Schnäppchen oder Verlustgeschäft?

Immobilien-Investition in Großbritannien
Schnäppchen oder Verlustgeschäft?
Bisher war der britische Immobilieninvestment-Markt einer der attraktivsten weltweit. Vor allem London
als Wirtschafts- und Finanzmetropole galt lange Zeit als einer der begehrtesten Märkte für
Immobilieninvestments der Welt.
Dies lag nicht zuletzt an den Standortvorteilen, die London und der Rest Großbritanniens mit sich bringt
und viele Unternehmen und Investoren lockte: So macht die dort als Amtssprache vorherrschende
Weltsprache Englisch Investments für Ausländer einfacher und zugänglicher. Mitunter auch ein Grund,
warum London zum bevorzugten Ort für den ausländischen Firmensitz von Unternehmen wurde, die am
europäischen Markt partizipieren wollten.
Passporting sei Dank, konnte man von London aus auch europaweit operieren. Zudem ist London die
unangefochtene Finanzmetropole Europas. Alle Finanzinstitute, die Rang und Namen haben, residieren
dort. Hinzukommt der große Pool an Talenten und Top-Universitäten. Für viele Unternehmen ist dies
gepaart mit den vielen Steuervorteilen und der unternehmerfreundlichen Regulierung nahezu ein
Paradies.
Investment-Hotspot UK
Seit dem 24. Juni ist die Stimmung getrübt. Die britischen Bürger haben gegen den Verbleib in der EU
und für den Brexit gestimmt. Bereits vor dem Referendum war leichte Katerstimmung am britischen
Immobilieninvestment-Markt zu spüren. Denn zunehmende Unsicherheit machte sich breit. So waren
teilweise schon in der ersten Jahreshälfte 2016 sinkende Investitionsvolumina bei
Immobilientransaktionen zu erkennen.
Nun ist es amtlich und das ganze Ausmaß zeichnet sich langsam ab: Immobilien-Investoren befinden
sich aktuell in einer abwartenden Haltung, was Engagements in Großbritannien angeht. Zudem ist ein
erster Preisrückgang bei Immobilien zu erkennen.
Insgesamt sorgt der Brexit für eine umfassende Volatilität über alle Investmentmärkte hinweg – von
dem auch die Immobilien – das sogenannte „Betongold“ - betroffen sind. Hinzu kommt noch der
Währungsverfall: Direkt nach der Bekanntgabe der Referendum-Ergebnisse fiel das britische Pfund auf
ein 31-Jahres-Tief.
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Aber was ist in Zukunft zu erwarten? Die zukünftige und finale Entwicklung ist aktuell nicht abzusehen
und hängt wohl vielmehr von den weiteren Verhandlungen über den Status Großbritanniens ab.
Wenn der Brexit für die britischen Bürger zu einer Art „Mogelpackung“ wird – sprich, wenn das
Vereinigte Königreich durch entsprechende Abkommen mehr oder weniger wirtschaftlich Teil der EU
bleibt, weiterhin vom Passporting profitiert und Teil des EU-Binnenmarktes bleibt, werden gravierende
Veränderungen ausbleiben.
Nach den aktuell anfänglichen Schwankungen und Unsicherheiten wird sich der Markt in diesem Falle
wieder normalisieren und stabilisieren. Scheidet Großbritannien jedoch tatsächlich vollkommen aus
dem Markt aus, ist mit einer massiven Abwanderung von Unternehmen und ausländischen
Arbeitskräften zu rechnen.
Dies hätte einschneidende Auswirkungen auf den Immobilieninvestment-Markt. Der heißgelaufene
Immobilienmarkt Großbritanniens und vor allem auch Londons würde dann sicherlich einen drastischen
Preissturz mitmachen. Vor allem Büroimmobilien und auch Einzelhandelsflächen sind stark von der
Konjunktur abhängig und laufen besonders Gefahr einen Preisverfall zu erleiden.
Dennoch tut man gut daran, mittelfristig abzuwarten wie sich der Markt genau entwickelt. Denn die
britische Regierung wird wohl nicht tatenlos zusehen und entsprechende Vorkehrungen treffen. Dies
könnten niedrigere Steuern oder gar eine (noch) bessere Regulierung sein.
Schnäppchen oder Verlustgeschäft?
Aber was bedeutet das alles nun für Anleger? Macht es Sinn die Gelegenheit beim Schopf zu greifen
und bei dem aktuellen Tiefstand des britischen Pfundes zu investieren? Wird eine Investition direkt nach
dem Brexit wirklich zu einem Schnäppchen oder eher zu einem Verlustgeschäft? Fakt ist, dass
Investitionen in der aktuellen Situation mit hohen Unsicherheiten und damit auch entsprechenden
Risiken verbunden sind.
Das gesunkene britische Pfund sollte kein alleiniger Anreiz sein, in Immobilien zu investieren, da es
dann förmlich einer Kombination aus Währungswette und Real Estate Investment gleicht, was
methodisch nicht sauber wäre. Für wirkliche Schnäppchen ist es wohl auch noch zu früh. Die Preise
sind zwar leicht gesunken und auch das Pfund ist abgesackt, dennoch haben sich die Preise noch nicht
richtig angepasst.
Vielmehr befindet sich der Markt aktuell in einer Art Schockstarre. Und dieser wird sich weiter
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hinziehen. Der aktuelle Druck auf den Markt wird so lange währen, bis die Verhandlungen zwischen
dem Vereinigten Königreich und der EU abgeschlossen sind. Ob man also wirklich ein Schnäppchen
oder ein Verlustgeschäft macht, stellt sich daher erst zu gegebener Zeit – nach dem vollzogenen
Austritt – heraus.
Über den Autor:
Dr. Thomas Schneider ist Mitgründer und Chief Investment Officer von Brickvest, der Online-Plattform
für Immobilien-Crowdinvestments. Gemeinsam mit Emmanuel Lumineau und Adalbert Wysocki
gründete er Brickvest 2014. Unter www.brickvest.com können Anleger bereits mit kleineren Beiträgen in
nationale und internationale Immobilienprojekte investieren.
Dieser Artikel erschien am 18.08.2016 unter folgendem Link:
https://www.private-banking-magazin.de/immobilien-investition-in-grossbritannien--schnaeppchen-oder-verlustgeschaeft-1471425902/
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