AZ Aarau, vom: Mittwoch, 17. August 2016

LENZBURG-SEETAL 29
AARGAUER ZEITUNG
MITTWOCH, 17. AUGUST 2016
«Baggern kann man nicht lernen»
Seon Regierungsrat Urs Hofmann besuchte die Firma Hauri Kiesgruben und Transport AG
VON FRITZ THUT
Der Wirtschaftsminister auf einem Mondspaziergang? Oder inmitten von Schneehaufen? Mitten im Sommer Bilder wie im
Winter oder von einem anderen Stern. In
der gleissenden Sonne strahlen die Berge
von Kies und Sand wie ein Gletscher.
Regierungsrat Urs Hofmann hat zusammen mit seiner Entourage im Rahmen der
monatlichen Firmenbesuche in Seon eine
ihm neue Branche, ja neue Welt kennen
gelernt: Bei der Firma Hauri Kiesgruben
und Transport AG erfuhr er, wo ein eng
mit der Bauwirtschaft verflochtener Betrieb der Schuh drückt und wie hier die
Herausforderungen angepackt werden.
Roland Bertschi freute sich, den hohen
Gast aus Aarau am Firmensitz im Pfaffenbiel begrüssen zu können. Zusammen mit
seinem Bruder Thomas und seiner Cousine Theres Suter leitet Roland Bertschi aktuell den Familienbetrieb. «Unser Grossvater Ernst Hauri hat die Firma 1932 gegründet und sie anschliessend an drei
Schwiegersöhne weitergegeben. Wir sind
also nun die dritte Generation», blickte
Roland Bertschi kurz zurück.
Omnipräsentes «Hauri-Grün»
Inzwischen wurde die Firma in verschiedene Aktiengesellschaften aufgegliedert. In der Region sind die Fahrzeuge im
typischen «Hauri-Grün» (mit einem deutlichen Blau-Stich) auf vielen Baustellen omnipräsent: Entweder transportieren sie
Material aus Aushüben und Abbrüchen
(Roland Bertschi: «Heute sagt man Rückbau») in die Zentrale zum Deponieren
und Recyceln. Oder liefern von dort Sand,
Kies oder fertig angemachten Beton aus.
Viele Mitarbeiter sind ihrem Arbeitgeber seit Jahren treu. Und sie werden in
der Chefetage geschätzt. Urs Hofmann erfuhr, dass gewisse Arbeiten auch hier Talent verlangen: «Baggern kann man nicht
lernen», verriet Roland Bertschi.
Die Dimensionen des Firmenareals sind
riesig. Sie umfassen die einzige und schon
fast gefüllte Inertstoffdeponie im Kanton.
Umfassende Vorschriften regeln die Ablagerung von Bauabfällen. Weil das Pfaffenbiel im Endmoränengebiet liegt, kann hier
Kies bis zu einer rekordverdächtigen Tiefe
von 75 Metern abgebaut werden. Nach dem
Regierungsrat Urs Hofmann (Mitte) bei seinem Besuch der Firma Hauri Kiesgruben und Transport AG in Seon, flankiert von Therese Suter und Roland Bertschi (beide
Mitglieder der Geschäftsleitung).
SANDRA ARDIZZONE
Rundgang entlang der Abbauzone konnten die Kantonsvertreter auch verfolgen,
wie das Rohmaterial im Kieswerk gesäubert und mit riesigen Rüttelsieben nach
Korngrösse sortiert wird. In einem separaten Turm wird vollautomatisch Beton in
verschiedensten Ausführungen gemischt.
Betonpreis 20% eingebrochen
Zurück im eindrücklichen, 2010 bezogenen Verwaltungsgebäude («aus verständlichen Gründen nicht aus Holz, sondern aus Beton», so Bertschi) wollte Urs
Hofmann den Puls fühlen. Dabei machten
30
Personen arbeiten aktuell
bei der Hauri Kiesgruben und
Transport AG; vorwiegend
Chauffeure und Maschinisten.
die Hauri-Verantwortlichen kein Geheimnis daraus, dass die Zeiten nicht einfach
sind: Man spüre deutlich ein Nachlassen
der Bautätigkeit und noch schlimmer:
«Der Preiszerfall – etwa 20 Prozent beim
Beton – macht uns Sorgen.»
Gefragt nach konkreten Wünschen an
die Politik, nannten die KMU-Vertreter –
wie die meisten ihrer Kollegen – geringere
Bürokratie und schnellere Abläufe. Auch
in einer Branche, die etwa bei Kiesabbaugebieten, eine Generation im Voraus planen muss, findet man Verzögerungen bei
Genehmigungsverfahren oder die oft als
Schikane empfundenen periodischen
Kontrollen der Fahrzeuge störend. Der
Regierungsrat signalisierte Verständnis für
diese Gefühle.
Der Besuch endete im besten Einvernehmen. Die Gastgeber zeigten sich willens, die Herausforderungen der Zukunft
mit Optimismus anzugehen. Sie haben dafür im Renommee einen wichtigen
Trumpf. Roland Bertschi: «Wir haben in
der Region sicher einen guten Ruf.» Dies
konnte Gemeindeammann Heinz Bürki
bestätigen: «Eure Firma ist sehr zuverlässig. Und dies ist für uns enorm wichtig.»
Der erste Lüpuer an Olympia Erfolgreicher Sommer
Leutwil Kunstturner Christian Baumann wurde am Montag nach seiner Rückkehr aus
Rio euphorisch empfangen.
VON ANN-KATHRIN AMSTUTZ
Leutwiler Power vom Feinsten: Sechs
Alphörner und die Musikgesellschaft
Leutwil spielen auf, als Christian Baumann triumphal auf dem Schulhausplatz Einzug hält. Um die 120 Dörfler
jubeln, Gemeinde- und Vereinsfahnen
werden geschwenkt. Es zeigt sich klar:
Man ist riesig stolz auf «euse Chregi».
Organisiert wurde der Empfang vom
Turnverein Leutwil. Präsident Bruno
Gloor sagt: «Christian ist der erste Leutwiler, der an Olympischen Spielen teilgenommen hat.» Starallüren sind dem
21-Jährigen aber fremd. «Er nimmt immer an unserem Turnerabend teil und Christian Baumann und Vertreter des TV Leutwil unterwegs zum Empfang.
AKA
zeigt eine Übung», strahlt Gloor.
Als er im Alter von fünf Jahren schon und im Team-Mehrkampf 2016 sowie
Christians Lieblingsgerät ist der Barüberall herumkletterte, schickten ihn die Teilnahme in Rio.
ren. «Da kann man sich zwischendurch
die Eltern in den Turnverein. Obwohl
«Das olympische Dorf war wunder- im Handstand ausruhen und voll auf
es Christian am Anfang nicht immer schön gemacht», erzählt Christian. das nächste Element konzentrieren.»
Spass machte, blieb er
«Und die Stimmung in Im Handstand ausruhen? Diese Aussage
dran. Mit Erfolg: Nach «An unserem Turder Halle – einfach un- zeigt: Kunstturnen ist kein ZuckerschleJahren im kantonalen
beschreiblich. Es war cken. Durchschnittlich 24 Stunden
nerabend
zeigt
er
Leistungszentrum Niedie mit Abstand grösste Training pro Woche und enorme körderlenz schaffte er 2014 immer eine Übung.»
Halle, in der ich je ge- perliche Belastungen gehören dazu.
den Sprung ins Natio- Bruno Gloor Präsident
turnt habe.» Auf die
Doch an diesem Abend wird gefeiert.
des TV Leutwil
nalkader.
Frage nach einem Ritu- Nach den Ansprachen von Bruno Gloor
Zwei Jahre später hat
al bei den Wettkämpfen und Vizeammann Ruedi Hirt lässt man
Christian ein beachtliches Palmarès meint er lächelnd: «Ich trage immer sich den reichhaltigen Apéro schmevorzuweisen: EM-Silber am Barren dasselbe Sockenmodell. Das hat sich cken. Und träumt bereits von den
2015, EM-Bronze am Pauschenpferd über die Jahre so eingespielt.»
nächsten Erfolgen.
für Sophie Lüscher
Tennis Die 13-jährige Sophie
Lüscher aus Seengen ist in
den letzten Wochen von Erfolg zu Erfolg geeilt. Zuletzt
hat sie vergangene Woche in
Basel ein internationales U14Juniorenturnier gewonnen.
VON FABIO BARANZINI
Sophie Lüscher ist in Form. Das hat sie
in den letzten Wochen eindrücklich bewiesen – zuletzt beim Tennis-EuropeU14-Turnier in Basel. Dort ist die 13-Jährige aus Seengen ihrer Favoritenrolle
als Nummer 1 der Setzliste gerecht geworden und hat das Turnier souverän
ohne auch nur einen Satz abzugeben
gewonnen.
Dabei war die Konkurrenz keinesfalls
zu unterschätzen: Im Viertelfinal hat
sie die Italienerin Rubina Marta de Ponti geschlagen, die Ende Juli das U14-Turnier an der Swiss-Junior-Trophy in
Oberentfelden gewonnen hatte, und im
Endspiel gewann sie gegen die Ostschweizerin Lisa Küng, die zwar genau
wie Lüscher uR1 klassiert ist, jedoch als
Nummer 2 ihres Jahrgangs vor der jungen Aargauerin liegt.
Starke Doppelresultate
Bereits vor dem Turnier in Basel hat
Sophie Lüscher, die seit einem Jahr an
der Tennisschule NET in Kreuzlingen
Die 13-jährige Tennisspielerin Sophie
Lüscher aus Seengen im Einsatz.
FBA
trainiert, in der Sommersaison mit guten Resultaten auf sich aufmerksam gemacht. Im slowenischen Maribor hat
sie im Doppel ein internationales U14Turnier gewonnen, an der JuniorenSchweizer-Meisterschaft hat sie sich im
Doppel die Goldmedaille gesichert, und
an der Swiss-Junior-Trophy in Oberentfelden erreichte sie in der Kategorie
U16 das Doppelfinale.
Alle drei Doppel-Erfolge feierte sie an
der Seite von Melody Hefti. Zudem hat
Sophie Lüscher, die seit wenigen Tagen
dem C-Kader von Swiss Tennis angehört, bei einem internationalen U14Turnier in Amsterdam die Halbfinals
im Einzel erreicht.