(1.–31. August 2016). - Kantonales Pfarreiblatt Luzern

14/2016 1. bis 31. August Zentralredaktion
Mit dem Werk «Utopia» prägte der hl. Thomas Morus einen neuen Begriff
Das ist doch reichlich utopisch!
2 Thema
Vor 500 Jahren schrieb der hl. Thomas Morus das Werk «Utopia»
Besser, die Utopie bleibt nirgendwo
Der englische Humanist und Heilige
Thomas Morus entwarf im Buch
«Utopia» den idealen Staat. Der ironische Grundton im Werk berechtigt zur Frage, ob Morus seine Utopie ernsthaft gern umgesetzt hätte.
ihn König Heinrich VIII. von England
zum Lordkanzler. Für seinen König
bekämpfte Morus in England mit beinahe fanatischem Eifer die Reformation – und wurde selbst ein Opfer des
Königs.
Mit 14 Jahren studierte er an der Universität Oxford, mit 22 erhielt er den
Rang eines Rechtsanwalts und mit
31 wurde er Unter-Sheriff von London. Thomas Morus, Humanist und
Rechtsgelehrter, legte eine glänzende
Karriere hin. Später folgte die Ernennung zum Sprecher des Unterhauses.
Als Höhepunkt der Laufbahn berief
Tod durch Enthauptung
Als Heinrich VIII. wegen seiner zweiten, kirchlich nicht genehmigten Ehe
den Vorrang über die Kirche von England vor dem Papst beanspruchte,
trug Thomas Morus diesen Schritt
nicht mit. 1535 wurde er zum Tod wegen Hochverrats verurteilt und auf
dem Tower Hill enthauptet. Er starb
am 6. Juli als Märtyrer der katholischen Kirche und wurde 400 Jahre
später, 1935, heiliggesprochen.
Verwirrender Begriff
Seine anhaltende Berühmtheit verdankt Thomas Morus jedoch seiner
Schrift «Utopia», die vor 500 Jahren,
1516, im belgischen Löwen erschien.
Darin beschreibt Morus eine ideale
Staatsverfassung und Gesellschaftsordnung, die er auf der Insel Utopia
ansiedelt. Mit diesem prägenden Begriff beginnen aber auch schon die
Verwirrungen, denn Utopie bedeutet
wortwörtlich «kein Ort» oder «nir-
Cartoon: Jonas Brühwiler
Thema 3 gendwo». Wollte Morus, der für seine
ironischen Aussagen bekannt war,
dass die Insel Utopia möglichst angestrebt werden soll oder dass es sie
besser nirgendwo gibt?
Pilgergruppe «Kirche mit den Frauen» in Rom
Heilsam zu lesen
Zwei Monate ging die Pilgergruppe
«Für eine Kirche mit den Frauen» zu
Fuss von St. Gallen nach Rom, im
Rucksack ein klares Anliegen.
Der leicht ironische Unterton findet
sich schon im offiziellen Titel: «Ein
wahrhaft goldenes Büchlein von der
besten Staatsverfassung und von der
neuen Insel Utopia, nicht minder
heilsam als kurzweilig zu lesen». Und
in der Vorrede schreibt Morus, dass
es wirklich fatal sei, dass er nicht wisse, in welcher Gegend sich diese Insel
befinde. Dennoch gehen die meisten
Interpreten davon aus, dass Morus
die Utopie für das beste System gehalten hat. Zum utopischen Ideal gehörte das Vertrauen in die Vernunft,
das Streben nach Bildung, verordnete Genügsamkeit und das völlige
Fehlen von Privatbesitz, weil unnötig.
Im Rückblick besser nicht
Die Erfahrungen mit den Diktaturen
des 20. Jahrhunderts lassen viele
Züge der «Utopia» von Thomas Morus heute in einem anderen Licht erscheinen. Rückblickend lesen sich
selbst harmlose Passagen wie die
Vorwegnahme totalitärer Staaten:
«Die Insel hat 54 Städte, alle geräumig und prächtig, in Sprache, Sitten,
Einrichtungen genau übereinstimmend. Sie haben alle dieselbe Anlage
und dasselbe Aussehen.»
Es war also sicher besser, dass die
«Utopia» Utopie blieb, eine Insel im
Nirgendwo. Dennoch sitzt eine Anregung des Werkes heutigen finanzorientierten Gesellschaften wie ein Stachel im Fleisch. Thomas Morus, der
sicher noch das mönchische Ideal der
mittelalterlichen Bettelorden vor Augen hatte, schrieb: «Solange Eigentum
bestehen bleibt, wird auf dem weitaus
grössten Teil der Menschheit Armut,
Plackerei und Sorgen als eine unentrinnbare Bürde weiter lasten.»aw
Neue Gestalt der Kirche
Ihr Ziel formulierte die Schweizer Pilgerinnengruppe eindeutig: eine Kirche, in welcher Männer und Frauen
gemeinsam über die Belange der Kirche entscheiden. Bewusst verzichteten die Initiantinnen auf konkrete Forderungen bezüglich Amt und Struktur
in der Kirche. Die neue Gestalt von
Kirche müsse im Dialog entwickelt
werden, so Initiantin Hildegard Aepli
bei der Ankunft in Rom am 2. Juli.
Die Kernpilgergruppe von acht Frauen
und einem Mann fand breite Unterstützung von Frauen aus dem Süd­
tirol, aus Deutschland, Österreich und
anderen Ländern. Am Schlusstag in
Sie unterstützten in Rom das Projekt
«Kirche mit den Frauen»: die Luzerner
Synodalrätinnen Maria Graf-Huber
Bild: aw
(l.) und Renata Asal-Steger.
Rom fanden sich mehrere Hundert
Frauen und etliche Männer ein. Auch
die Bischöfe Felix Gmür und Markus
Büchel trugen das Anliegen mit.
Kommentar
Langer Atem für einen weiten Weg
Sie sind angekommen. Am Ziel
ihrer Reise. Aber nicht am Ziel ihres
Anliegens: eine «Kirche mit den
Frauen», in welcher Männer nicht
länger über die Köpfe von Frauen
hinweg bestimmen.
Nur zur Erinnerung: In der aktuellen Kirche des Juli 2016 (21. Jahrhundert!) gibt es 212 Kardinäle, darunter null Frauen. Die Beschluss­
texte bei den jüngsten Familien­
synoden in Rom verantworteten
Männer. Zu den weltweit über 5000
Bischöfen gesellt sich keine einzige
Bischöfin. Im Ehrenamt finden sich
jedoch überprozentual viele Frauen.
Dienen in der Kirche kann auch
missbraucht werden, und schluss-
endlich bleibt die Gleichwertigkeit
von Frau und Mann in der Kirche
eine hohle Phrase, wenn sie nicht in
Strukturen umgesetzt wird.
Die Pilgerinnen nach Rom verdienen grössten Respekt für ihren Weg,
für ihr Anliegen – und für ihre Treue.
Wie viele andere haben schon resigniert, sind ausgetreten, müde oder
zornig? Eine vermeidbare Tragödie.
Die Pilgerinnen sind wieder aus
Rom heimgekehrt. Aber der eigentliche Weg steht noch an. Auch für die
Kirche. Ein langer Atem für eigentlich Selbstverständliches ist gefragt.
Andreas Wissmiller
4 Veranstaltungen
Treffpunkte
Sankturbanhof, Sursee
Vierherr Walter Bühlmann
führt «in Teufels Küche»
«In Teufels Küche – Abwehrmethoden gegen das Böse» heisst die neue
Ausstellung im Sankturbanhof in
Sursee. Sie dauert noch bis am 9. Oktober und hat ein reichhaltiges Begleitprogramm.
Von besonderem Interesse sind die
Begleitveranstaltungen, welche der
Sankturbanhof in Zusammenarbeit
mit der katholischen Kirchgemeinde
Sursee anbietet.
Mi, 24.8., 19.30 Uhr, öffentliche Führung
mit Walter Bühlmann, Vierherr, und Bettina
Staub, Co-Leiterin, zum Schwerpunkt des
Bösen im Alten Testament.
So, 18.9., 17 Uhr, Musik und Tanz
Fleurs de l’Ombre – Musik und Tanz; Konzert
in der Klosterkirche Sursee, ein szenisches
Programm.
Weekend Behindertenseelsorge
Das Beisammensein geniessen
Unter dem Motto «Zäme neui Wäg
entdecke!» lädt die Behindertenseelsorge der Landeskirche Luzern Menschen mit einer geistigen Behinderung zu fröhlichem Beisammensein
im Herbst-Weekend mit Musik, Tanz,
Basteln und Spielen ein.
Fr–So, 16.–18.9., Antoniushaus Mattli, Morschach, Kosten Fr. 280.–; Anmeldung bis
12.8. an: Römisch-katholische Landeskirche,
Behindertenseelsorge, Heidi Bühlmann,
Abendweg 1, Luzern, 041 419 48 43,
[email protected], www.lukath.ch
Gemeinschaft erleben – eine wichtige
Bestärkung für Menschen mit einer
Bild: zvg
geistigen Behinderung.
6. Schweizerische Frauensynode
Energiezukunft der Schweiz und Frauenpower
Energie hat viele Gesichter. Einige
davon sind heiss diskutiert, wie Wasserkraft und Atomkraft. Die Frauensynode stellt deshalb die Frage nach
der Energiezukunft der Schweiz.
Genauso wichtig ist aber auch Frauenpower in der ganzen Schweiz. Die
Frauensynode soll den Teilnehmerinnen Kraft geben für ihre Arbeit
und ihr Engagement an ihrem Ort.
Gefragt sind dafür auch die geistlichen Quellen. Deshalb versteht sich
die Frauensynode als spirituell und
handfest, persönlich und politisch.
Sie will Kirche und Gesellschaft bewegen und bewirken, dass Frauen
mit viel Energie unterwegs sind.
Die Frauensynode ist ein kirchennahes Projekt der Frauen-KirchenBewegung Schweiz und hat seit 1995
bereits in fünf verschiedenen Schweizer Städten stattgefunden, 2007 in
Luzern.
So, 28.8., 9.15–17.30 Uhr, Kultur- und
Kongresszentrum Aarau. Detailprogramm
und Anmeldung: [email protected],
079 428 78 38, www.frauensynode.ch
Kloster lädt am 14. August ein
Am Familientag in Einsiedeln nach dem Klosterschatz suchen
Innerhalb des Einsiedler Wallfahrtsprogramms gehört der 14. August
den Familien. Aus Anlass des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit findet
dann ein Familientag statt.
Die Eucharistiefeier in der Klosterkirche mit Abt Urban Federer bildet den
Auftakt. Für die Kleinen steht ein Hütedienst zur Verfügung, während etwas ältere Kinder einen eigens für sie
gestalteten Gottesdienst feiern. Für
alle Familien steht dann ein einfaches Mittagessen bereit. Am Nachmittag gibt es Angebote für Eltern wie
Kinder: einer Geschichte lauschen,
basteln, sich auf die Suche nach dem
Klosterschatz begeben, die Kloster-
pferde besuchen oder in einer Gruppe singen. Nach Kaffee und Kuchen
bildet eine Segensfeier vor der Gnadenkapelle den Abschluss.
www.heiligesjahr.ch/familie; mit Anmeldung
Zum Heiligen Jahr veranstaltet das
Kloster Einsiedeln einen Erlebnistag
Bild: pd
für Familien.
Luzern – Schweiz – Welt 5
Aus der Kirche
Luzern
Wallfahrtsseelsorge Heiligkreuz
Jakob Zemp wird Nachfolger
von Crispin Rohrer
Jakob Zemp
wird im Oktober
2017 neuer Wallfahrtsseelsorger
auf Heiligkreuz
ob Hasle. Er
tritt damit die
Nachfolge des
81-jährigen
Kapuzinerpaters Crispin Rohrer an,
der Heiligkreuz altershalber verlässt.
Jakob Zemp (71) ist in Escholzmatt
aufgewachsen und zurzeit Leitender
Priester des Pastoralraums Mittleres
Entlebuch und lebt in Schüpfheim.
Diese Aufgabe wird er mit dem
Wechsel abgeben.
Katholisches Hilfswerk
Patrick Renz hat Fastenopfer
im Juli verlassen
Das Fastenopfer
braucht einen
neuen Direktor.
Patrick Renz
aus Hitzkirch hat
das Hilfswerk
Mitte Juli verlassen. «Unterschiedliche
Vorstellungen bei der Implementierung einer erneuerten Führungskultur» veranlassten Renz zu diesem
Schritt, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Betriebswirtschafter Patrick Renz leitete das katholische
Hilfswerk seit April 2014. Bereits seit
2012 gehörte er dem Stiftungsrat des
Fastenopfers an. Matthias Dörnenburg, stellvertretender Direktor und
Leiter Marketing, übernimmt interimistisch die Führung.
Wachsendes Thema für Frauenhaus
Hilfestellung bei Zwangsheirat
Das Frauenhaus Luzern ist seit mehreren Jahren auch Anlaufstelle für
von Zwangsheirat betroffene oder
bedrohte junge Frauen. Der Jahresbericht 2015 des Vereins zum Schutz
misshandelter Frauen (Trägerverein
des Frauenhauses) befasst sich ausführlich mit diesem Thema.
www.frauenhaus-luzern.ch
So ein Witz!
Ein alter Farmer in Kansas besass ein Stück Land, das ziemlich
heruntergekommen und verwildert war. Eines Tages beschloss er,
es zu kultivieren, und in mühevoller Arbeit entfernte er alles Gestrüpp und die vielen Steine, riss
das Unkraut heraus, lockerte das
Erdreich und pflanzte schliesslich
einen Garten an mit Gemüse und
Blumen. Alles wuchs grossartig,
ein richtiges kleines Paradies entstand und der Farmer war sehr
glücklich über das, was er erreicht
hatte.
Eines Sonntags nach dem Gottesdienst fragt er den Prediger, ob er
nicht gerne, einmal bei ihm im
Garten vorbeikommen wolle. Das
tat der Prediger gerne, und als er
den Garten sah, sagte er: «Was
für ein wunderbarer Garten. Der
Herr sei gepriesen.» Und beim
Anblick der grossen Tomaten,
Bohnen und Melonen rief er aus:
«Wirklich, der Herr hat diesen Ort
gesegnet! Dank für seine Güte!»
Der alte Farmer hörte sich das an,
wurde aber langsam etwas sauer
und schliesslich sagte er: «Sie hätten den Garten sehen sollen, als
der Herr noch allein nach ihm geschaut hat.»
Die Anekdote wurde von Ronald Reagan
erzählt. Der verstorbene frühere US-Präsident war bekannt für seinen Humor.
Die Diplomierten aus dem Kanton
Luzern (von links): Aurelia Gwerder
(Ballwil), Lucia Schmid (Willisau),
Sabine Boser (Luzern) und Sabine
Bild: Gregor Gander
Dudler (Kriens).
Heilpäd. Religionsunterricht
Den Glauben mit allen Sinnen
erfahrbar machen
Die religiöse Bildung steht für Kinder
und Jugendliche mit einer Behinderung ebenso auf dem Lehrplan wie
an der Volksschule. 17 Katechetinnen
und ein Katechet haben die Zusatzausbildung dafür abgeschlossen und
am 17. Juni in Luzern das Zertifikat
dafür erhalten.
Der kirchliche Religionsunterricht an
heilpädagogischen Schulen und im
integrativen Unterricht benötigt neben katechetischen Fähigkeiten auch
eine heilpädagogisch orientierte Didaktik und Methodik. Sind Geschichten und Erlebnisse schon in Regelklassen ein wichtiges Element, ist der
heilpädagogische
Religionsunterricht (HRU) erst recht auf Handlungen und Sinne ausgerichtet.
Die nächste HRU-Zusatzausbildung beginnt
im Januar 2017, Anmeldeschluss ist der
31. August. Information und Anmeldung
unter www.tbi-zh.ch
Besuch in der Gassechuchi Luzern
Bischof dankt den Engagierten
«Ich bin allen Menschen, die sich
täglich im Luzerner Verein für Gassenarbeit engagieren, sehr dankbar»,
sagte der aus Luzern stammende Bischof Felix Gmür bei einem Besuch
der Gassechuchi Ende Juni. Die Gassenarbeit wird wesentlich von Kirchgemeinden, Pfarreien und den beiden Landeskirchen mitfinanziert.
6 Luzern – Schweiz – Welt / Veranstaltungen
Aus der Kirche
Treffpunkte
Luzern
Festgottesdienst in Olten
Goldene Hochzeit 2016 feiern
Bischof Felix Gmür lädt auch 2016
wieder Paare zum Festgottesdienst
ein, welche im laufenden Jahr das Jubiläum der «goldenen Hochzeit» feiern dürfen. Der Gottesdienst bietet
Gelegenheit, für die Gnade der langen Ehe zu danken und gemeinsam
für weitere frohe Jahre zu bitten.
Jan Murer mit dem vom ihm porträBild: pd
tierten Martin Doppmann.
Luzerner Religionspreis
Tetraplegiker mit der Kamera
begleitet – als Maturaarbeit
Jan Murer (18, Root) hat im Rahmen
seiner Maturaarbeit an der Kantonsschule Alpenquai Luzern ein Filmporträt über den Tetraplegiker Martin
Doppmann aus Malters gestaltet. Dafür erhält er nun den «Luzerner Religionspreis» der Universität Luzern.
Der Film «Ich träumte, ich kann fliegen» sei ein «kraftvolles Zeugnis von
Lebensenergie und Kreatitivität des
Protagonisten unter schwierigsten
Umständen», sagt die Jury-Präsidentin Monika Jakobs, Leiterin des Religionspädagogischen Instituts (RPI)
der Universität Luzern.
Martin Doppmann, der 54-jährige
frühere Maschinenmechaniker, wurde vor zehn Jahren durch einen Sportunfall aus seinem gewohnten Leben
herausgerissen. Trotz der schweren
Behinderung gelang es ihm, mit Zähigkeit und Lebenswillen seinen Alltag in grosser Eigenständigkeit zu gestalten. Was dies konkret bedeutet,
hat Jan Murer in seinem Porträtfilm
eindrücklich dokumentiert.
Der Luzerner Religionspreis für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion
und Ethik wird jährlich verliehen und ist mit
500 Franken dotiert. Der 2016 preisgekrönte
Film ist auf der Website von Martin Doppmann abrufbar (www.martindoppmann.ch).
Sa, 3.9., 15 Uhr, Pfarrkirche St. Martin in
Olten, Solothurnerstrasse 26. Da das
Bischöfliche Ordinariat keine Kollektivreisen
nach Olten organisieren kann, ersucht es die
Pfarreien, sich untereinander abzusprechen.
Speckstein-Werkstatt für Kinder
Verwandeln und hervorzaubern
Specksteine sind so weich, dass Kinder sie mit einfachen Werkzeugen
verwandeln und ihr Geheimnis hervorzaubern können.
Für Kinder von 6 bis 10 Jahren, Mi, 31.8.,
Kloster­herberge Baldegg, Fr. 40.–, Anm. bis
24.8., 041 914 18 50, www.klosterherberge.ch
Neuer Ferment-Bildband
Vom Glück und vom Leben
Glück ist das Thema des neuen Ferment-Bildbands. Glück meint, mein
eigenes Leben und kein anderes wollen, mich einer Aufgabe hingeben,
mich wohlfühlen in meiner Haut und
für Momente ganz vergessen können. Glück meint Rückenwind und
Sauerstoff, belebt und beatmet und
lässt anpacken. Glück ist viel, aber
nicht alles.
«Glück – der Augenblick will Ewigkeit», mit
zahlreichen Farbfotos, Pallottiner-Verlag, Gossau SG, 76 S., Fr. 16.–. Bestelladresse: Pallottiner-Verlag, Postfach, 9201 Gossau, 071
388 53 30, [email protected], www.ferment.ch
Runder Tisch der Religionen Hochdorf
Ausflug am «Tag des Europäischen Judentums» ins Surbtal
Am 4. September, dem «Tag des europäischen Judentums», lädt der Runde Tisch der Religionen Hochdorf zu
einem ganztägigen Ausflug ins Surbtal ein. Dort befindet sich zwischen
Lengnau und Endingen der Jüdische
Kulturweg, der an die reiche Siedlungsgeschichte jüdischer Mitbürger
im Surbtal erinnert. Der Pädagoge
und Theologe Walter Weibel begleitet
die Teilnehmenden durch den Tag.
So, 4.9., Abfahrt 9 Uhr Parkplatz Rathaus
Hochdorf mit Car oder privatem PKW nach
Lengnau, Besuch des jüdischen Friedhofs,
der Synagogen und der Ausstellung zur Geschichte der Schweizer Juden. Mittag in der
Besenbeiz «Mostlaube». Ca. 17 Uhr Rückkehr
nach Hochdorf. Anmeldung und Info: Anke
Waldek, 041 440 45 11, [email protected]
oder Claudia Russo Coletti, 079 803 88 52
Im Surbtal, zwischen Lengnau und Endingen, befindet sich der älteste jüdische
Friedhof der Schweiz. Noch heute werden dort Verstorbene beigesetzt. Bild: aw
Thema 7
Kampagne der Caritas Luzern zur Familienarmut
Mittendrin und doch nicht dabei
Kinder zu haben ist in der Schweiz
ein Armutsrisiko, stellt Caritas Luzern fest. Mit einer Kampagne will
das kirchliche Hilfswerk auf das
Thema Familienarmut im Kanton
Luzern aufmerksam machen.
Renate S. ist geschieden, hat zwei
schulpflichtige Kinder und seit Jahren
gesundheitliche Probleme. Sie kann
deshalb nur wenige Stunden arbeiten. Mehrmals verlor sie wegen längeren Krankheitsschüben ihren Job.
Wenn dann das Erwerbseinkommen
und die Alimente nicht ausreichen,
um den Lebensbedarf zu decken, erhält sie Sozialhilfe. Die Familie wohnt
in einer Luzerner Landgemeinde in
einem Mehrfamilienhaus. Geranien
schmücken die Fenstersimse, in einem kleinen Gärtchen wachsen etwas Gemüse, Kräuter und Blumen.
Reis sättigt und kostet wenig
Renate S. sagt, der Monat Juni mache
jeweils besonders viel Stress. «Dann
gehen die Kinder auf die Schulreise,
das ist nicht gratis. Zudem gehen sie
mit der Schule ins Freibad, da kostet
der Eintritt, und die Glace kann ich
ihnen nicht jedes Mal vorenthalten,
sie müssen schon so auf vieles verzichten. Damit ich das alles bezahlen
kann, gibt es neben etwas Gemüse
aus dem Garten mehrmals pro Woche nur Reis zum Essen. Das sättigt
gut und kostet wenig.» Auf die Frage,
was sie sich leisten würde, wenn sie
mehr Geld zur Verfügung hätte, antwortet sie nach kurzem Überlegen:
«Ich würde mit den Kindern mit einer Bahn auf einen Berg fahren, dann
könnten wir einmal von weit oben
übers Land schauen. Oder wir könnten mal auswärts eine Pizza oder ein
Dessert essen.»
Manchmal trügt die Idylle: Im Kanton Luzern haben viele Familien mit
Kindern zu wenig Geld, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Caritas
Luzern will mit ihrer neuen Kampagne darauf aufmerksam machen. Bild: Caritas
Material und eine Tagung
Caritas Luzern stellt Pfarreien,
Vereinen, Schulen und Gemeinden Fachwissen und Material zu
ihrem Kampagnenthema «Familienarmut im Kanton Luzern» zur
Verfügung. Eine Tagung im September vermittelt zusätzliche Informationen, ist Diskussionsplattform und dient der Vernetzung.
Die Tagung vermittelt mit Referaten und Workshops Zahlen, Fakten und aktuelle Entwicklungen
zur Familienarmut in der Schweiz
und im Kanton Luzern. Sie richtet
sich an Behörden, Mitarbeitende
und Engagierte im kirchlichen
Umfeld, Schulen, Arbeitgebende,
Wohnungsverwaltungen und weitere Interessierte.
19. Sept., 13.30–17.30 Uhr, «Der MaiHof», Weggismattstrasse 9, Luzern.
Weitere Informationen und Anmeldung
über www.caritas-luzern.ch/nicht-dabei
Im Kanton Luzern zeigt die Statistik
für 2014, dass ein Drittel aller Sozialhilfebeziehenden minderjährig sind
– mehr als 2600 Personen. Die Caritas
Luzern ist häufig mit Lebenssituationen wie derjenigen von Renate S.
konfrontiert. Sie stellt aber fest, dass
das Ausmass und die Folgen von Familienarmut kaum bekannt sind.
Das Tabu, arm zu sein
Armut ist tabuisiert, Armsein wird
von den Betroffenen oft versteckt, sie
schämen sich. Mit der aktuellen
Kampagne will die Caritas Luzern
Familienarmut sicht- und erfahrbar
machen. Auch sollen armutsbetroffene Familien erfahren können, dass
sie nicht die einzigen in dieser Situation sind. Damit sie über ihre Situa­
tion zu reden wagen und Anteilnahme statt Ausgrenzung erleben.
Urs Odermatt, Caritas Luzern
www.caritas-luzern.ch/nicht-dabei
8 Thema
Die Velowegkirchen entlang der Herzroute im Kanton Bern
Die Kirche fährt Velo, Gott Tandem
Velowegkirchen – das sind 16 Kirchen entlang der Herzroute vorab
im Kanton Bern, die sich durch ihre
Gastfreundschaft auszeichnen. Die
Idee, in Deutschland aufgekommen, könnte auch im Kanton Luzern Fahrt aufnehmen.
Form des spirituellen Tourismus. Sie
liegen an einem Veloweg, sind jeden
Tag offen und zeigen ihre Gastfreundlichkeit etwa durch einen Rastplatz,
eine Wasserstelle, eine Toilette oder
einen Hinweis darauf, ein besonderes
Gästebuch, oder sie laden sonst wie
zum Verweilen ein. «Wir möchten lebendige Kirchen, die nicht nur am
Sonntag offen sind», sagt Marthaler.
Zudem fügt er an: «Kirchen sind fast
die einzigen öffentlichen Gebäude,
die Velotouristen oder Wanderer vor
dem Wetter schützen und Momente
der Stille bieten, ohne dass diese etwas konsumieren müssen.»
Kirchen, Wegmarken in der Landschaft, laden Reisende seit jeher zur
Rast ein. «Und weil das Christentum
schon immer die Gastfreundschaft
hochgehalten hat, war es für uns ein
kleiner Schritt hin zur Idee der Velowegkirchen: Velofahrende einzuladen, unterwegs bei oder in einer Kirche einen Halt einzulegen», sagt
Ralph Marthaler.
Weiter im Kanton Luzern?
Offen ist, ob und, wenn ja, wie die Idee
Velowegkirchen weiterwächst. Mar­
thaler, der um das grosse Interesse der
Herzroute-Trägerschaft weiss, hofft
darauf, dass der (katholische) Kanton
Luzern einsteigt, den diese Route
quert. «Es wäre toll, wenn entlang der
Herzroute solche Gastfreundschaft
der Kirchen immer weiter beworben
werden kann.» Dies wäre, so Marthaler, auch «ein fantastisches ökumenisches Zeichen». Die Luzerner Landeskirche war an der Eröffnungsfahrt im
Mai vertreten und hat damit Interesse
signalisiert. Ob daraus ein Projekt entsteht, ist allerdings noch nicht entschieden. «Die Idee gefällt uns aber.
Velowegkirchen sind neue Wege, die
uns ansprechen», sagt Gregor Gander,
Leiter der Fachbereiche.
«Seelisches Einkehren»
Marthaler ist Beauftragter Kirche und
regionale Entwicklung der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn und
hat die Idee vor drei Jahren im Taubertal bei Stuttgart entdeckt. Und auf
dem Berner Teil der Herzroute, des
bekanntesten touristischen Velowegs
quer durch die Schweiz, umgesetzt.
24 Kirchen kamen dafür in Frage, 16
bewarben sich um das Label und
wurden im Herbst 2015 als Velowegkirchen bezeichnet – 14 bernische,
eine aus dem Kanton Freiburg sowie
jene von Hüswil im Kanton Luzern.
Alle sind nun im Herzrouten-Führer
mit Text und Bild erwähnt. «Etwas
Einmaliges im Velotourismus», freut
sich Herzroute-Miterfinder Kurt
Schär, der – nebst dem gastronomischen – das «seelische Einkehren unterwegs» für ebenso wichtig hält.
Lebendige Kirchen
Offene Kirchen für Velofahrer, die als
solche bezeichnet sind, gibt es in
Deutschland seit 2001 und sind eine
Unterwegs auf der Herzroute im
Bernbiet, wo etwa die reformierte
Kirche von Laupen als Velowegkirche
Bilder: do/Mauro Mellone
bezeichnet ist.
Laut Marthaler enscheiden die Initianten im Herbst, wie es weitergeht.
Wahrscheinlich ist, dass das Projekt
ausgeweitet wird. In welche Richtung, ist noch offen.
do
www.refbejuso.ch, nach Stichwort Veloweg­
kirchen suchen | www.radwegekirchen.de
Thema 9
Die Sehnsucht junger Katholiken der Generation Y
Beichte, Messe, Mundkommunion
Anbetung, Beichte, Mundkommunion – viele junge Katholiken kehren heute zu Formen zurück, von
denen sich die Konzilsgeneration
befreit hatte. Der Jesuit Beat Altenbach plädiert im Interview für einen
Dialog mit dieser Generation.
Was reizt junge Katholiken an der
traditionellen Eucharistie?
Beat Altenbach: Da muss man bei
ihren Sehnsüchten ansetzen. Die
Jungen dieser Generation Y haben
eine Sehnsucht nach authentischen,
sinnlichen Erfahrungen. Das ist ein
Grund, warum feierliche Liturgien
mit Weihrauch und Gewändern für
sie von Bedeutung sind. Dabei ist der
Ritualcharakter wichtig: Rituale
schaffen ein Stück Heimat. Das charakterisiert diese Generation, obschon oder gerade weil sie in der ganzen Welt herumjettet.
Die Eucharistie bietet also Heimat?
Ja. Die Eucharistiefeier hat eine gewisse Sinnlichkeit und Ordnung. Junge Katholiken haben mir schon erzählt, sie könnten im Ausland in eine
Messe gehen und sie verstünden die
Liturgie, auch ohne die Worte zu verstehen. Sie sind daheim in dem, was
gefeiert wird.
Warum knien viele junge Katholiken wieder gerne nieder?
Ich glaube, dabei geht es um eine gewisse Ehrfurcht. Das Niederknien
ebenso wie die Mundkommunion
interpretiere ich als einen Ausdruck
des Bedürfnisses nach dem Heiligen.
Warum hat diese Generation ein Bedürfnis nach dem Heiligen?
Wir leben in einer Welt, die extrem im
Wandel ist: Was gestern galt, gilt heu-
Beat Altenbach, Leiter der Berufungspastoral der Schweizer Jesuiten, versteht
die Sehnsucht junger Menschen nach authentischen Erfahrungen. Bild: jesuites.ch
te schon nicht mehr. Darüber hinaus
ist alles für jeden verfügbar, konsumierbar, kaufbar. Im Bereich des
Glaubens sehnen sich darum viele
nach dem Heiligen: Das, was ihnen
von Gott her begegnet, soll nicht einfach für jeden beliebig verfügbar sein.
Da kommt für mich der Begriff Ehrfurcht ins Spiel – vor dem, was unverfügbar ist und sein muss.
Warum gehen junge Katholiken wieder vermehrt beichten?
Diese jungen Leute haben die Beichte als einen Raum entdeckt, wo sie
ihre Anliegen und innere Not in einem geschützten Rahmen deponieren können und Zuspruch bekommen. Der Zuspruch und das Gesegnet-Werden sind für sie wichtige Erfahrungen.
Verbirgt sich hinter den traditionellen Formen auch eine konservative
Werthaltung?
Das ist nicht zwingend so. Die meisten jungen Erwachsenen, mit denen
ich zu tun habe, finden die Kirche
schrecklich konservativ in ihren Ansichten. Ihre Ehrfurcht vor dem Heiligen heisst nicht unbedingt, dass sie
alles glauben und unterstützen, was
Priester und die Kirche sagen. Hinter
der äusseren Ausdrucksform verbirgt
sich durchaus eine Pluralität von Inhalten.
Für die Konzilsgeneration dürfte
das Verhalten der Generation Y eine
grosse Herausforderung sein.
Bei der älteren Generation führt es
immer wieder zu sehr emotionalen
Diskussionen, wenn ich zu erklären
versuche, warum junge Katholiken
gern eucharistische Anbetung machen. Wir haben es hier mit einem
Paradigmenwechsel zu tun: Die Generation der Grosseltern hat Kirche
noch als etwas Autoritäres erlebt. Mit
dem Konzil kam dann die grosse Befreiung: Nun musste man nicht mehr
10 Thema
beichten gehen und den Priester
nicht mehr auf ein Podest stellen.
Doch die Erfahrung der Jungen von
Kirche ist eine komplett andere.
Wie kommen diese unterschiedlichen Generationen zusammen?
Wir müssen den Kontakt zu den Jungen suchen. Ihnen ohne Vorurteile zuhören und zu verstehen versuchen,
warum sie sich so verhalten. Wir haben
immer den Reflex zu fragen: Was kann
die Kirche machen, um die Jungen zu
erreichen? Dabei haben die Jungen die
Lösungen selber in der Hand.
Gleichzeitig braucht es auch Mut zur
Entschiedenheit im Eigenen. Man
braucht nicht alles gut zu finden.
Mich berührt es auch komisch, wenn
das Allerheiligste im Scheinwerferlicht in einer Monstranz hereingetragen wird. Gleichzeitig berührt mich
die tiefe Sehnsucht und Freude, die
ich dabei bei jungen Christen erlebe.
Interview: Sylvia Stam
Generation Y
Als «Generation Y» oder als «Millenials» bezeichnet man die zwischen 1980 und 2000 Geborenen.
Sie sind in eine digitale Welt hineingeboren, Handys und Internet
gehören für sie zur Normalität.
Diese Generation bewegt sich in
verschiedenen Netzwerken. Das
führt dazu, dass sie sich weniger
über Zugehörigkeit identifiziert
als über Erfahrungen: Nicht mehr
die Clique oder der Verein sind
Quellen der Identität, sondern Erfahrungsräume. Die Generation Y
bewegt sich mit einer gewissen
Leichtigkeit in verschiedenen Milieus. Sie sucht nach dem, was für
sie stimmt.
Spirituelle Bewegungen wie Weltjugendtage, Adoray, ICF oder Taizé ziehen einen Teil der Christen
der Generation Y besonders an.
Worte auf den Weg
Bild: Andreas Wissmiller (Strasse bei St. Paul vor den Mauern, Rom)
I
ss und trink, sonst ist der Weg
zu weit für dich. (nach 1 Kön 19,7)
Mit den Worten des Engels an Elija
wünschen wir Ihnen erholsame Pausen,
allzeit gute Fahrt und zuverlässige Gefährten!
Redaktion Pfarreiblatt