Mitteilung für kirchliche Medien, 18. August 2016 JA zum geordneten Atomausstieg Der ökumenische Verein oeku Kirche und Umwelt befürwortet die Energiestrategie 2050 und empfiehlt, am 27. November 2016 auch die Initiative für einen geordneten Atomausstieg zu unterstützen. Die alten Atomanlagen sind ein wachsendes Sicherheitsrisiko. Der geordnete Ausstieg aus der Atomenergie ist ethisch geboten, technisch machbar und auch aus wirtschaftlichen Gründen vernünftig, meint der Vorstand von oeku Kirche und Umwelt. Mit der Energiestrategie 2050 soll mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und mit Effizienzmassnahmen der Stromverbrauch stabilisiert und der Strom aus Kernkraftwerken schrittweise ersetzt werden. Was jedoch in der Strategie fehlt, ist die geplante Stilllegung der alten Kernkraftwerke. Beznau I ist mit einer Betriebsdauer von fast 47 Jahren weltweit das älteste Kernkraftwerk, das überhaupt noch in Betrieb ist. Es wird zunehmend zum Sicherheitsrisiko. Aufgrund des europaweiten Booms der erneuerbaren Energien, liegen die Strommarktpreise heute tiefer als die von den Kernkraftwerkbetreibern angegebenen Gestehungskosten. Diese Kostenentwicklung hat dazu geführt, dass sie zu wenig mit dem Stromverkauf verdienen, um die laufenden Kosten, die Sicherheitsnachrüstungen sowie die Einzahlungen in den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds leisten zu können. Bisher sind die politischen Instanzen aus Furcht vor Entschädigungsforderungen der Betreiber davor zurückgeschreckt, die Laufzeit von Kernkraftwerken zu begrenzen. Die Werke dürfen so lange betrieben werden, wie die Sicherheit es zulässt, wird immer wieder betont. Ob Entschädigungsforderungen angesichts der aktuellen Marktlage überhaupt Aussicht auf Erfolg haben, ist umstritten. Kirchliche Institutionen für den Atomausstieg Kirchen und kirchliche Institutionen haben sich in der Vergangenheit auf verschiedener Ebene für den Ausstieg aus der Kernenergie ausgesprochen. Menschen sind selbst Geschöpfe, endlich und fehlbar, und zugleich berufen zur verantwortlichen Haushalterschaft für die Gaben der Schöpfung. Nach Meinung der oeku verlangt verantwortliche Haushalterschaft heute dringend, die bestehenden Kernkraftwerke geplant vom Netz zu nehmen: • Die eingetretenen Reaktorunfälle (Harrisburg 1979, Tschernobyl 1986, Fukushima 2011) zeigen, dass auch hochkomplexe Gesellschaften letztlich nicht in der Lage sind, diese Technik in der notwendigen Weise zu beherrschen. Westeuropa trägt das weltweit höchste Risiko einer radioaktiven Kontamination durch schwere Reaktorunfälle. • Für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle besteht in praktisch keinem Land ein betriebsbereiter Lösungsansatz. Nach weit über vierzig Betriebsjahren soll der Standortentscheid in der Schweiz erst 2027 gefällt werden. Die Lösung des Endlagerproblems wird somit den späteren Generationen überlassen. Das widerspricht diametral der Gerechtigkeit gegenüber künftigen Generationen. • Für die Stilllegung, den Abbau und die Entsorgung der bestehenden Werke wird in jedem Fall die Allgemeinheit Verantwortung übernehmen müssen. Kosten werden mit oder ohne politischen Ausstiegsentscheid anfallen, und sei es nur durch den dauerhaft unrentablen Betrieb. Die einseitige Furcht vor Entschädigungsforderungen ist darum unbegründet. Das Risiko einer atomaren Katastrophe ist bei einem Weiterbetrieb veralteter Werke hingegen sehr real. • Die Alternativen zur Kernenergie – Energieeffizienz, erneuerbare Energien wie Wasser-, Sonnen- und Windenergie – sind ausgereift, konkurrenzfähig und weniger risikobehaftet. oeku Kirche und Umwelt empfiehlt darum aus Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt ein JA zur Volksinitiative für einen geordneten Atomausstieg, die am 27. November 2016 zur Abstimmung kommt. oeku-Posititionspapier: www.oeku.ch/de/documents/oeku-StellungnahmeAtomausstieg2016_final.pdf Auskünfte: Kurt Zaugg-Ott, Dr. theol., oeku Kirche und Umwelt, Tel. 031 398 23 45, [email protected] oeku Kirche und Umwelt Eglise et environnement Chiesa e ambiente Baselgia ed ambient Schwarztorstrasse 18 Postfach 3001 Bern PC 34-800-3 T 031 398 23 45 [email protected] www.oeku.ch
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