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29.07.2016
„War etwas?“
Aktuelle Publikationen
„Politische Börsen haben kurze Beine“, sagen Börsianer, wenn politische
RiskMonitor
Ereignisse zwar deutliche Auswirkungen an den Finanzmärkten haben,
diese aber von kurzer Dauer sind. Wenige Wochen nach dem BREXIT-
Institutionelle Investoren weltweit sind der
Votum scheint die Wertentwicklung verschiedener Anlageklassen diese
Auffassung, dass so genannte Tail Risks (Extrem-
Börsenweisheit zu bestätigen (siehe unsere Grafik der Woche). Nicht nur
risiken) wie Ölpreisschocks, Finanzmarktblasen
Titel aus den Schwellenländern scheinen unbeeindruckt, trotz des festeren
oder geopolitische Spannungen aufgrund der
US-Dollars. Auch in den Industrieländern zeigen die Börsenbarometer
starken Vernetzung der internationalen Kapi-
durchweg nach oben, nachdem das Ergebnis des britischen Referendums
talmärkte häufiger auftreten. Das geht aus der
zunächst Kursrutsche an den Aktienmärkten ausgelöst hatte.
aktuellen Global RiskMonitor-Umfrage von
Allianz Global Investors hervor.
Eine Rolle dürfte dabei spielen, dass die Ernennung Theresa Mays als neue
Premierministerin bereits Mitte Juli das entstandene Machtvakuum in
Großbritannien füllte. Denn die Märkte mögen klare Linien. So manchem
Beobachter stellt sich allerdings die Frage, ob die Börsen die Implikationen
„Die Geldpolitik als Gefangenendilemma“
des Votums – etwa die mit einem langwierigen, zähen Verhandlungsprozess verbundene Unsicherheit – bereits vollkommen verdaut haben.
Wenig Wachstum, Niedrigzins, hohe Verschul-
Geldpolitisch befinden wir uns derweil im Euroraum und in den USA
dung: Warum die aktuelle Geldpolitik der Zent-
inmitten eines „Sommers des Abwartens“. Sowohl die Europäische
ralbanken einem Gefangenendilemma gleicht,
Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed hielten auf ihren
erklärt Hans-Jörg Naumer in seinem Gastkom-
jüngsten Sitzungen wie erwartet die Füße still. Dagegen ist in Japan eine
mentar für den „Versicherungsboten“.
weitere Lockerung in Sicht, nicht nur fiskalpolitisch – Ministerpräsident
Shinzo Abe bezifferte das geplante Konjunkturpaket jüngst auf ein
Volumen von mehr als 28 Bio. Yen. Die Markterwartungen an die zum
Wochenausklang tagende Bank of Japan sind äußerst hoch. Ein enttäuschter Nachhall ist daher nicht auszuschließen, wenn die Börsen am kom-
Grafik der Woche: Börsen schütteln politische Risiken wieder ab
(Wertentwicklung verschiedener Assetklassen über den letzten
Monat, in %)
menden Montag eröffnen.
„Eine geldpolitische Stütze für die britische Konjunktur ist
wahrscheinlich, wenngleich die Bank of England den Leitzins
bei 0,5 % belassen und auf Liquiditätsspritzen für das
Bankensystem zurückgreifen könnte.“
Aktien
Unternehmens
-anleihen
Staatsanleihen
Währungen
Rohstoffe
Darüber hinaus starten die Anleger mit den Ergebnissen des EU-weiten
Bankenstresstests in die neue Handelswoche, die am späten Freitagabend
bekanntgegeben werden. Im breiten Aktienmarktindex MSCI Europa bildet
der an den Börsen abgestrafte Finanzsektor mit einem Anteil von etwa 17
½ % immerhin die größte Branche. Seit Monaten haben die Aufsichtsbehörden untersucht, wie belastbar die größten Bankhäuser im Falle von
Schocks sind.
Quellen: Thomson Reuters Datastream, AllianzGI Economics & Strategy. Stand: 28.07.2016.
Wertentwicklungen der Vergangenheit erlauben keine Prognose für die Zukunft.
Im Durchschnitt dürften die Resultate – etwa die gestressten Eigenkapital-
Staatsanleiheuniversum noch vor dem Programmende im März 2017
quoten – bestätigen, dass die Herausforderung für das europäische
erschöpfen wird, könnten erneut Aufwind erhalten (siehe auch: „QE
Bankensystem nicht in der Solvenz liegt, sondern in der Profitabilität.
Monitor“). Für Erleichterung sollte dagegen sorgen, dass die negativen
Im Gegensatz zum Gesundheitscheck von 2014 und zum US- Stresstest
Beiträge der Energiekomponente zur Gesamtinflationsrate allmählich
wurde diesmal allerdings keine zu erzielende Mindestkapitalquote
auszulaufen scheinen. Denn der gefallene Rohölpreis hatte der EZB einen
festgelegt. Ein hartes „Durchfallen“ oder „Bestehen“ gibt es nicht.
Strich durch die Rechnung gemacht. Auch die Erzeugerpreise für Juni
Vielmehr müssen bankspezifische Ziel-Kapitalquoten erreicht werden, die
(Di) könnten bestätigen, dass die Inflation im Euroraum allmählich
eine wichtige Größe für den weiterführenden Aufsichtsprozess sind. Fazit:
Abstand von der Nullmarke gewinnt. Wir dürfen also gespannt sein, wann
•
Ob die Institute ihre individuellen Zielquoten erreicht haben, wird
fundamentale Renditetreiber an den (Anleihe-)Märkten ihr Comeback
wohl zu Wochenbeginn noch offen bleiben. Unabhängig davon dürf-
erleben.
te für Investoren jedoch interessant sein, wie Banken im Stressszena-
Dass Sie im Sommer entspannt Ihre Beine hochlegen, wünscht Ihnen
rio im Vergleich zu ihren Konkurrenten abschneiden.
•
Dagegen schaffen die Ergebnisse eine weitere Grundlage für die
Verhandlungen zwischen Rom und Brüssel über den Umgang mit
Ann-Katrin Petersen
einzelnen maroden italienischen Bankhäusern. Es gilt, eine Kom-
P.S.: Verpassen Sie unsere
promisslösung zu finden, wie etwaige Kapitallücken geschlossen
aktuellen Research-Nachrichten
werden können, ohne die Glaubwürdigkeit der Bankenunion zu un-
auf Twitter nicht!
terlaufen – der zufolge ein „Bail-In“ der Aktionäre und Fremdkapitalgeber die Regel sein sollte und ein „Bail-out“ durch den Staat die Ausnahme – und die gleichzeitig die politische und finanzielle Stabilität
Italiens wahrt. Ein Balanceakt.
Politische Kapriolen könnten also weiterhin für ein Auf- und Abtrippeln an
Ann-Katrin Petersen
Vice President, Global Capital
Markets & Thematic Research
den Börsen führen. Wirkliche Trends an den Märkten erkennt man aber
am besten, wenn man sich auf die ökonomischen Fakten konzentriert:
1. Berichtssaison: Von den etwa 160 US-Unternehmen aus dem S&P
500, die ihr Zahlenwerk für das zweite Quartal bereits auf den Tisch
gelegt haben, übertrafen bisher rund 71 % die (traditionell zuvor nach
Politische Ereignisse 2016
August
Aug
04. Aug
unten revidierten) Analystenerwartungen, mehr als im Vorjahres-
Beginn des US-Präsidentschaftsdebatten
Sitzungsprotokoll des geldpolitischen Rats der
Bank of England (BoE)
quartal (68,3 %). In Japan belastet dagegen der in den vergangenen
05. Aug
Beginn der Olympische Spiele in Rio de Janeiro
Monate erstarkte Yen-Wechselkurs das Gewinnwachstum.
18. Aug
Zusammenfassung der geldpolitischen EZB-
2. Konjunkturperspektiven: Dass der britische Entscheid voraussichtlich
bedeutsame regionale Auswirkungen hat, aber kein globales BREsaster darstellt, dürften die Stimmung der Einkaufsmanager in China
(Mo, Mi) sowie die ISM-Indizes (Mo, Mi) und der Auftragseingang in
Ratssitzung (Accounts)
 Übersicht politische Ereignisse 2016
Weitere Publikationen:
der Industrie (Do) in den USA unterstreichen. Hinweise darauf, ob der
private Konsum auch in der zweiten Jahreshälfte den entscheidenden
Interview: „Geldpolitik und Bankenstresstest im Blickpunkt“
Wachstumsimpuls liefert, gibt der US-Arbeitsmarktbericht für Juli (Fr).
3. Geldpolitik: Das spannendste Ereignis für Notenbankbeobachter wird
Ann-Katrin Petersen im Gespräch mit Sebasti-
die Sitzung der Bank of England (BoE) sein, in deren Rahmen Gou-
an Leben über die Erkenntnisse und Folgen der
verneur Mark Carney den vierteljährlichen Inflationsbericht vorstellt
jüngsten EZB-Sitzung, die anstehen-
(Do). Eine Stütze für die britische Konjunktur ist wahrscheinlich,
den Notenbanktreffen der Fed und BoJ und die
wenngleich Carney den Leitzins bei 0,5 % belassen und auf Liquidi-
Ergebnisse des europäischen Bankenstress-
tätsspritzen wie das „Funding for Lending Scheme“ zurückgreifen
tests.
könnte, bei dem Banken in Abhängigkeit von ihrer Kreditvergabetätigkeit Finanzmittel bereitgestellt werden. Denn der binnenwirtschaftliche Druck auf die Verbraucherpreise wird zwar angesichts der zu
erwartenden Konjunkturdelle abnehmen. Der bereits sehr schwache
Pfund-Wechselkurs lässt jedoch daran zweifeln, dass die BoE an der
Zinsschraube drehen wird. Im Vorjahresvergleich hat das Pfund gegenüber den wichtigsten Handelspartnern um mehr als 14 % abgewertet, dies verteuert Einfuhren von Gütern aus dem Ausland.
Global Capital Markets & Thematic Research für
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Darüber hinaus gibt die EZB Details zu ihren Wertpapierkäufen im Juli
bekannt (Mo). Bedenken, dass sich das für die Bundesbank erwerbbare
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Überblick über die 31. Kalenderwoche:
Montag
• Eurozone:
 Wöchentliche Veränderung der Bestände der EurosystemZentralbanken an Staatsanleihen, Covered Bonds, Unternehmensanleihen und ABS
• Italien:
 Markit / ADACI Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe (Jul) (53,5)
 Auto Neuzulassungen (Jul) (11,88% j/j)
 Haushaltsbilanz (Jul) (8,6 Mrd. EUR)
• USA:
 Bauausgaben (Jun) 0,5% m/m (-0,88% m/m)
 ISM Index verarb. Gewerbe (Jul) 52,3 (53,2)
• China:
 Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe (Jul) 50,0 (50,0)
 Einkaufsmanagerindex nicht-verarb. Gewerbe (Jul) (53,7)
Berichte: BNP Paribas
Anleihefälligkeiten: Italien (25.9 Mill. EUR)
Dienstag
• Japan:
 Geldbasis (Jul) (25,4% j/j)
 Konsumentenvertrauen (Jul) (41,8)
• Großbritannien:
 Markit /CIPS Einkaufsmanagerindex Baugewerbe (Jul)
(46,0)
• Eurozone:
 Erzeugerpreise (Jun) (-3,9% j/j)
• USA:
 Privater Konsum (Jun) (-3,9% j/j)
 Persönliches Einkommen (Jul) 0,4% (0,2%)
Berichte: Pfizer, Deutsche Lufthansa, BMW, Commerzbank,
Fresenius, Vonovia
Mittwoch
• Japan:
 Nikkei Einkaufsmanagerindex Services (Jul) (49,4)
 Nikkei Einkaufsmanagerindex (Jul) (49,0)
• Italien:
 Markit /ADACI Einkaufsmanagerindex Services (Jul) (51,9)
 Markit /ADACI Einkaufsmanagerindex (Jul) (52,6)
• Eurozone:
 Einzelhandelsumsätze (Jun) (1,6% j/j)
• USA:
 ISM Index nicht-verarb. Gewerbe (Jul) 56,0 (56,5)
 ADP Veränderung Beschäftigung (Jul) 153k (172k)
• China:
 Caixin Einkaufsmanagerindex Services (Jul) (52,7)
 Caixin Einkaufsmanagerindex (Jul) (50,3)
Berichte: Deutsche Post, Continental, AXA, Crédit Agricole, Uni
Credit, HSBC, Société Générale
Anleihefälligkeiten: Frankreich (6,5 Mill. EUR)
Donnerstag
• Deutschland:
 Markit Einkaufsmanagerindex Baugewerbe (Jul) (50,4)
• Eurozone:
 EZB veröffentlicht Economic Bulletin
• USA:
 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Jul 30)
 Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe (Jul 23)
 Auftragseingang Industrie (Jun) (-1,0%)
• China:
 BoP Leistungsbilanz (2QP) (39,3 Mrd. $)
Berichte: Siemens, Merck, Beiersdorf, Adidas, Hannover Rück,
London Stock Exchange Group
Freitag
• Deutschland:
 Auftragseingang Industrie WDA (Jun) (-0,2% j/j)
• Frankreich:
 Handelsbilanz (Jun) (2840 Mill. EUR)
 Leistungsbilanz (Jun) (-0,3 Mrd. EUR)
• Italien:
 Industrieproduktion WDA (Jun) (-0,6% j/j)
• USA:
 Arbeitslosenrate (Jul) 4,9% (4,9%)
 Handelsbilanz (Jun) -42,0 Mrd. USD
• Eurozone:
 EU-Kommission veröffentlicht Wirtschaftsprognosen
Berichte: Allianz, Royal Bank of Scotland, Novo Nordisk
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