14/2016 1. bis 31. August Zentralredaktion Mit dem Werk «Utopia» prägte der hl. Thomas Morus einen neuen Begriff Das ist doch reichlich utopisch! 2 Thema Vor 500 Jahren schrieb der hl. Thomas Morus das Werk «Utopia» Besser, die Utopie bleibt nirgendwo Der englische Humanist und Heilige Thomas Morus entwarf im Buch «Utopia» den idealen Staat. Der ironische Grundton im Werk berechtigt zur Frage, ob Morus seine Utopie ernsthaft gern umgesetzt hätte. ihn König Heinrich VIII. von England zum Lordkanzler. Für seinen König bekämpfte Morus in England mit beinahe fanatischem Eifer die Reformation – und wurde selbst ein Opfer des Königs. Mit 14 Jahren studierte er an der Universität Oxford, mit 22 erhielt er den Rang eines Rechtsanwalts und mit 31 wurde er Unter-Sheriff von London. Thomas Morus, Humanist und Rechtsgelehrter, legte eine glänzende Karriere hin. Später folgte die Ernennung zum Sprecher des Unterhauses. Als Höhepunkt der Laufbahn berief Tod durch Enthauptung Als Heinrich VIII. wegen seiner zweiten, kirchlich nicht genehmigten Ehe den Vorrang über die Kirche von England vor dem Papst beanspruchte, trug Thomas Morus diesen Schritt nicht mit. 1535 wurde er zum Tod wegen Hochverrats verurteilt und auf dem Tower Hill enthauptet. Er starb am 6. Juli als Märtyrer der katholischen Kirche und wurde 400 Jahre später, 1935, heiliggesprochen. Verwirrender Begriff Seine anhaltende Berühmtheit verdankt Thomas Morus jedoch seiner Schrift «Utopia», die vor 500 Jahren, 1516, im belgischen Löwen erschien. Darin beschreibt Morus eine ideale Staatsverfassung und Gesellschaftsordnung, die er auf der Insel Utopia ansiedelt. Mit diesem prägenden Begriff beginnen aber auch schon die Verwirrungen, denn Utopie bedeutet wortwörtlich «kein Ort» oder «nir- Cartoon: Jonas Brühwiler Thema 3 gendwo». Wollte Morus, der für seine ironischen Aussagen bekannt war, dass die Insel Utopia möglichst angestrebt werden soll oder dass es sie besser nirgendwo gibt? Pilgergruppe «Kirche mit den Frauen» in Rom Heilsam zu lesen Zwei Monate ging die Pilgergruppe «Für eine Kirche mit den Frauen» zu Fuss von St. Gallen nach Rom, im Rucksack ein klares Anliegen. Der leicht ironische Unterton findet sich schon im offiziellen Titel: «Ein wahrhaft goldenes Büchlein von der besten Staatsverfassung und von der neuen Insel Utopia, nicht minder heilsam als kurzweilig zu lesen». Und in der Vorrede schreibt Morus, dass es wirklich fatal sei, dass er nicht wisse, in welcher Gegend sich diese Insel befinde. Dennoch gehen die meisten Interpreten davon aus, dass Morus die Utopie für das beste System gehalten hat. Zum utopischen Ideal gehörte das Vertrauen in die Vernunft, das Streben nach Bildung, verordnete Genügsamkeit und das völlige Fehlen von Privatbesitz, weil unnötig. Im Rückblick besser nicht Die Erfahrungen mit den Diktaturen des 20. Jahrhunderts lassen viele Züge der «Utopia» von Thomas Morus heute in einem anderen Licht erscheinen. Rückblickend lesen sich selbst harmlose Passagen wie die Vorwegnahme totalitärer Staaten: «Die Insel hat 54 Städte, alle geräumig und prächtig, in Sprache, Sitten, Einrichtungen genau übereinstimmend. Sie haben alle dieselbe Anlage und dasselbe Aussehen.» Es war also sicher besser, dass die «Utopia» Utopie blieb, eine Insel im Nirgendwo. Dennoch sitzt eine Anregung des Werkes heutigen finanzorientierten Gesellschaften wie ein Stachel im Fleisch. Thomas Morus, der sicher noch das mönchische Ideal der mittelalterlichen Bettelorden vor Augen hatte, schrieb: «Solange Eigentum bestehen bleibt, wird auf dem weitaus grössten Teil der Menschheit Armut, Plackerei und Sorgen als eine unentrinnbare Bürde weiter lasten.»aw Neue Gestalt der Kirche Ihr Ziel formulierte die Schweizer Pilgerinnengruppe eindeutig: eine Kirche, in welcher Männer und Frauen gemeinsam über die Belange der Kirche entscheiden. Bewusst verzichteten die Initiantinnen auf konkrete Forderungen bezüglich Amt und Struktur in der Kirche. Die neue Gestalt von Kirche müsse im Dialog entwickelt werden, so Initiantin Hildegard Aepli bei der Ankunft in Rom am 2. Juli. Die Kernpilgergruppe von acht Frauen und einem Mann fand breite Unterstützung von Frauen aus dem Süd tirol, aus Deutschland, Österreich und anderen Ländern. Am Schlusstag in Sie unterstützten in Rom das Projekt «Kirche mit den Frauen»: die Luzerner Synodalrätinnen Maria Graf-Huber Bild: aw (l.) und Renata Asal-Steger. Rom fanden sich mehrere Hundert Frauen und etliche Männer ein. Auch die Bischöfe Felix Gmür und Markus Büchel trugen das Anliegen mit. Kommentar Langer Atem für einen weiten Weg Sie sind angekommen. Am Ziel ihrer Reise. Aber nicht am Ziel ihres Anliegens: eine «Kirche mit den Frauen», in welcher Männer nicht länger über die Köpfe von Frauen hinweg bestimmen. Nur zur Erinnerung: In der aktuellen Kirche des Juli 2016 (21. Jahrhundert!) gibt es 212 Kardinäle, darunter null Frauen. Die Beschluss texte bei den jüngsten Familien synoden in Rom verantworteten Männer. Zu den weltweit über 5000 Bischöfen gesellt sich keine einzige Bischöfin. Im Ehrenamt finden sich jedoch überprozentual viele Frauen. Dienen in der Kirche kann auch missbraucht werden, und schluss- endlich bleibt die Gleichwertigkeit von Frau und Mann in der Kirche eine hohle Phrase, wenn sie nicht in Strukturen umgesetzt wird. Die Pilgerinnen nach Rom verdienen grössten Respekt für ihren Weg, für ihr Anliegen – und für ihre Treue. Wie viele andere haben schon resigniert, sind ausgetreten, müde oder zornig? Eine vermeidbare Tragödie. Die Pilgerinnen sind wieder aus Rom heimgekehrt. Aber der eigentliche Weg steht noch an. Auch für die Kirche. Ein langer Atem für eigentlich Selbstverständliches ist gefragt. Andreas Wissmiller 4 Veranstaltungen Treffpunkte Sankturbanhof, Sursee Vierherr Walter Bühlmann führt «in Teufels Küche» «In Teufels Küche – Abwehrmethoden gegen das Böse» heisst die neue Ausstellung im Sankturbanhof in Sursee. Sie dauert noch bis am 9. Oktober und hat ein reichhaltiges Begleitprogramm. Von besonderem Interesse sind die Begleitveranstaltungen, welche der Sankturbanhof in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchgemeinde Sursee anbietet. Mi, 24.8., 19.30 Uhr, öffentliche Führung mit Walter Bühlmann, Vierherr, und Bettina Staub, Co-Leiterin, zum Schwerpunkt des Bösen im Alten Testament. So, 18.9., 17 Uhr, Musik und Tanz Fleurs de l’Ombre – Musik und Tanz; Konzert in der Klosterkirche Sursee, ein szenisches Programm. Weekend Behindertenseelsorge Das Beisammensein geniessen Unter dem Motto «Zäme neui Wäg entdecke!» lädt die Behindertenseelsorge der Landeskirche Luzern Menschen mit einer geistigen Behinderung zu fröhlichem Beisammensein im Herbst-Weekend mit Musik, Tanz, Basteln und Spielen ein. Fr–So, 16.–18.9., Antoniushaus Mattli, Morschach, Kosten Fr. 280.–; Anmeldung bis 12.8. an: Römisch-katholische Landeskirche, Behindertenseelsorge, Heidi Bühlmann, Abendweg 1, Luzern, 041 419 48 43, [email protected], www.lukath.ch Gemeinschaft erleben – eine wichtige Bestärkung für Menschen mit einer Bild: zvg geistigen Behinderung. 6. Schweizerische Frauensynode Energiezukunft der Schweiz und Frauenpower Energie hat viele Gesichter. Einige davon sind heiss diskutiert, wie Wasserkraft und Atomkraft. Die Frauensynode stellt deshalb die Frage nach der Energiezukunft der Schweiz. Genauso wichtig ist aber auch Frauenpower in der ganzen Schweiz. Die Frauensynode soll den Teilnehmerinnen Kraft geben für ihre Arbeit und ihr Engagement an ihrem Ort. Gefragt sind dafür auch die geistlichen Quellen. Deshalb versteht sich die Frauensynode als spirituell und handfest, persönlich und politisch. Sie will Kirche und Gesellschaft bewegen und bewirken, dass Frauen mit viel Energie unterwegs sind. Die Frauensynode ist ein kirchennahes Projekt der Frauen-KirchenBewegung Schweiz und hat seit 1995 bereits in fünf verschiedenen Schweizer Städten stattgefunden, 2007 in Luzern. So, 28.8., 9.15–17.30 Uhr, Kultur- und Kongresszentrum Aarau. Detailprogramm und Anmeldung: [email protected], 079 428 78 38, www.frauensynode.ch Kloster lädt am 14. August ein Am Familientag in Einsiedeln nach dem Klosterschatz suchen Innerhalb des Einsiedler Wallfahrtsprogramms gehört der 14. August den Familien. Aus Anlass des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit findet dann ein Familientag statt. Die Eucharistiefeier in der Klosterkirche mit Abt Urban Federer bildet den Auftakt. Für die Kleinen steht ein Hütedienst zur Verfügung, während etwas ältere Kinder einen eigens für sie gestalteten Gottesdienst feiern. Für alle Familien steht dann ein einfaches Mittagessen bereit. Am Nachmittag gibt es Angebote für Eltern wie Kinder: einer Geschichte lauschen, basteln, sich auf die Suche nach dem Klosterschatz begeben, die Kloster- pferde besuchen oder in einer Gruppe singen. Nach Kaffee und Kuchen bildet eine Segensfeier vor der Gnadenkapelle den Abschluss. www.heiligesjahr.ch/familie; mit Anmeldung Zum Heiligen Jahr veranstaltet das Kloster Einsiedeln einen Erlebnistag Bild: pd für Familien. Luzern – Schweiz – Welt 5 Aus der Kirche Luzern Wallfahrtsseelsorge Heiligkreuz Jakob Zemp wird Nachfolger von Crispin Rohrer Jakob Zemp wird im Oktober 2017 neuer Wallfahrtsseelsorger auf Heiligkreuz ob Hasle. Er tritt damit die Nachfolge des 81-jährigen Kapuzinerpaters Crispin Rohrer an, der Heiligkreuz altershalber verlässt. Jakob Zemp (71) ist in Escholzmatt aufgewachsen und zurzeit Leitender Priester des Pastoralraums Mittleres Entlebuch und lebt in Schüpfheim. Diese Aufgabe wird er mit dem Wechsel abgeben. Katholisches Hilfswerk Patrick Renz hat Fastenopfer im Juli verlassen Das Fastenopfer braucht einen neuen Direktor. Patrick Renz aus Hitzkirch hat das Hilfswerk Mitte Juli verlassen. «Unterschiedliche Vorstellungen bei der Implementierung einer erneuerten Führungskultur» veranlassten Renz zu diesem Schritt, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Betriebswirtschafter Patrick Renz leitete das katholische Hilfswerk seit April 2014. Bereits seit 2012 gehörte er dem Stiftungsrat des Fastenopfers an. Matthias Dörnenburg, stellvertretender Direktor und Leiter Marketing, übernimmt interimistisch die Führung. Wachsendes Thema für Frauenhaus Hilfestellung bei Zwangsheirat Das Frauenhaus Luzern ist seit mehreren Jahren auch Anlaufstelle für von Zwangsheirat betroffene oder bedrohte junge Frauen. Der Jahresbericht 2015 des Vereins zum Schutz misshandelter Frauen (Trägerverein des Frauenhauses) befasst sich ausführlich mit diesem Thema. www.frauenhaus-luzern.ch So ein Witz! Ein alter Farmer in Kansas besass ein Stück Land, das ziemlich heruntergekommen und verwildert war. Eines Tages beschloss er, es zu kultivieren, und in mühevoller Arbeit entfernte er alles Gestrüpp und die vielen Steine, riss das Unkraut heraus, lockerte das Erdreich und pflanzte schliesslich einen Garten an mit Gemüse und Blumen. Alles wuchs grossartig, ein richtiges kleines Paradies entstand und der Farmer war sehr glücklich über das, was er erreicht hatte. Eines Sonntags nach dem Gottesdienst fragt er den Prediger, ob er nicht gerne, einmal bei ihm im Garten vorbeikommen wolle. Das tat der Prediger gerne, und als er den Garten sah, sagte er: «Was für ein wunderbarer Garten. Der Herr sei gepriesen.» Und beim Anblick der grossen Tomaten, Bohnen und Melonen rief er aus: «Wirklich, der Herr hat diesen Ort gesegnet! Dank für seine Güte!» Der alte Farmer hörte sich das an, wurde aber langsam etwas sauer und schliesslich sagte er: «Sie hätten den Garten sehen sollen, als der Herr noch allein nach ihm geschaut hat.» Die Anekdote wurde von Ronald Reagan erzählt. Der verstorbene frühere US-Präsident war bekannt für seinen Humor. Die Diplomierten aus dem Kanton Luzern (von links): Aurelia Gwerder (Ballwil), Lucia Schmid (Willisau), Sabine Boser (Luzern) und Sabine Bild: Gregor Gander Dudler (Kriens). Heilpäd. Religionsunterricht Den Glauben mit allen Sinnen erfahrbar machen Die religiöse Bildung steht für Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung ebenso auf dem Lehrplan wie an der Volksschule. 17 Katechetinnen und ein Katechet haben die Zusatzausbildung dafür abgeschlossen und am 17. Juni in Luzern das Zertifikat dafür erhalten. Der kirchliche Religionsunterricht an heilpädagogischen Schulen und im integrativen Unterricht benötigt neben katechetischen Fähigkeiten auch eine heilpädagogisch orientierte Didaktik und Methodik. Sind Geschichten und Erlebnisse schon in Regelklassen ein wichtiges Element, ist der heilpädagogische Religionsunterricht (HRU) erst recht auf Handlungen und Sinne ausgerichtet. Die nächste HRU-Zusatzausbildung beginnt im Januar 2017, Anmeldeschluss ist der 31. August. Information und Anmeldung unter www.tbi-zh.ch Besuch in der Gassechuchi Luzern Bischof dankt den Engagierten «Ich bin allen Menschen, die sich täglich im Luzerner Verein für Gassenarbeit engagieren, sehr dankbar», sagte der aus Luzern stammende Bischof Felix Gmür bei einem Besuch der Gassechuchi Ende Juni. Die Gassenarbeit wird wesentlich von Kirchgemeinden, Pfarreien und den beiden Landeskirchen mitfinanziert. 6 Luzern – Schweiz – Welt / Veranstaltungen Aus der Kirche Treffpunkte Luzern Festgottesdienst in Olten Goldene Hochzeit 2016 feiern Bischof Felix Gmür lädt auch 2016 wieder Paare zum Festgottesdienst ein, welche im laufenden Jahr das Jubiläum der «goldenen Hochzeit» feiern dürfen. Der Gottesdienst bietet Gelegenheit, für die Gnade der langen Ehe zu danken und gemeinsam für weitere frohe Jahre zu bitten. Jan Murer mit dem vom ihm porträBild: pd tierten Martin Doppmann. Luzerner Religionspreis Tetraplegiker mit der Kamera begleitet – als Maturaarbeit Jan Murer (18, Root) hat im Rahmen seiner Maturaarbeit an der Kantonsschule Alpenquai Luzern ein Filmporträt über den Tetraplegiker Martin Doppmann aus Malters gestaltet. Dafür erhält er nun den «Luzerner Religionspreis» der Universität Luzern. Der Film «Ich träumte, ich kann fliegen» sei ein «kraftvolles Zeugnis von Lebensenergie und Kreatitivität des Protagonisten unter schwierigsten Umständen», sagt die Jury-Präsidentin Monika Jakobs, Leiterin des Religionspädagogischen Instituts (RPI) der Universität Luzern. Martin Doppmann, der 54-jährige frühere Maschinenmechaniker, wurde vor zehn Jahren durch einen Sportunfall aus seinem gewohnten Leben herausgerissen. Trotz der schweren Behinderung gelang es ihm, mit Zähigkeit und Lebenswillen seinen Alltag in grosser Eigenständigkeit zu gestalten. Was dies konkret bedeutet, hat Jan Murer in seinem Porträtfilm eindrücklich dokumentiert. Der Luzerner Religionspreis für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik wird jährlich verliehen und ist mit 500 Franken dotiert. Der 2016 preisgekrönte Film ist auf der Website von Martin Doppmann abrufbar (www.martindoppmann.ch). Sa, 3.9., 15 Uhr, Pfarrkirche St. Martin in Olten, Solothurnerstrasse 26. Da das Bischöfliche Ordinariat keine Kollektivreisen nach Olten organisieren kann, ersucht es die Pfarreien, sich untereinander abzusprechen. Speckstein-Werkstatt für Kinder Verwandeln und hervorzaubern Specksteine sind so weich, dass Kinder sie mit einfachen Werkzeugen verwandeln und ihr Geheimnis hervorzaubern können. Für Kinder von 6 bis 10 Jahren, Mi, 31.8., Klosterherberge Baldegg, Fr. 40.–, Anm. bis 24.8., 041 914 18 50, www.klosterherberge.ch Neuer Ferment-Bildband Vom Glück und vom Leben Glück ist das Thema des neuen Ferment-Bildbands. Glück meint, mein eigenes Leben und kein anderes wollen, mich einer Aufgabe hingeben, mich wohlfühlen in meiner Haut und für Momente ganz vergessen können. Glück meint Rückenwind und Sauerstoff, belebt und beatmet und lässt anpacken. Glück ist viel, aber nicht alles. «Glück – der Augenblick will Ewigkeit», mit zahlreichen Farbfotos, Pallottiner-Verlag, Gossau SG, 76 S., Fr. 16.–. Bestelladresse: Pallottiner-Verlag, Postfach, 9201 Gossau, 071 388 53 30, [email protected], www.ferment.ch Runder Tisch der Religionen Hochdorf Ausflug am «Tag des Europäischen Judentums» ins Surbtal Am 4. September, dem «Tag des europäischen Judentums», lädt der Runde Tisch der Religionen Hochdorf zu einem ganztägigen Ausflug ins Surbtal ein. Dort befindet sich zwischen Lengnau und Endingen der Jüdische Kulturweg, der an die reiche Siedlungsgeschichte jüdischer Mitbürger im Surbtal erinnert. Der Pädagoge und Theologe Walter Weibel begleitet die Teilnehmenden durch den Tag. So, 4.9., Abfahrt 9 Uhr Parkplatz Rathaus Hochdorf mit Car oder privatem PKW nach Lengnau, Besuch des jüdischen Friedhofs, der Synagogen und der Ausstellung zur Geschichte der Schweizer Juden. Mittag in der Besenbeiz «Mostlaube». Ca. 17 Uhr Rückkehr nach Hochdorf. Anmeldung und Info: Anke Waldek, 041 440 45 11, [email protected] oder Claudia Russo Coletti, 079 803 88 52 Im Surbtal, zwischen Lengnau und Endingen, befindet sich der älteste jüdische Friedhof der Schweiz. Noch heute werden dort Verstorbene beigesetzt. Bild: aw Thema 7 Kampagne der Caritas Luzern zur Familienarmut Mittendrin und doch nicht dabei Kinder zu haben ist in der Schweiz ein Armutsrisiko, stellt Caritas Luzern fest. Mit einer Kampagne will das kirchliche Hilfswerk auf das Thema Familienarmut im Kanton Luzern aufmerksam machen. Renate S. ist geschieden, hat zwei schulpflichtige Kinder und seit Jahren gesundheitliche Probleme. Sie kann deshalb nur wenige Stunden arbeiten. Mehrmals verlor sie wegen längeren Krankheitsschüben ihren Job. Wenn dann das Erwerbseinkommen und die Alimente nicht ausreichen, um den Lebensbedarf zu decken, erhält sie Sozialhilfe. Die Familie wohnt in einer Luzerner Landgemeinde in einem Mehrfamilienhaus. Geranien schmücken die Fenstersimse, in einem kleinen Gärtchen wachsen etwas Gemüse, Kräuter und Blumen. Reis sättigt und kostet wenig Renate S. sagt, der Monat Juni mache jeweils besonders viel Stress. «Dann gehen die Kinder auf die Schulreise, das ist nicht gratis. Zudem gehen sie mit der Schule ins Freibad, da kostet der Eintritt, und die Glace kann ich ihnen nicht jedes Mal vorenthalten, sie müssen schon so auf vieles verzichten. Damit ich das alles bezahlen kann, gibt es neben etwas Gemüse aus dem Garten mehrmals pro Woche nur Reis zum Essen. Das sättigt gut und kostet wenig.» Auf die Frage, was sie sich leisten würde, wenn sie mehr Geld zur Verfügung hätte, antwortet sie nach kurzem Überlegen: «Ich würde mit den Kindern mit einer Bahn auf einen Berg fahren, dann könnten wir einmal von weit oben übers Land schauen. Oder wir könnten mal auswärts eine Pizza oder ein Dessert essen.» Manchmal trügt die Idylle: Im Kanton Luzern haben viele Familien mit Kindern zu wenig Geld, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Caritas Luzern will mit ihrer neuen Kampagne darauf aufmerksam machen. Bild: Caritas Material und eine Tagung Caritas Luzern stellt Pfarreien, Vereinen, Schulen und Gemeinden Fachwissen und Material zu ihrem Kampagnenthema «Familienarmut im Kanton Luzern» zur Verfügung. Eine Tagung im September vermittelt zusätzliche Informationen, ist Diskussionsplattform und dient der Vernetzung. Die Tagung vermittelt mit Referaten und Workshops Zahlen, Fakten und aktuelle Entwicklungen zur Familienarmut in der Schweiz und im Kanton Luzern. Sie richtet sich an Behörden, Mitarbeitende und Engagierte im kirchlichen Umfeld, Schulen, Arbeitgebende, Wohnungsverwaltungen und weitere Interessierte. 19. Sept., 13.30–17.30 Uhr, «Der MaiHof», Weggismattstrasse 9, Luzern. Weitere Informationen und Anmeldung über www.caritas-luzern.ch/nicht-dabei Im Kanton Luzern zeigt die Statistik für 2014, dass ein Drittel aller Sozialhilfebeziehenden minderjährig sind – mehr als 2600 Personen. Die Caritas Luzern ist häufig mit Lebenssituationen wie derjenigen von Renate S. konfrontiert. Sie stellt aber fest, dass das Ausmass und die Folgen von Familienarmut kaum bekannt sind. Das Tabu, arm zu sein Armut ist tabuisiert, Armsein wird von den Betroffenen oft versteckt, sie schämen sich. Mit der aktuellen Kampagne will die Caritas Luzern Familienarmut sicht- und erfahrbar machen. Auch sollen armutsbetroffene Familien erfahren können, dass sie nicht die einzigen in dieser Situation sind. Damit sie über ihre Situa tion zu reden wagen und Anteilnahme statt Ausgrenzung erleben. Urs Odermatt, Caritas Luzern www.caritas-luzern.ch/nicht-dabei 8 Thema Die Velowegkirchen entlang der Herzroute im Kanton Bern Die Kirche fährt Velo, Gott Tandem Velowegkirchen – das sind 16 Kirchen entlang der Herzroute vorab im Kanton Bern, die sich durch ihre Gastfreundschaft auszeichnen. Die Idee, in Deutschland aufgekommen, könnte auch im Kanton Luzern Fahrt aufnehmen. Form des spirituellen Tourismus. Sie liegen an einem Veloweg, sind jeden Tag offen und zeigen ihre Gastfreundlichkeit etwa durch einen Rastplatz, eine Wasserstelle, eine Toilette oder einen Hinweis darauf, ein besonderes Gästebuch, oder sie laden sonst wie zum Verweilen ein. «Wir möchten lebendige Kirchen, die nicht nur am Sonntag offen sind», sagt Marthaler. Zudem fügt er an: «Kirchen sind fast die einzigen öffentlichen Gebäude, die Velotouristen oder Wanderer vor dem Wetter schützen und Momente der Stille bieten, ohne dass diese etwas konsumieren müssen.» Kirchen, Wegmarken in der Landschaft, laden Reisende seit jeher zur Rast ein. «Und weil das Christentum schon immer die Gastfreundschaft hochgehalten hat, war es für uns ein kleiner Schritt hin zur Idee der Velowegkirchen: Velofahrende einzuladen, unterwegs bei oder in einer Kirche einen Halt einzulegen», sagt Ralph Marthaler. Weiter im Kanton Luzern? Offen ist, ob und, wenn ja, wie die Idee Velowegkirchen weiterwächst. Mar thaler, der um das grosse Interesse der Herzroute-Trägerschaft weiss, hofft darauf, dass der (katholische) Kanton Luzern einsteigt, den diese Route quert. «Es wäre toll, wenn entlang der Herzroute solche Gastfreundschaft der Kirchen immer weiter beworben werden kann.» Dies wäre, so Marthaler, auch «ein fantastisches ökumenisches Zeichen». Die Luzerner Landeskirche war an der Eröffnungsfahrt im Mai vertreten und hat damit Interesse signalisiert. Ob daraus ein Projekt entsteht, ist allerdings noch nicht entschieden. «Die Idee gefällt uns aber. Velowegkirchen sind neue Wege, die uns ansprechen», sagt Gregor Gander, Leiter der Fachbereiche. «Seelisches Einkehren» Marthaler ist Beauftragter Kirche und regionale Entwicklung der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn und hat die Idee vor drei Jahren im Taubertal bei Stuttgart entdeckt. Und auf dem Berner Teil der Herzroute, des bekanntesten touristischen Velowegs quer durch die Schweiz, umgesetzt. 24 Kirchen kamen dafür in Frage, 16 bewarben sich um das Label und wurden im Herbst 2015 als Velowegkirchen bezeichnet – 14 bernische, eine aus dem Kanton Freiburg sowie jene von Hüswil im Kanton Luzern. Alle sind nun im Herzrouten-Führer mit Text und Bild erwähnt. «Etwas Einmaliges im Velotourismus», freut sich Herzroute-Miterfinder Kurt Schär, der – nebst dem gastronomischen – das «seelische Einkehren unterwegs» für ebenso wichtig hält. Lebendige Kirchen Offene Kirchen für Velofahrer, die als solche bezeichnet sind, gibt es in Deutschland seit 2001 und sind eine Unterwegs auf der Herzroute im Bernbiet, wo etwa die reformierte Kirche von Laupen als Velowegkirche Bilder: do/Mauro Mellone bezeichnet ist. Laut Marthaler enscheiden die Initianten im Herbst, wie es weitergeht. Wahrscheinlich ist, dass das Projekt ausgeweitet wird. In welche Richtung, ist noch offen. do www.refbejuso.ch, nach Stichwort Veloweg kirchen suchen | www.radwegekirchen.de Thema 9 Die Sehnsucht junger Katholiken der Generation Y Beichte, Messe, Mundkommunion Anbetung, Beichte, Mundkommunion – viele junge Katholiken kehren heute zu Formen zurück, von denen sich die Konzilsgeneration befreit hatte. Der Jesuit Beat Altenbach plädiert im Interview für einen Dialog mit dieser Generation. Was reizt junge Katholiken an der traditionellen Eucharistie? Beat Altenbach: Da muss man bei ihren Sehnsüchten ansetzen. Die Jungen dieser Generation Y haben eine Sehnsucht nach authentischen, sinnlichen Erfahrungen. Das ist ein Grund, warum feierliche Liturgien mit Weihrauch und Gewändern für sie von Bedeutung sind. Dabei ist der Ritualcharakter wichtig: Rituale schaffen ein Stück Heimat. Das charakterisiert diese Generation, obschon oder gerade weil sie in der ganzen Welt herumjettet. Die Eucharistie bietet also Heimat? Ja. Die Eucharistiefeier hat eine gewisse Sinnlichkeit und Ordnung. Junge Katholiken haben mir schon erzählt, sie könnten im Ausland in eine Messe gehen und sie verstünden die Liturgie, auch ohne die Worte zu verstehen. Sie sind daheim in dem, was gefeiert wird. Warum knien viele junge Katholiken wieder gerne nieder? Ich glaube, dabei geht es um eine gewisse Ehrfurcht. Das Niederknien ebenso wie die Mundkommunion interpretiere ich als einen Ausdruck des Bedürfnisses nach dem Heiligen. Warum hat diese Generation ein Bedürfnis nach dem Heiligen? Wir leben in einer Welt, die extrem im Wandel ist: Was gestern galt, gilt heu- Beat Altenbach, Leiter der Berufungspastoral der Schweizer Jesuiten, versteht die Sehnsucht junger Menschen nach authentischen Erfahrungen. Bild: jesuites.ch te schon nicht mehr. Darüber hinaus ist alles für jeden verfügbar, konsumierbar, kaufbar. Im Bereich des Glaubens sehnen sich darum viele nach dem Heiligen: Das, was ihnen von Gott her begegnet, soll nicht einfach für jeden beliebig verfügbar sein. Da kommt für mich der Begriff Ehrfurcht ins Spiel – vor dem, was unverfügbar ist und sein muss. Warum gehen junge Katholiken wieder vermehrt beichten? Diese jungen Leute haben die Beichte als einen Raum entdeckt, wo sie ihre Anliegen und innere Not in einem geschützten Rahmen deponieren können und Zuspruch bekommen. Der Zuspruch und das Gesegnet-Werden sind für sie wichtige Erfahrungen. Verbirgt sich hinter den traditionellen Formen auch eine konservative Werthaltung? Das ist nicht zwingend so. Die meisten jungen Erwachsenen, mit denen ich zu tun habe, finden die Kirche schrecklich konservativ in ihren Ansichten. Ihre Ehrfurcht vor dem Heiligen heisst nicht unbedingt, dass sie alles glauben und unterstützen, was Priester und die Kirche sagen. Hinter der äusseren Ausdrucksform verbirgt sich durchaus eine Pluralität von Inhalten. Für die Konzilsgeneration dürfte das Verhalten der Generation Y eine grosse Herausforderung sein. Bei der älteren Generation führt es immer wieder zu sehr emotionalen Diskussionen, wenn ich zu erklären versuche, warum junge Katholiken gern eucharistische Anbetung machen. Wir haben es hier mit einem Paradigmenwechsel zu tun: Die Generation der Grosseltern hat Kirche noch als etwas Autoritäres erlebt. Mit dem Konzil kam dann die grosse Befreiung: Nun musste man nicht mehr 10 Thema beichten gehen und den Priester nicht mehr auf ein Podest stellen. Doch die Erfahrung der Jungen von Kirche ist eine komplett andere. Wie kommen diese unterschiedlichen Generationen zusammen? Wir müssen den Kontakt zu den Jungen suchen. Ihnen ohne Vorurteile zuhören und zu verstehen versuchen, warum sie sich so verhalten. Wir haben immer den Reflex zu fragen: Was kann die Kirche machen, um die Jungen zu erreichen? Dabei haben die Jungen die Lösungen selber in der Hand. Gleichzeitig braucht es auch Mut zur Entschiedenheit im Eigenen. Man braucht nicht alles gut zu finden. Mich berührt es auch komisch, wenn das Allerheiligste im Scheinwerferlicht in einer Monstranz hereingetragen wird. Gleichzeitig berührt mich die tiefe Sehnsucht und Freude, die ich dabei bei jungen Christen erlebe. Interview: Sylvia Stam Generation Y Als «Generation Y» oder als «Millenials» bezeichnet man die zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Sie sind in eine digitale Welt hineingeboren, Handys und Internet gehören für sie zur Normalität. Diese Generation bewegt sich in verschiedenen Netzwerken. Das führt dazu, dass sie sich weniger über Zugehörigkeit identifiziert als über Erfahrungen: Nicht mehr die Clique oder der Verein sind Quellen der Identität, sondern Erfahrungsräume. Die Generation Y bewegt sich mit einer gewissen Leichtigkeit in verschiedenen Milieus. Sie sucht nach dem, was für sie stimmt. Spirituelle Bewegungen wie Weltjugendtage, Adoray, ICF oder Taizé ziehen einen Teil der Christen der Generation Y besonders an. Worte auf den Weg Bild: Andreas Wissmiller (Strasse bei St. Paul vor den Mauern, Rom) I ss und trink, sonst ist der Weg zu weit für dich. (nach 1 Kön 19,7) Mit den Worten des Engels an Elija wünschen wir Ihnen erholsame Pausen, allzeit gute Fahrt und zuverlässige Gefährten! Redaktion Pfarreiblatt
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