Leseprobe Die gute Zeit ist nah 24 Geschichten & Gedanken im Advent ca. 40 Seiten, 16 x 12 cm, Spiralbindung, durchgehend farbig gestaltet, mit zahlreichen Farbfotos ISBN 9783746248431 Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © St. Benno Verlag GmbH, Leipzig 2016 ANSELM GRÜN CHRISTA SPILLING-NÖKER NOTKER WOLF PAPST FRANZISKUS JÖRG ZINK u. a. Die gute Zeit ist nah 24 Geschichten & Gedanken im Advent Der Stern der Sehnsucht Die Adventszeit hat mich als Kind immer sehr bewegt. Und sie berührt mich auch heute noch. Wenn ich die wunderbaren Texte aus dem Propheten Jesaja höre und die Adventslieder singe, dann komme ich in Berührung mit einer tiefen Sehnsucht, dass mein Leben heil werde und dass Gott diese Welt mit seinem Frieden und seiner Liebe erfüllen möge. Es ist keine nostalgische Sehnsucht, sondern eine Sehnsucht, die mein Leben und das Leben der Menschen um mich herum und aller Völker verwandeln will. Es sind keine salbungsvollen Worte, die ich nur höre, um mich wohlzufühlen, sondern Worte, die mir die Augen öffnen, damit ich diese Welt hoffnungsvoller sehe. Wenn mein Herz voller Hoffnung ist für die Menschen, dann werde ich anders mit ihnen umgehen. Die Hoffnung, die die Adventszeit in mir bewirkt, bleibt nicht folgenlos für diese Welt. Sie ist wie ein Sauerteig, der das Mehl dieser Welt zu durchsäuern vermag. Anselm Grün 1. Dez ember 2. Dez em be r Warten auf den Advent Es gibt unterschiedliches Warten in meinem Leben: unangenehmes Warten beim Zahnarzt; ärgerliches Warten, wenn ein Zug sich verspätet hat; besorgtes Warten, wenn eine wichtige Nachricht sich verzögert. Warten und Warten ist eben nicht dasselbe. Auf eine Prüfung wartet man anders als auf die Freundin, ein Gerichtsurteil erwartet man anders als das Herannahen des Weihnachtsfestes. Kann ich auch sagen: Christen warten anders als Nichtchristen? Dass beide „Arten“ von Menschen „warten“: sich auf Zukunft beziehen, sich auf Künftiges ausstrecken – das ist wohl unbestritten. Jeder Mensch wartet auf etwas! Die Frage ist nur, worauf wir warten dürfen. Auf „etwas“ – oder auf „jemanden“! Für mich definiert sich der tiefste Sinn des Lebens darin: ein zum Fest Eingeladener zu sein. Joachim Wanke 3. Dez em be r Warten und Hoffen lernen Der Advent ist eine einzige große Schule, um das Warten und das Hoffen zu lernen. Dies können wir am besten bei den Menschen sehen, die uns im Advent wieder neu vor Augen gestellt werden und die uns in unserer eigenen Erwartung und Hoffnung begleiten. Es sind zuerst die Patriarchen und Propheten des Alten Bundes. Abraham, der Vater des Glaubens, weiß, dass wir uns nicht bei den Fleischtöpfen Ägyptens, d. h. bei dem, was wir hier und jetzt erreicht haben, ewig aufhalten dürfen, sondern dass der Mensch auch stets in die Fremde berufen ist und auf einen langen Weg geschickt wird. Dabei geht der Weg durch Gefahren und Wüsten, bis er einmal – nicht immer während unserer eigenen Lebensspanne – an das Ziel kommt. Karl Kardinal Lehmann Vor einem Winter Ich mach ein Lied aus Stille Und aus Septemberlicht. Das Schweigen einer Grille Geht ein in mein Gedicht. Das über uns die Räume Aufreißt und riesig macht Und fällt in unsre Träume In einer finstren Nacht. Der See und die Libelle. Das Vogelbeerenrot. Die Arbeit einer Quelle. Der Herbstgeruch von Brot. Ich mach ein Lied aus Stille. Ich mach ein Lied aus Licht. So geh ich in den Winter. Und so geh ich nicht. Der Bäume Tod und Träne. Der schwarze Rabenschrei. Der Orgelflug der Schwäne, Was es auch immer sei, Eva Strittmatter 4. Dez ember 5 . D ez em be r Ein Winterabend Wenn der Schnee ans Fenster fällt, Lang die Abendglocke läutet, Vielen ist der Tisch bereitet Und das Haus ist wohlbestellt. Mancher auf der Wanderschaft Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden. Golden blüht der Baum der Gnaden Aus der Erde kühlem Saft. Wanderer tritt still herein, Schmerz versteinerte die Schwelle. Da erglänzt in reiner Helle Auf dem Tische Brot und Wein. Georg Trakl 5. Januar Menschen des Lichts Gott, du Licht, das unseren Weg hell macht und uns Freude und Hoffnung schenkt. Lass uns die sehen, die noch im Dunkeln stehen. Stecke uns an mit dem Feuer der Liebe, dass unsere Wärme auch andere wärmt, dass unsere Freude auch andere ansteckt, dass unsere Hoffnung Licht bringt. Lass uns durch dein Licht deine und unsere Welt betrachten lernen, damit wir die Wärme und Freude entdecken können, die du uns immer wieder schenkst. Lass uns immer mehr zu Menschen des Lichts werden, die ihre Freude an dir haben und ihre Hoffnung auf dich, unseren Bruder, den menschgewordenen Gottessohn, setzen. Sr. Jordana Schmidt OP 6. Januar Gottes Zeichen erkennen Wie viele Sterne stehen am Himmel! Dennoch sind die Sterndeuter einem anderen, neuen Stern gefolgt, der für sie viel stärker leuchtete. Lange hatten sie das Buch des Himmels erforscht, um eine Antwort auf ihre Fragen zu finden – sie hatten ein unruhiges Herz –, und schließlich ist ihnen das Licht erschienen. Dieser Stern hat sie verändert. Er ließ sie die täglichen Belange vergessen, und sie brachen sofort auf. Sie schenkten einer Stimme Gehör, die sie in ihrem Inneren dazu antrieb, jenem Licht zu folgen – das ist die Stimme des Heiligen Geistes, die in allen Menschen wirkt; und es führte sie, bis sie den König der Juden in einem ärmlichen Haus in Bethlehem fanden. Das alles ist eine Lehre für uns. Es tut uns heute gut, die Frage der Sterndeuter zu wiederholen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (Mt 2,2). Wir werden angeregt, vor allem in einer Zeit wie der unsrigen, uns auf die Suche der Zeichen zu begeben, die Gott anbietet. Papst Franziskus Quellenverzeichnis Die Angaben der Quellen folgen der Seitenreihenfolge des Aufstellers (erst alle Vorderseiten, dann chronologisch die Rückseiten). Texte: Anselm Grün, Stern der Sehnsucht, aus: Ein Stern führt durch die Dunkelheit, St. Benno Verlag GmbH, Leipzig Joachim Wanke, Seine Einladung annehmen; Warten auf den Advent, aus: ders., Friede sei mit euch © St. Benno-Verlag GmbH, Leipzig Karl Kardinal Lehmann, Warten und Hoffen lernen, aus: ders., Die Stille suchen © St. Benno-Verlag GmbH, Leipzig „Vor einem Winter“ aus: Eva Strittmatter. Sämtliche Gedichte. Erweiterte Neuausgabe © Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 1973, 2006, 2015 (Das Gedicht erschien erstmals 1973 in E. S.: Ich mach ein Lied aus Stille. Gedichte, im Aufbau-Verlag; Aufbau ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG) Susanne Niemeyer: Eine Rose vom Nikolaus, aus: Der Andere Advent 2003/04. Hamburg: Andere Zeiten e.V., www.anderezeiten.de Ernesto Cardenal, Ich löschte das Licht …, aus: Ernesto Cardenal, Gebet für Marilyn Monroe © Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1972 Rainer Malkowski, Sterne, aus: Rainer Malkowski, Die Herkunft der Uhr. Gedichte ©2004 Carl Hanser Verlag München Hanns Dieter Hüsch: Dezember-Psalm, aus: Hanns Dieter Hüsch/Marc Chagall, Das kleine Weihnachtsbuch, Seite 6, 2015/17 (c) tvd-Verlag Düsseldorf, 1997 Christa Spilling-Nöker, Guter Hoffnung sein © Alle Rechte bei der Autorin Notker Wolf, „Leben spüren“, aus: Notker Wolf / Corinna Mühlstedt, Mitten im Leben wird Gott geboren. 24 Impulse zur Weihnachtszeit © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2010 Henri J.M. Nouwen, „Gestern hat mich auf der Straße ein Bettler angehalten“, Aus: Ders., Nachts bricht der Tag an. Tagebuch eines geistlichen Lebens. Übersetzt von Radbert Kohlhaas © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 1999 Sr. Jordana Schmidt OP, Mit Freude wohnen, aus: dies., Beten geht auch in der Straßenbahn © Alle Rechte bei der Autorin Jörg Zink, „Maria durch ein Dornwald ging“, aus: Ders., Sieh nach den Sternen, gib acht auf die Gassen. Erinnerungen © KREUZ VERLAG in der Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2000 Martin Buber, Das Versteckspiel. Aus: Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim © 1949 by Manesse Verlag, Zürich, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. Joseph Ratzinger, Gott verbirgt sich © Liberia Editrice Vaticana, Città del Vaticano Papst Franziskus, Dein Heil komme; Gottes Zeichen erkennen © Liberia Editrice Vaticana, Città del Vaticano Josef Franz Mohr/Silvija Walter, Stille Nacht, heilige Nacht: 2.+3. Strophe, aus: Silja Walter, Gesamtausgabe, Band 10; © Paulusverlag Freiburg/Schweiz 2005 Reinhard Körner, Es ist gut, dass es dich gibt© Alle Rechte beim Autor „Liebe beginnt zu Hause“, aus: Mutter Teresa, Aus der Stille des Herzens. Beten mit Mutter Teresa. Hrsg. von Kathryn Spink. Übersetzt von Zeno Meier © dt. Übersetzung Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 1986 „Der Heiland“, aus: Hermann Hesse, Sämtliche Werke in 20 Bänden. Herausgegeben von Volker Michels. Band 10: Die Gedichte. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2002. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin. Phil Bosmans, „Weihnachten ist der Durchbruch der Liebe“, aus: Ders., Weihnachten mit Phil Bosmans. Texte für alle Tage der Advents- und Weihnachtszeit. Hrsg. und übersetzt von Ulrich Schütz © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2001 Fotos: Cover: © Shaiith/Shutterstock. Alle Bilder im Innenteil sind entnommen aus: www. fotolia.de: © Gundolf Renze; © pilat666; © pure-life-pictures; © Leonid Ikan; © Pavel Klimenko; © KariDesign; © sdecoret; © merydolla; © blue_caterpillar; © motivjaegerin1; © JenkoAtaman; © drummatra; © Blickfang; © ipopba; © Floydine; © mariakraynova; © Michael Shake; © Matthias Enter; © yanik; © Photo-SD; © jojjik; © LianeM; © marco iacobucci; © GuerraGPhoto; © Gino Santa Maria; © t0m15; © Maruba; © Netzer Johannes; © lawkeeper; © BlueOrange Studio; © boule1301; © auryndrikson; © Dirk Reibetanz; © imaginando; © creativenature.nl; © gsf800; © albund. Wir danken allen Inhabern von Text- und Bildrechten für die Abdruckerlaubnis. 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