S/PRST/2016/11

S/PRST/2016/11
Vereinte Nationen
Sicherheitsrat
Verteilung: Allgemein
28. Juli 2016
Deutsch
Original: Englisch
Erklärung des Präsidenten des Sicherheitsrats
Auf der 7749. Sitzung des Sicherheitsrats am 28. Juli 2016 gab der Präsident des Sicherheitsrats im Zusammenhang mit der Behandlung des Punktes „Friedenskonsolidierung
in Westafrika“ im Namen des Rates die folgende Erklärung ab:
„Der Sicherheitsrat nimmt Kenntnis von dem Bericht des Generalsekretärs
über das Büro der Vereinten Nationen für Westafrika und den Sahel (UNOWAS)
(S/2016/566) und begrüßt die Unterrichtung durch den Sonderbeauftragten des Generalsekretärs für Westafrika und den Sahel, Mohamed ibn Chambas, am 11. Juli
2016.
Der Sicherheitsrat begrüßt die Zusammenlegung des Büros des Sondergesandten für den Sahel und des Büros der Vereinten Nationen für Westafrika und ermutigt
den Sonderbeauftragten, die notwendigen Schritte für weitere Fortschritte bei der
Zusammenlegung zu unternehmen und die Synergieeffekte durch Sicherstellung einer vereinheitlichten Verwaltung und Struktur des neuen Büros der Vereinten Nationen für Westafrika und den Sahel (UNOWAS) zu maximieren. In dieser Hinsicht
begrüßt der Sicherheitsrat, dass das UNOWAS eine Verbindungszelle in Nouakchott
sowie eine Sektion für Koordinierung und regionale Partnerschaften in Dakar eingerichtet hat, um das Zusammenwirken der Vereinten Nationen mit den subregionalen
und regionalen Organisationen, einschließlich des Ständigen Sekretariats der Gruppe
der Fünf für den Sahel (G5 Sahel), zu stärken.
Der Sicherheitsrat bekundet dem Sonderbeauftragten seine volle Unterstützung
und erwartet mit Interesse eine Verstärkung der gegenwärtigen Tätigkeiten des
UNOWAS in den Bereichen Gute Dienste, subregionale und regionale Zusammenarbeit zur Bekämpfung von grenzüberschreitenden und sonstigen übergreifenden
Bedrohungen des Friedens und der Sicherheit sowie Förderung einer guten Regierungsführung, Achtung der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte und systematische Berücksichtigung der Geschlechterperspektive.
Der Sicherheitsrat begrüßt die jüngsten positiven politischen Entwicklungen in
Westafrika, insbesondere die Abhaltung von freien und friedlichen Wahlen in Niger,
Benin und Cabo Verde. Der Sicherheitsrat unterstreicht, wie wichtig es ist, dass die
bevorstehenden Wahlen in Ghana und Gambia frei, fair, friedlich, inklusiv und
glaubhaft sind, und unterstreicht ferner, dass diese Vorgänge genau und mit großer
Aufmerksamkeit verfolgt werden müssen. Der Sicherheitsrat nimmt Kenntnis von
dem auf dem Gipfel der Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten
(ECOWAS) im Juni 2016 verabschiedeten Kommuniqué, in dem die politischen Interessenträger Gambias für ihre Unterzeichnung einer Vereinbarung am 20. April
2016 zur Abhaltung freier Wahlen gewürdigt und die Regierung und das Parlament
Gambias ermutigt werden, die notwendigen Reformen für die Durchführung inklusi16-13112 (G)
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ver, freier und glaubhafter Wahlen einzuleiten, und die Sicherheitskräfte nachdrücklich aufgefordert werden, keine übermäßige Gewalt gegen die Bürger einzusetzen
und sich verantwortungsbewusst zu verhalten. Der Sicherheitsrat nimmt Kenntnis
von den Erklärungen der maßgeblichen Organe der Afrikanischen Union und der
Vereinten Nationen betreffend die Ereignisse vom 14. und 16. April 2016 in Gambia. In dieser Hinsicht begrüßt der Sicherheitsrat das anhaltende Engagement des
UNOWAS, der ECOWAS und der Afrikanischen Union.
Der Sicherheitsrat bringt seine Besorgnis über die jüngste politische Entwicklung in Guinea-Bissau zum Ausdruck und legt den nationalen Akteuren nahe, die
Verfassung und die Rechtsstaatlichkeit einzuhalten und gleichzeitig eine friedliche
Lösung der Krise anzustreben.
Der Sicherheitsrat begrüßt, dass die Länder Westafrikas und des Sahel eine
führende Rolle bei den Initiativen zur Bewältigung der Sicherheitsprobleme in der
Region übernommen haben. Er ermutigt die Mitgliedstaaten, regionalen und subregionalen Organisationen und zuständigen Institutionen der Vereinten Nationen zu
weiterer Zusammenarbeit, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und die Herausforderungen anzugehen, die einer guten Regierungsführung entgegenstehen.
Der Sicherheitsrat würdigt die Zusammenarbeit des UNOWAS mit den subregionalen und regionalen Organisationen, insbesondere mit der Afrikanischen Union,
der ECOWAS, der G5 Sahel, der Kommission für das Tschadseebecken und der
Mano-Fluss-Union, um Frieden und Stabilität in Westafrika und dem Sahel zu fördern.
Der Sicherheitsrat nimmt Kenntnis von der Zusammenarbeit zwischen dem
UNOWAS und der Kommission für Friedenskonsolidierung und ermutigt sie zu weiterer enger und wirksamer Zusammenarbeit zur Unterstützung eines dauerhaften
Friedens in der Region.
Der Sicherheitsrat verurteilt entschieden alle in der Region verübten Terroranschläge, insbesondere in der Region des Tschadseebeckens, namentlich durch Boko
Haram, sowie in Mali, Côte d’Ivoire, Burkina Faso und der Sahel-Region. Der Sicherheitsrat unterstreicht die Notwendigkeit, den Terrorismus in allen seinen Arten
und Erscheinungsformen zu bekämpfen, so auch indem gegen die Bedingungen vorgegangen wird, die die Ausbreitung des Terrorismus begünstigen. Der Sicherheitsrat
bekundet seine besondere Besorgnis über die Angriffe auf Zivilpersonen, die die
Hauptopfer dieser Anschläge sind.
Der Sicherheitsrat begrüßt die Anstrengungen auf subregionaler, regionaler
und internationaler Ebene zur Milderung der Auswirkungen dieser Angriffe auf die
Sicherheit, die humanitäre Lage und die Entwicklung. Der Sicherheitsrat nimmt
Kenntnis von den Fortschritten bei der Operationalisierung des Multinationalen Gemeinsamen Einsatzverbands. Der Sicherheitsrat fordert die an diesem Verband beteiligten Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, die regionale militärische Zusammenarbeit
und Koordinierung weiter zu verbessern, Boko Haram einen sicheren Zufluchtsort zu
verweigern, Zugang für humanitäre Hilfe zu gewähren und die Wiederherstellung
der Rechtsstaatlichkeit in den befreiten Gebieten zu erleichtern. Der Sicherheitsrat
bekräftigt, dass die Mitgliedstaaten sicherstellen müssen, dass sämtliche Maßnahmen
zur Bekämpfung des Terrorismus mit allen ihren Verpflichtungen nach dem Völkerrecht, insbesondere den internationalen Menschenrechtsnormen, dem Flüchtlingsvölkerrecht und dem humanitären Völkerrecht, im Einklang stehen.
Der Sicherheitsrat ermutigt die Mitgliedstaaten und die multilateralen und bilateralen Partner, dem Multinationalen Gemeinsamen Einsatzverband Unterstützung
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bereitzustellen, damit er vollständig und rasch zum Einsatz kommen kann, so auch
indem sie die Modalitäten für einen rascheren und wirksameren Austausch nachrichtendienstlicher Informationen schaffen, mit dem Ziel, die gemeinsamen Anstrengungen in der Region zur Bekämpfung Boko Harams weiter voranzubringen. Der Sicherheitsrat unterstreicht die Bedeutung eines ganzheitlichen Vorgehens, um Boko
Haram zu schwächen und zu besiegen, wozu auch koordinierte Sicherheitseinsätze,
die im Einklang mit dem anwendbaren Völkerrecht durchgeführt werden, und verstärkte zivile Maßnahmen zur Verbesserung der Regierungsführung und zur Förderung des Wirtschaftswachstums in den betroffenen Gebieten gehören.
Der Sicherheitsrat äußert seine Besorgnis über die Seeräuberei im Golf von
Guinea sowie über den Drogenhandel und den Handel mit anderen illegalen Gütern,
die Schleusung von Migranten und den Menschenhandel und unterstreicht die Notwendigkeit, den Kampf gegen kriminelle Aktivitäten in der Subregion zu verstärken.
Der Sicherheitsrat bekundet seine nachdrückliche Unterstützung für die von
der Schleusung von Migranten und dem Menschenhandel betroffenen Staaten in der
Region, betont die Notwendigkeit, die Anstrengungen stärker zu koordinieren, um
diese gemeinsamen Herausforderungen auf mehrdimensionaler Ebene wirksamer anzugehen, und betont, dass die Bekämpfung der Schleusung von Migranten und des
Menschenhandels einen koordinierten, mehrdimensionalen Ansatz der Herkunfts-,
Transit- und Zielländer erfordert.
Der Sicherheitsrat würdigt die Anstrengungen der Afrikanischen Union und
der ECOWAS sowie der Mitgliedstaaten in Westafrika und dem Sahel zur Verbesserung der Grenzsicherheit und der regionalen Zusammenarbeit, einschließlich über
die G5 Sahel und den Prozess von Nouakchott über die Stärkung der Sicherheitszusammenarbeit und die Operationalisierung der Afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur in der Sahel-Sahara-Region, begrüßt in dieser Hinsicht den Beschluss der Verteidigungsminister der Gemeinschaft der Sahel-Sahara-Staaten, ein
neues Zentrum für Terrorismusbekämpfung mit Sitz in Kairo einzurichten, und fordert sie auf, ihre diesbezügliche Zusammenarbeit weiter zu verstärken.
Der Sicherheitsrat ist auch weiterhin entschlossen, in enger Zusammenarbeit
mit der Afrikanischen Union, der ECOWAS, der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten, der Kommission für das Tschadseebecken und der G5 Sahel die subregionale und regionale Kooperation zu verstärken, um grenzüberschreitende Sicherheitsbedrohungen abzuwehren und die Ausbreitung des Terrorismus zu
verhindern. In dieser Hinsicht begrüßt der Rat die Hilfe, die das UNOWAS der
Kommission der ECOWAS bei ihren Anstrengungen zur Umsetzung ihres Regionalen Rahmenplans für die Reform und Lenkung des Sicherheitssektors und zur Förderung eines koordinierten Ansatzes für die Reform des Sicherheitssektors in der Region leistet.
Der Sicherheitsrat nimmt Kenntnis von der gegenwärtigen Intensivierung der
Zusammenarbeit zwischen den Präsenzen der Vereinten Nationen in Westafrika. In
dieser Hinsicht begrüßt er die zweimal jährlich stattfindenden Treffen der in Westafrika stationierten Friedenssicherungsmissionen und besonderen politischen Missionen der Vereinten Nationen, von denen das jüngste am 20. Mai 2016 in Dakar
stattfand und auf dem die Missionsleiter übereinkamen, weiterhin eng zusammenzuarbeiten und Informationen über Schlüsselthemen, die Westafrika und den Sahel betreffen, auszutauschen.
Der Sicherheitsrat bekundet erneut seine tiefe Besorgnis über die katastrophale
humanitäre Lage aufgrund der Aktivitäten Boko Harams in der Region des Tschad-
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seebeckens. In dieser Hinsicht fordert der Sicherheitsrat die internationale Gemeinschaft auf, umgehend die Bereitstellung dringend benötigter humanitärer Hilfe für
die von der Krise in Kamerun, Niger, Nigeria und Tschad am stärksten betroffenen
Menschen zu unterstützen, einschließlich indem sie dem Hilfsappell der Vereinten
Nationen für die Region des Tschadseebeckens nachkommen.
Der Sicherheitsrat spricht dem Sonderbeauftragten seine Anerkennung für seine Beteiligung an der Unterrichtung zu dem Thema „Frieden und Sicherheit in Afrika: Herausforderungen in der Sahel-Region“ am 26. Mai aus, ermutigt das System
der Vereinten Nationen und seine Partner zu weiteren Fortschritten bei der Umsetzung der Integrierten Strategie der Vereinten Nationen für den Sahel, einschließlich
durch ihre Unterstützung der G5 Sahel, um bei der Bewältigung der Sicherheits- und
der politischen Herausforderungen für die Stabilität und die Entwicklung in der Sahel-Region behilflich zu sein, und bekräftigt, dass er nach wie vor entschlossen ist,
diese Herausforderungen, die mit humanitären und Entwicklungsfragen sowie den
nachteiligen Auswirkungen der klimatischen und ökologischen Veränderungen verknüpft sind, anzugehen.
Der Sicherheitsrat sieht dem Abschluss der Evaluierung der Integrierten Strategie der Vereinten Nationen für den Sahel mit Interesse entgegen, ersucht das
UNOWAS, in Abstimmung mit den Staaten des Sahel und allen anderen Interessenträgern konkrete Empfehlungen und Erkenntnisse aus dem Evaluierungsprozess zu
präsentieren, und betont, dass das Ergebnis dieser Evaluierung zu einer Neuausrichtung der Strategie und einer besseren Koordinierung führen muss, um eine wirksame
Umsetzung bei den drei Säulen Regierungsführung, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit zu gewährleisten. Der Sicherheitsrat bekundet seine Absicht, die in dieser
Hinsicht erzielten Fortschritte regelmäßig zu überprüfen.
Der Sicherheitsrat begrüßt die von den Ländern der Region erzielten Erfolge
im Kampf gegen Ebola und bringt erneut seine Besorgnis über die humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser Krankheit zum Ausdruck.
Der Sicherheitsrat bekundet den betroffenen Ländern seine Unterstützung und
Solidarität und fordert sie auf, die Frühwarnmechanismen und die Belastbarkeit ihrer
nationalen Gesundheitssysteme in dieser Hinsicht zu stärken.“
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