DISS. ETH Nr. 23407 ETHNOGRAFIE URBANER TERRITORIEN Eine transdisziplinäre Analyse metropolitaner Urbanisierungsprozesse von Mexiko-Stadt Abhandlung zur Erlangung des Titels DOKTORIN DER WISSENSCHAFTEN der ETH ZÜRICH (Dr. sc. ETH Zürich) vorgelegt von MONIKA STREULE Lic phil. Universität Zürich geboren am 20.09.1977 von Appenzell AI angenommen auf Antrag von Referent: Prof. Dr. Christian Schmid Koreferentin: Prof. Dr. Kathrin Wildner Koreferent: Prof. Dr. Marc Angélil 2016 Zusammenfassung Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der vielgestaltigen Urbanisierung der lateinamerikanischen Metropole Mexiko-Stadt. Sie untersucht die gesellschaftliche Produktion urbaner Territorien aus einer ethnografischen Perspektive. Die Studie entwickelt darüber hinaus eine qualitative Methodik empirischer Stadtforschung, deren zentrale Verfahren eine mobile Ethnografie, das triangulative Kartieren und die Periodisierung von Urbanisierungsregimes umfassen. Dieser transdisziplinäre Zugang stützt sich auf Wissensbestände der Architektur, der Stadtethnologie und der Geografie und ermöglicht urbane Phänomene als Prozess zu verstehen sowie die Spezifität städtischer Transformationen zu ergründen. Geleitet von der These, dass für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Produktionsprozess von Territorium sowohl gegenwärtige wie auch historische Aspekte zentral sind, beschäftigt sich die Dissertation mit den Fragen: Welche Urbanisierungsprozesse lassen sich im metropolitanen Territorium von Mexiko-Stadt identifizieren? Und wie können sie erklärt werden? Einen raumgegenwärtigen und raumhistorischen Blickwinkel einnehmend befasst sich die Untersuchung mit folgenden spezifischen Forschungsfragen: Welche Subjekte sind an der Produktion des Städtischen massgeblich beteiligt? Wie schreiben sich solche Urbanisierungsprozesse in das Terrain ein? Schliesslich fragt sie nach ihren regionalen und lokalen Effekten. Dabei zeigt sie insbesondere auf, wie sich diese Prozesse auf das Alltagsleben der Bewohner_innen von Mexiko-Stadt auswirken. Der transdisziplinäre Ansatz erweist sich als geeignet, um die Urbanisierungsprozesse in Mexiko-Stadt zu erfassen, zu verstehen und die daraus folgenden Effekte auf den städtischen Alltag zu erkennen. Dafür befasst sich die Dissertation mit folgenden Fragen: Wie kann eine qualitativ-empirische Stadtforschung im metropolitanem Massstab durchgeführt werden? Welche methodologischen Grundlagen eignen sich zur Entwicklung einer transdisziplinären Forschungsstrategie? Die Periodisierung der sozialen Produktion von Mexiko-Stadt zeichnet die historische Gewordenheit von Mexiko-Stadt nach. Gefasst in sechs unterschiedliche Urbanisierungsregimes rekonstruiert die vorliegende Arbeit ein historisches Narrativ, das sich sowohl durch Kontinuitäten wie auch durch Verschiebungen oder Bruchstellen in der gesellschaftlichen Produktion urbaner Territorien auszeichnet. Dieser historischen Analyse der Raumproduktion folgt eine ethnografische dichte Beschreibung der gegenwärtigen Situation in 2 3 Mexiko-Stadt. Auf dieser Grundlage werden neun dominante Urbanisierungsprozesse urbaner Konfigurationen von Mexiko-Stadt definiert und kartiert. Die Untersuchung belegt empirisch, dass die Produktion von Territorium ein dynamischer sozialer Prozess ist, und weiter, dass das Städtische nur aus der Verschränkung von Gesellschaft und ihrer Zeitlichkeit erschlossen und verstanden werden kann. Basierend auf den erarbeiteten Ergebnissen skizziert die Arbeit zum Schluss fünf grundlegende Tendenzen des aktuell vorherrschenden Urbanisierungsregimes von Mexiko-Stadt. Es zeigt sich, dass die Hinwendung zu urbanen Prozessen aus postkolonialer Perspektive die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Stadt grundlegend und nachhaltig verändert. Dies wirkt sich auf theoretische wie auf methodische Zugänge aus. Die vorliegende Dissertation bietet damit wichtige Anknüpfungspunkte für weiterführende methodische und theoretische Fragestellungen der Stadtforschung und bietet eine Reihe möglicher Anschlüsse insbesondere für Stadtanalysen in vergleichender Perspektive aus unterschiedlichsten Kontexten. Abstract The dissertation focuses on the multiple urbanization of the Latin American metropolis Mexico City. Investigating the social production of urban territories, the research is based on an ethnographic perspective. Furthermore, the study develops a qualitative method in empirical urban studies, including techniques like mobile ethnography, qualitative mapping, and the periodization of urbanization regimes. Such a transdisciplinary approach is equally nurtured by knowledge of architecture, urban anthropology and geography. Therefore it understands urban phenomenon as processes and highlights the specificity of urban transformation in a particular context. Based on the assumption that for a critical approach towards the production of territory both, contemporary and historical aspects need to be included, the main questions of the dissertation are: What kind of urbanization processes can be identified on the metropolitan territory of Mexico City? And, how can they be explained? Furthermore, taking a contemporary and historical perspective on space, the research asks the following specific questions: Which main subjects are involved in the production of the urban? How are such urbanization processes inscribed in the terrain? Finally, the study also focuses on regional and local effects of these processes in general, and particularly on their impact on the everyday life of the inhabitants of Mexico City. The transdisciplinary approach leads to a differentiated understanding of urbanization processes and detects related effects on an everyday social dimension. In a methodological context, following questions are asked: How can a research on metropolitan scale in a qualitative-empirical approach be performed? What methodological base is suited to develop a transdisciplinary strategy of urban research? The periodization of the social production reconstructs the historical genesis of Mexico City. Presenting six distinctive regimes of urbanization, the dissertation develops a historical narrative, characterized by continuities, shifts and ruptures in the social production of urban territories. This historical analysis of the urban spatial production is followed by an ethnographic thick description of the contemporary situation in Mexico City. Based on this interpretation, nine dominant urbanization processes of Mexican urban configurations are defined and mapped. The study exhibits empirically the production of urban territory as a dynamic social process, and furthermore, it highlights the urban condition as an entanglement of both, 4 5 society and temporality. Based on these results, the dissertation finally delineates five main tendencies of the current dominant urbanization regime of Mexico City. In sum, the study demonstrates how a postcolonial perspective on urban processes radically and effectively alters the scientific approach towards the urban. This has important impacts on theoretical questions and methodological techniques likewise. The present dissertation therefore offers essential links for further investigations in the field of urban studies in general, and particularly for the analysis of different urban contexts in a comparative perspective. 6 7
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