Am Abgrund des Sommerlochs

Der Pfaffenhofener
Ausgabe 8 / KW 33
FREITAG, 19. AUGUST 2016
Preis: gratis!
Gruppen im Garten
Im Herzstück
Karen Bendig organisiert in der WSP
die Gästeführungen auf der Landesgartenschau
Mit „Kreativ Küchen Kaindl“
wird die Küche zum Mittelpunkt des Wohnens
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AL DENTE
Roland Scheerer besucht
einen Schweinskopf
im Kino
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MIT GESCHICHTE
Patricia Reichensdörfer
ist mit „franz xaver“ und
Vintage-Dirndln auf
Erfolgskurs
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EMOTIONAL
Hellmuth Inderwies
über die faszinierende
Konstellation der
48. Ausstellung
im Finanzamt
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TRADITIONELL
Ein mobiler Hühnerstall
gehört zur innovativen
Landwirtschaft auf dem
Prielhof in Scheyern
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Am Abgrund des Sommerlochs
von Lorenz Trapp
Wir sitzen alle im selben Loch. Sein
Vorname ist Sommer. Man schämt
sich beinahe, dass man noch hier ist
und nicht im Irgendwo, wo Palmen
rauschen und Wellen gemächlich an
den Rand des Meeres plätschern. Es
gibt ja Verschwörungstheoretiker,
die der Behauptung nicht widerstehen können, es gebe auch Löcher
ohne Rand – eine Ahnung von Apokalypse und Armageddon; wir halten
das für Unfug – wie sonst sollten wir
am Abgrund des sommerlich auftretenden Lochs stehen?
Erstens: Selbst Loch Ness, das berühmteste Loch aller Zeiten (ausgenommen das der Beatles), hat einen
Rand; hätte es keinen, wäre das berühmteste Ungeheuer aller Zeiten
schon längst über den Rest der Welt
hergefallen wie ein bairischer Dackel
über eine Berliner Currywurst, die
einem Pfaffenhofener Volksfestbesucher nach der vierten Maß aus den
verschwommenen Fingern gleitet.
Apropos Volksfest – zweitens: Wenn
wir – von innen – über den Rand un-
seres gefühlt nur tellergroßen Sommerlochs blicken, entdecken wir am
Horizont einen hellen Schein, eine
Insel quasi auf dem hartgekochten
Ei des Columbus! Das Volksfest entsteht vor unseren trüben Augen mit
klaren Konturen, eine neue Jahreszeit, die vom 2. bis zum 13. September 2016 dauert und damit bei Weitem nicht so lang ist wie die fünfte,
die in den Wintermonaten manch
Einen, nicht nur zu leicht, sondern
auch geschmacklos gekleidet, durch
angebotene Narreteien torkeln lässt.
Wer nun glaubt, die Entdeckung
respektive Erfindung neuer Jahreszeiten sei ein Ausdruck menschlicher
Intelligenz, möge seine Begeisterung
darüber gleich wieder auf Griesgramniveau zurückschrauben: Es ist
einfach nur ein Spaß!
Sichtlich Spaß hatten 2. Bürgermeister Albert Gürtner (1. Bürgermeister befand sich zu dem Zeitpunkt
vermutlich wegen Sommerloch im
Urlaub oder wegen Urlaub im Sommerloch), Amtsleiter Hans-Dieter
Kappelmeier, die Festwirte Lorenz
und Stefan Stiftl, die Festwirtin Ju-
lia Spitzenberger und der Festwirt
Siegfried Schön, der das Plakat gestaltende Künstler Anton Oberhofer
sowie die Festwirtin Sylvia Schön,
als sie Plakat, Bierkrug und Programm des 68. Pfaffenhofener Volksfestes vorstellten. Anton Oberhofers
Plakat, dessen Motiv sich mit der
Weltkugel und dem großen Bierkrug
auf den LivCom-Wettbewerb bezieht, den die Stadt vor fünf Jahren
gewonnen hat, und – natürlich – auf
das 500-jährige Jubiläum des Reinheitsgebotes.
Falls Sie Ihre Krügerlsammlung
mit einer weiteren Kostbarkeit aufmotzen wollen: Der Ein-Liter-Salzsteinkrug, in limitierter Auflage von
elitären 100 Stück, ist die Nummer
15 der Souvenirmarke „Stück Pfaffenhofen“ und wird zum Selbstkostenpreis von 22 Euro abgegeben.
Ich werde mir für 5 Euro ein Plakat
dazukaufen, es zusammenrollen, in
den Krug stecken und 27 Euro nach
Hause in mein ganz persönliches
Sommerloch tragen (rückwirkend).
Damit spare ich exakt 3,42 Maß Bier.
Sparen ist ja angesagt, sogar in Som-
merlöchern. Klimaschutz, ließ mich
die Bayerische Umweltministerin
in einer aktuellen Pressemitteilung
wissen, fängt beim Ressourcenschutz an. Deshalb lobt die Stadt
für uns eifrige Klimaretter – wegen
des Erfolgs im letzten Jahr – erneut
einen Klimaschutzpreis aus. Mitmachen kann jeder: Der Preis richtet
sich an Privatpersonen, Unternehmen, gemeinnützige Organisationen
sowie an Schüler und Studenten
bis 26 Jahre. Vergeben wird er für
Leistungen, die im besonderen Maße
zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung im Stadtgebiet beitragen, sowie für vorbildliche Maßnahmen zur Umsetzung des Integrierten
Klimaschutzkonzepts. Sollten Sie
im Moment – sommerlochbedingt
oder weil Sie andere Sorgen quälen
– gerade keine pfiffige Idee auf dem
Tapet haben, dann schauen Sie sich
den neuen „Leitfaden zur Erstellung
kommunaler
Abfallvermeidungskonzepte“ aus dem Bayerischen
Umweltministerium an, der auf 118
Seiten eine Menge Ideen liefert. Sie
gewinnen dazu einen Eindruck, wie
in einem Ministerium gearbeitet
wird. Und Sie werden sehen, dass
man auch im dritten Jahrtausend
brillieren kann mit Vorschlägen, die
bereits in den 60er und 70er Jahren
des letzten geboren wurden und nun,
ein halbes Jahrhundert später, in ein
Sommerloch fallen. Die Grenzen des
Wachstums sind bekannt wie ein
bunter Hund und werden wie eine
Randerscheinung belächelt.
Bleiben Sie entspannt wie ich im
Sommerloch. Am Mittwoch, 24. August 2016, bietet die öffentliche Bierprobe um 17 Uhr vor dem Rathaus
einen Vorgeschmack aufs Volksfest
– mit Freibier und Brezen und musikalischer Unterhaltung durch die
„Pfahofara Buam“. Wenn’s Ihnen
dann geschmeckt hat, wenn Sie die
Freundschaft mit dem Gerstensaft
auf dem Volksfest vertiefen und
wenn Sie bei Maß drei nicht aufhören können zu zählen, dann brauchen
Sie am nächsten Morgen gar nicht zu
jammern. Setzen Sie sich einfach
nicht mit Leuten an einen Tisch,
die sich mit Leuten wie Sie an einen
Tisch setzen.
STADTKULTUR
Seite 2 | Der Pfaffenhofener
Sommer, Herbst und Kunst
Liebe Pfaffenhofenerinnen
und Pfaffenhofener,
Herzlich Ihr
Thomas Herker,
Bürgermeister
Eine kleine Warteschleife vor einem großen Herbst
von Claudia Erdenreich
Die städtische Galerie hat Sommerpause, die Künstlerwerkstatt,
die Kulturhalle und die Kämmerei
ebenfalls und auch sonst ist es ruhig
zwischen Hauptplatz und Freibad.
Was sie im Herbst zeigen oder spielen werden in den Ausstellungsräumen und auf den Bühnen ist noch
ein Geheimnis, zumindest teilweise.
Nach einem intensiven Sommer in
der Stadt voller Kultur, Spaß, Ausstellungen und Festen sind jetzt echt
Sommerferien. Ruhige, lange, etwas
langweilige Ferien. Fast so wie früher.
Wer kann, ist weg, im Süden oder
zumindest an der Ostsee oder im
Bayrischen Wald. Wer etwas auf sich
hält, schnuppert mal in Bayreuth
rein oder in Salzburg oder auch nur
auf der nächsten Freilichtbühne. Auf
dem Hauptplatz gibt es nicht einmal
ein klitzekleines Konzert oder eine
anstrengende Lesung. Die Schulen
und ihre Schüler und Lehrer sind
sowieso in wohlverdienter Ruhe. Der
Stadtrat erholt sich, und die Kulturmacher haben vor den Ferien noch
schnell die allerletzten Meldungen
verlautbart, jetzt holen sie erst einmal tief Luft.
Im Radio spielen sie schon wehmütige Lieder über den nahen Herbst
und traurige Lieben. Und tatsächlich, man riecht den Herbst, wenn
man nach draußen geht, es ist schon
ein wenig neblig morgens, und Nachrichtensprecher vermelden ohne mit
der Wimper zu zucken erste Nachtfröste. Es wird auch schon wieder
viel früher dunkel, bald, ganz bald
wird es die ersten Lebkuchen in den
Supermarkt-Regalen geben. Und
Glühwein statt Vanille-Eis. Lebkuchen-Eis gibt es ja schon.
Die Baustelle für die Gartenschau
sieht immer noch aus, als würde sie
viel lieber ein Motocross-Parcours
werden, daran ändern auch hoffnungsfrohe
Baustellenführungen
noch nicht viel. Man braucht noch
viel Fantasie, um blühende Wiesen
zu erahnen. Und noch mehr Vorstellungskraft, um tausende Besucher
auf Flanierkurs zu wähnen, zwischen
noch nicht vorhandenem Biergarten
zu noch nicht vorhandener TouristInformation.
Aber das wird, darüber braucht man
sich in Pfaffenhofen keine Sorgen
zu machen, im nächsten Jahr aufregend genug. Sogar das Volksfest
wird anders, zeitlich wie örtlich und
überhaupt. Aber dieses Jahr bleibt es
noch traditionell, Bierprobe, wie immer Festzug, Vereinsabend und einen
Regentag inklusive.
Und danach ist dann alles anders,
Schulstart und Herbst, Konzerte,
Kultur und kalte Nächte warten
schon. Ein großer regionaler Künstler
wird 80, gleich zwei Ausstellungen
gleichzeitig feiern ihn. Danach geht
es sowieso weiter mit Memo und
Rathauskonzerten, Lesungen und
Bühnenprogrammen. Dann wird die
Kleinstadt wieder quirliger als ihre
ganzen Nachbarn, wird mehr bieten,
mehr feiern, mehr bauen.
Daher ist es wichtig und gut, jetzt
nochmal intensiv zu dösen, im Freibad auf dem Handtuch oder im Gartenstuhl oder im Café. Dabei kann
man sich dann ganz ruhig die Touristen im nächsten Jahr vorstellen,
die etwas anstrengenden Lesungen
von Roland Scheerer
Jetzt habe ich mir den aktuellen
Niederbayern-Krimi „Schweinskopf al dente“ im Kino angeschaut
und dabei am Anfang auch kräftig
gelacht, aber irgendwann hat dann
alles nimmer so recht zusammengepasst. Es fängt damit an, dass
der Dienststellenleiter Moratschek
(Sigi Zimmerschied) den titelgebenden Allesfresserschädel im Ehebett vorfindet, den ihm der Superschurke Dr. Küstner (Gregor Bloéb)
hindrapiert hat, und dass das eindrucksvolle Dingsymbol dann spurlos verschwindet, ohne dass man
erfährt, wie das zugegangen ist.
So ein Schweinskopf muss ja doch
Spuren auf der Bettwäsche hinterlassen. Und die kann der Fiesling
in der Zwischenzeit ja kaum mit
dem Weißen Riesen gewaschen haben. Der Kerl ist übrigens ein Serienmörder, dessen einziges Motiv
seine abgrundtiefe Bosheit ist. Ein
bisschen mehr hätte es schon sein
dürfen. Nun gut, der Birkenberger
(Simon Schwarz) hat sich damals,
wie er selber noch Polizist war, ihm
gegenüber nicht korrekt verhalten.
Aber zu dem Zeitpunkt war der
Küstner ja schon abgrundtief böse,
das kann also nicht mehr viel ausgemacht haben.
Und überhaupt, wie konnte er wissen, dass das Wohnmobil, das er den
Hang hat hinunterrollen lassen, explodieren und sein Opfer auf dem
Fahrersitz zur Unkenntlichkeit verkohlen würde, um dann praktischerweise mit ihm verwechselt zu werden? Hm, wie? Und wieso nimmt ein
so gebildeter Mensch wie der Küstner für einen Giftanschlag einen
Bio-Cocktail aus waldfrischen Zutaten, der dann nicht gescheit wirkt?
Der Metzger Simmerl (Stephan Zinner) und der Installateur Flötzinger
(Daniel Christensen), Spezis des ermittelnden Eberhofer (Sebastian
Bezzel), spielen eigentlich bloß mit,
damit sie halt auch wieder vorkommen. Die drei sind gar nicht so
vertraut miteinander, als dass eine
entsprechende Derbheit im Umgang
sich erschließen würde. Es sind halt
irgendwelche zwei Bekannte, die
auch irgendwas erleben dürfen. Ir-
im Winter, die überraschend vielfältigen Ausstellungen. Und davor
könnte man noch die Tracht anprobieren. Den Wintermantel lassen wir
aber noch ganz lange ganz tief hinten
im Schrank und die Lebkuchen kaufen wir frühestens zum Christkindlmarkt!
Foto: Stadt Pfaffenhofen
ein neues Hallenbad wünschen wir
alle uns schon seit Jahren. Jetzt ist
die Zeit gekommen, diesen Wunsch zu
realisieren. Wie dieses Hallenbad allerdings aussehen soll, wie groß oder
„luxuriös“ wir es uns leisten wollen
– darüber gehen die Meinungen weit
auseinander. Aber genau das müssen
wir bald festlegen, um in die konkrete
Planung einsteigen zu können. Denn
möglichst bis zum Jahr 2020 soll unser neues Hallenbad fertig sein.
Sollen wir ein öffentlich nutzbares
Schul- und Sporthallenbad bauen,
etwa nach dem Muster des bisherigen
Hallenbads an der Realschule? Oder
wollen wir tiefer ins Stadtsäckel greifen und ein kleines Familienbad bauen, damit das Badengehen auch mit
Kindern mehr Spaß macht?
Diese Grundsatz-Entscheidung wollen wir nicht im Stadtrat treffen und
Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern,
aufoktroyieren, sondern wir wollen
Ihre Meinung hören. Und da es am
23. Oktober ohnehin einen Bürgerentscheid mit dem Thema „Saubere
Energie aus Windkraft“ geben wird,
nutzen wir die Gelegenheit, Sie alle
auch über das „Hallenbad für Pfaffenhofen“ entscheiden zu lassen.
Hier ist allerdings nicht das „Ob“ die
Frage, sondern das „Wie“. Denn dass
wir ein Hallenbad bauen werden, ist
längst beschlossene Sache. Jetzt ist
nur die Frage: Wie hätten Sie’s denn
gern? Wie groß und wie teuer soll es
denn sein? Die Kosten betreffend
wird vom Stadtrat – auf Basis einer
Studie – ein Kostendeckel von maximal 15 Millionen Euro vorgeschlagen,
welche im Falle einer Umsetzung allerdings nicht vollständig ausgegeben
werden müssen.
Immerhin geht es dabei ja um Steuergelder in Millionenhöhe – und zwar
über die einmaligen Investitionskosten für den Bau des Hallenbades hinaus auch um die dauerhaften Unterhalts- und Betriebskosten. Während
wir für den Bau eines reinen Schulund Sporthallenbades 8 Millionen
Euro kalkulieren, würden wir uns ein
Familienbad maximal 15 Millionen
kosten lassen. Übrigens wäre auch
damit noch längst kein großes Spaßbad mit Außenbecken und allzu viel
Schnickschnack möglich, aber zumindest etwas mehr „Luxus“ als ein
reines Schwimmbecken.
Sollte sich beim Bürgerentscheid eine
Mehrheit für das Familienbad finden,
möchten wir Sie alle im kommenden
Jahr in die weitere Planung mit einbeziehen: Bei der Ausstattung gäbe
es dann wiederum verschiedene Möglichkeiten und Varianten, bei denen
wir Sie mitreden und mitgestalten
lassen möchten.
Fest steht übrigens, dass das Hallenbad im Schulzentrum gebaut wird,
das wir ja gerade völlig neu gestalten,
und zwar auf dem gut 5.200 Quadratmeter großen Gelände der TheresiaGerhardinger-Schule. Künftig wird
die neue Grund- und Mittelschule
komplett auf der nördlichen Seite
des Gerolsbaches situiert, während
die Dreifachturnhalle, das Hallenbad
und die Parkplätze an der südlichen
Bachseite liegen. Erster Bauabschnitt
war die 2014 fertiggestellte Dreifachturnhalle. Derzeit laufen gerade der
zweite und dritte Bauabschnitt mit
dem Neubau der Grund- und Mittelschule. Sobald das neue Schulgebäude bezogen ist, also voraussichtlich
zum Jahresanfang 2018, kann das alte
Schulhaus der Gerhardinger-Schule
abgerissen werden. Und dann kann
hier der Bau unseres neuen, langersehnten Hallenbades beginnen.
Aber vorher, liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, haben
Sie das Wort: Beteiligen Sie sich am
Bürgerentscheid und geben Sie Ihr
Votum ab. Die Abstimmungsunterlagen erhalten Sie von uns vorher
automatisch per Post, sodass Sie Ihr
Kreuzchen machen können, wann Sie
wollen – und am 23. Oktober einfach
daheim bleiben können!
Freitag, 19. August 2016
Bild: Rainer Schlamp
gendwas anderes. Aber ihre lustigen
Fressen ziehen nimmer so recht, weil
man die jetzt schon kennt. Der Installateur hat was mit der Frau zweier Schwerverbrecher, und dafür wird
er einmal kräftig geschlagen, und das
war’s dann?
Und dann verlagert sich die Story
an den Gardasee, weil scheinbar alle
Beteiligten plötzlich Urlaub haben,
in Wahrheit aber, weil der Gardasee
als Lieblingsdestination der Zielgruppe eingeschätzt wird, die sich
da wiedererkennen soll. Wobei viel
Zeit damit vergeht, dass blöd-blonde
Prollfrauen tanzen wie blöd-blöde
Prollfrauen, die sie, aha, auch wirklich sind, was aber keine Handlung
ersetzt. Und viel gefühlte Zeit vergeht halt auch damit, dass der Film
einem erklärt, wer jetzt gleich wie-
der und warum genau mit welchem
Auto an den Gardasee und von da
wieder zurückfährt.
Automobilität ist also ein großes
Thema. Aber das viele Herumfahren macht den Film noch nicht zum
Roadmovie. Im „Dampfnudelblues“
war die Achtzigerjahre-Dienstkarre noch ein echter Hingucker, den
man schmunzelnd hingenommen
hat, aber beim dritten Teil fragt
man sich, weshalb das Polizeipräsidium Niederbayern nicht mal ein
Neufahrzeug beschafft hat, nachdem die skandalöse Ausstattung
durch zwei Spielfilme bayernweit
bekannt geworden ist.
Und genauso, wie der Mörder bloß
ein böser Psychopath ist, ist der
Susi ihr italienischer Lover einfach
nur ein derart primitiver Macho,
dass gegen den auch ein Eberhofer leichtes Spiel hat, auch wenn
er zuvor noch eine Faustwatschen
einstecken muss, nur damit man,
aha, versteht, wie brutal diese emotionalen Südländer doch sind. Sodass dann auch die Liebe, so schnell
schaust du nicht, gerettet ist. Aber
ist es eine Susi, die sich mit so
einem Deppen einlässt, respektive
sich derart widerstandslos zurückerobern lässt, eigentlich wert – nun
ja, zurückerobert zu werden?
Was auf eine konsequent durchgezogene Art gut kommt, ist, wie das
Privatleben Eberhofers in seinem
Dienst aufgeht, beziehungsweise
alle im Schlafanzug herumlaufen, wobei auch der Vorgesetzte
im Pyjama im Eberhofer-Anwesen
dienstliche Anweisungen erteilt,
und ein paar Gags mehr. Trotzdem,
ein zweites Mal anschauen täte ich
mir den Film nicht. Vielmehr hoffe
ich, dass bald mal jemand auf die
Idee kommt, die Holledau-Krimis
von Alexander Bálly zu verfilmen.
Da steckt jetzt mehr Potenzial drin.
Ich sehe schon den Metzgermeister
Wimmer ermitteln und den Bauunternehmer Bertram Brunnrieder
im Morgengrauen am Maibaum
baumeln.
DIE SEITE 3
Freitag, 19. August 2016
W
er zu „franz xaver“
kommt, darf probieren und plaudern,
stöbern und später
wieder
kommen,
das eigene Dirndl und die Geschichte
dazu mitbringen. Und sich natürlich
beraten lassen. Im Januar eröffnete
Patricia Reichensdörfer ihren kleinen Laden in der alten Kämmerei, sie
ist selber so erfreut wie überrascht
über den Erfolg.
Dirndl mochte sie schon immer, die
schweren Stoffe, den schönen Geruch, die Farben und Muster. Da
teure Dirndl für eine Schülerin
und später Studentin eher nicht erschwinglich sind, fing sie an, hier
und da zu schauen, auf Flohmärkten
und Haushaltsauflösungen, und die
eine oder andere Mutter oder Oma
im Freundeskreis hatte auch noch
Schätze zuhause. Und da ein Dirndl
vor allem gut sitzen muss, fing Patricia Reichensdörfer zudem an zu nähen. Nebenbei schätzten auch Freundinnen ihren Rat und ihren Fundus,
eine ordentliche Anzahl an Dirndl
hatte sich inzwischen bei ihr angesammelt. So ergriff die Studentin im
Januar die Gelegenheit und eröffnete
im Kreativquartier ihren Shop für
Vintage-Dirndl.
Ihr Laden mit dem fröhlichen Namen
„franz xaver“ liegt im Erdgeschoss,
nach vorne raus. Schaufenster oder
direkte Ladentür gibt es in dem alten Verwaltungsbau trotzdem nicht,
was weder dem Charme noch dem
Erfolg Abbruch tut. Ein paar schön
arrangierte Dirndl blitzen natürlich
trotzdem durchs Fenster und locken
Kundinnen an.
Geöffnet ist nur samstags, mehr geht
auch gar nicht. Patricia Reichensdörfer schreibt gerade an ihrer Masterarbeit an der Uni Bamberg und
arbeitet für zwei Tage pro Woche zu-
Dirndl mit
Geschichte
„franz xaver“ auf Erfolgskurs
mit Vintage Dirndln
von Claudia Erdenreich
franz xaver Vintage Dirndl
Patricia Reichensdörfer
Frauenstraße 36
85276 Pfaffenhofen
[email protected]
Tel. 0172 7436510
Geöffnet:
Samstag 10 – 17 Uhr
sätzlich als Werkstudentin in München. Nebenbei sucht und findet sie
Dirndl.
„franz xaver“ ist Hobby und Herzensangelegenheit für die junge Frau
mit dem sicheren Gespür für Dirndl
und alles, was dazu gehört. Der helle Raum ist voll mit Dirndl, sortiert
nach Farben. Rosa und Violett, Rot
und Grün und Blau, schwere Brokatstoffe und leichte Baumwollstoffe.
Größen gibt es von 32 bis 50, was
nicht passt, kann sehr oft umgeändert werden. „Nur was abgeschnitten ist, kann nicht mehr verlängert
werden“, seufzt die Expertin. In den
70ern wurde fast alles abgeschnitten,
es war das Zeitalter des Mini. Jedes
Jahrzehnt hatte so seine Eigenheiten,
es finden sich üppige Stickereien der
80er Jahre, quietschbunte Blumen
der 60er. Selbst „Modesünden“ wirken hier stimmig.
Nur den Landhausstil der 90er Jahre
mit dem groben, sackartigen Leinen
und den Leder-Applikationen führt
sie nicht. „Das will heute auch niemand mehr.“
Ansonsten bringen Kundinnen auch
den einen oder anderen Schatz aus
dem eigenen Kleiderschrank mit,
entweder um ihn noch ändern zu
lassen oder weil es doch zu schade
ist zum Wegwerfen. Dirndl sind etwas Besonderes, die bewahrt man
auf, und so manche Dame findet hier
Kleider, die sie so oder so ähnlich
auch schon getragen hat. Viele der
Kleider sind 30 bis 50 Jahre alt und
haben ihre Vergangenheit.
Lange hängen sie nicht bei ihr, der
Verkauf läuft und Patricia Reichensdörfer geht fast jede Woche auf die
Suche nach „neuen“ alten Dirndln.
Sie näht auch mal die halbe Nacht
durch, Änderungen können Kundinnen in der Regel am nächsten
Samstag abholen.
Die Geschichte zum Dirndl gibt es
gratis dazu, die kennt die junge Studentin von fast jedem Stück, es sind
romantische und traurige, lustige
und frivole Geschichten zu jedem
Kleid, die sich so schön einfügen
zwischen üppiger Umkleide, Barockspiegel und gemütlichem Stuhl. Mitten in den bunten Kleidern, die man
irgendwie alle anfassen und probie-
Der Pfaffenhofener | Seite 3
ren und hin- und herwenden möchte,
werden die Geschichten ganz lebendig und die eigene Kindheit gleich
dazu. Stoffe wurden früher doppelt
so dicht gewebt, das macht sie so besonders und viel haltbarer.
„Mode ist nicht mein Stil“, so Patricia Reichensdörfer lachend. Daher
richtet sie sich auch überhaupt nicht
danach, was angeblich gerade so in
ist oder out, was kommen soll in der
Trachtenmode. „Bei mir muss ein
Dirndl zuerst gefallen und dann passen“, fasst die Studentin ihre Strategie zusammen. Dabei ist sie auch
ehrlich, wenn einer Kundin etwas
so gar nicht steht, findet sie Alternativen. Dirndl heben schließlich bei
jeder Frau die Vorzüge hervor, wenn
man nur das richtige findet. Und daher ist es auch gar nicht wichtig, was
„man“ so trägt in diesem Jahr auf
dem Volksfest, im Biergarten oder
der Hochzeit, Hauptsache, das Kleid
passt perfekt zur Frau.
Selber trägt sie ganz gerne auch
hochgeschlossene Dirndl oder solche,
die bereits Ärmel haben. Der Trend
geht bei ihren Kundinnen auch wieder hin zu etwas länger. „Das ist einfach praktischer.“ Überhaupt steht
für sie das Praktische im Vordergrund, Dirndl muss man problemlos waschen und tragen können, das
waren schließlich einmal Kleider für
den Alltag.
Hat sie nicht das Passende da, geht
sie gerne für die Kundin auf die Suche auf Floh- und Trachtenmärkten. Und fast immer wird sie fündig.
Ihre Kundinnen sind bunt gemischt,
16-jährige Schülerinnen befinden
sich ebenso darunter wie Rentnerinnen, die wieder ein Dirndl tragen
möchten, Frauen, die das allererste
Dirndl erwerben ebenso wie solche,
die schon einen Schrank voll davon
haben. „Ich ermuntere die Frauen
ausdrücklich, ihre Sachen mitzubringen“, so Patricia Reichensdörfer.
Dann kann man mal schauen, was
sich so dazu findet.
Obwohl ihr Laden zwar voll, aber
keineswegs überladen wirkt, kann
sie aus zahlreichen Schürzen, Blusen
und Zubehör auswählen. Taschen
gibt es noch, sogar ein paar Kropfbänder und Hüte, einzelne Kinderdirndl hängen auch am Rand. „Nur
für Herren habe ich fast nichts.“
Mit Lederhosen kennt sie sich nicht
aus und sie möchte ihre Nische auch
nicht erweitern.
Denn sie hat, ganz Wissenschaftlerin,
auch schon ganz persönliche Marktforschung betrieben. Aber ohne
rechtes Ergebnis. Die Kundinnen
kommen von nah und von weiter her,
manchmal gleich morgens, manchmal kurz vor Schluss. Und das ganz
ohne Werbung, sie ist auf Facebook
und auf Instagram vertreten, der
Rest kommt über persönliche Empfehlung. Die Analyseinstrumente
versagen hier und müssen auch
nicht wirklich angewendet werden.
„franz xaver“ läuft fröhlich und erfolgreich, weil es so anders ist.
Jedes Dirndl im Laden ist gewaschen
und gebügelt, die Knöpfe sind fest,
die Nähte geprüft. Patricia Reichensdörfer schlüpft nach wie vor in jedes
Dirndl einmal kurz selber hinein,
egal welche Größe. „Dann merkt
man, wenn etwas nicht stimmt.“ Sie
hat inzwischen umfassende Erfahrung mit Änderungen, arbeitet aber
auch mit einer Schneiderin zusammen.
Reich wird sie davon nicht, das will
und muss sie in der Konstellation
auch nicht, solange der Laden halb
Hobby, halb Nebenberuf ist. Und wie
geht es weiter mit „franz xaver“ und
den vielen schönen, alten Dirndln?
„Erst einmal wie bisher“, versichert
Patricia Reichensdörfer.
KULTUR
Seite 4 | Der Pfaffenhofener
Ernst Hillisch: Der Trotzkopf
A
uch
die
neue
Chefin des Finanzamts
Pfaffenhofen,
Eva
Ehrensberger, die
erst vor vier Wochen ihren Dienst antrat und hier
zum ersten Mal eine Ausstellung
sehr souverän eröffnete, war beeindruckt von dem, was in ihrem
Haus über die dienstlichen Obliegenheiten des Alltags hinaus
geboten wird. In ihrer Begeisterung versprach sie, dass dieser
Institution als einem besonderen
Attribut einer staatlichen Behörde auch weiterhin ihre Wertschätzung gelte. Es handelt sich ja doch
um eine Aktivität, die unter der
Regie ihres Stellvertreters Franz
Peter und seiner beiden Assistentinnen Barbara Forsthofer und
Melanie Riedmann jetzt zum 48.
Mal über die Bühne ging und stets
Klaus Tutsch: Dienstfahrt
besitze, zumal er vor Jahren das Finanzamt als „Kunsttempel Pfaffenhofens“ bezeichnet habe. In der Tat
gibt es in der Kreisstadt kein einziges
Gebäude, das den hier vorhandenen
vorzüglichen Bedingungen für die
Präsentation bildender Kunst nur
annähernd gleichkommt: Umfangreiche Wandflächen in den großzügigen Foyers und breiten Gängen
von vier Etagen, günstige Lichtverhältnisse, ein vorzüglich ausgestatteter Vortragsraum, ein heller,
geschmackvoll angelegter Innenhof
und ein weites Gartengelände für
Skulpturen, genügend Parkplätze für Besucher usw. Und vor allem
auch Ausstellungen, zu denen man
die Künstler nicht anlocken oder gar
anwerben muss! Wenn im Januar
nächsten Jahres mit der fünfzigsten
Präsentation ein Jubiläum ansteht,
dann beweist das allein schon, dass
dieses Haus in der Schirmbeckstraße 5 inzwischen in Kunstkreisen ein
ausgezeichnetes Image besitzt. Dem
entsprechend war auch die Vernissage der aktuellen Ausstellung wie in
der Vergangenheit sehr gut besucht.
Und sie hat in der Tat dieses große
Interesse verdient.
Eine Bilderserie dokumentiert
die Eindrücke einer Reise
Ernst Hillisch: Minkwal
deren Freizeit beanspruchte. Auch
die hierfür entstehenden geringen
Kosten stammen grundsätzlich
von privater Seite und belasten keineswegs den öffentlichen
Haushalt wie manche vermuten
könnten. Für eine schwungvolle
musikalische Umrahmung der
Vernissage sorgten „Funky Chick
& the Rooster“.
In seiner Laudatio konnte es sich
der ehemalige Kulturreferent der
Stadt Pfaffenhofen, Hellmuth
Inderwies, nicht verkneifen, die
neue Amtsleiterin darauf hinzuweisen, dass sie nicht nur an der
Spitze einer staatlichen Behörde stehe, sondern zudem auch
noch die Würde einer obersten
Priesterin, gewissermaßen eines
femininen „Pontifex Maximus“,
Da traten ja doch als Protagonisten
der Fotografie der amtierende Clubmeister der „Fotofreunde VHS Pfaffenhofen“, Ernst Hillisch, und der
Drittplazierte im Jahr 2016, Klaus
Tutsch, in Erscheinung, Mitglieder
des auf Landes- und Bundesebene
erfolgreichsten Kunstvereins in der
Geschichte der Kreisstadt. Sie mögen
beim Auftakt der Laudatio des ehemaligen Kulturreferenten der Stadt
ein wenig konsterniert geschaut
haben, als sie hörten, dass der französische Soziologe und Sozialphilosoph Pierre Bourdieu ihrer Tätigkeit
in seinem in mehrere Sprachen übersetzten Buch „Eine illegitime Kunst“
den Kunstcharakter abgesprochen
hat und der Laudator dem entsprechend in eine Präsentation einführen
müsse, die sich zwar „Kunstausstellung“ nenne, die mit Kunst aber
danach nur wenig zu tun habe. Auf
den Grad der Automatisierung der
Funktionen des benutzten Geräts
käme es an, behauptet dieser Kritiker des fotografischen Genres. Da
war Agnieszka Paluch mit ihrer emotionalen Malerei als Ergänzung zur
Lichtbildkunst gut aus dem Schneider, wie man beim Schafkopfen sagen würde.
Agnieszka Paluch: Königin der Nacht
Aber es war bei den Bildern ihrer
beiden Kollegen nicht allzu schwierig, einen handfesten gegenteiligen
Beweis zu der doch recht oberflächlichen These eines Soziologen zu erbringen.
Wenn alle Kunst „Nachahmung der
Natur“ ist, wie der alte Seneca bereits
im letzten Jahrhundert vor Christus
konstatiert, und Honoré de Balzac sie
als „konzentrierte Natur“ definiert,
dann entsprechen die Arbeiten von
Ernst Hillisch in vollem Maße diesen
Explikationen. Denn sein Leitmotiv
in dieser Ausstellung ist die Natur,
die er in nicht alltäglicher Form erlebt und wiedergibt. Seine Bilderserie dokumentiert die Eindrücke
einer Reise, die ihn von der Südspitze Amerikas, von Feuerland aus,
auf einem Expeditionsschiff in die
sommerliche Antarktis führte. Hier
begegnete er dem Ursprünglichen,
dem Besonderen, dem Einzigartigen
und Exotischen. Wenn „Kunst den
Alltag von der Seele wäscht“, wie
Pablo Picasso meint, dann geschieht
dies nicht auf einem touristischen
Alltagstrip, sondern auf diese eben
nicht alltägliche Weise. Und diese
Reise führte zudem in eine Welt, die
auch nicht dem gewohnten visuellen
Empfinden unseres Alltags im mitteleuropäischen Lebensraum mit seinen
vielfältigen Farben entspricht. Der
Kontrast von Hell und Dunkel, von
Licht und Schatten gehört zu ihrem
Wesen. Einer solchen Welt mit ihrer
Komposition von Flächen, Linien,
Formen, Strukturen und Lichtkontrasten kann nur eine monochrome
Bildgestaltung entsprechen. Deshalb
handelt es sich bei den Bildern von
Ernst Hillisch um Aufnahmen in
Schwarz-Weiß. Um dem Betrachter
den Zugang zu seinen Werken zu erleichtern, hat er ihnen stets kommentierende und interpretierende Texte
beigefügt, so etwa zu „Spotlight“:
„Wie von einem riesigen Scheinwerfer angestrahlt, so präsentiert
sich der Eisbrocken unter einem
von dunklen Wolken verhüllten
Himmel, wenige Seemeilen vor
dem südlichen Polarkreis.“
Die verschiedene Intensität der
grellen weißen Farbe des Eises, des
dunkleren Schnees an Berghängen,
übergehend in das Grau des Himmels
und das Schwarz des Meeres kennzeichnen vielfach das Erscheinungsbild der Natur. Die bizarren Formen,
die das im Wasser schwimmende Eis
annimmt, ein ringförmiger Rest einer
von einem vulkanischen Ausbruch
herrührenden Caldera, die vom Meer
geflutet wurde, die unendliche Weite dieser Landschaft, mitunter von
Eismeerstürmen heimgesucht, sind
weitere Themen und Motive. Andere Bilder widerlegen die landläufige
Vorstellung, dass es sich bei der Antarktis ja doch nur um eine eintönige
Schnee- und Eiswüste handelt. Die
Tierwelt mit ihrer Vielfalt spielt in
Ernst Hillischs Arbeiten eine außerordentlich wichtige Rolle. Pinguine
sind in ihrer Farbgestalt geradezu Symbolfiguren der Landschaft
und zugleich zentrales Motiv der
Schwarzweißfotografie des Künstlers. „Antarktis – eine Reise zu den
Pinguinen“ betitelte er einen Vortrag, den er vor einiger Zeit darüber gehalten hat. Da werden Mink-,
Buckel- und Zwergwal, See-Elefant,
Seeleopard und Robben in Augenblicken festgehalten, in denen sie auf
ganz besondere Weise ihre ursprüng-
Freitag, 19. August 2016
Ernst Hillisch: Spotlight
lichste Wesensart an den Tag legen.
Und auch der Mensch hat hier in der
Welt des Eises Spuren hinterlassen.
Resten seiner Zivilisation begegnet
man an verschiedensten Orten dieses
antarktischen Kontinents, der erst
ab 1820 von verschiedenen Seefahrern und Forschern entdeckt und
erschlossen wurde und der bis heute
einen abenteuerlichen Reiz besitzt,
weil ihm das Flair des immer noch
Fremden und Exotischen anhaftet.
Ernst Hillischs Bilder vermitteln dies
sehr wirklichkeitsnah und mitreißend, weil sie den Betrachter mitten
in die jeweilige Situation hineinversetzen.
Wenn wiederum der große Pablo
Picasso einmal den Künstler als
„Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat“ definierte, dann gilt das
uneingeschränkt für Klaus Tutsch.
Klaus Tutsch
„Lustig – Kurios“ lautet das Rahmenthema seiner Farbbilder dieser
Ausstellung, bei denen der Mensch
im Mittelpunkt der Betrachtung
steht. Er wird in allen möglichen Situationen seines Daseins dargestellt:
In seiner Unbeholfenheit, seiner Verlegenheit, seiner Überschläue, seiner
falschen Erhabenheit, seiner Ungeduld, seinen wirklichkeitsfremden
Träumen, seinem übertriebenen Modewahn, seinem Leichtsinn und seiner Neigung zu Illegalem – schlechthin mit seinen kleinen und großen
Schwächen, die ihm zu eigen sind.
Und Klaus Tutsch erledigt dies auf
recht liebenswerte, humorvolle und
geistreich-hintergründige Weise, die
beim Betrachter seiner Bilder immer wieder ein Schmunzeln verursacht, dann zum Nachdenken anregt,
wohl deshalb, weil man sich selbst
Antarktisches –
Faszinierende Kon
Klaus Tutsch: Bank of Mexiko
KULTUR
Freitag, 19. August 2016
h: Die Ruhe selbst
in solchen Situationen und Rollen
entdeckt oder sie schon einmal erlebt hat. Dabei greift er nicht selten
auf allenthalben bekannte Vorlagen
zurück, um allzu Menschliches mit
Mitteln der Ironie oder Satire zu entlarven. In „Drei Engel für Charly“,
jener US-amerikanischen Krimiserie aus den 70er und 80er Jahren,
ist „die hundertste Staffel gerade
abgedreht“, wie es im beigefügten
erklärenden Text heißt. Charly und
seine Privatdetektivinnen haben fast
schon ein biblisches Alter erreicht,
während „Die bezaubernde Jeannie“, jener schöne Geist, der bereits
2000 Jahre in einer Flasche haust,
wieder aktiv geworden ist, aber im
fahruntüchtigen
Promillebereich.
Ein Portrait der Räuberbraut „Bonnie“ mit Pistole, frei nach Andy Warhols „Bonnie Wintersteen“, nimmt
Klaus Tutsch: Justitia
Klaus Tutsch: Coffee with Lennons
die Pop Art auf die Schippe, und
ein anderes, das mit Kaffeebohnen
und Sonnenbrillen gefertigt wurde,
verbildlicht den Wunsch, einmal mit
John Lennon und Yoko Ono einen
Kaffeeplausch zu erleben. Während
diese Bilder vor allem bei der zeitgenössischen Generation nostalgische
Gefühle wecken, parodieren andere
stete oder aktuelle menschliche Unzulänglichkeiten. Da sitzt eine junge
Schönheit auf einem Parfümflakon
und besprüht sich reichlich mit dessen Inhalt, weil es diesen Riechstoff
jetzt im Großmarkt im Angebot sehr
kostengünstig gibt und sie als eine
„Dufte“ besonders reizvoll erscheinen will. „Reptilia“ nennt sich eine
Frau, deren Ganz-Körper-Tattoo
im Schlangenhautlook als letzter
Schrei für ein garantiert wasserfestes
Strand-Outfit angepriesen wird. Und
„No Photo“ zeigt ein Model, das ganz
und gar nicht erfreut ist, dass es nach
dem Duschen fotografiert wurde. Es
setzt seine Bildrechte handfest in die
Tat um. Eine Darstellungsform mit
sehr viel Witz!
Klaus Tutsch lässt Lustiges und
Kurioses auch bei Aufbau und Gestaltung der Ausstellung selbst in
Erscheinung treten. Unmittelbar
neben dem Eingang zur Vollstreckungsstelle des Finanzamts spielt
sich in seinen Bildern eine Szene
ab, in der die sprichwörtliche Ruhe
eines Finanzbeamten beim Abstempeln von Papieren vor Augen geführt wird, eine südländische Schönheit Schwarzgeld im Zeitalter der
Niederzinspolitik zum Zwecke der
Werterhaltung in Einweckgläsern
konserviert (Titel: „Bank of Mexico“) und ein Vollstreckungsbeamter
– Kurioses – Emotionales
nstellation in der 48. Ausstellung im Finanzamt
von Hellmuth Inderwies
Der Pfaffenhofener | Seite 5
Ernst Hillisch: Seeleopard
sich als Allegorie des Todes (Sensenmann) auf „Dienstfahrt“ befindet.
Ein anderer wartet als Betriebsprüfer des Finanzamts Ingolstadt auf
der Durchreise dienstbeflissen auf
seinen Zug. Er kann dessen Ankunft
fast nicht mehr erwarten, um an sein
Ziel zu gelangen. Mit „Railway to
Hell“ ist es betitelt. Bei dieser Person handelt es sich augenscheinlich
um seinen Künstlerkollegen Ernst
Hillisch, der von Beruf Finanzbeamter ist. Die „Justitia“ in der Ecke
des Raums schiebt ihre Augenbinde
ein wenig zur Seite und beobachtet
dieses Treiben mit süffisantem Blick
und lächelnder Miene, ohne darauf
zu achten, ob das Gleichgewicht ihrer Waagschalen erhalten bleibt. Die
Bilder von Klaus Tutsch sind zumeist
szenenhaft aufgebaut. Es handelt
sich nicht selten um eine Komposition mehrerer Einzelteile. Sie informieren, entlarven und üben auch ein
wenig versteckte hintergründige Kritik an menschlichen Erscheinungsund Verhaltensformen. Unwillkürlich erinnern sie an den Titel eines
Lustspiels von Hans Dietrich Grabbe, jenes deutschen Dichters der Vormärzzeit: „Scherz, Satire und Ironie
und tiefere Bedeutung“. Und sie unterscheiden sich damit elementar von
den Bildern von Ernst Hillisch, was
der Ausstellung einen zusätzlichen
Reiz verleiht.
Gefühle wie Wut und Glück
in eine Farbe umsetzen
Ergänzt wird die Fotografie durch
die Malerei von Agnieszka Paluch,
deren Wunsch, in der Vernissage
selbst die Einführung in das Wesen
ihrer Kunst zu übernehmen, entsprochen wurde. Ursprung und Voraussetzung ihres Schaffens sollte an
Hand eines Tests mit dem Publikum
vor Augen geführt werden. Die Besucher wurden von ihr angehalten,
Gefühle wie Angst, Wut, Traurigkeit,
Glück in eine Farbe umzusetzen.
Dies ist auch der psychische Beweggrund der emotionalen Malerei der
Künstlerin und für den Rezipienten
ein Anhaltspunkt, sich ihr zu nähern.
Es handelt sich hierbei um nichts anderes als das altbekannte Phänomen
der Synästhesie (= Mitempfinden),
also um eine Verknüpfung und Vermischung verschiedener Bereiche der
Sinneswahrnehmung. Bereits Johann
Wolfgang von Goethe ist in seiner
Farbenlehre darauf eingegangen und
die deutsche Romantik lebt geradezu vom „Farben hören“ und „Farben
sehen“ (Siehe Brentanos Gedicht
„Abendständchen“: „Golden weh’n
die Töne nieder“ oder „Blickt zu mir
der Töne Licht“!) und Wassily Kan-
Klaus Tutsch: Railway to Hell
dinskys „Farbe – Klang – Analogien“ schließen sich hier an.
Manche sehen auch Wochentage
in unterschiedlichen Farben oder
selbst Buchstaben des Alphabets.
Man schätzt, dass heute jeder tausendste Mensch diese Fähigkeit
besitzt. Synästhetische Wahrnehmungen lassen sich nicht steuern,
sie sind einfach da und werden
in der Malerei in abstrakter bzw.
nichtgegenständlicher Form in
Bilder umgesetzt. Soll der Betrachter zu ihnen einen Zugang
finden, sind Titel außerordentlich
hilfreich. Bei Agnieszka Paluch
sind dies „Der Weg des Lichts
führt in mein Universum“, „Licht
am Horizont“, „Elfenfreude“ oder
nur „Freude“. Mit leuchtenden
Acrylfarben werden subjektive
Gefühle zum Ausdruck gebracht.
Erst der Titel weist auf eine Intention hin, so etwa „Königin der
Nacht“ auf eine Kakteenart oder
eine Gattung von Seerosen.
Eine Bereicherung erfährt die
Ausstellung durch eine Sammlung von Büchern des Ehepaars Dr. Franziska und Ernst
Krammer-Keck, die für sie große
Autoren signierten und mit
Widmungen versahen. In zwei
Vitrinen trifft man auf Namen
wie Jean Paul Sartre, André Malraux, Peter Handke, Ephraim
Kishon, Martin Walser, der 1987
beim Auftakt der Dichterlesungen am Schyren-Gymnasium
zu Gast war oder Pavel Kohout,
der 2002 seinen Roman „Die weite
Welle hinterm Kiel“ im Rahmen
der Europäischen Kulturtage in
Pfaffenhofen vorstellte. Thomas
Bernhard, Thornton Wilder, Carl
Zuckmayer, Loriot, Günter Grass,
Heinrich Böll, Carl Orff, Erich
Kästner und Joseph Ratzinger,
Karl Rahner, Theodor W. Adorno
finden sich darunter. Besonders
für Literaturfreunde sollten die
Widmungstexte von großem Interesse sein. Auch sie offenbaren
über ihr Werk hinaus etwas vom
Wesen berühmter Autoren, oft
sogar ganz Unerwartetes. Zum
letzten Mal wird diese Sammlung
der Öffentlichkeit im Finanzamt
Pfaffenhofen präsentiert, bevor
sie der Monacensia-Abteilung der
Münchener Stadtbibliothek eingegliedert wird.
Die 48. Ausstellung des Finanzamts Pfaffenhofen ist zu den
Öffnungszeiten des Servicezentrums zu besichtigen: Montag bis
Mittwoch, jeweils von 7.30 Uhr
bis 14.30 Uhr, Donnerstag von
7.30 Uhr bis 17.30 Uhr und Freitag von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr.
STADTKULTUR
Seite 6 | Der Pfaffenhofener
Freitag, 19. August 2016
Kulturtermine
Klassik
Im Rahmen von „MEMO“ ist am
21.8. ab 11.45 Uhr in der Stadtpfarrkirche wieder Musik von
Mozart zu hören.
Kunst
Bilder aus der Artothek können
wieder ausgeliehen werden am
1.9. zwischen 15 und 18 Uhr neben der Spitalkirche.
Mobiler Hühnerstall
auf dem Prielhof
Fest
12 Tage lange feiert Pfaffenhofen
sein traditionelles Volksfest, Eröffnung am 2.9. mit Festzug um
17.30 Uhr.
Traditionell innovative Landwirtschaft
im Kloster Scheyern
Wandel
„30 Jahre im künstlerischen
Wandel“ von Walter Heidenreich, Vernissage am Samstag,
3.9. um 19.30 Uhr im Haus der
Begegnung.
von Heinz Hollenberger
Skulptur
Der neue Pfaffenhofener Kunstverein zeigt ab 16.9. um 19.30
Uhr eine Ausstellung mit Skulpturen von Clemens Heinl.
Garten
Ein großes Baustellenfest mit
buntem Programm als Vorgeschmack auf die Gartenschau
steigt am 18.9. von 10.30 bis 18
Uhr.
Führung
Günter Helmbrecht führt am
24.9. ab 14.30 Uhr durch Pfaffenhofen und beschreibt dabei
die Zeit des 1. Weltkriegs.
Lesung
Der Autor Catalin Doran Florescu liest am 24.9. ab 19.30
Uhr beim Neuen Pfaffenhofener
Kunstverein.
Ausstellung
Eine Doppelausstellung zu Ehren eines Urgesteins der Pfaffenhofener Kunst: Reiner Schlamp
ist einer der bekanntesten und
aktivsten
Kunstschaffenden
Pfaffenhofens. Der Maler, Radierer, Bildhauer und Puppentheatermacher ist nun 80 Jahre
alt. Zum Geburtstagsjubiläum
wird der Künstler nun mit zwei
Ausstellungen geehrt, die beide
am 30.9. starten. Vernissage in
der Kunsthalle um 19.30 Uhr
und in der Städtischen Galerie
um 20.30 Uhr. Während beim
Kunstverein die Ausstellung
„Außen“ eröffnet wird, ist in der
Städtischen Galerie „Innen“ zu
sehen.
IMPRESSUM
Verlag/Herausgeber/Herstellung:
KASTNER AG – das medienhaus,
Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach,
Telefon 08442/9253-0
V.i.S.d.P.: Kilian Well
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Claudia Erdenreich,
Kilian Well, Hellmuth Inderwies,
Lorenz Trapp
Layout: Monika Lang
Anzeigen: Claudia Scheid
Telefon: 0 84 42 / 92 53-7 04
Erscheinungsweise: monatlich
Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der
Buchhandlung Osiander, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak
Bergmeister, Tabak Breitner etc.
Nächste Ausgabe voraussichtlich
Freitag, 30. 09. 2016
B
ei uns ist für jeden etwas
dabei!“ Pater Lukas strahlt
und hält zwei Eier in die
Luft. Eines davon ist halb
so groß wie sein linker Daumen und
sieht aus wie ein kleines Taubenei,
das andere ist fast viermal größer.
Beide wurden im mobilen Hühnerstall abgelegt, der seit kurzem auf
einer großen Wiese hinter einem
Zaun steht. Der Zaun ist orange und
sieht aus, als wäre er nur aus dünnen Stricken. Er schützt jedoch 220
Legehennen und fünf Hähne vor dem
Fuchs: Mit Stromschlägen, die der
Räuber natürlich überlebt, die ihn
aber von seiner Beute abhalten. Auch
die fünf Hähne leben übrigens nicht
nur zum Vergnügen bei den Weibchen, sondern zum Schutz der 220
Hennen im Bestand. Denn vor ihnen
haben auch Greifvögel wie der Habicht Respekt und stürzen sich erst
gar nicht auf die Herde. Außerdem
beruhigen die Hähne die Hennen,
auch wenn keine Gefahr droht.
Die Hennen sind erst wenige Wochen
alt. Deshalb sind ihre Eier auch noch
so unregelmäßig groß. Sie üben quasi
noch das Legen gleichförmiger Eier.
Allerdings unter besten Voraussetzungen. Wenn die Grünfläche vor ihrem mobilen Stall abgegrast ist, wird
ein Traktor die Behausung einfach
einige Meter weiterziehen, dorthin
wo das Gras noch grün und saftig ist.
Das Hühnerhaus auf Rollen sieht aus
wie ein Ausstellungswagen für eine
Baumesse. Das abgeschrägte Dach
schaut nach Süden. Darunter sind
große Schubläden gefüllt mit einer
Streu aus Dinkelspelzen, den übrig
gebliebenen Schalen von geernteten
Getreidekörnern. Diese Streu ist
ideal, um die frisch gelegten Eier
sicher aufzubewahren. Pater Lukas,
der junge Gutsverwalter Benjamin
Fichtner und die Auszubildende
Anita ziehen die Schubladen mit
der Streu heraus und legen sorgfältig ein Ei nach dem anderen in große
graue Kartonagen. Anita trägt vier
oder fünf Lagen übereinander. Pater
Lukas scherzt: „Jetzt aber nicht hinfallen. Das ist meiner Schwester mal
passiert. Aber nur einmal!“
Mit der Freilandhaltung und dem
mobilen Hühnerhaus bleibt das Kloster Scheyern seiner uralten Tradition treu: Innovative Landwirtschaft.
Tierhaltung und auch Ackerbau auf
dem Klostergut erfolgen nach strengen Ökorichtlinien. Der durch den
mobilen Stall immergrüne Auslauf
schütze die Tiere auch vor Weideparasiten, erklärt Benjamin Fichtner. Pater Lukas verweist auf ein
Gebäude unweit der Hühnerweide.
„Das war 1758 die modernste Hochtenneneinfahrt überhaupt für eine
Scheune.“ Landwirtschaft bildet seit
jeher die Lebensgrundlage für das
Kloster. Bis zur Säkularisation im
Jahre 1803 gab es auch ausgedehnte
Ländereien im oberen Leitsachtal
am Wendelstein. Von dort hat man
das Vieh dann im Winter 120 Kilometer weit nach Scheyern getrieben.
Im Gegenzug wurde Getreide aus der
Hallertau zum Wendelstein gebracht.
Nur 195 Jahre später berechnen Satellitenbilder aus dem Weltall, wie
viel Dünger an welcher Stelle der
Felder des Klosters ausgebracht werden muss. Dort, wo der Boden besonders fruchtbar ist, spart man Dünger.
Jahrzehntelang hat die HelmholtzGesellschaft auf den klösterlichen
Ländereien an Klima und Bodenbearbeitung geforscht. 2015 sind
die Forscher weggezogen, sie hatten
zeitweise die Hälfte der Flächen gepachtet. Jetzt will das Kloster nach
und nach alle seine 140 Hektar wieder selbst bewirtschaften.
Momentan grast auf einigen Weiden
sogenanntes Pensionsvieh: wertvolle
Rinder in Freilandhaltung. Die gehören dem Ökolandwirt Max Kainz, der
auch als landwirtschaftlicher Berater des Klosters fungiert. „Er hat im
Herbst 2015 hier tatkräftig mitgeholfen, die Zeit bis zur Einstellung des
neuen Gutsverwalters zu überbrücken“, freut sich Pater Lukas. Pläne
für einen eigenen Milchviehbetrieb
hat das Kloster wieder verworfen.
Dafür hätte man mehr als 200 Tiere
in neuen Ställen unterbringen müssen. Nach deren Bau wäre aber die
Nutzung des historischen Prielhofs
für kulturelle Veranstaltungen nicht
mehr möglich gewesen. Das ist mit
den Schafen im Besitz des Klosters
kein Problem. Diese Tiere leben vor
allem in Freilandhaltung und wer-
den von der eigenen Metzgerei direkt
vermarktet. Der Preis für Wolle ist
allerdings so tief, dass die regelmäßig notwendige Schur mehr kostet,
als man mit dem Verkauf erlösen
kann. Die Tiere grasen oft auf der
Obstwiese. Direkt daneben steht ein
frisch gestrichener Hühnerstall. Dort
wachsen 200 Masthähnchen auf,
langsamer als in konventionellen Betrieben. Schließlich will das Kloster
der Jahrhunderte alten Tradition der
Nachhaltigkeit treu bleiben: Mit der
Produktion von gesundem Biofleisch.
STADTKULTUR
Freitag, 19. August 2016
Der Pfaffenhofener | Seite 7
Auf Wanderschaft
Literaturstipendiat Dr. Johann Reißer zieht weiter
von Claudia Erdenreich
„Es war eine schöne Zeit.“ Drei
Monate lebte und schrieb er im historischen Flaschlturm. Dr. Johann
Reißer war schon der dritte Josef-
stadt Berlin hat ihn inspiriert. Der
Autor ist in der ebenso seltenen wie
glücklichen Lage, dass er inzwischen
von seiner Berufung leben kann. Er
schreibt, gibt Kurse, macht vor allem
Theaterprojekte. Das Josef-Maria-
Literaturstipendiat Dr. Johann Reißer im Kräutergarten am Flaschlturm
Maria-Lutz Stipendiat in Pfaffenhofen. Am 18. August ging sein Stipendium zu Ende, er wechselt fast
nahtlos zu seinem nächsten Stipendium.
Der promovierte Literaturwissenschaftler war sehr präsent in Pfaffenhofen, neben Bunkerperformance
und Lesungen nahm er auch intensiv
am kulturellen Leben teil, integrierte
sich außerdem fröhlich beim Fußballspielen. Der 36-Jährige lebt in
Berlin, wuchs aber in der Oberpfalz
auf und kennt Bayern sehr gut.
Josef Reißer hat seinen Aufenthalt
in Pfaffenhofen sehr genossen, auch
und gerade der Kontrast zur Groß-
Lutz Stipendium war auch nicht sein
erstes Stipendium, er schrieb schon
drei Monate im Döblin Haus und als
Stadtschreiber in Regensburg und
Rottweil.
Einzige Bedingung für den Stipendiaten ist ein Text, präsentiert in
einer Lesung im Festsaal des Rathauses. Großer Wert wird hier auf
völlige künstlerische Freiheit gelegt,
daher sind Form und Inhalt völlig
frei gestellt. Johann Reißer fasste
seine Eindrücke von „Kleindelfing“
zusammen. Da erkundete ein chinesischer Unternehmen die Gegend um
Pfaffenhofen für einen Automobilpark – und der Blick von außen auf
Kleindelfing kam den Zuhörern doch
sehr bekannt vor, man erkannte so
manche Kneipe, so manche Straße
wieder.
Die Zeit ging fast zu schnell vorbei,
findet der Autor. Er hat an seinem
Roman „Landmaschinenparadies“
weiter gearbeitet. Zwar nicht immer
ganz so intensiv wie von ihm selber
gewünscht, da die Vorbereitung der
Bunkerperformance „Ein Ernstfall“
und seiner Lesung doch viel Zeit in
Anspruch nahm. Aber er kam wie
geplant voran, genoss die Ruhe und
Abgeschiedenheit im mittelalterlichen Turm und die gleichzeitig
zentrale Lage in der Kleinstadt. Im
Flaschlturm, der ja sogar einmal als
Sommerhaus gedacht war, fühlte er
sich sofort wohl. Die dicken Mauern
halten die Hitze ab, vor der Tür duftet ein kleiner Kräutergarten.
Johann Reißer hatte neben einigen
Instrumenten und natürlich Büchern
sein Fahrrad dabei und erkundete die Gegend. Er war in Scheyern,
Manching und Geisenfeld, radelte
die Ilm entlang, besuchte das Humulus Lupulus. Auch an Ingolstadt,
München und Eichstätt kam er vorbei, Freunde besuchten ihn. Besonders beeindruckt war er vom Kulturleben in Pfaffenhofen. Städtische
Flaschlturm
Galerie, Alte Kämmerei, Kunstverein
und Künstlerwerkstatt ließen keine
Langeweile aufkommen. „Ich habe
hier viele nette, interessante Leute
kennengelernt“, fasst er seinen Aufenthalt zusammen.
terschiedliche Erfahrungen zu sammeln, andere Orte, Gegenden und
Menschen kennenzulernen und nicht
nur im Mikrokosmos einer Großstadt
zwischen irgendwelchen Wohngemeinschaften zu pendeln.
Steffen Kopetzky und Johann Reißer bei der Abschlusslesung
Er merkte Pfaffenhofen die Lage
zwischen den Städten München und
Ingolstadt mit deren Industrie und
Arbeitsplätzen deutlich an, „Autos
sind hier extrem präsent“. Auch der
wenig zimperliche Umgang mit alter
Bausubstanz ist ihm aufgefallen.
Der Literat hat hier weitere Ideen
für seinen entstehenden Roman gesammelt, der ja in Bayern spielt. Natürlich bemerkte er auch sehr positiv
den Unterschied zu seiner Wahlheimat Berlin. In der Kleinstadt war er
der einzige Stipendiat, ein interessanter Autor, sofort präsent in der
Presse. „In Berlin bin ich einer von
Tausenden.“ Ihm ist es wichtig, un-
Ein wenig gleicht sein Leben gerade
der Wanderschaft früherer Handwerkergesellen. Johann Reißer kehrt
nicht sofort nach Berlin zurück. Zunächst geht es für eine gute Woche
zu den Eltern in die Oberpfalz, wo
Hochzeit und Taufe anstehen, dann
geht es weiter zum nächsten Stipendium nach Esslingen. Dieses Mal
wartet ein altes Bahnwärterhäuschen gleich für ein halbes Jahr. „Danach kommt hoffentlich schon mein
erster Roman heraus“, so Johann
Reißer. Und dann freut er sich doch
wieder auf die Hauptstadt, das Großstadtleben und die eigene Wohnung –
irgendwann im nächsten Jahr.
Gruppen im Garten
Führungen durch die Gartenschau werden geplant von Karen Bendig
von Claudia Erdenreich
Seit Anfang Juni ergänzt Karen
Bendig das Team der Wirtschaftsund Servicegesellschaft in der Alten
Kämmerei. Sie wird sich bis Ende
2017 vor allem um die Organisation
der Gästeführungen auf der kleinen
Landesgartenschau im nächsten Jahr
kümmern.
„Ich bin ein Zugvogel“, beschreibt
sich die erfahrene Tourismusfachkraft selber. Geboren in Toronto kam
sie in der Grundschulzeit mit ihren
Eltern zurück nach Deutschland.
Sie machte Abitur im Rheinland, ab
da zog es sie immer wieder ins Ausland. Zunächst nach Lausanne, um
ihre Französisch-Kenntnisse zu erweitern, danach für ein Praktikum
zurück nach Toronto. Im Anschluss
absolvierte sie eine Hotelfachausbildung in Düsseldorf und ging dann zu
United Airlines. 1998 zog Karen Bendig nach München. Es folgten fünf
Jahre Peking als Marketingmanagerin für Schenker, dort lernte sie auch
Chinesisch und nach einer Etappe in
Kranzberg wechselte sie weiter nach
Moskau und Dubai.
Seit 2013 lebt Karen Bendig mit
Mann und Sohn in Pfaffenhofen. Die
Kleinstadt kannte sie von früheren
Besuchen bei einer Freundin und
fühlte sich hier sofort wohl. Durch
Zufall entdeckte sie dann sogar ein
Haus, das sie schon bei früheren Besuchen gesehen hatte. Die begeisterte
Mountainbikerin mag das Hügelland, findet aber vor allem die Kleinstadt ideal für ihren kleinen Sohn.
Auch wenn Karen Bendig jetzt in
Pfaffenhofen heimisch geworden
ist, zählt Reisen weiterhin zu ihren
wichtigsten Interessen. Ebenso liebt
sie ihren Garten, den sie selbst angelegt hat und pflegt, „bei Gartenarbeit
kann ich wunderbar abschalten“.
Die Gartenschau wird ihr da manche
brauchbare Anregung geben.
Erfahrungen von anderen kleinen
Landesgartenschauen in Bayern zeigen, dass rund 500 Führungen in drei
Monaten gebucht werden. Hierfür
braucht es eine größere Anzahl an
flexiblen Gästeführern und vor allem
eine gut koordinierte Organisation
Wirtschafts- und
Servicegesellschaft WSP
Frauenstraße 36
85276 Pfaffenhofen
im Hintergrund. Die erforderlichen
Gästeführer müssen nicht nur gefunden und ausgebildet, sondern auch
für die Gruppen eingeteilt werden.
Davor werden noch die genauen Inhalte der Führungen und die Routen
erarbeitet.
Es soll sowohl reine Führungen über
die Gartenschau geben, als auch eine
Kombination aus Stadt- und Gartenschauführung. Dies bietet sich
in Pfaffenhofen besonders gut an,
da Stadtzentrum und Gartenschaugelände nahe beieinander liegen und
fast ineinander übergehen.
Neben Führungen für gebuchte
Gruppen sollen auch offene Führungen angeboten werden, an denen
Besucher spontan teilnehmen können. Zudem werden Tagespakete
erarbeitet für Teilnehmer, die noch
mehr von der Umgebung sehen wollen. Und eine temporäre TouristInformation wird es auch geben,
denn die Besucher haben mit Sicherheit viele Fragen.
„Das soll eine nachhaltige Veranstaltung werden“, stellt Matthias Scholz,
Geschäftsführer der WSP klar. Er
rechnet sogar mit mehr als 500 Gruppenführungen, da Pfaffenhofen sehr
zentral und gut erreichbar mitten in
Bayern liegt und die Gartenschau
entsprechend bekannt gemacht wird.
Vor allem bei Bustourismus-Unternehmen wird diese Pfaffenhofener
Veranstaltung intensiv beworben.
Erste Informationsveranstaltungen
für potentielle Gästeführer werden
nach den Sommerferien stattfinden,
die genauen Termine werden noch
mitgeteilt. Vorab findet eine Ausbildung statt, in der die verbindlichen
Inhalte der Führung vermittelt und
geübt werden, aber auch das Gartenschau-Areal besucht und erkundet
wird. Auch eine Rhetorik-Schulung
ist vorgesehen, um bestens auf die
verschiedenen Gästegruppen und
ihre Bedürfnisse eingehen zu können.
Seite 8 | Der Pfaffenhofener
Im Herzstück
des Wohnens
Bei „Kreativ Küchen Kaindl“ sorgt ein kompetentes
Team für Planung und Realisierung des kreativen
Mittelpunkts in jedem Heim: die Küche
von Lorenz Trapp
ANSICHTEN
F
ür viele Menschen ist die Küche das Herz des Hauses oder
der Wohnung. Und so sollte
sie auch einen Grund dafür liefern, dass Sie lieber zu
Hause bleiben und Familie
und Freunde zu sich einladen. Ob es um
das Design, um die Technik oder um die
Verarbeitungsqualität geht: Auswahl und
Kompetenz sind dabei unverzichtbar. Falls
Sie mit dem Gedanken an eine neue oder
renovierte Küche spielen, dann schauen Sie
sich doch einfach mal unverbindlich das
umfangreiche Frontenprogramm bei „Kreativ Küchen Kaindl“ in der Weiherer Straße
an und lassen Sie sich in der gemütlichen
Atmosphäre des Ausstellungsstudios inspirieren.
„In der Küche“, sagt Anton Kaindl sen., „treffen sich Geschmack und
Funktionalität – und
wir wollen beiden Ansprüchen gerecht werden“. Seit 22 Jahren ist
der gelernte Elektriker
selbstständig im Küchenbereich tätig, und im Dezember 2014 erfüllte er
sich seinen Traum mit der
Eröffnung des Studios.
Vor sechs Jahren, als sein
Sohn Anton mit in die
Firma einstieg, brachte
es die positive Weiterentwicklung mit sich, das
Studio mit Ausstellungsräumen „hochzuziehen“.
Mit dieser langjährigen
Erfahrung in der Küchenplanung, mit professioneller Beratung und
fachgerechter
Montage
verwandelt das Team von
„Kreativ Küchen Kaindl“
jede Küche in einen Wohlfühlbereich – angepasst
an die Gegebenheiten und
die persönlichen Bedürfnisse des Kunden.
Die Zusammenarbeit mit hochwertigen
Markenherstellern klappt hervorragend:
„Die Firma Schüller in Herrieden zum
Beispiel ist ein ausgewiesener Spezialist
für individuelle Küchenmöbel – und bürgt
natürlich für fränkische Qualität“, erklärt
Anton Kaindl sen. mit einem verschmitzten
Lächeln. Die Elektrogeräte bezieht er bevorzugt von renommierten Herstellern wie
Miele, Neff, Liebherr, Constructa oder Bora
– letzterer seit vier Jahren auf dem Markt
mit dem „downdraft“-Abluftsystem. Falls
Sie die großen Namen zusammenzucken
und an Ihren Geldbeutel denken lassen: Das
Team von „Kreativ Küchen Kaindl“ bietet
individuelle, auf jede Art von Geldbeutel
abgestimmte Lösungen: „Wir bewegen uns
schon um die mittlere Preisklasse – und wir
bieten durch die Ortsnähe natürlich einen
besseren Service als das Großhändler können“.
Planung und Montage aus einer Hand: Speziell für die Darstellung der Planung am PCBildschirm ist Anton Kaindl jun. zuständig.
Dies gibt dem Kunden die Möglichkeit, seine zukünftige Küche in einer realistischen
3D-Simulation bereits im Vorfeld am Bildschirm begutachten zu können – inklusive
küchenübliche Gebrauchsgegenstände. Wer
sich in der Küche optisch auf die nächste
Fußballweltmeisterschaft vorbereiten will,
kann sich seine Küche auch in SchwarzRot-Gold designen lassen; FC-Bayern-Rot
geht natürlich auch, und selbstverständlich
Freitag, 19. August 2016
die Sechziger … Nicht vergessen werden
darf, dass „Kreativ Küchen Kaindl“ auch
Küchen für Arztpraxen, für Apotheken und
Labore fertigt und gefertigt hat. Vielleicht
erkennen Sie auf den Fotos ja eine aus Ihrem Bekanntenkreis wieder. Vom Aufmaß in
der Kundenküche bis zur kompletten Montage – alles in der Hand der Kaindls. Für zusätzliche handwerkliche Tätigkeiten klappt
die Zusammenarbeit mit der Schreinerei
Neukam in Hettenshausen ausgezeichnet,
und „der Halmich Erich
ist der Maurer für alle verzwickten Fälle“. Grundsätzlich legen die Kaindls
Wert darauf, eventuell anfallende Verputzarbeiten,
Änderungen bei der Elektro- oder Sanitärinstallation sowie die Erneuerung
des Bodenbelags in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Unternehmen zu
leisten.
Nicht komplett wäre das
Team von „Kreativ Küchen
Kaindl“ ohne Nadine Treffer. Sie ist der gute Geist
des Studios, sie berät, erklärt, beantwortet Fragen.
Wenn sie ihren Chef beschreiben soll, kommt sofort „ein super Chef!“, und
Anton Kaindl sen. quittiert
das Lob mit dem Satz: „Als
glücklicher Single hab ich
ja sonst nichts!“ Nadine
Treffer plant für die Zukunft mehr Aktionen im
Studio, die Berührungsängste der potentiellen
Kunden abbauen sollen.
Übrigens: Das Team von
„Kreativ Küchen Kaindl“
ist auch fit bei Reparaturen
und Renovierungen in der
Küche. Eine neue Arbeitsplatte ist schnell eingepasst, und wenn jemand ein
neues Sieb braucht, dann,
meint Anton Kaindl sen., müsse ja nicht
gleich die ganze Säule ausgewechselt werden. Einen „Zauberer im Küchenbereich“
nennt Nadine Treffer ihren Chef und erzählt
von einer Kundin, die nach der Renovierung
ihrer Küche beinahe enttäuscht war: „Eigentlich“, habe sie geäußert, „wollte ich mir
in zwei Jahren eine neue Küche leisten, aber
so, wie Sie meine alte renoviert haben, hält
die locker noch zehn Jahre“.
Qualität und Service sind eben besonders
wichtig bei „Kreativ Küchen Kaindl“, und
zufrieden zurücklehnen geht für das Team
erst dann, wenn auch der Kunde in seiner
Küche glücklich ist.
Kreativ Küchen Kaindl
Weiherer Str. 4
85276 Pfaffenhofen
Tel. 08441 83236
Mobil 0171 6909228
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr
14.00 – 18.00 Uhr
Samstag: 10.00 – 15.00 Uhr