren Lysin, Methionin/ Cystin, Threonin und Tryptophan. Aminosäuren lassen sich nicht vor Ort, sondern nur im Labor bestimmen. Die Lysingehalte von Gerste schwanken in diesem Jahr zum Beispiel zwischen 3,0 g und 5,7 g je kg. Das sind riesige Differenzen, die nicht nur den finanziellen Wert des Getreides bestimmen, sondern auch eine wichtige Rolle in der Rationsgestaltung spielen. Um eine repräsentative Probe zu erhalten, sollte an mehreren Stellen einer Partie Getreide entnommen, in einem sauberen Eimer gesammelt und anschließend gemischt werden. Von dieser Mischprobe sollten dann etwa 500 g in eine saubere Plastiktüte gefüllt werden. Den Probenbeutel verschließen und zur Identifizierung mit einem wasserfesten Stift gut leserlich beschriften. Als Begleitpapier sollte das Auftragsformular „Grobfutter“ benutzt werden. Ein stärkerer Befall mit Fusarienkeimen, die insbesondere beim Schwergetreide, wie Weizen oder Triticale, verstärkt vorkommen und zusätzlich mit einem Befall an Mykotoxinen, vornehmlich Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA), gekoppelt sein können, ist zu beobachten. Falls Verdachtsmomente oder -symptome auf einen Mykotoxinbefall hindeuten sollten, kann eine entsprechende Untersuchung der Getreideprobe bei der LUFA in Münster Klarheit verschaffen. Huhn Legehennen/Masthühner Quelle: BMVEL, 2000 LZ 32 · 2016 In Tabelle 1 sind Höchstwerte für Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon Ein geringes Hektolitergewicht ist kein zuverlässiger Hinweis auf den Energiegehalt, Preisabzüge für niedrige Hektorlitergehalte lassen sich nicht mit einem geringeren Futterwert begründen. Foto: Johannes Hilgers | 42 HOF & FELD ▶ Tabelle 2: Richtwerte (empfohlene Höchstwerte) der EU zu Mykotoxinen in Futtermitteln für Schweine (2006/576/EG, vom 17. August 2006) Mykotoxin Deoxynivalenol (DON) Zearalenon (ZEA) Ochratoxin A Fumonisin B1 + B2 Zur Fütterung bestimmte Erzeugnisse mg/kg (ppm) Futter mit 88 % TM Getreide und Getreideerzeugnisse*) 8 Maisnebenprodukte Ergänzungs- und Alleinfuttermittel Getreide und Getreideerzeugnisse*) Maisnebenprodukte Ergänzungs- und Alleinfuttermittel – für Ferkel und Jungsauen – für Sauen und Mastschweine Getreide und Getreideerzeugnisse*) Ergänzungs- und Alleinfuttermittel Mais- und Maiserzeugnisse**) Ergänzungs- und Alleinfuttermittel 12 0,9 2 3 ▶ Die LUFA NRW gewährt 20 % Rabatt 0,1 0,25 0,25 0,05 60 5 *) umfasst auch Getreidegrünfutter und -raufutter (GPS), **) umfasst auch Maisgrünfutter und -raufutter (CCM, Maissilage) ▶ Tabelle 3: Mykotoxinbelastungen im Getreide vorbeugen Maßnahme Getreide (Korn) Reinigung nach Ernte x gezielte Konservierung (organische Säuren) x Feuchtgetreide (vermahlen) x Silierzusatz (MSB, heterofermentativ) zusätzliche Belüftung (Restwärmeentzug, < 15° C) x hohe Vermahlungstemperaturen beim Einlagern vermeiden (Kondensfeuchte Silorand) x Vorschub einhalten (> 10 bis 15 cm/Tag) x glatte Anschnittsflächen herstellen x frisches Getreide langsam anfüttern (nach ein oder zwei Wochen, bei Säurezusatz) (ZEA) der einzelnen Tierarten aufgelistet und in Tabelle 2 empfohlene Höchstwerte der EU zu Mykotoxinen in Futtermitteln für Schweine. Wie einer Mykotoxinbelastung im Getreide aus Sicht der Fütterung vorgebeugt werden kann, ist Tabelle 3 zu entnehmen. x kein Einsatz bei Sauen und Ferkeln x x eventuelle Mykotoxinbinder einsetzen (Hefe, BT-Hefe, Probiotika) x x Mast: belastete Partien verschneiden x x Vitamingehalte erhöhen (200 mg Vit. C, 100 mg Vit. E je kg Futtermischung) x x Spurenelementgehalte erhöhen (150 mg Fe, 100 mg Mn, 0,5 mg Se je kg Futtermischung) x x Im Rahmen von Beratungsverträgen mit der Landwirtschaftskammer NordrheinWestfalen erhalten Sie 20 % Rabatt auf alle Futtergetreideuntersuchungen der LUFA NRW. Die NIRS-Analyse zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und des Futterwertes kostet somit nur noch 24 € plus Mehrwertsteuer. Der Rabatt gilt auch für alle Zusatzuntersuchungen, zum Beispiel auf Mykotoxine oder Mineralstoffe. Hier empfiehlt es sich, Calcium und Phosphor zu untersuchen, insbesondere in Verbindung mit einer stark N-P-reduzierten Fütterung sowie zur Erstellung von Nährstoffvergleichen. Voraussetzung für den Rabatt ist die Angabe des produktionstechnischen Beraters als Durchschriftenempfänger. Von ihm erhalten Landwirte auch die speziellen Aktionsformulare. Die Untersuchungen der LUFA NRW bieten eine gute Möglichkeit, um genaue Kenntnis über die Qualität des eingesetzten Futtergetreides zu bekommen, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere zu erhalten und Fütterungsrisiken zu minimieren. Das Formular für die Untersuchung kann als pdf-Datei unter www.viehvermarktung-online.de ◀ heruntergeladen werden. Tierwohl-Atlas NRW erschienen Was wird zu Fragen des Tierwohls bei landwirtschaftlichen Nutztieren in Nordrhein-Westfalen erforscht? Welche Forschungseinrichtungen, Organisationen, welcher Verband oder welches Unternehmen widmen sich im Rahmen von geförderten Projekten diesem Themenkomplex? Und wie sehen diese Studien aus? Erstmalig liefert der Tierwohl-Altas einen Überblick darüber, in welcher Weise und zu welchen Bereichen zur Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit in der Schweine- und Rindfleischerzeugung, der Milchwirtschaft sowie der Geflügelfleisch- und Eierproduktion in NRW gearbeitet wird und wer aktiv beteiligt ist. In mehr als 100 Projekten, die zwischen 2009 und 2015 durchgeführt wurden, sind tierschutzrechtliche, ethische und wirtschaftliche sowie wissenschaftliche Aspekte der Maßnahmen zur Veränderung und Verbesserung der Lebensbedingungen für landwirtschaftliche Nutztiere betrachtet worden. Möglich wurde diese Zusammenstellung durch das Förderprogramm „Umweltgerechte und Standortgerechte Landwirtschaft“ des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Tierwohl-Atlas NRW ist ein wertvoller Wegweiser für alle, die sich wissen- schaftlich mit Fragen des Tierwohls befassen. Die Übersicht für NRW entstand auf Initiative eines Gemeinschaftsprojektes der beiden Hochschulen Rheinische FriedrichWilhelms-Universität Bonn und Fachhochschule Südwestfalen. Als Mitglieder von KONN, dem Kompetenznetzwerk Nutztierforschung NRW, tragen sie maßgeblich zur Förderung des Wissenstransfers in die Praxis bei. Der Tierwohl-Atlas NRW ist im Shaker-Verlag (www.shaker-verlag.de) erschienen. Das Buch umfasst 284 Seiten, ISBN 978-3-8440-4354-9, und kostet 34,90 €. Das Buch steht auch als OnlinePublikation auf der Internetseite des Ver◀ lages zur Verfügung. LZ 32 · 2016
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