Projekt: Deutscher Kindergarten in Hangzhou - BA

BA‐Zentrum Asien Projekt: Kindergarten Hintergrund: Entstehung der Kindergärten Die Entstehung von Kindergärten geht auf die Industrialisierung und die Urbanisierung am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa zurück. Viele Familien zogen auf der Suche nach Arbeit in die sich bildenden Städte. Frauen mussten häufig das Familieneinkommen unterstützen, da das Einkommen des Mannes häufig nicht ausreichte. Dies führte dazu, dass keine Zeit mehr bestand, sich um die eigenen Kinder zu kümmern. So kam es, dass 18401 der Pädagoge Friedrich Fröbel die erste Kindbetreuungsstätte mit dem Namen „Kindergarten“ ins Leben rief. Das Kind solle, so Fröbel, wie eine Pflanze gepflegt werden und heranwachsen. Schon in den Jahren zuvor gab es ähnliche Kinderbetreuungseinrichtungen. Fröbels verlieh seiner Einrichtung nicht nur den, bis heute bestehenden, Namen „Kindergarten“, sondern er sah seinen Kindergarten als Erziehungs‐ und nicht nur Betreuungseinrichtung. Nachdem der Kindergarten kurz darauf von der preußischen Regierung verboten wurde, dieses Verbot jedoch wenige Jahre später, wieder aufgehoben wurde, war der Grundstein für die Entwicklung von Kindergärten gelegt. Die neue Institution wurde schnell von anderen Pädagogen aufgenommen, sodass die Zahl an Kindergärten in Deutschland zum Ende des 19. Jahrhunderts stark zunahm. Schon bald wurde die Gründung von Kindergärten in anderen Ländern populär. So kam es, dass schon wenige Jahre nachdem Friedrich Fröbel seinen ersten Kindergarten in Deutschland gründete, der erste private Kindergarten in den USA eröffnet wurde (von einem Schüler Fröbels). Die Zahl der Pädagogen, die sich mit der Erziehung von Kindern im Vorschulalter beschäftigten, stieg stetig. Der Kindergarten bekam die Rolle der begleitenden Erziehung neben den Eltern zugesprochen. Die Form der Umsetzung unterschied sich jedoch von Kindergarten zu Kindergarten. Maria Montessori (geboren 1870 in Chiaravalle, Italien)2 entwickelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein pädagogisches Bildungskonzept, dass international auf Zustimmung stieß und bis heute in unserer Gesellschaft vertreten ist. Die italienische Ärztin und Philosophin beschäftigte sich nach Abschluss ihres Medizinstudiums (sie war die erste Medizinstudien in Italien) mit behinderten Kindern und forderte im Zuge dessen, die Einrichtung spezieller pädagogischer Schulen. Ihr pädagogisches Bildungskonzept beruht auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seines Selbst“. Die erste Phase der Kindesentwicklung (0‐6 Jahre), laut Montessori die „wichtigste Zeit im Leben“, sei für die Bildung der Persönlichkeit und der Entwicklung der Fähigkeiten des Kindes verantwortlich. In dieser Periode, aber auch in darauf folgenden, sei es wichtig, dass das Kind die Freude am Lernen finde. Sie geht von der Theorie aus, dass das Kind frei lernen sollte, ohne Kritik und Behinderung. Ihre eigene Motivation, so Montessori, führe zu einem natürlichen Lernen. Das Bedürfnis der Teilnahme am (erwachsenen) Leben fördere die Motivation des Kindes und führe zu Bildung einer ausgeglichenen und ruhenden Person. Am besten gelinge dies, wenn das Kind in seinem eigenen Rhythmus und auf seine eigene Art lerne. Der offene Unterricht und die Freiarbeit tauchen erstmals in ihrem Bildungskonzept auf. Das Kind solle lernen sich anzuziehen, sich zu waschen, das Essen vorzubereiten, usw.. Aufgabe der Erziehenden sei, den Kindern die Möglichkeit zu bieten, alle ihre Sinne zu entfalten und zu entwickeln. Dabei ist wichtig, 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Kindergarten 2 http://www.kindergartenpaedagogik.de/1588.html 1 BA‐Zentrum Asien dass der Erziehende sich selbst als Erziehender versteht und den Rhythmus und die Geschwindigkeit des Lernens des Kindes berücksichtigt. Das Kind solle das Ziel verfolgen nach und nach unabhängig vom Erwachsenen zu werden („Hilf mir, es selbst zu tun“), um die Zukunft eigenständig gestalten zu können. Im letzten Jahrhundert wurden Montessorikindergärten und –schulen weltweit gegründet. Die Association Montessori International (AMI)3 mit Sitz in Amsterdam arbeitet mit vielen Montessori‐Vereinen und –Gesellschaften zusammen. In China gibt es momentan in 34 Provinzen Montessori‐Einrichtungen. Montessori in China steht in Kooperation mit Montessori World International und Montessori Asia4. Rudolf Steiner (geboren 1861 im heutigen Kroatien)5 ist ebenfalls ein bedeutender und anerkannter Pädagoge, Mediziner, Wissenschaftler und Begründer des Anthroposophie. Von ihm stammt die pädagogische Ausrichtung der heute bekannten Waldorfkindergärten. Das Menschenbild der Anthroposophie, das der Waldorfpädagogik zugrunde liegt, sieht den Menschen gegliedert in Leib, Seele und Geist. Der pädagogische Umgang orientiert sich ganzheitlich an dieser Dreiheit des Menschen, an den vier Wesensgliedern und an den Entwicklungsstadien des Menschen. Zu diesem Menschenbild gehört auch der Gedanke von Reinkarnation und Karma, das ist vielleicht der wesentlichste Unterschied zur traditionellen Pädagogik. Die geistige "Substanz" des Menschen ist unsterblich, sie lebt und entwickelt sich in neuen Inkarnationen weiter. Der Mensch ist für sein Schicksal selbst verantwortlich und hat die Aufgabe, es hier auf der Erde zu gestalten. Die Begegnung mit dem Kind wird besonders für den Erzieher zur Frage der Selbsterziehung, denn er soll dem Kind je nach Entwicklungsstand als Vorbild, Autorität oder Gegenüber dienen. Für den Pädagogen steht die Frage im Vordergrund, wie kann ich dem Kind helfen, seine eigene Individualität zu entdecken und zu entfalten. Um dem Kind dabei helfen zu können, ist die eigene Weiterentwicklung des Pädagogen Voraussetzung. Es gibt kein festgelegtes Programm in der Waldorfpädagogik, jeder Pädagoge ist aufgefordert, aus eigener Verantwortung die Erziehung der Kinder zu gestalten. Neben diesen beiden pädagogischen Ausrichtungen von Kindergärten gibt es viele Weitere, wie zum Beispiel den Waldkindergarten, der ausschließlich in der Natur stattfindet und sich sehr nach den Jahreszeiten richtet. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die ganzheitliche und individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes im Mittelpunkt aller deutschen Kindergärten steht. Die Kindergärten sind so ausgerichtet, dass die Sprachfähigkeiten, die Motorik, die Kreativität und die Sozialkompetenzen des Kindes geschult werden. Es gibt nur wenige Kindergärten, in denen die Kinder frühzeitig durch das Erlernen von Schreiben, Lesen und Rechnen auf die Schule vorbereitet werden. Sie sind unter dem Namen „Vorschulen“ bekannt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich darüber hinaus bilinguale Kindergärten in Deutschland etabliert. Unter bilingualen Kindergärten ist das mindestens zweisprachige Aufwachsen der Kinder zu verstehen. Die Kindergärtner besitzen als Muttersprache nicht die Sprache der Kinder und so sind die Kinder darauf angewiesen eine andere 3 http://www.montessori‐deutschland.de/maria_montessori.html?&MP=207‐778 4 http://www.montessori.tj.cn/ 5 http://www.goetheanum.org/rudolfsteiner.html 2 BA‐Zentrum Asien Sprache zu erlernen. Der Idee, die hinter diesem Konzept steht, ist, dass die Kinder in einer multikulturellen Gemeinschaft aufwachsen und durch das frühzeitige Erlernen einer Fremdsprache besser auf eine globalisierte Gesellschaft vorbereitet werden. Im Mittelpunkt stehen der Kulturaustausch und die frühzeitige Wertelehrung von Toleranz und Akzeptanz. Eine Idee ein Konzept: Kindergärten in China, dem Land mit den meisten Kindern der Welt, sind grundsätzlich von der Regierung so ausgerichtet, dass die Kinder schon in Vorschulalter auf ihre Zeit in der Schule vorbereitet werden. Das Erlernen der chinesischen Schriftzeichen, des Lesens und des Rechnens gehört zum Alltag der staatlichen Kindergärten. Im China des 20. Jahrhunderts haben sich jedoch auch private Kindergärten etabliert. Sie bleiben ein Traum vieler chinesischer Familien, da die Kosten für den Normalbürger zu hoch sind. Privatkindergärten in China besitzen die Möglichkeit sich in der pädagogischen Ausrichtung freier zu entfalten. Sofern kam es in den letzten Jahren zur Gründung zahlreicher privater Kindergärten in jeder größeren Stadt. Bei der Gründung eines Kindergartens in China ist zu entscheiden, ob man sich durch die pädagogische Ausrichtung von anderen Kindergärten unterscheiden möchte oder ein bereits bestehendes pädagogisches Konzept übernehmen möchte. Meinen Informationen zufolge, gedenken Sie einen Kindergarten in der Provinzstadt Hangzhou zu gründen. Die wohlhabende Millionenstadt stellt sicherlich einer der geeignetsten Orte in ganz China dar, um einen privaten Kindergarten neu zu errichten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass bereits viele private Kindergärten in Hangzhou existieren und deren Angebote sehr vielfältig sind. Im Folgenden werde ich Ihnen ein Konzept vorstellen, das sich an renommierten Kindergärten (wie zum Beispiel dem Zhejiang Teacher's University Kindergarten, laut Rankings einer der besten Kindergärten in Hangzhou) orientiert, jedoch auch etwas Individuelles besitzt. Selbstverständlich ist das Konzept veränderbar. Die Ausrichtung des Kindergartens sollte international sein und verschiedene Aspekte des Waldorfkindergartens und des Montessorikindergartens enthalten. Die Kinder sollten frühzeitig Sprachkenntnisse in mindestens einer Fremdsprache erhalten. Im idealen Fall sollten die ausbildeten Kindergärtner aus verschiedenen Kontinenten stammen und verschiedene Weltsprachen (Englisch, Chinesisch, Spanisch, Russisch,...) als Muttersprache besitzen. Neben den frühen Sprachkenntnissen, dass das Kind noch im Vorschulalter erwerben könnte, würde das Kind in einer multikulturellen Gemeinschaft aufwachsen. Der Kindergarten sollte mit seiner internationalen Ausrichtung werben, um Kinder zu erhalten, deren Kulturen unterschiedlich sind. Das Kind erhielte Einblicke in verschiedene Kulturen, Religionen und Lebensstile. Denkbar wäre, dass das Kind zusammen mit den Eltern aussuchen könnte, welche Sprache das Kind zusätzlich zur chinesischen Sprache erlerne. Die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes sollte neben der internationalen Ausrichtung im Mittelpunkt der pädagogischen Ausrichtung stehen. Die spezielle Förderung jedes Einzelnen könnte ein Markenzeichen des Kindergartens werden. Dabei könnte man sich 3 BA‐Zentrum Asien beispielsweise auf ein Zitat des griechischen Philosophen Pindaros6 aus dem Jahre 518 v. Chr. beziehen:„Werde, der du bist, indem du lernst“. Die Zeit im Kindergarten ist für die Verwirklichung dieses Zitats von wesentlicher Bedeutung. Das Kind durchläuft in der Zeit im Kindergarten eine wichtige Phase seines Lebens, laut Montessori, die Wichtigste. Das Kind sollte während seiner Zeit im Kindergarten, die Freude am Lernen finden und ein Interesse an seinen Mitmenschen entwickeln. Das geht nur, wenn dem Kind ein freies Lernen ermöglicht wird. Es sollte die Möglichkeiten haben, seinen eigenen Interessen zu folgen und selbst entscheiden mit welchen Themen sie sich beschäftigt. Die Möglichkeiten der Beschäftigungen sollten vielfältig sein. So sollte der Kindergarten über gut ausgestattete Spielräume, einem großen Gartenareal (inklusive Spielplatz), einer Bibliothek, Computerräumen und einer für Kinder zugänglichen Küche verfügen. Von Bedeutung ist, dass die Kinder einen Einblick in alle alltäglichen Situationen bekommen und so ein ganzheitliches, eigenständiges und selbstgesteuertes Handeln zu erlernen. Das Kind sollte frühzeitig in sportlicher, musischer, künstlerischer und handwerklicher Richtung gefördert werden, um ein Interesse in vielen Bereichen zu fördern und zu entwickeln. So könnte man beispielsweise überlegen, ob das Kind gemeinsam mit den anderen Kindern zweimal wöchentlich Musik macht (welches Instrument sie spielt, sollte dem Kind jedoch selbst überlassen werden) und diese Zeiten feststehen. Die Umsetzungsmöglichkeiten sind vielfältig. Das Kind sollte sich an einen Rhythmus gewöhnen, jedoch nicht einen strengen Stundenplan besitzen, der genügend Freizeit, die das Kind selbst gestalten kann, auslässt. Ein täglich fester Stundenplan, in dem bereits Schulthemen behandelt werden, führt dazu, dass die Kinder nicht von sich aus die Freude am Lernen entdecken. Die frühzeitige Verpflichtung führt meist zu einer demotivierten Haltung zum Lernen im späteren Leben. Aufgabe des Erziehers sollte sein, die Interessen des Kindes zu entdecken und den Entwicklungsprozess zu fördern. Der Erziehende sollte sich auf die Geschwindigkeit des Erlernens des Kindes einlassen und unabhängig von dem Entwicklungsstand anderer, individuell auf das Kind eingehen. Er sollte als Vorbildfunktion dienen, an dem sich das Kind orientieren kann, aber auch eigenständiges Handeln des Kindes unterstützen. Primäres Ziel des Kindes sollte es sein, seine sprachlichen, motorischen und kreativen Fähigkeiten zu entwickeln und sich Sozialkompetenzen wie Toleranz, Akzeptanz, Teamfähigkeit anzueignen. Nur so wird das Kind auf eine Welt vorbereitet, in der die Interessen einzelner Länder immer weiter vernetzen und eine friedliche Kooperation unabdingbar ist. Mit unserer Hilfe können wir ihren Kindergarten internationaler und multikultureller gestalten. Wir verfügen über Kooperationspartner in Deutschland und weiteren Nationen. Darüber hinaus ist es uns möglich, einfach und schnell neue Kooperationspartner von anerkannten ähnlichen Einrichtungen zu finden, die mit Ihnen zusammen arbeiten wollen. Wir könnten Sie bei der Suche nach anerkannten Erziehern unterstützen, gerade dann, wenn sie auf der Suche nach ausländischen Pädagogen sind. Denkbar wäre auch, dass Freiwillige (junge Erwachsene) aus aller Welt die Arbeit der ausgebildeten Erzieher unterstützen. Das würde dazu beitragen, dass die Kinder Einblicke in die verschiedensten Kulturen unserer Erde erhalten würden. Wir könnten für sie, Freiwillige finden, die motiviert sind, in einem chinesischen Kindergarten mit zu 6 http://www.stefan.cc/geschichte/autoren/pindar.html 4 BA‐Zentrum Asien arbeiten. Auch die Planung eines weiterführenden Konzepts für eine Grundschule könnten wir für Sie in die Hand nehmen und uns an dabei an ausgezeichneten Schulen aus Deutschland orientieren. Wir würden Sie gerne bei ihren weiteren Planungen unterstützen und sind darüber hinaus gerne bereit, weiter Arbeiten für sie zu erledigen. Susanne Lou 5