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Im Kreise der ABC-Abwehrspezialisten: Die Minsterin Ursula von der Leyen war am Mittwoch auf
dem Bruchsaler Eichelberg | Foto: Heintzen
Die Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat auf ihrer Sommertour am Mittwoch
einen Stopp in der Bruchsaler Bundeswehrkaserne eingelegt. Gut 73 Millionen Euro sollen dort
künftig in die Modernisierung etwa der Kasernen und der Anlagen investiert werden. Für Bruchsal
eine Standortsicherungszusage. Außerdem nahm die Ministerin Stellung zum aktuell heiß
diskutierten Einsatz der Bundeswehr im Inneren. Hier sei das ABC-Abwehrkommando aus Bruchsal
bereits beispielhaft, so lobte von der Leyen nach ihrem Rundgang. Schon heute arbeitet man eng mit
dem Bundeskriminalamt zusammen.
Oberst Henry Neumann, der Kommandeur des ABC-Abwehrkommandos begrüßt seine Chefin in
Bruchsal | Foto: Heintzen
Spezialisten im Kampf gegen ABC-Waffen
Atemschutzmasken, Gummischutzanzüge, Wasseraufbereitungsanlage und Massenspektrometer –
die Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist am Mittwoch ganz tief eingestiegen in
die Materie. Es ging um die Abwehr von atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Und
von der Leyens Spezialisten sitzen nunmal in Bruchsal.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen vor dem Ministerbesuch
Dem ABC-Abwehrkommando unter dem Kommandeur Henry Neumann stattete von der Leyen einen
Besuch ab. Und die Bruchsaler Truppe nutzte die Gelegenheit, ihr Spezialistentum eindrucksvoll zur
Schau zu stellen. Nicht nur für die Ministerin, sondern auch für die etwa drei Dutzend Medienleute,
die den Besuch begleiteten. Sie mussten aufwendige Sicherheitsvorkehrungen über sich ergehen
lassen. Ihr Gepäck wurde von einem Spürhund durchschnüffelt.
Standort Bruchsal soll „hochattraktiv“ werden
Die wichtigste Nachricht für die Truppe auf dem Eichelberg genauso wie für die kleine Abordnung
regionaler Politiker war von der Leyens Aussage ganz zum Schluss: „Wir wollen diesen Standort
Bruchsal hochmodern und hochattraktiv halten. Hier sind spezialisierte Fachleute am Werk“, so die
Einschätzung der Ministerin.
Übersetzt heißt das: Die Bundeswehr nimmt in den nächsten Jahren laut Aussage der Ministerin 73
Millionen Euro in die Hand, die auf dem Eichelberg verbaut werden. Das Geld soll in attraktivere
Soldatenunterkünfte, in Sporthallen, Fitnessräume, in neue Gerätehallen und den Ausbau und die
Sanierung technischer Anlagen fließen. Die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver machen – mit
diesem Anspruch war die erste weibliche Verteidigungsministerin angetreten.
Und diese Millioneninvestition ist vor allem gleichbedeutend mit einer Standortsicherungen für die
nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.
Bruchsal ohne Bundeswehr – nicht vorstellbar
Das dürften wiederum die Abgeordneten Ulli Hockenberger und Olav Gutting, und vor allem den
Bruchsaler OB-Stellvertreter Raimund Glasstetter gefreut haben. „Bruchsal ohne Bundeswehr“ – für
Glasststetter nicht vorstellbar. Dass der Standort die Strukturreform vor einigen Jahren wider
Erwarten „überlebt“ hat, sei schon ein gutes Zeichen gewesen. Nun wird auch noch kräftig investiert.
„Die Kaserne ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Ich bin begeistert von den professionellen
Vorführungen. Mein Bild vom Soldatsein hat sich gewandelt“, so Glasstetter gegenüber der
Bruchsaler Rundschau.
Frauen in der Bundeswehr sind „längst Normalität“
Eine der Soldatinnen, die auf dem Eichelberg Dienst tut, ist Oberstleutnant Juliane Harnisch. Für die
Zugführerin war es eine Ehre, mit von der Leyen direkt ins Gespräch zu kommen. Das Thema „Frauen
in der Bundeswehr“ – für Harnisch in der Begegnung mit der ersten weiblichen
Verteidigungsministerin längst reine Normalität, wie sie versichert.
Am Spürpanzer Fuchs hat Harnisch ihrer obersten Chefin vorgeführt, wie die ABC-Abwehrtruppe im
Ernstfall vorgeht.
Profis im Dekontaminieren
Ernstfall: Das bedeutet beispielsweise ein Angriff mit Nervengas. Es kann genauso gut ein mit
chemischen Stoffen verseuchter Sprengsatz sein, Radioaktivität, Ebola-Virus, Antrax. Und es kann ein
Terroranschlag mit giftigen Substanzen im Inland sein. Auch auf ein solches Szenario wäre die ABCTruppe bereits eingestellt. Dies alles sind die Stoffe, mit denen sich Neumanns Truppe vom
Eichelberg auskennt. Und auch sämtliches Material, das etwa aus Afghanistan zurückkehrt, wird
zunächst dekontaminiert – Tierseuchengefahr, wie der Ministerin erklärt wird.
1 600 Liter Trinkwasser kann etwa die mobile Wasseraufbereitungsanlage pro Stunde herstellen.
Einen Halb-Liter-Wasserbeutel durfte von der Leyen als Andenken schon mal einpacken. „Ich bin
beeindruckt von Ihren Fähigkeiten“, erklärte von der Leyen ihren Soldaten. Mit denen kam sie im
Anschluss an den Rundgang zum Gespräch zusammen. Das allerdings war dann nichtöffentlich.