> < REGION 22 Sonntag/Montag, 24./25. Juli 2016 SEGEBERG HERZOGTUM LAUENBURG Windbetriebene Ökolampe Neuer Sensationsfund in Groß Pampau Uwe Havekost entdeckt versteinerte Knochen einer Ur-Robbe – Kleiner Ort wird weltberühmt Von Joachim Strunk Groß Pampau. Grabungsleiter Gerhard Höpfner schlug zur Begrüßung gestern in der Kiesgrube von Ohle & Lau einen pathetischen Satz an: „Ein kleiner Ort in Schleswig-Holstein wird weltberühmt: Groß Pampau!“ Er habe lange überlegt und sich mit seinen wissenschaftlichen Kollegen an der Berliner Humboldt-Universität beraten. Am Ende waren sich alle einig: Dieser Ort ist tatsächlich Zeugnis einer der bedeutendsten Meeresfaunen aus Urzeiten, die es weltweit heute gibt. Im nächsten Jahr tagt eine Konferenz der Paläontologen, der Urzeitforscher, in Berlin. Diese werden dann sicherlich eine Exkursion in das weltberühmte Groß Pampau machen, um sich den Fundort bedeutender Skelette von Walen, Haien und jetzt auch einer Urzeit-Robbe anzuschauen. Groß Pampaus Bürgermeister Thomas Stich zeigte sich von dieser Ankündigung beeindruckt und ist froh, dass ihm noch etwas Zeit bleibt, „um unser Dorfgemeinschaftshaus für den hohen Besuch etwas herzurichten“. Neben der etwa 400 Quadratmeter großen Grabungsfläche am Rand der Kiesgrube schilderte Uwe Havekost den Zuhörern seine spannende Geschichte: „Es war im vergangenen Januar. Ich hatte ein paar Wochen frei und Langeweile. Da bin ich bei Schneeregen und Sturm über das kahle Gelände gestrichen, als ich plötzlich in der nassen Tonerde eine kleine, kreisrun- Tongrube als Reliktstätte Vor elf Millionen Jahren befand sich dort, über der heutigen Kiesgrube zu Groß Pampau, die Ur-Nordsee. Die reichhaltigsten urzeitlichen Funde wurden bislang in der Tongrube gemacht, wo so genannter schwarzer Glimmerton abgebaut wird, der insbesondere für Deponieabdichtungen eingesetzt wird. Entdecker Uwe Havekost präsentiert eine Skizze der Ur-Robbe aus dem Miozän sowie die bislang gefundeFoto: Joachim Strunk nen versteinerten Skelettteile – darunter eine fast vollständige Hinterflosse. de Struktur entdeckte.“ Er habe eine Präpariernadel und einen Handspachtel gezückt und damit das versteinerte Stück aus dem nassen Boden befreit. Augenblicklich erkannte der Hobbyarchäologe aus Bremen, der schon seit einiger Zeit Mitglied des wissenschaftlichen Grabungsteams des Lübecker Museums für Natur und Umwelt ist, „dass das kein Wal sein konnte“. Nachdem er zwei weitere Wirbelstücke und schließlich sogar einen Eckzahn gefunden hatte, rief er seinen Grabungsleiter Höpfner an. „Damit weckte er unser Team jäh aus dem Winterschlaf“, bekannte Höpfner. In der Folgezeit hat die Forschertruppe – mit großzügiger Unterstützung der Grubenbetreiber, die den Archäologen mit dem Einsatz schwerer Maschinen die Arbeit erleichtern, sowie der Sparkassenstiftung zu Lübeck durch eine finanzielle Zuwendung in Höhe von bisher 15 000 Euro – eine Vielzahl von weiteren Funden gemacht. Dabei handelt es sich nicht nur um Fragmente oder komplette Wirbel, Rippen, Schädelteile, Zähne und eine nahezu komplette Hinterflosse mit Gelenkscheiben, sondern auch um jede Menge Muscheln, Schnecken und andere Teile der damaligen Lebensgemeinschaft in der Ur-Nordsee, die an dieser Stelle in Groß Pampau vermutlich 50 bis 70 Meter tief gewesen sein muss. Die Stücke sollen allesamt im Lübe- Seit mehr als 30 Jahren sorgen dort auch immer wieder Skelettfunde von Walen und Haien für mittlere oder auch große Sensationen. So hatte im Jahr 2013 Andreas Malchow einen Knochensplitter entdeckt, der nur der Anfang war für den Fund des größten Ur-Wals aller Zeiten: ein 15 Meter langer Bartenwal, der mittlerweile im Lübecker Museum für Natur und Umwelt ausgestellt ist. Ein unterirdischer Salzstock hat den Boden des Miozän-Meeres, der Ur-Nordsee aufgebläht, so dass dessen Grund oberflächennah abgebaut werden kann. cker Museum für Natur und Umwelt gezeigt werden. Museumschefin Dr. Susanne Füting freut sich schon über entsprechende Ausstellungsmodule. Gerhard Höpfner hat übrigens auch schon einen Namen für die wahrscheinlich ganz neue Ur-Robbenart. Sie soll „paophoca havekosti“ heißen. „Pao“ steht für den Fundort (Groß) Pampau, „phoca“ (lat.) für Robbe und „havekosti“ nach ihrem Entdecker. Stipsdorf. Vor einer Woche wurde Segebergs erste windbetriebene Straßenlaterne aufgestellt. Am Ortsausgang von Stipsdorf erhellt sie nun die Dunkelheit – ohne lange Kabelverlegung, ohne großes Brimborium. Bis zum Herbst steht die ökologisch und ökonomisch besondere Lampe im Probebetrieb am Dorfrand. Die Gemeinde zahlt zunächst nichts. Denn Windlichtentwickler und LN-Existenzgründerpreisträger Peer Langemak hat mit dem Standort einen idealen Platz gefunden, um im kontrollierten Betrieb weitere technische Feinheiten abzustimmen und die Leuchte unter besonderen Windverhältnissen zu testen. Eine klassische Win-Win-Situation, denn dort, wo die Straßenlaterne nun steht, hätte die Gemeinde keine konventionelle Leuchte errichtet. „Wenn das hier funktioniert, dann können wir sagen, dass wir den ganzen Norden bepflastern können“, ist sich Peer Langemak sicher. hil Das Windlicht mit Sebastian Hoppe und Peer Langemak. 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