8 Arbeitssicherheit Der Baustellenpass Die Idee eines Baustellenpasses als Qualifikationsnachweis für Baustellenpersonal Rudi Clemens, Sicherheitsfachkraft, Geprüfter Polier und Betriebsratsvorsitzender arbeitet seit 40 Jahren auf Baustellen und setzt sich seit vielen Jahren für die Sicherheit und die Gesundheit bei der Arbeit auf Baustellen ein. Aus seiner Erfahrung heraus hat er eine Idee entwickelt, wie die eklatant mangelnde Qualifikation des Baustellenpersonals in diesem Bereich verbessert werden kann, damit mindestens ein Basiswissen zur Sicherheit und Gesundheit auf der Baustelle gewährleistet ist. Hält man sich die vielen Unfälle auf Baustellen vor Augen, so empfindet wahrscheinlich nicht nur Rudi Clemens, Sicherheitsfachkraft und geprüfter Polier, die Qualifikation des eingesetzten Personals in Bezug auf Arbeitssicherheit für mehr als bescheiden. Seines Erachtens liegt der Grund dafür darin, dass viele „auf dem Bau stranden“, also aus anderen Berufen kommen oder mit Migrationshintergrund eine andere Mentalität und ein anderes Sicherheitsbewußtsein haben, oder auch die Sprache nicht verstehen. weisung sollten die Teilnehmer ihm eine UVV (Unfallverhütungsvorschrift) nennen, die sie selbst oder ihren Arbeitsplatz betrifft. Es konnte nicht eine einzige genannt werden – und das bei ca. 400 Teilnehmern. Das Wissen um die Grundlagen, die in Gesetzen und Verordnungen verpflichtend zu vermitteln sind, tendiert gegen Null. Zunehmend geht dieses Unwissen auch mit Ignoranz der Beschäftigten einher, die unter steigendem Zeitdruck immer größere Risiken eingehen, um ihr Arbeitspensum zu schaffen. Der Arbeitsschutz ist Sache des Arbeitgebers. Er hat die Beschäftigten während ihrer Arbeitszeit über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit ausreichend und angemessen zu unterweisen“, so steht es in § 12 des Arbeitsschutzgesetzes. Aber: Werden die Arbeitnehmer regelmäßig geschult und unterwiesen? Ist die gesetzlich geforderte Unterweisung mindestens einmal pro Jahr ausreichend? Dabei sind die Arbeiter auf der Baustelle eine in Sicherheit und Gesundheit am höchsten belastete Arbeitsgruppe. Die Statistiken bescheinigen doppelt so viele Unfälle wie in anderen Branchen, sogar die meisten tödlichen Unfälle und die meisten und frühesten vorzeitigen Rentenzugänge. Nur 13,8 % der Beschäftigten erreichen die Regelaltersrente. Jeder 7.000 Bauarbeiter verliert jährlich sein Leben auf einer Baustelle. Von Helmut Kohl stammt die Aussage: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ In den letzten drei Jahren hat Rudi Clemens auch für die IG BAU Unterweisungen für Baumaschinenführer durchgeführt - in Wegberg, Berlin, Hamburg, Feuchtwangen und im Saarland. Im Rahmen dieser Unter- Als Erkenntnis daraus ergibt sich, dass im Bereich Sicherheit und Gesundheit deutlich mehr getan werden muss, wenn man auch in Zukunft – mit Blick auf die demografische Entwicklung – gute Facharbeiter für die Bauwirtschaft gewinnen möchte. Arbeitssicherheit Wenn 86 von 100 Bauarbeitern vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden müssen und mit gesundheitlichen Einschränkungen und Schmerzen bis an ihr Lebensende kämpfen, verlieren sie an Lebensqualität und an Einkommen. Statt 1.304 Euro Regelaltersrente betrug die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente in 2013 nur 999 Euro. Die Sozialkassen zahlen die Zeche mit. Das Renteneintrittsalter beträgt bei Berufs- und Erwerbsminderungsrente 56,01 Jahre. Private Berufsunfähigkeitsversicherungen nehmen Bauarbeiter erst gar nicht auf. In Bezug auf lebenslanges Lernen sind Kontinuität und Nachhaltigkeit in der Ausbildung, aber auch insbesondere in der Weiterbildung, nicht vorhanden. Selbst Vorgesetzte auf den Baustellen, wie Vorarbeiter und Poliere, sind nicht einen Tag lang mit diesem Thema konfrontiert bzw. überhaupt nicht geschult worden - und das, obwohl Ihnen die Unternehmerpflichten schriftlich übertragen wurden und sie somit für die Sicherheit und Gesundheit der Kollegen Verantwortung tragen. Nur Mitarbeiter mit Mindestqualifikation einsetzen „Die Gewährleistung der Qualifikation des Personals auf der Baustelle in Form eines Sterne-Systems innerhalb eines Baustellenpasses soll ein Ansatz sein, diese Situation zu verbessern“, fordert Rudi Clemens. Der Baustellenpass soll inhaltlich angelehnt sein an die irische Initiative des Western Management Centre, der in seinem Safe Pass ein eintägiges Sicherheitsbewusstseinstraining mit dem Basiswissen über 9 Sicherheit und Gesundheit für Bauarbeiter bescheinigt (http://www.wmcgalway.com/ menu.asp?menu=70). Rudi Clemens hat beim RAL Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. ein Antrag auf Errichtung einer RAL Registrierung für den Bereich „Arbeitssicherheit beim Einsatz von Erdbau- und Straßenbaumaschinen“ vorgelegt. Sein Antrag für sein Vorhaben, einen Baustellenpass einzuführen, umfasst folgenden technischen Geltungsbereich: Diese Gütebestimmungen beschreiben die Sicherheit von Erdbau- und Straßenbaumaschinen. Im Einzelnen gelten die Gütekriterien für die technische Sicherheit der Maschinen einschließlich Ergonomie und deren Umfeld (Gefahrenbereich) sowie die Qualifikation des eingesetzten Personals. Jeder Arbeitnehmer, der auf einer Baustelle arbeitet, sollte innerhalb von vier Jahren an einem Tag pro Jahr an einen Sicherheitsunterricht teilnehmen, der ihm ein Basiswissen über Sicherheit und Gesundheit auf der Baustelle vermittelt. Grob umschrieben könnte das so aussehen: 1. Tag:Grundwissen: Sicherheit und Gesundheit 2.Tag:Umgang mit Baumaschinen 3.Tag:Spezielleres Wissen, z. B. Gerüstbau, Unterschied zwischen Hochund Tiefbau 4.Tag: Ersthelfer Jeder Tag Sicherheitsunterricht bringt dem Arbeitnehmer einen Stern in seinem Bau- 10 Arbeitssicherheit RAL Registrierungen sind qualitätsfördernde, prüftechnische oder andere ordnende Regelungen für Produkte oder Dienstleistungen. Sie sind in der Regel an der Bezeichnung „RAL-RG“ und der entsprechenden Nummer zu erkennen. stellenpass, d. h. vier Tage Sicherheitsunterricht ergeben vier Sterne, die immer im Baustellenpass erhalten bleiben müssen. So könnte ein Auftraggeber beispielsweise in seiner Ausschreibung zur Bedingung machen, dass nur Personal auf seiner Baustelle arbeiten darf, das mindestens drei Sterne im Baustellenpass hat. Hierbei ist von Vorteil, dass beispielsweise von Krankenkassen und Berufsgenossenschaften, die ja auch einen Präventionsauftrag haben, solche Maßnahmen unterstützt werden. Da der Arbeitgeber für die Arbeitssicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich ist und diese innerhalb ihrer Arbeitszeit unterrichtet bzw. geschult werden, bezahlt der Arbeitgeber seine Mitarbeiter dafür, dass sie sich in Bezug auf Arbeitssicherheit fortbilden. Ziele des Baustellenpasses • Verbesserung des Sicherheitsbewusstseins in der Baubranche • Es wird sichergestellt, dass alle Mitarbeiter Gesundheits- und Sicherheitsbewusstsein trainieren mit dem Ziel, einen positiven Beitrag zur Verhütung von Unfällen zu leisten und Gesundheitsgefahren zu vermeiden. RAL Registrierungen sind eine Selbstverpflichtung der jeweiligen Wirtschaftszweige. Sie werden in den Bereichen genutzt, in denen ständige Entwicklungsprozesse eine schnelle Anpassung der Regelungen erfordern. www.ral.de • Alle Teilnehmer bekommen einen Baustellenpass, mit dem der Inhaber jederzeit auch vor Ort nachweisen kann, dass er einen offiziellen Kurs in Gesundheitsund Sicherheitsbewusstsein besucht hat. Weitere Eintragungen, wie ärztliche Untersuchungen, Unterweisungen, Beauftragungen für Maschinenbedienung usw. können ergänzt werden. Vorteile für den Arbeitgeber: • Verbessertes Sicherheits- und Gesundheitsbewusstsein • Reduzierung der Unfallgefahr auf der Baustelle und Ausfallzeiten durch Unfälle • Verbesserte Arbeitsmoral • Identifizierung der Mitarbeiter mit anerkanntem Sicherheitstraining • Anerkennung von Sicherheitstraining • Persönliche Entwicklung • Verbesserte Beschäftigungsaussichten Mit einem solchen Baustellenpass ist gewährleistet, dass kein völlig unausgebildetes und uneingewiesenes Personal auf der Baustelle eingesetzt wird. Weitere Informationen: E-Mail: clemens@ gesunde-bauarbeit.de, Mobil: 0176 5592 0019
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