Kellner zu sein

Ich war stolz,
Kellner zu sein»
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5I2013
Er führt seit 22 Jahren eine der renommiertesten
Hotelfachschulen der Schweiz: Kurt Imhof,
Direktor der Schweizerischen Hotelfachschule
Luzern (SHL). Hier erhalten die zukünftigen
Hoteliers ihr Basiswissen, hier lernen sie das
Hotel-Handwerk. Für den 62-jährigen Walliser
Schulleiter steht allerdings fest: Gute, erfolgreiche
Hoteliers werden nicht auf der Schulbank
«gemacht».
Interview Hans R. Amrein
Bilder Tanya Hasler
K
HOTELIER-TALK KURT IMHOF
urt Imhof, was macht der Direktor
einer Hotelfachschule so den ganzen
Tag über?
E-Mails lesen und beantworten!
Kein Witz, das ist eine echt anstrengende Aufgabe. Als Direktor der SHL will ich den Puls der
Schule fühlen, spüren, was die Studierenden und
Mitarbeitenden bewegt und beschäftigt.
Sprechen wir zuerst über die Hotelszene im
Allgemeinen. Weltweit herrscht ein Hotel-Boom. Vor
allem aber in China und Asien. Gut ausge­bildete
Hotelfachleute sind begehrt und erhalten Jobs auf
der ganzen Welt. Allein Kempinski sucht in den
nächsten fünf Jahren über 20 000 neue Mitarbeitende. Ist die Hotelfachschule Luzern überhaupt noch
in der Lage, den Bedarf der Branche abzudecken?
Wären wir die einzige Hotelfachschule weltweit, könnten wir diesen Bedarf natürlich in keiner Weise abdecken. Doch es gibt ja einige sehr
gute Hotelfachschulen in der Schweiz: Lausanne,
Zürich, Thun, Chur, Genf und Bellinzona. Wir
ergänzen uns gut. Was der Hotellerie vor allem
fehlt, sind gute «Indianer», um es etwas salopp
auszudrücken. Fachleute an der Front, beim Gast.
Und da haben wir Schweizer den Vorteil, dass
wir das duale Bildungssystem haben, sprich:
die Berufslehre. Junge Leute, die eine Schweizer Berufslehre absolviert haben, sind weltweit
gefragt. Ihnen stehen fast alle Türen offen!
Sie bilden an der SHL vor allem junge Leute aus,
die später Karriere machen mit dem Ziel, Manager
eines Hotels zu werden. Gefragt sind aber vor allem
Hotelfachleute, die an der Front, in Service, Küche
und Rezeption arbeiten.
Da haben Sie Recht! Häuptlinge gibt es genug. Oft
habe ich das Gefühl, es gibt zu viele Manager und
zu wenig Patrons in der Hotellerie. Vorleben, Vorbild sein und die Arbeitsbereiche der Mitarbeitenden kennen – darin sehe ich die Führungsqualität. Wer mal ein guter Indianer war, hat beste Voraussetzungen, ein guter Häuptling zu werden.
Sie bilden hier an der SHL mehr als 200 Hoteliers
aus, doch zwei Drittel arbeiten später gar nicht in
der Hotellerie, sondern bei Banken, Versicherungen,
irgendwo in der Privatwirtschaft. Oft hört man, das
hänge mit den niedrigen Löhnen in der Hotellerie
zusammen. Ihre Meinung dazu?
Bei uns in Luzern ist das anders. Die meisten
Absolventen der SHL arbeiten später auch in
Hotels oder Gastronomiebetrieben. Viele haben
bereits ihre Grundausbildung in der Hotellerie
absolviert. Sie wissen, worum es geht, und haben
sich bewusst für diese Branche entschieden.
Können Sie Ihre Aussagen belegen?
Ja, zehn Jahre nach Abschluss der SHL sind 65
Prozent der Studierenden noch in der Hotellerie
und Gastronomie tätig. Die andern arbeiten in
verwandten Branchen, zum Beispiel in Spitälern,
Kliniken, bei Airlines oder im Event- und Cateringgeschäft.
Aperitif mit «Chateau Imhof» (Weisswein aus dem
Wallis) in der Lounge der Hotelfachschule Luzern:
Kurt Imhof mit Matthias Odermatt (Leiter der
Administration SHL) und Schulhund Kira.
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Was sagen Sie zum Argument, man verdiene
in der Hotellerie halt nicht so gut wie auf Banken
oder in der Industrie?
›
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Zweifellos ist das Lohnniveau in der Hotellerie
tiefer als bei den Banken, doch der Lohn allein ist
nicht entscheidend. Die Attraktivität des Berufes,
das tägliche «Von-Mensch-zu-Mensch» macht
es aus!
Man sagt, es gäbe lange Wartelisten an der SHL?
Ja, wir haben einen Nachfrageüberhang. Das
ermöglicht es uns auch, selektiv bei der Aufnahme
zu sein. Mein Motto: Nur an «gutem Holz kann
man schnitzen».
Die Hotelfachschulen bilden hervorragende
Leute aus. Junge Manager, die schon mit 32 oder
35 in der Lage sind, ein Hotel zu führen. Was
ihnen oft fehlt: Herzblut, Leidenschaft, das sogenannte «Service-Gen». Kann man das lernen?
Nur bedingt. Ob ein Kandidat tatsächlich Talent
hat und das nötige Herzblut mitbringt, kann man
ganz am Anfang nicht oder nur beschränkt beurteilen. Doch alle Kandidaten müssen an der SHL
so etwas wie einen Hindernislauf absolvieren.
Aufgabe richtig machen. Wir bilden also keine
«Eunuchen» aus.
Und dann geht es ab auf die Karriereleiter!
Ich würde sagen, wir begleiten die jungen, diplomierten Hoteliers auf ihrem beruflichen Weg.
Wir bieten ihnen Basiswissen, praktische Erfahrungen, Training, Kontakte, Einblicke in die Branche. Dann geht es ab in den «Dschungel». Motto:
Hotelier kann man nicht lernen, Hotelier wird
man. Und: Erfolg ist freiwillig!
Sie sprechen jetzt von Management und Führungsqualitäten. Mit andern Worten: Die SHL bildet primär
Führungs- oder Kaderleute aus – und nicht fähige
Hotelfachleute für untere Chargen, wo die grösste
Nachfrage existiert.
Für mich gibt es nicht untere oder obere Chargen!
Jede Funktion in der Hotellerie ist ein Glied in der
Kette. Fachleute für Küche, Service und Hauswirtschaft machen ihren Weg über die Berufsbildung und höhere Berufsprüfungen. Wer die SHL
mit Erfolg absolviert hat, ist in der
Tat in der Lage, eine Führungsposition in der Hotellerie einzunehmen. Da haben Sie Recht.
Jeder Absolvent der SHL
hat beim Abschluss
Führungserfahrung.
Da spürt man schon nach kurzer Zeit, wie es um
die Motivation steht. Kommt hinzu, dass die SHL
eine sehr praxisorientierte Schule ist.
Praxisorientiert … Bitte etwas konkreter?
Jeder steht bei Studienbeginn auch in der Küche,
als Koch und Tellerwäscher. Da wird eins zu eins
geübt und gelernt. Es geht aber nicht darum,
Köche auszubilden. Doch die Studierenden sollen
in der Lage sein, später mit dem Koch zu kommunizieren – auf gleicher Augenhöhe. Zudem geht
es darum, die Mentalität einer Küche kennenzulernen. Und dann folgt, im zweiten Semester, der
«Baur-Tunnel», wie wir das nennen …
Der «Baur-Tunnel»?
Bei unserem Service-Experten und Dozenten
Christian Baur werden die Studenten hart trainiert. Da lernen sie den Service, das Verkaufen am
Tisch und solche Dinge von der Pike auf. Da geht
es auch um Disziplin, Selbstbeherrschung, Gastfreundschaft und vieles andere. Alle diese Dinge
werden hautnah, am Boden der Realität vermittelt und gelernt. Und im dritten Semester lernt
der Student, ein eigenes Hotel zu führen. Auch
da: Das ist nicht bloss Theorie, sondern reale Praxis! Nur wer die ersten drei Semester mit einem
Durchschnitt von 4,5 absolviert, kommt weiter.
Es folgt dann die Management-Ausbildung. Eine
hohe Hürde. Und im vierten und fünften Semester
geht es um operatives und strategisches Management. Sie sehen, wir bieten den jungen Leuten
eine sehr breite, umfassende Basisausbildung.
Noch etwas: Jeder Absolvent der SHL muss vor
Eintritt ins fünfte und letzte Semester den Nachweis von mindestens sechs Monaten Führungserfahrung erbringen. Hier zeigt sich, ob wir unsere
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Was ist ein guter Hotelmanager?
Dass er über theoretisches Wissen,
Erfahrung, Handwerk und solche
Dinge verfügt, ist klar. Doch entscheidend sind am Ende die sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Er muss seine Leute, sein
Team und seine Gäste spüren! Man nennt das
heute soziale Kompetenz. Es tönt vielleicht etwas
banal, aber ich sage immer: ein Vorgesetzter sollte
lesen, schreiben und rechnen können.
Lesen, schreiben, rechnen … das lernen wir alle in
der Volksschule …
Lesen aus einem Gesicht, meine ich damit. Schreiben bedeutet: zu etwas stehen, Farbe bekennen,
Mut haben. Rechnen bedeutet: Situationen und
Grössenordnungen beurteilen und einschätzen
können.
Was aber sagen Sie dem Hotelier, der klagt:
Top-Manager haben wir zu viele, wir brauchen
dringend Führungskräfte auf Abteilungsstufe,
sprich mittleres Kader.
Er hat Recht! Natürlich bietet die SHL eine
Management-Ausbildung. Wir stehen auch dazu!
Aber es ist keine rein theoretische, wissenschaftliche Ausbildung. Das Resultat sind junge, diplomierte Hoteliers, die zwar in der Lage sind, ein
Hotel zu führen, die aber gleichzeitig auch wissen,
wie man ein Dessert serviert, Geschirr abräumt
oder ein Zimmer reinigt. Zudem kennen sie die
heutigen Online-Buchungsportale, die Reservationssysteme im Internet, und Revenue Management ist für sie kein abstrakter Begriff aus der
Marketing-Bibel. Allrounder sind gefragt.
Nochmals: Was unsere Branche dringend braucht,
sind fähige und motivierte Serviceleute, Kellner,
Rezeptionisten. Wie lösen wir das Problem?
Wir müssen diesen Berufen mehr Wertschätzung entgegenbringen! Ich war früher auch mal
Kellner, habe eine Kellnerlehre gemacht. Schon damals
haben Leute in meinem Umfeld
gesagt: Kellner? Was, du bist
nur Kellner! Glauben Sie mir:
Ich bin heute noch stolz darauf. Ich habe als Kellner viel
gelernt. Vor allem im Einschätzen und im Umgang mit Menschen. Eine tolle Zeit. Ein toller
Job. Den Mitarbeitenden mehr
Wertschätzung entgegenbringen. Das ist mein Credo und
Erfolgsprinzip, das ich seit vielen Jahren vertrete.
Sie kennen ja die Aussage: In
Österreich ist der Kellnerberuf
hoch angesehen, in der Schweiz
eben nicht. Deshalb sind die
Österreicher viel freundlicher,
herzlicher …
Natürlich ist da was dran. Das
Dienen liegt dem Schweizer vielleicht nicht so im Blut.
Doch wenn ich immer wieder
das Stichwort Österreich höre,
gehen mir die Federn hoch. Man
vergleicht da oft Äpfel mit Birnen. Wenn ich im Kaffeehaus
in Wien sitze, bedient mich ein
Kellner aus Pakistan. So ist das.
Auch die Österreicher haben
Mühe, einheimische Servicefachleute zu finden. Und das
Märchen von den stets freundlichen, herzlichen Österreichern
kann ich nicht mehr hören. Ich
kenne viele Hotels und Restaurants in der Schweiz, wo freundliche Leute arbeiten. Warum
verbringen viele Schweizer Skioder Wanderferien im Tirol?
Weil es billiger ist – und nicht,
weil die Kellner freundlicher
sind. Aber das will niemand
hören.
Worin liegt des Rätsels Lösung?
Ich sage immer: Dienen ohne
Diener zu sein. Vielleicht ein
Lösungsansatz.
Tatsache ist: Die Schweizer Hotellerie findet zu wenig gute und
motivierte Serviceleute. Und oft
spielt das tiefe Lohnniveau eben
eine wichtige Rolle.
Moment mal! Der gesetzlich
geregelte Mindestlohn ist in der
Schweizer Gastronomie sehr
hoch. Vergleichen Sie das mal
mit Österreich oder Deutschland! Wer in die Schweiz kommt
und hier Teller wäscht, kriegt
mindestens 3400 Franken. In
Berlin sind es ein paar Hundert
Euro. Und noch etwas: In kaum
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HOTELIER-TALK KURT IMHOF
Zahlen & Fakten zur SHL
• Laut Jahresbericht wurden 2011/12
96 Absolventen mit dem Diplom
«Dipl. Hotelier-Restaurateur HF» ausgezeichnet, davon 52 Studentinnen.
Der Schuldirektor und seine Studenten. «Das Resultat sind junge diplomierte Hoteliers, die zwar in der Lage sind, ein Hotel zu
führen, die aber gleichzeitig auch wissen, wie man ein Dessert serviert, Geschirr abräumt oder ein Zimmer reinigt.»
einer Branche kann ich so rasch und so früh in eine
Führungsposition kommen, wie in der Hotellerie
und Gastronomie. Ich war bereits als 27-jähriger
Jüngling Direktor eines Hotels mit 90 Mitarbeitenden. Und glauben Sie mir: Mein Gehalt damals
war für mein Alter «verdammt» gut!
Trotzdem bereitet das Thema Personalmangel
vielen Schweizer Hoteliers Sorgen. Motto:
Wir finden keine guten und fähigen Schweizer,
deshalb fliegen wir Kellner und Rezeptionsleute
aus Deutschland ein …
Wobei die Deutschen ja ein ähnliches Lehrlingssystem haben wie wir Schweizer. Doch in
Deutschland sind die Löhne, wie soeben erwähnt,
Was meinen Sie damit?
Der Hotelier gehört wenn immer möglich an die
Front! Zu seinen Gästen und Mitarbeitern. Klar, in
gewissen Kettenhotels ist das nicht immer machbar. Doch ein Hotelier ohne Flair und Freude am
Umgang mit Menschen ist wie ein Schreiner ohne
Freude am Holz.
Sie gilt als die beste Hotelfachschule der Welt:
die Ecole Hôtelière de Lausanne. Daneben gibt es
noch Cornell in den USA. Wobei auch Ihre
Schule, die SHL, einen hervorragenden Ruf in der
Branche hat. Worin besteht der grosse Unterschied
zwischen Lausanne und Luzern?
Vorerst: Die beste Schule gibt es nicht. Die Frage
ist vielmehr: Welche Schule ist
für wen die richtige. Es gibt
die höheren Fachschulen wie
die in Zürich, Bellinzona, Chur,
Luzern und Genf. Hier geht
es um Praxisbezug und angewandtes Management. Die
Ecole Hôtelière de Lausanne
hingegen ist eine Fachhochschule mit universitärem Charakter. Die Schule
hat auch den Auftrag, Forschung und Entwicklung zu betreiben. Deshalb hat Lausanne auch
nicht diesen direkten Praxisbezug, wie wir ihn
an der SHL haben. Man könnte auch sagen:
In Lausanne erhält der Studierende vor allem
ein Betriebswirtschaftsstudium im Bereich der
Hotellerie.
Jeder Student steht auch
in der Küche, als Koch und
Tellerwäscher.
sehr viel niedriger. Dafür ist bei uns alles viel teurer. Nochmals zu den Löhnen. Glauben Sie mir:
Die Loyalität eines Mitarbeiters gegenüber seinem Betrieb hängt nur von zwei Faktoren ab:
Lohn und Wertschätzung. Der zweite Faktor, die
Wertschätzung, wird leider oft unterschätzt.
Ihr Credo?
Unser Nachwuchs braucht Vorbilder und nicht
nur Leitbilder. Hoteliers, die ihren Betrieb vorbildlich führen und die Mitarbeitenden fördern,
fordern und wertschätzen.
Die Mitarbeitenden, unser wichtigstes
Kapital. Ohne sie läuft in der Hotellerie rein
gar nichts …
Sie sagen es!
Wie wollen Sie solche Grundsätze den Studenten an
der SHL vermitteln?
Wir können sensibilisieren und vorleben. Über
die verschiedenen Praktika können unsere Studierenden dies gut nachvollziehen.
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Wenn ein junger Mann (oder eine junge Frau) Ihre
Schule verlässt, so ist er diplomierter Hotelier/Restaurateur HF. Dann gibt es auch noch ein Nachdiplomstudium und/oder ein MBA. Was halten Sie von
solchen Abschlüssen?
Ganz einfach: Die Weiterbildung ist ein Lebensprozess! Wobei die Weiterbildung ja auch im ganz
normalen Hotelalltag stattfindet. Wer nur auf
Titel wie MBA setzt, macht etwas falsch. Denn
ein MBA ist noch lange keine Erfolgsstory. Das
Nachdiplomstudium (NDS) von Hotelleriesuisse ist empfehlenswert für Fachleute, die bereits
einige Jahre Kaderpraxis haben. Der gegenseitige Erfahrungsaustausch, ergänzt durch neue ›
• Stiftungsrat und Direktion der SHL
beschlossen, im asiatischen Raum
Fuss zu fassen. Ein erstes Projekt
zeichnet sich in Sri Lanka ab. Die SHL
beabsichtige nicht, finanzielle Investitionen zu tätigen. Ziel sei es, mit kompetenten Partnern einen bedürfnisdeckenden Know-how-Transfer zu vermarkten, schreibt die Schule im Jahresbericht.
• Nach der Verzögerung des Baubeginns infolge einer Einsprache habe
der Stiftungsrat beschlossen, parallel zum geplanten Erweiterungsbau der SHL eine Studie in Auftrag zu
geben, welche eine Gesamtüberbauung des zur Verfügung stehenden Terrains beinhalte. In dieser Konzeptstudie seien auch die Schwesterbetriebe
Hotel Montana AG sowie die Hotel &
Gastro Union miteinbezogen.
• Die Stiftung Schweizerische Hotelfachschule Luzern SHL ist eine NonProfit-Institution. Allfällige Überschüsse aus der Erfolgsrechnung würden «vollumfänglich in die Infrastruktur der Schule und in die Weiterentwicklung des Bildungsangebotes
reinvestiert», so die SHL. 2011
wurden 57 Prozent der Erträge von
Studierenden erbracht. Die Beiträge
der öffentlichen Hand betrugen
43 Prozent.
• Die Studiengebühren betrugen
2011/12 rund 21 500 Franken für
Studierende aus Kantonen, die dem
interkantonalen Schulabkommen
angeschlossen sind, die Vollkosten
pro Studierendem belaufen sich laut
Jahresbericht 2011/12 auf 62 965
Franken.
• Der Grossteil der Studierenden der
SHL war 2011/12 zwischen 24 und
27 Jahre alt (47 Prozent). Die 20- bis
23-Jährigen machten 43 Prozent aus.
• 94 Prozent der Studierenden kommen
aus der Schweiz, die meisten stammten 2011/12 aus dem Kanton Zürich.
www.shl.ch
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Erkenntnisse aus der Berufswelt, machen diese
Weiterbildung wertvoll.
Die Hotellerie steht vor gewaltigen Herausforderungen. Vieles hat sich in wenigen Jahren total verändert: das Buchungsverhalten der Gäste (sprich Internet), die Preissensibilität, die Ansprüche an Service
und Komfort, das gesellschaftliche und
politische Umfeld, die Währungssituation … Werden
Ihre Studenten für das «harte Leben danach»
genügend vorbereitet?
Ich hoffe es! Auf die Frage von Kollegen: «Hast
du die Schule im Griff?», antworte ich immer
mit «Nein». Was man im Griff hat, bewegt sich
nicht mehr. Nebst Mut zum Bewährten braucht es
Offenheit für Neues. Zwei Beispiele aus der SHL:
Wir haben als erste Schweizer Schule damit angefangen, unsere Studenten in Revenue Management auszubilden.
Sie haben mal gesagt, Revenue Management
erinnere Sie an einen arabischen Basar.
(lacht) Ja, das stimmt. Wobei das ja kein Grund
ist, dieses aktuelle Thema nicht zu unterrichten. Meine persönliche, vielleicht auch altersbedingte Meinung darf nicht immer die entscheidende sein! Ich setze auf meine jungen Kadermitarbeiter. Neu haben wir an der SHL auch das
Thema «interkulturelles Verhalten» aufgenommen. Experten aus China, Russland, Indien oder
arabischen Ländern führen im fünften Semester
Workshops durch. Es geht darum, die Studenten mit den fremden Kulturen und den Gästebedürfnissen dieser Kulturen zu konfrontieren.
Alle sprechen derzeit von den Wachstumsmärkten China oder Indien, doch die wenigsten Hoteliers kennen sich da aus. Es gehört heute zu den
Aufgaben einer Fachschule, neue Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, um die jungen Leute auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten.
Sind Sie denn in Luzern in der Lage, neue Trends
zu erkennen?
Unser internationales Netzwerk ist sehr gut! Wir
arbeiten ja auch mit Fachprofis zusammen, mit
renommierten Experten und Berufsleuten.
Schweizer Hotelfachschulen haben weltweit
einen guten Ruf. Fazit: Die Ecole Hôtelière de Lausanne geht nach China und eröffnet dort über
Kooperationspartner eine Schule. Wann eröffnen
Sie eine Schule in Asien?
Wir sind zwar im asiatischen Raum präsent und
unterhalten ein Büro in Singapur, aber eine Hotelfachschule werden wir in China nicht eröffnen.
Wir bieten Training und Consulting für den asiatischen Markt. Ich denke, in wenigen Jahren wird
der Know-how-Transfer beidseitig laufen, also
nicht nur von der Schweiz nach Asien.
Studenten arbeiten heute fast nur noch auf dem
Computer. Jeder besitzt ein Handy, einen Laptop, ein
iPad. Gedruckte Lehrmittel gehören schon bald der
Vergangenheit an. Wie sehen Sie das?
Die Studenten des laufenden ersten Semesters
wurden mit Tabletts ausgestattet. Die ganzen
Unterlagen werden jetzt elektronisch vermit-
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telt. Keine Skripts mehr! Zudem
besitzen wir eine Internetplattform mit mehr als 600 Modulen. E-Learning ist auch an der
Hotelfachschule Luzern angekommen! Und trotzdem glaube
ich nach wie vor an den Frontalunterricht. Es geht ja nicht um
«entweder oder», sondern um
«sowohl als auch».
Die Hotelfachschule Luzern sei
auch so etwas wie ein Dienstleistungszentrum für die Hotellerie,
habe ich mal gelesen. Wie kann
ich als Hotelier von der SHL
profitieren?
Wenn Sie als Hotelier eine
Machbarkeitsstudie wünschen,
bitte sehr! Kommen Sie zu uns.
Im Rahmen der Projekt- und
Diplomstudien realisieren wir
pro Jahr sechs bis sieben Aufträge. Das ist wichtig für den
Praxisbezug.
Wer sind die Auftraggeber?
Zum Beispiel das Parkhotel Vitznau, oder ein Hotel im
Engadin, das eine Neupositionierung anstrebt. Wir haben
auch schon für Kliniken und
Altersresidenzen Projekte entwickelt.
Alle sprechen derzeit von einer
Krise in der Schweizer Hotellerie,
vor allem in der Ferienhotellerie.
Die Logiernächte sinken, Gäste
aus dem Euro-Raum bleiben weg,
der starke Franken – Sie kennen
ja das Lied. Wie beurteilen Sie die
Lage?
Wollen Sie meine ganz persönliche Meinung wissen?
Bitte sehr!
Was hat die Schweiz als Tourismusdestination stark und
erfolgreich gemacht? Es sind
unsere Schätze und Werte wie
die Natur, es sind Dinge wie
Sicherheit, wirtschaftliche und
politische Stabilität, Sauberkeit,
hohe Qualität. Wenn wir zu diesen Dingen Sorge tragen, geht
es uns gut. Was wir nie dürfen: uns über den Preis verkaufen. Die Schweiz ist keine Billigdestination. Wir sind teurer als
die andern, aber wir sind gut.
Qualität statt Quantität, lautet
das Motto. Wir haben gar keine
andere Wahl, als auf Top-Qualität und Top-Dienstleistungen
zu setzen.
H
Vielen Dank für das Gespräch.
history
Die Geschichte der SHL
Die Trägerorganisation der Schweizerischen Hotelfachschule
Luzern (SHL), die Union Helvetia (heute Hotel & Gastro Union)
wurde 1886 als «Dienstbotliche Hülfsgesellschaft» gegründet.
Erst 1909 konnte – nach langwierigen Vorbereitungen – die
Schweizerische Hotelfachschule Luzern an der Sempacherstrasse 14 in Luzern eröffnet werden, mit einem Kochkurs, der
von zehn Teilnehmern besucht wurde. Bereits drei Jahre später
war die Zahl der Schüler auf 293 angestiegen, um während
des Zweiten Weltkrieges wieder um 50 Prozent abzunehmen.
Das Jahr 1944 setzt in der Geschichte der SHL insofern einen
Markstein, als die Schulräumlichkeiten zusammen mit den
Büros der Union Helvetia ins Hotel Montana verlegt wurden.
1957 wurde mit einem Kredit von 182 000 Franken ein Erweiterungsbau realisiert. Seither hält der Aufschwung der Hotelfachschule Luzern stetig an: 1966 verzeichnete man über 700
Kursteilnehmer, 1974 wurde das Diplom von allen Schweizer Kantonen anerkannt. Um die Zukunft der Schule auch in
punkto Führung zu konsolidieren, gründete die Union Helvetia 1985 eine Stiftung, der sie die Führung der SHL übertrug. Zum 80. Geburtstag erhielt die Hotelfachschule ein wertvolles Geschenk: die Anerkennung als Höhere Fachschule. Die
Absolventen durften fortan den geschützten Titel «Dipl. Hotelfachmann/-fachfrau HF/SHL» tragen, der später in «Hotelier/
Restaurateur HF» beziehungsweise «Dipl. Hotelière/Restaura­
trice HF» umgewandelt wurde.
Seit 1990 ist Kurt Imhof Direktor der Schule, nachdem er vorher Dozent und seit 1982 Vizedirektor an der SHL war. Unter
seiner Führung durchlief die SHL das «eduQua-Zertifizierungsverfahren» für Weiterbildungsinstitute. Und 2005 realisierte
das Schweizer Fernsehen SRF eine Doku-Serie mit SHL-Studenten. Für dieses Projekt erhielt die Schule im gleichen Jahr den
Tourismuspreis «Milestone» für «Herausragende Projekte».
2009 feierte die SHL das hundertjährige Jubiläum mit einem
Festakt und 1400 Gästen im KKL Luzern.
Ein Studium an der SHL dauert heute durchschnittlich vier
bis fünf Jahre – inklusive Praktika. Im Rahmen eines
Vereins haben ehemalige Studenten der SHL ein weltweit
aktives Netzwerk aufgebaut.
persönlich
Wer ist Kurt Imhof?
1950 in Brig im Wallis geboren, besucht Kurt Imhof das
Gymnasium, um anschliessend eine Lehre als Kellner zu
absolvieren. 1975 wird er zum Hotelier-Restaurateur an der
Schweizerischen Hotelfachschule Luzern (SHL) diplomiert
und bildet sich in der Folge stetig weiter (u. a. Mastertrainer
IMS, Seminare in Kommunikation, Sprachaufenthalte).
Erfahrungen in der Hotellerie sammelt Imhof als Direktions­
assistent bei den Art Furrer Hotels auf der Riederalp und
als Direktor des Hotels Seerose in Meisterschwanden.
Seit 1982 unterrichtet er an der SHL, 1982 wird er Vizedirektor der renommierten Fachschule, seit 1990 ist er Direktor. Kurt Imhof unterrichtet an der SHL Personalmanagement,
Front Office, Food & Beverage sowie Kommunikation und
Führung. Daneben ist er Fachdozent für die höhere Fachprüfung an der «Hotel & Gastro Formation» in Weggis (Fach
Personalführung). Seit 20 Jahren ist er zudem Mitglied des
Verwaltungsrates der Hotel Schützen AG in Aarau.
[email protected]
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