Kanalreinigung

Kanalreinigung:
Bedarfsorientiert
oder
turnusmäßig? Pro und Contra
Eindeutiges Ergebnis: 88
Prozent der untersuchten
Haltungen nach mehrjährigem
Kanalbetrieb
ohne
nennenswerten Reinigungsbedarf
Nur etwa 12 Prozent der Kanalhaltungen zeigen vor der
Reinigung nennenswerte Ablagerungen. Das ist das Ergebnis aus
aktuellen IKT-Studien. Dazu wurden mehr als 2.000 Haltungen in
verschiedenen Kanalnetzen nach mehrjährigem Betrieb auf
Ablagerungen untersucht – und zwar direkt vor der
turnusmäßigen Kanalreinigung. Geben Netzbetreiber zu viel Geld
für die Kanalreinigung aus?
Für Kanalnetzbetreiber ist die Reinigung der Abwasserkanäle
eine kostenintensive Angelegenheit. Viele Abwasserbetriebe
reinigen nach einem festen Schema alle ein bis zwei Jahre ihr
komplettes Netz, unabhängig von der tatsächlichen
Verschmutzung im Kanal. Zu vermuten ist, dass bei dieser
Vorgehensweise oft zu viel beziehungsweise an falschen Stellen
gereinigt wird.
Kanalreinigung nach Bedarf?
Überwiegend sauber: Beispiele
von Abwasserkanälen nach
mehrjährigem Betrieb
Kanalreinigung
ohne
Vor dem Hintergrund des wachsenden Kostendrucks streben viele
Netzbetreiber daher verstärkt an, das Kanalnetz angepasst nach
Bedarf
zu
reinigen.
Ziel
dieser
sogenannten
bedarfsorientierten Kanalreinigung ist es, Betriebserfahrungen
über die verschiedenen Netzbereiche mit zum Beispiel
verstärkter Ablagerungsbildung in die Reinigungsplanung mit
einzubeziehen, so dass selten verschmutzende Haltungen weniger
häufig als schnell verschmutzende Haltungen gereinigt werden.
Workshop: Spülplan richtig aufstellen!
Ende Juni trafen sich rund 20 Vertreter aus Kommunen und
Dienstleistungsunternehmen im IKT in Gelsenkirchen zum
Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan richtig
aufstellen!“.
Ziel des Workshops ist, den Teilnehmer anhand konkreter
Beispiele aufzuzeigen, welche Faktoren und Aspekte bei der
Erstellung eines Spülplans zu beachten sind. Denn nicht jede
Vorgehensweise und jedes Werkzeug ist in jeder Gemeinde
gleichermaßen einsetzbar. Hierzu sind die Rahmenbedingungen
einfach zu unterschiedlich: Gemeindegröße, Größe des
Betriebshofs, Kanalgefälle, Durchmesser, Reinigung mit
Dienstleistern
oder
eigenem
Personal,
Eigenkontrollverordnungen in den Ländern und einiges mehr. Im
Workshop wurden folgende Inhalte im Detail erörtert
beziehungsweise gemeinsam erarbeitet:
rechtliche und technische
Grundlagen
zur
bedarfsorientierte
Kanalreinigung
Kanalreinigungsmanagement K o m m u n a l e
Vertreter
und
nach DIN EN 14654-1
Dienstleister an einem Tisch:
Bedarfsorientierte
IKT-Workshop
Kanalreinigung
–„ B e d a r f s o r i e n t i e r t e
F a l l b e i s p i e l e a u s d e rKanalreinigung – Spülplan
Praxis
richtig aufstellen!“
Workshop: Ablagerungen im
Kanal richtig erkennen
Workshop: Ablagerungen im
Kanal richtig bewerten
(wenig, mittel, viel)
Workshop: Spülplan zur
Kanalreinigung aufstellen
Workshop:
Betriebsführungssysteme
zur
Reinigungsplanung
einsetzen
Praxisvorführungen:
Ablagerungsinspektionen in
der Praxis
Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan
richtig aufstellen!“
7.-8. Dezember 2016 im IKT in Gelsenkirchen
Programm und Anmeldung
Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Was
spricht dafür?
Rolf Pospiech von Gelsenkanal
berichtet von den Erfahrungen
mit dem Strategiewechsel.
Im Workshop wurden die Argumente für und gegen die
bedarfsorientierte Kanalreinigung intensiv diskutiert. Die
Faktenlage scheint eindeutig: Viele Kanäle weisen nach
mehrjährigem Betrieb nur geringe Ablagerungen auf, so dass
eine Kanalreinigung kaum erforderlich ist. Das macht es
schwierig, gute Argumente für die turnusmäßige Kanalreinigung
in Zyklen von ein bis zwei Jahren zu finden. Als Argumente für
die bedarfsorientierte Kanalreinigung werden unter anderem
häufig folgende Punkte genannt:
Die Kanalreinigung erfolgt zielgerichtet genau da, wo
sie erforderlich ist.
Ablagerungsarme Kanalabschnitte werden somit nicht mehr
unnötig gereinigt.
Materialien (insbesondere die Kanalhaltungen) und
Ressourcen (Technik) werden geschont.
Bedarfsorientierte Kanalreinigung kann zu Aufwands- und
Kosteneinsparungen führen.
Durch regelmäßige Ablagerungskontrollen steigt das
Betriebswissen, und Störungen im Kanal können so zum
Teil deutlich eher erkannt werden.
Der Strategiewechsel erfordert ausreichend Vorlauf und muss
intern wie extern überzeugend kommuniziert werden.
Rolf Pospiech, Kanalmeister der Stadt Gelsenkirchen,
befürwortet die bedarfsorientierte Kanalreinigung.
Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Was
spricht dagegen?
Schachtzoomkamera im Einsatz:
Mitarbeiter von Gelsenkanal
präsentieren den Teilnehmern
Werkzeuge zur Kontrolle von
Ablagerungen.
Nicht jeder ist gut Freund mit der bedarfsorientierten
Kanalreinigung. Das zeigten die Diskussionen der Teilnehmer
untereinander im Workshop. Seitens der Gegner der
bedarfsorientierten Kanalreinigung werden regelmäßig folgende
Punkte gegen diese Strategie genannt:
Die bedarfsorientierte Kanalreinigung führt zu frei
werdenden Kapazitäten und gefährdet somit Arbeitsplätze
im Kanalbetrieb.
Mitarbeiter im Kanalbetrieb sind häufig gegen die
bedarfsorientierte Kanalreinigung und sind nur schwer zu
überzeugen.
Die Reduzierung der Kanalreinigung führt zu mehr
Bürgerbeschwerden, da mehr Störfälle und Geruchsprobleme
zu erwarten sind.
Mit Blick auf den Gewässerschutz können die Risiken
steigen – zum Beispiel durch Entlastungsereignisse an
Regenüberläufen.
Weniger Kanalreinigung kann zu vermehrter Betonkorrosion
führen.
Aufwands- und Kosteneinsparungen sind mittelfristig kaum
zu erwarten, insbesondere bei Reinigung mit eigenem
Personal.
Die Umstellung der Reinigungsstrategie erfordert
umfangreiche Personalschulungen und EDV-Anpassungen.
Workshop-Ergebnis:
Variantenvergleich
zur
Kanalreinigungsstrategie
–
Weiter so wie immer oder
bedarfsorientierte
Kanalreinigung?
Die Dienstleister lehnen die bedarfsorientierte Kanalreinigung
überwiegend ab. Neben den genannten Punkten gegen diese
Reinigungsstrategie wird darüber hinaus ein Rückgang der
Aufträge befürchtet. In der Folge könnte ein kleinerer Markt
zu weiteren Dumpingpreisen führt.
Hausaufgaben für die Teilnehmer
Nach zwei intensiven Workshop-Tagen wurden die Ergebnisse
zusammengefasst und verschiedene Varianten für die
Kanalreinigungsstrategie und zur Spülplanerstellung für ein
reales Fallbeispiel erarbeitet. Wie und in welchem Umfang die
Ergebnisse des Workshops auf die jeweiligen Gemeinden zu
übertragen sind, ist nun die Aufgabe der Teilnehmer in den
nächsten Jahren.
Nächster Termin
Workshop-Leiter
Sebastian Beck
Ergebnisse des
zusammen.
Dipl.-Ing.
fasst die
Workshops
Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan richtig
aufstellen!“
7.-8. Dezember 2016 im IKT in Gelsenkirchen
Programm und Anmeldung
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Sebastian Beck
Telefon: 0209 17806-21
E-Mail: [email protected]