Geilenkirchen Seite 15 · Nummer 187 · Freitag, 12. August 2016 Seit Tagen gegen Mitternacht wird Kiebitz um den Schlaf gebracht./ Das Telefon macht heftig Krach, und Kiebitz ist sofort hellwach./ Am andern Ende niemand dran, zumindest hört es sich so an./ Der Schreiber liegt nun wach und grübelt: Hat ihm jemand was verübelt?/ War er so frech und niederträchtig? Und ärgert sich gar jemand prächtig?/ An Schlaf ist gar nicht mehr zu denken, da kann er sich das Hirn verrenken./ Am Tage sechs der Triezerei, ist es mit der Geduld vorbei./ Um Mitternacht springt er herbei, schaut auf das Display schnell dabei./ Es war nur der Wecker, schau! Von Kiebitz falsch gestellt – wie schlau!/ Jetzt herrschet nächtens wieder Ruh, kein Klingelton setzt ihm mehr zu. kurz notiert Unbekannte stehlen Regenfallrohre Geilenkirchen. In der Nacht zum Mittwoch haben unbekannte Täter an zwei Häusern Teile der Regenfallrohre gestohlen. Wie die Polizei gestern mitteilte, ereignete sich die Diebstähle am Nierstraßer Weg und am Niederheider Weg. Die Täter beschädigten den am Haus verbliebenen Teil der Rohre. Polizei sucht flüchtigen Unfallverursacher Heinsberg. Ein unbekannter Autofahrer hat am Mittwoch in einem Parkhaus ein parkendes Auto beschädigt, ohne sich um den entstandenen Sachschaden zu kümmern. Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich der Unfall zwischen 10.40 Uhr und 11.10 Uhr in einem Parkhaus an der Straße Auf dem Brand. Der Unfallverursacher wurde offenbar beobachtet. Die Eigentümerin des roten Ford Focus fand an ihrer Windschutzscheibe einen Zettel mit dem Kennzeichen des flüchtigen Fahrzeugs. Die Polizei sucht nun den Verfasser des Zettels und weitere Zeugen. Hinweise an das Verkehrskommissariat in Heinsberg unter ☏ 02452/920 0. Aktentasche aus Auto gestohlen Geilenkirchen. Unbekannte haben am Mittwoch aus einem Auto, das an der Straße Theodor-Heuss-Ring stand, eine Aktentasche gestohlen. Der Diebstahl ereignete sich laut Polizeibericht zwischen 13 und 14.10 Uhr. Verkehrsschilder vor Kreisverkehr entwendet Erkelenz. An der Kreisstraße 29 sind erneut Verkehrsschilder gestohlen worden. Wie die Polizei mitteilte, haben Unbekannte zwischen Donnerstag, 4. August, und Montag, 8. August, vor dem Kreuzungsbereich zur Kreisstraße 31 zwei Verkehrsschilder und die dazugehörigen Pfosten entwendet. Auch vor dem Kreisverkehr zur Landstraße 119 wurde ein Verkehrsschild gestohlen. Schon im Juli musste die Polizei den Diebstahl der Schilder melden. Hinweise an die Polizei in Erkelenz unter ☏ 02452/920 0 entgegen. kontakt GEIlEnkIRcHEnER zEItUnG lokalredaktion Tel. 0 24 51 / 4 09 56-30 Fax 0 24 51 / 4 09 56-49 E-Mail: [email protected] Thorsten Pracht (verantwortlich), Jan Mönch, Udo Stüßer leserservice: Tel. 0241 / 5101-701 Fax 0241 / 5101-790 kundenservice Medienhaus vor ort: Buchhandlung Lyne von de Berg (mit Ticketverkauf) Gerbergasse 5, 52511 Geilenkirchen Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 9.00 bis 18.30 Uhr, Sa. 9.30 bis 14.00 Uhr „klimacamp“ Kohlgegner planen große Aktion im Kreisgebiet Schlemmer-markt Goldene Ente lässt Sternekoch strahlen ▶ Seite 18 ▶ Seite 19 Eine Leiter, die aus dem tiefen Loch hilft Die Selbsthilfegruppe für Psychosomatische Erkrankungen in Geilenkirchen hilft Betroffenen mit Ängsten und Depressionen Von annika kaStieS Geilenkirchen. Es war an einem Samstagmorgen beim Frühstück, als die Fassade, hinter der Paul mühsam seine Ängste und Sorgen zu verbarg, einstürzte und er am Esstisch zusammenbrach – „heulend wie ein kleines Kind“. Nach zwei Jahren des „Zähnezusammenbeißens“ war Schluss. Der Herzinfarkt, der Jobverlust, die Selbstzweifel. Der Mittfünfziger war mit den Nerven am Ende. Die Diagnose: Burnout. Oder vielmehr eine lange Zeit nicht erkannte Depression. Das war 2014. Den Anfang der Abwärtsspirale verortet Paul im Jahr 2011. Damals erlitt er einen Herzinfarkt. Es war bereits sein zweiter, und die Auswirkungen waren heftig. Fünf Tage lang lag er auf der Intensivstation. Serie hilfe zur Selbsthilfe „Ich wäre fast gestorben“, berichtet Paul. Im Frühjahr 2012 begann die stufenweise Wiedereingliederung in seinen alten Arbeitsplatz. Doch der nächste Rückschlag folgte nur sechs Monate später mit der Kündigung. Paul tat das, was er vermeintlich am besten konnte: Er blieb zäh, suchte sich einen neuen Job und biss die Zähne zusammen – bis zu jenem Samstagmorgen am Frühstückstisch. Die Einsicht, dass er professionelle Hilfe brauchte, fiel Paul nicht leicht. Doch er hatte Glück. Bei der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) in Gangelt bekam er schnell einen Therapieplatz. Dort wurde ihm eine Reha-Maßnahme in der Ambulanten Reha am Krankenhaus Geilenkirchen empfohlen. Er habe dort nicht nur gelernt, die sich ständig drehende Gedankenspirale im Kopf mit gezielten Mit den Problemen nicht allein bleiben: Betroffene, die unter Depressionen leiden, finden in der Gemeinschaft von Selbsthilfegruppen Stabilität. Wichtig ist, nicht in den alten Trott zurückzukehren. Foto: imago/Thomas Eisenhuth Techniken zu unterbrechen. Er habe auch viel aufgearbeitet und über sich gelernt, sagt Paul. Zum Beispiel, dass er sich zu stark über seine Arbeit und seine Leistung definiert habe. Vor seinem Herzinfarkt hätten 14- bis 16-Stundentage zu seinem Arbeitsalltag gehört. Auch mal Nein sagen, das sei nicht seine Stärke gewesen. Beim Bemühen, es anderen recht zu machen, habe er sich selbst vernachlässigt. Einfach sei der Weg zu dieser Erkenntnis nicht gewesen. „Es hat zwei Wochen gedauert, bis ich burnout oder Depression? Die Definition ist unklar Die Unterscheidung zwischen Burnout und Depression ist schwierig. Nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe gibt es keine international akzeptiert Diagnose Burnout und auch keine klaren Diagnosekriterien. Meist wird von Burnout gesprochen bei einem Zustand großer Erschöpfung, verbunden mit innerer Unruhe, Schlafstörungen und dem Gefühl der Überforderung. Das sind aber Symptome, die auch im Rahmen depressiver Erkrankungen auftreten. Von Depression spricht man, wenn Krankheitszeichen wie tiefsitzende Freudlosigkeit, gedrückte Stimmung, Schuldgefühle, Schwunglosigkeit, Schlafstörungen, Appetitstörungen, Hoffnungslosigkeit und einige andere für mindestens zwei Wochen vorliegen. Die Selbsthilfegruppe für Psychosomatische Erkrankungen in Geilenkirchen richtet sich vor allem an Betroffene mit Ängsten und Depressionen bis zu einem gewissen Schweregrad. Die Gruppe trifft sich jeden zweiten Mittwoch (gerade Wochen) von 18 bis 19.30 Uhr in der Ambulanten Reha am Krankenhaus Geilenkirchen, Martin-Heyden-Straße 32, 3. Etage. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Betroffene können sich bei Paul, dem Moderator der Gruppe, unter der Handynummer ☏ 0172/26 12 482 melden. Die Idee, die Selbsthilfegruppe selbst geredet habe.“ Auch heute fällt es Paul schwer, zu gründen, sei im Rahmen der Reoffen über seine Erkrankung zu ha-Nachsorge entstanden. Denn sprechen. Dass psychische Leiden mit dem Ende der Reha-Maßin der Gesellschaft immer noch nahme sei man nicht „geheilt“, negativ behaftet sind, weiß er aus wie Paul betont. Wenn Betroffene persönlicher Erfahrung. Der Ver- in den alten Trott zurückkehrten, such, seinen Eltern von seiner Er- seien sie schnell wieder da, wo sie krankung zu berichten, sei frucht- vorher waren. Auch wenn einzelne los geblieben. Lediglich seine Frau Episoden einer depressiven Erund einige enge Freunde wüssten krankung nach Angaben der DeutBescheid. Auch deshalb möchte schen Depressionshilfe in der RePaul seinen vollen Namen nicht in gel gut behandelbar seien, geht die der Zeitung lesen. Wirklich offen über alles reden, das könne er „Es gibt Tage, an denen die vor allem in der SelbstDepression so tiefgreifend ist, hilfegruppe für Psychosomatische Erkrankundass man in ein schwarzes gen, die er seit der GrünLoch fällt und kein Licht dung vor einem Jahr leitet. Sie richtet sich vor almehr sieht.“ lem an Betroffene mit PAUl, MoDERAtoR DER Ängsten und DepressioSElbStHIlfEGRUPPE nen. Rund zwölf Männer und Frauen treffen sich alle 14 Tage in den Räumen der Ambulanten Reha (siehe Therapie nach der AkutbehandInfokasten), um Themen anzu- lung weiter. Dann steht der Schutz sprechen, über die sie zum Teil vor einem Rückfall im Vordernicht einmal mit ihrem Ehepart- grund. ner reden könnten, sagt Paul. Auch Das Stichwort laute Achtsamwenn die Gruppe intern bereits als keit, betont Paul. Denn auch bei „Selbsthilfegruppe Paul“ bezeich- ihm seien die Zeiten, in denen die net werde, sehe er sich nicht als de- Sorgen überhand zu nehmen droren Leiter, sondern als Moderator. hen, nicht plötzlich vorbei. „Es „Schließlich sind wir alle keine gibt Tage, an denen die Depression Fachleute, sondern nur Betrof- so tiefgreifend ist, dass man in ein fene.“ schwarzes Loch fällt und kein Licht mehr sieht“, beschreibt es Paul. Dann wache man morgens auf, ohne Antrieb, lege sich aufs Sofa und warte darauf, „dass jemand einem eine Leiter reicht, damit man aus dem Loch wieder rauskommt“. kein Ersatz für eine therapie Eine solche Hilfestellung versuche die Selbsthilfegruppe zu geben. Wobei Paul ihre Grenzen deutlich benennt. Menschen mit schweren Depressionen bis hin zu Suizidgedanken seien bei ihnen Fehl am Platz. „Da müssen Fachleute ran.“ Ziel der Gruppe sei es, Betroffenen Stabilität zu bieten, zumal bislang alle Mitglieder den Weg zum Fachmann bereits hinter sich hätten. Eine therapeutische Behandlung könne die Selbsthilfegruppe somit nicht ersetzen. „Wenn wir erkennen, dass jemand tiefgreifende Probleme hat, dann beraten wir gerne und vermitteln eine Therapie“, betont Paul. Je früher die begonnen werde, desto besser. Das habe er schließlich selbst schmerzlich einsehen müssen. Die regelmäßigen Treffen der Gruppe zwingen ihn nun dazu, weiter an sich zu arbeiten, daran zu denken, sich nicht zu viel aufzubürden. Einen neuen Job hat Paul mittlerweile gefunden, eine 75-Prozent-Stelle – darauf hat er geachtet. „Wohl der Versuch, von eigenen Fehlern abzulenken“ Propaganda-Affäre: Der SPD-Vorsitzende Alf-Ingo Pickartz stellt klar, dass Hartmut Urban nie von seinem Verband bezahlt worden sei Von Jan mönch Übach-Palenberg. Es war zwar nur ein kurzer Nebensatz, doch dürfte die Übach-Palenberger CDU ihn mit Bedacht gewählt haben. Unsere Zeitung hatte den Verband zur schriftlichen Offenlegung von Zahlungen an Hartmut Urban insbesondere im Wahlkampf 2014 aufgefordert. Wochen später räumte der Stadtverbandsvorsitzende Oliver Walther ein, dass es einen Auftrag und Zahlungen an den sogenannten Journalisten und Politikberater gegeben hat. Und im Übrigen, schrieb Walther, sei Urban ja auch schon für SPD und UWG tätig gewesen. Der Hinweis verfehlte seine Wirkung nicht. Zwei Tage nach der Veröffentlichung widerspricht der Übach-Palenberger SPD-Vorsitzende Alf-Ingo Pickartz – ebenfalls schriftlich – dem CDU-Chef: „Die Behauptung von Oliver Walther, dass Hartmut Urban auch für die SPD gearbeitet hätte, ist falsch und wohl der missglückte Versuch, von eigenen Fehlern abzulenken.“ Dies gelte sowohl für seine eigene Zeit als Vorsitzender, also seit 2013, als auch für die Zeit seines Vorgängers Heiner Weißborn, also ab 2004. Ganz im Gegenteil: Urban habe schon lange vor den durch Bürgermeister Wolfgang Jungnitsch veranlassten Zahlungen an Urban, die Widerspricht CDU-Chef Walther: Übach-Palenbergs SPD-Vorsitzender Alf-Ingo Pickartz. Foto: Mönch es seit Anfang 2013 gab, in ver- warf. Und nach allem, was man schiedenen Publikationen immer weiß, war Urban sogar selbst Parwieder Übach-Palenberger Sozial- teimitglied. Dies geht etwa aus demokraten ins Visier genommen: einer Meldung hervor, die 2005 in „Urban hat seit 2003 in demselben dieser Zeitung stand – Gegenstand Stil, den er in seinem Blog ge- der Meldung war Urbans Austritt braucht hat, führende Vertreter aus der SPD. „Die Partei hat ihre der SPD immer wieder verun- Seele verraten“, erklärte er damals glimpft. Dazu gehörten unter an- mit Blick auf die Hartz-IV-Gesetzderem der ehemalige Bürgermeis- gebung. Er wolle sich von nun an ter Paul Schmitz-Kröll, der ehema- bei der „Wahlalternative Arbeit lige Fraktionsvorsitzende Franz-Jo- und soziale Gerechtigkeit“ polisef Fürkötter, Bürgermeisterkandidat Ralf Kouchen innerhalb des „Ich frage mich, wieso nicht Kommunalwahlkampfs einfach die Summe genannt 2014 und der ehemalige Stadtverbandvorsitzende wird.“ Heiner Weißborn. Dies Alf-InGo PIckARtz, zieht sich bis heute wie SPD-VoRSItzEnDER ein roter Faden durch die Veröffentlichungen von Herrn Urban“, schreibt Pickartz. tisch betätigen. Die sehr weit links Was auch immer die Gründe für stehende Gruppierung, besser beUrbans Abneigung gegen die So- kannt unter ihrem Kürzel WAsG, zialdemokratie sind: angeboren sorgte zu jener Zeit kurzzeitig poliwurde sie ihm nicht. Bekannt ist tisch für Furore und ging später geetwa, dass er schon zu Zeiten von meinsam mit der PDS in der heutiBürgermeister Paul Schmitz-Kröll gen Linkspartei auf. Ob Urban (SPD) für das Rathaus arbeitete, seine Ankündigung wahr machte, sich mit Schmitz-Kröll aber über- sich hier zu beteiligen, ist unklar, spielt aber aus heutiger Sicht auch keine Rolle. Pickartz’ Erklärung, Urban weder beschäftigt noch bezahlt zu haben, widerspricht all dies ohnehin nicht. Rückkehr zur politischen Arbeit Der SPD-Vorsitzende kritisiert in seiner Stellungnahme auch die Weigerung der CDU, die Höhe der Zahlungen an Urban offenzulegen. „Ich frage mich, wieso nicht einfach die Summe genannt wird. Die CDU behauptet doch für Transparenz einzustehen, wo bleibt diese Transparenz jetzt?“, fragt Pickartz. „Der Bürgermeister und die CDU sollten erkennen, dass der Versuch, Erfolge nur für sich selbst zu reklamieren und den Rat in die Entscheidungen zu spät oder gar nicht einzubinden, die Demokratie beschädigt. Die Verantwortlichen sollten zu ihren Verfehlungen stehen, gerade jetzt, da offenkundig wird, mit wessen Unterstützung die CDU ihren Wahlsieg errungen hat.“ Anschließend wünsche er sich eine Rückkehr zur politischen Arbeit.
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