Bundesanstalt für Wasserbau Forschungskompendium Verkehrswasserbau 2015 Herstellung von Dränbetonpfählen Netzplan-Nr.: A39520270004 Projektleiter: Dr.-Ing. M. Herten, Geotechnik, Referat Grundbau (G2) E-Mail: [email protected] 1 Problemdarstellung und Ziel 1.1 Ingenieurwissenschaftliche Fragestellung und Stand des Wissens Baumaßnahmen an Bundeswasserstraßen stellen oft hohe Anforderungen an das Baugrubenkonzept. Große Tiefen und hohe Grundwasserstände sowie beengte Platzverhältnisse und geringe zulässige Verformungen insbesondere im Bereich von Bestandsbauwerken dominieren die Bauprojekte der WSV. Unter der Voraussetzung, dass eine offene Wasserhaltung im Baufeld realisierbar ist, können Baugruben wasserdurchlässig ausgebildet werden. Mit der Maßgabe den Abtrag hoher Lasten verformungsarm zu ermöglichen, sind Bohrpfahlwände, die in der aufgelösten Form auch durchlässig ausführbar sind, eine wirtschaftliche Lösung. Ihre Herstellung ist in der DIN 4014 bzw. DIN EN 1536 geregelt. Dieser entsprechend ist die Art der Ausfachung im Falle der aufgelösten Bohrpfahlwand frei wählbar. Eine Möglichkeit stellt die Verwendung von Dränbeton als Ausfachung dar. Dieser hat zum einen eine statische Tragfähigkeit und ist außerdem wasserdurchlässig. Letztere Eigenschaft bietet den Vorteil, dass durch eine planmäßige Grundwasserentspannung hinter der Verbauwand das Lastniveau maßgeblich gesenkt werden kann. Auf diese Weise kann der Aufwand für die Herstellung des Verbaus deutlich reduziert und zugleich können wesentliche Kosten eingespart werden. Zudem wirkt der Dränbeton im Gegensatz zu lediglich punktuell entwässernden Dränageschläuchen als Flächenfilter. Dränbeton ist ein Spezialbeton, der bereits seit vielen Jahren für Fertigteile und auch als Ortbeton insbesondere im Straßenbau zur Entwässerung eingesetzt wird. Die Wirkungsweise beruht auf seinem Aufbau. Im Gegensatz zu Normalbeton nach DIN EN 206-1 in Verbindung mit DIN 1045-2 sind die Haufwerksporen der groben Gesteinskörnung nicht mit Mörtel ausgefüllt, sondern es ist nur eine ausreichende Menge an Feinmörtel vorhanden, um die Gesteinskörner miteinander zu verkitten. Im Beton verbleiben Hohlräume, die eine Wasserdurchlässigkeit sicherstellen. Mit steigendem Hohlraumgehalt sinkt die Festigkeit des Betons. Bild 1: Freigelegte Bohrpfahlwand mit Dränbetonpfählen als Ausfachung Die speziellen Anforderungen an den Frischbeton für einen Bohrpfahl stehen im Widerspruch zu den Eigenschaften eines normalen Dränbetons im Ausgangszustand, weshalb differenzierte Einbauverfahren - 287 - Bundesanstalt für Wasserbau Forschungskompendium Verkehrswasserbau 2015 und Rezepturen erforderlich werden. Aufgrund der im Vergleich zu gefügedichtem Beton wesentlich größeren Oberfläche des Dränbetons, die das gesamte Bauteil durchdringt, kommt dem Widerstand des frischen Betons gegenüber einem Auswaschen des Zementleims bei Einbau unter Wasser eine weitaus größere Bedeutung zu als bei klassischem Bohrpfahlbeton. In der jüngeren Vergangenheit sollte diese unkonventionelle Verbauart im Rahmen eines Schleusenneubauprojektes zum Einsatz kommen, wobei die Ausführung einer der zu errichtenden Baugrubenwände als überschnitte Bohrpfahlwand mit Dränbetonpfählen vorgesehen war. Im Vorfeld ist eine Probewand errichtet worden. Dabei kam es beim Betonieren der Dränbetonpfähle unterhalb des Grundwasserspiegels zu einer Entmischung von Zementleim und Kies. Nur oberhalb des Grundwasserspiegels konnten die Anforderungen an Durchlässigkeit und Festigkeit des Dränbetons sicher erfüllt werden (Bild 1). Daraufhin musste das Baugrubenkonzept mit entsprechenden Mehrkosten in Millionenhöhe umgestellt werden. Veröffentlichungen aus den 1980er Jahren (beispielsweise Wietek, 1983) zeigen jedoch, dass es grundsätzlich möglich ist, auch unterhalb des Grundwasserspiegels entsprechende Dränpfähle herzustellen. 1.2 Bedeutung für die WSV Durch eine Vielzahl an Baumaßnahmen, die die Herstellung tiefer Baugruben neben Bestandsbauwerken erfordert, wird die WSV oft mit der Frage nach einem hoch belastbaren, verformungsarmen und zugleich wirtschaftlichen Verbau konfrontiert. Die zumeist eingesetzte Bohrpfahlwand bietet bei wasserdurchlässiger Ausfachung mit Dränbeton unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit durch den Abbau des Wasserdrucks aus Grundwasser hinter der Verbauwand die Einwirkungen auf diese zu minimieren, wodurch enorme Kosteneinsparungen beim temporären Verbau möglich werden. 1.3 Untersuchungsziel Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll eine geeignete Vorgehensweise aus geotechnischer, bauverfahrenstechnischer und baustofflicher Sicht erarbeitet werden, um Möglichkeiten und Grenzen einer zielsicheren Herstellung von Dränbetonbohrpfählen z. B. als dränierende Elemente von Verbauwänden aufzuzeigen. Dabei soll untersucht werden, welche Faktoren die Funktionstüchtigkeit beeinflussen. Dies betrifft insbesondere die Dränagefähigkeit und die Festigkeit des Betons, aber auch die Interaktion mit den tragenden Bohrpfählen der Bohrpfahlwand. Einen Schwerpunkt stellt die Erörterung und Untersuchung der betontechnologischen Möglichkeiten zur Sicherstellung der aus geotechnischen und bauverfahrenstechnischen Randbedingungen resultierenden Anforderungen an das Gesamtsystem, wie z. B. Einbau ohne und mit Wasserzutritt, dar. Doch auch die Untersuchung alternativer Methoden, wie z. B. der Einsatz von Fertigteilen oder anderer Materialien, soll in die Betrachtungen einfließen. 2 Untersuchungsmethoden Vorab wurde in Form eines Sachstandsberichtes der gegenwärtige Entwicklungsstand erörtert und auf aktuelle Entwicklungstendenzen im Bereich Dränbeton im Allgemeinen eingegangen. Erläutert wurden außerdem existierende Prüfverfahren, die in anderen Einsatzbereichen (z. B. Unterwasserbeton, Fertigteile, Straßenbau) zur Prüfung von artverwandten Materialen angewendet werden. Im Rahmen des FuE-Vorhabens ist ein Laborprogramm vorgesehen, mithilfe dessen die Eigenschaften ausgewählter Materialzusammensetzungen analysiert und für den Anwendungsfall optimiert werden sollen. Wichtige Eigenschaften sind die Druckfestigkeit, die Durchlässigkeit sowie ggf. die Überprüfung des Eindringens von Normalbeton in den Dränbeton. Geeignete und praxistaugliche Laboruntersuchungsmethoden, bei denen baupraktische Randbedingungen berücksichtigt werden können, sollen erarbeitet oder adaptiert werden. In einem zweiten Schritt erfolgt die Erprobung in situ. Auf einer Baustelle soll eine aufgelöste Probewand aus Bohrpfählen mit dränierfähiger Ausfachung hergestellt werden. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Einbauverfahren unterhalb des Grundwasserspiegels. Eine Konzeption von geeigneten Feldversuchen soll die Möglichkeiten aufzeigen, im Nachhinein den Erfolg der Maßnahme und der Betoneigenschaften ggf. anhand zerstörungsfreier Prüfmethoden sowie anhand von Bohrkernen zu kontrollieren. - 288 - Bundesanstalt für Wasserbau Forschungskompendium Verkehrswasserbau 2015 3 Ergebnisse Im Jahr 2015 erfolgte die Beauftragung der Bergischen Universität Wuppertal in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum mit der Erarbeitung und Durchführung eines Laborprogramms sowie von Modellversuchen. Ergebnisse hierzu liegen noch nicht vor. 4 Arbeitsprogramm und Zeitplan 2016: Laborversuche mit ausgewählten Materialkompositionen 2017: Herstellung von Dränpfählen 2018: Abschlussbericht Laufzeit des Vorhabens: 2015 bis 2018. 5 Literatur Wietek, B. (1983): Dränageverbau. In: tis - Tiefbau, Ingenieurbau, Straßenbau (5), S. 323–327. DIN EN 1536:2015-10 (2015): Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau – Bohrpfähle DIN EN ISO 4014:2011-06 (2011): Sechskantenschrauben mit Schaft – Produktklassen A und B, aktuelle Ausgabe: 2011-06 DIN EN 206-1:2001-07 (2001): Beton; Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität DIN 1045-2:2008-08 (2001): Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Sapnnbeteon – Deutsche Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1 Beton 6 Veröffentlichungen -/- - 289 -
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