Der Pfaffenhofener Ausgabe 8 / KW 33 FREITAG, 19. AUGUST 2016 Preis: gratis! Gruppen im Garten Im Herzstück Karen Bendig organisiert in der WSP die Gästeführungen auf der Landesgartenschau Mit „Kreativ Küchen Kaindl“ wird die Küche zum Mittelpunkt des Wohnens Seite 7 Seite 8 AL DENTE Roland Scheerer besucht einen Schweinskopf im Kino Seite 2 MIT GESCHICHTE Patricia Reichensdörfer ist mit „franz xaver“ und Vintage-Dirndln auf Erfolgskurs Seite 3 EMOTIONAL Hellmuth Inderwies über die faszinierende Konstellation der 48. Ausstellung im Finanzamt Seite 4 TRADITIONELL Ein mobiler Hühnerstall gehört zur innovativen Landwirtschaft auf dem Prielhof in Scheyern Seite 6 Am Abgrund des Sommerlochs von Lorenz Trapp Wir sitzen alle im selben Loch. Sein Vorname ist Sommer. Man schämt sich beinahe, dass man noch hier ist und nicht im Irgendwo, wo Palmen rauschen und Wellen gemächlich an den Rand des Meeres plätschern. Es gibt ja Verschwörungstheoretiker, die der Behauptung nicht widerstehen können, es gebe auch Löcher ohne Rand – eine Ahnung von Apokalypse und Armageddon; wir halten das für Unfug – wie sonst sollten wir am Abgrund des sommerlich auftretenden Lochs stehen? Erstens: Selbst Loch Ness, das berühmteste Loch aller Zeiten (ausgenommen das der Beatles), hat einen Rand; hätte es keinen, wäre das berühmteste Ungeheuer aller Zeiten schon längst über den Rest der Welt hergefallen wie ein bairischer Dackel über eine Berliner Currywurst, die einem Pfaffenhofener Volksfestbesucher nach der vierten Maß aus den verschwommenen Fingern gleitet. Apropos Volksfest – zweitens: Wenn wir – von innen – über den Rand un- seres gefühlt nur tellergroßen Sommerlochs blicken, entdecken wir am Horizont einen hellen Schein, eine Insel quasi auf dem hartgekochten Ei des Columbus! Das Volksfest entsteht vor unseren trüben Augen mit klaren Konturen, eine neue Jahreszeit, die vom 2. bis zum 13. September 2016 dauert und damit bei Weitem nicht so lang ist wie die fünfte, die in den Wintermonaten manch Einen, nicht nur zu leicht, sondern auch geschmacklos gekleidet, durch angebotene Narreteien torkeln lässt. Wer nun glaubt, die Entdeckung respektive Erfindung neuer Jahreszeiten sei ein Ausdruck menschlicher Intelligenz, möge seine Begeisterung darüber gleich wieder auf Griesgramniveau zurückschrauben: Es ist einfach nur ein Spaß! Sichtlich Spaß hatten 2. Bürgermeister Albert Gürtner (1. Bürgermeister befand sich zu dem Zeitpunkt vermutlich wegen Sommerloch im Urlaub oder wegen Urlaub im Sommerloch), Amtsleiter Hans-Dieter Kappelmeier, die Festwirte Lorenz und Stefan Stiftl, die Festwirtin Ju- lia Spitzenberger und der Festwirt Siegfried Schön, der das Plakat gestaltende Künstler Anton Oberhofer sowie die Festwirtin Sylvia Schön, als sie Plakat, Bierkrug und Programm des 68. Pfaffenhofener Volksfestes vorstellten. Anton Oberhofers Plakat, dessen Motiv sich mit der Weltkugel und dem großen Bierkrug auf den LivCom-Wettbewerb bezieht, den die Stadt vor fünf Jahren gewonnen hat, und – natürlich – auf das 500-jährige Jubiläum des Reinheitsgebotes. Falls Sie Ihre Krügerlsammlung mit einer weiteren Kostbarkeit aufmotzen wollen: Der Ein-Liter-Salzsteinkrug, in limitierter Auflage von elitären 100 Stück, ist die Nummer 15 der Souvenirmarke „Stück Pfaffenhofen“ und wird zum Selbstkostenpreis von 22 Euro abgegeben. Ich werde mir für 5 Euro ein Plakat dazukaufen, es zusammenrollen, in den Krug stecken und 27 Euro nach Hause in mein ganz persönliches Sommerloch tragen (rückwirkend). Damit spare ich exakt 3,42 Maß Bier. Sparen ist ja angesagt, sogar in Som- merlöchern. Klimaschutz, ließ mich die Bayerische Umweltministerin in einer aktuellen Pressemitteilung wissen, fängt beim Ressourcenschutz an. Deshalb lobt die Stadt für uns eifrige Klimaretter – wegen des Erfolgs im letzten Jahr – erneut einen Klimaschutzpreis aus. Mitmachen kann jeder: Der Preis richtet sich an Privatpersonen, Unternehmen, gemeinnützige Organisationen sowie an Schüler und Studenten bis 26 Jahre. Vergeben wird er für Leistungen, die im besonderen Maße zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung im Stadtgebiet beitragen, sowie für vorbildliche Maßnahmen zur Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts. Sollten Sie im Moment – sommerlochbedingt oder weil Sie andere Sorgen quälen – gerade keine pfiffige Idee auf dem Tapet haben, dann schauen Sie sich den neuen „Leitfaden zur Erstellung kommunaler Abfallvermeidungskonzepte“ aus dem Bayerischen Umweltministerium an, der auf 118 Seiten eine Menge Ideen liefert. Sie gewinnen dazu einen Eindruck, wie in einem Ministerium gearbeitet wird. Und Sie werden sehen, dass man auch im dritten Jahrtausend brillieren kann mit Vorschlägen, die bereits in den 60er und 70er Jahren des letzten geboren wurden und nun, ein halbes Jahrhundert später, in ein Sommerloch fallen. Die Grenzen des Wachstums sind bekannt wie ein bunter Hund und werden wie eine Randerscheinung belächelt. Bleiben Sie entspannt wie ich im Sommerloch. Am Mittwoch, 24. August 2016, bietet die öffentliche Bierprobe um 17 Uhr vor dem Rathaus einen Vorgeschmack aufs Volksfest – mit Freibier und Brezen und musikalischer Unterhaltung durch die „Pfahofara Buam“. Wenn’s Ihnen dann geschmeckt hat, wenn Sie die Freundschaft mit dem Gerstensaft auf dem Volksfest vertiefen und wenn Sie bei Maß drei nicht aufhören können zu zählen, dann brauchen Sie am nächsten Morgen gar nicht zu jammern. Setzen Sie sich einfach nicht mit Leuten an einen Tisch, die sich mit Leuten wie Sie an einen Tisch setzen. STADTKULTUR Seite 2 | Der Pfaffenhofener Sommer, Herbst und Kunst Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, Herzlich Ihr Thomas Herker, Bürgermeister Eine kleine Warteschleife vor einem großen Herbst von Claudia Erdenreich Die städtische Galerie hat Sommerpause, die Künstlerwerkstatt, die Kulturhalle und die Kämmerei ebenfalls und auch sonst ist es ruhig zwischen Hauptplatz und Freibad. Was sie im Herbst zeigen oder spielen werden in den Ausstellungsräumen und auf den Bühnen ist noch ein Geheimnis, zumindest teilweise. Nach einem intensiven Sommer in der Stadt voller Kultur, Spaß, Ausstellungen und Festen sind jetzt echt Sommerferien. Ruhige, lange, etwas langweilige Ferien. Fast so wie früher. Wer kann, ist weg, im Süden oder zumindest an der Ostsee oder im Bayrischen Wald. Wer etwas auf sich hält, schnuppert mal in Bayreuth rein oder in Salzburg oder auch nur auf der nächsten Freilichtbühne. Auf dem Hauptplatz gibt es nicht einmal ein klitzekleines Konzert oder eine anstrengende Lesung. Die Schulen und ihre Schüler und Lehrer sind sowieso in wohlverdienter Ruhe. Der Stadtrat erholt sich, und die Kulturmacher haben vor den Ferien noch schnell die allerletzten Meldungen verlautbart, jetzt holen sie erst einmal tief Luft. Im Radio spielen sie schon wehmütige Lieder über den nahen Herbst und traurige Lieben. Und tatsächlich, man riecht den Herbst, wenn man nach draußen geht, es ist schon ein wenig neblig morgens, und Nachrichtensprecher vermelden ohne mit der Wimper zu zucken erste Nachtfröste. Es wird auch schon wieder viel früher dunkel, bald, ganz bald wird es die ersten Lebkuchen in den Supermarkt-Regalen geben. Und Glühwein statt Vanille-Eis. Lebkuchen-Eis gibt es ja schon. Die Baustelle für die Gartenschau sieht immer noch aus, als würde sie viel lieber ein Motocross-Parcours werden, daran ändern auch hoffnungsfrohe Baustellenführungen noch nicht viel. Man braucht noch viel Fantasie, um blühende Wiesen zu erahnen. Und noch mehr Vorstellungskraft, um tausende Besucher auf Flanierkurs zu wähnen, zwischen noch nicht vorhandenem Biergarten zu noch nicht vorhandener TouristInformation. Aber das wird, darüber braucht man sich in Pfaffenhofen keine Sorgen zu machen, im nächsten Jahr aufregend genug. Sogar das Volksfest wird anders, zeitlich wie örtlich und überhaupt. Aber dieses Jahr bleibt es noch traditionell, Bierprobe, wie immer Festzug, Vereinsabend und einen Regentag inklusive. Und danach ist dann alles anders, Schulstart und Herbst, Konzerte, Kultur und kalte Nächte warten schon. Ein großer regionaler Künstler wird 80, gleich zwei Ausstellungen gleichzeitig feiern ihn. Danach geht es sowieso weiter mit Memo und Rathauskonzerten, Lesungen und Bühnenprogrammen. Dann wird die Kleinstadt wieder quirliger als ihre ganzen Nachbarn, wird mehr bieten, mehr feiern, mehr bauen. Daher ist es wichtig und gut, jetzt nochmal intensiv zu dösen, im Freibad auf dem Handtuch oder im Gartenstuhl oder im Café. Dabei kann man sich dann ganz ruhig die Touristen im nächsten Jahr vorstellen, die etwas anstrengenden Lesungen von Roland Scheerer Jetzt habe ich mir den aktuellen Niederbayern-Krimi „Schweinskopf al dente“ im Kino angeschaut und dabei am Anfang auch kräftig gelacht, aber irgendwann hat dann alles nimmer so recht zusammengepasst. Es fängt damit an, dass der Dienststellenleiter Moratschek (Sigi Zimmerschied) den titelgebenden Allesfresserschädel im Ehebett vorfindet, den ihm der Superschurke Dr. Küstner (Gregor Bloéb) hindrapiert hat, und dass das eindrucksvolle Dingsymbol dann spurlos verschwindet, ohne dass man erfährt, wie das zugegangen ist. So ein Schweinskopf muss ja doch Spuren auf der Bettwäsche hinterlassen. Und die kann der Fiesling in der Zwischenzeit ja kaum mit dem Weißen Riesen gewaschen haben. Der Kerl ist übrigens ein Serienmörder, dessen einziges Motiv seine abgrundtiefe Bosheit ist. Ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen. Nun gut, der Birkenberger (Simon Schwarz) hat sich damals, wie er selber noch Polizist war, ihm gegenüber nicht korrekt verhalten. Aber zu dem Zeitpunkt war der Küstner ja schon abgrundtief böse, das kann also nicht mehr viel ausgemacht haben. Und überhaupt, wie konnte er wissen, dass das Wohnmobil, das er den Hang hat hinunterrollen lassen, explodieren und sein Opfer auf dem Fahrersitz zur Unkenntlichkeit verkohlen würde, um dann praktischerweise mit ihm verwechselt zu werden? Hm, wie? Und wieso nimmt ein so gebildeter Mensch wie der Küstner für einen Giftanschlag einen Bio-Cocktail aus waldfrischen Zutaten, der dann nicht gescheit wirkt? Der Metzger Simmerl (Stephan Zinner) und der Installateur Flötzinger (Daniel Christensen), Spezis des ermittelnden Eberhofer (Sebastian Bezzel), spielen eigentlich bloß mit, damit sie halt auch wieder vorkommen. Die drei sind gar nicht so vertraut miteinander, als dass eine entsprechende Derbheit im Umgang sich erschließen würde. Es sind halt irgendwelche zwei Bekannte, die auch irgendwas erleben dürfen. Ir- im Winter, die überraschend vielfältigen Ausstellungen. Und davor könnte man noch die Tracht anprobieren. Den Wintermantel lassen wir aber noch ganz lange ganz tief hinten im Schrank und die Lebkuchen kaufen wir frühestens zum Christkindlmarkt! Foto: Stadt Pfaffenhofen ein neues Hallenbad wünschen wir alle uns schon seit Jahren. Jetzt ist die Zeit gekommen, diesen Wunsch zu realisieren. Wie dieses Hallenbad allerdings aussehen soll, wie groß oder „luxuriös“ wir es uns leisten wollen – darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Aber genau das müssen wir bald festlegen, um in die konkrete Planung einsteigen zu können. Denn möglichst bis zum Jahr 2020 soll unser neues Hallenbad fertig sein. Sollen wir ein öffentlich nutzbares Schul- und Sporthallenbad bauen, etwa nach dem Muster des bisherigen Hallenbads an der Realschule? Oder wollen wir tiefer ins Stadtsäckel greifen und ein kleines Familienbad bauen, damit das Badengehen auch mit Kindern mehr Spaß macht? Diese Grundsatz-Entscheidung wollen wir nicht im Stadtrat treffen und Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, aufoktroyieren, sondern wir wollen Ihre Meinung hören. Und da es am 23. Oktober ohnehin einen Bürgerentscheid mit dem Thema „Saubere Energie aus Windkraft“ geben wird, nutzen wir die Gelegenheit, Sie alle auch über das „Hallenbad für Pfaffenhofen“ entscheiden zu lassen. Hier ist allerdings nicht das „Ob“ die Frage, sondern das „Wie“. Denn dass wir ein Hallenbad bauen werden, ist längst beschlossene Sache. Jetzt ist nur die Frage: Wie hätten Sie’s denn gern? Wie groß und wie teuer soll es denn sein? Die Kosten betreffend wird vom Stadtrat – auf Basis einer Studie – ein Kostendeckel von maximal 15 Millionen Euro vorgeschlagen, welche im Falle einer Umsetzung allerdings nicht vollständig ausgegeben werden müssen. Immerhin geht es dabei ja um Steuergelder in Millionenhöhe – und zwar über die einmaligen Investitionskosten für den Bau des Hallenbades hinaus auch um die dauerhaften Unterhalts- und Betriebskosten. Während wir für den Bau eines reinen Schulund Sporthallenbades 8 Millionen Euro kalkulieren, würden wir uns ein Familienbad maximal 15 Millionen kosten lassen. Übrigens wäre auch damit noch längst kein großes Spaßbad mit Außenbecken und allzu viel Schnickschnack möglich, aber zumindest etwas mehr „Luxus“ als ein reines Schwimmbecken. Sollte sich beim Bürgerentscheid eine Mehrheit für das Familienbad finden, möchten wir Sie alle im kommenden Jahr in die weitere Planung mit einbeziehen: Bei der Ausstattung gäbe es dann wiederum verschiedene Möglichkeiten und Varianten, bei denen wir Sie mitreden und mitgestalten lassen möchten. Fest steht übrigens, dass das Hallenbad im Schulzentrum gebaut wird, das wir ja gerade völlig neu gestalten, und zwar auf dem gut 5.200 Quadratmeter großen Gelände der TheresiaGerhardinger-Schule. Künftig wird die neue Grund- und Mittelschule komplett auf der nördlichen Seite des Gerolsbaches situiert, während die Dreifachturnhalle, das Hallenbad und die Parkplätze an der südlichen Bachseite liegen. Erster Bauabschnitt war die 2014 fertiggestellte Dreifachturnhalle. Derzeit laufen gerade der zweite und dritte Bauabschnitt mit dem Neubau der Grund- und Mittelschule. Sobald das neue Schulgebäude bezogen ist, also voraussichtlich zum Jahresanfang 2018, kann das alte Schulhaus der Gerhardinger-Schule abgerissen werden. Und dann kann hier der Bau unseres neuen, langersehnten Hallenbades beginnen. Aber vorher, liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, haben Sie das Wort: Beteiligen Sie sich am Bürgerentscheid und geben Sie Ihr Votum ab. Die Abstimmungsunterlagen erhalten Sie von uns vorher automatisch per Post, sodass Sie Ihr Kreuzchen machen können, wann Sie wollen – und am 23. Oktober einfach daheim bleiben können! Freitag, 19. August 2016 Bild: Rainer Schlamp gendwas anderes. Aber ihre lustigen Fressen ziehen nimmer so recht, weil man die jetzt schon kennt. Der Installateur hat was mit der Frau zweier Schwerverbrecher, und dafür wird er einmal kräftig geschlagen, und das war’s dann? Und dann verlagert sich die Story an den Gardasee, weil scheinbar alle Beteiligten plötzlich Urlaub haben, in Wahrheit aber, weil der Gardasee als Lieblingsdestination der Zielgruppe eingeschätzt wird, die sich da wiedererkennen soll. Wobei viel Zeit damit vergeht, dass blöd-blonde Prollfrauen tanzen wie blöd-blöde Prollfrauen, die sie, aha, auch wirklich sind, was aber keine Handlung ersetzt. Und viel gefühlte Zeit vergeht halt auch damit, dass der Film einem erklärt, wer jetzt gleich wie- der und warum genau mit welchem Auto an den Gardasee und von da wieder zurückfährt. Automobilität ist also ein großes Thema. Aber das viele Herumfahren macht den Film noch nicht zum Roadmovie. Im „Dampfnudelblues“ war die Achtzigerjahre-Dienstkarre noch ein echter Hingucker, den man schmunzelnd hingenommen hat, aber beim dritten Teil fragt man sich, weshalb das Polizeipräsidium Niederbayern nicht mal ein Neufahrzeug beschafft hat, nachdem die skandalöse Ausstattung durch zwei Spielfilme bayernweit bekannt geworden ist. Und genauso, wie der Mörder bloß ein böser Psychopath ist, ist der Susi ihr italienischer Lover einfach nur ein derart primitiver Macho, dass gegen den auch ein Eberhofer leichtes Spiel hat, auch wenn er zuvor noch eine Faustwatschen einstecken muss, nur damit man, aha, versteht, wie brutal diese emotionalen Südländer doch sind. Sodass dann auch die Liebe, so schnell schaust du nicht, gerettet ist. Aber ist es eine Susi, die sich mit so einem Deppen einlässt, respektive sich derart widerstandslos zurückerobern lässt, eigentlich wert – nun ja, zurückerobert zu werden? Was auf eine konsequent durchgezogene Art gut kommt, ist, wie das Privatleben Eberhofers in seinem Dienst aufgeht, beziehungsweise alle im Schlafanzug herumlaufen, wobei auch der Vorgesetzte im Pyjama im Eberhofer-Anwesen dienstliche Anweisungen erteilt, und ein paar Gags mehr. Trotzdem, ein zweites Mal anschauen täte ich mir den Film nicht. Vielmehr hoffe ich, dass bald mal jemand auf die Idee kommt, die Holledau-Krimis von Alexander Bálly zu verfilmen. Da steckt jetzt mehr Potenzial drin. Ich sehe schon den Metzgermeister Wimmer ermitteln und den Bauunternehmer Bertram Brunnrieder im Morgengrauen am Maibaum baumeln. DIE SEITE 3 Freitag, 19. August 2016 W er zu „franz xaver“ kommt, darf probieren und plaudern, stöbern und später wieder kommen, das eigene Dirndl und die Geschichte dazu mitbringen. Und sich natürlich beraten lassen. Im Januar eröffnete Patricia Reichensdörfer ihren kleinen Laden in der alten Kämmerei, sie ist selber so erfreut wie überrascht über den Erfolg. Dirndl mochte sie schon immer, die schweren Stoffe, den schönen Geruch, die Farben und Muster. Da teure Dirndl für eine Schülerin und später Studentin eher nicht erschwinglich sind, fing sie an, hier und da zu schauen, auf Flohmärkten und Haushaltsauflösungen, und die eine oder andere Mutter oder Oma im Freundeskreis hatte auch noch Schätze zuhause. Und da ein Dirndl vor allem gut sitzen muss, fing Patricia Reichensdörfer zudem an zu nähen. Nebenbei schätzten auch Freundinnen ihren Rat und ihren Fundus, eine ordentliche Anzahl an Dirndl hatte sich inzwischen bei ihr angesammelt. So ergriff die Studentin im Januar die Gelegenheit und eröffnete im Kreativquartier ihren Shop für Vintage-Dirndl. Ihr Laden mit dem fröhlichen Namen „franz xaver“ liegt im Erdgeschoss, nach vorne raus. Schaufenster oder direkte Ladentür gibt es in dem alten Verwaltungsbau trotzdem nicht, was weder dem Charme noch dem Erfolg Abbruch tut. Ein paar schön arrangierte Dirndl blitzen natürlich trotzdem durchs Fenster und locken Kundinnen an. Geöffnet ist nur samstags, mehr geht auch gar nicht. Patricia Reichensdörfer schreibt gerade an ihrer Masterarbeit an der Uni Bamberg und arbeitet für zwei Tage pro Woche zu- Dirndl mit Geschichte „franz xaver“ auf Erfolgskurs mit Vintage Dirndln von Claudia Erdenreich franz xaver Vintage Dirndl Patricia Reichensdörfer Frauenstraße 36 85276 Pfaffenhofen [email protected] Tel. 0172 7436510 Geöffnet: Samstag 10 – 17 Uhr sätzlich als Werkstudentin in München. Nebenbei sucht und findet sie Dirndl. „franz xaver“ ist Hobby und Herzensangelegenheit für die junge Frau mit dem sicheren Gespür für Dirndl und alles, was dazu gehört. Der helle Raum ist voll mit Dirndl, sortiert nach Farben. Rosa und Violett, Rot und Grün und Blau, schwere Brokatstoffe und leichte Baumwollstoffe. Größen gibt es von 32 bis 50, was nicht passt, kann sehr oft umgeändert werden. „Nur was abgeschnitten ist, kann nicht mehr verlängert werden“, seufzt die Expertin. In den 70ern wurde fast alles abgeschnitten, es war das Zeitalter des Mini. Jedes Jahrzehnt hatte so seine Eigenheiten, es finden sich üppige Stickereien der 80er Jahre, quietschbunte Blumen der 60er. Selbst „Modesünden“ wirken hier stimmig. Nur den Landhausstil der 90er Jahre mit dem groben, sackartigen Leinen und den Leder-Applikationen führt sie nicht. „Das will heute auch niemand mehr.“ Ansonsten bringen Kundinnen auch den einen oder anderen Schatz aus dem eigenen Kleiderschrank mit, entweder um ihn noch ändern zu lassen oder weil es doch zu schade ist zum Wegwerfen. Dirndl sind etwas Besonderes, die bewahrt man auf, und so manche Dame findet hier Kleider, die sie so oder so ähnlich auch schon getragen hat. Viele der Kleider sind 30 bis 50 Jahre alt und haben ihre Vergangenheit. Lange hängen sie nicht bei ihr, der Verkauf läuft und Patricia Reichensdörfer geht fast jede Woche auf die Suche nach „neuen“ alten Dirndln. Sie näht auch mal die halbe Nacht durch, Änderungen können Kundinnen in der Regel am nächsten Samstag abholen. Die Geschichte zum Dirndl gibt es gratis dazu, die kennt die junge Studentin von fast jedem Stück, es sind romantische und traurige, lustige und frivole Geschichten zu jedem Kleid, die sich so schön einfügen zwischen üppiger Umkleide, Barockspiegel und gemütlichem Stuhl. Mitten in den bunten Kleidern, die man irgendwie alle anfassen und probie- Der Pfaffenhofener | Seite 3 ren und hin- und herwenden möchte, werden die Geschichten ganz lebendig und die eigene Kindheit gleich dazu. Stoffe wurden früher doppelt so dicht gewebt, das macht sie so besonders und viel haltbarer. „Mode ist nicht mein Stil“, so Patricia Reichensdörfer lachend. Daher richtet sie sich auch überhaupt nicht danach, was angeblich gerade so in ist oder out, was kommen soll in der Trachtenmode. „Bei mir muss ein Dirndl zuerst gefallen und dann passen“, fasst die Studentin ihre Strategie zusammen. Dabei ist sie auch ehrlich, wenn einer Kundin etwas so gar nicht steht, findet sie Alternativen. Dirndl heben schließlich bei jeder Frau die Vorzüge hervor, wenn man nur das richtige findet. Und daher ist es auch gar nicht wichtig, was „man“ so trägt in diesem Jahr auf dem Volksfest, im Biergarten oder der Hochzeit, Hauptsache, das Kleid passt perfekt zur Frau. Selber trägt sie ganz gerne auch hochgeschlossene Dirndl oder solche, die bereits Ärmel haben. Der Trend geht bei ihren Kundinnen auch wieder hin zu etwas länger. „Das ist einfach praktischer.“ Überhaupt steht für sie das Praktische im Vordergrund, Dirndl muss man problemlos waschen und tragen können, das waren schließlich einmal Kleider für den Alltag. Hat sie nicht das Passende da, geht sie gerne für die Kundin auf die Suche auf Floh- und Trachtenmärkten. Und fast immer wird sie fündig. Ihre Kundinnen sind bunt gemischt, 16-jährige Schülerinnen befinden sich ebenso darunter wie Rentnerinnen, die wieder ein Dirndl tragen möchten, Frauen, die das allererste Dirndl erwerben ebenso wie solche, die schon einen Schrank voll davon haben. „Ich ermuntere die Frauen ausdrücklich, ihre Sachen mitzubringen“, so Patricia Reichensdörfer. Dann kann man mal schauen, was sich so dazu findet. Obwohl ihr Laden zwar voll, aber keineswegs überladen wirkt, kann sie aus zahlreichen Schürzen, Blusen und Zubehör auswählen. Taschen gibt es noch, sogar ein paar Kropfbänder und Hüte, einzelne Kinderdirndl hängen auch am Rand. „Nur für Herren habe ich fast nichts.“ Mit Lederhosen kennt sie sich nicht aus und sie möchte ihre Nische auch nicht erweitern. Denn sie hat, ganz Wissenschaftlerin, auch schon ganz persönliche Marktforschung betrieben. Aber ohne rechtes Ergebnis. Die Kundinnen kommen von nah und von weiter her, manchmal gleich morgens, manchmal kurz vor Schluss. Und das ganz ohne Werbung, sie ist auf Facebook und auf Instagram vertreten, der Rest kommt über persönliche Empfehlung. Die Analyseinstrumente versagen hier und müssen auch nicht wirklich angewendet werden. „franz xaver“ läuft fröhlich und erfolgreich, weil es so anders ist. Jedes Dirndl im Laden ist gewaschen und gebügelt, die Knöpfe sind fest, die Nähte geprüft. Patricia Reichensdörfer schlüpft nach wie vor in jedes Dirndl einmal kurz selber hinein, egal welche Größe. „Dann merkt man, wenn etwas nicht stimmt.“ Sie hat inzwischen umfassende Erfahrung mit Änderungen, arbeitet aber auch mit einer Schneiderin zusammen. Reich wird sie davon nicht, das will und muss sie in der Konstellation auch nicht, solange der Laden halb Hobby, halb Nebenberuf ist. Und wie geht es weiter mit „franz xaver“ und den vielen schönen, alten Dirndln? „Erst einmal wie bisher“, versichert Patricia Reichensdörfer. KULTUR Seite 4 | Der Pfaffenhofener Ernst Hillisch: Der Trotzkopf A uch die neue Chefin des Finanzamts Pfaffenhofen, Eva Ehrensberger, die erst vor vier Wochen ihren Dienst antrat und hier zum ersten Mal eine Ausstellung sehr souverän eröffnete, war beeindruckt von dem, was in ihrem Haus über die dienstlichen Obliegenheiten des Alltags hinaus geboten wird. In ihrer Begeisterung versprach sie, dass dieser Institution als einem besonderen Attribut einer staatlichen Behörde auch weiterhin ihre Wertschätzung gelte. Es handelt sich ja doch um eine Aktivität, die unter der Regie ihres Stellvertreters Franz Peter und seiner beiden Assistentinnen Barbara Forsthofer und Melanie Riedmann jetzt zum 48. Mal über die Bühne ging und stets Klaus Tutsch: Dienstfahrt besitze, zumal er vor Jahren das Finanzamt als „Kunsttempel Pfaffenhofens“ bezeichnet habe. In der Tat gibt es in der Kreisstadt kein einziges Gebäude, das den hier vorhandenen vorzüglichen Bedingungen für die Präsentation bildender Kunst nur annähernd gleichkommt: Umfangreiche Wandflächen in den großzügigen Foyers und breiten Gängen von vier Etagen, günstige Lichtverhältnisse, ein vorzüglich ausgestatteter Vortragsraum, ein heller, geschmackvoll angelegter Innenhof und ein weites Gartengelände für Skulpturen, genügend Parkplätze für Besucher usw. Und vor allem auch Ausstellungen, zu denen man die Künstler nicht anlocken oder gar anwerben muss! Wenn im Januar nächsten Jahres mit der fünfzigsten Präsentation ein Jubiläum ansteht, dann beweist das allein schon, dass dieses Haus in der Schirmbeckstraße 5 inzwischen in Kunstkreisen ein ausgezeichnetes Image besitzt. Dem entsprechend war auch die Vernissage der aktuellen Ausstellung wie in der Vergangenheit sehr gut besucht. Und sie hat in der Tat dieses große Interesse verdient. Eine Bilderserie dokumentiert die Eindrücke einer Reise Ernst Hillisch: Minkwal deren Freizeit beanspruchte. Auch die hierfür entstehenden geringen Kosten stammen grundsätzlich von privater Seite und belasten keineswegs den öffentlichen Haushalt wie manche vermuten könnten. Für eine schwungvolle musikalische Umrahmung der Vernissage sorgten „Funky Chick & the Rooster“. In seiner Laudatio konnte es sich der ehemalige Kulturreferent der Stadt Pfaffenhofen, Hellmuth Inderwies, nicht verkneifen, die neue Amtsleiterin darauf hinzuweisen, dass sie nicht nur an der Spitze einer staatlichen Behörde stehe, sondern zudem auch noch die Würde einer obersten Priesterin, gewissermaßen eines femininen „Pontifex Maximus“, Da traten ja doch als Protagonisten der Fotografie der amtierende Clubmeister der „Fotofreunde VHS Pfaffenhofen“, Ernst Hillisch, und der Drittplazierte im Jahr 2016, Klaus Tutsch, in Erscheinung, Mitglieder des auf Landes- und Bundesebene erfolgreichsten Kunstvereins in der Geschichte der Kreisstadt. Sie mögen beim Auftakt der Laudatio des ehemaligen Kulturreferenten der Stadt ein wenig konsterniert geschaut haben, als sie hörten, dass der französische Soziologe und Sozialphilosoph Pierre Bourdieu ihrer Tätigkeit in seinem in mehrere Sprachen übersetzten Buch „Eine illegitime Kunst“ den Kunstcharakter abgesprochen hat und der Laudator dem entsprechend in eine Präsentation einführen müsse, die sich zwar „Kunstausstellung“ nenne, die mit Kunst aber danach nur wenig zu tun habe. Auf den Grad der Automatisierung der Funktionen des benutzten Geräts käme es an, behauptet dieser Kritiker des fotografischen Genres. Da war Agnieszka Paluch mit ihrer emotionalen Malerei als Ergänzung zur Lichtbildkunst gut aus dem Schneider, wie man beim Schafkopfen sagen würde. Agnieszka Paluch: Königin der Nacht Aber es war bei den Bildern ihrer beiden Kollegen nicht allzu schwierig, einen handfesten gegenteiligen Beweis zu der doch recht oberflächlichen These eines Soziologen zu erbringen. Wenn alle Kunst „Nachahmung der Natur“ ist, wie der alte Seneca bereits im letzten Jahrhundert vor Christus konstatiert, und Honoré de Balzac sie als „konzentrierte Natur“ definiert, dann entsprechen die Arbeiten von Ernst Hillisch in vollem Maße diesen Explikationen. Denn sein Leitmotiv in dieser Ausstellung ist die Natur, die er in nicht alltäglicher Form erlebt und wiedergibt. Seine Bilderserie dokumentiert die Eindrücke einer Reise, die ihn von der Südspitze Amerikas, von Feuerland aus, auf einem Expeditionsschiff in die sommerliche Antarktis führte. Hier begegnete er dem Ursprünglichen, dem Besonderen, dem Einzigartigen und Exotischen. Wenn „Kunst den Alltag von der Seele wäscht“, wie Pablo Picasso meint, dann geschieht dies nicht auf einem touristischen Alltagstrip, sondern auf diese eben nicht alltägliche Weise. Und diese Reise führte zudem in eine Welt, die auch nicht dem gewohnten visuellen Empfinden unseres Alltags im mitteleuropäischen Lebensraum mit seinen vielfältigen Farben entspricht. Der Kontrast von Hell und Dunkel, von Licht und Schatten gehört zu ihrem Wesen. Einer solchen Welt mit ihrer Komposition von Flächen, Linien, Formen, Strukturen und Lichtkontrasten kann nur eine monochrome Bildgestaltung entsprechen. Deshalb handelt es sich bei den Bildern von Ernst Hillisch um Aufnahmen in Schwarz-Weiß. Um dem Betrachter den Zugang zu seinen Werken zu erleichtern, hat er ihnen stets kommentierende und interpretierende Texte beigefügt, so etwa zu „Spotlight“: „Wie von einem riesigen Scheinwerfer angestrahlt, so präsentiert sich der Eisbrocken unter einem von dunklen Wolken verhüllten Himmel, wenige Seemeilen vor dem südlichen Polarkreis.“ Die verschiedene Intensität der grellen weißen Farbe des Eises, des dunkleren Schnees an Berghängen, übergehend in das Grau des Himmels und das Schwarz des Meeres kennzeichnen vielfach das Erscheinungsbild der Natur. Die bizarren Formen, die das im Wasser schwimmende Eis annimmt, ein ringförmiger Rest einer von einem vulkanischen Ausbruch herrührenden Caldera, die vom Meer geflutet wurde, die unendliche Weite dieser Landschaft, mitunter von Eismeerstürmen heimgesucht, sind weitere Themen und Motive. Andere Bilder widerlegen die landläufige Vorstellung, dass es sich bei der Antarktis ja doch nur um eine eintönige Schnee- und Eiswüste handelt. Die Tierwelt mit ihrer Vielfalt spielt in Ernst Hillischs Arbeiten eine außerordentlich wichtige Rolle. Pinguine sind in ihrer Farbgestalt geradezu Symbolfiguren der Landschaft und zugleich zentrales Motiv der Schwarzweißfotografie des Künstlers. „Antarktis – eine Reise zu den Pinguinen“ betitelte er einen Vortrag, den er vor einiger Zeit darüber gehalten hat. Da werden Mink-, Buckel- und Zwergwal, See-Elefant, Seeleopard und Robben in Augenblicken festgehalten, in denen sie auf ganz besondere Weise ihre ursprüng- Freitag, 19. August 2016 Ernst Hillisch: Spotlight lichste Wesensart an den Tag legen. Und auch der Mensch hat hier in der Welt des Eises Spuren hinterlassen. Resten seiner Zivilisation begegnet man an verschiedensten Orten dieses antarktischen Kontinents, der erst ab 1820 von verschiedenen Seefahrern und Forschern entdeckt und erschlossen wurde und der bis heute einen abenteuerlichen Reiz besitzt, weil ihm das Flair des immer noch Fremden und Exotischen anhaftet. Ernst Hillischs Bilder vermitteln dies sehr wirklichkeitsnah und mitreißend, weil sie den Betrachter mitten in die jeweilige Situation hineinversetzen. Wenn wiederum der große Pablo Picasso einmal den Künstler als „Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat“ definierte, dann gilt das uneingeschränkt für Klaus Tutsch. Klaus Tutsch „Lustig – Kurios“ lautet das Rahmenthema seiner Farbbilder dieser Ausstellung, bei denen der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Er wird in allen möglichen Situationen seines Daseins dargestellt: In seiner Unbeholfenheit, seiner Verlegenheit, seiner Überschläue, seiner falschen Erhabenheit, seiner Ungeduld, seinen wirklichkeitsfremden Träumen, seinem übertriebenen Modewahn, seinem Leichtsinn und seiner Neigung zu Illegalem – schlechthin mit seinen kleinen und großen Schwächen, die ihm zu eigen sind. Und Klaus Tutsch erledigt dies auf recht liebenswerte, humorvolle und geistreich-hintergründige Weise, die beim Betrachter seiner Bilder immer wieder ein Schmunzeln verursacht, dann zum Nachdenken anregt, wohl deshalb, weil man sich selbst Antarktisches – Faszinierende Kon Klaus Tutsch: Bank of Mexiko KULTUR Freitag, 19. August 2016 h: Die Ruhe selbst in solchen Situationen und Rollen entdeckt oder sie schon einmal erlebt hat. Dabei greift er nicht selten auf allenthalben bekannte Vorlagen zurück, um allzu Menschliches mit Mitteln der Ironie oder Satire zu entlarven. In „Drei Engel für Charly“, jener US-amerikanischen Krimiserie aus den 70er und 80er Jahren, ist „die hundertste Staffel gerade abgedreht“, wie es im beigefügten erklärenden Text heißt. Charly und seine Privatdetektivinnen haben fast schon ein biblisches Alter erreicht, während „Die bezaubernde Jeannie“, jener schöne Geist, der bereits 2000 Jahre in einer Flasche haust, wieder aktiv geworden ist, aber im fahruntüchtigen Promillebereich. Ein Portrait der Räuberbraut „Bonnie“ mit Pistole, frei nach Andy Warhols „Bonnie Wintersteen“, nimmt Klaus Tutsch: Justitia Klaus Tutsch: Coffee with Lennons die Pop Art auf die Schippe, und ein anderes, das mit Kaffeebohnen und Sonnenbrillen gefertigt wurde, verbildlicht den Wunsch, einmal mit John Lennon und Yoko Ono einen Kaffeeplausch zu erleben. Während diese Bilder vor allem bei der zeitgenössischen Generation nostalgische Gefühle wecken, parodieren andere stete oder aktuelle menschliche Unzulänglichkeiten. Da sitzt eine junge Schönheit auf einem Parfümflakon und besprüht sich reichlich mit dessen Inhalt, weil es diesen Riechstoff jetzt im Großmarkt im Angebot sehr kostengünstig gibt und sie als eine „Dufte“ besonders reizvoll erscheinen will. „Reptilia“ nennt sich eine Frau, deren Ganz-Körper-Tattoo im Schlangenhautlook als letzter Schrei für ein garantiert wasserfestes Strand-Outfit angepriesen wird. Und „No Photo“ zeigt ein Model, das ganz und gar nicht erfreut ist, dass es nach dem Duschen fotografiert wurde. Es setzt seine Bildrechte handfest in die Tat um. Eine Darstellungsform mit sehr viel Witz! Klaus Tutsch lässt Lustiges und Kurioses auch bei Aufbau und Gestaltung der Ausstellung selbst in Erscheinung treten. Unmittelbar neben dem Eingang zur Vollstreckungsstelle des Finanzamts spielt sich in seinen Bildern eine Szene ab, in der die sprichwörtliche Ruhe eines Finanzbeamten beim Abstempeln von Papieren vor Augen geführt wird, eine südländische Schönheit Schwarzgeld im Zeitalter der Niederzinspolitik zum Zwecke der Werterhaltung in Einweckgläsern konserviert (Titel: „Bank of Mexico“) und ein Vollstreckungsbeamter – Kurioses – Emotionales nstellation in der 48. Ausstellung im Finanzamt von Hellmuth Inderwies Der Pfaffenhofener | Seite 5 Ernst Hillisch: Seeleopard sich als Allegorie des Todes (Sensenmann) auf „Dienstfahrt“ befindet. Ein anderer wartet als Betriebsprüfer des Finanzamts Ingolstadt auf der Durchreise dienstbeflissen auf seinen Zug. Er kann dessen Ankunft fast nicht mehr erwarten, um an sein Ziel zu gelangen. Mit „Railway to Hell“ ist es betitelt. Bei dieser Person handelt es sich augenscheinlich um seinen Künstlerkollegen Ernst Hillisch, der von Beruf Finanzbeamter ist. Die „Justitia“ in der Ecke des Raums schiebt ihre Augenbinde ein wenig zur Seite und beobachtet dieses Treiben mit süffisantem Blick und lächelnder Miene, ohne darauf zu achten, ob das Gleichgewicht ihrer Waagschalen erhalten bleibt. Die Bilder von Klaus Tutsch sind zumeist szenenhaft aufgebaut. Es handelt sich nicht selten um eine Komposition mehrerer Einzelteile. Sie informieren, entlarven und üben auch ein wenig versteckte hintergründige Kritik an menschlichen Erscheinungsund Verhaltensformen. Unwillkürlich erinnern sie an den Titel eines Lustspiels von Hans Dietrich Grabbe, jenes deutschen Dichters der Vormärzzeit: „Scherz, Satire und Ironie und tiefere Bedeutung“. Und sie unterscheiden sich damit elementar von den Bildern von Ernst Hillisch, was der Ausstellung einen zusätzlichen Reiz verleiht. Gefühle wie Wut und Glück in eine Farbe umsetzen Ergänzt wird die Fotografie durch die Malerei von Agnieszka Paluch, deren Wunsch, in der Vernissage selbst die Einführung in das Wesen ihrer Kunst zu übernehmen, entsprochen wurde. Ursprung und Voraussetzung ihres Schaffens sollte an Hand eines Tests mit dem Publikum vor Augen geführt werden. Die Besucher wurden von ihr angehalten, Gefühle wie Angst, Wut, Traurigkeit, Glück in eine Farbe umzusetzen. Dies ist auch der psychische Beweggrund der emotionalen Malerei der Künstlerin und für den Rezipienten ein Anhaltspunkt, sich ihr zu nähern. Es handelt sich hierbei um nichts anderes als das altbekannte Phänomen der Synästhesie (= Mitempfinden), also um eine Verknüpfung und Vermischung verschiedener Bereiche der Sinneswahrnehmung. Bereits Johann Wolfgang von Goethe ist in seiner Farbenlehre darauf eingegangen und die deutsche Romantik lebt geradezu vom „Farben hören“ und „Farben sehen“ (Siehe Brentanos Gedicht „Abendständchen“: „Golden weh’n die Töne nieder“ oder „Blickt zu mir der Töne Licht“!) und Wassily Kan- Klaus Tutsch: Railway to Hell dinskys „Farbe – Klang – Analogien“ schließen sich hier an. Manche sehen auch Wochentage in unterschiedlichen Farben oder selbst Buchstaben des Alphabets. Man schätzt, dass heute jeder tausendste Mensch diese Fähigkeit besitzt. Synästhetische Wahrnehmungen lassen sich nicht steuern, sie sind einfach da und werden in der Malerei in abstrakter bzw. nichtgegenständlicher Form in Bilder umgesetzt. Soll der Betrachter zu ihnen einen Zugang finden, sind Titel außerordentlich hilfreich. Bei Agnieszka Paluch sind dies „Der Weg des Lichts führt in mein Universum“, „Licht am Horizont“, „Elfenfreude“ oder nur „Freude“. Mit leuchtenden Acrylfarben werden subjektive Gefühle zum Ausdruck gebracht. Erst der Titel weist auf eine Intention hin, so etwa „Königin der Nacht“ auf eine Kakteenart oder eine Gattung von Seerosen. Eine Bereicherung erfährt die Ausstellung durch eine Sammlung von Büchern des Ehepaars Dr. Franziska und Ernst Krammer-Keck, die für sie große Autoren signierten und mit Widmungen versahen. In zwei Vitrinen trifft man auf Namen wie Jean Paul Sartre, André Malraux, Peter Handke, Ephraim Kishon, Martin Walser, der 1987 beim Auftakt der Dichterlesungen am Schyren-Gymnasium zu Gast war oder Pavel Kohout, der 2002 seinen Roman „Die weite Welle hinterm Kiel“ im Rahmen der Europäischen Kulturtage in Pfaffenhofen vorstellte. Thomas Bernhard, Thornton Wilder, Carl Zuckmayer, Loriot, Günter Grass, Heinrich Böll, Carl Orff, Erich Kästner und Joseph Ratzinger, Karl Rahner, Theodor W. Adorno finden sich darunter. Besonders für Literaturfreunde sollten die Widmungstexte von großem Interesse sein. Auch sie offenbaren über ihr Werk hinaus etwas vom Wesen berühmter Autoren, oft sogar ganz Unerwartetes. Zum letzten Mal wird diese Sammlung der Öffentlichkeit im Finanzamt Pfaffenhofen präsentiert, bevor sie der Monacensia-Abteilung der Münchener Stadtbibliothek eingegliedert wird. Die 48. Ausstellung des Finanzamts Pfaffenhofen ist zu den Öffnungszeiten des Servicezentrums zu besichtigen: Montag bis Mittwoch, jeweils von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr, Donnerstag von 7.30 Uhr bis 17.30 Uhr und Freitag von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr. STADTKULTUR Seite 6 | Der Pfaffenhofener Freitag, 19. August 2016 Kulturtermine Klassik Im Rahmen von „MEMO“ ist am 21.8. ab 11.45 Uhr in der Stadtpfarrkirche wieder Musik von Mozart zu hören. Kunst Bilder aus der Artothek können wieder ausgeliehen werden am 1.9. zwischen 15 und 18 Uhr neben der Spitalkirche. Mobiler Hühnerstall auf dem Prielhof Fest 12 Tage lange feiert Pfaffenhofen sein traditionelles Volksfest, Eröffnung am 2.9. mit Festzug um 17.30 Uhr. Traditionell innovative Landwirtschaft im Kloster Scheyern Wandel „30 Jahre im künstlerischen Wandel“ von Walter Heidenreich, Vernissage am Samstag, 3.9. um 19.30 Uhr im Haus der Begegnung. von Heinz Hollenberger Skulptur Der neue Pfaffenhofener Kunstverein zeigt ab 16.9. um 19.30 Uhr eine Ausstellung mit Skulpturen von Clemens Heinl. Garten Ein großes Baustellenfest mit buntem Programm als Vorgeschmack auf die Gartenschau steigt am 18.9. von 10.30 bis 18 Uhr. Führung Günter Helmbrecht führt am 24.9. ab 14.30 Uhr durch Pfaffenhofen und beschreibt dabei die Zeit des 1. Weltkriegs. Lesung Der Autor Catalin Doran Florescu liest am 24.9. ab 19.30 Uhr beim Neuen Pfaffenhofener Kunstverein. Ausstellung Eine Doppelausstellung zu Ehren eines Urgesteins der Pfaffenhofener Kunst: Reiner Schlamp ist einer der bekanntesten und aktivsten Kunstschaffenden Pfaffenhofens. Der Maler, Radierer, Bildhauer und Puppentheatermacher ist nun 80 Jahre alt. Zum Geburtstagsjubiläum wird der Künstler nun mit zwei Ausstellungen geehrt, die beide am 30.9. starten. Vernissage in der Kunsthalle um 19.30 Uhr und in der Städtischen Galerie um 20.30 Uhr. Während beim Kunstverein die Ausstellung „Außen“ eröffnet wird, ist in der Städtischen Galerie „Innen“ zu sehen. IMPRESSUM Verlag/Herausgeber/Herstellung: KASTNER AG – das medienhaus, Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach, Telefon 08442/9253-0 V.i.S.d.P.: Kilian Well E-Mail: [email protected] Redaktion: Claudia Erdenreich, Kilian Well, Hellmuth Inderwies, Lorenz Trapp Layout: Monika Lang Anzeigen: Claudia Scheid Telefon: 0 84 42 / 92 53-7 04 Erscheinungsweise: monatlich Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der Buchhandlung Osiander, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak Bergmeister, Tabak Breitner etc. Nächste Ausgabe voraussichtlich Freitag, 30. 09. 2016 B ei uns ist für jeden etwas dabei!“ Pater Lukas strahlt und hält zwei Eier in die Luft. Eines davon ist halb so groß wie sein linker Daumen und sieht aus wie ein kleines Taubenei, das andere ist fast viermal größer. Beide wurden im mobilen Hühnerstall abgelegt, der seit kurzem auf einer großen Wiese hinter einem Zaun steht. Der Zaun ist orange und sieht aus, als wäre er nur aus dünnen Stricken. Er schützt jedoch 220 Legehennen und fünf Hähne vor dem Fuchs: Mit Stromschlägen, die der Räuber natürlich überlebt, die ihn aber von seiner Beute abhalten. Auch die fünf Hähne leben übrigens nicht nur zum Vergnügen bei den Weibchen, sondern zum Schutz der 220 Hennen im Bestand. Denn vor ihnen haben auch Greifvögel wie der Habicht Respekt und stürzen sich erst gar nicht auf die Herde. Außerdem beruhigen die Hähne die Hennen, auch wenn keine Gefahr droht. Die Hennen sind erst wenige Wochen alt. Deshalb sind ihre Eier auch noch so unregelmäßig groß. Sie üben quasi noch das Legen gleichförmiger Eier. Allerdings unter besten Voraussetzungen. Wenn die Grünfläche vor ihrem mobilen Stall abgegrast ist, wird ein Traktor die Behausung einfach einige Meter weiterziehen, dorthin wo das Gras noch grün und saftig ist. Das Hühnerhaus auf Rollen sieht aus wie ein Ausstellungswagen für eine Baumesse. Das abgeschrägte Dach schaut nach Süden. Darunter sind große Schubläden gefüllt mit einer Streu aus Dinkelspelzen, den übrig gebliebenen Schalen von geernteten Getreidekörnern. Diese Streu ist ideal, um die frisch gelegten Eier sicher aufzubewahren. Pater Lukas, der junge Gutsverwalter Benjamin Fichtner und die Auszubildende Anita ziehen die Schubladen mit der Streu heraus und legen sorgfältig ein Ei nach dem anderen in große graue Kartonagen. Anita trägt vier oder fünf Lagen übereinander. Pater Lukas scherzt: „Jetzt aber nicht hinfallen. Das ist meiner Schwester mal passiert. Aber nur einmal!“ Mit der Freilandhaltung und dem mobilen Hühnerhaus bleibt das Kloster Scheyern seiner uralten Tradition treu: Innovative Landwirtschaft. Tierhaltung und auch Ackerbau auf dem Klostergut erfolgen nach strengen Ökorichtlinien. Der durch den mobilen Stall immergrüne Auslauf schütze die Tiere auch vor Weideparasiten, erklärt Benjamin Fichtner. Pater Lukas verweist auf ein Gebäude unweit der Hühnerweide. „Das war 1758 die modernste Hochtenneneinfahrt überhaupt für eine Scheune.“ Landwirtschaft bildet seit jeher die Lebensgrundlage für das Kloster. Bis zur Säkularisation im Jahre 1803 gab es auch ausgedehnte Ländereien im oberen Leitsachtal am Wendelstein. Von dort hat man das Vieh dann im Winter 120 Kilometer weit nach Scheyern getrieben. Im Gegenzug wurde Getreide aus der Hallertau zum Wendelstein gebracht. Nur 195 Jahre später berechnen Satellitenbilder aus dem Weltall, wie viel Dünger an welcher Stelle der Felder des Klosters ausgebracht werden muss. Dort, wo der Boden besonders fruchtbar ist, spart man Dünger. Jahrzehntelang hat die HelmholtzGesellschaft auf den klösterlichen Ländereien an Klima und Bodenbearbeitung geforscht. 2015 sind die Forscher weggezogen, sie hatten zeitweise die Hälfte der Flächen gepachtet. Jetzt will das Kloster nach und nach alle seine 140 Hektar wieder selbst bewirtschaften. Momentan grast auf einigen Weiden sogenanntes Pensionsvieh: wertvolle Rinder in Freilandhaltung. Die gehören dem Ökolandwirt Max Kainz, der auch als landwirtschaftlicher Berater des Klosters fungiert. „Er hat im Herbst 2015 hier tatkräftig mitgeholfen, die Zeit bis zur Einstellung des neuen Gutsverwalters zu überbrücken“, freut sich Pater Lukas. Pläne für einen eigenen Milchviehbetrieb hat das Kloster wieder verworfen. Dafür hätte man mehr als 200 Tiere in neuen Ställen unterbringen müssen. Nach deren Bau wäre aber die Nutzung des historischen Prielhofs für kulturelle Veranstaltungen nicht mehr möglich gewesen. Das ist mit den Schafen im Besitz des Klosters kein Problem. Diese Tiere leben vor allem in Freilandhaltung und wer- den von der eigenen Metzgerei direkt vermarktet. Der Preis für Wolle ist allerdings so tief, dass die regelmäßig notwendige Schur mehr kostet, als man mit dem Verkauf erlösen kann. Die Tiere grasen oft auf der Obstwiese. Direkt daneben steht ein frisch gestrichener Hühnerstall. Dort wachsen 200 Masthähnchen auf, langsamer als in konventionellen Betrieben. Schließlich will das Kloster der Jahrhunderte alten Tradition der Nachhaltigkeit treu bleiben: Mit der Produktion von gesundem Biofleisch. STADTKULTUR Freitag, 19. August 2016 Der Pfaffenhofener | Seite 7 Auf Wanderschaft Literaturstipendiat Dr. Johann Reißer zieht weiter von Claudia Erdenreich „Es war eine schöne Zeit.“ Drei Monate lebte und schrieb er im historischen Flaschlturm. Dr. Johann Reißer war schon der dritte Josef- stadt Berlin hat ihn inspiriert. Der Autor ist in der ebenso seltenen wie glücklichen Lage, dass er inzwischen von seiner Berufung leben kann. Er schreibt, gibt Kurse, macht vor allem Theaterprojekte. Das Josef-Maria- Literaturstipendiat Dr. Johann Reißer im Kräutergarten am Flaschlturm Maria-Lutz Stipendiat in Pfaffenhofen. Am 18. August ging sein Stipendium zu Ende, er wechselt fast nahtlos zu seinem nächsten Stipendium. Der promovierte Literaturwissenschaftler war sehr präsent in Pfaffenhofen, neben Bunkerperformance und Lesungen nahm er auch intensiv am kulturellen Leben teil, integrierte sich außerdem fröhlich beim Fußballspielen. Der 36-Jährige lebt in Berlin, wuchs aber in der Oberpfalz auf und kennt Bayern sehr gut. Josef Reißer hat seinen Aufenthalt in Pfaffenhofen sehr genossen, auch und gerade der Kontrast zur Groß- Lutz Stipendium war auch nicht sein erstes Stipendium, er schrieb schon drei Monate im Döblin Haus und als Stadtschreiber in Regensburg und Rottweil. Einzige Bedingung für den Stipendiaten ist ein Text, präsentiert in einer Lesung im Festsaal des Rathauses. Großer Wert wird hier auf völlige künstlerische Freiheit gelegt, daher sind Form und Inhalt völlig frei gestellt. Johann Reißer fasste seine Eindrücke von „Kleindelfing“ zusammen. Da erkundete ein chinesischer Unternehmen die Gegend um Pfaffenhofen für einen Automobilpark – und der Blick von außen auf Kleindelfing kam den Zuhörern doch sehr bekannt vor, man erkannte so manche Kneipe, so manche Straße wieder. Die Zeit ging fast zu schnell vorbei, findet der Autor. Er hat an seinem Roman „Landmaschinenparadies“ weiter gearbeitet. Zwar nicht immer ganz so intensiv wie von ihm selber gewünscht, da die Vorbereitung der Bunkerperformance „Ein Ernstfall“ und seiner Lesung doch viel Zeit in Anspruch nahm. Aber er kam wie geplant voran, genoss die Ruhe und Abgeschiedenheit im mittelalterlichen Turm und die gleichzeitig zentrale Lage in der Kleinstadt. Im Flaschlturm, der ja sogar einmal als Sommerhaus gedacht war, fühlte er sich sofort wohl. Die dicken Mauern halten die Hitze ab, vor der Tür duftet ein kleiner Kräutergarten. Johann Reißer hatte neben einigen Instrumenten und natürlich Büchern sein Fahrrad dabei und erkundete die Gegend. Er war in Scheyern, Manching und Geisenfeld, radelte die Ilm entlang, besuchte das Humulus Lupulus. Auch an Ingolstadt, München und Eichstätt kam er vorbei, Freunde besuchten ihn. Besonders beeindruckt war er vom Kulturleben in Pfaffenhofen. Städtische Flaschlturm Galerie, Alte Kämmerei, Kunstverein und Künstlerwerkstatt ließen keine Langeweile aufkommen. „Ich habe hier viele nette, interessante Leute kennengelernt“, fasst er seinen Aufenthalt zusammen. terschiedliche Erfahrungen zu sammeln, andere Orte, Gegenden und Menschen kennenzulernen und nicht nur im Mikrokosmos einer Großstadt zwischen irgendwelchen Wohngemeinschaften zu pendeln. Steffen Kopetzky und Johann Reißer bei der Abschlusslesung Er merkte Pfaffenhofen die Lage zwischen den Städten München und Ingolstadt mit deren Industrie und Arbeitsplätzen deutlich an, „Autos sind hier extrem präsent“. Auch der wenig zimperliche Umgang mit alter Bausubstanz ist ihm aufgefallen. Der Literat hat hier weitere Ideen für seinen entstehenden Roman gesammelt, der ja in Bayern spielt. Natürlich bemerkte er auch sehr positiv den Unterschied zu seiner Wahlheimat Berlin. In der Kleinstadt war er der einzige Stipendiat, ein interessanter Autor, sofort präsent in der Presse. „In Berlin bin ich einer von Tausenden.“ Ihm ist es wichtig, un- Ein wenig gleicht sein Leben gerade der Wanderschaft früherer Handwerkergesellen. Johann Reißer kehrt nicht sofort nach Berlin zurück. Zunächst geht es für eine gute Woche zu den Eltern in die Oberpfalz, wo Hochzeit und Taufe anstehen, dann geht es weiter zum nächsten Stipendium nach Esslingen. Dieses Mal wartet ein altes Bahnwärterhäuschen gleich für ein halbes Jahr. „Danach kommt hoffentlich schon mein erster Roman heraus“, so Johann Reißer. Und dann freut er sich doch wieder auf die Hauptstadt, das Großstadtleben und die eigene Wohnung – irgendwann im nächsten Jahr. Gruppen im Garten Führungen durch die Gartenschau werden geplant von Karen Bendig von Claudia Erdenreich Seit Anfang Juni ergänzt Karen Bendig das Team der Wirtschaftsund Servicegesellschaft in der Alten Kämmerei. Sie wird sich bis Ende 2017 vor allem um die Organisation der Gästeführungen auf der kleinen Landesgartenschau im nächsten Jahr kümmern. „Ich bin ein Zugvogel“, beschreibt sich die erfahrene Tourismusfachkraft selber. Geboren in Toronto kam sie in der Grundschulzeit mit ihren Eltern zurück nach Deutschland. Sie machte Abitur im Rheinland, ab da zog es sie immer wieder ins Ausland. Zunächst nach Lausanne, um ihre Französisch-Kenntnisse zu erweitern, danach für ein Praktikum zurück nach Toronto. Im Anschluss absolvierte sie eine Hotelfachausbildung in Düsseldorf und ging dann zu United Airlines. 1998 zog Karen Bendig nach München. Es folgten fünf Jahre Peking als Marketingmanagerin für Schenker, dort lernte sie auch Chinesisch und nach einer Etappe in Kranzberg wechselte sie weiter nach Moskau und Dubai. Seit 2013 lebt Karen Bendig mit Mann und Sohn in Pfaffenhofen. Die Kleinstadt kannte sie von früheren Besuchen bei einer Freundin und fühlte sich hier sofort wohl. Durch Zufall entdeckte sie dann sogar ein Haus, das sie schon bei früheren Besuchen gesehen hatte. Die begeisterte Mountainbikerin mag das Hügelland, findet aber vor allem die Kleinstadt ideal für ihren kleinen Sohn. Auch wenn Karen Bendig jetzt in Pfaffenhofen heimisch geworden ist, zählt Reisen weiterhin zu ihren wichtigsten Interessen. Ebenso liebt sie ihren Garten, den sie selbst angelegt hat und pflegt, „bei Gartenarbeit kann ich wunderbar abschalten“. Die Gartenschau wird ihr da manche brauchbare Anregung geben. Erfahrungen von anderen kleinen Landesgartenschauen in Bayern zeigen, dass rund 500 Führungen in drei Monaten gebucht werden. Hierfür braucht es eine größere Anzahl an flexiblen Gästeführern und vor allem eine gut koordinierte Organisation Wirtschafts- und Servicegesellschaft WSP Frauenstraße 36 85276 Pfaffenhofen im Hintergrund. Die erforderlichen Gästeführer müssen nicht nur gefunden und ausgebildet, sondern auch für die Gruppen eingeteilt werden. Davor werden noch die genauen Inhalte der Führungen und die Routen erarbeitet. Es soll sowohl reine Führungen über die Gartenschau geben, als auch eine Kombination aus Stadt- und Gartenschauführung. Dies bietet sich in Pfaffenhofen besonders gut an, da Stadtzentrum und Gartenschaugelände nahe beieinander liegen und fast ineinander übergehen. Neben Führungen für gebuchte Gruppen sollen auch offene Führungen angeboten werden, an denen Besucher spontan teilnehmen können. Zudem werden Tagespakete erarbeitet für Teilnehmer, die noch mehr von der Umgebung sehen wollen. Und eine temporäre TouristInformation wird es auch geben, denn die Besucher haben mit Sicherheit viele Fragen. „Das soll eine nachhaltige Veranstaltung werden“, stellt Matthias Scholz, Geschäftsführer der WSP klar. Er rechnet sogar mit mehr als 500 Gruppenführungen, da Pfaffenhofen sehr zentral und gut erreichbar mitten in Bayern liegt und die Gartenschau entsprechend bekannt gemacht wird. Vor allem bei Bustourismus-Unternehmen wird diese Pfaffenhofener Veranstaltung intensiv beworben. Erste Informationsveranstaltungen für potentielle Gästeführer werden nach den Sommerferien stattfinden, die genauen Termine werden noch mitgeteilt. Vorab findet eine Ausbildung statt, in der die verbindlichen Inhalte der Führung vermittelt und geübt werden, aber auch das Gartenschau-Areal besucht und erkundet wird. Auch eine Rhetorik-Schulung ist vorgesehen, um bestens auf die verschiedenen Gästegruppen und ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Seite 8 | Der Pfaffenhofener Im Herzstück des Wohnens Bei „Kreativ Küchen Kaindl“ sorgt ein kompetentes Team für Planung und Realisierung des kreativen Mittelpunkts in jedem Heim: die Küche von Lorenz Trapp ANSICHTEN F ür viele Menschen ist die Küche das Herz des Hauses oder der Wohnung. Und so sollte sie auch einen Grund dafür liefern, dass Sie lieber zu Hause bleiben und Familie und Freunde zu sich einladen. Ob es um das Design, um die Technik oder um die Verarbeitungsqualität geht: Auswahl und Kompetenz sind dabei unverzichtbar. Falls Sie mit dem Gedanken an eine neue oder renovierte Küche spielen, dann schauen Sie sich doch einfach mal unverbindlich das umfangreiche Frontenprogramm bei „Kreativ Küchen Kaindl“ in der Weiherer Straße an und lassen Sie sich in der gemütlichen Atmosphäre des Ausstellungsstudios inspirieren. „In der Küche“, sagt Anton Kaindl sen., „treffen sich Geschmack und Funktionalität – und wir wollen beiden Ansprüchen gerecht werden“. Seit 22 Jahren ist der gelernte Elektriker selbstständig im Küchenbereich tätig, und im Dezember 2014 erfüllte er sich seinen Traum mit der Eröffnung des Studios. Vor sechs Jahren, als sein Sohn Anton mit in die Firma einstieg, brachte es die positive Weiterentwicklung mit sich, das Studio mit Ausstellungsräumen „hochzuziehen“. Mit dieser langjährigen Erfahrung in der Küchenplanung, mit professioneller Beratung und fachgerechter Montage verwandelt das Team von „Kreativ Küchen Kaindl“ jede Küche in einen Wohlfühlbereich – angepasst an die Gegebenheiten und die persönlichen Bedürfnisse des Kunden. Die Zusammenarbeit mit hochwertigen Markenherstellern klappt hervorragend: „Die Firma Schüller in Herrieden zum Beispiel ist ein ausgewiesener Spezialist für individuelle Küchenmöbel – und bürgt natürlich für fränkische Qualität“, erklärt Anton Kaindl sen. mit einem verschmitzten Lächeln. Die Elektrogeräte bezieht er bevorzugt von renommierten Herstellern wie Miele, Neff, Liebherr, Constructa oder Bora – letzterer seit vier Jahren auf dem Markt mit dem „downdraft“-Abluftsystem. Falls Sie die großen Namen zusammenzucken und an Ihren Geldbeutel denken lassen: Das Team von „Kreativ Küchen Kaindl“ bietet individuelle, auf jede Art von Geldbeutel abgestimmte Lösungen: „Wir bewegen uns schon um die mittlere Preisklasse – und wir bieten durch die Ortsnähe natürlich einen besseren Service als das Großhändler können“. Planung und Montage aus einer Hand: Speziell für die Darstellung der Planung am PCBildschirm ist Anton Kaindl jun. zuständig. Dies gibt dem Kunden die Möglichkeit, seine zukünftige Küche in einer realistischen 3D-Simulation bereits im Vorfeld am Bildschirm begutachten zu können – inklusive küchenübliche Gebrauchsgegenstände. Wer sich in der Küche optisch auf die nächste Fußballweltmeisterschaft vorbereiten will, kann sich seine Küche auch in SchwarzRot-Gold designen lassen; FC-Bayern-Rot geht natürlich auch, und selbstverständlich Freitag, 19. August 2016 die Sechziger … Nicht vergessen werden darf, dass „Kreativ Küchen Kaindl“ auch Küchen für Arztpraxen, für Apotheken und Labore fertigt und gefertigt hat. Vielleicht erkennen Sie auf den Fotos ja eine aus Ihrem Bekanntenkreis wieder. Vom Aufmaß in der Kundenküche bis zur kompletten Montage – alles in der Hand der Kaindls. Für zusätzliche handwerkliche Tätigkeiten klappt die Zusammenarbeit mit der Schreinerei Neukam in Hettenshausen ausgezeichnet, und „der Halmich Erich ist der Maurer für alle verzwickten Fälle“. Grundsätzlich legen die Kaindls Wert darauf, eventuell anfallende Verputzarbeiten, Änderungen bei der Elektro- oder Sanitärinstallation sowie die Erneuerung des Bodenbelags in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Unternehmen zu leisten. Nicht komplett wäre das Team von „Kreativ Küchen Kaindl“ ohne Nadine Treffer. Sie ist der gute Geist des Studios, sie berät, erklärt, beantwortet Fragen. Wenn sie ihren Chef beschreiben soll, kommt sofort „ein super Chef!“, und Anton Kaindl sen. quittiert das Lob mit dem Satz: „Als glücklicher Single hab ich ja sonst nichts!“ Nadine Treffer plant für die Zukunft mehr Aktionen im Studio, die Berührungsängste der potentiellen Kunden abbauen sollen. Übrigens: Das Team von „Kreativ Küchen Kaindl“ ist auch fit bei Reparaturen und Renovierungen in der Küche. Eine neue Arbeitsplatte ist schnell eingepasst, und wenn jemand ein neues Sieb braucht, dann, meint Anton Kaindl sen., müsse ja nicht gleich die ganze Säule ausgewechselt werden. Einen „Zauberer im Küchenbereich“ nennt Nadine Treffer ihren Chef und erzählt von einer Kundin, die nach der Renovierung ihrer Küche beinahe enttäuscht war: „Eigentlich“, habe sie geäußert, „wollte ich mir in zwei Jahren eine neue Küche leisten, aber so, wie Sie meine alte renoviert haben, hält die locker noch zehn Jahre“. Qualität und Service sind eben besonders wichtig bei „Kreativ Küchen Kaindl“, und zufrieden zurücklehnen geht für das Team erst dann, wenn auch der Kunde in seiner Küche glücklich ist. Kreativ Küchen Kaindl Weiherer Str. 4 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 83236 Mobil 0171 6909228 Öffnungszeiten: Montag – Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr 14.00 – 18.00 Uhr Samstag: 10.00 – 15.00 Uhr
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