Seite 30 Der Bayerwald Ausgabe 2/2014 Vom felsigen Lusen ins wilde Bärnloch Franz Schuster Lässt man die schmale Asphaltbahn kurz nach Hartmannsreut hinter sich, dann schlängelt sich der Weg unmittelbar hinter dem Grillnhäusl in den Mischwald hinein und ein dichtes Blätterdach versprengt das Sonnenlicht in tanzende Lichttupfen. Nach einem kurzen Aufstieg führt ein sanfterer Weg zu einem Sattel, auf dem sich die Lusenkapelle malerisch erhebt, von mächtigen Buchen umringt. Die Erbauer hatten schon ein feines Gespür für den richtigen Bauplatz. In der Kapelle freut sich ein Buch über Grußeinträge und bestätigt dem Leser die Beliebtheit dieses Ortes. Das Glockenseil am Eingang ist für Kinder und jene, die es im Herzen geblieben sind, eine Verlockung, wie der helle Ruf des Glöckchens immer wieder wissen lässt. Rechts der Kapelle führt ein schmaler Pfad nun stets steil hinauf. Nach wenigen Schritten zweigen deutliche Trittspuren nach rechts und führen zu einem erst vor wenigen Jahren entdeckten Klettergebiet mit erstaunlichen Möglichkeiten. Ein beliebter Treffpunkt der Felssportler. Oft kann man Kletterer und Boulderer in Aktion erleben. Den Gipfel bildet eine gewaltige Felsformation, wild zerklüftet und steil abfallend. Jedoch sorgt ein Geländer für sicheren Gipfelgenuss und entspannte Ausblicke nach Westen und Norden. Der Eidenberger Lusen ist mit seinen 733 Metern gerade mal so hoch wie der Marktplatz von Wegscheid und doch ragt er sehr markant heraus, weil es nach allen Seiten tief hinuntergeht. Gut zweihundert Meter tiefer rauscht der Osterbach südöstlich durch das Bärnloch und auch zum Eidenbachl, das nordwestlich den Berg umfließt, geht es fast so weit hinunter. Vom Gipfel kann man direkt auf den Kammweg gelangen. Bei der Holzbank unterhalb des Felsens geht es auf deutlich sichtbarem, aber unmarkiertem Pfad nahe der höchsten Berglinie nach Südwesten. Eine lohnende Variante. Sie führt an bizarren Felsen vorbei und mündet nach gut 200 Metern wieder in den markierten Weg. Ein wirklicher Seelenwanderweg, der durch eine vergessene Welt zu führen scheint. Bis heller Schein durch den Waldrand bricht und das schmucke Dorf Eidenberg zu Füßen liegt. In Eidenberg zweigt der Weg nach links und führt zunächst über Wiesen nach Nordosten auf das Bärnloch zu. Ein abschüssiges Wegstück taucht ein in den Wald und das Rauschen des Osterbaches füllt die Luft. Wild und ungestüm, dann wieder sanft gurgelnd windet sich der „Grenzbach“ durch das enge Tal. Immer wieder zweigen schmale Fußwege vom breiten Hauptweg ab, lohnende Varianten, die bis an den Bach heranführen und das Naturschauspiel aus nächster Nähe erleben lassen. Drei Sägewerke standen einst im Bärnloch. Heute zeugen nur noch Fundamente davon, dass der Mensch den Versuch, das Wasser des Bärnlochs zu bändigen, verlor. Zu den Sägewerksbesitzern zählte die Familie Perr vom Perrnhof, so liegt die Vermutung nahe, dass sie Namensgeber eines Perrnlochs wurde, das dann zum Bärnloch wurde. Bären hausen in unserer Gegend seit Menschengedenken nicht mehr. Und wenn man sich vorstellt, wie die Rossknechte mit ihren Pferdefuhrwerken Stämme hinunter zu den Sägewerken bringen mussten, ist auch der Begriff Loch schnell nachvollziehbar. Kein Vergleich zu heute, wenn das Naturerlebnis im Vordergrund steht und der Weg durchs Bärnloch ein wildromantischer Wandergenuss ist. Nach etwa 1,3 km bleibt der Osterbach zurück und ein breiter Weg führt nach Monigottsöd hinauf. Von dort geht die schmale Straße zurück zum Ausgangspunkt. Gesamte Wegstrecke 5 km, Höhenunterschied 230 m, Gehzeit 1,5 – 2 Stunden
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