Announcement Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-08-13 12:02 1 Bomben in Thailand: Polizei kündigt Liste von Verdächtigen an (2.12/3) Derzeit gibt es noch keine Verdächtigen. Die Behörden vermuten aber Gegner der Militärjunta hinter den Anschlägen. 2016-08-13 08:55 3KB www.tt.com 2 Harting sucht neuen Ansatz: «Brauche kreative Eingebungen» (2.10/3) Rio de Janeiro (dpa) - Robert Harting braucht Ruhe. Nach seinem schmerzhaften Aus in der Diskus-Qualifikation der Olympischen Spiele von Rio 2016-08-13 12:02 3KB www.sueddeutsche.de 3 Schwanitz verpasst Medaille: "War zu verkrampft" In Rio hat es nicht geklappt mit dem Olympiasieg. Entsprechend niedergeschlagen war Kugelstoß-Ass Christina Schwanitz nach ihrem sechsten Platz. "Ich bi... (2.04/3) 2016-08-13 10:10 3KB www.haz.de 4 Fidel Castro: 90. Geburtstag der personifizierten Revolution (1.11/3) Kuba ohne Fidel Castro - fast unvorstellbar. Der ewige Revolutionsführer wird in seiner Heimat als "Gigant" verehrt. Heute wird er 90 Jahre alt. Ob er seinen Geburtstag als topfitter Politik-Rentner oder gebrechlicher Greis feiert, wüssten wohl auch die Kubaner gerne. Von S. Lina. 2016-08-13 08:16 3KB www.tagesschau.de 5 Nach den Anschlägen: "Wer will jetzt noch nach Thailand? " (1.04/3) Nach der Anschlagsserie in Thailand mit vier Toten und mehr als 30 Verletzten verlassen erste Touristen die betroffenen Badeorte. Vor allem Hua Hin, der Ferienort der Königsfamilie, wirkt wie ausgestorben. War das Ziel der Attentäter? Von Lena Bodewein. 2016-08-13 07:25 4KB www.tagesschau.de 6 Live-Blog Olympia: Die kuriose Nacht des Michael Phelps Der letzte Einzelwettkampf von Michael Phelps ist denkwürdig. Und Martina Hingis und Timea Bacsinszky stehen im Final. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch (1.03/3) 7 Welte und Vogel wieder im Glück - Zukunft ungewiss Erst Gold in London, nun Bronze in Rio: Kristina Vogel und Miriam Welte sind das Traumpaar im deutschen Bahnradsport. In Tokio wird das Duo 2020 aber nicht m... (1.02/3) (1.02/3) 2016-08-13 10:10 3KB www.haz.de 8 Heidlers Abschiedswunsch: "Weit werfen und Spaß haben" Betty Heidler hat das Hammerwerfen in Deutschland nicht unbedingt populär, aber salonfähig gemacht. Die angehende Psychologin steht nun in ihrem letzten groß... 2016-08-13 10:10 3KB www.haz.de 9 Pferd "Cosmo" verletzt Pfleger vor Dressur-Ehrung der Deutschen (1.02/3) Kurz vor der Siegerehrung der deutschen Dressur-Equipe bei Olympia 2016 hat es einen Zwischenfall gegeben. Plötzlich stieg Pferd "Cosmo" hoch. 2016-08-13 12:02 1KB www.augsburger-allgemeine.de 10 Olympia kompakt: Hingis und Bacsinszky im Final Was erwartet Sie heute? 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch (1.02/3) 11 Liebes Tagebuch: Der grösste Tag im Sportlerleben Die Siegerehrungen in Rio de Janeiro lassen den olympischen Glanz vermissen. Ist Olympia zu gross geworden? 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch (1.02/3) 12 Lucerne Festival: Olga Neuwirth: Die Unzähmbare Olga Neuwirth sorgt für Aufsehen: mit ihrer Musik von explosiver Kraft und als Zeitgenossin, die den Finger in offene Wunden legt. 2016-08-13 00:00 10KB www.nzz.ch (0.04/3) 13 Emmering - Schneller ins Netz Telekom (0.01/3) übernimmt Glasfaserausbau in Emmering 2016-08-13 10:08 1KB www.sueddeutsche.de 14 Mitten in Markt Schwaben - Aus-getrickst Um einen bequemen Dauerparkplatz zu ergattern, lassen sich Autofahrer so einiges einfallen. Doch damit ist jetzt Schluss 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de (0.01/3) 15 Phelps freut sich auf Baby Boomer - Irrer Ervin-Abend Rio de Janeiro (dpa) - Am goldenen US-Abend blieb ausgerechnet dem Rekordolympiasieger nur Silber - das allerdings war auch für ihn besonder (0.01/3) 2016-08-13 00:00 4KB www.sueddeutsche.de 16 Lurz mag neue Karriere: Andere müssen die Bilanz retten (0.01/3) Rio de Janeiro (dpa) - Diesmal kann Rekordweltmeister Thomas Lurz die Nullnummer der deutschen Schwimmer nicht verhindern. Vor vier Jahren s 2016-08-13 00:00 3KB www.sueddeutsche.de 17 Fast unbezwingbar: Olympiasieger Riner und seine Serie Rio de Janeiro (dpa) - Seinen 16. großen internationalen Erfolg feierte Teddy Riner fast schon routiniert. Eine kurze Verbeugung, ein Jubels 2016-08-13 12:02 1KB www.sueddeutsche.de 18 Flüchtlings-Bundesamt noch nicht für große Zugangszahlen gerüstet Nürnberg (dpa) - Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist aus Sicht von Behördenchef Frank-Jürgen Weise noch nicht für eine ähnlich g 2016-08-13 12:02 1KB www.sueddeutsche.de 19 Großes Spektakel von Wiggins zum Abschied Rio de Janeiro (dpa) - Bevor langsam die Lichter im Velodrome ausgeknipst wurden, stapfte Bradley Wiggins das Holzoval hinauf und verabschie 2016-08-13 12:02 4KB www.sueddeutsche.de 20 Vier gewinnt – Feller plant Großangriff bei der Ski-WM Nach 41 Stunden Reise landete Tirols Ski-Ass Manuel Feller gestern zum Trainingsauftakt in Neuseeland. Der 23-Jährige hat viel vor für die Saison. 2016-08-13 08:53 2KB www.tt.com 21 Steinmeier-Forderung: Luftbrücke nach Aleppo Außenminister Steinmeier hat eine Luftbrücke in das umkämpfte Aleppo angeregt. Die Geschehnisse in der syrischen Stadt hätten eine "neue Eskalationsstufe" erreicht. Entwicklungsminister Müller forderte ein zehn-Milliarden-Hilfsprogramm der EU. 2016-08-13 08:51 3KB www.tagesschau.de 22 Neue Umfrage: Clinton führt in wichtigen Swing States Knapp drei Monate vor der US-Präsidentschaftswahl hat Hillary Clinton ihre Führung in vier besonders umkämpften Swing States ausgebaut. Laut einer Umfrage des Senders... 2016-08-13 08:44 1KB www.tt.com 23 Perseiden - Die besten Bilder vom SternschnuppenRegen In Deutschland versperrte eine dicke Wolkendecke meist die Sicht auf die "Perseiden". Doch in vielen Ländern waren die Sternschnuppen perfekt zu sehen. 2016-08-13 08:37 1KB www.sueddeutsche.de 24 Schiefer Turm von Pisa als Anschlagsziel, Italien weist Tunesier aus Der festgenommene 26-Jährige soll seinen Plan im Internet selbst verkündet haben. 2016-08-13 08:24 1KB www.tt.com 25 - Rio Spezial: Goldene Reiter, goldener Schuss, Hexenschuss Mit guten Leistungen klettert das deutsche Team am siebten Tag von Olympia auf Platz sechs im Medaillenspiegel. Gold für die Reiter, Gold beim Schießen, Bronze auf der Rad-Bahn - und dann ist da noch ein Hexenschuss. 2016-08-13 08:19 945Bytes www.sueddeutsche.de 26 Segeljacht nach Unfall mit Katamaran im Bodensee versunken Die Bootsführerin und ihr Ehemann gingen durch die Wucht des Aufpralls über Board. Die Frau wurde leicht verletzt. 2016-08-13 08:16 1KB www.tt.com 27 Zwei Verletzte bei Küchenbrand in Ampass Beim Löschen eines Küchenbrandes in einem Gasthaus in Ampass wurden der Wirt und ein Gast verletzt. Sie zogen sich durch herabfallende heiße Plastikteile Brandwunden zu. 2016-08-13 08:01 1KB www.tt.com 28 c't uplink 13.1: Android absichern, Flatpak und Snap für Linux, KIC 8462852 Wie sicher ist Android und was sollten Nutzer beachten? Darüber sprechen wir in der neuen Folge des Podcasts aus Nerdistan. Außerdem klären wir über die LinuxUniversalpakete von Flatpak und Snap auf, diskutieren einen mysteriösen Stern und No Man's Sky. 2016-08-13 08:00 2KB www.heise.de 29 Fed-Chefin Yellen wird 70: Bedächtige "Bombenentschärferin" Sie ist eine der mächtigsten Frauen der Welt - erkennen würden sie aber nur die wenigsten: Janet Yellen ist seit zweieinhalb Jahren Chefin der US-Notenbank. Nach ihrer Geburtstagsfeier zum 70. erwartet sie eine schwierige Aufgabe. Von Martin Ganslmeier. 2016-08-13 07:38 4KB www.tagesschau.de 30 Ärger über Gagen der Uniräte und „Tauschgeschäft“ Die XXXI. Olympischen Spiele finden von 5... 2016-08-13 10:10 5KB www.tt.com 31 Sport im Ort - Die Daube im Blick Ehrgeiz bringen die Stockschützen in Hohenlinden zwar durchaus auch mit - aber im Mittelpunkt der Treffen steht der Spaß 2016-08-13 10:08 4KB www.sueddeutsche.de 32 Veranstaltungstipp - Biergartenparty in Taglaching Mehr auf SZ.de 2016-08-13 10:08 1KB www.sueddeutsche.de 33 Nur Frankfurt hat eine Börse? München aber auch Mit schreienden Maklern hat der Handel heute nichts mehr zu tun. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de 34 Warum das Spectrum neue Wohnungen fürchtet An der Ulmer Straße sind drei neue Häuser geplant. Der Club nebenan verweigert bisher aber seine Zustimmung, weil er seine Existenz in Gefahr sieht. 2016-08-13 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de 35 Kerber will Graf nacheifern - Achter beschließt Regatten Allmählich pirscht sich Deutschland im Medaillenspiegel nach vorn. Und am Samstag dürfte es weitere Plaketten für das DOSB-Aufgebot geben. Eine Medaille ist bereits sicher: die der Kielerin Angelique Kerber, die im Tennis-Einzel um Gold spielt. 2016-08-13 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de 36 Greiffenberger verkauft ein Unternehmen Eberle will die Firma aber behalten. Auswirkungen für Augsburg sind ungewiss. 2016-08-13 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de 37 Barbara Engleders Dialekt sorgt in Rio für Verwirrung Die niederbayerische Sportschützin Barbara Engleder hat in Rio Gold gewonnen - und mit ihrem unverfälschten Dialekt für Verwirrung gesorgt. Empörung erregte aber nur das Wörtlein Matz. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de 38 Clinton veröffentlicht Steuererdaten Der Milliardär verweigert sich bislang der Gepflogenheit der USPräsidentschaftskandidaten, seine Finanzen offenzulegen. Er hält ein Dokument mit groben Angaben für ausreichend. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de 39 Allgäu - Gemeinden lassen über Skischaukel abstimmen Balderschwang und Obermaiselstein wollen zwei Skigebiete am Riedberger Horn verbinden. Naturschützer sind entsetzt - auch weil der Ausgang des Votums wohl schon feststeht. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de 40 Sie weiß, was Augsburgerinnen drunter tragen Irene Baur arbeitete 40 Jahre lang im Korsetthaus Anita. Nun geht sie in Ruhestand. Das heißt aber nicht, dass ihre Stammkundinnen ganz auf sie verzichten müssen. 2016-08-13 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de 41 Henning Voscherau feiert 75. Geburtstag Für viele Hamburger ist er die Verkörperung eines Hanseaten: Knapp zehn Jahre lang leitete Henning Voscherau als Bürgermeister die Geschicke der Hansestadt. Heute wird er 75 Jahre alt. 2016-08-13 10:07 9KB www.ndr.de 42 Moritz Bleibtreu: Porträt des Schauspielers Ob Möchtegern-Gangster, sexuell frustrierter Lehrer oder Anwalt mit Kontrollverlust Moritz Bleibtreu gilt als sehr wandlungsfähig. Heute wird der Hamburger Schauspieler 45. 2016-08-13 10:07 10KB www.ndr.de 43 Die Geschichte der Tapete im Celler Museum Das Tapetenkunstmuseum "Wandliebe" in Celle zeigt originelle Wandverkleidung vom 18. Jahrhundert bis in die 80er-Jahre. Darunter sind quietschgrüne Stücke aus den 70ern und dezente aus den 30ern. 2016-08-13 10:07 1002Bytes www.ndr.de 44 Ärzte kämpfen um das Leben des Kanu-Trainers aus Augsburg Schock für das deutsche Kanu-Team in Rio: Bundestrainer Stefan Henze wurde bei einem Autounfall lebensgefährlich verletzt. Der 35-Jährige, der in Augsburg lebt, wurde notoperiert. 2016-08-13 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de 45 Wann ist eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll? So richtig teuer kann es werden, wenn man Zahnersatz braucht. Viele setzen auf eine Zahnzusatzversicherung. Doch wann lohnt sich die? 2016-08-13 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de 46 Tödlicher Unfall: Motorradfahrer aus Augsburg prallt gegen Baum Ein 44 Jahre alter Motorradfahrer ist am Freitagabend bei einem Unfall bei Germaringen im Ostallgäu ums Leben gekommen. Es passierte in einer Kurve. 2016-08-13 12:02 1KB www.augsburger-allgemeine.de 47 Die Zwei-Seen-Tour: Einfach mal gehen lassen Bei einer Wanderung um den Sacrower und den Groß Glienicker See bieten sich herrliche Panoramen. Eine Wegbeschreibung. 2016-08-13 06:59 5KB www.tagesspiegel.de 48 Genießt das Wochenende, denn der Hochsommer ist vorbei! Viel Sonne und Temperaturen bis 25 Grad soll es am Wochenende geben. Dann ist es mit dem Hochsommer aber wohl vorbei. 2016-08-13 12:02 1KB www.augsburgerallgemeine.de 49 Der Teufel im Detail In Deutschland kaum bekannt, in Italien ein Umsatzgarant – das kriminelle Genie Diabolik. Nun widmen sich Thierry Smolderen und Alexandre Clérisse der Legende des nihilistischen Trash-Comics. 2016-08-13 06:50 12KB www.tagesspiegel.de 50 Chef der DB Regio NRW: 'Wir sind für Hundestreifen in Regionalzügen' Der vom Wettbewerb arg gerupfte Marktführer und der stärkste Konkurrent lassen sich gemeinsam interviewen – und das auf eigenen Wunsch: Thomas Görtzen, Geschäftsführer von Keolis Deutschland , und Heinrich Brüggemann, Chef der BahnTochter DB Regio NRW. 2016-08-13 10:07 8KB www.rp-online.de 51 Die Schatten der Teilung vom 13. August 1961 Was bis heute, mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, nachwirkt, ist die unterschiedliche Entwicklung, die mit Gewalt voneinander getrennten Teile Deutschlands nahmen. Ein Kommentar. 2016-08-13 06:40 4KB www.tagesspiegel.de 52 Am Wochenende regnet's Sternschnuppen In diesen Nächten kann man bis zu 160 Leuchtspuren pro Stunde beobachten. Alles, was sonst noch im Weltraum los ist, gibt es bei der "Langen Nacht der Astronomie" in Berlin. 2016-08-13 06:36 2KB www.tagesspiegel.de 53 Diskussion um Sportförderung: Was ist uns eine Goldmedaille wert? Der ehemalige Schwimmer Markus Deibler kritisiert die Sportförderung in Deutschland. Seine These: In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000, muss man sich über fehlende Medaillen nicht wundern. 2016-08-13 10:07 5KB www.rp-online.de 54 Wo der Applaus tröpfelt Alter Schwede: Jonas Jonassons Bestseller "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" als Sommertheater im Hof des Schauspielhau... 2016-08-13 10:10 1KB www.haz.de 55 Schwimmer monieren erneut Strömungen im Becken Mögliche Strömungen im olympischen Schwimmbecken beschäftigen in Rio de Janeiro einige Mannschaften. Bisherige Ergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass d... 2016-08-13 10:10 1KB www.haz.de 56 Viele Flüchtlinge haben offenbar Werte wie AfD und Pegida Die Hochschule HMKW hat eine Umfrage zu Einstellungen von Bewohnern Berliner Flüchtlingsheime vorgestellt – mit teilweise überraschenden Ergebnissen. 2016-08-13 06:27 3KB www.tagesspiegel.de 57 Haldern Pop Festival: 5 Dinge, die in Haldern 2016 zum ersten Mal passiert sind Das Haldern Pop Festival kann sich nicht in jedem Jahr neu erfinden. Doch auch diesmal trugen sich Dinge zu, die kein Besucher je dort erlebt hat. Zum Beispiel der erste Biernotstand und Maschinenpistolen. 2016-08-13 10:07 1KB www.rp-online.de 58 Affäre um SPD-Politikerin Hinz: Thilo Sarrazin kritisiert Hannelore Kraft Der Berliner Ex-Politiker Thilo Sarrazin äußert sich zum Umgang der SPD mit der Affäre Hinz. Dabei kritisiert er sowohl die NRW-Ministerpräsidentin als auch das Ultimatum der Essener SPD in Richtung Petra Hinz. 2016-08-13 10:07 3KB www.rponline.de 59 Nordrhein-Westfalen: 'Turbo-Abi' fällt an Parteibasis durch Die Unterbezirks- und Kreisvorsitzenden von SPD und CDU in NRW sind skeptisch, was das achtjährige Gymnasium angeht. Weniger als die Hälfte wollen das G8 behalten, viele plädieren für Abwarten. 2016-08-13 10:07 4KB www.rp-online.de 60 Kuriosum im letzten Olympia-Rennen: Phelps muss sich Silber mit gleich zwei Rivalen teilen Der Ausgang des letzten Einzelrennens seiner Karriere war für Michael Phelps sehr speziell. Unschlagbar war seine Teamkollegin Katie Ledecky - und ein Oldie aus der US-Mannschaft trumpfte ganz groß auf. 2016-08-13 10:07 3KB www.rp-online.de 61 US-Torhüterin sauer nach Aus: Solo beschimpft Schwedinnen als Feiglinge US-Torhüterin Hope Solo hat nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei den Olympischen Spielen Gegner Schweden attackiert. 'Wir haben gegen einen Haufen Feiglinge verloren', ätzte die 35-Jährige. 2016-08-13 10:07 2KB www.rp-online.de 62 Ledecky mit Weltrekord zu viertem Rio-Gold Amerika ist der Goldhamster im Schwimmen, Katy Ledecky, 19, gewann alleine bereits vier in Rio. 2016-08-13 03:58 1KB diepresse.com 63 Lionel Messi kehrt ins Nationalteam zurück Fünfmaliger Weltfußballer "will nicht für mehr Probleme sorgen" 2016-08-13 03:54 2KB diepresse.com 64 Olympia: Tischtennis-Damen stehen im Viertelfinale 3:1-Sieg in Auftakt-Begegnung gegen die Niederlande - Liu Jia punktete zweimal, u.a. erneut gegen Li Jiao erneut - Samstagabend gegen Japan 2016-08-13 03:52 1KB diepresse.com 65 US-Basketballer hatten auch gegen Serbien Mühe Serbien vergab eine Minute vor Schluss Chance zum Ausgleich, verlor mit 91:94 gegen Durant und Co. 2016-08-13 03:45 1KB diepresse.com 66 Wiggins fünfter Olympiasieg: "Wollte mit Gold aufhören" Erfolgreichster britischer Olympionike: "Etwas, worüber man den Kindern erzählen kann" 2016-08-13 03:42 1KB diepresse.com 67 Die erfolgreichsten Aktiven aller Sommerspiele Natürlich, Michael Phelps ist die Nummer 1 in diesem Ranking, auch wenn er im Finale über 100 Meter Delfin von Joseph Schooling aus Singapur klar besiegt wurde. Der USSchwimmer ist der erfolgreichte Sommersportler. 2016-08-13 03:37 2KB diepresse.com 68 Phelps "nur" Zweiter - Schwanitz enttäuscht Überraschung beim Schwimmen, Enttäuschungen in der Leichtathletik und ein Eklat beim Judo. Außerdem: Zwei weitere Goldmedaillen für Deutschland - das war der Olympia-Tag im Liveblog. 2016-08-13 02:17 978Bytes www.tagesspiegel.de 69 Bulgariens Migrationspolitik: Internieren und Abschieben Die Uno bezichtigt Bulgarien einer menschenunwürdigen Migrationspolitik. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch 70 Familienstreit nach dem Putschversuch: Noch ein Türke namens Gülen in Amerika Der türkische Präsident Erdogan will die religiöse Gülen-Bewegung zerschlagen. Ein Basketballspieler schlägt zurück. 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch 71 Hotel Piz Linard: Rosa Grandezza am Dorfplatz von Lavin Als das Hotel Piz Linard in Lavin vor zehn Jahren die Hand wechselte, wurde der Palazzo Schritt für Schritt zurückgebaut, bis hin zur 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch 72 Entwicklungsminister Müller: Syrien braucht ein EUNotprogramm Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Gerd Müller hat der Europäischen Union Tatenlosigkeit angesichts der Grauen im Syrien-Krieg vorgeworfen 2016-08-13 00:00 1KB www.sueddeutsche.de 73 Gottfried von Einems "Jesu Hochzeit" am Carinthischen Sommer: Liebesvereinigung im Tod Die Uraufführung in Wien rief 1980 einen beispiellosen Skandal hervor. 2016-08-13 00:00 6KB www.nzz.ch 74 Kinderlähmung in Nigeria: Militär bringt Impfstoff nach Borno NZZ Nachrichten, Hintergründe, Meinungen aus der Schweiz, International, Sport, Digital, Wirtschaft, Auto & mehr. Fundierte Berichterstattung rund um die Uhr. 2016-08-13 00:00 1KB www.nzz.ch 75 25 Jahre Zürcher Street Parade: «Google wäre nicht in Zürich ohne die Street Parade» Als 23-jähriger Student organisierte Marek Krynski 1992 die erste Zürcher Street Parade. 2016-08-13 00:00 7KB www.nzz.ch 76 Nigeria in der Krise: Befreiungsschlag gegenüber dem Erdöl Nigerias Währung verliert seit der Loslösung vom Dollar rapide an Wert, während die Wirtschaft im bevölkerungsreichsten Land in Afrika 2016-08-13 00:00 5KB www.nzz.ch 77 Indigene Bogenschützen: Athleten aus dem Regenwald Scouts haben in den hintersten Winkeln Amazoniens nach Talenten gesucht und sind fündig geworden. 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch 78 Ursprungsmythen der europäischen Stadt: Die Piazza als Herausforderung für heutige Urbanisten Das Ideal von Piazza, Forum und Agora beschäftigt uns noch immer. 2016-08-13 00:00 10KB www.nzz.ch 79 Flüchtlingslager in Como: Hier endet die Mittelmeerroute Seit Anfang August ist Como eine Stadt mit wildem Flüchtlingslager. Linke Aktivisten schieben der Schweizer Grenzwache die Schuld zu. 2016-08-13 00:00 7KB www.nzz.ch 80 Die Transformation städtischer Uferzonen: Neues Leben am Wasser Der Bezug zum Wasser definiert Städte. 2016-08-13 00:00 11KB www.nzz.ch 81 69. Filmfestival Locarno: Die Preisfrage Zur Folklore eines Filmfestivals gehört das Spekulieren über die Preisträger. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch 82 Schutz vor Schlaganfall: Ein Filter fürs Gehirn Es ist selten, aber es kommt vor: ein Hirnschlag, der sich aufgrund eines Herzklappenersatzes ereignet. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch 83 US-Warenhausketten: Macy's folgt JC Penneys Spuren Ein Job-Kahlschlag soll Macy's das Überleben sichern. Hoffnung gibt dabei das Vorbild der Konkurrentin JC Penney. 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch 84 Usain Bolt: Blitzgewitter in Menschengestalt Die Wettkämpfe der Leichtathleten an Olympia sind gestartet. Sehnlichst erwartet wird der schnellste Mensch der Welt: Usain Bolt. 2016-08-13 00:00 12KB www.nzz.ch 85 Mundstücke: Okra Wenn Okra in Mitteleuropa kaum auf den Tisch kommt, dann hat dies in erster Linie mit dem Schleim zu tun, den die Früchte absondern. 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch 86 Verdis Meisterwerk an der Oper Schenkenberg: Eine Arena für «Rigoletto» Eine Freilichtbühne, ein Star-Regisseur und Schweinemasken als Requisiten: Im Aargau gelingt Peter Bernhard eine zwar wenig 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch 87 Simbabwe unter Mugabe: Ein Land im freien Fall Mugabe regiert Simbabwe seit über dreissig Jahren. Der 92-Jährige gilt als korrupter Kleptokrat. 2016-08-13 00:00 10KB www.nzz.ch 88 Rapperswil – Cup-Gegner des FC Basel: Roccos italienischer Traum Rocco Delli Colli hat ein Gastrounternehmen aufgebaut. Nun sucht er den Erfolg mit dem Erstligaklub Rapperswil. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch 89 Alain Claude Sulzer: Warum ich manchmal lieber schweige Sollen sich Schriftsteller einmischen, wenn sie dazu aufgefordert werden? 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch 90 Geschäfte mit Golfstaaten: Noch immer reich genug für die Schweiz Die starke Präsenz von Touristen aus den Golfstaaten in der Schweiz ist angesichts des stark gefallenen Erdölpreises überraschend. 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch 91 Pensionssysteme: Die Renten sind nicht sicher Die Rentensysteme der meisten Industrieländer stehen unter Druck. 2016-08-13 00:00 7KB www.nzz.ch 92 Franz Kafkas Nachlass: Epischer Streit findet ein Ende Das Oberste Gericht in Israel hat entschieden, dass die Hinterlassenschaft Max Brods mit wichtigen Handschriften von Kafka nicht in 2016-08-13 00:00 8KB www.nzz.ch 93 Premier League: Zarte Londoner Hoffnungen Alles ist neu bei Chelsea London, alles bleibt beim Alten beim Stadtrivalen Arsenal. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch 94 Neue Intendanz am Luzerner Theater: «Es geht nicht länger um Frontalunterricht» Benedikt von Peter eröffnet seine Intendanz am Luzerner Theater mit Luigi Nonos Schlüsselwerk «Prometeo» – eine Koproduktion mit dem 2016-08-13 00:00 9KB www.nzz.ch 95 Neuer Job für Ex-Kanzler: Faymann wird UNOSondergesandter Der im Mai als Bundeskanzler und SPÖ-Chef zurückgetretene Werner Faymann wird Sondergesandter von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon für den weltweiten Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Er nimmt die neue, ehrenamtliche Tätigkeit mit Anfang September auf. 2016-08-12 23:21 5KB www.tt.com 96 Salah Ammo: „Meine Religion ist die Musik“ Der syrische Kurde Salah Ammo ist Artist in Residence im Innsbrucker Treibhaus. Wenn Musik die Welt zu einem besseren Ort machen kann, dann bestimmt seine. 2016-08-12 18:31 5KB www.tt.com 97 Simit: Programmiersprache für physikalische Simulationen Wissenschaftler des MIT und anderer Institutionen haben Simit vorgestellt. Davon sollen jene profitieren, die ihre physikalischen Systeme durch Graphen beschreiben und auch Nutzern linearer Algebra Performancegewinne verschaffen. 2016-08-12 15:42 2KB www.heise.de 98 Islamvertrag liegt nun auf Eis Das hatte sich in den vergangenen Tagen angedeutet: Angesichts von CDU-Kritik und öffentlicher Sorge wegen der Türkeikrise und islamistischem Terror schiebt... 2016-08-13 10:07 2KB www.haz.de 99 Gesprengt, gezittert, gesperrt Anrainer ärgern sich über zuletzt gestiegenen Güterverkehr durch Innsbruck. Der Grund liegt in Sprengungen in der Nähe des Umfahrungstunnels Innsbruck. 2016-08-12 14:29 3KB www.tt.com 100 Rote Rochaden im Innsbrucker Gemeinderat noch im Herbst Nicht nur die stv. Klubchefin Sophia Reisecker wird den Innsbrucker SPÖ-Klub mit September verlassen: Mit ihr wird auch Marie-Luise Pokorny-Reitter gehen. 2016-08-12 12:58 2KB www.tt.com Articles Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-08-13 12:02 1 /100 Bomben in Thailand: (2.12/3) Verdächtigen an Polizei kündigt Liste von Bangkok – Nach den Bombenanschlägen in Thailand haben die Behörden ihre Ermittlungen zu möglichen Drahtziehern und Motiven fortgesetzt. Festnahmen gab es bis Samstagmorgen zwar noch nicht, wie der stellvertretende Chef der nationalen Polizei, Pongsapat Pongcharoen, vor Reportern sagte. „Wir hoffen aber, heute oder spätestens am Sonntag eine Liste von Verdächtigen zu haben“, kündigte er an. In Thailand detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze in fünf verschiedenen Orten, darunter in Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Unter den Verletzten ist eine Österreicherin. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich Touristenziele im Süden des Landes. Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um Thailänder. Gegner der Militärjunta verdächtigt Die Polizei geht zurzeit davon aus, dass am ehesten Gegner der von der Militärregierung unterstützten und vergangene Woche in einem Referendum beschlossenen neuen Verfassung des Landes hinter den Anschlägen stecken könnten. „Man muss nur sehen, wo die Anschläge stattfanden – all diese Provinzen haben dafür gestimmt“, sagte am Freitag Polizeichef Chakthip Chaijinda. „Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung.“ Seit einem Putsch im Mai 2014 regiert in dem südostasiatischen Land das Militär. Im Süden des Landes gibt es zudem seit Jahren Widerstand gegen die Regierung in Bangkok. Separatisten fordern die Unabhängigkeit der drei südlichsten Provinzen des Landes. Seit 2004 starben mehr als 6000 Menschen bei Bombenanschlägen und Schießereien. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Separatisten hinter den jüngsten Anschlägen steckten, sagte Polizeichef Chaijinda. Hua Hin liegt rund 200 Kilometer südlich der thailändischen Hauptstadt Bangkok und ist ein beliebtes Reiseziel bei in- und ausländischen Touristen. Der am schwersten von den Anschlägen getroffene Badeort fürchtet nun einen Rückgang der Touristen. „Hua Hin hatte noch nie so ein Problem“, sagte Nai Amporn, der ein Restaurant am Strand von Hua Hin besitzt einer Nachrichtenagentur. „Ich fürchte, dass die Geschäfte schlechter laufen werden - allein heute Morgen kann man sehen, dass weniger Leute zum Frühstück gekommen sind.“ Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein der thailändischen Wirtschaft. (APA/dpa/AFP) Bomben in Thailand: Polizei Bomben in Thailand - Polizei arbeitet an Verdächtigenkündigt Liste von Liste Verdächtigen an n-tv.de sueddeutsche.de Thailändische Polizei dementiert Verhaftungen nach Anschlägen sueddeutsche.de 2016-08-13 08:55 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 2 /100 Harting sucht Eingebungen» neuen Ansatz: «Brauche kreative (2.10/3) Rio de Janeiro (dpa) - Robert Harting braucht Ruhe. Nach seinem schmerzhaften Aus in der Diskus-Qualifikation der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro muss sich der Goldmedaillengewinner von London 2012 erstmal ausführlich Gedanken über seine genaue sportliche Zukunftsplanung machen. "Ich werde mir ein bisschen Zeit nehmen und ein paar klare Gedanken finden und hoffen, dass man ein gutes Ergebnis für die nächsten beiden Jahre rauskriegt", kündigte Harting nach seinem überraschenden K.o. an. "Jetzt brauche ich kreative Eingebungen und neue Ideen, wie ich es weiter gestalte. " Kreuzbandriss, Quadrizepssehnenriss, Muskelfaserriss und dann noch kurz vor dem Wettkampf im Olympiastadion ein Hexenschuss. "Ich muss ehrlich zugeben, das war zuviel", räumte der 31-Jährige ein. In einer Nachricht an seine Fans meldete sich Harting später noch einmal zu Wort. Er bedankte sich für ihre Unterstützung, musste aber enttäuscht konstatieren: "Ich war in meinem Leben noch nicht so traurig. " Ein skurriler Hexenschuss hatte den 2,01-Meter-Hünen in die Knie gezwungen. Der dreimalige Weltmeister zog sich die folgenschwere Verletzung in der Nacht zum Donnerstag zu, nachdem er im Bett liegend mit dem Fuß das Licht ausgemacht hatte. Nur mit einer Spritzenkur konnte der schwer gehandicapte Modellathlet in Rio an den Start gehen - und scheiterte. Nach zwei ungültigen Versuchen gelangen ihm nur 62,21 Meter. "So aufzuhören ist natürlich nicht mein Ding", sagte er danach. Die Sommerspiele am Zuckerhut hatte er sich natürlich anders vorgestellt. "Mal gucken wie die Motivationslagen sind, wie viel mentale Kraft es noch gibt. " Harting muss sich nach eigenen Angaben "eine Idee holen, wie es jetzt weitergeht, das ist ja auch ein ermüdender Prozess. " Schon die Vorbereitung auf Olympia verlief alles andere als verheißungsvoll. Nach seinem Kreuzbandriss im Herbst 2014 musste er lange aussetzen, dann plagte ihn eine Brustmuskel-Verletzung. Das Knie streikte immer wieder. Mit Blick auf die Leichtathletik-EM 2018 in Berlin kündigte Harting an: "2018 ist dann wirklich auch Schluss. " Später ergänzte er in der ARD: "Ich muss dass irgendwie schaffen. Momentan fällt aber alles schwer, in die Zukunft zu denken. " Sein Trainer Torsten Lönnfors spendete ihm Trost. "Das ist natürlich enttäuschend, wir müssen aber nach vorne gucken", betonte er. "Natürlich war von außen zu sehen, dass es nicht funktioniert hat, es hätte aber auch klappen können. " Harting muss sich in Frustbewältigung üben. Dass sein jüngerer Bruder Christoph souverän ins Finale vordrang, linderte seinen Schmerz. "Natürlich hilft das", meinte er. "Für die Familie ist das ganz wichtig, die haben auch viel Geld bezahlt, kommen hierher. " Olympia kompakt: Der Unfreiwillige Stadtrundfahrt siebte Tag vor Rennen für Schwimmer augsburger-allgemeine.de haz.de Hockey-Herren haken Sieg Harting sucht neuen Ansatz: ab: Fokus auf Viertelfinale "Brauche kreative sueddeutsche.de Eingebungen" haz.de 2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 3 /100 Schwanitz verpasst Medaille: "War zu verkrampft" (2.04/3) Rio de Janeiro. Die AusnahmeKugelstoßerin Christina Schwanitz hat die Gabe, anschaulich zu formulieren. Auch den gescheiterten Versuch, Olympia-Gold zu holen, wusste sie plastisch in Worte zu fassen. "Da habe ich es mit der Brechstange probiert und versucht, dass Wasser aus der Kugel zu drücken", analysierte die Welt- und Europameisterin das verpatzte Finale in Rio de Janeiro. "Das bringt halt nix. " Die Goldfavoritin kam bei der olympischen Medaillenvergabe über enttäuschende 19,03 Metern nicht hinaus - Rang sechs. Olympiasiegerin wurde Michelle Carter (USA), die die Kugel im letzten Versuch überraschend auf 20,63 Meter wuchtete und Valerie Adams das historische Gold-Triple vermasselte. 20,42 Meter reichten der Neuseeländerin nicht, um als erste Frau der Geschichte den dritten Olympiasieg in Serie zu schaffen. Gold sollte für Schwanitz eine Motivation sein, doch im Endkampf spürte sie plötzlich den großen Erfolgsdruck. "Wenn man so viel träumt und so hoch greift, kommt der eine oder andere Druckmoment", bekannte die starke Sächsin. "Ich habe dieses Jahr zu wenige Wettbewerbe gemacht, um damit leichter umzugehen. " Den Abend habe sie sich etwas anders vorgestellt, bekannte Deutschlands Sportlerin des Jahres 2015. Aber ein sechster Platz bei den Olympischen Spielen sei trotzdem honorig. Nur: "Die Leistung ist Kacke. Die Nicht-Weite vergessen wir schnell. " Im ersten Versuch schaffte sie es knapp über die 19 Meter, danach machte sie vier ungültige Stöße und kam im sechsten Durchgang nicht über 18,92 Meter hinaus. "Ich hatte überhaupt kein Gefühl für das Kugelstoßen, die Leichtigkeit war weg", berichtete die 30-jährige vom LV 90 Erzgebirge. "Ich war zu verkrampft und wollte unbedingt. Wer will, verliert. " Nach der Qual im Olympia-Ring wollte sie nicht mal mehr ihr rituelles Bier trinken, dass sie aus der Heimat mitgebracht hatte. "Im Moment ist der Gemütszustand, dass ich einfach nur unter die Dusche, dann ins Bett gehe und die Decke über den Kopf ziehe, um nichts mehr zu hören und zu sehen", sagte sie. Allerdings will Schwanitz wieder aufstehen. "Ich möchte das so nicht stehen lassen, da ist mein Ehrgeiz geweckt", erklärte sie. Die nächsten Sommerspiele 2020 hat sie noch auf dem Karriereplan. "Vom Kopf bin ich so weit, dass ich in Tokio starten möchte", erklärte Schwanitz. "Mal sehen, ob es der Körper auch so will. " In den vergangenen Jahren hatte sie immer wieder Zwangspausen einlegen müssen. "Da hat man auch mal keine Kraft mehr, gegen Verletzungen anzukämpfen", sagte Schwanitz. Unterkriegen lassen will sich die Frohnatur aber nicht: "Die Leistung war schlecht, aber ich bin nicht am Boden zerstört. " dpa So lief die Olympia-Nacht | Gold-Hoffnung Schwanitz stößt an Medaille vorbei US-Torhüterin Solo: „Gegen Haufen Feiglinge verloren“ bild.de Schwanitz verpasst Medaille: «War zu verkrampft» sueddeutsche.de 2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 4 /100 Fidel Castro: Revolution 90. Geburtstag der personifizierten (1.11/3) Kuba ohne Fidel Castro - fast unvorstellbar. Der ewige Revolutionsführer wird in seiner Heimat als "Gigant" verehrt. Heute wird er 90 Jahre alt. Ob er seinen Geburtstag als topfitter Politik-Rentner oder gebrechlicher Greis feiert, wüssten wohl auch die Kubaner gerne. "Alles Gute Fidel, zu Deinem 90. Geburtstag. " Nicht nur die jungen Pioniere Kubas singen dem greisen Revolutionsführer ein Ständchen. Radio, Zeitungen und Fernsehen der Insel sind voll mit Glückwünschen. Es gibt eine neue CD mit zwölf Songs, die Fidel Castro gewidmet sind, Plaketten werden enthüllt, Ausstellungen eröffnet. Personenkult pur. Und die Lobeshymnen werden in jedem Jahr größer, etwa beim Sender Radio Rebelde, der schon bei Fidels 89. Geburtstag vor einem Jahr einen wahren Giganten pries, den Retter der Heimat: "Im Jahr 1926 gab uns die Geschichte einen Giganten. Einen Führer der Ideen, der unsere Heimat rettete.“ Ein Song auf der Geburstags-CD heißt "Su nombre es pueblo", was frei übersetzt bedeutet: Er ist das Volk. Fidel Castro ist auf Kuba so etwas wie die personifizierte Revolution. Das Mensch gewordene Symbol eines Landes im Wandel, an dem sich vor allem ältere Kubaner aufrichten. Knapp 50 Jahre lang hat er direkt die politischen Geschicke der Insel gelenkt, seit dem Sieg seiner Guerilleros zum Jahreswechsel 1959. Mit einem Schlag wurde der gelernte Anwalt damals zu einer Person der Weltpolitik - zum Hoffnungsträger vieler Widerstandsbewegungen in Diktaturen, zum Posterboy der globalen Linken. Gleichzeitig wurde Castro aber auch zur Hassfigur der US-Politik. Sie fürchtete, dass die Sowjetunion Kuba als Sprungbrett nutzen könnte, um den Sozialismus nach ganz Mittelamerika zu exportieren. Washington reagierte mit Blockaden, unterstütze Putschversuche und Mordanschläge. Alles vergebens. Auf Kuba schweißte das Bevölkerung und Revolutionsführer nur noch enger zusammen. In teils stundenlangen Reden peitschte Fidel das Publikum immer wieder mit seinen Schlagworten auf: Vaterland oder Tod - wir werden siegen, so einer seiner Slogans. Vor zehn Jahren übergab Fidel Castro die Macht offiziell an seinen Bruder Raul, aus gesundheitlichen Gründen. Seither zeigt er sich selten in der Öffentlichkeit. Zuletzt hatte er im April einen großen Auftritt, beim Parteitag in Havanna. Unter großem Applaus gab er seinem Nachfolger, der - auch aus wirtschaftlicher Not - die Annäherung zu den USA sucht, eine Art verklausulierten Ritterschlag: Er dankte ausdrücklich den Delegierten und Raul Castro für ihre hervorragenden Bemühungen: "Ich gratuliere Ihnen allen. Und vor allem dem Genossen Raul Castro, für die hervorragende Arbeit. " Wie es Fidel Castro heute geht, darüber kursieren die unterschiedlichsten Versionen. Sie reichen von einem topfitten Politik-Rentner bis hin zu einem gebrechlichen Greis, der mehr oder weniger auf dem Totenbett liegt. Doch solche Spekulationen gibt es schon lange. Fidel sagte dazu einmal: Selbst wenn er einmal stirbt, werde man nicht an seinen Tod glauben. Fidel Castro - Rechtsanwalt, Fidel Castro wird 90: Kubas Guerillo, Symbolfigur unsterblicher tagesschau.de Revolutionsführer feiert nzz.ch Fidel Castro wird 90: Ein bewegtes Leben für die Revolution nzz.ch 2016-08-13 08:16 tagesschau.de www.tagesschau.de 5 /100 Nach den Anschlägen: "Wer will jetzt noch nach Thailand? (1.04/3) " Nach der Anschlagsserie in Thailand mit vier Toten und mehr als 30 Verletzten verlassen erste Touristen die betroffenen Badeorte. Vor allem Hua Hin, der Ferienort der Königsfamilie, wirkt wie ausgestorben. War das das Ziel der Attentäter? Klai Kangwon, so heißt der Sommerpalast des thailändischen Königspaares im Badeort Hua Hin. Der Name heißt übersetzt "weit weg von den Sorgen“. Doch wenn die Sorgen derzeit irgendwo sehr nah sind, dann hier, in der eleganten Ferienstadt mit königlichen Traditionen. Nach den Anschlägen sieht der Touristenmagnet eher aus wie eine Kampfzone. Vier Sprengsätze explodierten innerhalb von zwölf Stunden und rissen zwei Menschen in den Tod, Dutzende wurden verletzt, darunter auch ausländische Touristen. "Es ist gerade wie eine Geisterstadt. Normalerweise vibriert der Ort, ist voller Leben, vor allem an diesem langen Wochenende ist sehr viel los", sagt ein Besucher. "Die Geschäfte sollten geöffnet haben, die Straßen sollten voller Touristen sein, aber es ist tot, ausgestorben. " Eigentlich sollte es ein großes Geburtstagsfest zu Ehren der Königin geben, auch Muttertag wird an diesem langen Wochenende gefeiert. Doch nach den Anschlägen, die mit Phuket, Surat Thani und Phang Nga auch andere Städte trafen, verlassen einige Touristen lieber die Ferienorte. "Ich wollte eigentlich erst morgen nach Bangkok und meine Frau dort treffen", sagt einer von ihnen. "Aber ich reise jetzt schon ab, die Stimmung hier ist zurzeit nicht besonders schön. " Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen des Landes. Rund 25 Millionen Urlauber besuchen das Land jedes Jahr. Egal, wie chaotisch oder unterdrückend die politische Lage in Thailand bisher war, ob eines der zahlreichen Militärregimes an der Macht war - die Touristenhochburgen waren bisher sicher. Daran änderten auch gewalttätige Demonstrationen oder die Rebellen, die im Süden mit Bomben für ihre Unabhängigkeit kämpften, nichts. Das scheint vorbei. "Unser Thailand sollte sich lieber versöhnen, anstatt sich auf diese Weise zu bekämpfen", klagt eine Ladenbesitzerin. "Wer will jetzt hierher kommen und Thailand besuchen in so einer Lage? ", fragt sie. "Die Wirtschaft war dabei, sich zu erholen, aber jetzt wird sie wieder abstürzen, das ist schlimm. " Eine der Theorien, wer hinter den Anschlägen steckt, geht genau in diese Richtung: Die Serie von Attacken soll dem Militärregime schaden, kurz nachdem es sich mit einem Verfassungsreferendum seine Macht hat bestätigen lassen. Die Junta hat Ruhe und Frieden versprochen - aber die Anschläge zeigen, dass sie das nicht halten kann. Jetzt verschärft sie alle sowieso schon rigiden Sicherheitsmaßnahmen, wie die Polizei in Hua Hin beschreibt: "Wir konzentrieren uns auf Schutzmaßnamen und darauf, die Täter zu finden", erklärt ein Sprecher. Ersten Meldungen, nach denen zwei Verdächtige festgenommen wurden, widersprach die Polizei. "Wir hoffen, dass wir heute oder morgen Verdächtige festnehmen können", sagte der stellvertretende nationale Polizeichef. Die Polizei trage derzeit Hinweise zusammen. Mit Straßensperren, Kontrollen an Flughäfen und Fähren versucht Thailand das Vertrauen der Touristen wieder zurückzugewinnen. Bei manchen funktioniert es auch, wie bei diesem Briten: "Man macht sich schon ein bisschen Sorgen, ob etwas passieren könnte. Aber wir haben noch zwei Wochen Ferien hier und versuchen, diese Zeit so gut es geht zu genießen. " Thailändische Polizei dementiert Verhaftungen nach Anschlägen sueddeutsche.de 2016-08-13 07:25 tagesschau.de www.tagesschau.de 6 /100 Live-Blog Olympia: Die kuriose Nacht des Michael Phelps (1.03/3) Bye, bye Bradley. «Fuck, es ist vorbei», mit diesen Worten verabschiedete sich Bradley Wiggins von den Olympischen Spielen. Zuvor hatte er mit dem Bahnvierer Gold gewonnen und einen Weltrekord aufgestellt. Wir finden: ein Abschied wie er Wiggins gebührt. Mehr zu Bradley Wiggins lesen Sie im Porträt von Christof Gertsch. Impressionen aus der Qualifikation im Hammerwerfen. Skurriler Unfall. Robert Harting war der Favorit auf Olympia-Gold im Diskus. In der Nacht auf Samstag scheiterte er überraschend bereits in der Qualifikation. Der Grund ist ziemlich kurios: Harting zog sich einen Hexenschuss zu, als er im Bett liegend mit dem Fuss das Licht ausmachte. Die Enttäuschung beim Deutschen ist gross, auf Facebook schrieb er: «Ich war in meinem Leben noch nicht so traurig.» Meckerei. Hope Solo, die Torhüterin der US-Frauenfussballmannschaft, hat ihrem Ruf als Bad Girl mal wieder alle Ehre gemacht. Nach dem blamablen 3:4 im Halbfinal gegen den Aussenseiter Schweden sagte sie: «Wir haben gegen einen Haufen Feiglinge verloren.» Schweden habe kein offenes Spiel haben wollen. Und keinen guten Fussball zeigen wollen. Die siegreichen Schwedinnen liess Solos Gepolter kalt. Die Trainerin Pia Sundhage, früher Solos Trainerin, sagte: «Wenn du gewinnst, ist es okay, ein Feigling zu sein.» Phelps II. Eigentlich hätte ja Joseph Schooling bei der Siegerehrung über 100-m-Delphin im Mittelpunkt stehen sollen (Lesen Sie weiter unten, 7:16). Aber am Ende war es dann halt doch wieder Michael Phelps - obwohl er nur Zweiter wurde. Der Grund: Phelps war genau gleich schnell wie Chad le Clos (Südafrika) und Laszlo Cseh (Ungarn). Drei SilbermedaillenGewinner, das gab es noch nie an Olympischen Spielen. Bei der Siegerehrung stiegen die drei langjährigen Konkurrenten Hand in Hand aufs Treppchen. Irgendwie süss. Aber irgendwie auch ziemlich seltsam. Für Phelps war es übrigens das letzte Einzelrennen der Karriere. Phelps I. Wer hätte das gedacht? Vor acht Jahren posierte ein Knabe aus Singapur für ein Foto mit Michael Phelps. In der Nacht auf Samstag hat der Fan das Vorbild besiegt: Der 21-jährige Joseph Schooling war über 100-m-Delphin schneller als Phelps und gewann olympisches Gold. Die Tatsache ist umso erstaunlicher, wenn man weiss, dass Phelps in dieser Disziplin seit 2005 an jedem Grossanlass, zu dem er angetreten war, Gold gewonnen hat. Mehr zum Thema lesen Sie im Text unseres Kollegen in Rio, Christof Gertsch. Plan B. Eigentlich hätte Martina Hingis in Rio mit Belinda Bencic und Roger Federer im Doppel antreten sollen. Weil beide Forfait geben mussten entschied sie sich spontan mit Timea Bacsinszky zu spielen. Nun stehen die beiden in Rio im Final. In der Nacht auf Samstag gewannen sie gegen die Tschechinnen Andrea Hlavackova und Lucie Hradecka 5:7, 7:6, 6:2. Mehr dazu in unserer Tageszusammenfassung. Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, meine Name ist Claudia Rey und ich darf Sie heute in unserem Live-Blog zu den Olympischen Spielen durch den Tag begleiten. Hier halten wir Sie jeden Tag ab 7 Uhr auf dem Laufenden, präsentieren Nachrichten und Unterhaltsames aus Rio. Olympia: Das war die Nacht Michael Phelps: Kein Gold? in Rio Kein Gold! rp-online.de nzz.ch 2016-08-13 00:00 Claudia Rey www.nzz.ch 7 /100 Welte und Vogel wieder im Glück - Zukunft ungewiss (1.02/3) Rio de Janeiro. Wie ein unzertrennliches Paar hüpften Kristina Vogel und Miriam Welte durch den Innenraum des Velodromes von Rio de Janeiro. Die Bronzemedaille im olympischen Teamsprint bescherte den "Golden Girls" von London ein zweites Mal derartige Glücksmomente, dass sogar BahnradBundestrainer Detlef Uibel schnell seine Kamera hervorkramte. Schließlich ist unklar, wie oft es noch Schnappschüsse vom schnellsten deutschen FrauenZimmer geben wird. Denn die 29-jährige Welte plant im Gegensatz zu ihrer vier Jahre jüngeren Kollegin nicht mehr bis zu den Olympischen Spielen in Tokio. Auf kurz oder lang muss sich Vogel eine neue Partnerin suchen. "Miriam hört noch nicht auf. Sie fährt noch ein bisschen weiter, aber darüber reden wir später", sagte die Ausnahmeathletin, die zukünftig auch mit Junioren-Weltmeisterin Pauline Grabosch ein Gespann bilden könnte. In Rio wurde diese Personalie noch nicht thematisiert, dafür ließ allein das dichte Programm keine Zeit. Schließlich stand am Samstagmorgen bereits der Keirin-Wettbewerb an - mit Vogel als Weltmeisterin. Für diese Herausforderung bescherte die Bronzemedaille kräftigen Rückenwind. "Das ist eine riesige Erleichterung. Wir haben letztes Jahr gesehen, wo wir uns einordnen können. Wir haben uns unseren Traum erfüllt", sagte Vogel. Der dritte Platz war für das Duo das Optimum, ein erneuter Coup wie in London außer Reichweite. Dafür waren insbesondere die chinesischen Weltrekordhalterinnen Jinjie Gong und Tianshi Zhong, aber auch die Russinnen zu stark. "Wir müssen jetzt halt überlegen, was die anders machen. Die Chinesin ist ja unglaublich schnell angefahren. Wir müssen einfach daran arbeiten, dass wir uns auch steigern", sagte Welte. Schon in London waren sie gegen China und auch Großbritannien chancenlos gewesen, damals halfen aber Wechselfehler der Konkurrenz zum unverhofften Gold. Glück hatten sie aber trotzdem, gerade einmal 22 Tausendstelsekunden betrug der Vorsprung im kleinen Finale auf Australien. Bei allen Zwischenzeiten hatten Anna Meares und Stephanie Morton vorne gelegen, ehe Vogel mit einem starken Finish noch alles herumriss. "Wir haben in letzter Zeit so viele vierte Plätze gesehen, haben immer vor dem Fernseher gesessen, gestern als die Jungs Fünfter geworden sind. Da haben wir gedacht: Scheiße, das müssen wir besser machen", sagte Welte. Noch besser will es Vogel in den nächsten Tagen machen. Zwei Medaillen, davon eine goldene, sind das erklärte Ziel. dpa Olympia: Das war die Nacht in Rio rp-online.de 2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 8 /100 Heidlers Abschiedswunsch: "Weit werfen und Spaß haben" (1.02/3) Rio de Janeiro. Betty Heidler war "einfach müde" - aber glücklich. "Ich freue mich aufs Bett", sagte sie und lächelte. Die Hammerwerferin darf bei ihren vierten und letzten Sommerspielen noch einmal um die Medaillen mitkämpfen. Mit eine Weite von 71,17 Metern verließ die in der Qualifikation schon so oft gebeutelte frühere Weltrekordlerin und Weltmeisterin von 2007 das Olympiastadion. Im Finale am Montag in Rio de Janeiro hofft Heidler auf den glänzenden Schlusspunkt ihrer internationalen Karriere. "Weit werfen und Spaß haben", das will sie noch einmal. "Der Wunsch nach einer Medaille ist nicht kleiner oder größer, sondern einfach ungebrochen", sagte die 32-jährige Frankfurterin. Ein Debakel wie vor acht Jahren in Peking, bei der WM 2013 in Moskau und der EM 2012 in Helsinki ersparte sich Heidler dieses Mal. Da war sie jeweils als Mitfavoritin im Vorkampf gescheitert. "Es lief alles wie erwartet, alles okay", sagte sie nach der bestandenen Nervenprobe. Topfavoritin Anita Wlodarczyk gab sich ebenfalls keine Blöße: Die Polin kam mit starken 76,93 Metern weiter. Heidlers Frankfurter Clubkollegin Kathrin Klaas scheiterte hingegen ebenso in der Ausscheidung wie Charlene Woitha aus Berlin bei ihrem Olympia-Debüt. Heidler hatte sich im Juni schon über Silber bei der EM in Amsterdam gefreut. Nach dieser Saison beendet sie ihre Laufbahn mit so vielen Höhen und Tiefen. "Ich werde versuchen, entspannt ranzugehen. Ich weiß, ich hab' schon eine Medaille", hat sie angekündigt. Vor vier Jahren in London hatte sie in einem denkwürdigen Wettkampf, als ein Messfehler alles durcheinanderbrachte, nach aufregenden Stunden Bronze gewonnen. "Mein Ziel ist es, meine Leistung abzurufen, eine Saisonbestleistung zu zeigen", sagte sie vor Rio. "Wenn ich das schaffe, bin ich mir ziemlich sicher, dass auch eine Medaille drin ist. " In diesem Sommer warf sie 75,77 Meter - deutlich weniger als die herausragende Wlodarczyk, die mit 80,26 Metern die Weltjahresbestenliste anführt. Wenn die Weltrekordlerin, Weltmeisterin und Europameisterin nicht in der Qualifikation überraschend patzt, sei es "fast ein Ding der Unmöglichkeit", sie zu schlagen. Das wusste Heidler schon vorher: "Jeder erwartet, dass sie gewinnt. " Mit einer Medaille im Koffer wäre die rothaarige Sportlerin schon überglücklich. Dann könnte sie auch ihr Sightseeing-Programm nach dem Wettkampf so richtig genießen. Ein Strandspaziergang an der Copacabana steht ganz oben auf der Liste. dpa Da ist er also wieder! Rund vier Monate war Robin Dörrie nicht zu sehen, wenn Läufer zu Wettkämpfen in der Region antraten. Wer den Mittvierziger kennt, der kann in etwa nachvollziehen, war für eine schlimme Zeit das für ihn gewesen ist. Heidlers Abschiedswunsch: «Weit werfen und Spaß haben» sueddeutsche.de 2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 9 /100 Pferd "Cosmo" verletzt Pfleger vor Dressur-Ehrung der (1.02/3) Deutschen Die Siegerehrung der deutschen Dressur-Equipe im Reitstadion des Olympiaparks Deodoro in Rio de Janeiro wurde von einem Unfall überschattet. Plötzlich stieg das Cosmo des Team- Olympiasiegers Sönke Rothenberger hoch und traf seinen Pfleger Robbie Sanderson. Pferdepfleger Sanderson wurde sofort von Mannschaftsarzt Manfred Giensch erstversorgt. «Es sieht gut aus», sagte Rothenberger. «Gott sei Dank ist wohl nicht so viel passiert.» Sanderson sei in ein Krankenhaus gebracht worden, um sicherzugehen. Dort wurde der Brite mit zehn Stichen genäht. «Das ist nichts, das ist nur ein kleiner Kratzer», sagte Sanderson am Freitagabend im Deutschen Haus. «Alles ist gut. Nur blöd, dass ich die Siegerehrung verpasst habe.» Bei der Siegerehrung: GoldPferd Cosmo tritt Pfleger gegen die Stirn rp-online.de 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 10 /100 Olympia kompakt: Hingis und Bacsinszky im Final (1.02/3) Tennis Das Schweizer Frauen-Doppel Timea Bacsinszky/Martina Hingis hat Silber auf sicher, die vierte Schweizer Medaille in Rio. Bacsinszky/Hingis schlagen im Halbfinal Andrea Hlavackova/Lucie Hradecka 5:7, 7:6, 6:2. Der packende, dramatische Halbfinal gegen die beiden Tschechinnen dauerte zwei Stunden und 42 Minuten. Nach etwas weniger als zwei Stunden mussten Bacsinszky/Hingis beim Stand von 5:7, 4:5 zwei Matchbälle abwehren. Beide wehrte Martina Hingis mit Flugbällen am Netz ab. Schwimmen In seinem wohl letzten Einzelrennen der Karriere erleidet Michael Phelps eine Niederlage. Nach dem Gewinn von viermal Gold an den Sommerspielen in Rio de Janeiro wird er über 100 m Delphin Zweiter. Phelps, nach 50 Metern nur Sechster, musste sich mit 51,14 Sekunden um 75 Hundertstel Joseph Schooling aus Singapur geschlagen geben. Gleichzeitig wie der 31jährige Amerikaner schlugen auch der Südafrikaner Chad le Clos und der Ungar Laszlo Cseh an. Derweil setzte Katie Ledecky an den Sommerspielen ein weiteres Ausrufezeichen. Die 19jährige Amerikanerin holt über 800 m Crawl ihre vierte Goldmedaille in Rio und schwimmt zum zweiten Mal Weltrekord. Leichtathletik Die Schweizer Sprinterin Mujinga Kambundji überstand über die 100 m die Vorläufe. Sie qualifizierte sich mit der Zeit von 11,19 als beste Drittplacierte für die Halbfinals. Gleich die erste Medaillen-Entscheidung in der olympischen Kernsportart Leichtathletik brachte einen FabelWeltrekord. Die Äthiopierin Almaz Ayana verbesserte über 10 000 m in 29:17,45 Minuten die 1993 gelaufene Bestmarke der Chinesin Wang Junxia um 14 Sekunden. Rad Der Schweizer Bahnvierer mit Olivier Beer, Théry Schir, Cyrille Thièry und Silvan Dillier fährt an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro in der Mannschaftsverfolgung gegen China auf den 7. Platz. Sie fuhren in einer Zeit von 4:01,786 Minuten rund zwei Sekunden schneller als die Asiaten. Der 7. Rang ist eine Enttäuschung. Die Schweizer hatten sich im Vorfeld eine bessere Klassierung erhofft. Doch wie bereits in der Qualifikation kamen die Schweizer auch am zweiten Tag nicht auf Touren. Olympiasieger ist der britische Bahnvierer um Bradley Wiggins. Tennis Nach seinem Einzelsieg 2008 gewinnt Rafael Nadal in Rio die Goldmedaille im Doppel. Mit Marc Lopez setzt er sich im Final gegen die Rumänen Florin Mergea/Horia Tecau in drei Sätzen durch. Jeannine Gmelin rudert heute im Skiff-Final um die Medaillen. Im gestrigen Halbfinal konnte sie überraschend mit den Titelanwärterinnen Kimberley Brennan und Emma Twigg mithalten. Beide Paare der Schweizer Beachvolleyballerinnen konnten sich für die Achtelfinals qualifizieren. Isabelle Forrer und Anouk Vergé-Dépré treffen nun auf das deutsche Duo Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. Joana Heidrich und Nadine Zumkehr bekommen es mit Marleen van Iersel und Madelein Meppelink aus den Niederlanden zu tun. Rudern. Frauen, Skiff, Final (ab ca 15 Uhr 45), mit Jeannine Gmelin. Beachvolleyball. Frauen, Achtelfinals (ab ca. 20 Uhr), mit Isabelle Forrer und Anouk Vergé-Dépr é. Beachvolleyball. Frauen, Achtelfinals (ab ca. So 1 Uhr), mit Joana Heidrich und Nadine Zumkehr. Leichtathletik. Frauen, 100 m, Halbfinals (ab ca. So 02 Uhr), evtl. mit Munjinga Kambundji. Fussball. Männer, Viertelfinals (ab 18 Uhr), Portugal - Deutschland. Segeln. Mixed, Nacra 17, 7., 8. und 9. Wettfahrt (ab 18 Uhr 05), mit Nathalie Brugger und Matias Bühler. Badminton. Frauen, Einzel, Vorrunde, Gruppe D (So 02 Uhr 05), Sabrina Jaquet - Linda Setschiri/BUL Zur Leichtathletik. Zum Auftakt der Wettkämpfe schätzt unser Autor in Rio, Remo Geisser , die Chancen der Schweizer Leichtathleten ein. Eine neue Generation mit Zukunft. Und schreibt über den Ausnahmeathleten Usain Bolt. Zum Rudern. Ian Wright ist der Trainer hinter dem Erfolg des Schweizer Leichtgewichtsvierers. In seiner Heimat Neuseeland ist er ein verkannter, schreibt Philipp Bärtsch. In unserem Live-Blog finden Sie jeden Tag ab 7 Uhr Nachrichten, Interessantes und Lustiges zu Olympia 2016. Alles zu Olympia erfahren Sie darüber hinaus hier. Ihr Wissen können Sie in untenstehendem NZZ-Quiz testen Olympia kompakt: Der siebte Tag augsburger-allgemeine.de 2016-08-13 00:00 Markus Wanderl www.nzz.ch 11 /100 Liebes Tagebuch: Der grösste Tag im Sportlerleben (1.02/3) Liebes Tagebuch, ich gewinne ja nie etwas. In der Primarschule war ich zu dick, in der Sekundarschule zu träge. Und wenn ich am Grümpelturnier mein Glück an der Tombola versuchte, zog ich Nieten. Als ich später meinte, wie ein Hammel in der Masse der Volkssportler mitlaufen zu müssen, hängte man mir zwar am Ziel eine Blechplakette um. Aber die Finisher-Medaille steht für die Kuschelpädagogik im Sport. Jeder ein Sieger! Wo es doch um das Überleben des Stärksten geht. Aber lassen wir das. Wir sind ja an den Olympischen Spielen, hier bekommen nur die Besten eine Medaille. Zum Beispiel Michael Phelps. Der hat schon lange nicht mehr genug Finger, um seine goldenen Auszeichnungen zu zählen. Es reicht nicht einmal, wenn er noch die Zehen dazunimmt. Phelps ist ein lebendes Monument. Aber wenn er seine Goldmedaillen bekommt, wähnt man sich am regionalen Schwimmfest. Das Podest steht neben dem Pool, die Athleten schlurfen in Trainingsanzug und Adiletten daher, winken ins Publikum und schlurfen wieder davon. Man redet immer vom olympischen Glanz, aber die Siegerehrungen hier sind ein Witz. Heidi Diethelm Gerber schoss die Schweiz in den Medaillenspiegel und erlöste damit eine Sportnation. Bronze bekam sie im Schiessstand umgehängt, einem freudlosen Tunnel mit ein paar Neonröhren an der Decke. So viel zum Thema Glanz. Es ginge auch anders. An den Winterspielen 2002 in Salt Lake City gab es erstmals ein eigenes Stadion für die Siegerehrungen. Sie wurden von Rockkonzerten mit Superstars umrahmt, das Publikum strömte in Massen heran und feierte Helden, von denen es nie zuvor gehört hatte. Auftritt Simon Ammann im Silbermantel! Die US-Medien tauften ihn Flying Harry Potter, er wurde in die grossen Late-Night-Shows eingeladen. Davon wird er noch in hundert Jahren träumen. Liebes Tagebuch, vielleicht ist Olympia einfach zu gross geworden. Man verteilt hier in Rio satte 306-mal Gold, es ist eine Massenabfertigung. Den Sportlern bleibt einzig, das Glück tief in ihrem Innern zu suchen und Tränen kullern zu lassen. Auch wenn sie dabei in einem Luftschutzkeller stehen. Österreichs Medaillenhoffnung liegt weit zurück diepresse.com 2016-08-13 00:00 Remo Geisser www.nzz.ch 12 /100 Lucerne Festival: Olga Neuwirth: Die Unzähmbare (0.04/3) Das Gute ist der Feind des Besseren. Das bekommt zu spüren, wer mit Olga Neuwirth zusammenarbeitet. 2002 war sie erstmals als Composer in Residence am Lucerne Festival zu Gast und bereit, mit Pierre Boulez ein Gespräch über Chancen und Grenzen ihrer jeweiligen künstlerischen Position zu führen. Das Gespräch sollte anschliessend auf CD veröffentlicht werden. Damals hiess SRF 2 Kultur noch DRS 2 und arbeitete analog. Tonbänder wurden von Hand mit feingeschliffener Schere geschnitten und in stundenlanger Arbeit mittels blauer Kleber zusammengefügt: Manches «Äh» und manche Wiederholung liess man stehen – ganz anders als heute, wo das Schneiden per Mausklick erfolgt. Als Olga Neuwirth das einstündige Gespräch mit Musikeinspielungen für die Veröffentlichung guthiess, folgte eine letzte an mich als Verantwortliche gerichtete Bemerkung: «Ein bisschen mehr schneiden täte nicht schaden.» Das Gute ist der Feind des Besseren: Vor Olga Neuwirths Anspruch zittern Intendanten, Regisseurinnen und gelegentlich auch Musiker. Einmal ist es die aufwendige Live-Elektronik, die sie rechtfertigen muss, ein anderes Mal findet man sich ästhetisch nicht. Immer wieder kommt es zum Bruch. Etwa dann, als das Opernprojekt «Der Fall Hans W.» schon weit fortgeschritten war, wiederum in Zusammenarbeit mit ihrer langjährigen Librettistin Elfriede Jelinek. Das Thema war verstörend und kaum festspieltauglich: Im Zentrum der neuen Oper sollte ein Grazer Pädiater stehen, der wegen Pädophilie vor Gericht stand. «Der Fall Hans W.» blieb ein Fragment. Aus finanziellen Gründen müsse das Auftragswerk gestrichen werden, entschied Gerard Mortier, der sonst für seinen Wagemut bekannte Intendant der Salzburger Festspiele. Olga Neuwirth ist unbequem und damit ihrer Musik vergleichbar: labyrinthisch, explosiv, ungezähmt. «Ich lasse mich nicht wegjodeln», sagte sie im Rahmen einer Grossdemonstration gegen die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei Österreichs. Denn Jörg Haider, Landeshauptmann von Kärnten und Vorsitzender der FPÖ, wollte auch mit der zeitgenössischen «Welt-Katzen-Musik» Schluss machen und stattdessen «Volksnahes» fördern. Neuwirths Schärfe provoziert, ihr Erfolg weckt Neid und nährt die Phantasien. Zuletzt gab sich der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas die Blösse, ihre Musik als «männlich» zu bezeichnen. Vielleicht auch darum, weil sie als erste Frau im Jahr 2010 den Grossen Österreichischen Staatspreis erhielt? Die Angst vor der Frau und die Macht der Heteronormierung scheinen ungebrochen, während sich die Künste seit Jahrhunderten den fliessenden Grenzen zwischen den Geschlechtern widmen. Darunter ist Klaus Nomi, der erste Countertenor des Pop, der sich in den 1970er Jahren als Transgender-Sänger inszenierte. Dabei coverte er Pop-Songs, aber auch Barockmusik und schweisste seine Reinterpretationen mit New Wave zusammen. Neben Miles Davis zählte er zu den Jugendidolen Neuwirths. 1998 würdigte sie den Sänger und Performer in ihrem Ensemblestück «Hommage à Klaus Nomi». Das schrille Patchwork aus Countertenor, Instrumenten, Multi-Effekt-Geräten, Synthesizer und Sampler sorgte seinerzeit für Aufsehen. Hier war ein neuer Ton: kein billiges Crossover, sondern eine höchst elaborierte Zusammenführung von Hoch- und Pop-Kultur. Sie habe als Komponistin nur die Möglichkeit, «durch die Historie durchzugehen, um mich von ihr zu lösen und bei mir selber anzukommen», sagte sie in einem Gespräch. Wegweisend ist für sie ein Avantgardist wie Edgar Varèse, der bereits in den 1920er Jahren die Medien «Bild» und «Elektronik» einbezog, oder auch Helmut Lachenmann, der Klang als Ergebnis von mechanischen Prozessen betrachtet. Wie geht sie selber vor beim Komponieren? Zuallererst ist ihre Musik, von Hand auf Papier skizziert, ein Ablauf von Prozessen. Wann welcher Klang, wann welcher Klangwechsel – diese Entscheidungen sind seit ihren frühen Kompositionen von der Technik des Films geprägt: von Schnitten, Überlagerungen, Ein- und Ausblendungen. Die Filmkunst eines Jean-Luc Godard und Alain Resnais ist ein Reservoir der Innovation, aus dem sie bis heute schöpft. Ebenso prägend war ihr Studienaufenthalt in den USA, wo sie neben Komposition auch Malerei und Film studierte. Diese heterogenen Quellen speisen ihre Musik. Dabei wählt sie stets «strukturgebunden» aus. Das lässt sich an einem Werk wie «Kloing!» von 2008 für computergesteuertes Klavier, einen Live-Pianisten und Film überprüfen. Die Komponistin rechnet mit dem «Gott am Klavier» ab. Dieser spielt gegen seine berühmten Konkurrenten auf Welte-Mignon-Aufnahmen an, wetteifert mit den Zeichentrickfiguren Tom und Jerry und versucht, sein computergesteuertes Klavier zu bändigen. Als Klaus Nomi 1983 an Aids starb, war Olga Neuwirth fünfzehn Jahre alt, spielte obsessiv Trompete und träumte von einer Laufbahn als Jazz-Trompeterin. Ein Autounfall und schwere Kieferverletzungen machten diesen Traum zunichte. Stattdessen begann sie zu komponieren, suchte sich später ausserhalb der Musikhochschule Anregungen und verdankt entscheidende Impulse der rumänischen Komponistin Adriana Hölszky, dem Franzosen Tristan Murail und der Begegnung mit Luigi Nonos «Prometeo». 1984 erlebte sie eine Aufführung des «Prometeo» in der Chiesa di San Lorenzo in Venedig, in jener Stadt, die sie künstlerisch und politisch prägen sollte: Dort wurzelt «meine Langzeit-Liebe für Architektur und Städte am Meer», sagte sie in einem Gespräch über ihre Komposition «Le Encantadas o le avventure nel mare delle meraviglie», für die sie den Raumklang der Kirche San Lorenzo einfing. Diesen Klang, auch seine Nachhall-Effekte, fügte sie modular ihrer eigenen Musik hinzu. Diese durchzieht eine seit 1997 in der Lagune von Venedig eingefangene Tonspur: ein Klangteppich aus Glockentönen, Motorboot-Geknatter, Möwenschreien, Menschenstimmen sowie der Vielstimmigkeit des Wassers. Die Technik des «field recording», ihre Art musikethnologischer Spurensuche, verfolgt sie seit ihren frühesten Werken. Neu ist, dass sie die mit einem All-Around-Soundfield-Mikrofon getätigten Feldaufnahmen in «Le Encantadas» als eigentliche Hörspiele-Teile benutzt und damit das Durchdringen von Innenraum (Kirche) und Aussenraum (Stadt) deutlich machen kann. Wie in Nonos «Prometeo» sitzt das Publikum in der Mitte des Geschehens und sucht sich selbst aus, was es hören will. An die Stelle des Diktats von Hörerlebnissen tritt die Individualität jedes einzelnen Zuhörers. Die Frage, wie sich Architektur kompositorisch einverleiben lässt, treibt Neuwirth seit Jahren um. Wie Raum zu Klang werden könnte, untersuchte sie zusammen mit dem Architekten Greg Lynn, ausgehend von seiner Idee einer «time-based animation technique». Das Projekt scheiterte 2007, für «Le Encantadas» verfolgte sie das Vorhaben jedoch weiter und konnte ihr Werk 2015 an den Donaueschinger Musiktagen uraufführen. Venedig war einst eine Hochburg der Linken und die von der Kommunistischen Partei veranstaltete «Festa dell'Unità» ein internationaler Treffpunkt auch für Kulturschaffende. «Als Jugendliche bin ich immer wieder zur ‹Festa dell'Unità› auf den Campo del Ghetto Nuovo gereist», so Neuwirth, die aus einer kulturinteressierten Familie stammt und als Erstes mit dem Jazz, gespielt von ihrem Vater, in Berührung kam. Und also mit einer Musikauffassung, deren Normierungszwänge kleiner sind als die in der klassischen Musik. Für Frauen allerdings wird auch dort die Luft dünn, insbesondere, wenn die Frau «schwarz» ist und mehr will als singen. Dann vervielfacht sich die strukturelle Diskriminierung. Vergleichbares widerfuhr Olga Neuwirth in der Szene der neuen Musik, als sie Ende der 1980er Jahre ihr Stück vom Kuchen beanspruchte und als Komponistin Gleichbehandlung einforderte. Statt über die patriarchalen Mechanismen zu schweigen, sprach und spricht sie darüber. Auch sich selber betrachtet sie als Aussenseiterin, obwohl sie inzwischen die neben Sofia Gubaidulina vielleicht erfolgreichste Komponistin der Gegenwart ist. Wie Gesellschaften mit Minderheiten umgingen, zeige deren wahres Gesicht, meint sie überzeugt. Ihre Musik spiegelt diese Prozesse. In «American Lulu» (2006/2011) reinterpretiert die Komponistin Alban Bergs Oper im Licht eines geschlechterübergreifenden Machismos: Neuwirths Lulu schlägt sich als abgebrühte (weisse) Narzisstin durchs Leben, während an die Stelle der Figur der Gräfin Geschwitz die (schwarze) Blues-Sängerin Eleanor tritt. Eine Figur gleichen Namens steht dann in «Eleanor» (2015) stellvertretend für die vielen vergessenen afroamerikanischen Jazzmusikerinnen, die in Billie (Eleanor) Holiday ihre berühmteste Wiedergängerin haben. Versklavung anderer Art ortet Olga Neuwirth in unserer Gegenwart und spiegelt diese in ihrem neuesten Werk. Der «Flashcrash» von 2008 habe den Finanzkapitalismus als «unkontrollierbares System» entlarvt. Die algorithmischen Praktiken des Hochfrequenzhandels hätten einen Raum geöffnet, der «den Menschen ausschliesst». In ihrem Schlagzeugkonzert «Trurliade – Zone Zero» (2016) wird der Solist Martin Grubinger gegen einen unkontrollierbaren Apparat ankämpfen. Dennoch reize den Spieler die «entropische Schönheit des drohenden Untergangs». Dem Apparat – samt surrogaten Klängen eines Schrottplatzes und eingeschmuggelter Low-Tech-Apparaturen – bietet der Solo-Schlagzeuger die Stirn. Er zieht dabei sämtliche Register: Kitsch und Schönheit, Banales und Erhabenes, Wut und Raserei. Olga Neuwirths Musik ist politisch, keine Frage, und derart komplex, dass sie für Agitprop nicht taugt. Darin gleicht die Komponistin Luigi Nono, der sein musikalisches Material auf der Höhe der Zeit verarbeitete und an der ideologischen Vereinnahmung durch seine Jünger zunehmend litt. Das könnte auch ihr drohen – zur Marke zu werden. Obwohl der Wiedererkennungswert ihrer Musik gerade in der Unvorhersehbarkeit begründet ist und der Ungezähmtheit ihrer Persönlichkeit entspringt. Lucerne Festival: Bernard Haitink: «Das ist alles eine Riesenfreude» nzz.ch Lucerne Festival Academy: Die beiden Neuen der neuen Musik nzz.ch Lucerne Festival: «Die Künstliche Mutter»: Unterleibsmigräne am Gotthard nzz.ch Lucerne Festival: Die weibliche Note in der Musik nzz.ch 2016-08-13 00:00 Corinne Holtz www.nzz.ch 13 /100 Emmering - Schneller ins Netz (0.01/3) Telekom übernimmt Glasfaserausbau in Emmering Wer in den Emmeringer Ortsteilen Kronau, Furth, Sanftlreith oder Wollmannsberg ins Internet will, muss Geduld mitbringen. Das allerdings soll sich bald ändern: Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Donnerstag entschieden, das Angebot der Telekom für den Breitbandausbau in den abgelegeneren Gemeindeteilen anzunehmen. Vor allem geht es um die Versorgung der "08067-Ortsteile", wie es Bürgermeister Max Maiern nennt - also jener Ortsteile, die unter dieser Vorwahl erreichbar sind. Die Telekom wird dabei moderne Glasfasertechnik verwenden, "bis vors Haus", wie Maier erläutert. Beim Breitbandausbau kooperiert Emmering mit der Gemeinde Tuntenhausen, wo die Arbeiten schon im vollen Gange sind. In Emmering ist die Vertragsunterzeichnung mit der Telekom für Ende August geplant; noch in diesem Jahr soll dann mit dem Netzausbau begonnen werden. Die Gemeinde darf sich bei diesem Projekt über einen großzügigen Zuschuss des Freistaats im Rahmen der Breitbandinitiative freuen: 80 Prozent der Kosten in Höhe von knapp 500 000 Euro werden laut Maier übernommen. Nur etwa 100 000 Euro muss die Gemeinde selbst beisteuern. Emmering - Hightech für den Notfall sueddeutsche.de 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 14 /100 Mitten in Markt Schwaben - Aus-getrickst (0.01/3) Um einen bequemen Dauerparkplatz zu ergattern, lassen sich Autofahrer so einiges einfallen. Doch damit ist jetzt Schluss Der Parkplatz ist ein Ort, wo Geschichten geschrieben werden. Auf Parkplätzen zerdeppern sich Autofahrer gegenseitig die Lackhüllen ihrer Fahrzeuge oder ärgern sich, dass schon ein anderer auf dem auserkorenen Fleck steht. Je weniger Parkplätze und je mehr Parkwillige es gibt, desto spannender werden diese Geschichten. Nur leider mögen es Gemeinden in der Regel nicht spannend, sondern geordnet - und kontrolliert. In Markt Schwaben, der flächenmäßig kleinsten Landkreisgemeinde, geht es beim Parken besonders eng her: Wer im Ort nach 9 Uhr einen Parkplatz finden will, muss meist in die Parkgarage oder in versteckte Winkel am Ortsrand ausweichen. Und selbst wenn man fündig geworden ist, bleibt Parken hier ein verlässliches Abenteuer: Im Ortszentrum darf man unter Tags nämlich nur maximal drei Stunden parken, daran erinnern einen blaue Schilder. Und dennoch galt in Markt Schwaben bisher das Prinzip: Wo ein Wille ist, ist auch ein Parkplatz. Georg Hohmann kennt seine Pappenheimer und er wäre nicht der Bürgermeister, wüsste er nicht genau Bescheid, wie man das Regelwerk in Markt Schwaben austricksen kann. Ein gängiger Kniff der Einheimischen sei, die Parkscheibe einfach weiterzudrehen - nicht die kreativste, aber eine recht effektive Methode, um Knöllchen zu entgehen. Die ganz Beflissenen, erzählt Hohmann, würden sich um die Mittagszeit verabreden und Parkplätze tauschen. Hohmann gilt als gutmütiger Zeitgenosse, aber bei solchen Methoden da höre der Spaß doch auf, findet er. Um die Dauerparker zu überführen, will der Gemeinderat demnächst Parkuhren im Ortszentrum aufstellen lassen: Vom Unterbräu bis zum Café Hasi, vom Marktplatz bis hoch zum Haberer Weg, in der Seilergasse, in der Alten Bräuhausgasse und in der Gschmeidmachergasse soll zehn Minuten Parken künftig zehn Cent kosten, und mehr als zwei Stunden darf man nicht mehr stehen bleiben. Einem Bürger, der sich mit einem Schreiben an die SZ wandte, stinken die geplanten Parkuhren allerdings schon jetzt gewaltig. Das Problem mit den Dauerparkern sei damit überhaupt nicht gelöst. Um die zu bestrafen, wäre es, so schreibt er, wesentlich effektiver, mehr zu kontrollieren statt Parkuhren aufzustellen. Es läge, "die Vermutung nahe, dass der wahre Grund für deren Einführung schlicht monetärer Art ist". Doch gehe es ihm weniger ums Geschäft als um die Geschäfte, sagt dazu der Bürgermeister, nicht ums Gemeindesäckel also, sondern um die örtlichen Betriebe. Die Dauerparker sollen weichen, damit mehr Platz bleibt für Kurzbesucher mit dicken Geldbeuteln. Und weil Hohmann die Anekdoten mit den alten Tricks nicht mehr hören kann, sollen künftig keine Geschichten mehr geschrieben werden sondern Strafzettel. Deswegen soll auch "das Stundenkontingent der Kontrolleure unbedingt erhöht werden". Markt Schwaben - Sommer is, reißt's d' Straß'n auf sueddeutsche.de 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 15 /100 Phelps freut sich auf Baby Boomer - Irrer Ervin-Abend (0.01/3) Rio de Janeiro (dpa) - Am goldenen US-Abend blieb ausgerechnet dem Rekordolympiasieger nur Silber - das allerdings war auch für ihn besonders. Erstmals in der Schwimm-Historie teilten sich drei Athleten eine Medaille. Dass es nicht das gewohnte Gold war, darüber mochte Michael Phelps nicht klagen. Der 31-Jährige durfte an einem speziellen Tag seiner großen SchwimmGeschichte über drei besondere Auftritte der Teamkollegen staunen. Der 22-malige Olympiasieger bekräftigte nach dem letzten Einzelrennen der größten Sommerspiel-Karriere auch noch einmal seine Zukunftsplanung. "Ich bin bereit, zurückzutreten. Ich fühle mich besser als vor vier Jahren. Ich freue mich, Zeit mit Boomer und Nicole zu verbringen", sagte Phelps mit Blick auf Baby und Verlobte. Hand in Hand nahmen Phelps, Weltmeister Chad le Clos (Südafrika) und der WM-Zweite Laszlo Cseh (Ungarn) die Stufe auf das Podest. Neben diesen Größen über 100 Meter Schmetterling wirkte der 21-jährige Joseph Schooling ein bisschen verloren. Der in den USA studierende Schooling holte das erste Gold Singapurs. Ein anderer Sieger vom Freitag kehrte nach einer äußerst langen Pause zurück auf den Thron. GOLDCOMEBACK: Mit 19 Jahren überraschte Anthony Ervin bei den Spielen in Sydney, als er zeitgleich mit Gary Hall junior überraschend Gold über 50 Meter Freistil holte. Es folgte ein Jahr später der WM-Titel - und dann suchte er seinen Weg auf wilde Art und Weise abseits des Sports. Er liebte Partys, trank und rauchte. Neben den Medikamenten für sein Tourette-Syndrom nahm er andere Pillen und irgendwann wurde alles zu viel. Sieben Jahre war er weg vom Schwimmen, ehe er sich auf Anhieb für Olympia in London qualifizierte. Und vier Jahre später war er über 50 Meter wie in Sydney der Schnellste. Natürlich schließe sich an diesem Abend der Kreis, sagte der 35-Jährige, der nun älteste Schwimm-Olympiasieger auf einer Einzelstrecke. "Es ist surreal und absurd. " Anders als seine Goldmedaille von 2000 werde er die von Rio "sicher nicht verkaufen", betonte er und hat eine Zukunftsvision: Er werde versuchen, es in das amerikanische Team für Tokio 2020 zu schaffen. SCHWIMM-MÄRCHEN: Vor seinen triumphalen Spielen in Peking bereitete sich Michael Phelps in Singapur vor. Aus 2008 gibt es ein Bild, das den Schwimm-Giganten an der Seite eines kleinen Jungen zeigt: Joseph Schooling. Daraufhin soll der junge Asiate sich das Ziel gesteckt haben, eines Tages so gut wie das große Vorbild zu sein. Später zog er in die USA, wo er trainiert und studiert. Vorsichtig fragte Schooling nun nach dem Triumph über 100 Meter Schmetterling bei Phelps nach, ob es weitere Duelle geben könnte. "Er hat gesagt, auf keinen Fall. Aber wenn er seine Meinung ändert, wäre das ein Spaß. Ich mag es, gegen ihn zu schwimmen", sagte der Mann aus Singapur. WELTREKORDSUCHT: Sieben Weltrekorde gab es bei den olympischen SchwimmWettbewerben in Rio, zwei davon gingen auf das Konto von Katie Ledecky. Die 19-Jährige feierte über 800 Meter Freistil den insgesamt fünften Olympiasieg, den vierten in Rio. "Ich könnte nicht glücklicher sein. Ich habe alle meine Ziele erreicht und hatte so viel Spaß", sagte Ledecky, die bei der Siegerehrung weinte. Sie ist die zweite Schwimmerin der olympischen Geschichte, die die Freistilstrecken von 200 bis 800 Meter bei einem Event für sich entscheiden konnte. UNGARN-SCHRECK: Mit finsterer Miene schritt Katinka Hosszu durch die Katakomben. Die Amerikanerin Maya DiRado hatte ihr mit sechs Hundertstelsekunden Vorsprung das eingeplante vierte Gold über 200 Meter Rücken streitig gemacht. "Die Spiele waren trotzdem gut für mich", sagte die 27-Jährige. Und DiRado, die im Herbst bei einer Unternehmensberatung anfangen will, vergoss auch ein paar Tränchen. "Es geht mehr als ein Traum in Erfüllung und mehr als ich jemals erhofft hatte", sagte die 23-Jährige. Hockey-Herren haken Sieg ab: Fokus auf Viertelfinale sueddeutsche.de 2016-08-13 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 16 /100 Lurz mag neue Karriere: Andere müssen die Bilanz retten (0.01/3) Rio de Janeiro (dpa) - Diesmal kann Rekordweltmeister Thomas Lurz die Nullnummer der deutschen Schwimmer nicht verhindern. Vor vier Jahren sorgte der König des Freiwasserschwimmens dafür, dass der Deutsche Schwimm-Verband beim Desaster von London wenigstens bei einer Siegerehrung mitmachen durfte. Silber über zehn Kilometer war nach Bronze 2008 die zweite Medaille für den Würzburger - und es war das einzige DSV-Edelmetall in der britischen Metropole. Nach dem konsequenten Rücktritt vor 15 Monaten, weil der Dauersieger keine Goldchance mehr für sich in Rio sah und nur ein Olympiasieg seinen höchsten Ansprüchen genügt hätte, sollen nun Isabelle Härle und Christian Reichert an der Copacabana überzeugen. Die zweifachen Teamweltmeister zählen zum erweiterten Kreis der Spitze. Aber Medaillengaranten à la Lurz sind sie nicht. "Es wird die nächsten 100 Jahre keinen wie Thomas mit zwölf Weltmeistertiteln geben. Das ist außergewöhnlich", pries Bundestrainer Stefan Lurz seinen Bruder schon. Aber überraschen könnten Härle und Reichert trotzdem. "Im Freiwasser kann immer etwas möglich sein, da äußere Bedingungen eine Rolle spielen. Aber eine Medaille zu gewinnen ist sicher nicht leicht für die beiden", sagt der 36-jährige Lurz. "Ihre Platzierungen werden nicht schlecht sein! " Lurz fiebert zu Hause mit, ist mit Vollspeed in der zweiten Karriere unterwegs. Beruflich hat er durch sein vielfältiges Engagement in einem Würzburger Modeunternehmen viel zu tun, darüber hinaus gibt der Diplom-Sozialpädagoge Vorträge über Zielsetzung und Motivation. Als wäre das nicht genug, studiert er noch an einer privaten Wirtschaftshochschule. Bereut hat er den Rücktritt nicht. Lurz hat über die 5, 10 und 25 Kilometer alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt - außer olympisches Gold. "Mir geht es gut, ich habe beruflich neue Ziele. Es ist auch wichtig, dass man sich für die Zeit nach dem Leistungssport Ziele setzt. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich mir schon vorstellen, dass man in ein Loch fällt", sagt der zweifache Familienvater. "Fast eine Staffel. Ich hoffe, dass sie 2028 so weit sind", scherzt Lurz mit Blick auf seine Kinder. Das Schwimmen verfolgt er als Herzensangelegenheit weiter genaustens. Und es wurmt den besonders trainingsfleißigen Ex-Sportler, dass es in der olympischen Kernsport in Deutschland nicht vorwärts geht. Er ist im Team der Fachspartenvorsitzenden Gaby Dörries, die im November Verbandspräsidentin werden will. Lurz will anpacken, die von ihm im Freiwasser geprägte Sportart mit in bessere Zeiten führen. "Erfolg hat drei Buchstaben: TUN", hebt Lurz hervor. Hockey-Herren haken Sieg ab: Fokus auf Viertelfinale sueddeutsche.de 2016-08-13 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 17 /100 Fast unbezwingbar: Olympiasieger Riner und seine Serie Rio de Janeiro (dpa) - Seinen 16. großen internationalen Erfolg feierte Teddy Riner fast schon routiniert. Eine kurze Verbeugung, ein Jubelschrei und Umarmungen für Freunde und Familie - dann verschwand der französische Judo-Superstar vor der Siegerehrung erst einmal in den Katakomben der Halle. "Ich habe heute viel Stolz und Freude gespürt", sagte der 27-Jährige nach seinem zweiten Olympiasieg bei den Spielen in Rio. "Das sieht man vielleicht nicht, aber die Freude ist in mir drin. Ich denke, dass ich heute nicht schlafen werde. " Der 2,03 Meter große und 139 Kilogramm schwere Athlet ist der große Superstar im Judo. Neben seinen zwei Olympiasiegen hat er acht WM- und fünf EM-Titel sowie eine OlympiaBronzemedaille gesammelt. Die Gegner in seiner Klasse bringt er seit sechs Jahren zur Verzweiflung, so lange liegt Riners letzte Niederlage zurück. "Es ist immer ein besonderer Moment, eine olympische Medaille zu gewinnen", sagte er nach seinem Erfolg. "Es ist meine dritte und ich bin stolz auf mich. " Ob er in vier Jahren in Tokio zu seinen vierten Olympischen Spielen antritt, ließ der Judoka direkt nach seinem Triumph noch offen. "Ich mag meinen Sport, ich mag die Herausforderung und ich mag die Goldmedaille", sagte er, und fügte grinsend hinzu: "Aber ich weiß es nicht. Im Moment und die nächsten Monate bin ich erstmal im Urlaub. " 2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 18 /100 Flüchtlings-Bundesamt Zugangszahlen gerüstet noch nicht für große Nürnberg (dpa) - Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist aus Sicht von Behördenchef Frank-Jürgen Weise noch nicht für eine ähnlich große Zahl von Asylbewerbern wie im Vorjahr gerüstet. Im Moment sei es noch ein angespannter Zustand. Aktuell arbeiteten in seiner Behörde knapp 8000 Mitarbeiter, etwa 2000 davon befristet als Abordnung. Doch ein Großteil davon sei noch nicht lange dabei. Ein Teil der neuesten Mitarbeiter sei noch nicht so routiniert in ihren Aufgaben, dass er im Moment sagen würde, sie könnten vergleichbar hohe Zahlen problemlos verkraften. 2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 19 /100 Großes Spektakel von Wiggins zum Abschied Rio de Janeiro (dpa) - Bevor langsam die Lichter im Velodrome ausgeknipst wurden, stapfte Bradley Wiggins das Holzoval hinauf und verabschiedete sich von den noch ausharrenden britischen Fans. Um seinem Hals baumelte die Goldmedaille, die fünfte seiner Karriere und vielleicht auch die schwierigste. Ein bisschen Smalltalk, ein paar Umarmungen, dann verschwand er in den Katakomben. Zurückkommen wird er nicht mehr, es ist ein Abschied für immer. "Fuck, es ist vorbei", sagte der 36 Jahre alte britische Radstar wehmütig und kündigte das Ende seiner olympischen Karriere an: "Ich werde nicht mehr in Tokio teilnehmen. Ich möchte auf dem Höhepunkt aufhören. " Das ist ihm gelungen. Es ist ein Abschied, wie er im Drehbuch kaum besser hätte stehen können. Denn zuvor hatte Wiggins mit dem britischen Bahnrad-Vierer in Rio de Janeiro einen denkwürdigen Auftritt hingelegt. Nach einem Krimi über 4000 Meter raste das Quartett in 3:50,265 Minuten zum zweiten Weltrekord innerhalb von gut einer Stunde gegen ebenbürtige Australier. Danach war kein Halten mehr. Als eine der ersten Gratulanten verneigten sich Ex-Sprinter Chris Hoy und Ruder-Ikone Steven Redgrave, beide wie Wiggins längst als Sir geadelt und mit sechs und fünf Goldmedaillen dekoriert. Doch acht olympische Plaketten - Wiggins gewann neben fünf goldenen noch einmal Silber und zweimal Bronze - kann keiner von ihnen vorweisen. "Er ist der größte britische Radsportler aller Zeiten, denn er hat in allen Disziplinen Siege geholt", lobte Hoy. Wohl wahr: Wiggins gewann neben all den olympischen Ehren 2012 als erster Brite die Tour de France, wurde Zeitfahr-Weltmeister und stellte einen Stunden-Weltrekord auf. "Ich bin glücklich und zufrieden mit allem, was ich erreicht habe", bilanzierte Wiggins und wurde sentimental: "Meine Kinder brauchen einen richtigen Vater, meine Frau braucht einen richtigen Ehemann. " Bella, Ben und Catherine werden sich freuen. 16 Jahre Radsport auf allerhöchstem Niveau sind genug. "Ich möchte nicht mehr irgendwelche harten Rennen in Nordfrankreich fahren wie Paris-Roubaix im Regen", betonte Wiggins. Schon in den vergangenen 18 Monaten habe er viele Opfer auf sich genommen und auf viel Geld verzichtet. Er hätte beim Team Sky sicher als Topverdiener langsam in den Ruhestand radeln können, doch Wiggins wollte sich noch einmal beweisen - gegen alle Zweifler. Auf der Bahn, da wo 2000 in Sydney alles begann. "Es ging um Gold oder gar nichts", betonte der Mann aus Killburn. Es wurde Gold, natürlich. Nun sei er einfach nur erleichtert. Vielleicht so erleichtert wie 2012 nach dem Ende der Tour, als ihm alles zuviel wurde. Noch heute würde Wiggins diese Zeiten verfluchen. Der ganze Stress, jeden Tag die Pressekonferenzen, jeden Tag die immer wiederkehrenden Fragen. "Ich habe Armstrong gehasst, dass er Oprah Winfrey dieses Interview gegeben hat. Und ich habe es gehasst, der Tour-Sieger in einer Periode gewesen zu sein, der all diese Fragen beantworten musste", hatte Wiggins einmal resümiert. Vor vier Jahren in London war es regelrecht zur "Wiggomania" gekommen. Wenige Tage nach seinem Tour-Sieg durfte er bei der Eröffnungsfeier mit einem Glockenschlag die XXX. Sommerspiele einläuten, kurz darauf gewann er unter dem Jubel von mehreren hunderttausend Landsleuten das Zeitfahren, von der Queen wurde er gar zum Ritter geschlagen, von den Medien zur Sportpersönlichkeit des Jahres gewählt. "Ich war auf all das nicht vorbereitet", sagte Wiggins: "Du hast von einem auf den anderen Tag gelebt. Links und rechts haben sie an dir gezogen. Es war hart. " In gut drei Wochen werden sie noch einmal an ihm zerren. Dann will er sich bei der Großbritannien-Rundfahrt verabschieden. 2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 20 /100 Vier gewinnt – Feller plant Großangriff bei der Ski-WM Von Roman Stelzl Wanaka – Mit dem weiten Blick über den Wanaka-See hinweg wurde Manuel Feller gestern für eine lange Reise belohnt – und das war auch bitter nötig. Denn 41 Stunden Anreise von München über Dubai und Sydney nach Neuseeland hatten nicht nur an den Nerven gezehrt, sondern auch am Körper. Seit dem Bandscheibenvorfall 2014 sind lange Flüge für den 23jährigen Tiroler Skirennläufer immer noch ein Graus. Und keine Anreise ist für die Ski-Asse so lange wie die nach Neuseeland. „Noch geht es gut“, schmunzelte Feller kurz nach 21 Uhr Ortszeit. „Aber ich bin ziemlich müde.“ Neuen Elan wird spätestens der heutige Tag wecken, wenn für den Junioren-Weltmeister von 2013 der erste Trainingstag auf Skiern anbricht. „Die Vorfreude ist natürlich groß. Ich bin jetzt zum dritten Mal hier und kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, meinte Feller. Das erste Trainingslager im Schweizer Zermatt hatte er noch ausgelassen – und genau das führt uns zurück zu den Schmerzen beim Flug. Nach zehn Urlaubstagen im Mai auf Jamaika und einigem Trockentraining machte der Rücken wieder Probleme. „Deshalb habe ich Zermatt lieber ausgelassen. Und nach dem Training in Neuseeland werde ich gleich mal nach Abtenau fahren“, sagte Feller, der dort mit Fitnesscoach Gernot Schweizer vor allem an der Rumpfmuskulatur arbeitet. Doch darüber hinaus hat sich Tirols große Ski-Hoffnung längst neue Ziele gesteckt, die in Neuseeland erste Wurzeln bekommen und bei der WM in St. Moritz (SUI) 2017 Früchte tragen sollen. „Ich möchte in der Super-Kombination starten. Mein Ziel ist es, dort bei der WM dabei zu sein“, erklärte der Fieberbrunner. Damit würden wohl gleich vier Starts auf dem Programm stehen: Teambewerb, Super-Kombi, Slalom und natürlich Riesentorlauf, wo Feller beim Weltcup-Auftakt in Sölden (23.10.) in der ersten Startgruppe fährt. Bis dorthin ist es noch einige Zeit. Der Winter hat aber bereits begonnen. Zumindest für Feller. In Wanaka. Am anderen Ende der Welt. 2016-08-13 08:53 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 21 /100 Steinmeier-Forderung: Luftbrücke nach Aleppo Außenminister Steinmeier hat eine Luftbrücke in das umkämpfte Aleppo angeregt. Die Geschehnisse in der syrischen Stadt hätten eine "neue Eskalationsstufe" erreicht. Entwicklungsminister Müller forderte ein zehnMilliarden-Hilfsprogramm der EU. Außenminister FrankWalter Steinmeier hat sich für eine Luftbrücke in die syrische Stadt Aleppo ausgesprochen. Die Bundesregierung sei mit den Vereinten Nationen, den USA und mit Russland darüber im Gespräch, wie die dringend benötigte humanitäre Hilfe nach Aleppo geliefert werden könne, sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag". Steinmeier regte an, die Möglichkeiten einer "Hilfe aus der Luft" zu prüfen, wenn beide Teile Aleppos auf dem Landweg weiterhin nur unzureichend versorgt werden könnten. Dies betreffe vor allem medizinische Güter. Die Geschehnisse in Aleppo markierten eine "neue Eskalationsstufe" im syrischen Bürgerkrieg, sagte er. Nach Angaben Steinmeiers leiden die Menschen in Aleppo nicht nur unter den täglichen Luftangriffen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten werde "von Tag zu Tag katastrophaler". Wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen können allein in der Großstadt Aleppo rund 300.000 Menschen nur schwer versorgt werden. Mit Sorge blickt auch Entwicklungshilfeminister Gerd Müller auf die katastrophale Lage der syrischen Zivilbevölkerung. In einem Interview forderte er ein EU-Hilfsprogramm. "Es ist ein Verbrechen zu wissen, was passiert und nicht zu helfen", sagte er dem "Focus". Laut Müller sollte die Staatengemeinschaft mit einem zehn-Milliarden-Notprogramm einspringen. Die Flüchtlinge im Land selbst und in Nachbarstaaten wie dem Libanon, Jordanien sowie im Norden Iraks seien auf Hilfe angewiesen. Sonst drohe "ein Zusammenbruch mit unabsehbaren Folgen auch für uns. " Müller kritisierte auch die Teilnehmer der Syrien-Geberkonferenz in London. Nur ein Teil der Versprechen sei eingelöst worden. Deutschland übernehme die Hälfte der Versorgung von syrischen Flüchtlingen mit Nahrungsmitteln in der Region. "Kommen die anderen Geber ihren Versprechen nicht nach, kann jederzeit eine neue Massenflucht Richtung Europa einsetzen. " 2016-08-13 08:51 tagesschau.de www.tagesschau.de 22 /100 Neue Umfrage: Clinton führt in wichtigen Swing States Knapp drei Monate vor der US-Präsidentschaftswahl hat Hillary Clinton ihre Führung in vier besonders umkämpften Swing States ausgebaut. Laut einer Umfrage des Senders NBC und des „Wall Street Journal“ hält die Kandidatin der Demokraten in Virginia und Colorado ihren republikanischen Konkurrenten Donald Trump mit jeweils zweistelligem Abstand auf Distanz. In Florida sind es fünf Punkte, in North Carolina neun. Die „Swing States“ oder „Battleground States“ sind diejenigen der 50 Staaten, die keine der zwei Großparteien für sich gepachtet haben, sondern wo die Mehrheiten für Demokraten oder Republikaner wechseln und die Ergebnisse oft knapp sind. Sie sind daher stark umkämpft. (APA/dpa) 2016-08-13 08:44 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 23 /100 Perseiden - Die besten Bilder vom Sternschnuppen-Regen In Deutschland versperrte eine dicke Wolkendecke meist die Sicht auf die "Perseiden". Doch in vielen Ländern waren die Sternschnuppen perfekt zu sehen. Stündlich bis zu 170 Sternschnuppen waren in den vergangenen Nächten am Himmel zu sehen - der alljährlich wiederkehrende Meteorschwarm der Perseiden prasselte auf die Erdatmosphäre herab. Allerdings war das Spektakel bisher kaum in Deutschland zu beobachten, eine dicke Wolkendecke versperrte meist die Sicht. Mehr Glück hatten Beobachter im Ausland, zum Beispiel am Corfe Castle in Großbritannien. 2016-08-13 08:37 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 24 /100 Schiefer Turm von Pisa als Anschlagsziel, Italien weist Tunesier aus Rom – Wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf den schiefen Turm von Pisa haben die italienischen Behörden am Freitag die Ausweisung eines Tunesiers verfügt. Medienberichten zufolge hatte der 26Jährige in den Sozialen Netzwerken die jüngsten islamistischen Anschläge in Europa gepriesen und angekündigt, selbst ein Attentat auf die berühmte Touristenattraktion der toskanischen Stadt zu verüben. Er wurde daraufhin am Donnerstag festgenommen, einen Tag später ordnete ein Richter seine Ausweisung an. Die Polizei verfügt nach eigenen Angaben über klare Hinweise, dass der 26-Jährige „mit dem jihadistischen Extremismus und der Miliz IS sympathisierte“. Seit den Anschlägen in Frankreich, Belgien und Deutschland wächst in Italien die Sorge vor einem Angriff durch einen „einsamen Wolf“. In den vergangenen Wochen wurden bereits mehrere mutmaßliche Islamisten auf Anweisung von Innenminister Angelino Alfano ausgewiesen. (APA/AFP) 2016-08-13 08:24 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 25 /100 - Rio Spezial: Hexenschuss Goldene Reiter, goldener Schuss, Mit guten Leistungen klettert das deutsche Team am siebten Tag von Olympia auf Platz sechs im Medaillenspiegel. Gold für die Reiter, Gold beim Schießen, Bronze auf der Rad-Bahn - und dann ist da noch ein Hexenschuss. 2016-08-13 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 26 /100 08:19 Segeljacht nach Unfall mit Katamaran im Bodensee versunken Konstanz – Ein Segelschiff ist auf dem Bodensee mit einem Katamaran kollidiert und anschließend gesunken. Die 64-jährige Bootsführerin der Segeljacht wurde dabei leicht verletzt. Wie die Polizei mitteilte, waren beide Boote am Freitagnachmittag aus der deutschen Stadt Konstanz kommend in Richtung Friedrichshafen gefahren. Der Bootsführer des Katamarans übersah dabei die Segeljacht und prallte mit der Steuerbordseite gegen die 150.000 Euro teure Jacht, die daraufhin zerbrach und sofort sank. Die Bootsführerin und ihr 69-jähriger Ehemann - beide trugen keine Schwimmwesten - gingen durch die Wucht des Aufpralls über Board. Die Besatzung des Katamarans konnte die beiden bergen und brachte sie nach Friedrichshafen, wo sie ärztlich untersucht wurden. Ob die Segeljacht geborgen werden kann, ist bisher unklar - der Bodensee ist an der Unfallstelle etwa 240 Meter tief. (APA/dpa) 2016-08-13 08:16 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 27 /100 Zwei Verletzte bei Küchenbrand in Ampass Ampass – Die Feuerwehr wurde am Freitag zu einem Küchenbrand in Ampass alarmiert. Der Betreiber eines Gasthauses hatte die Herdplatte eingeschalten, um Speisefett zu erhitzen. Dann hatte er die Zeitspanne, in der sich das Speisefett erhitzte, übersehen. Das zu stark erhitzte Fett verspritzte unkontrolliert im Küchenbereich und entzündete abgestellte Gegenstände, teilte die Polizei mit. Durch die große Hitzeentwicklung verschmorten auch die Halterungen der beiden Leuchtstoffröhren an der Decke des Raumes und stürzten zu Boden. Der Gastwirt und ein Gast versuchten mit Feuerlöscher den Brand zu löschen. Dabei erlitten die beiden Männer durch herabfallende heiße Plastikteile am rechten Unterarm Brandwunden. Sie wurden mit der Rettung ins Landeskrankenhaus Hall gebracht. Etwa 30 Mann der Feuerwehren Ampass und Hall konnten den Brand schließlich löschen. Während der Lösch- und Aufräumungsarbeiten war die Ellbögner Landesstraße für rund 45 Minuten gesperrt bzw. nur erschwert passierbar. (TT.com) 2016-08-13 08:01 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 28 /100 c't uplink 13.1: Android absichern, Flatpak und Snap für Linux, KIC 8462852 Wie sicher ist Android und was sollten Nutzer beachten? Darüber sprechen wir in der neuen Folge des Podcasts aus Nerdistan. Außerdem klären wir über die LinuxUniversalpakete von Flatpak und Snap auf, diskutieren einen mysteriösen Stern und No Man's Sky. Den c't uplink beginnen wir diese Woche wieder mit Stefan Porteck. Er erklärt, wie sicher Android ist und wie man das Betriebssystem besonders sicher benutzen kann. Auch auf Schwächen im Vergleich zu iOS gehen wir ein. Für die aktuelle c't hat er Security-Suiten für Android getestet und in der Sendung beantwortet er auch Lesefragen, die uns über Twitter erreicht haben. Danach erzählt Thorsten Leemhuis, wie die Universalpakete von Flatpak und Snap Anwendungs-Installationen unter Linux revolutionieren sollen. Vor allem Entwicklern könnten sie einmal die Arbeit deutlich erleichtern. Schließlich fasst Martin Holland zusammen, warum der Stern KIC 8462852 die Fantasie von Astronomen aber vor allem von Nicht-Astronomen anregt. Der mysteriöse Stern hat unterliegt auffälligen Helligkeitsschwankungen, die derzeit durch keine bekannten Naturphänome erklärt werden können. Von diesem echten Stern unternehmen wir dann noch einen kurzen Ausflug in das virtuelle Universum von No Man's Sky. Als Konsolenspieler konnte Martin einige der prozedural generierten Planeten schon etwas erkunden – und hat dem PC-Spieler Fabian Scherschel damit etwas voraus. Besprochene Artikel bei c't und heise online: Mit dabei: Martin Holland , Thorsten Leemhuis , Fabian Scherschel und Stefan Porteck Die c't 17/16 gibt's am Kiosk, im heise Shop und digital in der c't-App für iOS und Android . Alle früheren Episoden unseres Podcasts gibt es unter www.ct.de/uplink Falls Ihr uns Requisiten für den Uplink-Tisch schicken wollt, dann bitte an folgende Adresse: Heise Medien GmbH & Co. KG c't uplink Karl-Wiechert-Allee 10 30625 Hannover ( mho ) 2016-08-13 08:00 Martin Holland www.heise.de 29 /100 Fed-Chefin Yellen "Bombenentschärferin" wird 70: Bedächtige Sie ist eine der mächtigsten Frauen der Welt - erkennen würden sie aber nur die wenigsten: Janet Yellen ist seit zweieinhalb Jahren Chefin der US-Notenbank. Nach ihrer Geburtstagsfeier zum 70. erwartet sie eine schwierige Aufgabe. Wo Janet Yellen ihren runden Geburtstag feiert, ist nicht bekannt. Vermutlich irgendwo am Strand, zusammen mit ihrem Mann, dem Wirtschafts-Nobelpreisträger George Akerlof; beide mit der neuesten wirtschaftswissenschaftlichen Lektüre im Strandgepäck. Es gibt kaum jemanden in den USA, der sich so sehr in Konjunkturanalysen und Wirtschaftsbilanzen vertieft wie die zierliche Dame mit dem weißen Haar. Und obwohl die gesamte Finanzwelt an ihren Lippen hängt, sind ihr Star-Allüren völlig fremd. Ihr Auftreten und ihre Antworten sind immer streng an der Sache orientiert. Typisch ihre Antwort auf der jüngsten Pressekonferenz der Notenbank Mitte Juni, als sie gefragt wurde, ob sie eine Erhöhung der Leitzinsen aus politischen Gründen hinausschiebe, um die Konjunktur nicht vor der Präsidentschaftswahl im November abzuwürgen: "Wir konzentrieren uns darauf, die Aussichten für die Wirtschaft einzuschätzen und angemessene Veränderungen durchzuführen - und zwar ohne dabei auf die Politik Rücksicht zu nehmen", sagte Yellen. Stets spricht sie langsam und bedächtig. Selbst bei heftigen Angriffen im Kongress, etwa wenn republikanische Politiker den zu großen Einfluss der Notenbank geißeln oder sie auffordern, die Zinsen schneller zu erhöhen. Oder wenn Demokraten vor weiteren Zinserhöhungen warnen nie lässt Yellen sich aus dem Konzept bringen. Nur selten lässt sie durchschimmern, was sie persönlich empfindet. Vielleicht ist dies ihr Erfolgsgeheimnis. Mit ihrer unaufgeregten Art hat sie bereits eine schwierige Aufgabe gemeistert: Die monatlichen Wertpapierkäufe in Milliardenhöhe fuhr sie allmählich zurück, ohne die Aktienmärkte in Panik zu versetzen. Experten verglichen dies mit dem "Entschärfen einer Bombe". Die jahrelangen Geldspritzen in Milliardenhöhe hielt sie dennoch für nötig, um die Folgen der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren zu bewältigen. Ähnlich wie ihr Amtskollege bei der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gilt Yellen als Verfechterin einer lockeren Geldpolitik. Sie ist überzeugt, dass eine Notenbank nicht nur auf die Stabilität der Währung achten müsse, sondern auch auf das zweite Ziel der Federal Reserve: für Vollbeschäftigung sorgen. Ihr Schwerpunkt als Dozentin an den Eliteuniversitäten Harvard und Yale war der Arbeitsmarkt. Die "Main Street" in Amerikas Kleinstädten war Yellen immer wichtiger als die "Wall Street". Innerhalb der US-Notenbank gilt sie als "Taube", doch auch von den "Falken" wird sie als integrative Mannschaftsführerin geschätzt. Ebenfalls im Konsens versucht Yellen nun, die nächste schwierige Aufgabe zu meistern: Die Leitzinsen in den USA behutsam anzuheben, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Wartet sie allerdings zu lange, hätte die US-Notenbank bei der nächsten Rezession in den USA kaum Instrumente, um gegenzusteuern. Ein Balanceakt, wie geschaffen für jemanden wie Yellen. 2016-08-13 07:38 tagesschau.de www.tagesschau.de 30 /100 Ärger über Gagen der Uniräte und „Tauschgeschäft“ Die XXXI. Olympischen Spiele finden von 5. bis 21. August in Rio de Janeiro statt. Im Blog Olympi... Der FC Wacker Innsbruck kassierte beim 0:1 gegen den Titel-Mitfavoriten LASK die zweite Niederlage in Serie. Das Minus an den Landeskrankenhäusern wird größer. Die höheren Gehälter und die unzähligen Ambulanzbesuche schlagen zu Buche. Zwischen dem 5. und 21. August finden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele 2016 statt. Österreichs Athleten wollen nach der Nullnummer 2012 wieder für Ed... Die Vorwahlen sind geschlagen, die Kandidaten stehen fest: Donald Trump (Republikaner) und Hillary Clinton (Demokraten) rittern am 8. November um die Präside... Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel... Das Minus an den Landeskrankenhäusern wird größer. Die höheren Gehälter und die unzähligen Ambula... Gegen Wr. Neustadt musste sich die WSG Wattens am Freitag zuhause 0:1 geschlagen geben. Dem entscheidenden Treffer durch einen Stefel-Elfmeter ging ein Patze... Nicht nur die stv. Klubchefin Sophia Reisecker wird den Innsbrucker SPÖ-Klub mit September verlassen: Mit ihr wird auch Marie-Luise Pokorny-Reitter gehen. Das gab es in Tirol noch nie: Wegen Zweifel an der geordneten Führung von Matrei in Osttirol droh... Der im Mai als Bundeskanzler und SPÖ-Chef zurückgetretene Werner Faymann wird Sondergesandter von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon für den weltweiten Kampf ge... Nicht nur die stv. Klubchefin Sophia Reisecker wird den Innsbrucker SPÖ-Klub mit September verlassen: Mit ihr wird auch Marie-Luise Pokorny-Reitter gehen. Die Bundespräsidenten-Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer muss neu ausgetragen werden. Die Wahlanfechtung der FPÖ war erfolgreich. ... Großbritannien kehrt Europa den Rücken: Eine knappe Mehrheit der Briten hat bei dem historischen Brexit-Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Un... Die Vorwahlen sind geschlagen, die Kandidaten stehen fest: Donald Trump (Republikaner) und Hillary Clinton (Demokraten) rittern am 8. November um die Präside... Sowohl die Wirtschafts- als auch die Arbeiterkammer sehen die Pflichtbeiträge als gerechtfertigt ... Das Minus an den Landeskrankenhäusern wird größer. Die höheren Gehälter und die unzähligen Ambulanzbesuche schlagen zu Buche. Der Aufsichtsrat der Spieljochbahn hat ausgedient. Auch der kurzzeitige Geschäftsführer ist passé. Heinz und Maximilian Schultz übernehmen. Die Strafe von 20 Jahren war den Richtern zu gering: Der Mühlbachl-Mörder muss nun lebenslang hin... Eine Räuberbande grub mitten in Mailand einen Tunnel in eine Bank. Am Freitag warteten sie dort auf die Angestellten. Trotz Alarm konnte das Quartett die Sic... Im Haus Mitterweg 87 wird jede Nacht der Hinterausgang mit einer Kette versperrt. Die XXXI. Olympischen Spiele finden von 5. bis 21. August in Rio de Janeiro statt. Im Blog Olympi... Der FC Wacker Innsbruck kassierte beim 0:1 gegen den Titel-Mitfavoriten LASK die zweite Niederlage in Serie. Gegen Wr. Neustadt musste sich die WSG Wattens am Freitag zuhause 0:1 geschlagen geben. Dem entscheidenden Treffer durch einen Stefel-Elfmeter ging ein Patze... Zwischen dem 5. und 21. August finden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele 2016 statt. Österreichs Athleten wollen nach der Nullnummer 2012 wieder für Ed... Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel macht sich im Ferrari auf die Jagd nach Champion Lewis Hamilton und Mercedes. Eine erneute Solofahrt der Silberpfeile i... Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFB-Team in der WM-Quali sein wahres Gesicht zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor... Bei allen wichtigen Fußball-Spielen dieser Welt darf ein subjektiver Beobachter nicht fehlen. Der TT.com-Live-Ticker schaute den Kickern immer ganz genau auf... Zwei Tiroler Biker und ein Filmteam hatten eigentlich vor, spektakuläre Action-Szenen in Malawi z... Ein Gericht verurteilte einen Mann in Deutschland, Messenger-Programme von den Smartphones seiner jungen Töchter zu löschen. Sie sollen vor sexueller Belästi... Ab dem 6. Jahrhundert vor Christus bewohnten die Räter große Teile des Alpenraums. In Tirol sind noch heute mystische Plätze zu finden, die auf die Tradition... Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel... Interviews, Porträts, Album-Kritiken: In der Rubrik Soundstube Tirol stellen wir lokale Künstler und Bands vor. Aber auch Neuigkeiten aus der Tiroler Musiksz... Fehlkauf vermeiden, vorher informieren. Rezensionen zu den aktuellsten Spielen regelmäßig auf TT Online. Termin: 09-05. - 16.05.2017 Termin: 08.04. - 15.04.2017 Die WohnTTräume-Gewinnspiel-Teilnehmer dürfen sich im August wieder auf einen 500-EuroGutschein von Projekta freuen. 2016-08-13 10:10 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 31 /100 Sport im Ort - Die Daube im Blick Ehrgeiz bringen die Stockschützen in Hohenlinden zwar durchaus auch mit - aber im Mittelpunkt der Treffen steht der Spaß Unerwartet leicht liegt der stählerne Stock in der Hand. Er besteht an seinem unterem Ende aus einer flachen Scheibe aus Plastik, die sich nach oben hin zu einem länglichen Griff verjüngt. Dieser Stock soll über knapp 25 Meter sanft über den Boden schlittern, bis er möglichst nahe am gewünschten Ziel zum Stillstand kommt. Stockschießen nennt sich diese Sportart, die zwar nicht gerade zu den modernen Trendsportarten zählt, im Landkreis aber immer noch weit verbreitet ist. Was bei der Beschreibung der Spieltechnik so einfach klingt, stellt sich in der Praxis als gar nicht so einfach heraus: Bei den ersten tölpelhaften Versuchen überschlägt sich der Stock und kratzt mit dem Gummigriff über den steinernen Boden. Nach nur wenigen weiteren Anstrengungen hat man aber die richtige Technik erprobt, und das Schießen ähnelt zumindest im Ansatz dem der erfahrenen Stockschützen des SV Hohenlinden. Deren Stöcke gleiten sofort nach dem ersten Bodenkontakt ruhig über die Bahn. "56 aktive Mitglieder haben wir im Moment", sagt Harald Kohlmann, der inzwischen als Institution für die Stockschützen gilt. In der 37-jährigen Vereinsgeschichte ist er seit 22 Jahren erster Vorsitzender. Obwohl er, wie er erzählt, selbst nie Zeit gefunden hat, um aktiv mitzuspielen, haben die Stockschützen ihrem Vereinsvorsitzenden und Organisator vieles zu verdanken. Bis vor knapp zehn Jahren konnten die Spieler am Hohenlindener Sportplatz nämlich nur auf zwei Bahnen im Freien spielen. Kohlmann sagte: "Irgendwann wollten wir einfach unabhängig sein und haben uns eine eigene Halle gebaut, das war 2009. " Für dieses Projekt hat die Gemeinde zwar die Materialien gestellt, doch die Arbeit und den Bau haben die Mitglieder selbst übernommen. Dort treffen sie sich nun regelmäßig zwei Mal pro Woche zum Training. Zwei Bahnen nebeneinander, jeweils 28 Meter lang, gibt es in der Halle. An beiden Enden der Bahnen befindet sich jeweils ein Zielbereich, wo die Stöcke später landen sollen. Auf der einen Seite der Halle ist ein Aufenthaltsbereich vorhanden, der mit einem hölzernen Geländer vom Spielbetrieb abgetrennt ist. Eine Bar und mehrere Sitzgarnituren mit massiven Holztischen stehen dort. Um einen hölzernen Tisch sitzen vier Senioren, darunter auch Kohlmann, und schauen den Jüngeren beim Spielen zu. Ab und an werden die Aktionen mit einer Mischung aus Fachwissen, Ironie und viel Humor kommentiert. "Die meisten von uns haben früher Fußball gespielt, als es mit dem Laufen nicht mehr ging, da kamen wir zu den Stockschützen", erklärt Alois Maurer. Ein Sport für wirklich Junge sei das nicht, auflösen wird sich der Verein trotzdem nicht, die Spieler kommen ja trotzdem nach - nur eben nicht im jungen Alter. Der Verein setzt sich aus fünf Mannschaften zusammen: zwei Herren- und zwei Frauenteams sowie eine Mixed-Mannschaft, alle bestehen jeweils aus vier Personen. Das Spielsystem ist immer gleich. Jeder hat einen Stock in seiner Hand, den er über die Bahn möglichst präzise und nahe an die sogenannte Daube - ein kleiner Holzklotz, der als Ziel gilt - heranmanövrieren muss. Die gegnerischen Spieler können sich aber wechselseitig ihre Stöcke aus dem Spielfeld schießen und so näher an die Daube herankommen. Wer nach beendeter Runde seinen Stock am besten platziert hat, dessen Mannschaft gewinnt und erhält bis zu neun Punkte. "Uns treibt weniger der sportliche Ehrgeiz an. Klar, ganz ohne geht's auch nicht, wichtiger ist mir aber die Kameradschaft", sagt Katja Miesauer, die seit vier Jahren in der Frauenmannschaft spielt. Natürlich treffe man sich, um zu spielen, doch der Spaß stehe klar im Vordergrund. Zwischen den einzelnen Runden wird auch schon einmal Schnaps als Zielwasser, wie ihn die Spieler bezeichnen, getrunken. "Ich komm so gerne her, weil es einfach lustig ist bei uns", sagt Waltraud Kraus. So denken auch die anderen Mitglieder, eine lockere Runde aus leidenschaftlichen Spielern, die Gemeinschaft nimmt für sie eine überragende Rolle ein. Von einem oder einer Besten möchte Kohlmann erst gar nicht sprechen, alle sind gleich, zumindest fühlt man sich hier so. "Nur bei den Frauen, da haben wir die schönsten", muss Kohlmann lachend zugeben. 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 32 /100 Veranstaltungstipp - Biergartenparty in Taglaching Eine Biergartenparty, nicht nur mit Oldies, veranstaltet das Wirtshaus in Taglaching am Donnerstag, 18. August. Auf der Bühne werden vier "alte Hasen" stehen, die seit Jahrzehnten ihre musikalischen Ambitionen ausleben: Die Munich Flames. Sie lassen mit ihrer Musik die Zeiten von Elvis Presley, Bill Haley, den Beatles, Chuck Berry, Santana, CCR, kurz, die 60er und 70er Jahre, wieder aufleben. Auch ein paar wesentlich jüngere Songs haben sie in ihr Repertoire aufgenommen. Dabei steht Spielfreude an erster Stelle. Zwar haben alle vier Musiker inzwischen graue Haare, der Sound jedoch, so versichern sie, ist so jung und lebendig wie in den frühen Tagen. Und das Publikum geht bei den Auftritten gerne mit, mancher Song wird fröhlich mitgesungen, heutzutage sogar auch schon von der Enkelgeneration. Die Live-Musik der Munich Flames ist komplett handgemacht. Gespielt wird von 20 Uhr an im Biergarten des Wirtshauses Taglaching, Oberdorf 2. Wie es aussieht, wird dieses Mal kein Gewitter oder Regenguss die Aufführung im Freien unterbrechen. Der Eintritt ist frei. Platz-Reservierungen werden unter der Telefonnummer (08092) 33 61 38 entgegen genommen. 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 33 /100 Nur Frankfurt hat eine Börse? München aber auch Der Herr am Schalter vergewissert sich, ob der Auftrag denn heute noch zur Börse gehe. Aber selbstverständlich, der Bankangestellte reißt das just beschriebene Blatt vom Block, denn gleich geht Erich Neukirchinger los. Der Händler Neukirchinger notiert den neuesten Auftrag in sein Buch, macht sich auf zum Lenbachplatz, wo die Börsenmakler herausschreien, mit ihren Notizbüchern in der Luft herumfuhrwerken, den besten Preis anpreisen und die beste Aktie. Neukirchinger wird es ihnen gleichtun, er wird in dieser Halle kaufen und verkaufen, im Auftrag seiner Kunden, mit größtmöglichem Geschick, stets das Notizbuch in der Hand. Im Jahr 1965 gab es nämlich noch keinen Computer, erst recht keinen Hochfrequenzhandel. Die Bayerische Börse war damals eine dröhnende Ansammlung von Männern in Anzügen doch heute ist davon nicht mehr geblieben als eine Handvoll Schwarz-Weiß-Filme, in denen Menschen wie Neukirchinger zeigen, dass der Börsenhandel einst ganz anders ablief. Heute nämlich hat die Bayerische Börse, immerhin die drittgrößte in Deutschland, zwar noch immer einen herrschaftlichen Sitz. Mittlerweile am Karolinenplatz, in der früheren Stadtvilla von Viktor Hutschenreuther, dem Sohn des fränkischen Porzellanfabrikanten. Doch in diesen weißen, kahlen Räumen arbeiten gerade einmal 28 Leute, im Dachstuhl blitzen die aktuellen Kurse auf den Bildschirmen, vor ihnen aber sitzen nur noch vier Männer. Trotz der ganzen Neuerungen. Erst Ende Juli nämlich ist man hier in den Handel mit Zertifikaten eingestiegen, gemeinsam mit der Hypo-Vereinsbank erhofft man sich so, mehr Umsatz zu machen. Denn klar, die drittgrößte Börse innerhalb Deutschlands, das klingt erst einmal groß - groß ist allerdings auch der Abstand zwischen den ersten drei Plätzen: 95 Prozent der Umsätze des deutschen Aktienhandels laufen über Xetra, den Handelsplatz der Frankfurter Börse. Die restlichen fünf Prozent teilen sich die deutschen Regionalbörsen in München, in Düsseldorf, in Hamburg oder in Stuttgart. Wobei Letztere bundesweit den zweiten Platz einnimmt, immerhin beschäftigt man in Baden-Württemberg ungefähr dreimal so viele Mitarbeiter wie in Bayern. Die Börse am Karolinenplatz hat sich zwischen den größeren Finanzzentren eine Nische gesucht. Sie will gar nicht Frankfurt sein, erst recht nicht London oder New York. Jochen Thiel, zweiter Geschäftsführer, sitzt in seinem Eckbüro im ersten Stock, an der rechten Hand trägt er einen goldenen Armreif, an der linken einen goldenen Ring. Wenn Thiel von der Börse erzählt, redet er vor allem davon, wie sehr sich der Handel verändert habe. Heute sei die Börse ein hocheffizienter IT-Dienstleister, Parkettböden und Marktschreier seien doch nur noch überkommene Klischees. Er lächelt, damit habe die Börse wirklich nichts mehr zu tun. 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 34 /100 Warum das Spectrum neue Wohnungen fürchtet Von Andrea Baumann Seit langem ist Passanten die „Wildnis“ an der Kreuzung Ulmer/Neusässer Straße ein Dorn im Auge. Seit dem Abbruch des Unternehmens Linde (Industriegase und Kühlsysteme) vor mehr als zehn Jahren liegt das rund 4000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Spectrum-Club und Friedhof brach. Groß war die Freude daher im Stadtteil, als die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBG) das Areal erwarb: „Wir bauen Servicehaus, Mietwohnungen“ verkündet ein Transparent an der Mauer zur Ulmer Straße seit einigen Jahren. Doch dahinter kann sich die Natur immer noch frei entfalten. Die Baugenehmigung steht aus Nach den Planungen der WBG hätten im Zentrum des alten Kriegshabers längst die Bagger anrücken sollen. Doch die Baugenehmigung für die drei Häuser mit Büros und insgesamt 26 Wohnungen steht noch aus. Grund ist eine fehlende Unterschrift. Die direkten Nachbarn des Neubauprojekts, die Spectrum-Chefs Ufuk Aykut und Michael Klein, verweigern diese, weil sie um die Existenz ihres Lokals fürchten. „Das wäre das Todesurteil. Wenn sich der erste Mieter beschwert, müssen wir schließen“, sind sie überzeugt. Bislang kommt das Spectrum, in dem an rund 200 Abenden im Jahr Discopartys oder Konzerte mit insgesamt rund 100000 Besuchern stattfinden, gut mit der Nachbarschaft klar. In unmittelbarer Nähe des Clubs wohnt niemand. Als im vergangenen Jahr wegen des LindeBauvorhabens Lärmmessungen stattfanden, wurden jedoch die für Wohnbebauung zulässigen Grenzwerte überschritten. Als Problem stellte sich nicht nur der Schallpegel im Club heraus. Auch die Gespräche der Gäste vor dem Lokal oder in der sogenannten Raucherzone zum Linde-Areal hin waren lauter als nach 22 Uhr zulässig. „Bei maximal 45 Dezibel darf hier keiner lachen“, sagt Spectrum-Geschäftsführer Michael Klein . „Zu nah dran“ Er und sein Kompagnon Aykut sind überzeugt, das Schallschutzproblem im Inneren des Clubs in Griff zu bekommen – etwa durch Schleusen. Problematischer seien die Gäste, die sich zum Rauchen oder Luftschnappen im Freien aufhielten. Denn nach den Planungen grenze eines der WBG-Häuser unmittelbar an diese Zone. „Das ist einfach zu nah dran, da ist Ärger programmiert.“ Die Wohnbebauung sollte aus Sicht der Spectrum-Inhaber deshalb weiter weg vom Club rücken. Generell gegen das Vorhaben, so betonen sie, seien sie nicht: „Wir wollen ja auch, dass es hier schön wird.“ Das will auch die WBG mit ihrem Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe. „Wir sind mit unserem Architekten dabei, eine Lösung für den Raucherbereich zu erarbeiten, damit das Spectrum weitermachen kann und wir bauen können.“ Einen entsprechenden Unterstand zu schaffen, der die verschiedenen Auflagen erfüllt, sei nicht einfach. Zu den Behördenauflagen zählt auch, dass sich bei den Neubauten die Fenster zum Spectrum hin nicht öffnen lassen. Es handle sich dabei nicht um Wohn- oder Schlafräume. Ohnehin seien im dem Haus zur Ulmer Straße hin überwiegend gewerbliche Mieter (unter anderem Mehrgenerationentreff und Sozialdienst) vorgesehen, so Hoppe. Ein riesiger Aufwand Der WBG-Chef räumt ein, dass der Aufwand für das Bauvorhaben mit insgesamt nur 26 Wohnungen neben den Büroeinheiten riesig sei. Kalkuliert wird mit Kosten in Höhe von 9,1 Millionen Euro inklusive Grundstückserwerb und Außenanlagen. Dafür verschwinde aber nicht nur eine Brache und es werde Wohnraum geschaffen, sagt Hoppe. Teil des Bauvorhabens sind auch zwei Wegeverbindungen von der Ulmer Straße zum Friedhof. Damit verkürzen sich die Wege für viele Besucher erheblich. Die Planungen für die Bebauung der Brachfläche reichen in die Zeit von Hoppes Vorgängers Edgar Mathe zurück. Unter anderem hatte sich Oberbürgermeister Kurt Gribl, der aus Kriegshaber stammt, in die Verhandlungen mit der Firma Linde eingeklinkt. Ursprünglich sollten in das Gebäude zur Ulmer Straße hin Wohngruppen für Menschen mit Behinderung einziehen. Doch nachdem sich der Verein Lebenshilfe als Träger zurückgezogen hatte, fand die WBG mit dem städtischen Sozialdienst und dem Mehrgenerationentreff neue Mieter. Wann diese und die neuen Bewohner einziehen, steht noch in den Sternen. Zunächst braucht es noch Unterschriften, damit auf dem Linde-Areal gebaut werden darf. 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 35 /100 Kerber will Graf nacheifern - Achter beschließt Regatten Bahnrad-Ass Kristina Vogel will nach Bronze im Teamsprint im Keirin wieder aufs Podest, Medaillenchancen rechnen sich auch Diskuswerfer Christoph Harting, der Deutschland-Achter und Christian Reitz mit der Schnellfeuerpistole aus. EINER FEHLT NOCH: Noch ein Sieg, dann steht Angelique Kerber in einer Reihe mit ihrem Vorbild Steffi Graf. Gegen Monica Puig aus Puerto Rico kann die Kielerin am Samstag (3. Spiel nach 17.00 Uhr) ihre beeindruckende Woche krönen. Und könnte 28 Jahre nach Grafs Gold-Coup als erste deutsche Tennisspielerin bei Olympia ganz oben auf dem Podest stehen. «Ich kämpfe um Gold. Das ist das, was ich mir vor einer Woche erträumt habe», sagte die Australien-Open-Siegerin. DAS PARADEBOOT: Im letzten Rennen der olympischen Regatta wollen die deutschen Ruderer nochmals auftrumpfen - mit ihrem Aushängeschild. Nach dem goldenen Doppelschlag durch die beiden Vierer ist am Samstag (16.27 Uhr) der Achter dran. In dem Rennen mit sechs Booten werden nur zwei Teams Siegchancen eingeräumt. «Ich erwarte ein Duell um Gold zwischen Deutschland und Großbritannien», sagte der deutsche Schlagmann Hannes Ocik. Deutschland war 2012 Olympiasieger, der ewige Rivale von der Insel ist Weltmeister. Mal sehen, wer am Ende auf der Lagoa Rodrigo de Freitas die Bootspitze vorn hat. FAMILIENBANDE: Bleibt das Diskus-Gold in der Familie? Nach dem bitteren Olympia-Aus von Titelverteidiger Robert Harting will am Samstag (15.50 Uhr) sein Bruder Christoph in die Rolle des Medaillensammlers schlüpfen. «Wir haben noch einen Harting im Finale, und der kann eine Medaille holen», sagte der 26-Jährige selbstbewusst. In den Wettstreit der besten Zwölf geht der Pole Piotr Małachowski, der in der Qualifikation mit 65,89 Metern die beste Weite erreichte, als Topfavorit. MIT RÜCKENWIND: Bronze hat sie in der Tasche, jetzt will Kristina Vogel Gold. Einen Tag nach ihrem dritten Platz mit Miriam Welte im Teamsprint steht für Vogel am Samstag (22.27 Uhr) der nächste Höhepunkt an: die Entscheidung im Keirin-Wettbewerb. Von Teamsprint-Bronze erhofft sich die Weltmeisterin kräftigen Rückenwind. «Das ist eine riesige Erleichterung», sagte Vogel. DER FÜNFTE STREICH?: Sollten die Deutschen am Ende auf enttäuschende Sommerspiele zurückblicken, so ist eines klar: An den Schützen hat es nicht gelegen. Schon viermal Edelmetall gab es in Rio für den Deutschen Schützenverband. Eine prächtige Bilanz, die die Schnellfeuerspezialisten Christian Reitz und Oliver Geis am Samstag (17.30 Uhr) ausbauen wollen. Und der Auftakt glückte schon mal: Beide starteten am Freitag aussichtsreich in ihren Wettkampf. KAPITÄNSLOS: Mit Portugal hat Deutschlands junge Fußball-Generation noch eine Rechnung offen. Gab es gegen die Südeuropäer bei der U21-EM 2015 in Tschechien doch ein 0:5Debakel im Halbfinale. Diese Schmach wollen die Jungs von DFB-Trainer Horst Hrubesch am Samstag (18.00 Uhr) im olympischen Viertelfinale in Brasília tilgen. Fehlen wird dann Kapitän Leon Goretzka, der wegen einer Schulterverletzung die Heimreise antreten musste. (dpa) Olympia-Kalender - Englisch 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 36 /100 Greiffenberger verkauft ein Unternehmen Die angeschlagene Greiffenberger AG hat den Verkauf eines Tochterunternehmens angekündigt. Die Firma ABM in Marktredwitz soll an die Senata-Gruppe in Freising veräußert werden. Eberle in Augsburg (Sägeblätter) soll aber auch künftig Teil der Gruppe bleiben. Die ABM Greiffenberger Antriebstechnik GmbH ist mit bislang 530 Mitarbeitern das größte Unternehmen der Greiffenberger-Gruppe. Sie baut Getriebe und Elektromotoren für den Maschinen- und Anlagebau. Laut Konzernbericht herrscht dort aber auch ein „hohes Ergebnisverbesserungspotential“. Daher sollten zunächst 120 Stellen abgebaut werden. Nun hat der Aufsichtsrat den Verkauf beschlossen. Senata will im Gegenzug Greiffenberger bei den Schulden und Sanierungskosten entlasten, heißt es in einer Mitteilung. Die kurzfristigen Schulden des Unternehmens waren von 2014 auf 2015 von 43 auf 60 Millionen Euro gestiegen. Keine Folgen für Augsburg? Für den Augsburger Standort, die Firma Eberle in Pfersee, hat der Verkauf von ABM nach Ansicht von Gewerkschaftern keine direkten Folgen. Es gebe vor Ort einen Tarifvertrag für die rund 270 Mitarbeiter und auch Zusagen zur Standort- und Beschäftigungssicherung. In Augsburg stellt Eberle Metallsägeblätter und Präzisionsbandstahl her. Im vergangenen Jahr hatte dieser Unternehmensbereich einen Gewinn von 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Wie aus der Mitteilung von Greiffenberger hervorgeht, könnte Augsburg künftig der Kern des Unternehmens werden. Nach dem jetzt beschlossenen Verkauf der Sparte ABM kündigte Greiffenberger nämlich an, auch den Bereich Kanalsanierung (BKP) abstoßen zu wollen. Von der ursprünglichen Gruppe bliebe dann nur Eberle in Augsburg übrig. 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 37 /100 Barbara Engleders Dialekt sorgt in Rio für Verwirrung Die niederbayerische Sportschützin Barbara Engleder hat in Rio Gold gewonnen - und mit ihrem unverfälschten Dialekt für Verwirrung gesorgt. Empörung erregte aber nur das Wörtlein Matz. Der Olympiasieg der niederbayerischen Sportschützin Barbara Engleder hat in Rio de Janeiro allerhöchste Emotionen geweckt. "Jetzt brauch i unbedingt ein Bier! ", erklärte die erfrischend extrovertierte Sportlerin, nachdem ihre Jubelschreie verklungen waren und die Goldmedaille am Halse baumelte. Nicht weniger als mit ihrer Zielgenauigkeit hat die Englederin mit ihrem Dialekt für Furore gesorgt. Als Sprecherin unternahm sie vor den Mikrofonen rein gar nichts, um ihre Herkunft aus dem ländlichen Rottal zu verleugnen. "Oa Chinesin verkackt immer, einwandfrei, heid hob i's verdient", jubelte sie in die Kamera. "Des is natürlich super, dass i heid amoi ned s'Oaschloch bin. " Ihre Freude war verständlich, denn kurz vorher war Engleder im Luftgewehr-Wettbewerb hinter einer Chinesin nur Vierte geworden. Das kommentierte sie dann so blumig, wie es in ihrem Heimatort Triftern seit jeher der Brauch ist. Über ihre Betreuer sagte Engleder: "Des san olle Mordstrumm Scheißkerle. Und I bin super froh, dass s' dabei san. " Eine solche Logik erschließt sich außerhalb des Rottals nicht mehr einem jeden Zuhörer. Noch viel weniger trifft dies auf das Lob zu, mit dem Barbara Engleder jene Chinesin überschüttet hat, der sie im ersten Wettkampf unterlegen war: "So eine Matz! ", sagte die Schützin, der die Bildzeitung ihrerseits einen rhetorischen Hieb verpasste, indem sie den Namen Pengleder ins Spiel brachte. Empörung erregte aber nur das Wörtlein Matz. Engleders Wortwahl sei primitiv und beleidigend, tönten die Sprach-Inquisitoren, ohne zu erkennen, welch einen weiten Horizont die Matz eröffnet. Zugegeben, Matz ist ein Schimpfwort, das bei seiner Verwendung dampft und kracht. Eine läufige Hündin wurde ursprünglich so bezeichnet, im menschlichen Miteinander hat Matz das Potenzial eines justiziablen Schimpfworts. Barbara Engleder weiß ihre Worte aber durchaus richtig zu wählen. Nach ihrem Olympiasieg sagte sie den schönen Satz: "Heid war mir Fortuna hold! " Umso trauriger, dass viele Bayern ihre eigene Sprache nicht mehr verstehen. Das gröbste Schimpfwort bedeutet hier zugleich das größte Lob. "So a Matz! " ist also eine Auszeichnung. Zu einem Mann hätte Barbara Engleder gesagt: "A Hund is er scho! " 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 38 /100 Clinton veröffentlicht Steuererdaten Die USPräsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat ihre Steuererklärung veröffentlicht - und damit den Druck auf ihren Rivalen Donald Trump verstärkt, der sich dieser Gepflogenheit hartnäckig verweigert. "Was hat er zu verbergen? " - mit dieser Frage suchte Clintons Wahlkampfteam am Freitag die Spekulationen um die Steuerverhältnisse des Republikaners anzuheizen. Trump konterte mit dem Vorwurf, die Demokratin wolle von ihrer E-Mail-Affäre ablenken. Clinton hatte während ihrer Zeit als Außenministerin von 2009 bis 2013 einen privaten Server in ihrem Haus im Bundesstaat New York für offizielle Aufgaben genutzt. Trump hat in der Vergangenheit argumentiert, dass er seine Steuererklärung wegen einer seit Jahren laufenden Steuerprüfung nicht veröffentlichen könne. Clintons Sprecherin Jennifer Palmieri verwarf dies als "Ausreden". Die Bundessteuerbehörde IRS hatte mitgeteilt, Trump könne die Dokumente veröffentlichen auch wenn die Überprüfung noch laufe. In den USA ist es Brauch, dass die Präsidentschaftskandidaten ihre Steuererklärungen veröffentlichen. So wurde es in den vergangenen neun Wahlen gehandhabt. Gesetzlich dazu verpflichtet sind die Bewerber aber nicht. Die New York Times vermutete zuletzt, dass die Steuerlast für den mehrfachen Milliardär Trump möglicherweise bei Null liegen könnte. In seinem Wahlkampf, den der Unternehmer auch stark auf Arbeiter und die Mittelklasse abzustellen versucht, wäre das eine schwer zu vermittelnde Botschaft. Laut der auf Clintons Website veröffentlichten Steuererklärung für das Jahr 2015 nahmen die Präsidentschaftskandidatin und ihr Mann Bill Clinton zusammen 10,6 Millionen Dollar (9,5 Millionen Euro) ein. Darauf zahlten die Clintons einen Steuersatz von 34,2 Prozent. Eine Million Dollar spendeten die Clintons dem Dokument zufolge an die nach ihnen benannte Stiftung. Wie die Steuererklärung der Clintons weiter zeigt, stammte der Großteil ihrer Einnahmen - mehr als sechs Millionen Dollar - aus Redegagen. Diese gab es für Auftritte, die größtenteils vor dem Start der Präsidentschaftsbewerbung der Politikerin im April 2015 erfolgt waren. Trump hatte der Wahlbehörde FEC im Mai lediglich ein Dokument mit groben Angaben zu seinem Vermögen und Einkommen übermittelt, das er für ausreichend hielt. Er bezifferte sein Vermögen darin grob auf mehr als zehn Milliarden Dollar. Das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen hingegen auf deutlich weniger, nämlich 4,6 Milliarden Dollar. 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 39 /100 Allgäu - Gemeinden lassen über Skischaukel abstimmen Balderschwang und Obermaiselstein wollen zwei Skigebiete am Riedberger Horn verbinden. Naturschützer sind entsetzt - auch weil der Ausgang des Votums wohl schon feststeht. Die Oberallgäuer Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein haben die Bürgerbefragung über die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn auf den Weg gebracht. "Sind Sie dafür, dass die Skigebiete von Grasgehren und Balderschwang, wie vom Gemeinderat beschlossen, miteinander verbunden werden? ", lautet die Frage des Ratsbegehrens, über das die Wahlberechtigten der beiden Gemeinden am 18. September abstimmen sollen. Das haben die Gemeinderäte der Kommunen in einer gemeinsamen Sitzung am Donnerstag einstimmig beschlossen. Damit erfüllten sie die Vorgabe von Ministerpräsident Horst Seehofer und seinem Kabinett. Diese hatten Mitte Juli entschieden, die Voraussetzungen für den Bau der Skischaukel zu schaffen, wenn die Wahlberechtigten beider Kommunen per Abstimmung bekunden, dass sie das Projekt tatsächlich wollen. Von der Landtags-SPD kam scharfe Kritik. "Einige hundert Einwohner aus zwei kleinen Gemeinden können nicht darüber entscheiden, ob internationales Umweltrecht verletzt wird", sagte der Abgeordnete Florian von Brunn. "Das ist absurd und nur billiger Populismus. " Auch der Bund Naturschutz (BN) wandte sich gegen das Ratsbegehren. "Man wiegt die Bürger dadurch in der Hoffnung, dass sie über die Erschließung in den Skigebieten entscheiden könnten", sagte der BN-Mann Richard Mergner. Das Ergebnis des Bürgervotums sei leicht vorherzusagen. "Man kann aber über ein Ratsbegehren nicht geltendes Recht außer Kraft setzen. " Der Balderschwanger Bürgermeister Konrad Kienle verteidigte das Ratsbegehren. "Wo fangen wir an, wo hören wir auf? ", sagte er im BR. "Ich denke, es geht die beiden Gemeinden an. Die beiden Gemeinden haben es zu tragen und aus diesen Gemeinden heraus muss die Entscheidung fallen. " Es gilt als sicher, dass die Bürgerbefragung für die Skischaukel ausgeht. Schließlich kämpfen die beiden Kommunen seit vielen Jahren für das umstrittene Projekt. Bislang hatte ihnen der Freistaat stets die Genehmigung verweigert, weil die Pläne gegen zahlreiche nationale und internationale Vorgaben des Naturschutzes verstoßen. Aber auch wenn die Staatsregierung nun ihre Position revidiert hat, bleibt unklar, ob die Skischaukel tatsächlich kommt. Die Umweltverbände werden in jeden Fall gegen ihre Genehmigung klagen. Sogar Kabinettsmitglieder halten es für gut möglich, dass die Gerichte sie wieder kassieren. 2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 40 /100 Sie weiß, was Augsburgerinnen drunter tragen Von Nicole Prestle Ab sofort nur noch mittwochs – alle werden sich daran gewöhnen müssen. Der Seniorchef, der jeden Morgen zum Frühstück ins Korsetthaus Anita kommt, weil er von seinen Damen gut versorgt wird. Die Kunden, die ihre Beraterin schätzen und nur von ihr bedient werden möchten. Und Irene Baur selbst, die 40 Jahre im alteingesessenen Geschäft in der Bäckergasse arbeitete. Nun geht sie in Ruhestand; ein bisschen zumindest, denn an einem Tag pro Woche wird sie weiter da sein. Stammkunden – und davon gibt es im Korsetthaus Anita viele – mögen ihr ruhiges, freundliches Lächeln. Irene Baur kann zuhören. Doch während die Frauen noch ihre Vorstellungen und Wünsche schildern, macht Baur sich bereits Gedanken, wie diese erfüllt werden könnten. Das gesamte Sortiment inklusive aller Farben, Schnitte, Größen, Muster – es ist in ihrem Kopf gespeichert. „Wem geben Sie dieses Wissen bloß weiter?“, fragte kürzlich eine Kundin. „Junge Leute tragen das nicht mehr“ Dass sie einmal Dessous verkaufen würde, hätte Irene Baur nicht gedacht. Sie ist gelernte Damenschneiderin – offensichtlich ein vielseitiger Beruf, denn ihre erste Anstellung fand bei einem Herrenschneider. Als sie vor 40 Jahren ins Korsetthaus Anita wechselte, lernte die heute 63-Jährige zusätzlich die Feinheiten, die ein Korsettschneider beherrschen muss. „Das ist ein Beruf, der heute gar nicht mehr gelehrt wird, weil sich kaum noch jemand ein Mieder anfertigen lässt. Junge Leute tragen das nicht mehr.“ Das Angebot an Dessous ist dafür größer geworden, und zwar im wahrsten Wortsinn. „Früher gingen die Körbchengrößen bis Doppel-D.“ Wurden größere Größen benötigt, setzten sich die Damen im Korsetthaus an die Nähmaschine und änderten die Modelle. Heute endet die Skala erst beim J. Die Menschen sind fülliger geworden in vier Jahrzehnten. Wer Unterwäsche verkauft, muss ein besonderes Gespür für seine Kunden entwickeln. Man kann nicht einfach hineinplatzen in die Umkleidekabine – „vor allem bei jungen Frauen sollte man behutsam sein“. Man muss vorsichtig sein mit Ratschlägen – „ich will niemandem etwas aufschwatzen“. Doch in ihrer zurückhaltenden Art gelingt es Baur, Kundinnen auch von neuen Dingen zu überzeugen: „Da geht eine Frau, die einen schwarzen BH wollte, schon mal glücklich mit einem roten raus, den ich unauffällig mit in die Umkleide gebracht habe.“ Die Umstellung aufs Rentnerdasein wird Irene Baur, das gibt sie zu, schwerfallen. Ihre Kolleginnen in der Bäckergasse sind ihr zur Familie geworden. Gerda Schwegler zum Beispiel fing nur wenige Wochen nach Irene Baur im Korsetthaus an. 40 Jahre lang sahen sie sich fast jeden Tag, haben Berufliches und Privates besprochen, manchmal an freien Tagen telefoniert. „Wir sind Freundinnen geworden“, betonen sie – auch wenn man sich nie privat traf, da man viel zu weit auseinander wohne... Und ja, sagen beide, sicher, da habe es auch Meinungsverschiedenheiten gegeben – vor allem beim Einkauf, „weil wir halt doch einen unterschiedlichen Geschmack haben“. Aber „bös’“, sagt Irene Baur, „bös’“ habe man die Dinge nie diskutiert. Die Übernahme ist geregelt In den nächsten Wochen wird die „Neu-Rentnerin“ erst mal viel zu tun haben: In ihrem Garten im Weldener Ortsteil Reutern ist das Obst reif. „Dann genehmige ich mir mittags jetzt manchmal eine Stunde Ruhe“, sagt Irene Baur. Das sei undenkbar gewesen in den letzten vier Jahrzehnten. „Ich bin morgens hier rein, abends wieder raus.“ Nicht einmal in der Innenstadt war sie häufig – „nur, wenn ich unbedingt etwas gebraucht hab’“. Winfried Krenleitner, der Seniorchef im Korsetthaus Anita, wird „seine Irene“ vermissen. Aber er freut sich, dass sie trotz des Ruhestands an einer Idee festhält: Gemeinsam mit Gerda Schwegler soll sie das DessousGeschäft in der Bäckergasse einmal übernehmen und damit das Geschäft weiterführen, das Krenleitners Mutter Anfang der 50er Jahre eröffnete. Tradition, ist sich das Anita-Team einig, verpflichte eben auch... 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 41 /100 Henning Voscherau feiert 75. Geburtstag "Ein Hanseat gibt sein Wort und zwar mündlich oder per Handschlag - und er hält es auch", sagt Henning Voscherau und beschreibt sich damit wohl auch ein bisschen selber. Denn Hamburgs langjähriger Erster Bürgermeister ist für viele Bürger die Verkörperung eines Hanseaten. Er kommt am 13. August 1941 als Sohn des Schauspielers Carl Voscherau in Hamburg zur Welt. Nach dem Abitur am Gymnasium Oberalster in Poppenbüttel studiert Voscherau Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg und promoviert 1969. Von 1974 bis 2011 war er - mit Unterbrechung während seiner Zeit als Erster Bürgermeister - in der Hansestadt als Notar und Rechtsanwalt tätig. Anschließend als Anwalt für Immobilien-, Gesellschafts-, Familien- und Erbrecht in einer Bürogemeinschaft mit seinem Sohn. Zusammen mit seiner Frau Annerose, einer Apothekerin, hat er drei Kinder. Voscheraus politische Laufbahn beginnt 1966 mit dem Eintritt in die SPD, vier Jahre später wird er in die Bezirksversammlung Wandsbek gewählt, der er bis 1974 angehört. Im selben Jahr folgt der Wechsel in die Hamburgische Bürgerschaft und den Fraktionsvorstand der SPD. 1982 bekleidet er das Amt des Fraktionsvorsitzenden seiner Partei und behält diese Funktion bis 1987. Ein Jahr später tritt Voscherau schließlich die Nachfolge des Ersten Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi an und geht eine Koalition mit der FDP ein. Voscherau gilt als leidenschaftlicher Taktiker. Politik ohne Taktik sei für ihn "wie eine Suppe ohne Salz", gesteht der Sozialdemokrat mal in einem Fernsehinterview. Den Ruf eines Taktikers mit moralischem Antrieb erwirbt Voscherau im Mai 1985, als er vom Posten des Fraktionsvorsitzenden zurücktreten will, als sich der Senat seiner Ansicht nach zu wenig bemüht, um einen damaligen Skandal um die Hamburger Stadtreinigung aufzudecken. Mit seiner Frau Annerose ist Voscherau seit 1971 verheiratet. Sie haben drei Kinder. Noch immer nehmen die beiden öffentliche Termine wahr, wie hier bei der Matthiae-Mahlzeit im Hamburger Rathaus im Februar. "Der Geburtstag gibt mir nichts", sagt der bescheidene Hamburger. Neun Jahre lang, von 1988 bis 1997, ist er der Herr des Hamburger Rathauses: Dr. Henning Voscherau. Anders als sein Vorgänger Klaus von Donahnyi, der zwar in Hamburg geboren wurde, aber in vielen verschiedenen deutschen Städten aufwuchs und in München und den USA studierte, ist Voscherau durch und durch Hamburger. Am 13. August 1941 wird er in Hamburg als Sohn des Volksschauspielers Carl Voscherau geboren. In der Hansestadt macht er sein Abitur und studiert dort Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre. Ab 1974 ist er in seiner Heimatstadt als Notar tätig. Als er 1988 das Amt des Ersten Bürgermeisters übernimmt, koaliert die SPD mit der FDP - die Verbindung ist zwar nicht immer so harmonisch, wie es auf dem Foto der Senatstruppe scheint, hält aber bis zu den nächsten Wahlen 1991. Danach kann die SPD allein weiterregieren. 1989, kurz vor dem Mauerfall, besucht Voscherau Dresden und trifft sich mit DDROppositionellen - mit Billigung des Dresdner Reform-Bürgermeisters Wolfgang Berghofer (l). Die Städtepartnerschaft, die 1987 entstand, füllt sich mit Leben. Von der großen Politik zu den Großen des Sports: 1995 empfängt Voscherau Max Schmeling im Hamburger Rathaus - der Boxer feiert seinen 90. Geburtstag. 1997 erteilen die Wähler ihrem Bürgermeister eine Ohrfeige: Bei der Bürgerschaftswahl rutscht die SPD auf 36,2 Prozent ab - ihr bis dato schlechtestes Ergebnis nach Kriegsende. Voscherau zieht die Konsequenz: Noch am Wahlabend erklärt er seinen Rücktritt. Wenige Tage später, bei seiner letzten Landespressekonferenz, ein ungewohntes Bild: Dem scheidenden Regierungschef stehen Tränen in den Augen. Gestützt von seiner Frau Annerose bedankt sich Voscherau bei den Medien dafür, dass sie seine drei Kinder während der gesamten Amtszeit unbehelligt gelassen haben. Seit seinem Rücktritt ist Voscherau wieder als Notar tätig. Doch regelmäßig ist er auch in der Öffentlichkeit zu sehen - so etwa am 25. Juni 2010 bei der Trauerfeier für Heidi Kabel, über die er in seiner Rede sagt: "Als ein Stück Hamburg ist Heidi Kabel unersetzlich. " Bewegende Worte findet Voscherau auch beim Abschied von Loki Schmidt, "einer warmherzigen, bescheidenen, charakterstarken und klugen Frau", wie er sie nennt. "Ihr war gegeben, die Herzen der Menschen zu gewinnen", sagt Voscherau bei der Trauerfeier am 1. November 2010 im Hamburger Michel. Doch nicht immer sind es traurige Anlässe, zu denen sich der Bürgermeister a. D. zeigt. Hier besucht er 2010 mit Ehefrau Annerose die Verleihung des Henri-Nannen-Preises. Und auch auf der politischen Bühne ist Voscherau gelegentlich noch zu sehen - so etwa, als die SPD Olaf Scholz zu ihrem Spitzenkandidaten kürt - mit durchschlagendem Erfolg: Scholz holt bei den Wahlen im März 2011 für die SPD die absolute Mehrheit. Das Hamburger Rathaus ist wieder fest in der Hand der SPD - für den Ex-Bürgermeister ein schönes Geschenk zu seinem 70. Geburtstag. Alles Gute, Henning Voscherau! In Voscheraus Amtszeit fällt auch die deutsche Wiedervereinigung. Der Sozialdemokrat erkennt schnell, welche Chance, aber auch welche Herausforderung der Fall der Mauer für Hamburg bedeutet. "Ich bin sehr stolz auf meine - wie ich finde - bahnbrechenden Zukunftsleitungen für die Stadt", sagt Voscherau später. Das seien vor allem 50.000 neue Wohnungen und große Infrastrukturprojekte wie der Flughafenausbau, die erste Elbvertiefung sowie die Hafenerweiterung. Von 1991 an regiert Voscherau die Hansestadt mit einer absoluten Mehrheit. Das große innenpolitische Thema seiner zweiten Amtszeit ist die Hafenstraße. Anfangs strebt der Sozialdemokrat noch Räumung und Abriss der besetzten Häuser an, ändert aber 1994 seine Meinung - später nennt er es "die Probe aufs Exempel": "Das Ziel, um das es von Anfang an geht, ist nicht Abriss als Selbstzweck, sondern die Wiederherstellung des Rechtsfriedens und gewaltloser, gut nachbarlicher Verhältnisse. " Und die kommen durch den Vertrag mit der Hafenstraße dann tatsächlich. Im Mai 1997, ein halbes Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit, spricht Voscherau zum ersten Mal öffentlich über seine Vision für eine Hafencity : "Was die Innenstadt als Herz und Aushängeschild Hamburgs angeht, so habe ich die Vision eines revitalisierten Stadtraums. Die Erweiterung der Innenstadt um den innerstädtischen Hafenrand eröffnet die einzigartige Möglichkeit, diese Vision Realität werden zu lassen. " Als "Vater der Hafencity" erhält Voscherau 2011 die Bürgermeister-Stolten-Medaille, die höchste Auszeichnung der Stadt. In den 1990er-Jahren werden die Grünen (GAL) in Hamburg immer stärker, für Voscherau jedoch bleiben sie ein rotes Tuch. "Ich mache nicht jeden Quatsch mit", sagt er zu einer möglichen Koalition mit den Grünen. Noch Jahre später wird er den Grünen "Fehlleistungen" und "Verfilzung" vorwerfen. 1997 gewinnt die SPD die Bürgerschaftswahl, muss mit 36,2 Prozent der Stimmen aber das schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten in der Hansestadt nach Kriegsende hinnehmen. Voscherau, der für sich zuvor eine "Schmerzgrenze" bei 38 Prozent zieht, weigert sich, mit der GAL zusammen zu regieren und erklärt noch am Wahlabend, nicht mehr für das Amt des Ersten Bürgermeisters zu kandidieren. 2007 wird er fast noch einmal als Nothelfer Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, zieht dann aber überraschend und kurzfristig zurück. Olaf Scholz (SPD) hält er für einen würdigen Nachfolger: "Ein sehr disziplinierter, loyaler, geradliniger Mensch, der große Fähigkeiten hat und von dem man noch viel Positives hören wird. " Für mediales Aufsehen sorgt Voscherau 2012, als er zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Joint Venture South Stream Transport AG gewählt wird. Damit engagiert er sich als zweiter deutscher SPD-Politiker nach Gerhard Schröder beim russischen Energiekonzern Gazprom. Voscherau soll die umstrittene Gaspipeline von Russland durch das Schwarze Meer nach Europa voranbringen, das Projekt wird jedoch 2014 eingestellt. 2014 besetzt Voscherau das Amt des Vorsitzenden in der von der Bundesregierung berufenen Mindestlohnkommission. Sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund als auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber sehen damals in dem Hanseaten den "richtigen Mann" für diese Aufgabe. Die Kommission entscheidet, in welchen Schritten der 2015 neu eingeführte gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro künftig angehoben wird. Anfang April 2015 muss er sein Amt jedoch aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung wieder aufgeben. Er unterzieht sich im UKE einer Operation am Kopf und kehrte erst ein halbes Jahr später zurück in die Öffentlichkeit. Vielleicht verbringt Voscherau seinen 75. Geburtstag an seinem Hamburger Lieblingsort, auf der südlichen Seite des Alten Elbtunnels, und genießt den Blick auf seine Stadt. Vielleicht zieht es ihn aber auch auf seine Lieblingsinsel Sylt, nach List, wo er die frische Brise genießt oder eine Partie Golf spielt. Denn das sei im höheren Alter dann doch der besserer Sport, sagte der leidenschaftliche Feldhockeyspieler schon vor zehn Jahren. 2016-08-13 10:07 NDR www.ndr.de 42 /100 Moritz Bleibtreu: Porträt des Schauspielers Schon als Kind will Moritz Bleibtreu ein ganz Großer werden. Weil er immer der Kleinste ist, hängt er ein Bild des nur 1,65 Meter messenden Humphrey Bogarts an die Wand und sagt: "Wenn ich genauso groß werde, kann ich alles erreichen. " Es hat funktioniert. Bleibtreu ist seit 20 Jahren eine feste Größe im deutschen Film, ausgezeichnet mit vielen Preisen. Weggefährten und Kollegen schwärmen von dem 1,73 Meter großen Mimen in den höchsten Tönen: Er sei ein großartiger Schauspieler, der sehr instinktiv, fast animalisch am Puls des Gefühls sei, so Jürgen Vogel. "Moritz ist ein visueller Typ, einer, den die Kamera liebt", sagt sein langjähriger Freund, der Regisseur Fatih Akin. Moritz Bleibtreu ist seit 20 Jahren eine feste Größe im deutschen Film. Erfolg und Geld haben ihn nie groß interessiert, er möchte einfach ein guter Schauspieler sein. Zu seinen Marotten gehören schnelle Autos, teure Turnschuhe und Uhren. Am 13. August feiert der Hamburger seinen 45. Geburtstag. Seinen Durchbruch feiert Bleibtreu 1996 in dem Roadmovie "Knockin' on Heaven's Door". Als Gangster Abdul bringt er die sogenannte Kanak-Sprak auf die Leinwand. Legendär sind Sätze wie: "Alda... Rutsch rüber oder soll ich dein Gehirn pusten, oder was? " Für die Rolle bekommt er den Ernst-Lubitsch-Preis. In Tom Tykwers Actionthriller "Lola rennt" ist Bleibtreu 1998 als durchgedrehter Freund Manni neben Franka Potente zu sehen. Der Film erzählt dieselbe Zeitspanne in drei unterschiedlichen Varianten. Lohn für den dynamischen Film: der Deutsche Filmpreis in Gold und Auszeichnungen wie der Bambi. "Das Zeug kickt besser als Mehmet Scholl, Alter! " Solche Zitate sind typisch für den Film "Lammbock". In Christian Züberts Kiffer-Komödie betreiben zwei Freunde einen Pizzaservice, der Kunden unter der Hand auch mit Cannabis beliefert. Aktuell entsteht ein zweiter Film in der gleichen Besetzung mit dem Titel "Lommbock". Als einziger deutsche Mitwirkende spielt Bleibtreu in der internationalen Tragikomödie "Luna Papa" (1999) des russischen Regisseurs Bakhtiar Khudojnazarov. Später engagieren ihn so namhafte Filmemacher wie Steven Spielberg, Paul Schrader und die Taviani-Brüder. Der mehrfach preisgekrönte Thriller "Das Experiment" von Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr 2000 beruht auf einem realen wissenschaftlichen Versuch an der Stanford-Universität. Als Häftling Nr. 77 wird Bleibtreu einer folgenschweren Untersuchung unterzogen, die später zum Abbruch des Experimentes führt. Für das Roadmovie "Im Juli" dreht Bleibtreu 2000 erstmals mit dem Hamburger Regisseur Fatih Akin. Im Film spielt er einen verklemmten Lehramtsreferendar, der sich in die Schmuckhändlerin Melek verliebt (Christiane Paul). Als bester Darsteller heimst der Schauspieler dafür den Deutschen Filmpreis ein. Für "Elementarteilchen" nach dem Roman des französischen Autors Michel Houellebecq hat Regisseur Oskar Roehler die Handlung von Paris nach Berlin verlegt. Hauptdarsteller sind Bleibtreu und Christian Ulmen - sie spielen ein ungleiches Brüderpaar. Der Film feiert seine Premiere auf der Berlinale 2006, dort gibt es für Bleibtreu den Silbernen Bären als Bester Darsteller. Von Regisseur Özgür Yildirim ist das Gangster-Drama "Chiko" (2007), das die Drogenkriminalität in Hamburg thematisiert und gespickt ist mit Gags und derben Sprüchen. Bleibtreu ist darin als Musikproduzent Brownie zu sehen, der nebenher Drogenhandel und Prostitution betreibt. Ein Jahr später kommt Uli Edels Verfilmung von Stefan Austs "Der Baader Meinhof Komplex" in die Kinos. Bleibtreu mimt in dem dreistündigen Drama den RAF-Terroristen Andreas Baader. Über ihn sagt der Schauspieler in einem Interview mit "Der Welt": "... es war ziemlicher Murks, den er erzählte. " In Fatih Akins (Mitte) "Soul Kitchen" übernehmen Bleibtreu und Adam Bousdoukos 2009 die Hauptrollen. Der Film handelt von der drohenden Schließung eines Restaurants in Hamburg und dem Schicksal der Betroffenen. Die Komödie ist eine Liebeserklärung des Regisseurs an die Hansestadt,... ... und erinnert zugleich an Bleibtreus Mutter Monica. Die Schauspielerin ist darin in ihrem letzten großen Auftritt zu sehen. Kurz darauf stirbt sie an den Folgen einer Krebserkrankung. "Wenn meine Mama etwas war, dann war sie eine Schauspielerin von ganzem Herzen", erzählt der damals 37-Jährige bei der Trauerfeier. Im selben Jahr polarisiert Bleibtreu als Goebbels in Oskar Roehlers Verfilmung von "Jud Süß Film ohne Gewissen". Er versteht es, gnadenlos zu übertreiben und so die Figur und ihre Show zu entlarven. Viele Kritiker verreißen den Streifen allerdings, bei der Premiere auf der Berlinale gibt es sogar Buh-Rufe. In der Verwechslungskomödie "Vijay und ich - Meine Frau geht mit mir fremd" des belgischen Regisseurs Sam Garbarski spielt Bleibtreu 2013 den erfolglosen New Yorker Schauspieler Will. Als Will versehentlich für tot erklärt wird, sieht er darin die Chance, sein Leben neu zu ordnen. Fortan läuft er als Inder getarnt durchs Leben, zunächst zur eigenen Beerdigung. 2016 kommt die Martin-Suter-Verfilmung "Die dunkle Seite des Mondes" in die Kinos mit Bleibtreu in der Hauptrolle. Nach dem Genuss von halluzinogenen Pilzen gerät das Leben des Wirtschaftsanwalts Urs Blank aus der Bahn. "Der Film ist zugleich raffinierter Wirtschaftskrimi, giftiges Gesellschaftspanorama, verhinderte Liebesgeschichte und psychologisches Vexierspiel", schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Eigentlich dreht Bleibtreu (hier mit Jürgen Vogel) nur fürs Kino. Eine Ausnahme macht er für die ZDF-Verfilmungen von Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichten "Schuld". 2016 steht er für die zweite Staffel vor der Kamera: "Anwalt Friedrich Kronberg agiert im Zentrum des Spannungsfeldes, wer sich im juristischen wie auch moralischen Sinne schuldig gemacht hat", so der Sender. Bleibtreu selbst sagt, die Schauspielerei sei nie Traum oder Wunsch gewesen, sondern eine Art Schicksal. Am 13. August 1971 in München geboren, wächst er in einem Umfeld von Schauspielern auf. Mutter Monica Bleibtreu stammt aus einer österreichischen Theaterdynastie; Vater Hans Brenner, ebenfalls Österreicher, feiert große Erfolge auf bayerischen Bühnen. Als Moritz zwei Jahre alt ist, verlässt der Vater die Familie. Mutter Monica zieht mit dem Sohn nach Hamburg, dort wächst er in einer Kellerwohnung im damaligen Problemviertel St. Georg auf. Seine Mutter arbeitet direkt um die Ecke, sie hat ein Engagement am Deutschen Schauspielhaus. Moritz beherrscht deshalb sowohl die Sprache der Gangster als auch der Feingeister. Schon als Kind arbeitet Bleibtreu als Schauspieler. Doch nach zwei Auftritten in der Kinderserie "Neues aus Uhlenbusch" unterbindet seine Mutter weitere Engagements des Sohnes, obwohl Angebote vorhanden sind. Mit 17 schmeißt Bleibtreu die Schule und geht als Au-pair nach Paris. Später führt ihn sein Weg nach New York, wo er eine Ausbildung in Method Acting absolviert, das er allerdings hasst. Er bricht ab, überlegt, in Hamburg eine Ausbildung als Koch zu beginnen. Letztlich landet er doch am Theater, führt quasi die Familientradition fort. Trotzdem empfindet er die Bühne als "unsexy", nutzt deshalb mit 22 die Chance von dort wegzukommen und übernimmt eine Fernsehrolle in der Serie "Schulz und Schulz". Vier Jahre später kommt mit "Knockin' On Heaven's Door" der Durchbruch. Als Gangster Abdul bringt er die sogenannte Kanak-Sprak auf die Leinwand. Legendär sind Sprüche wie: "Alda... rutsch rüber oder soll ich dein Gehirn pusten, oder was? " Gleich zwei Auszeichnungen heimst Bleibtreu dafür ein: den Deutschen Filmpreis für die beste Nebenrolle und den Ernst-LubitschPreis. Es folgen Rollen in prämierten Filmen wie "Lola rennt" und "Im Juli". Längst spielt Bleibtreu nicht mehr nur den Möchtegern-Gangster. 2006 brilliert er als sexuell frustrierter Literaturlehrer in Oskar Roehlers "Elementarteilchen". Auf der Berlinale gewinnt er für seine Leistung einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller. Dass Bleibtreus Arbeit nicht nur Zuckerschlecken ist, zeigen die Diskussionen um einen WerbeDeal mit einer großen Fastfood-Kette vor ein paar Jahren. Er kann die Kritiker nicht verstehen: "Das Geld, das ich mit Werbung verdiene, bietet mir die Möglichkeit, nur solche Filme zu machen, die ich wirklich machen will, ohne dass Geld eine Rolle spielt", sagt der Mime der Zeitschrift "Gala" - und räumt damit zugleich mit dem Vorurteil auf, alle Schauspieler würden wahnsinnig viel Geld verdienen. Obwohl Bleibtreu überwiegend Kinofilme dreht, lässt er sich auch auf interessante Fernsehproduktionen ein: In den Verfilmungen nach Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichten "Schuld" spielt er in einer durchgehenden Hauptrolle einen Strafverteidiger. Kennzeichen: Scheitel, Sakko und ein alter Jaguar. "Wenn eine Figur mir selbst zu ähnlich ist, finde ich es langweilig. " Aktuell entsteht die zweite Staffel fürs ZDF. Er sei in seinem Leben noch nie sozial und gesellschaftlich engagiert gewesen, erzählt Bleibtreu der "Gala". Auch wolle er nie Charity machen und "war noch nie wählen". Den roten Teppich betritt er nur, um Werbung für seine Filme zu machen. Bleibtreu ist trotzdem kein unnahbarer Star, ansprechen ist durchaus erlaubt. Trotz des ganzen Trubels um seine Person ist der Hamburger, der vor den Toren der Hansestadt in Reinbek mit Freundin und Sohn lebt, bodenständig geblieben. Als Moritz Bleibtreu vor 15 Jahren Martin Suters Roman "Die dunkle Seite des Mondes" las, war er sofort fasziniert. Jetzt kommt der Film in die Kinos - und er spielt die Hauptfigur. Video (15:57 min) 2016-08-13 10:07 NDR www.ndr.de 43 /100 Die Geschichte der Tapete im Celler Museum Tapete. Luxusgut Alltags- und Das Tapetenkunstmuseum "Wandliebe" in Celle zeigt originelle Wandverkleidung vom 18. Jahrhundert bis in die 80er-Jahre. Darunter sind quietschgrüne Stücke aus den 70ern und dezente aus den 30ern. Dieses Thema Programm: im NDR Info | 12.08.2016 | 10:10 Uhr 2016-08-13 10:07 NDR www.ndr.de 44 /100 Ärzte kämpfen um das Leben des Kanu-Trainers aus Augsburg Stefan Henze, Bundestrainer der deutschen Kanuslalom-Mannschaft bei den Olympischen Spielen, ist bei einem Verkehrsunfall in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in Rio de Janeiro lebensgefährlich verletzt worden. Wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Freitag mitteilte, erlitt der 35Jährige bei dem Unfall ein schweres Schädel-HirnTrauma. Henze hatte bei den Sommerspielen 2004 in Athen noch als Aktiver zusammen mit seinem Teamkollegen Marcus Becker Silber im Canadier-Zweier gewonnen. Inzwischen ist als Bundestrainer für den Damen Kajak-Einer verantwortlich. Der gebürtige Hallenser wohnt in Augsburg. "Es geht ihm nicht gut. Wir denken an Stefan Henze und wünschen ihm, dass er diesen Kampf gewinnt", sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper am Freitagabend (Ortszeit) im Deutschen Haus. Dort war die Stimmung trotz der Erfolge bei Olympia 2016 am siebten Wettkampftag angesichts des schlimmen Unfalls gedämpft. "Normalerweise feiern wir hier", sagte Vesper, bevor er über Henzes Unfall und die lebensbedrohlichen Verletzungen informierte. "Wir glauben, dass es in seinem Sinne ist, dass wir hier in einer ruhigen Form zusammenkommen und die sportlichen Erfolge besprechen", sagte Vesper. All unsere Gedanken sind bei Stefan. # #WirfuerD Stafen Henze wurde nach dem Unfall angesichts der Schwere seiner Kopfverletzungen sofort notoperiert. Der Kanu-Trainer Henze wurde in einer neurochirurgischen Spezialabteilung behandelt, erklärte der DOSB. Henzes Zustand sei weiterhin "lebensbedrohlich", hieß es. Bei dem Unfall saß Christian Käding, ein weiterer Teambetreuer der Slalom-Kanuten, mit im Auto. Er hatte die deutschen Stangen-Paddler bei den am Donnerstag zu Ende gegangenen Olympia-Wettkämpfen als Sportwissenschaftler unterstützt. Nach Angaben des Organisationskomitees waren die beiden mit dem Taxi unterwegs auf dem Weg zurück ins olympische Dorf. Käding sei leicht verletzt bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, hieß es in dem DOSB-Statement. Ihm gehe es "den Umständen entsprechend gut". 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 45 /100 Wann ist eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll? Kronen, Brücken, Implantate - für Zahnersatz können schon ein paar tausend Euro zusammenkommen. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der Kosten, und Sonderwünsche werden dann erst recht teuer. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg meint: «Eine Zahnzusatzversicherung kann hier sinnvoll sein.». Der Beitrag der privaten Zahnzusatzversicherung berechnet sich meist nach Alter, Leistungsumfang und Gesundheitszustand des Versicherten. Vor dem Vertragsabschluss sollten Verbraucher prüfen, ob Implantate abgedeckt sind. Und es kommt darauf an, in welchem Umfang der Versicherer Zusatzkosten für Zahnersatz wie Brücken oder Kronen übernimmt. Häufig gibt es in den ersten Jahren Höchstgrenzen für die Kostenerstattung. Wichtig zu beachten ist, ob im Laufe der Jahre der Anbieter nur die Regelversorgung oder auch die Gesamtkosten aufstockt. Darauf macht die Verbraucherzentrale Bayern aufmerksam. Wichtig zu beachten: «Die Zahnzusatzversicherung sollte man besser abschließen, wenn man gesund ist», rät Grieble. Versicherer übernehmen die Kosten für Probleme, die schon bei Vertragsschluss bestehen, in der Regel nicht. Darauf sollten Kunden die Versicherung im Zweifel bei Vertragsschluss hinweisen. Stellt sich hinterher heraus, dass der Versicherte falsche Angaben gemacht hat, kann der Versicherer im schlimmsten Fall vom Vertrag zurücktreten. Wer keinen Wert auf teuren Zahnersatz legt, sondern nur den Eigenanteil der Standardversorgung versichern will, muss auch nicht unbedingt viel zahlen. Nach Angaben der Stiftung Warentest gibt es gute Tarife schon ab sieben Euro pro Monat. «Je mehr Leistungen der Tarif bringt, desto teurer wird er auch», sagt Grieble. Jeder zweite Deutsche (52 Prozent) benötigt heutzutage einen Zahnersatz. Frauen (53 Prozent) benötigen danach Zahnersatz etwas häufiger als Männer (51 Prozent). Knapp 40 Prozent der Befragten brauchen derzeit keinen Zahnersatz und 10 Prozent wissen es nicht so genau oder machten keine Angaben. Die Zahlen machen deutlich, weshalb private Zahnzusatzversicherungen boomen. Sie haben sich von 2005 bis 2015 fast verdoppelt. 2005 hatten laut PKV-Verband 7,8 Millionen eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen, 2014 waren es 14,4 Millionen und 2015 rund 15 Millionen. Das bedeute zuletzt eine Zunahme um 3,7 Prozent.(dpa) 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 46 /100 Tödlicher Unfall: Motorradfahrer aus Augsburg prallt gegen Baum Der tödliche Unfall hat sich gegen 21 Uhr ereignet. Wie die Polizei berichtet, war der 44-jährige Motorradfahrer aus Augsburg auf der Kreisstraße von Germaringen kommend nach Ketterschwang unterwegs. In einer Rechtskurve kam er nach links von der Fahrbahn ab und prallte frontal gegen einen Baum. Der Mann starb noch an der Unfallstelle an den Folgen der Verletzungen. Laut Polizei gibt es wohl keine unmittelbare Unfallzeugen. Die Ermittlungen ergaben allerdings keine Hinweise auf eine Fremdbeteiligung. Am Motorrad entstand ein Sachschaden von circa 2500 Euro. Die Polizeiinspektion Buchloe bittet um Zeugenhinweise zum Unfallhergang unter 08241-9690-0. 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburgerallgemeine.de 47 /100 Die ZweiSeen-Tour: Einfach mal gehen lassen Sommerzeit – Wanderzeit. Brandenburg bietet sich dafür an. Wir stellen in loser Folge in Kooperation mit dem Märkischen Wanderbund FlämingHavelland die schönsten Strecken in Potsdam und der Mittelmark vor. Heute geht’s zum Sacrower und Groß Glienicker See. DIE ROUTE Start ist am Wanderparkplatz vor dem Sacrower Schloss. Am Friedhof entlang geht es in den Schlosspark und an das Havelufer heran, wo der Weg links ans Wasser abknickt. Zur linken Seite sind Skulpturen hinter Schilf zu sehen, das in den trockenen Senken auf der Wiese wächst. Immer wieder schimmert die Fassade des Sacrower Herrensitzes durch die Parkbäume. Zur Rechten ergeben sich durch die Uferböschung hindurch mit jedem Schritt neue Blicke über das Wasser auf die Potsdamer Innenstadt, bis nach wenigen hundert Metern schließlich die Sicht auf die Glienicker Brücke und das Babelsberger Schloss frei wird. Noch ein paar Schritte weiter lugt schon der Turm der Heilandskirche über den Bäumen hervor. Um die Kirche herum geht es auf den gepflegten Sandwegen zum Schiffsanleger. Dann zwängt sich der Weg zwischen Wasser und Kleingärten hindurch. Der Blick über die Havel geht in grader Linie bis zum früheren Landtagssitz auf dem Potsdamer Brauhausberg. Später fällt der Blick auf das weiße Schloss der Pfaueninsel auf der anderen Seite der Havel, während direkt neben dem Wanderer die dunkle Vergangenheit der Gegend deutlich wird: Vor dem Vereinsgelände des SC Sacrow steht das Fundament des früheren Grenzturmes. Am Weg entlang erinnern Tafeln an die Geschichte der Halbinsel Meedehorn, die bis 1989 mit hohen Zäunen gesichert war. Heute wirkt das Areal mit seinen Kleingärten anheimelnd, das bunte Sammelsurium von Gartenhäusern reicht vom Alpenhaus-Stil bis zum Reetdachhaus. Und in den Gärten hat zum Glück nicht jeder Grashalm Einheitshöhe. An der Kreuzung mit dem Weinmeisterweg haben Wanderer die Wahl, rechts an der Havel oder links am See entlangzulaufen. Der Seeweg führt am Restaurant „Zum Sacrower See“ vorbei, nach wenigen hundert Metern wird aus der asphaltierten Straße ein ebener Wanderpfad, der immer am Ufer entlangführt. Es geht vorbei an Zelten, vor denen Jugendliche sich entspannen. An der Nordspitze des Sees gibt es die Möglichkeit, weiter um den Groß Glienicker See zu laufen. Der Wanderer biegt jedoch links ab und nimmt das Westufer des Sacrower Sees. Über wurzelbewachsene Stufen geht es ans Wasser und zum großen Badestrand vor dem Restaurant „Landleben“. Der Weg führt weiter am Institut für Binnenfischerei vorbei wieder zum Parkplatz. DIE ABKÜRZUNGEN Die Route ist elf Kilometer lang und dauert etwa zweieinhalb Stunden. Abkürzen lässt sie sich nach Verlassen des Meedehorns nach vier Kilometern (dann am Schloss vorbei zurück zum Wanderparkplatz). Die verlängerte Route ohne Meedehorn, dafür um den Groß Glienicker See herum, ist 16,6 Kilometer lang und dauert etwa dreieinhalb Stunden. Wer mit dem Bus kommt, kann sie aber auch nach der Hälfte unterbrechen, vom Nordufer des Groß Glienicker Sees nach links zur Bundesstraße 2 gehen und an der Haltestelle Am Park in den 638er nach nach Potsdam oder Spandau steigen. Der Bus fährt tagsüber alle 20 bis 30 Minuten. DIE SEHENSWÜRDIGKEITEN Da ist natürlich die Sacrower Heilandskirche mit ihrem Säulenrundgang direkt am Wasser. Sie bringt mediterranes Flair an die Havel, der italienische Baustil des 1844 von Ludwig Persius gestalteten Gotteshauses wirkt luftig und leicht. Der frei stehende Glockenturm ist neben dem Säulengang der wohl markanteste Teil der für Besucher auch in der Woche geöffneten Kirche. An der Kirche sollte der Wanderer ein Pause einplanen und das Potsdamer Panorama auf sich wirken lassen. Das benachbarte Sacrower Schloss, 1773 erbaut, ist ein Herrensitz, von Größe, aber ohne Prunk. Im Schloss ist derzeit die Ausstellung „Preußens Arkadien hinter Stacheldraht“ zu sehen, die die Geschichte des Areals während der deutschen Teilung thematisiert. Nördlich des Groß Glienicker Sees liegt zudem der Gutspark Groß Glienicke. DAS ESSEN UND TRINKEN Es gibt nur wenige Restaurants an der Strecke. Auf dem Meedehorn selbst lädt ein Lokal in der Kleingartensparte ein. Im Weinmeisterweg gibt es die Gaststätte „Zum Sacrower See“ mit gemütlicher Terrasse. Und an der Nordspitze des Sees findet sich das Restaurant „Landleben“. Für die Wanderung sollte also ausreichend Proviant eingepackt werden. DER ANSPRUCH Die Touren sind einfach. Sie führen über gute Sandwege, Asphalt- oder Pflasterstraßen. Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen sollten an der Nordspitze des Sacrower Sees nicht der Route links am Wasser, sondern dem Waldweg zum Restaurant „Landleben“ folgen. ANFAHRT Der 697er fährt täglich einmal pro Stunde zum Sacrower Schloss. Das Potsdamer Wassertaxi fährt alle zwei Stunden zur Heilandskirche. 2016-08-13 06:59 Enrico Bellin www.tagesspiegel.de 48 /100 Genießt das Wochenende, denn der Hochsommer ist vorbei! Das Wetter hat sich in den vergangenen Wochen als ziemlich unbeständig erwiesen: Auf Sonnenschein folgte Regen und umgekehrt. Klaus Hager , Meteorologe aus Neusäß, erklärt, dass sich daran auch weiterhin wenig ändern wird. Er hat aber auch gute Neuigkeiten für das lange Wochenende. In der kommenden Woche können wir uns laut Hager bis Mittwoch auf angenehme Tage freuen: Die Sonne kommt wieder öfter raus, und warm wird es auch - am Dienstag und Mittwoch gibt es 25 bis 27 Grad. Die Kehrtwende kommt dann allerdings am Donnerstag. So erfreulich das im Großen und Ganzen klingt, Hager hat auch nicht so schöne Nachrichten: „Es gibt zwar sicherlich noch ein paar schöne Wochenenden, an denen man die Sonne genießen kann. Aber dass es noch einmal richtig heiß wird, kann man vergessen.“ Schließlich werden die Tage auch wieder kürzer, das dürfe man nicht vergessen. Das ständige Auf und Ab sei das erste Anzeichen des Herbstes. Deshalb ist für Hager klar: „Der Hochsommer ist vorbei.“ 2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 49 /100 Der Teufel im Detail Der maskierter GentlemanVerbrecher Diabolik erfreut sich seit seiner Erschaffung durch die italienischen Schwestern Angela und Luciana Giussani im Jahr 1962 ungebrochener Beliebtheit, zumindest in dessen Herkunftsland. Ab 1963 verlieh ihm dann Luigi Marchesi im Auftrag der Schwestern grafische Gestalt. Dass die Figur aus einer weit zurückreichenden Linie von Antihelden hervorgeht, der Protagonisten wie Fantômas oder Doktor Mabuse entstammen, die aber letztlich auf Harlequin Faustus beruht, kann man dem Nachwort Thierry Smolderens zu seinem kürzlich erschienenen Werk „Ein diabolischer Sommer“ entnehmen. In diesem mit Zeichner Alexandre Clérisse verfassten Comic dient Diabolik, Archetyp der als Fumetti Neri bekannten finsteren italienischen Bildgeschichten aus zeichnerischer Fabrikmanufaktur mit vorwiegend sadopornografischen Inhalten, als Chiffre für das Anarchische im menschlichen Charakter. Harlequin Faustus wiederum schließt durch die von Smolderen vorgenommene Klassifizierung als Abkömmling der Commedia dell'Arte den Kreis zum geografischen Ursprung Diaboliks. Hierzulande ist das italienische Verbrechergenie relativ unbekannt; in deutscher Sprache existiert lediglich eine zwischen 2001 und 2002 im Ehapa-Verlag erschienene kurzlebige Serie , die es auf sechs Ausgaben brachte. Mario Bavas betörend stilsicherer, aber letztlich doch arg substanzloser Verfilmung „Gefahr: Diabolik “ , in deutschen Kinos Ende der 1960er Jahre gezeigt, war ebenfalls kein großer Erfolg beschieden. Nicht einmal in Kreisen, in denen man Stil mit Substanz gleichsetzt, konnte man einen nennenswerten Zuschauergewinn verbuchen. Negativ konnotierte Helden sind in heimischen Gefilden nicht die Regel, es sei denn, sie führen einen Doktortitel mit sich. Sowohl Caligari und Mabuse wussten ihre Approbationen zu nutzen, wobei Letzterer genaugenommen einem luxemburgischen Einfall entsprang , jedoch erst in Deutschland durch Fritz Lang den entscheidenden Karriereschub bekam. In den tiefsten Tiefen der trivialsten Trivialkultur aber, neben dem aus der UndergroundComicheftreihe „ Menschenblut “ entsprungenen und als „Dokter“ firmierenden Dipperz , gibt es noch einen weiteren Doktor: Der hieß Morton, war Titelheld einer in den 1970er Jahren vom Anne-Erber-Verlag publizierten und später durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften dauerindizierten Romanheftserie. Inhaltlich sind diese Groschenhefte noch am ehesten mit den sadistischen Auswüchsen der Fumetti Neri vergleichbar, deren Initiator die Diabolik-Reihe war und die nebenbei noch zahlreiche andere ähnliche Antihelden auf den teuflischen Plan rief. Morton, der im Gebaren Josef Mengele nicht unähnliche britische Arzt mit einem Faible für moralischen Verfehlungen anheimgefallenen menschlichen Versuchskaninchen, ist mit einem Minimum an moralischen Prinzipien ausgestattet, welche Erpressung und Mord als Mittel zum Zweck nicht grundsätzlich ausschließen. Unter Einsatz ähnlicher Methoden, abzüglich der sadistischen und erkenntnistheoretischen Ader, geht auch Diabolik vor. Sein aufwändiges Leben finanziert er durch Raubzüge, bei denen vornehmlich der Staat oder moralisch fragwürdige Personen ins Visier genommen werden. Ihm zur Seite steht Eva Kant, eine ihrem Partner in kühler Präzision verbundene Gefährtin. Der Lebenssinn des Paares besteht im fortwährenden Rififi, das als Kompensation für die zumindest in der Originalversion nie explizit dargestellte, aber stets latent mitschwingende herbeigesehnte sexuelle Klimax in einer platonisch anmutenden Liebesbeziehung steht. Zeichnerisch ist das alles, wie im Großteil der für den italienischen Markt produzierten und sich an erwachsene Leser richtenden Fumetti Neri , dementsprechend lieblos hingehauene Massenzeichenware. Milo Manara hat in dieser Sparte übrigens ebenfalls einst seinen zeichnerischen Einstand gegeben; einem Großteil seiner späteren Werke merkt man den prägenden Einfluss des exploitativen Genres heute noch an. Zumindest bei Diabolik aber hat man in den heutigen Ausgaben einen technisch versierten und nebenbei für Marvel tätigen Künstler mit der Umschlaggestaltung beauftragt. Der Innenteil glänzt jedoch weiterhin durch spartanisches Niveau, und in diesem Fall bestimmt nicht aus künstlerischen Erwägungen heraus. Interessanterweise stellen übrigens Frauen den mehrheitlichen Anteil der Diabolik konsumierenden Leserschaft. Es mag sein, dass die der Romantik den Vorzug gebende Konzeption von Angela und Luciana Giussani daran Anteil hat; bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass diese von zwei Frauen stammt und erfolgreich von ihnen im eigenen Verlag vermarktet wurde. Während es in der filmischen Diabolik-Adaption die inspirierte Umsetzung eines spielerischen Liebesaktes inmitten von Diebesgut gibt, machen Alexandre Clérisse und Thierry Smolderen in ihrer von Merkmalen der Pop Art inspirierten Diabolik-Hommage „Ein diabolischer Sommer“ ein Model, welches als Vorlage für die Figur Eva Kants gedient haben soll, durch den Griff an die Hose eines fremden Mannes zu einer Abstraktion für das von Diabolik begründete Genre der Fumetti Neri , welche gemeinhin eine sexuell explizitere Gangart pflegen. Derweil bleibt die heute noch publizierte schwarzweiße Originalversion nach den Schwestern Giussani der romantischen Grundintention so treu verhaftet wie Eva ihrem Diabolik. Davon unbeirrt hat der unterschwellig sexuell aufgeladene Mythos ein Eigenleben entwickelt, was man anhand der Bearbeitungen von Bava oder Smolderen und Clérisse beobachten kann. Fehlt jedoch bei Ersterem trotz visueller Finesse erzählerische Stringenz, so beweist das belgisch-französische Duo nach der eigenwillig ausgestalteten Biografie des Science-FictionAutors Cordwainer Smith erneut, dass es ungewöhnliches Quellenmaterial in herausragende Comics zu verwandeln weiß. In „Das Imperium des Atoms“ wird sowohl auf Elemente des schriftstellerischen Schaffens von Smith, der eigentlich Paul Linebarger hieß, zurückgegriffen, als auch auf Auszüge aus Werken, auf die er Bezug nahm, und mit dessen teilweise fiktiv ausgeschmücktem Lebenslauf verquickt. Dies geschieht in fingerfertiger Art und Weise, sodass man beispielsweise das Einflechten des vom Captain Future -Erfinder und späteren Superman-Autoren Edmond Hamilton verfassten „Die Sternenkönige“ und den darin auftauchenden und alles anzweifelnden Psychiater als Voltenschlag auf „ The Jet-Propelled Couch “ werten kann, in dem über einen anonymen Patienten in psychiatrischer Behandlung berichtet wird, hinter dem sich Smith/Linebarger verborgen haben soll. Dass „Die Sternenkönige“ zudem den Plot von „ Der Gefangene von Zenda “ in das Science-Fiction-Genre überträgt, ist nur eine weitere Metaebene in einem Comic, dessen Titel bei A. E. van Vogts „ Empire Of The Atom “ entlehnt wurde, welches wiederum auf Robert Graves ' „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ basiert. Van Vogt befand sich überdies im engeren Dunstkreis der Leute um L. Ron Hubbard , Verfasser von Science-Fiction-Romanen mit eher zweifelhaften Qualitäten und späterer Begründer von Scientology ; er taucht hier als verklausulierter Gegenspieler von Smith/Linebarger auf. Und in all dem wohlkalkulierten und beziehungsreichen Trubel rauscht dann auch noch eben André Franquin vorbei: das sind die Momente, wo sich Realität und Überzeichnung zu einer neuen Qualität verzahnen, die so bestenfalls in den gelungeneren Werken von Alan Moore oder Grant Morrison aufspürbar ist. Allerdings ist die Metaebenen-Biografie eben ohne weitere Kenntnis all dieser fein aufgetragenen Schichten goutierbar, was man beispielsweise von Morrisons 2014 erschienener „Watchmen“-Pastiche „ Pax Americana “ nicht unbedingt sagen kann – ganz zu schweigen von dessen unsäglicher Ein-Baumhaus-nur-für-Jungs-Attitüde; ein Mangel, welcher im atomaren Imperium glücklicherweise nicht feststellbar ist. Und auch wenn Alexandre Clérisse stilistisch in „Ein diabolischer Sommer” seinem im Vorgängerwerk etablierten Stil weitestgehend treu bleibt, so fällt doch eine Aufhellung der Farbtöne im Ganzen auf; von dem mit gedeckterer Farbpalette angelegten Psychogramm eines gemarterten Verstandes hin zu einem mit allgegenwärtiger Verheißung scheinbar an jedem erdenklichen Ort leicht zu habender sexueller Abenteuer aufgeladenen hellen Sommerpanoramas, wenngleich von dunkelvioletten Ahnungen von Unaufrichtigkeit und Gewalttätigkeit durchtränkt. Panellosigkeit ist hier zudem eine Frage der seitenkompositorischen Ehre und des historisch bedingten und vorherrschenden psychedelischen Free Flow; Jodelle und Pravda von Guy Peellaert lassen hier grüßen. Blass im Sinne der interpretierbaren Bedeutung bleibt hier einzig und allein nur der zitierte Procol-Harum-Song „ A Whiter Shade Of Pale “, der nicht nur zur audiovisuellen Verortung des Zeitrahmens genutzt wird, sondern auch als Grundlage für eine die Sinne stimulierende Sequenz dient. Den schwer interpretierbaren Text des Liedes nutzte bereits Brian W. Aldiss als Quelle für seinen Roman „ Barfuß im Kopf “, einer Art „ Ulysses “ innerhalb der New-WaveStrömung der Science-Fiction-Literatur der 1960er Jahre um die lysergsäurediethylamidgetränkte Stimmung jener Ära angemessen einzufangen. Für Thierry Smolderen, der verschiedene Essays über den Comic verfasste und an der Schule der schönen Künste von Angoulême lehrt, war die Procol Harum'sche Intention des Lückenauffüllens im Songtext durch die Vorstellungskraft des Hörers sicherlich ein gefundenes comictheoretisches Fressen; für seinen Partner-in-Crime Alexandre Clérisse eine gute Gelegenheit mittels wildem Lettering die Buchstaben tanzen zu lassen. Das strukturelle Grundprinzip von Smolderen und Clérisse ist im Grunde simpel: Nach dem in Katharsis aufgelösten Anamnesebogen, den „Das Imperium des Atoms“ darstellte, wird in „Ein diabolischer Sommer“ das Prinzip Entwicklungsroman, in neudeutschen Comic-Rezensionen gerne zu „coming of age“ schlagwortnutzbar internationalisiert, genutzt, um mit Hilfe popkultureller Versatzstücke, grafisch übersetzt in Farbtöne innerhalb der Pop-Art-Skala und bauchig-kurvige Formen, die Geschichte des jungen Antoine zu erzählen. Dieser hat ein nicht nur durch Zeit und Raum distanziertes und definiertes Verhältnis zu seinem undurchsichtigen Vater. Natürlich muss er sich altersgemäß mit den üblichen Irrungen und Wirrungen, die dieses Alter nun einmal mit sich bringt, herumschlagen, was den schlechten Einfluss dubioser und trotzdem faszinierender Freunde ebenso beinhaltet wie das sexuelle Erwachen und die Gelegenheit, dieses in einen farblich brillant visualisierten Wachtraum zu überführen. Dazu kommen das Kennedy-Attentat und der kalte Krieg, da ist jede Ablenkung recht. Diabolik taucht hier ebenso als das Resultat einer in Kiosken vergeudeten Jugend auf Abwegen auf, wie auch schon Paul Linebargers Leben durch mit der Zukunft befassten Schundmagazinen auf die planetare Umlaufbahn gebracht wurde; die Motivwiederholung könnte auf den konzeptuellen Unterbau einer thematisch verwandten Trilogie hindeuten. Ein weiteres Indiz, neben dem als „Geboren im Zeichen des Kiosk“ betitelten Nachwort Smolderens, ist die farbdramaturgische Konzeption der ein- und ausführenden Seiten in „Das Imperium des Atoms“, welche die helleren Töne des Nachfolgebandes quasi vorwegnehmen. Zu wünschen wäre eine weitere derartige franko-belgische Kollaboration durchaus; diese müsste, dem bisherigen Muster folgend, dann in den 1970er und 1980er Jahren spielen. Dass man an Biografien oder an literarischen Werken thematisch aufgehängte längere Comicerzählungen doch ganz anders gestalten kann als manches Cash-In der jüngeren Zeit vermuten ließe, wird jedenfalls in „Ein diabolischer Sommer“ erneut souverän demonstriert. Zumal die zweite Zusammenarbeit von Smolderen und Clérisse noch einmal eine deutliche Steigerung darstellt – die Lebensgeschichte Antoines ist nachvollziehbarer als die Abstraktionen aus der vertrackten Gedankenwelt Paul Linebargers und für den Leser auf Grund eigener sowie generationsübergreifender Erfahrungen wesentlich zugänglicher. Thierry Smolderen und Alexandre Clérisse: Ein diabolischer Sommer , Carlsen, 176 Seiten, farbig, 24, 99 € 2016-08-13 06:50 Oliver Ristau www.tagesspiegel.de 50 /100 Chef der DB Regio NRW: 'Wir sind für Hundestreifen in Regionalzügen' Die von Thomas Görtzen geführte Eurobahn hat vor wenigen Wochen Heinrich Brüggemanns Deutsche Bahn Regio NRW zwei S-BahnLinien abgejagt. Die zum französischen Keolis-Konzern gehörende Eurobahn steigert damit ihren Marktanteil in NRW auf 21 Prozent. Der von DB Regio steuert im bevölkerungsreichsten Bundesland von derzeit 70 auf rund 43 Prozent zu. Dennoch geben sich die beiden Bahn-Manager mehr als Partner denn als Konkurrenten. Herr Görtzen, wie groß ist Ihre Schadenfreude? Schließlich hat Keolis der DB Regio bei der SBahn Rhein-Ruhr einen Großauftrag abgeluchst. Görtzen Streichen Sie bitte das Wort "Schaden". Wir freuen uns ganz ohne Häme, dass wir uns mit unserem Angebot durchgesetzt haben. Damit untermauern wir den Anspruch, die Nummer zwei im NRW-Regionalverkehr zu sein. Wir hoffen natürlich, ein paar Sachen noch besser zu machen als die Deutsche Bahn. Was wird sich mit dem Betreiber Keolis ändern? Görtzen Äußerlich merkt der Kunde nur wenig. Die Fahrzeuge, die der Verkehrsverbund RheinRuhr der DB abgekauft hat und uns zur Verfügung stellt, werden natürlich umgestaltet und erhalten das einheitliche VRR-Design. Bei der Leistung werden wir noch stärker auf Sauberkeit, eine bessere Kundenbetreuung und Fahrgastinformation setzen. Die hohen Pünktlichkeitswerte der Bahn möchten wir halten, wenn nicht sogar verbessern. Wie groß ist der Frust der DB über den verlorenen S-Bahn-Auftrag? Brüggemann Natürlich riesig. Das war ein herber Schlag für DB Regio NRW – vor allem für die Belegschaft. Es ist den Beschäftigten nur schwer zu erklären, dass sie einen hervorragenden Job gemacht haben – mit Spitzenwerten bei der Pünktlichkeit von deutlich mehr als 90 Prozent. Trotzdem ging der Auftrag verloren. Aber wir bleiben beteiligt, denn wir übernehmen für Keolis die Wartung und Instandhaltung der Züge. Dafür ist nur ein Teil der Belegschaft nötig. Was passiert mit dem Rest? Brüggemann Betriebsbedingte Kündigungen sind bei der Bahn ausgeschlossen. Wer von den rund 250 direkt betroffenen Beschäftigten im DB-Konzern bleiben will, wird auf einer vergleichbaren Stelle eingesetzt – nicht zwangsläufig in NRW. Es spricht deshalb sehr viel dafür, dass Eisenbahner, die mit den Strecken vertraut sind und damit das nötige Know-how haben, zu Keolis und Abellio wechseln können – und in anderer Unternehmensbekleidung für das gleiche Entgelt dieselbe Arbeit verrichten. Deshalb sprechen wir mit den anderen BahnUnternehmen und den Gewerkschaften. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr versucht, eine Übernahme des Personals zu vermitteln. Görtzen Keolis ist sehr daran interessiert, möglichst viele der erfahrenen DB-Mitarbeiter zu übernehmen. Wir haben bis zur Betriebsübernahme Ende 2019 aber auch genügend Zeit, Personal zu rekrutieren oder – mit Blick auf den Mangelberuf Lokführer – auch ganz neu auszubilden. Wenn man Sie hier so einträchtig sieht, stellt sich die Frage: Müssen wir uns Sorgen um den Wettbewerb auf der Schiene machen? Görtzen Reisende hatten noch nie so viele Möglichkeiten wie heute, zwischen Verkehrsmitteln zu wählen. Von Mitfahrzentralen wie Bla-Bla-Car bis hin zu Anbietern wie MyTaxi, das Angebot ist vielseitig. Das macht die Situation für den Schienenverkehr nicht einfacher. Bereits heute haben wir Hunderte von Baustellen, in Zukunft wird es noch deutlichere Einschränkungen des Betriebs geben. Wer mehrmals Probleme mit Baustellen erlebt, ist unter Umständen dauerhaft vergrätzt und sucht sich mit guten Erfolgsaussichten andere Fortbewegungsmöglichkeiten. Brüggemann Auch wenn wir in Ausschreibungen gegeneinander antreten: Ein ganz entscheidender Wettbewerber für uns alle ist und bleibt die Straße. Deshalb arbeiten wir gemeinsam daran, das System Bahn attraktiv zu halten. Vielleicht wäre es ja schon ein Anfang, wenn am Bahnsteig vernünftig über Störungen informiert würde. Görtzen Wir geben unsere Informationen an die Bahn-Tochter "Station & Service" weiter. Leider kommt nicht immer alles bei den Fahrgästen auf dem Bahnsteig an. Das ist extrem ärgerlich. Da muss die DB noch besser werden. Brüggemann Das ist kein ausschließliches Problem von Keolis. Die Verbesserung der Reisendeninformation ist daher auch ein wichtiger Bestandteil des Programms "Zukunft Bahn". Zudem haben wir seit einem Jahr sogenannte "Streckenagenten", die unsere Kunden über Smartphone via Twitter und WhatsApp informieren. Wie könnte das Bahnfahren im Regioverkehr attraktiver werden? Görtzen Die Unternehmen haben derzeit kaum eine Möglichkeit, sich durch besondere Angebote zu profilieren. Die Auftraggeber – also die Verkehrsverbünde – geben alles haarklein vor, bis hin zur Neigung der Sitzlehne. Den Zuschlag erhält, wer den niedrigsten Preis verlangt. Wer Sonderleistungen anbietet, ist beim nächsten Auftrag automatisch aus dem Rennen. In den Niederlanden läuft der Wettbewerb zum Beispiel ganz anders: Der Auftraggeber stellt eine bestimmte Summe bereit und fordert die Unternehmen auf, die Verkehrsaufgabe möglichst kreativ zu lösen. Aufgrund der jüngsten Ereignisse - etwa der Axt-Attacke eines Islamisten in einem Würzburger Zug – ist das Sicherheitsbedürfnis gestiegen. Wie gehen Sie damit um? Brüggemann Man muss unterscheiden zwischen der objektiven, statistisch messbaren Gefahrenlage – die ist nicht angespannter – und der gefühlten. Da gibt es verständlicherweise die Forderung nach mehr Sicherheit – nicht nur von den Kunden, sondern auch von unseren Beschäftigten. Ich begrüße die Debatte, die es in den Gremien des VRR gibt. Dort wird überlegt, Sicherheitskräfte mit Hunden auf Streife zu schicken. Hamburg hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Warum sollte das kein Modell für NRW sein? Auch sind Verfügungs-Teams angedacht, also Sicherheitskräfte, die flexibel je nach Verkehrsaufkommen und Art der Fahrt – also beispielsweise bei Fußballspielen – zusätzlich eingesetzt werden. Als Pilotprojekt bringt DB Regio NRW seit Anfang August zudem vermehrt Prüfteams von fünf Personen bei der Fahrkartenkontrolle zum Einsatz. Damit setzen wir nicht nur ein deutliches Signal gegen Schwarzfahrer, wir erhöhen auch das Sicherheitsgefühl an Bord unserer Züge. Görtzen Wir bei Keolis stellen fest, dass die Hemmschwelle der Fahrgäste gesunken ist. Unsere Servicekräfte werden vermehrt bespuckt und angepöbelt. Wir sind deshalb kurzfristig dazu übergegangen, weibliche Mitarbeiter nachts nicht mehr alleine für den Service in den Zügen einzusetzen. Sollten nicht ständig zwei Servicekräfte an Bord eingesetzt werden? Görtzen Die Vorgaben des VRR sehen schon einen recht hohen Personaleinsatz vor. Für die SBahn ist ab 2019 tagsüber immer eine Servicekraft an Bord vorgesehen, abends ab 18 Uhr sind es zwei. Wie teuer kommt die DB Regio NRW das Thema Vandalismus zu stehen? Brüggemann Die Kosten für Schäden an unseren roten Zügen in NRW belaufen sich auf jährlich über acht Millionen Euro, allein die Graffitibeseitigung und die damit verbundenen Ausfallzeiten schlagen mit fünf Millionen Euro zu Buche. Bundesweit entstehen der Bahn insgesamt 34 Millionen Euro Kosten für Vandalismus und Graffiti. Es gibt leider Menschen, die sich an fremdem Eigentum abarbeiten müssen. Sitze werden aufgerissen, Graffiti sind ein Problem, auch vorsätzlich zerkratzte Scheiben. Man muss die Schäden rasch beseitigen. Görtzen Auch wir haben uns vorgenommen, Graffiti innerhalb von 24 Stunden zu entfernen. Ansonsten greift die Zerbrochene-Fenster-Theorie: Ein einmal beschädigter Zug lädt Nachahmer geradezu ein. Klaus Peter Kühn und Maximilian Plück führten das Interview. 2016-08-13 10:07 Klaus Peter www.rp-online.de 51 /100 Die Schatten der Teilung vom 13. August 1961 Es gehört zu den Selbstschutzreflexen der meisten Menschen, dass sie beim Rückblick auf ihr eigenes Leben dessen positive Phasen als dominierend empfinden. Aber gerade nach Zeiten von Diktatur und Gewalt überdeckt das oft nur die uneingestandenen Traumata, unter denen viele, nach Jahren des Unrechtes, Schreckens und der geraubten Freiheit, leiden. Das ging Überlebenden des Bombenterrors des Zweiten Weltkriegs so wie denen, die aus den Konzentrationslagern befreit wurden, oder Soldaten, die noch einmal davongekommen waren. Und so legen sich, auch wenn darüber kaum geredet wird, 55 Jahre nach dem Bau der Mauer und nahezu 27 Jahre nach ihrem Fall, Schatten über die Psyche derer, die in der Zeit zwischen dem 13. August 1961 und dem 9. November 1989 auf der östlichen Seite dieses monströsen Bauwerks leben mussten. Das betrifft nicht nur die Familien, denen geliebte Menschen durch Tod, Unfall oder Mord bei Fluchtversuchen entrissen wurden , sondern auch die vielen Tausend, Zehntausend, deren berufliche Entwicklung blockiert oder deren privates Glück zerstört wurde, weil sie nicht so dachten, wie die Machthaber vorgaben. Im Rückblick ist es nur für Historiker wichtig, ob Chruschtschow oder Ulbricht den entscheidenden Impuls zum Mauerbau gab. Gerhard Wettig, Manfred Wilke und Hope Harrison deuten die Akten bis heute unterschiedlich. Unstrittig ist, dass der Staat DDR durch die Massenflucht seiner Bürger im Sommer 1961 am Zusammenbruch war. Alleine im Juli hatten sich mehr als 30.000 Ostdeutsche in den westlichen Notaufnahmelagern gemeldet. Mit dem Bau der Mauer stabilisierte sich das Gewaltregime der SED langsam, weil den Menschen nichts anderes blieb, als sich mit den Verhältnissen zu arrangieren. Adornos These, dass es nichts Richtiges im Falschen gebe, erwies sich in der Realität als das, was sie war: philosophischer Ansatz, Theorie. Natürlich konnte man in der DDR ein, wenn auch im Rahmen, selbstbestimmtes, vor allem aber anständiges Leben führen, so, wie man im Westen mit all seinen Freiheiten ein Lump sein konnte. Was bis heute, mehr als ein Vierteljahrhundert nach der staatlichen Wiedervereinigung, nachwirkt, ist die völlig unterschiedliche Entwicklung, die die im August 1961 mit Gewalt voneinander getrennten Teile Deutschlands von da an nahmen. Die Menschen im Westen, nicht nur symbolisch mit dem Rücken zum Osten, orientierten sich Richtung Europa und träumten nicht von der Einheit, sondern von Urlauben in Frankreich oder Italien. Den Deutschen im Osten wurde zwar, nicht zuletzt durch die Medien, immer schmerzlicher bewusst, wie der Wohlstand und die soziale Freiheit in der Bundesrepublik ständig wuchsen, obwohl die Propagandasendungen eines Karl-Eduard von Schnitzler den Eindruck vom kontinuierlichen Verfall jenseits der Mauer zu verbreiten suchten. Aber auch in Leipzig, Rostock und Magdeburg waren die Menschen realistisch genug, sich auf ein Leben im politischen, technologischen und kulturellen Verbund der sozialistischen Staaten einzurichten. Die einzige Institution, welche die beiden Seiten der geteilten Nation über die Jahrzehnte hinweg verband, waren die Kirchen. Ihre Vertreter hielten die Kontakte über die Grenze hinweg zum größten Missfallen der SED immer lebendig, und so war es dann auch kein Wunder (oder eben doch), dass sich in den Kirchen das Aufbegehren gegen staatliche Willkür sammeln und am Ende erfolgreich artikulieren konnte. 55 Jahre nach dem Bau der Mauer und fast 27 Jahre nach ihrem Fall haben die Deutschen wohl gelernt, sich gegenseitig anzunehmen und Vergangenheit dennoch nicht zu verdrängen. Anders als nach 1945, wo Geschichte lange beschwiegen wurde, haben wir sie uns diesmal vergegenwärtigt. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber Wunden heilen besser, wenn man sie behandelt – und wenn man über sie spricht. Dann schwinden auch irgendwann die Schatten. 2016-08-13 06:40 Gerd Appenzeller www.tagesspiegel.de 52 /100 Am Wochenende regnet's Sternschnuppen Mitte August ist Zeit zum Wünschen, denn dann sind am Himmel besonders viele Sternschnuppen zu sehen. Bis zu 160 solcher Leuchtspuren können in einer Stunde beobachtet werden, wenn das Wetter mitspielt und man nicht gerade auf dem erleuchteten Potsdamer Platz steht. Das üppige Kunstlicht überstrahlt den Nachthimmel, sodass nur ein Bruchteil der hereinrauschenden Sternschnuppen zu erkennen sind. Mit etwas Glück lässt sich die ein oder andere trotzdem aufspüren. Ursache für den Sternenregen in diesen Tagen ist der Perseidenstrom: Auf ihrem Weg um die Sonne rast die Erde um den 12. August herum durch die Reste des Kometen „Swift-Tuttle“, der ständig Materie verliert. Ein Teil dieser oft nur reiskornkleinen Partikel gelangt mit hohem Tempo in die Erdatmosphäre. Dort wird ihre Energie auf Atome und Moleküle der Lufthülle übertragen, die diese kurz darauf als Licht wieder abgeben. Es leuchtet also die Atmosphäre und nicht die Körnchen selbst. Diese verdampfen einfach. Da der Sternschnuppenregen scheinbar aus dem Sternbild Perseus kommt, wird er auch als Perseidenstrom bezeichnet. Wer mehr über solche Himmelsphänomene erfahren möchte, ist am Sonnabend bei der „Langen Nacht der Astronomie“ im Park am Gleisdreieck genau richtig. „Im vergangenen Jahr hatten Hobbyastronomen mehr als 30 Teleskope mitgebracht, das schaffen wir jetzt auch“, sagt Stefan Gotthold vom Clear-Sky-Blog, der die Veranstaltung gemeinsam mit der Stiftung Planetarium Berlin organisiert. „Wir wollen alle Sterneninteressierten einladen, durch die Teleskope zu schauen, Fragen zu stellen, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Beobachtet wird von 17 bis 24 Uhr, vor allem die Sonne mit ihren Flecken und Gasausbrüchen, der Mond und die Planeten Saturn und Mars. Diese Straßenastronomie ist in Berlin schon länger bekannt, sagt Gotthold. „Nach dem Krieg waren die Sternwarten kaum nutzbar, deshalb stellten sich Hobbyastronomen auf öffentliche Plätze und erklärten für einen Obulus den Nachthimmel.“ Seit 2014 lebt diese Tradition wieder auf, allerdings kostenfrei für die Besucher – sofern das Wetter mitspielt. Aktuelle Informationen darüber gibt es am Sonnabend ab zehn Uhr auf der Webseite www.langenachtderastronomie.de . 2016-08-13 06:36 Ralf Nestler www.tagesspiegel.de 53 /100 Diskussion um Sportförderung: Goldmedaille wert? Was ist uns eine Vielleicht muss Elmar Gasimov dem Sportkameraden Lukas Krpalek langsam richtig böse sein. Nicht nur, dass der Judoka aus Aserbaidschan dem Tschechen vor zwei Jahren im Finale der Europameisterschaft unterlag. Er verlor nun auch noch den Endkampf der schweren Jungs bis 100 Kilo bei Olympia in Rio. Das ist nicht nur sportlich bitter, sondern auch finanziell. Denn Gasimov hätte ein reicher Mann werden können. 450.000 Euro ist in Aserbaidschan eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen wert. 20.000 Euro für eine Einzel-Goldmedaille Deutsche Sportler werden bei Olympia nicht reich, jedenfalls nicht durch die Prämien der Sporthilfe. Darauf hat der ehemalige Schwimmer Markus Deibler gerade mal wieder aufmerksam gemacht. 20.000 Euro zahlt die Stiftung Deutsche Sporthilfe einem Athleten für eine Einzel-Goldmedaille. Über die Prämien in Mannschaftssportarten entscheidet ein Gutachter-Ausschuss. Mehr als 20.000 Euro gibt es auf keinen Fall, Doppel- und DreifachOlympiasiege zahlen sich also nicht aus. Darüber muss man sich in einem wohlhabenden Land sicher nicht beschweren. Verhungert ist noch kein Olympia-Teilnehmer. Nicht einmal die Sportler, die nun in Rio kollektiv an Medaillen vorbeischwammen, sind ernsthaft von Armut bedroht. Auf existenzielle Probleme wollte Deibler aber auch nicht hinweisen, als er nach dem schwachen Abschneiden der Schwimmer und der folgenden Kritik diesen schweren Satz bei Facebook schrieb: "In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000 Euro, sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern. " Schräger Vergleich Das ist natürlich ein schräger Vergleich. Dschungelkönige werden von der im Privatfernsehen hochaktiven Werbewirtschaft bezahlt, das offenbar interessierte Publikum leistet die Gegenfinanzierung. Das ist reiner Kapitalismus. Von furchtbar viel Geschmack zeugt das nicht. Aber es hat eine Bedeutung für die Gesellschaft, die Markus Deibler sicher nicht bestreiten wird. Denn er ist ein kluges Kerlchen. Und er hat einen außergewöhnlichen Lebenslauf. Neun Tage nach der Weltmeisterschaft auf der kurzen Bahn und dem Weltrekord über 100 Meter Lagen erklärte er 2014 seinen Rücktritt vom Hochleistungssport und widmete sich fortan dem Betrieb seiner Eisdiele im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Man darf annehmen, dass ihm die Wirklichkeit außerhalb des Sports durchaus geläufig ist. Deshalb hat er bewusst einen schrägen Vergleich gewählt, der ihm Aufmerksamkeit sichert. Die kleine Provokation ist ein zartes Stückchen Gesellschaftskritik, indem sie ein paar Feststellungen trifft, die hinter dem Satz gut zu hören sind. Die erste Feststellung: Olympische Sportarten treten zwar alle vier Jahre mit Produkten der Unterhaltungsindustrie in den Medien, vor allem im Fernsehen, in Konkurrenz, deshalb können sie allerdings noch lange nicht den Rang des Showgeschäfts im allgemeinen Interesse beanspruchen. Möglicherweise wollen sie es ja auch gar nicht. Die zweite Feststellung ist eine Frage: Warum meckern die, die für tolle Einschaltquoten und geschäftlichen Erfolg des Dschungelcamps und anderer Formate sorgen, alle vier Jahre über Sportler, die sie in der Zwischenzeit nicht wahrnehmen? Die dritte Feststellung: Es ist ungerecht, wenn eine Gesellschaft sich über sportliche Misserfolge beklagt, wenn sie nicht bereit ist, zumindest Gründe dafür anzuerkennen. Die liegen ganz sicher in einer vergleichsweise schwächeren finanziellen Ausstattung deutscher Olympia-Athleten. Aller Wahrscheinlichkeit nach profitieren einige Länder darüber hinaus von einem eher liberalen Umgang mit leistungssteigernden Mitteln. Die vierte Feststellung: Medaillen bleiben die olympische Währung. Da kann der DOSBPräsident Alfons Hörmann noch so sehr Auftreten und sportliche Moral preisen, gesehen werden Sieger, allenfalls noch Zweite und Dritte. Damit müssen die Athleten leben. Sie spielen in der deutschen Sportöffentlichkeit alle vier Jahre eine Rolle. Davor und danach stehen sie im tiefen Schatten des Profifußballs. Das bejammern zurzeit auch große Teile des Fußball-Volks. Aber nur bis Ende nächster Woche. Dann ist Olympia vorbei, Deutschland schaut Fußball und zwischendurch mal Dschungelcamp. Die das beklagen, sind selbst daran schuld. Eigentlich wir alle. 2016-08-13 10:07 Robert Peters www.rp-online.de 54 /100 Wo der Applaus tröpfelt Neues Buch Kampusch kämpft weiter für ihre Freiheit Vorverkauf startet Fury Slaughterhouse geben Konzerte in the weitere Hannovers Boulevardtheater Das bringt die neue Spielzeit im Neuen Theater Mehrere Stars dabei Hollywood plant weibliches Remake von "Ocean´s 11" 2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 55 /100 Schwimmer monieren erneut Strömungen im Becken Rio de Janeiro. Zuerst hatte das Fachportal "swim.de" anhand eigener Vergleiche der Zwischenzeiten des 1500-Meter-Rennens darüber berichtet. "Ich bin da maßlos enttäuscht, dass man das seit 2013 immer noch nicht in den Griff bekommen hat. Damals wurden schon viele viele Schwimmer benachteiligt", sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz in Rio de Janeiro. Schon bei der WM 2013 in Barcelona waren Strömungen von vielen Schwimmern und Trainern vermutet worden. Der Weltverband FINA hatte damals anhand eigener Messungen versichert, keine Anhaltspunkte für eine Strömung in den extra errichteten Becken eines seiner Hauptsponsoren zu haben. In Rio sollen die Bahnen eins und zwei eher benachteiligt sein. Gerade die Bahnen, auf denen viele Deutsche starteten. Lambertz veranschaulichte das Problem mit einem Beispiel: "Wenn man einen Karren voller Steine hat und schiebt diesen los, dann ist es sehr leicht, den kontinuierlich zu schieben. Aber wenn ich immer anhalte und losschiebe und anhalte und losschiebe, dann ist das sehr viel anstrengender. " So habe die Niederländerin Inge Dekker auf Bahn 8 im Vorlauf über 50 Meter Freistil 24,77 Sekunden gebraucht, auf Bahn eins sei sie dann im Halbfinale fast sechs Zehntelsekunden langsamer gewesen. dpa 2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 56 /100 Viele Flüchtlinge haben offenbar Werte wie AfD und Pegida Die in Deutschland gelandeten Flüchtlinge bekennen sich mehrheitlich zur Demokratie, offenbaren aber „erhebliche politische Verständnisdefizite“ – das ist eine der Erkenntnisse einer neuen Studie zur politischen Einstellung von Geflüchteten, die die Berliner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) erarbeitet hat. Einerseits haben die Forscher eine hohe Integrationsbereitschaft der Befragten ermittelt: „Die meisten Flüchtlinge möchten Deutschland als neue Heimat annehmen. Sie sind bereit, dafür ernsthaft in Sprache und Bildung zu investieren.“ Andererseits seien auch viele Einstellungen festgestellt worden, die „stark von dem in Deutschland vorherrschenden Meinungsbild abweichen“, wie es in einer am Freitag verbreiteten Zusammenfassung heißt: „In anti-liberalen Einstellungen zu (Homo-)Sexualität, Ehe und Partnerschaft, ja selbst zu Wohn- oder Lebensformen wie einer WG zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Flüchtlingen und der deutschen Mehrheitsgesellschaft.“ Manche Ansichten der Flüchtlinge erinnerten „stark an die muffigen 50er Jahre in Deutschland“. Die komplette Studie will die 2008 gegründete private Hochschule am Montag vorstellen. Die Erhebung erfolgte im Juni und Juli diesen Jahres in zwei Berliner Flüchtlingsunterkünften des Deutschen Roten Kreuzes (Müggelspree und Steglitz). Es wurden laut HMKV rund 1000 Fragebögen in den Sprachen Farsi (Persisch), Arabisch und Englisch verteilt, 445 wurden beantwortet zurückgegeben. Zu den von der Universität als „völlig überraschend“ bezeichneten Erkenntnissen der Studie gehört auch, dass Flüchtlinge sich die politischen Verhältnisse in Deutschland und das soziale Zusammenleben „zum Teil ganz anders vorstellen, als es von den meisten Deutschen vermutet wird“. Die übergroße Mehrheit der Flüchtlinge fordere eine klare Trennung von Staat und Religion und bekenne sich ausdrücklich zur Demokratie. Allerdings lasse das, „was Flüchtlinge unter Demokratie verstehen, gravierende politische Verständnisdefizite erkennen“. Zudem stimme „eine besorgniserregende Zahl von Flüchtlingen rechtspopulistischen, autoritär orientierten Aussagen zu“. Damit ähnele das Wertebild vieler Flüchtlinge „in zentralen politischen Teilen am ehesten dem der AfD‐Anhänger oder der Pegida‐Bewegungen “. Zugleich brächten „viele Flüchtlinge ein überraschend großes Interesse an der Kultur Deutschlands mit“. Die positive Botschaft der Umfrage laute: „Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge möchte sich in die deutsche Gesellschaft integrieren und weiß, dass das großer Anstrengungen bedarf. Sie sind bereit, diese Anstrengungen zu schultern.“ 2016-08-13 06:27 Lars von www.tagesspiegel.de 57 /100 Haldern Pop Festival: 5 Dinge, die in Haldern 2016 zum ersten Mal passiert sind Sehen Sie hier Bilder vom ersten FestivalTag (Donnerstag). Sehen Sie hier die Bilder vom zweiten Festival-Tag (Freitag). Welche Künstler bei Haldern Pop 2016 auftreten, erfahren Sie hier. 2016-08-13 10:07 Sebastian Dalkowski www.rponline.de 58 /100 Affäre um SPDPolitikerin Hinz: Thilo Sarrazin kritisiert Hannelore Kraft Petra Hinz will ihr Bundestagsmandat zum Monatsende niederlegen. Das hatte die umstrittene SPD-Politikerin allerdings schon vor Wochen angekündigt, ohne dass Taten gefolgt wären. Hinz gab sich 30 Jahre lang als Juristin aus, die sie gar nicht ist. "In der Persönlichkeit von Petra Hinz ist offenbar ein unbalanciertes Element, sonst hätte sie nicht ihren Lebenslauf leichtfertig gefälscht und über Jahrzehnte daran festgehalten", meint der frühere Berliner SPD-Politiker und Buchautor ("Deutschland schafft sich ab") Thilo Sarrazin unserer Redaktion. "Das eigentliche Drama", so Sarrazin weiter, "sehe ich darin, dass offenbar niemand in ihrem innerparteilichen Umfeld ihre Persönlichkeitsstörung bemerkt hat oder mit ihr so vertraut umging, dass er Einblick in ihre privaten Verhältnisse bekam. " Die Filterfunktion der Kandidatur für eine demokratische Partei habe "also spektakulär versagt. Das bringt für die SPD in ihrer Kernregion einen erheblichen Vertrauensschaden mit sich. " Hinz, zurzeit krankgemeldet, hatte dem Essener Parteichef Thomas Kutschaty vorgeworfen, er halte sich nicht an Absprachen. Kutschaty wies das zurück und zeigte sich erstaunt, dass Hinz zwar ein Interview geben könne, sich aber außerstande sehe, ihr Mandat vor einem Notar niederzulegen. SPD-Landeschefin Hannelore Kraft hatte zu dem Fall lange nach außen hin geschwiegen – gerade so, als ginge der Skandal ausgerechnet die NRW-SPD nichts an. Dass sich Kraft bedeckt hielt, erklärte Sarrazin damit, dass sie vermutlich bestrebt gewesen sei, "durch den Unrat dieses Skandals nicht persönlich infiziert zu werden". Eine öffentliche Äußerung hätte auch eine Distanzierung von den Verhältnissen enthalten müssen, die in der Essener SPD zur Aufstellung von Hinz führten. Sarrazin: "Die Wirkungen solch einer Distanzierung sind zweischneidig, weil das Unwert-Urteil über Petra Hinz vom Unwert-Urteil über die zuständigen Parteigremien kaum zu trennen ist. " Sarrazin kritisierte das Drängen des Essener SPD-Chefs: "Wer im Übermaß drängt, ohne dass die Gedrängte reagiert, führt unfreiwillig auch die eigene Ohnmacht vor. So kann der für die SPD bereits eingetretene Schaden noch vergrößert werden. " Ultimatum Kutschatys und des Essener Parteivorstands Kutschaty und der Essener Parteivorstand hatten Hinz ein Ultimatum zum Mandatsverzicht gestellt. Kutschaty musste eingestehen, dass seine "Möglichkeiten erschöpft" seien. Ein Rauswurf aus der Partei schien die einzige Konsequenz. Eine Parallele zu seinem eigenen Fall sieht Sarrazin, den die SPD ebenfalls ausschließen wollte, nicht: "In meinen Fall hatte der SPD-Parteivorstand wegen der Publikation des Buches 'Deutschland schafft sich ab' meinen Parteiausschluss betrieben. Im Verlauf der mündlichen Verhandlung vor der Parteischiedskommission wurde der Antrag zurückgezogen, weil die Schiedskommission in der Verhandlung deutlich machte, dass sie in meinem Buch keine Passagen entdecken konnte, die den Parteistatuten oder tragenden Grundsätzen der SPD widersprechen. " Was Petra Hinz zu der Affäre sagt, lesen Sie hier. 2016-08-13 10:07 Detlev Hüwel www.rp-online.de 59 /100 Nordrhein-Westfalen: 'Turbo-Abi' fällt an Parteibasis durch An der Basis von CDU und SPD in Nordrhein-Westfalen ist keine klare Mehrheit mehr für das achtjährige Gymnasium (G8) zu erkennen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unserer Redaktion unter den jeweils 54 Vorsitzenden der CDUKreisverbände und der SPDUnterbezirke. Sowohl bei der CDU als auch bei der SPD sprach sich jeweils weniger als die Hälfte der Antwortenden klar oder tendenziell für G8 aus. Eine Rückkehr zu G9 hat ebenfalls wenige entschiedene Befürworter; knapp die Hälfte legt sich nicht fest oder möchte abwarten, wie sich die jüngst beschlossenen G 8-Reformen auswirken. "Kontinuität wichtiger statt häufiger Systemwechsel" Ein von Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einberufener runder Tisch hatte 2014 für Entlastungen der Schüler votiert, unter anderem eine Reduzierung des Nachmittagsunterrichts und der Hausaufgaben. Die Wirksamkeit der Maßnahmen will das Ministerium bis Ende des kommenden Schuljahrs überprüfen; Ergebnisse sollen 2017 vorliegen. Zu den G8-Befürwortern gehört zum Beispiel der Krefelder CDU-Kreisvorsitzende Marc Blondin. "Nach meinem Verständnis muss es möglich sein, in acht Jahren diejenigen Lerninhalte zu vermitteln, die die Feststellung einer allgemeinen Hochschulreife rechtfertigen", sagte Blondin. Er empfehle der CDU, sich im Landtagswahlkampf – Wahltag ist der 14. Mai 2017 – klar für G8 auszusprechen. Der Duisburger CDU-Chef Thomas Mahlberg pflichtete Blondin bei: "Für mich ist eine gewisse Kontinuität wichtiger statt häufiger Systemwechsel. " Bei der SPD sprach sich der Euskirchener Unterbezirkschef Markus Ramers für G8 aus: "Eine Rolle rückwärts zu G9 halte ich für falsch. " Befürworter von G9 sind bei der SPD Josef Neumann (Solingen) und Martin Peters (Region Aachen). "Schüler stehen vermehrt unter Stress", sagte Peters: "Daher sollten wir uns nicht unnötig schwertun, eine Rückkehr zu G9 herbeizuführen. " Sein Unterbezirk werde beim SPDLandesparteitag im September einen entsprechenden Antrag einbringen. Bei der CDU warb Christos Katzidis (Bonn) für Wahlfreiheit der Eltern: Die Politik solle "regionale Lösungen zulassen". Nur Piraten sprechen sich klar für G9 aus Ebenso groß wie die Gruppe derer, die zu G8 tendieren, ist neun Monate vor der Wahl der Anteil derer, die sich nicht festlegen wollen. So schickten allein zehn CDU-Kreisvorsitzende auf die Frage nach ihrer persönlichen Präferenz eine wortgleiche Stellungnahme, die gegen "Denkverbote", aber auch gegen "voreiliges Handeln" plädiert. "Wir werden alle Fakten und die Ergebnisse vor Ort auswerten", sagte CDU-Landeschef Armin Laschet unserer Redaktion. Rot-Grün habe G 8 nicht erfolgreich umgesetzt, was Eltern, Lehrer und Schüler verärgere: "Wichtig ist aber auch, dass nicht immer wieder und noch mehr Unsicherheit in die Schulen getragen wird. Schnellschüsse sind fehl am Platz. " SPDGeneralsekretär André Stinka versprach: "Die Sorgen nehmen wir ernst. " CDU und FDP hätten G8 "sehr schlecht eingeführt". Auf dem Parteitag werde das Thema die SPD beschäftigen: "Es liegen vereinzelte Anträge zur Diskussion vor. " Von den Parteien im Landtag haben sich nur die Piraten klar für G9 ausgesprochen; die AfD will mit dieser Forderung in den Wahlkampf ziehen. Elterninitiativen werben für die Rückkehr zu G9 und haben dazu ein Volksbegehren angekündigt. Auch die Landeselternschaft der Gymnasien plädiert inzwischen für G9, nachdem eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage im April eine Mehrheit von 79 Prozent gegen G8 ergeben hatte. Was die Basis von SPD und CDU zu G8 sagen. 2016-08-13 10:07 Frank Vollmer www.rp-online.de 60 /100 Kuriosum im letzten Olympia-Rennen: Phelps muss sich Silber mit gleich zwei Rivalen teilen Das war selbst für Rekordolympiasieger Michael Phelps völlig neu. Im letzten Einzelrennen seiner Karriere musste sich der US-Megastar seinen Silberrang gleich mit zwei jahrelangen Konkurrenten teilen. Hand in Hand stiegen der 22-malige Goldmedaillengewinner, Weltmeister Chad le Clos (Südafrika) und der WM-Zweite Laszlo Cseh (Ungarn) auf das Podest. Drei Sportler auf einem Medaillenrang wie am Freitag (Ortszeit) in Rio - das gab es noch nie bei olympischen Schwimm-Wettkämpfen. "Das war für mein letztes Rennen sehr speziell", sagte Phelps. Neben diesem hochdekorierten Trio wirkte der 21-jährige Joseph Schooling nach dem ersten Olympia-Gold für Singapur ein bisschen wie ein Nebendarsteller. Vergnügt berichtete der WM-Dritte und in den USA studierende Schooling von seinem Dialog mit Phelps. "Er hat gesagt, guter Job, das war ein großartiges Rennen", erzählte der Olympiasieger über 100 Meter Schmetterling. Vorsichtig fragte er bei Phelps nach, ob es weitere Duelle geben könnte. "Er hat gesagt, auf keinen Fall. Aber wenn er seine Meinung ändert, wäre das ein Spaß. Ich mag es, gegen ihn zu schwimmen. " Seinen Titel als ältester Olympiasieger über eine Einzelstrecke ist Phelps nach nur wenigen Tagen wieder los. Anthony Ervin holte sich mit 35 Jahren Gold über 50 Meter Freistil - und das 16 Jahre nach seinem ersten Olympiasieg in dieser Disziplin und mehreren Jahren Pause. "Es ist eigentlich absurd, dass ich das wieder schaffen konnte", staunte er nach 21,40 Sekunden und einer Hundertstelsekunde Vorsprung. Wie Phelps nach viermal Gold wurde auch Ungarns Ausnahmekönnerin Katinka Hosszu bei ihrer Jagd nach Olympiasiegen gestoppt. Die Amerikanerin Maya Dirado schnappte der Ungarin am Freitag (Ortszeit) über 200 Meter Rücken das vierte Olympia-Gold weg. In 2:05,99 Minuten lag sie sechs Hundertstelsekunden vor Hosszu. "Das ist pure Freude, Überraschung und Aufregung", schwärmte die 23-Jährige. Es war ihre vierte Medaille nach Staffelgold, Silber über 400 Meter Lagen und Bronze über 200 Meter Lagen. Dagegen war Katie Ledecky über 800 Meter Freistil wieder einmal einsame Klasse. Die Amerikanerin schlug nach 8:04,79 Minuten an und steigerte ihre eigene Bestmarke um 1,89 Sekunden. Die 19-Jährige hatte zuvor über 400 und 200 Meter Freistil sowie mit der US-Staffel über 4 x 200 Meter gewonnen. Insgesamt war es ihr fünfter Olympiasieg. Sarah Köhler aus Frankfurt/Main wurde in 8:27,75 Minuten Achte und war langsamer als im Vorlauf. Die deutsche Meisterin berichtete von einem tragischen Vorfall am Renntag. "Leider ist heute Mittag etwas Einschneidendes passiert, mein Freund musste jemanden wiederleben", sagte Köhler. "Ich habe nach einem Defibrillator gesucht, der erst nach einer halben Stunde aufzufinden war. " Nach ihrem Kenntnisstand sei die Person gestorben. Köhler hatte für eine von sieben Finalteilnahmen der deutschen Schwimmer gesorgt. Damit schneiden die deutschen Schwimmer schlechter als bei ihren acht Endlaufplätzen vor vier Jahren ab. Über 50 Meter Freistil verfehlte Dorothea Brandt als 14. in 24,71 Sekunden das Finale. 2016-08-13 10:07 RP ONLINE www.rp-online.de 61 /100 US-Torhüterin sauer nach Schwedinnen als Feiglinge Aus: Solo beschimpft Weltmeister USA hatte zuvor im ersten Elfmeterschießen der Geschichte olympischer Frauenfußball-Turniere mit 3:4 (1:1, 1:1, 0:0) den Kürzeren gezogen. "Wir haben viel Herz gezeigt. Wir sind couragiert aufgetreten. Heute hat nicht das bessere Team gewonnen", sagte Solo US-Medienvertretern. Einmal richtig in Rage legte die Torfrau nach: "Schweden wollte kein offenes Spiel. Sie wollten nicht passen, sie wollten keinen guten Fußball zeigen. " Die ehemalige US-Trainerin Pia Sundhage, mittlerweile für Schweden an der Seitenlinie, ließ die Kritik völlig kalt: "Wenn du gewinnst, ist es okay, ein Feigling zu sein", sagte die 56-Jährige. Lisa Dahlkvist überwand Solo und sorgte als fünfte und letzte Schützin für die Entscheidung. Schweden trifft in der Vorschlussrunde am Dienstag auf Gastgeber Brasilien, der sich ebenfalls im Elfmeterschießen gegen Australien mit 7:6 durchsetzte. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden. In der zweiten Hälfte brachte Stina Blackstenius (61.) die Schwedinnen in Führung. Den Ausgleich für den viermaligen Olympiasieger USA erzielte Alex Morgan (77.). Zum ersten Mal in der Olympia-Geschichte gab es eine vierte Auswechslung, Lindsey Horan kam beim US-Team in der Verlängerung für Mallory Pugh (114.). Auch die Schwedinnen machten wenig später von der Möglichkeit Gebrauch. Derzeit läuft ein Experiment, das bei ausgewählten Turnieren einen Spielertausch mehr als üblich erlaubt. Im zweiten Halbfinale bekommt es die deutsche Mannschaft nach dem 1:0 (0:0) gegen China mit Kanada zu tun. Sophie Schmidt vom Bundesligisten 1. FFC Frankfurt schoss die Ahornblätter in Sao Paulo zum 1:0 (0:0)-Sieg über Frankreich (56.). 2016-08-13 10:07 RP ONLINE www.rp-online.de 62 /100 Ledecky mit Weltrekord zu viertem Rio-Gold Amerika ist der Goldhamster im Schwimmen, Katy Ledecky, 19, gewann alleine bereits vier in Rio. 13.08.2016 | 03:58 | ( DiePresse.com ) Katy Ledecky ist mit Weltrekord zu ihrem vierten Olympia-Gold in Rio de Janeiro geschwommen. Die Amerikanerin schlug über 800 Meter Freistil nach 8:04,79 Minuten an und steigerte ihre eigene Bestmarke um 1,89 Sekunden. Die 19-Jährige hatte zuvor über 400 und 200 Meter Freistil sowie mit der US-Staffel über 4 x 200 Meter gewonnen. Fast zwölf Sekunden hinter Ledecky kam die Britin Carlin Jazz auf Platz zwei, Dritte wurde die Ungarin Boglarka Kapas. 2016-08-13 03:58 diepresse.com 63 /100 Lionel Messi kehrt ins Nationalteam zurück Fünfmaliger Weltfußballer "will nicht für mehr Probleme sorgen" 13.08.2016 | 03:54 | ( DiePresse.com ) Knapp zwei Monate nach den Tränen der Enttäuschung durch die Finalniederlage im Elfmeterschießen der Copa America gegen Chile hat Fußballstar Lionel Messi am Freitag in einer Mitteilung den Rücktritt vom Rücktritt angekündigt. Es gebe schon genug Probleme im argentinischen Fußball: "Ich will nicht für noch mehr sorgen. " Der Sinneswandel ist auch ein erster Verdienst des neuen argentinischen Trainers Edgardo Bauza. Er hatte sich zuvor mit Messi getroffen, um den fünfmaligen Weltfußballer vom FC Barcelona zum Comeback zu bewegen. Noch bevor Messi seine Rückkehr bekanntgab, hatte Bauza bekundet, dass er daran keine Zweifel habe. Messi wird damit bereits in den nächsten Spielen in der WM-Qualifikation sein Team wieder als Kapitän anführen. In Argentinien sorgte Messis Ankündigung für großes Aufatmen. In der Online-Ausgabe der Sportzeitung "Ole" verdrängte die Nachricht von seiner Rückkehr zunächst auch das olympische Geschehen. Sein Rücktritt hatte zuvor Reaktionen bis in höchste politische Kreise ausgelöst. Staatschef Mauricio Macri hatte sich dem Twitter-Hashtag #NoTeVayasLio ("Geh nicht, Lio") angeschlossen und geschrieben: "Ich hoffe, dass die Freude, den Besten der Welt zu sehen, noch viele Jahre fortdauert. " Sein 113. Länderspiel sollte sein letztes gewesen sein, hatte Messi erklärt. "Ich habe hart gearbeitet, ein Titel mit der Nationalmannschaft war das, was ich am meisten wollte. Aber es sollte nicht sein. Deshalb ist es nun vorbei", hatte er nach dem Copa-Finale verkündet. Nun aber hat es sich der Junioren-Weltmeister von 2005 und Olympiasieger von 2008 anders überlegt. Mittlerweile mit blondiertem Haar und Bart will er auch im Nationaldress wieder das tun, was er am liebsten macht und am besten kann: Fußballspielen. 2016-08-13 03:54 diepresse.com 64 /100 Olympia: Tischtennis-Damen stehen im Viertelfinale 3:1-Sieg in Auftakt-Begegnung gegen die Niederlande - Liu Jia punktete zweimal, u.a. erneut gegen Li Jiao erneut - Samstagabend gegen Japan 13.08.2016 | 03:52 | ( DiePresse.com ) Österreichs TischtennisNationalteam der Damen steht bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Viertelfinale und hat damit zumindest den geteilten fünften Platz sicher. Liu Jia, Sofia Polcanova und Li Qiangbing besiegten am Freitag im Achtelfinale die Niederlande 3:1, um den Einzug in das Semifinale geht es am Samstag (19.30 Uhr Ortszeit; Sonntag, 0.30 Uhr MESZ) gegen das Team aus Japan. Gegen die Niederländerinnen verlor Sofia Polcanova die Auftaktpartie gegen Verteidigerin Li Jie 2:3. Danach kam es zur Neuauflage des Drittrunden-Einzelmatches zwischen ÖTTV-Ass Liu Jia und Li Jiao, und wieder setzte sich die Linzerin durch. Das Doppel Polcanova/Li Qiangbing brachte die Österreicherinnen gegen Li Jiao/Britt Eerland in Führung, ehe sich Liu Jia zu einem 3:2 gegen Eerland mühte. Japan setzte sich in der ersten Runde gegen Polen 3:0 durch. Österreichs Herren beginnen ihr Turnier am Samstag (20.00 Uhr MESZ) gegen Portugal. 2016-08-13 03:52 diepresse.com 65 /100 US-Basketballer hatten auch gegen Serbien Mühe Serbien vergab eine Minute vor Schluss Chance zum Ausgleich, verlor mit 91:94 gegen Durant und Co. 13.08.2016 | 03:45 | ( DiePresse.com ) Die hochfavorisierten USBasketballer haben im vierten Gruppenspiel bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die erste Niederlage nur knapp verhindert. Wie gegen Australien tat sich das Team um Superstar Kevin Durant am Freitag (Ortszeit) beim 94:91 (50:41) über Vize-Weltmeister Serbien erneut schwer. Kyrie Irving war mit 15 Punkten bester US-Werfer. Trotz einer frühen 18-Punkte-Führung entschied der 14-malige Olympiasieger die Partie erst in den Schlusssekunden. Vor dem Viertelfinale steht am Sonntag gegen Frankreich der nächste Härtetest an. Bei den Serben ragte Nikola Jokic von den Denver Nuggets mit 25 Zählern heraus. Serbien muss angesichts der dritten Niederlage vor dem abschließenden GruppenDuell mit China ums Weiterkommen zittern. Die Amerikaner erwischten im Gegensatz zu den bisherigen Auftritten einen guten Start und lagen nach nicht einmal zwei Minuten mit 9:0 vorn. Erst nach dem 5:23 kam Serbien ins Spiel und hielt angeführt von Spielmacher Milos Teodosic, NBA-Profi Jokic und Miroslav Raduljica gut mit. Auf drei Punkte ließen die Amerikaner den Gegner gut eine Minute vor Ende noch herankommen - der Dreier zum möglichen Ausgleich von Bogdan Bogdanovic fand jedoch nicht sein Ziel. Mit dem Sieg ist das US-Team weiter seit dem Spiel um Bronze bei den Spielen von Athen 2004 bei Olympia ungeschlagen. 2016-08-13 03:45 diepresse.com 66 /100 Wiggins fünfter Olympiasieg: "Wollte mit Gold aufhören" Erfolgreichster britischer Olympionike: "Etwas, worüber man den Kindern erzählen kann" 13.08.2016 | 03:42 | ( DiePresse.com ) Seine Ausnahmestellung als erfolgreichster britischer Olympionike wollte Wiggins nicht überbewerten. Es sei "etwas, worüber man den Kindern erzählen kann, wenn sie älter sind", sagte Wiggins, dem der Rekord eigenen Angaben zufolge nicht bewusst war. Der ehemalige Tour-de-France-Sieger erinnerte sich auch an seine erste Medaille, Bronze in der Teamverfolgung in Sydney 2000. "Ich nahm damals die Bronzemedaille mit und dachte, das war's. Wenn ich am Montag zur Arbeitslosenvermittlung muss und einen Job bekomme, kann ich immer sagen, ich habe diese Bronzemedaille", sagte Wiggins. Nach seinem Sieg bei der Tour de France kehrte Wiggins zum Bahnradsport zurück. "Ich habe die Straßenrennen und das große Geld aufgegeben, bin zurückgekehrt und war wieder nur eine Nummer. Ich musste wieder vom Anfang starten", erzählte Wiggins. Der Olympia-Sieg sei nun die Krönung seiner Karriere. "Ich wollte damit aufhören. Ich wollte, dass sie so endet, und nicht bei einem grausligen, kleinen Rennen im Norden Frankreichs, Paris-Tours im Regen", meinte Wiggins. Sein letztes Rennen werde die Großbritannien-Rundfahrt sein, kündigte der 36-Jährige an: "Es wird ein schönes Ende für meine Karriere sein, dort wo ich geboren wurde und alles anfing. " 2016-08-13 03:42 diepresse.com 67 /100 Die erfolgreichsten Aktiven aller Sommerspiele Natürlich, Michael Phelps ist die Nummer 1 in diesem Ranking, auch wenn er im Finale über 100 Meter Delfin von Joseph Schooling aus Singapur klar besiegt wurde. Der US-Schwimmer ist der erfolgreichte Sommersportler. 13.08.2016 | 03:37 | ( DiePresse.com ) US-Superstar Michael Phelps hat am Freitag seine erste Niederlage bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro bezogen. Der 31-Jährige wurde im Finale über 100 m Delfin von Joseph Schooling klar besiegt, der 21-Jährige aus Singapur war schon in den Vorläufen und im Semifinale Schnellster gewesen. Phelps hatte als Zweitplatzierter in 51,14 Sekunden satte 75/100 Rückstand auf den Sieger. Dabei ging er nur um 1/100 an "Blech" vorbei, denn der Ungar Laszlo Cseh und der Südafrikaner Chad le Clos waren mit dem erfolgreichsten Olympioniken zeitgleich. Phelps verpasste somit auch, wie am Vortag über 200 m Lagen auf einer Distanz zum vierten Mal in Folge den Titel zu holen. Es war seine 27. Olympia-Medaille. 22 davon erstrahlen in Gold, nun drei in Silber und zwei in Bronze. In Rio hält der 27-fache Weltmeister bei fünfmal Gold und einmal Silber. Am Samstag wird Phelps zum Abschluss der Schwimmbewerbe noch in der US-Staffel über 4 x 100 m Lagen erwartet, womit seine einzigartige Karriere ausklingen sollte. Schooling wird also vielleicht von sich behaupten können, Phelps dessen letzte Niederlage zugefügt zu haben. Phelps ist mit 27 Olympia-Medaillen der erfolgreichste Teilnehmer der Geschichte. Er hat nach den Siegen über 200 m Lagen, 200 m Delfin und mit den Kraulstaffeln (4 x 100 m/ 4 x 200 m) sowie Silber über 100 m Delfin in Rio de Janeiro 22 Medaillen in Gold, 3 in Silber und 2 in Bronze errungen. Es folgen Turnerin Larissa Latynina (UdSSR) mit 9/5/4 und Leichtathlet Paavo Nurmi (FIN) mit 9/3/0. 2016-08-13 03:37 diepresse.com 68 /100 Phelps "nur" Zweiter - Schwanitz enttäuscht Gold für die Dressur-Mannschaft und Gewehr-Schütze Patrick Junghänel, Bronze für die deutschen Bahnradsprinterinnen und große Siege für Angelique Kerber und die deutschen Fußballerinen. Für Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Diskuswerfer Robert Harting endet Olympia dagegen enttäuschend. Und: Michael Phelps wurde geschlagen. Alle Ereignisse dieses Olympia-Tags zum Nachlesen. 2016-08-13 02:17 Dominik Bardow www.tagesspiegel.de 69 /100 Bulgariens Migrationspolitik: Internieren und Abschieben Unhygienische Unterkünfte, willkürliche Internierungen und eine Regierung, die den Fremdenhass schürt und Bürger ermuntert, an der Grenze Jagd auf Migranten zu machen – das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte zeichnet ein düsteres Bild vom Umgang mit Asylsuchenden in Bulgarien. Ein Team aus Genf hat das Balkanland Ende Juli zum zweiten Mal innerhalb von acht Monaten besucht und diese Woche Bilanz gezogen. Zeid Raad al-Hussein, der Uno-Hochkommissar, übte scharfe Kritik an der Praxis, Personen, die irregulär nach Bulgarien einreisen, zu internieren. Noch schlimmer sei, dass Gefängnisstrafen von über einem Jahr drohten, wenn jemand versuche, das Land wieder zu verlassen. Damit missachte Bulgarien internationales Recht. Bulgarien hat im ersten Halbjahr 2016 rund 14 000 Migranten festgenommen; in der entsprechenden Vorjahresperiode waren es noch 21 000 Personen. Nur wenige wollen im ärmsten EU-Mitgliedsland bleiben. Ministerpräsident Bojko Borisow warnte nach dem Putschversuch in der Türkei vor einer neuen Migrationswelle. Die Grenze zur Türkei hatte der ehemalige Personenschützer schon früher mit einem Stacheldrahtzaun abriegeln lassen. Wer es dennoch auf bulgarischen Boden schafft und aufgegriffen wird, riskiert eine sofortige Abschiebung. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch dokumentierte solche völkerrechtswidrigen «Pushbacks» im Januar 2016 und bezichtigte bulgarische Sicherheitskräfte, Gewalt gegen Migranten anzuwenden und sie zu bestehlen. Eine Sprecherin des Innenministeriums meinte am Donnerstag lapidar, die Einschätzung des Menschenrechtskommissars gebe die Verhältnisse der Asylbewerber nicht vollends objektiv wieder. Einzelheiten dazu nannte sie jedoch nicht. Zwar vermerkten die Uno-Experten auch Fortschritte, etwa bei den administrativen Verfahren. Angesichts der gravierenden Mängel scheint deren Erwähnung aber primär der diplomatischen Höflichkeit geschuldet. Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt ferner die abrupte Abschiebung eines türkischen Geschäftsmannes in seine Heimat. Der Mann war, nach offiziellen Angaben aus Sofia, im Februar mit ungültigen Dokumenten nach Bulgarien eingereist. Zwei Gerichtsinstanzen lehnten indes eine Rückschaffung ab, da ihm in seiner Heimat politisch motivierte Repressalien drohten. Am Mittwoch übergab die Polizei den Türken, dem Verbindungen zum Prediger Fethullah Gülen unterstellt werden, überraschend dem Nachbarland. Ankara bezeichnet Gülen als Drahtzieher des blutigen Putschversuchs vom 15. Juli. Die bulgarische Innenministerin Rumjana Batschwarowa gestand inzwischen «prozedurale Unstimmigkeiten» ein. So wurden nicht nur Gerichtsbeschlüsse missachtet, sondern auch die im Gesetz vorgesehenen Konsultationen mit einer Ombudsstelle und Menschenrechtsorganisationen versäumt. Der Regierungschef kündigte am Freitag eine Untersuchung an. Allerdings dürfte diese laut Einschätzung eines Diplomaten darauf hinauslaufen, dass sich die Polizei selber untersucht. Ministerpräsident Borisow stellte in Abrede, dass er mit der Türkei einen «Deal» eingegangen sei. Die Flüchtlingswelle hatte Bulgarien im vergangenen Jahr weit weniger stark getroffen als etwa Griechenland, unter anderem wegen strikten Kontrollen zwischen Istanbul und der Grenzstadt Edirne. 2016-08-13 00:00 Marco Kauffmann www.nzz.ch 70 /100 Familienstreit nach dem Putschversuch: Noch ein Türke namens Gülen in Amerika Fethullah Gülen, dem islamischen Prediger im amerikanischen Exil, wird in der Türkei so ziemlich jede Ungeheuerlichkeit zugetraut. Der Putschversuch gegen Präsident Erdogan? Eine Verschwörung des Klerikers. Der Abschuss eines russischen Kampfbombers vom November 2015 durch die türkische Luftwaffe? Gülen-hörige Piloten hätten die Maschine im Grenzgebiet zu Syrien zu Boden gebracht und damit eine schwere Verstimmung mit Russland provoziert, mutmasst die Regierung. Nun meldete sich auch noch der Sohn des 1993 überraschend verstorbenen Präsidenten Turgut Özal zu Wort. Er äusserte den Verdacht, dass sein Vater womöglich auf Befehl Gülens vergiftet worden sei. Es sind keine einfachen Zeiten für die Anhänger des einstigen Mitstreiters Erdogans. In der Türkei sind innerhalb eines Monats Zehntausende entlassen, suspendiert oder verhaftet worden, weil sie der Gülen-Bewegung zugeordnet werden. In einem Klima, wo Denunziantentum und Verdächtigungen grassieren, gehen manche so weit, sich von vermeintlich schwarzen Schafen in der eigenen Familie zu distanzieren. Die türkische Zeitung «Sabah» , ein Leibblatt der Erdogan-Getreuen, druckte dieser Tage einen handgeschriebenen Brief des Vaters des Basketballstars Enes Kanter ab. «Mit einem Gefühl der Schande entschuldige ich mich beim türkischen Präsidenten und beim türkischen Volk, einen solchen Sohn zu haben.» An Enes erging die Aufforderung, sich einen anderen Familiennamen zuzulegen. In einer nicht minder dramatischen Geste meldete sich der 24-Jährige aus Amerika. Kanter, beim Spitzenklub Oklahoma City Thunder unter Vertrag, twitterte, er habe seine Familie verloren. Die Mutter, die ihn geboren habe, verstosse ihn. Die Geschwister, mit denen er aufgewachsen sei, verleugneten ihn, und die Verwandten wollten ihn nicht mehr sehen. Doch sei er bereit, auf dem Weg des werten Predigers seine ganze Sippschaft zu opfern. Nicht unbeantwortet liess Kanter die Aufforderung des Vaters, seinen Namen zu ändern – er verschickte seine Mitteilung mit dem Absender Enes (Kanter) Gülen. 2016-08-13 00:00 Marco Kauffmann www.nzz.ch 71 /100 Hotel Piz Linard: Rosa Grandezza am Dorfplatz von Lavin Während 35 Jahren hatten die Hoteliers des «Piz Linard» das Haus am Dorfplatz von Lavin erfolgreich geführt. Vor zehn Jahren war die Zeit gekommen, das Zepter zu übergeben. Was dann geschah, darf als Wunder bezeichnet werden: Der prächtige Palazzo wurde Schritt für Schritt zurückgebaut, bis zur rosafarbenen Grandezza, die den Pioniergeist von 1870 verkörpert. Damals wurde das Unterengadiner Dorf nach der Zerstörung durch einen Brand von italienischen Baumeistern neu geschaffen. Hans Schmid, der zuletzt das Kulturamt des Kantons St. Gallen leitete, schwebte ein Kulturhotel vor, dessen Zimmer von verschiedenen Architekten und Künstlern geprägt sein sollten. Zusammen mit seiner damaligen Partnerin gründete er eine Aktiengesellschaft, die in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Und mit ihr das Projekt, so dass Stammgäste immer wieder auf erfreuliche Überraschungen treffen. Die 23 Zimmer sind in drei Kategorien aufgeteilt. Die edle Variante läuft unter dem Motto «che bel», was auf Romanisch «wie schön» heisst. Und das ist wohl wahr. Im Zimmer Nr. 1 etwa hängen mehrere Werke von Cécile Wick, die mit der alpinen Landschaft vor den grossen Fenstern korrespondieren. Die zeitgenössischen Designermöbel und Objekte werden liebevoll mit Brockenhaus-Trouvaillen kombiniert. Das ist auch in den Zimmern in günstigeren Kategorien nicht anders, beispielsweise der Nummer 27, in der sich die Gäste ein riesiges, äusserst apartes Badezimmer mit den im angrenzenden Raum Logierenden teilen. Im Grunde ist das ganze Hotel ein Erlebnis: die Handy- und Laptop-freie Bibliothek in der gegenüberliegenden Chasa Bastiann, die erstklassige Küche und die durchwegs freundliche Bedienung. Und nicht unerwähnt bleiben soll schliesslich der Gastgeber selber, der sich nicht zu schade ist, abends im grossen Arven-Speisesaal von Tisch zu Tisch zu gehen. 2016-08-13 00:00 Daniela Kuhn www.nzz.ch 72 /100 Entwicklungsminister Müller: Syrien braucht ein EUNotprogramm Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Gerd Müller hat der Europäischen Union Tatenlosigkeit angesichts der Grauen im Syrien-Krieg vorgeworfen und ein EU-Notprogramm für das gebeutelte Land sowie dessen Nachbarstaaten gefordert. "Mit einem EU-Flüchtlingsfonds, in den alle Länder einzahlen, die bei sich zu Hause weniger Flüchtlinge aufnehmen, einem EU-Sonderbeauftragten und einem EU-Flüchtlingshilfswerk könnten wir die Funktionstüchtigkeit der EU beweisen". Das sagte Müller dem Magazin "Focus". Es sei beschämend, dass die EU das nicht hin bekomme. 2016-08-13 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 73 /100 Gottfried von Einems "Jesu Hochzeit" am Carinthischen Sommer: Liebesvereinigung im Tod War Jesus verheiratet? Die immer wieder geäusserte Vermutung erhielt jüngst Nahrung durch ein Papyrus-Bruchstück, das eine amerikanische Philologin der erstaunten Öffentlichkeit präsentierte. Die Wissenschafterin behauptete, es handle sich bei dem Fragment um ein verlorenes Evangelium. Einer der Ausdrücke, die sie entziffern konnte, lautet: «Jesus sagte zu ihnen: ‹Meine Frau. . . ›» Der Papyrus ist inzwischen als Fälschung entlarvt worden , und die Professorin hat ihre These zurückgenommen. Doch meinen der österreichische Komponist Gottfried von Einem und seine Librettistin Lotte Ingrisch den Ehestand von Jesus tatsächlich in einem so wörtlichen Sinn? Schon die Bezeichnung ihrer geistlichen Oper als «Mysterienspiel» müsste uns hellhörig machen. Zahlreiche Äusserungen des Autorenpaares belegen, dass sie ihr Werk in der Tradition der christlichen Mystiker, der pietistischen Literatur und des barocken Oratoriums verstehen – metaphorisch also. Die Mystiker beispielsweise begreifen die Beziehung Gottes zu den Menschen im Bild der Ehe: die Kirche als Braut Christi. Die Uraufführung von «Jesu Hochzeit» im Mai 1980 im Theater an der Wien im Rahmen der Wiener Festwochen hat einen in der neueren Operngeschichte beispiellosen Skandal hervorgerufen. Eigentlich hat von Einem sein Stück für die Stiftskirche Ossiach bei Villach komponiert, wo es zur Eröffnung des Festivals Carinthischer Sommer uraufgeführt werden sollte. Doch die Verantwortlichen bekamen wegen heftiger Proteste aus rechtskatholischen Kreisen kalte Füsse und liessen die Uraufführung platzen. In Wien tobte dann schon im Vorfeld der Aufführung eine unsägliche Presse-Schlacht. Die Uraufführung selbst wurde durch Demonstrationen vor dem Theater fast verunmöglicht, drinnen wurde sie von organisierten Protestlern gestört. Die Autoren erhielten Schmähbriefe und sogar Morddrohungen. Stein des Anstosses war die Befürchtung, die christliche Religion werde durch die Darstellung einer sexuellen Beziehung von Jesus zu einer Frau in den Dreck gezogen. Inzwischen sind 36 Jahre ins Land gezogen. Im Sinne einer Rehabilitierung des Werks und des Komponisten von Einem, der 1996 in Niederösterreich gestorben ist, hat nun der Carinthische Sommer, in Koproduktion mit dem Theater Klagenfurt und finanziell unterstützt von der Internationalen Gottfried-von-Einem-Gesellschaft, eine Neuinszenierung gewagt. Und – um das Resultat gleich vorwegzunehmen – es gab bei der zweiten Aufführung, die witterungsbedingt vom Hof in den grossen Saal des Stifts Ossiach verlegt werden musste, nicht nur keine Proteste, sondern stehende Ovationen für alle Ausführenden. Regie führt Nicola Raab, die mit ihren Arbeiten internationale Beachtung findet. Das auffälligste Merkmal ihrer Realisierung ist deren Abstraktheit. Als hätte sich Raab vor einem erneuten Skandal gefürchtet, entschärft sie alle «heissen» Szenen, deutet vieles, das man ausgiebig bebildern könnte, bloss an und baut diverse Reflexions- und Verfremdungsstufen ein. Die Szenen zwischen Jesus und Magdalena sind von grösster Zurückhaltung. Der Chor des Stadttheaters Klagenfurt, der gemäss Libretto beispielsweise ungläubige Jünger Jesu in Tierform darstellen sollte, darf überhaupt nicht szenisch agieren, und die Protagonisten «sind» nicht die Figuren, sondern stellen sie, ganz im Sinne Brechts, bloss dar. «Jesu Hochzeit» besteht aus neunzehn dramaturgisch locker gereihten Szenen, die mit der Passion enden. Die Gegenspielerinnen Jesu sind zum einen Magdalena, seine Lieblingsjüngerin, die sich von der Zweiflerin zur Glaubenden wandelt (Annette Schönmüller), zum andern die Tödin, der in Gestalt einer Frau dargestellte Tod (Ursula Hesse von den Steinen). Die Pointe der Mysterienoper besteht darin, dass Jesus den Tod überwindet, indem er sich am Kreuz symbolisch mit ihm vermählt. Diese Szene spielt im Off – wie könnte man sie denn auf der Bühne darstellen? Auch die Liebesszene zwischen Jesus und der Tödin – nachdem sie den Lazarus (Julia Koci) umgebracht hat und bevor Jesus ihn wieder zum Leben erweckt – gibt nichts her für Voyeure. Zudem wird sie als Pantomime gespielt, während die Musik dazu ab Schallplatte erklingt – vielleicht eine Aufnahme von der damaligen Uraufführung. Zur wohltuenden Abstraktheit der Regie passt die Ausstattung von Anne Marie Legenstein. Das Hauptrequisit bilden drei Holzbalken, die abwechselnd als Laufsteg, Abendmahlstisch oder Kreuz dienen. Die Figuren stecken in typisierten, aber durchaus heutigen Kleidern, womit das Geschehen in unsere Gegenwart verlegt wird. Jesus (Boris Grappe) trägt weisses Leinen, Maria (Fredrika Brillembourg) steckt in einem netten Sommerkleid und Josef (Dan Paul Dumitrescu) in einem biederen Anzug. Dass das Libretto das Elternpaar als unbedarfte Landeier charakterisiert, die nichts von der Sendung ihres Sohnes begriffen haben, ist der unverständlichste Teil des Stücks. Die Wiederaufführung von «Jesu Hochzeit» ermöglicht endlich den Blick auf die musikalische Qualität des Werks, der im Skandal von 1980 völlig untergegangen war. Wie in seinen anderen Opern versucht Gottfried von Einem auch hier, die Bindung an die Tradition mit der Suche nach Neuem zu verbinden – und fällt damit gewissermassen zwischen Stuhl und Bank. Die Komposition beruht auf der Dur-Moll-Tonalität und weist eine interessante TonartenCharakteristik auf. Die Orchesterklänge können durchaus harmonisch wie rhythmisch geschärft auftreten, kippen andererseits immer wieder ins Süsslich-Kitschige um. Der Dirigent Jonathan Stockhammer bringt mit dem Kärntner Sinfonieorchester beide Aspekte wirkungsvoll zur Geltung. Und die Protagonisten realisieren ihre anspruchsvollen Vokalpartien durchwegs auf hohem Niveau. 2016-08-13 00:00 Thomas Schacher www.nzz.ch 74 /100 Kinderlähmung in Nigeria: Militär bringt Impfstoff nach Borno (ap) Das nigerianische Militär hat Helikopter zur Unterstützung der Impfkampagne gegen Kinderlähmung im Nordosten des Landes eingesetzt. Sie hätten am Freitag Impfstoff in den Staat Borno gebracht, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram operiert, sagte ein Beamter des Gesundheitswesens der Nachrichtenagentur AP. In der Gegend waren kürzlich zwei gelähmte Kinder entdeckt worden. Die Weltgesundheitsorganisation fürchtet, dass der Erreger der Lähmung sich wegen des Terrors von Boko Haram in den vergangen fünf Jahren dort unerkannt ausgebreitet hat. Die Behörden wollen daher mehrere Millionen Kinder impfen. Im Juli wurde ein vom Militär begleiteter Konvoi angegriffen. 2016-08-13 00:00 Markus Wanderl www.nzz.ch 75 /100 25 Jahre Zürcher Street Parade: «Google wäre nicht in Zürich ohne die Street Parade» Herr Krynski, können Sie sich eigentlich noch mit der Street Parade identifizieren? Ja, natürlich. Ich gehe immer noch jedes Jahr gerne hin. Die Street Parade hat ihren ursprünglichen Gedanken bewahrt, auch wenn heute eine Million Raver tanzen. Die Stimmung ist immer noch unvergleichlich. Es gibt zudem zwei Dinge, weshalb sie noch nicht völlig Mainstream ist. Es ist noch kein Bundesrat hierhergekommen. Und der Stadtrat ist nicht Mitglied des Vorstands. Wenn ich noch bei den Veranstaltern wäre, würde ich mich vielleicht um einen Bundesrat bemühen (lacht). Die Street Parade findet heute zum 25. Mal statt. Hat sie in Zürich eigentlich etwas bewirkt? Die House- und Techno-Bewegung hat sehr viel bewegt in Zürich und die Street Parade hat diese Bewegung sichtbar gemacht und diente als Kristallisationspunkt. Für viele Leute war es sicher sehr eindrücklich, plötzlich am Tag tanzen zu gehen. Die Bewegung hat sehr viele Verkrustungen aufgelöst in der Stadt. Plakativ ausgedrückt: Google wäre nicht nach Zürich gekommen ohne House, Techno und die Street Parade. Das müssen Sie erklären! Zürich ist heute ein sehr attraktiver Standort, die Lebensqualität ist hoch, das Nachtleben ist grossartig. Die Leute kommen deshalb gerne hierher. In den 80er-Jahren hat man vielleicht gerne hier gearbeitet, aber das war es dann bereits. Das Nachtleben fehlte dagegen fast gänzlich. Es gab vielleicht fünf Klubs, die nach Mitternacht geöffnet hatten. Doch diese durften keinerlei Getränke verkaufen – nur Eis und Gläser servieren. Rückblickend war das eine furchtbare Zeit. Und was hat die Parade daran geändert? Die Street Parade war immer ein Spiegel der aktuellen Spielrichtungen in House und Techno. Die Musik war wie ein Zauberpulver, das jemand über der Stadt ausgestreut hatte. Wir haben uns zudem als «Für»-Kultur definiert. Dies im Gegensatz zu vielen Jugendbewegungen, die sich als Gegenkultur wahrnahmen, etwa bei den Unruhen in den 80ern. Wir wollten uns für unser Ding einsetzen, Partys machen und feiern. Gab es keine Vorbehalte? Doch, viele. Es gab wichtige Leute aus der Szene, die sagten: Das kannst du vergessen, Zürich ist viel zu stier. Einige sagten mir auch, sie würden ihren Job verlieren, sollte sie ihr Chef auf der Strasse tanzen sehen. Ich kenne auch mindestens einen Fall, in dem das passiert ist. Zudem sagten uns viele jedes Jahr wieder, die Parade sei vorbei. Nun sei Lambada, Afro oder Ethno die neue Jugendbewegung. Wir selbst rechneten eigentlich auch damit, dass um die Jahrtausendwende ein neuer, noch viel besserer Musikstil House und Techno ablösen würde. Das hat aber einfach nicht stattgefunden. Die Street Parade ist inzwischen unzählige Male für tot erklärt worden, heute ist sie vitaler denn je. Das ist vielleicht so, weil sie aus einem tiefen Grundbedürfnis heraus entstanden ist. Welches Grundbedürfnis? Die Menschen sind gerne glücklich, sie tanzen gerne. In allen Kulturen, zu allen Zeiten. Zeitweise wird das unterdrückt, Zürich brachte das mit Zwingli ja recht gut hin. Doch irgendwann bricht es wieder auf. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Leute auf das Tanzen verzichten wollen. Aus der Parade ist inzwischen ein Massenanlass mit einer Million Besuchern geworden. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis? Vielleicht hatten wir einfach Glück. Es gab aber auch einige kreative Partyveranstalter, beispielsweise Arnold Meyer, DJ Gogo oder Viola. Es waren die richtigen Leute zur richtigen Zeit. Zürich war zudem einfach eine Wüste punkto Nachtleben, und hatte eine vergleichsweise grosse Technoszene. Die Stadt war viel affiner für diese Musik als etwa Berlin. Zudem ist die Parade gratis. Die Leute waren deshalb bereit, selbst etwas dazu beizutragen, etwa mit ausgefallenen Kostümen. Wir hatten das ja niemandem so aufgetragen. Ermöglicht wurde die Parade aber erst durch die Musik. Es gab ja auch Versuche mit anderen Musikstilen, etwa eine Hip-Hop- oder Oldies-Parade. Sie verschwanden jedoch schon bald wieder von der Bildfläche. Einzig der Christopher-Street-Day funktionierte ebenfalls. Und dort spielen House und Techno ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein weiterer Aspekt für den Erfolg war die Gewaltlosigkeit. Schlägereien, Messerstechereien und Sachbeschädigungen waren, anders als etwa beim Züri Fäscht, lange kein Thema. Das hat sich aber schon verändert. Ja. Das hat sich leider schon etwas geändert. Man hat vor einigen Jahren begonnen, Alkohol an der Parade zu verkaufen. Seither ist die Zahl der Gewaltvorfälle angestiegen. Die Situation ist aber immer noch besser als bei anderen Veranstaltungen. Vor allem das Verhältnis zu den Zürcher Klubs ist allerdings nicht das beste. Diese rümpfen die Nase – zu viel grauenvolle Musik, zu wenig originell, behaupten sie. Man schnödet in Zürich halt gerne über alles. Es war in der Stadt ja so lange langweilig, dass man sich angewöhnt hat, schlecht über sie zu reden. Einige haben offenbar immer noch nicht begriffen, dass die Stadt inzwischen wirklich cool geworden ist. Wahrscheinlich ist auch viel Neid im Spiel. Aber ehrlich gesagt, begreife ich das schlechte Gerede nicht. Und wem die Musik nicht passt, der kann ja ein eigenes Love-Mobile machen und die Musik «verbessern». Auch die Stadt war nicht nur glücklich mit der Parade. Ist die Unterstützung heute da? Ich weiss nicht, wie der heutige Stadtrat über die Parade denkt. Für mich ist allerdings unerklärlich, weshalb die Street Parade noch immer nicht gleich behandelt wird wie die sogenannten A-Feste. Sie müsste eigentlich den gleichen Status wie das Sechseläuten oder das Knabenschiessen haben. Dort übernimmt die Stadt die meisten Kosten. Sie sind selbst 1996 aus dem Vorstand ausgestiegen. Weshalb eigentlich? Ich hatte damals ja noch studiert. Am Anfang war es perfekt: ich studierte im Winter, im Sommer bereitete ich die Parade vor. Doch als immer mehr Leute kamen, wurde der Aufwand zu gross. Ich entschloss mich schliesslich für einen Studiumabschluss. Welche Perspektive hat die Street Parade aus Ihrer Sicht? Ich glaube, sie wird noch in zehn Jahren genau gleich gut funktionieren wie heute. Im Moment habe ich jedenfalls keine Hinweise darauf, dass sie dereinst nicht mehr goutiert werden könnte. Das Bedürfnis zum Tanzen und Glücklichsein verliert sich nicht so einfach. Man könnte einwenden, sie wäre angesichts des Terrors zu unsicher geworden. Können wir das Risiko noch eingehen? Das ist eine faire Frage. Vielleicht ist die Antwort aber einfach: Die Parade wird organisiert und es kommen die Leute, die sich trauen. Dann sehen wir, ob wir alle das Risiko eingehen wollen oder nicht. Ich sehe aber nicht ein, weshalb ich darauf verzichten sollte. Grundsätzlich wird es wegen dem technologischen Fortschritt für immer mehr Leute immer einfacher, grossen Schaden anzurichten. Darauf muss die Gesellschaft eine Antwort finden. Ich hoffe, es ist nicht der totale Polizeistaat. 2016-08-13 00:00 Fabian Baumgartner www.nzz.ch 76 /100 Nigeria in der Krise: Befreiungsschlag gegenüber dem Erdöl Der Wechselkurs war jedem Reisenden mit Ziel Nigeria geläufig: 1 $ kostet 197 Naira (N). So hatte es die Notenbank festgesetzt, so war es 16 Monate lang. Doch was auf dem Papier Stabilität verhiess, hatte mit der Realität schon lange nichts mehr zu tun. Seit die Geldpolitiker die Bindung an den US-Dollar im Juni notgedrungen aufgegeben haben, verliert die nigerianische Währung rapide an Wert. Innerhalb kürzester Zeit büsste der Naira auf dem Devisenmarkt mehr als ein Drittel gegenüber dem Dollar ein. Derzeit kostet 1 $ etwa 320 N. Auf dem Schwarzmarkt, der in dem Land traditionell eine wichtige Rolle spielt, muss noch deutlich mehr dafür bezahlt werden. Selbst Dollarverkäufe der Notenbank konnten den Niedergang nicht aufhalten. Nigeria hat riesige Ölvorkommen und die grösste Bevölkerung auf dem Kontinent. Das hat dem Land zum Aufstieg verholfen. Noch 2014 wuchs die Wirtschaft um fast 7%. Investoren witterten nicht zuletzt in der wachsenden Mittel- und Oberschicht Geschäftschancen. Eine Studie prognostizierte einen der am schnellsten wachsenden Märkte für Champagner auf der Welt. Man brüstete sich mit einer Filmindustrie nach dem Vorbild Bollywoods, träumte von einer Autoindustrie wie in Südafrika. Am Bruttoinlandprodukt gemessen verdrängte Nigeria sogar den alten Rivalen im Süden von der Position der stärksten Volkswirtschaft in Afrika. Doch jetzt steckt die Wirtschaft in einer schweren Krise. Nicht nur der niedrigere Ölpreis macht zu schaffen. Rebellengruppen sprengen zusätzlich immer wieder Anlagen und Leitungen im Nigerdelta in die Luft. Der Staat bezieht den überwiegenden Teil seiner Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Im ersten Quartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,4%. Viel besser sieht es auch für das zweite Quartal nicht aus. Der Internationale Währungsfonds prognostizierte ein Schrumpfen der Wirtschaft um 1,8% in diesem Jahr. Jetzt stehen die Nigerianer selbst in der Hauptstadt Lagos häufig vor leeren Supermarktregalen, in einigen Provinzen konnten die Staatsbediensteten nicht mehr bezahlt werden. Unternehmen wie der Spirituosenkonzern Diageo, der einst in grossen Mengen Whisky und Guinness-Bier in Nigeria verkaufte, muss wegen eines schwächeren Geschäfts umstrukturieren. Ausländische Fluggesellschaften ziehen sich aus dem einst als Wachstumsmarkt gepriesenen Land zurück. Bis Juni hatte sich die Zentralbank noch an den Dollar geklammert, um eine extreme Abwertung des Naira zu verhindern. Doch die Währungsreserven schmolzen schnell dahin. Letztlich musste Zentralbankchef Godwin Emefiele, ein ehemaliger Banker und Harvard-Alumnus, notgedrungen einsehen, dass ein durch Intervention erzwungener Wechselkurs nicht zu halten ist, wenn er nicht den wirtschaftlichen Realitäten entspricht. Die Aufgabe der Dollarbindung hat jedoch nicht zu Normalität geführt. Auf dem offiziellen Devisenmarkt finde kaum Handel statt, berichtet Razia Khan, die für Afrika zuständige Chefvolkswirtin der Standard Chartered Bank. Das Dollargeld ist knapp, immer noch gibt es Restriktionen. Händler, Privatleute, aber auch Firmen versorgen sich weiterhin auf dem Schwarzmarkt mit der begehrten harten Währung. Das bringt Unsicherheiten mit sich, schürt die Sorge vor extremen Kursschwankungen. «Es wäre besser gewesen, einen offiziellen geregelten und transparenten Handel einzuführen», sagt Khan. Doch davon sei man weit entfernt. Die derzeitigen Schwierigkeiten sind nicht nur dem Erdöl geschuldet. Im Jahr 2008 war der Ölpreis nach der Weltfinanzkrise ebenfalls gefallen, aber damals war das Land besser gerüstet. Doch ausufernde Korruption und Misswirtschaft unter der früheren Regierung des Präsidenten Goodluck Jonathan haben die Ersparnisse aufgezehrt. Die Frustration in der Bevölkerung darüber war so gross, dass sie im vergangenen Jahr Muhammadu Buhari, einen früheren Militärdiktator, zum Präsidenten wählte, in der Hoffnung, dass er nicht nur den Terror von Boko Haram im Norden bekämpfen, sondern auch die Korruption eindämmen und die Wirtschaft reformieren werde. Doch der neue Hoffnungsträger und der Zentralbankchef liessen sich Zeit. Ökonomen sind der Ansicht, dass die zögerliche Loslösung vom Dollar die Lage sogar verschlimmert hat. Jetzt aber hat Buhari eine stärkere Diversifizierung der Wirtschaft versprochen. In die Landwirtschaft soll mehr Geld fliessen. Der Staat will zudem Milliarden in die Infrastruktur investieren, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das nötige Kapital dafür soll an den internationalen Finanzmärkten aufgenommen werden. Derweil hat die Zentralbank im Juli den Leitzins deutlich erhöht, um Finanzinvestoren anzulocken und die Inflation von rund 15% zu bekämpfen. Die Vorschläge liessen auf eine Besserung hoffen, sagte Chefvolkswirtin Khan. Doch dem Land stehe noch ein langer und schmerzhafter Prozess der Anpassung an eine neue Zeit bevor, in der man nicht mehr nur vom Erdöl abhängig sein will. «Unter anderen Umständen wäre Nigeria angesichts der extrem niedrigen Zinsen in den entwickelten Märkten heute ein attraktiver Schwellenmarkt.» 2016-08-13 00:00 Claudia Bröll www.nzz.ch 77 /100 Indigene Bogenschützen: Athleten aus dem Regenwald Gustavo Paulinos Traum war das Sambodrom von Rio de Janeiro. Dort, wo sich in den vergangenen Tagen die besten Bogenschützen der Welt miteinander massen, wollte auch er stehen – als Vertreter Brasiliens, aber vor allem als Vertreter der Indigenen seines Landes, die eben nicht vertreten sind an den Olympischen Spielen. Gustavo musste sich damit begnügen, die olympische Fackel durch Manaus tragen zu dürfen. Die Qualifikation für das brasilianische Team der Bogenschützen hat er knapp verpasst. Er sei enttäuscht, sagt er, doch er werde weiter trainieren, besser werden und es an die Spiele in Tokio schaffen, ist er überzeugt. «Mein Dorf ist stolz auf mich, und meine Familie treibt mich an.» Deshalb mache er weiter. Gustavos Dorf liegt am Rio Cuieiras, einem Nebenarm des Rio Negro, knapp 100 Kilometer von Manaus entfernt mitten im Amazonas-Regenwald und nur per Boot zu erreichen. Dort ist der heute 19-Jährige geboren und gross geworden. Gustavo gehört den Karapãna an, einem Stamm, der eigentlich vom Oberlauf des Rio Negro stammt. Doch viele haben sich inzwischen am Unterlauf und damit in der Nähe der Zivilisation angesiedelt. Trotz dem Vormarsch der Fernseher und Handys versuchen die Indigenen ihre Bräuche zu bewahren. Dazu gehört auch der Umgang mit Pfeil und Bogen. Als Achtjähriger hatte Gustavo das Jagdgerät erstmals in seinen Händen. «Mein Grossvater hat noch damit gejagt», sagt Gustavo. Heute sei das Bogenschiessen in seinem Dorf jedoch nur noch eine Freizeitbeschäftigung. Dennoch hat Gustavo schon im Kindesalter gelernt, auf Ziele zu schiessen. Sein Talent – und das von zahlreichen anderen jungen Indigenen – soll der Welt nicht länger verborgen bleiben, dachte sich die Fundação Amazonas Sustentável, eine NGO, die sich dem Schutz des Regenwaldes und seiner Bewohner verschrieben hat. Sie schickte Scouts in die unzähligen Indigenendörfer, um nach Talenten zu suchen. Schliesslich wurde eine Auswahl durchgeführt, und die besten Bogenschützen bekamen die Möglichkeit, ins olympische Trainingszentrum nach Manaus zu ziehen, um am Bogen zu trainieren. Das war vor mehr als zwei Jahren. Heute ist Paulino eine der grossen brasilianischen Zukunftshoffnungen im Bogenschiessen. Täglich trainiert er mehrere Stunden im Trainingszentrum, abends absolviert er sein Studium zum Sportlehrer. Die Umstellung für Gustavo war gross. Einerseits hat sich durch den Umzug vom Dorf in die Grossstadt sein ganzes Umfeld verändert. Und auch aus sportlicher Sicht galt es, sich zuerst einmal an das neue Gerät zu gewöhnen. Der Wettkampfbogen sei komplett anders als der traditionelle Bogen, erklärt Gustavo. Er sei schwerer und vor allem viel präziser. Doch nach nur zwei Jahren des Trainings hat Gustavo bereits eine Bronzemedaille im Teamwettkampf an den panamerikanischen Meisterschaften sowie eine silberne im Einzel an den Südamerikameisterschaften vorzuweisen. Auch andere indigene Athleten im Programm haben Erfolge verbucht. Das grosse Ziel, einen oder mehrere Indigene an die Olympischen Spiele von Rio zu bringen, wurde allerdings knapp verfehlt. Das Projekt, das inzwischen auf die Unterstützung einiger Sponsoren und staatlicher Institutionen zählen kann, wird dennoch weitergeführt. Die Effekte des Projekts gehen über den sportlichen Erfolg hinaus: Über den Sport und die Leistung der Athleten soll das Selbstwertgefühl der indigenen Gemeinschaft erhöht werden. Brasilien zählt rund 900 000 Indigene aus 300 Ethnien, davon wenige noch ohne Kontakt zur Aussenwelt. Doch der Lebensraum der Urvölker ist akut gefährdet durch die Landwirtschaft, den Bergbau und Staudammprojekte. Die Lebenssituation der indigenen Minderheit, die sich zwischen Tradition und Moderne zu verlieren droht, ist prekär. Sie leidet nicht nur unter Armut, sondern auch unter Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Auch Gustavo kann davon erzählen, vom Gefühl, nicht wahrgenommen und anerkannt zu werden. Gustavo und seine Kollegen aus dem Team wollen das ändern – über den Sport. Keine andere Sportart könnte dabei symbolischer sein als das Bogenschiessen. Mit Pfeil und Bogen haben die Urvölker Brasiliens über Jahrtausende ihr Überleben gesichert. Und als die Eindringlinge aus Europa sie vertrieben und auszurotten begannen, waren Pfeil und Bogen das Einzige, womit sie sich zur Wehr setzen konnten. 2016-08-13 00:00 Tjerk Brühwiller www.nzz.ch 78 /100 Ursprungsmythen der europäischen Stadt: Die Piazza als Herausforderung für heutige Urbanisten Hannah Arendt sah sich nach dem Zweiten Weltkrieg vornehmlich in ethischen Fragen zu einem «Denken ohne Geländer» herausgefordert – ein Anliegen, das bis heute aktuell ist, auch und gerade im Hinblick auf den Umgang mit überlieferten Visionen und Figurationen öffentlicher Räume der europäischen Stadt, die erneut vor grossen Veränderungen steht. Arendt mochte in den 1950er Jahren noch aus guten Gründen die Agora, den befestigten Marktplatz, als Voraussetzung für die Erfahrung von Differenz erachtet haben, als einen Raum, der Kommunikation ermöglicht und das Politische hervorbringt. Inzwischen sind Piazza, Forum und Agora jedoch breit vermarktet – von Shoppingmalls bis zu privaten Firmengeländen. Da sie aber zugleich zu den wirkmächtigsten Raumbildern der europäischen Stadt zählen und mit Ursprungsmythen demokratischer Öffentlichkeit verbunden werden, gilt es nunmehr ein Licht auf ihren historischen Wandel zu werfen und das Bewusstsein für die gegenwärtig prägende Begriffs- und Ideengeschichte der Stadt zu schärfen. Piazza, Forum und Agora werden oftmals als historisch verklärte Bilder gegen den Verlust des öffentlichen Raumes aufgerufen. Diese Bilder sind jedoch weniger in der antiken oder vormodernen Stadt verankert als vielmehr in drei bedeutenden Phasen der Architektur- und Stadtgeschichtsschreibung seit dem späten 19. Jahrhundert, die historische Plätze erstmals vergleichend untersuchte. Das Interesse konzentrierte sich dabei mehr auf deren ästhetischen denn auf ihren sozialen, politischen und rechtlichen Gehalt. Als sei die Form des Platzes eine unabhängige Grösse. Diese Sichtweise bezüglich der Geschichte der Stadt hatte im Historismus ein theoretisches Fundament. Sie trug populärwissenschaftlich aber auch fortan zur Verklärung (der Geschichte) von Piazza, Forum und Agora bei, die ganz dem bürgerlichen Gemeinwohl verpflichtet schienen und auf das Bild architektonisch gesäumter Freiflächen der Stadt reduziert wurden. Dass der heutige Zustand historischer Plätze oftmals selbst Ergebnis ihrer «Verschönerung» im 19. und 20. Jahrhundert ist, wie die Stadtbildforschung zeigt, gerät dabei ebenso aus dem Blick wie die Komplexität urbaner Raumstrukturen und die Verschränkung öffentlicher Räume. Dazu zählt die Verbindung zwischen dem Stadtplatz und der Erdgeschosshalle von Rathäusern zum Beispiel ebenso wie diejenige zwischen dem antiken Forum und der Forumsbasilika, die Markt- und Gerichtsfunktionen innehatte. Grenzen und Schwellen gehören zur Realität vormoderner Plätze, nicht aber zum populär gewordenen Bild von Piazza, Forum und Agora unserer Gegenwart. Während frühneuzeitliche Autoren selbstverständlich davon ausgingen, dass das Forum geprägt werde durch den Sitz der Regierung, die Münze und das gerne furchteinflössende Gefängnis, wurde das Idealbild desselbigen von Autoren wie Camillo Sitte um 1900 gezeichnet. In kritischer Auseinandersetzung mit den gewaltigen Modernisierungs- und Erweiterungsmassnahmen europäischer Städte verfasste er 1889 seine Schrift «Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen». Das Buch wurde ein Standardwerk. Es ging in die Architektenausbildung ein und entfaltete seinen Einfluss bis in den nordamerikanischen Raum. Dort erschien 1922 der «American Vitruvius. An Architect's Handbook of Civic Art», der Sittes Positionen einbezog und in eingängigen Bildstrecken veranschaulichte. Denn Sitte hatte den Platz zum ersten Mal aus einer historisch vergleichenden Perspektive untersucht und in Grundrissen und pittoresken Ansichten vor Augen geführt. Damit begründete Camillo Sitte nicht nur die Forschung zum Städtebau. Er liess vielmehr auch den Platz als Errungenschaft der europäischen Stadt erscheinen. Offene Marktstrassen, Vorplätze von Moscheen oder überdachte Märkte fanden als Öffentlichkeitskonzepte anderer Stadtkulturen keine Erwähnung. Sie sind bis heute eher Gegenstand von formalen Typologien als von strukturell vergleichenden Analysen. Hinzu kommt, und dies beeinflusste die Ideengeschichte des Platzes nachhaltig, dass Sitte das antike Forum zum Ideal der Stadtbaukunst und des bürgerlichen Gemeinwohls erklärte, das noch in den Plätzen Italiens nachwirke: als Wohnzimmer, als nach oben hin offener Festsaal der Stadt, dessen Mitte frei blieb. Schliesslich seien Denkmäler in Mittelalter und Renaissance nach künstlerischen Massstäben der Raumwirkung am Rand der Plätze aufgestellt gewesen. Dass es auch rechtlicher und politischer Voraussetzungen bedurfte, um ein Monument raumbeherrschend in das Zentrum eines Platzes zu stellen, spielte für Sitte keine Rolle. Ihm ging es um die Frage der Schönheit der Stadt. Resultat dieses verbindlichen Anliegens war ein entpolitisiertes Bild historischer Plätze, das zugleich den Spielraum für neue Interpretationen bot – so auch in den 1950er Jahren. Zu dieser Zeit widmeten sich Autoren wie Sigfried Giedion dem Verhältnis von «Architektur und Gemeinschaft» (1956), während die erste Nachkriegskonferenz der Congrès Internationaux d'Architecture Moderne (CIAM) die internationale Architektengemeinschaft zum Nachdenken über das «Herz» der Stadt und dessen Neugestaltung anregte. Angesichts der verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war dies ein ebenso zentrales Anliegen wie die (Re)Humanisierung der Stadt. Erneut richtete sich der Blick wie durch ein Brennglas auf Forum, Agora sowie die Plätze Italiens. Sie wurden nun endgültig zu Sinnbildern der Kommunikation, der Begegnung und der Partizipation und auch als solches in der CIAM-Publikation «The Heart of the City» (1952) in humorvollen Zeichnungen und Fotografien vor Augen geführt. Man könnte beim Anblick dieser wunderbaren Zukunfts- und Vergangenheitsvisionen der 1950er Jahre glatt vergessen, dass Forum und Agora traditionell politische Raumfiguren waren, die noch wenige Jahre zuvor in den imperialen Forumsplanungen des Nationalsozialismus und des Faschismus in diesem Sinne aktualisiert wurden. In Deutschland waren zahlreiche Gauforen als «Zentren der Macht» (Christiane Wolf, 1999) geplant, die nur in Weimar eine weitgehende Umsetzung erfuhren, während Albert Speers monumentale Berlin-Vision auf das Schema des antiken Forums als Kreuzungspunkt der beiden Hauptachsen der Stadt rekurrierte. Den von Staatsbauten gesäumten Platz dachte er mit einem gewaltigen Triumphbogen zu bekrönen. In Italien stellte sich Benito Mussolini direkt in die Tradition der antiken Grösse Roms. Nicht nur wurden die antiken Kaiserforen mit verstärkten Kräften ausgegraben, sondern 1932 auch die Via dei Fori Imperiali eröffnet. Sie führt heute noch vom Kolosseum entlang der und teilweise über die antiken Ruinen der Foren zur Piazza Venezia, dem damaligen Sitz der faschistischen Regierung, und von dort aus weiter zur EUR, dem neuen Weltausstellungsgelände im Süden der Stadt. Dort mündet sie in ein modernes Forum, das von der Via Imperiale durchschnitten wurde, die dem hegemonialen Anspruch Roms entsprechend bis zum Meer führte und auf Italiens Kolonien in Ost- und Nordafrika verwies. Die seit der Antike immer wieder aktivierte politische Dimension der Forumsidee verschwand nicht nur um 1900 und um 1950 aus dem Blick, sondern auch in der Vielzahl an Publikationen zur europäischen Stadt und zu ihren Plätzen, die seit den 1990er Jahren auf den Markt kamen. Nach dem Ende des Eisernen Vorhangs beförderten sie den Europagedanken. Sie wirkten aber auch am Bild einer vermeintlich kohärenten Identität der europäischen Stadt mit, die Dirk Schubert in seinem Artikel «Mythos ‹europäische Stadt›» (2001) eingängig reflektiert. Das Problem des popularisierten Modells der europäischen Stadt ist, dass Piazza, Forum und Agora als Ursprung demokratischer Öffentlichkeit in Anspruch genommen werden, dass historische Prozesse der sozialen Inklusion und Exklusion aber nicht gleichermassen thematisiert werden. Dabei ist die architektonische Gestalt dieser Stadträume nicht unabhängig davon, dass hier auch das Militär durch Triumphbögen einzog, Hinrichtungen vollzogen und Schandbilder der rechtlich Verfolgten dem allgemeinen Spott ausgesetzt wurden, dass nicht alle sozialen Gruppen und Geschlechter jederzeit Zutritt hatten, dass es Vorformen der Gentrifizierung gab und dass die Anwohner die Kosten für die Stadtverschönerungen oftmals selbst mitzutragen hatten. In pittoresken Narrativen europäischer Stadtplätze sind diese Zusammenhänge weitgehend ausgespart. Um den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen, reicht es daher nicht, ahistorische (Sehnsuchts-)Bilder von Piazza, Forum und Agora aufzurufen. Es gilt vielmehr, den Schleier beiseitezuschieben, um die Transformationen dieser Begriffe und Ideen zu sehen, die im heutigen City-Marketing verloren gehen. Und um Architektur- und Stadtgeschichte wieder als Problemgeschichte zu begreifen. Dadurch würden die komplexen Strukturen öffentlicher Räume sichtbar und auch interkulturell in neuer Weise vergleichbar. Selbst in der italienischen Renaissance galt nicht nur die architektonisch gefasste Freifläche vor dem Palast als Piazza. Auch Innenhöfe von Schlössern und Kastellen konnten als solche ausgebaut werden, während Andrea Palladio den grossen Sitzungssaal im Obergeschoss des Rathauses in Vicenza sogar als «Piazza» definierte. Piazza, Forum und Agora waren weitaus vielschichtiger als das im 19. Jahrhundert gezeichnete Bild, das ironischerweise gerade für jene Plätze werbewirksam geworden ist, die den Besucher als Konsumenten willkommen heissen, nicht aber als politisches Wesen. Als Zoon politikon, der laut Hannah Arendt der Agora bedarf. Heisst dies nicht auch, dass es im Sinne eines politischen Denkens eines problembewussten Blicks auf Geschichte und zukünftige Herausforderungen öffentlicher Stadträume bedarf? Gerade das Wissen um die Beziehung zwischen öffentlichen Innen- und Aussenräumen, das Vorhandensein von Grenzen und Schwellen, von Formen der Partizipation und der Exklusion stellt eine wesentliche Voraussetzung für die (historische) Analyse und den interkulturellen Vergleich öffentlicher Raumkonzepte dar. Unter diesem Gesichtspunkt sind Piazza, Forum und Agora tatsächlich eine Herausforderung für das Nachdenken über die Stadt und die zukünftige soziale Dimension von Architektur. 2016-08-13 00:00 Brigitte Sölch www.nzz.ch 79 /100 Flüchtlingslager in Como: Hier endet die Mittelmeerroute Helen* ist 14. Sie trägt einen Ganzkörperanzug. Pink. Frottee. Wäre sie Schweizerin, man würde dahinter den eigentümlichen Geschmack der Mutter vermuten. Aber Helen hat ihre Mutter schon lange nicht mehr gesehen. Vor vier Monaten hat sie Eritrea verlassen. Sie kam alleine durch die Wüste nach Libyen. Jetzt sitzt sie in Como vor dem Bahnhof. Eine Weltreisende, eine Überlebende. Auch Samrawit* hat überlebt. Was alles, das weiss man nicht so genau. Das erzählt sie nicht. Die Furche auf der Stirn ist tief, verheilt zwar, aber für immer da, ein kleiner Graben, der die Stirn teilt und dann nahtlos in einen Rastazopf übergeht. Samrawit ist 16. Helen und Samrawit haben dasselbe Ziel – die Schweiz. Hier hätten sie Verwandte, erzählen sie. Hier würde ihr Überleben, ihre Reise über Tausende von Kilometern, Sinn ergeben. Seit einer Woche sitzen die zwei Mädchen in Como fest. Zusammen mit einigen hundert weiteren Flüchtlingen aus Äthiopien, Eritrea, Somalia und einigen wenigen Syrern. Innert kurzer Zeit ist der Park vor dem Bahnhof Como San Giovanni zum wilden Flüchtlingscamp geworden. Seit Ende Juli endet hier die Mittelmeerroute. Es gibt zwei Gründe für diese Entwicklung: Schon lange haben Österreich und Frankreich ihre Grenzübergänge zu Italien geschlossen. Wer von Italien weiter in den Norden will, versucht es nun über die Schweiz. Diese schafft die Flüchtlinge, die bereits in Italien Asyl beantragt haben, gemäss den Dublin-Regeln zurück. Nach Como, wo sie warten. Und es erneut versuchen. Doch die beiden Mädchen erzählen eine andere Geschichte. Vor einigen Tagen hätten sie den Zug in die Schweiz bestiegen. Como–Chiasso. 10 Minuten Fahrt. Die letzten 10 Minuten einer monatelangen Reise. In Chiasso seien sie von Schweizer Grenzwächtern in Empfang genommen worden. Sie hätten Asyl beantragen wollen. Doch dazu sei es nie gekommen, sagen sie. Nach etwa 18 Stunden hätten sie wieder im Park in Como gesessen. Hat die Schweiz den zwei minderjährigen Mädchen wirklich nicht ermöglicht, Asyl zu beantragen? Denn nur so hätte abgeklärt werden können, ob die beiden nicht bereits in Italien Asyl beantragt haben. Es steht Aussage gegen Aussage. Die Grenzwächter und die Polizei versichern: Wer wolle, könne einen Antrag stellen und erhalte ein faires Asylverfahren. Ausländer- und Asylgesetze würden befolgt. Jeder komme zu seinem Recht. Die Flüchtlinge in Como und die Flüchtlingshelfer widersprechen: Viele würden ohne Nachfrage kurzerhand zurückgeschafft. Und es werde nicht einmal überprüft, ob die Flüchtlinge in Italien bereits Asyl beantragt hätten. In Como bleibt die Wahrheit verborgen. Es ist kurz vor Mittag in Como. Dutzende Migranten drängen in eine Ecke der Bahnhofshalle von Como San Giovanni. Die hinteren stellen sich auf die Zehenspitzen, um sehen zu können, was vorne geschieht. Es ist laut, die Stimmen hallen. Ein Fotograf hebt seine Kamera über die Menge. Er drückt ab, ohne zu zielen, und schiesst Bild um Bild. Ganz vorne sitzt Nicole Agostini, 24 Jahre alt, an einem kleinen Tisch, der eigentlich zum Bahnhofbuffet gehört. Agostini arbeitet ehrenamtlich für die Hilfsorganisation Firdaus der Tessiner SP-Politikerin Lisa Bosia Mirra. Vor Agostini steht Ahmed,* ein 17-jähriger Mann. Er hält stumm einen Computerprint hin, eine ausgedruckte Whatsapp-Nachricht: «Heello, Im de sister of Ahmed. I live in Gossau, Bahnhofstrasse 12. Please help Ahmed. He wants Asylum.» Dazu ein Bild der Schwester. Ahmed schaut Agostini an. Sie nickt und zeigt auf ein improvisiertes Formular: «Gut. Schreib hier deinen Namen hin. Dein Alter. Dass du Asyl willst.» Ein Mann übersetzt. Die Whatsapp-Nachricht und das Formular sollen, so Firdaus' Kalkül, Grenzwächtern verunmöglichen, Ahmeds Asylwunsch zu ignorieren und zu behaupten, dass Flüchtlinge aus sprachlichen Gründen ihren Asylantrag gar nicht zum Ausdruck bringen könnten. Tatsächlich sprechen im improvisierten Flüchtlingslager nur die wenigsten Englisch, Französisch oder Italienisch. Agostini versteht, dass die Grenzwächter mit der Situation überfordert sind. Die Formulare sollen deshalb klarmachen, wo das Ziel der Flüchtlinge ist, ob jemand minderjährig ist, ob die Schweiz Transit- oder Zielland ist. Doch auch Firdaus hat Kritiker: Diese behaupten, die Hilfsorganisation betätige sich in Como als Schlepperorganisation. Lisa Bosia Mirra, die Firdaus leitet, ist das egal. Sie ist seit Anfang August jeden Tag in Como. Über die Flüchtlinge, die sie betreut, führt sie Buch – jeder Flüchtling eine Zeile. Die Spalten «Alter» und «Anzahl Versuche» sind aus Sicht von Mirra besonders spannend: «Der hier, der hat es drei Mal versucht», erklärt sie. «Drei Mal wurde er abgewiesen. Beim vierten Mal klappte es. Wieso? Keine Ahnung.» Um 19 Uhr setzen sich die Flüchtlinge des Lagers vor dem Bahnhof in Bewegung. In einer langen Kolonne verlassen sie den Park, überqueren die Via Innocenza, schlendern in Grüppchen die Via Tolomeo Gallio hinab und steuern auf das Stadtzentrum zu. Ein alter Comoeser hält auf seinem Velo in sicherer Distanz an und beobachtet die Szene. «Unglaublich», murmelt er. Er schüttelt den Kopf. Ein Mädchen, auf den Schultern seines Vaters sitzend, winkt dem Mann fröhlich zu. Würden die Flüchtlinge weiter der Via Giuseppe Garibaldi folgen, träfen sie innert Minuten auf die Feriengäste der Stadt, die in den Strassencafés Negroni und Aperol Spritz geniessen. Doch kurz vorher biegt der Flüchtlingszug nach rechts ab, folgt einer Gasse bis zu einem kleinen Durchgang zwischen einer Kirche und einem Nebengebäude. Eine Schlange bildet sich. Hier serviert die Caritas von Como Essen. Einmal pro Tag. 480 Mahlzeiten. Flavio Bogani rennt in eine, dann in die andere Richtung, zerrt einen Koch herbei, zieht einen Helfer am Ärmel. Er will demonstrieren, wie viel hier alle leisten und wer die Menschen sind, die seit Tagen für die Flüchtlinge sorgen. Er zeigt auf einen Helfer und erklärt: «Dieser Mann war selber ein Flüchtling. Er kam 2007 von Eritrea, hat geheiratet und lebt nun in Como. Jetzt kocht er hier jeden Tag.» Bogani ist Lehrer. Jetzt koordiniert er für die Caritas diese Hilfsaktion. 280 Helfer stehen im Einsatz. Wie lange sie das durchhalten? «Solange wir müssen. Solange es uns braucht.» Bogani zuckt mit den Schultern. «Irgendwie schaffen wir das.» In Como zeigt sich ein Grundproblem der Flüchtlingskrise. Für diejenigen, die bis hierher gekommen sind, gibt es keine Endstation. Irgendwann geht es weiter, irgendwie, irgendwohin. Denn für sie war es immer so in den letzten Wochen, Monaten, Jahren. Und die anderen sind nicht hier. Sie liegen in der Wüste, in einem Kerker in Libyen, auf dem Grund des Mittelmeeres, aber nicht unter den Bäumen vor dem Bahnhof Como San Giovanni. Auch Helen und Samrawit reisen weiter und werden es erneut versuchen. Heute wollen sie den Zug besteigen, Como–Chiasso. 10 Minuten Fahrt, vielleicht die letzten 10 Minuten einer monatelangen Reise. Auf sich tragen sie: den Ausdruck einer Whatsapp-Konversation, das ausgefüllte Formular mit dem Stempel von Firdaus, auf dem die zwei Mädchen mithilfe von Agostini ihren Asylwunsch niedergeschrieben haben. Und ein Fetzen Papier, halb so gross wie eine Visitenkarte, darauf die Handynummer von Agostini. Helen und Samrawit sollen anrufen, wenn sie es geschafft haben. Oder wenn nicht. 2016-08-13 00:00 Michael Schilliger www.nzz.ch 80 /100 Die Transformation städtischer Uferzonen: Neues Leben am Wasser Die Voie Georges Pompidou schlängelt sich entlang dem rechten Seineufer durch Paris. Mit einer beschränkten Zahl von Einfahrten verläuft sie kreuzungsfrei am Fuss hoher Quaimauern und unterquert in kurzen Tunnels die Seinebrücken. Nach zehnjähriger Bauzeit 1976 eröffnet, trägt die Schnellstrasse wie das Museum den Namen des kurz zuvor im Amt verstorbenen Präsidenten. Pompidou war Kunstsammler und begeisterter Autofahrer, der ganz im Geist der Trente Glorieuses, der Zeit von 1946 bis 1975, Land und Kapitale zu modernisieren beabsichtigte. Wie in anderen Städten auch stand der Autoverkehr damals noch nicht im Widerspruch zum Schönheitsverständnis. Im Gegenteil: Ganz dem Privatverkehr überlassene Flussufer sollten dem Raser einen aktiven Genuss der Stadtkulisse bieten. Wo die Voie Georges Pompidou den Pont de l'Alma unterquert, sollte 1997 die vor den Paparazzi flüchtende Prinzessin Diana ihren fatalen Autounfall erleben. Wenige Jahre später diente die Expressstrasse ihrem ursprünglichen Zweck nur noch mit Unterbrechungen. Ihre sommerliche Schliessung gehört seit 2002 zum Programm der Mairie de Paris, den Zuhausegebliebenen eine sandbestreute Riviera anzubieten. Ähnliche Events wie Paris-Plages verwandeln inzwischen in andern europäischen Städten die einst unzugänglichen Uferzonen in Freizeitwelten. In der Regel bleibt die Beziehung zum Wasser aber visuell-atmosphärisch, weil – wie auch im Fall der Seine – das Baden nicht erlaubt ist. Mehr Glück hat Zürich gegenwärtig mit seinem «Pavillon of Reflections». Am Ausfluss des Zürichsees steht das vom Studio des ETH-Professors Tom Emerson konzipierte hölzerne Manifesta-Floss. Zeichen und Veranstaltungsort, lädt der Pavillon Besucher der Manifesta zum Bad im See ein. Christian Jankowski, Künstler und Kurator der Manifesta, führt die Badanstalten in nächster Nähe als Inspirationsquelle an. Orte wie das Bad Utoquai erfüllen tatsächlich wichtige Aufgaben für die Zürcher Urbanität. Sie sind der Inbegriff eines demokratischen Dolcefarniente und die Antithese zum exklusiven Klub. Einst Institutionen der GrossstadtHygiene und einer damit verbundenen Körperkultur, wandelte sich die Badeanstalt zum sozialen Kondensator an Zürichs geschäftstüchtigen Ufern. An der Limmat findet sich unter anderen Vorzeichen die Tendenz zur hedonistischen Entschleunigung, die auch Paris-Plages prägt. Mit Eröffnung der Fussgängerzone Limmatquai vor zehn Jahren haben selbst die Zunfthäuser ihre Arkaden in Lounges verwandelt. Wie der Detailhandel richtet sich die Gastronomie heute nach dem neuen touristischen Potenzial im Hochpreissegment. Die oftmals verschleierten Besucherinnen auf der neuen Flanierzone stehen diametral im Gegensatz zu den «Filles du Limmatquai», die noch 1982 von Stephan Eicher besungen wurden. Urbane Rauheit findet auf dem Limmatquai bestenfalls als Event statt. Dort, wo einst die Fleischhalle stand, sorgte 2014 eine andere Kunstaktion für industrielle Patina: Im Rahmen von «Zürich Maritim» gelangte ein Hafenkran mit Baujahr 1960 von Rostock nach Zürich. Nachdem die hiesigen Industrieareale fast ausnahmslos hochwertigen Immobilien Platz machen mussten, erschien das ausrangierte DDR-Objekt am Limmatquai wie ein Fetisch physischer Arbeit. Mit dem Ende des real existierenden Sozialismus wurden deutsche Küsten und Ufer sowie ihre Infrastrukturen für neue Aneignungen frei. Zum städtebaulich-politischen Symbol der Wiedervereinigung wurde in Berlin die Spree – ein Raum, der im Stadtzentrum die unerbittliche Logik des Kalten Krieges abbildete. Nach dem Hauptstadtbeschluss von 1991 kristallisierte sich im Jahr darauf beim Spreebogen-Wettbewerb heraus, welches Regierungsviertel zwischen dem historischen Reichstagsgebäude, dem Tiergarten und dem Fluss entstehen würde. Ein Masterplan legte Achsen fest, die über den mäandrierenden Flusslauf hinweg die vom Zweiten Weltkrieg und vom DDR-Todesstreifen ausgedünnte Stadtmorphologie verklammern sollten. Die kompositorischen Strategien von Axel Schultes, der dieses «Band des Bundes» und auch das Bundeskanzleramt konzipierte, überraschen insofern, als Spreebogen und Tiergarten bereits einmal mit radikalen Hierarchien überzogen worden waren: Hier sollten Albert Speers «Germania»-Hauptstadtplanungen umgesetzt werden, und erst die Bombardierung Berlins setzte der Grossbaustelle ein Ende. Entsprechend pragmatisch und zurückhaltend organisierte ab 1949 die Bonner Republik ihr «provisorisches» Regierungsviertel: eine Bandstadt am Rhein, deren Aneinanderreihung von Kanzleramt, Bundestag, Verwaltungen und Parteizentralen dem Flusslauf folgte. Genau ein halbes Jahrhundert später wechselte man vom Rheinufer an die Spree, wo repräsentative Grossbauten und Strassenfluchten nun einen Fluss überspringen. Zweck dieser monumentalen Geste ist es, das Bild der Einheit in die endlose Weite der Berliner Stadtlandschaft einzubrennen. Auch die Schweizer Landesausstellungen bemühen sich seit je um die Demonstration einer nationalen Idee. Diese Darstellungen und Reflexionen nationaler Identität fanden vorzugsweise an Gewässern statt, mit besonderem thematischem Nachdruck bei der Expo 02. Mit den Arteplages setzte man unter der künstlerischen Leitung von Pipilotti Rist auf das Ufer als Metapher für Austausch und Kreativität. Getreu der Befindlichkeit der 1990er Jahre wurde ein Diskurs des Vernetzt-Flüssigen angestossen, der jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich zu überzeugen vermochte. Die Expo 02 gab damit weder eine nationale Befindlichkeit wieder, noch lancierten ihre gesponserten Architekturen Ideen. Ebenso wenig hinterliessen die auf vier Standorte und drei Seen verteilten Arteplages eine bleibende Beziehung zwischen Stadt und Ufer – trotz Ikonen wie Jean Nouvels Würfel in Murten und der Wolke von Diller & Scofidio in Yverdon-les-Bains. In eine dankbarere Zeit fiel die World's Columbian Exposition, die 1893 am Ufer des Lake Michigan in Chicago abgehalten und von 27 Millionen Menschen besucht wurde. Am Stadtrand der damals zweitgrössten US-Stadt waren Spektakel und Erbauung auf griffige Weise in einer Vergnügungslandschaft kombiniert. Ihr Epizentrum bildete die von Chefplaner Daniel Burnham erdachte White City. Rund um eine künstliche Lagune entstand ein Ensemble hoch aufragender, weisser Fassaden. Mit der von Burnham verordneten neoklassizistischen Einheitlichkeit bezog man sich auf ein metropolitanes Europa. Gleichzeitig orientierte man sich am Massstab römischer Kaiserforen, um den imperialen Rang der USA als neue Weltmacht zu unterstreichen. Die World's Columbian Exposition verfügte als eine der ersten Weltausstellungen über elektrische Beleuchtung, so dass sich die White City nachts höchst effektvoll im Wasser reflektierte. Aus Stahl und Rigips gefertigt, war diese Kunstwelt ebenso vergänglich wie später die Arteplages der Expo 02. Doch mit ihrer städtebaulichen Ambition gilt diese Weltausstellung als Inkubator und Initialzündung für eine Stadtplanung, die auf Identitätsstiftung durch Schönheit setzte. Unter dem Namen «City Beautiful» richtete sich diese politisch noch diffuse Kampagne gegen konkurrenzierende Wolkenkratzer, ausufernde Industrieanlagen, Umweltverschmutzung, aber auch gegen den allgemeinen Sozialdarwinismus und die verbreitete Korruption – alles Merkmale der damaligen Urbanität in Amerika. Ein Umdenken zeichnete sich nach dem Erfolg der Weltausstellung ab, als sich – nicht zuletzt angesichts verschärfter gesellschaftlicher Spannungen – bei der Wirtschaftselite ein geläuterter Individualismus durchzusetzen begann. Die halbprivate Chicago Plan Commission beauftragte Burnham zusammen mit dem Stadtplaner Edward Bennett, einen Gesamtplan für die Stadtregion zu verfassen. 1909 veröffentlicht, trug dieser den Titel «Paris on the Prairie». Seine Verfasser schlossen an Haussmanns Paris als Vorbild an, um die gegenüber Europa empfundenen kulturellen Defizite zu kompensieren. Ihr bis heute wohl nachhaltigster Vorschlag war Grant Park, die neue Visitenkarte vor dem Geschäftszentrum. Der weite Grünraum wurde mit französischen Broderien und Museumsbauten bestückt. Am Seeufer mussten Industriebetriebe weichen, Rangiergleise unter einer Plattform verschwinden und landeinwärts ein neuer Zentralbahnhof errichtet werden. Aber seither öffnet sich Chicago zum Lake Michigan. Noch stärker als in Chicago avancierte in New York die Umordnung der Uferzonen zum zentralen Thema der Stadtentwicklung. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden dort immense Investitionen in Massenwohnungsbau und Strassenbau getätigt, um während der Wirtschaftskrise und in der Nachkriegszeit die Bauwirtschaft anzukurbeln – allerdings weitgehend losgekoppelt von ästhetischen Vorgaben. Standen Burnham und Bennett beim Chicago-Plan noch im Bann der Académie des Beaux-Arts, ging in New York der Technokrat Robert Moses von abstrakten Verkehrsdiagrammen und Grundstückspreisen aus. Er hielt wenig von Stadtplanung als Disziplin und noch weniger von Architektur, erkannte in unternutzten Ufern vielmehr billiges Bauland für Sozialsiedlungen und Grünanlagen. Für diese Neubauviertel fatal war, dass die Uferzonen zugleich als Expresskorridore dienten: Hier gedieh das Schnellstrassensystem, mit dem Moses die Stadt New York überzog. Seine Richtschnur war der über die Stadtgrenzen hinausreichende «Regional Plan for New York», der schon 1929 auf Massenmotorisierung setzte. Um die bereits beginnende Suburbanisierung zu fördern, sah diese Matrix zwischen New Jersey, Long Island und Connecticut Autobahnen vor, alle innerhalb von New York City mit neuen Brücken und Tunnels verknüpft. Zur Mobilität auf der Makroebene kam eine lokale Ebene, die sich ebenfalls auf das Wasser bezog – der Sport. Denn in seiner Rolle als Chef sämtlicher New Yorker Pärke war Moses – bis ins hohe Alter ein eifriger Schwimmer – zwischen 1934 und 1960 der Schöpfer zahlloser Freibäder und Strände. Sein Recycling der New Yorker Ufertopografie schloss somit Autoverkehr und Körperkultur kurz. Der geniale Organisator brachte zudem ein ehemaliges Schlachthofgelände am East River als Bauplatz für den Hauptsitz der neugegründeten Vereinten Nationen ins Spiel – mit Erfolg. Oft war Moses seiner Zeit voraus, etwa als er den schleichenden Niedergang von Hafen und Industrien in New York als Möglichkeit erkannte, an deren Stelle Institutionen wie die Uno anzusiedeln. Die unzimperlichen Methoden, für die Moses berüchtigt war, hatten noch nichts mit dem postindustriellen Städtebau zu tun. Meisterhaft spielte er Machtgefüge aus, stellte seine Gegner kalt und mobilisierte für seine Vorhaben heute undenkbare staatliche Subventionen. Top-down-Ansätze wie in New York waren endgültig diskreditiert, als die Industrie aus den meisten nordamerikanischen und europäischen Städten verschwand. Für Investitionen veränderte dies die Ausgangslage schlagartig, was sich auch auf die Hierarchie von Zentrum und Rand in der postmodernen Stadt ausgewirkt hat. Unsicherheiten und Zwischennutzungen haben einigen abgeschriebenen Uferbrachen zu einer spektakulären Blüte verholfen – in Bilbao dank dem Guggenheim-Museum, in London dank der Tate Modern oder in Manhattan dank dem High-Line-Park. Inzwischen ist es eine erprobte Formel, bei der trist-atmosphärische «off locations», zeitgenössischer Kunstbetrieb und spezialisierte Architekturlabels in einer neuen Ökonomie zusammenwirken. Darin spielt der Handel mit physischen Gütern kaum noch eine Rolle – umso mehr aber der Umgang mit Symbolen. In dieser Hinsicht erscheinen der Zürcher Hafenkran von 2014 oder die fast fertiggestellte Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity von Herzog & de Meuron wie die Zuspitzung einer Logik des maritimen Recyclings. 2016-08-13 00:00 André Bideau www.nzz.ch 81 /100 69. Filmfestival Locarno: Die Preisfrage Zur Folklore eines jeden Filmfestivals gehört das kollektive Spekulieren über die Preisträger. Es beginnt am ersten Festivaltag, ungeachtet der Tatsache, dass noch keine Vergleichsmöglichkeiten bestehen. Nach der Vorführung stehen die Leute in Grüppchen zusammen und debattieren. Zwei Strömungen sind dabei auszumachen. Zum einen die Rudelbildung. Das war noch nie so gut zu beobachten wie beim diesjährigen Filmfestival Cannes, als es angesichts grassierenden Jubels kaum noch jemand wagte, gegen den enervierenden Film «Toni Erdmann» von Maren Ade zu argumentieren, den Kritikerliebling, der trotzdem am Ende leer ausging. Der von vielen behauptete «Skandal» war diese Entscheidung indes nicht. Zum anderen greift immer wieder eine Formel, welche da lautet: ein Film, zwei Kritiker, drei Meinungen. Wie schwierig muss es da erst sein, innerhalb einer Jury den nötigen Konsens zu finden? Diese kann nicht wie das Publikum mit Stimmkarten ihr Votum abgeben. Insofern ist in Locarno die vieltausendköpfige «Jury» des Publikums auf der Piazza Grande, die über den Prix du Public entscheidet, die aufrichtigste. Was nicht heissen soll, dass der mexikanische Regisseur Arturo Ripstein, welcher an diesem Samstag mit seinen vier Mitjuroren über die Vergabe des Goldenen Leoparden entscheiden muss, sich die Sache etwa leicht macht. Wie das Publikum wird die Jury des Concorso internazionale zunächst nach dem Ausschlussverfahren vorgehen und darüber entscheiden, wer gewiss keinen Preis bekommt. Der zuletzt gezeigte Wettbewerbsbeitrag «Bangkok Nites» von Katsuya Tomita hat beispielsweise sicherlich keine Chancen auf einen Darstellerpreis, so hölzern ist das Spiel der Akteure in dieser Geschichte um japanische Geschäftsleute, die sich in Thailands Hauptstadt mit Mädchen eines Escort-Services vergnügen. Zu hoffen ist, dass sich die Jury angesichts der vielen Filme und Eindrücke am Ende des Festivals noch ausreichend gut an den Anfang erinnert, also jene Filme, die zuerst ins Rennen gingen. Mit dem bulgarischen Beitrag «Glory» steht hier ein valabler Preiskandidat zur Auswahl. Und die vielen Debütanten, möglicherweise noch nicht mit allen Wassern des Filmgeschäfts gewaschen, sollten nicht nur eine Chance auf den ebenfalls vergebenen Preis für den besten Erstlingsfilm haben. Wil man die thematischen Hauptströmungen des diesjährigen Filmfestivals Locarno bilanzieren, so fällt auf, dass sich viele Filmemacher mit den Echos vergangener politisch-gesellschaftlicher Eruptionen auseinandergesetzt haben oder dass in ihren Geschichten Umbrüche wie von ferne hallen, eine Grundnote setzen, aber nicht im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Im hervorragenden rumänischen Beitrag «Scarred Hearts» sind es etwa der Nationalsozialismus und der Antisemitismus, die in den Gesprächen der Sanatoriumspatienten, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen, aufscheinen, ohne indes die eigentliche Handlung zu beeinflussen – eine raffinierte Geschichtsstudie in blosser Reflexion. In den anderen osteuropäischen Beiträgen sind es die Folgen des Zusammenbruchs der Sowjetunion, welche den Bodensatz bilden, ohne im Vordergrund zu stehen. Und im preiswürdigsten Film des Wettbewerbs, dem ägyptischen Beitrag «Brooks, Meadows and Lovely Faces», wird die Enttäuschung über das Scheitern des Arabischen Frühlings als kunstvolle Metapher in eine Geschichte gewoben, die wie ein Märchen aus «Tausendundeiner Nacht» erscheint. Die Jury hat in diesem starken Jahrgang, der zwar einige heftige Ausreisser aufwies, aber letztlich befriedigender war als in anderen Jahren, die Qual der Wahl. 2016-08-13 00:00 Susanne Ostwald www.nzz.ch 82 /100 Schutz vor Schlaganfall: Ein Filter fürs Gehirn Von den vier Klappen im Herzen erkrankt die Aortenklappe am häufigsten. Ist sie etwa stark verkalkt, muss sie ersetzt werden. Das wird immer öfter mit einem katheterbasierten Eingriff gemacht. Bei diesem (Transcatheter aortic valve implantation) wird die künstliche Klappe meist über die Leistenarterie an ihren Ort zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader (Aorta) gebracht – und dort anstelle der kranken Klappe placiert. Die alte Klappe wird dabei nicht entfernt, sondern an die Wand des Blutgefässes gedrückt. Was einfach klingt, kann beim Patienten in seltenen Fällen zu einem Hirnschlag führen. Denn beim Einschieben der neuen Klappe können sich von der alten Klappe und vom Blutgefäss Kalk und anderes Material lösen; dieses Material kann dann mit dem Blutstrom ins Gehirn verschleppt werden. Um solche Embolien zu verhindern, sind in den letzten Jahren Filtersysteme entwickelt worden, mit denen die aus der Aorta Richtung Kopf abzweigenden Arterien vor mitgeschwemmtem Material geschützt werden sollen. Was ein solches protecting device bringt, haben Forscher der Universität Leipzig soeben an 100 Patienten getestet. Bei allen wurde die verengte Aortenklappe mittels «Tavi» ersetzt – bei 50 davon mit Filter-Schutz, bei 50 ohne.¹ Wie Axel Linke und seine Kollegen zeigen konnten, liess sich mit dem Filter nicht nur die Zahl der im Hirn mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRI) nachweisbaren Embolie-verdächtigen Läsionen verringern, sondern auch deren Grösse. Also ein klarer Fall für den Filter, würde man meinen. Dem ist leider nicht so, denn die klinische Relevanz der MRI-Befunde bleibt fraglich. So fanden die Studienärzte in beiden Gruppen bei rund zehn Prozent der Patienten nach dem Eingriff neurologische Auffälligkeiten – also auch bei jenen, deren Hirn vom Filter «geschützt» war. Was den Laien erstaunt, hat für den Herzchirurgen Sacha Salzberg von der Herzklinik Hirslanden in Zürich klare Ursachen. Erstens könne der Filter bei seiner Placierung über die Armarterie selber Embolien auslösen. Zweitens sei es möglich, dass sich einzelne Kalkstückchen erst nach dem Eingriff lösten, wenn der Filter längst wieder entfernt sei. Und drittens gingen nicht alle Hirnschläge auf mechanisch abgelöstes Material zurück. Durch den Eingriff am Herzen werde unter anderem auch die Blutgerinnung aktiviert, betont Salzberg. Dies könne ebenfalls zu – gerinnselbedingten – Embolien führen. Mit diesen Bedenken will der Zürcher Arzt die Versuche mit Filtersystemen nicht schlechtreden. Er betont lediglich, dass bis jetzt der Beweis noch aussteht, dass sich der Aufwand und das damit verbundene Risiko für den Patienten lohnen. Dies sieht auch Linkes Gruppe in Leipzig so. Es brauche jetzt grössere Studien, um den schützenden Effekt der Filter auf die neurologischen und kognitiven Funktionen der Patienten zu bestimmen, so die Forscher. Eine ganz andere Möglichkeit, um das «Abspicken» von Material ins Hirn zu verhindern, ist das Abklemmen der Aorta. Das wird beim chirurgischen Aortenklappenersatz gemacht. Nachteil: Für diesen Eingriff muss der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden, was beim katheterbasierten Klappenersatz entfällt. Welches Verfahren beim einzelnen Patienten das beste sei, hänge vom Operationsrisiko und weiteren patientenspezifischen Faktoren ab, sagt Salzberg. Die Entscheidung werde deshalb am besten in einem Herzteam getroffen, das aus Herzchirurg, Kardiologe und Anästhesist bestehe und alle gängigen Therapieverfahren beherrsche. ¹ Jama, Online-Publikation vom 9. August 2016. 2016-08-13 00:00 Alan Niederer www.nzz.ch 83 /100 US-Warenhausketten: Macy's folgt JC Penneys Spuren scd. New York ⋅ Die traditionellen US-Warenhäuser kämpfen auch 2016 gegen den schleichenden Kundenschwund, den das Wachstum von Onlinehändlern wie Amazon bedingt. An der Börse hat diese Entwicklung teilweise wilde Kursausschläge zur Folge. Im zurückliegenden Jahr hat etwa die JC-Penney-Aktie – über Jahre einer der Prügelknaben der Branche – die Trendwende geschafft. Die Anteile mit Kürzel JCP haben in den vergangenen zwölf Monaten 23% an Wert zugelegt – über vier Mal so viel wie der USLeitindex S&P 500. Derweil haben die Anteile des lange bejubelten Konkurrenten Macy's, die ihren Kurs in den vier Jahren zuvor verdoppelt hatten, wie beim Rivalen Nordstrom binnen eines Jahres knapp 37% an Wert eingebüsst. Beide zeigten zuletzt schwindende Erlöse und konnten auch im jüngsten Vierteljahr vom Konsumanstieg im zweiten Quartal nicht profitieren. Am Freitag meldete das USWirtschaftsministerium dann noch ganz schwache Detailhandelserlöse für Juli. Statt des erwarteten 0,4%igen Wachstum stagnierten diese. JC Penney war unter der Führung des ehemaligen Apple-Managers Ron Johnson schon vor Jahren eines der ersten Opfer der Kundenflucht aus den Warenhausketten und stand damals kurz vor der Pleite. Mittlerweile hat die Führung gewechselt, zahlreiche Filialen wurden geschlossen und der Erlösschwund gestoppt. Im zweiten Quartal per Ende Juli setzte JC Penney mit 2,92 Mrd. $ 1,5% mehr um. Auf vergleichbarer Fläche legten die Erlöse sogar um 2,2% zu. Im starken Kontrast dazu sackte der Umsatz bei Konkurrentin Macy's, die lange Zeit immun gegen die Probleme schien, die andere Warenhausketten plagten, um fast 4% auf 5,87 Mrd. $ ab. Zugleich schmolz der Nettogewinn um 95% auf 11 Mio. $ ab. JC Penney schrieb zwar erneut rote Zahlen, konnte den Verlust aber mehr als halbieren. Nach sechs Quartalen mit rückläufigen Erlösen auf vergleichbarer Basis in Serie hat CEO Terry Lundgren nun die Notbremse gezogen und bekanntgegeben, 100 der knapp 730 Läden schliessen zu wollen. Das sorgte am Donnerstag für einen knapp 15%igen Kursanstieg. Einige Analytiker nannten den damit verbundenen Job-Kahlschlag «überfällig». Lundgren wird das Ruder Anfang 2017 an seinen Nachfolger Jeff Gennette übergeben und will diesem offenbar die unangenehme Aufgabe, mit Einschnitten einzusteigen, abnehmen. 2016-08-13 00:00 Markus Wanderl www.nzz.ch 84 /100 Usain Bolt: Blitzgewitter in Menschengestalt In 9,69 Sekunden hat sich die Welt verändert. Es geschah am 16. August 2008 in Peking, 90 000 Zuschauer sassen im Stadion, eine Milliarde Menschen vor ihren TV-Geräten, als zum Final des 100-Meter-Laufs gestartet wurde. Ein langer Schlacks schnellte aus den Blöcken, und als er seine 196 Zentimeter ausgefaltet und auf Tempo gebracht hatte, sah es aus, als stünden die anderen still. Usain Bolt stürmte davon, zwanzig Meter vor dem Ziel war er allein in seiner Welt und breitete seine langen Arme aus, als wolle er abheben und in den Himmel fliegen. Er liess sich nur noch treiben wie ein Ferrari, den man bei Maximalspeed in den Leerlauf schaltet. Und als er sich auf der Ziellinie in einer Geste des Triumphs mit der flachen Hand auf die Brust schlug, stoppte die Uhr bei 9,69 Sekunden. Die Welt rieb sich die Augen. Dass ein Mensch überhaupt unter 9,7 Sekunden laufen könnte, hatten viele für unmöglich gehalten. Aber dieser 22-jährige Bursche schaffte das, ohne sich bis zum Ende zu verausgaben. Und als die Zeitlupe gezeigt wurde, stellte sich heraus, dass er erst noch mit offenem Schnürsenkel am linken Schuh gelaufen war. Wissenschafter beugten sich über ihre Computer und versuchten zu berechnen, wie schnell Bolt hätte sein können. 9,60? Noch schneller? Eine Annäherung an die Antwort lieferte Bolt 2009, als er im WM-Final von Berlin voll durchzog und den Weltrekord auf 9,58 setzte. Bolt heisst auf Englisch Blitz, und als er an den WM 2013 wieder einmal als Sieger des 100-mLaufs über die Ziellinie lief, schoss tatsächlich ein Fotograf ein Bild, das zeigt, wie hoch über Bolt ein Blitz am Himmel zuckt. Sein 200-m-Weltrekord von 19,19 ist von noch besserer Qualität als jener über 100 m. Doch Bolt hat schon vermehrt erklärt, dass er quasi als sportliches Vermächtnis irgendwann unter 19 Sekunden laufen will. Denn die 200 m sind für ihn das Mass aller Dinge. 2008 in Peking wollten plötzlich alle alles über Bolt wissen. Nie zuvor hatte ein Athlet unter der Flagge Jamaicas bei den Männern einen grossen Titel über 100 Meter gewonnen. Jetzt stürmten die Boys und Girls von der Karibikinsel das Bird's Nest in Peking: elf Podestplätze, sechs davon Siege. In den Katakomben des Olympiastadions war jeden Abend Karneval. Politiker, Funktionäre und Angehörige der Medaillengewinner schwirrten durch die Zone, zu welcher der Zugang eigentlich strikt limitiert war. Jedem wurde ein Mikrofon unter die Nase gehalten, jeder hatte etwas zu erzählen. Die Jamaicaner hätten die wilde Kraft der Sklaven, die einst an den Gestaden ihrer Insel landeten, hiess es. Nein, die Energie komme aus der Yamswurzel, einem Grundnahrungsmittel auf Jamaica. Das Sprinten liege halt in der Familie, schon die Mütter, Väter, Brüder und Schwestern der Medaillengewinner seien schnell gewesen. Als das Pulver der Startpistole in Peking einmal verraucht war, setzte die Feldforschung ein. Journalisten reisten nach Jamaica. Und staunten. Auf der Insel gibt es seit Jahrzehnten eine Tradition des Sprintens wie nirgendwo sonst auf der Welt. Schon die kleinsten Knirpse jagen über die holprigen Dorfstrassen, und es gibt im ganzen Land Wettkampfserien bereits für Primarschüler. Auch die Jüngsten trainieren bis zu zehnmal pro Woche. Der wichtigste Wettkampf des Jahres findet jeweils im Frühling im Nationalstadion in Kingston statt, und dabei messen sich nicht etwa die Profis, sondern die Kids der Highschools. An den Boys and Girls Champs sitzen Eltern und Grosseltern in den längst verblichenen T-Shirts ihrer früheren Schulen auf den Rängen und machen drei Tage lang einen höllischen Radau. Wer hier siegt, wird ein Leben lang mit Stolz davon erzählen. Auch Usain Bolt war an den Champs erfolgreich. Dass er schnell laufen konnte, hatte er schon früh in Schulhofduellen bewiesen. Aber eigentlich interessierte ihn die Leichtathletik nicht. Er spielte lieber mit seinen Kameraden Fussball und träumte von einer Karriere als Cricketspieler. Selbst an der Highschool fokussierte er sich zuerst auf diese Sportart, bis sein Trainer sagte: «Usain, du spielst leidlich Cricket, aber was du wirklich kannst, ist sprinten.» Usain Bolt wechselte also zu den Leichtathleten und fiel zunächst vor allem durch mangelnden Trainingsfleiss auf. Doch das ist zu relativieren. Bei einem Besuch an Bolts früherer Schule im Jahr 2013 ist zu sehen, wie die Burschen an der prallen Sonne einen mit Gewichten beladenen Schlitten rund um den ausgebleichten Rasenplatz ziehen. Sprint, Pause, Sprint – so lange, bis einem nur schon vom Zuschauen die Beine weh tun. Der Trainer sagt: «Der Weg zum Erfolg ist mit Schweiss getränkt.» Jeder hier will einmal werden wie Bolt. Der Star schaut ab und zu im Training vorbei und spendet Material. Als Kenardo Watson an den Boys and Girls Champs 2010 im Weitsprung seine einzigen Spikes zerfetzte, rief sein Coach Bolt an. Dieser schenkte dem Nachwuchsathleten ein paar goldene Pumas. Es waren die Schuhe, in denen er 2008 an den Olympischen Spielen in Peking Weltrekord gelaufen war. Bolt war noch an der Highschool, als er 2002 erstmals die Fachwelt staunen liess. Die JuniorenWM fand in Kingston statt, und das Talent aus dem Norden der Insel sollte sein Land vertreten. Das Stadion war proppenvoll, die Atmosphäre geradezu hysterisch. Bolt war vor dem Final über 200 m derart nervös, dass er zuerst die Nagelschuhe verkehrt überstreifte. Doch dann fand er zur Ruhe und stürmte zu Gold. Er war 15 und bereits zu seiner heutigen Grösse von 196 Zentimetern aufgeschossen. Auf den Bahnen links und rechts von ihm liefen 20-Jährige. Nie zuvor und nie wieder seither sollte ein derart junger Bursche Juniorenweltmeister werden. Mit 16 egalisierte er in 20,13 den Juniorenweltrekord über 200 m, und mit 17 lief er diese Distanz in 19,93. Er ist bis heute der einzige Junior mit einer Zeit unter 20 Sekunden. Das sind Zahlen, die belegen, dass der Jamaicaner bereits als Teenager alle Vorstellungen sprengte. Dass es danach vier Jahre dauerte, bis er zum besten Sprinter der Welt wurde, hatte verschiedene Gründe. Bolt war mit 15 Jahren aus seinem Heimatdorf nach Kingston geholt worden, und als er dort zum Nachwuchsstar geworden war, genoss er das Leben. Junkfood, Partys, Mädchen – er gab sich all dem hin, was Teenager fasziniert. Ein Trainingsweltmeister war er nie gewesen, nun lebte er vom Talent und von der Fähigkeit, im entscheidenden Moment über sich hinauszuwachsen. Zudem rebellierte sein Körper. So war Bolt 2004 für die Olympischen Spiele in Athen selektioniert, schied aber wegen einer Verletzung gleich beim ersten Einsatz aus. Die Situation stabilisierte sich erst, als er 2005 in die Hände des Trainers Glen Mills kam. Mills ist eine Schlüsselfigur, wenn es darum geht, den Aufschwung des jamaicanischen Sprints in den vergangenen zehn Jahren zu erklären. Talente gab es in diesem Land schon immer zuhauf, doch viele von ihnen machten ihr Glück im Ausland. Es gibt sogar eine Website, die aufzählt, wer alles mit jamaicanischen Wurzeln für andere Nationen die Stadien stürmte. Ben Johnson, ein Stotterer, der statt den Mund die Beine sprechen liess, lief im Olympiafinal 1988 für Kanada über 100 m in atemberaubenden 9,79 zum Sieg. Drei Tage später wurde er des Dopings überführt. Er verlor die Medaille, den Rekord und später den Boden unter den Füssen. Linford Christie liess sich 1992 im britischen Trikot Olympiagold für den Triumph über 100 m umhängen. Und der smarte Donovan Bailey, der bis zum Durchbruch als Börsenhändler sein Geld verdiente, sprintete 1996 mit der Weltrekordzeit von 9,84 für Kanada zum begehrtesten Titel der Spiele. Doch viele der ins Ausland abgewanderten Leichtathleten schafften nie den Weg an die Spitze. Die Boys and Girls Champs in Kingston waren jahrelang eine Art Selbstbedienungsladen für die US-Colleges. Gewinner wurden mit Stipendien nach Nordamerika gelockt und allzu oft im harten Alltag der Studentenmeisterschaften aufgerieben. Glen Mills und Stephen Francis waren die ersten jamaicanischen Trainer, die den Athleten eine Alternative in der Heimat anboten. Sie gründeten Trainingsgruppen, die eng mit den Universitäten in Kingston zusammenarbeiteten. Asafa Powell war einer aus der Schmiede von Francis, er holte 2005 in 9,77 Sekunden erstmals den 100-m-Weltrekord auf die Karibikinsel. Das war der Anfang der noch immer andauernden jamaicanischen Sprintdominanz. Powell ist ein introvertierter Typ, der schon beinahe unglaubliche 95-mal die mythische 10Sekunden-Barriere durchbrochen hat. Doch an Titelkämpfen zerbrach er stets am Druck. Und dann kam dieser unverschämt lockere Bolt, der sich nach den Junioren-WM in Kingston geschworen hatte, nie wieder nervös zu sein. Und er stellte die Sprintwelt auf den Kopf. Schon 2008 in Peking feierte er mit Tanzeinlagen und Clownerien, und das Volk geriet aus dem Häuschen. Vor Bolt war der Sprint eine Sache für Machos, die sich vor den Wettkämpfen böse anstarrten und mit den Muskeln rollten. Seit 2008 gehört die Show am Start fest zum Programm. Bolt stiess zu einer Zeit an die Spitze vor, als die Leichtathletik unter einem Mangel an Stars litt und das Zuschauerinteresse sank. Er wurde rasch zur Lichtgestalt, die jedes Kind auf dieser Welt kannte. Bald gab es zwei Klassen internationaler Meetings. Grosse Aufmerksamkeit fanden nur noch jene, die Bolt präsentieren konnten, der Rest war etwas für Insider. Bolts Startgage stieg auf 300 000 Dollar. Und das bezahlten die Veranstalter noch so gerne. Als er erstmals an der Golden Gala in Rom antrat, sprang dort prompt ein potenter Hauptsponsor auf, und die Zuschauerzahl schnellte auf 50 000. Klar, dass Bolt auch fette Verträge mit seinen Ausrüstern und Sponsoren unterschrieb. Nie zuvor verdiente ein Leichtathlet nur annähernd so viel Geld wie er. 2012 schätze «Forbes» sein Einkommen auf gut 20 Millionen Dollar, 2015 soll es sogar über 32 Millionen betragen haben. Interessanterweise steigen seine Einnahmen, obwohl er immer seltener läuft. 2015 startete Bolt vor den WM in Peking nur gerade fünfmal an grösseren Meetings, und nach den Titelkämpfen brach er die Saison ab. Doch entscheidend waren eben jene Titelkämpfe. Der Jamaicaner siegte über 100 m, über 200 m und mit der Staffel. Er hat seit 2008 in diesen drei Disziplinen nur eine einzige Goldmedaille verpasst. Das war an den WM 2011, als er im 100-m-Final wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde. Bolt war nie ein Vielstarter, er suchte sich die Wettkämpfe gut aus und minimierte den damit verbundenen Stress. Wer ihn verpflichten will, muss einen umfangreichen Vertrag unterschreiben, in dem auch exakt fixiert ist, was der schnellste Mann der Welt für sein Geld tut. Neben dem Rennen gibt es eine Präsenzzeit von exakt zwei Stunden. Das können die Organisatoren einsetzen für Pressekonferenzen, Begegnungen mit Kindern oder Autogrammstunden. Die Uhr läuft jeweils, sobald Bolt sein Zimmer verlässt, weshalb er nicht selten von der Polizei mit Blaulicht zu Anlässen eskortiert wird, die nicht in unmittelbarer Nähe des Hotels stattfinden. Dass Bolt immer seltener läuft, hängt auch damit zusammen, dass sein Körper mit 29 Jahren die Belastungen immer weniger erträgt. Er leidet unter einer Verkrümmung des Rückgrats, was Auswirkungen auf den ganzen Bewegungsapparat hat. 2015 störte ihn ein blockiertes Iliosakralgelenk, er konnte nicht mit voller Kraft sprinten. In diesem Jahr reduzierte er sein Programm wegen einer Zerrung im Oberschenkel. In solchen Situationen begibt sich Bolt jeweils schleunigst zu seinem Vertrauensarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der das Problem irgendwie löst. Das war auch im Juni der Fall. Bolt sagte im Vorfeld der Spiele, er sei wieder in Topverfassung. Sein Ziel ist es, wie schon an den vergangenen beiden Sommerspielen drei Goldmedaillen zu gewinnen. Ob seine Karriere danach weitergeht, lässt er offen. Vielleicht läuft er 2017 an der WM in London noch über 100 m. Rio de Janeiro aber wird zum Schauplatz seiner letzten olympischen Show. Und erneut werden weltweit die TV-Bildschirme flimmern, wenn er wie ein Blitz durchs Stadion zuckt. 2016-08-13 00:00 Remo Geisser www.nzz.ch 85 /100 Mundstücke: Okra In den «Miscellanea inusitata» (1679) von Jacob Schychs werden sie die «schlüpfrigen Zähne eines Höllentiers» genannt, und es wird explizit vor ihrem Verzehr gewarnt, könne ihr «Mucus» doch in der Christenseele ein «düsteres Wasser in Wallung schlagen» und gar das Blut «schwärzen und verschleimen». Dass Okras keineswegs schädlich sind, sondern im Gegenteil reich an Vitamin C und Nahrungsfasern, ist heute allgemein bekannt. Wenn das Gemüse in Mitteleuropa trotzdem kaum auf den Tisch kommt, dann hat dies in erster Linie mit dem Schleim zu tun, den die Früchte absondern. Denn mit solchen Texturen hat man hier so seine liebe Mühe. Okras werden im Mittelmeerraum und heute auch in Indien und in Asien gegessen. Eine besonders wichtige Rolle aber spielen sie in Afrika, wo sie auch ihren Ursprung haben (möglicherweise in Äthiopien). Von Westafrika aus gelangten sie mit den Sklaven in die Neue Welt. Und dort nehmen sie bis heute in all jenen Regionen einen bedeutenden Platz auf dem Speisezettel ein, die vom Erbe der Sklaven aus Afrika geprägt sind. In kreolischen Rezepten etwa, in der Cajun-Küche oder in Bahia, dessen Hauptstadt Salvador dreihundert Jahre lang das Zentrum des portugiesischen Sklavenhandels war (etwa 40 Prozent aller aus Afrika Verschleppten wurden hier angelandet). Kein Wunder also, sind die grössten Körbe auf der quirligen Feira de São Joaquim in Salvador mit Okras gefüllt. Denn die Früchte dieses Malvengewächses gehören, wie zum Beispiel auch Palmöl, zu jenen Nahrungsmitteln, die für die Nachkommen der Sklaven bis heute eine Verbindung zum Heimatkontinent schaffen. Die Okra ist also ein typisches Gemüse der Schwarzen. Und es ist nicht ganz auszuschliessen, dass man ihm auch deshalb in Mitteleuropa mit einer gewissen Scheu begegnet. Denn wachsen würden das robuste Gemüse auch in der Schweiz, nur essen will es halt niemand. In der Tat ist die Okra ein ungewöhnliches Gemüse. Auf Englisch heissen die grünen Früchte auch «Lady Fingers» – was für «Ladys» nicht sehr schmeichelhaft ist, sehen die spitz zulaufenden Schoten doch eher wie Klauen aus, böse gekrümmte Hexenfinger. Kaum hat man die Okra angeschnitten, tropft einem feiner, leicht klebriger Schleim auf die Finger. Er ist durchsichtig und zieht Fäden wie der flüssige Rotz, der einem zu Beginn einer Erkältung aus der Nase läuft. Roh sind Okras ausserordentlich knackig und haben ein angenehm frisches Aroma, das an grüne Erbsen oder rohe Saubohnen erinnert – ohne im Geringsten bitter zu sein. Gekocht verströmen sie einen Duft von Gartenbohnen und Kichererbsen mit einer leichten Spinatnote. Im Mund schmecken sie wie weisser Spargel, manchmal auch eher wie Artischocke, mit einer Idee Erdnuss und einem würzigen Nachklang. Die Kochbücher empfehlen allerlei Tricks, mit denen man dem Gemüse das Schlabbern austreiben kann – etwa indem man es in gesäuertem Wasser einlegt, blanchiert oder mit Spitze und Stielansatz verkocht. Doch was man auch tut, der Schleim findet immer einen Weg zurück. Die meisten Rezepte nutzen ihn denn auch, gibt er doch den Schmorgerichten eine gelatinöse Eleganz, den Saucen Körper, den Suppen Fülle. Okra ist die Hauptzutat von Amalá, einem Gericht, das die Anhänger des Candomblé-Kults in Bahia für einen ihrer wichtigsten Götter kochen: Xango, den Herrscher über Blitz und Donner. Ein ganz ähnliches Gericht namens Caruru wird in Salvador allerdings auch anlässlich der Festlichkeiten zu Ehren von Cosmas und Damian gekocht. In Bahia sind die «Zähne eines Höllentiers» also ein Gemüse, mit dem man Götter beschwichtigt und Heilige verehrt. Sollten die Okras in der Seele trotzdem ein «düsteres Wasser» zum Kochen bringen, wie Schychs meint, dann wäre diese Suppe hier wenigstens gut gewürzt. 2016-08-13 00:00 Samuel Herzog www.nzz.ch 86 /100 Verdis Meisterwerk an der Oper Schenkenberg: Eine Arena für «Rigoletto» «Rigoletto» vor der Beton-Turnhalle – ist das die neueste Ausgeburt des allzeit gefürchteten Regietheaters? Nein, im Gegenteil: Die Oper Schenkenberg inszeniert ihre nach 2010 und 2013 dritte Produktion und hat dafür in Windisch zwischen Aare und Sportzentrum Mülimatt eine schmucke Arena aufgebaut. Die expressive Dachstruktur der Sporthalle nach dem Entwurf des Tessiner Architekturbüros Studio Vacchini bildet dabei bloss die anziehende Kulisse, denn das erklärte Ziel ist ganz und gar nicht eine gewagte Neuinterpretation, sondern die möglichst publikumsverträgliche Präsentation von Giuseppe Verdis Oper. Dies mit gutem Grund, müssen doch Freilichtopern ihr Budget hauptsächlich mit Kartenverkäufen decken. Peter Bernhard, als Intendant, künstlerischer Leiter und kaufmännischer Direktor die treibende Kraft der Oper Schenkenberg, weiss das aus eigener Erfahrung: Beim letzten Projekt schlitterte man am finanziellen Aus vorbei. Entsprechend geschärft ist nun der Realitätssinn: Nachdem ursprünglich geplant war, Puccinis «Madama Butterfly» vor den Aare-Auen zu spielen, wechselte Bernhard kurzentschlossen zu «Rigoletto», als das Festival in Avenches für 2016 auch eine «Butterfly» ankündigte. Vom vorgesehenen Regisseur trennte er sich wenige Wochen vor der Premiere, da ihm dessen Lesart zu gewagt schien. Dafür gelang es Bernhard dank persönlichen Verbindungen, mit Giancarlo del Monaco einen grossen Namen als Regie-Einspringer zu gewinnen – ein medienwirksamer Coup. Mit Feuer habe er sich in die verbleibenden Proben gestürzt, und tatsächlich haftet der Produktion ein Del-Monaco-Touch an: eine gewisse Schnörkellosigkeit, wenige, symbolkräftige, mitunter allerdings allgemein-abgenutzt anmutende Requisiten wie die Schweinemasken der Höflinge oder die – man halte sich fest – Puppe, mit der Rigolettos adoleszente Tochter Gilda spielt. Oft führt das Bestreben nach Plastizität so ins Eindimensionale, während ungewiss bleibt, ob dadurch ein mit dem Werk völlig unvertrautes Publikum viel gewinnt. Auch der Figur des Herzogs von Mantua, den ein ledernes Beinkleid und eine testosteronglänzende Mähne als wüsten Lüstling ausweisen, fehlt die Ambivalenz, aus der die Handlung erst ihre psychologischen Pointen bezöge. Verkörpert wird der Herzog in der Premierenbesetzung – eine Eigenheit, die immerhin kompromisslosen Elan bezeugt – vom Intendanten selbst, der auch auf der Bühne ein vielbeschäftigter Mann ist: Keine weibliche Figur, die ihn die Inszenierung nicht tatkräftig beglücken liesse. Der Chor agiert in der Eröffnungsszene ebenso eindeutig und lüstert nach Kräften, gegebenenfalls à trois. Immerhin singen die Herren im hauseigenen, durch den Coro Lirico Siciliano verstärkten Chor höchst erfreulich, textklar und beweglich. Leider etwas schwerfälliger und weniger homogen präsentiert sich zumindest bei der Premiere die in der Bühne versteckte Philharmonie Südwestfalen unter der Leitung von Giuliano Betta – aber die wirbelnde Begleitung von Rigolettos «Cortigiani, vil razza dannata» war ja vielleicht ein Vorgeschmack auf folgende Aufführungen. Klanglich – da ist dem Tonmeister Holger Urbach ein Kränzchen zu winden – ist die Balance immer gewahrt, wie überhaupt die massvolle Stützung der Singstimmen so dezent bleibt wie die ins Bühnenbild integrierten Lautsprecher. Bemerkenswert ausgeglichen und qualitätvoll schliesslich ist das Solistenensemble, das Bernhard um sich vereint hat: Wo der persisch-amerikanische Bariton Anooshah Golesorkhi mimisch den unbeholfenen Narren gibt und zugleich vokal dessen Innenleben darstellt, entfaltet sich packende Vielschichtigkeit; ein Glanzpunkt sein reflektierendes Accompagnato im ersten Akt. Die mädchenhaft angelegte Gilda findet in Sen Guo – als langjähriges Ensemblemitglied in Zürich wohlbekannt – ihre Idealbesetzung: feiner Schmelz, leise abschattierte Spitzentöne, bezaubernde Verzierungen. Da sollte doch die Arena hoffentlich gut gefüllt sein mit Opernfans und solchen, die es werden wollen. 2016-08-13 00:00 Felix Michel www.nzz.ch 87 /100 Simbabwe unter Mugabe: Ein Land im freien Fall «Onkel Bob», wie er in Simbabwe oft genannt wird, empfängt uns bereits am Flughafen. Sein Bild hängt in jedem öffentlichen Gebäude. Robert Mugabe blickt streng und scheint alles zu sehen. Der 92-jährige Präsident ist in Wirklichkeit kurzsichtig, aber seine Spitzel seien überall, sagt der simbabwische Fotograf – nennen wir ihn Simon – warnend, der uns begleitet. Normalerweise laufe es so, dass der Geheimdienst die Hotelzimmer von ausländischen Journalisten durchsuche, während diese unterwegs seien. Habe man genügend Beweismaterial, würden sie verhaftet. Dank seinen Leuten habe Mugabe das Land unter Kontrolle. Diese verlor Onkel Bob zeitweilig am Mittwoch, dem 6. Juli dieses Jahres. Das ganze Land stand still. Niemand ging zur Arbeit. Läden und Schulen blieben geschlossen. Seit Wochen kann der bankrotte Staat seine Lehrer, Beamten und Krankenschwestern nicht mehr bezahlen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. In der Hauptstadt Harare gingen die Bürger auf die Strasse. Erstmals wandten sich sogar Teile der Kriegsveteranen, Mugabes wichtigste Stütze, von ihm ab. Organisiert hatte den Generalstreik der bisher unbekannte Priester Evan Mawarire über soziale Netzwerke. Der Streik war ein deutliches Zeichen, dass die Leute von der Armut, Korruption und Ungerechtigkeit genug haben und den Mut finden, dies öffentlich auszudrücken. Nach 36 Jahren an der Macht hat Mugabe Simbabwe, einst eine der führenden Volkswirtschaften Afrikas, an den Rand des Ruins getrieben. Trotz der Fruchtbarkeit des Landes und den Bodenschätzen ist die Staatskasse leer. Ein Drittel der Bevölkerung ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Für ein solches Simbabwe habe er seinerzeit nicht sein Leben riskiert, sagt Moses Mzila. Der 59-Jährige kämpfte einst an der Seite von Mugabe gegen das südrhodesische Apartheidregime. «Als Schulkind habe ich erlebt, wie die schokoladebraunen und die weissen Kinder in der Schule getrennt wurden und wie die weissen Kinder eine bessere Ausbildung bekamen als wir.» Das machte Moses wütend. Der einzige Weg, dieses rassistische System zu beenden, war für ihn der Griff zur Waffe. Nach der Unabhängigkeit wurde Mzila für einige Jahre stellvertretender Aussenminister und zu einem der schärfsten Kritiker Mugabes. Er schäme sich nicht, an der Seite von Mugabe gekämpft zu haben, aber er schäme sich dafür, was dieser aus Simbabwe gemacht habe, sagt er. Mugabe, einst als Held im Kampf gegen Imperialismus und Rassismus verehrt und von der Welt als Hoffnungsträger bejubelt, blieb im Herzen ein Buschkrieger und wandelte sich zum Tyrannen. Er hat den Menschen mittlerweile das genommen, wofür er einst gekämpft hat – die Freiheit. Seine eiserne Hand bekommen insbesondere jene zu spüren, die es wagen, ihn zu kritisieren. Nach den Kabinettssitzungen sei er nachts regelmässig von der Geheimpolizei abgeholt worden, erzählt der ehemalige Aussenminister. Sie banden ihn an einem Stuhl fest und sagten: «Wir erschiessen ihn.» Ein Agent widersprach ihnen: «Nein, erschiesst ihn noch nicht.» «Stellen Sie sich diese zwei Worte vor», sagt Mzila. «Noch nicht. Sie erschiessen dich also so oder so, es ist nur eine Frage der Zeit.» Moses war Minister und Staatsfeind in einer Person. Auf kritische Einwände habe der greise Staatschef mit Wutanfällen reagiert oder sei eingeschlafen. Mzila kann nicht verstehen, weshalb Mugabe nicht längst vom Internationalen Strafgerichtshof verhaftet und bestraft worden ist. Vorderhand wird Mugabe nicht verhaftet, sondern lässt verhaften. So auch während des Generalstreiks. In Bulawayo und Harare fuhr die Regierungspartei ihr ganzes Gewaltpotenzial auf, Polizisten mit Schlagstöcken und Wasserwerfern. Es schien, als hätten die Leute die Botschaft verstanden: Sollte der Streik zu einem unkontrollierbaren Protest ausarten, wird ihn die Regierung mit Gewalt niederschlagen. Diese Regierung sei immer bereit gewesen, Gewalt gegen die Bevölkerung einzusetzen, sagt Mzila. «Ich glaube deshalb nicht, dass wir es schaffen, Mugabe loszuwerden.» Während der letzten Wahlen liess der Diktator verlauten, nur Gott könne ihn aus dem Amt entfernen. Am 6. Juli blockierten die Behörden den Nachrichtendienst Whatsapp. Die regierungstreue Zeitung «Chronicle» berichtete am nächsten Tag, es habe keinen Streik gegeben, sondern nur Zwischenfälle mit einigen Staatsfeinden. Das Politbüro der Regierungspartei Zanu-PF veranstaltete in Harare eiligst eine Pressekonferenz, an der Parteisekretär Chombo verkündete, die Regierung lasse sich von solchen Umsturzversuchen nicht erschüttern. Die von westlichen Botschaften bezahlten Elemente müssten wissen, dass Zanu-PF eine Befreiungsbewegung sei, die vom Volk getragen werde und schon ganz andere Kämpfe gewonnen habe. Die Aufsichtsbehörde für Post- und Telekommunikation drohte, die missbräuchliche Verwendung von sozialen Netzwerken mit aller Härte zu bestrafen. Mugabe liess seine Anhänger in einem Fussballstadion zusammentrommeln und verkündete mit brüchiger Stimme: «Diejenigen, die glauben, sie könnten sich in unserem Land so benehmen, gehören nicht mehr zu uns. Passt es ihnen hier nicht, sollen sie abhauen.» Am folgenden Tag treffen wir in einem Restaurant in Bulawayo im Süden des Landes Welshman Ncube. Der Menschenrechtsanwalt und Oppositionspolitiker erzählt zur Begrüssung einen Witz, der an diesem Morgen kursiert. «Unsere Reporter sind gestern durchs Land gereist. Alle Läden waren offen, überall herrschte Glück. Im ganzen Land gingen in der Nacht heftige Regenfälle nieder. Solche werden auch in den nächsten zwei Wochen erwartet.» In Wirklichkeit befinden wir uns mitten in der Trockenzeit. Seit zwei Monaten hat es in Simbabwe nicht mehr geregnet. Ncube kann sich kaum halten vor Lachen. Dann wird der 67-jährige Kriegsveteran Ncube ernst. «Wir leben in einem Voodoo-Staat.» Die Wirtschaft liege im Koma. Der Eisenbahnknotenpunkt Bulawayo sei einst das industrielle Zentrum des Landes gewesen. Stahl, Autoteile, Lebensmittel seien in dieser Stadt produziert worden. Heute ist Bulawayo eine industrielle Geisterstadt. Die Arbeitslosenrate in Simbabwe liegt bei 90 Prozent. «Wenn Sie in meinem Dorf jemanden fragen, ob er Ihnen einen Dollar leihen könne, Ihr Leben hänge davon ab, werden Ihnen die meisten beim besten Willen nicht helfen können. Die meisten besitzen schlicht keinen Dollar.» Die meisten hätten nicht einmal 50 Cent, um sich ein Paket Mais zu kaufen. Der grösste Teil der Bevölkerung esse noch einmal pro Tag. Der Generalstreik zeige, dass die Leute genug hätten. Aber an den Anfang vom Ende der Ära Mugabe mag der Anwalt nicht glauben. «Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass Mugabe zurücktritt, würde sich nichts ändern.» Die Verfassung sieht nämlich vor, dass im Fall von Mugabes Rücktritt oder Tod die Regierungspartei den Präsidenten bis zu den nächsten Wahlen im Jahre 2018 selber ersetzen kann. Trotzdem sehnen im Stillen immer mehr Simbabwer den Tag herbei, an dem Mugabe endlich den Weg von allem Irdischen geht. Mehrmals jährlich reist der Präsident nach Singapur, angeblich zur Behandlung eines Augenleidens. Diplomatische Quellen berichten seit Jahren über Prostatakrebs. David Coltard ist ein weisser Afrikaner. Seine Vorfahren kamen 1820 aus Grossbritannien. Als junger Anwalt kämpfte er gegen das Apartheidregime. Später war er während vier Jahren für die Opposition in der Regierung, bis er als Erziehungsminister in Ungnade fiel. Seither hat er nach eigenen Angaben vier Mordanschläge überlebt. Mugabe sei nicht seine einzige Sorge, meint er. Seit über dreissig Jahren habe Mugabe eine Entourage aufgebaut, die von Korruption und Machtmissbrauch lebe. Diese Mentalität werde auch mit seinem Tod nicht verschwinden. Selbst bei einem Neuanfang werde es Jahrzehnte dauern, bis sich der kranke Staat, die Moral und die Wirtschaft von dieser Misswirtschaft erholt haben. Nachfolgegelüste werden immer wieder Grace Mugabe nachgesagt. Die 40 Jahre jüngere Gattin bewegt sich erst seit kurzem auf der politischen Bühne, als Präsidentin der Frauenliga der Regierungspartei. Wohl weil die Verfassung für das Amt des Präsidenten einen akademischen Abschluss vorschreibt, hatte sich Grace Mugabe an der Universität Harare immatrikuliert. Bereits nach drei Monaten war sie Dr. Grace Mugabe. Ihre Dissertation ist in der Universitätsbibliothek von Harare nicht greifbar. Publiziert wurde dagegen von der südafrikanischen Zeitung «Mail & Guardian» ein pikantes Detail: Die Doktorwürde wurde ihr vom Rektor der Universität verliehen – Robert Mugabe. Coltard glaubt trotzdem nicht an eine familieninterne Nachfolgeregelung. Die in Südafrika geborene Sekretärin habe nicht die Aura ihres Gatten. Ausserdem sei die wegen ihrer Shoppingtouren auch «Gucci Grace» genannte First Lady in der Bevölkerung unbeliebt. Ihr Einfluss sinke proportional zu Mugabes Lebenskraft und werde sich bei dessen Tod verflüchtigen, glaubt Coltard. Insider vermuten, dass Mugabe seinen Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa zum Nachfolger bestimmt habe. Der 70-Jährige wird gefürchtet. In den achtziger Jahren war er Geheimdienstchef und ging brutal gegen Oppositionelle vor. Viele machen ihn mitverantwortlich für die Massaker in den achtziger Jahren im Matabeleland, der Hochburg der Volksgruppe der Ndebele. Als es dort zu Unruhen kam, schickte Mugabe die in Nordkorea ausgebildete 5. Brigade, die ein Massaker unter Zivilisten mit 20 000 Opfern anrichtete. Auch Ncube ist überzeugt, dass Mnangagwa Mugabe beerben wird. Aber wenn der künftige Mann nur einen Funken Verstand besitze, werde er, selbst wenn er heute der nächste Vertraute von Mugabe sei, diesen für alle Fehler verantwortlich machen und die Nonsens-Politik sofort beenden. An solche Wunder mag der Fotograf Simon nicht mehr glauben. In wenigen Wochen macht er sich auf den Weg ins benachbarte Südafrika. Er tut das, was drei Millionen Simbabwer schon getan haben, und verlässt seine Heimat. 2016-08-13 00:00 Patrik Wülser www.nzz.ch 88 /100 Rapperswil – Cup-Gegner italienischer Traum des FC Basel: Roccos Es ist eine der schönsten Einwanderergeschichten, die man sich vorstellen kann, so etwas wie eine amerikanische Tellerwäscherstory, bloss spielt sie nicht in den USA, sondern zwischen Italien und der Schweiz. Und mit Rocco Delli Colli hat sie einen Hauptdarsteller mit einem Namen wie aus einem Spaghettiwestern. Delli Colli kam 1979 als Elektromonteur aus der Nähe Roms in die Schweiz – «mit 7000 Lire im Sack», etwa 7 Franken. Er dachte: «Mit diesem Geld komme ich ein paar Wochen durch. Und vielleicht passiert etwas.» Es ist etwas passiert: Delli Colli gehört heute das Gastrounternehmen Dieci, 1,6 Millionen Pizze pro Jahr, es ist eine Art «Italian dream», sein italienischer Traum. Und nun hat er wieder einen Traum, diesmal einen Fussballtraum. Delli Colli, 55, hat etwas vom italienischen Politiker und Kabarettisten Beppe Grillo, nur sind seine Lockenhaare noch tiefschwarz. Er sitzt in Bermudas in einer seiner Pizzerias in Rapperswil gleich beim See, im Hintergrund ein nervöses Grundrauschen, und vielleicht merkt man ihm deshalb gar nicht an, dass am Sonntag ein grosser Tag bevorsteht – vielleicht der bedeutendste, seit er vor elf Jahren Präsident des FC Rapperswil-Jona wurde. Delli Collis Promotion-League-Klub spielt in der 1. Hauptrunde des Cups gegen Basel. Dass es so weit kam, liegt nicht nur am Losglück, sondern auch an Delli Collis Klubpolitik. Seit er Präsident ist, gibt es nicht nur den Breitenfussball; diesem gehört zwar Delli Collis Herz, wie er sagt, doch unter seiner Führung gibt es nun auch den professionalisierten Fussball, und ihm gehört seine Leidenschaft. Manchmal schiesst er einige zehntausend Franken ein, und manchmal muss er sich für seine Strategie rechtfertigen. Er sagt: «Das Wort Professionalisierung verstehen nicht alle. Sie denken: Das sind Bluffer, die viel verdienen und nicht viel leisten.» Rapperswil will in die Challenge League, mit einem Budget von heute 1,3 Millionen Franken, beachtlichen Strukturen – und früheren Spitzenfussballern. Kim Jaggy (früher GC und Aarau), Jonas Elmer (Sitten, Aarau, Chelsea-Junioren), Michele Polverino (Vaduz, Aarau, Ried) oder Carlos Da Silva (GC, Lugano) spielen für Delli Collis Klub – und er hilft ihnen im Gegenzug, sich im Berufsleben zurechtzufinden, er hilft, Bewerbungen zu schreiben, und lässt Beziehungen bei der Jobsuche spielen. Der 33-jährige Jaggy lässt sich zum Fitnesslehrer ausbilden, Da Silva ging in die Versicherungsbranche. Nur einige junge Spieler versuchen, mit wenig Geld und einem Spesenvertrag als Profis zu überleben. Sie hoffen auf die Zukunftschance, wie sie frühere Rapperswiler Spieler wie Josip Drmic beim FCZ oder Florian Kamberi bei GC bekamen. Der frühere GC-Sportchef Mathias Walther arbeitet in Rapperswil mit einem 30-Prozent-Pensum als Technischer Leiter, der Trainer Urs Wolfensberger ist festangestellt. Und es gibt auch jene, die einen anderen Weg gehen – vom Sportplatz in Delli Collis Betrieb. Harry Rogenmoser arbeitete nach der Karriere als Geschäftsführer einige Zeit bei Dieci. Er hatte vorher 14 Jahre lang Profi-Eishockey gespielt. 2016-08-13 00:00 Flurin Clalüna www.nzz.ch 89 /100 Alain Claude Sulzer: schweige Warum ich manchmal lieber Spricht jemand im privaten Kreis über Dinge, von denen er nichts oder nur wenig versteht, macht sich Gleichgültigkeit oder Missmut auf den Gesichtern jener breit, die zum Zuhören genötigt werden. Da es als unfein gilt, Leute, die gerade in Fahrt sind, zu unterbrechen oder gar zum Schweigen zu bringen, lässt man sie reden und übt sich im Abschalten. Irgendwann werden auch ihre Worte versiegen. Die Öffentlichkeit hingegen kann von Ratschlägen, Debatten und Meinungen nicht genug kriegen, egal, ob die, die sie verbreiten, von der behandelten Materie etwas verstehen oder nicht. Und keine Meinung wird hierzulande öfters eingefordert als die des Autors, des Mannes oder der Frau des Worts also, des Klügeren, der niemals nachgibt, des weisen Wissenden, Hypersensiblen, der kraft seiner Sprachgewalt vom höchsten Turm herab prophetengleich unangenehme Wahrheiten verkündet, die nur er kennt und die niemand hören will – abgesehen von jenen eben, die regelmässig an ihn appellieren, seine Stimme zu erheben. Aber wehe den Autoren, wenn der Ruf, der an sie ergeht, nicht gehört wird. Ich glaube den Bittstellern – es sind meist Feuilletonisten – kein Wort. Ich halte sie für Heuchler. Ich glaube ihnen nicht, dass sie sich von Schriftstellern allen Ernstes mehr Einblick in die Wirtschafts-, Geld-, Finanz- oder Gesellschaftspolitik erhoffen und versprechen als etwa von ihrer klugen Ehefrau oder dem Nachbarn, der zehn Stunden täglich im OP steht und Menschenleben rettet oder Hüftgelenke repariert. Wer mit einem Autor beim Wein zusammensitzt, bittet ihn unter vier Augen erfahrungsgemäss nicht um seine Meinung zu anstehenden Krisen, warum aber in der Öffentlichkeit? Welche historische Erfahrung könnte ihn gelehrt haben, dem Dichter als öffentlicher Person mehr zu vertrauen und mehr zuzutrauen als sich selbst sowie all jenen, die sich tagtäglich berufshalber an der Weltlage abrackern? Glaubt er allen Ernstes, durch den Autor spreche eine höhere Macht, ein Weltwissen, Weltgewissen? Natürlich ist ihnen klar, dass der Autor nicht mehr weiss als sie selbst und nur selten klüger ist als sie. Ist er es einmal doch, wird er sich schon zu Wort melden. Wie es Carl Spitteler im Dezember 1914 tat, als er seine Rede «Unser Schweizer Standpunkt» hielt, die er sich und die man ihm freilich regelrecht hatte abringen müssen. Meines Wissens war Spitteler der einzige Schweizer Schriftsteller, der durch Worte jemals nachhaltig den Zustand der Eidgenossenschaft beeinflusst hat, nicht etwa Max Frisch, auf den sich die Appellanten bei ihren Forderungen gebetsmühlenartig berufen. Im Gegensatz zu Spitteler hat Frisch weniger die Schweiz als vielmehr den Typus des kritisch-engagierten Autors schweizerischer Eigenart geprägt. Der Autor bringt also nur in seltenen Fällen Heil. Gewöhnlich wiederholt er lediglich das Fazit seiner Lektüren und bündelt Auffassungen, die er mit anderen teilt. Und dennoch fällt es manchen schwer, «Autoren als solche» nicht immer wieder kategorisch oder ultimativ dazu aufzufordern, etwas «zu sagen» oder «zu tun». Während Herman Melvilles Schreiber Bartleby seinen Arbeitgeber stets mit den Worten «I would prefer not to» («Ich möchte lieber nicht») beschied, versetzt dieselbe Antwort eines Autors – oder sein Schweigen – das Feuilleton in erhöhte Alarmbereitschaft. Es folgen die mit erhobenem Zeigefinger vorgebrachten Ermahnungen, sich endlich zu «verhalten», als ob der Autor über die Wahl seiner Meinungsäusserungen nicht ebenso entscheiden dürfte oder könnte wie über die seiner literarischen Themen. Das Feuilleton neigt dazu, partielle Ignoranz zu verzeihen, wie es kürzlich geschah, als Elfriede Jelinek etwas nonchalant (was man einem Politiker oder einem Journalisten nicht durchgehen liesse) von der Untätigkeit u. a. des PEN bezüglich inhaftierter türkischer Schriftsteller sprach. Hingegen würde sich das Feuilleton jede ahnungslose Einmischung von Sportlern, Politikern, Ärzten in die inneren Angelegenheiten der Kulturschaffenden vehement und mit Recht verbitten. Wer aber von Autoren unablässig Unterschriften, Stellungnahmen und Botschaften zur Lage der Nation erbittet, sollte folgerichtig auch dazu aufrufen, dass sich Gewerkschaftsvertreter doch bitte schön zu «Meistersinger»-Aufführungen äussern möchten, die vereinigten Barbesitzer zum Schweizer «Literaturclub» und die Stahlindustrie zu Richard Serras Gesamtwerk. Oder aber schweigen wie jene, die sich erst äussern, wenn sie etwas zu sagen haben. 2016-08-13 00:00 Alain Claude www.nzz.ch 90 /100 Geschäfte mit Golfstaaten: Noch immer reich genug für die Schweiz In Zürich, Interlaken oder in Genf flanieren sie gegenwärtig in grosser Zahl, Touristen aus den Golfstaaten. Befürchtungen, dass diese in den vergangenen Jahren stark gewachsene Gästegruppe wegen des deutlich gefallenen Erdölpreises wegbleiben könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Schweiz Tourismus spricht im Gegenteil von einem gut laufenden Geschäft mit Reisenden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Kuwait oder Saudiarabien. Doch für Unternehmen, die in der Golfregion selbst auf Umsatz hoffen, bietet sich ein gemischtes Bild. Die fortgesetzte Baisse an den Erdölmärkten hinterlässt sehr wohl Spuren, auch wenn die Folgen nicht so dramatisch ausgefallen sind wie während der Krise 2008 und 2009. Damals waren überhitzte Immobilienpreise in Dubai um über 50% eingebrochen, und die Machthaber der Stadt mussten um finanzielle Hilfe im Nachbaremirat Abu Dhabi ersuchen. Wegen der markant gesunkenen Einnahmen aus dem Erdölgeschäft sei in der Golfregion generell weniger Geld vorhanden, sagt der Unternehmensberater Urs Stirnimann. Der Schweizer, der seit 12 Jahren in Dubai lebt und dort unter anderem als Vizepräsident der Handelskammer Swiss Business Council wirkt, stellt fest, dass die Dienstleistungen vieler lokaler Beratungsunternehmen weniger nachgefragt werden, weil es an expansionswilligen Kunden fehlt. Damit einher geht ein Stellenabbau. Dieser betrifft jedoch primär Ausländer, die in den VAE 90% der Bevölkerung stellen. Einheimische sind zum Grossteil beim Staat beschäftigt und werden von Restrukturierungen verschont. Das erklärt, weshalb es sich viele Bürger der VAE oder Saudiarabiens auch diesen Sommer leisten können, der grossen Hitze in der Heimat zu entrinnen und in die Schweiz zu reisen. Hinzu kommt, dass Fluggesellschaften aus Golfstaaten wie Emirates und Etihad Airways inzwischen Direktverbindungen in grosser Zahl nach Zürich, Genf und in zahlreiche weitere europäische Städte anbieten. Die Preise sind wegen des grossen Angebots attraktiv. Ende 2013 hatte der Immobilienmarkt von Dubai nochmals einen starken Aufschwung erlebt. Der Grund dafür war die Erwartung, dass die Vergabe der Weltausstellung Expo einen weiteren Bauboom auslösen würde. Obschon das geplante Ausstellungsgelände das zweitgrösste nach Schanghai werden soll, kamen viele Investoren bald zur Einsicht, dass die Impulse wohl doch nicht so stark wie ursprünglich erhofft ausfallen dürften. Seither haben die Immobilienpreise um rund 20% nachgegeben. Eine Erholung ist vorläufig nicht in Sicht. Der in Rapperswil-Jona ansässige Konzern Geberit, der zu den weltgrössten Anbietern von Produkten für den Sanitärbereich gehört, erwartet für die gesamten Golfstaaten 2016 «eine schwache Bauindustrie». Über Projektverzögerungen beklagte sich bereits im vergangenen Jahr die Firma Schweiter aus Horgen, die Fassadenelemente herstellt. Jüngst konnten jedoch, wie Finanzchef Martin Klöti ausführt, einige Aufträge doch noch abgewickelt werden. Schweiter profitiert dabei von einem Spezialeffekt. Die mit einem Kern aus Kunststoff versehenen Aluminiumplatten des Unternehmens haben in Sachen Feuerfestigkeit einen besseren Ruf als die Produkte gewisser asiatischer Konkurrenten. Dem Brandschutz wird, nachdem Feuerkatastrophen immer wieder Menschenleben gefordert haben, von Regierungen sowohl im Nahen als auch im Fernen Osten eine höhere Priorität eingeräumt. Firmen, die wie der Winterthurer Pumpenhersteller Sulzer die Erdölbranche beliefern, leiden weltweit unter der schwachen Verfassung dieses Sektors. Interessant zu beobachten wird sein, ob es grossen Förderländern wie Saudiarabien gelingt, zusätzliche Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette aufzubauen. Die einheimische saudische Bevölkerung ist deutlich grösser als jene in den VAE, weswegen der Staat unmöglich in der Lage ist, sämtlichen Bürgern einen Arbeitsplatz anzubieten. Zudem ist die Diversifikation der Wirtschaft deutlich weniger fortgeschritten als etwa in Dubai, wo neben einem nach wie vor prosperierenden Tourismusund Handelssektor inzwischen auch ein gewichtiger Finanzplatz besteht. 2016-08-13 00:00 Dominik Feldges www.nzz.ch 91 /100 Pensionssysteme: Die Renten sind nicht sicher Rente mit 70 – was heute für Gewerkschafter als Schreckensszenario gilt, war bei den ersten Sozialversicherungsgesetzen die Regel. Als der deutsche Reichstag im Juni 1889 das «Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz» verabschiedete, wurde als Start für Rentenzahlungen das Erreichen des 70. Lebensjahres bei gleichzeitig mindestens 30 Beitragsjahren vorausgesetzt. Erst 1916 wurde das gesetzliche Rentenalter in Deutschland auf 65 Jahre gesenkt. Die Leistungen im Vergleich mit den Löhnen fielen damals relativ gering aus. Wie es in einer Broschüre der deutschen Rentenversicherung heisst, hatte ein Arbeiter, der damals jährlich zwischen 550 und 850 Mark verdiente, nach 30 Beitragsjahren einen Anspruch auf eine Altersrente von 162 Mark im Jahr. Seit der Einführung der ersten Sozialversicherungen sind in den westlichen Industrieländern die Leistungen und die Ansprüche der Bürger stark gestiegen. Viele halten heute eine «dritte Lebensphase» mit komfortabler, sicherer Rente für eine Art Grundrecht. Das ist sie nicht – denn mittelfristig wird sich immer deutlicher zeigen, dass die Pensionssysteme vieler Industrieländer aus dem Gleichgewicht geraten sind. Während die Lebenserwartung der Bürger in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen ist, haben Staaten, Unternehmen und Privatpersonen nicht genug auf die Seite gelegt, um die Verpflichtungen zu erfüllen. In den staatlichen Rentensystemen von 20 OECD-Ländern fehlen insgesamt 78 000 Milliarden Dollar, wie die US-Bank Citigroup errechnet haben will. Löcher bzw. Unterdeckungen haben auch die Pensionspläne vieler Unternehmen. Eine wichtige Ursache hierfür sind die ultraniedrigen bis negativen Zinsen an den Kapitalmärkten, die auch die private Vorsorge für das Alter erschweren. Als Folge dürften vielen Bürgern erhebliche Anpassungen beim Lebensstandard im Alter bevorstehen. Einigen westlichen Ländern droht eine schleichende «Pensions-Krise». Einer der Gründe für diese Entwicklung ist, dass das für die Rente angesparte Vermögen heute viel länger ausreichen muss als früher. Erreichten in den Anfängen der Sozialversicherungen nur wenige Bürger überhaupt das gesetzliche Rentenalter, so betrug die verbleibende Lebenserwartung in der Periode 2012 bis 2014 für 65-jährige Frauen in Deutschland 20,9, für gleichaltrige Männer 17,7 Jahre. In der Schweiz waren es im vergangenen Jahr sogar 22,2 bzw. 19,2 Jahre. Diese Entwicklung, so erfreulich sie ist, macht die Finanzierung der Renten immer schwieriger. Der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung der EU-Staaten ist im Zeitraum 1970 bis 2013 schliesslich von 11,5 Prozent auf 18,4 Prozent gestiegen, wie eine Zeitreihe der OECD zeigt. Die Citigroup-Studie prognostiziert für Europa bis 2050 einen weiteren Anstieg auf 26 Prozent – mehr als jeder Vierte wird dann also in Rente sein. Die demografische Entwicklung sowie die rückläufigen Geburtenraten in Industrieländern verlangen nach weitreichenden Reformen, vor allem nach einem höheren Rentenalter. Letzteres haben mittlerweile immerhin einige Industrieländer aus dem Kreis der OECD beschlossen. Trotzdem gehen die Rentenreformen oft nicht weit genug, wie sich auch am Beispiel der Schweiz zeigt. Politiker verschieben die Probleme gerne zulasten jüngerer und künftiger Generationen in die Zukunft. Dies hat in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Ländern zu einer immer grösseren Umverteilung von Jung zu Alt in den Rentensystemen geführt. In den kommenden Jahrzehnten dürfte sich diese noch verschärfen, denn in den Renten-, Pflege- und Gesundheitssystemen ist mit deutlich höheren Ausgaben zu rechnen. Der Luzerner Wirtschaftsprofessor Christoph Schaltegger geht für die OECD-Staaten bis 2050 im Durchschnitt von einem zusätzlichen Ausgabendruck von rund 10 Prozentpunkten des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Diese künftigen Staatsausgaben sind zumeist nicht gedeckt. Laut Berechnungen der Citigroup beträgt alleine das Niveau nicht finanzierter staatlicher Pensionsverpflichtungen in den OECDLändern im Durchschnitt 190 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Der amerikanische Wissenschafter Laurence Kotlikoff hat deshalb die sozialen Sicherungssysteme vieler westlicher Industrieländer als «Schneeballsysteme» im Stile des Finanzbetrügers Bernard Madoff bezeichnet. Als wäre dies nicht genug, sorgt zusätzlich die berufliche Vorsorge für Probleme. Zu den Ländern, in denen es neben der staatlichen Altersvorsorge eine kapitalgedeckte «zweite Säule» gibt, gehören unter anderem die USA, Grossbritannien, die Niederlande, Australien, Kanada und natürlich die Schweiz. Grundsätzlich ist es sehr zu begrüssen, dass diese Länder die Altersvorsorge ihrer Bürger auf mehrere Säulen abstützen und sich so etwas gegen die demografische Alterung der Gesellschaft wappnen. Die Vorsorgeeinrichtungen und Lebensversicherungen leiden aber immer stärker unter den extrem niedrigen bis negativen Zinsen. Es wird zusehends schwieriger, die für die Erfüllung der Verpflichtungen nötigen Renditen zu erwirtschaften. Während die Zentralbanken also mit ihrer Geldpolitik marode Banken am Leben halten und es hochverschuldeten Staaten ermöglichen, weiter günstig Geld aufzunehmen, werden die Bürger indirekt über entgangene Erträge zur Kasse gebeten. Zudem treibt die Geldschwemme die Vorsorgeeinrichtungen und Lebensversicherungen in immer riskantere Anlagen. Dadurch sind sie den Schwankungen an den Finanzmärkten noch stärker ausgeliefert. In den kommenden Jahren könnte sich die Lage weiter zuspitzen, denn in der internationalen Schuldenkrise ist keine Lösung in Sicht. In vielen Industrieländern lahmt das Wirtschaftswachstum, und die Schuldenberge wachsen weiter. Es spricht also viel dafür, dass die Zentralbanken die Leitzinsen auch in den kommenden Jahren sehr niedrig halten oder gar weiter in negatives Zins-Terrain vorstossen. Aufgrund dieser Aussichten, aber auch wegen des Drucks von Finanzanalytikern und Rating-Agenturen ändern viele Unternehmen Pensionspläne zum Nachteil ihrer Versicherten und übertragen ihnen die Risiken der Vermögensanlage. Ausserdem geben neue Rechnungslegungsstandards den Unternehmen Anreize, dies zu tun. Andere Arbeitgeber lösen sogar ihre Vorsorgeeinrichtungen auf und schliessen diese Sammeleinrichtungen oder Verbands-Pensionskassen an. Was ist also zu tun? Den Bürgern bleibt wohl wenig anderes übrig, als sich nicht zu stark auf Staat und Arbeitgeber zu verlassen und – wenn möglich – ihre private Vorsorge zu verstärken. Wollen sie den gewünschten Lebensstandard im Alter erreichen, müssen sie mehr Geld auf die hohe Kante legen. Die Politik darf derweil bei der Lage der Rentensysteme nicht länger die Augen vor der Realität verschliessen. Jene sind auf stabilen Grund zu setzen, auch wenn die dafür nötigen Reformen nicht schmerzfrei vonstattengehen werden. Um die Einnahmen und Ausgaben der Systeme ins Gleichgewicht zu bringen, taugen nur drei altbekannte Mittel: Leistungskürzungen, höhere Rentenbeiträge oder eine längere Lebensarbeitszeit bzw. ein höheres Rentenalter. Auch die Einführung von Schuldenbremsen in den sozialen Sicherungssystemen wäre sinnvoll. Zudem gilt es, in der kapitalgedeckten beruflichen Vorsorge – beispielsweise in der Schweiz – Augenmass zu wahren. Legitime Leistungsziele dürfen nicht mit unrealistischen Vorgaben zum Umwandlungssatz und Mindestzinssatz vermengt werden. Als erster Schritt kommt die Politik nicht umhin, den Bürgern endlich reinen Wein über die verdeckten Staatsschulden und die kolossale Unterfinanzierung der Rentensysteme einzuschenken. 2016-08-13 00:00 Michael Ferber www.nzz.ch 92 /100 Franz Kafkas Nachlass: Epischer Streit findet ein Ende In dem langjährigen Prozess um den Nachlass von Max Brod, der auch bedeutende Handschriften Kafkas enthält, ist es zu einer abschliessenden Entscheidung gekommen. Das Oberste Gericht Israels bestätigt die Entscheide der vorherigen Instanzen. Der Nachlass soll an die Hebräische Nationalbibliothek gehen und nicht im Privatbesitz der Erbinnen von Brods Sekretärin Ilse Ester Hoffe bleiben. Damit kann dieser bedeutende Nachlass endlich der Forschung zugänglich gemacht werden. Seit acht Jahren verfolgt die literarisch interessierte Weltöffentlichkeit diese Auseinandersetzung um den Nachlass von Max Brod. Der kinderlos gebliebene Max Brod, dessen Frau bereits 1942 gestorben war, hatte seiner Sekretärin Ilse Ester Hoffe zu Lebzeiten die in seinem Besitz befindlichen Kafka-Handschriften geschenkt. Darunter befanden sich Briefe wie auch die Manuskripte von Kafkas «Process», «Beschreibung eines Kampfes» und «Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande». Formal erfolgte die Schenkung ein erstes Mal 1947 sowie bekräftigend ein zweites Mal 1952, wobei Brod auf den entsprechenden Mappen mit Datum und Unterschrift notierte: «Dies ist Eigentum von Ester Hoffe», während die Beschenkte quittierte: «Ich nehme diese Schenkungen an.» In seinem Testament von 1961 ging Brod noch weiter, indem er Hoffe sein gesamtes Vermögen wie auch seinen «gesamten literarischen Nachlass» vererbte, einschliesslich der KafkaManuskripte, wobei sie Testamentsvollstreckerin, Nachlassverwalterin und Alleinerbin werden sollte. Entscheidend ist in dem Testament der Paragraf 11 zu Kafkas Handschriften, der zudem die künftigen Erben der Erbin, Hoffes Töchter, nennt: «Auch dieser Teil meines Nachlasses soll auf Frau Ilse Ester Hoffe übergehen. Sie soll aber verpflichtet sein, Vorsorge zu treffen, dass nach ihrem Tode ihren Erben [. . .] zwar die materiellen Rechte und Ansprüche (Honorare, Tantièmen und so weiter) weiterhin zustehen sollen, dass aber die [. . .] Manuskripte, Briefe und sonstigen Papiere und Urkunden der Bibliothek der Hebräischen Universität Jerusalem oder der Städtischen Bibliothek Tel Aviv oder einem anderen öffentlichen Archiv im Inland oder Ausland zur Aufbewahrung übergeben werden sollen, [. . .] falls Frau Ilse Ester Hoffe zu ihren Lebzeiten nicht anderweitig über sie verfügt hat.» Auf den ersten Blick scheint der juristisch ausgebildete Brod damit hinreichend geklärt zu haben, was mit seinem Nachlass geschehen sollte. Nach Brods Tod im Jahr 1968 liess sich Ilse Ester Hoffe diesen Sachverhalt 1974 zudem juristisch bestätigen, um kurz darauf damit zu beginnen, Teile des Geschenkten zum Verkauf anzubieten, zuerst Kafkas Briefe an Brod, dann die «Beschreibung eines Kampfes», sodann das Manuskript der «Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande» und zuletzt das «Process»-Manuskript, welches das Deutsche Literaturarchiv in Marbach 1988 für 3,5 Millionen Mark ersteigerte. Eine generelle Regelung für den Nachlass von Brod sowie die restlichen Kafka-Manuskripte, wie sie Brods Testament eigentlich vorgesehen hatte, traf sie damit nicht. Sie schöpfte vielmehr den letzten Passus von Brods Testament aus: «[. . .] falls Frau Ilse Ester Hoffe zu ihren Lebzeiten nicht anderweitig über sie verfügt hat». Ins Rollen kam der Prozess mit dem Tod von Hoffe, die am 2. September 2007 im Alter von 101 Jahren verstarb. Denn damit sollte diese bedeutende Hinterlassenschaft an ihre Töchter Eva Hoffe und Ruth Wiesler (Letztere ist 2012 verstorben) vererbt werden. Auf der einen Seite des Konflikts standen damit die Hoffe-Töchter, die beanspruchten, den Brod-Nachlass sowie die darin enthaltenen Kafka-Manuskripte qua Erbschaft rechtmässig zu besitzen und damit auch weiterhin veräussern zu können. Auf der anderen Seite stand die Hebräische Nationalbibliothek in Jerusalem, die aufgrund der Formulierung in Brods Testament Anspruch auf diesen Nachlass erhoben hatte. Zwei gerichtliche Instanzen schützten diesen Anspruch, und nun bestätigte auch das Oberste Gericht diesen Sachverhalt. Dieser Ausgang mag angesichts von Brods Vorkehrungen überraschen. Er rückt die Argumentation der gerichtlichen Instanzen in den Vordergrund. Kurz zusammengefasst: Brods Schenkung an seine Sekretärin erklären sie als ungültig, und das Testament (zumal den Paragrafen 11) interpretieren sie gegen diese und für die Nationalbibliothek. Diese Argumentation ist teils juristisch, teils aber auch moralisch und insofern historisch. Juristisch wird die Schenkung mit dem Hinweis auf das damals geltende osmanische Recht zurückgewiesen. Gemäss diesem ist eine Schenkung erst dann gültig, wenn sie vom Beschenkten vollauf angenommen wird. Dies geschah gemäss der Argumentation des Gerichts nicht, da Brod sich so verhielt, als gehörten die Kafka-Manuskripte nach wie vor ihm. Das Testament wiederum wird zugunsten der Nationalbibliothek ausgelegt, indem betont wird, dass Brod ausdrücklich vorgesehen habe, dass Hoffe diesen Nachlass einem Archiv übergeben soll. Der recht kurz ausgefallene Entscheid des Obersten Gerichts bestätigt nur diese beiden Kernargumente der vorangehenden Instanzen und enthält juristisch kaum Neues. Man muss sich spätestens angesichts dessen fragen, weshalb das Oberste Gericht diesen Fall überhaupt angenommen hat, denn üblich ist das keineswegs, vielmehr höchst begründungsbedürftig. Tatsächlich liegt der Akzent offensichtlich nicht auf der juristischen Argumentation, sondern vielmehr in der moralischen und historischen Bedeutung, die dem Fall zugesprochen wird. Dass das Oberste Gericht unter der Leitung des Richters Eljakim Rubinstein, einer nationalen Grösse in Israel (er war u. a. an der Entstehung des Camp-DavidAbkommens beteiligt), den Fall überhaupt angenommen hatte, dokumentiert vor allem dessen übergeordnete nationale und internationale Bedeutung. Die moralische Dimension zeigt sich u. a. in der Art und Weise, wie Brod und Hoffe einander gegenübergestellt werden: Brod ist der selbstlose Retter von Kafkas Manuskripten, der sie zuletzt 1939 vor dem Zugriff der Nazis aus Prag rettete und nach Tel Aviv brachte (wobei die Kafka-Manuskripte selbst seit dem Sechstagekrieg physisch in einem Banksafe der UBS an der Zürcher Bahnhofstrasse liegen, in Hoffes Wohnung in Tel Aviv wiederum «nur» das BrodArchiv). Hoffe dagegen wird in den Gerichtsurteilen scharf kritisiert als die Nutzniesserin dieser Situation, die sich reich beschenken liess, nur um das Erhaltene den Höchstbietenden ins Ausland und dazu noch nach Deutschland zu verkaufen. Dabei wird auch eine historische Dimension angesprochen: Das aus Nazi-Deutschland Gerettete wurde von Hoffe in jenes Land übergeführt, nach dessen Willen Kafka – wie seine drei Schwestern – ermordet worden wäre, wenn er nicht schon 1924 gestorben wäre. Das Oberste Gericht argumentiert zwar etwas nüchterner als das Bezirksgericht von 2015, das die Zeit gekommen sah, «ein schreiendes Unrecht zu korrigieren». Wenn es aber der juristischen Argumentation kaum etwas hinzufügt und eingesteht, dass diese wie die Deutung von Brods Testament wesentlich eine Frage der Interpretation sei, so wird die moralische Ebene umso weniger verhandelbar. Das zeigt sich etwa daran, dass Richter Rubinstein, der seinerseits als religiös gilt, mit dem Talmud argumentiert, wo es um das Grundprinzip geht, den «Willen des Verstorbenen» zu befolgen. Gemäss der wiederum juristischen Auslegung des Urteils bedeutet dies aber, dass Brods Wille darin bestand, dass Hoffe die Manuskripte der Hebräischen Nationalbibliothek übergibt. Unbeantwortet bleibt dabei freilich die Frage, weshalb Brod das nicht selber getan hat. Zuletzt wird in dem Urteil dann auch die Nationalbibliothek in die Verantwortung genommen: Es obliege nun dieser, vor allem die noch unbekannten Brod-Manuskripte so bald und so umfassend wie möglich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was die Bibliothek auf ihrer Homepage auch zu tun verspricht. Davor freilich müssen die im Zürcher Banksafe und in Hoffes Wohnung in Tel Aviv liegenden Manuskripte erst eingeholt sowie archivalisch erfasst werden. All das dürfte noch dauern und durchaus neues Konfliktpotenzial haben, nicht zuletzt im Verhältnis zum Marbacher Literaturarchiv, das mit dem «Process»-Manuskript den wichtigsten Teil aus diesem Nachlass erworben hatte. In einer Erklärung gratuliert Marbach der Hebräischen Nationalbibliothek zu dem juristischen Erfolg. Es ist zu hoffen, dass ihr Besitz aus dem umstrittenen Nachlass nicht Gegenstand neuer Auseinandersetzungen wird. 2016-08-13 00:00 Andreas Kilcher www.nzz.ch 93 /100 Premier League: Zarte Londoner Hoffnungen Der Arsenal-Trainer Arsène Wenger zeigte sich in den letzten Tagen in nachdenklicher Stimmung. Er fürchte sich vor dem Ruhestand, sagte er. Und: Was im nächsten Sommer geschehe, hänge weitgehend vom Abschneiden seiner Mannschaft in der Saison 2016/17 ab. Der Grund für das Grübeln des dienstältesten Trainers in der Premier League ist klar: Im Juni 2017 läuft sein Vertrag in Highbury nach 21 Jahren aus. So wie das Lager der «Arsène out»-Supporter etwa gleich gross ist wie das der «Stay»Vertreter, steht seine Zukunft auf Messers Schneide. Eine erneut enttäuschende Kampagne dürfte den «Wenxit» besiegeln. Aber der Titelkampf wird sich in dieser Saison besonders umkämpft gestalten. Die anderen Spitzenklubs haben mächtig aufgerüstet; unter anderem auch das von Jürgen Klopp trainierte Liverpool – am Sonntag der erste Gegner Arsenals. Arsenal hat die letzte Saison auf Rang zwei beendet – das beste Resultat seit 2005. Und doch zeigten sich viele Supporter enttäuscht: Mit einer kühneren Personalpolitik wäre angesichts der Schwächen der Konkurrenz mehr möglich gewesen, meinen sie. Wieder muss sich Wenger die gleichen Vorwürfe gefallen lassen wie in den Jahren zuvor: Obwohl die Finanzlage kaum besser sein könnte, hat er im Transfermarkt abermals zurückhaltend agiert. Der Schweizer Granit Xhaka, für 34 Millionen Pfund von Mönchengladbach geholt, gehört zwar zu den teuersten Transfers des Sommers und gilt nach seinen vielbeachteten Auftritten bei der Euro 2016 als neuer Hoffnungsträger. Doch die anderen zwei Zuzüge – der 21-jährige japanische Stürmer Takuma Asamo und der vom Drittligisten Bolton erworbene Verteidiger Rob Holding – sind fast unbeschriebene Blätter. Neben der Einkaufsorgie der Widersacher Manchester United (Kostenpunkt: 144,3 Millionen Pfund) und City (151,75 Millionen) beispielsweise nimmt sich Wengers Warenkorb karg aus. Der Coach bezeichnete das finanzielle Säbelrasseln der Konkurrenz als «verrückt»: «Die Premier League ist kein Finanzwettbewerb», sagte er, «es ist ein Leistungswettbewerb. Und wir sind durchaus konkurrenzfähig.» Sollte sich diese Einschätzung als unzutreffend erweisen – es könnte das Ende einer imposanten Ära bedeuten. Ganz anders präsentiert sich die Situation bei Chelsea. Dort führt der erst im Sommer eingestellte Italiener Antonio Conte die Geschicke. Die Ausgangslage wirkt ähnlich wie bei seiner Ankunft bei Juventus Turin im Jahr 2011. Der Haussegen hing schief, und man hatte sich für keinen europäischen Wettbewerb qualifizieren können. Und doch führte Conte Juventus in der ersten Saison zum Titel. Auch bei Chelsea liegt einiges im Argen. Nach der unerklärlichen Implosion unter José Mourinho und der legeren Interimsführung von Guus Hiddink beendeten die Blues die Saison auf dem kläglichen zehnten Rang. Niemand erwartet, dass es Conte gelingen wird, Spieler wie Eden Hazard, Cesc Fabregas oder gar Loic Rémy aus ihrem profunden Formtief direkt zu neuer Glorie zu führen. Der Italiener wird mindestens eine Saison Zeit zur Akklimatisation haben. Als eine der ersten Amtshandlungen hat Conte Pizza und Ketchup verboten, und das rigorose Fitnesstraining soll noch brachialer geworden sein. Die Arbeit geht Conte nicht aus: Die Zugänge Michy Batshuayi und N'Golo Kanté müssen integriert werden, und als neues Spielsystem will Conte ein 4-2-4 durchsetzen. Insgeheim hoffen aber nicht nur die Supporter, sondern auch Conte selber, dass sich seine Geschichte wiederholt: «Das Fehlen von Champions-League-Fussball war bei Juventus ein Vorteil, und es wird auch hier ein Vorteil sein», sagte er. 2016-08-13 00:00 Hanspeter Künzler www.nzz.ch 94 /100 Neue Intendanz am Luzerner Theater: «Es geht nicht länger um Frontalunterricht» Es ist ein strahlender Sommertag im vibrierenden Berliner Stadtteil Mitte. Ein Café reiht sich an das nächste, und die Menschen drängen mit ihren Ingwer-Tees und Smoothies von den gut gefüllten Terrassen bis auf die Strasse. Benedikt von Peter wohnt um die Ecke und kommt rasch auf ein Sandwich vorbei. Eigentlich steckt er mitten im Umzug, wirkt aber dennoch blendend gelaunt und voller Energie. In ein paar Tagen geht es nach Luzern, wo der Stiftungsbeirat des Theaters, Kurt W. Meyer, den frisch gekürten Intendanten als den Mann präsentierte, «der uns glücklich macht». Die Vorfreude steht Benedikt von Peter ins Gesicht geschrieben: Will er die Luzerner also glücklich machen? «Ja, klar», sagt er lachend und erzählt, wie es zu dieser Berufung gekommen ist – obwohl er sich nie um die Position beworben hatte. Die Regisseurin Tatjana Gürbaca hatte von Peter im Hinblick auf das Projekt der Salle Modulable empfohlen, weil sie wusste, dass er zumeist sehr raumbezogen arbeitet. Der Brief, der dann von Luzern nach Bremen ging, lag jedoch volle zwei Monate ungeöffnet auf dem – falschen – Schreibtisch. Als von Peter ihn entdeckte, sei er sofort runtergefahren und habe gedacht: «Das machst du auf jeden Fall», erzählt er, während wir uns mit Getränken und Sandwich den Weg zu einem kleinen Mäuerchen am Strassenrand bahnen, das noch nicht besetzt ist. Natürlich lockt ihn die Aussicht auf den Bau der Salle Modulable ungemein. «Aber ich habe mich nicht nur deswegen sofort für diese Position entschieden», beteuert er. Vielmehr sei es das Stadttheater-Modell, das ihn schon seit langem reize. «Ich finde», erzählt er zwischen zwei hastigen Bissen, «dass die Stadttheater als kulturelle Grundversorger seismografisch viel näher dran sind. Man ist enger in Kontakt mit den Mitarbeitern und den Zuschauern.» Dreispartenhäuser seien ausserdem viel lebendiger. Das konnte er in den vergangenen vier Jahren als künstlerischer Leiter des Musiktheaters am Theater Bremen erfahren. Bis dahin war von Peter als junge Regie-Entdeckung herumgereicht worden: von Heidelberg an die grossen Häuser in Berlin, nach Frankfurt, Hamburg, Hannover und Basel. Der Hype, der um ihn gemacht wurde, hatte auch seine Schattenseite. In einer Zeit, in der man die eigenen Mittel erst noch finden müsse, sei es «nicht ideal» gewesen, sich jedes Mal auf neue Kontexte, andere Häuser und ein anderes Publikum einstellen zu müssen – von manchen Intendanten, die sich anschickten, seine Arbeiten von Jahr zu Jahr durch immer mehr Vorgaben und Verbote einzuschränken, ganz zu schweigen. «Das war kein angstfreier Raum», konstatiert von Peter rückblickend. Für die verantwortlichen Intendanten, möchte man hinzufügen, war es das womöglich auch nicht. Denn während man sich an die Provokationen des sogenannten Regietheaters längst gewöhnt hat, fordern von Peters Inszenierungen Publikum und Opernbetrieb in einer ganz neuen, durchaus extremen Weise heraus. Sie brechen mit der traditionellen Hierarchie zwischen Bühne und Zuschauerraum, experimentieren mit neuen Raumkonzeptionen und rücken dem Publikum bisweilen mit geradezu physischer Intensität nahe. In von Peters preisgekrönter Inszenierung von Luigi Nonos «Intolleranza 1960» sass das Publikum auf der Bühne, und die Musiker balancierten auf den Beleuchtungsgerüsten. Seine «Traviata» zeigte die gesamte Opernhandlung als inneren Monolog der Violetta, die als einzige Figur auf der Bühne zu sehen war. Alle weiteren Sänger agierten aus dem Off wie Stimmen in Violettas Kopf. Mozarts «Entführung aus dem Serail» hat von Peter in Bremen mit den afrikanischen Beats einer Performance-Gruppe konfrontiert. Und für seine «Aida» in Berlin baute er den Saal der Deutschen Oper zu einer Art Klangpyramide um. Auf ihrer Spitze ertönte vom Balkon herab die Stimme des ägyptischen Königs, weitere Solisten waren auf den Seitenrängen positioniert, und ein Teil des Chores sang aus der Mitte des Publikums, verteilt auf einzelne Plätze in den Sitzreihen des Parketts. Das ergab einen aufrüttelnden, an manchen Stellen gar verstörenden Effekt. Die Chorpassagen ertönten wie aus dem eigenen Inneren heraus. «Eine Produktion wie diese ‹Aida› ist wie eine Waschanlage für den Betrieb des gesamten Hauses», schwärmt von Peter. «Alle Abteilungen müssen sich umstellen. Das ist sozial gesehen für mich der Kern von Theaterarbeit: nicht in Routine zu ersticken.» Natürlich lockt ihn die Aussicht auf den Bau der Salle Modulable. Aber Benedikt von Peter hat sich auch deshalb für das Luzerner Theater entschieden, weil er an das Stadttheater glaubt. Und wo bleiben die Werke, wo das Publikum, wenn er in Luzern den Theater-Waschgang einschaltet? «Der leitende Gedanke ist es, Text und Musik aus der Zentralperspektive zu befreien», erklärt von Peter das Spielzeit-Motto «Neue Räume». Es gehe nicht länger um Frontalunterricht aus der Position einer Deutungshoheit heraus, wie sie bis heute unhinterfragt von den Regisseuren in Anspruch genommen werde. Zuschauer, Text und Musik sollen sich vielmehr auf Augenhöhe begegnen: «Der Zuschauer darf viel mehr.» Aufgabe des Theaters sei es, das Fühlen und das Denken wieder zu verbinden. «Die Zeiten, in denen man sich nur auf den literarischen und musikalischen Kanon verlassen kann», seien vorbei. Das Theater müsse auch wieder zu einem Ort der «Vergemeinschaftung, des sozialen Erlebens» werden, offener und partizipativer als üblich. In der Luzerner Viscosistadt, dem ehemaligen Industriegebiet, das nun umgenutzt wird, wird von Peter Verdis «Rigoletto» inszenieren. Das Thema der Oper soll sich mit einer aktuellen Erfahrung der regionalen Stadtgeschichte verbinden: ein melancholischer Blick auf eine untergehende Welt. Von Peter bezeichnet sich als einen «konservativen Anarchisten»: Von Strichfassungen hält er nichts, die Partituren bleiben unangetastet. «Statt mich jedoch an einem Plot festzuhalten, höre ich erst einmal nur die Musik selbst. Die Musik hat eine Eigendynamik, und die lässt viel mehr Deutungsraum.» Dass sich seine Phantasie vor allem an der Musik entzündet, ist kein Zufall: Seine Mutter war Opernsängerin, er selber hat auf dem Cello begonnen. «Wir haben die ‹Meistersinger› zum Frühstück gehört», erzählt er. Gleichwohl zählt Wagner zu seinen wichtigsten musikalischen Inspirationsquellen. Benedikt von Peter spricht schnell und blitzgescheit, angetrieben von einem brennenden Mitteilungsdrang. Die Sätze sprudeln druckreif aus ihm heraus. Das Sandwich ist spätestens dann vergessen, als es um Luigi Nonos «Prometeo» geht, die Raumklang-Komposition avant la lettre. Nono hat sein Werk für Instrumental- und Vokalsolisten, Chor, Orchester und LiveElektronik im Raum eine «tragedia dell'ascolto» genannt: eine Hör-Tragödie oder Tragödie des Hörens. Es handelt sich um ein Drama ohne Handlung, ohne szenische Aktion. Die Textcollage von Massimo Cacciari montiert Textfragmente in drei verschiedenen Sprachen, von Aischylos bis zu Benjamin, von Hölderlin, Nietzsche und Rilke. Teile des Textes hat Nono überhaupt nicht verwendet, andere stehen in der Partitur, sollen von den Interpreten aber nur imaginiert, auf keinen Fall in den Mund genommen werden. Nono begab sich mit diesem Werk auf eine radikale Suche nach den Möglichkeiten eines ungegängelten Ausdrucks. Und eben diese kaum konservierbare innere Wucht der fragilen Klangwelten ist es, die Benedikt von Peter interessiert. Seine szenische Einrichtung wendet sich daher gegen die, wie er sagt, «Verheiligung», die das Werk seit der Uraufführung 1984 erfahren habe. Tatsächlich hat das Werk eine Rezeptionsgeschichte durchlaufen, die den Ursprungsimpuls unter dem unsäglichen Schlagwort des «Aufbrechens von Hörgewohnheiten» esoterisch vereinnahmte und nicht selten in sein Gegenteil verkehrte. Denn als Nono forderte, «das Ohr aufzuwecken», meinte er damit alles andere als jene indifferent «offene», aber uneingestanden dogmatische Einstellung, deren höchste Tugend es ist, passiv empfangene akustische Ereignisse auf ein inneres Wattekissen plumpsen und dort beziehungslos liegen zu lassen. Das Luzerner Theater wird nun der kleinste Saal sein, in dem das Werk je aufgeführt wurde. «Wir wollten das Werk jetzt in den Holzsaal nach Luzern bringen, damit es wieder diese ursprüngliche ‹Nonohaftigkeit› bekommt», erzählt von Peter. Während der Vorbereitungsphase hat er mit der Witwe Nonos, Nuria Schoenberg-Nono, über Möglichkeiten einer behutsamen szenischen Einrichtung diskutiert, denn das Werk unterliegt einem ausdrücklichen Inszenierungsverbot durch den Komponisten. «Wir bauen ein Globe-Theatre in den Theaterraum, ähnlich, wie es Renzo Piano 1984 für die Uraufführung in der profanierten Kirche San Lorenzo in Venedig getan hat», verrät von Peter. «Damals haben sie die Türen aufgemacht: Man hat von draussen die Glocken gehört und die Menschen. Von da ist es ein langer Weg bis zur ‹Verheiligung› in den hermetischen Riesensälen der Konzerthäuser.» Es wird verschiedene Ebenen geben und Lautsprecher in den Foyers. Das Publikum soll sich bewegen dürfen, um verschiedene Hör-Positionen einzunehmen, aber auch, um zwischendurch einfach hinauszugehen und ein Glas Wasser zu trinken. «Die Menschen reagieren in meinen Raumkonzeptionen oft sehr körperlich», sagt von Peter. «Körperliche Reaktionen auf Musik machen aber auch Angst.» Will er die Luzerner am Ende nicht nur glücklich machen, sondern auch erschrecken? «Ich hoffe, ich werde sie berühren», sinniert von Peter. «Dadurch, dass sie sich bewegen dürfen, werden sie hoffentlich auch bewegt.» Spricht's, schlingt den Rest des Sandwichs herunter und verschwindet wieder ins Umzugschaos. 2016-08-13 00:00 Julia Spinola www.nzz.ch 95 /100 Neuer Job für Sondergesandter Ex-Kanzler: Faymann wird UNO- New York, Wien – ExBundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wird Sondergesandter von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon für den weltweiten Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Das teilte Ban am Freitagnachmittag (Ortszeit) in New York mit. Faymanns frühere Sprecherin Susanna Enk bestätigte der APA auf Anfrage die Personalie. Demnach nimmt Faymann die neue, ehrenamtliche Tätigkeit mit Anfang September auf. Laut Enk hat es - „meines Wissens“ - bisher noch keinen für die Beschäftigung Jugendlicher zuständigen UNO-Sondergesandten gegeben. In einer Aussendung Bans heißt es, die Bestellung komme „zu einer Zeit, in der ein hohes Niveau der Jugendarbeitslosigkeit hartnäckig (...) eine weltweite Sorge bleibt“. Der UNO-Generalsekretär beklagte auch, dass Jobs für Jugendliche oft mit schlechten Bedingungen und schlechter Bezahlung verbunden seien. „Langjährige und proaktive Rolle“ Faymann habe eine „langjährige und proaktive Rolle bei der Eröffnung von Chancen für junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt in Österreich“ eingenommen, würdigte der Südkoreaner, der früher seine Heimat als Botschafter in Wien vertreten hatte, den ehemaligen Bundeskanzler. So habe Faymann etwa die Lehrausbildung und Workshops gefördert, um die Qualifikationen von Jugendlichen zu erhöhen. „Der UNO-Sondergesandte für Jugendbeschäftigung wird ein starker Fürsprecher sein, wenn es darum geht, die Kernherausforderungen der Jugendbeschäftigung anzugehen, indem er diese Herausforderungen stärker hervor streicht und auf allen Ebenen zu Tätigkeit aufruft“, zeigte sich Ban überzeugt. „Es ist unerlässlich, dass wir unsere Anstrengungen überall verstärken, um Jugendlichen Möglichkeiten für annehmbare Arbeit zu schaffen.“ Junge Menschen seien überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen; die Wahrscheinlichkeit sei hier drei Mal so hoch wie für Ältere. Die nach wie vor festzustellenden Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hätten diesen Trend verstärkt. Weltweit seien derzeit 73 Millionen Jugendliche ohne Job. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation ILO müssten in den nächsten zehn Jahren 475 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden, um auch die derzeit arbeitslosen Jugendlichen sowie jährlich 40 Millionen Neuzugänge auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Ban erhofft sich von Faymann, dass er auch die heuer im Februar gestartete Globale Initiative für ordentliche Jobs für Jugendliche vorantreibt, die zu diesem Zweck die Vereinten Nationen, Unternehmen, Sozialpartner, die Politik, Bildungseinrichtungen und Jugendorganisationen zusammenbringen will. Er soll auch dabei helfen, dass die Ziele in Sachen Jugendbeschäftigung erreicht werden, die in der 2030 Agenda der UNO für Nachhaltige Entwicklung angestrebt werden. Anfang Mai zurückgetreten Der am 4. Mai 1960 geborene Werner Faymann war Anfang der 80er Jahre zunächst Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien, ab 1988 war er Geschäftsführer der Wiener Mietervereinigung, ab 1994 Wiener Wohnbaustadtrat. 2006 wechselte er als Infrastrukturminister in die Bundesregierung unter Kanzler Alfred Gusenbauer. Bei den vorgezogenen Nationalratswahlen 2008 trat Gusenbauer nicht mehr an: Faymann übernahm von ihm zunächst den SPÖ-Parteivorsitz und dann das Amt des Regierungschefs. Heuer am 9. Mai trat Faymann mangels geschlossenen Rückhalts in der eigenen Partei angesichts von Herausforderungen wie dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit oder wie der Flüchtlingspolitik zurück. Insbesondere die Lehrlingsausbildung galt unter Faymann in der EU als vorbildhaft. Mehrere Politiker aus dem europäischen Ausland führte Faymann bei Wien-Besuchen in die „Jugend am Werk“-Lehrwerkstätte in Wien-Brigittenau. Laut seiner Ex-Sprecherin Susanna Enk nimmt Faymann seine UNO-Tätigkeit am 1. September auf. Es handle sich um eine „ehrenamtliche Tätigkeit“, betonte sie. Hohe UNO-Posten hatten schon mehrere Österreicher inne. Der spätere Bundespräsident Kurt Waldheim war von 1972 bis 1981 UNO-Generalsekretär. Der Spitzendiplomat Peter Launsky- Tieffenthal wurde 2012 von Ban zum UNO-Untergeneralsekretär bestellt, er war zwei Jahre lang in New York Leiter der Presse- und Informationsabteilung mit knapp 700 Mitarbeitern. Valentin Inzko ist seit 2009 Hoher Internationaler Repräsentant in Bosnien-Herzegowina. Dieses Amt hatte zwischen 1999 und 2002 schon mit Wolfgang Petritsch ein weiterer Österreicher ausgeübt. ( APA ) 2016-08-12 23:21 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 96 /100 Salah Ammo: „Meine Religion ist die Musik“ Innsbruck – Als Treibhaus-Artistin-Residence bereist der im Nordosten Syriens geborene Musiker Salah Ammo jeden Mittwoch verschiedene Regionen der Welt. Nach zwei Konzertabenden zu Syrien und dem Iran geht es am 17. August weiter nach Indien und Pakistan. Der Buzuk-Virtuose, der 2013 als Schutzsuchender in Österreich gestrandet ist, hat sich hierzulande den Ruf eines musikalischen Brückenbauers erworben. Salah Ammo, der mit seiner Familie in Wien lebt, im Gespräch über Heimat, Religion und Musik. Sie haben gegen den Willen Ihrer Familie in Damaskus Musik studiert. Ammo: Im Dorf, wo ich aufgewachsen bin, gab es keine Musikschule. Seit ich denken kann, habe ich gesungen. Mein erstes Instrument, meine erste Langhalslaute, habe ich mir aus Fahrradgriffen und Käsedosen zusammengebastelt. Mein Vater hat mich für ein Jahr verstoßen, als ich mit dem Musikstudium begonnen habe. Er hat seine Meinung erst geändert, als er zu einem Konzert gekommen ist. Als er gesehen hat, dass ich nicht aufgegeben habe, meinen Traum zu leben. Ich wurde als Musiker geboren. Bereits mit Ihrer ersten Band, der Joussour Group („Joussour“ heißt auf Deutsch Brücke), haben Sie Grenzen überschritten. Salah Ammo: Ich habe immer versucht, für eine bessere Welt zu kämpfen. Musik ist meine Art, das zu tun. In Syrien war es nicht erlaubt, ein Konzert auf Kurdisch zu singen, nur maximal ein Lied pro Auftritt. So bin ich auf die Idee gekommen, alle ethnischen Gruppen miteinzubeziehen. Wir haben ziemliche politische Schwierigkeiten bekommen. Mit der Joussour Group wollte ich das Mosaik der syrischen Kultur zeigen, ich habe versucht, Brücken zu bauen. Für die Treibhaus-Reihe setzen Sie jede Woche einen neuen musikalischen Fokus. Wie zeitaufwändig ist das? Ammo: Es ist viel Arbeit, weil ich nebenher noch andere Band-Projekte verfolge, aber es gefällt mir sehr. Wir wollen es zu einer Feier der verschiedenen Stile machen. Es funktioniert, weil alle involvierten Musiker sehr gut sind. Die Idee dazu stammt von Treibhaus-Chef Norbert Pleifer. Ich bin stolz, hier Artist in Residence zu sein, das Treibhaus ist mein kulturelles Zuhause, eine Heimat. Der erste Teil der Konzerte ist akustisch und ruhig, der zweite lädt zum Tanzen ein. Wäre es Ihnen anders zu eintönig? Ammo: Als Musiker mag ich eigentlich lieber ruhige und meditative Musik. Im Orient gehen die Menschen eher nach innen, um ihre Probleme zu lösen, die melancholische, meditative Musik hilft ihnen, zur Ruhe zu kommen. Hier gehen die Menschen eher nach außen, sie gehen in Clubs, sie wollen tanzen. Viele Syrer haben schreckliche Dinge erlebt, wenn man für sie melancholische Musik spielt, werden sie noch trauriger. Beim zweiten Teil der Konzerte sind mehr jüngere Leute, Studenten, die zum Tanzen kommen. Wir machen eine lange Pause, damit sich die Menschen dazwischen treffen und unterhalten können. 2014 haben Sie im Duo mit dem Wiener Jazz-Schlagzeuger Peter Gabis die CD „Assi – Story of a Syrian River“ veröffentlicht. Eine Metapher für das Schicksal von Millionen Syrern. Sie wollen mit Ihrer Musik Hoffnung geben. Ammo: Wir sind jetzt Flüchtlinge. Vor 70 Jahren waren Millionen von Menschen in Europa auf der Flucht, Millionen wurden getötet. Die 70 Jahre danach waren friedlich, das gibt mir Hoffnung für Syrien. Ich will die Botschaft verbreiten, dass die Zukunft gut werden kann. Als ich 2013 in Wien angekommen bin, habe ich mich gefragt, was ich für meine neue und für meine alte Heimat tun kann, wie sich das verbinden lässt. Mit Peter Gabis im Duo spielen wir orientalische Musik, auch so, wie er sie versteht. Wenn wir uns austauschen, entsteht etwas komplett Neues. Sie sind 2013 mit nichts als Ihrem Instrument, der Buzuk, in Traiskirchen angekommen. Welches Bild haben Sie von Österreich gewonnen? Ammo: Ich habe Österreich schon zuvor gekannt, großartige Künstler wie Mozart oder Schiele, das hat mir geholfen, über den Schmerz hinwegzukommen. An Orten wie Traiskirchen bist du nur eine Nummer, du fühlst dich nicht wie ein menschliches Wesen. Es hilft mir, zu denken, dass wir alle Flüchtlinge sind, man weiß nicht, woher man kommt, man weiß nicht, wohin man geht. Wie würden Sie Ihre Identität beschreiben? Ammo: Ich wurde in eine kurdische Familie geboren, ich wurde in Syrien geboren, ich bin Moslem. Das Wichtigste ist aber, dass ich ein Mensch bin. Alles andere habe ich nicht gewählt, niemand kann seine Identität wählen, wir können sie nur akzeptieren. Ich bin aus einer muslimischen Familie, auch wenn ich heute nichts mehr damit zu tun habe. Die Missverständnisse, vor allem, was den Islam anbelangt: Was passiert, ist Politik, das hat nichts mit Religion zu tun. Die Religionen sind dazu da, den Menschen zu helfen. Ich respektiere alle Religionen, aber meine Religion ist die Musik. Das Gespräch führte Silvana Resch 2016-08-12 18:31 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 97 /100 Simit: Programmiersprache Simulationen für physikalische Wissenschaftler des MIT und anderer Institutionen haben Simit vorgestellt. Davon sollen jene profitieren, die ihre physikalischen Systeme durch Graphen beschreiben und auch Nutzern linearer Algebra Performancegewinne verschaffen. Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology haben zusammen mit Forschern von Adobe, Disney Research, Stanford, der California Polytechnic State University und der University of Texas at Austin eine neue Sprache für physikalische Simulationen entwickelt. Simit soll Entwicklern die Möglichkeit geben, programmierte Systeme sowohl als verlinkte Datenstruktur in Form von Hypergraphen als auch als Set globaler Vektoren, Matritzen und Tensoren ansehen zu können. So lassen sich die Modelle für unterschiedliche Zwecke verwenden, ohne dass die Sprache viele Kapazitäten in Umwandlungen stecken müsste. Zwar müssen Entwickler, bevor sie mit dem Aufbau der Simulation beginnen, angeben, wie sich die grafische Darstellung des Systems auf dessen Matrixbeschreibung abbilden lässt, danach können sie allerdings alle Vorgänge mit in linearer Algebra formulierten Instruktionen beschreiben. Die Sprache übersetzt diese dann in Graphen, sodass das System schneller arbeitet als es bei der Umwandlung von Graphen in Matritzen der Fall wäre. Darüber hinaus soll Simit-Code ohne Änderung sowohl auf CPUs als auch auf GPUs laufen, wodurch Forscher ihre Simulation ohne Anpassung beschleunigen können. Der Umfang der entwickelten Programme soll unter dem von in Matlab verfassten liegen. Simit ist zwar für Physiksimulationen gedacht, ihre Erfinder können sich die Sprache allerdings auch gut in Anwendungsfällen aus den Bereichen Maschinelles Lernen und Robotik vorstellen. Eine detaillierte Beschreibung der neuen Sprache ist im zugehörigen Paper nachzulesen. ( jul ) / ( anw ) 2016-08-12 15:42 Julia Schmidt www.heise.de 98 /100 Islamvertrag liegt nun auf Eis Hannover. Die von der CDU und anderen aufgeworfene Frage der Beeinflussung der muslimischen Verbände durch die Türkei müsse in Ruhe in den nächsten Monaten erörtert werden, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag in Hannover. "Wir werden auf diese Diskussion eingehen, wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand. " Insbesondere geht es um den türkischen Moscheeverband Ditib, dessen Landesverband in Niedersachsen Weil aber einen selbstständigen Kurs bescheinigte. Eigentlich hatte Niedersachsen den lange diskutierten Vertrag noch in diesem Jahr unterschreiben wollen. Nach Beratungen erklärten SPD, Grüne und FDP am Freitag, dass nicht absehbar sei, ob der Vertrag noch vor der nächsten Landtagswahl Anfang 2018 unterschrieben wird. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung sucht die Regierung die Zustimmung möglichst aller Fraktionen. "Wir werden weiter dafür werben, dass die CDU an den Verhandlungstisch zurückkehrt und gucken, wie sich die öffentliche Debatte entwickelt", sagte Weil. "Die Zuspitzung der Situation in der Türkei sieht die Landesregierung mit größter Besorgnis. " Wie schon in Hamburg und Bremen sollen in dem Islamvertrag in Niedersachsen Regelungen etwa zum islamischen Religionsunterricht, zur Seelsorge in Krankenhäusern und Gefängnissen sowie zum Moscheebau und Bestattungswesen festgehalten werden. "Wir beobachten die Gleichschaltungsentwicklungen in der Türkei und wollen sicher sein, dass sich das nicht über die türkische Religionsbehörde auf Ditib überträgt", sagte der stellvertretende FDP-Fraktionschef Stefan Birkner. Mit den muslimischen Verbänden müsse geguckt werden, wie sie sich eigenverantwortlich um Imame kümmern könnten, statt auf Vorbeter angewiesen zu bleiben, die von der Türkei finanziert werden. "Wir brauchen etwas Zeit, um für diesen Vertrag zu werben", meinte SPD-Fraktionschefin Johanne Modder. Nicht festlegen wollte sie sich bei der Frage, ob es gelingt, das Vertragswerk noch in dieser Legislaturperiode unter Dach und Fach zu bringen. Auch Grünen-Fraktionschefin Anja Piel warb um eine Rückkehr der CDU an den Verhandlungstisch, frühere CDU-Kritik habe zu einer Verbesserung des nun vorliegenden Vertragsentwurfs geführt. CDU-Fraktionschef Björn Thümler erklärte nach dem Treffen der übrigen Fraktionen, die CDU sei offen für Gespräche mit der Regierung. Allerdings sehe er bei Ditib keine Bemühungen, sich vom türkischen Staat zu lösen. dpa 2016-08-13 10:07 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 99 /100 Gesprengt, gezittert, gesperrt Von Marco Witting Innsbruck – Von Rollender Landstraße bis zu schweren Güterzügen, Kesselwagons bis Containerzüge. „Alles donnert durch die Stadt“, beschwert sich ein Bahnanrainer aus Innsbruck dieser Tage über den „unerträglichen Güterverkehr“ durch die Landeshauptstadt. Als Anrainer empfindet er es als „lächerlich“, dass trotz Umfahrungstunnel aktuell wieder sehr viele Güterzüge an seinem Haus vorbeifahren. Doch warum ist das überhaupt so? Die Ursache liegt laut ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel an den Arbeiten für den Rettungsstollen Tulfes/Ampass, der für den Brennerbasistunnel in der Nähe des Umfahrungstunnels vorangetrieben wird. Schon im Februar gab es hier stellenweise Sperren der schon bestehenden Strecke. „Aus Sicherheitsgründen“, wie Zumtobel erklärt. Und genau das ist jetzt auch die Ursache, warum es stellenweise wieder zu Sperren des Umfahrungstunnels gekommen ist. Zumtobel: „Es gibt hier ständig Messungen und wenn Erschütterungen einen gewissen Wert überschreiten, dann dürfen wir den Tunnel nicht mehr befahren und müssen das kontrollieren.“ Zuletzt sei man wohl in eher „erschütterungsstärkeres Gebiet“ gekommen. Den Bundesbahnen kommen derartige Streckensperren selbst ganz und gar nicht gelegen. Denn jede Sprengung, die im bestehenden Umfahrungstunnel anschlägt, zieht ein langwieriges Prozedere nach sich. Zwei bis drei Stunden dauert es, bis der Turmwagen der ÖBB ausgerückt ist und betreffende Stelle begutachtet und aus Sicherheitsgründen genau untersucht wurde. „Das ist in den vergangenen Tagen mehrfach vorgekommen“, bestätigt Zumtobel. Und dann müssen die Züge ausweichen und man muss zwischen den Schnellzügen und der S-Bahn erst einmal ein freies Zeitfenster finden. Da in der Nacht nicht gesprengt wird, fallen auch die umgeleiteten Züge auf die Tagesstunden. Am 5., 6. und 8. August erging es der Bahn und damit den Anrainern so – schnell gibt es dann zehn laute Züge innerhalb kurzer Zeit mehr. „Wir tun das nicht zum Spaß und bitten hier um Verständnis“, sagt Zumtobel. Man könne in solchen Fällen einfach kein Risiko eingehen, zumal der Rettungsstollen zwischen 20 und 30 Meter vom Umfahrungstunnel entfernt ist. Man wolle die Belastung für die Bevölkerung so gering wie möglich halten. Ein Anrainer unterdessen fordert hier einen verstärkten Lärmschutz. 2016-08-12 14:29 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 100 /100 Rote Rochaden im Innsbrucker Gemeinderat noch im Herbst Von Manfred Mitterwachauer Innsbruck – Die Herbst-Session des Innsbrucker Gemeinderates startet mit der ersten regulären Sitzung am 20. Oktober. Bis dahin werden zwei der sechs SPÖ-Mandate neu besetzt werden müssen. Das ist seit gestern amtlich. Bereits vor Wochen hatte die stellvertretende Klubobfrau der Stadt-Roten, Sophia Reisecker, ihren Rückzug mit 1. September angekündigt. Die 27-Jährige wechselt berufsbedingt nach Wien. Vorerst lässt sich Reisecker nur auf unbestimmte Zeit beurlauben. Insider rechnen aber damit, dass es ein endgültiger Abschied der bei ihrer Wahl 2012 als SP-Zukunftshoffnung gehandelten Genossin aus der Innsbrucker Gemeindepolitik ist. Endgültig Ade sagt aber mit 1. September auch ein Urgestein der Innsbrucker Sozialdemokratie. MarieLuise Pokorny-Reitter wird ebenso ihre Koffer packen und den Gemeinderat verlassen. Für die 65Jährige ist es aber ein Polit-Abschied für immer, wie sie selbst auf TTAnfrage bestätigt: „Ja, es stimmt. Ich werde aus dem Gemeinderat ausscheiden.“ Pokorny-Reitter setzt damit einen Schlussstrich unter eine 22-jährige Polit-Karriere, die 1994 ihren Anfang nahm. Im Jahre 2000 führte sie die SPÖ erstmals als Spitzenkandidatin in die Gemeinderatswahl und wurde zur Stadträtin gewählt. Bis 2012 war sie dort unter anderem für den Tiefbau, den Straßenbetrieb, das Wohnungswesen und die Feuerwehr zuständig. Doch die Gemeinderatswahl 2012 samt erstmaliger BM-Direktwahl brachten statt der erhofften Gewinne herbe Verluste – die SPÖ verlor einen ihrer zwei Senatssitze und Pokorny-Reitter musste ihren räumen. Ein letztes großes Ziel der SP-Politikerin war es, die zweifache Stadtrechtsreform als Vorsitzende des Rechtsausschusses noch über die Bühne zu bringen. Dies gelang ihr vor der diesjährigen Sommerpause. Nun sei es vor dem Start der Herbstsitzungen Zeit, den Platz zu räumen, sagt Pokorny-Reitter. Fix ist, dass eines der beiden frei werdenden SP-Mandate Frauenvorsitzende Selma Yildirim übernehmen wird – wer das zweite, ist offen. Anwärterinnen wären laut SP-Wahlliste Angelika Strigl oder Ruth Blaser Hajnal. 2016-08-12 12:58 Tiroler Tageszeitung www.tt.com Total 100 articles. Created at 2016-08-13 12:02
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