MITTWOCH, 17. AUGUST 2016 KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7 ** D 2,50 E URO E Gold, Silber und Trauer Zippert zappt THEMEN PANORAMA Instagram treibt Frauen in extreme Schönheitstrends Seite 20 POLITIK Das große Graben nach dem Goldzug der Nazis Seite 7 FINANZEN Investor Soros wettet auf Wall-Street-Crash Seite 15 SPORT Athletin zwischen den Geschlechtern Seite 23 DAX Im Minus Seite 15 Dax Schluss Euro EZB-Kurs Dow Jones 17.40 Uhr 10.676,65 1,1295 18.582,94 Punkte US-$ Punkte –0,58% ↘ +1,02% ↗ –0,28% ↘ ANZEIGE „Die spektakulärsten Flugzeuglandungen“ Heute um 2.05 Uhr Wir twittern Diskutieren live aus dem Sie mit uns Newsroom: auf Facebook: twitter.com/welt facebook.com/welt „Die Welt“ digital Lesen Sie „Die Welt“ digital auf allen Kanälen – mit der „Welt“-App auf dem Smartphone oder Tablet. Attraktive Angebote finden Sie auf welt.de/digital oder auch mit den neuesten Tablets auf welt.de/bundle Er gilt als Kanu-König, als Athlet, der in seiner Sportart eine ganze Generation geprägt hat: Sebastian Brendel aus Potsdam. In Rio de Janeiro bestätigte er diese Einschätzung und holte Gold im Canadier-Einer über 1000 Meter. Schon bei den Spielen in London vor vier Jahren siegte er in dieser Disziplin, insgesamt gewann er 17 Goldmedaillen bei internationalen Großereignissen. Im KajakZweier der Frauen reichte es für Franziska Weber und Tina Dietze am Dienstag in einem knappen Finish nur für Silber. Getrübt wurde die Freude von der großen Trauer um den Tod von Trainer Stefan Henze, der am Montag nach einem Verkehrsunfall an seinen schweren Verletzungen gestorben war. Seite 21 AFP/DAMIEN MEYER; FREDERIC CIROU s muss erst jemand wie Donald Trump kommen, um uns die Augen zu öffnen. Seit Merkel die Schleusen für Millionen Ausländer geöffnet hat, ist die Kriminalität in Deutschland in einem unvorstellbaren Maße gestiegen. Wir erwarteten Flüchtlinge, aber es kamen Verbrecher. Das traut sich die Lügenpresse allerdings nicht zu schreiben. Deutschland ist zum Endlager für kriminelle Muslime aus aller Welt geworden. Ein Burka-Verbot kann da nur der erste Schritt sein. Dann kann im Supermarkt wenigstens nichts mehr unter der Kutte versteckt werden. Hier herrschen unglaubliche Zustände, und die CDU nimmt sie nur zur Kenntnis, wenn gerade Wahlkampf ist. Dabei gibt es so viele gute Ideen. Nur weil die AfD etwas fordert, muss es doch nicht vollkommen gaga sein. Was ist denn mit dem Vorschlag, alle Flüchtlinge auf einer Insel zu sammeln? Auf Grönland oder Langeoog oder besser noch: England. Da können die Muslime dann den ganzen Tag in ihrer Burka rumlaufen, im Burkini baden gehen und sich hemmungslos ihrer geliebten Kriminalität hingeben. Bundesregierung wirft Türkei Terror-Unterstützung vor D Innenministerium stellt in einem vertraulichen Schreiben erstmals offiziell direkte Verbindung zwischen Staatspräsident Erdogan und Islamisten her. Auswärtiges Amt „aus Versehen“ nicht beteiligt ie Bundesregierung sieht die Türkei Medienberichten zufolge als „zentrale Aktionsplattform“ für islamistische und terroristische Organisationen im Nahen Osten. Das geht aus einer als vertraulich eingestuften Antwort auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, die dem ARD-Hauptstadtstudio nach eigenen Angaben vorliegt. Ankara arbeitet demnach seit Jahren mit Islamisten zusammen. Die Stellungnahme basiert offenbar auf Einschätzungen des Bundesnachrichtendiensts. „Als Resultat der vor allem seit dem Jahr 2011 schrittweise islamisierten Innen- und Außenpolitik Ankaras hat sich die Türkei zur zentralen Aktionsplattform für islamistische Gruppierungen der Region des Nahen und Mittleren Ostens entwickelt“, heiße es in der Antwort. „Die zahlreichen Solidaritätsbekundungen und Unterstützungshandlungen für die ägyptische MB (Muslimbruderschaft), die Hamas und Gruppen der bewaffneten islamistischen Opposition in Syrien durch die Regierungspartei AKP und Staatsprä- D sident Erdogan unterstreichen deren ideologische Affinität zu den Muslimbrüdern.“ Diese Einschätzungen könnten „aus Gründen des Staatswohls“ aber nicht im öffentlichen Teil der Antwort genannt werden, habe das Bundesinnenministerium (BMI) in der Beantwortung der Anfrage mitgeteilt. Formal gilt der an die Linkspartei gesendete Text aber als Position der Bundesregierung. Die stellt damit dem Bericht zufolge erstmals offiziell eine direkte Verbindung zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und einer Terrororganisation her – als solche wird zumindest die Hamas in der EU eingestuft. Die Türkei muss sich immer wieder gegen Vorwürfe verteidigen, sie liefere Waffen auch an in Syrien kämpfende Terrorgruppen. Jahrelang sollen zudem freiwillige Kämpfer, die sich dem Islamischen Staat anschließen wollten, nahezu ungehindert über die Türkei nach Syrien gereist sein. Westliche Dienste schlugen in Ankara Alarm, trotzdem dürften mehrere Tausend Männer und Frauen durch die Türkei zum IS gelangt sein. Das Bundesinnenministerium hat im Zusammenhang mit der brisanten Einstufung der Türkei eine Panne zugegeben. „Auf Grund eines Büroversehens im BMI ist die Beteiligung des Auswärtigen Amtes an der Schlussfassung nicht zustande gekommen“, hieß es am Dienstagabend in einer Stellungnahme. Razzien bei Unternehmen in Istanbul Nach dem Putschversuch in der Türkei Mitte Juli hat die Polizei Razzien gegen Unternehmen in der Metropole Istanbul durchgeführt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden 44 Firmen in mehreren Bezirken durchsucht. Sie stünden im Verdacht, Verbindungen zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen zu haben. Laut Anadolu wird nach 120 Menschen gefahndet, unter ihnen seien auch Firmenmanager. Der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich befürchtet nun Konsequenzen im Verhältnis zu Ankara. „Bei einer so sensiblen und weitreichenden Einschätzung hätte das Auswärtige Amt einbezogen werden müssen“, sagte Mützenich der ARD. „Immerhin handelt es sich bei der Türkei um ein Nato-Land, und deutsche Soldaten sind dort gegenwärtig stationiert.“ Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), sagte der „Welt“: „Dass die türkische Regierungspartei dieselben politisch-philosophischen Wurzeln hat wie Hamas und die ägyptischen Muslimbrüder, war lange bekannt. Die Nato muss sich darauf verlassen, dass Ankara seinen Bündnisverpflichtungen auch im AntiTerror-Kampf nachkommt.“ Für die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ist das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei mit der Veröffentlichung des BMI-Berichts „ein für allemal gescheitert. Ich erwarte von der Bundesregierung und der EU, dass sie ihre Flüchtlingspolitik auf ganz neue Füße stellt.“ Siehe Kommentar B Nr. 192 KOMMENTAR Zweitbeste Freunde W MICHAEL STÜRMER ohin treibt die Türkei? Die Antwort auf diese Frage ist schicksalhaft für die gesamte Region, für das Atlantische Bündnis, dem die Türkei seit bald sieben Jahrzehnten angehört, und für die Europäische Union, mit der von Ewigkeit zu Ewigkeit über Beitritt verhandelt wird. Das vertrauliche Papier aus dem Bundesnachrichtendienst nennt Erdogans Türkei die zentrale Aktionsplattform für islamistische Gruppierungen des Nahen und Mittleren Ostens. Das Dossier, das jetzt durch Indiskretion öffentlich wurde, wird den diplomatischen Dialog nicht beflügeln, sondern auf heftige Kritik am Bosporus treffen. Dort ist ohnehin des Klagens kein Ende, man werde absichtsvoll missverstanden, die EU sei hinter der Fassade der Wirtschaftsinteressen ein Christenklub, die Verhandlungen nichts als Hinhaltetaktik. Die Bundesregierung wird abwiegeln, um die Kompromisse der Flüchtlingspolitik zu retten und, was Nato und EU angeht, Schadensbegrenzung zu betreiben. „Aus Gründen des Staatswohls“ sollten die kritischen Teile des Berichts zurückgehalten werden – man versteht, warum. Zwar hat der Westen von Washington bis Berlin viel Übung darin, gegenüber der Türkei Fünfe gerade sein zu lassen, ob es um das geteilte Zypern geht, um gestörte Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen zwischen Nato und EU oder um verdeckte Zusammenarbeit mit den Muslimbrüdern in Ägypten. Aber wenn jetzt von amtlicher Seite – der BND genießt im Nahen Osten den Ruf funktionaler Kompetenz und historischer Sachkunde – festgestellt wird, dass es eine direkte Verbindung vom türkischen Präsidenten zur international als Terrororganisation klassifizierten Hamas-Truppe in Gaza gab und gibt und die bekannten Fakten dies bestätigen, dann wird es ernst. Es stellt sich die Frage, auf welcher Seite die Türkei steht. Geopolitisch hat die Türkei eine Schlüsselstellung, die sie immer wieder in Versuchung führt, sich selbst zu überfordern – und ihre Verbündeten mit. Erdogan, das zeigen Putsch und Gegenputsch des August, scheint so etwas werden zu wollen wie ein islamischer Atatürk. Die Widersprüche in Geografie und Geschichte muss begreifen, wer den gegenwärtigen Irrungen und Wirrungen konstruktiven Sinn und tragfähige europäische Architektur abringen will. Keiner unter den Nachbarn der Türkei hat daran – wegen der neuen Völkerwanderungen, der Wirtschaft, der inneren und äußeren Sicherheit – ein so starkes Interesse wie Deutschland. Im Einzelnen nachzulesen beim BND. [email protected] Pokémon-Jäger spielen mit ihrem Leben In Venezuela lassen sich Fans der Smartphone-App nicht einmal von der extrem hohen Mordrate abschrecken as Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ hat sich schnell zu einem weltweiten Trend entwickelt. Auch in Venezuela wird es gespielt – hier birgt es allerdings besondere Gefahren. Wer auf den Straßen der venezolanischen Hauptstadt Caracas Pokémons jagt, riskiert sein Handy und vielleicht sogar sein Leben. Denn Venezuela ist eines der gefährlichsten Länder der Welt. Philosophie-Student Cristian Fragoza ist sich dieser Gefahren bewusst. „Wir trotzen den Verbrechern“, sagt der 18-Jährige, der sich mit Gleichgesinnten an einem Einkaufszentrum zur Monsterjagd getroffen hat. Fragoza bekennt, er sei regelrecht süchtig nach dem SmartphoneSpiel, das seit Anfang August auch in Venezuela verfügbar ist. Stolz zeigt er auf seinem Display einen Bulbasaur, eine Art grünes Reptil, das er am Rande des Armenviertels 23 de Enero gefangen hat – einer der gefährlichsten Gegenden der venezolanischen Hauptstadt. Dazu braucht es Wagemut (oder Leichtsinn) in einem Land, in dem 2015 nach Justizangaben 17.778 Menschen ermordet wurden – das sind 58 Morde pro 100.000 Einwohner, die weltweit zweithöchste Rate nach Honduras. Global liegt der Durchschnitt bei 8,9 Morden, in Deutschland bei 0,8. Fragoza agiert vorsichtig, wie er sagt: „Ich durchquere zwei Häuserblöcke, wo mich alle kennen, seit ich ein Kind bin, und komme dann zurück.“ Doch die 22-jährige Alejandra Salazar sagt: „Nicht alle wagen es, ihr Handy herauszuholen, um zu spielen.“ Nachdem ihr eigenes Smartphone geraubt wurde, spielt sie auf den Smartphones ihrer Freunde, bis sie sich ein neues kaufen kann. Rund 500 Menschen wurden nach Angaben des Verbandes Alto al Crimen (Stoppt das Verbrechen) zwischen Oktober 2015 und März 2016 in Venezuela getötet, weil sie beim Raub ihres Handys Widerstand leisteten. Seit der Fall der Ölpreise Venezuela in eine schwere Wirtschaftskrise stürzte, hat sich die Gewalt noch verschärft. Nun verweisen Spielervereinigungen auf die Gefahren der virtuellen Monsterjagd. „Fangt sie in Sicherheit“, heißt eine Kampagne auf DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Telefon 030 / 25 91 0 Fax 030 / 25 91 71 606 E-Mail [email protected] Anzeigen 030 / 58 58 90 Fax 030 / 58 58 91 E-Mail [email protected] Kundenservice DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 Berlin Telefon 0800 / 93 58 537 Fax 0800 / 93 58 737 E-Mail [email protected] A 3,40 & / B 3,40 & / CH 5,00 CHF / CZ 96 CZK / CY 3,40 & / DK 26 DKR / E 3,40 & / I.C. 3,40 & / F 3,40 & / GB 3,20 GBP / GR 3,50 & / I 3,40 & / IRL 3,20 & / L 3,40 & / MLT 3,20 & / NL 3,40 & / P 3,40 & (Cont.) / PL 15 PLN / SK 3,40 € + © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DW-2016-08-17-zgb-ekz- 256017abfe6b4fa07e40b50d8d90dae1 sozialen Netzwerken. „Dein Telefon und vor allem dein Leben ist wichtiger als ein Pokémon.“ Zu ihrem Schutz seien Pokémon-Jäger in Gruppen unterwegs und spielten möglichst auf öffentlichen Plätzen oder Gegenden mit Polizeipräsenz. Der 22-jährige Carlos Reina glaubt, Pokémon-Fans kämen trotz Kriminalität gut klar. Er selbst hat schon rund 40 Figuren in seiner Sammlung. Sein Lieblingsmonster? Elektek, ein katzenähnliches, gelbes Wesen. Ab und zu begleite ihn seine Mutter Leida Castillo. „Manchmal nimmt sie mein Telefon, um selbst zu spielen“, sagt Reina lachend. Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, politischer Erbe von Hugo Chávez, macht aus seiner Abneigung gegen die App keinen Hehl. Bei seiner wöchentlichen Fernsehansprache warnte er, das Spiel fördere eine „Kultur der Gewalt“ bei Kindern und Jugendlichen. Dass unweit der Grabstätte von Chávez laut Fragoza drei Pokestops zu finden sind, an denen sich Monster-Jäger mit Ausrüstung eindecken können, wird ihm da kaum gefallen. AFP ISSN 0173-8437 192-33 ZKZ 7109
© Copyright 2024 ExpyDoc