Mitteilungen - Gottfried-Silbermann

Mitteilungen
der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V.
Foto: GSG
19. AUSGABE / JULI 2016
Märchen-Konzerte mit Josephine Hoppe
und Albrecht Koch: „St. Mayolus oder
das Märchenhafte Heiligtum“
Liebe Mitglieder der
Silbermann-Gesellschaft,
liebe Orgelfreunde,
mit großem Interesse blickt die Musikwelt in diesem Jahr auf Max Reger und dessen 100. Todestag.
Was hat das mit Gottfried Silbermann zu tun? Zunächst erst einmal: Nichts. Und doch denke ich immer mal wieder an alte Konzertprogramme aus
dem Freiberger Dom. In der Mitte des 20. Jahrhunderts war es noch selbstverständlich, alle großen
Reger-Werke auch auf der Großen SilbermannOrgel zu spielen. Und das, obgleich sowohl die ungleichschwebende Temperierung und der viel zu
kleine Umfang der Klaviaturen schon enorme Pro­
bleme bei der Interpretation mit sich brachten, die
Frage der dynamischen Differenzierung gar nicht
betrachtet. Reger findet sich heute fast nicht mehr
in den Konzertprogrammen des Domes. Schon lange sind wir dazu übergegangen, Orgelliteratur
nach Möglichkeit auf historisch adäquaten Instrumenten zu spielen. Übrigens: Im Bremer Dom steht
in der West-Krypta die Silbermann-Orgel von 1734,
ehemals für Etzdorf erbaut. Über der Krypta auf der
West-Empore, befindet sich die phantastische
romantische Sauer-Orgel aus dem Jahre 1894. Es
gibt nur wenige Instrumente, die so für die Musik
Regers prädestiniert sind. Und nur einen Ort, wo
Silbermanns Klänge und Regers Klanganforderungen sich auf engstem Raum so authentisch begegnen.
Im ersten halben Jahr konnte die SilbermannGesellschaft erneut auf viele Höhepunkte blicken.
Ich denke an die begeistert aufgenommene Orgel­
NachtWanderung, die Orgelreise nach Mallorca,
auch an die Wiederweihe der Silbermann-Orgel
in Niederschöna, deren Restaurierung durch den
Orgeltag der Silbermann-Gesellschaft 2013 einen
wesentlichen Impuls bekam. In Rötha bei Leipzig
startete eine Schulklasse mit unserer Musikpädagogin Eva Gödan den nun schon dritten Kinderorgelführer, in Freiberg kamen zahlreiche Schulklassen und Reisegruppen ins Silbermann-Haus, es
gab Kinderkonzerte, Führungen, Vorträge und das
nächste halbe Jahr wird keinesfalls ruhiger!
Ende Oktober findet in Freiberg die nächste reguläre Mitgliederversammlung statt, zu der ich Sie
schon jetzt einlade. An diesem Wochenende gibt
es auch vielerlei Musik in den Freiberger Stadt­
kirchen zu erleben. Ein Ausflug in die alte Bergstadt lohnt sich also auf jeden Fall! Ihnen allen
einen guten Sommer, Ihr
Albrecht Koch
Präsident der Silbermann-Gesellschaft
Aufregende
Spielplätze sind
uns was wert.
LebensWert.
Wir fördern und unterstützen die
kulturelle Vielfalt unserer Stadt, damit
Sie sich in Freiberg noch wohler fühlen.
© www.vor-dresden.de
www.wohnungsgesellschaft.de
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15.09.14 18:36
Am Sonnabend, dem 7. Mai, wurde die Silbermann-Stele nach einem Orgelkonzert in der Kirche
Oberbobritzsch an unsere Kirchgemeinde Niederschöna-Oberschaar mit Hetzdorf übergeben. Sie
schmückt nun für die nächsten Monate den Altarraum unserer Kirche.
Neu im Silbermann-Haus
Im Blick auf das 300jährige Bestehen der Orgel im
Herbst diesen Jahres wurde eine Festschrift für
dieses Jubiläum erarbeitet, in der u. a. die noch im
Pfarrarchiv vorhandenen Dokumente zum Orgelbau 1715/16 vorgestellt werden und ausführlich
über die Restaurierungsarbeiten berichtet wird.
Sie ist im Pfarramt Niederschöna und bei der Silbermann-Gesellschaft erhältlich.
Dr. Klaus Zimmermann
Foto: GSG
● Nach weniger als acht Monaten intensiver
Arbeit war die Sanierung der Gottfried-Silbermann-Orgel durch die Mitarbeiter der Restaurierungswerkstatt für Orgeln Kristian Wegscheider,
Dresden, abgeschlossen.
Mit einem festlichen Konzert unter der Leitung
von Domkantor Albrecht Koch, Freiberg, wurde
am Pfingstmontag, dem 16. Mai 2016, die Orgel
wieder in Dienst gestellt. In der fast bis auf den
letzten Platz besetzten St.-Annen-Kirche erklangen
zunächst Orgelwerke von Kuhnau, Froberger,
Leguay, Böhm und Bach, mit denen Albrecht Koch
die zurückgewonnene Klangschönheit der Orgel
in vielen Farben vorstellte. Im Anschluss daran
wurde die Kantate „Gott soll allein mein Herze
haben“ BWV 169 für Alt, Streicher, Oboen und
konzertante Orgel aufgeführt. Es sang die Altistin
Britta Schwarz, begleitet von einem Ensemble auf
historischen Instrumenten.
Im Konzert konnten sich die Besucher davon
überzeugen, dass es den Orgelbauern vortrefflich gelungen ist, die Orgel wieder näher an ihren
ursprünglichen farbigen Klang heranzuführen. So
wurde die Zielstellung der Restaurierung überzeugend erreicht.
Foto: Dorina Becker
Niederschönaer Silbermann-Orgel erklingt wieder
● 32 Aquarelle schmücken seit kurzer Zeit eine
Wand in der Geschäftsstelle im Silbermann-Haus.
Es sind sämtliche Kirchen mit Orgeln von Gottfried
Silbermann abgebildet, gemalt von Waldemar
Neubert, der uns die Originale als Geschenk überlässt. Herzlichen Dank dafür!
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Orgelexkursion der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft
Freiberg auf Mallorca im April 2016
Fotos: GSG
● Am 13.4. starteten elf Orgelfreunde per Flugzeug von Leipzig zum Zielort Palma de Mallorca. Hier kamen noch vier Orgelfreunde aus der
Schweiz, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
zu unserer Gruppe.
Am Morgen des 14.4. blieb wegen Falschparkern
gleich mal unser Bus in der Einbahnstraße stecken,
so dass wir per spontan herbeigerufenen Taxis
Palma ansteuerten. Hier begann unsere Exkursion unter Führung von Mario D’Amico, Orgelbauer
und Reiseleiter vor Ort. Erstes Ziel war die Kirche
El Socor mit der Kapelle von Santa Rita mit ihrer
wunderschönen barocken Kuppel und der Orgel
der Orgelbauerbrüder Caymari, eine der besten
Orgeln Mallorcas. Gespielt wurde sie von Arnau
Reynes. Weiter ging es zur Kirche Convent Sant
France durch deren spätgotischen Kreuzgang. Hier
hörten wir eine Orgel der Firma Grenzig (deutsche Firma in Barcelona ansässig) von 2008, hinter
dem historischen Prospekt der Orgel des berühmten mallorquinischen Orgelbauers Jordi Bosch von
1772. Nach der Mittagspause besichtigten wir die
berühmte Kathedrale „La Seu“, die Bischofskirche
des Bistums (erbaut aus dem goldschimmernden
heimischen Mares-Stein). Die Kathedrale mit ihren
vielen sakralen Kunstschätzen (auch im Dommuseum) war beeindruckend.
Am 15.4. fuhren wir mit einem Kleinbus nach Lucmajor und besichtigten die Pfarrkirche Sant Miguel (14. Jahrhundert, 1820 umgebaut) mit der Orgel
von Ludwig Scherer, dessen Orgel zwar in einem
desolaten Zustand angetroffen wurde, deren einKathedrale, Palma
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St. Francesc, Palma
zigartiges Schwellwerk uns aber in Erstaunen versetzte. Sowohl visuell, was den Prospekt, als auch
auditiv, was die mächtige spanische Trompetenreihe betrifft, wurden wir in der Kirche Sant Andreu in Santanyi von der berühmten Orgel des
königlichen Orgelbauers Jordi Bosch 1762 im Barockstil überwältigt. (Ursprünglich für ein Kloster
in Palma angefertigt, wurde sie später verkauft,
mit dem Schiff geliefert und auf Eselsrücken in die
Kirche nach Santanyi gebracht). Fachkundig erläuterte uns der Organist Miquel Bennassar die Orgeln in beiden Kirchen und erfreute uns danach jeweils mit einem kleinen Orgelkonzert. Neben der
Kirche Sant Andreu konnten wir noch die Rosenkranzkapelle aus dem 14. Jahrhundert besichti-
Schließlich fand die Exkursion einen etwas kuriosen Abschluss in Pollenca (etwa 7.700 Einwohner), deren Kirche für eine Art Markt im Innenraum
zweckentfremdet war und wo wir eine Empore bestiegen, die eine Baustelle war. Dennoch konnten
wir eine schöne Orgel von Luis Navarro von 1732
hören (rekonstruiert von Fa. Grenzing). Sie hat teilweise sogar Pfeifen aus Buchsbaum. Leider ist sie
ungeschützt dem Baustaub ausgesetzt, und wahrscheinlich hat sich in jeder Pfeife eine Dreckschicht
von mehreren Zentimetern angesammelt. Auch
dieses Erlebnis war prägend.
Der 17.4. war Rückreisetag. Es waren sehr schöne
erlebnisreiche Tage, und die Reisegruppe der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft verließ die wunderschöne Insel Mallorca in höchster Freude über die
gelungene Exkursion.
Sigfried Götz und Kristine Schmidt-Köpf
St. Mayolus oder das
Märchenhafte Heiligtum
● Ein von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen maßgeblich finanziertes mehrteiliges Projekt
für Kinder wird von der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft in diesem Jahr durchgeführt. Ein Element des Projektes sind vier Märchen-Konzerte
mit Josephine Hoppe und Albrecht Koch, von denen bereits eines in der Martin-Luther-Kirche in
Dresden mit 120 Kindern und eines im Dom zu
Freiberg durchgeführt wurde. Im Herbst werden
die beiden anderen Konzerte stattfinden, wann
und wo wird unter www.silbermann.org zu finden
sein.
Josephine Hoppe
Foto: Michael Melerski
Am 16.4. ging es eine weitere Strecke über die Insel zur Kleinstadt Alaro (ca. 5.227 Einwohner), vorbei an Artischockenfeldern, Kakteen und Zitronenbäumen. Hier lernten wir in der Pfarrkirche Sant
Bartolomeu (von 1236, Ende 18. Jahrhndert umgebaut) eine weitere Grenzing-Orgel (erbaut im Gehäuse der Barockorgel von Pere Boch von 1758)
kennen, demonstriert wieder von Miquel Bennassar. Er spielte danach ein öffentliches Orgelkonzert
mit Werken von Pablo Bruna (1611–1679), Correa
de Arauxo (1584 –1654) und Werken von V. Lübeck,
G. Böhm und J.S. Bach. Die Kirche ist mit vielen sehenswerten Seitenkapellen ausgestattet. Nach
Freizeit ging es weiter nach Sa Pobla (ca. 11.000
Einwohner) zur Pfarrkirche Sant Antoni. Hier hörten wir eine weitere Orgel der Orgelbaufamilie
Caymari von 1717 (1984 von der Fa. Grenzing rekonstruiert) und wurden auf die auffälligen Verzierungen der Bleisprospektpfeifen Aufmerksam
gemacht, die durch eine besondere Drücktechnik
entstanden sind.
Motiv: Eberhard Köpf
gen. Danach fuhren wir zum Mittagessen und anschließendem Spaziergang in den kleinen Ort Cala
Figuera an einer malerischen Meeresbucht.
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Fotos: GSG
Bergbaumuseum
Petrikirche
Die Freiberger Orgelnachtwanderung am 4. Juni 2016
war ein schöner Erfolg
● Freiberg als Orgelstadt hat sich mit der diesjährigen Orgelnacht an diesem lauen Juni-Abend ein
Geschenk in eigener Sache gemacht. Das darf man
rückblickend und anerkennend wohl sagen!
Beginnend in St. Petri mit Orgelimprovisationen
zu Stummfilmen für Familien mit Kindern und abschließend zu später Stunde für die fortgeschrittenen Semester in locker-vergnüglicher Atmosphäre nach einem anspruchsvollen Programm an vier
„Spielstätten“, war man bestens aufgehoben. Das
Novum an diesem gut durchdachten Konzept waren vier Stadt-Wandergruppen zu eben diesen –
nach einem engagierten musikalischen Auftakt
aller beteiligten Organisten auf der Orgel-Empore im Dom. Kenner, Laien, auch Neugierige, eben
Enthusiasten waren unter kompetenter Begleitung in der Stadt unterwegs und wurden jeweils
vor Ort von dem jeweiligen Organisten mit einem
extra für diese Orgel prädestinierten Programm
verwöhnt. Beim Gehen sich auf Klangerlebnisse
der besonderen Art einzurichten und beim Weiterlaufen sich über das Gehörte zu verständigen,
machte die Idee, das Konzept und die nicht einfache Logistik wahrhaftig zu einem Vergnügen.
Man darf gespannt sein auf den nächsten „Jahrgang“…
Dr. Sabine Schetelich
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Vor der Schachtanlage Alte Elisabeth
Annenkapelle
v.l.n.r.: Clemens Lucke, Martin Strohhäcker,
Marina Ragger, Jan Katzschke, Denny Wilke
Fotos: GSG
● Die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft hatte
am Dienstag, dem 3. Mai 2016 zwölf minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung, die in Freiberg
im Ortsteil Zug wohnen, zu einem gemeinsamen
Nachmittag zu Gast. Im Silbermann-Haus wurden
die 12 jungen Männer, die vorwiegend aus Afghanistan kommen, durch den Präsidenten der Silbermann-Gesellschaft, Domorganist Albrecht Koch,
begrüßt. Wenn auch die Orgel den Jugendlichen
vollkommen unbekannt war, konnte über die Musik sofort eine Brücke geschlagen werden. Nach einer Einführung an dem kleinen Orgelmodell im Silbermann-Haus begab sich die Gruppe in den Dom
St. Marien. Hier zeigte Albrecht Koch die Große Silbermann-Orgel aus dem Jahr 1714, deren Besonderheit als einer der wichtigsten Freiberger Kulturschätze begriffen wurde. Albrecht Koch spielte
nicht nur – für die Jugendlichen ganz offensichtlich eindrucksvoll – vor; zwei Ausgewählte durften
mit Albrecht Koch zusammen 6-händig spielen,
was große Begeisterung zur Folge hatte.
Ziel war, den Jugendlichen ein Stück Kultur und
Freundlichkeit in ihrem derzeitigen Aufenthaltsund neuen Heimatort nahe zu bringen sowie ins
Gespräch zu kommen und sich gegenseitig kennenzulernen. Das Projekt regte Leiter anderer Institutionen in Freiberg dazu an, den jungen Männern
ebenfalls ein Programm zu organisieren, das sie
aus ihrer Unterkunft in Zug herauskommen lässt.
Die Gastro-Service-Mittelsachsen GmbH spendier-
Fotos: GSG
Gottfried-SilbermannGesellschaft lädt minderjährige Flüchtlinge ein
te im Silbermann-Haus Kaffee und Kuchen für alle.
„Integration kann nur gelingen, wenn sie aktiv
gestaltet wird, und zwar sowohl von Seiten der
Flüchtlinge als auch unserer Gesellschaft selbst“,
so Domorganist Albrecht Koch. „Der Nachmittag
war eine gute Begegnung, der hoffentlich noch
andere folgen werden. Ich wünsche den jungen
Männern alles Gute für Ihre Zukunft.“
Übrigens können die jungen Männer Kleidung
aller Größen und Art gebrauchen, sowie Fahrräder. Wer etwas übrig hat, darf sich sehr gerne
an die Geschäftsstelle wenden – Danke!
Orgelwanderung
am 12. Juli 2016
● Orgelwanderung von Sayda nach Pfaffroda
mit 100 Orgel- und Wanderfreunden, die in den
Genuss des Orgelspiels von Dietrich Wagler auf
der Jeheber-Orgel in Sayda und der SilbermannOrgel in Pfaffroda kamen und dazwischen herrliche Erzgebirgslandschaft erleben konnten. Dank
an die wiederholte wunderbare Zusammenarbeit
mit dem Zuger SV, Abteilung Wandern!
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Silbermann-Gesellschaft auf Exkursion zum Orgeltag
in Weißenfels am 21. Mai 2016
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Fotos: Andreas Ludwig
● Der alljährliche Orgeltag hat den Zweck, zu einer Orgel zu reisen, die restaurierungsbedürftig,
aber keine Silbermann-Orgel ist. Damit möchte die Silbermann-Gesellschaft das Ihre dazu tun,
dass nicht alle Aufmerksamkeit allein auf die wundervollen Silbermann-Orgeln gerichtet wird, sondern auf (fast) ebenso wundervolle Instrumente
von anderen Orgelbauern. Ziel des Besuchs der
Silbermann-Gesellschafts-Gruppe ist, die Kirchgemeinde zu motivieren, Anstrengungen zu unternehmen, um Geldakquise und Spendensammlungen zu betreiben und die jeweilige Restaurierung
in Gang zu setzen bzw. fortzufahren. Dieses Jahr
führte uns die Exkursion also zum Orgeltag in Weißenfels zur Ladegast-Orgel in der Marienkirche.
Zunächst führte Weißenfels- und Novalis-Expertin
Frau Dr. Sabine Schetelich die 25 Personen starke Exkursionsgruppe der Gottfried-SilbermannGesellschaft durch die sehenswerte Innenstadt
zum Gartenpavillon des kursächsischen Salinen­
direktors von Hardenberg. Dort erfuhren die Teilnehmer aufschlussreiches zur Musikauffassung
der romantischen Dichter um Novalis.
Der Besuch des Heinrich-Schütz-Hauses war ebenfalls lohnendes Vorprogramm. Dann kam der Höhepunkt: Die Ladegast-Orgel in der Marienkirche.
Zur Orgel trug Herr Roland Hentzschel Informationen und Fakten vor. Eine überraschende Diskussion entspann sich zwischen ihm und Orgelbauer
Scheffler darüber, in welchen Zustand die Orgel
zukünftig, bei gegebener Finanzierung, zurückversetzt werden solle. Denn Ladegast-Sohn Oskar
veränderte die Orgel 1895. Sie in diese Fassung zurück zu bauen ist die Variante, für die das Landesamt für Denkmalpflege Halle ist. Original-Ton Orgelbauer Scheffler: „Ich würde meinem Sohn die
Ohren lang ziehen, wenn er meine Orgeln verändern würde. Soll er doch seine eigenen Orgeln
bauen!“ Kein Wunder plädiert er doch für einen
Rückbau in die Original-Fassung von 1879.
Trotz Restaurierungsbedürftigkeit der Weißenfelser Ladegast-Orgel wurde von Michael Schönheit
aus dieser alles herausgeholt, was sie zu bieten
hatte – grandios!
Die Kirchgemeinde sorgte für Kaffee und Kuchen
im Pfarrgarten. Zum Abschluss wurde das Ladegast-Museum in St. Laurentius zu Weißenfels besucht, wo Michael Schönheit ein wesentlich kleineres Instrument des Orgelbauers zum Klingen
brachte.
Es war ein erfüllender Tag, den vor allem Frau Dr.
Schetelich mit ihrem umfangreichen Wissen zu der
Stadt und ihren Berühmtheiten bereicherte.
Wer für die Restaurierung der Ladegast-Orgel in St.
Marien spenden möchte – und es lohnt sich, diesem Werk von Ladegast wieder zu voller Pracht
zu verhelfen – findet hier das Spendenkonto:
http://ladegastorgel-weissenfels.de/der-verein.html
Foto: S. Schetelich
Konzert-Rückblick
Unter dem Titel „Der Orgelklang,
er wird besungen, Gelobt, gerühmt
durch lange Zeit…“
● ORGEL und POESIE fand am Sonntag, 29. Mai
2016, 17 Uhr in der Kirche Langhennersdorf ein
wundervolles Konzert statt mit Vladimir Khomjakov aus Tscheljabinsk an der Hildebrandt-Orgel
und, eingeladen von der Gottfried-SilbermannGesellschaft, der Schauspieler Thomas Meyer
gestaltete Gedichte von H. Hesse, W. Kirsten,
J. Bobrowski, Th. Fontane u.a.
Zum Vormerken:
Preisträgerkonzerte
Foto: GSG
● Orgelexkursion nach Dänemark vom 28. April bis 1. Mai 2017 mit Jan Katzschke.
Nähere Informationen und Anmeldung im nächsten Mitteilungsheft.
In ihrer Funktion als Preisträger des
XII. Silbermann-Orgelwettbewerbs 2015
spielen die drei Ausgezeichneten in der
kommenden Zeit folgende Konzerte:
● MAMI NAGATA, Erstplatzierte:
○ Sonntag, 14. August 2016, 16.00 Uhr
Silbermann-Museum Frauenstein
○ Sonntag, 21. August 2016, 17.00 Uhr
Dom St. Marien zu Freiberg,
Konzert im MDR Musiksommer
○ Freitag, 26. August, 19.30 Uhr
St. Andreaskirche Eisleben, Konzert im
MDR Musiksommer mit Thomanerchor
● MICHAL KOCOT, Zweitplatzierter:
○ Mittwoch, 10. August 2016, 17.00 Uhr
St. Jakobi Lübeck, Lübecker Orgelsommer
○ Mittwoch, 2. November, 20.00 Uhr
Kathedrale Dresden
○ Sonntag, 24. September, 17.00 Uhr
Bachkirche Arnstadt
● OLGA PAPYKINA, Drittplatzierte:
○ Samstag, 8. Oktober, 17.00 Uhr
Zeitzer Dom St. Peter und Paul,
Konzert Heinrch-Schütz-Festival
○ Mittwoch, 27. Juli 2017, 19.00 Uhr Konzert
Dom zu Bremen, Organ Summer Bremen
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2. Freiberger Clavier-Forum
Fotos: Kunstgewerbemuseum Schloß Pillnitz
Initiative zur Erforschung und Vermittlung der Clavierbauschule
Gottfried Silbermanns
Cembalo von Johann Heinrich Gräbner d.J.
Schloß Pillnitz
● Samstag, 20. August 2016, 10.00 – 18.00 Uhr,
Bergpalais des Schlosses Pillnitz, Dresden
Veranstalter: Gottfried-Silbermann-Gesellschaft
Freiberg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Kunstgewerbemuseum Schloß Pillnitz
berg gibt einen Überblick über deren umfangreiches Schaffen und stellt zudem ein neu entdecktes
Gräbner-Instrument in Braunschweig vor. Der Eisenacher Restaurator Wolfgang Wenke berichtet
von seinen umfangreichen Arbeiten 2004/05 am
Pillnitzer Gräbner-Cembalo von 1739, das seitdem
in Konzerten erklingt. Klaus Gernhardt, Chefrestaurator i.R. des Leipziger Musikinstrumentenmuseums, widmet sich dem spannenden Kapitel früher Instrumentenkopien, wenn er das Leipziger
Gräbner-Cembalo von 1774 und dessen beeindruckenden Nachbau durch Otto Marx (Köln um
1911) vergleicht.
CLAVIERBAU IN SACHSEN ZUR ZEIT
GOTTFRIED SILBERMANNS
Wissenschaftliches Symposium mit Konzert
Nach einem sehr anregenden 1. Clavierforum 2015
in Freiberg erfolgte für dieses Jahr die Einladung
in das malerisch an der Elbe gelegene Schloss Pillnitz. Das hier beheimatete Kunstgewerbemuseum
verfügt über eine bedeutende Sammlung von Musikinstrumenten, die im weitesten Sinne mit dem
Dresdner Hof in Verbindung stehen. Einige der
wertvollsten Tasteninstrumente der Sammlung
werden zu sehen und teilweise zu hören sein:
• Cembalo von J.H. Gräbner d.J, Dresden, 1739
• Cembalo um 1740, G. Silbermann zuge­schrieben (?)
• Clavichord von A.G. Oehme, Freiberg, 1776
• Orgelpositiv von J.H. Gräbner d.Ä., Dresden,
um 1725 (rekonstruiert von Kristian Weg­
scheider, Dresden, 2013)
Der Vormittag wird ganz im Zeichen der Dresdner
Clavierbauerfamilie Gräbner stehen. Linda Escherich vom Germanischen Nationalmuseum Nürn-
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Im zweiten Teil soll es wieder um Gottfried Silbermann und seine Schüler gehen. Das Silbermann
zugeschriebene Pillnitzer Cembalo, zu dem nähere Untersuchungen noch ausstehen, wird
Roland Hentzschel (Restaurator am Händel-Haus
Halle) diesmal aus nächster Nähe zeigen können.
Besondere Bedeutung für das Verständnis der
Silbermann‘schen Clavierbauschule dürften zwei
in Den Haag und Pillnitz erhaltene Clavichorde des
Silbermann-Schülers Adam Gottfried Oehme haben. Der Amsterdamer Clavichordbauer Sander
Ruys stellt uns dazu seine Beobachtungen und
Nachbauten vor.
Am Schluss das Tages steht wieder ein öffentliches
Konzert: 2016 werden sowohl der Dresdner Schütz-
Freiberger Clavier-Forum
zu Gast auf Schloss Pillnitz
A N M E L D UN G
SYMPOSIUM
Hiermit melde ich/wir mich/uns verbindlich
zum zweiten Clavier-Forum am 20.08.2016
um 10.00 Uhr in Dresden, Schloss Pillnitz an.
Ihre Anmeldung erbitten wir bis
zum 05.08.2016
Ich/Wir kommen mit zu (Anzahl):
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Name / Vorname
Orgelpositiv wahrscheinlich von
Johann Heinrich Gräbner d.Ä.
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Schüler und Hoforganist Matthias Weckmann als
auch sein Wiener Kollege und Freund Johann Jakob Froberger 400 Jahre alt. Bevor deren Musik auf
dem Pillnitzer Gräbner-Cembalo und -Orgelpositiv
erklingt, wird der Initiator des Clavier-Forums Jan
Katzschke in einem Vortrag aufzeigen, wie deren
Dresdner Begegnung um 1640 die Claviermusik in
Deutschland prägte und beeinflusste.
■■■■■■■■■
Seien Sie herzlich zum 2. Freiberger Clavier-Forum
eingeladen! Anmeldung per Anmeldekarte oder
mit den entsprechenden Angaben per E-Mail an:
[email protected]
Wir würden uns sehr freuen, Sie am 20. August in
Pillnitz begrüßen zu können!
■■■■■■■■■
Jan Katzschke (Präsidiumsmitglied)
Kristine Schmidt-Köpf (Geschäftsführerin)
Gottfried-Silbermann-Gesellschaft Freiberg e.V.
Teilnehmergebühr für das Gesamtprogramm
(incl. Symposium, Imbiss und Konzert):
[Keine Kostenerstattung bei Nichtinanspruchnahme eines Programmteils.]
Gerne organisieren wir auch Mitfahrgelegenheiten. Bitte lassen Sie uns wissen, wenn Sie mit
dem Auto von Freiberg nach Dresden-Pillnitz und
wieder zurück fahren und andere Personen mitnehmen können bzw. wenn Sie gerne bei jemandem mitfahren würden. In der Geschäftsstelle
können Sie auch Verbindungen der öffentlichen
Verkehrsmittel erfragen.
Mitglieder der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft: 42,- € p.P. / Nichtmitglieder 45,- € p.P
Straße / Nr.
PLZ / Ort
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Fon / Fax
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E-Mail
Datum / Unterschrift
Ich/Wir nehmen am Konzert
um 17.00 Uhr teil (Personen-Anzahl):
■■
Die Teilnehmergebühr entrichten Sie bitte
bis zum 15.08.2016 auf folgendes Konto:
Sparkasse Mittelsachsen
IBAN: DE75 8705 2000 3115 0155 25
BIC: WELADED1FGX
Übernachtungen bitte selbst buchen.
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Foto: Beyer + Wellach
Sonderausstellung im Dom zu Freiberg
Silbermann-Tage 2017
● Rekordverdächtig früh hat die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft bei einem Sommer-Lunch,
dankenswerter Weise gesponsert vom Förder­
verein Gottfried Silbermann, erstmals das Programm der Silbermann-Tage vom 6. bis 17. September 2017 einem ersten aus­gewählten Kreis von
Sponsoren und Freunden präsentiert. Die einge­
ladenen hochkarätigen Ensembles und Künstler
werden Ihnen im nächsten Mitteilungsheft bekannt gegeben.
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die Kirchenmusik. Die Rückseite bietet dem Besucher die Möglichkeit, auf mehreren Ebenen tiefer
in die erneuerte Kirchenmusik anhand des Beispiels der aufblühenden Orgellandschaft im Freiberger Raum und im Erzgebirge einzutauchen.
Die Besucher können sich diese Inhalte mit Hilfe
von Hörbeispielen und einem Dokumentarfilm erschließen.
19. August bis 30. September 2016
Dom zu Freiberg
Zu den Öffnungszeiten des Doms
Eintritt: Übliche Dombesichtigungspreise
Foto: GSG
● Ab dem 19. August 2016 wird die große Ausstellungswand zum Thema Reformation im Dom
zu Freiberg zu sehen sein, welche die GottfriedSilbermann-Gesellschaft unter Regie und Konzeptionserstellung von Jan Katzschke durch die Berliner Firma Beyer & Wellach herstellen ließ. Unter
dem Titel „Der Klang der Reformation – Die Auswirkungen der Reformation auf die Entwicklung
der Orgellandschaft“ ist auf einer Papparchitektur
mit Pop-up-Technik, herausziehbaren Elementen
und Medienstation mit Kopfhörern Interessantes
zu erfahren: Die Frontseite des Aufstellers zeigt anhand des bekannten Kupferstichs von Elias Lindner (1711) die Auswirkungen der Reformation auf
Einladung zur
Mitgliederversammlung
Liebe Mitglieder,
die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V.
führt turnusmäßig am
Samstag, 22. Oktober 2016
um 16.00 Uhr im Silbermann-Haus, 1. Etage,
Schlossplatz 6, Freiberg
die Mitgliederversammlung durch.
Tagesordnung:
○ Begrüßung und Ausführungen des
Präsidenten zur Arbeit des Präsidiums
○ Bericht des Geschäftsführers über die
Arbeit der Geschäftsstelle / Finanzen
○ Diskussion
○ Entlastung des Präsidiums für die
Wahlperiode 2014 – 2016
○ Sonstiges
○ Im Anschluss: Imbiss
● Anträge zur Tagesordnung können bis
15. Oktober 2016 eingereicht werden.
● Die Geschäftsstelle bittet um kurze
Information über Ihre Teilnahme bis
spätestens 17. Oktober 2016.
Samstag, 22. Oktober 2016
Rückmeldung zur
Mitgliederversammlung
der Gottfried-SilbermannGesellschaft e. V.
bis 17. Oktober 2016
per Telefon: 03731 – 2 22 48
per Fax.: 03731 – 21 16 25
per E-Mail: [email protected]
per Post:
Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V.
Schlossplatz 6 | 09599 Freiberg
•
Ich nehme an der Mitgliederversammlung
am 22. Oktober 2016 um 16 Uhr teil.
•
Ich melde mich für den Vortrag
mit Frau Dr. phil. Sabine Schetelich
um 14.00 Uhr an.
•
Ich nehme am Konzert in der Petrikirche
um 19.30 Uhr teil. Bitte reservieren Sie auf
meine Kosten folgende Karte/n:
(Anzahl)
■
14.00 Uhr im Silbermann-Haus, 1. Etage:
Vortrag von Dr. phil. Sabine Schetelich zu
den Lobgedichten auf Gottfried Silbermann,
ergänzt von dem Schauspieler Thomas Meyer
■■■■■■■■■
19.30 Uhr in der Petrikirche:
Konzert Jazzduo Timm Brockelt
Reiko Brockelt (Saxophon)
David Timm (Orgel)
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Sonntag, 23. Oktober 2016
Name
Vorname
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Datum / Unterschrift
10.00 Uhr im Dom zu Freiberg:
Kantatengottesdienst,
Leitung: Domkantor Albrecht Koch
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Deutschland
Angedacht war eine Ausgabe im Jahr 1983 zum 300. Geburtstag von Gottfried Silbermann:
Außerplanmäßig – Silbermann-Orgeln
Er sei gern bereit, Vorschläge für die Gestaltung zu unterbreiten. Vielleicht könnte man
zu dem genannten Anlass eine ganze Serie unter dem Titel
„Silbermann-Orgeln“ herausgeben? Diese Idee griff die
Post auf und teilte mit, man
sei daran interessiert – unabhängig von einer möglichen
Ehrung der Persönlichkeit Silbermanns –, zunächst die von
ihm gebauten Orgeln einmal
auf Fotos anzusehen. Deshalb
bat man um die Übersendung
von etwa sechs bis acht Fotos
zur Ansicht. Diese Bitte erfüllte der Museumsleiter gern und
übermittelte am 6. März 1973
sieben Aufnahmen von Silbermann-Orgeln. Damit war diese
Angelegenheit erst einmal erledigt. Jedenfalls geben die Archivunterlagen keine weiteren
Auskünfte.
Bis Anfang April 1975 Aufträge zur Anfertigung von je
vier Entwürfen mit Silbermann-Orgeln auftauchen, vergeben an Wolfram Bremer,
Gerhard Voigt und Fritz Panndorf. Was die Post bewogen
hat, das Thema jetzt wieder
aufzugreifen, darüber lässt
sich – da Akten fehlen – nur
spekulieren. Möglicherweise
wurde eine attraktive Ausgabe
gesucht, mit der zusätzliche
Exporterlöse zu erzielen waren. Mit den Vorlagen der Grafiker beschäftigte sich am 3.
Juni 1975 die Kommission zur
Beurteilung von Postwertzeichen. Sie kam nach ausführlicher Diskussion zu der Feststellung, dass die mehrfarbigen Entwürfe von Gerhard
Voigt den Anforderungen eines Sonderpostwertzeichens
und dem Zweck der Emission
am besten entsprechen. Der
Vertreter des Ministeriums für
Kultur betonte, dass es wichtig sei, die Orgel der Dresdner
Hofkirche in ihrem ursprünglichen Zustand abzubilden, so
wie Mozart darauf gespielt habe. Sie werde zur Zeit erneuert, von Überresten vergangener Restaurationen befreit und
wieder in den ursprünglichen
Zustand versetzt. Die Gestal-
tungsunterlagen müssten daraufhin nochmals kontrolliert
werden. Zur Überprüfung der
technischen Details empfahl
er, dass die Entwürfe dem VEB
Orgelbau in Potsdam vorgelegt werden.
Für den Ersttagsbriefumschlag wurde ebenfalls der
Entwurf von Voigt mit dem Namenszug Silbermanns ausgewählt. Hervorgehoben wurde
der Versuch von Wolfram Bremer, durch freie grafische Gestaltung eine neuartige Lösung zu finden, die allerdings
mehr für Illustrationen als für
Postwertzeichen geeignet sei.
Professor Klaus Wittkugel gab
noch zu bedenken, ob in Zukunft nicht auch einmal moderne Orgeln abgebildet werden sollten, weil die DDR ein
wichtiges Exportland für Orgeln sei.
Nachdem im VEB Potsdamer
Schuke-Orgelbau die Entwürfe
eingehend begutachtet und
schließlich die sachliche Richtigkeit bestätigt worden war,
konnte der Wertpapierdruckerei in Leipzig der Auftrag zur
Herstellung der Serie „Silbermann-Orgeln“ erteilt werden,
der von dieser am 5. September 1975 bestätigt wurde. So
weit war also die Arbeit an
dieser Emission schon vorangeschritten, als sich am 6. November 1975 der Leiter des
Frauensteiner
Heimatmuseums bei der Post erkundigte,
Entwürfe: Museum für Kommunikation Berlin
Quellen: Bundesarchiv, DM 3
MPF, 12135, 12202
nach den gegebenen Hinweisen selbst gesucht. Den Ausgabetag möge er der Presse
entnehmen, über die Absicht
der Post vorerst aber noch
Stillschweigen bewahren. Man
sei gern bereit, ihm Sätze dieser Ausgabe nach seinen
Wünschen per Nachnahme
übersenden zu lassen. Nach
dieser wenig erfreulichen Antwort hat sich Werner Müller
wohl nicht noch einmal bei
der Post gemeldet. Erschienen
ist die Emission „SilbermannOrgeln“ (MiNr. 2111-2114) am
27. Januar 1976.
Alfred Peter
Deutschland
DBZ / SE 10/2016
13
Im Heft 10/1991 berichtete der „sammler express“
über den 1985 erschienenen
Kleinbogen zum 200. Geburtstag der Brüder Grimm.
Danach hatte der Grafiker
Werner Klemke auf dem 25Pfennig-Wert zunächst eine
Szene aus dem Märchen
„Das Lumpengesindel“ gestaltet. Erschienen ist diese
Marke nicht, der Entwurf jedoch blieb erhalten und
konnte damals der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Wie jetzt die Akten enthüllen, hat „Das Lumpengesindel“ Jahre zuvor schon einmal eine Rolle gespielt. Als
die Post Mitte Juni 1976 begann, die Märchen-Ausgabe
des Folgejahres vorzubereiten, wandte sie sich an den
zuständigen Berater und bat
um einen Vorschlag. Der Post
wurden zwei Märchen genannt – „Das Lumpengesindel“ und „Sechse kommen
durch die ganze Welt“. So
steht es auch noch im Auftrag an Professor Paul Rosié
zur Anfertigung eines Entwurfs für einen Kleinbogen.
Wenn die Deutung des handschriftlichen „x)“ richtig ist,
war die Entscheidung zunächst wohl für das „Lumpengesindel“ gefallen. Warum es dann anders kam, ist
in den Unterlagen nicht vermerkt.
Keine Chance für
das Lumpengesindel
Als neuartige Lösung hervorgehoben, aber nicht realisiert – die Arbeiten von Wolfram Bremer.
ob denn Aussicht auf Realisierung seines Vorschlags bestehe. Er war sicher nicht wenig
überrascht zu erfahren, dass
man entgegen der bisherigen
Auffassung bereits jetzt bemüht sei, diese Ausgabe ohne
besonderen Anlass für das
nächste Jahr vorbereiten zu
lassen. Aus sicher verständlichen Gründen könnte zur Zeit
über Einzelheiten wie Ausgabetag, Anzahl der Werte und
die Motive noch keine Auskunft gegeben werden (obwohl das alles längst erledigt
war!).
Die Fotos schickte man dem
Museumsleiter mit herzlichem
Dank zurück. Die Grafiker hätten sie leider nicht als Gestaltungsunterlagen verwenden
können, sondern diese sich
Für den Zudruck des FDC wurde die Unterschrift von Gottfried Silbermann verwendet.
Quellenangabe: DBZ / sammler express, Heft 10/2016
zum 290. Male jährt. Vorsorglich möchte man bemerken,
dass auch zu diesem Anlass
auf Grund der noch verbleibenden kurzen Zeit kein Sonderpostwertzeichen mehr vorbereitet werden könne. Der
Museumsleiter musste mit Bedauern zur Kenntnis nehmen,
dass er mit seinem Vorschlag
zu spät gekommen war. Die
Erwähnung des 290. Geburtstages und dass dazu eventuell
eine Sondermarke diskutabel
gewesen wäre, nahm er zum
Anlass, den 300. Geburtstag
dafür vorzusehen. Es sei zwar
noch viel Zeit bis dahin, er
würde sich aber trotzdem freuen zu hören, dass ein entsprechendes Wertzeichen in die
Perspektivplanung aufgenommen werde.
Was nicht im Katalog steht – Informationen aus den Akten
und der Entwurfssammlung des Postministeriums der DDR
viele Menschen für das Leben
und Wirken Silbermanns interessieren. Es wäre deshalb angebracht, sein Andenken
durch eine Sonderbriefmarke
zu ehren. Als willkommenen
Anlass schlug der Museumsleiter den 220. Todestag Silbermanns vor, er war am 4.
August 1753 in Dresden verstorben.
Die Post beantwortete diesen Vorschlag abschlägig. Aus
grundsätzlichen Erwägungen
würden zu Todestagen keine
Sonderpostwertzeichen
herausgegeben. Und man baute
auch gleich noch vor. Man habe die Geburts- und Sterbedaten Silbermanns überprüft
und festgestellt, dass sich im
Jahr 1973 das Geburtsdatum
Diese Entwürfe wurden von Gerhard Voigt und Fritz Panndorf eingereicht.
Am 7. Dezember 1972
wandte sich Werner Müller,
Leiter des Heimatmuseums in
Frauenstein, mit dem Vorschlag an das MPF, für Gottfried Silbermann eine Sonderbriefmarke herauszugeben. Er
hatte dafür einen besonderen
Grund. Denn der berühmte Orgelbauer der Barockzeit wurde
1683 in Kleinbobritzsch bei
Frauenstein geboren. In der
DDR gebe es noch 31 Werke
Silbermanns, die alle unter
Denkmalschutz stehen. Er
selbst habe auf Grund urkundlicher Quellen ein Lebensbild
Silbermanns verfasst, das
jetzt bereits in dritten Auflage
erschienen sei (später kamen
von ihm noch weitere erfolgreiche Veröffentlichungen hinzu). Das beweise, dass sich
12 DBZ / SE 10/2016
Empfehlungen
● Die hohe Schule des Orgelspiels auf Meisterinstrumenten der Bach-Zeit: Ullrich Böhme, Hausherr
der Orgeln in Johann Sebastian Bachs langjähriger Wirkungsstätte, der Leipziger Thomaskirche,
legt eine Einspielung der Triosonaten für die Orgel
vor. Die Aufnahme nimmt gleichermaßen den Anspruch an, die kammermusikalische Feingliedrigkeit der sechs Sonaten in Farbmischungen hochkarätiger Instrumente der Zeit facettenreich zu
gestalten, zum anderen darf sie Züge einer Referenzaufnahme für sich in Anspruch nehmen.
Böhme bezieht sich, wie es sich aus seiner Position geziemt, direkt auf die um 1730 entstandene
Handschrift der sechs Sonaten und musiziert auf
Basis dieser Quellenlage ebenso ausgeruht wie
transparent – sowohl mit dem feinen Zug von Abgeklärtheit eines L‘art-pour-l‘art-Kunstwerks wie
mit der Vitalität und Musizierfreude des Interpreten, der diese herrliche Sammlung in Spiel und
Klang übersetzt.
Dazu hat Böhme exquisite Instrumente vornehmlich, aber nicht ausschließlich aus dem mitteldeutschen Raum gewählt, die teils in direkter Nähe
zu Bach entstanden sind. Sicher am nächsten zu
Bachs persönlichem Klangideal liegt die Orgel der
Naumburger Wenzelskirche, von Zacharias Hildebrandt 1746 vollendet. Bach beteiligte sich hier
nachweislich am Bau dieser Orgel. Auf stilistisch
ähnlicher Ebene ist das jüngste Instrument der
Aufnahme angesiedelt, die im Bach-Jahr 2000 auf
Grundlage der von Johann Christoph Bach I entworfenen Orgeldisposition der Georgenkirche
in Eisenach von Gerald Woehl erbaut wurde. Die
zwei größten erhaltenen Instrumente von Gottfried Silbermann im Freiberger Dom (1714) und
der Hofkirche Dresden (1750–1755, vollendet von
Hildebrandt) runden das Bild sächsischer Großinstrumente des Barock ab. Scheinbar exotisch
wirkt hier die Dreifaltigkeitsorgel der Benediktinerabteikirche Ottobeuren von 1754 bis 1766 mit
ihrem frankophonen Einschlag, jedoch ist sie mit
von der Begeisterung ihres Erbauers Karl Joseph
Riepp von Gottfried Silbermanns Bruder Andreas,
dem „elsässischen Silbermann“, geprägt – und hält
zudem, wie die anderen Instrumente, eine schier
unerschöpfliche Fülle feiner Farben für die Gestaltung der herrlichen Kammermusik der sechs Sonaten bereit.
Ullrich Böhme
● Johann Sebastian Bach – Sechs Sonaten
Thomasorganist Ullrich Böhme an Barocken Orgeln
Doppel-CD für 19,95 € in der Geschäftsstelle
der Silbermann-Gesellschaft erhältlich.
● J.S. Bach, Sämtliche Triosonaten
Hubert Meister an den Silbermannorgel
zu Großhartmannsdorf und Forchheim
Audio CD, Motette (Harmonia Mundi) 2013
u.a. erhältlich unter: www.jpc.de
● Bachwerke auf Silbermannorgeln – Vol.1
mit den Istrumentalisten Herbert und Christian
Collum, Hans Otto, Erich Piasetzki u.a.
DDR TV-Archiv, Dokumentation, digital restauriert
Studio Hamburg Enterprise GmbH, 2015
DVD für 17,50 € in der Bücherecke am Dom in Freiberg
Bestellungen unter: Tel.: 03731 21 62 33
E-Mail: [email protected]
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Layout: Thomas Pegel, sachenwerk
Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V.
Präsident: Domorganist Albrecht Koch
Vorsitzender des Kuratoriums:
Oberbürgermeister der Stadt Freiberg
Sven Krüger
Geschäftsstelle Freiberg
Schlossplatz 6 (Silbermann-Haus)
09599 Freiberg
Telefon: +49 (0) 3731 222 48
Telefax: +49 (0) 3731 211 625
E-Mail: [email protected]
www.facebook.com/GottfriedSilbermann
www.youtube.com/SilbermannOrgeln
www.silbermann.org
Förderverein Gottfried Silbermann e.V.
Vorsitzender: Frank Irmscher
Schlossplatz 6 (Silbermann-Haus)
09599 Freiberg
IBAN: DE 93 8704 0000 0313 4640 00
BIC: COBADEFFXXX
IBAN: DE 75 87052000 3115015525
BIC: WELADED1FGX
Silbermann-Tage
. – ..
»Fantasien von allerley Gestalt«
. Musikfestival und XIII. Internationaler
Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb
Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e. V.
Info-Telefon: 03731/ 2 06 53 69
www.silbermann.org