Fragen & Antworten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Was bedeutet ADHS? Die Abkürzung ADHS bezeichnet eine so genannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Diese ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Betroffen sind ca. zwei bis sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren. Charakteristisch für die Erkrankung sind folgende drei Hauptsymptome: • Hyperaktivität (übersteigerter Bewegungsdrang) • Unaufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit) • Impulsivität (unüberlegtes Handeln) In Anspielung auf den typischen Bewegungsdrang vieler ADHS-Kinder heißt es im Volksmund auch das „Zappelphilipp-Syndrom“. Der Oberbegriff ADHS umschreibt auch die Ausprägung der Erkrankung, bei der keine hyperaktiven Verhaltensweisen beobachtet werden, sondern nur Aufmerksamkeitsstörungen vorliegen. Wie äußern sich die Symptome? !!!#*!!aaaa Charakteristisch für eine ADHS sind die drei Symptombereiche: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Allerdings hat nicht jedes unruhige oder unaufmerksame Kind eine ADHS. Typisch ist, dass die Verhaltensauffälligkeiten weder dem Alter noch dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen und sich nicht von alleine wieder bessern. Von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung spricht man erst dann, wenn die Verhaltensstörungen über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten bestehen und in verschiedenen Lebensbereichen wie Familie, Schule oder Freizeit gleichzeitig auftreten. Die einzelnen Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und müssen nicht alle gleichzeitig auftreten. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität, wobei beide Formen eine unterschiedliche Geschlechterverteilung aufweisen. Beide kommen bei Jungen und Mädchen vor, aber bei Jungen dominiert der hyperaktive Typ („Zappelphilipp“), während Mädchen eher zur verträumten, unaufmerksamen Variante („Traumsuse“) gehören. Hyperaktive Kinder und Jugendliche • zappeln häufig mit Händen und Füßen oder rutschen auf dem Stuhl herum • verhalten sich allgemein sehr unruhig • haben meist Schwierigkeiten, still zu sein • sind oft in Bewegung, laufen und klettern in unpassenden Situationen herum • reden häufig dazwischen Unaufmerksame Kinder und Jugendliche • haben es schwer, sich zu konzentrieren oder länger aufmerksam zu sein • lassen sich leicht ablenken und haben wenig Ausdauer beim Spielen oder beim Erledigen von Aufgaben • sind übermäßig vergesslich; haben Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren • führen Aufträge oft nicht vollständig zu Ende, z. B. Schularbeiten Impulsive Kinder und Jugendliche • platzen häufig mit Antworten heraus, bevor eine Frage beendet worden ist • können nur schwer warten, bis sie an die Reihe kommen • reden unüberlegt, viel und ungebremst • sind in vielem, was erledigt werden muss, eher sprunghaft und wenig zuverlässig Welche Ursachen hat die ADHS? Obwohl die Entstehungsursachen immer noch nicht vollständig geklärt werden konnten, weiß man heute, dass eine Funktionsstörung im Gehirn für die Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich ist. Bei ADHS-Kindern ist in bestimmten Hirnabschnitten das sensible System der Botenstoffe, die Reize von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleiten, ins Ungleichgewicht geraten. Eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen spielen die beiden Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin. Man geht davon aus, dass bei einer ADHS-Erkrankung Dopamin im Zwischenraum zwischen zwei Nervenzellen, dem sogenannten synaptischen Spalt, nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Die Unterversorgung mit diesem Botenstoff führt zu einer gestörten Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen. Reize werden nur schlecht und unzureichend gefiltert. Dadurch entsteht eine dauerhafte Reizüberflutung im Gehirn des Kindes. Die für ADHS typischen Auffälligkeiten, wie unaufmerksames, impulsives und hyperaktives Verhalten, sind auf die Fülle einströmender, unsortierter Reize und deren mangelnde Informationsverarbeitung zurückzuführen. Da ADHS oft familiär gehäuft auftritt, scheinen genetische Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von ADHS zu spielen. Wie wird eine ADHS diagnostiziert? Die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ist ein komplexer Prozess, der entsprechende Fachkenntnis erfordert. Eine Diagnose sollte deshalb nur von einem Facharzt vorgenommen werden. Das kann zum Beispiel ein Kinder- und Jugendpsychiater oder ein erfahrener Kinderarzt sein, der sich auf die Diagnostik und Behandlung von ADHS spezialisiert hat. Detaillierte Befragungen des Kindes und seines Umfelds (Eltern, Erzieher, Lehrer etc.), Verhaltensbeobachtungen und verschiedene psychologische Tests gehören zum Diagnoseprogramm. Hinzu kommen körperliche und neurologische Untersuchungen u.a. der Bewegungskoordination und der Sinnesorgane. Auch eine Ableitung der Hirnströme (EEG) kann von Nutzen sein. Was bedeutet ADHS für den Patienten? Positive Verhaltensweisen des Kindes sollten gelobt und belohnt werden, seien sie noch so klein. ADHS-Kinder haben viele positive Eigenschaften und Verhaltensweisen wie beispielsweise Kreativität und Hilfsbereitschaft. Die ADHS beeinträchtigt trotz normaler Intelligenz meist die Leistungen in Schule oder Ausbildung. Impulsivität und geringe Anpassungsfähigkeit belasten oft das Verhältnis zu Gleichaltrigen. Wegen ihrer Verhaltensauffälligkeiten können ADHS-Kinder häufig auf Ablehnung stoßen und so durch ihre Erkrankung in die Rolle des Außenseiters geraten. Zudem wird das Zusammenleben in der Familie beeinträchtigt. Die sozialen Auswirkungen der ADHS können ein negatives Selbstbild, Rückzug und Depressionen verursachen. Kindern mit ADHS kann eine Therapie helfen, ihre individuellen Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Wie wird die ADHS behandelt? Die ADHS ist nicht heilbar, jedoch mit gutem Erfolg behandelbar. Die Eltern betroffener Kinder und Jugendlicher sollten sich darum kümmern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und das von Kinder- und Jugendpsychiatern empfohlene Therapieangebot zu nutzen. Die Behandlung umfasst mehrere Therapiebausteine, die der individuellen Situation und dem Lebensalter entsprechend angepasst werden. Hierzu gehören: • Umfassende Aufklärung und Information der Patienten und deren Eltern • Elterntraining und Interventionen in Kindergarten/ Schule zur Verminderung des überaktiven und aggressiven Verhaltens • Verhaltenstherapie des Patienten zur Verminderung impulsiven und unorganisierten Verhaltens (Selbst management) • Gegebenenfalls Behandlung mit Medikamenten zur Verminderung der ADHS-Hauptsymptome Die Behandlung einer ADHS sollte immer individuell erfolgen und das Alter des Kindes, die spezielle Lebenssituation und den Schweregrad der Symptome berücksichtigen. Idealerweise findet sie in Rückkoppelung zwischen Arzt, Eltern und Lehrern statt. Was können Eltern noch tun? Klare Regeln und Zeiten (z. B. für Hausaufgaben) geben dem Alltag Struktur. Eltern sollten selbst versuchen, die ihrem Kind vorgegebenen Regeln einzuhalten, und das Kind dabei durch Aufgabenpläne oder Stoppschilder unterstützen. Kleinere, aber fest definierte Aufgaben im Haushalt fördern die Selbstständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein. Positive Verhaltensweisen des Kindes sollten gelobt und belohnt werden, seien sie noch so klein. ADHS-Kinder haben viele positive Eigenschaften und Verhaltensweisen wie beispielsweise Kreativität und Hilfsbereitschaft. Diese Stärken zu erkennen, zu fördern und so häufig wie möglich positiv einzusetzen, ist eine wichtige Aufgabe. Was bedeutet ADHS langfristig? Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ist eine chronische Erkrankung. Nach derzeitigem Erkenntnisstand ist sie nicht grundsätzlich heilbar. Eine Behandlung von ADHS zielt deshalb darauf ab, die Verhaltensstörungen soweit zu regulieren, dass die betroffenen Kinder sich normal entwickeln können bzw. eine normale Entwicklung nicht gefährdet ist. Das heißt, die Betroffenen können lernen, mit Ihrer Erkrankung umzugehen und ihr Verhalten besser zu kontrollieren Für das Kind ist entscheidend, dass bei einer Behandlung seine Lebensbereiche insgesamt im Blick bleiben, damit das Kind in der Familie, der Schule und auch bei den nachmittäglichen Freizeitaktivitäten stabile soziale Beziehungen aufbauen kann. Denn nur eine individuelle und umfassende Behandlung kann optimal den Verlauf und die Ausprägung der Erkrankung positiv beeinflussen, so dass Kinder und Jugendliche mit ADHS selbstbestimmt am normalen, sozialen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen sowie ein gesundes Selbstwertgefühl ausprägen und die Chance auf ein erfülltes Leben haben können. Zahlen & Fakten 2–6 % Etwa (300.000–500.000) der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben eine ADHS. 3–6 Mal Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Häufigkeit von ADHS Die in Europa und dem Rest der Welt ist ungefähr gleich. Sie ist in letzter Zeit nicht gestiegen, auch wenn dies aufgrund der Präsenz in den Medien und auch der gestiegenen Ansprüche in der Schule gelegentlich den Anschein hat. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um eine Informationsbroschüre handelt, die den Arztbesuch nicht ersetzt. Bei Rückfragen kontaktieren Sie bitte in jedem Fall Ihren behandelnden Arzt. Johnson & Johnson Platz 1 41470 Neuss www.janssen.com/germany 100112728 Janssen-Cilag GmbH
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