Whitepaper „Verhandlungen im Handel - Die konditionellen Seifenblasen“ Autoren Osman Cetinkaya und Marcus Schilling Für den Handel sind Konditionen, wie Boni, Werbekostenzuschüsse (WKZ), oder aber auch liquiditätsorientierte Komponenten wie Zahlungsund Lieferkonditionen, als nachträgliche Vergütungen übliche Finanzierungsquellen. Der Kreativität des Handels sind in der Findung neuer Konditionen dabei keine Grenzen gesetzt. Von fixen Beträgen, über prozentuale Beteiligungen bis hin zu logistischen Themen gibt es vielfältige Ausprägungen mit verschiedenen Effekten. Doch welcher Nutzen entsteht für den Einkäufer des Handelsunternehmens durch diese „on top“ Konditionen? Inwieweit sind diese Konditionen von den Verhandlungspartnern vorab kalkuliert und erzeugen somit eine im Kern unproduktive Seifenblase? Durch die sogenannten nachgelagerten Konditionen sollen für die Unternehmenssteuerung relevante Ergebnis - und Liquiditätsvorteile erzeugt werden. So kann beispielsweise durch jahresendfällige Boni das Unternehmensergebnis positiver gestaltet werden. Ein weiterer Grund für das Vorhandensein dieser Konditionen ist sicherlich auch das generelle Misstrauen des Handels-Einkäufers, ob er den "richtigen" Preis für den entsprechenden Artikel zahlt. Durch besonders hohe Konditionen, so die Erwartungen, wird der vermeintliche Preisnachteil wieder ausgeglichen. Sind die Konditionen einmal fixiert, gelten diese i.d.R. auch für die Zukunft. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Kondition bei Preisveränderungen und Kalkulationen ohnehin durch den Anbieter einkalkuliert werden, denn letztendlich hat niemand etwas zu verschenken. Nun beginnt das aufwändige Spiel der Konditionsverhandlung und der Preisabwehr bei Erhöhungen, um am Ende einen "echten" Mehrwert zu generieren. Dadurch kann sich temporär ein Vorteil für den Einkäufer ergeben; langfristig jedoch hebt sich der Effekt schlicht auf. Denn der Verkäufer wird stets darauf bedacht sein, seine eigene Margenposition zu schützen. So werden gewährte Konditionen spätestens bei der nächsten Produktmodifikation oder Kollektion wieder dem Abgabepreis aufgeschlagen. Das anvisierte Ziel der o.g. Ergebnissteuerung wird damit durch höhere Einstandspreise erkauft. In der Konsequenz bedeutet dies auch, dass der Einkäufer unterjährig über höhere Artikelpreise seine eigenen Konditionen finanziert. Die konsistente Steuerung und Bewertung der Lieferanten und Produkte erfordert eine klare Vergleichbarkeit sowie Transparenz der tatsächlichen Einkaufspreise. Diese tatsächlichen echten Preise (Netto-Netto-Preise) kann man bei der Nutzung von nachgelagerten Konditionen nicht ohne weiteres transparent machen. Im Netto-NettoEinkaufspreis werden alle vorhandenen Konditionen eingerechnet. Sind alle kalkulationsrelevanten Konditionen dann berücksichtig, entspricht der Nett-NettoEinkaufspreis dem effektiven Einkaufspreis. Je nach Konditionsart und Umfang sind umfangreiche Berechnungen notwendig. Dies zieht sich durch sämtliche Kennzahlen von Marge bis Produktivität, die bereinigt dargestellt werden sollten. Es existieren zwei Einkaufpreise und in Folge eine Seifenblase: der Rechnungspreis inkl. Konditionen und der Netto-Netto-Preis ohne Konditionen. Berücksichtigt man die gestiegene Komplexität für Preisvergleiche, kann es am Ende zu falschen Entscheidungen kommen. Bratislava | Düsseldorf | Großwallstadt | Luzern | Moskau | München | Shanghai | Warschau | Wien Seite 1 von 2 Hinzu kommt eine ganz pragmatische Stärke, wenn man sich von den „on top“ hin zur Netto-Netto Betrachtung wendet. Unter dem Gesichtspunkt der Prozessoptimierung und Reduzierung der Komplexität ist eine Netto-Netto Betrachtung im Alltag operativ einfacher zu steuern. Entscheidungswege bezüglich der „on top“ Konditionen hingegen sind kostspieliger. Sie bedingen zusätzliche Kosten in Form von Systemen und Personen, da die entsprechenden Beträge errechnet, geprüft, abgerechnet und nachgehalten werden müssen. Die Grundsatzentscheidung zwischen transparenter Steuerung über Netto-Netto-Preise, verbunden mit dem gefühlten Risiko, nicht den marktgerechten Preis zu bezahlen sowie den sicheren Erträgen aus Konditionen muss getroffen werden. Insbesondere in Zeiten von Geschwindigkeit, flachen Entscheidungsund Umsetzungswegen, gestiegener Wettbewerbssituation und erhöhtem Kostendruck gehört das Modell der nachgelagerten Konditionen möglicherweise zu den Auslaufmodellen als Steuerungselement. Beiden Modellen gemeinsam ist der Nachteil, dass die Kostenseite nicht beleuchtet wird. Die Frage "Was darf das Produkt kosten?" wird durch die reine Fokussierung auf den Abgabepreis nicht beantwortet. Oft fehlt dem Einkauf im Handel diese kostenorientierte Perspektive. Ein Cost Break Down in die einzelnen Artikelkomponenten mit den dahinter liegenden Rohstoffpreisentwicklungen und Kosten der Herstellung sind noch nicht Branchenstandard. Im Markenumfeld sind diesem Ansatz sicherlich Grenzen gesetzt. Andererseits ist der Einsatz kostenorientierter Instrumente im Eigenmarkenbereich obligatorisch. Um eine ganzheitliche Beurteilung des Einkaufspreises vornehmen zu können, ist die tiefere Betrachtung durch den Cost Break Down Ansatz, langfristig das größere Potential gegenüber der reinen Preis-/oder Konditionsverhandlung. Letztendlich führt dies zu dem „besseren“ Produkt, da die Ware mehr in den Vordergrund rückt, was für den Kunden Mehrwerte bedeutet. Über Kloepfel Consulting Kloepfel Consulting wurde 2007 gegründet und ist heute mit über 330 Mandaten und einem Gruppenumsatz in Höhe von 17 Mio. Euro einer der am schnellsten wachsenden Einkaufs- und Supply Chain Optimierer für den deutschsprachigen Mittelstand. Das Beratungshaus arbeitet branchenübergreifend zu 100 % auf Erfolgsbasis und wurde mehrfach für seine Leistungen ausgezeichnet. Mit ihrer kaufmännischen Expertise senkt Kloepfel Consulting unter anderem auch die Einkaufspreise von Handelsunternehmen und steigert somit die Liquidität und Umsatzrendite ihrer Kunden. Dabei schätzen die Kunden an den Kloepfel Consultants Ihre Bodenständigkeit, Pragmatismus und Leidenschaft. Im Einkauf wird das Geld verdient – wir helfen dabei! Pressekontakt Kloepfel Consulting Christian Fischer Mobil: +49 152 / 227 227 09 Telefon: +49 211 / 882 594 17 Telefax: +49 211 / 882 594 20 Email: [email protected] www.kloepfel-consulting.com Bratislava | Düsseldorf | Großwallstadt | Luzern | Moskau | München | Shanghai | Warschau | Wien Seite 2 von 2
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