KoBF Koordinierungsstelle der Begleitforschung des Qualitätspaktes Lehre IMPRESSUM Herausgeber: Koordinierungsstelle der Begleitforschung des Qualitätspakt Lehre/ Prof. Dr. Anke Hanft, Franziska Bischoff, Bianca Prang (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) Copyright: Vervielfachung oder Nachdruck auch auszugsweise zur Veröffentlichung durch Dritte nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Herausgeberinnen Datum: Juli 2016 Informationen und Kontakt: www.kobf-qpl.de Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PB15001 gefördert. INHALT Einleitung ..........................................................................................................................................4 Anke Hanft Teil 1: Begleitforschung Themencluster Studieneingang – Aktuelle Zwischenergebnisse Projekt StuFHe: Studierfähigkeit – institutionelle Förderung und studienrelevante Heterogenität ...................................................................................................................................6 Elke Bosse Projekt StuFo: Der Studieneingang als formative Phase für den Studienerfolg. Analysen zur Wirksamkeit von Interventionen .............................................................................11 Birgitta Zylla und Laura Wagner Projekt HeLGA: Heterogenitätsorientierte Lehre – Gelingensbedingungen und Anforderungen ...............................................................................................................................16 Wiebke Esdar, Markus Rump und Elke Wild Projekt WiGeMath: Wirkung und Gelingensbedingungen von Unterstützungsmaßnahmen für mathematikbezogenes Lernen in der Studieneingangsphase .................................................19 Christoph Colberg, Mirko Schürmann, Rolf Biehler, Reinhard Hochmuth, Niclas Schaper, Michael Liebendörfer Projekt mamdim: Mathematiklernen mit digitalen Medien beim Übergang Schule/Hochschule .........................................................................................................................23 Alexander Salle und Stefanie Schumacher Teil 2: Transfer und Nachhaltigkeit – Erfahrungsberichte Transferaktivitäten im Bereich Studieneingangsphase des Projekts nexus ..................................28 Christian Tauch Studieneingangsphase gestalten: Ergebnisse des Runden Tisches Wirtschaftswissenschaften...32 Micha Teuscher Studieneingangsphase in Projekten des Qualitätspakt Lehre (QPL): Evaluation – Transfer – Nachhaltigkeit ..........................................................................................38 Franziska Bischoff und Bianca Prang KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 4 Einleitung Im Bund-Länder-Programm „Qualitätspakt Lehre“ (QPL) entwickeln Universitäten, Fachhochschulen sowie Kunst- und Musikhochschulen im Zeitraum 2011 bis 2020 verschiedenste Maßnahmen und Angebote mit dem Ziel, Lehre und Studium zu verbessern. 1 Um die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen im Sinne der empirischen Hochschulforschung zu reflektieren und zu sichern, wird das Programm seit 2014 wissenschaftlich begleitet. In 16 Einzel- und Verbundprojekten bearbeiten HochschulforscherInnen und HochschuldidaktikerInnen in Kooperation mit einschlägigen QPLProjekten verschiedene Themenfelder, die sich den Clustern „Studieneingang“, „Lehr- und Lernformen“ sowie „Hochschulsteuerung und -organisation“ zuordnen lassen. 2 Mit der Koordination der Begleitforschung wurde eine Koordinierungsstelle (KoBF) beauftragt, die sich u.a. zum Ziel gesetzt hat, den Transfer der Ergebnisse der Begleitforschung in die Forschungscommunity und in die Hochschulpraxis zu befördern, um so einen nachhaltigen Beitrag zur Hochschulentwicklung zu leisten. 3 Mit den Working Papers möchte KoBF die in der Begleitforschung aktiven Projekte und die mit ihnen kooperierenden QPL-Projekte, aber auch die interessierte Fachöffentlichkeit und Hochschulpolitik über den aktuellen Stand der Forschungsvorhaben sowie flankierende, den Transfer und die Nachhaltigkeit tangierende Themen informieren. Die vorliegende Ausgabe schließt an den KoBF-Expertenworkshop „Studieneingangsphase“ an, der am 5. und 6. April 2016 in Berlin stattfand und auf die mit dem Schwerpunkt „Studieneingang“ befassten fünf Begleitforschungsprojekte konzentriert war. 4 Die hier dokumentierten Zusammenfassungen der Projekte zeigen erste Zwischenergebnisse ihrer aktuellen Forschungstätigkeit, Forschungsdesign und geplante weitere Aktivitäten sowie Kommunikationskanäle, über die Zwischenergebnisse einsehbar sind. Im zweiten Teil des Workshops standen Erfahrungen der Beteiligten mit dem Transfer und der nachhaltigen Implementierung der Ergebnisse von Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Mittelpunkt. In ihrer Analyse einschlägiger QPL-Projekte zeigen Bischoff und Prang die Vielfalt der in der Studieneingangsphase derzeit an den Hochschulen im QPL entwickelten und umgesetzten Maßnahmen auf. Sie beobachten, dass die von Hochschulen geplanten Strategien und Aktivitäten für den Transfer auf wissenschaftstypische Formate konzentriert sind, was die Frage aufwirft, wie Ergebnisse über die Fach-Community hinaus auch in die Hochschulpraxis hineinwirken können. Auch Tauch, der Leiter des Projekts der Hochschulrektoren-Konferenz (HRK) nexus, stellt bei der Analyse der durchgeführten Veranstaltungen fest, dass mit diesen Formaten ursprünglich adressierte TeilnehmerInnen nur Siehe auch: http://www.qualitaetspakt-lehre.de/de/1294.php [15.6.2016] Siehe auch: http://www.hochschulforschung-bmbf.de/de/1622.php [15.6.2016] 3 Siehe auch: https://de.kobf-qpl.de/public_pages/3 [15.6.2016] 4 https://de.kobf-qpl.de/public_pages/38 1 2 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE begrenzt erreicht werden können. Einen anderen Weg zur Transferförderung gehen die von der HRK nexus geförderten Runden Tische, wie Teuscher, Vorsitzender des Runden Tisches Wirtschaftswissenschaften (HRK), von der Arbeit und den Ergebnissen der ersten Projektphase dieser Expertenrunde, die insbesondere die Gestaltung der Studieneingangsphase in den Wirtschaftswissenschaften fokussierte, berichtet. Mit den hier dokumentierten Zwischenergebnissen und Erfahrungen möchten wir einen ersten Impuls geben, um Transfer- und Nachhaltigkeitsbestrebungen in auf Studium und Lehre bezogenen Reformvorhaben zukünftig einen höheren Stellenwert zu verleihen. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Autorinnen und Autoren für ihre Mitarbeit an dieser ersten Ausgabe der KoBF Working Papers. Anke Hanft 5 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 6 Teil 1: Begleitforschung Themencluster Studieneingang – Aktuelle Zwischenergebnisse Projekt StuFHe: Studierfähigkeit – institutionelle Förderung und studienrelevante Heterogenität Elke Bosse 1. Kurzbeschreibung und Zielsetzung Das an der Universität Hamburg als Nachwuchsgruppe angesiedelte Projekt StuFHe widmet sich denjenigen Maßnahmen im Qualitätspakt Lehre (QPL), die der Förderrichtlinie folgend „zur Ausgestaltung der Studieneingangsphase im Hinblick auf eine heterogener zusammengesetzte Studierendenschaft“ (BMBF, 2010) dienen sollen. StuFHe untersucht diese Maßnahmen im weiteren Kontext individueller und institutioneller Bedingungen gelingenden Studierens und fokussiert dabei das Wirkungsgefüge von Studierfähigkeit, Förderangeboten und Heterogenität. Den theoretischen Ausgangspunkten des Projekts zufolge bedeutet Studierfähigkeit, individuelle Studienziele zu realisieren und mit institutionellen Studienanforderungen umgehen zu können (Bosse, Schultes & Trautwein, 2016). Inwiefern dies den Studierenden auf unterschiedliche Art und Weise gelingt, soll StuFHe durch den Blick auf Profile und Entwicklungsverläufe von Studierfähigkeit ermitteln. Zugleich wird der institutionelle Studienkontext berücksichtigt, indem StuFHe den Wirkungsweisen ausgewählter QPLFörderangebote nachgeht. Die Untersuchung von Studierfähigkeit und Förderangeboten soll zudem Anhaltspunkte liefern, welche Rolle Heterogenität für gelingendes Studieren spielt. Berücksichtigt werden dabei soziale, individuelle und organisationale Heterogenitätsaspekte, d.h. die vielfältigen Bildungswege, Fähigkeiten und Ziele von Studierenden, genauso wie unterschiedliche Hochschultypen und Fächergruppen. Im Sinne der zweifachen Zielsetzung der QPL-Begleitforschung (BMBF, 2013) schließt StuFHe zum einen an den internationalen Forschungsstand zum Übergang an die Hochschule an (Jenert et al., 2015), um mit empirischen und theoretischen Erkenntnissen zur Hochschul(bildungs)forschung beizutragen (Schaper, 2014). Zum anderen zielt das Projekt darauf ab, wissenschaftlich fundierte Impulse für die pädagogische Hochschulentwicklung zu liefern und Gestaltungsprozesse auf den Ebenen von Lernumgebung, Studienprogrammen und Organisation anzuregen (Brahm et al., 2016). Für die Durchführung der empirischen Untersuchungen und den Transfer von Ergebnissen kooperiert StuFHe mit vier Partnerhochschulen, zu denen die Universitäten Hamburg und Kassel, die Technische Hochschule Mittelhessen sowie die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg gehören. KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 2. Schlaglicht Forschungsprozess Um Einblick in das Bedingungsgefüge gelingenden Studierens zu gewinnen, ist StuFHe als Wirkungsforschung angelegt und sieht für die Untersuchungen ein komplexes Mixed-MethodsDesign vor (Jütte et al., 2016; Schaper, 2014). Im Projektverlauf werden qualitative und quantitative Verfahren miteinander verschränkt, Teilergebnisse schrittweise zusammengeführt und gemeinsam mit den Partnerhochschulen auf Implikationen für die Lehr- und Hochschulentwicklung geprüft. Mit der eingangs genannten Definition von Studierfähigkeit knüpft StuFHe an eine qualitative Vorstudie zur Studieneingangsphase an, die die für den Übergang an die Hochschule kritischen Studienanforderungen charakterisiert (Bosse & Trautwein, 2014). Zur weiteren theoretischen Grundlegung des Projekts diente die Klärung des Begriffs „Heterogenität“ auf Basis hochschulpolitischer Diskurse und Forschungsstand, die zur Differenzierung sozialer, individueller und organisationaler Heterogenitätsaspekte führte (Bosse, 2016). Darüber hinaus wurde das geplante Mixed-Methods-Verfahren als komplexes „Design mit Integration in mehreren Phasen“ (Kuckartz, 2014, S. 94) ausgearbeitet. Vorgesehen ist eine quantitative Teilstudie, die als längsschnittliche Studierendenbefragung Profile und Entwicklungsverläufe von Studierfähigkeit erfassen soll. Zugleich umfasst das Forschungsdesign eine qualitative Teilstudie, die Wirkungsweisen von institutionellen Förderangeboten mit Hilfe von Dokumentenanalyse und Leitfadeninterviews untersucht. Weitgehend abgeschlossen ist bislang die erste Untersuchungsphase beider Teilstudien: Nach der Entwicklung und Erprobung eines Online-Fragebogens zur Erhebung von Studierfähigkeit konnten zu Beginn des Wintersemesters 2015/2016 alle ErstsemesterStudierenden der StuFHe-Partnerhochschulen zur Befragung eingeladen werden. Mit über 2.200 Teilnehmenden lag die Rücklaufquote bei insgesamt 14,5 Prozent, sodass die Auswertung die statistische Validierung des Befragungsinstruments erlaubt. Darüber hinaus verspricht sie erste Erkenntnisse in Bezug auf Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Merkmalen, selbsteingeschätzten Kompetenzen, der Nutzung von Förderangeboten und der Wahrnehmung von Studienanforderungen. Um neben Profilen von Studierfähigkeit auch Entwicklungsverläufe identifizieren zu können, wird die OnlineBefragung derselben Kohorte in den beiden Folgejahren wiederholt. Parallel zur quantitativen Erstsemesterbefragung hat StuFHe einen systematischen Überblick zu den QPL-Förderangeboten erstellt, die auf die Studieneingangsphase ausgerichtet sind und das Themenfeld „Heterogenität/Diversität“ adressieren. Analysiert wurden die Ausrichtung und die Ausgestaltung von insgesamt 80 QPL-Projekten anhand von online veröffentlichten Selbstdarstellungen der Hochschulen. An den vier StuFHe-Partnerhochschulen wurden zudem jeweils zwei Interviews mit Projektverantwortlichen durchgeführt. Die qualitative Auswertung ermöglichte, das breite Spektrum an QPL-Maßnahmen mit Blick auf das jeweilige hochschuldidaktische Format, den inhaltlichen Fokus und die organisatorische Form einzelner Förderangebote zu erfassen. Dies führte zur Unterscheidung übergeordneter Funktionen, wie z.B. die Begleitung im Studienprozess (z.B. Tutorien), die Anwendung von Studieninhalten (z.B. 7 8 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Studieneinführungsprojekte) oder die Anleitung zum Selbststudium (z.B. Online-Lernmodule). Hier schließt sich die nähere Untersuchung der Wirkungsweisen ausgewählter Förderangebote an, denen StuFHe im weiteren Projektverlauf anhand von Interviews mit Studierenden nachgeht. 3. Transferrelevante Ergebnisse Zum Projektabschluss wird StuFHe einen validierten Fragebogen zur Erhebung von Studierfähigkeit vorlegen, den Hochschulen dazu nutzen können, ausgewählte Kompetenzkomponenten, studien-relevante Heterogenitätsaspekte und die Wirksamkeit von Förderangeboten zu erfassen. Ergänzt wird dieses Instrument durch die Dokumentation von erprobten Verfahren, Befragungsergebnisse mit ausgewählten Akteuren einer Hochschule zu reflektieren und als Impuls für die Gestaltung von Studium und Lehre zu nutzen. Nicht zuletzt ist vorgesehen, hier ein besonderes Augenmerk auf Beispiele für eine diversitätsorientierte Gestaltung der Studieneingangsphase zu legen. Um den Ergebnistransfer im Rahmen von StuFHe nicht auf die Abschlussphase des Projekts zu beschränken, erfolgt bereits die Entwicklung von Untersuchungsverfahren in enger Kooperation mit Projektverlauf den zeitnah Partnerhochschulen. kommuniziert, je Zudem nach werden Interesse Zwischenergebnisse um im hochschulspezifische Auswertungen ergänzt und gemeinsam mit Blick auf Implikationen für die Praxis reflektiert. Für diesen kollegialen Austausch zwischen Forschung und Praxis werden unterschiedliche Formate entwickelt, wie z.B. regelmäßige Kooperationsworkshops mit Vertreter*innen der Partnerhochschulen. Hinzu kommen Projektbesuche, um Verfahren und Zwischenergebnisse mit Expert*innen vor Ort zu erörtern. Für den weiteren Kreis der in die Lehr- und Hochschulentwicklung eingebundenen Mitglieder der Partnerhochschulen (z.B. Qualitätsmanagement, Studiengangentwicklung, Studienberatung) veranstaltet StuFHe zudem Workshops, um ausgewählte Themen aus Sicht von Forschung und Praxis zu beleuchten. Im ersten Projektjahr wurden auf diese Weise z.B. Fragebogen-Items an hochschulspezifische Besonderheiten angepasst, Akquisestrategien für die Erstsemester-Befragung entwickelt sowie die Passung von Studienanforderungen und Förderangeboten in der Studieneingangsphase an den Partnerhochschulen erkundet. Auf Anfrage der Partnerhochschulen sind zudem erste Lehrmaterialien entstanden, die das Thema „Gelingendes Studieren“ zur Nachbereitung der Erstsemester-Befragung aufgreifen 1. Neben der praktischen Relevanz von (Zwischen-)Ergebnissen reflektiert StuFHe im Projektverlauf auch die wissenschaftliche Qualität und Anschlussfähigkeit von Untersuchungsmethoden und Befunden. Hierzu beteiligt sich das Projektteam an nationalen und internationalen Tagungen von Fachverbänden der Hochschuldidaktik, Hochschulforschung, Erziehungswissenschaft, Soziologie und empirischen Bildungsforschung. Siehe hierzu die unter dem Menüpunkt „Veröffentlichungen“ aufgeführte Handreichung und Präsentation unter https://www.ew.uni-hamburg.de/stufhe. 1 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 9 Von besonderer Bedeutung ist dabei die Mitwirkung an Symposien, die einen gezielten Austausch innerhalb der jeweiligen Fachcommunity ermöglichen: So organisierte StuFHe beispielsweise 2015 ein Symposium zu „Heterogenität im Hochschulkontext“ auf der Tagung der Arbeitsgruppe für empirische pädagogische Forschung und beteiligte sich im Rahmen der Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction am Symposium zum Thema „Beyond the average: Investigating students' varying trajectories during their transition to higher education“. Über die genannten Aktivitäten hinaus engagiert sich StuFHe für eine forschungsbasierte Hochschulentwicklung im Rahmen von Veranstaltungen, die einem weiteren Kreis von Hochschulen offen stehen. Neben der Beteiligung an Aktivitäten der Koordinierungsstelle der QPL-Begleitforschung gehören hierzu insbesondere der Austausch mit QPL-Projekten (z.B. KomDiM), mit Projekten der QPL-Begleitforschung (z.B. FideS) sowie die Mitwirkung in hochschulübergreifenden Netzwerken (z.B. Lehren) 2. Hinzu kommen Beiträge zu Tagungen, die Fragen der längerfristigen Verankerung von Innovationen an Hochschulen behandeln, wie z.B. die vom HIS-Institut für Hochschulentwicklung organisierte Veranstaltung zu „Förderprogramme und Nachhaltigkeit in Studium und Lehre“ 3. 4. Projektaktivitäten/Veröffentlichungen Während die detaillierten Zwischenergebnisse der ersten Untersuchungsphase den StuFHePartnerhochschulen in Form interner Berichte vorliegen, sind ausgewählte Befunde auch als Tagungsdokumentation oder Fachpublikation für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich und über die Projekt-Homepage abrufbar 4. Zudem gibt die Webseite Auskunft über die laufende Projektarbeit, indem sie über aktuelle Veranstaltungsbeiträge des Projektteams informiert und über den jeweiligen Stand der Befragungen an den Partnerhochschulen berichtet. Die Informationen zur Online-Befragung bieten beispielsweise Einblick in die erprobten Verfahren zur Gewinnung von Befragungsteilnehmenden im Print- und Video-Format. Für 2016 sind weitere Tagungsbeiträge geplant, die neben Ergebnissen der quantitativen und qualitativen Teilstudie auch methodologische Fragen von Mixed-Methods-Designs behandeln. Hinzu kommen stärker anwendungsorientierte Beiträge, deren Themen von Fragen der Hochschulsteuerung bis hin zur diversitätsorientierten Gestaltung von Förderangeboten reichen. Darüber hinaus befinden sich verschiedene Fachpublikationen in Vorbereitung, wie z.B. ein Themenheft der Zeitschrift Higher Education, das einen länderübergreifenden Einblick in die Studieneingangsphase bieten soll. Siehe hierzu die Dokumentation der KomDiM-Akademie unter http://www.komdim.de/ueber-die-akademie/, die Dokumentation der Netzwerkinitiative „Zwischen Baum und Borke“ unter http://www.zq.uni-mainz.de/2970.php sowie http://www.lehrehochn.de/das-buendnis/. 3 Siehe hierzu http://www.his-he.de/pdf/sem_top/va-flyer_fachtagung_foerderprogramme_2016.pdf. 4 Siehe hierzu die unter dem Menüpunkt „Veröffentlichungen“ aufgeführten Vorträge und Fachpublikationen unter https://www.ew.uni-hamburg.de/stufhe. 2 10 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 5. Projektdaten und Kontakt Projektleitung: Dr. Elke Bosse, Universität Hamburg Projektmitarbeit: Dr. Miriam Barnat (Postdoc, wissenschaftliche Projektassistenz); Joana Abelha Faria (Doktorandin); Julia Mergner (Doktorandin); Tanja Bleck (administrative Projektassistenz) Kontakt: Dr. Elke Bosse ([email protected]) oder: [email protected] Homepage: www.ew.uni-hamburg.de/stufhe.html Projektlaufzeit: 10/2014 – 09/2018 Literatur BMBF. (2010). Richtlinien zur Umsetzung des gemeinsamen Programms des Bundes und der Länder für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Abgerufen von http://www.qualitaetspakt-lehre.de/_media/Programm-Lehrqualitaet-BMBF- Richtlinien.pdf BMBF. (2013). Richtlinien zur Förderung von Vorhaben der Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre. Abgerufen von http://www.hochschulforschung- bmbf.de/_media/FINAL_q_leb_foerderbekanntmachung.pdf Bosse, E., Schultes, K., & Trautwein, C. (2016). Wissenschaftliche Bezugspunkte für die Untersuchung von Studierfähigkeit. In M. Merkt, N. Schaper, C. Wetzel, & Deutsche Gesellschaft für Hochschuldidaktik (Hrsg.). Professionalisierung in der Hochschuldidaktik (S. 79–88). Bielefeld: wbv. Bosse, E., & Trautwein, C. (2014). Individuelle und institutionelle Herausforderungen der Studieneingangsphase. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 9(5), 41–62. Abgerufen von http://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/765 Bosse, E. (2015). Exploring the role of student diversity for the first-year experience. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 10/4, 45–66. Abgerufen von http://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/853 Brahm, T., Jenert, T., & Euler, D. (Hrsg.). (2016). Pädagogische Hochschulentwicklung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. Jenert, T., Postareff, L., Brahm, T., & Lindblom-Ylänne, S. (2015). Editorial: Enculturation and development of beginning students. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 10/4, 9–21. Abgerufen von http://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/954/690 Jütte, W., Walber, M., & Lobe, C. (2016). Hochschulbezogene Lehr-/Lern-Forschung als Basis für die Lehrprofessionalisierung. In Pädagogische Hochschulentwicklung (S. 83–99). Springer. Kuckartz, U. (2014). Mixed Methods: Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: Springer. Schaper, N. (2014). Forschung in der Hochschulbildung. In Handbuch Qualität in Studium und Lehre (S. 69–96). Stuttgart: Raabe KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 11 Projekt StuFo: Der Studieneingang als formative Phase für den Studienerfolg. Analysen zur Wirksamkeit von Interventionen Birgitta Zylla und Laura Wagner 1. Kurzbeschreibung und Zielsetzung Das Verbundprojekt untersucht an acht Hochschulen die Wirksamkeit von Maßnahmen zum Studieneingang. Die Universitäten Potsdam, Mainz und Magdeburg bilden das Projektkonsortium. Die Fachhochschule Dortmund, die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, die ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel und die Hochschule Ostwestfalen-Lippe sind weitere Verbundpartner (Konsortialhochschulen). Das Verbundprojekt verfolgt das Ziel, Wirkungen unterschiedlicher, durch den Qualitätspakt Lehre (QPL) geförderter Maßnahmen in der Studieneingangsphase zu untersuchen, wobei die Beobachtung der Effekte sich auf die ersten drei Semester bezieht. Anschließend an die gewonnenen Ergebnisse sollen Empfehlungen zur Gestaltung der Studieneingangsphase entwickelt werden. So können Interventionen zielgerichteter und adressatenbezogener angeboten werden, um den Bedarfen einer zunehmend heterogen zusammengesetzten Studierendenschaft besser zu entsprechen. Damit soll insgesamt ein Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre geleistet werden. Dem Projekt liegt die Annahme zugrunde, dass die verschiedenen Maßnahmen in der Studieneingangsphase einen unterschiedlichen Beitrag zum Studienerfolg leisten. Bei den unterstellten Einflussfaktoren handelt es sich u.a. um Aspekte wie Fachidentifikation, soziale Integration, soziale Herkunft oder Studieninteresse, Motivation und Selbstwirksamkeit. 2. Schlaglicht Forschungsprozess Um empirisch zu überprüfen, inwiefern die verschiedenen Maßnahmen zur Studieneingangsphase Wirkungen im Hinblick auf den Studienerfolg entfalten, werden in einem ersten Schritt die mit den Projektmaßnahmen intendierten Effekte bzw. vermuteten Einflussfaktoren auf den Studienerfolg sowie deren organisationale Rahmenbedingungen qualitativ erhoben und systematisiert. Die Systematisierung der Maßnahmen wird durch die Konsortialhochschulen parallel zum Forschungsprozess validiert. Durch Fallvergleich und Fallkontrastierung werden die verschiedenen Maßnahmen typisiert (vgl. z.B. Kelle/Kluge 2010). Die Ergebnisse der Typenbildung fließen in die anschließenden Auswertungsschritte mit ein. Im Mittelpunkt des zweiten Schrittes, dem Kern des Projektes, steht die Analyse von Studienbedingungen und Studienerfolg in der Studieneingangsphase sowie die Untersuchung von Wirkungszusammenhängen zwischen Maßnahmen der Studieneingangsphase und dem Erfolg des Studienbeginns. Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung des 12 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Forschungsstandes wurde ein kausalanalytisches Modell (vgl. Abb. 1) entwickelt. Im weiteren Projektverlauf werden die relevanten Daten durch Befragungen an allen Standorten der Projekthochschulen im Längsschnitt zu drei Messzeitpunkten erhoben und ausgewertet (Start zum Wintersemester 2016/2017). Aufbauend auf den gesammelten Erkenntnissen aus der Ermittlung relevanter Einflussfaktoren auf den Studienerfolg sollen im dritten Schritt konkrete praktische Erfahrungen hinsichtlich der Wirkungen und Umsetzung von Interventionen entwickelt und systematisiert werden. Die bisherigen Projektaktivitäten haben sich insbesondere auf den ersten und zweiten Schritt des methodischen Vorgehens konzentriert. Für die qualitative Analyse der Projektmaßnahmen (erster Schritt) wurden bereits alle QPL-Studieneingangsphasemaßnahmen der beteiligten Hochschulen systematisiert. Ein erarbeiteter Kodierleitfaden für die strukturierende Inhaltsanalyse bildet für den weiteren Forschungsprozess die Grundlage zur Typisierung der QPL-Maßnahmen. Im Bereich der quantitativen Analyse von Studienbedingungen, Studienerfolg und Wirkungszusammenhängen der Maßnahmen (zweiter Schritt) stand bislang insbesondere die Koordination, Vorbereitung und Durchführung der Erhebungs- und Befragungsinstrumente der Längsschnittstudie vor dem Hintergrund des zugrunde liegenden Analysemodells im Fokus. Die Abstimmung bzw. Abgrenzung der verschiedenen Dissertationsvorhaben, die im Rahmen des Forschungsprojekts geplant sind, fand dabei spezielle Berücksichtigung. In Vorbereitung auf die Längsschnittstudie führten wir zu Beginn des Wintersemesters 2015/2016 zu allen drei Messzeitpunkten einen Pretest durch, welcher die Güte des Erhebungsinstruments sicherte. KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 13 Abb. 1 Analysemodell „Erfolg in der Studieneingangsphase“ (eigene Darstellung nach Blüthmann 2012; Mauermeister/Zylla/Wagner 2015) 3. Transferrelevante Ergebnisse Der kontinuierliche, hochschulübergreifende Austausch über die Erfahrungen und Wirkungen der QPL-Maßnahmen soll gestärkt werden. Hierzu sollen der Austausch und die Vernetzung zwischen Praxisakteuren sowie zwischen Praxis und Wissenschaft gefördert und intensiviert werden, z.B. durch Workshops, Handreichungen usw. Die Gründung eines StudieneingangNetzwerks, an dem alle an der Studieneingangsphase Beteiligten teilnehmen, kann hierbei für den hochschulinternen und -übergreifenden Austausch von Vorteil sein. Aus den Ergebnissen der qualitativen und der quantitativen Analyse sollen (fachgruppenbezogene) Empfehlungen zur Ausgestaltung der Studieneingangsphase von Akteuren aus Wissenschaft und Praxis entwickelt werden. Diese gemeinsame Entwicklung durch beide Akteure kann für die zukünftige Gestaltung der Studieneingangsphase von Vorteil sein. Die Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit über die Gelingensbedingungen der Studieneingangsphase fließen in die (notwendige) Verwissenschaftlichung der Konzeption entsprechender Maßnahmen ein. Diese können gleichfalls die empirische Grundlage für die Weiterentwicklung hochschulinterner Qualitätssicherungsverfahren bilden. 14 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 4. Projektaktivitäten/Veröffentlichungen Es werden parallel zur Projektlaufzeit fortlaufend Fachpublikationen erarbeitet und veröffentlicht 1 . Zudem wird das Projekt kontinuierlich auf einschlägigen Fachtagungen präsentiert. Dabei werden Einblicke in den aktuellen Stand gegeben und erste Zwischenergebnisse vorgestellt. Bisherige Präsentationen fanden bspw. auf der Jahrestagung der AEPF 2015 (Göttingen), der HRK nexus Jahrestagung 2016 (Münster) und der Nachwuchswissenschaftler-Tagung Baum und Borke 2016 (Mainz) statt 2. Für die weitere Projektlaufzeit sind ebenfalls Vorträge geplant, z.B. auf den (Jahres)Tagungen der AEPF, GEBF, GfHf sowie Tagungen speziell für Nachwuchswissenschaftler. Zum Ende des Forschungsprojekts werden die bestehenden Befunde auf einer Projektabschlusskonferenz für alle zugänglich gemacht. Ferner kann man sich auf der Projekthomepage (URL siehe unten) zum Forschungsvorhaben, aktuellen Stand des Projekts, Publikationen und Vorträgen informieren. 5. Projektdaten und Kontakt Projektleitung: Prof. Dr. Wilfried Schubarth, Universität Potsdam; Prof. Dr. Uwe Schmidt, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Prof. Dr. Philipp Pohlenz, Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg Kontakt: Dipl.-Soz. Sylvi Mauermeister ([email protected])/Koordiniation; M.A. Birgitta Zylla ([email protected])/Koordination; M.A. Laura Wagner ([email protected]); M.A. Sarah Berndt ([email protected]); Assoziierte Mitglieder: M.A. Melinda Erdmann ([email protected]); M.A. Claudia Wendt ([email protected] ) Homepage: www.uni-potsdam.de/stufo Projektlaufzeit: 03/2015 – 02/2018 Bisherige projektbezogene Vorträge Schubarth, W./Zylla, B. (2016). StuFo – Thesen und erste Befunde zur Wirksamkeit von Interventionen. KoBF-Cluster Expertenworkshop „Studieneingangsphase“, Berlin 05./06.04.16. Schubarth, W./Mauermeister, S. (2016). Das StuFo-Verbundprojekt. Erste Thesen und Befunde. HRK nexus-Frühjahrstagung. Münster 16./17.03.16. Wagner, L./Zylla, B. (2016). Studieneingangsphase und Studienerfolg. Herausforderungen für die Hochschulforschung. Tagung „Zwischen Baum und Borke – Nachwuchswissenschaftler/innen im Spannungsfeld von Anwendungsorientierung und Hochschulforschung“. Mainz 10./11.03.16. 1 Vgl. z.B. Mauermeister, S./Zylla, B./Wagner, L. (2015): Wie gut sind die Konzepte zum Studieneingang? Das StuFo-Verbundprojekt zur Wirksamkeit der Studieneingangsphase. In: Qualität in der Wissenschaft, 9 (2), S. 50-55. 2 Eine genaue Auflistung der bisherigen Vorträge finden Sie zum Ende des Beitrages. KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Schubarth, W./Pohlenz, P. (2015). Studieneingang optimieren – aber wie? Sechs Thesen des BMBF-Verbundprojekts „Der Studieneingang als formative Phase für den Studienerfolg (StuFo)“. HRK nexus Expertenworkshops, 09./10.12.15. Pohlenz, P. (2015). Das „StuFo-Verbundprojekt“: die Wirksamkeit von Maßnahmen in der Studieneingangsphase. Tagung „Zulassung und internationales Hochschulmarketing“. DAAD, 19./20.11.15. Schubarth, W./Mauermeister, S. (2015). StuFo. Der Studieneingang als formative Phase für den Studienerfolg. Auftaktveranstaltung der KoBF des Qualitätspaktes Lehre. Cluster „Studienorganisation und Studieneingangsphase“, 06./07.10.15. Schubarth, W./Mauermeister, S. (2015). Studieneingangsphase und Heterogenität. Herausforderungen für die Hochschulforschung: Das StuFo-Verbundprojekt. AEPF-Tagung 21.09.-23.09.15 Universität Göttingen. Literatur Blüthmann, I. (2012). Individuelle und studienbezogene Einflussfaktoren auf die Zufriedenheit von Bachelorstudierenden. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (S. 273-303). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Kelle, U./Kluge, S. (2010). Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Mauermeister, S./Zylla, B./Wagner, L. (2015). Wie gut sind die Konzepte zum Studieneingang? Das StuFo-Verbundprojekt zur Wirksamkeit der Studieneingangsphase. In: Qualität in der Wissenschaft (QiW), Jg. 9, H. 2, S. 50-55. 15 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 16 Projekt HeLGA: Heterogenitätsorientierte Lehre – Gelingensbedingungen und Anforderungen Wiebke Esdar, Markus Rump und Elke Wild 1. Kurzbeschreibung und Zielsetzung Eine der größten Herausforderungen, die im Zuge der durch den Qualitätspakt Lehre (QPL) angestrebten Optimierung der Hochschulehre und der Studienbedingungen gemeistert werden soll, betrifft den Umgang mit der zunehmenden Heterogenität der Studierendenschaft. Maßgeblich hierfür ist, dass die Zahl der Studierenden steigt und (dementsprechend) vor allem der Anteil nicht-traditionaler Studierender deutlich wächst. Dieser Umstand zwingt Hochschulen, sich mit dem Thema Heterogenität auseinanderzusetzen, auch weil nicht nur der oder die Einzelne aufgrund der extrem integrierenden Funktion von Leistung in unserer Gesellschaft von einem erfolgreichen Studium profitiert, sondern auch die Hochschule (und der Staat) von hohen AbsolventInnenzahlen, geringen Abbruchraten und einer kurzen Studiendauer. Betrachtet man vor diesem Hintergrund die erfolgreich im Rahmen des QPL eingereichten Anträge, spiegelt sich hierin nicht nur ein erwartbar spezifisches (engeres) Verständnis von Heterogenität und Inklusion. Auffällig ist auch, dass sich die avisierten Problemlösungen trotz aller Besonderheiten in den standortspezifischen Ausgangslagen und Rahmenbedingungen zu einem vergleichsweise übersichtlichen Kanon an Maßnahmen verdichten lassen: Durch die Bereitstellung von ergänzenden Lehrangeboten (in Form von Vor- und Brückenkursen) und Mentoringprogrammen sowie flankierender Beratungsangebote speziell zum Studienbeginn sollen die Chancen Studierender mit fachlichen oder überfachlichen (z.B. lernstrategischen oder motivationalen) Defiziten erhöht werden, ihr Studium erfolgreich zu durchlaufen. Dabei wird die Implementation dieser Maßnahmen vor allem in den MINT-Fächern für wichtig erachtet, da gerade in diesen, volkswirtschaftlich bedeutenden Bereichen (Stichwort Fachkräftemangel) überdurchschnittlich hohe Durchfall- und Abbruchquoten vornehmlich auf mangelnde Eingangsvoraussetzungen der Studierenden zurückgeführt werden. Das geplante Forschungsvorhaben HeLGA setzt an diesen Handlungsmustern von Hochschulen an und nimmt mit einem quasi-experimentellen Design die Wirksamkeit vorfindlicher Maßnahmen in der Mathematik, den Ingenieurswissenschaften sowie den Natur- und Technikwissenschaften in den Blick, die auf einen Ausgleich disparater Studieneingangsvoraussetzungen abzielen. Im Rahmen des Teilprojekts I werden Studierende einer Bachelor-Kohorte (die zum Wintersemester 2015/2016 ihr Studium aufnimmt) zu Beginn des Studiums sowie zu zwei weiteren Messzeitpunkten während des Bachelorstudiums via Online-Fragebogen befragt. Betrachtet werden dabei sowohl die individuellen Eingangsvoraussetzungen („Inputs”) als auch die „Outputs“. Berücksichtigt werden dabei nicht nur herkömmliche Leistungsmaße ((Abitur-) Noten, Studienleistungen, Studienabbrüche, Studienabschlüsse) sondern vielmehr auch motivationale und lernstrategische Merkmale (wie z.B. selbst- und fremdbestimmte KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 17 Motivation, sense of belonging, Fähigkeitsselbstkonzepte und Selbstwirksamkeitserwartungen, Selbstregulationsstrategien), da diese nachweislich zum langfristigen Leistungserfolg beitragen. Das Hauptanliegen von HeLGA ist, in diesem breit gefassten Sinn die Lern- und Leistungsentwicklung Studierender in Abhängigkeit von der Inanspruchnahme hochschulischer Angebote nachzuzeichnen. Teilprojekt I untersucht somit quantitativ die Reichweite, Effektivität und Nachhaltigkeit vorfindlicher Fördermaßnahmen (summativ). Um darüber hinaus untersuchen zu können, unter welchen Bedingungen diese Maßnahmen greifen bzw. welche Hindernisse dem Ziel einer Verringerung von Disparitäten entgegenstehen, soll in dem qualitativ orientierten Teilprojekt II die institutionelle Angebotsseite insbesondere unter dem Aspekt der Professionalität der Lehrenden und der Kooperationsstrukturen näher betrachtet werden. Das Teilprojekt II sieht deshalb strukturierte Interviews mit Nachwuchswissenschaftler(inne)n (NW) vor, die in den jeweiligen Hochschulen und Fächern für die Lehre in der Studieneingangsphase verantwortlich sind. Im Zentrum stehen hier die Qualifikation, Lehrmotivation und berufliche Zielorientierung derjenigen Personen, die für die Umsetzung der „ergänzenden” Lehrangebote verantwortlich zeichnen. Ihre subjektiv beurteilte Qualität der Kooperationsbeziehungen und der wahrgenommene Bezug der Zusatzkurse zu den anderweitig im Studiengang vorgesehenen Veranstaltungen werden erhoben. Mit berücksichtigt werden zudem die Sichtweisen der „anderen“ (meist auf Landesstellen beschäftigten) NW, die an der Abdeckung des in Studienordnungen und Modulhandbüchern verpflichtend festgeschriebenen Lehrangebots beteiligt sind. 2. Schlaglicht Forschungsprozess Teilprojekt I hat den ersten Erhebungszeitraum erfolgreich abgeschlossen. Derzeit werden erste Daten ausgewertet, parallel wird der zweite Erhebungszeitraum vorbereitet. Ergebnisse sind bislang nicht publiziert bzw. nicht online abrufbar. Teilprojekt II hat den Interviewleitfaden erstellt und befindet sich derzeit in der Akquise der Interviewteilnehmerinnen und -teilnehmer. 3. Transferrelevante Ergebnisse Allen teilnehmenden Hochschulen werden im Anschluss an das Projekt Coaching-Gespräche mit den an der Umsetzung der QPL-Maßnahmen beteiligten Personen angeboten. Weiter sind anwendungsorientierte Publikationen geplant, diese können derzeit aber noch nicht weiter spezifiziert werden. Der erstellte/zu erstellende Fragebogen für Studierende bietet ein über das Projekt hinaus nutzbares Erhebungsinstrument, welches die in Maßnahmen des QPL verfolgten Ziele und Maßnahmen erfasst. 18 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 4. Projektaktivitäten/Veröffentlichungen Aktuelle Informationen finden sich auf unserer Homepage: http://www.uni-bielefeld.de/heterogenitaet/ Erste Ergebnisse sind auf der GEBF-Tagung präsentiert worden: Esdar, W., Rump, M. & Wild, E. (2016). Heterogen in was? – Eine Analyse der Unterschiede studienbezogener Motivation zu Studienbeginn. Vortrag gehalten auf der Jahrestagung der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF), Berlin, März 2016. Weitere Ergebnisse mit dem Titel „Diversity and students academic success in higher education“ werden im Juni 2016 auf dem ICP – International Congress of Psycholoy – in Yokohama, Japan präsentiert. Artikel für einschlägige Fachzeitschriften der Pädagogischen Psychologie und der Hochschulforschung befinden sich in Vorbereitung. Zum Abschluss des Projektes erhalten alle teilnehmenden Hochschulen einen individualisierten Rückmeldebericht. Dieser wird konkrete Handlungsempfehlungen enthalten, die einerseits an den aufgedeckten standortspezifischen, Stärken und Schwächen und andererseits an einem idealtypischen Konzept „guter heterogenitätsorientierter” Lehre orientiert sein werden (vgl. Wild & Esdar, 2015). 5. Projektdaten und Kontakt Projektleitung: Wiebke Esdar & Elke Wild, Universität Bielefeld Kontakt: Wiebke Esdar ([email protected]) Homepage: http://www.uni-bielefeld.de/heterogenitaet/ Projektlaufzeit: 03/20150 – 02/2019 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 19 Projekt WiGeMath: Wirkung und Gelingensbedingungen von Unterstützungsmaßnahmen für mathematikbezogenes Lernen in der Studieneingangsphase1 Christoph Colberg, Mirko Schürmann, Rolf Biehler, Reinhard Hochmuth, Niclas Schaper, Michael Liebendörfer Im Projekt WiGeMath werden mathematikbezogene Unterstützungsangebote für Studierende in den Studiengängen Mathematik, Lehramt Gymnasium sowie Ingenieurwissenschaften hinsichtlich ausgewählter Wirkungsaspekte untersucht. Betrachtet werden dabei Maßnahmen in „Qualitätspakt Lehre“ (QPL)-Projekten, die in der Studieneingangsphase (i.d.R. 0.-2. Semester) stattfinden, aber auch entsprechende Maßnahmen außerhalb von QPL-Projekten. Die zu untersuchenden Unterstützungsangebote sind Vorkurse, Brückenvorlesungen, semesterbegleitende Maßnahmen sowie Lernzentren. Alle Angebote haben gemeinsam, dass sie die Zahl der Studienabbrüche verringern, Orientierung geben, die Zufriedenheit der Studierenden erhöhen sowie deren mathematische Kompetenzen gezielt mit Blick auf Studieneingangsprobleme fördern sollen. Die spezifischen Ziele des Projektes sind die Entwicklung eines Rahmenmodells zur theoretischen Beschreibung, Analyse und vergleichenden konzeptuellen Vernetzung von QPLProjekten im Bereich der Mathematik, die systematische empirische Untersuchung von Wirkungen und Gelingensbedingungen der Unterstützungsmaßnahmen sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen für die wirksame Gestaltung von Unterstützungsmaßnahmen im Bereich der Mathematiklehre in der Studieneingangsphase. Insgesamt soll damit ein Einblick in Interventionsmechanismen sowie den Einfluss von personen- und umfeldbezogenen Einflussfaktoren auf Lehr-Lern-Aktivitäten und deren Wirkungen auf u.a. Studienzufriedenheit und kognitive, motivationale und affektive Aspekte gewonnen werden. Im Rahmen des Projekts wird hierfür mit 17 Partnern aus acht Bundesländern, bei denen umfangreiche Analysen im Rahmen des Projektes stattfinden, kooperiert. 1. Ausgangslage und Herausforderungen Der Übergang von der Schule zur Hochschule ist für Studierende vor allem bei mathematikhaltigen Studiengängen eine Herausforderung (vgl. Gueudet 2008, Biehler et al. 2011). Viele Studierende brechen ihr Studium in den ersten beiden Semestern aufgrund vielfältiger Ursachen ab (vgl. Heublein et al. 2009). Die Mathematik an den Hochschulen unterscheidet sich stark von der Mathematik, die die Studierenden aus der Schule kennen (vgl. Fischer et al. 2009). Sowohl fachliche, als auch motivationale Probleme oder unzureichende Lern- und Arbeitsstrategien müssen als Gründe für einen Studienabbruch gelten. Zahlreiche Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland haben daher im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre“ (QPL) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eine 1 Der vorliegende Beitrag ist in Auszügen bereits zur Veröffentlichung eingereicht und wird erscheinen unter: Colberg et al. (2016) Wirkung und Gelingensbedingungen von Unterstützungsmaßnahmen für mathematikbezogenes Lernen in der Studieneingangsphase. In: Beiträge zum Mathematikunterricht 2016. Münster: WTM-Verlag 20 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Vielzahl von Unterstützungsmaßnahmen für die Studieneingangsphase entwickelt und an ihren Standorten mit dem Ziel etabliert, der Übergangsproblematik entgegenzuwirken und die Studienabbruchsquote zu verringern. Diese Unterstützungsmaßnahmen sind sehr vielfältig gestaltet, daher schwer vergleichbar und es gibt kaum Untersuchungen bezüglich der Wirksamkeit dieser Unterstützungsmaßnahmen (vgl. Hoppenbrock et al. 2016). Insbesondere existiert kein konsentierter Orientierungsrahmen, in den sich einzelne Projekte hinsichtlich ihrer Ziele, Maßnahmen und Rahmenbedingungen einordnen lassen. Durchgeführte Evaluationen beschränken sich in der Regel auf lokale und ad hoc gestaltete Zufriedenheitsbefragungen und Leistungstests. Darüber hinaus fehlen systematische und zielgerichtete Erhebungen bzw. Evaluationen. Ebenfalls fehlen Studien, denen eine präzise Formulierung und Überprüfung von Wirkungshypothesen zugrunde liegt. Daraus ergeben sich ein unzureichendes Wissen und fehlende Evidenzen über die Wirksamkeit und die Gelingensbedingungen solcher Unterstützungsmaßnahmen. 2. Methodischer Ansatz Als theoretische Grundlage für die bevorstehenden Untersuchungen dient das 3P-Modell von Thumser-Dauth (2007). Dieses beschreibt eine Programmevaluation für hochschuldidaktische Weiterbildungsmaßnahmen und basiert auf dem theorydriven evaluation Ansatz von Chen (1990). Dabei werden zunächst Programmtheorien über die Maßnahme bezüglich der Ziele, der Verfahren, der Rahmenbedingungen und der Effekte rekonstruiert. Anschließend werden die Programmumsetzung und die Programmwirkungen insbesondere aus Sicht der involvierten Akteure evaluiert. Zur Erfassung der Programmtheorien wurde im Projekt zunächst ein maßnahmenübergreifendes Rahmenmodell entwickelt, das zur Rekonstruktion von Zielen, Maßnahmenmerkmalen, Rahmenbedingungen und Wirkungsvariablen für unterschiedliche Maßnahmentypen genutzt wird. Auf Basis des Rahmenmodells werden dann ein allgemeines Wirkmodell und maßnahmenspezifische Wirkmodelle als Basis für systematische Evaluationen abgeleitet. 3. Erstes Ergebnis: Das Rahmenmodell Zur Entwicklung des Rahmenmodells wurden Dokumentenanalysen sowie Interviews und ein Expertenworkshop mit den Kooperationspartnern durchgeführt. Auf dieser Grundlage wurde das Rahmenmodell im Dialog mit den Kooperationspartnern ausdifferenziert und ergänzt. Zurzeit erfolgt eine empirische Erprobung des Rahmenmodells. Das Rahmenmodell gliedert sich in mehrere hierarchisch strukturierte Ebenen, die unter anderem aus hochschul- und mathematikdidaktischen Konzepten hergeleitet wurden. Auf der obersten Ebene stehen die Beschreibungskategorien „Zielkategorien“, „Maßnahmenmerkmale“ und „Rahmenbedingungen“, die aus dem 3P-Modell abgeleitet sind. Darunter sind Oberkategorien zu den einzelnen Beschreibungskategorien zu finden. Die Oberkategorien sind wiederum in Unterkategorien unterteilt. Die Kategorien der untersten KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 21 Ebene beschreiben konkretere Merkmalsfacetten. Zu jeder Kategorie bzw. Merkmalsfacette finden sich im Rahmenmodell außerdem begriffserläuternde Kommentare (vgl. Abbildung 1). Abb. 1 Auszug aus dem Rahmenmodell zur theoretischen Beschreibung von mathematikbezogenen Unterstützungsmaßnahmen Im Anschluss an das Projekt sollen das Rahmenmodell zur Durchführung und Evaluation von Unterstützungsmaßnahmen sowie die Instrumente zur Evaluation und Optimierung von Unterstützungsmaßnahmen in der Studieneingangsphase deutschlandweit bereitgestellt werden. Außerdem sollen auf dieser Grundlage erste Empfehlungen für die wirksame Gestaltung von Unterstützungsmaßnahmen im Bereich der Mathematiklehre in der Studieneingangsphase formuliert werden. 4. Weitere Projektschritte Im Anschluss an die Finalisierung des Rahmenmodells erfolgt die Erstellung eines allgemeinen Wirkmodells und maßnahmenspezifischer Wirkmodelle, die als Basis für systematischen Evaluationen dienen werden. Darüber hinaus werden Evaluationsinstrumente zur Wirkungsanalyse entwickelt und erprobt. Diese Untersuchungsmaßnahmen werden mit den Kooperationspartnern abgestimmt (z.B. im Rahmen von Workshops). Im Herbst 2016 wird mit der Durchführung systematischer Maßnahmenevaluationen in enger Kooperation mit ausgewählten Partnern begonnen. Dabei werden unter anderem das Ausmaß und die Qualität der Umsetzung von Unterstützungskonzepten aus Sicht der beteiligten Akteure erhoben, eine Analyse der Effektivität bzw. Wirksamkeit ausgewählter Unterstützungsmaßnahmen sowie Untersuchungen des Einflusses von personen- und umfeldbezogenen Faktoren durchgeführt. Im Anschluss werden die Empfehlungen für die 22 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Durchführungen und Evaluation von Unterstützungsmaßnahmen weiter ausgearbeitet und ausdifferenziert. 5. Projektdaten und Kontakte Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt zur Begleitforschung des Qualitätspakts Lehre „WiGeMath – Wirkung und Gelingensbedingungen von Unterstützungsmaßnahmen für mathematikbezogenes Lernen in der Studieneingangsphase“, Förderkennzeichen 01PB14015A und 01PB14015B, ist an der Universität Paderborn und der Leibniz Universität Hannover angesiedelt und im Kompetenzzentrum Hochschuldidaktik Mathematik (khdm) verortet. Projektleitung: Prof. Dr. Reinhard Hochmuth, Leibniz Universität Hannover; Prof. Dr. Rolf Biehler, Universität Paderborn; Prof. Dr. Niclas Schaper, Universität Paderborn Kontakt: [email protected] Homepage: www.khdm.de/wigemath/ Projektlaufzeit: 03/2015 – 08/2018 Literatur Biehler, R., Hochmuth, R., Fischer, P.R., Wassong, T. (2011). Transition von Schule zu Hochschule in der Mathematik: Probleme und Lösungsansätze. In: Beiträge zum Mathematikunterricht 2011 (pp. 111-114). Münster: WTM-Verlag. Chen, H.-T. (1990). Theory-driven evaluation. California: Sage. Fischer, A., Heinze, A., Wagner, D. (2009). Mathematiklernen in der Schule – Mathematiklernen an der Hochschule: Die Schwierigkeiten von Lernenden beim Übergang ins Studium. In: A. Heinze & M. Grüßing (Hrsg.), Mathematiklernen vom Kindergarten bis zum Studium. Kontinuität und Kohärenz als Herausforderung beim Mathematiklernen (S. 245-264). Münster: Waxmann. Gueudet, G. (2008). Investigating the secondary-tertiary transition. Educational Studies in Mathematics, 67, 237-254. Heublein, U., Hutzsch, C., Schreiber, J., Sommer, D., Besuch, G. (2009). Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und in herkömmlichen Studiengängen – Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Exmatrikulierten des Studienjahres 2007/08. Hannover: HIS. Hoppenbrock, A., Biehler, R., Hochmuth, R., & Rück, H.-G. (Hrsg.). (2016). Lehren und Lernen von Mathematik in der Studieneingangsphase - Herausforderungen und Lösungsansätze. Wiesbaden: Springer Spektrum. Thumser-Dauth, K. (2007). Evaluation hochschuldidaktischer Weiterbildung. Entwicklung, Bewertung und Umsetzung des 3P-Modells. Hamburg: Kovac. KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 23 Projekt mamdim: Mathematiklernen mit digitalen Medien beim Übergang Schule/Hochschule Alexander Salle und Stefanie Schumacher 1. Kurzbeschreibung und Zielsetzung Das Projekt mamdim („Mathematiklernen mit digitalen Medien”) untersucht die Nutzung von interaktiven Medien beim Lernen von Mathematik in der Studieneingangsphase der Hochschule. Hierbei stehen fünf Konzepte von vier Hochschulen im Fokus der Betrachtungen. Der Ablauf ist an allen Standorten identisch: Die Studierenden bearbeiten zunächst einen Fragebogen zu motivationalen Aspekten sowie einen Vortest zu ihrem Vorwissen im Bereich der Beschreibenden Statistik (konkret: Lage- und Streumaße). Im Anschluss findet die Interventionsphase mit dem standortspezifischen Medium (z.B. kommentierte Präsentation, Lernvideo) entweder allein oder mit einem Lernpartner statt. Währenddessen werden das Nutzer- und Kommunikationsverhalten aufgezeichnet. Im Anschluss an diese Phase erfolgt die Bearbeitung des Nachtests zu Inhalten der Beschreibenden Statistik sowie zweier weiterer Fragebögen zur Motivation und der Materialevaluation. Als konkrete Arbeitsziele sollen u.a. die folgenden Fragen beantwortet werden: 1. Inwieweit stellen sich bestimmte digitale Formate bei der Behandlung ausgewählter mathematischer Inhalte bei vergleichbaren Ausgangskompetenzen der Probanden als besonders lernförderlich für bestimmte Kompetenzbereiche heraus? Inwiefern ist die Wirkung dieser Formate abhängig von der Bearbeitungsform von einzelnen Lernenden oder Dyaden? 2. Welche Kommunikationsprozesse treten während der gemeinsamen Bearbeitung digitaler Medien zum Mathematiklernen auf? Inwieweit lassen sich Unterschiede von Lernprozessen zwischen Dyaden und einzelnen Lernenden hinsichtlich thematisierter Aspekte des Inhalts, kognitiver Strategien oder des Nutzerverhaltens feststellen? 3. Welchen Einfluss haben Kommunikationsprozesse bei der Bearbeitung digitaler Medien auf das Lernen von Mathematik? Wie können Kommunikationsprozesse, die sich als förderlich erweisen, angeregt werden? 2. Schlaglicht Forschungsprozess Die Vorstudie an zwei Standorten (Hochschule Offenburg und Universität Bielefeld, jeweils mit 34 Studierenden) ist abgeschlossen und die erste Hauptstudie an der Hochschule Pforzheim (N = 64) durchgeführt. Weitere Erhebungen schließen sich Ende April (Hochschule Offenburg) sowie im Oktober (BTU Cottbus-Senftenberg sowie Universität Bielefeld mit Lehramtsstudierenden) und November (Universität Bielefeld mit Psychologiestudierenden) an. Die geplante Probandenzahl beträgt jeweils N = 60. 24 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Bisherige Zwischenergebnisse Heterogenität der Probanden: Es zeichnen sich bereits nach der Vorstudie eine hohe Heterogenität bzgl. des Vorwissens der Probanden innerhalb der Kohorten und starke Unterschiede bzgl. des Vorwissens der Probanden im Vergleich der beiden Standorte ab. Die Psychologiestudierenden an der Universität Bielefeld erzielen im Vortest bessere Ergebnisse als die Studierenden der Hochschule Offenburg, wobei diese Erkenntnis noch näher bezüglich diverser Aspekte analysiert werden soll. Nutzung von Notizen: Durch Videoanalysen konnte der vielfache und vielfältige Einsatz von handschriftlichen Notizen festgestellt und in ersten Analysen näher untersucht werden. Dabei zeigen sich unterschiedliche Strategien beim Festhalten der dargestellten mathematischen Sachverhalte und verschiedene Rollen von schriftlichen Aufzeichnungen in Kommunikationsprozessen über digitale Medien. Im weiteren Verlauf der Studie sollen diese Rollen sowie die Beeinflussung der Prozesse durch Notizen näher untersucht werden. Identifikation eines Interaktionsmusters: Mithilfe von Videoanalysen konnte ein mehrfach auftretendes Interaktionsmuster während der Kommunikation in Zweiergruppen über Inhalte der Materialien und der eigenen Notizen identifiziert werden. In diesem „Ping-Pong“-Muster lesen die Lernenden wechselseitig Sätze ihrer Notizen vor, deren Formulierungen oft sehr nah an den instruktionalen Materialien sind, und gehen so, teilweise mit Irritationen, teilweise ohne Irritationen, einen größeren oder kleineren Teil ihrer Notizen durch (vgl. auch die Publikation zur PME 2016). Zukünftig soll das Auftreten dieses Interaktionsmusters auch bei anderen Medien untersucht und nach weiteren, typischen Mustern gesucht werden. 3. Transferrelevante Ergebnisse Bisher liegen erste Erkenntnisse aus der Vorstudie vor, die eine Fokussierung bei der Auswertung der Hauptstudie auf zuvor bereits genannte Aspekte (s. Punkt 2) ermöglichen. Geplant sind: die Erfassung von Aspekten zur Identifikation verschiedener Nutzertypen von spezifischen e-Learning-Angeboten die Verbreitung von Erkenntnissen über optimierte, erprobte Lernarrangements für das Mathematiklernen im e-Learning-Bereich Leitfäden für den Umgang mit solchen Lernarrangements inklusive der besonderen Berücksichtigung des Stellenwerts von selbst erstellten Notizen die Erstellung von Kategorienschemata für Videoanalysen zur Analyse des Nutzerund Kommunikationsverhaltens im Umgang mit interaktiven Lernmaterialien die Bereitstellung erprobter Tests und Skalen KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 4. Projektaktivitäten/Veröffentlichungen Nach der Vorstudie: Durch die enge Anknüpfung des mamdim-Projektes an (QPL-)Projekte der Projektpartner sind die Voraussetzungen für die Umsetzung von Implikationen der Studie sehr gut. Nach der Vorstudie wurden an den Standorten Bielefeld und Offenburg in engem Kontakt (zusätzliches Treffen mit den Verantwortlichen aus Bielefeld und Offenburg in Bielefeld) bereits erste Maßnahmen umgesetzt (insbesondere auch im Hinblick auf die Hauptstudie). Darüber hinaus wurde die Sichtbarkeit über Pressemeldungen sichergestellt, was für die Hauptstudie zusätzlich durch weitere Mitteilungen und Zeitungsartikel fortgeführt werden soll. Nach der Hauptstudie: Mithilfe der Ergebnisse der Hauptstudie sollen partnerspezifische Implikationen bei einer Abschlusstagung und gegebenenfalls über weitere Treffen mit Projektpartnern transferiert werden. Die Projektpartner signalisieren bzgl. der Umsetzung solcher Implikationen bereits großes Interesse. Aus der Anlage der Studie werden über konkrete Maßnahmen für die Projektpartner hinaus auch allgemeine praktische Implikationen erwartet. Über Vorträge, Workshops und Tagungen (z.B. BMBF-Koordinierungsstelle Bildungsforschung, GDM, PME) sollen auf der Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse langfristige und empirisch fundierte Beiträge zu einer Verbesserung der Hochschullehre geleistet werden. Ergebnisse zur Anfertigung von Notizen beim Lernen mit digitalen Medien und zu deren Rolle werden ebenfalls an die Projektpartner zurückgemeldet und können darüber hinaus in allgemeine Lernstrategieempfehlungen münden. Schließlich soll ein Abschlussband die einzelnen Partnerprojekte sowie Ergebnisse und Implikationen der Studienergebnisse zusammenfassend darstellen. Die wissenschaftliche Anschlussfähigkeit bzw. Transferaktivitäten sind zudem auch durch Arbeiten der Kooperationspartner gegeben. Diese werden sich beispielsweise in Ausbau und Verbesserung der eigenen Konzepte sowie der Beantwortung konkreter, standortspezifischer Fragestellungen durch Bereitstellung relevanter Daten von unserer Seite aus zeigen. Zudem ist die wissenschaftliche Anschlussfähigkeit auf breiter Hochschulfront durch das Aufgreifen und Weiterverwerten der Projekterkenntnisse und -ergebnisse durch andere Forschergruppen gegeben. Da das mamdim-Projekt auch auf internationalen Tagungen vertreten ist (ICME, PME), wird ein noch größerer Kreis interessierter Forscherinnen und Forscher erreicht werden können. Es kann von großem Interesse durch den aktuellen Anstieg der Nutzung digitaler Medien in Einführungskursen an Hochschulen ausgegangen werden. Durch die Anlage der Studie und die Berücksichtigung motivationaler und lernpsychologischer Aspekte weist das mamdim-Projekt zudem Bezüge zur Psychologie auf. Diesbezüglich fand 25 26 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE bereits bei der Erstellung der Konzeption eine enge Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten und Mitarbeitern aus der Psychologie der Universität Bielefeld statt. Veröffentlichungen: Tagungsbeiträge Salle, A., Schumacher S. & Hattermann, M. (angenommen). The Ping-Pong-Pattern - Usage of Notes by Dyads During Learning with Annotated Scripts. In: Proceedings of the 40th Conference of the International Group for the Psychology of Mathematics Education (S. 1-8). Hrsg. von Gabriella Ambrus. Szeged, Hungary. Salle, A., Hattermann, M. & Schumacher, S. (2016). Erste Ergebnisse aus dem Projekt mamdim - mathematik lernen mit digitalen medien. In: Institut für Mathematik und Informatik Heidelberg (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2016 (S. 1-4), Münster: WTM. Hattermann, M., Salle, A. & Schumacher, S. (2015). The Project mamdim – Learning Mathematics with Digital Media. In Biehler, R., Hochmuth, R. & Rück, H.- G. (Hrsg.), khdm-Report (im Druck). Paderborn. Posterpräsentationen (24.-31. Juli 2016) Hattermann, M., Salle, A. & Schumacher, S. Digital Media as Motivating Tool for Learning Descriptive Statistics. 13th International Congress on Mathematical Education (ICME-13), Hamburg, Germany. (05. Dezember 2015) Hattermann, M., Salle, A. & Schumacher, S. mamdim - Learning Mathematics with Digital Media: First Results from the Pilot Study. Conference Didactics of Mathematics in Higher Education as a Scientific Discipline, Schloss Herrenhausen, Hannover. (eingereicht) Schumacher, S., Salle, A., Hofrichter, R. & Hattermann, M. mamdim – Mathematiklernen mit digitalen Medien am Beispiel von moodle-Lernmodulen. DeLFI – Die e-Learning Fachtagung Informatik 2016 und HDI – Fachtagung für Hochschuldidaktik der Informatik 2016. Vorträge (03.-07. August 2016) The Ping-Pong-Pattern - Usage of Notes by Dyads During Learning with Annotated Scripts. 40th Conference of the International Group for the Psychology of Mathematics Education (PME) in Szeged, Ungarn. (05. April 2016) Erste Ergebnisse des mamdim-Projektes und Möglichkeiten des Transfers Clusterworkshop Koordinierungsstelle Begleitforschung des QPL, Berlin. (08. März 2016) Erste Ergebnisse aus dem Projekt mamdim - mathematik lernen mit digitalen medien. Jahrestagung der GDM, Heidelberg. (06. Oktober 2015) Vorstellung des mamdim-Konzepts. Auftaktveranstaltung Koordinierungsstelle Begleitforschung des QPL, Berlin. KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Weitere Veröffentlichungen (07.04.2016): Universität Osnabrück erforscht Mathematiklernen mit digitalen Medien. Pressemeldung der Universität Osnabrück. (15.11.2015): Statistikvideos unter der Lupe. Pressemeldung der Hochschule Offenburg. Eine weitere Pressemitteilung zu der durchgeführten Hauptstudie an der Hochschule Pforzheim erscheint voraussichtlich im Mai 2016. 5. Projektdaten und Kontakt Projektleitung: Prof. Dr. Alexander Salle (Universität Osnabrück); [email protected] Projektkoordination: Stefanie Schumacher (Universität Osnabrück); [email protected] Homepage: www.mamdim.uni-osnabrueck.de Die Kontaktdaten der einzelnen Projektpartner sind der Homepage zu entnehmen. Projektlaufzeit: 02/2015 – 01/2018 27 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 28 Teil 2: Transfer und Nachhaltigkeit – Erfahrungsberichte Transferaktivitäten im Bereich Studieneingangsphase des Projekts nexus Christian Tauch 1. Projektbeschreibung Um die deutschen Hochschulen bei der Weiterentwicklung ihrer Studienprogramme und dem Ausbau der Studienqualität zu unterstützen, führt die Hochschulrektorenkonferenz mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt „nexus Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern“ durch. Schwerpunkte des von 2014 bis 2018 laufenden Vorhabens sind die Optimierung der Studieneingangsphase die Förderung der Mobilität während des Studiums sowie der Übergang in das Beschäftigungssystem Das Projekt setzt an den wichtigsten Stationen des sogenannten „Student Life Cycle“ an, genauer gesagt, an der Gestaltung von Übergängen: Wie können Studierende mit unterschiedlichen Biographien und Hintergründen besser an den Hochschulen ankommen und erfolgreicher studieren? Wie können Studien- und Prüfungsleistungen, die in einer anderen Hochschule erworben wurden, transparent anerkannt werden? Und wie sollte ein wissenschaftliches Studium angelegt sein, das die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sein lässt? Es geht also um die Neugestaltung der Studieneingangsphase, die Förderung der Mobilität im Studium und den Übergang in den Arbeitsmarkt bzw. in die wissenschaftliche Weiterbildung. Das Projekt arbeitet dabei gezielt mit ausgewählten Fachgruppen in den Ingenieur-, Wirtschafts- und Gesundheitswissenschaften/Medizin zusammen, um exemplarische Lösungen zu entwickeln. Dafür wurden drei „Runde Tische“ (RT) einberufen, die sich während der gesamten Projektlaufzeit vertieft mit Problemen und Lösungsansätzen aus fachspezifischer Perspektive befassen. Den Runden Tischen gehören Lehrende, Didaktiker und Studierende der jeweiligen Fachrichtung an, zu denen im Bedarfsfall weitere Experten hinzugezogen werden. Neben diesen drei fachspezifischen Runden Tischen gibt es einen vierten Runden Tisch zum Thema „Anerkennung“. Dieser soll Maßnahmen zur Verbesserung der Anerkennung von im Ausland erbrachten Studien- und Prüfungsleistungen entwickeln. Zu den geplanten Maßnahmen gehören unter anderem die Erarbeitung eines nutzerfreundlichen Handbuchs zur Anwendung der Lissabon-Konvention in den Hochschulen sowie die Durchführung von Informationsveranstaltungen zu den Grundsätzen und der Anwendung der LissabonKonvention. KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 29 2. Bisherige Arbeitsschwerpunkte In der ersten Projektphase lag der Fokus auf einer Bestandsaufnahme von Maßnahmen zur Gestaltung der Orientierungs- und Studieneinstiegsphasen. Mit der Auftaktveranstaltung an der Universität Konstanz im Frühjahr 2015 begann das Projekt mit der Bearbeitung der genannten Arbeitsfelder im Austausch mit den Hochschulen. Seither fanden weitere Projekttagungen zur Kompetenzorientierung und Lernergebnissen, zur akademischen Anerkennung und Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen, zum Forschenden Lernen, zu digitalen Lehrformen und zum Monitoring von Studienverläufen statt, die alle positiv von den Teilnehmenden aufgenommen wurden. Ein Schwerpunkt in den Runden Tischen war die fachspezifische Debatte zu den geeigneten Maßnahmen in der Studieneingangsphase: Dabei konnten besondere Erfolgsfaktoren für eine Übertragbarkeit und Verstetigung aus Sicht der am Projekt beteiligten Fachkulturen identifiziert werden. So beschäftigte sich der RT Wirtschaftswissenschaften mit den Folgen, die sich aus der Heterogenität Studienorientierung, der passgenauer Studienanfänger/-innen für die Unterstützungsangebote und Gestaltung aktivierender der Lehr- /Lernformen ergeben. Der RT Medizin und Gesundheit befasste sich mit der Frage, wie eine gemeinsame interprofessionale Ausbildung in die unterschiedlichen Studiengänge integriert werden kann. Für den RT Ingenieurwissenschaften standen der Übergang von der Schule in die Hochschule und die Umsetzung der Kompetenzorientierung im Fokus seiner Aktivitäten. Der Transfer gelungener Beispiele in der Lehre wurde dort zusätzlich durch den Erfahrungsaustausch mit Lehrenden außerhalb des Runden Tisches befördert. Der RT Anerkennung hat sich, dem Querschnittsthema entsprechend, anders positioniert: er konzipierte u.a. ein Beratungs-und Fortbildungsangebot für Hochschulen, welches seit 2016 implementiert wird. Das Format wird individuell mit den Hochschulen abgestimmt und umfasst vielfältige Themen und Formate. Zu den Transferaktivitäten von nexus gehört neben den genannten Veranstaltungen auch die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts: Seit dem Beginn von nexus 2 wurde die von nexus 1 entwickelte online-Praxisdatenbank 1 (Beispiele von Reformmaßnahmen aus den Hochschulen zu verschiedenen Themen) neu gestaltet und um 60 Beispiele ergänzt. Es wurden sechs neue Publikationen präsentiert sowie sechs weitere, stark nachgefragte neu aufgelegt. Eine Besonderheit der Öffentlichkeitsarbeit von nexus ist die Reihe „Impulse“, in der auf wenigen Seiten grundlegende Informationen zu bestimmten Themen wie „Studieren in Teilzeit“ oder „Forschendes Lernen“ vermittelt werden. Alle Veröffentlichungen werden auf Anfrage verschickt und auf Veranstaltungen des Projekts und Dritter verteilt sowie auf der Projekthomepage zum Download 2 zugänglich gemacht. 1 2 siehe: https://www.hrk-nexus.de/material/gute-beispiele-und-konzepte-good-practice/ Siehe: https://www.hrk-nexus.de/material/publikationen/ 30 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 3. Reichweite der Projektaktivitäten Es liegt in der Natur der Sache, dass die Wirksamkeit der Transferaktivitäten eines Projekts wie nexus schwer zu überprüfen, geschweige denn zu quantifizieren ist. Klare Kausalzusammenhänge zwischen Veranstaltungen und Publikationen und Reformschritten in einer Hochschule lassen sich in den seltensten Fällen herstellen. Umso wichtiger ist eine kontinuierliche Analyse der verfügbaren Daten, wie etwa der Zusammensetzung der Teilnehmer an Veranstaltungen sowie ihre Bewertungen. Unter den ca. 1.700 Personen, die zwischen 2013 und 2015 an Veranstaltungen teilnahmen, entstammte fast ein Drittel den Untergruppen „Referats-/Bereichs-/Abteilungs-/Projektleitungen“ sowie „Referent/innen, Berater/innen, Beauftragte“. Darunter befinden sich beispielsweise zahlreiche Personen aus „Qualitätspakt Lehre“-Projekten. Auch wissenschaftliche Mitarbeiter waren mit 250 Teilnehmenden gut vertreten. Hingegen sind Hochschulleitungen und Hochschullehrende (mit 79 bzw. 112) weniger stark vertreten als es der ursprünglichen Intention von nexus entspricht. Eine weitere Evidenz für die Ausstrahlung und Reichweite des Projekts liefern Zahl und Art der Zugriffe auf die Website und ihre verschiedenen Schwerpunkte: Im Jahr 2015 erfolgten 57.000 Zugriffe, darunter bemerkenswert viele aus Nicht-EU-Ländern: beispielsweise 829 aus den USA, 306 aus Russland, 228 aus Taiwan, 83 aus Brasilien, 36 aus Indien und sogar einer aus dem Vatikanstaat. Angesichts der Tatsache, dass die Website nur deutschsprachige Informationen enthält, ist dies überraschend. Am häufigsten wurde mit 14.000 Klicks „Aktuelles“, also Termine, News und Tagungsdokumentationen, gewählt, gefolgt von „Material“ mit 12.000 Zugriffen. Spitzenreiter ist hierbei die bereits erwähnte Good PracticeLandkarte mit 7.000 Nutzern. Zehntausendmal wurden „Themen“ angeklickt, etwa „Studienqualität“ oder „Anerkennung“, und auch der „Newsletter“ wurde gut 4.000 mal angeklickt, obwohl er elektronisch abonniert werden kann. Vorläufige Schlussfolgerungen Die Analyse der Teilnehmenden an den Veranstaltungen zeigt, dass die ursprünglich wichtigste Zielgruppe des Projekts, die Lehrenden, über das Format „Tagungen“ schwer zu erreichen sind und dass sich von nexus eher wissenschaftliche Mitarbeiter, insbesondere auch aus lehrbezogenen Projekten, angesprochen fühlen. Daraus ergibt sich die Frage nach den Konsequenzen, die diese Erkenntnis für die weitere Projektplanung haben sollte, um einen möglichst dauerhaften Transfer von Projekteinsichten bei vielfältigen Bezugsgruppen zu gewährleisten. Was die Palette der zu behandelnden Themen angeht, so wurden in nexus bisher sehr gute Erfahrungen mit offenen Tagungsformaten wie World Café und Bar Camp gemacht, weil hier ganz neue Facetten des jeweiligen Tagungsthemas zur Sprache kamen, die in der weiteren Projektarbeit aufgegriffen werden können. Das Projektteam denkt darüber nach, die Informationsarbeit eventuell noch aktiver zu gestalten, etwa durch gezielte Informationen zu bestimmten Themen für unterschiedliche hochschulische Gruppen, in Form von Postern, podcasts, Videos und über soziale Medien, oder KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE durch Ausweitung der Beratungsangebote, wie sie bereits vom RT Anerkennung angeboten werden. Auch eine gezielte Kooperation mit den Weiterbildungszentren in den Hochschulen oder eine stärkere Einbindung von Studiendekanen sowie Fachgesellschaften wäre eventuell eine Möglichkeit, um die Wirkung der Maßnahmen zu erhöhen. Für eine höhere Nachhaltigkeit der von nexus vorgestellten Reformideen aus den Hochschulen wäre auch an eine stärkere Propagierung von „Lehrverfassungen“ zu denken, wie sie der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr forderte und für die an einigen Hochschulen bereits Beispiele, etwa an der TU Darmstadt oder der Hochschule Coburg existieren. Die Aspekte „Transfer“ und „Nachhaltigkeit“ der Projektarbeit werden unter anderem im Zentrum der kommenden Wintertagung der Runden Tische im November 2016 stehen. Christian Tauch ist Projektleiter des HRK-Projekts nexus. Weitere Informationen: www.hrknexus.de/projekt-nexus/aufgaben-und-ziele/ 31 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 32 Studieneingangsphase gestalten: Ergebnisse des Runden Tisches Wirtschaftswissenschaften Micha Teuscher 1. Das HRK Projekt nexus: Orientierungspunkt „Student Life Cycle“ Mit dem Projekt „nexus – Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern“ 1 will die HRK mit Förderung durch das BMBF die deutschen Hochschulen bei der Weiterentwicklung ihrer Studienprogramm und dem Ausbau der Studienqualität unterstützen. Der Studienerfolg hat viel mit der Verlaufsdynamik eines Studiums, der Bewältigung der verschiedensten Herausforderungen im „Student Life Cycle“ zu tun. Aus diesem Grund hat das nexus-Projekt folgende Schwerpunktthemen: Übergang in die Hochschule: Studieneingangsphase 2 Mobilität im Studium: Anerkennung 3 Übergang in den Arbeitsmarkt: Qualifizierungsphase 4 Entlang dieses „Student Life Cycle“ werden im nexus-Projekt in vier Themen-Tischen verschiedener Fachgruppen fachspezifische und überfachliche Perspektiven bearbeitet: Runder Tisch: Ingenieurwissenschaften Runder Tisch: Wirtschaftswissenschaften Runder Tisch: Medizin/Gesundheitswissenschaften Runder Tisch: Anerkennung Die Beteiligten der Runden Tische befassen sich während der Projektlaufzeit vertieft mit der Erarbeitung von Lösungsansätzen aus ihrer jeweiligen fachspezifischen Perspektive. Ausgangspunkt der Arbeitsprozesse ist die Studieneingangsphase. Hier werden das Grundverständnis der Studierenden und die Orientierung ihrer Motivation für das Studium gelegt. Damit kommt der Gestaltung der Studieneingangsphase gerade in einer stark nachgefragten Fachrichtung mit unterschiedlichsten Studierendenherkünften eine besondere Bedeutung zu. Für die nachfolgenden Projektzeiträume ist vorgesehen, unter Berücksichtigung der Entwicklungen des Hochschulqualifikationsrahmens5 und der Fachqualifikationsrahmen sowie des Deutschen Qualifikationsrahmens6 (DQR), Fragen der Anerkennung und Mobilität im Studium, d.h. dem nationalen und internationalen Wechsel des Studienortes zu bearbeiten. Zum Abschluss wird die Qualifizierungsphase im Studium, die Phase des Studienabschlusses auch mit dem Siehe: https://www.hrk-nexus.de/startseite/ Siehe: https://www.hrk-nexus.de/themen/studieneingangsphase/ 3 Siehe: https://www.hrk-nexus.de/themen/anerkennung/ 4 Siehe: https://www.hrk-nexus.de/themen/kompetenzvermittlung/ 5 Vgl. http://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2005/2005_04_21-Qualifikationsrahmen-HSAbschluesse.pdf [21.6.2016] 6 Vgl. http://www.dqr.de/media/content/Der_Deutsche_Qualifikationsrahmen_fue_lebenslanges_Lernen.pdf [21.6.2016] 1 2 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 33 Übergang in den Arbeitsmarkt im Zentrum der Arbeit für den Runden Tisch Wirtschaftswissenschaft stehen. 2. Runder Tisch Wirtschaftswissenschaften Die Zusammensetzung des Runden Tisches Wirtschaftswissenschaften umfasst Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Statusgruppen und Fachgremien, um die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven auf die Fragestellungen in die Erarbeitung von Lösungsansätzen einbeziehen zu können: Vertreterinnen und Vertreter von Universitäten und Fachhochschulen Studierendenvertreter Vorsitzender der BundesDekaneKonferenz Vorsitzender des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultätentages (WiSoFT) Vertreter des Bundeministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Ausgehend von den oben beschriebenen Arbeitsschwerpunkten wurden für die Projektlaufzeit die folgenden Schwerpunktthemen formuliert: Rückblickend für 2015 stand der Übergang in die Hochschule und die Gestaltung der Studieneingangsphase im Mittelpunkt. Ziel war die Erarbeitung von Lösungsansätzen für drei der für die Arbeitsgruppe zentralen Fragestellungen und Problemfelder: Sensibilisierung für die gestiegene Bedeutung der Studieneingangsphase für einen erfolgreichen Studienabschluss Unterstützung der Hochschulen bei der Entwicklung eines Konzepts zur Gestaltung der Studieneingangsphase Förderung aktivierender Lehr- und Lernformate Als geeignetes Maßnahmenpaket sollte weniger eine Sammlung von Best Practises einzelner Hochschulen aufgeführt werden, sondern umfassende informative, inhaltliche und operativinstrumentelle Unterstützung für die hochschulindividuelle Weiterentwicklung der Einstiegsphase in das Studium angeboten werden. Zu diesem Zweck wurde eine gemeinsame Handreichung zur Studieneingangsphase in den Wirtschaftswissenschaften erstellt. Diese wird im Folgenden in ihren wichtigsten Analyseergebnissen und Kernaussagen vorgestellt. Für 2016 und 2017 sind die Qualifizierungsphase und der Übergang in den Arbeitsmarkt Schwerpunktthemen: 1. Verdeutlichung der Einheit von Persönlichkeitsbildung durch Wissenschaft einerseits und der Beschäftigungsfähigkeit von Absolventinnen und Absolventen andererseits sowie 2. Verdeutlichung der Unterscheidung zwischen der Befähigung zum Handeln im offenen Feld der beruflichen Praxis und der Nutzungs- und Transferkompetenz, die im Fachstudium seitens der Hochschulen gefördert werden kann. 34 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 3. Verbesserung der Polyvalenz des Bachelors, hier verstanden als transparente Darstellung der weiterführenden Optionen wie (1) Zugang zu einem vertiefenden Masterstudium derselben Fachrichtung, (2) den Wechsel in affine, aber themendifferente Master, oder aber (3) den Einstieg in eine Beschäftigungslaufbahn innerhalb oder außerhalb der Hochschule. 3. Handreichung „Die Studieneingangsphase in den Wirtschaftswissenschaften – Spezifische Herausforderungen und studierendenzentrierte Lösungsansätze“ Die Handreichung „Die Studieneingangsphase in den Wirtschaftswissenschaften – Spezifische Herausforderungen und studierendenzentrierte Lösungsansätze“ wurde u.a. auf der Website des Projekts nexus veröffentlicht 7. Im Folgenden möchte ich die zentralen Ergebnisse zur Studieneingangsphase in den Wirtschaftswissenschaften kurz vorstellen: Aus dem Inhalt Wer studiert Wirtschaftswissenschaften? Studienwahl und Studienorientierung Unterstützungsangebote zur Förderung studienrelevanter Kompetenzen Aktivierende Lehr- und Lernformate. Der vorgestellte Maßnahmenkoffer zielt insbesondere auf die Aktivierung und Motivierung des Kollegiums in den Hochschulen ab und soll eine Unterstützung für die hochschulindividuelle Adaption von Lösungsansätzen bzw. deren Entwicklung bieten. Verzahnung aller Aspekte Herausforderungen erkennen und Maßnahmen identifizieren. Im Zentrum der Analysen für die Wirtschaftswissenschaften stehen folgende Erkenntnisse: 1. Aufgrund vieler Studierender steigt die wahrgenommene Heterogenität derer an Universitäten und Fachhochschulen. 2. Ein Mix an Maßnahmen erreicht in der Studienorientierung die „richtigen“ Studierenden. 3. Unterstützungsangebote bedarfsgerecht und passgenau gestalten. 4. Handlungsfelder und Optionen aktivierender Lehr- und Lernformate nutzen. Zu Punkt (1): Heterogenität – Wer studiert Wirtschaftswissenschaften? Die verschiedenen Studienangebote die unter dem Fach Wirtschaftswissenschaften zusammengefasst wurden, ist ein klassisches „Massenfach“ an den Hochschulen. Es studieren doppelt so viele Studierende dieses Fach wie das nächste häufig nachgefragte Studienfach. 7 https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/HandreichungStudieneingangsphaseWiwi.pdf [21.6.2016] KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Diese große Nachfrage in Verbindung mit der damit einhergehenden Heterogenität der Studierenden bewirken die besonderen Herausforderungen für die Organisation und Konzipierung eines studierendenbezogenen Studiums im Sinne kompetenzfördernder Lehrformate und Prüfungen. Viele Studierende mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, auch im Sinne der Art der Hochschulzugangsberechtigung Leistungsfähigkeiten sprachlich-kulturellen und sozioökonomischen Hintergründen Motivationen einer beruflichen Qualifikation; knapp 1/3 der Studierenden. dem Wunsch, sich viele berufliche Möglichkeiten zu eröffnen. und Zu Punkt (2): Herausforderungen in der Studienorientierung Vor dem Hintergrund der Folgewirkungen eines sogenannten Massenfaches stehen für die Konzipierung gerade der Studieneingangsphase für die Förderung des Studienerfolgs geeignete Gruppengrößen und didaktische Lehrformate und besonders die Verbesserung der Entscheidungsgrundlagen der Studierenden sowie die Stärkung der Vorinformationen über die Anforderungen dieses Studienfaches im Vordergrund: Interesse wecken und Studienmotivation hinterfragen: Fachinteresse/berufliche Karriereorientierung Fachprofile der Teilstudiengänge berücksichtigen: fachliche Breite und Verschiedenartigkeit der wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen Eignungsfeststellung: fachliche Leistungsanforderungen und Self-Assessment Wahl der geeigneten Hochschulart Auswahl einer geeigneten Hochschule. Ein Mix an Maßnahmen erreicht die „richtigen“ Studierenden hochschul(-arten)übergreifende Studieninformationstage Schnupperveranstaltungen für Studieninteressierte Studien(-verlaufs)beratung: Studienberatung ist eine fortlaufende Aufgabe der Hochschulen während des gesamten Studiums bis zum Übergang in den Beruf. Online Studienwahl Assistenten (interessens- und/oder kompetenzgeleitet; Neigung und/oder Eignung) Hochschulmessen für Studieninteressierte mit vorbereiteten Beratungsgesprächen. 35 36 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Zu Punkt (3): Herausforderung bei Unterstützungsangeboten zur Kompetenzförderung Bedarfsgerechte Studienorientierung im Studium wie auch im Übergang in den späteren Beruf ist Teil der Gesamtqualifikation an den Hochschulen: Die „richtigen“ Studierenden erreichen didaktische Schulung und Betreuung von Tutoren Heterogenität als Chance begreifen vorhandene Angebote passgenau nutzen Integration überfachlicher Kompetenzen in fachbezogene Lehrveranstaltungen. Unterstützungsmaßnahmen müssen bedarfsgerecht in den unterschiedlichen Fächern und Studienphasen gestaltet werden. Kernfrage dieser Unterstützungsangebote ist neben der Passgenauigkeit in aller Regel deren Kapazitätswirksamkeit und damit deren auf Dauer ausgerichtete Einbindung in das Curriculum und in den Studienbetrieb: verpflichtende Vor- und Brückenkurse auf Basis von Einstufungstests studiengangübergreifende und die Heterogenität nutzende Mentoring-Programme Lernverschiedenheiten berücksichtigende Tutorien beruflich Qualifizierte aktiv in Peer Learning einbinden Unterstützungsmaßnahmen curricular einbinden. Zu Punkt (4): Handlungsfelder zur Umsetzung aktivierender Lehr-Lernformate Aufgrund des Charakters und der Herausforderungen der verschiedenen Studienangebote, die unter dem Fach Wirtschaftswissenschaften zusammengefasst werden, ist die Entwicklung aktivierender Lehr-Lernformate gerade in der Studieneingangsphase von besonderer Bedeutung. Lehrveranstaltungen inhaltlich, didaktisch und im Kontext der im gleichen Semester angebotenen Veranstaltungen gut planen - Veranstaltungsstrukturen anpassen (z.B. Sandwich-Methode, Blended Learning, Planspiele) 8 - Feedbackinstrumente implementieren - klare Strukturen und transparente Ziele formulieren. Förderung der Motivation und aktiven Beteiligung der Studierenden - Impulsdidaktik nutzen (z.B. Ampelabfrage, Buzz-Groups, Fußnotenreferate) - semesterbegleitende Testate und Prüfungssystematik weiterentwickeln, um den Studierenden ein fachliches Feedback und Leistungsorientierung zu Siehe dazu nexus-Veröffentlichungen: http://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02Publikationen/Gute_Lehre_9.4_FREI_200_Hoch.pdf [21.6.2016] oder http://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrknexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/impuls_Forschendes_Lernen.pdf [21.6.2016] 8 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 37 geben, auch wenn keine Benotung erfolgt. Dazu gehört auch die Kompetenzorientierung in Prüfungen weiterzuentwickeln 9 - Selbstlernplattformen: Lehrende als Begleiter und Unterstützer in einem selbstorganisierten Lernprozess verstehen. Flexibilisierung der Curricula Gestaltungsspielräume in Modulen nutzen (z.B. Teamteaching, modulübergreifende Prüfungsformate, Module über mehrere Semester). hochschuldidaktische Weiterbildung der Lehrenden Anreizsysteme für Lehrende schaffen (z.B. Ziel- und Leistungsvereinbarung, Deputatsreduktion, Lehrpreise). Aktivierende Lehre ohne Überforderung soll unter Berücksichtigung der Lernverschiedenheiten und des unterschiedlichen Vorwissens eigenständige Überlegungen fördern, kritische Reflexion und das selbständige Formulieren von Inhalten unterstützen. Die erfolgreiche Bewältigung der heutigen und der zukünftigen Herausforderungen sowie die Umsetzung der Empfehlungen in den Hochschulen bedürfen einer Flexibilisierung der Rahmenbedingungen der Hochschulen. Beschränkungen der Hochschulautonomie laufen dieser Notwendigkeit zuwider. Bei der simultanen Bewältigung der Herausforderungen eines Massenfaches in Verbindung mit der großen sozialen und bildungsbiografischen Vielfalt der Studierenden und den Erwartungen an Studienerfolg und Kompetenzentwicklung in der kurzen Regelstudienzeit von in der Regel drei Jahren, droht eine Überforderung der Hochschule und zugleich der Studierenden. Hier ist eine Weiterentwicklung der Lehrverpflichtungsverordnung für eine flexiblere Steuerung des Personaleinsatzes (Anrechnung von Brückenkursen auf Deputate, Deputatsreduktion und -anrechungsverfahren etc.) und eine Stärkung der Betreuungsmöglichkeiten für die Studierenden außerordentlich wichtig. Daneben muss die Studierendenorientierung und eine kompetenzorientierte Studiengangsgestaltung in Verbindung mit einer Stärkung der Bedeutung der Lehre und auch didaktischer Weiterbildungsangebote von den Hochschulen geleistet werden. Um den Herausforderungen gesellschaftlicher Vielfalt kompetent begegnen zu können, muss auch die Vielfalt und Flexibilität der Angebote und damit der rechtlichen Rahmenbedingungen erhöht werden. Erforderlich ist ein mutiges Bekenntnis zu der großen Bedeutung der Lehre als Aufgabe von Politik und Hochschulen. Micha Teuscher ist HRK-Vizepräsident und Sprecher der Mitgliedergruppe der Fachhochschulen in der HRK. Er ist Vorsitzender der Expertengruppe Runder Tisch Wirtschaftswissenschaften. Weitere Informationen: www.hrk-nexus.de/runde-tische/wirtschaftswissenschaften/ 9 Siehe auch: http://www.hrk-nexus.de/impulse/kompetenzorientiertpruefen.pdf [21.6.2016] KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 38 Studieneingangsphase in Projekten des Qualitätspakt Lehre (QPL): Evaluation – Transfer – Nachhaltigkeit Franziska Bischoff und Bianca Prang In der ersten Phase des Studiums – der Studieneingangsphase – treffen zunehmend unterschiedliche Bedürfnisse, Erwartungen und Erfahrungen von Studierenden auf Hochschulstrukturen, deren Systeme in Organisation und Lehre weitestgehend auf eine homogene Studierendenschaft ausgerichtet sind. Im Zuge des Qualitätspaktes Lehre (QPL) setzen daher besonders viele Projekte in der Studieneingangsphase an, indem Maßnahmen entwickelt werden, die Studierende zum Studienstart entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen fördern sollen, um damit einen erfolgreichen Studienabschluss zu befördern. Doch welche Maßnahmen und Angebote werden von den QPL-Projekten konkret entwickelt und wie werden diese in den Hochschulen erfolgreich implementiert? Gibt es Hinweise auf die Wirkung der Maßnahmen und wie sichern Hochschulen den Transfer ihrer Projektergebnisse? Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt für die vorliegende Analyse, deren Ergebnisse anlässlich des Experten-Workshops „Studieneingangsphase“ der Koordinierungsstelle (KoBF) 1 am 5./6. April 2016 vorgestellt wurden. Die Untersuchung erfolgte in drei Schritten: Zuerst wurden ausgewählte QPL-Projekte im Feld „Studieneingangsphase“ 2 über eine Dokumenten- und Webseiten-Analyse im Hinblick auf die von ihnen durchgeführten Maßnahmen und Angebote gesichtet und analysiert. In einem zweiten Schritt wurden die Angaben dieser QPL-Projekte zu Evaluation, Transfer und Implementierung bzw. nachhaltiger Verankerung einzelner Maßnahmen erhoben. In einem dritten Schritt wurden die erhobenen Daten mit den Angaben im Bereich der organisationalen Anbindung (Implementierung bzw. nachhaltige Verankerung) entlang einer ausgewählten Stichprobe, nämlich der QPL-Projekte von systemakkreditierten Hochschulen, verglichen. Dies erfolgte vor dem Hintergrund der Annahme, dass über das interne Qualitätssicherungssystem systemakkreditierter Hochschulen eine stärkere systemische Integration der durch die QPLProjekte initiierten Maßnahmen in Studium und Lehre bewirkt werden kann. 1. Stichprobenauswahl und Aussagekraft Die zunächst geplante Stichprobenauswahl über die Projektdatenbank 3 des Projektträgers zum Themenfeld „Studieneingangsphase/Übergang Schule-Studium“ mit 125 zugehörigen QPLProjekten erwies sich für die geplante Analyse als wenig praktikabel: Die Datenbank basiert auf einer Selbstzuordnung der QPL-Projekte bzw. Zuordnung des Projektträgers anhand der Vorhabenbeschreibungen im Jahr 2011. Dies führte zu Abgrenzungsschwierigkeiten, insbesondere zwischen den Themenfeldern „Studieneingang“ und „Lehr-/Lernkonzepte“. Zudem erfasst die Datenbank lediglich schematisch die Kategorien/bearbeiteten Themenfelder www.kobf-qpl.de Unter Studieneingangsphase werden i.d.R. die strukturelle und inhaltliche Ausgestaltung des Übergangs von der Schule zur Hochschule unter Einschluss der ersten beiden Semester zusammengefasst. https://www.hrknexus.de/meta/glossar/quelle/default/eintrag/studieneingangsphase-202/ [23.02.2016] 3 http://www.qualitaetspakt-lehre.de/de/3013.php [23.02.2016] 1 2 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 39 und nicht die konkreten Maßnahmen der Projekte. Deshalb erfolgte die Auswahl der in die Analyse einbezogenen Projekte entlang der an der Fachkonferenz „Studieneingangsphase“ im Qualitätspakt Lehre am 22./23. Mai 2014 aktiv teilnehmenden Projekte, die im Tagungsreader 4 dokumentiert sind. Die hier aufgeführten 72 QPL-Projekte folgten einem Aufruf des BMBF, ihre Projektbeschreibungen zu Zielen und Maßnahmen im Bereich der Studieneingangsphase einzureichen. Somit ist davon auszugehen, dass über diese Stichprobenauswahl diejenigen QPL-Projekte erfasst werden, die sich dem Schwerpunkt Studieneingang zuordnen, dort aktiv tätig sind und ihre Projekttätigkeit im Rahmen der QPL-Außendarstellung der Programminitiatoren veröffentlichen möchten. Über diese Stichprobenauswahl konnten 13 Projekte identifiziert werden, die nicht in der Projektdatenbank über die Abfrage „Studieneingangsphase/Übergang Schule-Hochschule“ vertreten sind. Ergänzend zu den Angaben der Projekte im Reader wurde eine umfassende Analyse der – in der Regel aktuellen – Informationen auf den Projekt- bzw. Hochschulwebseiten mit Stand Februar 2016 durchgeführt. Die Informationen aus Reader und Webseiten wurden anhand vorab definierter Maßnahmentypen (Orientierungs-/Beratungsangebote, Vor-/Brückenkurse, Tutoren-/Mentoren-programm, etc.) und Kriterien in Bezug auf Evaluation, Transfer und Implementierung/Nachhaltigkeit geclustert. Aufgrund der genutzten Datenquellen (Tagungsreader und Projekt-/Hochschulwebseiten) kann diese Analyse nicht als Vollerhebung der Maßnahmen im Bereich Studieneingangsphase im Qualitätspakt Lehre bezeichnet werden. Zudem erfolgte sie ausschließlich auf Grundlage öffentlich zugänglicher Daten. Es ist anzunehmen, dass viele Projekte und Hochschulen die Informationen zu den abgefragten Kriterien nicht vollständig oder auch gar nicht über diese Kommunikationskanäle zugänglich machen. Tiefergehende Analysen in einem anderen methodischen Setting hätten bei den ausgewählten QPL-Projekten sicherlich zu deutlich umfassenderen Daten geführt. Dennoch gibt die hier vorgenommene Untersuchung von 72 QPL-Projekten einen guten Einblick in die Aktivitäten der Projekte, zeigt die Vielfalt und Verbreitung der Maßnahmentypen im Bereich Studieneingangsphase sowie die Projektaktivitäten im Bereich Evaluation, Transfer und Implementierung der Ergebnisse auf. Eine Vergleichsstichprobe bei 10 weiteren geförderten QPL-Projekten aus dem DatenbankPool „Studieneingangsphase/Übergang Schule-Hochschule“ ergab lediglich einen weiteren bemerkenswerten Maßnahmentyp, der bei den vorher untersuchten 72 Projekten nicht aufgeführt wurde, so dass wir davon ausgehen können, dass es sich bei der Auswahl der untersuchten Projekte um eine repräsentative Stichprobe im Bereich Studieneingangsphase handelt. 2. Überblick: Maßnahmen im Bereich Studieneingang Die Recherche über den Reader und die Webseiten von 72 QPL-Projekten ergab knapp 750 in der Studieneingangsphase geplante Maßnahmen 5 (Abb. 1). http://www.qualitaetspakt-lehre.de/_media/23527_Fachtagung-Reader_online_1905.pdf [23.02.2016] In Abb. 1 wurden nur die am häufigsten genannten Maßnahmen erfasst. Nicht aufgenommen sind z.B. Maßnahmen im Bereich der Ressourcenaufstockung aus Projektmitteln (Personal und Sachmittel) oder Maßnahmen für mehr Praxisbezug im Studium. 4 5 40 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Abb. 1 Studieneingangsphase: Überblick der Maßnahmen (n=72, Mehrfachnennungen pro Projekt möglich) Die am häufigsten genannten Maßnahmen sind an Lehrende gerichtet: Die Analyse der 72 untersuchten Projekte ergab hierzu 117 Maßnahmen, zu denen Qualifikationsprogramme der Hochschuldidaktik (vielfach auch für TutorInnen und MentorInnen), Lehrtrainings über Workshops und Coachings („Tandem-Lehre“), Beratungsangebote der Hochschuldidaktik (z.B. zum Thema E-Learning) sowie die Förderung von Lehrinnovation über die Schaffung von zeitlichen und finanziellen Freiräumen für die Lehrenden zählen. Die Aussagen der Projekte zur Nachhaltigkeit und Wirkung dieser Maßnahmen waren überwiegend von der Überzeugung geleitet, mit dieser Schwerpunktsetzung besonders nachhaltige Effekte erzielen zu können. Begründet wurde dies damit, dass das erweiterte Wissen in den Köpfen der Lehrenden gespeichert sei und somit der Hochschule auch über die Projektlaufzeit hinaus zur Verfügung stehe, während andere Maßnahmen, wie zum Beispiel zusätzliche Beratungs- und Unterstützungsangebote, mit Auslaufen der Projektförderung möglicherweise entfallen. Die Maßnahmenbeschreibungen deuten zudem darauf hin, dass Hochschulen über diese Angebote einen grundsätzlichen Wandel in der Lehrkultur anstoßen wollen, mit hochschulweiten Wirkungen. Auf diesen Aspekt werden wir in Abschnitt 5 „Implementierung/nachhaltige Verankerung“ näher eingehen. Die am zweithäufigsten genannten Maßnahmen sind Vor- und Brückenkurse (104 Nennungen), die auf einen Defizitausgleich bei den Studierenden abzielen. Hier ist bei genauer Betrachtung interessant, in welcher Entscheidungsphase Personen diese Angebote in Anspruch nehmen können: bereits vor Aufnahme des Studiums oder erst nach der Immatrikulation. Wir haben daher die gesichteten Vorkurse und Brückenkurse hinsichtlich ihrer Terminierung im Student Life Cycle klassifiziert (rotgefärbte Balken in Abb. 1): Unter Vorkurs sind die Maßnahmen KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 41 zusammengefasst, die Studieninteressierten auch bereits vor Einschreibung für einen bestimmten Studiengang offenstehen. Als Brückenkurs sind demgegenüber die Maßnahmen aufgeführt, die erst nach Einschreibung besucht werden können, auch wenn diese möglicherweise noch vor dem Beginn des ersten Semesters stattfinden. Es konnten 17 Vorkurse und 94 Brückenkurse identifiziert werden. In sieben Projekten werden sowohl Maßnahmen für Studieninteressierte vor Einschreibung als auch für bereits eingeschriebene Studierende angeboten, so dass die in Abb. 1 dargestellten Vor- und Brückenkurse die Gesamtzahl von 104 übersteigen. Mit der hohen Gewichtung von Vor- und Brückenkursen setzen die Hochschulen auf ein altbekanntes und schon seit Jahrzehnten in der Studieneingangsphase erprobtes Format. Klagen über die mangelnde Studierfähigkeit und unzureichenden Voraussetzungen zunehmend heterogener Studienanfänger sind somit kein Phänomen der Gegenwart, sondern „Bestandteil der Universität in all ihren historischen Etappen“ (Stary, 1994, S. 160). Überraschend ist dabei, dass die seit über 30 Jahren eingesetzten propädeutischen Maßnahmen zur fachlichen Einführung (Wildt 1985) oder – wie sie heute genannt werden – Brückenkurse bislang im Hinblick auf ihre Wirkungen wenig untersucht wurden. Ihr tatsächlicher Einfluss auf den Studienerfolg gilt immer wieder als umstritten (vgl. u.a. Lührmann, 1996, S. 18; Stary, 1994, S. 163; Wildt, 1985, S. 104). Insofern bieten die aktuellen Projekte eine gute Möglichkeit, dieses Forschungsdesiderat zu bearbeiten. Die von den Hochschulen ebenfalls häufig genannte Maßnahme „(Studien-)Beratung“ (102 Angebote) wurde von uns unterschieden nach dem möglichen Zeitpunkt, zu dem Beratungen in Anspruch genommen werden können: Hier ergab die Recherche, dass diese Angebote ungefähr zu gleichen Anteilen vor (59) und nach Einschreibung (68) und somit für Interessenten oder Studierende zur Verfügung stehen. Die eingesetzten Beratungsformate fokussieren auf den persönlichen Kontakt, entweder face to face oder über telefonische Kontakte. Weiterhin setzen Hochschulen auf eine Intensivierung ihrer Informationsangebote, zum Beispiel in Form von Broschüren, Informationsportalen auf der Website oder onlinebasierten Studienorientierungstools. Mit Blick auf die hohe Anzahl unterschiedlichster Beratungsangebote ist anzunehmen, dass diese Formate von den Hochschulen offenbar als für die Studienorientierung und für den Studieneinstieg besonders förderliche Maßnahme bewertet werden. Die Daten beider Maßnahmentypen (Vor-/Brückenkurse und Beratungsangebote) sind für die Analyse in Rückkopplung zum Student Life Cycle interessant, da sie von den Hochschulen vor und nach der Entscheidung für ein Studium eingesetzt werden. Dieser Aspekt wird im Abschnitt 2.1 erneut thematisiert. Mit 92 Nennungen im Reader und auf den Webseiten sind Tutoren-/Mentorenprogramme die von Hochschulen am vierthäufigsten eingesetzten Maßnahmen im Themenfeld 42 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Studieneingangsphase. Die Recherche lieferte Hinweise, dass die geförderten Projekte wesentliche Anteile ihrer finanziellen und personellen Ressourcen in diesem Bereich investieren. Zudem setzen Hochschulen hier Anreize, indem sie Kreditpunkte (CP) an Studierende für ihr Engagement als TutorIn/MentorIn vergeben. Tutorien und Mentoringprogramme stützen sich auf die Beteiligung der Studierendenschaft, die entsprechend auszubilden und in ein Anreizsystem einzubinden ist. Auf den ersten Blick stellt sich dieses Format als Winwin-Situation für die Hochschule und die beteiligten Studierenden dar. Genauer betrachtet sind diese Programme mit einem hohen personellen und zeitlichen Aufwand (hinsichtlich der Ausbildungs- und Begleitungsprogramme) verbunden, bei gleichzeitig hoher Personalfluktuation der TutorInnen und MentorInnen. Die untersuchten Projekte verwiesen auf ihren Webseiten aber auch vielfach auf die unterstützende soziale Komponente, die sich für StudieneinsteigerInnen mit dem Kontakt zu bereits erfahrenen Studierenden bietet (was sich im oft dafür verwendeten Begriff „Buddy-Programme“ niederschlägt) sowie die insgesamt hohe Akzeptanz dieser Angebote durch die Studierenden. Das Angebot an onlinebasierten, digitalen Lernprogrammen (E-Learning, (Online-)SelfAssessment) für die Studieneingangsphase ist demgegenüber vergleichsweise gering (62 bzw. 29 Maßnahmen), was möglicherweise auch damit erklärt werden kann, dass dieser Schwerpunkt in anderen Förderprogrammen stärker im Mittelpunkt steht. Das Internet als Ort des Lernens hat sich zwar inzwischen etabliert, wurde von Hochschulen bislang aber nicht systematisch in ihre Studienorganisation integriert. Einige der in diesem Schwerpunkt tätigen Projekte gaben an, dass sie sich von diesen Formaten eine höhere Nachhaltigkeit, auch über die Projektförderung hinaus, versprechen. Angesichts des Aufwands, der mit der fortlaufend notwendigen Aktualisierung, Anpassung an technische Entwicklungen und notwendigen personellen Betreuung verbunden ist, ist diese Erwartung durchaus skeptisch zu beurteilen. 2.1 Student Life Cycle: Die Maßnahmen im Kontext Die vorgestellten Maßnahmen werden nachfolgend entlang des Student Life Cycle eingeordnet. Auffallend ist, dass die meisten Maßnahmen für die Studierenden erst nach Studienentscheidung/Einschreibung ansetzen; allen voran die Brückenkurse (94) sowie die Tutoren-/Mentorenprogramme (92). Insgesamt stehen den 76 Maßnahmen, die bereits vor Einschreibung von Studieninteressierten in Anspruch genommen werden können, 368 Maßnahmen für Studierende nach Einschreibung gegenüber. Die Maßnahmen, die sich an Studierende nach Einschreibung richten, sind weitestgehend darauf angelegt, eine hinsichtlich ihrer fachlichen Voraussetzungen heterogene Studierendenschaft auf einen einheitlichen Wissensstand zu heben. Mit Blick auf den Student Life Cycle sind die Phasen vor dem Eintritt in das Studium (raising aspirations und better preparation) damit unterrepräsentiert. Von den 59 Informations- und Beratungsangeboten, die vor Einschreibung in Anspruch genommen werden können, richten sich z.B. nur rund die Hälfte (28) explizit an SchülerInnen. Und nur 17 der 104 Vor- und KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 43 Brückenkurse richten sich explizit an Studieninteressierte. Zwar gibt es noch keine empirische Evidenz zur Wirkung von Maßnahmen, die vor dem Studium ansetzen, da aber 18 Prozent der Studienabbrecher in Deutschland falsche Erwartungen in Bezug auf das Studium, das Fach oder das Berufsfeld als Hauptgrund für ihren Studienabbruch nennen (Heublein et al. 2010), ist zu vermuten, dass hier bislang ungenutzte Potentiale für Verbesserungen bestehen. Um allerdings Rückschlüsse hinsichtlich der Effektivität von Beratungsangeboten oder Brückenkursteilnahmen ziehen zu können, müssten diese einer differenzierten Untersuchung unterzogen werden. Auch die Wirkungen von Orientierungswochen/-projekten sind bislang kaum beforscht. Zwar wird dieser Maßnahmentyp ebenfalls bereits seit Jahren für die Studieneingangsphase empfohlen – in den 1980er Jahren galten sie als „hochschuldidaktisch-innovativer Veranstaltungstyp“ (Wildt 1985, S. 106) –, Stary stellte aber bereits Mitte der 90er Jahre die Frage, ob Angebote in der Eingangsphase überhaupt noch orientieren können. Angesichts unterschiedlicher Studienmotive der Studierenden sei zu fragen, ob sich Hochschulen, Hochschulverantwortliche und -lehrende noch diesem Anspruch verpflichten sollten (1994, S. 163). Wenn schon die Studienwahl aufgrund geringer Informationstiefe schlecht getroffen wurde, ist die Wirkung von orientierenden Maßnahmen in der Studieneingangsphase zu relativieren. Maßnahmen vor Einschreibung Maßnahmen nach Einschreibung Brückenkurse: 94 (Studien-)Beratung: 68 Tutoren-/Mentorenprogramme: 92 E-Learning/Online-Bereich: 62 Orientierungswoche/-Projekt: 52 Vorkurse: 17 (Studien-) Beratung: 59, davon 28 Informations- und Beratungsangebote an Schulen Studieneingangsphase Abb. 2 Durchführung der Maßnahmen für Studierende im Studienverlauf 6 6 Quelle SLC-Grafik: Student Life Cycle Model des Enhancing Learner Progression Project (ELP); Schulmeister (2007, S. 232f). 44 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 2.2 Zwischenfazit zu den Maßnahmen im Bereich Studieneingangsphase Die Ergebnisse der Maßnahmenrecherche in der Studieneingangsphase zeigen eine hohe Vielfalt und Anzahl an Maßnahmentypen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um teilweise bereits seit Jahrzehnten angewendete, und in ihrer Wirkung bislang wenig untersuchte Angebotsformen. Obwohl unter dem Begriff Studieneingangsphase die strukturelle und inhaltliche Ausgestaltung der ersten beiden Semester, insbesondere aber auch der Übergang von der Schule zur Hochschule zusammengefasst wird 7 , richten sich die Angebote mehrheitlich an bereits eingeschriebene Studierende. Die Phase der Orientierung und Entscheidungsfindung für ein Studienfach vor dem Studium ist demgegenüber zahlenmäßig unterrepräsentiert. Dies verdeutlicht die Einordnung der Maßnahmen entlang des Modells des Student Life Cycle (Abb.2). Der zweite Teil der Analyse beschäftigt sich mit den Aussagen zu Evaluations- und Transferaktivitäten sowie den Implementierungsbemühungen der QPL-Projekte. 3. Evaluationsaktivitäten der Projekte Die Analyse in diesem Bereich richtet sich auf die von den Projekten geplanten bzw. durchgeführten Evaluationsaktivitäten, soweit sie über die Webseiten-Analysen erfassbar waren. Einbezogen wurden von uns dabei auch Aussagen, die auf Evaluationsmaßnahmen schließen ließen, wie z.B. Angaben zur Studierendenzufriedenheit mit den jeweils durchgeführten Maßnahmen. Als konkrete Evaluationsmaßnahmen wurden auch Verweise auf Evaluationsberichte u.ä. gewertet. In der Kategorie „allgemeine Nennung von Evaluation“ wurden die Projekte aufgenommen, deren Angaben zu geplanten Evaluationsvorhaben wenig spezifisch waren. Nur 12 der untersuchten Projekte benennen auf ihren Projektwebseiten keinerlei Evaluationsaktivitäten. (Abb. 3). Abb. 3 Evaluation der Maßnahmen der Studieneingangsphase (n=72) 7 https://www.hrk-nexus.de/meta/glossar/quelle/default/eintrag/studieneingangsphase-202/ [23.02.2016] KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 45 In 46 von 72 QPL-Projekten werden Evaluationsmaßnahmen konkret benannt, z.B. im Rahmen von studiengangbezogenen Lehrevaluationen oder über eine im Projekt als Teilprojekt angelegte „Begleitforschung und Evaluation“. Über einige Projektwebseiten lassen sich auch konkrete Evaluations-(Zwischen-)ergebnisse und -berichte recherchieren 8 . Neun der untersuchten Projekte geben an, durch Externe (z.B. Gutachter, CHE, DZHW) evaluiert worden zu sein 9 . Eine Anbindung der Projektevaluation an die zentrale QualitätsmanagementAbteilung der jeweiligen Hochschule konnte in 14 Fällen festgestellt werden 10. Die Analyse der Webseiten lässt die Schlussfolgerung zu, dass Evaluationsmaßnahmen in der Regel Bestandteil der Projektaktivitäten sind. Wenig transparent wird allerdings, mit welchem Ziel die Evaluationen erfolgen. Geht es den Projekten lediglich darum, die Zufriedenheit der Teilnehmenden mit einzelnen Maßnahmen zu erfassen? Sollen darüber hinaus auch Wirkungen dieser Maßnahmen erfasst werden (z.B. Reduzierung von Abbruchquoten)? Oder sollen mit Blick auf die nachhaltige Verankerung von erprobten Maßnahmen sogar Aufwand und Ertrag der durchgeführten Maßnahmen gegenübergestellt werden, um Implementierungskosten und langfristig erforderliche Ressourcen abschätzen zu können? Nicht deutlich wurde zudem, inwieweit die Evaluationen aus den Projekten selbst initiiert wurden oder in ein hochschulweites Qualitätsmanagement eingebunden waren. Um hierzu Hinweise zu erhalten, haben wir die organisatorische Einbindung der Evaluation sowie der QPL-Projekte an systemakkreditierten Hochschulen in einer parallel durchgeführten Recherche genauer untersucht. 4. Transferaktivitäten Unter Transferaktivitäten fassen wir die Aktivitäten der QPL-Projekte zur Veröffentlichung und Bekanntmachung ihrer Ergebnisse innerhalb der Hochschulen, der Fach-Community oder in die (Fach-)Öffentlichkeit zusammen (Abb. 4). z.B. TU Darmstadt, Universität Frankfurt/Main, Europa-Universität Viadrina Frankfurt z.B. Hochschulen Koblenz, Mittweida; Universität Bielefeld; TU Darmstadt 10 z.B. Hochschule Magdeburg-Stendal, Europa-Universität Viadrina Frankfurt, Hochschule Leipzig 8 9 46 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE Abb. 4 Transfermaßnahmen der QPL-Projekte (n=72, Mehrfachnennungen pro Projekt möglich) Grundsätzlich lassen sich vielfältige Transferaktivitäten bei den untersuchten Projekten recherchieren. Dabei hat die Projektwebseite zur Veröffentlichung von (Zwischen-)ergebnissen mit 32 Nennungen die größte Bedeutung, ebenso die Veröffentlichung über wissenschaftstypische Kanäle (Tagungsbeiträge, Fachpublikationen und -artikel u.ä.). Alternative Veröffentlichungswege über die Nutzung neuer Technologien (z.B. über Social Media, Blogs etc.) finden hingegen weniger Beachtung. Weitere, eher projektspezifische Transfermaßnahmen sind eigene Veranstaltungen (13 Nennungen) in Form von Workshops oder themenspezifischen Kongressen, in denen Projektergebnisse für die Kooperationspartner und andere Interessierte sichtbar gemacht werden. Anwenderspezifische Beratungsformate z.B. für Verwaltungspersonal oder auch hochschulexterne Interessierte werden als Transferaktivität dagegen kaum benannt (3 Nennungen). Zehn Projekte geben an, über die strategische Vernetzung mit anderen Hochschulen oder regionalen Kooperationspartnern Ergebnisse über die Hochschulgrenzen hinaus zu transferieren und auf diese Weise sichern zu wollen (vgl. Abb. 5). Auffallend ist, dass sich bei fast der Hälfte der untersuchten 72 Projekte (33) weder über die Angaben im Reader noch auf den Webseiten Hinweise zu Transferaktivitäten finden ließen. 5. Implementierung/nachhaltige Verankerung Implementierung meint hier die strukturelle, bzw. institutionelle Verankerung der Projekte, bzw. ihrer Ergebnisse (Maßnahmen) im Sinne einer nachhaltigen Wirkung über den Förderzeitraum hinaus. Die Angaben der 72 ausgewählten QPL-Projekte hinsichtlich der Aktivitäten und Strategien zur Implementierung bleiben insgesamt vage (Abb. 5). Erhoffte nachhaltige Wirkungen werden mit Formulierungen wie „dauerhafte KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 47 Änderungen/Weiterentwicklungen in der Lehre“ oder auch dem „Anstoß hochschulkultureller Veränderungen“ umschrieben. Darüber hinaus werden Wirkungen über die Vernetzung der Akteure und Handlungsebenen der jeweiligen Hochschule erhofft. Ein häufig benanntes Problem mit Blick auf die Implementierung/die nachhaltige Verankerung ist vor allem die Frage der Finanzierung der Maßnahmen nach dem Auslaufen der Projektförderung. Andere Projekte benennen auch die personelle Unterstützung von einzelnen Fachbereichen/ Lehrenden als essentiellen Faktor für die langfristige Sicherung der Ergebnisse. Als wichtiger Faktor zu Sicherung der Nachhaltigkeit gilt das (Lehr-)Personal: Das im Rahmen von Projektangeboten Erlernte bleibe als anwendbares Wissen in den Köpfen der MitarbeiterInnen auch nach Auslaufen der Projekte erhalten. Als chancenreich hinsichtlich der nachhaltigen Implementierung gelten auch Maßnahmen im Bereich E-Learning oder onlinebasierte Angebote (Lernplattformen u.ä.). Vier Projekte berichten von Plänen, erfolgreiche Maßnahmen und Produkte über die Hochschulgrenzen hinaus verstetigen zu wollen. Abb. 5 Implementierung/Nachhaltigkeit der Maßnahmen (n= 72 Mehrfachnennungen pro Projekt möglich) 14 Projekte verweisen mit Blick auf die Nachhaltigkeit auf ihre Anbindung an das zentrale Qualitätsmanagementsystem bzw. die Qualitätsmanagement-Abteilung in der Hochschule. Dies könnte ein Indikator dafür sein, dass es Hochschulen, die über ein etabliertes Qualitätsmanagementsystem mit dafür zuständigen Organisationseinheiten verfügen, besser gelingt, eine nachhaltige Verankerung sicherzustellen. Um dies zu prüfen, haben wir systemakkreditierte Hochschulen, die mit Projekten im Qualitätspakt Lehre vertreten sind, einer genaueren Analyse unterzogen. 6. Perspektivenwechsel: QPL-Projekte in systemakkreditierten Hochschulen Im Zuge der Systemakkreditierung wird u.a. geprüft, ob die im internen „Qualitätssicherungssystem angestrebten Wirkungen auf Studiengangebene tatsächlich 48 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE eintreten und somit die Qualität im Bereich Studium und Lehre gewährleistet ist“ 11. Zahlreiche QPL-Projekte entwickeln Maßnahmen auf der Studiengangebene, z.B. in Form von Tutorien, Brückenkursen o.ä. Von daher erscheint es naheliegend, diese Maßnahmen und ihre Wirkungen auf die Verbesserung von Studium und Lehre mit dem internen Qualitätssicherungssystem zu koppeln. Um Zusammenhänge zwischen QPL-Projekten und den internen Qualitätssicherungssystemen systemakkreditierter Hochschulen zu erkennen, wurden die Webseiten von systemakkreditierten Hochschulen auf ihre Beteiligung im QPL analysiert und im Hinblick auf zwei Fragestellungen gesichtet: 1. Sind die QPL- Projekte an systemakkreditierten Hochschulen strukturell mit dem hochschulinternen Qualitätssicherungssystem gekoppelt? 2. Welche Themen/Maßnahmen stehen bei den QPL-Projekten systemakkreditierter Hochschulen im Vordergrund? Der Abgleich der auf der Webseite des Akkreditierungsrats 12 gelisteten systemakkreditieren Hochschulen und der QPL-Projektdatenbank 13 ergab 27 von 40 systemakkreditierten Hochschulen, die über ein oder mehrere Projekt(e) im QPL verfügen. Abweichend von der vorherigen Analyse haben wir hier alle Projekte einbezogen, also nicht nur diejenigen, die gemäß Projektdatenbank dem Themenfeld Studieneingangsphase zuzuordnen waren 14. 6.1 Strukturelle Verankerung Die Sichtung ergab, dass 27 der 40 systemakkreditierten Hochschulen mit ein oder zwei Projekt(en) im QPL vertreten sind 15. Da 13 dieser Hochschulen mit jeweils zwei QPL-Projekten im Förderprogramm vertreten sind, werden mit Stand Dezember 2015 40 QPL-Projekte an systemakkreditierten Hochschulen durchgeführt. Bei 15 dieser Projekte (37,5%) lässt sich über die Angaben auf den Projekt- bzw. Hochschul-Webseiten eine eindeutige Verzahnung zwischen dem QPL-Projekt und dem Qualitätsmanagementsystem der Hochschule erkennen. Als Beispiele sind die Evaluierung durch das Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (Universität Mainz), ein Hinweis im Bericht der Systemakkreditierung (Universität Stuttgart) oder die Antragstellung direkt durch die Stabstelle QM-Entwicklung (Universität Jena – hier zwei QPL-Projekte) zu nennen. 6.2 Themenschwerpunkte/Maßnahmen in QPL-Projekten systemakkreditierter Hochschulen Im Unterschied zur vorangegangenen Analyse der Maßnahmentypen in der Studieneingangsphase (Abb. 1) zeigt sich, dass 11 der 40 QPL-Projekte an systemakkreditierten Hochschulen insbesondere die hochschulweite Qualitätsentwicklung ins Zentrum der Projektarbeit stellen. Ohne dies an dieser Stelle weiter spezifizieren zu können, ist zu http://www.akkreditierungsrat.de/index.php?id=22 [23.2.2016] www.akkreditierungsrat.de [23.2.2016] systemakkreditierte Hochschulen, Stand: Dezember 2015 13 http://www.qualitaetspakt-lehre.de/de/2956.php [23.2.2016] 14 Im Themenfeld Studieneingang sind nur 22 der 40 Hochschulen mit Systemakkreditierung aktiv. 15 Die 13 systemakkreditierten Hochschulen ohne QPL-Projekt sind größtenteils private Hochschulen wie FOM, WHU Otto Beisheim Hochschule für Management, ESB Business School der Hochschule Reutlingen, aber auch öffentliche wie die Hochschule Hof. 11 12 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE vermuten, dass die systemische 49 Integration von Qualitätssicherungs- und -ent- wicklungssystemen in Studium und Lehre im Mittelpunkt der Vorhaben stehen. Als Beispiel dafür kann das Netzwerk „Quality Audit“ gelten: „Ziel des Projektes ist die Weiterentwicklung der Qualitätsmanagementsysteme für Lehre und Studium (im Folgenden: QM-Systeme) durch die Entwicklung und Nutzung eines netzwerkorientierten Quality-AuditVerfahrens. Mit Hilfe dieses Verfahrens begleiten sich die Partnerhochschulen gegenseitig bei der Weiterentwicklung ihrer QM-Systeme. Im Zentrum steht dabei der jeweils hochschuleigene Weg der Qualitätsentwicklung. Die Projekthochschulen stellen einander ihre Erfahrungen mit der Konzeption, Implementation und Anwendung von QM-Systemen zur Verfügung.“ 16 Auch im QPL-Projekt „Leuphana... auf dem Weg!“ steht der Auf- und Ausbau eines hochschulweiten Netzwerks für strategisches Qualitätsmanagement in den Fakultäten und den Schools der Leuphana Universität als erstes von vier Arbeitsfeldern im Mittelpunkt: „Handlungsfeld Qualitätsmanagement betrifft die flächendeckende Umsetzung eines bereits vorliegenden Konzepts für Qualitätsmanagement in Studium und Lehre, insbesondere die zyklische und systematische Durchführung von internen und externen Evaluationen (sog. „Qualitätszirkel“) sowie daraus abgeleiteter Maßnahmen.“17 Eine Vergleichsstichprobe an nach dem Zufallsprinzip gewählten, nicht systemakkreditierten Hochschulen (drei Universitäten 18 und zwei Fachhochschulen 19) ergab, dass die Verzahnung von Qualitätsmanagement und QPL-Projekten häufiger in systemakkreditierten Hochschulen beobachtbar zu sein scheint: Lediglich in einem dieser fünf Fälle (Universität Göttingen) konnten vergleichbare Strukturen über die Angaben auf der Projektwebseite festgestellt werden. Aufgrund unserer eher explorativ angelegten Analyse kommen wir zu der vorsichtigen Einschätzung, dass systemakkreditierte Hochschulen die Möglichkeiten des Qualitätspaktes Lehre häufiger nutzen, um ihre internen Qualitätsmanagementsysteme weiter zu entwickeln (rund 38%), in der Vergleichsstichprobe der nicht systemakkreditierten Hochschulen sowie den Rechercheergebnissen zur Implementierung an 72 QPL-Projekten im Feld Studieneingang (Abb. 5) ist dies seltener der Fall (rund 20%). Weiterhin zeigt sich, dass elf von 40 QPLProjekten an systemakkreditierten Hochschulen den Schwerpunkt ihrer Maßnahmen auf den Ausbau ihrer hochschulinternen Qualitätsentwicklung legen, was sie ebenfalls von anderen QPL-Projekten unterscheidet. Inwiefern diese stärkere strukturelle Einbindung auch zu einer nachhaltigen institutionellen Verankerung der Projektergebnisse beiträgt, kann allerdings auf Grundlage unserer Analyse nicht gesagt werden. http://www.quality-audit.de [22.04.2016]. Die vier Verbundpartner dieses Projekts sind jeweils systemakkreditiert. http://www.qualitaetspakt-lehre.de/de/1501.php [22.04.2016] 18 Göttingen, LMU München, Erfurt 19 Lübeck und Mittweida 16 17 50 KoBF Working Paper STUDIENEINGANGSPHASE 7. Fazit Angesichts der Dimensionen der mit dem QPL angestoßenen Reformen mit rund 750 Maßnahmen allein zur Verbesserung des Studieneingangs (bei nur 72 analysierten Projekten) erscheint die Frage berechtigt, wie Erfahrungen und Ergebnisse zu nachhaltigen Qualitätsverbesserungen in Studium und Lehre beitragen können. Unsere Recherche der in den Projekten erprobten Maßnahmen zeigt auf, dass viele von ihnen nicht völlig neuartig sind, sondern so oder ähnlich bereits seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt werden, ohne die Effekte und Wirkungen dieser Maßnahmen bislang hinreichend evaluiert zu haben. Die Webseiten-Analyse der von den Projekten geplanten und/oder eingesetzten Evaluationsaktivitäten zeigt, dass diese eher auf Teilnehmendenbefragungen fokussieren und weniger auf die Wirkungen der Maßnahmen. Transferaktivitäten konzentrieren sich auf wissenschaftstypische Formate ohne eine gezielte Ausrichtung auf die Beförderung organisatorischer Lern- und Veränderungsprozesse. Aktivitäten zur nachhaltigen Implementierung der Projektergebnisse waren nur selten erkennbar, was auch der Tatsache geschuldet sein kann, dass die Vorhaben sich zum Zeitpunkt der Untersuchung noch in der ersten Förderphase befanden. QPL-Projekte an systemakkreditierten Hochschulen sind eher als an anderen Hochschulen in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden. Die hochschulweite Qualitätsentwicklung steht bei ihnen eher im Zentrum der Projektarbeit. Ob dies nun die Nachhaltigkeit der Projektergebnisse und langfristige Qualitätsverbesserungen in Studium und Lehre bewirkt, wird abzuwarten sein. Literatur Heublein, U./Hutzsch, C./Schreiber, J./Sommer, D./Besuch, G. (2010): Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und herkömmlichen Studiengängen. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Exmatrikulierten des Studienjahres 2007/08. Hannover: HIS. http://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201002.pdf [23.02.2016] Lührmann, W. (1996): Abitur, allgemeine Hochschulreife und Studierfähigkeit. Kritische Analyse des Positionspapiers der Hochschulrektorenkonferenz, Beiträge zur Hochschulforschung, Heft 1-2, S. 1-20 http://www.bzh.bayern.de/uploads/media/1-2-1996-luehrmann.pdf [02.06.2016] Schulmeister, R. (2007): Der „Student Lifecycle“ als Organisationsprinzip für E-Learning, in: Keil, R./Kerres, M. & Schulmeister, R. (Hrsg.): eUniversity update Bologna. Münster: Waxmann, S. 229-261 Stary, J. (1994): Hodegetik oder: Ein Mittel gegen das Elend der Studierunfähigkeit: Eine historische Betrachtung zu einem Dauerproblem der Universität. Das Hochschulwesen Jg. 42, H. 4 (1994), S. 160-164 Wildt, J. (1985): Zum Umgang mit der Heterogenität: Didaktische Modelle für den Studienanfang, in: Welzel, A. (Hrsg.): Heterogenität oder Elite. Hochschuldidaktische Perspektiven für den Übergang Schule-Hochschule. Weinheim/Basel: Beltz, S. 91-115 Franziska Bischoff und Bianca Prang sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Team der Koordinierungsstelle der Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre (KoBF). Weitere Informationen und Kontakt: www.kopf-qpl.de INFORMATIONEN: www.kobf-qpl.de
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