Deutschland mix in german Created at 2016-08

Announcement
Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-08-13 12:02
1 Bomben in Thailand: Polizei kündigt Liste von
Verdächtigen an
(2.12/3)
Derzeit gibt es noch keine Verdächtigen. Die Behörden vermuten aber Gegner der
Militärjunta hinter den Anschlägen. 2016-08-13 08:55 3KB www.tt.com
2 Harting sucht neuen Ansatz: «Brauche kreative
Eingebungen»
(2.10/3)
Rio de Janeiro (dpa) - Robert Harting braucht Ruhe. Nach seinem schmerzhaften Aus
in der Diskus-Qualifikation der Olympischen Spiele von Rio 2016-08-13 12:02 3KB
www.sueddeutsche.de
3 Schwanitz verpasst Medaille: "War zu verkrampft"
In Rio hat es nicht geklappt mit dem Olympiasieg. Entsprechend niedergeschlagen war
Kugelstoß-Ass Christina Schwanitz nach ihrem sechsten Platz. "Ich bi...
(2.04/3)
2016-08-13 10:10 3KB www.haz.de
4 Fidel Castro: 90. Geburtstag der personifizierten
Revolution
(1.11/3)
Kuba ohne Fidel Castro - fast unvorstellbar. Der ewige Revolutionsführer wird in seiner
Heimat als "Gigant" verehrt. Heute wird er 90 Jahre alt. Ob er seinen Geburtstag als
topfitter Politik-Rentner oder gebrechlicher Greis feiert, wüssten wohl auch die Kubaner
gerne. Von S. Lina. 2016-08-13 08:16 3KB www.tagesschau.de
5 Nach den Anschlägen: "Wer will jetzt noch nach
Thailand? "
(1.04/3)
Nach der Anschlagsserie in Thailand mit vier Toten und mehr als 30 Verletzten
verlassen erste Touristen die betroffenen Badeorte. Vor allem Hua Hin, der Ferienort
der Königsfamilie, wirkt wie ausgestorben. War das Ziel der Attentäter? Von Lena
Bodewein. 2016-08-13 07:25 4KB www.tagesschau.de
6 Live-Blog Olympia: Die kuriose Nacht des Michael Phelps
Der letzte Einzelwettkampf von Michael Phelps ist denkwürdig. Und Martina Hingis und
Timea Bacsinszky stehen im Final. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch
(1.03/3)
7 Welte und Vogel wieder im Glück - Zukunft ungewiss
Erst Gold in London, nun Bronze in Rio: Kristina Vogel und Miriam Welte sind das
Traumpaar im deutschen Bahnradsport. In Tokio wird das Duo 2020 aber nicht m...
(1.02/3)
(1.02/3)
2016-08-13 10:10 3KB www.haz.de
8 Heidlers Abschiedswunsch: "Weit werfen und Spaß
haben"
Betty Heidler hat das Hammerwerfen in Deutschland nicht unbedingt populär, aber
salonfähig gemacht. Die angehende Psychologin steht nun in ihrem letzten groß...
2016-08-13 10:10 3KB www.haz.de
9 Pferd "Cosmo" verletzt Pfleger vor Dressur-Ehrung der
Deutschen
(1.02/3)
Kurz vor der Siegerehrung der deutschen Dressur-Equipe bei Olympia 2016 hat es
einen Zwischenfall gegeben. Plötzlich stieg Pferd "Cosmo" hoch. 2016-08-13 12:02 1KB
www.augsburger-allgemeine.de
10 Olympia kompakt: Hingis und Bacsinszky im Final
Was erwartet Sie heute? 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch
(1.02/3)
11 Liebes Tagebuch: Der grösste Tag im Sportlerleben
Die Siegerehrungen in Rio de Janeiro lassen den olympischen Glanz vermissen. Ist
Olympia zu gross geworden? 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch
(1.02/3)
12 Lucerne Festival: Olga Neuwirth: Die Unzähmbare
Olga Neuwirth sorgt für Aufsehen: mit ihrer Musik von explosiver Kraft und als
Zeitgenossin, die den Finger in offene Wunden legt. 2016-08-13 00:00 10KB www.nzz.ch
(0.04/3)
13 Emmering - Schneller ins Netz
Telekom
(0.01/3)
übernimmt
Glasfaserausbau
in
Emmering 2016-08-13
10:08
1KB
www.sueddeutsche.de
14 Mitten in Markt Schwaben - Aus-getrickst
Um einen bequemen Dauerparkplatz zu ergattern, lassen sich Autofahrer so einiges
einfallen. Doch damit ist jetzt Schluss 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de
(0.01/3)
15 Phelps freut sich auf Baby Boomer - Irrer Ervin-Abend
Rio de Janeiro (dpa) - Am goldenen US-Abend blieb ausgerechnet dem
Rekordolympiasieger nur Silber - das allerdings war auch für ihn besonder
(0.01/3)
2016-08-13 00:00 4KB www.sueddeutsche.de
16 Lurz mag neue Karriere: Andere müssen die Bilanz
retten
(0.01/3)
Rio de Janeiro (dpa) - Diesmal kann Rekordweltmeister Thomas Lurz die Nullnummer
der deutschen Schwimmer nicht verhindern. Vor vier Jahren s 2016-08-13 00:00 3KB
www.sueddeutsche.de
17 Fast unbezwingbar: Olympiasieger Riner und seine
Serie
Rio de Janeiro (dpa) - Seinen 16. großen internationalen Erfolg feierte Teddy Riner fast
schon routiniert. Eine kurze Verbeugung, ein Jubels 2016-08-13 12:02 1KB
www.sueddeutsche.de
18 Flüchtlings-Bundesamt noch nicht für große
Zugangszahlen gerüstet
Nürnberg (dpa) - Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist aus Sicht von
Behördenchef Frank-Jürgen Weise noch nicht für eine ähnlich g 2016-08-13 12:02 1KB
www.sueddeutsche.de
19 Großes Spektakel von Wiggins zum Abschied
Rio de Janeiro (dpa) - Bevor langsam die Lichter im Velodrome ausgeknipst wurden,
stapfte Bradley Wiggins das Holzoval hinauf und verabschie 2016-08-13 12:02 4KB
www.sueddeutsche.de
20 Vier gewinnt – Feller plant Großangriff bei der Ski-WM
Nach 41 Stunden Reise landete Tirols Ski-Ass Manuel Feller gestern zum
Trainingsauftakt in Neuseeland. Der 23-Jährige hat viel vor für die Saison.
2016-08-13 08:53 2KB www.tt.com
21 Steinmeier-Forderung: Luftbrücke nach Aleppo
Außenminister Steinmeier hat eine Luftbrücke in das umkämpfte Aleppo angeregt. Die
Geschehnisse in der syrischen Stadt hätten eine "neue Eskalationsstufe" erreicht.
Entwicklungsminister Müller forderte ein zehn-Milliarden-Hilfsprogramm der EU.
2016-08-13 08:51 3KB www.tagesschau.de
22 Neue Umfrage: Clinton führt in wichtigen Swing States
Knapp drei Monate vor der US-Präsidentschaftswahl hat Hillary Clinton ihre Führung in
vier besonders umkämpften Swing States ausgebaut. Laut einer Umfrage des
Senders... 2016-08-13 08:44 1KB www.tt.com
23 Perseiden - Die besten Bilder vom SternschnuppenRegen
In Deutschland versperrte eine dicke Wolkendecke meist die Sicht auf die "Perseiden".
Doch in vielen Ländern waren die Sternschnuppen perfekt zu sehen. 2016-08-13 08:37
1KB www.sueddeutsche.de
24 Schiefer Turm von Pisa als Anschlagsziel, Italien weist
Tunesier aus
Der festgenommene 26-Jährige soll seinen Plan im Internet selbst verkündet haben.
2016-08-13 08:24 1KB www.tt.com
25 - Rio Spezial: Goldene Reiter, goldener Schuss,
Hexenschuss
Mit guten Leistungen klettert das deutsche Team am siebten Tag von Olympia auf
Platz sechs im Medaillenspiegel. Gold für die Reiter, Gold beim Schießen, Bronze auf
der Rad-Bahn - und dann ist da noch ein Hexenschuss. 2016-08-13 08:19 945Bytes
www.sueddeutsche.de
26 Segeljacht nach Unfall mit Katamaran im Bodensee
versunken
Die Bootsführerin und ihr Ehemann gingen durch die Wucht des Aufpralls über Board.
Die Frau wurde leicht verletzt. 2016-08-13 08:16 1KB www.tt.com
27 Zwei Verletzte bei Küchenbrand in Ampass
Beim Löschen eines Küchenbrandes in einem Gasthaus in Ampass wurden der Wirt
und ein Gast verletzt. Sie zogen sich durch herabfallende heiße Plastikteile
Brandwunden zu. 2016-08-13 08:01 1KB www.tt.com
28 c't uplink 13.1: Android absichern, Flatpak und Snap für
Linux, KIC 8462852
Wie sicher ist Android und was sollten Nutzer beachten? Darüber sprechen wir in der
neuen Folge des Podcasts aus Nerdistan. Außerdem klären wir über die LinuxUniversalpakete von Flatpak und Snap auf, diskutieren einen mysteriösen Stern und
No Man's Sky. 2016-08-13 08:00 2KB www.heise.de
29 Fed-Chefin Yellen wird 70: Bedächtige
"Bombenentschärferin"
Sie ist eine der mächtigsten Frauen der Welt - erkennen würden sie aber nur die
wenigsten: Janet Yellen ist seit zweieinhalb Jahren Chefin der US-Notenbank. Nach
ihrer Geburtstagsfeier zum 70. erwartet sie eine schwierige Aufgabe. Von Martin
Ganslmeier. 2016-08-13 07:38 4KB www.tagesschau.de
30 Ärger über Gagen der Uniräte und „Tauschgeschäft“
Die XXXI. Olympischen Spiele finden von 5... 2016-08-13 10:10 5KB www.tt.com
31 Sport im Ort - Die Daube im Blick
Ehrgeiz bringen die Stockschützen in Hohenlinden zwar durchaus auch mit - aber im
Mittelpunkt der Treffen steht der Spaß 2016-08-13 10:08 4KB www.sueddeutsche.de
32 Veranstaltungstipp - Biergartenparty in Taglaching
Mehr auf SZ.de 2016-08-13 10:08 1KB www.sueddeutsche.de
33 Nur Frankfurt hat eine Börse? München aber auch
Mit schreienden Maklern hat der Handel heute nichts mehr zu tun. 2016-08-13 10:08 3KB
www.sueddeutsche.de
34 Warum das Spectrum neue Wohnungen fürchtet
An der Ulmer Straße sind drei neue Häuser geplant. Der Club nebenan verweigert
bisher aber seine Zustimmung, weil er seine Existenz in Gefahr sieht. 2016-08-13 12:02
4KB www.augsburger-allgemeine.de
35 Kerber will Graf nacheifern - Achter beschließt Regatten
Allmählich pirscht sich Deutschland im Medaillenspiegel nach vorn. Und am Samstag
dürfte es weitere Plaketten für das DOSB-Aufgebot geben. Eine Medaille ist bereits
sicher: die der Kielerin Angelique Kerber, die im Tennis-Einzel um Gold spielt.
2016-08-13 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de
36 Greiffenberger verkauft ein Unternehmen
Eberle will die Firma aber behalten. Auswirkungen für Augsburg sind ungewiss.
2016-08-13 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de
37 Barbara Engleders Dialekt sorgt in Rio für Verwirrung
Die niederbayerische Sportschützin Barbara Engleder hat in Rio Gold gewonnen - und
mit ihrem unverfälschten Dialekt für Verwirrung gesorgt. Empörung erregte aber nur
das Wörtlein Matz. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de
38 Clinton veröffentlicht Steuererdaten
Der
Milliardär
verweigert
sich
bislang
der
Gepflogenheit
der
USPräsidentschaftskandidaten, seine Finanzen offenzulegen. Er hält ein Dokument mit
groben Angaben für ausreichend. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de
39 Allgäu - Gemeinden lassen über Skischaukel abstimmen
Balderschwang und Obermaiselstein wollen zwei Skigebiete am Riedberger Horn
verbinden. Naturschützer sind entsetzt - auch weil der Ausgang des Votums wohl
schon feststeht. 2016-08-13 10:08 3KB www.sueddeutsche.de
40 Sie weiß, was Augsburgerinnen drunter tragen
Irene Baur arbeitete 40 Jahre lang im Korsetthaus Anita. Nun geht sie in Ruhestand.
Das heißt aber nicht, dass ihre Stammkundinnen ganz auf sie verzichten müssen.
2016-08-13 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de
41 Henning Voscherau feiert 75. Geburtstag
Für viele Hamburger ist er die Verkörperung eines Hanseaten: Knapp zehn Jahre lang
leitete Henning Voscherau als Bürgermeister die Geschicke der Hansestadt. Heute
wird er 75 Jahre alt. 2016-08-13 10:07 9KB www.ndr.de
42 Moritz Bleibtreu: Porträt des Schauspielers
Ob Möchtegern-Gangster, sexuell frustrierter Lehrer oder Anwalt mit Kontrollverlust Moritz Bleibtreu gilt als sehr wandlungsfähig. Heute wird der Hamburger Schauspieler
45. 2016-08-13 10:07 10KB www.ndr.de
43 Die Geschichte der Tapete im Celler Museum
Das Tapetenkunstmuseum "Wandliebe" in Celle zeigt originelle Wandverkleidung vom
18. Jahrhundert bis in die 80er-Jahre. Darunter sind quietschgrüne Stücke aus den
70ern und dezente aus den 30ern. 2016-08-13 10:07 1002Bytes www.ndr.de
44 Ärzte kämpfen um das Leben des Kanu-Trainers aus
Augsburg
Schock für das deutsche Kanu-Team in Rio: Bundestrainer Stefan Henze wurde bei
einem Autounfall lebensgefährlich verletzt. Der 35-Jährige, der in Augsburg lebt, wurde
notoperiert. 2016-08-13 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de
45 Wann ist eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll?
So richtig teuer kann es werden, wenn man Zahnersatz braucht. Viele setzen auf eine
Zahnzusatzversicherung. Doch wann lohnt sich die? 2016-08-13 12:02 2KB
www.augsburger-allgemeine.de
46 Tödlicher Unfall: Motorradfahrer aus Augsburg prallt
gegen Baum
Ein 44 Jahre alter Motorradfahrer ist am Freitagabend bei einem Unfall bei
Germaringen im Ostallgäu ums Leben gekommen. Es passierte in einer Kurve.
2016-08-13 12:02 1KB www.augsburger-allgemeine.de
47 Die Zwei-Seen-Tour: Einfach mal gehen lassen
Bei einer Wanderung um den Sacrower und den Groß Glienicker See bieten sich
herrliche Panoramen. Eine Wegbeschreibung. 2016-08-13 06:59 5KB www.tagesspiegel.de
48 Genießt das Wochenende, denn der Hochsommer ist
vorbei!
Viel Sonne und Temperaturen bis 25 Grad soll es am Wochenende geben. Dann ist es
mit dem Hochsommer aber wohl vorbei. 2016-08-13 12:02 1KB www.augsburgerallgemeine.de
49 Der Teufel im Detail
In Deutschland kaum bekannt, in Italien ein Umsatzgarant – das kriminelle Genie
Diabolik. Nun widmen sich Thierry Smolderen und Alexandre Clérisse der Legende des
nihilistischen Trash-Comics. 2016-08-13 06:50 12KB www.tagesspiegel.de
50 Chef der DB Regio NRW: 'Wir sind für Hundestreifen in
Regionalzügen'
Der vom Wettbewerb arg gerupfte Marktführer und der stärkste Konkurrent lassen
sich gemeinsam interviewen – und das auf eigenen Wunsch: Thomas Görtzen,
Geschäftsführer von Keolis Deutschland , und Heinrich Brüggemann, Chef der BahnTochter DB Regio NRW. 2016-08-13 10:07 8KB www.rp-online.de
51 Die Schatten der Teilung vom 13. August 1961
Was bis heute, mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, nachwirkt, ist die
unterschiedliche Entwicklung, die mit Gewalt voneinander getrennten Teile
Deutschlands nahmen. Ein Kommentar. 2016-08-13 06:40 4KB www.tagesspiegel.de
52 Am Wochenende regnet's Sternschnuppen
In diesen Nächten kann man bis zu 160 Leuchtspuren pro Stunde beobachten. Alles,
was sonst noch im Weltraum los ist, gibt es bei der "Langen Nacht der Astronomie" in
Berlin. 2016-08-13 06:36 2KB www.tagesspiegel.de
53 Diskussion um Sportförderung: Was ist uns eine
Goldmedaille wert?
Der ehemalige Schwimmer Markus Deibler kritisiert die Sportförderung in Deutschland.
Seine These: In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt
und ein Dschungelkönig 150.000, muss man sich über fehlende Medaillen nicht
wundern. 2016-08-13 10:07 5KB www.rp-online.de
54 Wo der Applaus tröpfelt
Alter Schwede: Jonas Jonassons Bestseller "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster
stieg und verschwand" als Sommertheater im Hof des Schauspielhau... 2016-08-13 10:10
1KB www.haz.de
55 Schwimmer monieren erneut Strömungen im Becken
Mögliche Strömungen im olympischen Schwimmbecken beschäftigen in Rio de Janeiro
einige Mannschaften. Bisherige Ergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass d...
2016-08-13 10:10 1KB www.haz.de
56 Viele Flüchtlinge haben offenbar Werte wie AfD und
Pegida
Die Hochschule HMKW hat eine Umfrage zu Einstellungen von Bewohnern Berliner
Flüchtlingsheime vorgestellt – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
2016-08-13 06:27 3KB www.tagesspiegel.de
57 Haldern Pop Festival: 5 Dinge, die in Haldern 2016 zum
ersten Mal passiert sind
Das Haldern Pop Festival kann sich nicht in jedem Jahr neu erfinden. Doch auch
diesmal trugen sich Dinge zu, die kein Besucher je dort erlebt hat. Zum Beispiel der
erste Biernotstand und Maschinenpistolen. 2016-08-13 10:07 1KB www.rp-online.de
58 Affäre um SPD-Politikerin Hinz: Thilo Sarrazin kritisiert
Hannelore Kraft
Der Berliner Ex-Politiker Thilo Sarrazin äußert sich zum Umgang der SPD mit der
Affäre Hinz. Dabei kritisiert er sowohl die NRW-Ministerpräsidentin als auch das
Ultimatum der Essener SPD in Richtung Petra Hinz. 2016-08-13 10:07 3KB www.rponline.de
59 Nordrhein-Westfalen: 'Turbo-Abi' fällt an Parteibasis
durch
Die Unterbezirks- und Kreisvorsitzenden von SPD und CDU in NRW sind skeptisch,
was das achtjährige Gymnasium angeht. Weniger als die Hälfte wollen das G8
behalten, viele plädieren für Abwarten. 2016-08-13 10:07 4KB www.rp-online.de
60 Kuriosum im letzten Olympia-Rennen: Phelps muss sich
Silber mit gleich zwei Rivalen teilen
Der Ausgang des letzten Einzelrennens seiner Karriere war für Michael Phelps sehr
speziell. Unschlagbar war seine Teamkollegin Katie Ledecky - und ein Oldie aus der
US-Mannschaft trumpfte ganz groß auf. 2016-08-13 10:07 3KB www.rp-online.de
61 US-Torhüterin sauer nach Aus: Solo beschimpft
Schwedinnen als Feiglinge
US-Torhüterin Hope Solo hat nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei den Olympischen
Spielen Gegner Schweden attackiert. 'Wir haben gegen einen Haufen Feiglinge
verloren', ätzte die 35-Jährige. 2016-08-13 10:07 2KB www.rp-online.de
62 Ledecky mit Weltrekord zu viertem Rio-Gold
Amerika ist der Goldhamster im Schwimmen, Katy Ledecky, 19, gewann alleine bereits
vier in Rio. 2016-08-13 03:58 1KB diepresse.com
63 Lionel Messi kehrt ins Nationalteam zurück
Fünfmaliger Weltfußballer "will nicht für mehr Probleme sorgen" 2016-08-13 03:54 2KB
diepresse.com
64 Olympia: Tischtennis-Damen stehen im Viertelfinale
3:1-Sieg in Auftakt-Begegnung gegen die Niederlande - Liu Jia punktete zweimal, u.a.
erneut gegen Li Jiao erneut - Samstagabend gegen Japan 2016-08-13 03:52 1KB
diepresse.com
65 US-Basketballer hatten auch gegen Serbien Mühe
Serbien vergab eine Minute vor Schluss Chance zum Ausgleich, verlor mit 91:94
gegen Durant und Co. 2016-08-13 03:45 1KB diepresse.com
66 Wiggins fünfter Olympiasieg: "Wollte mit Gold
aufhören"
Erfolgreichster britischer Olympionike: "Etwas, worüber man den Kindern erzählen
kann" 2016-08-13 03:42 1KB diepresse.com
67 Die erfolgreichsten Aktiven aller Sommerspiele
Natürlich, Michael Phelps ist die Nummer 1 in diesem Ranking, auch wenn er im Finale
über 100 Meter Delfin von Joseph Schooling aus Singapur klar besiegt wurde. Der USSchwimmer ist der erfolgreichte Sommersportler. 2016-08-13 03:37 2KB diepresse.com
68 Phelps "nur" Zweiter - Schwanitz enttäuscht
Überraschung beim Schwimmen, Enttäuschungen in der Leichtathletik und ein Eklat
beim Judo. Außerdem: Zwei weitere Goldmedaillen für Deutschland - das war der
Olympia-Tag im Liveblog. 2016-08-13 02:17 978Bytes www.tagesspiegel.de
69 Bulgariens Migrationspolitik: Internieren und
Abschieben
Die
Uno
bezichtigt
Bulgarien
einer
menschenunwürdigen
Migrationspolitik.
2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch
70 Familienstreit nach dem Putschversuch: Noch ein Türke
namens Gülen in Amerika
Der türkische Präsident Erdogan will die religiöse Gülen-Bewegung zerschlagen. Ein
Basketballspieler schlägt zurück. 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch
71 Hotel Piz Linard: Rosa Grandezza am Dorfplatz von
Lavin
Als das Hotel Piz Linard in Lavin vor zehn Jahren die Hand wechselte, wurde der
Palazzo Schritt für Schritt zurückgebaut, bis hin zur 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch
72 Entwicklungsminister Müller: Syrien braucht ein EUNotprogramm
Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Gerd Müller hat der Europäischen Union
Tatenlosigkeit angesichts der Grauen im Syrien-Krieg vorgeworfen 2016-08-13 00:00 1KB
www.sueddeutsche.de
73 Gottfried von Einems "Jesu Hochzeit" am Carinthischen
Sommer: Liebesvereinigung im Tod
Die Uraufführung in Wien rief 1980 einen beispiellosen Skandal hervor. 2016-08-13 00:00
6KB www.nzz.ch
74 Kinderlähmung in Nigeria: Militär bringt Impfstoff nach
Borno
NZZ Nachrichten, Hintergründe, Meinungen aus der Schweiz, International, Sport,
Digital, Wirtschaft, Auto & mehr. Fundierte Berichterstattung rund um die Uhr.
2016-08-13 00:00 1KB www.nzz.ch
75 25 Jahre Zürcher Street Parade: «Google wäre nicht in
Zürich ohne die Street Parade»
Als 23-jähriger Student organisierte Marek Krynski 1992 die erste Zürcher Street
Parade. 2016-08-13 00:00 7KB www.nzz.ch
76 Nigeria in der Krise: Befreiungsschlag gegenüber dem
Erdöl
Nigerias Währung verliert seit der Loslösung vom Dollar rapide an Wert, während die
Wirtschaft im bevölkerungsreichsten Land in Afrika 2016-08-13 00:00 5KB www.nzz.ch
77 Indigene Bogenschützen: Athleten aus dem Regenwald
Scouts haben in den hintersten Winkeln Amazoniens nach Talenten gesucht und sind
fündig geworden. 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch
78 Ursprungsmythen der europäischen Stadt: Die Piazza
als Herausforderung für heutige Urbanisten
Das Ideal von Piazza, Forum und Agora beschäftigt uns noch immer. 2016-08-13 00:00
10KB www.nzz.ch
79 Flüchtlingslager in Como: Hier endet die
Mittelmeerroute
Seit Anfang August ist Como eine Stadt mit wildem Flüchtlingslager. Linke Aktivisten
schieben der Schweizer Grenzwache die Schuld zu. 2016-08-13 00:00 7KB www.nzz.ch
80 Die Transformation städtischer Uferzonen: Neues Leben
am Wasser
Der Bezug zum Wasser definiert Städte. 2016-08-13 00:00 11KB www.nzz.ch
81 69. Filmfestival Locarno: Die Preisfrage
Zur Folklore eines Filmfestivals gehört das Spekulieren über die Preisträger.
2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch
82 Schutz vor Schlaganfall: Ein Filter fürs Gehirn
Es ist selten, aber es kommt vor: ein Hirnschlag, der sich aufgrund eines
Herzklappenersatzes ereignet. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch
83 US-Warenhausketten: Macy's folgt JC Penneys Spuren
Ein Job-Kahlschlag soll Macy's das Überleben sichern. Hoffnung gibt dabei das Vorbild
der Konkurrentin JC Penney. 2016-08-13 00:00 2KB www.nzz.ch
84 Usain Bolt: Blitzgewitter in Menschengestalt
Die Wettkämpfe der Leichtathleten an Olympia sind gestartet. Sehnlichst erwartet wird
der schnellste Mensch der Welt: Usain Bolt. 2016-08-13 00:00 12KB www.nzz.ch
85 Mundstücke: Okra
Wenn Okra in Mitteleuropa kaum auf den Tisch kommt, dann hat dies in erster Linie mit
dem Schleim zu tun, den die Früchte absondern. 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch
86 Verdis Meisterwerk an der Oper Schenkenberg: Eine
Arena für «Rigoletto»
Eine Freilichtbühne, ein Star-Regisseur und Schweinemasken als Requisiten: Im
Aargau gelingt Peter Bernhard eine zwar wenig 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch
87 Simbabwe unter Mugabe: Ein Land im freien Fall
Mugabe regiert Simbabwe seit über dreissig Jahren. Der 92-Jährige gilt als korrupter
Kleptokrat. 2016-08-13 00:00 10KB www.nzz.ch
88 Rapperswil – Cup-Gegner des FC Basel: Roccos
italienischer Traum
Rocco Delli Colli hat ein Gastrounternehmen aufgebaut. Nun sucht er den Erfolg mit
dem Erstligaklub Rapperswil. 2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch
89 Alain Claude Sulzer: Warum ich manchmal lieber
schweige
Sollen
sich
Schriftsteller
einmischen,
wenn
sie
dazu
aufgefordert
werden?
2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch
90 Geschäfte mit Golfstaaten: Noch immer reich genug für
die Schweiz
Die starke Präsenz von Touristen aus den Golfstaaten in der Schweiz ist angesichts
des stark gefallenen Erdölpreises überraschend. 2016-08-13 00:00 4KB www.nzz.ch
91 Pensionssysteme: Die Renten sind nicht sicher
Die Rentensysteme der meisten Industrieländer stehen unter Druck. 2016-08-13 00:00
7KB www.nzz.ch
92 Franz Kafkas Nachlass: Epischer Streit findet ein Ende
Das Oberste Gericht in Israel hat entschieden, dass die Hinterlassenschaft Max Brods
mit wichtigen Handschriften von Kafka nicht in 2016-08-13 00:00 8KB www.nzz.ch
93 Premier League: Zarte Londoner Hoffnungen
Alles ist neu bei Chelsea London, alles bleibt beim Alten beim Stadtrivalen Arsenal.
2016-08-13 00:00 3KB www.nzz.ch
94 Neue Intendanz am Luzerner Theater: «Es geht nicht
länger um Frontalunterricht»
Benedikt von Peter eröffnet seine Intendanz am Luzerner Theater mit Luigi Nonos
Schlüsselwerk «Prometeo» – eine Koproduktion mit dem 2016-08-13 00:00 9KB
www.nzz.ch
95 Neuer Job für Ex-Kanzler: Faymann wird UNOSondergesandter
Der im Mai als Bundeskanzler und SPÖ-Chef zurückgetretene Werner Faymann wird
Sondergesandter von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon für den weltweiten Kampf
gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Er nimmt die neue, ehrenamtliche Tätigkeit mit
Anfang September auf. 2016-08-12 23:21 5KB www.tt.com
96 Salah Ammo: „Meine Religion ist die Musik“
Der syrische Kurde Salah Ammo ist Artist in Residence im Innsbrucker Treibhaus.
Wenn Musik die Welt zu einem besseren Ort machen kann, dann bestimmt seine.
2016-08-12 18:31 5KB www.tt.com
97 Simit: Programmiersprache für physikalische
Simulationen
Wissenschaftler des MIT und anderer Institutionen haben Simit vorgestellt. Davon
sollen jene profitieren, die ihre physikalischen Systeme durch Graphen beschreiben
und auch Nutzern linearer Algebra Performancegewinne verschaffen. 2016-08-12 15:42
2KB www.heise.de
98 Islamvertrag liegt nun auf Eis
Das hatte sich in den vergangenen Tagen angedeutet: Angesichts von CDU-Kritik und
öffentlicher Sorge wegen der Türkeikrise und islamistischem Terror schiebt...
2016-08-13 10:07 2KB www.haz.de
99 Gesprengt, gezittert, gesperrt
Anrainer ärgern sich über zuletzt gestiegenen Güterverkehr durch Innsbruck. Der
Grund liegt in Sprengungen in der Nähe des Umfahrungstunnels Innsbruck.
2016-08-12 14:29 3KB www.tt.com
100 Rote Rochaden im Innsbrucker Gemeinderat noch im
Herbst
Nicht nur die stv. Klubchefin Sophia Reisecker wird den Innsbrucker SPÖ-Klub mit
September verlassen: Mit ihr wird auch Marie-Luise Pokorny-Reitter gehen.
2016-08-12 12:58 2KB www.tt.com
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Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-08-13 12:02
1 /100
Bomben in Thailand:
(2.12/3)
Verdächtigen an
Polizei
kündigt
Liste
von
Bangkok – Nach den
Bombenanschlägen
in
Thailand
haben
die
Behörden ihre Ermittlungen
zu möglichen Drahtziehern
und Motiven fortgesetzt.
Festnahmen gab es bis
Samstagmorgen zwar noch
nicht,
wie
der
stellvertretende Chef der
nationalen
Polizei,
Pongsapat Pongcharoen,
vor Reportern sagte. „Wir
hoffen aber, heute oder
spätestens am Sonntag eine Liste von Verdächtigen zu haben“, kündigte er an.
In Thailand detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze in
fünf verschiedenen Orten, darunter in Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket. Nach
offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Unter
den Verletzten ist eine Österreicherin. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich
Touristenziele im Süden des Landes. Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um
Thailänder.
Gegner der Militärjunta verdächtigt
Die Polizei geht zurzeit davon aus, dass am ehesten Gegner der von der Militärregierung
unterstützten und vergangene Woche in einem Referendum beschlossenen neuen Verfassung
des Landes hinter den Anschlägen stecken könnten. „Man muss nur sehen, wo die Anschläge
stattfanden – all diese Provinzen haben dafür gestimmt“, sagte am Freitag Polizeichef Chakthip
Chaijinda. „Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung.“ Seit
einem Putsch im Mai 2014 regiert in dem südostasiatischen Land das Militär.
Im Süden des Landes gibt es zudem seit Jahren Widerstand gegen die Regierung in Bangkok.
Separatisten fordern die Unabhängigkeit der drei südlichsten Provinzen des Landes. Seit 2004
starben mehr als 6000 Menschen bei Bombenanschlägen und Schießereien. Es sei jedoch
unwahrscheinlich, dass die Separatisten hinter den jüngsten Anschlägen steckten, sagte
Polizeichef Chaijinda.
Hua Hin liegt rund 200 Kilometer südlich der thailändischen Hauptstadt Bangkok und ist ein
beliebtes Reiseziel bei in- und ausländischen Touristen. Der am schwersten von den
Anschlägen getroffene Badeort fürchtet nun einen Rückgang der Touristen.
„Hua Hin hatte noch nie so ein Problem“, sagte Nai Amporn, der ein Restaurant am Strand von
Hua Hin besitzt einer Nachrichtenagentur. „Ich fürchte, dass die Geschäfte schlechter laufen
werden - allein heute Morgen kann man sehen, dass weniger Leute zum Frühstück gekommen
sind.“ Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein der thailändischen Wirtschaft. (APA/dpa/AFP)
Bomben in Thailand: Polizei Bomben in Thailand - Polizei
arbeitet an Verdächtigenkündigt Liste von
Liste
Verdächtigen an
n-tv.de
sueddeutsche.de
Thailändische Polizei
dementiert Verhaftungen
nach Anschlägen
sueddeutsche.de
2016-08-13 08:55 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
2 /100
Harting sucht
Eingebungen»
neuen
Ansatz:
«Brauche
kreative
(2.10/3)
Rio de Janeiro (dpa) - Robert Harting braucht Ruhe. Nach seinem
schmerzhaften Aus in der Diskus-Qualifikation der Olympischen Spiele
von Rio de Janeiro muss sich der Goldmedaillengewinner von London
2012 erstmal ausführlich Gedanken über seine genaue sportliche
Zukunftsplanung machen.
"Ich werde mir ein bisschen Zeit nehmen und ein paar klare Gedanken finden und hoffen, dass
man ein gutes Ergebnis für die nächsten beiden Jahre rauskriegt", kündigte Harting nach
seinem überraschenden K.o. an. "Jetzt brauche ich kreative Eingebungen und neue Ideen, wie
ich es weiter gestalte. "
Kreuzbandriss, Quadrizepssehnenriss, Muskelfaserriss und dann noch kurz vor dem Wettkampf
im Olympiastadion ein Hexenschuss. "Ich muss ehrlich zugeben, das war zuviel", räumte der
31-Jährige ein. In einer Nachricht an seine Fans meldete sich Harting später noch einmal zu
Wort. Er bedankte sich für ihre Unterstützung, musste aber enttäuscht konstatieren: "Ich war in
meinem Leben noch nicht so traurig. "
Ein skurriler Hexenschuss hatte den 2,01-Meter-Hünen in die Knie gezwungen. Der dreimalige
Weltmeister zog sich die folgenschwere Verletzung in der Nacht zum Donnerstag zu, nachdem
er im Bett liegend mit dem Fuß das Licht ausgemacht hatte. Nur mit einer Spritzenkur konnte der
schwer gehandicapte Modellathlet in Rio an den Start gehen - und scheiterte. Nach zwei
ungültigen Versuchen gelangen ihm nur 62,21 Meter. "So aufzuhören ist natürlich nicht mein
Ding", sagte er danach. Die Sommerspiele am Zuckerhut hatte er sich natürlich anders
vorgestellt. "Mal gucken wie die Motivationslagen sind, wie viel mentale Kraft es noch gibt. "
Harting muss sich nach eigenen Angaben "eine Idee holen, wie es jetzt weitergeht, das ist ja
auch ein ermüdender Prozess. " Schon die Vorbereitung auf Olympia verlief alles andere als
verheißungsvoll. Nach seinem Kreuzbandriss im Herbst 2014 musste er lange aussetzen, dann
plagte ihn eine Brustmuskel-Verletzung. Das Knie streikte immer wieder. Mit Blick auf die
Leichtathletik-EM 2018 in Berlin kündigte Harting an: "2018 ist dann wirklich auch Schluss. "
Später ergänzte er in der ARD: "Ich muss dass irgendwie schaffen. Momentan fällt aber alles
schwer, in die Zukunft zu denken. "
Sein Trainer Torsten Lönnfors spendete ihm Trost. "Das ist natürlich enttäuschend, wir müssen
aber nach vorne gucken", betonte er. "Natürlich war von außen zu sehen, dass es nicht
funktioniert hat, es hätte aber auch klappen können. "
Harting muss sich in Frustbewältigung üben. Dass sein jüngerer Bruder Christoph souverän ins
Finale vordrang, linderte seinen Schmerz. "Natürlich hilft das", meinte er. "Für die Familie ist das
ganz wichtig, die haben auch viel Geld bezahlt, kommen hierher. "
Olympia kompakt: Der
Unfreiwillige Stadtrundfahrt
siebte Tag
vor Rennen für Schwimmer
augsburger-allgemeine.de
haz.de
Hockey-Herren haken Sieg Harting sucht neuen Ansatz:
ab: Fokus auf Viertelfinale
"Brauche kreative
sueddeutsche.de
Eingebungen"
haz.de
2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
3 /100
Schwanitz verpasst Medaille: "War zu verkrampft"
(2.04/3)
Rio
de
Janeiro.
Die
AusnahmeKugelstoßerin Christina Schwanitz hat die
Gabe, anschaulich zu formulieren. Auch
den gescheiterten Versuch, Olympia-Gold
zu holen, wusste sie plastisch in Worte zu
fassen.
"Da habe ich es mit der Brechstange
probiert und versucht, dass Wasser aus
der Kugel zu drücken", analysierte die
Welt- und Europameisterin das verpatzte
Finale in Rio de Janeiro. "Das bringt halt
nix. "
Die Goldfavoritin kam bei der olympischen
Medaillenvergabe über enttäuschende 19,03 Metern nicht hinaus - Rang sechs.
Olympiasiegerin wurde Michelle Carter (USA), die die Kugel im letzten Versuch überraschend
auf 20,63 Meter wuchtete und Valerie Adams das historische Gold-Triple vermasselte. 20,42
Meter reichten der Neuseeländerin nicht, um als erste Frau der Geschichte den dritten
Olympiasieg in Serie zu schaffen.
Gold sollte für Schwanitz eine Motivation sein, doch im Endkampf spürte sie plötzlich den
großen Erfolgsdruck. "Wenn man so viel träumt und so hoch greift, kommt der eine oder andere
Druckmoment", bekannte die starke Sächsin. "Ich habe dieses Jahr zu wenige Wettbewerbe
gemacht, um damit leichter umzugehen. "
Den Abend habe sie sich etwas anders vorgestellt, bekannte Deutschlands Sportlerin des
Jahres 2015. Aber ein sechster Platz bei den Olympischen Spielen sei trotzdem honorig. Nur:
"Die Leistung ist Kacke. Die Nicht-Weite vergessen wir schnell. "
Im ersten Versuch schaffte sie es knapp über die 19 Meter, danach machte sie vier ungültige
Stöße und kam im sechsten Durchgang nicht über 18,92 Meter hinaus. "Ich hatte überhaupt kein
Gefühl für das Kugelstoßen, die Leichtigkeit war weg", berichtete die 30-jährige vom LV 90
Erzgebirge. "Ich war zu verkrampft und wollte unbedingt. Wer will, verliert. "
Nach der Qual im Olympia-Ring wollte sie nicht mal mehr ihr rituelles Bier trinken, dass sie aus
der Heimat mitgebracht hatte. "Im Moment ist der Gemütszustand, dass ich einfach nur unter die
Dusche, dann ins Bett gehe und die Decke über den Kopf ziehe, um nichts mehr zu hören und
zu sehen", sagte sie.
Allerdings will Schwanitz wieder aufstehen. "Ich möchte das so nicht stehen lassen, da ist mein
Ehrgeiz geweckt", erklärte sie. Die nächsten Sommerspiele 2020 hat sie noch auf dem
Karriereplan. "Vom Kopf bin ich so weit, dass ich in Tokio starten möchte", erklärte Schwanitz.
"Mal sehen, ob es der Körper auch so will. "
In den vergangenen Jahren hatte sie immer wieder Zwangspausen einlegen müssen. "Da hat
man auch mal keine Kraft mehr, gegen Verletzungen anzukämpfen", sagte Schwanitz.
Unterkriegen lassen will sich die Frohnatur aber nicht: "Die Leistung war schlecht, aber ich bin
nicht am Boden zerstört. "
dpa
So lief die Olympia-Nacht |
Gold-Hoffnung Schwanitz
stößt an Medaille vorbei US-Torhüterin Solo: „Gegen
Haufen Feiglinge verloren“
bild.de
Schwanitz verpasst
Medaille: «War zu
verkrampft»
sueddeutsche.de
2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
4 /100
Fidel Castro:
Revolution
90.
Geburtstag
der
personifizierten
(1.11/3)
Kuba ohne Fidel Castro - fast unvorstellbar. Der ewige Revolutionsführer
wird in seiner Heimat als "Gigant" verehrt. Heute wird er 90 Jahre alt. Ob
er seinen Geburtstag als topfitter Politik-Rentner oder gebrechlicher Greis
feiert, wüssten wohl auch die Kubaner gerne.
"Alles Gute Fidel, zu Deinem 90. Geburtstag. " Nicht nur die jungen
Pioniere Kubas singen dem greisen Revolutionsführer ein Ständchen. Radio, Zeitungen und
Fernsehen der Insel sind voll mit Glückwünschen. Es gibt eine neue CD mit zwölf Songs, die
Fidel Castro gewidmet sind, Plaketten werden enthüllt, Ausstellungen eröffnet. Personenkult
pur. Und die Lobeshymnen werden in jedem Jahr größer, etwa beim Sender Radio Rebelde,
der schon bei Fidels 89. Geburtstag vor einem Jahr einen wahren Giganten pries, den Retter
der Heimat: "Im Jahr 1926 gab uns die Geschichte einen Giganten. Einen Führer der Ideen, der
unsere Heimat rettete.“
Ein Song auf der Geburstags-CD heißt "Su nombre es pueblo", was frei übersetzt bedeutet: Er
ist das Volk. Fidel Castro ist auf Kuba so etwas wie die personifizierte Revolution. Das Mensch
gewordene Symbol eines Landes im Wandel, an dem sich vor allem ältere Kubaner aufrichten.
Knapp 50 Jahre lang hat er direkt die politischen Geschicke der Insel gelenkt, seit dem Sieg
seiner Guerilleros zum Jahreswechsel 1959. Mit einem Schlag wurde der gelernte Anwalt
damals zu einer Person der Weltpolitik - zum Hoffnungsträger vieler Widerstandsbewegungen
in Diktaturen, zum Posterboy der globalen Linken.
Gleichzeitig wurde Castro aber auch zur Hassfigur der US-Politik. Sie fürchtete, dass die
Sowjetunion Kuba als Sprungbrett nutzen könnte, um den Sozialismus nach ganz Mittelamerika
zu exportieren. Washington reagierte mit Blockaden, unterstütze Putschversuche und
Mordanschläge. Alles vergebens. Auf Kuba schweißte das Bevölkerung und Revolutionsführer
nur noch enger zusammen. In teils stundenlangen Reden peitschte Fidel das Publikum immer
wieder mit seinen Schlagworten auf: Vaterland oder Tod - wir werden siegen, so einer seiner
Slogans.
Vor zehn Jahren übergab Fidel Castro die Macht offiziell an seinen Bruder Raul, aus
gesundheitlichen Gründen. Seither zeigt er sich selten in der Öffentlichkeit. Zuletzt hatte er im
April einen großen Auftritt, beim Parteitag in Havanna. Unter großem Applaus gab er seinem
Nachfolger, der - auch aus wirtschaftlicher Not - die Annäherung zu den USA sucht, eine Art
verklausulierten Ritterschlag: Er dankte ausdrücklich den Delegierten und Raul Castro für ihre
hervorragenden Bemühungen: "Ich gratuliere Ihnen allen. Und vor allem dem Genossen Raul
Castro, für die hervorragende Arbeit. "
Wie es Fidel Castro heute geht, darüber kursieren die unterschiedlichsten Versionen. Sie
reichen von einem topfitten Politik-Rentner bis hin zu einem gebrechlichen Greis, der mehr oder
weniger auf dem Totenbett liegt. Doch solche Spekulationen gibt es schon lange. Fidel sagte
dazu einmal: Selbst wenn er einmal stirbt, werde man nicht an seinen Tod glauben.
Fidel Castro - Rechtsanwalt, Fidel Castro wird 90: Kubas
Guerillo, Symbolfigur
unsterblicher
tagesschau.de
Revolutionsführer feiert
nzz.ch
Fidel Castro wird 90: Ein
bewegtes Leben für die
Revolution
nzz.ch
2016-08-13 08:16 tagesschau.de www.tagesschau.de
5 /100
Nach den Anschlägen: "Wer will jetzt noch nach Thailand?
(1.04/3)
"
Nach der Anschlagsserie in Thailand mit vier Toten und mehr als 30
Verletzten verlassen erste Touristen die betroffenen Badeorte. Vor allem
Hua Hin, der Ferienort der Königsfamilie, wirkt wie ausgestorben. War
das das Ziel der Attentäter?
Klai Kangwon, so heißt der Sommerpalast des thailändischen Königspaares im Badeort Hua
Hin. Der Name heißt übersetzt "weit weg von den Sorgen“. Doch wenn die Sorgen derzeit
irgendwo sehr nah sind, dann hier, in der eleganten Ferienstadt mit königlichen Traditionen.
Nach den Anschlägen sieht der Touristenmagnet eher aus wie eine Kampfzone. Vier
Sprengsätze explodierten innerhalb von zwölf Stunden und rissen zwei Menschen in den Tod,
Dutzende wurden verletzt, darunter auch ausländische Touristen. "Es ist gerade wie eine
Geisterstadt. Normalerweise vibriert der Ort, ist voller Leben, vor allem an diesem langen
Wochenende ist sehr viel los", sagt ein Besucher. "Die Geschäfte sollten geöffnet haben, die
Straßen sollten voller Touristen sein, aber es ist tot, ausgestorben. "
Eigentlich sollte es ein großes Geburtstagsfest zu Ehren der Königin geben, auch Muttertag wird
an diesem langen Wochenende gefeiert. Doch nach den Anschlägen, die mit Phuket, Surat
Thani und Phang Nga auch andere Städte trafen, verlassen einige Touristen lieber die
Ferienorte. "Ich wollte eigentlich erst morgen nach Bangkok und meine Frau dort treffen", sagt
einer von ihnen. "Aber ich reise jetzt schon ab, die Stimmung hier ist zurzeit nicht besonders
schön. "
Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen des Landes. Rund 25 Millionen Urlauber
besuchen das Land jedes Jahr. Egal, wie chaotisch oder unterdrückend die politische Lage in
Thailand bisher war, ob eines der zahlreichen Militärregimes an der Macht war - die
Touristenhochburgen waren bisher sicher.
Daran änderten auch gewalttätige Demonstrationen oder die Rebellen, die im Süden mit
Bomben für ihre Unabhängigkeit kämpften, nichts. Das scheint vorbei. "Unser Thailand sollte
sich lieber versöhnen, anstatt sich auf diese Weise zu bekämpfen", klagt eine Ladenbesitzerin.
"Wer will jetzt hierher kommen und Thailand besuchen in so einer Lage? ", fragt sie. "Die
Wirtschaft war dabei, sich zu erholen, aber jetzt wird sie wieder abstürzen, das ist schlimm. "
Eine der Theorien, wer hinter den Anschlägen steckt, geht genau in diese Richtung: Die Serie
von Attacken soll dem Militärregime schaden, kurz nachdem es sich mit einem
Verfassungsreferendum seine Macht hat bestätigen lassen. Die Junta hat Ruhe und Frieden
versprochen - aber die Anschläge zeigen, dass sie das nicht halten kann.
Jetzt verschärft sie alle sowieso schon rigiden Sicherheitsmaßnahmen, wie die Polizei in Hua
Hin beschreibt: "Wir konzentrieren uns auf Schutzmaßnamen und darauf, die Täter zu finden",
erklärt ein Sprecher. Ersten Meldungen, nach denen zwei Verdächtige festgenommen wurden,
widersprach die Polizei. "Wir hoffen, dass wir heute oder morgen Verdächtige festnehmen
können", sagte der stellvertretende nationale Polizeichef. Die Polizei trage derzeit Hinweise
zusammen.
Mit Straßensperren, Kontrollen an Flughäfen und Fähren versucht Thailand das Vertrauen der
Touristen wieder zurückzugewinnen. Bei manchen funktioniert es auch, wie bei diesem Briten:
"Man macht sich schon ein bisschen Sorgen, ob etwas passieren könnte. Aber wir haben noch
zwei Wochen Ferien hier und versuchen, diese Zeit so gut es geht zu genießen. "
Thailändische Polizei
dementiert Verhaftungen
nach Anschlägen
sueddeutsche.de
2016-08-13 07:25 tagesschau.de www.tagesschau.de
6 /100
Live-Blog Olympia: Die kuriose Nacht des Michael Phelps
(1.03/3)
Bye, bye Bradley. «Fuck, es ist vorbei», mit diesen Worten verabschiedete
sich Bradley Wiggins von den Olympischen Spielen. Zuvor hatte er mit
dem Bahnvierer Gold gewonnen und einen Weltrekord aufgestellt. Wir
finden: ein Abschied wie er Wiggins gebührt.
Mehr zu Bradley Wiggins lesen Sie im Porträt von Christof Gertsch.
Impressionen aus der Qualifikation im Hammerwerfen.
Skurriler Unfall. Robert Harting war der Favorit auf Olympia-Gold im Diskus. In der Nacht auf
Samstag scheiterte er überraschend bereits in der Qualifikation. Der Grund ist ziemlich kurios:
Harting zog sich einen Hexenschuss zu, als er im Bett liegend mit dem Fuss das Licht
ausmachte. Die Enttäuschung beim Deutschen ist gross, auf Facebook schrieb er: «Ich war in
meinem Leben noch nicht so traurig.»
Meckerei. Hope Solo, die Torhüterin der US-Frauenfussballmannschaft, hat ihrem Ruf als Bad
Girl mal wieder alle Ehre gemacht. Nach dem blamablen 3:4 im Halbfinal gegen den
Aussenseiter Schweden sagte sie:
«Wir haben gegen einen Haufen Feiglinge verloren.»
Schweden habe kein offenes Spiel haben wollen. Und keinen guten Fussball zeigen wollen.
Die siegreichen Schwedinnen liess Solos Gepolter kalt. Die Trainerin Pia Sundhage, früher
Solos Trainerin, sagte: «Wenn du gewinnst, ist es okay, ein Feigling zu sein.»
Phelps II. Eigentlich hätte ja Joseph Schooling bei der Siegerehrung über 100-m-Delphin im
Mittelpunkt stehen sollen (Lesen Sie weiter unten, 7:16). Aber am Ende war es dann halt doch
wieder Michael Phelps - obwohl er nur Zweiter wurde. Der Grund: Phelps war genau gleich
schnell wie Chad le Clos (Südafrika) und Laszlo Cseh (Ungarn). Drei SilbermedaillenGewinner, das gab es noch nie an Olympischen Spielen.
Bei der Siegerehrung stiegen die drei langjährigen Konkurrenten Hand in Hand aufs
Treppchen. Irgendwie süss. Aber irgendwie auch ziemlich seltsam.
Für Phelps war es übrigens das letzte Einzelrennen der Karriere.
Phelps I. Wer hätte das gedacht? Vor acht Jahren posierte ein Knabe aus Singapur für ein Foto
mit Michael Phelps. In der Nacht auf Samstag hat der Fan das Vorbild besiegt: Der 21-jährige
Joseph Schooling war über 100-m-Delphin schneller als Phelps und gewann olympisches
Gold.
Die Tatsache ist umso erstaunlicher, wenn man weiss, dass Phelps in dieser Disziplin seit 2005
an jedem Grossanlass, zu dem er angetreten war, Gold gewonnen hat. Mehr zum Thema lesen
Sie im Text unseres Kollegen in Rio, Christof Gertsch.
Plan B. Eigentlich hätte Martina Hingis in Rio mit Belinda Bencic und Roger Federer im Doppel
antreten sollen. Weil beide Forfait geben mussten entschied sie sich spontan mit Timea
Bacsinszky zu spielen. Nun stehen die beiden in Rio im Final. In der Nacht auf Samstag
gewannen sie gegen die Tschechinnen Andrea Hlavackova und Lucie Hradecka 5:7, 7:6, 6:2.
Mehr dazu in unserer Tageszusammenfassung.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, meine Name ist Claudia Rey und ich darf Sie heute
in unserem Live-Blog zu den Olympischen Spielen durch den Tag begleiten. Hier halten wir Sie
jeden Tag ab 7 Uhr auf dem Laufenden, präsentieren Nachrichten und Unterhaltsames aus Rio.
Olympia: Das war die Nacht Michael Phelps: Kein Gold?
in Rio
Kein Gold!
rp-online.de
nzz.ch
2016-08-13 00:00 Claudia Rey www.nzz.ch
7 /100
Welte und Vogel wieder im Glück - Zukunft ungewiss
(1.02/3)
Rio de Janeiro. Wie ein unzertrennliches
Paar hüpften Kristina Vogel und Miriam
Welte
durch
den
Innenraum
des
Velodromes von Rio de Janeiro.
Die Bronzemedaille im olympischen
Teamsprint bescherte den "Golden Girls"
von London ein zweites Mal derartige
Glücksmomente, dass sogar BahnradBundestrainer Detlef Uibel schnell seine
Kamera hervorkramte. Schließlich ist
unklar, wie oft es noch Schnappschüsse
vom schnellsten deutschen FrauenZimmer geben wird.
Denn die 29-jährige Welte plant im Gegensatz zu ihrer vier Jahre jüngeren Kollegin nicht mehr
bis zu den Olympischen Spielen in Tokio. Auf kurz oder lang muss sich Vogel eine neue
Partnerin suchen. "Miriam hört noch nicht auf. Sie fährt noch ein bisschen weiter, aber darüber
reden wir später", sagte die Ausnahmeathletin, die zukünftig auch mit Junioren-Weltmeisterin
Pauline Grabosch ein Gespann bilden könnte.
In Rio wurde diese Personalie noch nicht thematisiert, dafür ließ allein das dichte Programm
keine Zeit. Schließlich stand am Samstagmorgen bereits der Keirin-Wettbewerb an - mit Vogel
als Weltmeisterin. Für diese Herausforderung bescherte die Bronzemedaille kräftigen
Rückenwind. "Das ist eine riesige Erleichterung. Wir haben letztes Jahr gesehen, wo wir uns
einordnen können. Wir haben uns unseren Traum erfüllt", sagte Vogel.
Der dritte Platz war für das Duo das Optimum, ein erneuter Coup wie in London außer
Reichweite. Dafür waren insbesondere die chinesischen Weltrekordhalterinnen Jinjie Gong und
Tianshi Zhong, aber auch die Russinnen zu stark. "Wir müssen jetzt halt überlegen, was die
anders machen. Die Chinesin ist ja unglaublich schnell angefahren. Wir müssen einfach daran
arbeiten, dass wir uns auch steigern", sagte Welte.
Schon in London waren sie gegen China und auch Großbritannien chancenlos gewesen,
damals halfen aber Wechselfehler der Konkurrenz zum unverhofften Gold. Glück hatten sie aber
trotzdem, gerade einmal 22 Tausendstelsekunden betrug der Vorsprung im kleinen Finale auf
Australien. Bei allen Zwischenzeiten hatten Anna Meares und Stephanie Morton vorne gelegen,
ehe Vogel mit einem starken Finish noch alles herumriss.
"Wir haben in letzter Zeit so viele vierte Plätze gesehen, haben immer vor dem Fernseher
gesessen, gestern als die Jungs Fünfter geworden sind. Da haben wir gedacht: Scheiße, das
müssen wir besser machen", sagte Welte. Noch besser will es Vogel in den nächsten Tagen
machen. Zwei Medaillen, davon eine goldene, sind das erklärte Ziel.
dpa
Olympia: Das war die Nacht
in Rio
rp-online.de
2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
8 /100
Heidlers Abschiedswunsch: "Weit werfen und Spaß haben"
(1.02/3)
Rio de Janeiro. Betty
Heidler war "einfach müde"
- aber glücklich. "Ich freue
mich aufs Bett", sagte sie
und lächelte.
Die Hammerwerferin darf bei ihren vierten und letzten Sommerspielen noch einmal um die
Medaillen mitkämpfen. Mit eine Weite von 71,17 Metern verließ die in der Qualifikation schon so
oft gebeutelte frühere Weltrekordlerin und Weltmeisterin von 2007 das Olympiastadion. Im
Finale am Montag in Rio de Janeiro hofft Heidler auf den glänzenden Schlusspunkt ihrer
internationalen Karriere. "Weit werfen und Spaß haben", das will sie noch einmal.
"Der Wunsch nach einer Medaille ist nicht kleiner oder größer, sondern einfach ungebrochen",
sagte die 32-jährige Frankfurterin. Ein Debakel wie vor acht Jahren in Peking, bei der WM 2013
in Moskau und der EM 2012 in Helsinki ersparte sich Heidler dieses Mal. Da war sie jeweils als
Mitfavoritin im Vorkampf gescheitert.
"Es lief alles wie erwartet, alles okay", sagte sie nach der bestandenen Nervenprobe.
Topfavoritin Anita Wlodarczyk gab sich ebenfalls keine Blöße: Die Polin kam mit starken 76,93
Metern weiter. Heidlers Frankfurter Clubkollegin Kathrin Klaas scheiterte hingegen ebenso in
der Ausscheidung wie Charlene Woitha aus Berlin bei ihrem Olympia-Debüt.
Heidler hatte sich im Juni schon über Silber bei der EM in Amsterdam gefreut. Nach dieser
Saison beendet sie ihre Laufbahn mit so vielen Höhen und Tiefen. "Ich werde versuchen,
entspannt ranzugehen. Ich weiß, ich hab' schon eine Medaille", hat sie angekündigt. Vor vier
Jahren in London hatte sie in einem denkwürdigen Wettkampf, als ein Messfehler alles
durcheinanderbrachte, nach aufregenden Stunden Bronze gewonnen.
"Mein Ziel ist es, meine Leistung abzurufen, eine Saisonbestleistung zu zeigen", sagte sie vor
Rio. "Wenn ich das schaffe, bin ich mir ziemlich sicher, dass auch eine Medaille drin ist. " In
diesem Sommer warf sie 75,77 Meter - deutlich weniger als die herausragende Wlodarczyk, die
mit 80,26 Metern die Weltjahresbestenliste anführt.
Wenn die Weltrekordlerin, Weltmeisterin und Europameisterin nicht in der Qualifikation
überraschend patzt, sei es "fast ein Ding der Unmöglichkeit", sie zu schlagen. Das wusste
Heidler schon vorher: "Jeder erwartet, dass sie gewinnt. " Mit einer Medaille im Koffer wäre die
rothaarige Sportlerin schon überglücklich. Dann könnte sie auch ihr Sightseeing-Programm
nach dem Wettkampf so richtig genießen. Ein Strandspaziergang an der Copacabana steht
ganz oben auf der Liste.
dpa
Da ist er also wieder! Rund vier Monate war Robin Dörrie nicht zu sehen, wenn Läufer zu
Wettkämpfen in der Region antraten. Wer den Mittvierziger kennt, der kann in etwa
nachvollziehen, war für eine schlimme Zeit das für ihn gewesen ist.
Heidlers Abschiedswunsch:
«Weit werfen und Spaß
haben»
sueddeutsche.de
2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
9 /100
Pferd "Cosmo" verletzt Pfleger vor Dressur-Ehrung der
(1.02/3)
Deutschen
Die Siegerehrung der deutschen Dressur-Equipe im Reitstadion des Olympiaparks Deodoro in
Rio de Janeiro wurde von einem Unfall überschattet. Plötzlich stieg das Cosmo des Team-
Olympiasiegers
Sönke
Rothenberger hoch und traf
seinen Pfleger Robbie
Sanderson. Pferdepfleger
Sanderson wurde sofort
von
Mannschaftsarzt
Manfred
Giensch
erstversorgt.
«Es sieht gut aus», sagte
Rothenberger. «Gott sei
Dank ist wohl nicht so viel
passiert.» Sanderson sei in
ein Krankenhaus gebracht
worden, um sicherzugehen. Dort wurde der Brite mit zehn Stichen genäht. «Das ist nichts, das
ist nur ein kleiner Kratzer», sagte Sanderson am Freitagabend im Deutschen Haus. «Alles ist
gut. Nur blöd, dass ich die Siegerehrung verpasst habe.»
Bei der Siegerehrung: GoldPferd Cosmo tritt Pfleger
gegen die Stirn
rp-online.de
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
10 /100
Olympia kompakt: Hingis und Bacsinszky im Final
(1.02/3)
Tennis
Das Schweizer Frauen-Doppel Timea Bacsinszky/Martina Hingis hat
Silber auf sicher, die vierte Schweizer Medaille in Rio. Bacsinszky/Hingis
schlagen im Halbfinal Andrea Hlavackova/Lucie Hradecka 5:7, 7:6, 6:2.
Der packende, dramatische Halbfinal gegen die beiden Tschechinnen
dauerte zwei Stunden und 42 Minuten. Nach etwas weniger als zwei Stunden mussten
Bacsinszky/Hingis beim Stand von 5:7, 4:5 zwei Matchbälle abwehren. Beide wehrte Martina
Hingis mit Flugbällen am Netz ab.
Schwimmen
In seinem wohl letzten Einzelrennen der Karriere erleidet Michael Phelps eine Niederlage.
Nach dem Gewinn von viermal Gold an den Sommerspielen in Rio de Janeiro wird er über 100
m Delphin Zweiter. Phelps, nach 50 Metern nur Sechster, musste sich mit 51,14 Sekunden um
75 Hundertstel Joseph Schooling aus Singapur geschlagen geben. Gleichzeitig wie der 31jährige Amerikaner schlugen auch der Südafrikaner Chad le Clos und der Ungar Laszlo Cseh
an.
Derweil setzte Katie Ledecky an den Sommerspielen ein weiteres Ausrufezeichen. Die 19jährige Amerikanerin holt über 800 m Crawl ihre vierte Goldmedaille in Rio und schwimmt zum
zweiten Mal Weltrekord.
Leichtathletik
Die Schweizer Sprinterin Mujinga Kambundji überstand über die 100 m die Vorläufe. Sie
qualifizierte sich mit der Zeit von 11,19 als beste Drittplacierte für die Halbfinals. Gleich die erste
Medaillen-Entscheidung in der olympischen Kernsportart Leichtathletik brachte einen FabelWeltrekord. Die Äthiopierin Almaz Ayana verbesserte über 10 000 m in 29:17,45 Minuten die
1993 gelaufene Bestmarke der Chinesin Wang Junxia um 14 Sekunden.
Rad
Der Schweizer Bahnvierer mit Olivier Beer, Théry Schir, Cyrille Thièry und Silvan Dillier fährt an
den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro in der Mannschaftsverfolgung gegen China auf den
7. Platz. Sie fuhren in einer Zeit von 4:01,786 Minuten rund zwei Sekunden schneller als die
Asiaten. Der 7. Rang ist eine Enttäuschung. Die Schweizer hatten sich im Vorfeld eine bessere
Klassierung erhofft. Doch wie bereits in der Qualifikation kamen die Schweizer auch am zweiten
Tag nicht auf Touren. Olympiasieger ist der britische Bahnvierer um Bradley Wiggins.
Tennis
Nach seinem Einzelsieg 2008 gewinnt Rafael Nadal in Rio die Goldmedaille im Doppel. Mit
Marc Lopez setzt er sich im Final gegen die Rumänen Florin Mergea/Horia Tecau in drei Sätzen
durch.
Jeannine Gmelin rudert heute im Skiff-Final um die Medaillen. Im gestrigen Halbfinal konnte sie
überraschend mit den Titelanwärterinnen Kimberley Brennan und Emma Twigg mithalten.
Beide Paare der Schweizer Beachvolleyballerinnen konnten sich für die Achtelfinals
qualifizieren. Isabelle Forrer und Anouk Vergé-Dépré treffen nun auf das deutsche Duo Laura
Ludwig und Kira Walkenhorst. Joana Heidrich und Nadine Zumkehr bekommen es mit Marleen
van Iersel und Madelein Meppelink aus den Niederlanden zu tun.
Rudern. Frauen, Skiff, Final (ab ca 15 Uhr 45), mit Jeannine Gmelin.
Beachvolleyball. Frauen, Achtelfinals (ab ca. 20 Uhr), mit Isabelle Forrer und Anouk Vergé-Dépr
é.
Beachvolleyball. Frauen, Achtelfinals (ab ca. So 1 Uhr), mit Joana Heidrich und Nadine
Zumkehr.
Leichtathletik. Frauen, 100 m, Halbfinals (ab ca. So 02 Uhr), evtl. mit Munjinga Kambundji.
Fussball. Männer, Viertelfinals (ab 18 Uhr), Portugal - Deutschland.
Segeln. Mixed, Nacra 17, 7., 8. und 9. Wettfahrt (ab 18 Uhr 05), mit Nathalie Brugger und Matias
Bühler.
Badminton. Frauen, Einzel, Vorrunde, Gruppe D (So 02 Uhr 05), Sabrina Jaquet - Linda
Setschiri/BUL
Zur Leichtathletik. Zum Auftakt der Wettkämpfe schätzt unser Autor in Rio, Remo Geisser , die
Chancen der Schweizer Leichtathleten ein. Eine neue Generation mit Zukunft. Und schreibt
über den Ausnahmeathleten Usain Bolt.
Zum Rudern. Ian Wright ist der Trainer hinter dem Erfolg des Schweizer Leichtgewichtsvierers.
In seiner Heimat Neuseeland ist er ein verkannter, schreibt Philipp Bärtsch.
In unserem Live-Blog finden Sie jeden Tag ab 7 Uhr Nachrichten, Interessantes und Lustiges zu
Olympia 2016. Alles zu Olympia erfahren Sie darüber hinaus hier.
Ihr Wissen können Sie in untenstehendem NZZ-Quiz testen
Olympia kompakt: Der
siebte Tag
augsburger-allgemeine.de
2016-08-13 00:00 Markus Wanderl www.nzz.ch
11 /100
Liebes Tagebuch: Der grösste Tag im Sportlerleben
(1.02/3)
Liebes Tagebuch, ich gewinne ja nie etwas. In der Primarschule war ich
zu dick, in der Sekundarschule zu träge. Und wenn ich am Grümpelturnier
mein Glück an der Tombola versuchte, zog ich Nieten. Als ich später
meinte, wie ein Hammel in der Masse der Volkssportler mitlaufen zu
müssen, hängte man mir zwar am Ziel eine Blechplakette um. Aber die
Finisher-Medaille steht für die Kuschelpädagogik im Sport. Jeder ein
Sieger! Wo es doch um das Überleben des Stärksten geht.
Aber lassen wir das. Wir sind ja an den Olympischen Spielen, hier bekommen nur die Besten
eine Medaille. Zum Beispiel Michael Phelps. Der hat schon lange nicht mehr genug Finger, um
seine goldenen Auszeichnungen zu zählen. Es reicht nicht einmal, wenn er noch die Zehen
dazunimmt. Phelps ist ein lebendes Monument. Aber wenn er seine Goldmedaillen bekommt,
wähnt man sich am regionalen Schwimmfest. Das Podest steht neben dem Pool, die Athleten
schlurfen in Trainingsanzug und Adiletten daher, winken ins Publikum und schlurfen wieder
davon.
Man redet immer vom olympischen Glanz, aber die Siegerehrungen hier sind ein Witz. Heidi
Diethelm Gerber schoss die Schweiz in den Medaillenspiegel und erlöste damit eine
Sportnation. Bronze bekam sie im Schiessstand umgehängt, einem freudlosen Tunnel mit ein
paar Neonröhren an der Decke. So viel zum Thema Glanz.
Es ginge auch anders. An den Winterspielen 2002 in Salt Lake City gab es erstmals ein eigenes
Stadion für die Siegerehrungen. Sie wurden von Rockkonzerten mit Superstars umrahmt, das
Publikum strömte in Massen heran und feierte Helden, von denen es nie zuvor gehört hatte.
Auftritt Simon Ammann im Silbermantel! Die US-Medien tauften ihn Flying Harry Potter, er wurde
in die grossen Late-Night-Shows eingeladen. Davon wird er noch in hundert Jahren träumen.
Liebes Tagebuch, vielleicht ist Olympia einfach zu gross geworden. Man verteilt hier in Rio satte
306-mal Gold, es ist eine Massenabfertigung. Den Sportlern bleibt einzig, das Glück tief in ihrem
Innern zu suchen und Tränen kullern zu lassen. Auch wenn sie dabei in einem Luftschutzkeller
stehen.
Österreichs
Medaillenhoffnung liegt weit
zurück
diepresse.com
2016-08-13 00:00 Remo Geisser www.nzz.ch
12 /100
Lucerne Festival: Olga Neuwirth: Die Unzähmbare
(0.04/3)
Das Gute ist der Feind des Besseren. Das bekommt zu spüren, wer mit
Olga Neuwirth zusammenarbeitet. 2002 war sie erstmals als Composer in
Residence am Lucerne Festival zu Gast und bereit, mit Pierre Boulez ein
Gespräch über Chancen und Grenzen ihrer jeweiligen künstlerischen
Position zu führen. Das Gespräch sollte anschliessend auf CD
veröffentlicht werden. Damals hiess SRF 2 Kultur noch DRS 2 und
arbeitete analog. Tonbänder wurden von Hand mit feingeschliffener Schere geschnitten und in
stundenlanger Arbeit mittels blauer Kleber zusammengefügt: Manches «Äh» und manche
Wiederholung liess man stehen – ganz anders als heute, wo das Schneiden per Mausklick
erfolgt. Als Olga Neuwirth das einstündige Gespräch mit Musikeinspielungen für die
Veröffentlichung guthiess, folgte eine letzte an mich als Verantwortliche gerichtete Bemerkung:
«Ein bisschen mehr schneiden täte nicht schaden.»
Das Gute ist der Feind des Besseren: Vor Olga Neuwirths Anspruch zittern Intendanten,
Regisseurinnen und gelegentlich auch Musiker. Einmal ist es die aufwendige Live-Elektronik,
die sie rechtfertigen muss, ein anderes Mal findet man sich ästhetisch nicht. Immer wieder
kommt es zum Bruch. Etwa dann, als das Opernprojekt «Der Fall Hans W.» schon weit
fortgeschritten war, wiederum in Zusammenarbeit mit ihrer langjährigen Librettistin Elfriede
Jelinek. Das Thema war verstörend und kaum festspieltauglich: Im Zentrum der neuen Oper
sollte ein Grazer Pädiater stehen, der wegen Pädophilie vor Gericht stand. «Der Fall Hans W.»
blieb ein Fragment. Aus finanziellen Gründen müsse das Auftragswerk gestrichen werden,
entschied Gerard Mortier, der sonst für seinen Wagemut bekannte Intendant der Salzburger
Festspiele.
Olga Neuwirth ist unbequem und damit ihrer Musik vergleichbar: labyrinthisch, explosiv,
ungezähmt. «Ich lasse mich nicht wegjodeln», sagte sie im Rahmen einer Grossdemonstration
gegen die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei Österreichs. Denn Jörg Haider,
Landeshauptmann von Kärnten und Vorsitzender der FPÖ, wollte auch mit der
zeitgenössischen «Welt-Katzen-Musik» Schluss machen und stattdessen «Volksnahes»
fördern.
Neuwirths Schärfe provoziert, ihr Erfolg weckt Neid und nährt die Phantasien. Zuletzt gab sich
der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas die Blösse, ihre Musik als «männlich» zu
bezeichnen. Vielleicht auch darum, weil sie als erste Frau im Jahr 2010 den Grossen
Österreichischen Staatspreis erhielt? Die Angst vor der Frau und die Macht der
Heteronormierung scheinen ungebrochen, während sich die Künste seit Jahrhunderten den
fliessenden Grenzen zwischen den Geschlechtern widmen.
Darunter ist Klaus Nomi, der erste Countertenor des Pop, der sich in den 1970er Jahren als
Transgender-Sänger inszenierte. Dabei coverte er Pop-Songs, aber auch Barockmusik und
schweisste seine Reinterpretationen mit New Wave zusammen. Neben Miles Davis zählte er zu
den Jugendidolen Neuwirths. 1998 würdigte sie den Sänger und Performer in ihrem
Ensemblestück «Hommage à Klaus Nomi». Das schrille Patchwork aus Countertenor,
Instrumenten, Multi-Effekt-Geräten, Synthesizer und Sampler sorgte seinerzeit für Aufsehen.
Hier war ein neuer Ton: kein billiges Crossover, sondern eine höchst elaborierte
Zusammenführung von Hoch- und Pop-Kultur. Sie habe als Komponistin nur die Möglichkeit,
«durch die Historie durchzugehen, um mich von ihr zu lösen und bei mir selber anzukommen»,
sagte sie in einem Gespräch. Wegweisend ist für sie ein Avantgardist wie Edgar Varèse, der
bereits in den 1920er Jahren die Medien «Bild» und «Elektronik» einbezog, oder auch Helmut
Lachenmann, der Klang als Ergebnis von mechanischen Prozessen betrachtet.
Wie geht sie selber vor beim Komponieren? Zuallererst ist ihre Musik, von Hand auf Papier
skizziert, ein Ablauf von Prozessen. Wann welcher Klang, wann welcher Klangwechsel – diese
Entscheidungen sind seit ihren frühen Kompositionen von der Technik des Films geprägt: von
Schnitten, Überlagerungen, Ein- und Ausblendungen. Die Filmkunst eines Jean-Luc Godard
und Alain Resnais ist ein Reservoir der Innovation, aus dem sie bis heute schöpft. Ebenso
prägend war ihr Studienaufenthalt in den USA, wo sie neben Komposition auch Malerei und
Film studierte. Diese heterogenen Quellen speisen ihre Musik. Dabei wählt sie stets
«strukturgebunden» aus. Das lässt sich an einem Werk wie «Kloing!» von 2008 für
computergesteuertes Klavier, einen Live-Pianisten und Film überprüfen. Die Komponistin
rechnet mit dem «Gott am Klavier» ab. Dieser spielt gegen seine berühmten Konkurrenten auf
Welte-Mignon-Aufnahmen an, wetteifert mit den Zeichentrickfiguren Tom und Jerry und
versucht, sein computergesteuertes Klavier zu bändigen.
Als Klaus Nomi 1983 an Aids starb, war Olga Neuwirth fünfzehn Jahre alt, spielte obsessiv
Trompete und träumte von einer Laufbahn als Jazz-Trompeterin. Ein Autounfall und schwere
Kieferverletzungen machten diesen Traum zunichte. Stattdessen begann sie zu komponieren,
suchte sich später ausserhalb der Musikhochschule Anregungen und verdankt entscheidende
Impulse der rumänischen Komponistin Adriana Hölszky, dem Franzosen Tristan Murail und der
Begegnung mit Luigi Nonos «Prometeo».
1984 erlebte sie eine Aufführung des «Prometeo» in der Chiesa di San Lorenzo in Venedig, in
jener Stadt, die sie künstlerisch und politisch prägen sollte: Dort wurzelt «meine Langzeit-Liebe
für Architektur und Städte am Meer», sagte sie in einem Gespräch über ihre Komposition «Le
Encantadas o le avventure nel mare delle meraviglie», für die sie den Raumklang der Kirche
San Lorenzo einfing. Diesen Klang, auch seine Nachhall-Effekte, fügte sie modular ihrer
eigenen Musik hinzu.
Diese durchzieht eine seit 1997 in der Lagune von Venedig eingefangene Tonspur: ein
Klangteppich aus Glockentönen, Motorboot-Geknatter, Möwenschreien, Menschenstimmen
sowie der Vielstimmigkeit des Wassers. Die Technik des «field recording», ihre Art
musikethnologischer Spurensuche, verfolgt sie seit ihren frühesten Werken. Neu ist, dass sie
die mit einem All-Around-Soundfield-Mikrofon getätigten Feldaufnahmen in «Le Encantadas»
als eigentliche Hörspiele-Teile benutzt und damit das Durchdringen von Innenraum (Kirche)
und Aussenraum (Stadt) deutlich machen kann. Wie in Nonos «Prometeo» sitzt das Publikum in
der Mitte des Geschehens und sucht sich selbst aus, was es hören will. An die Stelle des Diktats
von Hörerlebnissen tritt die Individualität jedes einzelnen Zuhörers.
Die Frage, wie sich Architektur kompositorisch einverleiben lässt, treibt Neuwirth seit Jahren um.
Wie Raum zu Klang werden könnte, untersuchte sie zusammen mit dem Architekten Greg Lynn,
ausgehend von seiner Idee einer «time-based animation technique». Das Projekt scheiterte
2007, für «Le Encantadas» verfolgte sie das Vorhaben jedoch weiter und konnte ihr Werk 2015
an den Donaueschinger Musiktagen uraufführen.
Venedig war einst eine Hochburg der Linken und die von der Kommunistischen Partei
veranstaltete «Festa dell'Unità» ein internationaler Treffpunkt auch für Kulturschaffende. «Als
Jugendliche bin ich immer wieder zur ‹Festa dell'Unità› auf den Campo del Ghetto Nuovo
gereist», so Neuwirth, die aus einer kulturinteressierten Familie stammt und als Erstes mit dem
Jazz, gespielt von ihrem Vater, in Berührung kam. Und also mit einer Musikauffassung, deren
Normierungszwänge kleiner sind als die in der klassischen Musik.
Für Frauen allerdings wird auch dort die Luft dünn, insbesondere, wenn die Frau «schwarz» ist
und mehr will als singen. Dann vervielfacht sich die strukturelle Diskriminierung. Vergleichbares
widerfuhr Olga Neuwirth in der Szene der neuen Musik, als sie Ende der 1980er Jahre ihr Stück
vom Kuchen beanspruchte und als Komponistin Gleichbehandlung einforderte. Statt über die
patriarchalen Mechanismen zu schweigen, sprach und spricht sie darüber. Auch sich selber
betrachtet sie als Aussenseiterin, obwohl sie inzwischen die neben Sofia Gubaidulina vielleicht
erfolgreichste Komponistin der Gegenwart ist.
Wie Gesellschaften mit Minderheiten umgingen, zeige deren wahres Gesicht, meint sie
überzeugt. Ihre Musik spiegelt diese Prozesse. In «American Lulu» (2006/2011) reinterpretiert
die Komponistin Alban Bergs Oper im Licht eines geschlechterübergreifenden Machismos:
Neuwirths Lulu schlägt sich als abgebrühte (weisse) Narzisstin durchs Leben, während an die
Stelle der Figur der Gräfin Geschwitz die (schwarze) Blues-Sängerin Eleanor tritt. Eine Figur
gleichen Namens steht dann in «Eleanor» (2015) stellvertretend für die vielen vergessenen
afroamerikanischen Jazzmusikerinnen, die in Billie (Eleanor) Holiday ihre berühmteste
Wiedergängerin haben.
Versklavung anderer Art ortet Olga Neuwirth in unserer Gegenwart und spiegelt diese in ihrem
neuesten Werk. Der «Flashcrash» von 2008 habe den Finanzkapitalismus als
«unkontrollierbares System» entlarvt. Die algorithmischen Praktiken des Hochfrequenzhandels
hätten einen Raum geöffnet, der «den Menschen ausschliesst». In ihrem Schlagzeugkonzert
«Trurliade – Zone Zero» (2016) wird der Solist Martin Grubinger gegen einen
unkontrollierbaren Apparat ankämpfen. Dennoch reize den Spieler die «entropische Schönheit
des drohenden Untergangs». Dem Apparat – samt surrogaten Klängen eines Schrottplatzes
und eingeschmuggelter Low-Tech-Apparaturen – bietet der Solo-Schlagzeuger die Stirn. Er
zieht dabei sämtliche Register: Kitsch und Schönheit, Banales und Erhabenes, Wut und
Raserei.
Olga Neuwirths Musik ist politisch, keine Frage, und derart komplex, dass sie für Agitprop nicht
taugt. Darin gleicht die Komponistin Luigi Nono, der sein musikalisches Material auf der Höhe
der Zeit verarbeitete und an der ideologischen Vereinnahmung durch seine Jünger zunehmend
litt. Das könnte auch ihr drohen – zur Marke zu werden. Obwohl der Wiedererkennungswert
ihrer Musik gerade in der Unvorhersehbarkeit begründet ist und der Ungezähmtheit ihrer
Persönlichkeit entspringt.
Lucerne Festival: Bernard
Haitink: «Das ist alles eine
Riesenfreude»
nzz.ch
Lucerne Festival Academy:
Die beiden Neuen der neuen
Musik
nzz.ch
Lucerne Festival: «Die
Künstliche Mutter»:
Unterleibsmigräne am
Gotthard
nzz.ch
Lucerne Festival: Die
weibliche Note in der Musik
nzz.ch
2016-08-13 00:00 Corinne Holtz www.nzz.ch
13 /100
Emmering - Schneller ins Netz
(0.01/3)
Telekom
übernimmt
Glasfaserausbau
in
Emmering
Wer in den Emmeringer
Ortsteilen Kronau, Furth,
Sanftlreith
oder
Wollmannsberg ins Internet
will,
muss
Geduld
mitbringen. Das allerdings
soll sich bald ändern: Der
Gemeinderat hat in seiner
Sitzung am Donnerstag
entschieden, das Angebot der Telekom für den Breitbandausbau in den abgelegeneren
Gemeindeteilen anzunehmen. Vor allem geht es um die Versorgung der "08067-Ortsteile", wie
es Bürgermeister Max Maiern nennt - also jener Ortsteile, die unter dieser Vorwahl erreichbar
sind. Die Telekom wird dabei moderne Glasfasertechnik verwenden, "bis vors Haus", wie Maier
erläutert. Beim Breitbandausbau kooperiert Emmering mit der Gemeinde Tuntenhausen, wo die
Arbeiten schon im vollen Gange sind. In Emmering ist die Vertragsunterzeichnung mit der
Telekom für Ende August geplant; noch in diesem Jahr soll dann mit dem Netzausbau
begonnen werden. Die Gemeinde darf sich bei diesem Projekt über einen großzügigen
Zuschuss des Freistaats im Rahmen der Breitbandinitiative freuen: 80 Prozent der Kosten in
Höhe von knapp 500 000 Euro werden laut Maier übernommen. Nur etwa 100 000 Euro muss
die Gemeinde selbst beisteuern.
Emmering - Hightech für den
Notfall
sueddeutsche.de
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
14 /100
Mitten in Markt Schwaben - Aus-getrickst
(0.01/3)
Um einen bequemen Dauerparkplatz zu ergattern, lassen sich Autofahrer
so einiges einfallen. Doch damit ist jetzt Schluss
Der Parkplatz ist ein Ort, wo Geschichten geschrieben werden. Auf
Parkplätzen zerdeppern sich Autofahrer gegenseitig die Lackhüllen ihrer
Fahrzeuge oder ärgern sich, dass schon ein anderer auf dem
auserkorenen Fleck steht. Je weniger Parkplätze und je mehr Parkwillige es gibt, desto
spannender werden diese Geschichten. Nur leider mögen es Gemeinden in der Regel nicht
spannend, sondern geordnet - und kontrolliert.
In Markt Schwaben, der flächenmäßig kleinsten Landkreisgemeinde, geht es beim Parken
besonders eng her: Wer im Ort nach 9 Uhr einen Parkplatz finden will, muss meist in die
Parkgarage oder in versteckte Winkel am Ortsrand ausweichen. Und selbst wenn man fündig
geworden ist, bleibt Parken hier ein verlässliches Abenteuer: Im Ortszentrum darf man unter
Tags nämlich nur maximal drei Stunden parken, daran erinnern einen blaue Schilder.
Und dennoch galt in Markt Schwaben bisher das Prinzip: Wo ein Wille ist, ist auch ein Parkplatz.
Georg Hohmann kennt seine Pappenheimer und er wäre nicht der Bürgermeister, wüsste er
nicht genau Bescheid, wie man das Regelwerk in Markt Schwaben austricksen kann. Ein
gängiger Kniff der Einheimischen sei, die Parkscheibe einfach weiterzudrehen - nicht die
kreativste, aber eine recht effektive Methode, um Knöllchen zu entgehen. Die ganz Beflissenen,
erzählt Hohmann, würden sich um die Mittagszeit verabreden und Parkplätze tauschen.
Hohmann gilt als gutmütiger Zeitgenosse, aber bei solchen Methoden da höre der Spaß doch
auf, findet er. Um die Dauerparker zu überführen, will der Gemeinderat demnächst Parkuhren
im Ortszentrum aufstellen lassen: Vom Unterbräu bis zum Café Hasi, vom Marktplatz bis hoch
zum Haberer Weg, in der Seilergasse, in der Alten Bräuhausgasse und in der
Gschmeidmachergasse soll zehn Minuten Parken künftig zehn Cent kosten, und mehr als zwei
Stunden darf man nicht mehr stehen bleiben.
Einem Bürger, der sich mit einem Schreiben an die SZ wandte, stinken die geplanten Parkuhren
allerdings schon jetzt gewaltig. Das Problem mit den Dauerparkern sei damit überhaupt nicht
gelöst. Um die zu bestrafen, wäre es, so schreibt er, wesentlich effektiver, mehr zu kontrollieren
statt Parkuhren aufzustellen. Es läge, "die Vermutung nahe, dass der wahre Grund für deren
Einführung schlicht monetärer Art ist".
Doch gehe es ihm weniger ums Geschäft als um die Geschäfte, sagt dazu der Bürgermeister,
nicht ums Gemeindesäckel also, sondern um die örtlichen Betriebe. Die Dauerparker sollen
weichen, damit mehr Platz bleibt für Kurzbesucher mit dicken Geldbeuteln. Und weil Hohmann
die Anekdoten mit den alten Tricks nicht mehr hören kann, sollen künftig keine Geschichten
mehr geschrieben werden sondern Strafzettel. Deswegen soll auch "das Stundenkontingent der
Kontrolleure unbedingt erhöht werden".
Markt Schwaben - Sommer
is, reißt's d' Straß'n auf
sueddeutsche.de
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
15 /100
Phelps freut sich auf Baby Boomer - Irrer Ervin-Abend
(0.01/3)
Rio de Janeiro (dpa) - Am goldenen US-Abend blieb ausgerechnet dem
Rekordolympiasieger nur Silber - das allerdings war auch für ihn
besonders. Erstmals in der Schwimm-Historie teilten sich drei Athleten
eine Medaille.
Dass es nicht das gewohnte Gold war, darüber mochte Michael Phelps
nicht klagen. Der 31-Jährige durfte an einem speziellen Tag seiner großen SchwimmGeschichte über drei besondere Auftritte der Teamkollegen staunen.
Der 22-malige Olympiasieger bekräftigte nach dem letzten Einzelrennen der größten
Sommerspiel-Karriere auch noch einmal seine Zukunftsplanung. "Ich bin bereit, zurückzutreten.
Ich fühle mich besser als vor vier Jahren. Ich freue mich, Zeit mit Boomer und Nicole zu
verbringen", sagte Phelps mit Blick auf Baby und Verlobte.
Hand in Hand nahmen Phelps, Weltmeister Chad le Clos (Südafrika) und der WM-Zweite Laszlo
Cseh (Ungarn) die Stufe auf das Podest. Neben diesen Größen über 100 Meter Schmetterling
wirkte der 21-jährige Joseph Schooling ein bisschen verloren. Der in den USA studierende
Schooling holte das erste Gold Singapurs. Ein anderer Sieger vom Freitag kehrte nach einer
äußerst langen Pause zurück auf den Thron.
GOLDCOMEBACK: Mit 19 Jahren überraschte Anthony Ervin bei den Spielen in Sydney, als er
zeitgleich mit Gary Hall junior überraschend Gold über 50 Meter Freistil holte. Es folgte ein Jahr
später der WM-Titel - und dann suchte er seinen Weg auf wilde Art und Weise abseits des
Sports. Er liebte Partys, trank und rauchte. Neben den Medikamenten für sein Tourette-Syndrom
nahm er andere Pillen und irgendwann wurde alles zu viel. Sieben Jahre war er weg vom
Schwimmen, ehe er sich auf Anhieb für Olympia in London qualifizierte. Und vier Jahre später
war er über 50 Meter wie in Sydney der Schnellste.
Natürlich schließe sich an diesem Abend der Kreis, sagte der 35-Jährige, der nun älteste
Schwimm-Olympiasieger auf einer Einzelstrecke. "Es ist surreal und absurd. " Anders als seine
Goldmedaille von 2000 werde er die von Rio "sicher nicht verkaufen", betonte er und hat eine
Zukunftsvision: Er werde versuchen, es in das amerikanische Team für Tokio 2020 zu schaffen.
SCHWIMM-MÄRCHEN: Vor seinen triumphalen Spielen in Peking bereitete sich Michael
Phelps in Singapur vor. Aus 2008 gibt es ein Bild, das den Schwimm-Giganten an der Seite
eines kleinen Jungen zeigt: Joseph Schooling. Daraufhin soll der junge Asiate sich das Ziel
gesteckt haben, eines Tages so gut wie das große Vorbild zu sein. Später zog er in die USA, wo
er trainiert und studiert. Vorsichtig fragte Schooling nun nach dem Triumph über 100 Meter
Schmetterling bei Phelps nach, ob es weitere Duelle geben könnte. "Er hat gesagt, auf
keinen Fall. Aber wenn er seine Meinung ändert, wäre das ein Spaß. Ich mag es, gegen ihn zu
schwimmen", sagte der Mann aus Singapur.
WELTREKORDSUCHT: Sieben Weltrekorde gab es bei den olympischen SchwimmWettbewerben in Rio, zwei davon gingen auf das Konto von Katie Ledecky. Die 19-Jährige
feierte über 800 Meter Freistil den insgesamt fünften Olympiasieg, den vierten in Rio. "Ich
könnte nicht glücklicher sein. Ich habe alle meine Ziele erreicht und hatte so viel Spaß", sagte
Ledecky, die bei der Siegerehrung weinte. Sie ist die zweite Schwimmerin der olympischen
Geschichte, die die Freistilstrecken von 200 bis 800 Meter bei einem Event für sich entscheiden
konnte.
UNGARN-SCHRECK: Mit finsterer Miene schritt Katinka Hosszu durch die Katakomben. Die
Amerikanerin Maya DiRado hatte ihr mit sechs Hundertstelsekunden Vorsprung das
eingeplante vierte Gold über 200 Meter Rücken streitig gemacht. "Die Spiele waren trotzdem
gut für mich", sagte die 27-Jährige. Und DiRado, die im Herbst bei einer
Unternehmensberatung anfangen will, vergoss auch ein paar Tränchen. "Es geht mehr als
ein Traum in Erfüllung und mehr als ich jemals erhofft hatte", sagte die 23-Jährige.
Hockey-Herren haken Sieg
ab: Fokus auf Viertelfinale
sueddeutsche.de
2016-08-13 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
16 /100
Lurz mag neue Karriere: Andere müssen die Bilanz retten
(0.01/3)
Rio de Janeiro (dpa) - Diesmal kann Rekordweltmeister Thomas Lurz die
Nullnummer der deutschen Schwimmer nicht verhindern. Vor vier Jahren
sorgte der König des Freiwasserschwimmens dafür, dass der Deutsche
Schwimm-Verband beim Desaster von London wenigstens bei einer
Siegerehrung mitmachen durfte.
Silber über zehn Kilometer war nach Bronze 2008 die zweite Medaille für den Würzburger - und
es war das einzige DSV-Edelmetall in der britischen Metropole.
Nach dem konsequenten Rücktritt vor 15 Monaten, weil der Dauersieger keine Goldchance
mehr für sich in Rio sah und nur ein Olympiasieg seinen höchsten Ansprüchen genügt hätte,
sollen nun Isabelle Härle und Christian Reichert an der Copacabana überzeugen. Die
zweifachen Teamweltmeister zählen zum erweiterten Kreis der Spitze. Aber Medaillengaranten
à la Lurz sind sie nicht.
"Es wird die nächsten 100 Jahre keinen wie Thomas mit zwölf Weltmeistertiteln geben. Das ist
außergewöhnlich", pries Bundestrainer Stefan Lurz seinen Bruder schon. Aber überraschen
könnten Härle und Reichert trotzdem. "Im Freiwasser kann immer etwas möglich sein, da
äußere Bedingungen eine Rolle spielen. Aber eine Medaille zu gewinnen ist sicher nicht leicht
für die beiden", sagt der 36-jährige Lurz. "Ihre Platzierungen werden nicht schlecht sein! "
Lurz fiebert zu Hause mit, ist mit Vollspeed in der zweiten Karriere unterwegs. Beruflich hat er
durch sein vielfältiges Engagement in einem Würzburger Modeunternehmen viel zu tun,
darüber hinaus gibt der Diplom-Sozialpädagoge Vorträge über Zielsetzung und Motivation. Als
wäre das nicht genug, studiert er noch an einer privaten Wirtschaftshochschule. Bereut hat er
den Rücktritt nicht. Lurz hat über die 5, 10 und 25 Kilometer alles gewonnen hat, was es zu
gewinnen gibt - außer olympisches Gold.
"Mir geht es gut, ich habe beruflich neue Ziele. Es ist auch wichtig, dass man sich für die Zeit
nach dem Leistungssport Ziele setzt. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich mir schon vorstellen,
dass man in ein Loch fällt", sagt der zweifache Familienvater. "Fast eine Staffel. Ich hoffe, dass
sie 2028 so weit sind", scherzt Lurz mit Blick auf seine Kinder.
Das Schwimmen verfolgt er als Herzensangelegenheit weiter genaustens. Und es wurmt den
besonders trainingsfleißigen Ex-Sportler, dass es in der olympischen Kernsport in Deutschland
nicht vorwärts geht. Er ist im Team der Fachspartenvorsitzenden Gaby Dörries, die im
November Verbandspräsidentin werden will. Lurz will anpacken, die von ihm im Freiwasser
geprägte Sportart mit in bessere Zeiten führen. "Erfolg hat drei Buchstaben: TUN", hebt Lurz
hervor.
Hockey-Herren haken Sieg
ab: Fokus auf Viertelfinale
sueddeutsche.de
2016-08-13 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
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Fast unbezwingbar: Olympiasieger Riner und seine Serie
Rio de Janeiro (dpa) - Seinen 16. großen internationalen Erfolg feierte
Teddy Riner fast schon routiniert. Eine kurze Verbeugung, ein Jubelschrei
und Umarmungen für Freunde und Familie - dann verschwand der
französische Judo-Superstar vor der Siegerehrung erst einmal in den
Katakomben der Halle.
"Ich habe heute viel Stolz und Freude gespürt", sagte der 27-Jährige nach
seinem zweiten Olympiasieg bei den Spielen in Rio. "Das sieht man
vielleicht nicht, aber die Freude ist in mir drin. Ich denke, dass ich heute
nicht schlafen werde. "
Der 2,03 Meter große und 139 Kilogramm schwere Athlet ist der große Superstar im Judo.
Neben seinen zwei Olympiasiegen hat er acht WM- und fünf EM-Titel sowie eine OlympiaBronzemedaille gesammelt. Die Gegner in seiner Klasse bringt er seit sechs Jahren zur
Verzweiflung, so lange liegt Riners letzte Niederlage zurück. "Es ist immer ein besonderer
Moment, eine olympische Medaille zu gewinnen", sagte er nach seinem Erfolg. "Es ist meine
dritte und ich bin stolz auf mich. "
Ob er in vier Jahren in Tokio zu seinen vierten Olympischen Spielen antritt, ließ der Judoka
direkt nach seinem Triumph noch offen. "Ich mag meinen Sport, ich mag die Herausforderung
und ich mag die Goldmedaille", sagte er, und fügte grinsend hinzu: "Aber ich weiß es nicht. Im
Moment und die nächsten Monate bin ich erstmal im Urlaub. "
2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
18 /100
Flüchtlings-Bundesamt
Zugangszahlen gerüstet
noch
nicht
für
große
Nürnberg (dpa) - Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist aus
Sicht von Behördenchef Frank-Jürgen Weise noch nicht für eine ähnlich
große Zahl von Asylbewerbern wie im Vorjahr gerüstet. Im Moment sei es
noch ein angespannter Zustand. Aktuell arbeiteten in seiner Behörde
knapp 8000 Mitarbeiter, etwa 2000 davon befristet als Abordnung. Doch
ein Großteil davon sei noch nicht lange dabei. Ein Teil der neuesten
Mitarbeiter sei noch nicht so routiniert in ihren Aufgaben, dass er im Moment sagen würde, sie
könnten vergleichbar hohe Zahlen problemlos verkraften.
2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
19 /100
Großes Spektakel von Wiggins zum Abschied
Rio de Janeiro (dpa) - Bevor langsam die Lichter im Velodrome
ausgeknipst wurden, stapfte Bradley Wiggins das Holzoval hinauf und
verabschiedete sich von den noch ausharrenden britischen Fans.
Um seinem Hals baumelte die Goldmedaille, die fünfte seiner Karriere
und vielleicht auch die schwierigste. Ein bisschen Smalltalk, ein paar
Umarmungen, dann verschwand er in den Katakomben. Zurückkommen wird er nicht mehr, es
ist ein Abschied für immer. "Fuck, es ist vorbei", sagte der 36 Jahre alte britische Radstar
wehmütig und kündigte das Ende seiner olympischen Karriere an: "Ich werde nicht mehr in
Tokio teilnehmen. Ich möchte auf dem Höhepunkt aufhören. "
Das ist ihm gelungen. Es ist ein Abschied, wie er im Drehbuch kaum besser hätte stehen
können. Denn zuvor hatte Wiggins mit dem britischen Bahnrad-Vierer in Rio de Janeiro einen
denkwürdigen Auftritt hingelegt. Nach einem Krimi über 4000 Meter raste das Quartett in
3:50,265 Minuten zum zweiten Weltrekord innerhalb von gut einer Stunde gegen ebenbürtige
Australier.
Danach war kein Halten mehr. Als eine der ersten Gratulanten verneigten sich Ex-Sprinter Chris
Hoy und Ruder-Ikone Steven Redgrave, beide wie Wiggins längst als Sir geadelt und mit sechs
und fünf Goldmedaillen dekoriert. Doch acht olympische Plaketten - Wiggins gewann neben fünf
goldenen noch einmal Silber und zweimal Bronze - kann keiner von ihnen vorweisen. "Er ist der
größte britische Radsportler aller Zeiten, denn er hat in allen Disziplinen Siege geholt", lobte
Hoy.
Wohl wahr: Wiggins gewann neben all den olympischen Ehren 2012 als erster Brite die Tour de
France, wurde Zeitfahr-Weltmeister und stellte einen Stunden-Weltrekord auf. "Ich bin glücklich
und zufrieden mit allem, was ich erreicht habe", bilanzierte Wiggins und wurde sentimental:
"Meine Kinder brauchen einen richtigen Vater, meine Frau braucht einen richtigen Ehemann. "
Bella, Ben und Catherine werden sich freuen.
16 Jahre Radsport auf allerhöchstem Niveau sind genug. "Ich möchte nicht mehr irgendwelche
harten Rennen in Nordfrankreich fahren wie Paris-Roubaix im Regen", betonte Wiggins. Schon
in den vergangenen 18 Monaten habe er viele Opfer auf sich genommen und auf viel Geld
verzichtet. Er hätte beim Team Sky sicher als Topverdiener langsam in den Ruhestand radeln
können, doch Wiggins wollte sich noch einmal beweisen - gegen alle Zweifler. Auf der Bahn, da
wo 2000 in Sydney alles begann. "Es ging um Gold oder gar nichts", betonte der Mann aus
Killburn. Es wurde Gold, natürlich.
Nun sei er einfach nur erleichtert. Vielleicht so erleichtert wie 2012 nach dem Ende der Tour, als
ihm alles zuviel wurde. Noch heute würde Wiggins diese Zeiten verfluchen. Der ganze Stress,
jeden Tag die Pressekonferenzen, jeden Tag die immer wiederkehrenden Fragen. "Ich habe
Armstrong gehasst, dass er Oprah Winfrey dieses Interview gegeben hat. Und ich habe es
gehasst, der Tour-Sieger in einer Periode gewesen zu sein, der all diese Fragen beantworten
musste", hatte Wiggins einmal resümiert.
Vor vier Jahren in London war es regelrecht zur "Wiggomania" gekommen. Wenige Tage nach
seinem Tour-Sieg durfte er bei der Eröffnungsfeier mit einem Glockenschlag die XXX.
Sommerspiele einläuten, kurz darauf gewann er unter dem Jubel von mehreren hunderttausend
Landsleuten das Zeitfahren, von der Queen wurde er gar zum Ritter geschlagen, von den
Medien zur Sportpersönlichkeit des Jahres gewählt. "Ich war auf all das nicht vorbereitet", sagte
Wiggins: "Du hast von einem auf den anderen Tag gelebt. Links und rechts haben sie an dir
gezogen. Es war hart. "
In gut drei Wochen werden sie noch einmal an ihm zerren. Dann will er sich bei der
Großbritannien-Rundfahrt verabschieden.
2016-08-13 12:02 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
20 /100
Vier gewinnt – Feller plant Großangriff bei der Ski-WM
Von Roman Stelzl
Wanaka – Mit dem weiten Blick über den Wanaka-See
hinweg wurde Manuel Feller gestern für eine lange
Reise belohnt – und das war auch bitter nötig. Denn 41
Stunden Anreise von München über Dubai und Sydney
nach Neuseeland hatten nicht nur an den Nerven
gezehrt, sondern auch am Körper. Seit dem
Bandscheibenvorfall 2014 sind lange Flüge für den 23jährigen Tiroler Skirennläufer immer noch ein Graus.
Und keine Anreise ist für die Ski-Asse so lange wie die
nach Neuseeland. „Noch geht es gut“, schmunzelte
Feller kurz nach 21 Uhr Ortszeit. „Aber ich bin ziemlich
müde.“
Neuen Elan wird spätestens der heutige Tag wecken, wenn für den Junioren-Weltmeister von
2013 der erste Trainingstag auf Skiern anbricht. „Die Vorfreude ist natürlich groß. Ich bin jetzt
zum dritten Mal hier und kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, meinte Feller. Das erste
Trainingslager im Schweizer Zermatt hatte er noch ausgelassen – und genau das führt uns
zurück zu den Schmerzen beim Flug. Nach zehn Urlaubstagen im Mai auf Jamaika und einigem
Trockentraining machte der Rücken wieder Probleme. „Deshalb habe ich Zermatt lieber
ausgelassen. Und nach dem Training in Neuseeland werde ich gleich mal nach Abtenau
fahren“, sagte Feller, der dort mit Fitnesscoach Gernot Schweizer vor allem an der
Rumpfmuskulatur arbeitet.
Doch darüber hinaus hat sich Tirols große Ski-Hoffnung längst neue Ziele gesteckt, die in
Neuseeland erste Wurzeln bekommen und bei der WM in St. Moritz (SUI) 2017 Früchte tragen
sollen. „Ich möchte in der Super-Kombination starten. Mein Ziel ist es, dort bei der WM dabei zu
sein“, erklärte der Fieberbrunner. Damit würden wohl gleich vier Starts auf dem Programm
stehen: Teambewerb, Super-Kombi, Slalom und natürlich Riesentorlauf, wo Feller beim
Weltcup-Auftakt in Sölden (23.10.) in der ersten Startgruppe fährt.
Bis dorthin ist es noch einig​e Zeit. Der Winter hat aber bereits begonnen. Zumindest für Feller. In
Wanaka. Am anderen Ende der Welt.
2016-08-13 08:53 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
21 /100
Steinmeier-Forderung: Luftbrücke nach Aleppo
Außenminister Steinmeier
hat eine Luftbrücke in das
umkämpfte
Aleppo
angeregt.
Die
Geschehnisse
in
der
syrischen Stadt hätten eine
"neue
Eskalationsstufe"
erreicht.
Entwicklungsminister
Müller forderte ein zehnMilliarden-Hilfsprogramm
der EU.
Außenminister
FrankWalter Steinmeier hat sich für eine Luftbrücke in die syrische Stadt Aleppo ausgesprochen. Die
Bundesregierung sei mit den Vereinten Nationen, den USA und mit Russland darüber im
Gespräch, wie die dringend benötigte humanitäre Hilfe nach Aleppo geliefert werden könne,
sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag".
Steinmeier regte an, die Möglichkeiten einer "Hilfe aus der Luft" zu prüfen, wenn beide Teile
Aleppos auf dem Landweg weiterhin nur unzureichend versorgt werden könnten. Dies betreffe
vor allem medizinische Güter.
Die Geschehnisse in Aleppo markierten eine "neue Eskalationsstufe" im syrischen Bürgerkrieg,
sagte er. Nach Angaben Steinmeiers leiden die Menschen in Aleppo nicht nur unter den
täglichen Luftangriffen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und
Medikamenten werde "von Tag zu Tag katastrophaler".
Wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen können allein in der Großstadt
Aleppo rund 300.000 Menschen nur schwer versorgt werden.
Mit Sorge blickt auch Entwicklungshilfeminister Gerd Müller auf die katastrophale Lage der
syrischen Zivilbevölkerung. In einem Interview forderte er ein EU-Hilfsprogramm. "Es ist ein
Verbrechen zu wissen, was passiert und nicht zu helfen", sagte er dem "Focus".
Laut Müller sollte die Staatengemeinschaft mit einem zehn-Milliarden-Notprogramm
einspringen. Die Flüchtlinge im Land selbst und in Nachbarstaaten wie dem Libanon, Jordanien
sowie im Norden Iraks seien auf Hilfe angewiesen. Sonst drohe "ein Zusammenbruch mit
unabsehbaren Folgen auch für uns. "
Müller kritisierte auch die Teilnehmer der Syrien-Geberkonferenz in London. Nur ein Teil der
Versprechen sei eingelöst worden. Deutschland übernehme die Hälfte der Versorgung von
syrischen Flüchtlingen mit Nahrungsmitteln in der Region. "Kommen die anderen Geber ihren
Versprechen nicht nach, kann jederzeit eine neue Massenflucht Richtung Europa einsetzen. "
2016-08-13 08:51 tagesschau.de www.tagesschau.de
22 /100
Neue Umfrage: Clinton führt in wichtigen Swing States
Knapp drei Monate vor der
US-Präsidentschaftswahl
hat Hillary Clinton ihre
Führung in vier besonders
umkämpften Swing States
ausgebaut.
Laut
einer
Umfrage des Senders NBC
und des „Wall Street
Journal“ hält die Kandidatin
der Demokraten in Virginia
und
Colorado
ihren
republikanischen
Konkurrenten
Donald
Trump
mit
jeweils
zweistelligem Abstand auf Distanz.
In Florida sind es fünf Punkte, in North Carolina neun. Die „Swing States“ oder „Battleground
States“ sind diejenigen der 50 Staaten, die keine der zwei Großparteien für sich gepachtet
haben, sondern wo die Mehrheiten für Demokraten oder Republikaner wechseln und die
Ergebnisse oft knapp sind. Sie sind daher stark umkämpft. (APA/dpa)
2016-08-13 08:44 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
23 /100
Perseiden - Die besten Bilder vom Sternschnuppen-Regen
In Deutschland versperrte eine dicke Wolkendecke meist die Sicht auf die "Perseiden". Doch in
vielen Ländern waren die Sternschnuppen perfekt zu sehen.
Stündlich bis zu 170
Sternschnuppen waren in
den vergangenen Nächten
am Himmel zu sehen - der
alljährlich wiederkehrende
Meteorschwarm
der
Perseiden prasselte auf die
Erdatmosphäre
herab.
Allerdings
war
das
Spektakel bisher kaum in
Deutschland
zu
beobachten, eine dicke
Wolkendecke
versperrte
meist die Sicht. Mehr Glück
hatten Beobachter im Ausland, zum Beispiel am Corfe Castle in Großbritannien.
2016-08-13 08:37 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
24 /100
Schiefer Turm von Pisa als Anschlagsziel, Italien weist
Tunesier aus
Rom
–
Wegen
mutmaßlicher
Anschlagspläne auf den schiefen Turm
von Pisa haben die italienischen
Behörden am Freitag die Ausweisung
eines
Tunesiers
verfügt.
Medienberichten zufolge hatte der 26Jährige in den Sozialen Netzwerken die
jüngsten islamistischen Anschläge in
Europa gepriesen und angekündigt,
selbst ein Attentat auf die berühmte
Touristenattraktion der toskanischen
Stadt zu verüben.
Er wurde daraufhin am Donnerstag
festgenommen, einen Tag später ordnete ein Richter seine Ausweisung an. Die Polizei verfügt
nach eigenen Angaben über klare Hinweise, dass der 26-Jährige „mit dem jihadistischen
Extremismus und der Miliz IS sympathisierte“.
Seit den Anschlägen in Frankreich, Belgien und Deutschland wächst in Italien die Sorge vor
einem Angriff durch einen „einsamen Wolf“. In den vergangenen Wochen wurden bereits
mehrere mutmaßliche Islamisten auf Anweisung von Innenminister Angelino Alfano
ausgewiesen. (APA/AFP)
2016-08-13 08:24 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
25 /100
- Rio Spezial:
Hexenschuss
Goldene
Reiter,
goldener
Schuss,
Mit guten Leistungen klettert das deutsche Team am siebten Tag von Olympia auf Platz sechs
im Medaillenspiegel. Gold
für die Reiter, Gold beim
Schießen, Bronze auf der
Rad-Bahn - und dann ist da
noch ein Hexenschuss.
2016-08-13
Süddeutsche.de
www.sueddeutsche.de
26 /100
08:19
Segeljacht
nach Unfall
mit
Katamaran
im
Bodensee
versunken
Konstanz – Ein Segelschiff ist auf dem Bodensee mit einem Katamaran
kollidiert und anschließend gesunken. Die 64-jährige Bootsführerin der
Segeljacht wurde dabei leicht verletzt.
Wie die Polizei mitteilte, waren beide Boote am Freitagnachmittag aus der
deutschen Stadt Konstanz kommend in Richtung Friedrichshafen
gefahren. Der Bootsführer des Katamarans übersah dabei die Segeljacht
und prallte mit der Steuerbordseite gegen die 150.000 Euro teure Jacht,
die daraufhin zerbrach und sofort sank.
Die Bootsführerin und ihr 69-jähriger Ehemann - beide trugen keine Schwimmwesten - gingen
durch die Wucht des Aufpralls über Board. Die Besatzung des Katamarans konnte die beiden
bergen und brachte sie nach Friedrichshafen, wo sie ärztlich untersucht wurden.
Ob die Segeljacht geborgen werden kann, ist bisher unklar - der Bodensee ist an der
Unfallstelle etwa 240 Meter tief. (APA/dpa)
2016-08-13 08:16 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
27 /100
Zwei Verletzte bei Küchenbrand in Ampass
Ampass – Die Feuerwehr wurde am Freitag zu einem Küchenbrand in Ampass alarmiert. Der
Betreiber eines Gasthauses hatte die Herdplatte eingeschalten, um Speisefett zu erhitzen. Dann
hatte er die Zeitspanne, in der sich das Speisefett erhitzte, übersehen. Das zu stark erhitzte Fett
verspritzte unkontrolliert im Küchenbereich und entzündete abgestellte Gegenstände, teilte die
Polizei mit. Durch die große Hitzeentwicklung verschmorten auch die Halterungen der beiden
Leuchtstoffröhren an der Decke des Raumes und stürzten zu Boden.
Der Gastwirt und ein Gast
versuchten
mit
Feuerlöscher den Brand zu
löschen. Dabei erlitten die
beiden
Männer
durch
herabfallende
heiße
Plastikteile am rechten
Unterarm
Brandwunden.
Sie wurden mit der Rettung
ins
Landeskrankenhaus
Hall gebracht. Etwa 30
Mann der Feuerwehren
Ampass und Hall konnten
den
Brand
schließlich
löschen. Während der Lösch- und Aufräumungsarbeiten war die Ellbögner Landesstraße für
rund 45 Minuten gesperrt bzw. nur erschwert passierbar. (TT.com)
2016-08-13 08:01 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
28 /100
c't uplink 13.1: Android absichern, Flatpak und Snap für
Linux, KIC 8462852
Wie sicher ist Android und
was
sollten
Nutzer
beachten?
Darüber
sprechen wir in der neuen
Folge des Podcasts aus
Nerdistan.
Außerdem
klären wir über die LinuxUniversalpakete
von
Flatpak und Snap auf,
diskutieren
einen
mysteriösen Stern und No
Man's Sky.
Den c't uplink beginnen wir
diese Woche wieder mit Stefan Porteck. Er erklärt, wie sicher Android ist und wie man das
Betriebssystem besonders sicher benutzen kann. Auch auf Schwächen im Vergleich zu iOS
gehen wir ein. Für die aktuelle c't hat er Security-Suiten für Android getestet und in der Sendung
beantwortet er auch Lesefragen, die uns über Twitter erreicht haben. Danach erzählt Thorsten
Leemhuis, wie die Universalpakete von Flatpak und Snap Anwendungs-Installationen unter
Linux revolutionieren sollen. Vor allem Entwicklern könnten sie einmal die Arbeit deutlich
erleichtern.
Schließlich fasst Martin Holland zusammen, warum der Stern KIC 8462852 die Fantasie von
Astronomen aber vor allem von Nicht-Astronomen anregt. Der mysteriöse Stern hat unterliegt
auffälligen Helligkeitsschwankungen, die derzeit durch keine bekannten Naturphänome erklärt
werden können. Von diesem echten Stern unternehmen wir dann noch einen kurzen Ausflug in
das virtuelle Universum von No Man's Sky. Als Konsolenspieler konnte Martin einige der
prozedural generierten Planeten schon etwas erkunden – und hat dem PC-Spieler Fabian
Scherschel damit etwas voraus.
Besprochene Artikel bei c't und heise online:
Mit dabei: Martin Holland , Thorsten Leemhuis , Fabian Scherschel und Stefan Porteck
Die c't 17/16 gibt's am Kiosk, im heise Shop und digital in der c't-App für iOS und Android .
Alle früheren Episoden unseres Podcasts gibt es unter www.ct.de/uplink
Falls Ihr uns Requisiten für den Uplink-Tisch schicken wollt, dann bitte an folgende Adresse:
Heise Medien GmbH & Co. KG
c't uplink
Karl-Wiechert-Allee 10
30625 Hannover ( mho )
2016-08-13 08:00 Martin Holland www.heise.de
29 /100
Fed-Chefin
Yellen
"Bombenentschärferin"
wird
70:
Bedächtige
Sie ist eine der mächtigsten
Frauen der Welt - erkennen
würden sie aber nur die
wenigsten: Janet Yellen ist
seit zweieinhalb Jahren
Chefin der US-Notenbank.
Nach ihrer Geburtstagsfeier
zum 70. erwartet sie eine
schwierige Aufgabe.
Wo Janet Yellen ihren
runden Geburtstag feiert, ist
nicht bekannt. Vermutlich
irgendwo
am
Strand,
zusammen mit ihrem Mann, dem Wirtschafts-Nobelpreisträger George Akerlof; beide mit der
neuesten wirtschaftswissenschaftlichen Lektüre im Strandgepäck.
Es gibt kaum jemanden in den USA, der sich so sehr in Konjunkturanalysen und
Wirtschaftsbilanzen vertieft wie die zierliche Dame mit dem weißen Haar. Und obwohl die
gesamte Finanzwelt an ihren Lippen hängt, sind ihr Star-Allüren völlig fremd. Ihr Auftreten und
ihre Antworten sind immer streng an der Sache orientiert.
Typisch ihre Antwort auf der jüngsten Pressekonferenz der Notenbank Mitte Juni, als sie gefragt
wurde, ob sie eine Erhöhung der Leitzinsen aus politischen Gründen hinausschiebe, um die
Konjunktur nicht vor der Präsidentschaftswahl im November abzuwürgen: "Wir konzentrieren
uns darauf, die Aussichten für die Wirtschaft einzuschätzen und angemessene Veränderungen
durchzuführen - und zwar ohne dabei auf die Politik Rücksicht zu nehmen", sagte Yellen.
Stets spricht sie langsam und bedächtig. Selbst bei heftigen Angriffen im Kongress, etwa wenn
republikanische Politiker den zu großen Einfluss der Notenbank geißeln oder sie auffordern, die
Zinsen schneller zu erhöhen. Oder wenn Demokraten vor weiteren Zinserhöhungen warnen nie lässt Yellen sich aus dem Konzept bringen. Nur selten lässt sie durchschimmern, was sie
persönlich empfindet.
Vielleicht ist dies ihr Erfolgsgeheimnis. Mit ihrer unaufgeregten Art hat sie bereits eine
schwierige Aufgabe gemeistert: Die monatlichen Wertpapierkäufe in Milliardenhöhe fuhr sie
allmählich zurück, ohne die Aktienmärkte in Panik zu versetzen. Experten verglichen dies mit
dem "Entschärfen einer Bombe". Die jahrelangen Geldspritzen in Milliardenhöhe hielt sie
dennoch für nötig, um die Folgen der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren zu
bewältigen.
Ähnlich wie ihr Amtskollege bei der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gilt Yellen als
Verfechterin einer lockeren Geldpolitik. Sie ist überzeugt, dass eine Notenbank nicht nur auf die
Stabilität der Währung achten müsse, sondern auch auf das zweite Ziel der Federal Reserve: für
Vollbeschäftigung sorgen. Ihr Schwerpunkt als Dozentin an den Eliteuniversitäten Harvard und
Yale war der Arbeitsmarkt. Die "Main Street" in Amerikas Kleinstädten war Yellen immer
wichtiger als die "Wall Street". Innerhalb der US-Notenbank gilt sie als "Taube", doch auch von
den "Falken" wird sie als integrative Mannschaftsführerin geschätzt.
Ebenfalls im Konsens versucht Yellen nun, die nächste schwierige Aufgabe zu meistern: Die
Leitzinsen in den USA behutsam anzuheben, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Wartet sie
allerdings zu lange, hätte die US-Notenbank bei der nächsten Rezession in den USA kaum
Instrumente, um gegenzusteuern. Ein Balanceakt, wie geschaffen für jemanden wie Yellen.
2016-08-13 07:38 tagesschau.de www.tagesschau.de
30 /100
Ärger über Gagen der Uniräte und „Tauschgeschäft“
Die
XXXI.
Olympischen
Spiele finden von 5. bis 21.
August in Rio de Janeiro
statt. Im Blog Olympi...
Der FC Wacker Innsbruck
kassierte beim 0:1 gegen
den Titel-Mitfavoriten LASK
die zweite Niederlage in
Serie.
Das
Minus
an
den
Landeskrankenhäusern wird
größer.
Die
höheren
Gehälter und die unzähligen
Ambulanzbesuche schlagen zu Buche.
Zwischen dem 5. und 21. August finden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele 2016 statt.
Österreichs Athleten wollen nach der Nullnummer 2012 wieder für Ed...
Die Vorwahlen sind geschlagen, die Kandidaten stehen fest: Donald Trump (Republikaner) und
Hillary Clinton (Demokraten) rittern am 8. November um die Präside...
Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die
wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel...
Das Minus an den Landeskrankenhäusern wird größer. Die höheren Gehälter und die
unzähligen Ambula...
Gegen Wr. Neustadt musste sich die WSG Wattens am Freitag zuhause 0:1 geschlagen geben.
Dem entscheidenden Treffer durch einen Stefel-Elfmeter ging ein Patze...
Nicht nur die stv. Klubchefin Sophia Reisecker wird den Innsbrucker SPÖ-Klub mit September
verlassen: Mit ihr wird auch Marie-Luise Pokorny-Reitter gehen.
Das gab es in Tirol noch nie: Wegen Zweifel an der geordneten Führung von Matrei in Osttirol
droh...
Der im Mai als Bundeskanzler und SPÖ-Chef zurückgetretene Werner Faymann wird
Sondergesandter von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon für den weltweiten Kampf ge...
Nicht nur die stv. Klubchefin Sophia Reisecker wird den Innsbrucker SPÖ-Klub mit September
verlassen: Mit ihr wird auch Marie-Luise Pokorny-Reitter gehen.
Die Bundespräsidenten-Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer muss
neu ausgetragen werden. Die Wahlanfechtung der FPÖ war erfolgreich. ...
Großbritannien kehrt Europa den Rücken: Eine knappe Mehrheit der Briten hat bei dem
historischen Brexit-Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Un...
Die Vorwahlen sind geschlagen, die Kandidaten stehen fest: Donald Trump (Republikaner) und
Hillary Clinton (Demokraten) rittern am 8. November um die Präside...
Sowohl die Wirtschafts- als auch die Arbeiterkammer sehen die Pflichtbeiträge als gerechtfertigt
...
Das Minus an den Landeskrankenhäusern wird größer. Die höheren Gehälter und die
unzähligen Ambulanzbesuche schlagen zu Buche.
Der Aufsichtsrat der Spieljochbahn hat ausgedient. Auch der kurzzeitige Geschäftsführer ist
passé. Heinz und Maximilian Schultz übernehmen.
Die Strafe von 20 Jahren war den Richtern zu gering: Der Mühlbachl-Mörder muss nun
lebenslang hin...
Eine Räuberbande grub mitten in Mailand einen Tunnel in eine Bank. Am Freitag warteten sie
dort auf die Angestellten. Trotz Alarm konnte das Quartett die Sic...
Im Haus Mitterweg 87 wird jede Nacht der Hinterausgang mit einer Kette versperrt.
Die XXXI. Olympischen Spiele finden von 5. bis 21. August in Rio de Janeiro statt. Im Blog
Olympi...
Der FC Wacker Innsbruck kassierte beim 0:1 gegen den Titel-Mitfavoriten LASK die zweite
Niederlage in Serie.
Gegen Wr. Neustadt musste sich die WSG Wattens am Freitag zuhause 0:1 geschlagen geben.
Dem entscheidenden Treffer durch einen Stefel-Elfmeter ging ein Patze...
Zwischen dem 5. und 21. August finden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele 2016 statt.
Österreichs Athleten wollen nach der Nullnummer 2012 wieder für Ed...
Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel macht sich im Ferrari auf die Jagd nach Champion Lewis
Hamilton und Mercedes. Eine erneute Solofahrt der Silberpfeile i...
Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFB-Team in der WM-Quali sein wahres Gesicht
zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor...
Bei allen wichtigen Fußball-Spielen dieser Welt darf ein subjektiver Beobachter nicht fehlen.
Der TT.com-Live-Ticker schaute den Kickern immer ganz genau auf...
Zwei Tiroler Biker und ein Filmteam hatten eigentlich vor, spektakuläre Action-Szenen in Malawi
z...
Ein Gericht verurteilte einen Mann in Deutschland, Messenger-Programme von den
Smartphones seiner jungen Töchter zu löschen. Sie sollen vor sexueller Belästi...
Ab dem 6. Jahrhundert vor Christus bewohnten die Räter große Teile des Alpenraums. In Tirol
sind noch heute mystische Plätze zu finden, die auf die Tradition...
Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die
wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel...
Interviews, Porträts, Album-Kritiken: In der Rubrik Soundstube Tirol stellen wir lokale Künstler
und Bands vor. Aber auch Neuigkeiten aus der Tiroler Musiksz...
Fehlkauf vermeiden, vorher informieren. Rezensionen zu den aktuellsten Spielen regelmäßig
auf TT Online.
Termin: 09-05. - 16.05.2017
Termin: 08.04. - 15.04.2017
Die WohnTTräume-Gewinnspiel-Teilnehmer dürfen sich im August wieder auf einen 500-EuroGutschein von Projekta freuen.
2016-08-13 10:10 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
31 /100
Sport im Ort - Die Daube im Blick
Ehrgeiz bringen die Stockschützen in Hohenlinden zwar durchaus auch mit - aber im
Mittelpunkt der Treffen steht der Spaß
Unerwartet leicht liegt der stählerne Stock in der Hand. Er besteht an seinem unterem Ende aus
einer flachen Scheibe aus Plastik, die sich nach oben hin zu einem länglichen Griff verjüngt.
Dieser Stock soll über knapp 25 Meter sanft über den Boden schlittern,
bis er möglichst nahe am gewünschten Ziel zum Stillstand kommt.
Stockschießen nennt sich diese Sportart, die zwar nicht gerade zu den
modernen Trendsportarten zählt, im Landkreis aber immer noch weit
verbreitet ist. Was bei der Beschreibung der Spieltechnik so einfach
klingt, stellt sich in der Praxis als gar nicht so einfach heraus: Bei den ersten tölpelhaften
Versuchen überschlägt sich der Stock und kratzt mit dem Gummigriff über den
steinernen Boden.
Nach nur wenigen weiteren Anstrengungen hat man aber die richtige Technik erprobt, und das
Schießen ähnelt zumindest im Ansatz dem der erfahrenen Stockschützen des SV Hohenlinden.
Deren Stöcke gleiten sofort nach dem ersten Bodenkontakt ruhig über die Bahn. "56 aktive
Mitglieder haben wir im Moment", sagt Harald Kohlmann, der inzwischen als Institution für die
Stockschützen gilt. In der 37-jährigen Vereinsgeschichte ist er seit 22 Jahren erster
Vorsitzender. Obwohl er, wie er erzählt, selbst nie Zeit gefunden hat, um aktiv mitzuspielen,
haben die Stockschützen ihrem Vereinsvorsitzenden und Organisator vieles zu verdanken.
Bis vor knapp zehn Jahren konnten die Spieler am Hohenlindener Sportplatz nämlich nur auf
zwei Bahnen im Freien spielen. Kohlmann sagte: "Irgendwann wollten wir einfach unabhängig
sein und haben uns eine eigene Halle gebaut, das war 2009. " Für dieses Projekt hat die
Gemeinde zwar die Materialien gestellt, doch die Arbeit und den Bau haben die Mitglieder
selbst übernommen.
Dort treffen sie sich nun regelmäßig zwei Mal pro Woche zum Training. Zwei Bahnen
nebeneinander, jeweils 28 Meter lang, gibt es in der Halle. An beiden Enden der Bahnen
befindet sich jeweils ein Zielbereich, wo die Stöcke später landen sollen. Auf der einen Seite
der Halle ist ein Aufenthaltsbereich vorhanden, der mit einem hölzernen Geländer vom
Spielbetrieb abgetrennt ist. Eine Bar und mehrere Sitzgarnituren mit massiven Holztischen
stehen dort. Um einen hölzernen Tisch sitzen vier Senioren, darunter auch Kohlmann, und
schauen den Jüngeren beim Spielen zu. Ab und an werden die Aktionen mit einer Mischung
aus Fachwissen, Ironie und viel Humor kommentiert. "Die meisten von uns haben früher Fußball
gespielt, als es mit dem Laufen nicht mehr ging, da kamen wir zu den Stockschützen", erklärt
Alois Maurer. Ein Sport für wirklich Junge sei das nicht, auflösen wird sich der Verein trotzdem
nicht, die Spieler kommen ja trotzdem nach - nur eben nicht im jungen Alter.
Der Verein setzt sich aus fünf Mannschaften zusammen: zwei Herren- und zwei Frauenteams
sowie eine Mixed-Mannschaft, alle bestehen jeweils aus vier Personen. Das Spielsystem ist
immer gleich. Jeder hat einen Stock in seiner Hand, den er über die Bahn möglichst präzise und
nahe an die sogenannte Daube - ein kleiner Holzklotz, der als Ziel gilt - heranmanövrieren
muss. Die gegnerischen Spieler können sich aber wechselseitig ihre Stöcke aus dem Spielfeld
schießen und so näher an die Daube herankommen. Wer nach beendeter Runde seinen Stock
am besten platziert hat, dessen Mannschaft gewinnt und erhält bis zu neun Punkte.
"Uns treibt weniger der sportliche Ehrgeiz an. Klar, ganz ohne geht's auch nicht, wichtiger ist mir
aber die Kameradschaft", sagt Katja Miesauer, die seit vier Jahren in der Frauenmannschaft
spielt. Natürlich treffe man sich, um zu spielen, doch der Spaß stehe klar im Vordergrund.
Zwischen den einzelnen Runden wird auch schon einmal Schnaps als Zielwasser, wie ihn die
Spieler bezeichnen, getrunken.
"Ich komm so gerne her, weil es einfach lustig ist bei uns", sagt Waltraud Kraus. So denken auch
die anderen Mitglieder, eine lockere Runde aus leidenschaftlichen Spielern, die Gemeinschaft
nimmt für sie eine überragende Rolle ein. Von einem oder einer Besten möchte Kohlmann erst
gar nicht sprechen, alle sind gleich, zumindest fühlt man sich hier so. "Nur bei den Frauen, da
haben wir die schönsten", muss Kohlmann lachend zugeben.
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
32 /100
Veranstaltungstipp - Biergartenparty in Taglaching
Eine Biergartenparty, nicht
nur mit Oldies, veranstaltet
das
Wirtshaus
in
Taglaching
am
Donnerstag, 18. August.
Auf der Bühne werden vier
"alte Hasen" stehen, die
seit
Jahrzehnten
ihre
musikalischen Ambitionen
ausleben:
Die
Munich
Flames. Sie lassen mit ihrer
Musik die Zeiten von Elvis
Presley, Bill Haley, den
Beatles,
Chuck
Berry,
Santana, CCR, kurz, die 60er und 70er Jahre, wieder aufleben. Auch ein paar wesentlich
jüngere Songs haben sie in ihr Repertoire aufgenommen. Dabei steht Spielfreude an erster
Stelle. Zwar haben alle vier Musiker inzwischen graue Haare, der Sound jedoch, so versichern
sie, ist so jung und lebendig wie in den frühen Tagen. Und das Publikum geht bei den Auftritten
gerne mit, mancher Song wird fröhlich mitgesungen, heutzutage sogar auch schon von der
Enkelgeneration. Die Live-Musik der Munich Flames ist komplett handgemacht. Gespielt wird
von 20 Uhr an im Biergarten des Wirtshauses Taglaching, Oberdorf 2. Wie es aussieht, wird
dieses Mal kein Gewitter oder Regenguss die Aufführung im Freien unterbrechen. Der Eintritt ist
frei. Platz-Reservierungen werden unter der Telefonnummer (08092) 33 61 38
entgegen genommen.
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
33 /100
Nur Frankfurt hat eine Börse? München aber auch
Der Herr am Schalter vergewissert sich, ob der Auftrag denn heute noch zur Börse gehe. Aber
selbstverständlich, der Bankangestellte reißt das just beschriebene Blatt vom Block, denn gleich
geht Erich Neukirchinger los. Der Händler Neukirchinger notiert den neuesten Auftrag in sein
Buch, macht sich auf zum Lenbachplatz, wo die Börsenmakler herausschreien, mit ihren
Notizbüchern in der Luft herumfuhrwerken, den besten Preis anpreisen und die beste Aktie.
Neukirchinger wird es ihnen gleichtun, er wird in dieser Halle kaufen und verkaufen, im Auftrag
seiner Kunden, mit größtmöglichem Geschick, stets das Notizbuch in der Hand.
Im Jahr 1965 gab es nämlich noch keinen Computer, erst recht keinen Hochfrequenzhandel.
Die Bayerische Börse war damals eine dröhnende Ansammlung von Männern in Anzügen doch heute ist davon nicht mehr geblieben als eine Handvoll Schwarz-Weiß-Filme, in denen
Menschen wie Neukirchinger zeigen, dass der Börsenhandel einst ganz anders ablief.
Heute nämlich hat die
Bayerische
Börse,
immerhin die drittgrößte in
Deutschland, zwar noch
immer
einen
herrschaftlichen
Sitz.
Mittlerweile
am
Karolinenplatz,
in
der
früheren Stadtvilla von
Viktor
Hutschenreuther,
dem Sohn des fränkischen
Porzellanfabrikanten. Doch
in diesen weißen, kahlen
Räumen arbeiten gerade
einmal 28 Leute, im Dachstuhl blitzen die aktuellen Kurse auf den Bildschirmen, vor ihnen aber
sitzen nur noch vier Männer. Trotz der ganzen Neuerungen. Erst Ende Juli nämlich ist man hier
in den Handel mit Zertifikaten eingestiegen, gemeinsam mit der Hypo-Vereinsbank erhofft man
sich so, mehr Umsatz zu machen.
Denn klar, die drittgrößte Börse innerhalb Deutschlands, das klingt erst einmal groß - groß ist
allerdings auch der Abstand zwischen den ersten drei Plätzen: 95 Prozent der Umsätze des
deutschen Aktienhandels laufen über Xetra, den Handelsplatz der Frankfurter Börse. Die
restlichen fünf Prozent teilen sich die deutschen Regionalbörsen in München, in Düsseldorf, in
Hamburg oder in Stuttgart. Wobei Letztere bundesweit den zweiten Platz einnimmt, immerhin
beschäftigt man in Baden-Württemberg ungefähr dreimal so viele Mitarbeiter wie in Bayern.
Die Börse am Karolinenplatz hat sich zwischen den größeren Finanzzentren eine Nische
gesucht. Sie will gar nicht Frankfurt sein, erst recht nicht London oder New York. Jochen Thiel,
zweiter Geschäftsführer, sitzt in seinem Eckbüro im ersten Stock, an der rechten Hand trägt er
einen goldenen Armreif, an der linken einen goldenen Ring. Wenn Thiel von der Börse erzählt,
redet er vor allem davon, wie sehr sich der Handel verändert habe. Heute sei die Börse ein
hocheffizienter IT-Dienstleister, Parkettböden und Marktschreier seien doch nur noch
überkommene Klischees. Er lächelt, damit habe die Börse wirklich nichts mehr zu tun.
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
34 /100
Warum das Spectrum neue Wohnungen fürchtet
Von Andrea Baumann
Seit langem ist Passanten die „Wildnis“ an der Kreuzung Ulmer/Neusässer Straße ein Dorn im
Auge. Seit dem Abbruch des Unternehmens Linde (Industriegase und Kühlsysteme) vor mehr
als zehn Jahren liegt das rund 4000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Spectrum-Club
und Friedhof brach. Groß war die Freude daher im Stadtteil, als die städtische
Wohnungsbaugesellschaft (WBG) das Areal erwarb: „Wir bauen Servicehaus, Mietwohnungen“
verkündet ein Transparent an der Mauer zur Ulmer Straße seit einigen Jahren. Doch dahinter
kann sich die Natur immer noch frei entfalten.
Die Baugenehmigung steht aus
Nach den Planungen der WBG hätten im Zentrum des alten Kriegshabers längst die Bagger
anrücken sollen. Doch die
Baugenehmigung für die
drei Häuser mit Büros und
insgesamt 26 Wohnungen
steht noch aus. Grund ist
eine fehlende Unterschrift.
Die direkten Nachbarn des
Neubauprojekts,
die
Spectrum-Chefs Ufuk Aykut
und
Michael
Klein,
verweigern diese, weil sie
um die Existenz ihres
Lokals fürchten. „Das wäre
das Todesurteil. Wenn sich
der erste Mieter beschwert, müssen wir schließen“, sind sie überzeugt.
Bislang kommt das Spectrum, in dem an rund 200 Abenden im Jahr Discopartys oder Konzerte
mit insgesamt rund 100000 Besuchern stattfinden, gut mit der Nachbarschaft klar. In
unmittelbarer Nähe des Clubs wohnt niemand. Als im vergangenen Jahr wegen des LindeBauvorhabens Lärmmessungen stattfanden, wurden jedoch die für Wohnbebauung zulässigen
Grenzwerte überschritten. Als Problem stellte sich nicht nur der Schallpegel im Club heraus.
Auch die Gespräche der Gäste vor dem Lokal oder in der sogenannten Raucherzone zum
Linde-Areal hin waren lauter als nach 22 Uhr zulässig. „Bei maximal 45 Dezibel darf hier keiner
lachen“, sagt Spectrum-Geschäftsführer Michael Klein .
„Zu nah dran“
Er und sein Kompagnon Aykut sind überzeugt, das Schallschutzproblem im Inneren des Clubs
in Griff zu bekommen – etwa durch Schleusen. Problematischer seien die Gäste, die sich zum
Rauchen oder Luftschnappen im Freien aufhielten. Denn nach den Planungen grenze eines
der WBG-Häuser unmittelbar an diese Zone. „Das ist einfach zu nah dran, da ist Ärger
programmiert.“ Die Wohnbebauung sollte aus Sicht der Spectrum-Inhaber deshalb weiter weg
vom Club rücken. Generell gegen das Vorhaben, so betonen sie, seien sie nicht: „Wir wollen ja
auch, dass es hier schön wird.“
Das will auch die WBG mit ihrem Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe. „Wir sind mit unserem
Architekten dabei, eine Lösung für den Raucherbereich zu erarbeiten, damit das Spectrum
weitermachen kann und wir bauen können.“ Einen entsprechenden Unterstand zu schaffen, der
die verschiedenen Auflagen erfüllt, sei nicht einfach. Zu den Behördenauflagen zählt auch, dass
sich bei den Neubauten die Fenster zum Spectrum hin nicht öffnen lassen. Es handle sich dabei
nicht um Wohn- oder Schlafräume. Ohnehin seien im dem Haus zur Ulmer Straße hin
überwiegend gewerbliche Mieter (unter anderem Mehrgenerationentreff und Sozialdienst)
vorgesehen, so Hoppe.
Ein riesiger Aufwand
Der WBG-Chef räumt ein, dass der Aufwand für das Bauvorhaben mit insgesamt nur 26
Wohnungen neben den Büroeinheiten riesig sei. Kalkuliert wird mit Kosten in Höhe von 9,1
Millionen Euro inklusive Grundstückserwerb und Außenanlagen. Dafür verschwinde aber nicht
nur eine Brache und es werde Wohnraum geschaffen, sagt Hoppe. Teil des Bauvorhabens sind
auch zwei Wegeverbindungen von der Ulmer Straße zum Friedhof. Damit verkürzen sich die
Wege für viele Besucher erheblich.
Die Planungen für die Bebauung der Brachfläche reichen in die Zeit von Hoppes Vorgängers
Edgar Mathe zurück. Unter anderem hatte sich Oberbürgermeister Kurt Gribl, der aus
Kriegshaber stammt, in die Verhandlungen mit der Firma Linde eingeklinkt. Ursprünglich sollten
in das Gebäude zur Ulmer Straße hin Wohngruppen für Menschen mit Behinderung einziehen.
Doch nachdem sich der Verein Lebenshilfe als Träger zurückgezogen hatte, fand die WBG mit
dem städtischen Sozialdienst und dem Mehrgenerationentreff neue Mieter. Wann diese und die
neuen Bewohner einziehen, steht noch in den Sternen. Zunächst braucht es noch
Unterschriften, damit auf dem Linde-Areal gebaut werden darf.
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
35 /100
Kerber will Graf nacheifern - Achter beschließt Regatten
Bahnrad-Ass Kristina Vogel
will
nach
Bronze
im
Teamsprint
im
Keirin
wieder
aufs
Podest,
Medaillenchancen rechnen
sich auch Diskuswerfer
Christoph
Harting, der
Deutschland-Achter
und
Christian Reitz mit der
Schnellfeuerpistole aus.
EINER
FEHLT NOCH:
Noch ein Sieg, dann steht
Angelique Kerber in einer
Reihe mit ihrem Vorbild Steffi Graf. Gegen Monica Puig aus Puerto Rico kann die Kielerin
am Samstag (3. Spiel nach 17.00 Uhr) ihre beeindruckende Woche krönen. Und könnte 28
Jahre nach Grafs Gold-Coup als erste deutsche Tennisspielerin bei Olympia ganz oben auf
dem Podest stehen. «Ich kämpfe um Gold. Das ist das, was ich mir vor einer Woche erträumt
habe», sagte die Australien-Open-Siegerin.
DAS PARADEBOOT: Im letzten Rennen der olympischen Regatta wollen die deutschen
Ruderer nochmals auftrumpfen - mit ihrem Aushängeschild. Nach dem goldenen Doppelschlag
durch die beiden Vierer ist am Samstag (16.27 Uhr) der Achter dran. In dem Rennen mit sechs
Booten werden nur zwei Teams Siegchancen eingeräumt. «Ich erwarte ein Duell um Gold
zwischen Deutschland und Großbritannien», sagte der deutsche Schlagmann Hannes Ocik.
Deutschland war 2012 Olympiasieger, der ewige Rivale von der Insel ist Weltmeister. Mal
sehen, wer am Ende auf der Lagoa Rodrigo de Freitas die Bootspitze vorn hat.
FAMILIENBANDE: Bleibt das Diskus-Gold in der Familie? Nach dem bitteren Olympia-Aus von
Titelverteidiger Robert Harting will am Samstag (15.50 Uhr) sein Bruder Christoph in die Rolle
des Medaillensammlers schlüpfen. «Wir haben noch einen Harting im Finale, und der kann eine
Medaille holen», sagte der 26-Jährige selbstbewusst. In den Wettstreit der besten Zwölf geht
der Pole Piotr Małachowski, der in der Qualifikation mit 65,89 Metern die beste Weite erreichte,
als Topfavorit.
MIT RÜCKENWIND: Bronze hat sie in der Tasche, jetzt will Kristina Vogel Gold. Einen Tag nach
ihrem dritten Platz mit Miriam Welte im Teamsprint steht für Vogel am Samstag (22.27 Uhr) der
nächste Höhepunkt an: die Entscheidung im Keirin-Wettbewerb. Von Teamsprint-Bronze erhofft
sich die Weltmeisterin kräftigen Rückenwind. «Das ist eine riesige Erleichterung», sagte Vogel.
DER FÜNFTE STREICH?: Sollten die Deutschen am Ende auf enttäuschende Sommerspiele
zurückblicken, so ist eines klar: An den Schützen hat es nicht gelegen. Schon viermal
Edelmetall gab es in Rio für den Deutschen Schützenverband. Eine prächtige Bilanz, die die
Schnellfeuerspezialisten Christian Reitz und Oliver Geis am Samstag (17.30 Uhr) ausbauen
wollen. Und der Auftakt glückte schon mal: Beide starteten am Freitag aussichtsreich in ihren
Wettkampf.
KAPITÄNSLOS: Mit Portugal hat Deutschlands junge Fußball-Generation noch eine Rechnung
offen. Gab es gegen die Südeuropäer bei der U21-EM 2015 in Tschechien doch ein 0:5Debakel im Halbfinale. Diese Schmach wollen die Jungs von DFB-Trainer Horst Hrubesch am
Samstag (18.00 Uhr) im olympischen Viertelfinale in Brasília tilgen. Fehlen wird dann Kapitän
Leon Goretzka, der wegen einer Schulterverletzung die Heimreise antreten musste. (dpa)
Olympia-Kalender - Englisch
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
36 /100
Greiffenberger verkauft ein Unternehmen
Die
angeschlagene
Greiffenberger AG hat den
Verkauf
eines
Tochterunternehmens
angekündigt. Die Firma
ABM in Marktredwitz soll an
die
Senata-Gruppe
in
Freising veräußert werden.
Eberle
in
Augsburg
(Sägeblätter) soll aber
auch künftig Teil der
Gruppe bleiben.
Die ABM Greiffenberger
Antriebstechnik GmbH ist mit bislang 530 Mitarbeitern das größte Unternehmen der
Greiffenberger-Gruppe. Sie baut Getriebe und Elektromotoren für den Maschinen- und
Anlagebau.
Laut
Konzernbericht
herrscht
dort
aber
auch
ein
„hohes
Ergebnisverbesserungspotential“. Daher sollten zunächst 120 Stellen abgebaut werden. Nun
hat der Aufsichtsrat den Verkauf beschlossen. Senata will im Gegenzug Greiffenberger bei den
Schulden und Sanierungskosten entlasten, heißt es in einer Mitteilung. Die kurzfristigen
Schulden des Unternehmens waren von 2014 auf 2015 von 43 auf 60 Millionen Euro gestiegen.
Keine Folgen für Augsburg?
Für den Augsburger Standort, die Firma Eberle in Pfersee, hat der Verkauf von ABM nach
Ansicht von Gewerkschaftern keine direkten Folgen. Es gebe vor Ort einen Tarifvertrag für die
rund 270 Mitarbeiter und auch Zusagen zur Standort- und Beschäftigungssicherung. In
Augsburg stellt Eberle Metallsägeblätter und Präzisionsbandstahl her. Im vergangenen Jahr
hatte dieser Unternehmensbereich einen Gewinn von 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet.
Wie aus der Mitteilung von Greiffenberger hervorgeht, könnte Augsburg künftig der Kern des
Unternehmens werden. Nach dem jetzt beschlossenen Verkauf der Sparte ABM kündigte
Greiffenberger nämlich an, auch den Bereich Kanalsanierung (BKP) abstoßen zu wollen. Von
der ursprünglichen Gruppe bliebe dann nur Eberle in Augsburg übrig.
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
37 /100
Barbara Engleders Dialekt sorgt in Rio für Verwirrung
Die
niederbayerische
Sportschützin
Barbara
Engleder hat in Rio Gold
gewonnen - und mit ihrem
unverfälschten Dialekt für
Verwirrung
gesorgt.
Empörung erregte aber nur
das Wörtlein Matz.
Der
Olympiasieg
der
niederbayerischen
Sportschützin
Barbara
Engleder hat in Rio de
Janeiro
allerhöchste
Emotionen geweckt. "Jetzt brauch i unbedingt ein Bier! ", erklärte die erfrischend extrovertierte
Sportlerin, nachdem ihre Jubelschreie verklungen waren und die Goldmedaille am
Halse baumelte.
Nicht weniger als mit ihrer Zielgenauigkeit hat die Englederin mit ihrem Dialekt für Furore
gesorgt. Als Sprecherin unternahm sie vor den Mikrofonen rein gar nichts, um ihre Herkunft aus
dem ländlichen Rottal zu verleugnen. "Oa Chinesin verkackt immer, einwandfrei, heid hob i's
verdient", jubelte sie in die Kamera. "Des is natürlich super, dass i heid amoi ned
s'Oaschloch bin. "
Ihre Freude war verständlich, denn kurz vorher war Engleder im Luftgewehr-Wettbewerb hinter
einer Chinesin nur Vierte geworden. Das kommentierte sie dann so blumig, wie es in ihrem
Heimatort Triftern seit jeher der Brauch ist. Über ihre Betreuer sagte Engleder: "Des san olle
Mordstrumm Scheißkerle.
Und I bin super froh, dass s' dabei san. " Eine solche Logik erschließt sich außerhalb des
Rottals nicht mehr einem jeden Zuhörer. Noch viel weniger trifft dies auf das Lob zu, mit dem
Barbara Engleder jene Chinesin überschüttet hat, der sie im ersten Wettkampf unterlegen war:
"So eine Matz! ", sagte die Schützin, der die Bildzeitung ihrerseits einen rhetorischen Hieb
verpasste, indem sie den Namen Pengleder ins Spiel brachte.
Empörung erregte aber nur das Wörtlein Matz. Engleders Wortwahl sei primitiv und beleidigend,
tönten die Sprach-Inquisitoren, ohne zu erkennen, welch einen weiten Horizont die Matz
eröffnet. Zugegeben, Matz ist ein Schimpfwort, das bei seiner Verwendung dampft und kracht.
Eine läufige Hündin wurde ursprünglich so bezeichnet, im menschlichen Miteinander hat Matz
das Potenzial eines justiziablen Schimpfworts.
Barbara Engleder weiß ihre Worte aber durchaus richtig zu wählen. Nach ihrem Olympiasieg
sagte sie den schönen Satz: "Heid war mir Fortuna hold! " Umso trauriger, dass viele Bayern
ihre eigene Sprache nicht mehr verstehen. Das gröbste Schimpfwort bedeutet hier zugleich das
größte Lob. "So a Matz! " ist also eine Auszeichnung. Zu einem Mann hätte Barbara Engleder
gesagt: "A Hund is er scho! "
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
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Clinton veröffentlicht Steuererdaten
Die
USPräsidentschaftskandidatin
Hillary Clinton hat ihre
Steuererklärung
veröffentlicht - und damit
den Druck auf ihren
Rivalen Donald Trump
verstärkt, der sich dieser
Gepflogenheit hartnäckig
verweigert. "Was hat er zu
verbergen? " - mit dieser
Frage
suchte
Clintons
Wahlkampfteam am Freitag
die Spekulationen um die
Steuerverhältnisse des Republikaners anzuheizen.
Trump konterte mit dem Vorwurf, die Demokratin wolle von ihrer E-Mail-Affäre ablenken. Clinton
hatte während ihrer Zeit als Außenministerin von 2009 bis 2013 einen privaten Server in ihrem
Haus im Bundesstaat New York für offizielle Aufgaben genutzt.
Trump hat in der Vergangenheit argumentiert, dass er seine Steuererklärung wegen einer seit
Jahren laufenden Steuerprüfung nicht veröffentlichen könne. Clintons Sprecherin Jennifer
Palmieri verwarf dies als "Ausreden". Die Bundessteuerbehörde IRS hatte mitgeteilt, Trump
könne die Dokumente veröffentlichen auch wenn die Überprüfung noch laufe.
In den USA ist es Brauch, dass die Präsidentschaftskandidaten ihre Steuererklärungen
veröffentlichen. So wurde es in den vergangenen neun Wahlen gehandhabt. Gesetzlich dazu
verpflichtet sind die Bewerber aber nicht.
Die New York Times vermutete zuletzt, dass die Steuerlast für den mehrfachen Milliardär Trump
möglicherweise bei Null liegen könnte. In seinem Wahlkampf, den der Unternehmer auch stark
auf Arbeiter und die Mittelklasse abzustellen versucht, wäre das eine schwer zu
vermittelnde Botschaft.
Laut der auf Clintons Website veröffentlichten Steuererklärung für das Jahr 2015 nahmen die
Präsidentschaftskandidatin und ihr Mann Bill Clinton zusammen 10,6 Millionen Dollar (9,5
Millionen Euro) ein. Darauf zahlten die Clintons einen Steuersatz von 34,2 Prozent. Eine Million
Dollar spendeten die Clintons dem Dokument zufolge an die nach ihnen benannte Stiftung.
Wie die Steuererklärung der Clintons weiter zeigt, stammte der Großteil ihrer Einnahmen - mehr
als sechs Millionen Dollar - aus Redegagen. Diese gab es für Auftritte, die größtenteils vor dem
Start der Präsidentschaftsbewerbung der Politikerin im April 2015 erfolgt waren.
Trump hatte der Wahlbehörde FEC im Mai lediglich ein Dokument mit groben Angaben zu
seinem Vermögen und Einkommen übermittelt, das er für ausreichend hielt. Er bezifferte sein
Vermögen darin grob auf mehr als zehn Milliarden Dollar. Das Magazin Forbes schätzt sein
Vermögen hingegen auf deutlich weniger, nämlich 4,6 Milliarden Dollar.
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
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Allgäu - Gemeinden lassen über Skischaukel abstimmen
Balderschwang und Obermaiselstein wollen zwei Skigebiete am
Riedberger Horn verbinden. Naturschützer sind entsetzt - auch weil der
Ausgang des Votums wohl schon feststeht.
Die Oberallgäuer Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein
haben die Bürgerbefragung über die umstrittene Skischaukel am
Riedberger Horn auf den Weg gebracht. "Sind Sie dafür, dass die Skigebiete von Grasgehren
und Balderschwang, wie vom Gemeinderat beschlossen, miteinander verbunden werden? ",
lautet die Frage des Ratsbegehrens, über das die Wahlberechtigten der beiden Gemeinden am
18. September abstimmen sollen.
Das haben die Gemeinderäte der Kommunen in einer gemeinsamen Sitzung am Donnerstag
einstimmig beschlossen. Damit erfüllten sie die Vorgabe von Ministerpräsident Horst Seehofer
und seinem Kabinett. Diese hatten Mitte Juli entschieden, die Voraussetzungen für den Bau der
Skischaukel zu schaffen, wenn die Wahlberechtigten beider Kommunen per Abstimmung
bekunden, dass sie das Projekt tatsächlich wollen.
Von der Landtags-SPD kam scharfe Kritik. "Einige hundert Einwohner aus zwei kleinen
Gemeinden können nicht darüber entscheiden, ob internationales Umweltrecht verletzt wird",
sagte der Abgeordnete Florian von Brunn. "Das ist absurd und nur billiger Populismus. "
Auch der Bund Naturschutz (BN) wandte sich gegen das Ratsbegehren. "Man wiegt die Bürger
dadurch in der Hoffnung, dass sie über die Erschließung in den Skigebieten entscheiden
könnten", sagte der BN-Mann Richard Mergner. Das Ergebnis des Bürgervotums sei leicht
vorherzusagen. "Man kann aber über ein Ratsbegehren nicht geltendes Recht außer Kraft
setzen. " Der Balderschwanger Bürgermeister Konrad Kienle verteidigte das Ratsbegehren.
"Wo fangen wir an, wo hören wir auf? ", sagte er im BR. "Ich denke, es geht die beiden
Gemeinden an. Die beiden Gemeinden haben es zu tragen und aus diesen Gemeinden heraus
muss die Entscheidung fallen. "
Es gilt als sicher, dass die Bürgerbefragung für die Skischaukel ausgeht. Schließlich kämpfen
die beiden Kommunen seit vielen Jahren für das umstrittene Projekt. Bislang hatte ihnen der
Freistaat stets die Genehmigung verweigert, weil die Pläne gegen zahlreiche nationale und
internationale Vorgaben des Naturschutzes verstoßen.
Aber auch wenn die Staatsregierung nun ihre Position revidiert hat, bleibt unklar, ob die
Skischaukel tatsächlich kommt. Die Umweltverbände werden in jeden Fall gegen ihre
Genehmigung klagen. Sogar Kabinettsmitglieder halten es für gut möglich, dass die Gerichte
sie wieder kassieren.
2016-08-13 10:08 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
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Sie weiß, was Augsburgerinnen drunter tragen
Von Nicole Prestle
Ab
sofort
nur
noch
mittwochs – alle werden
sich
daran
gewöhnen
müssen. Der Seniorchef,
der jeden Morgen zum
Frühstück ins Korsetthaus
Anita kommt, weil er von
seinen Damen gut versorgt
wird. Die Kunden, die ihre
Beraterin schätzen und nur
von ihr bedient werden
möchten. Und Irene Baur
selbst, die 40 Jahre im alteingesessenen Geschäft in der Bäckergasse arbeitete. Nun geht sie in
Ruhestand; ein bisschen zumindest, denn an einem Tag pro Woche wird sie weiter da sein.
Stammkunden – und davon gibt es im Korsetthaus Anita viele – mögen ihr ruhiges, freundliches
Lächeln. Irene Baur kann zuhören. Doch während die Frauen noch ihre Vorstellungen und
Wünsche schildern, macht Baur sich bereits Gedanken, wie diese erfüllt werden könnten. Das
gesamte Sortiment inklusive aller Farben, Schnitte, Größen, Muster – es ist in ihrem Kopf
gespeichert. „Wem geben Sie dieses Wissen bloß weiter?“, fragte kürzlich eine Kundin.
„Junge Leute tragen das nicht mehr“
Dass sie einmal Dessous verkaufen würde, hätte Irene Baur nicht gedacht. Sie ist gelernte
Damenschneiderin – offensichtlich ein vielseitiger Beruf, denn ihre erste Anstellung fand bei
einem Herrenschneider. Als sie vor 40 Jahren ins Korsetthaus Anita wechselte, lernte die heute
63-Jährige zusätzlich die Feinheiten, die ein Korsettschneider beherrschen muss. „Das ist ein
Beruf, der heute gar nicht mehr gelehrt wird, weil sich kaum noch jemand ein Mieder anfertigen
lässt. Junge Leute tragen das nicht mehr.“
Das Angebot an Dessous ist dafür größer geworden, und zwar im wahrsten Wortsinn. „Früher
gingen die Körbchengrößen bis Doppel-D.“ Wurden größere Größen benötigt, setzten sich die
Damen im Korsetthaus an die Nähmaschine und änderten die Modelle. Heute endet die Skala
erst beim J. Die Menschen sind fülliger geworden in vier Jahrzehnten.
Wer Unterwäsche verkauft, muss ein besonderes Gespür für seine Kunden entwickeln. Man
kann nicht einfach hineinplatzen in die Umkleidekabine – „vor allem bei jungen Frauen sollte
man behutsam sein“. Man muss vorsichtig sein mit Ratschlägen – „ich will niemandem etwas
aufschwatzen“. Doch in ihrer zurückhaltenden Art gelingt es Baur, Kundinnen auch von neuen
Dingen zu überzeugen: „Da geht eine Frau, die einen schwarzen BH wollte, schon mal glücklich
mit einem roten raus, den ich unauffällig mit in die Umkleide gebracht habe.“ Die Umstellung
aufs Rentnerdasein wird Irene Baur, das gibt sie zu, schwerfallen. Ihre Kolleginnen in der
Bäckergasse sind ihr zur Familie geworden. Gerda Schwegler zum Beispiel fing nur wenige
Wochen nach Irene Baur im Korsetthaus an. 40 Jahre lang sahen sie sich fast jeden Tag, haben
Berufliches und Privates besprochen, manchmal an freien Tagen telefoniert. „Wir sind
Freundinnen geworden“, betonen sie – auch wenn man sich nie privat traf, da man viel zu weit
auseinander
wohne... Und
ja, sagen
beide, sicher, da
habe
es
auch
Meinungsverschiedenheiten gegeben – vor allem beim Einkauf, „weil wir halt doch einen
unterschiedlichen Geschmack haben“. Aber „bös’“, sagt Irene Baur, „bös’“ habe man die Dinge
nie diskutiert.
Die Übernahme ist geregelt
In den nächsten Wochen wird die „Neu-Rentnerin“ erst mal viel zu tun haben: In ihrem Garten
im Weldener Ortsteil Reutern ist das Obst reif. „Dann genehmige ich mir mittags jetzt manchmal
eine Stunde Ruhe“, sagt Irene Baur. Das sei undenkbar gewesen in den letzten vier
Jahrzehnten. „Ich bin morgens hier rein, abends wieder raus.“ Nicht einmal in der Innenstadt
war sie häufig – „nur, wenn ich unbedingt etwas gebraucht hab’“. Winfried Krenleitner, der
Seniorchef im Korsetthaus Anita, wird „seine Irene“ vermissen. Aber er freut sich, dass sie trotz
des Ruhestands an einer Idee festhält: Gemeinsam mit Gerda Schwegler soll sie das DessousGeschäft in der Bäckergasse einmal übernehmen und damit das Geschäft weiterführen, das
Krenleitners Mutter Anfang der 50er Jahre eröffnete. Tradition, ist sich das Anita-Team einig,
verpflichte eben auch...
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
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Henning Voscherau feiert 75. Geburtstag
"Ein Hanseat gibt sein Wort
und zwar mündlich oder
per Handschlag - und er
hält es auch", sagt Henning
Voscherau und beschreibt
sich damit wohl auch ein
bisschen selber. Denn
Hamburgs
langjähriger
Erster Bürgermeister ist für
viele
Bürger
die
Verkörperung
eines
Hanseaten. Er kommt am
13. August 1941 als Sohn
des Schauspielers Carl
Voscherau in Hamburg zur Welt. Nach dem Abitur am Gymnasium Oberalster in Poppenbüttel
studiert Voscherau Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität
Hamburg und promoviert 1969. Von 1974 bis 2011 war er - mit Unterbrechung während seiner
Zeit als Erster Bürgermeister - in der Hansestadt als Notar und Rechtsanwalt tätig. Anschließend
als Anwalt für Immobilien-, Gesellschafts-, Familien- und Erbrecht in einer Bürogemeinschaft mit
seinem Sohn. Zusammen mit seiner Frau Annerose, einer Apothekerin, hat er drei Kinder.
Voscheraus politische Laufbahn beginnt 1966 mit dem Eintritt in die SPD, vier Jahre später wird
er in die Bezirksversammlung Wandsbek gewählt, der er bis 1974 angehört. Im selben Jahr folgt
der Wechsel in die Hamburgische Bürgerschaft und den Fraktionsvorstand der SPD. 1982
bekleidet er das Amt des Fraktionsvorsitzenden seiner Partei und behält diese Funktion bis
1987. Ein Jahr später tritt Voscherau schließlich die Nachfolge des Ersten Bürgermeisters Klaus
von Dohnanyi an und geht eine Koalition mit der FDP ein.
Voscherau gilt als leidenschaftlicher Taktiker. Politik ohne Taktik sei für ihn "wie eine Suppe
ohne Salz", gesteht der Sozialdemokrat mal in einem Fernsehinterview. Den Ruf eines Taktikers
mit moralischem Antrieb erwirbt Voscherau im Mai 1985, als er vom Posten des
Fraktionsvorsitzenden zurücktreten will, als sich der Senat seiner Ansicht nach zu wenig
bemüht, um einen damaligen Skandal um die Hamburger Stadtreinigung aufzudecken.
Mit seiner Frau Annerose ist Voscherau seit 1971 verheiratet. Sie haben drei Kinder. Noch
immer nehmen die beiden öffentliche Termine wahr, wie hier bei der Matthiae-Mahlzeit im
Hamburger Rathaus im Februar.
"Der Geburtstag gibt mir nichts", sagt der bescheidene Hamburger.
Neun Jahre lang, von 1988 bis 1997, ist er der Herr des Hamburger Rathauses: Dr. Henning
Voscherau.
Anders als sein Vorgänger Klaus von Donahnyi, der zwar in Hamburg geboren wurde, aber in
vielen verschiedenen deutschen Städten aufwuchs und in München und den USA studierte, ist
Voscherau durch und durch Hamburger.
Am 13. August 1941 wird er in Hamburg als Sohn des Volksschauspielers Carl Voscherau
geboren. In der Hansestadt macht er sein Abitur und studiert dort Rechtswissenschaften und
Volkswirtschaftslehre. Ab 1974 ist er in seiner Heimatstadt als Notar tätig.
Als er 1988 das Amt des Ersten Bürgermeisters übernimmt, koaliert die SPD mit der FDP - die
Verbindung ist zwar nicht immer so harmonisch, wie es auf dem Foto der Senatstruppe scheint,
hält aber bis zu den nächsten Wahlen 1991. Danach kann die SPD allein weiterregieren.
1989, kurz vor dem Mauerfall, besucht Voscherau Dresden und trifft sich mit DDROppositionellen - mit Billigung des Dresdner Reform-Bürgermeisters Wolfgang Berghofer (l).
Die Städtepartnerschaft, die 1987 entstand, füllt sich mit Leben.
Von der großen Politik zu den Großen des Sports: 1995 empfängt Voscherau Max Schmeling im
Hamburger Rathaus - der Boxer feiert seinen 90. Geburtstag.
1997 erteilen die Wähler ihrem Bürgermeister eine Ohrfeige: Bei der Bürgerschaftswahl rutscht
die SPD auf 36,2 Prozent ab - ihr bis dato schlechtestes Ergebnis nach Kriegsende. Voscherau
zieht die Konsequenz: Noch am Wahlabend erklärt er seinen Rücktritt.
Wenige Tage später, bei seiner letzten Landespressekonferenz, ein ungewohntes Bild: Dem
scheidenden Regierungschef stehen Tränen in den Augen. Gestützt von seiner Frau Annerose
bedankt sich Voscherau bei den Medien dafür, dass sie seine drei Kinder während der
gesamten Amtszeit unbehelligt gelassen haben.
Seit seinem Rücktritt ist Voscherau wieder als Notar tätig. Doch regelmäßig ist er auch in der
Öffentlichkeit zu sehen - so etwa am 25. Juni 2010 bei der Trauerfeier für Heidi Kabel, über die
er in seiner Rede sagt: "Als ein Stück Hamburg ist Heidi Kabel unersetzlich. "
Bewegende Worte findet Voscherau auch beim Abschied von Loki Schmidt, "einer
warmherzigen, bescheidenen, charakterstarken und klugen Frau", wie er sie nennt. "Ihr war
gegeben, die Herzen der Menschen zu gewinnen", sagt Voscherau bei der Trauerfeier am 1.
November 2010 im Hamburger Michel.
Doch nicht immer sind es traurige Anlässe, zu denen sich der Bürgermeister a. D. zeigt. Hier
besucht er 2010 mit Ehefrau Annerose die Verleihung des Henri-Nannen-Preises.
Und auch auf der politischen Bühne ist Voscherau gelegentlich noch zu sehen - so etwa, als die
SPD Olaf Scholz zu ihrem Spitzenkandidaten kürt - mit durchschlagendem Erfolg: Scholz holt
bei den Wahlen im März 2011 für die SPD die absolute Mehrheit.
Das Hamburger Rathaus ist wieder fest in der Hand der SPD - für den Ex-Bürgermeister ein
schönes Geschenk zu seinem 70. Geburtstag. Alles Gute, Henning Voscherau!
In Voscheraus Amtszeit fällt auch die deutsche Wiedervereinigung. Der Sozialdemokrat erkennt
schnell, welche Chance, aber auch welche Herausforderung der Fall der Mauer für Hamburg
bedeutet. "Ich bin sehr stolz auf meine - wie ich finde - bahnbrechenden Zukunftsleitungen für
die Stadt", sagt Voscherau später. Das seien vor allem 50.000 neue Wohnungen und große
Infrastrukturprojekte wie der Flughafenausbau, die erste Elbvertiefung sowie die
Hafenerweiterung.
Von 1991 an regiert Voscherau die Hansestadt mit einer absoluten Mehrheit. Das große
innenpolitische Thema seiner zweiten Amtszeit ist die Hafenstraße. Anfangs strebt der
Sozialdemokrat noch Räumung und Abriss der besetzten Häuser an, ändert aber 1994 seine
Meinung - später nennt er es "die Probe aufs Exempel": "Das Ziel, um das es von Anfang an
geht, ist nicht Abriss als Selbstzweck, sondern die Wiederherstellung des Rechtsfriedens und
gewaltloser, gut nachbarlicher Verhältnisse. " Und die kommen durch den Vertrag mit der
Hafenstraße dann tatsächlich.
Im Mai 1997, ein halbes Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit, spricht Voscherau zum ersten Mal
öffentlich über seine Vision für eine Hafencity : "Was die Innenstadt als Herz und
Aushängeschild Hamburgs angeht, so habe ich die Vision eines revitalisierten Stadtraums. Die
Erweiterung der Innenstadt um den innerstädtischen Hafenrand eröffnet die einzigartige
Möglichkeit, diese Vision Realität werden zu lassen. " Als "Vater der Hafencity" erhält Voscherau
2011 die Bürgermeister-Stolten-Medaille, die höchste Auszeichnung der Stadt.
In den 1990er-Jahren werden die Grünen (GAL) in Hamburg immer stärker, für Voscherau
jedoch bleiben sie ein rotes Tuch. "Ich mache nicht jeden Quatsch mit", sagt er zu einer
möglichen Koalition mit den Grünen. Noch Jahre später wird er den Grünen "Fehlleistungen"
und "Verfilzung" vorwerfen. 1997 gewinnt die SPD die Bürgerschaftswahl, muss mit 36,2
Prozent der Stimmen aber das schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten in der Hansestadt
nach Kriegsende hinnehmen. Voscherau, der für sich zuvor eine "Schmerzgrenze" bei 38
Prozent zieht, weigert sich, mit der GAL zusammen zu regieren und erklärt noch am Wahlabend,
nicht mehr für das Amt des Ersten Bürgermeisters zu kandidieren.
2007 wird er fast noch einmal als Nothelfer Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, zieht dann
aber überraschend und kurzfristig zurück. Olaf Scholz (SPD) hält er für einen würdigen
Nachfolger: "Ein sehr disziplinierter, loyaler, geradliniger Mensch, der große Fähigkeiten hat
und von dem man noch viel Positives hören wird. "
Für mediales Aufsehen sorgt Voscherau 2012, als er zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Joint
Venture South Stream Transport AG gewählt wird. Damit engagiert er sich als zweiter deutscher
SPD-Politiker nach Gerhard Schröder beim russischen Energiekonzern Gazprom. Voscherau
soll die umstrittene Gaspipeline von Russland durch das Schwarze Meer nach Europa
voranbringen, das Projekt wird jedoch 2014 eingestellt.
2014 besetzt Voscherau das Amt des Vorsitzenden in der von der Bundesregierung berufenen
Mindestlohnkommission. Sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund als auch die
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber sehen damals in dem Hanseaten den "richtigen
Mann" für diese Aufgabe. Die Kommission entscheidet, in welchen Schritten der 2015 neu
eingeführte gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro künftig angehoben wird. Anfang April 2015
muss er sein Amt jedoch aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung wieder
aufgeben. Er unterzieht sich im UKE einer Operation am Kopf und kehrte erst ein halbes Jahr
später zurück in die Öffentlichkeit.
Vielleicht verbringt Voscherau seinen 75. Geburtstag an seinem Hamburger Lieblingsort, auf
der südlichen Seite des Alten Elbtunnels, und genießt den Blick auf seine Stadt. Vielleicht zieht
es ihn aber auch auf seine Lieblingsinsel Sylt, nach List, wo er die frische Brise genießt oder
eine Partie Golf spielt. Denn das sei im höheren Alter dann doch der besserer Sport, sagte der
leidenschaftliche Feldhockeyspieler schon vor zehn Jahren.
2016-08-13 10:07 NDR www.ndr.de
42 /100
Moritz Bleibtreu: Porträt des Schauspielers
Schon als Kind will Moritz
Bleibtreu ein ganz Großer
werden. Weil er immer der
Kleinste ist, hängt er ein
Bild des nur 1,65 Meter
messenden
Humphrey
Bogarts an die Wand und
sagt: "Wenn ich genauso
groß werde, kann ich alles
erreichen.
"
Es
hat
funktioniert. Bleibtreu ist
seit 20 Jahren eine feste
Größe im deutschen Film,
ausgezeichnet mit vielen
Preisen. Weggefährten und Kollegen schwärmen von dem 1,73 Meter großen Mimen in den
höchsten Tönen: Er sei ein großartiger Schauspieler, der sehr instinktiv, fast animalisch am Puls
des Gefühls sei, so Jürgen Vogel. "Moritz ist ein visueller Typ, einer, den die Kamera liebt", sagt
sein langjähriger Freund, der Regisseur Fatih Akin.
Moritz Bleibtreu ist seit 20 Jahren eine feste Größe im deutschen Film. Erfolg und Geld haben
ihn nie groß interessiert, er möchte einfach ein guter Schauspieler sein. Zu seinen Marotten
gehören schnelle Autos, teure Turnschuhe und Uhren. Am 13. August feiert der Hamburger
seinen 45. Geburtstag.
Seinen Durchbruch feiert Bleibtreu 1996 in dem Roadmovie "Knockin' on Heaven's Door". Als
Gangster Abdul bringt er die sogenannte Kanak-Sprak auf die Leinwand. Legendär sind Sätze
wie: "Alda... Rutsch rüber oder soll ich dein Gehirn pusten, oder was? " Für die Rolle bekommt
er den Ernst-Lubitsch-Preis.
In Tom Tykwers Actionthriller "Lola rennt" ist Bleibtreu 1998 als durchgedrehter Freund Manni
neben Franka Potente zu sehen. Der Film erzählt dieselbe Zeitspanne in drei unterschiedlichen
Varianten. Lohn für den dynamischen Film: der Deutsche Filmpreis in Gold und
Auszeichnungen wie der Bambi.
"Das Zeug kickt besser als Mehmet Scholl, Alter! " Solche Zitate sind typisch für den Film
"Lammbock". In Christian Züberts Kiffer-Komödie betreiben zwei Freunde einen Pizzaservice,
der Kunden unter der Hand auch mit Cannabis beliefert. Aktuell entsteht ein zweiter Film in der
gleichen Besetzung mit dem Titel "Lommbock".
Als einziger deutsche Mitwirkende spielt Bleibtreu in der internationalen Tragikomödie "Luna
Papa" (1999) des russischen Regisseurs Bakhtiar Khudojnazarov. Später engagieren ihn so
namhafte Filmemacher wie Steven Spielberg, Paul Schrader und die Taviani-Brüder.
Der mehrfach preisgekrönte Thriller "Das Experiment" von Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr
2000 beruht auf einem realen wissenschaftlichen Versuch an der Stanford-Universität. Als
Häftling Nr. 77 wird Bleibtreu einer folgenschweren Untersuchung unterzogen, die später zum
Abbruch des Experimentes führt.
Für das Roadmovie "Im Juli" dreht Bleibtreu 2000 erstmals mit dem Hamburger Regisseur Fatih
Akin. Im Film spielt er einen verklemmten Lehramtsreferendar, der sich in die Schmuckhändlerin
Melek verliebt (Christiane Paul). Als bester Darsteller heimst der Schauspieler dafür den
Deutschen Filmpreis ein.
Für "Elementarteilchen" nach dem Roman des französischen Autors Michel Houellebecq hat
Regisseur Oskar Roehler die Handlung von Paris nach Berlin verlegt. Hauptdarsteller sind
Bleibtreu und Christian Ulmen - sie spielen ein ungleiches Brüderpaar. Der Film feiert seine
Premiere auf der Berlinale 2006, dort gibt es für Bleibtreu den Silbernen Bären als Bester
Darsteller.
Von Regisseur Özgür Yildirim ist das Gangster-Drama "Chiko" (2007), das die
Drogenkriminalität in Hamburg thematisiert und gespickt ist mit Gags und derben Sprüchen.
Bleibtreu ist darin als Musikproduzent Brownie zu sehen, der nebenher Drogenhandel und
Prostitution betreibt.
Ein Jahr später kommt Uli Edels Verfilmung von Stefan Austs "Der Baader Meinhof Komplex" in
die Kinos. Bleibtreu mimt in dem dreistündigen Drama den RAF-Terroristen Andreas Baader.
Über ihn sagt der Schauspieler in einem Interview mit "Der Welt": "... es war ziemlicher Murks,
den er erzählte. "
In Fatih Akins (Mitte) "Soul Kitchen" übernehmen Bleibtreu und Adam Bousdoukos 2009 die
Hauptrollen. Der Film handelt von der drohenden Schließung eines Restaurants in Hamburg
und dem Schicksal der Betroffenen. Die Komödie ist eine Liebeserklärung des Regisseurs an
die Hansestadt,...
... und erinnert zugleich an Bleibtreus Mutter Monica. Die Schauspielerin ist darin in ihrem
letzten großen Auftritt zu sehen. Kurz darauf stirbt sie an den Folgen einer Krebserkrankung.
"Wenn meine Mama etwas war, dann war sie eine Schauspielerin von ganzem Herzen", erzählt
der damals 37-Jährige bei der Trauerfeier.
Im selben Jahr polarisiert Bleibtreu als Goebbels in Oskar Roehlers Verfilmung von "Jud Süß Film ohne Gewissen". Er versteht es, gnadenlos zu übertreiben und so die Figur und ihre Show
zu entlarven. Viele Kritiker verreißen den Streifen allerdings, bei der Premiere auf der Berlinale
gibt es sogar Buh-Rufe.
In der Verwechslungskomödie "Vijay und ich - Meine Frau geht mit mir fremd" des belgischen
Regisseurs Sam Garbarski spielt Bleibtreu 2013 den erfolglosen New Yorker Schauspieler Will.
Als Will versehentlich für tot erklärt wird, sieht er darin die Chance, sein Leben neu zu ordnen.
Fortan läuft er als Inder getarnt durchs Leben, zunächst zur eigenen Beerdigung.
2016 kommt die Martin-Suter-Verfilmung "Die dunkle Seite des Mondes" in die Kinos mit
Bleibtreu in der Hauptrolle. Nach dem Genuss von halluzinogenen Pilzen gerät das Leben des
Wirtschaftsanwalts Urs Blank aus der Bahn. "Der Film ist zugleich raffinierter Wirtschaftskrimi,
giftiges Gesellschaftspanorama, verhinderte Liebesgeschichte und psychologisches
Vexierspiel", schreibt die "Süddeutsche Zeitung".
Eigentlich dreht Bleibtreu (hier mit Jürgen Vogel) nur fürs Kino. Eine Ausnahme macht er für die
ZDF-Verfilmungen von Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichten "Schuld". 2016 steht er für die
zweite Staffel vor der Kamera: "Anwalt Friedrich Kronberg agiert im Zentrum des
Spannungsfeldes, wer sich im juristischen wie auch moralischen Sinne schuldig gemacht hat",
so der Sender.
Bleibtreu selbst sagt, die Schauspielerei sei nie Traum oder Wunsch gewesen, sondern eine Art
Schicksal. Am 13. August 1971 in München geboren, wächst er in einem Umfeld von
Schauspielern auf. Mutter Monica Bleibtreu stammt aus einer österreichischen Theaterdynastie;
Vater Hans Brenner, ebenfalls Österreicher, feiert große Erfolge auf bayerischen Bühnen. Als
Moritz zwei Jahre alt ist, verlässt der Vater die Familie. Mutter Monica zieht mit dem Sohn nach
Hamburg, dort wächst er in einer Kellerwohnung im damaligen Problemviertel St. Georg auf.
Seine Mutter arbeitet direkt um die Ecke, sie hat ein Engagement am Deutschen
Schauspielhaus. Moritz beherrscht deshalb sowohl die Sprache der Gangster als auch der
Feingeister.
Schon als Kind arbeitet Bleibtreu als Schauspieler. Doch nach zwei Auftritten in der Kinderserie
"Neues aus Uhlenbusch" unterbindet seine Mutter weitere Engagements des Sohnes, obwohl
Angebote vorhanden sind. Mit 17 schmeißt Bleibtreu die Schule und geht als Au-pair nach
Paris. Später führt ihn sein Weg nach New York, wo er eine Ausbildung in Method Acting
absolviert, das er allerdings hasst. Er bricht ab, überlegt, in Hamburg eine Ausbildung als Koch
zu beginnen. Letztlich landet er doch am Theater, führt quasi die Familientradition fort. Trotzdem
empfindet er die Bühne als "unsexy", nutzt deshalb mit 22 die Chance von dort wegzukommen
und übernimmt eine Fernsehrolle in der Serie "Schulz und Schulz".
Vier Jahre später kommt mit "Knockin' On Heaven's Door" der Durchbruch. Als Gangster Abdul
bringt er die sogenannte Kanak-Sprak auf die Leinwand. Legendär sind Sprüche wie: "Alda...
rutsch rüber oder soll ich dein Gehirn pusten, oder was? " Gleich zwei Auszeichnungen heimst
Bleibtreu dafür ein: den Deutschen Filmpreis für die beste Nebenrolle und den Ernst-LubitschPreis. Es folgen Rollen in prämierten Filmen wie "Lola rennt" und "Im Juli". Längst spielt
Bleibtreu nicht mehr nur den Möchtegern-Gangster. 2006 brilliert er als sexuell frustrierter
Literaturlehrer in Oskar Roehlers "Elementarteilchen". Auf der Berlinale gewinnt er für seine
Leistung einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller.
Dass Bleibtreus Arbeit nicht nur Zuckerschlecken ist, zeigen die Diskussionen um einen WerbeDeal mit einer großen Fastfood-Kette vor ein paar Jahren. Er kann die Kritiker nicht verstehen:
"Das Geld, das ich mit Werbung verdiene, bietet mir die Möglichkeit, nur solche Filme zu
machen, die ich wirklich machen will, ohne dass Geld eine Rolle spielt", sagt der Mime der
Zeitschrift "Gala" - und räumt damit zugleich mit dem Vorurteil auf, alle Schauspieler würden
wahnsinnig viel Geld verdienen.
Obwohl Bleibtreu überwiegend Kinofilme dreht, lässt er sich auch auf interessante
Fernsehproduktionen ein: In den Verfilmungen nach Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichten
"Schuld" spielt er in einer durchgehenden Hauptrolle einen Strafverteidiger. Kennzeichen:
Scheitel, Sakko und ein alter Jaguar. "Wenn eine Figur mir selbst zu ähnlich ist, finde ich es
langweilig. " Aktuell entsteht die zweite Staffel fürs ZDF.
Er sei in seinem Leben noch nie sozial und gesellschaftlich engagiert gewesen, erzählt
Bleibtreu der "Gala". Auch wolle er nie Charity machen und "war noch nie wählen". Den roten
Teppich betritt er nur, um Werbung für seine Filme zu machen. Bleibtreu ist trotzdem kein
unnahbarer Star, ansprechen ist durchaus erlaubt. Trotz des ganzen Trubels um seine Person
ist der Hamburger, der vor den Toren der Hansestadt in Reinbek mit Freundin und Sohn lebt,
bodenständig geblieben.
Als Moritz Bleibtreu vor 15 Jahren Martin Suters Roman "Die dunkle Seite des Mondes" las, war
er sofort fasziniert. Jetzt kommt der Film in die Kinos - und er spielt die Hauptfigur.
Video (15:57 min)
2016-08-13 10:07 NDR www.ndr.de
43 /100
Die Geschichte der Tapete im Celler Museum
Tapete.
Luxusgut
Alltags-
und
Das Tapetenkunstmuseum
"Wandliebe" in Celle zeigt
originelle Wandverkleidung
vom 18. Jahrhundert bis in
die 80er-Jahre. Darunter
sind quietschgrüne Stücke
aus den 70ern und dezente
aus den 30ern.
Dieses
Thema
Programm:
im
NDR Info |
12.08.2016 | 10:10 Uhr
2016-08-13 10:07 NDR www.ndr.de
44 /100
Ärzte kämpfen um das Leben des Kanu-Trainers aus
Augsburg
Stefan Henze, Bundestrainer der deutschen Kanuslalom-Mannschaft bei den Olympischen
Spielen, ist bei einem Verkehrsunfall in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in Rio de Janeiro
lebensgefährlich
verletzt
worden. Wie der Deutsche
Olympische
Sportbund
(DOSB)
am
Freitag
mitteilte, erlitt der 35Jährige bei dem Unfall ein
schweres
Schädel-HirnTrauma.
Henze hatte bei den
Sommerspielen 2004 in
Athen noch als Aktiver
zusammen mit seinem
Teamkollegen
Marcus
Becker Silber im Canadier-Zweier gewonnen. Inzwischen ist als Bundestrainer für den Damen
Kajak-Einer verantwortlich. Der gebürtige Hallenser wohnt in Augsburg.
"Es geht ihm nicht gut. Wir denken an Stefan Henze und wünschen ihm, dass er diesen Kampf
gewinnt", sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper am Freitagabend (Ortszeit) im
Deutschen Haus. Dort war die Stimmung trotz der Erfolge bei Olympia 2016 am siebten
Wettkampftag angesichts des schlimmen Unfalls gedämpft. "Normalerweise feiern wir hier",
sagte Vesper, bevor er über Henzes Unfall und die lebensbedrohlichen Verletzungen
informierte. "Wir glauben, dass es in seinem Sinne ist, dass wir hier in einer ruhigen Form
zusammenkommen und die sportlichen Erfolge besprechen", sagte Vesper.
All unsere Gedanken sind bei Stefan. # #WirfuerD
Stafen Henze wurde nach dem Unfall angesichts der Schwere seiner Kopfverletzungen sofort
notoperiert. Der Kanu-Trainer Henze wurde in einer neurochirurgischen Spezialabteilung
behandelt, erklärte der DOSB. Henzes Zustand sei weiterhin "lebensbedrohlich", hieß es.
Bei dem Unfall saß Christian Käding, ein weiterer Teambetreuer der Slalom-Kanuten, mit im
Auto. Er hatte die deutschen Stangen-Paddler bei den am Donnerstag zu Ende gegangenen
Olympia-Wettkämpfen
als
Sportwissenschaftler
unterstützt.
Nach
Angaben
des
Organisationskomitees waren die beiden mit dem Taxi unterwegs auf dem Weg zurück ins
olympische Dorf. Käding sei leicht verletzt bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen
worden, hieß es in dem DOSB-Statement. Ihm gehe es "den Umständen entsprechend gut".
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
45 /100
Wann ist eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll?
Kronen, Brücken, Implantate - für Zahnersatz können schon ein paar tausend Euro
zusammenkommen. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der Kosten, und
Sonderwünsche werden dann erst recht teuer. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale
Baden-Württemberg meint: «Eine Zahnzusatzversicherung kann hier sinnvoll sein.».
Der Beitrag der privaten Zahnzusatzversicherung berechnet sich meist nach Alter,
Leistungsumfang und Gesundheitszustand des Versicherten. Vor dem Vertragsabschluss
sollten Verbraucher prüfen, ob Implantate abgedeckt sind.
Und es kommt darauf an, in
welchem
Umfang
der
Versicherer Zusatzkosten
für Zahnersatz wie Brücken
oder Kronen übernimmt.
Häufig gibt es in den ersten
Jahren Höchstgrenzen für
die
Kostenerstattung.
Wichtig zu beachten ist, ob
im Laufe der Jahre der
Anbieter
nur
die
Regelversorgung
oder
auch die Gesamtkosten
aufstockt. Darauf macht die
Verbraucherzentrale Bayern aufmerksam.
Wichtig zu beachten: «Die Zahnzusatzversicherung sollte man besser abschließen, wenn man
gesund ist», rät Grieble. Versicherer übernehmen die Kosten für Probleme, die schon bei
Vertragsschluss bestehen, in der Regel nicht. Darauf sollten Kunden die Versicherung im
Zweifel bei Vertragsschluss hinweisen. Stellt sich hinterher heraus, dass der Versicherte falsche
Angaben gemacht hat, kann der Versicherer im schlimmsten Fall vom Vertrag zurücktreten.
Wer keinen Wert auf teuren Zahnersatz legt, sondern nur den Eigenanteil der
Standardversorgung versichern will, muss auch nicht unbedingt viel zahlen. Nach Angaben der
Stiftung Warentest gibt es gute Tarife schon ab sieben Euro pro Monat. «Je mehr Leistungen
der Tarif bringt, desto teurer wird er auch», sagt Grieble.
Jeder zweite Deutsche (52 Prozent) benötigt heutzutage einen Zahnersatz. Frauen (53 Prozent)
benötigen danach Zahnersatz etwas häufiger als Männer (51 Prozent). Knapp 40 Prozent der
Befragten brauchen derzeit keinen Zahnersatz und 10 Prozent wissen es nicht so genau oder
machten keine Angaben.
Die Zahlen machen deutlich, weshalb private Zahnzusatzversicherungen boomen. Sie haben
sich von 2005 bis 2015 fast verdoppelt. 2005 hatten laut PKV-Verband 7,8 Millionen eine
Zahnzusatzversicherung abgeschlossen, 2014 waren es 14,4 Millionen und 2015 rund 15
Millionen. Das bedeute zuletzt eine Zunahme um 3,7 Prozent.(dpa)
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
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Tödlicher Unfall: Motorradfahrer aus Augsburg prallt
gegen Baum
Der tödliche Unfall hat sich gegen 21 Uhr ereignet. Wie die Polizei berichtet, war der 44-jährige
Motorradfahrer aus Augsburg auf der Kreisstraße von Germaringen kommend nach
Ketterschwang unterwegs.
In einer Rechtskurve kam er nach links von der Fahrbahn ab und prallte frontal gegen einen
Baum. Der Mann starb noch an der Unfallstelle an den Folgen der Verletzungen. Laut Polizei
gibt es wohl keine unmittelbare Unfallzeugen. Die Ermittlungen ergaben allerdings keine
Hinweise auf eine Fremdbeteiligung. Am Motorrad entstand ein Sachschaden von circa 2500
Euro.
Die
Polizeiinspektion
Buchloe
bittet
um
Zeugenhinweise
zum
Unfallhergang
unter
08241-9690-0.
2016-08-13 12:02 Augsburger
Allgemeine www.augsburgerallgemeine.de
47 /100
Die ZweiSeen-Tour:
Einfach
mal gehen
lassen
Sommerzeit – Wanderzeit.
Brandenburg bietet sich
dafür an. Wir stellen in
loser Folge in Kooperation
mit
dem
Märkischen
Wanderbund
FlämingHavelland die schönsten
Strecken in Potsdam und
der Mittelmark vor. Heute
geht’s zum Sacrower und
Groß Glienicker See.
DIE ROUTE
Start ist am Wanderparkplatz vor dem Sacrower Schloss. Am Friedhof entlang geht es in den
Schlosspark und an das Havelufer heran, wo der Weg links ans Wasser abknickt. Zur linken
Seite sind Skulpturen hinter Schilf zu sehen, das in den trockenen Senken auf der Wiese
wächst. Immer wieder schimmert die Fassade des Sacrower Herrensitzes durch die Parkbäume.
Zur Rechten ergeben sich durch die Uferböschung hindurch mit jedem Schritt neue Blicke über
das Wasser auf die Potsdamer Innenstadt, bis nach wenigen hundert Metern schließlich die
Sicht auf die Glienicker Brücke und das Babelsberger Schloss frei wird. Noch ein paar Schritte
weiter lugt schon der Turm der Heilandskirche über den Bäumen hervor. Um die Kirche herum
geht es auf den gepflegten Sandwegen zum Schiffsanleger. Dann zwängt sich der Weg
zwischen Wasser und Kleingärten hindurch. Der Blick über die Havel geht in grader Linie bis
zum früheren Landtagssitz auf dem Potsdamer Brauhausberg.
Später fällt der Blick auf das weiße Schloss der Pfaueninsel auf der anderen Seite der Havel,
während direkt neben dem Wanderer die dunkle Vergangenheit der Gegend deutlich wird: Vor
dem Vereinsgelände des SC Sacrow steht das Fundament des früheren Grenzturmes. Am Weg
entlang erinnern Tafeln an die Geschichte der Halbinsel Meedehorn, die bis 1989 mit hohen
Zäunen gesichert war. Heute wirkt das Areal mit seinen Kleingärten anheimelnd, das bunte
Sammelsurium von Gartenhäusern reicht vom Alpenhaus-Stil bis zum Reetdachhaus. Und in
den Gärten hat zum Glück nicht jeder Grashalm Einheitshöhe.
An der Kreuzung mit dem Weinmeisterweg haben Wanderer die Wahl, rechts an der Havel oder
links am See entlangzulaufen. Der Seeweg führt am Restaurant „Zum Sacrower See“ vorbei,
nach wenigen hundert Metern wird aus der asphaltierten Straße ein ebener Wanderpfad, der
immer am Ufer entlangführt. Es geht vorbei an Zelten, vor denen Jugendliche sich entspannen.
An der Nordspitze des Sees gibt es die Möglichkeit, weiter um den Groß Glienicker See zu
laufen. Der Wanderer biegt jedoch links ab und nimmt das Westufer des Sacrower Sees. Über
wurzelbewachsene Stufen geht es ans Wasser und zum großen Badestrand vor
dem Restaurant „Landleben“. Der Weg führt weiter am Institut für Binnenfischerei vorbei wieder
zum Parkplatz.
DIE ABKÜRZUNGEN
Die Route ist elf Kilometer lang und dauert etwa zweieinhalb Stunden. Abkürzen lässt sie sich
nach Verlassen des Meedehorns nach vier Kilometern (dann am Schloss vorbei zurück zum
Wanderparkplatz). Die verlängerte Route ohne Meedehorn, dafür um den Groß Glienicker See
herum, ist 16,6 Kilometer lang und dauert etwa dreieinhalb Stunden. Wer mit dem Bus kommt,
kann sie aber auch nach der Hälfte unterbrechen, vom Nordufer des Groß Glienicker Sees nach
links zur Bundesstraße 2 gehen und an der Haltestelle Am Park in den 638er nach nach
Potsdam oder Spandau steigen. Der Bus fährt tagsüber alle 20 bis 30 Minuten.
DIE SEHENSWÜRDIGKEITEN
Da ist natürlich die Sacrower Heilandskirche mit ihrem Säulenrundgang direkt am Wasser. Sie
bringt mediterranes Flair an die Havel, der italienische Baustil des 1844 von Ludwig Persius
gestalteten Gotteshauses wirkt luftig und leicht. Der frei stehende Glockenturm ist neben dem
Säulengang der wohl markanteste Teil der für Besucher auch in der Woche geöffneten Kirche.
An der Kirche sollte der Wanderer ein Pause einplanen und das Potsdamer Panorama auf sich
wirken lassen. Das benachbarte Sacrower Schloss, 1773 erbaut, ist ein Herrensitz, von Größe,
aber ohne Prunk. Im Schloss ist derzeit die Ausstellung „Preußens Arkadien hinter Stacheldraht“
zu sehen, die die Geschichte des Areals während der deutschen Teilung thematisiert. Nördlich
des Groß Glienicker Sees liegt zudem der Gutspark Groß Glienicke.
DAS ESSEN UND TRINKEN
Es gibt nur wenige Restaurants an der Strecke. Auf dem Meedehorn selbst lädt ein Lokal in der
Kleingartensparte ein. Im Weinmeisterweg gibt es die Gaststätte „Zum Sacrower See“ mit
gemütlicher Terrasse. Und an der Nordspitze des Sees findet sich das Restaurant „Landleben“.
Für die Wanderung sollte also ausreichend Proviant eingepackt werden.
DER ANSPRUCH
Die Touren sind einfach. Sie führen über gute Sandwege, Asphalt- oder Pflasterstraßen.
Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen sollten an der Nordspitze des Sacrower Sees
nicht der Route links am Wasser, sondern dem Waldweg zum Restaurant „Landleben“ folgen.
ANFAHRT
Der 697er fährt täglich einmal pro Stunde zum Sacrower Schloss. Das Potsdamer Wassertaxi
fährt alle zwei Stunden zur Heilandskirche.
2016-08-13 06:59 Enrico Bellin www.tagesspiegel.de
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Genießt das Wochenende, denn der Hochsommer ist
vorbei!
Das Wetter hat sich in den
vergangenen Wochen als
ziemlich
unbeständig
erwiesen:
Auf
Sonnenschein
folgte
Regen und umgekehrt.
Klaus Hager , Meteorologe
aus
Neusäß,
erklärt,
dass sich daran auch
weiterhin wenig ändern
wird. Er hat aber auch gute
Neuigkeiten für das lange
Wochenende.
In der kommenden Woche können wir uns laut Hager bis Mittwoch auf angenehme Tage freuen:
Die Sonne kommt wieder öfter raus, und warm wird es auch - am Dienstag und Mittwoch gibt es
25 bis 27 Grad. Die Kehrtwende kommt dann allerdings am Donnerstag.
So erfreulich das im Großen und Ganzen klingt, Hager hat auch nicht so schöne Nachrichten:
„Es gibt zwar sicherlich noch ein paar schöne Wochenenden, an denen man die Sonne
genießen kann. Aber dass es noch einmal richtig heiß wird, kann man vergessen.“ Schließlich
werden die Tage auch wieder kürzer, das dürfe man nicht vergessen. Das ständige Auf und Ab
sei das erste Anzeichen des Herbstes. Deshalb ist für Hager klar: „Der Hochsommer ist vorbei.“
2016-08-13 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
49 /100
Der Teufel im Detail
Der maskierter GentlemanVerbrecher Diabolik erfreut
sich seit seiner Erschaffung
durch die italienischen
Schwestern Angela und
Luciana Giussani im Jahr
1962
ungebrochener
Beliebtheit, zumindest in
dessen Herkunftsland. Ab
1963 verlieh ihm dann
Luigi Marchesi im Auftrag
der Schwestern grafische
Gestalt.
Dass die Figur aus einer weit zurückreichenden Linie von Antihelden hervorgeht, der
Protagonisten wie Fantômas oder Doktor Mabuse entstammen, die aber letztlich auf Harlequin
Faustus beruht, kann man dem Nachwort Thierry Smolderens zu seinem kürzlich erschienenen
Werk „Ein diabolischer Sommer“ entnehmen. In diesem mit Zeichner Alexandre Clérisse
verfassten Comic dient Diabolik, Archetyp der als Fumetti Neri bekannten finsteren italienischen
Bildgeschichten aus zeichnerischer Fabrikmanufaktur mit vorwiegend sadopornografischen
Inhalten, als Chiffre für das Anarchische im menschlichen Charakter. Harlequin Faustus
wiederum schließt durch die von Smolderen vorgenommene Klassifizierung als Abkömmling
der Commedia dell'Arte den Kreis zum geografischen Ursprung Diaboliks.
Hierzulande ist das italienische Verbrechergenie relativ unbekannt; in deutscher Sprache
existiert lediglich eine zwischen 2001 und 2002 im Ehapa-Verlag erschienene kurzlebige Serie
, die es auf sechs Ausgaben brachte. Mario Bavas betörend stilsicherer, aber letztlich doch arg
substanzloser Verfilmung „Gefahr: Diabolik “ , in deutschen Kinos Ende der 1960er Jahre
gezeigt, war ebenfalls kein großer Erfolg beschieden. Nicht einmal in Kreisen, in denen man Stil
mit Substanz gleichsetzt, konnte man einen nennenswerten Zuschauergewinn verbuchen.
Negativ konnotierte Helden sind in heimischen Gefilden nicht die Regel, es sei denn, sie führen
einen Doktortitel mit sich. Sowohl Caligari und Mabuse wussten ihre Approbationen zu nutzen,
wobei Letzterer genaugenommen einem luxemburgischen Einfall entsprang , jedoch erst in
Deutschland durch Fritz Lang den entscheidenden Karriereschub bekam.
In den tiefsten Tiefen der trivialsten Trivialkultur aber, neben dem aus der UndergroundComicheftreihe „ Menschenblut “ entsprungenen und als „Dokter“ firmierenden Dipperz , gibt es
noch einen weiteren Doktor: Der hieß Morton, war Titelheld einer in den 1970er Jahren vom
Anne-Erber-Verlag publizierten und später durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende
Schriften dauerindizierten Romanheftserie. Inhaltlich sind diese Groschenhefte noch am
ehesten mit den sadistischen Auswüchsen der Fumetti Neri vergleichbar, deren Initiator die
Diabolik-Reihe war und die nebenbei noch zahlreiche andere ähnliche Antihelden auf den
teuflischen Plan rief.
Morton, der im Gebaren Josef Mengele nicht unähnliche britische Arzt mit einem Faible für
moralischen Verfehlungen anheimgefallenen menschlichen Versuchskaninchen, ist mit einem
Minimum an moralischen Prinzipien ausgestattet, welche Erpressung und Mord als Mittel zum
Zweck nicht grundsätzlich ausschließen. Unter Einsatz ähnlicher Methoden, abzüglich der
sadistischen und erkenntnistheoretischen Ader, geht auch Diabolik vor. Sein aufwändiges
Leben finanziert er durch Raubzüge, bei denen vornehmlich der Staat oder moralisch
fragwürdige Personen ins Visier genommen werden. Ihm zur Seite steht Eva Kant, eine ihrem
Partner in kühler Präzision verbundene Gefährtin. Der Lebenssinn des Paares besteht im
fortwährenden Rififi, das als Kompensation für die zumindest in der Originalversion nie explizit
dargestellte, aber stets latent mitschwingende herbeigesehnte sexuelle Klimax in einer
platonisch anmutenden Liebesbeziehung steht.
Zeichnerisch ist das alles, wie im Großteil der für den italienischen Markt produzierten und sich
an erwachsene Leser richtenden Fumetti Neri , dementsprechend lieblos hingehauene
Massenzeichenware. Milo Manara hat in dieser Sparte übrigens ebenfalls einst seinen
zeichnerischen Einstand gegeben; einem Großteil seiner späteren Werke merkt man den
prägenden Einfluss des exploitativen Genres heute noch an.
Zumindest bei Diabolik aber hat man in den heutigen Ausgaben einen technisch versierten und
nebenbei für Marvel tätigen Künstler mit der Umschlaggestaltung beauftragt. Der Innenteil
glänzt jedoch weiterhin durch spartanisches Niveau, und in diesem Fall bestimmt nicht aus
künstlerischen Erwägungen heraus.
Interessanterweise stellen übrigens Frauen den mehrheitlichen Anteil der Diabolik
konsumierenden Leserschaft. Es mag sein, dass die der Romantik den Vorzug gebende
Konzeption von Angela und Luciana Giussani daran Anteil hat; bemerkenswert ist auf jeden
Fall, dass diese von zwei Frauen stammt und erfolgreich von ihnen im eigenen Verlag
vermarktet wurde.
Während es in der filmischen Diabolik-Adaption die inspirierte Umsetzung eines spielerischen
Liebesaktes inmitten von Diebesgut gibt, machen Alexandre Clérisse und Thierry Smolderen in
ihrer von Merkmalen der Pop Art inspirierten Diabolik-Hommage „Ein diabolischer Sommer“ ein
Model, welches als Vorlage für die Figur Eva Kants gedient haben soll, durch den Griff an die
Hose eines fremden Mannes zu einer Abstraktion für das von Diabolik begründete Genre der
Fumetti Neri , welche gemeinhin eine sexuell explizitere Gangart pflegen. Derweil bleibt die
heute noch publizierte schwarzweiße Originalversion nach den Schwestern Giussani der
romantischen Grundintention so treu verhaftet wie Eva ihrem Diabolik.
Davon unbeirrt hat der unterschwellig sexuell aufgeladene Mythos ein Eigenleben entwickelt,
was man anhand der Bearbeitungen von Bava oder Smolderen und Clérisse beobachten kann.
Fehlt jedoch bei Ersterem trotz visueller Finesse erzählerische Stringenz, so beweist das
belgisch-französische Duo nach der eigenwillig ausgestalteten Biografie des Science-FictionAutors Cordwainer Smith erneut, dass es ungewöhnliches Quellenmaterial in herausragende
Comics zu verwandeln weiß.
In „Das Imperium des Atoms“ wird sowohl auf Elemente des schriftstellerischen Schaffens von
Smith, der eigentlich Paul Linebarger hieß, zurückgegriffen, als auch auf Auszüge aus Werken,
auf die er Bezug nahm, und mit dessen teilweise fiktiv ausgeschmücktem Lebenslauf verquickt.
Dies geschieht in fingerfertiger Art und Weise, sodass man beispielsweise das Einflechten des
vom Captain Future -Erfinder und späteren Superman-Autoren Edmond Hamilton verfassten
„Die Sternenkönige“ und den darin auftauchenden und alles anzweifelnden Psychiater als
Voltenschlag auf „ The Jet-Propelled Couch “ werten kann, in dem über einen anonymen
Patienten in psychiatrischer Behandlung berichtet wird, hinter dem sich Smith/Linebarger
verborgen haben soll. Dass „Die Sternenkönige“ zudem den Plot von „ Der Gefangene von
Zenda “ in das Science-Fiction-Genre überträgt, ist nur eine weitere Metaebene in einem Comic,
dessen Titel bei A. E. van Vogts „ Empire Of The Atom “ entlehnt wurde, welches wiederum auf
Robert Graves ' „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ basiert.
Van Vogt befand sich überdies im engeren Dunstkreis der Leute um L. Ron Hubbard , Verfasser
von Science-Fiction-Romanen mit eher zweifelhaften Qualitäten und späterer Begründer von
Scientology ; er taucht hier als verklausulierter Gegenspieler von Smith/Linebarger auf. Und in
all dem wohlkalkulierten und beziehungsreichen Trubel rauscht dann auch noch eben André
Franquin vorbei: das sind die Momente, wo sich Realität und Überzeichnung zu einer neuen
Qualität verzahnen, die so bestenfalls in den gelungeneren Werken von Alan Moore oder Grant
Morrison aufspürbar ist. Allerdings ist die Metaebenen-Biografie eben ohne weitere Kenntnis all
dieser fein aufgetragenen Schichten goutierbar, was man beispielsweise von Morrisons 2014
erschienener „Watchmen“-Pastiche „ Pax Americana “ nicht unbedingt sagen kann – ganz zu
schweigen von dessen unsäglicher Ein-Baumhaus-nur-für-Jungs-Attitüde; ein Mangel, welcher
im atomaren Imperium glücklicherweise nicht feststellbar ist.
Und auch wenn Alexandre Clérisse stilistisch in „Ein diabolischer Sommer” seinem im
Vorgängerwerk etablierten Stil weitestgehend treu bleibt, so fällt doch eine Aufhellung der
Farbtöne im Ganzen auf; von dem mit gedeckterer Farbpalette angelegten Psychogramm eines
gemarterten Verstandes hin zu einem mit allgegenwärtiger Verheißung scheinbar an jedem
erdenklichen Ort leicht zu habender sexueller Abenteuer aufgeladenen hellen
Sommerpanoramas, wenngleich von dunkelvioletten Ahnungen von Unaufrichtigkeit und
Gewalttätigkeit
durchtränkt.
Panellosigkeit
ist
hier
zudem
eine
Frage
der
seitenkompositorischen Ehre und des historisch bedingten und vorherrschenden
psychedelischen Free Flow; Jodelle und Pravda von Guy Peellaert lassen hier grüßen.
Blass im Sinne der interpretierbaren Bedeutung bleibt hier einzig und allein nur der zitierte
Procol-Harum-Song „ A Whiter Shade Of Pale “, der nicht nur zur audiovisuellen Verortung des
Zeitrahmens genutzt wird, sondern auch als Grundlage für eine die Sinne stimulierende
Sequenz dient. Den schwer interpretierbaren Text des Liedes nutzte bereits Brian W. Aldiss als
Quelle für seinen Roman „ Barfuß im Kopf “, einer Art „ Ulysses “ innerhalb der New-WaveStrömung
der
Science-Fiction-Literatur
der
1960er
Jahre
um
die
lysergsäurediethylamidgetränkte Stimmung jener Ära angemessen einzufangen. Für Thierry
Smolderen, der verschiedene Essays über den Comic verfasste und an der Schule der schönen
Künste von Angoulême lehrt, war die Procol Harum'sche Intention des Lückenauffüllens im
Songtext durch die Vorstellungskraft des Hörers sicherlich ein gefundenes comictheoretisches
Fressen; für seinen Partner-in-Crime Alexandre Clérisse eine gute Gelegenheit mittels wildem
Lettering die Buchstaben tanzen zu lassen.
Das strukturelle Grundprinzip von Smolderen und Clérisse ist im Grunde simpel: Nach dem in
Katharsis aufgelösten Anamnesebogen, den „Das Imperium des Atoms“ darstellte, wird in „Ein
diabolischer Sommer“ das Prinzip Entwicklungsroman, in neudeutschen Comic-Rezensionen
gerne zu „coming of age“ schlagwortnutzbar internationalisiert, genutzt, um mit Hilfe
popkultureller Versatzstücke, grafisch übersetzt in Farbtöne innerhalb der Pop-Art-Skala und
bauchig-kurvige Formen, die Geschichte des jungen Antoine zu erzählen. Dieser hat ein nicht
nur durch Zeit und Raum distanziertes und definiertes Verhältnis zu seinem undurchsichtigen
Vater. Natürlich muss er sich altersgemäß mit den üblichen Irrungen und Wirrungen, die dieses
Alter nun einmal mit sich bringt, herumschlagen, was den schlechten Einfluss dubioser und
trotzdem faszinierender Freunde ebenso beinhaltet wie das sexuelle Erwachen und die
Gelegenheit, dieses in einen farblich brillant visualisierten Wachtraum zu überführen.
Dazu kommen das Kennedy-Attentat und der kalte Krieg, da ist jede Ablenkung recht. Diabolik
taucht hier ebenso als das Resultat einer in Kiosken vergeudeten Jugend auf Abwegen auf, wie
auch schon Paul Linebargers Leben durch mit der Zukunft befassten Schundmagazinen auf die
planetare Umlaufbahn gebracht wurde; die Motivwiederholung könnte auf den konzeptuellen
Unterbau einer thematisch verwandten Trilogie hindeuten. Ein weiteres Indiz, neben dem als
„Geboren im Zeichen des Kiosk“ betitelten Nachwort Smolderens, ist die farbdramaturgische
Konzeption der ein- und ausführenden Seiten in „Das Imperium des Atoms“, welche die
helleren Töne des Nachfolgebandes quasi vorwegnehmen.
Zu wünschen wäre eine weitere derartige franko-belgische Kollaboration durchaus; diese
müsste, dem bisherigen Muster folgend, dann in den 1970er und 1980er Jahren spielen.
Dass man an Biografien oder an literarischen Werken thematisch aufgehängte längere
Comicerzählungen doch ganz anders gestalten kann als manches Cash-In der jüngeren Zeit
vermuten ließe, wird jedenfalls in „Ein diabolischer Sommer“ erneut souverän demonstriert.
Zumal die zweite Zusammenarbeit von Smolderen und Clérisse noch einmal eine deutliche
Steigerung darstellt – die Lebensgeschichte Antoines ist nachvollziehbarer als die
Abstraktionen aus der vertrackten Gedankenwelt Paul Linebargers und für den Leser auf Grund
eigener sowie generationsübergreifender Erfahrungen wesentlich zugänglicher.
Thierry Smolderen und Alexandre Clérisse: Ein diabolischer Sommer , Carlsen, 176 Seiten,
farbig, 24, 99 €
2016-08-13 06:50 Oliver Ristau www.tagesspiegel.de
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Chef der DB Regio NRW: 'Wir sind für Hundestreifen in
Regionalzügen'
Die von Thomas Görtzen geführte
Eurobahn hat vor wenigen Wochen
Heinrich Brüggemanns Deutsche
Bahn Regio NRW zwei S-BahnLinien
abgejagt.
Die
zum
französischen
Keolis-Konzern
gehörende Eurobahn steigert damit
ihren Marktanteil in NRW auf 21
Prozent. Der von DB Regio steuert
im
bevölkerungsreichsten
Bundesland von derzeit 70 auf rund
43 Prozent zu. Dennoch geben sich
die beiden Bahn-Manager mehr als
Partner denn als Konkurrenten.
Herr Görtzen, wie groß ist Ihre Schadenfreude? Schließlich hat Keolis der DB Regio bei der SBahn Rhein-Ruhr einen Großauftrag abgeluchst.
Görtzen Streichen Sie bitte das Wort "Schaden". Wir freuen uns ganz ohne Häme, dass wir uns
mit unserem Angebot durchgesetzt haben. Damit untermauern wir den Anspruch, die Nummer
zwei im NRW-Regionalverkehr zu sein. Wir hoffen natürlich, ein paar Sachen noch besser zu
machen als die Deutsche Bahn.
Was wird sich mit dem Betreiber Keolis ändern?
Görtzen Äußerlich merkt der Kunde nur wenig. Die Fahrzeuge, die der Verkehrsverbund RheinRuhr der DB abgekauft hat und uns zur Verfügung stellt, werden natürlich umgestaltet und
erhalten das einheitliche VRR-Design. Bei der Leistung werden wir noch stärker auf Sauberkeit,
eine bessere Kundenbetreuung und Fahrgastinformation setzen. Die hohen Pünktlichkeitswerte
der Bahn möchten wir halten, wenn nicht sogar verbessern.
Wie groß ist der Frust der DB über den verlorenen S-Bahn-Auftrag?
Brüggemann Natürlich riesig. Das war ein herber Schlag für DB Regio NRW – vor allem für die
Belegschaft. Es ist den Beschäftigten nur schwer zu erklären, dass sie einen hervorragenden
Job gemacht haben – mit Spitzenwerten bei der Pünktlichkeit von deutlich mehr als 90 Prozent.
Trotzdem ging der Auftrag verloren. Aber wir bleiben beteiligt, denn wir übernehmen für Keolis
die Wartung und Instandhaltung der Züge.
Dafür ist nur ein Teil der Belegschaft nötig. Was passiert mit dem Rest?
Brüggemann Betriebsbedingte Kündigungen sind bei der Bahn ausgeschlossen. Wer von den
rund 250 direkt betroffenen Beschäftigten im DB-Konzern bleiben will, wird auf einer
vergleichbaren Stelle eingesetzt – nicht zwangsläufig in NRW. Es spricht deshalb sehr viel
dafür, dass Eisenbahner, die mit den Strecken vertraut sind und damit das nötige Know-how
haben, zu Keolis und Abellio wechseln können – und in anderer Unternehmensbekleidung für
das gleiche Entgelt dieselbe Arbeit verrichten. Deshalb sprechen wir mit den anderen BahnUnternehmen und den Gewerkschaften. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr versucht, eine
Übernahme des Personals zu vermitteln.
Görtzen Keolis ist sehr daran interessiert, möglichst viele der erfahrenen DB-Mitarbeiter zu
übernehmen. Wir haben bis zur Betriebsübernahme Ende 2019 aber auch genügend Zeit,
Personal zu rekrutieren oder – mit Blick auf den Mangelberuf Lokführer – auch ganz neu
auszubilden.
Wenn man Sie hier so einträchtig sieht, stellt sich die Frage: Müssen wir uns Sorgen um den
Wettbewerb auf der Schiene machen?
Görtzen Reisende hatten noch nie so viele Möglichkeiten wie heute, zwischen Verkehrsmitteln
zu wählen. Von Mitfahrzentralen wie Bla-Bla-Car bis hin zu Anbietern wie MyTaxi, das Angebot
ist vielseitig. Das macht die Situation für den Schienenverkehr nicht einfacher. Bereits heute
haben wir Hunderte von Baustellen, in Zukunft wird es noch deutlichere Einschränkungen des
Betriebs geben. Wer mehrmals Probleme mit Baustellen erlebt, ist unter Umständen dauerhaft
vergrätzt und sucht sich mit guten Erfolgsaussichten andere Fortbewegungsmöglichkeiten.
Brüggemann
Auch wenn wir in Ausschreibungen gegeneinander antreten: Ein ganz
entscheidender Wettbewerber für uns alle ist und bleibt die Straße. Deshalb arbeiten wir
gemeinsam daran, das System Bahn attraktiv zu halten.
Vielleicht wäre es ja schon ein Anfang, wenn am Bahnsteig vernünftig über Störungen informiert
würde.
Görtzen Wir geben unsere Informationen an die Bahn-Tochter "Station & Service" weiter. Leider
kommt nicht immer alles bei den Fahrgästen auf dem Bahnsteig an. Das ist extrem ärgerlich. Da
muss die DB noch besser werden.
Brüggemann Das ist kein ausschließliches Problem von Keolis. Die Verbesserung der
Reisendeninformation ist daher auch ein wichtiger Bestandteil des Programms "Zukunft Bahn".
Zudem haben wir seit einem Jahr sogenannte "Streckenagenten", die unsere Kunden über
Smartphone via Twitter und WhatsApp informieren.
Wie könnte das Bahnfahren im Regioverkehr attraktiver werden?
Görtzen Die Unternehmen haben derzeit kaum eine Möglichkeit, sich durch besondere
Angebote zu profilieren. Die Auftraggeber – also die Verkehrsverbünde – geben alles haarklein
vor, bis hin zur Neigung der Sitzlehne. Den Zuschlag erhält, wer den niedrigsten Preis verlangt.
Wer Sonderleistungen anbietet, ist beim nächsten Auftrag automatisch aus dem Rennen. In den
Niederlanden läuft der Wettbewerb zum Beispiel ganz anders: Der Auftraggeber stellt eine
bestimmte Summe bereit und fordert die Unternehmen auf, die Verkehrsaufgabe möglichst
kreativ zu lösen.
Aufgrund der jüngsten Ereignisse - etwa der Axt-Attacke eines Islamisten in einem Würzburger
Zug – ist das Sicherheitsbedürfnis gestiegen. Wie gehen Sie damit um?
Brüggemann Man muss unterscheiden zwischen der objektiven, statistisch messbaren
Gefahrenlage – die ist nicht angespannter – und der gefühlten. Da gibt es verständlicherweise
die Forderung nach mehr Sicherheit – nicht nur von den Kunden, sondern auch von unseren
Beschäftigten. Ich begrüße die Debatte, die es in den Gremien des VRR gibt. Dort wird überlegt,
Sicherheitskräfte mit Hunden auf Streife zu schicken. Hamburg hat damit sehr gute Erfahrungen
gemacht. Warum sollte das kein Modell für NRW sein? Auch sind Verfügungs-Teams
angedacht, also Sicherheitskräfte, die flexibel je nach Verkehrsaufkommen und Art der Fahrt –
also beispielsweise bei Fußballspielen – zusätzlich eingesetzt werden. Als Pilotprojekt bringt
DB Regio NRW seit Anfang August zudem vermehrt Prüfteams von fünf Personen bei der
Fahrkartenkontrolle zum Einsatz. Damit setzen wir nicht nur ein deutliches Signal gegen
Schwarzfahrer, wir erhöhen auch das Sicherheitsgefühl an Bord unserer Züge.
Görtzen Wir bei Keolis stellen fest, dass die Hemmschwelle der Fahrgäste gesunken ist. Unsere
Servicekräfte werden vermehrt bespuckt und angepöbelt. Wir sind deshalb kurzfristig dazu
übergegangen, weibliche Mitarbeiter nachts nicht mehr alleine für den Service in den Zügen
einzusetzen.
Sollten nicht ständig zwei Servicekräfte an Bord eingesetzt werden?
Görtzen Die Vorgaben des VRR sehen schon einen recht hohen Personaleinsatz vor. Für die SBahn ist ab 2019 tagsüber immer eine Servicekraft an Bord vorgesehen, abends ab 18 Uhr sind
es zwei.
Wie teuer kommt die DB Regio NRW das Thema Vandalismus zu stehen?
Brüggemann Die Kosten für Schäden an unseren roten Zügen in NRW belaufen sich auf
jährlich über acht Millionen Euro, allein die Graffitibeseitigung und die damit verbundenen
Ausfallzeiten schlagen mit fünf Millionen Euro zu Buche. Bundesweit entstehen der Bahn
insgesamt 34 Millionen Euro Kosten für Vandalismus und Graffiti. Es gibt leider Menschen, die
sich an fremdem Eigentum abarbeiten müssen. Sitze werden aufgerissen, Graffiti sind ein
Problem, auch vorsätzlich zerkratzte Scheiben. Man muss die Schäden rasch beseitigen.
Görtzen Auch wir haben uns vorgenommen, Graffiti innerhalb von 24 Stunden zu entfernen.
Ansonsten greift die Zerbrochene-Fenster-Theorie: Ein einmal beschädigter Zug lädt
Nachahmer geradezu ein.
Klaus Peter Kühn und Maximilian Plück führten das Interview.
2016-08-13 10:07 Klaus Peter www.rp-online.de
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Die Schatten der Teilung vom 13. August 1961
Es gehört zu den Selbstschutzreflexen der meisten Menschen, dass sie beim Rückblick auf ihr
eigenes Leben dessen positive Phasen als dominierend empfinden. Aber gerade nach Zeiten
von Diktatur und Gewalt überdeckt das oft nur die uneingestandenen Traumata, unter denen
viele, nach Jahren des Unrechtes, Schreckens und der geraubten Freiheit, leiden.
Das ging Überlebenden des Bombenterrors des Zweiten Weltkriegs so wie denen, die aus den
Konzentrationslagern befreit wurden, oder Soldaten, die noch einmal davongekommen waren.
Und so legen sich, auch wenn darüber kaum geredet wird, 55 Jahre nach dem Bau der Mauer
und nahezu 27 Jahre nach ihrem Fall, Schatten über die Psyche derer, die in der Zeit zwischen
dem 13. August 1961 und dem 9. November 1989 auf der östlichen Seite dieses monströsen
Bauwerks leben mussten.
Das betrifft nicht nur die
Familien, denen geliebte
Menschen
durch
Tod,
Unfall oder Mord bei
Fluchtversuchen entrissen
wurden , sondern auch die
vielen
Tausend,
Zehntausend,
deren
berufliche
Entwicklung
blockiert
oder
deren
privates
Glück
zerstört
wurde, weil sie nicht so
dachten, wie die Machthaber vorgaben. Im Rückblick ist es nur für Historiker wichtig, ob
Chruschtschow oder Ulbricht den entscheidenden Impuls zum Mauerbau gab. Gerhard Wettig,
Manfred Wilke und Hope Harrison deuten die Akten bis heute unterschiedlich.
Unstrittig ist, dass der Staat DDR durch die Massenflucht seiner Bürger im Sommer 1961 am
Zusammenbruch war. Alleine im Juli hatten sich mehr als 30.000 Ostdeutsche in den westlichen
Notaufnahmelagern gemeldet. Mit dem Bau der Mauer stabilisierte sich das Gewaltregime der
SED langsam, weil den Menschen nichts anderes blieb, als sich mit den Verhältnissen zu
arrangieren. Adornos These, dass es nichts Richtiges im Falschen gebe, erwies sich in der
Realität als das, was sie war: philosophischer Ansatz, Theorie. Natürlich konnte man in der
DDR ein, wenn auch im Rahmen, selbstbestimmtes, vor allem aber anständiges Leben führen,
so, wie man im Westen mit all seinen Freiheiten ein Lump sein konnte.
Was bis heute, mehr als ein Vierteljahrhundert nach der staatlichen Wiedervereinigung,
nachwirkt, ist die völlig unterschiedliche Entwicklung, die die im August 1961 mit Gewalt
voneinander getrennten Teile Deutschlands von da an nahmen. Die Menschen im Westen,
nicht nur symbolisch mit dem Rücken zum Osten, orientierten sich Richtung Europa und
träumten nicht von der Einheit, sondern von Urlauben in Frankreich oder Italien.
Den Deutschen im Osten wurde zwar, nicht zuletzt durch die Medien, immer schmerzlicher
bewusst, wie der Wohlstand und die soziale Freiheit in der Bundesrepublik ständig wuchsen,
obwohl die Propagandasendungen eines Karl-Eduard von Schnitzler den Eindruck vom
kontinuierlichen Verfall jenseits der Mauer zu verbreiten suchten. Aber auch in Leipzig, Rostock
und Magdeburg waren die Menschen realistisch genug, sich auf ein Leben im politischen,
technologischen und kulturellen Verbund der sozialistischen Staaten einzurichten.
Die einzige Institution, welche die beiden Seiten der geteilten Nation über die Jahrzehnte
hinweg verband, waren die Kirchen. Ihre Vertreter hielten die Kontakte über die Grenze hinweg
zum größten Missfallen der SED immer lebendig, und so war es dann auch kein Wunder (oder
eben doch), dass sich in den Kirchen das Aufbegehren gegen staatliche Willkür sammeln und
am Ende erfolgreich artikulieren konnte.
55 Jahre nach dem Bau der Mauer und fast 27 Jahre nach ihrem Fall haben die Deutschen
wohl gelernt, sich gegenseitig anzunehmen und Vergangenheit dennoch nicht zu verdrängen.
Anders als nach 1945, wo Geschichte lange beschwiegen wurde, haben wir sie uns diesmal
vergegenwärtigt. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber Wunden heilen besser, wenn man sie
behandelt – und wenn man über sie spricht. Dann schwinden auch irgendwann die Schatten.
2016-08-13 06:40 Gerd Appenzeller www.tagesspiegel.de
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Am Wochenende regnet's Sternschnuppen
Mitte August ist Zeit zum
Wünschen, denn dann sind
am Himmel besonders
viele Sternschnuppen zu
sehen. Bis zu 160 solcher
Leuchtspuren können in
einer Stunde beobachtet
werden, wenn das Wetter
mitspielt und man nicht
gerade
auf
dem
erleuchteten
Potsdamer
Platz steht. Das üppige
Kunstlicht überstrahlt den
Nachthimmel, sodass nur
ein Bruchteil der hereinrauschenden Sternschnuppen zu erkennen sind.
Mit etwas Glück lässt sich die ein oder andere trotzdem aufspüren. Ursache für den
Sternenregen in diesen Tagen ist der Perseidenstrom: Auf ihrem Weg um die Sonne rast die
Erde um den 12. August herum durch die Reste des Kometen „Swift-Tuttle“, der ständig Materie
verliert. Ein Teil dieser oft nur reiskornkleinen Partikel gelangt mit hohem Tempo in die
Erdatmosphäre. Dort wird ihre Energie auf Atome und Moleküle der Lufthülle übertragen, die
diese kurz darauf als Licht wieder abgeben. Es leuchtet also die Atmosphäre und nicht die
Körnchen selbst. Diese verdampfen einfach. Da der Sternschnuppenregen scheinbar aus dem
Sternbild Perseus kommt, wird er auch als Perseidenstrom bezeichnet.
Wer mehr über solche Himmelsphänomene erfahren möchte, ist am Sonnabend bei der
„Langen Nacht der Astronomie“ im Park am Gleisdreieck genau richtig. „Im vergangenen Jahr
hatten Hobbyastronomen mehr als 30 Teleskope mitgebracht, das schaffen wir jetzt auch“, sagt
Stefan Gotthold vom Clear-Sky-Blog, der die Veranstaltung gemeinsam mit der Stiftung
Planetarium Berlin organisiert. „Wir wollen alle Sterneninteressierten einladen, durch die
Teleskope zu schauen, Fragen zu stellen, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Beobachtet
wird von 17 bis 24 Uhr, vor allem die Sonne mit ihren Flecken und Gasausbrüchen, der Mond
und die Planeten Saturn und Mars.
Diese Straßenastronomie ist in Berlin schon länger bekannt, sagt Gotthold. „Nach dem Krieg
waren die Sternwarten kaum nutzbar, deshalb stellten sich Hobbyastronomen auf öffentliche
Plätze und erklärten für einen Obulus den Nachthimmel.“ Seit 2014 lebt diese Tradition wieder
auf, allerdings kostenfrei für die Besucher – sofern das Wetter mitspielt. Aktuelle Informationen
darüber
gibt
es
am
Sonnabend
ab
zehn
Uhr
auf
der
Webseite
www.langenachtderastronomie.de .
2016-08-13 06:36 Ralf Nestler www.tagesspiegel.de
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Diskussion um Sportförderung:
Goldmedaille wert?
Was
ist
uns
eine
Vielleicht muss Elmar Gasimov dem Sportkameraden Lukas Krpalek langsam richtig böse sein.
Nicht nur, dass der Judoka aus
Aserbaidschan dem Tschechen vor zwei
Jahren im Finale der Europameisterschaft
unterlag. Er verlor nun auch noch den
Endkampf der schweren Jungs bis 100
Kilo bei Olympia in Rio. Das ist nicht nur
sportlich bitter, sondern auch finanziell.
Denn Gasimov hätte ein reicher Mann
werden können. 450.000 Euro ist in
Aserbaidschan eine Goldmedaille bei den
Olympischen Spielen wert.
20.000 Euro für eine Einzel-Goldmedaille
Deutsche Sportler werden bei Olympia nicht reich, jedenfalls nicht durch die Prämien der
Sporthilfe. Darauf hat der ehemalige Schwimmer Markus Deibler gerade mal wieder
aufmerksam gemacht. 20.000 Euro zahlt die Stiftung Deutsche Sporthilfe einem Athleten für
eine Einzel-Goldmedaille. Über die Prämien in Mannschaftssportarten entscheidet ein
Gutachter-Ausschuss. Mehr als 20.000 Euro gibt es auf keinen Fall, Doppel- und DreifachOlympiasiege zahlen sich also nicht aus.
Darüber muss man sich in einem wohlhabenden Land sicher nicht beschweren. Verhungert ist
noch kein Olympia-Teilnehmer. Nicht einmal die Sportler, die nun in Rio kollektiv an Medaillen
vorbeischwammen, sind ernsthaft von Armut bedroht.
Auf existenzielle Probleme wollte Deibler aber auch nicht hinweisen, als er nach dem
schwachen Abschneiden der Schwimmer und der folgenden Kritik diesen schweren Satz bei
Facebook schrieb: "In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt und
ein Dschungelkönig 150.000 Euro, sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern. "
Schräger Vergleich
Das ist natürlich ein schräger Vergleich. Dschungelkönige werden von der im Privatfernsehen
hochaktiven Werbewirtschaft bezahlt, das offenbar interessierte Publikum leistet die
Gegenfinanzierung. Das ist reiner Kapitalismus. Von furchtbar viel Geschmack zeugt das nicht.
Aber es hat eine Bedeutung für die Gesellschaft, die Markus Deibler sicher nicht bestreiten wird.
Denn er ist ein kluges Kerlchen. Und er hat einen außergewöhnlichen Lebenslauf. Neun Tage
nach der Weltmeisterschaft auf der kurzen Bahn und dem Weltrekord über 100 Meter Lagen
erklärte er 2014 seinen Rücktritt vom Hochleistungssport und widmete sich fortan dem Betrieb
seiner Eisdiele im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Man darf annehmen, dass ihm die Wirklichkeit
außerhalb des Sports durchaus geläufig ist.
Deshalb hat er bewusst einen schrägen Vergleich gewählt, der ihm Aufmerksamkeit sichert. Die
kleine Provokation ist ein zartes Stückchen Gesellschaftskritik, indem sie ein paar
Feststellungen trifft, die hinter dem Satz gut zu hören sind.
Die erste Feststellung: Olympische Sportarten treten zwar alle vier Jahre mit Produkten der
Unterhaltungsindustrie in den Medien, vor allem im Fernsehen, in Konkurrenz, deshalb können
sie allerdings noch lange nicht den Rang des Showgeschäfts im allgemeinen Interesse
beanspruchen. Möglicherweise wollen sie es ja auch gar nicht.
Die zweite Feststellung ist eine Frage: Warum meckern die, die für tolle Einschaltquoten und
geschäftlichen Erfolg des Dschungelcamps und anderer Formate sorgen, alle vier Jahre über
Sportler, die sie in der Zwischenzeit nicht wahrnehmen?
Die dritte Feststellung: Es ist ungerecht, wenn eine Gesellschaft sich über sportliche Misserfolge
beklagt, wenn sie nicht bereit ist, zumindest Gründe dafür anzuerkennen. Die liegen ganz sicher
in einer vergleichsweise schwächeren finanziellen Ausstattung deutscher Olympia-Athleten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach profitieren einige Länder darüber hinaus von einem eher
liberalen Umgang mit leistungssteigernden Mitteln.
Die vierte Feststellung: Medaillen bleiben die olympische Währung. Da kann der DOSBPräsident Alfons Hörmann noch so sehr Auftreten und sportliche Moral preisen, gesehen
werden Sieger, allenfalls noch Zweite und Dritte.
Damit müssen die Athleten leben. Sie spielen in der deutschen Sportöffentlichkeit alle vier
Jahre eine Rolle. Davor und danach stehen sie im tiefen Schatten des Profifußballs. Das
bejammern zurzeit auch große Teile des Fußball-Volks. Aber nur bis Ende nächster Woche.
Dann ist Olympia vorbei, Deutschland schaut Fußball und zwischendurch mal Dschungelcamp.
Die das beklagen, sind selbst daran schuld. Eigentlich wir alle.
2016-08-13 10:07 Robert Peters www.rp-online.de
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Wo der Applaus tröpfelt
Neues Buch Kampusch kämpft weiter
für ihre Freiheit
Vorverkauf startet Fury
Slaughterhouse
geben
Konzerte
in the
weitere
Hannovers Boulevardtheater Das
bringt die neue Spielzeit im Neuen
Theater
Mehrere Stars dabei Hollywood plant
weibliches Remake von "Ocean´s 11"
2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
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Schwimmer monieren erneut Strömungen im Becken
Rio de Janeiro. Zuerst hatte das Fachportal "swim.de" anhand eigener Vergleiche der
Zwischenzeiten des 1500-Meter-Rennens darüber berichtet. "Ich bin da maßlos enttäuscht,
dass man das seit 2013 immer noch nicht in den Griff bekommen hat. Damals wurden schon
viele viele Schwimmer benachteiligt", sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz in Rio de
Janeiro.
Schon bei der WM 2013 in Barcelona waren Strömungen von vielen Schwimmern und Trainern
vermutet worden. Der Weltverband FINA hatte damals anhand eigener Messungen versichert,
keine Anhaltspunkte für eine Strömung in
den extra errichteten Becken eines seiner
Hauptsponsoren zu haben.
In Rio sollen die Bahnen eins und zwei
eher benachteiligt sein. Gerade die
Bahnen, auf denen viele Deutsche
starteten. Lambertz veranschaulichte das
Problem mit einem Beispiel: "Wenn man
einen Karren voller Steine hat und schiebt
diesen los, dann ist es sehr leicht, den
kontinuierlich zu schieben. Aber wenn ich
immer anhalte und losschiebe und anhalte
und losschiebe, dann ist das sehr viel
anstrengender. "
So habe die Niederländerin Inge Dekker auf Bahn 8 im Vorlauf über 50 Meter Freistil 24,77
Sekunden gebraucht, auf Bahn eins sei sie dann im Halbfinale fast sechs Zehntelsekunden
langsamer gewesen.
dpa
2016-08-13 10:10 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
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Viele Flüchtlinge haben offenbar Werte wie AfD und
Pegida
Die
in
Deutschland
gelandeten
Flüchtlinge
bekennen sich mehrheitlich
zur Demokratie, offenbaren
aber „erhebliche politische
Verständnisdefizite“ – das
ist eine der Erkenntnisse
einer neuen Studie zur
politischen Einstellung von
Geflüchteten,
die
die
Berliner Hochschule für
Medien,
Kommunikation
und Wirtschaft (HMKW)
erarbeitet hat.
Einerseits haben die Forscher eine hohe Integrationsbereitschaft der Befragten ermittelt: „Die
meisten Flüchtlinge möchten Deutschland als neue Heimat annehmen. Sie sind bereit, dafür
ernsthaft in Sprache und Bildung zu investieren.“ Andererseits seien auch viele Einstellungen
festgestellt worden, die „stark von dem in Deutschland vorherrschenden Meinungsbild
abweichen“, wie es in einer am Freitag verbreiteten Zusammenfassung heißt: „In anti-liberalen
Einstellungen zu (Homo-)Sexualität, Ehe und Partnerschaft, ja selbst zu Wohn- oder
Lebensformen wie einer WG zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Flüchtlingen
und der deutschen Mehrheitsgesellschaft.“ Manche Ansichten der Flüchtlinge erinnerten „stark
an die muffigen 50er Jahre in Deutschland“. Die komplette Studie will die 2008 gegründete
private Hochschule am Montag vorstellen.
Die Erhebung erfolgte im Juni und Juli diesen Jahres in zwei Berliner Flüchtlingsunterkünften
des Deutschen Roten Kreuzes (Müggelspree und Steglitz). Es wurden laut HMKV rund 1000
Fragebögen in den Sprachen Farsi (Persisch), Arabisch und Englisch verteilt, 445 wurden
beantwortet zurückgegeben.
Zu den von der Universität als „völlig überraschend“ bezeichneten Erkenntnissen der Studie
gehört auch, dass Flüchtlinge sich die politischen Verhältnisse in Deutschland und das soziale
Zusammenleben „zum Teil ganz anders vorstellen, als es von den meisten Deutschen vermutet
wird“.
Die übergroße Mehrheit der Flüchtlinge fordere eine klare Trennung von Staat und Religion und
bekenne sich ausdrücklich zur Demokratie. Allerdings lasse das, „was Flüchtlinge unter
Demokratie verstehen, gravierende politische Verständnisdefizite erkennen“. Zudem stimme
„eine besorgniserregende Zahl von Flüchtlingen rechtspopulistischen, autoritär orientierten
Aussagen zu“. Damit ähnele das Wertebild vieler Flüchtlinge „in zentralen politischen Teilen am
ehesten dem der AfD‐Anhänger oder der Pegida‐Bewegungen “.
Zugleich brächten „viele Flüchtlinge ein überraschend großes Interesse an der Kultur
Deutschlands mit“. Die positive Botschaft der Umfrage laute: „Die überwiegende Mehrheit der
Flüchtlinge möchte sich in die deutsche Gesellschaft integrieren und weiß, dass das großer
Anstrengungen bedarf. Sie sind bereit, diese Anstrengungen zu schultern.“
2016-08-13 06:27 Lars von www.tagesspiegel.de
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Haldern Pop Festival: 5 Dinge, die in Haldern 2016 zum
ersten Mal passiert sind
Sehen Sie hier Bilder vom ersten FestivalTag (Donnerstag).
Sehen Sie hier die Bilder vom zweiten
Festival-Tag (Freitag).
Welche Künstler bei Haldern Pop 2016
auftreten, erfahren Sie hier.
2016-08-13 10:07 Sebastian Dalkowski www.rponline.de
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Affäre
um
SPDPolitikerin Hinz: Thilo
Sarrazin
kritisiert
Hannelore Kraft
Petra Hinz will ihr Bundestagsmandat zum Monatsende niederlegen. Das hatte die umstrittene
SPD-Politikerin allerdings
schon
vor
Wochen
angekündigt, ohne dass
Taten gefolgt wären. Hinz
gab sich 30 Jahre lang als
Juristin aus, die sie gar
nicht ist.
"In der Persönlichkeit von
Petra Hinz ist offenbar ein
unbalanciertes
Element,
sonst hätte sie nicht ihren
Lebenslauf
leichtfertig
gefälscht
und
über
Jahrzehnte daran festgehalten", meint der frühere Berliner SPD-Politiker und Buchautor
("Deutschland schafft sich ab") Thilo Sarrazin unserer Redaktion.
"Das eigentliche Drama", so Sarrazin weiter, "sehe ich darin, dass offenbar niemand in ihrem
innerparteilichen Umfeld ihre Persönlichkeitsstörung bemerkt hat oder mit ihr so vertraut
umging, dass er Einblick in ihre privaten Verhältnisse bekam. " Die Filterfunktion der Kandidatur
für eine demokratische Partei habe "also spektakulär versagt. Das bringt für die SPD in ihrer
Kernregion einen erheblichen Vertrauensschaden mit sich. "
Hinz, zurzeit krankgemeldet, hatte dem Essener Parteichef Thomas Kutschaty vorgeworfen, er
halte sich nicht an Absprachen. Kutschaty wies das zurück und zeigte sich erstaunt, dass Hinz
zwar ein Interview geben könne, sich aber außerstande sehe, ihr Mandat vor einem Notar
niederzulegen.
SPD-Landeschefin Hannelore Kraft hatte zu dem Fall lange nach außen hin geschwiegen –
gerade so, als ginge der Skandal ausgerechnet die NRW-SPD nichts an. Dass sich Kraft
bedeckt hielt, erklärte Sarrazin damit, dass sie vermutlich bestrebt gewesen sei, "durch den
Unrat dieses Skandals nicht persönlich infiziert zu werden". Eine öffentliche Äußerung hätte
auch eine Distanzierung von den Verhältnissen enthalten müssen, die in der Essener SPD zur
Aufstellung von Hinz führten.
Sarrazin: "Die Wirkungen solch einer Distanzierung sind zweischneidig, weil das Unwert-Urteil
über Petra Hinz vom Unwert-Urteil über die zuständigen Parteigremien kaum zu trennen ist. "
Sarrazin kritisierte das Drängen des Essener SPD-Chefs: "Wer im Übermaß drängt, ohne dass
die Gedrängte reagiert, führt unfreiwillig auch die eigene Ohnmacht vor. So kann der für die
SPD bereits eingetretene Schaden noch vergrößert werden. "
Ultimatum Kutschatys und des Essener Parteivorstands
Kutschaty und der Essener Parteivorstand hatten Hinz ein Ultimatum zum Mandatsverzicht
gestellt. Kutschaty musste eingestehen, dass seine "Möglichkeiten erschöpft" seien. Ein
Rauswurf aus der Partei schien die einzige Konsequenz.
Eine Parallele zu seinem eigenen Fall sieht Sarrazin, den die SPD ebenfalls ausschließen
wollte, nicht: "In meinen Fall hatte der SPD-Parteivorstand wegen der Publikation des Buches
'Deutschland schafft sich ab' meinen Parteiausschluss betrieben. Im Verlauf der mündlichen
Verhandlung vor der Parteischiedskommission wurde der Antrag zurückgezogen, weil die
Schiedskommission in der Verhandlung deutlich machte, dass sie in meinem Buch keine
Passagen entdecken konnte, die den Parteistatuten oder tragenden Grundsätzen der SPD
widersprechen. "
Was Petra Hinz zu der Affäre sagt, lesen Sie hier.
2016-08-13 10:07 Detlev Hüwel www.rp-online.de
59 /100
Nordrhein-Westfalen: 'Turbo-Abi' fällt an Parteibasis
durch
An der Basis von CDU und SPD in
Nordrhein-Westfalen ist keine klare
Mehrheit mehr für das achtjährige
Gymnasium (G8) zu erkennen. Das
ist das Ergebnis einer Umfrage
unserer Redaktion unter den jeweils
54
Vorsitzenden
der
CDUKreisverbände und der SPDUnterbezirke.
Sowohl bei der CDU als auch bei
der SPD sprach sich jeweils weniger
als die Hälfte der Antwortenden klar
oder tendenziell für G8 aus. Eine
Rückkehr zu G9 hat ebenfalls wenige entschiedene Befürworter; knapp die Hälfte legt sich nicht
fest oder möchte abwarten, wie sich die jüngst beschlossenen G 8-Reformen auswirken.
"Kontinuität wichtiger statt häufiger Systemwechsel"
Ein von Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einberufener runder Tisch hatte 2014 für
Entlastungen der Schüler votiert, unter anderem eine Reduzierung des Nachmittagsunterrichts
und der Hausaufgaben. Die Wirksamkeit der Maßnahmen will das Ministerium bis Ende des
kommenden Schuljahrs überprüfen; Ergebnisse sollen 2017 vorliegen.
Zu den G8-Befürwortern gehört zum Beispiel der Krefelder CDU-Kreisvorsitzende Marc Blondin.
"Nach meinem Verständnis muss es möglich sein, in acht Jahren diejenigen Lerninhalte zu
vermitteln, die die Feststellung einer allgemeinen Hochschulreife rechtfertigen", sagte Blondin.
Er empfehle der CDU, sich im Landtagswahlkampf – Wahltag ist der 14. Mai 2017 – klar für G8
auszusprechen.
Der Duisburger CDU-Chef Thomas Mahlberg pflichtete Blondin bei: "Für mich ist eine gewisse
Kontinuität wichtiger statt häufiger Systemwechsel. " Bei der SPD sprach sich der Euskirchener
Unterbezirkschef Markus Ramers für G8 aus: "Eine Rolle rückwärts zu G9 halte ich für falsch. "
Befürworter von G9 sind bei der SPD Josef Neumann (Solingen) und Martin Peters (Region
Aachen). "Schüler stehen vermehrt unter Stress", sagte Peters: "Daher sollten wir uns nicht
unnötig schwertun, eine Rückkehr zu G9 herbeizuführen. " Sein Unterbezirk werde beim SPDLandesparteitag im September einen entsprechenden Antrag einbringen. Bei der CDU warb
Christos Katzidis (Bonn) für Wahlfreiheit der Eltern: Die Politik solle "regionale Lösungen
zulassen".
Nur Piraten sprechen sich klar für G9 aus
Ebenso groß wie die Gruppe derer, die zu G8 tendieren, ist neun Monate vor der Wahl der
Anteil derer, die sich nicht festlegen wollen. So schickten allein zehn CDU-Kreisvorsitzende auf
die Frage nach ihrer persönlichen Präferenz eine wortgleiche Stellungnahme, die gegen
"Denkverbote", aber auch gegen "voreiliges Handeln" plädiert.
"Wir werden alle Fakten und die Ergebnisse vor Ort auswerten", sagte CDU-Landeschef Armin
Laschet unserer Redaktion. Rot-Grün habe G 8 nicht erfolgreich umgesetzt, was Eltern, Lehrer
und Schüler verärgere: "Wichtig ist aber auch, dass nicht immer wieder und noch mehr
Unsicherheit in die Schulen getragen wird. Schnellschüsse sind fehl am Platz. " SPDGeneralsekretär André Stinka versprach: "Die Sorgen nehmen wir ernst. " CDU und FDP hätten
G8 "sehr schlecht eingeführt". Auf dem Parteitag werde das Thema die SPD beschäftigen: "Es
liegen vereinzelte Anträge zur Diskussion vor. "
Von den Parteien im Landtag haben sich nur die Piraten klar für G9 ausgesprochen; die AfD will
mit dieser Forderung in den Wahlkampf ziehen. Elterninitiativen werben für die Rückkehr zu G9
und haben dazu ein Volksbegehren angekündigt. Auch die Landeselternschaft der Gymnasien
plädiert inzwischen für G9, nachdem eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage im April eine
Mehrheit von 79 Prozent gegen G8 ergeben hatte.
Was die Basis von SPD und CDU zu G8 sagen.
2016-08-13 10:07 Frank Vollmer www.rp-online.de
60 /100
Kuriosum im letzten Olympia-Rennen: Phelps muss sich
Silber mit gleich zwei Rivalen teilen
Das
war
selbst
für
Rekordolympiasieger
Michael
Phelps völlig neu. Im letzten
Einzelrennen seiner Karriere musste
sich
der
US-Megastar
seinen Silberrang gleich mit zwei
jahrelangen Konkurrenten teilen.
Hand in Hand stiegen der 22-malige
Goldmedaillengewinner,
Weltmeister
Chad
le
Clos
(Südafrika) und der WM-Zweite
Laszlo Cseh (Ungarn) auf das
Podest. Drei Sportler auf einem
Medaillenrang wie am Freitag
(Ortszeit) in Rio - das gab es noch nie bei olympischen Schwimm-Wettkämpfen. "Das war für
mein letztes Rennen sehr speziell", sagte Phelps.
Neben diesem hochdekorierten Trio wirkte der 21-jährige Joseph Schooling nach dem
ersten Olympia-Gold für Singapur ein bisschen wie ein Nebendarsteller. Vergnügt berichtete
der WM-Dritte und in den USA studierende Schooling von seinem Dialog mit Phelps. "Er hat
gesagt, guter Job, das war ein großartiges Rennen", erzählte der Olympiasieger über 100 Meter
Schmetterling. Vorsichtig fragte er bei Phelps nach, ob es weitere Duelle geben könnte. "Er hat
gesagt, auf keinen Fall. Aber wenn er seine Meinung ändert, wäre das ein Spaß.
Ich mag es, gegen ihn zu schwimmen. "
Seinen Titel als ältester Olympiasieger über eine Einzelstrecke ist Phelps nach nur wenigen
Tagen wieder los. Anthony Ervin holte sich mit 35 Jahren Gold über 50 Meter Freistil - und das
16 Jahre nach seinem ersten Olympiasieg in dieser Disziplin und mehreren Jahren Pause. "Es
ist eigentlich absurd, dass ich das wieder schaffen konnte", staunte er nach 21,40 Sekunden
und einer Hundertstelsekunde Vorsprung.
Wie Phelps nach viermal Gold wurde auch Ungarns Ausnahmekönnerin Katinka Hosszu bei
ihrer Jagd nach Olympiasiegen gestoppt. Die Amerikanerin Maya Dirado schnappte der
Ungarin am Freitag (Ortszeit)
über 200 Meter Rücken das vierte Olympia-Gold weg. In 2:05,99 Minuten lag sie sechs
Hundertstelsekunden vor Hosszu. "Das ist pure Freude, Überraschung und Aufregung",
schwärmte die 23-Jährige. Es war ihre vierte Medaille nach Staffelgold, Silber über 400 Meter
Lagen und Bronze über 200 Meter Lagen.
Dagegen war Katie Ledecky über 800 Meter Freistil wieder einmal einsame Klasse. Die
Amerikanerin schlug nach 8:04,79 Minuten an und steigerte ihre eigene Bestmarke um 1,89
Sekunden. Die 19-Jährige hatte zuvor über 400 und 200 Meter Freistil sowie mit der US-Staffel
über 4 x 200 Meter gewonnen. Insgesamt war es ihr fünfter Olympiasieg. Sarah Köhler aus
Frankfurt/Main wurde in 8:27,75 Minuten Achte und war langsamer als im Vorlauf.
Die deutsche Meisterin berichtete von einem tragischen Vorfall am Renntag. "Leider ist heute
Mittag etwas Einschneidendes passiert, mein Freund musste jemanden wiederleben", sagte
Köhler. "Ich habe nach einem Defibrillator gesucht, der erst nach einer halben Stunde
aufzufinden war. " Nach ihrem Kenntnisstand sei die Person gestorben.
Köhler hatte für eine von sieben Finalteilnahmen der deutschen Schwimmer gesorgt. Damit
schneiden die deutschen Schwimmer schlechter als bei ihren acht Endlaufplätzen vor vier
Jahren ab. Über 50 Meter Freistil verfehlte Dorothea Brandt als 14. in 24,71 Sekunden das
Finale.
2016-08-13 10:07 RP ONLINE www.rp-online.de
61 /100
US-Torhüterin sauer nach
Schwedinnen als Feiglinge
Aus:
Solo
beschimpft
Weltmeister USA hatte zuvor im ersten Elfmeterschießen der Geschichte olympischer
Frauenfußball-Turniere mit 3:4 (1:1, 1:1, 0:0) den Kürzeren gezogen.
"Wir haben viel Herz gezeigt. Wir sind couragiert aufgetreten. Heute hat nicht das bessere Team
gewonnen", sagte Solo US-Medienvertretern. Einmal richtig in Rage legte die Torfrau nach:
"Schweden wollte kein offenes Spiel. Sie wollten nicht passen, sie wollten keinen guten Fußball
zeigen. "
Die ehemalige US-Trainerin Pia Sundhage, mittlerweile für Schweden an der Seitenlinie, ließ
die Kritik völlig kalt: "Wenn du gewinnst, ist es okay, ein Feigling zu sein", sagte die 56-Jährige.
Lisa Dahlkvist überwand Solo und
sorgte als fünfte und letzte Schützin
für die Entscheidung. Schweden trifft
in der Vorschlussrunde am Dienstag
auf Gastgeber Brasilien, der sich
ebenfalls
im
Elfmeterschießen
gegen
Australien
mit
7:6
durchsetzte. Nach 90 und 120
Minuten hatte es 0:0 gestanden.
In der zweiten Hälfte brachte Stina
Blackstenius (61.) die Schwedinnen
in Führung. Den Ausgleich für den
viermaligen Olympiasieger USA
erzielte Alex Morgan (77.).
Zum ersten Mal in der Olympia-Geschichte gab es eine vierte Auswechslung, Lindsey Horan
kam beim US-Team in der Verlängerung für Mallory Pugh (114.). Auch die Schwedinnen
machten wenig später von der Möglichkeit Gebrauch. Derzeit läuft ein Experiment, das bei
ausgewählten Turnieren einen Spielertausch mehr als üblich erlaubt.
Im zweiten Halbfinale bekommt es die deutsche Mannschaft nach dem 1:0 (0:0) gegen China
mit Kanada zu tun. Sophie Schmidt vom Bundesligisten 1. FFC Frankfurt schoss die
Ahornblätter in Sao Paulo zum 1:0 (0:0)-Sieg über Frankreich (56.).
2016-08-13 10:07 RP ONLINE www.rp-online.de
62 /100
Ledecky mit Weltrekord zu viertem Rio-Gold
Amerika ist der Goldhamster
im Schwimmen, Katy Ledecky,
19, gewann alleine bereits
vier in Rio.
13.08.2016 | 03:58 |
( DiePresse.com )
Katy
Ledecky
ist
mit
Weltrekord zu ihrem vierten
Olympia-Gold in Rio de
Janeiro geschwommen. Die
Amerikanerin schlug über 800
Meter Freistil nach 8:04,79
Minuten an und steigerte ihre eigene Bestmarke um 1,89 Sekunden.
Die 19-Jährige hatte zuvor über 400 und 200 Meter Freistil sowie mit der US-Staffel über 4 x
200 Meter gewonnen. Fast zwölf Sekunden hinter Ledecky kam die Britin Carlin Jazz auf Platz
zwei, Dritte wurde die Ungarin Boglarka Kapas.
2016-08-13 03:58 diepresse.com
63 /100
Lionel Messi kehrt ins Nationalteam zurück
Fünfmaliger Weltfußballer "will
nicht für mehr Probleme
sorgen"
13.08.2016 | 03:54 |
( DiePresse.com )
Knapp zwei Monate nach den
Tränen der Enttäuschung
durch die Finalniederlage im
Elfmeterschießen der Copa
America gegen Chile hat
Fußballstar Lionel Messi am
Freitag in einer Mitteilung den
Rücktritt vom Rücktritt angekündigt. Es gebe schon genug Probleme im argentinischen Fußball:
"Ich will nicht für noch mehr sorgen. "
Der Sinneswandel ist auch ein erster Verdienst des neuen argentinischen Trainers Edgardo
Bauza. Er hatte sich zuvor mit Messi getroffen, um den fünfmaligen Weltfußballer vom FC
Barcelona zum Comeback zu bewegen. Noch bevor Messi seine Rückkehr bekanntgab, hatte
Bauza bekundet, dass er daran keine Zweifel habe. Messi wird damit bereits in den nächsten
Spielen in der WM-Qualifikation sein Team wieder als Kapitän anführen.
In Argentinien sorgte Messis Ankündigung für großes Aufatmen. In der Online-Ausgabe der
Sportzeitung "Ole" verdrängte die Nachricht von seiner Rückkehr zunächst auch das
olympische Geschehen. Sein Rücktritt hatte zuvor Reaktionen bis in höchste politische Kreise
ausgelöst. Staatschef Mauricio Macri hatte sich dem Twitter-Hashtag #NoTeVayasLio ("Geh
nicht, Lio") angeschlossen und geschrieben: "Ich hoffe, dass die Freude, den Besten der Welt zu
sehen, noch viele Jahre fortdauert. "
Sein 113. Länderspiel sollte sein letztes gewesen sein, hatte Messi erklärt. "Ich habe hart
gearbeitet, ein Titel mit der Nationalmannschaft war das, was ich am meisten wollte. Aber es
sollte nicht sein. Deshalb ist es nun vorbei", hatte er nach dem Copa-Finale verkündet. Nun
aber hat es sich der Junioren-Weltmeister von 2005 und Olympiasieger von 2008 anders
überlegt. Mittlerweile mit blondiertem Haar und Bart will er auch im Nationaldress wieder das
tun, was er am liebsten macht und am besten kann: Fußballspielen.
2016-08-13 03:54 diepresse.com
64 /100
Olympia: Tischtennis-Damen stehen im Viertelfinale
3:1-Sieg in Auftakt-Begegnung gegen die Niederlande - Liu Jia punktete zweimal, u.a. erneut
gegen Li Jiao erneut - Samstagabend gegen Japan
13.08.2016 | 03:52 |
( DiePresse.com )
Österreichs
TischtennisNationalteam der Damen steht
bei den Olympischen Spielen
in Rio de Janeiro im
Viertelfinale und hat damit
zumindest
den
geteilten
fünften Platz sicher. Liu Jia,
Sofia Polcanova und Li
Qiangbing
besiegten
am
Freitag im Achtelfinale die
Niederlande 3:1, um den
Einzug in das Semifinale geht
es am Samstag (19.30 Uhr
Ortszeit; Sonntag, 0.30 Uhr
MESZ) gegen das Team aus Japan.
Gegen die Niederländerinnen verlor Sofia Polcanova die Auftaktpartie gegen Verteidigerin Li
Jie 2:3. Danach kam es zur Neuauflage des Drittrunden-Einzelmatches zwischen ÖTTV-Ass Liu
Jia und Li Jiao, und wieder setzte sich die Linzerin durch. Das Doppel Polcanova/Li Qiangbing
brachte die Österreicherinnen gegen Li Jiao/Britt Eerland in Führung, ehe sich Liu Jia zu einem
3:2 gegen Eerland mühte. Japan setzte sich in der ersten Runde gegen Polen 3:0 durch.
Österreichs Herren beginnen ihr Turnier am Samstag (20.00 Uhr MESZ) gegen Portugal.
2016-08-13 03:52 diepresse.com
65 /100
US-Basketballer hatten auch gegen Serbien Mühe
Serbien vergab eine Minute
vor Schluss Chance zum
Ausgleich, verlor mit 91:94
gegen Durant und Co.
13.08.2016 | 03:45 |
( DiePresse.com )
Die hochfavorisierten USBasketballer haben im vierten
Gruppenspiel
bei
den
Olympischen Spielen in Rio
de
Janeiro
die
erste
Niederlage
nur
knapp
verhindert. Wie gegen Australien tat sich das Team um Superstar Kevin Durant am Freitag
(Ortszeit) beim 94:91 (50:41) über Vize-Weltmeister Serbien erneut schwer. Kyrie Irving war mit
15 Punkten bester US-Werfer.
Trotz einer frühen 18-Punkte-Führung entschied der 14-malige Olympiasieger die Partie erst in
den Schlusssekunden. Vor dem Viertelfinale steht am Sonntag gegen Frankreich der nächste
Härtetest an. Bei den Serben ragte Nikola Jokic von den Denver Nuggets mit 25 Zählern
heraus. Serbien muss angesichts der dritten Niederlage vor dem abschließenden GruppenDuell mit China ums Weiterkommen zittern.
Die Amerikaner erwischten im Gegensatz zu den bisherigen Auftritten einen guten Start und
lagen nach nicht einmal zwei Minuten mit 9:0 vorn. Erst nach dem 5:23 kam Serbien ins Spiel
und hielt angeführt von Spielmacher Milos Teodosic, NBA-Profi Jokic und Miroslav Raduljica
gut mit. Auf drei Punkte ließen die Amerikaner den Gegner gut eine Minute vor Ende noch
herankommen - der Dreier zum möglichen Ausgleich von Bogdan Bogdanovic fand jedoch nicht
sein Ziel. Mit dem Sieg ist das US-Team weiter seit dem Spiel um Bronze bei den Spielen von
Athen 2004 bei Olympia ungeschlagen.
2016-08-13 03:45 diepresse.com
66 /100
Wiggins fünfter Olympiasieg: "Wollte mit Gold aufhören"
Erfolgreichster
britischer
Olympionike: "Etwas, worüber
man den Kindern erzählen
kann"
13.08.2016 | 03:42 |
( DiePresse.com )
Seine Ausnahmestellung als
erfolgreichster
britischer
Olympionike wollte Wiggins
nicht überbewerten. Es sei
"etwas, worüber man den
Kindern erzählen kann, wenn
sie älter sind", sagte Wiggins, dem der Rekord eigenen Angaben zufolge nicht bewusst war.
Der ehemalige Tour-de-France-Sieger erinnerte sich auch an seine erste Medaille, Bronze in
der Teamverfolgung in Sydney 2000. "Ich nahm damals die Bronzemedaille mit und dachte, das
war's. Wenn ich am Montag zur Arbeitslosenvermittlung muss und einen Job bekomme, kann
ich immer sagen, ich habe diese Bronzemedaille", sagte Wiggins.
Nach seinem Sieg bei der Tour de France kehrte Wiggins zum Bahnradsport zurück. "Ich habe
die Straßenrennen und das große Geld aufgegeben, bin zurückgekehrt und war wieder nur eine
Nummer. Ich musste wieder vom Anfang starten", erzählte Wiggins. Der Olympia-Sieg sei nun
die Krönung seiner Karriere. "Ich wollte damit aufhören. Ich wollte, dass sie so endet, und nicht
bei einem grausligen, kleinen Rennen im Norden Frankreichs, Paris-Tours im Regen", meinte
Wiggins.
Sein letztes Rennen werde die Großbritannien-Rundfahrt sein, kündigte der 36-Jährige an: "Es
wird ein schönes Ende für meine Karriere sein, dort wo ich geboren wurde und alles anfing. "
2016-08-13 03:42 diepresse.com
67 /100
Die erfolgreichsten Aktiven aller Sommerspiele
Natürlich, Michael Phelps ist
die Nummer 1 in diesem
Ranking, auch wenn er im
Finale über 100 Meter Delfin
von Joseph Schooling aus
Singapur klar besiegt wurde.
Der US-Schwimmer ist der
erfolgreichte Sommersportler.
13.08.2016 | 03:37 |
( DiePresse.com )
US-Superstar Michael Phelps
hat am Freitag seine erste
Niederlage bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro bezogen. Der 31-Jährige
wurde im Finale über 100 m Delfin von Joseph Schooling klar besiegt, der 21-Jährige aus
Singapur war schon in den Vorläufen und im Semifinale Schnellster gewesen. Phelps hatte als
Zweitplatzierter in 51,14 Sekunden satte 75/100 Rückstand auf den Sieger.
Dabei ging er nur um 1/100 an "Blech" vorbei, denn der Ungar Laszlo Cseh und der
Südafrikaner Chad le Clos waren mit dem erfolgreichsten Olympioniken zeitgleich. Phelps
verpasste somit auch, wie am Vortag über 200 m Lagen auf einer Distanz zum vierten Mal in
Folge den Titel zu holen. Es war seine 27. Olympia-Medaille. 22 davon erstrahlen in Gold, nun
drei in Silber und zwei in Bronze. In Rio hält der 27-fache Weltmeister bei fünfmal Gold und
einmal Silber.
Am Samstag wird Phelps zum Abschluss der Schwimmbewerbe noch in der US-Staffel über 4 x
100 m Lagen erwartet, womit seine einzigartige Karriere ausklingen sollte. Schooling wird also
vielleicht von sich behaupten können, Phelps dessen letzte Niederlage zugefügt zu haben.
Phelps ist mit 27 Olympia-Medaillen der erfolgreichste Teilnehmer der Geschichte. Er hat nach
den Siegen über 200 m Lagen, 200 m Delfin und mit den Kraulstaffeln (4 x 100 m/ 4 x 200 m)
sowie Silber über 100 m Delfin in Rio de Janeiro 22 Medaillen in Gold, 3 in Silber und 2 in
Bronze errungen.
Es folgen Turnerin Larissa Latynina (UdSSR) mit 9/5/4 und Leichtathlet Paavo Nurmi (FIN) mit
9/3/0.
2016-08-13 03:37 diepresse.com
68 /100
Phelps "nur" Zweiter - Schwanitz enttäuscht
Gold für die Dressur-Mannschaft und Gewehr-Schütze Patrick Junghänel, Bronze für die
deutschen Bahnradsprinterinnen und große Siege für Angelique Kerber und die deutschen
Fußballerinen. Für Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Diskuswerfer Robert Harting endet
Olympia dagegen enttäuschend. Und: Michael Phelps wurde geschlagen. Alle Ereignisse
dieses Olympia-Tags zum Nachlesen.
2016-08-13 02:17
Dominik
Bardow www.tagesspiegel.de
69 /100
Bulgariens Migrationspolitik: Internieren und Abschieben
Unhygienische Unterkünfte, willkürliche Internierungen und eine
Regierung, die den Fremdenhass schürt und Bürger ermuntert, an der
Grenze Jagd auf Migranten zu machen – das Uno-Hochkommissariat für
Menschenrechte zeichnet ein düsteres Bild vom Umgang mit
Asylsuchenden in Bulgarien. Ein Team aus Genf hat das Balkanland
Ende Juli zum zweiten Mal innerhalb von acht Monaten besucht und
diese Woche Bilanz gezogen.
Zeid Raad al-Hussein, der Uno-Hochkommissar, übte scharfe Kritik an der Praxis, Personen,
die irregulär nach Bulgarien einreisen, zu internieren. Noch schlimmer sei, dass
Gefängnisstrafen von über einem Jahr drohten, wenn jemand versuche, das Land wieder zu
verlassen. Damit missachte Bulgarien internationales Recht. Bulgarien hat im ersten Halbjahr
2016 rund 14 000 Migranten festgenommen; in der entsprechenden Vorjahresperiode waren es
noch 21 000 Personen. Nur wenige wollen im ärmsten EU-Mitgliedsland bleiben.
Ministerpräsident Bojko Borisow warnte nach dem Putschversuch in der Türkei vor einer neuen
Migrationswelle. Die Grenze zur Türkei hatte der ehemalige Personenschützer schon früher mit
einem Stacheldrahtzaun abriegeln lassen. Wer es dennoch auf bulgarischen Boden schafft und
aufgegriffen wird, riskiert eine sofortige Abschiebung. Die Menschenrechtsorganisation Human
Rights Watch dokumentierte solche völkerrechtswidrigen «Pushbacks» im Januar 2016 und
bezichtigte bulgarische Sicherheitskräfte, Gewalt gegen Migranten anzuwenden und sie zu
bestehlen. Eine Sprecherin des Innenministeriums meinte am Donnerstag lapidar, die
Einschätzung des Menschenrechtskommissars gebe die Verhältnisse der Asylbewerber nicht
vollends objektiv wieder. Einzelheiten dazu nannte sie jedoch nicht.
Zwar vermerkten die Uno-Experten auch Fortschritte, etwa bei den administrativen Verfahren.
Angesichts der gravierenden Mängel scheint deren Erwähnung aber primär der diplomatischen
Höflichkeit geschuldet. Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt ferner die abrupte
Abschiebung eines türkischen Geschäftsmannes in seine Heimat. Der Mann war, nach
offiziellen Angaben aus Sofia, im Februar mit ungültigen Dokumenten nach Bulgarien
eingereist. Zwei Gerichtsinstanzen lehnten indes eine Rückschaffung ab, da ihm in seiner
Heimat politisch motivierte Repressalien drohten. Am Mittwoch übergab die Polizei den Türken,
dem Verbindungen zum Prediger Fethullah Gülen unterstellt werden, überraschend dem
Nachbarland. Ankara bezeichnet Gülen als Drahtzieher des blutigen Putschversuchs vom 15.
Juli.
Die bulgarische Innenministerin Rumjana Batschwarowa gestand inzwischen «prozedurale
Unstimmigkeiten» ein. So wurden nicht nur Gerichtsbeschlüsse missachtet, sondern auch die
im
Gesetz
vorgesehenen
Konsultationen
mit
einer
Ombudsstelle
und
Menschenrechtsorganisationen versäumt. Der Regierungschef kündigte am Freitag eine
Untersuchung an. Allerdings dürfte diese laut Einschätzung eines Diplomaten darauf
hinauslaufen, dass sich die Polizei selber untersucht. Ministerpräsident Borisow stellte in
Abrede, dass er mit der Türkei einen «Deal» eingegangen sei. Die Flüchtlingswelle hatte
Bulgarien im vergangenen Jahr weit weniger stark getroffen als etwa Griechenland, unter
anderem wegen strikten Kontrollen zwischen Istanbul und der Grenzstadt Edirne.
2016-08-13 00:00 Marco Kauffmann www.nzz.ch
70 /100
Familienstreit nach dem Putschversuch: Noch ein Türke
namens Gülen in Amerika
Fethullah Gülen, dem islamischen Prediger im amerikanischen Exil, wird
in der Türkei so ziemlich jede Ungeheuerlichkeit zugetraut. Der
Putschversuch gegen Präsident Erdogan? Eine Verschwörung des
Klerikers. Der Abschuss eines russischen Kampfbombers vom November
2015 durch die türkische Luftwaffe? Gülen-hörige Piloten hätten die
Maschine im Grenzgebiet zu Syrien zu Boden gebracht und damit eine
schwere Verstimmung mit Russland provoziert, mutmasst die Regierung. Nun meldete sich
auch noch der Sohn des 1993 überraschend verstorbenen Präsidenten Turgut Özal zu Wort. Er
äusserte den Verdacht, dass sein Vater womöglich auf Befehl Gülens vergiftet worden sei.
Es sind keine einfachen Zeiten für die Anhänger des einstigen Mitstreiters Erdogans. In der
Türkei sind innerhalb eines Monats Zehntausende entlassen, suspendiert oder verhaftet
worden, weil sie der Gülen-Bewegung zugeordnet werden. In einem Klima, wo
Denunziantentum und Verdächtigungen grassieren, gehen manche so weit, sich von
vermeintlich schwarzen Schafen in der eigenen Familie zu distanzieren. Die türkische Zeitung
«Sabah» , ein Leibblatt der Erdogan-Getreuen, druckte dieser Tage einen handgeschriebenen
Brief des Vaters des Basketballstars Enes Kanter ab. «Mit einem Gefühl der Schande
entschuldige ich mich beim türkischen Präsidenten und beim türkischen Volk, einen solchen
Sohn zu haben.» An Enes erging die Aufforderung, sich einen anderen Familiennamen
zuzulegen.
In einer nicht minder dramatischen Geste meldete sich der 24-Jährige aus Amerika. Kanter,
beim Spitzenklub Oklahoma City Thunder unter Vertrag, twitterte, er habe seine Familie
verloren. Die Mutter, die ihn geboren habe, verstosse ihn. Die Geschwister, mit denen er
aufgewachsen sei, verleugneten ihn, und die Verwandten wollten ihn nicht mehr sehen. Doch
sei er bereit, auf dem Weg des werten Predigers seine ganze Sippschaft zu opfern. Nicht
unbeantwortet liess Kanter die Aufforderung des Vaters, seinen Namen zu ändern – er
verschickte seine Mitteilung mit dem Absender Enes (Kanter) Gülen.
2016-08-13 00:00 Marco Kauffmann www.nzz.ch
71 /100
Hotel Piz Linard: Rosa Grandezza am Dorfplatz von Lavin
Während 35 Jahren hatten die Hoteliers des «Piz Linard» das Haus am Dorfplatz von Lavin
erfolgreich geführt. Vor zehn Jahren war die Zeit gekommen, das Zepter
zu übergeben. Was dann geschah, darf als Wunder bezeichnet werden:
Der prächtige Palazzo wurde Schritt für Schritt zurückgebaut, bis zur
rosafarbenen Grandezza, die den Pioniergeist von 1870 verkörpert.
Damals wurde das Unterengadiner Dorf nach der Zerstörung durch einen
Brand von italienischen Baumeistern neu geschaffen.
Hans Schmid, der zuletzt das Kulturamt des Kantons St. Gallen leitete, schwebte ein Kulturhotel
vor, dessen Zimmer von verschiedenen Architekten und Künstlern geprägt sein sollten.
Zusammen mit seiner damaligen Partnerin gründete er eine Aktiengesellschaft, die in den
letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Und mit ihr das Projekt, so dass Stammgäste immer
wieder auf erfreuliche Überraschungen treffen.
Die 23 Zimmer sind in drei Kategorien aufgeteilt. Die edle Variante läuft unter dem Motto «che
bel», was auf Romanisch «wie schön» heisst. Und das ist wohl wahr. Im Zimmer Nr. 1 etwa
hängen mehrere Werke von Cécile Wick, die mit der alpinen Landschaft vor den grossen
Fenstern korrespondieren. Die zeitgenössischen Designermöbel und Objekte werden liebevoll
mit Brockenhaus-Trouvaillen kombiniert. Das ist auch in den Zimmern in günstigeren
Kategorien nicht anders, beispielsweise der Nummer 27, in der sich die Gäste ein riesiges,
äusserst apartes Badezimmer mit den im angrenzenden Raum Logierenden teilen. Im Grunde
ist das ganze Hotel ein Erlebnis: die Handy- und Laptop-freie Bibliothek in der
gegenüberliegenden Chasa Bastiann, die erstklassige Küche und die durchwegs freundliche
Bedienung. Und nicht unerwähnt bleiben soll schliesslich der Gastgeber selber, der sich nicht
zu schade ist, abends im grossen Arven-Speisesaal von Tisch zu Tisch zu gehen.
2016-08-13 00:00 Daniela Kuhn www.nzz.ch
72 /100
Entwicklungsminister Müller: Syrien braucht ein EUNotprogramm
Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Gerd Müller hat der Europäischen
Union Tatenlosigkeit angesichts der Grauen im Syrien-Krieg vorgeworfen
und ein EU-Notprogramm für das gebeutelte Land sowie dessen
Nachbarstaaten gefordert. "Mit einem EU-Flüchtlingsfonds, in den alle
Länder einzahlen, die bei sich zu Hause weniger Flüchtlinge aufnehmen,
einem EU-Sonderbeauftragten und einem EU-Flüchtlingshilfswerk
könnten wir die Funktionstüchtigkeit der EU beweisen". Das sagte Müller dem Magazin "Focus".
Es sei beschämend, dass die EU das nicht hin bekomme.
2016-08-13 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
73 /100
Gottfried von Einems "Jesu Hochzeit" am Carinthischen
Sommer: Liebesvereinigung im Tod
War Jesus verheiratet? Die immer wieder geäusserte Vermutung erhielt jüngst Nahrung durch
ein Papyrus-Bruchstück, das eine amerikanische Philologin der erstaunten Öffentlichkeit
präsentierte. Die Wissenschafterin behauptete, es handle sich bei dem Fragment um ein
verlorenes Evangelium. Einer der Ausdrücke, die sie entziffern konnte, lautet: «Jesus sagte zu
ihnen: ‹Meine Frau. . . ›» Der Papyrus ist inzwischen als Fälschung entlarvt worden , und die
Professorin hat ihre These zurückgenommen. Doch meinen der
österreichische Komponist Gottfried von Einem und seine Librettistin Lotte
Ingrisch den Ehestand von Jesus tatsächlich in einem so wörtlichen
Sinn?
Schon die Bezeichnung ihrer geistlichen Oper als «Mysterienspiel»
müsste uns hellhörig machen. Zahlreiche Äusserungen des Autorenpaares belegen, dass sie
ihr Werk in der Tradition der christlichen Mystiker, der pietistischen Literatur und des barocken
Oratoriums verstehen – metaphorisch also. Die Mystiker beispielsweise begreifen die
Beziehung Gottes zu den Menschen im Bild der Ehe: die Kirche als Braut Christi.
Die Uraufführung von «Jesu Hochzeit» im Mai 1980 im Theater an der Wien im Rahmen der
Wiener Festwochen hat einen in der neueren Operngeschichte beispiellosen Skandal
hervorgerufen. Eigentlich hat von Einem sein Stück für die Stiftskirche Ossiach bei Villach
komponiert, wo es zur Eröffnung des Festivals Carinthischer Sommer uraufgeführt werden
sollte. Doch die Verantwortlichen bekamen wegen heftiger Proteste aus rechtskatholischen
Kreisen kalte Füsse und liessen die Uraufführung platzen. In Wien tobte dann schon im Vorfeld
der Aufführung eine unsägliche Presse-Schlacht.
Die Uraufführung selbst wurde durch Demonstrationen vor dem Theater fast verunmöglicht,
drinnen wurde sie von organisierten Protestlern gestört. Die Autoren erhielten Schmähbriefe
und sogar Morddrohungen. Stein des Anstosses war die Befürchtung, die christliche Religion
werde durch die Darstellung einer sexuellen Beziehung von Jesus zu einer Frau in den Dreck
gezogen.
Inzwischen sind 36 Jahre ins Land gezogen. Im Sinne einer Rehabilitierung des Werks und des
Komponisten von Einem, der 1996 in Niederösterreich gestorben ist, hat nun der Carinthische
Sommer, in Koproduktion mit dem Theater Klagenfurt und finanziell unterstützt von der
Internationalen Gottfried-von-Einem-Gesellschaft, eine Neuinszenierung gewagt. Und – um das
Resultat gleich vorwegzunehmen – es gab bei der zweiten Aufführung, die witterungsbedingt
vom Hof in den grossen Saal des Stifts Ossiach verlegt werden musste, nicht nur keine Proteste,
sondern stehende Ovationen für alle Ausführenden.
Regie führt Nicola Raab, die mit ihren Arbeiten internationale Beachtung findet. Das auffälligste
Merkmal ihrer Realisierung ist deren Abstraktheit. Als hätte sich Raab vor einem erneuten
Skandal gefürchtet, entschärft sie alle «heissen» Szenen, deutet vieles, das man ausgiebig
bebildern könnte, bloss an und baut diverse Reflexions- und Verfremdungsstufen ein. Die
Szenen zwischen Jesus und Magdalena sind von grösster Zurückhaltung. Der Chor des
Stadttheaters Klagenfurt, der gemäss Libretto beispielsweise ungläubige Jünger Jesu in
Tierform darstellen sollte, darf überhaupt nicht szenisch agieren, und die Protagonisten «sind»
nicht die Figuren, sondern stellen sie, ganz im Sinne Brechts, bloss dar.
«Jesu Hochzeit» besteht aus neunzehn dramaturgisch locker gereihten Szenen, die mit der
Passion enden. Die Gegenspielerinnen Jesu sind zum einen Magdalena, seine
Lieblingsjüngerin, die sich von der Zweiflerin zur Glaubenden wandelt (Annette Schönmüller),
zum andern die Tödin, der in Gestalt einer Frau dargestellte Tod (Ursula Hesse von den
Steinen). Die Pointe der Mysterienoper besteht darin, dass Jesus den Tod überwindet, indem er
sich am Kreuz symbolisch mit ihm vermählt.
Diese Szene spielt im Off – wie könnte man sie denn auf der Bühne darstellen? Auch die
Liebesszene zwischen Jesus und der Tödin – nachdem sie den Lazarus (Julia Koci)
umgebracht hat und bevor Jesus ihn wieder zum Leben erweckt – gibt nichts her für Voyeure.
Zudem wird sie als Pantomime gespielt, während die Musik dazu ab Schallplatte erklingt –
vielleicht eine Aufnahme von der damaligen Uraufführung.
Zur wohltuenden Abstraktheit der Regie passt die Ausstattung von Anne Marie Legenstein. Das
Hauptrequisit bilden drei Holzbalken, die abwechselnd als Laufsteg, Abendmahlstisch oder
Kreuz dienen. Die Figuren stecken in typisierten, aber durchaus heutigen Kleidern, womit das
Geschehen in unsere Gegenwart verlegt wird. Jesus (Boris Grappe) trägt weisses Leinen, Maria
(Fredrika Brillembourg) steckt in einem netten Sommerkleid und Josef (Dan Paul Dumitrescu) in
einem biederen Anzug. Dass das Libretto das Elternpaar als unbedarfte Landeier
charakterisiert, die nichts von der Sendung ihres Sohnes begriffen haben, ist der
unverständlichste Teil des Stücks.
Die Wiederaufführung von «Jesu Hochzeit» ermöglicht endlich den Blick auf die musikalische
Qualität des Werks, der im Skandal von 1980 völlig untergegangen war. Wie in seinen anderen
Opern versucht Gottfried von Einem auch hier, die Bindung an die Tradition mit der Suche nach
Neuem zu verbinden – und fällt damit gewissermassen zwischen Stuhl und Bank. Die
Komposition beruht auf der Dur-Moll-Tonalität und weist eine interessante TonartenCharakteristik auf. Die Orchesterklänge können durchaus harmonisch wie rhythmisch geschärft
auftreten, kippen andererseits immer wieder ins Süsslich-Kitschige um. Der Dirigent Jonathan
Stockhammer bringt mit dem Kärntner Sinfonieorchester beide Aspekte wirkungsvoll zur
Geltung. Und die Protagonisten realisieren ihre anspruchsvollen Vokalpartien durchwegs auf
hohem Niveau.
2016-08-13 00:00 Thomas Schacher www.nzz.ch
74 /100
Kinderlähmung in Nigeria: Militär bringt Impfstoff nach
Borno
(ap) Das nigerianische
Militär hat Helikopter zur
Unterstützung
der
Impfkampagne
gegen
Kinderlähmung
im
Nordosten des Landes
eingesetzt. Sie hätten am
Freitag Impfstoff in den
Staat Borno gebracht, wo
die
islamistische
Terrorgruppe Boko Haram
operiert, sagte ein Beamter
des
Gesundheitswesens
der Nachrichtenagentur AP. In der Gegend waren kürzlich zwei gelähmte Kinder entdeckt
worden. Die Weltgesundheitsorganisation fürchtet, dass der Erreger der Lähmung sich wegen
des Terrors von Boko Haram in den vergangen fünf Jahren dort unerkannt ausgebreitet hat. Die
Behörden wollen daher mehrere Millionen Kinder impfen. Im Juli wurde ein vom Militär
begleiteter Konvoi angegriffen.
2016-08-13 00:00 Markus Wanderl www.nzz.ch
75 /100
25 Jahre Zürcher Street Parade: «Google wäre nicht in
Zürich ohne die Street Parade»
Herr Krynski, können Sie sich eigentlich noch mit der Street Parade
identifizieren?
Ja, natürlich. Ich gehe immer noch jedes Jahr gerne hin. Die Street
Parade hat ihren ursprünglichen Gedanken bewahrt, auch wenn heute
eine Million Raver tanzen. Die Stimmung ist immer noch unvergleichlich.
Es gibt zudem zwei Dinge, weshalb sie noch nicht völlig Mainstream ist. Es ist noch kein
Bundesrat hierhergekommen. Und der Stadtrat ist nicht Mitglied des Vorstands. Wenn ich noch
bei den Veranstaltern wäre, würde ich mich vielleicht um einen Bundesrat bemühen (lacht).
Die Street Parade findet heute zum 25. Mal statt. Hat sie in Zürich eigentlich etwas bewirkt?
Die House- und Techno-Bewegung hat sehr viel bewegt in Zürich und die Street Parade hat
diese Bewegung sichtbar gemacht und diente als Kristallisationspunkt. Für viele Leute war es
sicher sehr eindrücklich, plötzlich am Tag tanzen zu gehen. Die Bewegung hat sehr viele
Verkrustungen aufgelöst in der Stadt. Plakativ ausgedrückt: Google wäre nicht nach Zürich
gekommen ohne House, Techno und die Street Parade.
Das müssen Sie erklären!
Zürich ist heute ein sehr attraktiver Standort, die Lebensqualität ist hoch, das Nachtleben ist
grossartig. Die Leute kommen deshalb gerne hierher. In den 80er-Jahren hat man vielleicht
gerne hier gearbeitet, aber das war es dann bereits. Das Nachtleben fehlte dagegen fast
gänzlich. Es gab vielleicht fünf Klubs, die nach Mitternacht geöffnet hatten. Doch diese durften
keinerlei Getränke verkaufen – nur Eis und Gläser servieren. Rückblickend war das eine
furchtbare Zeit.
Und was hat die Parade daran geändert?
Die Street Parade war immer ein Spiegel der aktuellen Spielrichtungen in House und Techno.
Die Musik war wie ein Zauberpulver, das jemand über der Stadt ausgestreut hatte. Wir haben
uns zudem als «Für»-Kultur definiert. Dies im Gegensatz zu vielen Jugendbewegungen, die
sich als Gegenkultur wahrnahmen, etwa bei den Unruhen in den 80ern. Wir wollten uns für
unser Ding einsetzen, Partys machen und feiern.
Gab es keine Vorbehalte?
Doch, viele. Es gab wichtige Leute aus der Szene, die sagten: Das kannst du vergessen, Zürich
ist viel zu stier. Einige sagten mir auch, sie würden ihren Job verlieren, sollte sie ihr Chef auf der
Strasse tanzen sehen. Ich kenne auch mindestens einen Fall, in dem das passiert ist. Zudem
sagten uns viele jedes Jahr wieder, die Parade sei vorbei. Nun sei Lambada, Afro oder Ethno
die neue Jugendbewegung. Wir selbst rechneten eigentlich auch damit, dass um die
Jahrtausendwende ein neuer, noch viel besserer Musikstil House und Techno ablösen würde.
Das hat aber einfach nicht stattgefunden. Die Street Parade ist inzwischen unzählige Male für
tot erklärt worden, heute ist sie vitaler denn je. Das ist vielleicht so, weil sie aus einem tiefen
Grundbedürfnis heraus entstanden ist.
Welches Grundbedürfnis?
Die Menschen sind gerne glücklich, sie tanzen gerne. In allen Kulturen, zu allen Zeiten.
Zeitweise wird das unterdrückt, Zürich brachte das mit Zwingli ja recht gut hin. Doch irgendwann
bricht es wieder auf. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Leute auf das Tanzen
verzichten wollen.
Aus der Parade ist inzwischen ein Massenanlass mit einer Million Besuchern geworden. Gibt es
ein Erfolgsgeheimnis?
Vielleicht hatten wir einfach Glück. Es gab aber auch einige kreative Partyveranstalter,
beispielsweise Arnold Meyer, DJ Gogo oder Viola. Es waren die richtigen Leute zur richtigen
Zeit. Zürich war zudem einfach eine Wüste punkto Nachtleben, und hatte eine vergleichsweise
grosse Technoszene. Die Stadt war viel affiner für diese Musik als etwa Berlin. Zudem ist die
Parade gratis. Die Leute waren deshalb bereit, selbst etwas dazu beizutragen, etwa mit
ausgefallenen Kostümen. Wir hatten das ja niemandem so aufgetragen. Ermöglicht wurde die
Parade aber erst durch die Musik. Es gab ja auch Versuche mit anderen Musikstilen, etwa eine
Hip-Hop- oder Oldies-Parade. Sie verschwanden jedoch schon bald wieder von der Bildfläche.
Einzig der Christopher-Street-Day funktionierte ebenfalls. Und dort spielen House und Techno
ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein weiterer Aspekt für den Erfolg war die Gewaltlosigkeit.
Schlägereien, Messerstechereien und Sachbeschädigungen waren, anders als etwa beim Züri
Fäscht, lange kein Thema.
Das hat sich aber schon verändert.
Ja. Das hat sich leider schon etwas geändert. Man hat vor einigen Jahren begonnen, Alkohol
an der Parade zu verkaufen. Seither ist die Zahl der Gewaltvorfälle angestiegen. Die Situation
ist aber immer noch besser als bei anderen Veranstaltungen.
Vor allem das Verhältnis zu den Zürcher Klubs ist allerdings nicht das beste. Diese rümpfen die
Nase –
zu viel grauenvolle Musik, zu wenig originell, behaupten sie.
Man schnödet in Zürich halt gerne über alles. Es war in der Stadt ja so lange langweilig, dass
man sich angewöhnt hat, schlecht über sie zu reden. Einige haben offenbar immer noch nicht
begriffen, dass die Stadt inzwischen wirklich cool geworden ist. Wahrscheinlich ist auch viel
Neid im Spiel. Aber ehrlich gesagt, begreife ich das schlechte Gerede nicht. Und wem die Musik
nicht passt, der kann ja ein eigenes Love-Mobile machen und die Musik «verbessern».
Auch die Stadt war nicht nur glücklich mit der Parade. Ist die Unterstützung heute da?
Ich weiss nicht, wie der heutige Stadtrat über die Parade denkt. Für mich ist allerdings
unerklärlich, weshalb die Street Parade noch immer nicht gleich behandelt wird wie die
sogenannten A-Feste. Sie müsste eigentlich den gleichen Status wie das Sechseläuten oder
das Knabenschiessen haben. Dort übernimmt die Stadt die meisten Kosten.
Sie sind selbst 1996 aus dem Vorstand ausgestiegen. Weshalb eigentlich?
Ich hatte damals ja noch studiert. Am Anfang war es perfekt: ich studierte im Winter, im Sommer
bereitete ich die Parade vor. Doch als immer mehr Leute kamen, wurde der Aufwand zu gross.
Ich entschloss mich schliesslich für einen Studiumabschluss.
Welche Perspektive hat die Street Parade aus Ihrer Sicht?
Ich glaube, sie wird noch in zehn Jahren genau gleich gut funktionieren wie heute. Im Moment
habe ich jedenfalls keine Hinweise darauf, dass sie dereinst nicht mehr goutiert werden könnte.
Das Bedürfnis zum Tanzen und Glücklichsein verliert sich nicht so einfach.
Man könnte einwenden, sie wäre angesichts des Terrors zu unsicher geworden. Können wir
das Risiko noch eingehen?
Das ist eine faire Frage. Vielleicht ist die Antwort aber einfach: Die Parade wird organisiert und
es kommen die Leute, die sich trauen. Dann sehen wir, ob wir alle das Risiko eingehen wollen
oder nicht. Ich sehe aber nicht ein, weshalb ich darauf verzichten sollte. Grundsätzlich wird es
wegen dem technologischen Fortschritt für immer mehr Leute immer einfacher, grossen
Schaden anzurichten. Darauf muss die Gesellschaft eine Antwort finden. Ich hoffe, es ist nicht
der totale Polizeistaat.
2016-08-13 00:00 Fabian Baumgartner www.nzz.ch
76 /100
Nigeria in der Krise: Befreiungsschlag gegenüber dem
Erdöl
Der Wechselkurs war jedem Reisenden mit Ziel Nigeria geläufig: 1 $
kostet 197 Naira (N). So hatte es die Notenbank festgesetzt, so war es 16
Monate lang. Doch was auf dem Papier Stabilität verhiess, hatte mit der
Realität schon lange nichts mehr zu tun. Seit die Geldpolitiker die
Bindung an den US-Dollar im Juni notgedrungen aufgegeben haben,
verliert die nigerianische Währung rapide an Wert. Innerhalb kürzester
Zeit büsste der Naira auf dem Devisenmarkt mehr als ein Drittel gegenüber dem Dollar ein.
Derzeit kostet 1 $ etwa 320 N. Auf dem Schwarzmarkt, der in dem Land traditionell eine wichtige
Rolle spielt, muss noch deutlich mehr dafür bezahlt werden. Selbst Dollarverkäufe der
Notenbank konnten den Niedergang nicht aufhalten.
Nigeria hat riesige Ölvorkommen und die grösste Bevölkerung auf dem Kontinent. Das hat dem
Land zum Aufstieg verholfen. Noch 2014 wuchs die Wirtschaft um fast 7%. Investoren witterten
nicht zuletzt in der wachsenden Mittel- und Oberschicht Geschäftschancen. Eine Studie
prognostizierte einen der am schnellsten wachsenden Märkte für Champagner auf der Welt.
Man brüstete sich mit einer Filmindustrie nach dem Vorbild Bollywoods, träumte von einer
Autoindustrie wie in Südafrika. Am Bruttoinlandprodukt gemessen verdrängte Nigeria sogar den
alten Rivalen im Süden von der Position der stärksten Volkswirtschaft in Afrika.
Doch jetzt steckt die Wirtschaft in einer schweren Krise. Nicht nur der niedrigere Ölpreis macht
zu schaffen. Rebellengruppen sprengen zusätzlich immer wieder Anlagen und Leitungen im
Nigerdelta in die Luft. Der Staat bezieht den überwiegenden Teil seiner Einnahmen aus dem
Ölgeschäft. Im ersten Quartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,4%. Viel besser sieht es auch für
das zweite Quartal nicht aus. Der Internationale Währungsfonds prognostizierte ein Schrumpfen
der Wirtschaft um 1,8% in diesem Jahr. Jetzt stehen die Nigerianer selbst in der Hauptstadt
Lagos häufig vor leeren Supermarktregalen, in einigen Provinzen konnten die
Staatsbediensteten nicht mehr bezahlt werden. Unternehmen wie der Spirituosenkonzern
Diageo, der einst in grossen Mengen Whisky und Guinness-Bier in Nigeria verkaufte, muss
wegen eines schwächeren Geschäfts umstrukturieren. Ausländische Fluggesellschaften ziehen
sich aus dem einst als Wachstumsmarkt gepriesenen Land zurück.
Bis Juni hatte sich die Zentralbank noch an den Dollar geklammert, um eine extreme Abwertung
des Naira zu verhindern. Doch die Währungsreserven schmolzen schnell dahin. Letztlich
musste Zentralbankchef Godwin Emefiele, ein ehemaliger Banker und Harvard-Alumnus,
notgedrungen einsehen, dass ein durch Intervention erzwungener Wechselkurs nicht zu halten
ist, wenn er nicht den wirtschaftlichen Realitäten entspricht.
Die Aufgabe der Dollarbindung hat jedoch nicht zu Normalität geführt. Auf dem offiziellen
Devisenmarkt finde kaum Handel statt, berichtet Razia Khan, die für Afrika zuständige
Chefvolkswirtin der Standard Chartered Bank. Das Dollargeld ist knapp, immer noch gibt es
Restriktionen. Händler, Privatleute, aber auch Firmen versorgen sich weiterhin auf dem
Schwarzmarkt mit der begehrten harten Währung. Das bringt Unsicherheiten mit sich, schürt die
Sorge vor extremen Kursschwankungen. «Es wäre besser gewesen, einen offiziellen
geregelten und transparenten Handel einzuführen», sagt Khan. Doch davon sei man weit
entfernt.
Die derzeitigen Schwierigkeiten sind nicht nur dem Erdöl geschuldet. Im Jahr 2008 war der
Ölpreis nach der Weltfinanzkrise ebenfalls gefallen, aber damals war das Land besser gerüstet.
Doch ausufernde Korruption und Misswirtschaft unter der früheren Regierung des Präsidenten
Goodluck Jonathan haben die Ersparnisse aufgezehrt. Die Frustration in der Bevölkerung
darüber war so gross, dass sie im vergangenen Jahr Muhammadu Buhari, einen früheren
Militärdiktator, zum Präsidenten wählte, in der Hoffnung, dass er nicht nur den Terror von Boko
Haram im Norden bekämpfen, sondern auch die Korruption eindämmen und die Wirtschaft
reformieren werde. Doch der neue Hoffnungsträger und der Zentralbankchef liessen sich Zeit.
Ökonomen sind der Ansicht, dass die zögerliche Loslösung vom Dollar die Lage sogar
verschlimmert hat.
Jetzt aber hat Buhari eine stärkere Diversifizierung der Wirtschaft versprochen. In die
Landwirtschaft soll mehr Geld fliessen. Der Staat will zudem Milliarden in die Infrastruktur
investieren, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das nötige Kapital dafür soll an den
internationalen Finanzmärkten aufgenommen werden. Derweil hat die Zentralbank im Juli den
Leitzins deutlich erhöht, um Finanzinvestoren anzulocken und die Inflation von rund 15% zu
bekämpfen. Die Vorschläge liessen auf eine Besserung hoffen, sagte Chefvolkswirtin Khan.
Doch dem Land stehe noch ein langer und schmerzhafter Prozess der Anpassung an eine neue
Zeit bevor, in der man nicht mehr nur vom Erdöl abhängig sein will. «Unter anderen Umständen
wäre Nigeria angesichts der extrem niedrigen Zinsen in den entwickelten Märkten heute ein
attraktiver Schwellenmarkt.»
2016-08-13 00:00 Claudia Bröll www.nzz.ch
77 /100
Indigene Bogenschützen: Athleten aus dem Regenwald
Gustavo Paulinos Traum war das Sambodrom von Rio de Janeiro. Dort,
wo sich in den vergangenen Tagen die besten Bogenschützen der Welt
miteinander massen, wollte auch er stehen – als Vertreter Brasiliens, aber
vor allem als Vertreter der Indigenen seines Landes, die eben nicht
vertreten sind an den Olympischen Spielen. Gustavo musste sich damit
begnügen, die olympische Fackel durch Manaus tragen zu dürfen. Die
Qualifikation für das brasilianische Team der Bogenschützen hat er knapp verpasst. Er sei
enttäuscht, sagt er, doch er werde weiter trainieren, besser werden und es an die Spiele in
Tokio schaffen, ist er überzeugt. «Mein Dorf ist stolz auf mich, und meine Familie treibt mich an.»
Deshalb mache er weiter.
Gustavos Dorf liegt am Rio Cuieiras, einem Nebenarm des Rio Negro, knapp 100 Kilometer von
Manaus entfernt mitten im Amazonas-Regenwald und nur per Boot zu erreichen. Dort ist der
heute 19-Jährige geboren und gross geworden. Gustavo gehört den Karapãna an, einem
Stamm, der eigentlich vom Oberlauf des Rio Negro stammt. Doch viele haben sich inzwischen
am Unterlauf und damit in der Nähe der Zivilisation angesiedelt. Trotz dem Vormarsch der
Fernseher und Handys versuchen die Indigenen ihre Bräuche zu bewahren. Dazu gehört auch
der Umgang mit Pfeil und Bogen. Als Achtjähriger hatte Gustavo das Jagdgerät erstmals in
seinen Händen. «Mein Grossvater hat noch damit gejagt», sagt Gustavo. Heute sei das
Bogenschiessen in seinem Dorf jedoch nur noch eine Freizeitbeschäftigung.
Dennoch hat Gustavo schon im Kindesalter gelernt, auf Ziele zu schiessen. Sein Talent – und
das von zahlreichen anderen jungen Indigenen – soll der Welt nicht länger verborgen bleiben,
dachte sich die Fundação Amazonas Sustentável, eine NGO, die sich dem Schutz des
Regenwaldes und seiner Bewohner verschrieben hat. Sie schickte Scouts in die unzähligen
Indigenendörfer, um nach Talenten zu suchen. Schliesslich wurde eine Auswahl durchgeführt,
und die besten Bogenschützen bekamen die Möglichkeit, ins olympische Trainingszentrum
nach Manaus zu ziehen, um am Bogen zu trainieren.
Das war vor mehr als zwei Jahren. Heute ist Paulino eine der grossen brasilianischen
Zukunftshoffnungen im Bogenschiessen. Täglich trainiert er mehrere Stunden im
Trainingszentrum, abends absolviert er sein Studium zum Sportlehrer. Die Umstellung für
Gustavo war gross. Einerseits hat sich durch den Umzug vom Dorf in die Grossstadt sein
ganzes Umfeld verändert. Und auch aus sportlicher Sicht galt es, sich zuerst einmal an das
neue Gerät zu gewöhnen. Der Wettkampfbogen sei komplett anders als der traditionelle Bogen,
erklärt Gustavo. Er sei schwerer und vor allem viel präziser.
Doch nach nur zwei Jahren des Trainings hat Gustavo bereits eine Bronzemedaille im
Teamwettkampf an den panamerikanischen Meisterschaften sowie eine silberne im Einzel an
den Südamerikameisterschaften vorzuweisen. Auch andere indigene Athleten im Programm
haben Erfolge verbucht. Das grosse Ziel, einen oder mehrere Indigene an die Olympischen
Spiele von Rio zu bringen, wurde allerdings knapp verfehlt. Das Projekt, das inzwischen auf die
Unterstützung einiger Sponsoren und staatlicher Institutionen zählen kann, wird dennoch
weitergeführt.
Die Effekte des Projekts gehen über den sportlichen Erfolg hinaus: Über den Sport und die
Leistung der Athleten soll das Selbstwertgefühl der indigenen Gemeinschaft erhöht werden.
Brasilien zählt rund 900 000 Indigene aus 300 Ethnien, davon wenige noch ohne Kontakt zur
Aussenwelt. Doch der Lebensraum der Urvölker ist akut gefährdet durch die Landwirtschaft, den
Bergbau und Staudammprojekte. Die Lebenssituation der indigenen Minderheit, die sich
zwischen Tradition und Moderne zu verlieren droht, ist prekär. Sie leidet nicht nur unter Armut,
sondern auch unter Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Auch Gustavo kann davon
erzählen, vom Gefühl, nicht wahrgenommen und anerkannt zu werden.
Gustavo und seine Kollegen aus dem Team wollen das ändern – über den Sport. Keine andere
Sportart könnte dabei symbolischer sein als das Bogenschiessen. Mit Pfeil und Bogen haben
die Urvölker Brasiliens über Jahrtausende ihr Überleben gesichert. Und als die Eindringlinge
aus Europa sie vertrieben und auszurotten begannen, waren Pfeil und Bogen das Einzige,
womit sie sich zur Wehr setzen konnten.
2016-08-13 00:00 Tjerk Brühwiller www.nzz.ch
78 /100
Ursprungsmythen der europäischen Stadt: Die Piazza als
Herausforderung für heutige Urbanisten
Hannah Arendt sah sich nach dem Zweiten Weltkrieg vornehmlich in
ethischen Fragen zu einem «Denken ohne Geländer» herausgefordert –
ein Anliegen, das bis heute aktuell ist, auch und gerade im Hinblick auf
den Umgang mit überlieferten Visionen und Figurationen öffentlicher
Räume der europäischen Stadt, die erneut vor grossen Veränderungen
steht. Arendt mochte in den 1950er Jahren noch aus guten Gründen die
Agora, den befestigten Marktplatz, als Voraussetzung für die Erfahrung von Differenz erachtet
haben, als einen Raum, der Kommunikation ermöglicht und das Politische hervorbringt.
Inzwischen sind Piazza, Forum und Agora jedoch breit vermarktet – von Shoppingmalls bis zu
privaten Firmengeländen. Da sie aber zugleich zu den wirkmächtigsten Raumbildern der
europäischen Stadt zählen und mit Ursprungsmythen demokratischer Öffentlichkeit verbunden
werden, gilt es nunmehr ein Licht auf ihren historischen Wandel zu werfen und das Bewusstsein
für die gegenwärtig prägende Begriffs- und Ideengeschichte der Stadt zu schärfen.
Piazza, Forum und Agora werden oftmals als historisch verklärte Bilder gegen den Verlust des
öffentlichen Raumes aufgerufen. Diese Bilder sind jedoch weniger in der antiken oder
vormodernen Stadt verankert als vielmehr in drei bedeutenden Phasen der Architektur- und
Stadtgeschichtsschreibung seit dem späten 19. Jahrhundert, die historische Plätze erstmals
vergleichend untersuchte. Das Interesse konzentrierte sich dabei mehr auf deren ästhetischen
denn auf ihren sozialen, politischen und rechtlichen Gehalt. Als sei die Form des Platzes eine
unabhängige Grösse.
Diese Sichtweise bezüglich der Geschichte der Stadt hatte im Historismus ein theoretisches
Fundament. Sie trug populärwissenschaftlich aber auch fortan zur Verklärung (der Geschichte)
von Piazza, Forum und Agora bei, die ganz dem bürgerlichen Gemeinwohl verpflichtet schienen
und auf das Bild architektonisch gesäumter Freiflächen der Stadt reduziert wurden. Dass der
heutige Zustand historischer Plätze oftmals selbst Ergebnis ihrer «Verschönerung» im 19. und
20. Jahrhundert ist, wie die Stadtbildforschung zeigt, gerät dabei ebenso aus dem Blick wie die
Komplexität urbaner Raumstrukturen und die Verschränkung öffentlicher Räume. Dazu zählt die
Verbindung zwischen dem Stadtplatz und der Erdgeschosshalle von Rathäusern zum Beispiel
ebenso wie diejenige zwischen dem antiken Forum und der Forumsbasilika, die Markt- und
Gerichtsfunktionen innehatte.
Grenzen und Schwellen gehören zur Realität vormoderner Plätze, nicht aber zum populär
gewordenen Bild von Piazza, Forum und Agora unserer Gegenwart. Während frühneuzeitliche
Autoren selbstverständlich davon ausgingen, dass das Forum geprägt werde durch den Sitz der
Regierung, die Münze und das gerne furchteinflössende Gefängnis, wurde das Idealbild
desselbigen von Autoren wie Camillo Sitte um 1900 gezeichnet. In kritischer
Auseinandersetzung mit den gewaltigen Modernisierungs- und Erweiterungsmassnahmen
europäischer Städte verfasste er 1889 seine Schrift «Der Städte-Bau nach seinen
künstlerischen Grundsätzen». Das Buch wurde ein Standardwerk. Es ging in die
Architektenausbildung ein und entfaltete seinen Einfluss bis in den nordamerikanischen Raum.
Dort erschien 1922 der «American Vitruvius. An Architect's Handbook of Civic Art», der Sittes
Positionen einbezog und in eingängigen Bildstrecken veranschaulichte. Denn Sitte hatte den
Platz zum ersten Mal aus einer historisch vergleichenden Perspektive untersucht und in
Grundrissen und pittoresken Ansichten vor Augen geführt.
Damit begründete Camillo Sitte nicht nur die Forschung zum Städtebau. Er liess vielmehr auch
den Platz als Errungenschaft der europäischen Stadt erscheinen. Offene Marktstrassen,
Vorplätze von Moscheen oder überdachte Märkte fanden als Öffentlichkeitskonzepte anderer
Stadtkulturen keine Erwähnung. Sie sind bis heute eher Gegenstand von formalen Typologien
als von strukturell vergleichenden Analysen. Hinzu kommt, und dies beeinflusste die
Ideengeschichte des Platzes nachhaltig, dass Sitte das antike Forum zum Ideal der
Stadtbaukunst und des bürgerlichen Gemeinwohls erklärte, das noch in den Plätzen Italiens
nachwirke: als Wohnzimmer, als nach oben hin offener Festsaal der Stadt, dessen Mitte frei
blieb. Schliesslich seien Denkmäler in Mittelalter und Renaissance nach künstlerischen
Massstäben der Raumwirkung am Rand der Plätze aufgestellt gewesen. Dass es auch
rechtlicher und politischer Voraussetzungen bedurfte, um ein Monument raumbeherrschend in
das Zentrum eines Platzes zu stellen, spielte für Sitte keine Rolle. Ihm ging es um die Frage der
Schönheit der Stadt.
Resultat dieses verbindlichen Anliegens war ein entpolitisiertes Bild historischer Plätze, das
zugleich den Spielraum für neue Interpretationen bot – so auch in den 1950er Jahren. Zu dieser
Zeit widmeten sich Autoren wie Sigfried Giedion dem Verhältnis von «Architektur und
Gemeinschaft» (1956), während die erste Nachkriegskonferenz der Congrès Internationaux
d'Architecture Moderne (CIAM) die internationale Architektengemeinschaft zum Nachdenken
über das «Herz» der Stadt und dessen Neugestaltung anregte. Angesichts der verheerenden
Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war dies ein ebenso zentrales Anliegen wie die (Re)Humanisierung der Stadt. Erneut richtete sich der Blick wie durch ein Brennglas auf Forum,
Agora sowie die Plätze Italiens. Sie wurden nun endgültig zu Sinnbildern der Kommunikation,
der Begegnung und der Partizipation und auch als solches in der CIAM-Publikation «The Heart
of the City» (1952) in humorvollen Zeichnungen und Fotografien vor Augen geführt.
Man könnte beim Anblick dieser wunderbaren Zukunfts- und Vergangenheitsvisionen der
1950er Jahre glatt vergessen, dass Forum und Agora traditionell politische Raumfiguren waren,
die noch wenige Jahre zuvor in den imperialen Forumsplanungen des Nationalsozialismus und
des Faschismus in diesem Sinne aktualisiert wurden. In Deutschland waren zahlreiche
Gauforen als «Zentren der Macht» (Christiane Wolf, 1999) geplant, die nur in Weimar eine
weitgehende Umsetzung erfuhren, während Albert Speers monumentale Berlin-Vision auf das
Schema des antiken Forums als Kreuzungspunkt der beiden Hauptachsen der Stadt rekurrierte.
Den von Staatsbauten gesäumten Platz dachte er mit einem gewaltigen Triumphbogen zu
bekrönen.
In Italien stellte sich Benito Mussolini direkt in die Tradition der antiken Grösse Roms. Nicht nur
wurden die antiken Kaiserforen mit verstärkten Kräften ausgegraben, sondern 1932 auch die
Via dei Fori Imperiali eröffnet. Sie führt heute noch vom Kolosseum entlang der und teilweise
über die antiken Ruinen der Foren zur Piazza Venezia, dem damaligen Sitz der faschistischen
Regierung, und von dort aus weiter zur EUR, dem neuen Weltausstellungsgelände im Süden
der Stadt. Dort mündet sie in ein modernes Forum, das von der Via Imperiale durchschnitten
wurde, die dem hegemonialen Anspruch Roms entsprechend bis zum Meer führte und auf
Italiens Kolonien in Ost- und Nordafrika verwies.
Die seit der Antike immer wieder aktivierte politische Dimension der Forumsidee verschwand
nicht nur um 1900 und um 1950 aus dem Blick, sondern auch in der Vielzahl an Publikationen
zur europäischen Stadt und zu ihren Plätzen, die seit den 1990er Jahren auf den Markt kamen.
Nach dem Ende des Eisernen Vorhangs beförderten sie den Europagedanken. Sie wirkten aber
auch am Bild einer vermeintlich kohärenten Identität der europäischen Stadt mit, die Dirk
Schubert in seinem Artikel «Mythos ‹europäische Stadt›» (2001) eingängig reflektiert.
Das Problem des popularisierten Modells der europäischen Stadt ist, dass Piazza, Forum und
Agora als Ursprung demokratischer Öffentlichkeit in Anspruch genommen werden, dass
historische Prozesse der sozialen Inklusion und Exklusion aber nicht gleichermassen
thematisiert werden. Dabei ist die architektonische Gestalt dieser Stadträume nicht unabhängig
davon, dass hier auch das Militär durch Triumphbögen einzog, Hinrichtungen vollzogen und
Schandbilder der rechtlich Verfolgten dem allgemeinen Spott ausgesetzt wurden, dass nicht
alle sozialen Gruppen und Geschlechter jederzeit Zutritt hatten, dass es Vorformen der
Gentrifizierung gab und dass die Anwohner die Kosten für die Stadtverschönerungen oftmals
selbst mitzutragen hatten.
In pittoresken Narrativen europäischer Stadtplätze sind diese Zusammenhänge weitgehend
ausgespart. Um den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen, reicht es daher nicht,
ahistorische (Sehnsuchts-)Bilder von Piazza, Forum und Agora aufzurufen. Es gilt vielmehr, den
Schleier beiseitezuschieben, um die Transformationen dieser Begriffe und Ideen zu sehen, die
im heutigen City-Marketing verloren gehen. Und um Architektur- und Stadtgeschichte wieder als
Problemgeschichte zu begreifen. Dadurch würden die komplexen Strukturen öffentlicher
Räume sichtbar und auch interkulturell in neuer Weise vergleichbar. Selbst in der italienischen
Renaissance galt nicht nur die architektonisch gefasste Freifläche vor dem Palast als Piazza.
Auch Innenhöfe von Schlössern und Kastellen konnten als solche ausgebaut werden, während
Andrea Palladio den grossen Sitzungssaal im Obergeschoss des Rathauses in Vicenza sogar
als «Piazza» definierte.
Piazza, Forum und Agora waren weitaus vielschichtiger als das im 19. Jahrhundert gezeichnete
Bild, das ironischerweise gerade für jene Plätze werbewirksam geworden ist, die den Besucher
als Konsumenten willkommen heissen, nicht aber als politisches Wesen. Als Zoon politikon, der
laut Hannah Arendt der Agora bedarf. Heisst dies nicht auch, dass es im Sinne eines politischen
Denkens eines problembewussten Blicks auf Geschichte und zukünftige Herausforderungen
öffentlicher Stadträume bedarf? Gerade das Wissen um die Beziehung zwischen öffentlichen
Innen- und Aussenräumen, das Vorhandensein von Grenzen und Schwellen, von Formen der
Partizipation und der Exklusion stellt eine wesentliche Voraussetzung für die (historische)
Analyse und den interkulturellen Vergleich öffentlicher Raumkonzepte dar. Unter diesem
Gesichtspunkt sind Piazza, Forum und Agora tatsächlich eine Herausforderung für das
Nachdenken über die Stadt und die zukünftige soziale Dimension von Architektur.
2016-08-13 00:00 Brigitte Sölch www.nzz.ch
79 /100
Flüchtlingslager in Como: Hier endet die Mittelmeerroute
Helen* ist 14. Sie trägt einen Ganzkörperanzug. Pink. Frottee. Wäre sie
Schweizerin, man würde dahinter den eigentümlichen Geschmack der
Mutter vermuten. Aber Helen hat ihre Mutter schon lange nicht mehr
gesehen. Vor vier Monaten hat sie Eritrea verlassen. Sie kam alleine
durch die Wüste nach Libyen. Jetzt sitzt sie in Como vor dem Bahnhof.
Eine Weltreisende, eine Überlebende.
Auch Samrawit* hat überlebt. Was alles, das weiss man nicht so genau. Das erzählt sie nicht.
Die Furche auf der Stirn ist tief, verheilt zwar, aber für immer da, ein kleiner Graben, der die Stirn
teilt und dann nahtlos in einen Rastazopf übergeht. Samrawit ist 16.
Helen und Samrawit haben dasselbe Ziel – die Schweiz. Hier hätten sie Verwandte, erzählen
sie. Hier würde ihr Überleben, ihre Reise über Tausende von Kilometern, Sinn ergeben. Seit
einer Woche sitzen die zwei Mädchen in Como fest. Zusammen mit einigen hundert weiteren
Flüchtlingen aus Äthiopien, Eritrea, Somalia und einigen wenigen Syrern.
Innert kurzer Zeit ist der Park vor dem Bahnhof Como San Giovanni zum wilden
Flüchtlingscamp geworden. Seit Ende Juli endet hier die Mittelmeerroute. Es gibt zwei Gründe
für diese Entwicklung: Schon lange haben Österreich und Frankreich ihre Grenzübergänge zu
Italien geschlossen. Wer von Italien weiter in den Norden will, versucht es nun über die
Schweiz. Diese schafft die Flüchtlinge, die bereits in Italien Asyl beantragt haben, gemäss den
Dublin-Regeln zurück. Nach Como, wo sie warten. Und es erneut versuchen.
Doch die beiden Mädchen erzählen eine andere Geschichte. Vor einigen Tagen hätten sie den
Zug in die Schweiz bestiegen. Como–Chiasso. 10 Minuten Fahrt. Die letzten 10 Minuten einer
monatelangen Reise. In Chiasso seien sie von Schweizer Grenzwächtern in Empfang
genommen worden. Sie hätten Asyl beantragen wollen. Doch dazu sei es nie gekommen,
sagen sie. Nach etwa 18 Stunden hätten sie wieder im Park in Como gesessen.
Hat die Schweiz den zwei minderjährigen Mädchen wirklich nicht ermöglicht, Asyl zu
beantragen? Denn nur so hätte abgeklärt werden können, ob die beiden nicht bereits in Italien
Asyl beantragt haben.
Es steht Aussage gegen Aussage. Die Grenzwächter und die Polizei versichern: Wer wolle,
könne einen Antrag stellen und erhalte ein faires Asylverfahren. Ausländer- und Asylgesetze
würden befolgt. Jeder komme zu seinem Recht. Die Flüchtlinge in Como und die
Flüchtlingshelfer widersprechen: Viele würden ohne Nachfrage kurzerhand zurückgeschafft.
Und es werde nicht einmal überprüft, ob die Flüchtlinge in Italien bereits Asyl beantragt hätten.
In Como bleibt die Wahrheit verborgen.
Es ist kurz vor Mittag in Como. Dutzende Migranten drängen in eine Ecke der Bahnhofshalle
von Como San Giovanni. Die hinteren stellen sich auf die Zehenspitzen, um sehen zu können,
was vorne geschieht. Es ist laut, die Stimmen hallen. Ein Fotograf hebt seine Kamera über die
Menge. Er drückt ab, ohne zu zielen, und schiesst Bild um Bild.
Ganz vorne sitzt Nicole Agostini, 24 Jahre alt, an einem kleinen Tisch, der eigentlich zum
Bahnhofbuffet gehört. Agostini arbeitet ehrenamtlich für die Hilfsorganisation Firdaus der
Tessiner SP-Politikerin Lisa Bosia Mirra. Vor Agostini steht Ahmed,* ein 17-jähriger Mann. Er
hält stumm einen Computerprint hin, eine ausgedruckte Whatsapp-Nachricht: «Heello, Im de
sister of Ahmed. I live in Gossau, Bahnhofstrasse 12. Please help Ahmed. He wants Asylum.»
Dazu ein Bild der Schwester. Ahmed schaut Agostini an. Sie nickt und zeigt auf ein
improvisiertes Formular: «Gut. Schreib hier deinen Namen hin. Dein Alter. Dass du Asyl willst.»
Ein Mann übersetzt.
Die Whatsapp-Nachricht und das Formular sollen, so Firdaus' Kalkül, Grenzwächtern
verunmöglichen, Ahmeds Asylwunsch zu ignorieren und zu behaupten, dass Flüchtlinge aus
sprachlichen Gründen ihren Asylantrag gar nicht zum Ausdruck bringen könnten. Tatsächlich
sprechen im improvisierten Flüchtlingslager nur die wenigsten Englisch, Französisch oder
Italienisch. Agostini versteht, dass die Grenzwächter mit der Situation überfordert sind. Die
Formulare sollen deshalb klarmachen, wo das Ziel der Flüchtlinge ist, ob jemand minderjährig
ist, ob die Schweiz Transit- oder Zielland ist.
Doch auch Firdaus hat Kritiker: Diese behaupten, die Hilfsorganisation betätige sich in Como
als Schlepperorganisation. Lisa Bosia Mirra, die Firdaus leitet, ist das egal. Sie ist seit Anfang
August jeden Tag in Como. Über die Flüchtlinge, die sie betreut, führt sie Buch – jeder
Flüchtling eine Zeile. Die Spalten «Alter» und «Anzahl Versuche» sind aus Sicht von Mirra
besonders spannend: «Der hier, der hat es drei Mal versucht», erklärt sie. «Drei Mal wurde er
abgewiesen. Beim vierten Mal klappte es. Wieso? Keine Ahnung.»
Um 19 Uhr setzen sich die Flüchtlinge des Lagers vor dem Bahnhof in Bewegung. In einer
langen Kolonne verlassen sie den Park, überqueren die Via Innocenza, schlendern in
Grüppchen die Via Tolomeo Gallio hinab und steuern auf das Stadtzentrum zu. Ein alter
Comoeser hält auf seinem Velo in sicherer Distanz an und beobachtet die Szene.
«Unglaublich», murmelt er. Er schüttelt den Kopf. Ein Mädchen, auf den Schultern seines Vaters
sitzend, winkt dem Mann fröhlich zu. Würden die Flüchtlinge weiter der Via Giuseppe Garibaldi
folgen, träfen sie innert Minuten auf die Feriengäste der Stadt, die in den Strassencafés Negroni
und Aperol Spritz geniessen. Doch kurz vorher biegt der Flüchtlingszug nach rechts ab, folgt
einer Gasse bis zu einem kleinen Durchgang zwischen einer Kirche und einem
Nebengebäude. Eine Schlange bildet sich. Hier serviert die Caritas von Como Essen. Einmal
pro Tag. 480 Mahlzeiten.
Flavio Bogani rennt in eine, dann in die andere Richtung, zerrt einen Koch herbei, zieht einen
Helfer am Ärmel. Er will demonstrieren, wie viel hier alle leisten und wer die Menschen sind, die
seit Tagen für die Flüchtlinge sorgen. Er zeigt auf einen Helfer und erklärt: «Dieser Mann war
selber ein Flüchtling. Er kam 2007 von Eritrea, hat geheiratet und lebt nun in Como. Jetzt kocht
er hier jeden Tag.» Bogani ist Lehrer. Jetzt koordiniert er für die Caritas diese Hilfsaktion. 280
Helfer stehen im Einsatz. Wie lange sie das durchhalten? «Solange wir müssen. Solange es
uns braucht.» Bogani zuckt mit den Schultern. «Irgendwie schaffen wir das.»
In Como zeigt sich ein Grundproblem der Flüchtlingskrise. Für diejenigen, die bis hierher
gekommen sind, gibt es keine Endstation. Irgendwann geht es weiter, irgendwie, irgendwohin.
Denn für sie war es immer so in den letzten Wochen, Monaten, Jahren. Und die anderen sind
nicht hier. Sie liegen in der Wüste, in einem Kerker in Libyen, auf dem Grund des Mittelmeeres,
aber nicht unter den Bäumen vor dem Bahnhof Como San Giovanni.
Auch Helen und Samrawit reisen weiter und werden es erneut versuchen. Heute wollen sie den
Zug besteigen, Como–Chiasso. 10 Minuten Fahrt, vielleicht die letzten 10 Minuten einer
monatelangen Reise. Auf sich tragen sie: den Ausdruck einer Whatsapp-Konversation, das
ausgefüllte Formular mit dem Stempel von Firdaus, auf dem die zwei Mädchen mithilfe von
Agostini ihren Asylwunsch niedergeschrieben haben. Und ein Fetzen Papier, halb so gross wie
eine Visitenkarte, darauf die Handynummer von Agostini. Helen und Samrawit sollen anrufen,
wenn sie es geschafft haben.
Oder wenn nicht.
2016-08-13 00:00 Michael Schilliger www.nzz.ch
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Die Transformation städtischer Uferzonen: Neues Leben
am Wasser
Die Voie Georges Pompidou schlängelt sich entlang dem rechten Seineufer durch Paris. Mit
einer beschränkten Zahl von Einfahrten verläuft sie kreuzungsfrei am
Fuss hoher Quaimauern und unterquert in kurzen Tunnels die
Seinebrücken. Nach zehnjähriger Bauzeit 1976 eröffnet, trägt die
Schnellstrasse wie das Museum den Namen des kurz zuvor im Amt
verstorbenen Präsidenten. Pompidou war Kunstsammler und begeisterter
Autofahrer, der ganz im Geist der Trente Glorieuses, der Zeit von 1946 bis
1975, Land und Kapitale zu modernisieren beabsichtigte.
Wie in anderen Städten auch stand der Autoverkehr damals noch nicht im Widerspruch zum
Schönheitsverständnis. Im Gegenteil: Ganz dem Privatverkehr überlassene Flussufer sollten
dem Raser einen aktiven Genuss der Stadtkulisse bieten. Wo die Voie Georges Pompidou den
Pont de l'Alma unterquert, sollte 1997 die vor den Paparazzi flüchtende Prinzessin Diana ihren
fatalen Autounfall erleben. Wenige Jahre später diente die Expressstrasse ihrem
ursprünglichen Zweck nur noch mit Unterbrechungen. Ihre sommerliche Schliessung gehört seit
2002 zum Programm der Mairie de Paris, den Zuhausegebliebenen eine sandbestreute Riviera
anzubieten. Ähnliche Events wie Paris-Plages verwandeln inzwischen in andern europäischen
Städten die einst unzugänglichen Uferzonen in Freizeitwelten. In der Regel bleibt die
Beziehung zum Wasser aber visuell-atmosphärisch, weil – wie auch im Fall der Seine – das
Baden nicht erlaubt ist.
Mehr Glück hat Zürich gegenwärtig mit seinem «Pavillon of Reflections». Am Ausfluss des
Zürichsees steht das vom Studio des ETH-Professors Tom Emerson konzipierte hölzerne
Manifesta-Floss. Zeichen und Veranstaltungsort, lädt der Pavillon Besucher der Manifesta zum
Bad im See ein. Christian Jankowski, Künstler und Kurator der Manifesta, führt die Badanstalten
in nächster Nähe als Inspirationsquelle an. Orte wie das Bad Utoquai erfüllen tatsächlich
wichtige Aufgaben für die Zürcher Urbanität. Sie sind der Inbegriff eines demokratischen
Dolcefarniente und die Antithese zum exklusiven Klub. Einst Institutionen der GrossstadtHygiene und einer damit verbundenen Körperkultur, wandelte sich die Badeanstalt zum
sozialen Kondensator an Zürichs geschäftstüchtigen Ufern.
An der Limmat findet sich unter anderen Vorzeichen die Tendenz zur hedonistischen
Entschleunigung, die auch Paris-Plages prägt. Mit Eröffnung der Fussgängerzone Limmatquai
vor zehn Jahren haben selbst die Zunfthäuser ihre Arkaden in Lounges verwandelt. Wie der
Detailhandel richtet sich die Gastronomie heute nach dem neuen touristischen Potenzial im
Hochpreissegment. Die oftmals verschleierten Besucherinnen auf der neuen Flanierzone
stehen diametral im Gegensatz zu den «Filles du Limmatquai», die noch 1982 von Stephan
Eicher besungen wurden. Urbane Rauheit findet auf dem Limmatquai bestenfalls als Event statt.
Dort, wo einst die Fleischhalle stand, sorgte 2014 eine andere Kunstaktion für industrielle
Patina: Im Rahmen von «Zürich Maritim» gelangte ein Hafenkran mit Baujahr 1960 von Rostock
nach Zürich. Nachdem die hiesigen Industrieareale fast ausnahmslos hochwertigen Immobilien
Platz machen mussten, erschien das ausrangierte DDR-Objekt am Limmatquai wie ein Fetisch
physischer Arbeit.
Mit dem Ende des real existierenden Sozialismus wurden deutsche Küsten und Ufer sowie ihre
Infrastrukturen für neue Aneignungen frei. Zum städtebaulich-politischen Symbol der
Wiedervereinigung wurde in Berlin die Spree – ein Raum, der im Stadtzentrum die unerbittliche
Logik des Kalten Krieges abbildete. Nach dem Hauptstadtbeschluss von 1991 kristallisierte sich
im Jahr darauf beim Spreebogen-Wettbewerb heraus, welches Regierungsviertel zwischen
dem historischen Reichstagsgebäude, dem Tiergarten und dem Fluss entstehen würde. Ein
Masterplan legte Achsen fest, die über den mäandrierenden Flusslauf hinweg die vom Zweiten
Weltkrieg und vom DDR-Todesstreifen ausgedünnte Stadtmorphologie verklammern sollten.
Die kompositorischen Strategien von Axel Schultes, der dieses «Band des Bundes» und auch
das Bundeskanzleramt konzipierte, überraschen insofern, als Spreebogen und Tiergarten
bereits einmal mit radikalen Hierarchien überzogen worden waren: Hier sollten Albert Speers
«Germania»-Hauptstadtplanungen umgesetzt werden, und erst die Bombardierung Berlins
setzte der Grossbaustelle ein Ende.
Entsprechend pragmatisch und zurückhaltend organisierte ab 1949 die Bonner Republik ihr
«provisorisches» Regierungsviertel: eine Bandstadt am Rhein, deren Aneinanderreihung von
Kanzleramt, Bundestag, Verwaltungen und Parteizentralen dem Flusslauf folgte. Genau ein
halbes Jahrhundert später wechselte man vom Rheinufer an die Spree, wo repräsentative
Grossbauten und Strassenfluchten nun einen Fluss überspringen. Zweck dieser monumentalen
Geste ist es, das Bild der Einheit in die endlose Weite der Berliner Stadtlandschaft
einzubrennen.
Auch die Schweizer Landesausstellungen bemühen sich seit je um die Demonstration einer
nationalen Idee. Diese Darstellungen und Reflexionen nationaler Identität fanden vorzugsweise
an Gewässern statt, mit besonderem thematischem Nachdruck bei der Expo 02. Mit den
Arteplages setzte man unter der künstlerischen Leitung von Pipilotti Rist auf das Ufer als
Metapher für Austausch und Kreativität. Getreu der Befindlichkeit der 1990er Jahre wurde ein
Diskurs des Vernetzt-Flüssigen angestossen, der jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich zu
überzeugen vermochte. Die Expo 02 gab damit weder eine nationale Befindlichkeit wieder,
noch lancierten ihre gesponserten Architekturen Ideen. Ebenso wenig hinterliessen die auf vier
Standorte und drei Seen verteilten Arteplages eine bleibende Beziehung zwischen Stadt und
Ufer – trotz Ikonen wie Jean Nouvels Würfel in Murten und der Wolke von Diller & Scofidio in
Yverdon-les-Bains.
In eine dankbarere Zeit fiel die World's Columbian Exposition, die 1893 am Ufer des Lake
Michigan in Chicago abgehalten und von 27 Millionen Menschen besucht wurde. Am Stadtrand
der damals zweitgrössten US-Stadt waren Spektakel und Erbauung auf griffige Weise in einer
Vergnügungslandschaft kombiniert. Ihr Epizentrum bildete die von Chefplaner Daniel Burnham
erdachte White City. Rund um eine künstliche Lagune entstand ein Ensemble hoch
aufragender, weisser Fassaden. Mit der von Burnham verordneten neoklassizistischen
Einheitlichkeit bezog man sich auf ein metropolitanes Europa. Gleichzeitig orientierte man sich
am Massstab römischer Kaiserforen, um den imperialen Rang der USA als neue Weltmacht zu
unterstreichen.
Die World's Columbian Exposition verfügte als eine der ersten Weltausstellungen über
elektrische Beleuchtung, so dass sich die White City nachts höchst effektvoll im Wasser
reflektierte. Aus Stahl und Rigips gefertigt, war diese Kunstwelt ebenso vergänglich wie später
die Arteplages der Expo 02. Doch mit ihrer städtebaulichen Ambition gilt diese Weltausstellung
als Inkubator und Initialzündung für eine Stadtplanung, die auf Identitätsstiftung durch Schönheit
setzte. Unter dem Namen «City Beautiful» richtete sich diese politisch noch diffuse Kampagne
gegen konkurrenzierende Wolkenkratzer, ausufernde Industrieanlagen, Umweltverschmutzung,
aber auch gegen den allgemeinen Sozialdarwinismus und die verbreitete Korruption – alles
Merkmale der damaligen Urbanität in Amerika. Ein Umdenken zeichnete sich nach dem Erfolg
der Weltausstellung ab, als sich – nicht zuletzt angesichts verschärfter gesellschaftlicher
Spannungen – bei der Wirtschaftselite ein geläuterter Individualismus durchzusetzen begann.
Die halbprivate Chicago Plan Commission beauftragte Burnham zusammen mit dem
Stadtplaner Edward Bennett, einen Gesamtplan für die Stadtregion zu verfassen. 1909
veröffentlicht, trug dieser den Titel «Paris on the Prairie». Seine Verfasser schlossen an
Haussmanns Paris als Vorbild an, um die gegenüber Europa empfundenen kulturellen Defizite
zu kompensieren. Ihr bis heute wohl nachhaltigster Vorschlag war Grant Park, die neue
Visitenkarte vor dem Geschäftszentrum. Der weite Grünraum wurde mit französischen Broderien
und Museumsbauten bestückt. Am Seeufer mussten Industriebetriebe weichen, Rangiergleise
unter einer Plattform verschwinden und landeinwärts ein neuer Zentralbahnhof errichtet
werden. Aber seither öffnet sich Chicago zum Lake Michigan.
Noch stärker als in Chicago avancierte in New York die Umordnung der Uferzonen zum
zentralen Thema der Stadtentwicklung. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden dort immense
Investitionen in Massenwohnungsbau und Strassenbau getätigt, um während der
Wirtschaftskrise und in der Nachkriegszeit die Bauwirtschaft anzukurbeln – allerdings
weitgehend losgekoppelt von ästhetischen Vorgaben. Standen Burnham und Bennett beim
Chicago-Plan noch im Bann der Académie des Beaux-Arts, ging in New York der Technokrat
Robert Moses von abstrakten Verkehrsdiagrammen und Grundstückspreisen aus. Er hielt wenig
von Stadtplanung als Disziplin und noch weniger von Architektur, erkannte in unternutzten
Ufern vielmehr billiges Bauland für Sozialsiedlungen und Grünanlagen. Für diese
Neubauviertel fatal war, dass die Uferzonen zugleich als Expresskorridore dienten: Hier gedieh
das Schnellstrassensystem, mit dem Moses die Stadt New York überzog.
Seine Richtschnur war der über die Stadtgrenzen hinausreichende «Regional Plan for New
York», der schon 1929 auf Massenmotorisierung setzte. Um die bereits beginnende
Suburbanisierung zu fördern, sah diese Matrix zwischen New Jersey, Long Island und
Connecticut Autobahnen vor, alle innerhalb von New York City mit neuen Brücken und Tunnels
verknüpft. Zur Mobilität auf der Makroebene kam eine lokale Ebene, die sich ebenfalls auf das
Wasser bezog – der Sport. Denn in seiner Rolle als Chef sämtlicher New Yorker Pärke war
Moses – bis ins hohe Alter ein eifriger Schwimmer – zwischen 1934 und 1960 der Schöpfer
zahlloser Freibäder und Strände. Sein Recycling der New Yorker Ufertopografie schloss somit
Autoverkehr und Körperkultur kurz. Der geniale Organisator brachte zudem ein ehemaliges
Schlachthofgelände am East River als Bauplatz für den Hauptsitz der neugegründeten
Vereinten Nationen ins Spiel – mit Erfolg. Oft war Moses seiner Zeit voraus, etwa als er den
schleichenden Niedergang von Hafen und Industrien in New York als Möglichkeit erkannte, an
deren Stelle Institutionen wie die Uno anzusiedeln. Die unzimperlichen Methoden, für die
Moses berüchtigt war, hatten noch nichts mit dem postindustriellen Städtebau zu tun.
Meisterhaft spielte er Machtgefüge aus, stellte seine Gegner kalt und mobilisierte für seine
Vorhaben heute undenkbare staatliche Subventionen.
Top-down-Ansätze wie in New York waren endgültig diskreditiert, als die Industrie aus den
meisten nordamerikanischen und europäischen Städten verschwand. Für Investitionen
veränderte dies die Ausgangslage schlagartig, was sich auch auf die Hierarchie von Zentrum
und Rand in der postmodernen Stadt ausgewirkt hat. Unsicherheiten und Zwischennutzungen
haben einigen abgeschriebenen Uferbrachen zu einer spektakulären Blüte verholfen – in
Bilbao dank dem Guggenheim-Museum, in London dank der Tate Modern oder in Manhattan
dank dem High-Line-Park. Inzwischen ist es eine erprobte Formel, bei der trist-atmosphärische
«off locations», zeitgenössischer Kunstbetrieb und spezialisierte Architekturlabels in einer
neuen Ökonomie zusammenwirken. Darin spielt der Handel mit physischen Gütern kaum noch
eine Rolle – umso mehr aber der Umgang mit Symbolen. In dieser Hinsicht erscheinen der
Zürcher Hafenkran von 2014 oder die fast fertiggestellte Elbphilharmonie in der Hamburger
Hafencity von Herzog & de Meuron wie die Zuspitzung einer Logik des maritimen Recyclings.
2016-08-13 00:00 André Bideau www.nzz.ch
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69. Filmfestival Locarno: Die Preisfrage
Zur Folklore eines jeden Filmfestivals gehört das kollektive Spekulieren
über die Preisträger. Es beginnt am ersten Festivaltag, ungeachtet der
Tatsache, dass noch keine Vergleichsmöglichkeiten bestehen. Nach der
Vorführung stehen die Leute in Grüppchen zusammen und debattieren.
Zwei Strömungen sind dabei auszumachen. Zum einen die Rudelbildung.
Das war noch nie so gut zu beobachten wie beim diesjährigen
Filmfestival Cannes, als es angesichts grassierenden Jubels kaum noch jemand wagte, gegen
den enervierenden Film «Toni Erdmann» von Maren Ade zu argumentieren, den Kritikerliebling,
der trotzdem am Ende leer ausging. Der von vielen behauptete «Skandal» war diese
Entscheidung indes nicht.
Zum anderen greift immer wieder eine Formel, welche da lautet: ein Film, zwei Kritiker, drei
Meinungen. Wie schwierig muss es da erst sein, innerhalb einer Jury den nötigen Konsens zu
finden? Diese kann nicht wie das Publikum mit Stimmkarten ihr Votum abgeben. Insofern ist in
Locarno die vieltausendköpfige «Jury» des Publikums auf der Piazza Grande, die über den Prix
du Public entscheidet, die aufrichtigste. Was nicht heissen soll, dass der mexikanische
Regisseur Arturo Ripstein, welcher an diesem Samstag mit seinen vier Mitjuroren über die
Vergabe des Goldenen Leoparden entscheiden muss, sich die Sache etwa leicht macht. Wie
das Publikum wird die Jury des Concorso internazionale zunächst nach dem
Ausschlussverfahren vorgehen und darüber entscheiden, wer gewiss keinen Preis bekommt.
Der zuletzt gezeigte Wettbewerbsbeitrag «Bangkok Nites» von Katsuya Tomita hat
beispielsweise sicherlich keine Chancen auf einen Darstellerpreis, so hölzern ist das Spiel der
Akteure in dieser Geschichte um japanische Geschäftsleute, die sich in Thailands Hauptstadt
mit Mädchen eines Escort-Services vergnügen. Zu hoffen ist, dass sich die Jury angesichts der
vielen Filme und Eindrücke am Ende des Festivals noch ausreichend gut an den Anfang
erinnert, also jene Filme, die zuerst ins Rennen gingen. Mit dem bulgarischen Beitrag «Glory»
steht hier ein valabler Preiskandidat zur Auswahl. Und die vielen Debütanten, möglicherweise
noch nicht mit allen Wassern des Filmgeschäfts gewaschen, sollten nicht nur eine Chance auf
den ebenfalls vergebenen Preis für den besten Erstlingsfilm haben.
Wil man die thematischen Hauptströmungen des diesjährigen Filmfestivals Locarno bilanzieren,
so fällt auf, dass sich viele Filmemacher mit den Echos vergangener politisch-gesellschaftlicher
Eruptionen auseinandergesetzt haben oder dass in ihren Geschichten Umbrüche wie von ferne
hallen, eine Grundnote setzen, aber nicht im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Im
hervorragenden rumänischen Beitrag «Scarred Hearts» sind es etwa der Nationalsozialismus
und der Antisemitismus, die in den Gesprächen der Sanatoriumspatienten, welche im
Mittelpunkt der Geschichte stehen, aufscheinen, ohne indes die eigentliche Handlung zu
beeinflussen – eine raffinierte Geschichtsstudie in blosser Reflexion.
In den anderen osteuropäischen Beiträgen sind es die Folgen des Zusammenbruchs der
Sowjetunion, welche den Bodensatz bilden, ohne im Vordergrund zu stehen. Und im
preiswürdigsten Film des Wettbewerbs, dem ägyptischen Beitrag «Brooks, Meadows and
Lovely Faces», wird die Enttäuschung über das Scheitern des Arabischen Frühlings als
kunstvolle Metapher in eine Geschichte gewoben, die wie ein Märchen aus «Tausendundeiner
Nacht» erscheint. Die Jury hat in diesem starken Jahrgang, der zwar einige heftige Ausreisser
aufwies, aber letztlich befriedigender war als in anderen Jahren, die Qual der Wahl.
2016-08-13 00:00 Susanne Ostwald www.nzz.ch
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Schutz vor Schlaganfall: Ein Filter fürs Gehirn
Von den vier Klappen im Herzen erkrankt die Aortenklappe am
häufigsten. Ist sie etwa stark verkalkt, muss sie ersetzt werden. Das wird
immer öfter mit einem katheterbasierten Eingriff gemacht. Bei diesem
(Transcatheter aortic valve implantation) wird die künstliche Klappe meist
über die Leistenarterie an ihren Ort zwischen linker Herzkammer und
Hauptschlagader (Aorta) gebracht – und dort anstelle der kranken Klappe
placiert. Die alte Klappe wird dabei nicht entfernt, sondern an die Wand des Blutgefässes
gedrückt.
Was einfach klingt, kann beim Patienten in seltenen Fällen zu einem Hirnschlag führen. Denn
beim Einschieben der neuen Klappe können sich von der alten Klappe und vom Blutgefäss
Kalk und anderes Material lösen; dieses Material kann dann mit dem Blutstrom ins Gehirn
verschleppt werden. Um solche Embolien zu verhindern, sind in den letzten Jahren
Filtersysteme entwickelt worden, mit denen die aus der Aorta Richtung Kopf abzweigenden
Arterien vor mitgeschwemmtem Material geschützt werden sollen. Was ein solches protecting
device bringt, haben Forscher der Universität Leipzig soeben an 100 Patienten getestet. Bei
allen wurde die verengte Aortenklappe mittels «Tavi» ersetzt – bei 50 davon mit Filter-Schutz,
bei 50 ohne.¹
Wie Axel Linke und seine Kollegen zeigen konnten, liess sich mit dem Filter nicht nur die Zahl
der im Hirn mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRI) nachweisbaren Embolie-verdächtigen
Läsionen verringern, sondern auch deren Grösse. Also ein klarer Fall für den Filter, würde man
meinen. Dem ist leider nicht so, denn die klinische Relevanz der MRI-Befunde bleibt fraglich. So
fanden die Studienärzte in beiden Gruppen bei rund zehn Prozent der Patienten nach dem
Eingriff neurologische Auffälligkeiten – also auch bei jenen, deren Hirn vom Filter «geschützt»
war.
Was den Laien erstaunt, hat für den Herzchirurgen Sacha Salzberg von der Herzklinik
Hirslanden in Zürich klare Ursachen. Erstens könne der Filter bei seiner Placierung über die
Armarterie selber Embolien auslösen. Zweitens sei es möglich, dass sich einzelne
Kalkstückchen erst nach dem Eingriff lösten, wenn der Filter längst wieder entfernt sei. Und
drittens gingen nicht alle Hirnschläge auf mechanisch abgelöstes Material zurück. Durch den
Eingriff am Herzen werde unter anderem auch die Blutgerinnung aktiviert, betont Salzberg. Dies
könne ebenfalls zu – gerinnselbedingten – Embolien führen.
Mit diesen Bedenken will der Zürcher Arzt die Versuche mit Filtersystemen nicht schlechtreden.
Er betont lediglich, dass bis jetzt der Beweis noch aussteht, dass sich der Aufwand und das
damit verbundene Risiko für den Patienten lohnen. Dies sieht auch Linkes Gruppe in Leipzig
so. Es brauche jetzt grössere Studien, um den schützenden Effekt der Filter auf die
neurologischen und kognitiven Funktionen der Patienten zu bestimmen, so die Forscher.
Eine ganz andere Möglichkeit, um das «Abspicken» von Material ins Hirn zu verhindern, ist das
Abklemmen der Aorta. Das wird beim chirurgischen Aortenklappenersatz gemacht. Nachteil: Für
diesen Eingriff muss der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden, was
beim katheterbasierten Klappenersatz entfällt. Welches Verfahren beim einzelnen Patienten
das beste sei, hänge vom Operationsrisiko und weiteren patientenspezifischen Faktoren ab,
sagt Salzberg. Die Entscheidung werde deshalb am besten in einem Herzteam getroffen, das
aus Herzchirurg, Kardiologe und Anästhesist bestehe und alle gängigen Therapieverfahren
beherrsche.
¹ Jama, Online-Publikation vom 9. August 2016.
2016-08-13 00:00 Alan Niederer www.nzz.ch
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US-Warenhausketten: Macy's folgt JC Penneys Spuren
scd. New York ⋅ Die traditionellen US-Warenhäuser kämpfen auch 2016
gegen den schleichenden Kundenschwund, den das Wachstum von
Onlinehändlern wie Amazon bedingt. An der Börse hat diese Entwicklung
teilweise wilde Kursausschläge zur Folge. Im zurückliegenden Jahr hat
etwa die JC-Penney-Aktie – über Jahre einer der Prügelknaben der
Branche – die Trendwende geschafft. Die Anteile mit Kürzel JCP haben in
den vergangenen zwölf Monaten 23% an Wert zugelegt – über vier Mal so viel wie der USLeitindex S&P 500.
Derweil haben die Anteile des lange bejubelten Konkurrenten Macy's, die ihren Kurs in den vier
Jahren zuvor verdoppelt hatten, wie beim Rivalen Nordstrom binnen eines Jahres knapp 37%
an Wert eingebüsst. Beide zeigten zuletzt schwindende Erlöse und konnten auch im jüngsten
Vierteljahr vom Konsumanstieg im zweiten Quartal nicht profitieren. Am Freitag meldete das USWirtschaftsministerium dann noch ganz schwache Detailhandelserlöse für Juli. Statt des
erwarteten 0,4%igen Wachstum stagnierten diese.
JC Penney war unter der Führung des ehemaligen Apple-Managers Ron Johnson schon vor
Jahren eines der ersten Opfer der Kundenflucht aus den Warenhausketten und stand damals
kurz vor der Pleite. Mittlerweile hat die Führung gewechselt, zahlreiche Filialen wurden
geschlossen und der Erlösschwund gestoppt. Im zweiten Quartal per Ende Juli setzte JC
Penney mit 2,92 Mrd. $ 1,5% mehr um. Auf vergleichbarer Fläche legten die Erlöse sogar um
2,2% zu. Im starken Kontrast dazu sackte der Umsatz bei Konkurrentin Macy's, die lange Zeit
immun gegen die Probleme schien, die andere Warenhausketten plagten, um fast 4% auf 5,87
Mrd. $ ab. Zugleich schmolz der Nettogewinn um 95% auf 11 Mio. $ ab. JC Penney schrieb
zwar erneut rote Zahlen, konnte den Verlust aber mehr als halbieren.
Nach sechs Quartalen mit rückläufigen Erlösen auf vergleichbarer Basis in Serie hat CEO Terry
Lundgren nun die Notbremse gezogen und bekanntgegeben, 100 der knapp 730 Läden
schliessen zu wollen. Das sorgte am Donnerstag für einen knapp 15%igen Kursanstieg. Einige
Analytiker nannten den damit verbundenen Job-Kahlschlag «überfällig». Lundgren wird das
Ruder Anfang 2017 an seinen Nachfolger Jeff Gennette übergeben und will diesem offenbar
die unangenehme Aufgabe, mit Einschnitten einzusteigen, abnehmen.
2016-08-13 00:00 Markus Wanderl www.nzz.ch
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Usain Bolt: Blitzgewitter in Menschengestalt
In 9,69 Sekunden hat sich die Welt verändert. Es geschah am 16. August 2008 in Peking, 90
000 Zuschauer sassen im Stadion, eine Milliarde Menschen vor ihren TV-Geräten, als zum Final
des 100-Meter-Laufs gestartet wurde. Ein langer Schlacks schnellte aus den Blöcken, und als er
seine 196 Zentimeter ausgefaltet und auf Tempo gebracht hatte, sah es aus, als stünden die
anderen still. Usain Bolt stürmte davon, zwanzig Meter vor dem Ziel war
er allein in seiner Welt und breitete seine langen Arme aus, als wolle er
abheben und in den Himmel fliegen. Er liess sich nur noch treiben wie ein
Ferrari, den man bei Maximalspeed in den Leerlauf schaltet. Und als er
sich auf der Ziellinie in einer Geste des Triumphs mit der flachen Hand
auf die Brust schlug, stoppte die Uhr bei 9,69 Sekunden.
Die Welt rieb sich die Augen. Dass ein Mensch überhaupt unter 9,7 Sekunden laufen könnte,
hatten viele für unmöglich gehalten. Aber dieser 22-jährige Bursche schaffte das, ohne sich bis
zum Ende zu verausgaben. Und als die Zeitlupe gezeigt wurde, stellte sich heraus, dass er erst
noch mit offenem Schnürsenkel am linken Schuh gelaufen war. Wissenschafter beugten sich
über ihre Computer und versuchten zu berechnen, wie schnell Bolt hätte sein können. 9,60?
Noch schneller? Eine Annäherung an die Antwort lieferte Bolt 2009, als er im WM-Final von
Berlin voll durchzog und den Weltrekord auf 9,58 setzte.
Bolt heisst auf Englisch Blitz, und als er an den WM 2013 wieder einmal als Sieger des 100-mLaufs über die Ziellinie lief, schoss tatsächlich ein Fotograf ein Bild, das zeigt, wie hoch über
Bolt ein Blitz am Himmel zuckt. Sein 200-m-Weltrekord von 19,19 ist von noch besserer Qualität
als jener über 100 m. Doch Bolt hat schon vermehrt erklärt, dass er quasi als sportliches
Vermächtnis irgendwann unter 19 Sekunden laufen will. Denn die 200 m sind für ihn das Mass
aller Dinge.
2008 in Peking wollten plötzlich alle alles über Bolt wissen. Nie zuvor hatte ein Athlet unter der
Flagge Jamaicas bei den Männern einen grossen Titel über 100 Meter gewonnen. Jetzt
stürmten die Boys und Girls von der Karibikinsel das Bird's Nest in Peking: elf Podestplätze,
sechs davon Siege. In den Katakomben des Olympiastadions war jeden Abend Karneval.
Politiker, Funktionäre und Angehörige der Medaillengewinner schwirrten durch die Zone, zu
welcher der Zugang eigentlich strikt limitiert war. Jedem wurde ein Mikrofon unter die Nase
gehalten, jeder hatte etwas zu erzählen. Die Jamaicaner hätten die wilde Kraft der Sklaven, die
einst an den Gestaden ihrer Insel landeten, hiess es. Nein, die Energie komme aus der
Yamswurzel, einem Grundnahrungsmittel auf Jamaica. Das Sprinten liege halt in der Familie,
schon die Mütter, Väter, Brüder und Schwestern der Medaillengewinner seien schnell gewesen.
Als das Pulver der Startpistole in Peking einmal verraucht war, setzte die Feldforschung ein.
Journalisten reisten nach Jamaica. Und staunten. Auf der Insel gibt es seit Jahrzehnten eine
Tradition des Sprintens wie nirgendwo sonst auf der Welt. Schon die kleinsten Knirpse jagen
über die holprigen Dorfstrassen, und es gibt im ganzen Land Wettkampfserien bereits für
Primarschüler. Auch die Jüngsten trainieren bis zu zehnmal pro Woche. Der wichtigste
Wettkampf des Jahres findet jeweils im Frühling im Nationalstadion in Kingston statt, und dabei
messen sich nicht etwa die Profis, sondern die Kids der Highschools. An den Boys and Girls
Champs sitzen Eltern und Grosseltern in den längst verblichenen T-Shirts ihrer früheren
Schulen auf den Rängen und machen drei Tage lang einen höllischen Radau. Wer hier siegt,
wird ein Leben lang mit Stolz davon erzählen.
Auch Usain Bolt war an den Champs erfolgreich. Dass er schnell laufen konnte, hatte er schon
früh in Schulhofduellen bewiesen. Aber eigentlich interessierte ihn die Leichtathletik nicht. Er
spielte lieber mit seinen Kameraden Fussball und träumte von einer Karriere als Cricketspieler.
Selbst an der Highschool fokussierte er sich zuerst auf diese Sportart, bis sein Trainer sagte:
«Usain, du spielst leidlich Cricket, aber was du wirklich kannst, ist sprinten.»
Usain Bolt wechselte also zu den Leichtathleten und fiel zunächst vor allem durch mangelnden
Trainingsfleiss auf. Doch das ist zu relativieren. Bei einem Besuch an Bolts früherer Schule im
Jahr 2013 ist zu sehen, wie die Burschen an der prallen Sonne einen mit Gewichten beladenen
Schlitten rund um den ausgebleichten Rasenplatz ziehen. Sprint, Pause, Sprint – so lange, bis
einem nur schon vom Zuschauen die Beine weh tun. Der Trainer sagt: «Der Weg zum Erfolg ist
mit Schweiss getränkt.» Jeder hier will einmal werden wie Bolt. Der Star schaut ab und zu im
Training vorbei und spendet Material. Als Kenardo Watson an den Boys and Girls Champs 2010
im Weitsprung seine einzigen Spikes zerfetzte, rief sein Coach Bolt an. Dieser schenkte dem
Nachwuchsathleten ein paar goldene Pumas. Es waren die Schuhe, in denen er 2008 an den
Olympischen Spielen in Peking Weltrekord gelaufen war.
Bolt war noch an der Highschool, als er 2002 erstmals die Fachwelt staunen liess. Die JuniorenWM fand in Kingston statt, und das Talent aus dem Norden der Insel sollte sein Land vertreten.
Das Stadion war proppenvoll, die Atmosphäre geradezu hysterisch. Bolt war vor dem Final über
200 m derart nervös, dass er zuerst die Nagelschuhe verkehrt überstreifte. Doch dann fand er
zur Ruhe und stürmte zu Gold. Er war 15 und bereits zu seiner heutigen Grösse von 196
Zentimetern aufgeschossen. Auf den Bahnen links und rechts von ihm liefen 20-Jährige. Nie
zuvor und nie wieder seither sollte ein derart junger Bursche Juniorenweltmeister werden. Mit
16 egalisierte er in 20,13 den Juniorenweltrekord über 200 m, und mit 17 lief er diese Distanz in
19,93. Er ist bis heute der einzige Junior mit einer Zeit unter 20 Sekunden. Das sind Zahlen, die
belegen, dass der Jamaicaner bereits als Teenager alle Vorstellungen sprengte.
Dass es danach vier Jahre dauerte, bis er zum besten Sprinter der Welt wurde, hatte
verschiedene Gründe. Bolt war mit 15 Jahren aus seinem Heimatdorf nach Kingston geholt
worden, und als er dort zum Nachwuchsstar geworden war, genoss er das Leben. Junkfood,
Partys, Mädchen – er gab sich all dem hin, was Teenager fasziniert. Ein Trainingsweltmeister
war er nie gewesen, nun lebte er vom Talent und von der Fähigkeit, im entscheidenden Moment
über sich hinauszuwachsen. Zudem rebellierte sein Körper. So war Bolt 2004 für die
Olympischen Spiele in Athen selektioniert, schied aber wegen einer Verletzung gleich beim
ersten Einsatz aus. Die Situation stabilisierte sich erst, als er 2005 in die Hände des Trainers
Glen Mills kam.
Mills ist eine Schlüsselfigur, wenn es darum geht, den Aufschwung des jamaicanischen Sprints
in den vergangenen zehn Jahren zu erklären. Talente gab es in diesem Land schon immer
zuhauf, doch viele von ihnen machten ihr Glück im Ausland. Es gibt sogar eine Website, die
aufzählt, wer alles mit jamaicanischen Wurzeln für andere Nationen die Stadien stürmte. Ben
Johnson, ein Stotterer, der statt den Mund die Beine sprechen liess, lief im Olympiafinal 1988 für
Kanada über 100 m in atemberaubenden 9,79 zum Sieg. Drei Tage später wurde er des
Dopings überführt. Er verlor die Medaille, den Rekord und später den Boden unter den Füssen.
Linford Christie liess sich 1992 im britischen Trikot Olympiagold für den Triumph über 100 m
umhängen. Und der smarte Donovan Bailey, der bis zum Durchbruch als Börsenhändler sein
Geld verdiente, sprintete 1996 mit der Weltrekordzeit von 9,84 für Kanada zum begehrtesten
Titel der Spiele.
Doch viele der ins Ausland abgewanderten Leichtathleten schafften nie den Weg an die Spitze.
Die Boys and Girls Champs in Kingston waren jahrelang eine Art Selbstbedienungsladen für
die US-Colleges. Gewinner wurden mit Stipendien nach Nordamerika gelockt und allzu oft im
harten Alltag der Studentenmeisterschaften aufgerieben. Glen Mills und Stephen Francis waren
die ersten jamaicanischen Trainer, die den Athleten eine Alternative in der Heimat anboten. Sie
gründeten Trainingsgruppen, die eng mit den Universitäten in Kingston zusammenarbeiteten.
Asafa Powell war einer aus der Schmiede von Francis, er holte 2005 in 9,77 Sekunden erstmals
den 100-m-Weltrekord auf die Karibikinsel. Das war der Anfang der noch immer andauernden
jamaicanischen Sprintdominanz.
Powell ist ein introvertierter Typ, der schon beinahe unglaubliche 95-mal die mythische 10Sekunden-Barriere durchbrochen hat. Doch an Titelkämpfen zerbrach er stets am Druck. Und
dann kam dieser unverschämt lockere Bolt, der sich nach den Junioren-WM in Kingston
geschworen hatte, nie wieder nervös zu sein. Und er stellte die Sprintwelt auf den Kopf. Schon
2008 in Peking feierte er mit Tanzeinlagen und Clownerien, und das Volk geriet aus dem
Häuschen. Vor Bolt war der Sprint eine Sache für Machos, die sich vor den Wettkämpfen böse
anstarrten und mit den Muskeln rollten. Seit 2008 gehört die Show am Start fest zum Programm.
Bolt stiess zu einer Zeit an die Spitze vor, als die Leichtathletik unter einem Mangel an Stars litt
und das Zuschauerinteresse sank. Er wurde rasch zur Lichtgestalt, die jedes Kind auf dieser
Welt kannte. Bald gab es zwei Klassen internationaler Meetings. Grosse Aufmerksamkeit
fanden nur noch jene, die Bolt präsentieren konnten, der Rest war etwas für Insider. Bolts
Startgage stieg auf 300 000 Dollar. Und das bezahlten die Veranstalter noch so gerne. Als er
erstmals an der Golden Gala in Rom antrat, sprang dort prompt ein potenter Hauptsponsor auf,
und die Zuschauerzahl schnellte auf 50 000.
Klar, dass Bolt auch fette Verträge mit seinen Ausrüstern und Sponsoren unterschrieb. Nie
zuvor verdiente ein Leichtathlet nur annähernd so viel Geld wie er. 2012 schätze «Forbes» sein
Einkommen auf gut 20 Millionen Dollar, 2015 soll es sogar über 32 Millionen betragen haben.
Interessanterweise steigen seine Einnahmen, obwohl er immer seltener läuft. 2015 startete Bolt
vor den WM in Peking nur gerade fünfmal an grösseren Meetings, und nach den Titelkämpfen
brach er die Saison ab. Doch entscheidend waren eben jene Titelkämpfe. Der Jamaicaner
siegte über 100 m, über 200 m und mit der Staffel. Er hat seit 2008 in diesen drei Disziplinen nur
eine einzige Goldmedaille verpasst. Das war an den WM 2011, als er im 100-m-Final wegen
eines Fehlstarts disqualifiziert wurde.
Bolt war nie ein Vielstarter, er suchte sich die Wettkämpfe gut aus und minimierte den damit
verbundenen Stress. Wer ihn verpflichten will, muss einen umfangreichen Vertrag
unterschreiben, in dem auch exakt fixiert ist, was der schnellste Mann der Welt für sein Geld tut.
Neben dem Rennen gibt es eine Präsenzzeit von exakt zwei Stunden. Das können die
Organisatoren einsetzen für Pressekonferenzen, Begegnungen mit Kindern oder
Autogrammstunden. Die Uhr läuft jeweils, sobald Bolt sein Zimmer verlässt, weshalb er nicht
selten von der Polizei mit Blaulicht zu Anlässen eskortiert wird, die nicht in unmittelbarer Nähe
des Hotels stattfinden.
Dass Bolt immer seltener läuft, hängt auch damit zusammen, dass sein Körper mit 29 Jahren die
Belastungen immer weniger erträgt. Er leidet unter einer Verkrümmung des Rückgrats, was
Auswirkungen auf den ganzen Bewegungsapparat hat. 2015 störte ihn ein blockiertes
Iliosakralgelenk, er konnte nicht mit voller Kraft sprinten. In diesem Jahr reduzierte er sein
Programm wegen einer Zerrung im Oberschenkel. In solchen Situationen begibt sich Bolt
jeweils schleunigst zu seinem Vertrauensarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der das Problem
irgendwie löst. Das war auch im Juni der Fall.
Bolt sagte im Vorfeld der Spiele, er sei wieder in Topverfassung. Sein Ziel ist es, wie schon an
den vergangenen beiden Sommerspielen drei Goldmedaillen zu gewinnen. Ob seine Karriere
danach weitergeht, lässt er offen. Vielleicht läuft er 2017 an der WM in London noch über 100
m. Rio de Janeiro aber wird zum Schauplatz seiner letzten olympischen Show. Und erneut
werden weltweit die TV-Bildschirme flimmern, wenn er wie ein Blitz durchs Stadion zuckt.
2016-08-13 00:00 Remo Geisser www.nzz.ch
85 /100
Mundstücke: Okra
In den «Miscellanea inusitata» (1679) von Jacob Schychs werden sie die
«schlüpfrigen Zähne eines Höllentiers» genannt, und es wird explizit vor
ihrem Verzehr gewarnt, könne ihr «Mucus» doch in der Christenseele ein
«düsteres Wasser in Wallung schlagen» und gar das Blut «schwärzen
und verschleimen». Dass Okras keineswegs schädlich sind, sondern im
Gegenteil reich an Vitamin C und Nahrungsfasern, ist heute allgemein
bekannt. Wenn das Gemüse in Mitteleuropa trotzdem kaum auf den Tisch kommt, dann hat dies
in erster Linie mit dem Schleim zu tun, den die Früchte absondern. Denn mit solchen Texturen
hat man hier so seine liebe Mühe.
Okras werden im Mittelmeerraum und heute auch in Indien und in Asien gegessen. Eine
besonders wichtige Rolle aber spielen sie in Afrika, wo sie auch ihren Ursprung haben
(möglicherweise in Äthiopien). Von Westafrika aus gelangten sie mit den Sklaven in die Neue
Welt. Und dort nehmen sie bis heute in all jenen Regionen einen bedeutenden Platz auf dem
Speisezettel ein, die vom Erbe der Sklaven aus Afrika geprägt sind. In kreolischen Rezepten
etwa, in der Cajun-Küche oder in Bahia, dessen Hauptstadt Salvador dreihundert Jahre lang
das Zentrum des portugiesischen Sklavenhandels war (etwa 40 Prozent aller aus Afrika
Verschleppten wurden hier angelandet). Kein Wunder also, sind die grössten Körbe auf der
quirligen Feira de São Joaquim in Salvador mit Okras gefüllt. Denn die Früchte dieses
Malvengewächses gehören, wie zum Beispiel auch Palmöl, zu jenen Nahrungsmitteln, die für
die Nachkommen der Sklaven bis heute eine Verbindung zum Heimatkontinent schaffen. Die
Okra ist also ein typisches Gemüse der Schwarzen. Und es ist nicht ganz auszuschliessen, dass
man ihm auch deshalb in Mitteleuropa mit einer gewissen Scheu begegnet. Denn wachsen
würden das robuste Gemüse auch in der Schweiz, nur essen will es halt niemand.
In der Tat ist die Okra ein ungewöhnliches Gemüse. Auf Englisch heissen die grünen Früchte
auch «Lady Fingers» – was für «Ladys» nicht sehr schmeichelhaft ist, sehen die spitz
zulaufenden Schoten doch eher wie Klauen aus, böse gekrümmte Hexenfinger. Kaum hat man
die Okra angeschnitten, tropft einem feiner, leicht klebriger Schleim auf die Finger. Er ist
durchsichtig und zieht Fäden wie der flüssige Rotz, der einem zu Beginn einer Erkältung aus
der Nase läuft. Roh sind Okras ausserordentlich knackig und haben ein angenehm frisches
Aroma, das an grüne Erbsen oder rohe Saubohnen erinnert – ohne im Geringsten bitter zu sein.
Gekocht verströmen sie einen Duft von Gartenbohnen und Kichererbsen mit einer leichten
Spinatnote. Im Mund schmecken sie wie weisser Spargel, manchmal auch eher wie
Artischocke, mit einer Idee Erdnuss und einem würzigen Nachklang.
Die Kochbücher empfehlen allerlei Tricks, mit denen man dem Gemüse das Schlabbern
austreiben kann – etwa indem man es in gesäuertem Wasser einlegt, blanchiert oder mit Spitze
und Stielansatz verkocht. Doch was man auch tut, der Schleim findet immer einen Weg zurück.
Die meisten Rezepte nutzen ihn denn auch, gibt er doch den Schmorgerichten eine gelatinöse
Eleganz, den Saucen Körper, den Suppen Fülle.
Okra ist die Hauptzutat von Amalá, einem Gericht, das die Anhänger des Candomblé-Kults in
Bahia für einen ihrer wichtigsten Götter kochen: Xango, den Herrscher über Blitz und Donner.
Ein ganz ähnliches Gericht namens Caruru wird in Salvador allerdings auch anlässlich der
Festlichkeiten zu Ehren von Cosmas und Damian gekocht. In Bahia sind die «Zähne eines
Höllentiers» also ein Gemüse, mit dem man Götter beschwichtigt und Heilige verehrt. Sollten
die Okras in der Seele trotzdem ein «düsteres Wasser» zum Kochen bringen, wie Schychs
meint, dann wäre diese Suppe hier wenigstens gut gewürzt.
2016-08-13 00:00 Samuel Herzog www.nzz.ch
86 /100
Verdis Meisterwerk an der Oper Schenkenberg: Eine
Arena für «Rigoletto»
«Rigoletto» vor der Beton-Turnhalle – ist das die neueste Ausgeburt des
allzeit gefürchteten Regietheaters? Nein, im Gegenteil: Die Oper
Schenkenberg inszeniert ihre nach 2010 und 2013 dritte Produktion und
hat dafür in Windisch zwischen Aare und Sportzentrum Mülimatt eine
schmucke Arena aufgebaut. Die expressive Dachstruktur der Sporthalle
nach dem Entwurf des Tessiner Architekturbüros Studio Vacchini bildet
dabei bloss die anziehende Kulisse, denn das erklärte Ziel ist ganz und gar nicht eine gewagte
Neuinterpretation, sondern die möglichst publikumsverträgliche Präsentation von Giuseppe
Verdis Oper. Dies mit gutem Grund, müssen doch Freilichtopern ihr Budget hauptsächlich mit
Kartenverkäufen decken.
Peter Bernhard, als Intendant, künstlerischer Leiter und kaufmännischer Direktor die treibende
Kraft der Oper Schenkenberg, weiss das aus eigener Erfahrung: Beim letzten Projekt schlitterte
man am finanziellen Aus vorbei. Entsprechend geschärft ist nun der Realitätssinn: Nachdem
ursprünglich geplant war, Puccinis «Madama Butterfly» vor den Aare-Auen zu spielen,
wechselte Bernhard kurzentschlossen zu «Rigoletto», als das Festival in Avenches für 2016
auch eine «Butterfly» ankündigte. Vom vorgesehenen Regisseur trennte er sich wenige
Wochen vor der Premiere, da ihm dessen Lesart zu gewagt schien.
Dafür gelang es Bernhard dank persönlichen Verbindungen, mit Giancarlo del Monaco einen
grossen Namen als Regie-Einspringer zu gewinnen – ein medienwirksamer Coup. Mit Feuer
habe er sich in die verbleibenden Proben gestürzt, und tatsächlich haftet der Produktion ein
Del-Monaco-Touch an: eine gewisse Schnörkellosigkeit, wenige, symbolkräftige, mitunter
allerdings allgemein-abgenutzt anmutende Requisiten wie die Schweinemasken der Höflinge
oder die – man halte sich fest – Puppe, mit der Rigolettos adoleszente Tochter Gilda spielt. Oft
führt das Bestreben nach Plastizität so ins Eindimensionale, während ungewiss bleibt, ob
dadurch ein mit dem Werk völlig unvertrautes Publikum viel gewinnt.
Auch der Figur des Herzogs von Mantua, den ein ledernes Beinkleid und eine
testosteronglänzende Mähne als wüsten Lüstling ausweisen, fehlt die Ambivalenz, aus der die
Handlung erst ihre psychologischen Pointen bezöge. Verkörpert wird der Herzog in der
Premierenbesetzung – eine Eigenheit, die immerhin kompromisslosen Elan bezeugt – vom
Intendanten selbst, der auch auf der Bühne ein vielbeschäftigter Mann ist: Keine weibliche
Figur, die ihn die Inszenierung nicht tatkräftig beglücken liesse. Der Chor agiert in der
Eröffnungsszene ebenso eindeutig und lüstert nach Kräften, gegebenenfalls à trois. Immerhin
singen die Herren im hauseigenen, durch den Coro Lirico Siciliano verstärkten Chor höchst
erfreulich, textklar und beweglich.
Leider etwas schwerfälliger und weniger homogen präsentiert sich zumindest bei der Premiere
die in der Bühne versteckte Philharmonie Südwestfalen unter der Leitung von Giuliano Betta –
aber die wirbelnde Begleitung von Rigolettos «Cortigiani, vil razza dannata» war ja vielleicht
ein Vorgeschmack auf folgende Aufführungen. Klanglich – da ist dem Tonmeister Holger
Urbach ein Kränzchen zu winden – ist die Balance immer gewahrt, wie überhaupt die massvolle
Stützung der Singstimmen so dezent bleibt wie die ins Bühnenbild integrierten Lautsprecher.
Bemerkenswert ausgeglichen und qualitätvoll schliesslich ist das Solistenensemble, das
Bernhard um sich vereint hat: Wo der persisch-amerikanische Bariton Anooshah Golesorkhi
mimisch den unbeholfenen Narren gibt und zugleich vokal dessen Innenleben darstellt, entfaltet
sich packende Vielschichtigkeit; ein Glanzpunkt sein reflektierendes Accompagnato im ersten
Akt. Die mädchenhaft angelegte Gilda findet in Sen Guo – als langjähriges Ensemblemitglied in
Zürich wohlbekannt – ihre Idealbesetzung: feiner Schmelz, leise abschattierte Spitzentöne,
bezaubernde Verzierungen. Da sollte doch die Arena hoffentlich gut gefüllt sein mit Opernfans
und solchen, die es werden wollen.
2016-08-13 00:00 Felix Michel www.nzz.ch
87 /100
Simbabwe unter Mugabe: Ein Land im freien Fall
«Onkel Bob», wie er in Simbabwe oft genannt wird, empfängt uns bereits
am Flughafen. Sein Bild hängt in jedem öffentlichen Gebäude. Robert
Mugabe blickt streng und scheint alles zu sehen. Der 92-jährige
Präsident ist in Wirklichkeit kurzsichtig, aber seine Spitzel seien überall,
sagt der simbabwische Fotograf – nennen wir ihn Simon – warnend, der
uns begleitet. Normalerweise laufe es so, dass der Geheimdienst die
Hotelzimmer von ausländischen Journalisten durchsuche, während diese unterwegs seien.
Habe man genügend Beweismaterial, würden sie verhaftet. Dank seinen Leuten habe Mugabe
das Land unter Kontrolle. Diese verlor Onkel Bob zeitweilig am Mittwoch, dem 6. Juli dieses
Jahres.
Das ganze Land stand still. Niemand ging zur Arbeit. Läden und Schulen blieben geschlossen.
Seit Wochen kann der bankrotte Staat seine Lehrer, Beamten und Krankenschwestern nicht
mehr bezahlen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. In der Hauptstadt Harare gingen die
Bürger auf die Strasse. Erstmals wandten sich sogar Teile der Kriegsveteranen, Mugabes
wichtigste Stütze, von ihm ab. Organisiert hatte den Generalstreik der bisher unbekannte
Priester Evan Mawarire über soziale Netzwerke. Der Streik war ein deutliches Zeichen, dass die
Leute von der Armut, Korruption und Ungerechtigkeit genug haben und den Mut finden, dies
öffentlich auszudrücken.
Nach 36 Jahren an der Macht hat Mugabe Simbabwe, einst eine der führenden
Volkswirtschaften Afrikas, an den Rand des Ruins getrieben. Trotz der Fruchtbarkeit des Landes
und den Bodenschätzen ist die Staatskasse leer. Ein Drittel der Bevölkerung ist auf
Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Für ein solches Simbabwe habe er seinerzeit nicht sein Leben
riskiert, sagt Moses Mzila. Der 59-Jährige kämpfte einst an der Seite von Mugabe gegen das
südrhodesische Apartheidregime.
«Als Schulkind habe ich erlebt, wie die schokoladebraunen und die weissen Kinder in der
Schule getrennt wurden und wie die weissen Kinder eine bessere Ausbildung bekamen als
wir.» Das machte Moses wütend. Der einzige Weg, dieses rassistische System zu beenden, war
für ihn der Griff zur Waffe. Nach der Unabhängigkeit wurde Mzila für einige Jahre
stellvertretender Aussenminister und zu einem der schärfsten Kritiker Mugabes. Er schäme sich
nicht, an der Seite von Mugabe gekämpft zu haben, aber er schäme sich dafür, was dieser aus
Simbabwe gemacht habe, sagt er.
Mugabe, einst als Held im Kampf gegen Imperialismus und Rassismus verehrt und von der Welt
als Hoffnungsträger bejubelt, blieb im Herzen ein Buschkrieger und wandelte sich zum
Tyrannen. Er hat den Menschen mittlerweile das genommen, wofür er einst gekämpft hat – die
Freiheit. Seine eiserne Hand bekommen insbesondere jene zu spüren, die es wagen, ihn zu
kritisieren. Nach den Kabinettssitzungen sei er nachts regelmässig von der Geheimpolizei
abgeholt worden, erzählt der ehemalige Aussenminister. Sie banden ihn an einem Stuhl fest
und sagten: «Wir erschiessen ihn.» Ein Agent widersprach ihnen: «Nein, erschiesst ihn noch
nicht.»
«Stellen Sie sich diese zwei Worte vor», sagt Mzila. «Noch nicht. Sie erschiessen dich also so
oder so, es ist nur eine Frage der Zeit.» Moses war Minister und Staatsfeind in einer Person. Auf
kritische Einwände habe der greise Staatschef mit Wutanfällen reagiert oder sei eingeschlafen.
Mzila kann nicht verstehen, weshalb Mugabe nicht längst vom Internationalen Strafgerichtshof
verhaftet und bestraft worden ist.
Vorderhand wird Mugabe nicht verhaftet, sondern lässt verhaften. So auch während des
Generalstreiks. In Bulawayo und Harare fuhr die Regierungspartei ihr ganzes Gewaltpotenzial
auf, Polizisten mit Schlagstöcken und Wasserwerfern. Es schien, als hätten die Leute die
Botschaft verstanden: Sollte der Streik zu einem unkontrollierbaren Protest ausarten, wird ihn
die Regierung mit Gewalt niederschlagen. Diese Regierung sei immer bereit gewesen, Gewalt
gegen die Bevölkerung einzusetzen, sagt Mzila. «Ich glaube deshalb nicht, dass wir es
schaffen, Mugabe loszuwerden.» Während der letzten Wahlen liess der Diktator verlauten, nur
Gott könne ihn aus dem Amt entfernen.
Am 6. Juli blockierten die Behörden den Nachrichtendienst Whatsapp. Die regierungstreue
Zeitung «Chronicle» berichtete am nächsten Tag, es habe keinen Streik gegeben, sondern nur
Zwischenfälle mit einigen Staatsfeinden. Das Politbüro der Regierungspartei Zanu-PF
veranstaltete in Harare eiligst eine Pressekonferenz, an der Parteisekretär Chombo verkündete,
die Regierung lasse sich von solchen Umsturzversuchen nicht erschüttern. Die von westlichen
Botschaften bezahlten Elemente müssten wissen, dass Zanu-PF eine Befreiungsbewegung sei,
die vom Volk getragen werde und schon ganz andere Kämpfe gewonnen habe. Die
Aufsichtsbehörde für Post- und Telekommunikation drohte, die missbräuchliche Verwendung
von sozialen Netzwerken mit aller Härte zu bestrafen.
Mugabe liess seine Anhänger in einem Fussballstadion zusammentrommeln und verkündete
mit brüchiger Stimme: «Diejenigen, die glauben, sie könnten sich in unserem Land so
benehmen, gehören nicht mehr zu uns. Passt es ihnen hier nicht, sollen sie abhauen.»
Am folgenden Tag treffen wir in einem Restaurant in Bulawayo im Süden des Landes
Welshman Ncube. Der Menschenrechtsanwalt und Oppositionspolitiker erzählt zur Begrüssung
einen Witz, der an diesem Morgen kursiert. «Unsere Reporter sind gestern durchs Land gereist.
Alle Läden waren offen, überall herrschte Glück. Im ganzen Land gingen in der Nacht heftige
Regenfälle nieder. Solche werden auch in den nächsten zwei Wochen erwartet.» In Wirklichkeit
befinden wir uns mitten in der Trockenzeit. Seit zwei Monaten hat es in Simbabwe nicht mehr
geregnet. Ncube kann sich kaum halten vor Lachen.
Dann wird der 67-jährige Kriegsveteran Ncube ernst. «Wir leben in einem Voodoo-Staat.» Die
Wirtschaft liege im Koma. Der Eisenbahnknotenpunkt Bulawayo sei einst das industrielle
Zentrum des Landes gewesen. Stahl, Autoteile, Lebensmittel seien in dieser Stadt produziert
worden. Heute ist Bulawayo eine industrielle Geisterstadt. Die Arbeitslosenrate in Simbabwe
liegt bei 90 Prozent. «Wenn Sie in meinem Dorf jemanden fragen, ob er Ihnen einen Dollar
leihen könne, Ihr Leben hänge davon ab, werden Ihnen die meisten beim besten Willen nicht
helfen können. Die meisten besitzen schlicht keinen Dollar.» Die meisten hätten nicht einmal 50
Cent, um sich ein Paket Mais zu kaufen. Der grösste Teil der Bevölkerung esse noch einmal pro
Tag. Der Generalstreik zeige, dass die Leute genug hätten. Aber an den Anfang vom Ende der
Ära Mugabe mag der Anwalt nicht glauben. «Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass Mugabe
zurücktritt, würde sich nichts ändern.» Die Verfassung sieht nämlich vor, dass im Fall von
Mugabes Rücktritt oder Tod die Regierungspartei den Präsidenten bis zu den nächsten Wahlen
im Jahre 2018 selber ersetzen kann.
Trotzdem sehnen im Stillen immer mehr Simbabwer den Tag herbei, an dem Mugabe endlich
den Weg von allem Irdischen geht. Mehrmals jährlich reist der Präsident nach Singapur,
angeblich zur Behandlung eines Augenleidens. Diplomatische Quellen berichten seit Jahren
über Prostatakrebs.
David Coltard ist ein weisser Afrikaner. Seine Vorfahren kamen 1820 aus Grossbritannien. Als
junger Anwalt kämpfte er gegen das Apartheidregime. Später war er während vier Jahren für
die Opposition in der Regierung, bis er als Erziehungsminister in Ungnade fiel. Seither hat er
nach eigenen Angaben vier Mordanschläge überlebt.
Mugabe sei nicht seine einzige Sorge, meint er. Seit über dreissig Jahren habe Mugabe eine
Entourage aufgebaut, die von Korruption und Machtmissbrauch lebe. Diese Mentalität werde
auch mit seinem Tod nicht verschwinden. Selbst bei einem Neuanfang werde es Jahrzehnte
dauern, bis sich der kranke Staat, die Moral und die Wirtschaft von dieser Misswirtschaft erholt
haben.
Nachfolgegelüste werden immer wieder Grace Mugabe nachgesagt. Die 40 Jahre jüngere
Gattin bewegt sich erst seit kurzem auf der politischen Bühne, als Präsidentin der Frauenliga
der Regierungspartei. Wohl weil die Verfassung für das Amt des Präsidenten einen
akademischen Abschluss vorschreibt, hatte sich Grace Mugabe an der Universität Harare
immatrikuliert. Bereits nach drei Monaten war sie Dr. Grace Mugabe. Ihre Dissertation ist in der
Universitätsbibliothek von Harare nicht greifbar. Publiziert wurde dagegen von der
südafrikanischen Zeitung «Mail & Guardian» ein pikantes Detail: Die Doktorwürde wurde ihr
vom Rektor der Universität verliehen – Robert Mugabe.
Coltard glaubt trotzdem nicht an eine familieninterne Nachfolgeregelung. Die in Südafrika
geborene Sekretärin habe nicht die Aura ihres Gatten. Ausserdem sei die wegen ihrer
Shoppingtouren auch «Gucci Grace» genannte First Lady in der Bevölkerung unbeliebt. Ihr
Einfluss sinke proportional zu Mugabes Lebenskraft und werde sich bei dessen Tod
verflüchtigen, glaubt Coltard.
Insider vermuten, dass Mugabe seinen Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa zum
Nachfolger bestimmt habe. Der 70-Jährige wird gefürchtet. In den achtziger Jahren war er
Geheimdienstchef und ging brutal gegen Oppositionelle vor. Viele machen ihn mitverantwortlich
für die Massaker in den achtziger Jahren im Matabeleland, der Hochburg der Volksgruppe der
Ndebele. Als es dort zu Unruhen kam, schickte Mugabe die in Nordkorea ausgebildete 5.
Brigade, die ein Massaker unter Zivilisten mit 20 000 Opfern anrichtete.
Auch Ncube ist überzeugt, dass Mnangagwa Mugabe beerben wird. Aber wenn der künftige
Mann nur einen Funken Verstand besitze, werde er, selbst wenn er heute der nächste Vertraute
von Mugabe sei, diesen für alle Fehler verantwortlich machen und die Nonsens-Politik sofort
beenden. An solche Wunder mag der Fotograf Simon nicht mehr glauben. In wenigen Wochen
macht er sich auf den Weg ins benachbarte Südafrika. Er tut das, was drei Millionen Simbabwer
schon getan haben, und verlässt seine Heimat.
2016-08-13 00:00 Patrik Wülser www.nzz.ch
88 /100
Rapperswil – Cup-Gegner
italienischer Traum
des
FC
Basel:
Roccos
Es ist eine der schönsten Einwanderergeschichten, die man sich
vorstellen kann, so etwas wie eine amerikanische Tellerwäscherstory,
bloss spielt sie nicht in den USA, sondern zwischen Italien und der
Schweiz. Und mit Rocco Delli Colli hat sie einen Hauptdarsteller mit
einem Namen wie aus einem Spaghettiwestern. Delli Colli kam 1979 als
Elektromonteur aus der Nähe Roms in die Schweiz – «mit 7000 Lire im
Sack», etwa 7 Franken. Er dachte: «Mit diesem Geld komme ich ein paar Wochen durch. Und
vielleicht passiert etwas.» Es ist etwas passiert: Delli Colli gehört heute das Gastrounternehmen
Dieci, 1,6 Millionen Pizze pro Jahr, es ist eine Art «Italian dream», sein italienischer Traum. Und
nun hat er wieder einen Traum, diesmal einen Fussballtraum.
Delli Colli, 55, hat etwas vom italienischen Politiker und Kabarettisten Beppe Grillo, nur sind
seine Lockenhaare noch tiefschwarz. Er sitzt in Bermudas in einer seiner Pizzerias in
Rapperswil gleich beim See, im Hintergrund ein nervöses Grundrauschen, und vielleicht merkt
man ihm deshalb gar nicht an, dass am Sonntag ein grosser Tag bevorsteht – vielleicht der
bedeutendste, seit er vor elf Jahren Präsident des FC Rapperswil-Jona wurde. Delli Collis
Promotion-League-Klub spielt in der 1. Hauptrunde des Cups gegen Basel.
Dass es so weit kam, liegt nicht nur am Losglück, sondern auch an Delli Collis Klubpolitik. Seit
er Präsident ist, gibt es nicht nur den Breitenfussball; diesem gehört zwar Delli Collis Herz, wie
er sagt, doch unter seiner Führung gibt es nun auch den professionalisierten Fussball, und ihm
gehört seine Leidenschaft. Manchmal schiesst er einige zehntausend Franken ein, und
manchmal muss er sich für seine Strategie rechtfertigen. Er sagt: «Das Wort
Professionalisierung verstehen nicht alle. Sie denken: Das sind Bluffer, die viel verdienen und
nicht viel leisten.» Rapperswil will in die Challenge League, mit einem Budget von heute 1,3
Millionen Franken, beachtlichen Strukturen – und früheren Spitzenfussballern. Kim Jaggy
(früher GC und Aarau), Jonas Elmer (Sitten, Aarau, Chelsea-Junioren), Michele Polverino
(Vaduz, Aarau, Ried) oder Carlos Da Silva (GC, Lugano) spielen für Delli Collis Klub – und er
hilft ihnen im Gegenzug, sich im Berufsleben zurechtzufinden, er hilft, Bewerbungen zu
schreiben, und lässt Beziehungen bei der Jobsuche spielen. Der 33-jährige Jaggy lässt sich
zum Fitnesslehrer ausbilden, Da Silva ging in die Versicherungsbranche. Nur einige junge
Spieler versuchen, mit wenig Geld und einem Spesenvertrag als Profis zu überleben. Sie hoffen
auf die Zukunftschance, wie sie frühere Rapperswiler Spieler wie Josip Drmic beim FCZ oder
Florian Kamberi bei GC bekamen.
Der frühere GC-Sportchef Mathias Walther arbeitet in Rapperswil mit einem 30-Prozent-Pensum
als Technischer Leiter, der Trainer Urs Wolfensberger ist festangestellt. Und es gibt auch jene,
die einen anderen Weg gehen – vom Sportplatz in Delli Collis Betrieb. Harry Rogenmoser
arbeitete nach der Karriere als Geschäftsführer einige Zeit bei Dieci. Er hatte vorher 14 Jahre
lang Profi-Eishockey gespielt.
2016-08-13 00:00 Flurin Clalüna www.nzz.ch
89 /100
Alain Claude Sulzer:
schweige
Warum
ich manchmal
lieber
Spricht jemand im privaten Kreis über Dinge, von denen er nichts oder
nur wenig versteht, macht sich Gleichgültigkeit oder Missmut auf den
Gesichtern jener breit, die zum Zuhören genötigt werden. Da es als unfein
gilt, Leute, die gerade in Fahrt sind, zu unterbrechen oder gar zum
Schweigen zu bringen, lässt man sie reden und übt sich im Abschalten.
Irgendwann werden auch ihre Worte versiegen.
Die Öffentlichkeit hingegen kann von Ratschlägen, Debatten und Meinungen nicht genug
kriegen, egal, ob die, die sie verbreiten, von der behandelten Materie etwas verstehen oder
nicht. Und keine Meinung wird hierzulande öfters eingefordert als die des Autors, des Mannes
oder der Frau des Worts also, des Klügeren, der niemals nachgibt, des weisen Wissenden,
Hypersensiblen, der kraft seiner Sprachgewalt vom höchsten Turm herab prophetengleich
unangenehme Wahrheiten verkündet, die nur er kennt und die niemand hören will – abgesehen
von jenen eben, die regelmässig an ihn appellieren, seine Stimme zu erheben. Aber wehe den
Autoren, wenn der Ruf, der an sie ergeht, nicht gehört wird.
Ich glaube den Bittstellern – es sind meist Feuilletonisten – kein Wort. Ich halte sie für Heuchler.
Ich glaube ihnen nicht, dass sie sich von Schriftstellern allen Ernstes mehr Einblick in die
Wirtschafts-, Geld-, Finanz- oder Gesellschaftspolitik erhoffen und versprechen als etwa von
ihrer klugen Ehefrau oder dem Nachbarn, der zehn Stunden täglich im OP steht und
Menschenleben rettet oder Hüftgelenke repariert. Wer mit einem Autor beim Wein
zusammensitzt, bittet ihn unter vier Augen erfahrungsgemäss nicht um seine Meinung zu
anstehenden Krisen, warum aber in der Öffentlichkeit? Welche historische Erfahrung könnte ihn
gelehrt haben, dem Dichter als öffentlicher Person mehr zu vertrauen und mehr zuzutrauen als
sich selbst sowie all jenen, die sich tagtäglich berufshalber an der Weltlage abrackern? Glaubt
er allen Ernstes, durch den Autor spreche eine höhere Macht, ein Weltwissen, Weltgewissen?
Natürlich ist ihnen klar, dass der Autor nicht mehr weiss als sie selbst und nur selten klüger ist
als sie. Ist er es einmal doch, wird er sich schon zu Wort melden. Wie es Carl Spitteler im
Dezember 1914 tat, als er seine Rede «Unser Schweizer Standpunkt» hielt, die er sich und die
man ihm freilich regelrecht hatte abringen müssen. Meines Wissens war Spitteler der einzige
Schweizer Schriftsteller, der durch Worte jemals nachhaltig den Zustand der Eidgenossenschaft
beeinflusst hat, nicht etwa Max Frisch, auf den sich die Appellanten bei ihren Forderungen
gebetsmühlenartig berufen. Im Gegensatz zu Spitteler hat Frisch weniger die Schweiz als
vielmehr den Typus des kritisch-engagierten Autors schweizerischer Eigenart geprägt.
Der Autor bringt also nur in seltenen Fällen Heil. Gewöhnlich wiederholt er lediglich das Fazit
seiner Lektüren und bündelt Auffassungen, die er mit anderen teilt. Und dennoch fällt es
manchen schwer, «Autoren als solche» nicht immer wieder kategorisch oder ultimativ dazu
aufzufordern, etwas «zu sagen» oder «zu tun».
Während Herman Melvilles Schreiber Bartleby seinen Arbeitgeber stets mit den Worten «I
would prefer not to» («Ich möchte lieber nicht») beschied, versetzt dieselbe Antwort eines
Autors – oder sein Schweigen – das Feuilleton in erhöhte Alarmbereitschaft. Es folgen die mit
erhobenem Zeigefinger vorgebrachten Ermahnungen, sich endlich zu «verhalten», als ob der
Autor über die Wahl seiner Meinungsäusserungen nicht ebenso entscheiden dürfte oder könnte
wie über die seiner literarischen Themen.
Das Feuilleton neigt dazu, partielle Ignoranz zu verzeihen, wie es kürzlich geschah, als Elfriede
Jelinek etwas nonchalant (was man einem Politiker oder einem Journalisten nicht durchgehen
liesse) von der Untätigkeit u. a. des PEN bezüglich inhaftierter türkischer Schriftsteller sprach.
Hingegen würde sich das Feuilleton jede ahnungslose Einmischung von Sportlern, Politikern,
Ärzten in die inneren Angelegenheiten der Kulturschaffenden vehement und mit Recht
verbitten.
Wer aber von Autoren unablässig Unterschriften, Stellungnahmen und Botschaften zur Lage der
Nation erbittet, sollte folgerichtig auch dazu aufrufen, dass sich Gewerkschaftsvertreter doch
bitte schön zu «Meistersinger»-Aufführungen äussern möchten, die vereinigten Barbesitzer zum
Schweizer «Literaturclub» und die Stahlindustrie zu Richard Serras Gesamtwerk. Oder aber
schweigen wie jene, die sich erst äussern, wenn sie etwas zu sagen haben.
2016-08-13 00:00 Alain Claude www.nzz.ch
90 /100
Geschäfte mit Golfstaaten: Noch immer reich genug für
die Schweiz
In Zürich, Interlaken oder in Genf flanieren sie gegenwärtig in grosser
Zahl, Touristen aus den Golfstaaten. Befürchtungen, dass diese in den
vergangenen Jahren stark gewachsene Gästegruppe wegen des deutlich
gefallenen Erdölpreises wegbleiben könnte, haben sich nicht
bewahrheitet. Schweiz Tourismus spricht im Gegenteil von einem gut
laufenden Geschäft mit Reisenden aus den Vereinigten Arabischen
Emiraten (VAE), Kuwait oder Saudiarabien. Doch für Unternehmen, die in der Golfregion selbst
auf Umsatz hoffen, bietet sich ein gemischtes Bild.
Die fortgesetzte Baisse an den Erdölmärkten hinterlässt sehr wohl Spuren, auch wenn die
Folgen nicht so dramatisch ausgefallen sind wie während der Krise 2008 und 2009. Damals
waren überhitzte Immobilienpreise in Dubai um über 50% eingebrochen, und die Machthaber
der Stadt mussten um finanzielle Hilfe im Nachbaremirat Abu Dhabi ersuchen. Wegen der
markant gesunkenen Einnahmen aus dem Erdölgeschäft sei in der Golfregion generell weniger
Geld vorhanden, sagt der Unternehmensberater Urs Stirnimann.
Der Schweizer, der seit 12 Jahren in Dubai lebt und dort unter anderem als Vizepräsident der
Handelskammer Swiss Business Council wirkt, stellt fest, dass die Dienstleistungen vieler
lokaler Beratungsunternehmen weniger nachgefragt werden, weil es an expansionswilligen
Kunden fehlt. Damit einher geht ein Stellenabbau. Dieser betrifft jedoch primär Ausländer, die in
den VAE 90% der Bevölkerung stellen. Einheimische sind zum Grossteil beim Staat beschäftigt
und werden von Restrukturierungen verschont. Das erklärt, weshalb es sich viele Bürger der
VAE oder Saudiarabiens auch diesen Sommer leisten können, der grossen Hitze in der Heimat
zu entrinnen und in die Schweiz zu reisen. Hinzu kommt, dass Fluggesellschaften aus
Golfstaaten wie Emirates und Etihad Airways inzwischen Direktverbindungen in grosser Zahl
nach Zürich, Genf und in zahlreiche weitere europäische Städte anbieten. Die Preise sind
wegen des grossen Angebots attraktiv.
Ende 2013 hatte der Immobilienmarkt von Dubai nochmals einen starken Aufschwung erlebt.
Der Grund dafür war die Erwartung, dass die Vergabe der Weltausstellung Expo einen weiteren
Bauboom auslösen würde. Obschon das geplante Ausstellungsgelände das zweitgrösste nach
Schanghai werden soll, kamen viele Investoren bald zur Einsicht, dass die Impulse wohl doch
nicht so stark wie ursprünglich erhofft ausfallen dürften. Seither haben die Immobilienpreise um
rund 20% nachgegeben. Eine Erholung ist vorläufig nicht in Sicht.
Der in Rapperswil-Jona ansässige Konzern Geberit, der zu den weltgrössten Anbietern von
Produkten für den Sanitärbereich gehört, erwartet für die gesamten Golfstaaten 2016 «eine
schwache Bauindustrie». Über Projektverzögerungen beklagte sich bereits im vergangenen
Jahr die Firma Schweiter aus Horgen, die Fassadenelemente herstellt. Jüngst konnten jedoch,
wie Finanzchef Martin Klöti ausführt, einige Aufträge doch noch abgewickelt werden. Schweiter
profitiert dabei von einem Spezialeffekt. Die mit einem Kern aus Kunststoff versehenen
Aluminiumplatten des Unternehmens haben in Sachen Feuerfestigkeit einen besseren Ruf als
die Produkte gewisser asiatischer Konkurrenten. Dem Brandschutz wird, nachdem
Feuerkatastrophen immer wieder Menschenleben gefordert haben, von Regierungen sowohl im
Nahen als auch im Fernen Osten eine höhere Priorität eingeräumt.
Firmen, die wie der Winterthurer Pumpenhersteller Sulzer die Erdölbranche beliefern, leiden
weltweit unter der schwachen Verfassung dieses Sektors. Interessant zu beobachten wird sein,
ob es grossen Förderländern wie Saudiarabien gelingt, zusätzliche Aktivitäten entlang der
Wertschöpfungskette aufzubauen. Die einheimische saudische Bevölkerung ist deutlich grösser
als jene in den VAE, weswegen der Staat unmöglich in der Lage ist, sämtlichen Bürgern einen
Arbeitsplatz anzubieten. Zudem ist die Diversifikation der Wirtschaft deutlich weniger
fortgeschritten als etwa in Dubai, wo neben einem nach wie vor prosperierenden Tourismusund Handelssektor inzwischen auch ein gewichtiger Finanzplatz besteht.
2016-08-13 00:00 Dominik Feldges www.nzz.ch
91 /100
Pensionssysteme: Die Renten sind nicht sicher
Rente mit 70 – was heute für Gewerkschafter als Schreckensszenario gilt,
war bei den ersten Sozialversicherungsgesetzen die Regel. Als der
deutsche Reichstag im Juni 1889 das «Invaliditäts- und
Altersversicherungsgesetz» verabschiedete, wurde als Start für
Rentenzahlungen das Erreichen des 70. Lebensjahres bei gleichzeitig
mindestens 30 Beitragsjahren vorausgesetzt. Erst 1916 wurde das
gesetzliche Rentenalter in Deutschland auf 65 Jahre gesenkt. Die Leistungen im Vergleich mit
den Löhnen fielen damals relativ gering aus. Wie es in einer Broschüre der deutschen
Rentenversicherung heisst, hatte ein Arbeiter, der damals jährlich zwischen 550 und 850 Mark
verdiente, nach 30 Beitragsjahren einen Anspruch auf eine Altersrente von 162 Mark im Jahr.
Seit der Einführung der ersten Sozialversicherungen sind in den westlichen Industrieländern
die Leistungen und die Ansprüche der Bürger stark gestiegen. Viele halten heute eine «dritte
Lebensphase» mit komfortabler, sicherer Rente für eine Art Grundrecht. Das ist sie nicht – denn
mittelfristig wird sich immer deutlicher zeigen, dass die Pensionssysteme vieler Industrieländer
aus dem Gleichgewicht geraten sind. Während die Lebenserwartung der Bürger in den
vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen ist, haben Staaten, Unternehmen und
Privatpersonen nicht genug auf die Seite gelegt, um die Verpflichtungen zu erfüllen. In den
staatlichen Rentensystemen von 20 OECD-Ländern fehlen insgesamt 78 000 Milliarden Dollar,
wie die US-Bank Citigroup errechnet haben will. Löcher bzw. Unterdeckungen haben auch die
Pensionspläne vieler Unternehmen. Eine wichtige Ursache hierfür sind die ultraniedrigen bis
negativen Zinsen an den Kapitalmärkten, die auch die private Vorsorge für das Alter
erschweren. Als Folge dürften vielen Bürgern erhebliche Anpassungen beim Lebensstandard
im Alter bevorstehen. Einigen westlichen Ländern droht eine schleichende «Pensions-Krise».
Einer der Gründe für diese Entwicklung ist, dass das für die Rente angesparte Vermögen heute
viel länger ausreichen muss als früher. Erreichten in den Anfängen der Sozialversicherungen
nur wenige Bürger überhaupt das gesetzliche Rentenalter, so betrug die verbleibende
Lebenserwartung in der Periode 2012 bis 2014 für 65-jährige Frauen in Deutschland 20,9, für
gleichaltrige Männer 17,7 Jahre. In der Schweiz waren es im vergangenen Jahr sogar 22,2 bzw.
19,2 Jahre. Diese Entwicklung, so erfreulich sie ist, macht die Finanzierung der Renten immer
schwieriger. Der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung der EU-Staaten ist im Zeitraum
1970 bis 2013 schliesslich von 11,5 Prozent auf 18,4 Prozent gestiegen, wie eine Zeitreihe der
OECD zeigt. Die Citigroup-Studie prognostiziert für Europa bis 2050 einen weiteren Anstieg auf
26 Prozent – mehr als jeder Vierte wird dann also in Rente sein.
Die demografische Entwicklung sowie die rückläufigen Geburtenraten in Industrieländern
verlangen nach weitreichenden Reformen, vor allem nach einem höheren Rentenalter.
Letzteres haben mittlerweile immerhin einige Industrieländer aus dem Kreis der OECD
beschlossen. Trotzdem gehen die Rentenreformen oft nicht weit genug, wie sich auch am
Beispiel der Schweiz zeigt. Politiker verschieben die Probleme gerne zulasten jüngerer und
künftiger Generationen in die Zukunft. Dies hat in den vergangenen Jahrzehnten in vielen
Ländern zu einer immer grösseren Umverteilung von Jung zu Alt in den Rentensystemen
geführt. In den kommenden Jahrzehnten dürfte sich diese noch verschärfen, denn in den
Renten-, Pflege- und Gesundheitssystemen ist mit deutlich höheren Ausgaben zu rechnen. Der
Luzerner Wirtschaftsprofessor Christoph Schaltegger geht für die OECD-Staaten bis 2050 im
Durchschnitt von einem zusätzlichen Ausgabendruck von rund 10 Prozentpunkten des
Bruttoinlandprodukts (BIP) aus.
Diese künftigen Staatsausgaben sind zumeist nicht gedeckt. Laut Berechnungen der Citigroup
beträgt alleine das Niveau nicht finanzierter staatlicher Pensionsverpflichtungen in den OECDLändern im Durchschnitt 190 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Der amerikanische
Wissenschafter Laurence Kotlikoff hat deshalb die sozialen Sicherungssysteme vieler
westlicher Industrieländer als «Schneeballsysteme» im Stile des Finanzbetrügers Bernard
Madoff bezeichnet.
Als wäre dies nicht genug, sorgt zusätzlich die berufliche Vorsorge für Probleme. Zu den
Ländern, in denen es neben der staatlichen Altersvorsorge eine kapitalgedeckte «zweite
Säule» gibt, gehören unter anderem die USA, Grossbritannien, die Niederlande, Australien,
Kanada und natürlich die Schweiz. Grundsätzlich ist es sehr zu begrüssen, dass diese Länder
die Altersvorsorge ihrer Bürger auf mehrere Säulen abstützen und sich so etwas gegen die
demografische Alterung der Gesellschaft wappnen. Die Vorsorgeeinrichtungen und
Lebensversicherungen leiden aber immer stärker unter den extrem niedrigen bis negativen
Zinsen. Es wird zusehends schwieriger, die für die Erfüllung der Verpflichtungen nötigen
Renditen zu erwirtschaften. Während die Zentralbanken also mit ihrer Geldpolitik marode
Banken am Leben halten und es hochverschuldeten Staaten ermöglichen, weiter günstig Geld
aufzunehmen, werden die Bürger indirekt über entgangene Erträge zur Kasse gebeten.
Zudem treibt die Geldschwemme die Vorsorgeeinrichtungen und Lebensversicherungen in
immer riskantere Anlagen. Dadurch sind sie den Schwankungen an den Finanzmärkten noch
stärker ausgeliefert. In den kommenden Jahren könnte sich die Lage weiter zuspitzen, denn in
der internationalen Schuldenkrise ist keine Lösung in Sicht. In vielen Industrieländern lahmt das
Wirtschaftswachstum, und die Schuldenberge wachsen weiter. Es spricht also viel dafür, dass
die Zentralbanken die Leitzinsen auch in den kommenden Jahren sehr niedrig halten oder gar
weiter in negatives Zins-Terrain vorstossen. Aufgrund dieser Aussichten, aber auch wegen des
Drucks von Finanzanalytikern und Rating-Agenturen ändern viele Unternehmen Pensionspläne
zum Nachteil ihrer Versicherten und übertragen ihnen die Risiken der Vermögensanlage.
Ausserdem geben neue Rechnungslegungsstandards den Unternehmen Anreize, dies zu tun.
Andere Arbeitgeber lösen sogar ihre Vorsorgeeinrichtungen auf und schliessen diese
Sammeleinrichtungen oder Verbands-Pensionskassen an.
Was ist also zu tun? Den Bürgern bleibt wohl wenig anderes übrig, als sich nicht zu stark auf
Staat und Arbeitgeber zu verlassen und – wenn möglich – ihre private Vorsorge zu verstärken.
Wollen sie den gewünschten Lebensstandard im Alter erreichen, müssen sie mehr Geld auf die
hohe Kante legen. Die Politik darf derweil bei der Lage der Rentensysteme nicht länger die
Augen vor der Realität verschliessen. Jene sind auf stabilen Grund zu setzen, auch wenn die
dafür nötigen Reformen nicht schmerzfrei vonstattengehen werden. Um die Einnahmen und
Ausgaben der Systeme ins Gleichgewicht zu bringen, taugen nur drei altbekannte Mittel:
Leistungskürzungen, höhere Rentenbeiträge oder eine längere Lebensarbeitszeit bzw. ein
höheres Rentenalter. Auch die Einführung von Schuldenbremsen in den sozialen
Sicherungssystemen wäre sinnvoll. Zudem gilt es, in der kapitalgedeckten beruflichen Vorsorge
– beispielsweise in der Schweiz – Augenmass zu wahren. Legitime Leistungsziele dürfen nicht
mit unrealistischen Vorgaben zum Umwandlungssatz und Mindestzinssatz vermengt werden.
Als erster Schritt kommt die Politik nicht umhin, den Bürgern endlich reinen Wein über die
verdeckten Staatsschulden und die kolossale Unterfinanzierung der Rentensysteme
einzuschenken.
2016-08-13 00:00 Michael Ferber www.nzz.ch
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Franz Kafkas Nachlass: Epischer Streit findet ein Ende
In dem langjährigen Prozess um den Nachlass von Max Brod, der auch
bedeutende Handschriften Kafkas enthält, ist es zu einer
abschliessenden Entscheidung gekommen. Das Oberste Gericht Israels
bestätigt die Entscheide der vorherigen Instanzen. Der Nachlass soll an
die Hebräische Nationalbibliothek gehen und nicht im Privatbesitz der
Erbinnen von Brods Sekretärin Ilse Ester Hoffe bleiben. Damit kann
dieser bedeutende Nachlass endlich der Forschung zugänglich gemacht werden.
Seit acht Jahren verfolgt die literarisch interessierte Weltöffentlichkeit diese
Auseinandersetzung um den Nachlass von Max Brod. Der kinderlos gebliebene Max Brod,
dessen Frau bereits 1942 gestorben war, hatte seiner Sekretärin Ilse Ester Hoffe zu Lebzeiten
die in seinem Besitz befindlichen Kafka-Handschriften geschenkt. Darunter befanden sich
Briefe wie auch die Manuskripte von Kafkas «Process», «Beschreibung eines Kampfes» und
«Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande».
Formal erfolgte die Schenkung ein erstes Mal 1947 sowie bekräftigend ein zweites Mal 1952,
wobei Brod auf den entsprechenden Mappen mit Datum und Unterschrift notierte: «Dies ist
Eigentum von Ester Hoffe», während die Beschenkte quittierte: «Ich nehme diese Schenkungen
an.»
In seinem Testament von 1961 ging Brod noch weiter, indem er Hoffe sein gesamtes Vermögen
wie auch seinen «gesamten literarischen Nachlass» vererbte, einschliesslich der KafkaManuskripte, wobei sie Testamentsvollstreckerin, Nachlassverwalterin und Alleinerbin werden
sollte.
Entscheidend ist in dem Testament der Paragraf 11 zu Kafkas Handschriften, der zudem die
künftigen Erben der Erbin, Hoffes Töchter, nennt: «Auch dieser Teil meines Nachlasses soll auf
Frau Ilse Ester Hoffe übergehen. Sie soll aber verpflichtet sein, Vorsorge zu treffen, dass nach
ihrem Tode ihren Erben [. . .] zwar die materiellen Rechte und Ansprüche (Honorare, Tantièmen
und so weiter) weiterhin zustehen sollen, dass aber die [. . .] Manuskripte, Briefe und sonstigen
Papiere und Urkunden der Bibliothek der Hebräischen Universität Jerusalem oder der
Städtischen Bibliothek Tel Aviv oder einem anderen öffentlichen Archiv im Inland oder Ausland
zur Aufbewahrung übergeben werden sollen, [. . .] falls Frau Ilse Ester Hoffe zu ihren Lebzeiten
nicht anderweitig über sie verfügt hat.»
Auf den ersten Blick scheint der juristisch ausgebildete Brod damit hinreichend geklärt zu
haben, was mit seinem Nachlass geschehen sollte. Nach Brods Tod im Jahr 1968 liess sich Ilse
Ester Hoffe diesen Sachverhalt 1974 zudem juristisch bestätigen, um kurz darauf damit zu
beginnen, Teile des Geschenkten zum Verkauf anzubieten, zuerst Kafkas Briefe an Brod, dann
die «Beschreibung eines Kampfes», sodann das Manuskript der «Hochzeitsvorbereitungen auf
dem Lande» und zuletzt das «Process»-Manuskript, welches das Deutsche Literaturarchiv in
Marbach 1988 für 3,5 Millionen Mark ersteigerte. Eine generelle Regelung für den Nachlass
von Brod sowie die restlichen Kafka-Manuskripte, wie sie Brods Testament eigentlich
vorgesehen hatte, traf sie damit nicht. Sie schöpfte vielmehr den letzten Passus von Brods
Testament aus: «[. . .] falls Frau Ilse Ester Hoffe zu ihren Lebzeiten nicht anderweitig über sie
verfügt hat».
Ins Rollen kam der Prozess mit dem Tod von Hoffe, die am 2. September 2007 im Alter von 101
Jahren verstarb. Denn damit sollte diese bedeutende Hinterlassenschaft an ihre Töchter Eva
Hoffe und Ruth Wiesler (Letztere ist 2012 verstorben) vererbt werden. Auf der einen Seite des
Konflikts standen damit die Hoffe-Töchter, die beanspruchten, den Brod-Nachlass sowie die
darin enthaltenen Kafka-Manuskripte qua Erbschaft rechtmässig zu besitzen und damit auch
weiterhin veräussern zu können.
Auf der anderen Seite stand die Hebräische Nationalbibliothek in Jerusalem, die aufgrund der
Formulierung in Brods Testament Anspruch auf diesen Nachlass erhoben hatte. Zwei
gerichtliche Instanzen schützten diesen Anspruch, und nun bestätigte auch das Oberste Gericht
diesen Sachverhalt.
Dieser Ausgang mag angesichts von Brods Vorkehrungen überraschen. Er rückt die
Argumentation der gerichtlichen Instanzen in den Vordergrund. Kurz zusammengefasst: Brods
Schenkung an seine Sekretärin erklären sie als ungültig, und das Testament (zumal den
Paragrafen 11) interpretieren sie gegen diese und für die Nationalbibliothek.
Diese Argumentation ist teils juristisch, teils aber auch moralisch und insofern historisch.
Juristisch wird die Schenkung mit dem Hinweis auf das damals geltende osmanische Recht
zurückgewiesen. Gemäss diesem ist eine Schenkung erst dann gültig, wenn sie vom
Beschenkten vollauf angenommen wird. Dies geschah gemäss der Argumentation des Gerichts
nicht, da Brod sich so verhielt, als gehörten die Kafka-Manuskripte nach wie vor ihm.
Das Testament wiederum wird zugunsten der Nationalbibliothek ausgelegt, indem betont wird,
dass Brod ausdrücklich vorgesehen habe, dass Hoffe diesen Nachlass einem Archiv
übergeben soll. Der recht kurz ausgefallene Entscheid des Obersten Gerichts bestätigt nur
diese beiden Kernargumente der vorangehenden Instanzen und enthält juristisch kaum Neues.
Man muss sich spätestens angesichts dessen fragen, weshalb das Oberste Gericht diesen Fall
überhaupt angenommen hat, denn üblich ist das keineswegs, vielmehr höchst
begründungsbedürftig. Tatsächlich liegt der Akzent offensichtlich nicht auf der juristischen
Argumentation, sondern vielmehr in der moralischen und historischen Bedeutung, die dem Fall
zugesprochen wird. Dass das Oberste Gericht unter der Leitung des Richters Eljakim
Rubinstein, einer nationalen Grösse in Israel (er war u. a. an der Entstehung des Camp-DavidAbkommens beteiligt), den Fall überhaupt angenommen hatte, dokumentiert vor allem dessen
übergeordnete nationale und internationale Bedeutung.
Die moralische Dimension zeigt sich u. a. in der Art und Weise, wie Brod und Hoffe einander
gegenübergestellt werden: Brod ist der selbstlose Retter von Kafkas Manuskripten, der sie
zuletzt 1939 vor dem Zugriff der Nazis aus Prag rettete und nach Tel Aviv brachte (wobei die
Kafka-Manuskripte selbst seit dem Sechstagekrieg physisch in einem Banksafe der UBS an der
Zürcher Bahnhofstrasse liegen, in Hoffes Wohnung in Tel Aviv wiederum «nur» das BrodArchiv).
Hoffe dagegen wird in den Gerichtsurteilen scharf kritisiert als die Nutzniesserin dieser
Situation, die sich reich beschenken liess, nur um das Erhaltene den Höchstbietenden ins
Ausland und dazu noch nach Deutschland zu verkaufen. Dabei wird auch eine historische
Dimension angesprochen: Das aus Nazi-Deutschland Gerettete wurde von Hoffe in jenes Land
übergeführt, nach dessen Willen Kafka – wie seine drei Schwestern – ermordet worden wäre,
wenn er nicht schon 1924 gestorben wäre.
Das Oberste Gericht argumentiert zwar etwas nüchterner als das Bezirksgericht von 2015, das
die Zeit gekommen sah, «ein schreiendes Unrecht zu korrigieren». Wenn es aber der
juristischen Argumentation kaum etwas hinzufügt und eingesteht, dass diese wie die Deutung
von Brods Testament wesentlich eine Frage der Interpretation sei, so wird die moralische Ebene
umso weniger verhandelbar. Das zeigt sich etwa daran, dass Richter Rubinstein, der
seinerseits als religiös gilt, mit dem Talmud argumentiert, wo es um das Grundprinzip geht, den
«Willen des Verstorbenen» zu befolgen. Gemäss der wiederum juristischen Auslegung des
Urteils bedeutet dies aber, dass Brods Wille darin bestand, dass Hoffe die Manuskripte der
Hebräischen Nationalbibliothek übergibt. Unbeantwortet bleibt dabei freilich die Frage, weshalb
Brod das nicht selber getan hat.
Zuletzt wird in dem Urteil dann auch die Nationalbibliothek in die Verantwortung genommen: Es
obliege nun dieser, vor allem die noch unbekannten Brod-Manuskripte so bald und so
umfassend wie möglich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was die Bibliothek auf ihrer
Homepage auch zu tun verspricht. Davor freilich müssen die im Zürcher Banksafe und in Hoffes
Wohnung in Tel Aviv liegenden Manuskripte erst eingeholt sowie archivalisch erfasst werden.
All das dürfte noch dauern und durchaus neues Konfliktpotenzial haben, nicht zuletzt im
Verhältnis zum Marbacher Literaturarchiv, das mit dem «Process»-Manuskript den wichtigsten
Teil aus diesem Nachlass erworben hatte. In einer Erklärung gratuliert Marbach der
Hebräischen Nationalbibliothek zu dem juristischen Erfolg. Es ist zu hoffen, dass ihr Besitz aus
dem umstrittenen Nachlass nicht Gegenstand neuer Auseinandersetzungen wird.
2016-08-13 00:00 Andreas Kilcher www.nzz.ch
93 /100
Premier League: Zarte Londoner Hoffnungen
Der Arsenal-Trainer Arsène Wenger zeigte sich in den letzten Tagen in nachdenklicher
Stimmung. Er fürchte sich vor dem Ruhestand, sagte er. Und: Was im
nächsten Sommer geschehe, hänge weitgehend vom Abschneiden
seiner Mannschaft in der Saison 2016/17 ab. Der Grund für das Grübeln
des dienstältesten Trainers in der Premier League ist klar: Im Juni 2017
läuft sein Vertrag in Highbury nach 21 Jahren aus. So wie das Lager der
«Arsène out»-Supporter etwa gleich gross ist wie das der «Stay»Vertreter, steht seine Zukunft auf Messers Schneide. Eine erneut enttäuschende Kampagne
dürfte den «Wenxit» besiegeln. Aber der Titelkampf wird sich in dieser Saison besonders
umkämpft gestalten. Die anderen Spitzenklubs haben mächtig aufgerüstet; unter anderem auch
das von Jürgen Klopp trainierte Liverpool – am Sonntag der erste Gegner Arsenals.
Arsenal hat die letzte Saison auf Rang zwei beendet – das beste Resultat seit 2005. Und doch
zeigten sich viele Supporter enttäuscht: Mit einer kühneren Personalpolitik wäre angesichts der
Schwächen der Konkurrenz mehr möglich gewesen, meinen sie. Wieder muss sich Wenger die
gleichen Vorwürfe gefallen lassen wie in den Jahren zuvor: Obwohl die Finanzlage kaum
besser sein könnte, hat er im Transfermarkt abermals zurückhaltend agiert. Der Schweizer
Granit Xhaka, für 34 Millionen Pfund von Mönchengladbach geholt, gehört zwar zu den
teuersten Transfers des Sommers und gilt nach seinen vielbeachteten Auftritten bei der Euro
2016 als neuer Hoffnungsträger. Doch die anderen zwei Zuzüge – der 21-jährige japanische
Stürmer Takuma Asamo und der vom Drittligisten Bolton erworbene Verteidiger Rob Holding –
sind fast unbeschriebene Blätter.
Neben der Einkaufsorgie der Widersacher Manchester United (Kostenpunkt: 144,3 Millionen
Pfund) und City (151,75 Millionen) beispielsweise nimmt sich Wengers Warenkorb karg aus.
Der Coach bezeichnete das finanzielle Säbelrasseln der Konkurrenz als «verrückt»: «Die
Premier League ist kein Finanzwettbewerb», sagte er, «es ist ein Leistungswettbewerb. Und wir
sind durchaus konkurrenzfähig.» Sollte sich diese Einschätzung als unzutreffend erweisen – es
könnte das Ende einer imposanten Ära bedeuten.
Ganz anders präsentiert sich die Situation bei Chelsea. Dort führt der erst im Sommer
eingestellte Italiener Antonio Conte die Geschicke. Die Ausgangslage wirkt ähnlich wie bei
seiner Ankunft bei Juventus Turin im Jahr 2011. Der Haussegen hing schief, und man hatte sich
für keinen europäischen Wettbewerb qualifizieren können. Und doch führte Conte Juventus in
der ersten Saison zum Titel. Auch bei Chelsea liegt einiges im Argen. Nach der unerklärlichen
Implosion unter José Mourinho und der legeren Interimsführung von Guus Hiddink beendeten
die Blues die Saison auf dem kläglichen zehnten Rang. Niemand erwartet, dass es Conte
gelingen wird, Spieler wie Eden Hazard, Cesc Fabregas oder gar Loic Rémy aus ihrem
profunden Formtief direkt zu neuer Glorie zu führen. Der Italiener wird mindestens eine Saison
Zeit zur Akklimatisation haben. Als eine der ersten Amtshandlungen hat Conte Pizza und
Ketchup verboten, und das rigorose Fitnesstraining soll noch brachialer geworden sein. Die
Arbeit geht Conte nicht aus: Die Zugänge Michy Batshuayi und N'Golo Kanté müssen integriert
werden, und als neues Spielsystem will Conte ein 4-2-4 durchsetzen. Insgeheim hoffen aber
nicht nur die Supporter, sondern auch Conte selber, dass sich seine Geschichte wiederholt:
«Das Fehlen von Champions-League-Fussball war bei Juventus ein Vorteil, und es wird auch
hier ein Vorteil sein», sagte er.
2016-08-13 00:00 Hanspeter Künzler www.nzz.ch
94 /100
Neue Intendanz am Luzerner Theater: «Es geht nicht
länger um Frontalunterricht»
Es ist ein strahlender Sommertag im vibrierenden Berliner Stadtteil Mitte.
Ein Café reiht sich an das nächste, und die Menschen drängen mit ihren
Ingwer-Tees und Smoothies von den gut gefüllten Terrassen bis auf die
Strasse. Benedikt von Peter wohnt um die Ecke und kommt rasch auf ein
Sandwich vorbei. Eigentlich steckt er mitten im Umzug, wirkt aber
dennoch blendend gelaunt und voller Energie. In ein paar Tagen geht es
nach Luzern, wo der Stiftungsbeirat des Theaters, Kurt W. Meyer, den frisch gekürten
Intendanten als den Mann präsentierte, «der uns glücklich macht». Die Vorfreude steht Benedikt
von Peter ins Gesicht geschrieben: Will er die Luzerner also glücklich machen?
«Ja, klar», sagt er lachend und erzählt, wie es zu dieser Berufung gekommen ist – obwohl er
sich nie um die Position beworben hatte. Die Regisseurin Tatjana Gürbaca hatte von Peter im
Hinblick auf das Projekt der Salle Modulable empfohlen, weil sie wusste, dass er zumeist sehr
raumbezogen arbeitet. Der Brief, der dann von Luzern nach Bremen ging, lag jedoch volle zwei
Monate ungeöffnet auf dem – falschen – Schreibtisch. Als von Peter ihn entdeckte, sei er sofort
runtergefahren und habe gedacht: «Das machst du auf jeden Fall», erzählt er, während wir uns
mit Getränken und Sandwich den Weg zu einem kleinen Mäuerchen am Strassenrand bahnen,
das noch nicht besetzt ist.
Natürlich lockt ihn die Aussicht auf den Bau der Salle Modulable ungemein. «Aber ich habe
mich nicht nur deswegen sofort für diese Position entschieden», beteuert er. Vielmehr sei es
das Stadttheater-Modell, das ihn schon seit langem reize. «Ich finde», erzählt er zwischen zwei
hastigen Bissen, «dass die Stadttheater als kulturelle Grundversorger seismografisch viel näher
dran sind. Man ist enger in Kontakt mit den Mitarbeitern und den Zuschauern.»
Dreispartenhäuser seien ausserdem viel lebendiger. Das konnte er in den vergangenen vier
Jahren als künstlerischer Leiter des Musiktheaters am Theater Bremen erfahren. Bis dahin war
von Peter als junge Regie-Entdeckung herumgereicht worden: von Heidelberg an die grossen
Häuser in Berlin, nach Frankfurt, Hamburg, Hannover und Basel.
Der Hype, der um ihn gemacht wurde, hatte auch seine Schattenseite. In einer Zeit, in der man
die eigenen Mittel erst noch finden müsse, sei es «nicht ideal» gewesen, sich jedes Mal auf
neue Kontexte, andere Häuser und ein anderes Publikum einstellen zu müssen – von manchen
Intendanten, die sich anschickten, seine Arbeiten von Jahr zu Jahr durch immer mehr Vorgaben
und Verbote einzuschränken, ganz zu schweigen. «Das war kein angstfreier Raum», konstatiert
von Peter rückblickend. Für die verantwortlichen Intendanten, möchte man hinzufügen, war es
das womöglich auch nicht. Denn während man sich an die Provokationen des sogenannten
Regietheaters längst gewöhnt hat, fordern von Peters Inszenierungen Publikum und
Opernbetrieb in einer ganz neuen, durchaus extremen Weise heraus.
Sie brechen mit der traditionellen Hierarchie zwischen Bühne und Zuschauerraum,
experimentieren mit neuen Raumkonzeptionen und rücken dem Publikum bisweilen mit
geradezu physischer Intensität nahe. In von Peters preisgekrönter Inszenierung von Luigi
Nonos «Intolleranza 1960» sass das Publikum auf der Bühne, und die Musiker balancierten auf
den Beleuchtungsgerüsten. Seine «Traviata» zeigte die gesamte Opernhandlung als inneren
Monolog der Violetta, die als einzige Figur auf der Bühne zu sehen war. Alle weiteren Sänger
agierten aus dem Off wie Stimmen in Violettas Kopf. Mozarts «Entführung aus dem Serail» hat
von Peter in Bremen mit den afrikanischen Beats einer Performance-Gruppe konfrontiert. Und
für seine «Aida» in Berlin baute er den Saal der Deutschen Oper zu einer Art Klangpyramide
um. Auf ihrer Spitze ertönte vom Balkon herab die Stimme des ägyptischen Königs, weitere
Solisten waren auf den Seitenrängen positioniert, und ein Teil des Chores sang aus der Mitte
des Publikums, verteilt auf einzelne Plätze in den Sitzreihen des Parketts. Das ergab einen
aufrüttelnden, an manchen Stellen gar verstörenden Effekt. Die Chorpassagen ertönten wie aus
dem eigenen Inneren heraus. «Eine Produktion wie diese ‹Aida› ist wie eine Waschanlage für
den Betrieb des gesamten Hauses», schwärmt von Peter. «Alle Abteilungen müssen sich
umstellen. Das ist sozial gesehen für mich der Kern von Theaterarbeit: nicht in Routine zu
ersticken.»
Natürlich lockt ihn die Aussicht auf den Bau der Salle Modulable. Aber Benedikt von Peter hat
sich auch deshalb für das Luzerner Theater entschieden, weil er an das Stadttheater glaubt.
Und wo bleiben die Werke, wo das Publikum, wenn er in Luzern den Theater-Waschgang
einschaltet? «Der leitende Gedanke ist es, Text und Musik aus der Zentralperspektive zu
befreien», erklärt von Peter das Spielzeit-Motto «Neue Räume». Es gehe nicht länger um
Frontalunterricht aus der Position einer Deutungshoheit heraus, wie sie bis heute unhinterfragt
von den Regisseuren in Anspruch genommen werde. Zuschauer, Text und Musik sollen sich
vielmehr auf Augenhöhe begegnen: «Der Zuschauer darf viel mehr.» Aufgabe des Theaters sei
es, das Fühlen und das Denken wieder zu verbinden. «Die Zeiten, in denen man sich nur auf
den literarischen und musikalischen Kanon verlassen kann», seien vorbei. Das Theater müsse
auch wieder zu einem Ort der «Vergemeinschaftung, des sozialen Erlebens» werden, offener
und partizipativer als üblich. In der Luzerner Viscosistadt, dem ehemaligen Industriegebiet, das
nun umgenutzt wird, wird von Peter Verdis «Rigoletto» inszenieren. Das Thema der Oper soll
sich mit einer aktuellen Erfahrung der regionalen Stadtgeschichte verbinden: ein
melancholischer Blick auf eine untergehende Welt.
Von Peter bezeichnet sich als einen «konservativen Anarchisten»: Von Strichfassungen hält er
nichts, die Partituren bleiben unangetastet. «Statt mich jedoch an einem Plot festzuhalten, höre
ich erst einmal nur die Musik selbst. Die Musik hat eine Eigendynamik, und die lässt viel mehr
Deutungsraum.» Dass sich seine Phantasie vor allem an der Musik entzündet, ist kein Zufall:
Seine Mutter war Opernsängerin, er selber hat auf dem Cello begonnen. «Wir haben die
‹Meistersinger› zum Frühstück gehört», erzählt er. Gleichwohl zählt Wagner zu seinen
wichtigsten musikalischen Inspirationsquellen.
Benedikt von Peter spricht schnell und blitzgescheit, angetrieben von einem brennenden
Mitteilungsdrang. Die Sätze sprudeln druckreif aus ihm heraus. Das Sandwich ist spätestens
dann vergessen, als es um Luigi Nonos «Prometeo» geht, die Raumklang-Komposition avant la
lettre. Nono hat sein Werk für Instrumental- und Vokalsolisten, Chor, Orchester und LiveElektronik im Raum eine «tragedia dell'ascolto» genannt: eine Hör-Tragödie oder Tragödie des
Hörens. Es handelt sich um ein Drama ohne Handlung, ohne szenische Aktion. Die Textcollage
von Massimo Cacciari montiert Textfragmente in drei verschiedenen Sprachen, von Aischylos
bis zu Benjamin, von Hölderlin, Nietzsche und Rilke. Teile des Textes hat Nono überhaupt nicht
verwendet, andere stehen in der Partitur, sollen von den Interpreten aber nur imaginiert, auf
keinen Fall in den Mund genommen werden. Nono begab sich mit diesem Werk auf eine
radikale Suche nach den Möglichkeiten eines ungegängelten Ausdrucks. Und eben diese kaum
konservierbare innere Wucht der fragilen Klangwelten ist es, die Benedikt von Peter interessiert.
Seine szenische Einrichtung wendet sich daher gegen die, wie er sagt, «Verheiligung», die das
Werk seit der Uraufführung 1984 erfahren habe.
Tatsächlich hat das Werk eine Rezeptionsgeschichte durchlaufen, die den Ursprungsimpuls
unter dem unsäglichen Schlagwort des «Aufbrechens von Hörgewohnheiten» esoterisch
vereinnahmte und nicht selten in sein Gegenteil verkehrte. Denn als Nono forderte, «das Ohr
aufzuwecken», meinte er damit alles andere als jene indifferent «offene», aber uneingestanden
dogmatische Einstellung, deren höchste Tugend es ist, passiv empfangene akustische
Ereignisse auf ein inneres Wattekissen plumpsen und dort beziehungslos liegen zu lassen.
Das Luzerner Theater wird nun der kleinste Saal sein, in dem das Werk je aufgeführt wurde.
«Wir wollten das Werk jetzt in den Holzsaal nach Luzern bringen, damit es wieder diese
ursprüngliche ‹Nonohaftigkeit› bekommt», erzählt von Peter. Während der Vorbereitungsphase
hat er mit der Witwe Nonos, Nuria Schoenberg-Nono, über Möglichkeiten einer behutsamen
szenischen Einrichtung diskutiert, denn das Werk unterliegt einem ausdrücklichen
Inszenierungsverbot durch den Komponisten. «Wir bauen ein Globe-Theatre in den
Theaterraum, ähnlich, wie es Renzo Piano 1984 für die Uraufführung in der profanierten Kirche
San Lorenzo in Venedig getan hat», verrät von Peter. «Damals haben sie die Türen
aufgemacht: Man hat von draussen die Glocken gehört und die Menschen. Von da ist es ein
langer Weg bis zur ‹Verheiligung› in den hermetischen Riesensälen der Konzerthäuser.»
Es wird verschiedene Ebenen geben und Lautsprecher in den Foyers. Das Publikum soll sich
bewegen dürfen, um verschiedene Hör-Positionen einzunehmen, aber auch, um
zwischendurch einfach hinauszugehen und ein Glas Wasser zu trinken. «Die Menschen
reagieren in meinen Raumkonzeptionen oft sehr körperlich», sagt von Peter. «Körperliche
Reaktionen auf Musik machen aber auch Angst.» Will er die Luzerner am Ende nicht nur
glücklich machen, sondern auch erschrecken? «Ich hoffe, ich werde sie berühren», sinniert von
Peter. «Dadurch, dass sie sich bewegen dürfen, werden sie hoffentlich auch bewegt.» Spricht's,
schlingt den Rest des Sandwichs herunter und verschwindet wieder ins Umzugschaos.
2016-08-13 00:00 Julia Spinola www.nzz.ch
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Neuer Job für
Sondergesandter
Ex-Kanzler:
Faymann
wird
UNO-
New York, Wien – ExBundeskanzler
Werner
Faymann
(SPÖ)
wird
Sondergesandter
von
UNO-Generalsekretär Ban
Ki-moon für den weltweiten
Kampf
gegen
die
Jugendarbeitslosigkeit.
Das
teilte
Ban
am
Freitagnachmittag (Ortszeit)
in New York mit. Faymanns
frühere
Sprecherin
Susanna Enk bestätigte der
APA auf Anfrage die
Personalie. Demnach nimmt Faymann die neue, ehrenamtliche Tätigkeit mit Anfang September
auf.
Laut Enk hat es - „meines Wissens“ - bisher noch keinen für die Beschäftigung Jugendlicher
zuständigen UNO-Sondergesandten gegeben. In einer Aussendung Bans heißt es, die
Bestellung komme „zu einer Zeit, in der ein hohes Niveau der Jugendarbeitslosigkeit hartnäckig
(...) eine weltweite Sorge bleibt“. Der UNO-Generalsekretär beklagte auch, dass Jobs für
Jugendliche oft mit schlechten Bedingungen und schlechter Bezahlung verbunden seien.
„Langjährige und proaktive Rolle“
Faymann habe eine „langjährige und proaktive Rolle bei der Eröffnung von Chancen für junge
Menschen auf dem Arbeitsmarkt in Österreich“ eingenommen, würdigte der Südkoreaner, der
früher seine Heimat als Botschafter in Wien vertreten hatte, den ehemaligen Bundeskanzler. So
habe Faymann etwa die Lehrausbildung und Workshops gefördert, um die Qualifikationen von
Jugendlichen zu erhöhen.
„Der UNO-Sondergesandte für Jugendbeschäftigung wird ein starker Fürsprecher sein, wenn es
darum geht, die Kernherausforderungen der Jugendbeschäftigung anzugehen, indem er diese
Herausforderungen stärker hervor streicht und auf allen Ebenen zu Tätigkeit aufruft“, zeigte sich
Ban überzeugt. „Es ist unerlässlich, dass wir unsere Anstrengungen überall verstärken, um
Jugendlichen Möglichkeiten für annehmbare Arbeit zu schaffen.“
Junge Menschen seien überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen; die
Wahrscheinlichkeit sei hier drei Mal so hoch wie für Ältere. Die nach wie vor festzustellenden
Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hätten diesen Trend verstärkt. Weltweit
seien derzeit 73 Millionen Jugendliche ohne Job. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation
ILO müssten in den nächsten zehn Jahren 475 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden, um
auch die derzeit arbeitslosen Jugendlichen sowie jährlich 40 Millionen Neuzugänge auf dem
Arbeitsmarkt unterzubringen.
Ban erhofft sich von Faymann, dass er auch die heuer im Februar gestartete Globale Initiative
für ordentliche Jobs für Jugendliche vorantreibt, die zu diesem Zweck die Vereinten Nationen,
Unternehmen, Sozialpartner, die Politik, Bildungseinrichtungen und Jugendorganisationen
zusammenbringen will. Er soll auch dabei helfen, dass die Ziele in Sachen
Jugendbeschäftigung erreicht werden, die in der 2030 Agenda der UNO für Nachhaltige
Entwicklung angestrebt werden.
Anfang Mai zurückgetreten
Der am 4. Mai 1960 geborene Werner Faymann war Anfang der 80er Jahre zunächst
Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien, ab 1988 war er Geschäftsführer der Wiener
Mietervereinigung, ab 1994 Wiener Wohnbaustadtrat. 2006 wechselte er als
Infrastrukturminister in die Bundesregierung unter Kanzler Alfred Gusenbauer. Bei den
vorgezogenen Nationalratswahlen 2008 trat Gusenbauer nicht mehr an: Faymann übernahm
von ihm zunächst den SPÖ-Parteivorsitz und dann das Amt des Regierungschefs. Heuer am 9.
Mai trat Faymann mangels geschlossenen Rückhalts in der eigenen Partei angesichts von
Herausforderungen wie dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit oder wie der Flüchtlingspolitik
zurück.
Insbesondere die Lehrlingsausbildung galt unter Faymann in der EU als vorbildhaft. Mehrere
Politiker aus dem europäischen Ausland führte Faymann bei Wien-Besuchen in die „Jugend am
Werk“-Lehrwerkstätte in Wien-Brigittenau. Laut seiner Ex-Sprecherin Susanna Enk nimmt
Faymann seine UNO-Tätigkeit am 1. September auf. Es handle sich um eine „ehrenamtliche
Tätigkeit“, betonte sie.
Hohe UNO-Posten hatten schon mehrere Österreicher inne. Der spätere Bundespräsident Kurt
Waldheim war von 1972 bis 1981 UNO-Generalsekretär. Der Spitzendiplomat Peter Launsky-
Tieffenthal wurde 2012 von Ban zum UNO-Untergeneralsekretär bestellt, er war zwei Jahre lang
in New York Leiter der Presse- und Informationsabteilung mit knapp 700 Mitarbeitern. Valentin
Inzko ist seit 2009 Hoher Internationaler Repräsentant in Bosnien-Herzegowina. Dieses Amt
hatte zwischen 1999 und 2002 schon mit Wolfgang Petritsch ein weiterer Österreicher
ausgeübt. ( APA )
2016-08-12 23:21 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
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Salah Ammo: „Meine Religion ist die Musik“
Innsbruck – Als Treibhaus-Artistin-Residence bereist der im
Nordosten Syriens geborene
Musiker Salah Ammo jeden
Mittwoch
verschiedene
Regionen der Welt. Nach zwei
Konzertabenden zu Syrien und
dem Iran geht es am 17. August
weiter nach Indien und Pakistan.
Der Buzuk-Virtuose, der 2013
als
Schutzsuchender
in
Österreich gestrandet ist, hat
sich hierzulande den Ruf eines
musikalischen Brückenbauers
erworben. Salah Ammo, der mit seiner Familie in Wien lebt, im Gespräch über Heimat, Religion
und Musik.
Sie haben gegen den Willen Ihrer Familie in Damaskus Musik studiert.
Ammo: Im Dorf, wo ich aufgewachsen bin, gab es keine Musikschule. Seit ich denken kann,
habe ich gesungen. Mein erstes Instrument, meine erste Langhalslaute, habe ich mir aus
Fahrradgriffen und Käsedosen zusammengebastelt. Mein Vater hat mich für ein Jahr verstoßen,
als ich mit dem Musikstudium begonnen habe. Er hat seine Meinung erst geändert, als er zu
einem Konzert gekommen ist. Als er gesehen hat, dass ich nicht aufgegeben habe, meinen
Traum zu leben. Ich wurde als Musiker geboren.
Bereits mit Ihrer ersten Band, der Joussour Group („Joussour“ heißt auf Deutsch Brücke), haben
Sie Grenzen überschritten.
Salah Ammo: Ich habe immer versucht, für eine bessere Welt zu kämpfen. Musik ist meine Art,
das zu tun. In Syrien war es nicht erlaubt, ein Konzert auf Kurdisch zu singen, nur maximal ein
Lied pro Auftritt. So bin ich auf die Idee gekommen, alle ethnischen Gruppen miteinzubeziehen.
Wir haben ziemliche politische Schwierigkeiten bekommen. Mit der Joussour Group wollte ich
das Mosaik der syrischen Kultur zeigen, ich habe versucht, Brücken zu bauen.
Für die Treibhaus-Reihe setzen Sie jede Woche einen neuen musikalischen Fokus. Wie
zeitaufwändig ist das?
Ammo: Es ist viel Arbeit, weil ich nebenher noch andere Band-Projekte verfolge, aber es gefällt
mir sehr. Wir wollen es zu einer Feier der verschiedenen Stile machen. Es funktioniert, weil alle
involvierten Musiker sehr gut sind. Die Idee dazu stammt von Treibhaus-Chef Norbert Pleifer.
Ich bin stolz, hier Artist in Residence zu sein, das Treibhaus ist mein kulturelles Zuhause, eine
Heimat.
Der erste Teil der Konzerte ist akustisch und ruhig, der zweite lädt zum Tanzen ein. Wäre es
Ihnen anders zu eintönig?
Ammo: Als Musiker mag ich eigentlich lieber ruhige und meditative Musik. Im Orient gehen die
Menschen eher nach innen, um ihre Probleme zu lösen, die melancholische, meditative Musik
hilft ihnen, zur Ruhe zu kommen. Hier gehen die Menschen eher nach außen, sie gehen in
Clubs, sie wollen tanzen. Viele Syrer haben schreckliche Dinge erlebt, wenn man für sie
melancholische Musik spielt, werden sie noch trauriger. Beim zweiten Teil der Konzerte sind
mehr jüngere Leute, Studenten, die zum Tanzen kommen. Wir machen eine lange Pause, damit
sich die Menschen dazwischen treffen und unterhalten können.
2014 haben Sie im Duo mit dem Wiener Jazz-Schlagzeuger Peter Gabis die CD „Assi – Story of
a Syrian River“ veröffentlicht. Eine Metapher für das Schicksal von Millionen Syrern. Sie wollen
mit Ihrer Musik Hoffnung geben.
Ammo: Wir sind jetzt Flüchtlinge. Vor 70 Jahren waren Millionen von Menschen in Europa auf
der Flucht, Millionen wurden getötet. Die 70 Jahre danach waren friedlich, das gibt mir Hoffnung
für Syrien. Ich will die Botschaft verbreiten, dass die Zukunft gut werden kann. Als ich 2013 in
Wien angekommen bin, habe ich mich gefragt, was ich für meine neue und für meine alte
Heimat tun kann, wie sich das verbinden lässt. Mit Peter Gabis im Duo spielen wir orientalische
Musik, auch so, wie er sie versteht. Wenn wir uns austauschen, entsteht etwas komplett Neues.
Sie sind 2013 mit nichts als Ihrem Instrument, der Buzuk, in Traiskirchen angekommen. Welches
Bild haben Sie von Österreich gewonnen?
Ammo: Ich habe Österreich schon zuvor gekannt, großartige Künstler wie Mozart oder Schiele,
das hat mir geholfen, über den Schmerz hinwegzukommen. An Orten wie Traiskirchen bist du
nur eine Nummer, du fühlst dich nicht wie ein menschliches Wesen. Es hilft mir, zu denken, dass
wir alle Flüchtlinge sind, man weiß nicht, woher man kommt, man weiß nicht, wohin man geht.
Wie würden Sie Ihre Identität beschreiben?
Ammo: Ich wurde in eine kurdische Familie geboren, ich wurde in Syrien geboren, ich bin
Moslem. Das Wichtigste ist aber, dass ich ein Mensch bin. Alles andere habe ich nicht gewählt,
niemand kann seine Identität wählen, wir können sie nur akzeptieren. Ich bin aus einer
muslimischen Familie, auch wenn ich heute nichts mehr damit zu tun habe. Die
Missverständnisse, vor allem, was den Islam anbelangt: Was passiert, ist Politik, das hat nichts
mit Religion zu tun. Die Religionen sind dazu da, den Menschen zu helfen. Ich respektiere alle
Religionen, aber meine Religion ist die Musik.
Das Gespräch führte Silvana Resch
2016-08-12 18:31 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
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Simit:
Programmiersprache
Simulationen
für
physikalische
Wissenschaftler des MIT und anderer Institutionen haben Simit vorgestellt. Davon sollen jene
profitieren,
die
ihre
physikalischen
Systeme
durch
Graphen
beschreiben und auch
Nutzern linearer Algebra
Performancegewinne
verschaffen.
Wissenschaftler
des
Massachusetts Institute of
Technology
haben
zusammen mit Forschern
von
Adobe,
Disney
Research, Stanford, der
California Polytechnic State University und der University of Texas at Austin eine neue Sprache
für physikalische Simulationen entwickelt. Simit soll Entwicklern die Möglichkeit geben,
programmierte Systeme sowohl als verlinkte Datenstruktur in Form von Hypergraphen als auch
als Set globaler Vektoren, Matritzen und Tensoren ansehen zu können. So lassen sich die
Modelle für unterschiedliche Zwecke verwenden, ohne dass die Sprache viele Kapazitäten in
Umwandlungen stecken müsste.
Zwar müssen Entwickler, bevor sie mit dem Aufbau der Simulation beginnen, angeben, wie sich
die grafische Darstellung des Systems auf dessen Matrixbeschreibung abbilden lässt, danach
können sie allerdings alle Vorgänge mit in linearer Algebra formulierten Instruktionen
beschreiben. Die Sprache übersetzt diese dann in Graphen, sodass das System schneller
arbeitet als es bei der Umwandlung von Graphen in Matritzen der Fall wäre. Darüber hinaus soll
Simit-Code ohne Änderung sowohl auf CPUs als auch auf GPUs laufen, wodurch Forscher ihre
Simulation ohne Anpassung beschleunigen können. Der Umfang der entwickelten Programme
soll unter dem von in Matlab verfassten liegen.
Simit ist zwar für Physiksimulationen gedacht, ihre Erfinder können sich die Sprache allerdings
auch gut in Anwendungsfällen aus den Bereichen Maschinelles Lernen und Robotik vorstellen.
Eine detaillierte Beschreibung der neuen Sprache ist im zugehörigen Paper nachzulesen. ( jul )
/ ( anw )
2016-08-12 15:42 Julia Schmidt www.heise.de
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Islamvertrag liegt nun auf Eis
Hannover. Die von der CDU und anderen aufgeworfene Frage der Beeinflussung der
muslimischen Verbände durch die Türkei müsse in Ruhe in den nächsten Monaten erörtert
werden, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag in Hannover. "Wir werden auf
diese Diskussion eingehen, wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand. " Insbesondere geht
es um den türkischen Moscheeverband Ditib, dessen Landesverband in Niedersachsen Weil
aber einen selbstständigen Kurs bescheinigte.
Eigentlich hatte Niedersachsen den lange diskutierten Vertrag noch in diesem Jahr
unterschreiben wollen. Nach Beratungen erklärten SPD, Grüne und FDP am Freitag, dass nicht
absehbar sei, ob der Vertrag noch vor der nächsten Landtagswahl Anfang 2018 unterschrieben
wird. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung sucht die Regierung die Zustimmung möglichst
aller
Fraktionen.
"Wir
werden
weiter
dafür
werben, dass die CDU an
den
Verhandlungstisch
zurückkehrt und gucken,
wie sich die öffentliche
Debatte entwickelt", sagte
Weil. "Die Zuspitzung der
Situation in der Türkei sieht
die Landesregierung mit
größter Besorgnis. "
Wie schon in Hamburg und
Bremen sollen in dem
Islamvertrag in Niedersachsen Regelungen etwa zum islamischen Religionsunterricht, zur
Seelsorge in Krankenhäusern und Gefängnissen sowie zum Moscheebau und
Bestattungswesen festgehalten werden.
"Wir beobachten die Gleichschaltungsentwicklungen in der Türkei und wollen sicher sein, dass
sich das nicht über die türkische Religionsbehörde auf Ditib überträgt", sagte der
stellvertretende FDP-Fraktionschef Stefan Birkner. Mit den muslimischen Verbänden müsse
geguckt werden, wie sie sich eigenverantwortlich um Imame kümmern könnten, statt auf
Vorbeter angewiesen zu bleiben, die von der Türkei finanziert werden.
"Wir brauchen etwas Zeit, um für diesen Vertrag zu werben", meinte SPD-Fraktionschefin
Johanne Modder. Nicht festlegen wollte sie sich bei der Frage, ob es gelingt, das Vertragswerk
noch in dieser Legislaturperiode unter Dach und Fach zu bringen. Auch Grünen-Fraktionschefin
Anja Piel warb um eine Rückkehr der CDU an den Verhandlungstisch, frühere CDU-Kritik habe
zu einer Verbesserung des nun vorliegenden Vertragsentwurfs geführt.
CDU-Fraktionschef Björn Thümler erklärte nach dem Treffen der übrigen Fraktionen, die CDU
sei offen für Gespräche mit der Regierung. Allerdings sehe er bei Ditib keine Bemühungen, sich
vom türkischen Staat zu lösen.
dpa
2016-08-13 10:07 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
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Gesprengt, gezittert, gesperrt
Von Marco Witting
Innsbruck – Von Rollender Landstraße bis zu schweren Güterzügen, Kesselwagons bis
Containerzüge. „Alles donnert durch die Stadt“, beschwert sich ein Bahnanrainer aus Innsbruck
dieser Tage über den „unerträglichen Güterverkehr“ durch die Landeshauptstadt. Als Anrainer
empfindet er es als „lächerlich“, dass trotz Umfahrungstunnel aktuell wieder sehr viele
Güterzüge an seinem Haus vorbeifahren.
Doch warum ist das überhaupt so? Die Ursache liegt laut ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel
an den Arbeiten für den Rettungsstollen Tulfes/Ampass, der für den Brennerbasistunnel in der
Nähe des Umfahrungstunnels vorangetrieben wird. Schon im Februar gab es hier stellenweise
Sperren
der
schon
bestehenden Strecke. „Aus
Sicherheitsgründen“, wie
Zumtobel
erklärt.
Und
genau das ist jetzt auch die
Ursache,
warum
es
stellenweise wieder zu
Sperren
des
Umfahrungstunnels
gekommen ist.
Zumtobel: „Es gibt hier
ständig Messungen und
wenn
Erschütterungen
einen gewissen Wert überschreiten, dann dürfen wir den Tunnel nicht mehr befahren und
müssen das kontrollieren.“ Zuletzt sei man wohl in eher „erschütterungsstärkeres Gebiet“
gekommen.
Den Bundesbahnen kommen derartige Streckensperren selbst ganz und gar nicht gelegen.
Denn jede Sprengung, die im bestehenden Umfahrungstunnel anschlägt, zieht ein langwieriges
Prozedere nach sich. Zwei bis drei Stunden dauert es, bis der Turmwagen der ÖBB ausgerückt
ist und betreffende Stelle begutachtet und aus Sicherheitsgründen genau untersucht wurde.
„Das ist in den vergangenen Tagen mehrfach vorgekommen“, bestätigt Zumtobel. Und dann
müssen die Züge ausweichen und man muss zwischen den Schnellzügen und der S-Bahn erst
einmal ein freies Zeitfenster finden. Da in der Nacht nicht gesprengt wird, fallen auch die
umgeleiteten Züge auf die Tagesstunden. Am 5., 6. und 8. August erging es der Bahn und damit
den Anrainern so – schnell gibt es dann zehn laute Züge innerhalb kurzer Zeit mehr.
„Wir tun das nicht zum Spaß und bitten hier um Verständnis“, sagt Zumtobel. Man könne in
solchen Fällen einfach kein Risiko eingehen, zumal der Rettungsstollen zwischen 20 und 30
Meter vom Umfahrungstunnel entfernt ist. Man wolle die Belastung für die Bevölkerung so
gering wie möglich halten. Ein Anrainer unterdessen fordert hier einen verstärkten Lärmschutz.
2016-08-12 14:29 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
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Rote Rochaden im Innsbrucker Gemeinderat noch im
Herbst
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck – Die Herbst-Session des Innsbrucker Gemeinderates startet mit der ersten regulären
Sitzung am 20. Oktober. Bis dahin werden zwei der sechs SPÖ-Mandate neu besetzt werden
müssen. Das ist seit gestern amtlich.
Bereits vor Wochen hatte die stellvertretende Klubobfrau der Stadt-Roten, Sophia Reisecker,
ihren Rückzug mit 1. September angekündigt. Die 27-Jährige wechselt berufsbedingt nach
Wien. Vorerst lässt sich Reisecker nur auf unbestimmte Zeit beurlauben. Insider rechnen aber
damit, dass es ein endgültiger Abschied der bei ihrer Wahl 2012 als SP-Zukunftshoffnung
gehandelten Genossin aus der Innsbrucker Gemeindepolitik ist.
Endgültig Ade sagt aber mit
1. September auch ein
Urgestein der Innsbrucker
Sozialdemokratie. MarieLuise Pokorny-Reitter wird
ebenso ihre Koffer packen
und
den
Gemeinderat
verlassen. Für die 65Jährige ist es aber ein
Polit-Abschied für immer,
wie sie selbst auf TTAnfrage bestätigt: „Ja, es
stimmt. Ich werde aus dem
Gemeinderat
ausscheiden.“
Pokorny-Reitter setzt damit einen Schlussstrich unter eine 22-jährige Polit-Karriere, die 1994
ihren Anfang nahm. Im Jahre 2000 führte sie die SPÖ erstmals als Spitzenkandidatin in die
Gemeinderatswahl und wurde zur Stadträtin gewählt. Bis 2012 war sie dort unter anderem für
den Tiefbau, den Straßenbetrieb, das Wohnungswesen und die Feuerwehr zuständig. Doch die
Gemeinderatswahl 2012 samt erstmaliger BM-Direktwahl brachten statt der erhofften Gewinne
herbe Verluste – die SPÖ verlor einen ihrer zwei Senatssitze und Pokorny-Reitter musste ihren
räumen.
Ein letztes großes Ziel der SP-Politikerin war es, die zweifache Stadtrechtsreform als
Vorsitzende des Rechtsausschusses noch über die Bühne zu bringen. Dies gelang ihr vor der
diesjährigen Sommerpause. Nun sei es vor dem Start der Herbstsitzungen Zeit, den Platz zu
räumen, sagt Pokorny-Reitter.
Fix ist, dass eines der beiden frei werdenden SP-Mandate Frauenvorsitzende Selma Yildirim
übernehmen wird – wer das zweite, ist offen. Anwärterinnen wären laut SP-Wahlliste Angelika
Strigl oder Ruth Blaser Hajnal.
2016-08-12 12:58 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
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Created at 2016-08-13 12:02