Kodak setzt neue Akzente

Interview mit Jeff Clarke, CEO der Eastmann Kodak Company
Kodak setzt neue Akzente
Kodak hat in diesem Jahr einige wichtige strategische
Entscheidungen getroffen. Im
graphischen Sektor fokussiert
das Unternehmen weiterhin
die gesamte Druckvorstufe,
während mit dem geplanten
Verkauf der Prosper-Technologie eine neue Gewichtung in
seinem Digitaldruckgeschäft
vorgenommen werden soll.
Wir sprachen mit Jeff Clarke,
CEO der Eastmann Kodak
Company, über neue Marktakzente und den Ausbau bewährter Geschäftsfelder.
Die drupa 2016 war Ihre erste drupa überhaupt. Was waren Ihre Erwartungen?
Ich war wirklich aufgeregt, denn Kodak
bietet in diesem Jahr eine Fülle neuer
Technologien und stellte gleich zwanzig Neuheiten vor. Dies sind die umfangreichsten Ankündigungen, die Kodak
jemals in seiner Geschichte vorgestellt
hat. Darüber hinaus haben wir mit unserem Auftritt auch unterstrichen, dass
die Strategie unseres Unternehmens
aufgeht und die Neuaufstellungen mit
der Gliederung in die neuen Geschäftsbereiche Erfolg haben. Wir haben uns
durch die Innovationskraft unserer neuen
Technologien, die die Nachhaltigkeit ihrer Zielmärkte fördern, eindeutig an der
Spitze der Industrie positioniert. Dass
wir unser selbst gestecktes Umsatzziel
bereits nach einer Woche erreicht haben, zeigt die Stärke unserer Produkte
und unterstreicht die Stellung von Kodak in der Druckbranche.
Als ein besonderes Highlight ist sicherlich unsere neue Generation der
Sonora-Platten zu nennen, die noch
weiter verbessert wurde und sich nun
auch für den Druck mit UV-härtenden
Farben eignet. Die neuen Platten wurden für die hohen Anforderungen von
UV-­Druckanwendungen entwickelt, die
sich heute im Verpackungs- und Akzidenzdruck vermehrt etablieren. Mit der
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Jeff Clarke, CEO der Eastman Kodak
Company
neuen Platte werden Drucker die Vorteile der UV-Technologie wie Flexibilität
und Beständigkeit, hohe Druckqualität
und kürzere Trocknungszeiten ausschöpfen können. Im vergangenen Jahr ist
die Ab­satzmenge der aktuellen Generation der prozessfreien Kodak Platten
um 50 % gewachsen. Infolge der Ankündigung der neuen Sonora-Platte erwarten wir hier weltweit ein anhaltendes Wachstum. Der Anwenderkreis der
prozessfreien Sonora-Platten hat sich
mittlerweile auf über 3.000 Kunden
vergrößert, und die neueste Ergänzung
in Kodaks Sonora-Plattenprogramm
wurde dafür konzipiert, den hohen Anforderungen von UV-Druckanwendungen gerecht zu werden. Darüber hinaus wird die neue Generation der Sonora-­
Platten insbesondere unter Kostengesichtspunkten einen deutlichen Wandel
in der Industrie bewirken.
Was sind die Hauptmärkte für Kodaks
Platten-Geschäft?
Wir sind mit unseren Lösungen in allen
Märkten vertreten. Unsere prozessfreien
Sonora-Platten, die sich besonders für
kleinere Auflagen eignen, werden für
den Druck von Magazinen, Zeitungen,
Direct-Mails und zahlreiche weitere Applikationen verwendet. Mit unseren UV-­
Platten treten wir zudem in zahlreiche
zusätzliche Märkte ein, denn sie sind
für sämtliche kommerziellen Druckmärkte bestens geeignet. Kodak verfügt über eine sehr große Range, und
wir fokussieren nicht einen einzelnen
Absatzmarkt. Nichtsdestotrotz sehen
wir natürlich auch das enorme Potenzial innerhalb des Verpackungsmarktes.
Dieses Segment wächst deutlich schneller als der kommerzielle Markt und ist
deshalb auch für uns von großem Interesse. Mit der neuen Sonora-UV-Platte
erfüllen wir die hohen Anforderungen
von UV-Druckanwendungen, die heute
vermehrt von Verpackungs- und Akzidenzdruckereien produziert werden,
und sehen uns daher auch für dieses
Segment mit unserem Portfolio bestens
aufgestellt.
Unter regionalen Gesichtspunkten
betrachtet, macht Europa unseren größter Markt aus, dann folgen die USA
und schließlich mit einem deutlichen
Abstand erst die übrigen Regionen. Japan verkörpert für uns im Zeitungssegment einen relativ großen Markt. Unter Wachstumsgesichtspunkten erscheint
mir jedoch China als der derzeit interessanteste und lukrativste Markt. Und
auch in Südamerika ist es uns gelungen, einen wachsenden Marktanteil
einzunehmen.
Besteht das Interesse an grüner Technologie weltweit oder handelt es sich
dabei vorrangig um ein europäisches
Ansinnen?
Kunden aus aller Welt haben die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile
unserer Sonora-Platten erkannt, die die
Druckfähigkeiten und die Produktivität
gängiger Offsetdruckplatten, jedoch
ohne die herkömmliche Plattenverarbeitung und den Verbrauch von Chemikalien, bieten. Doch interessanterweise generieren wir den größten Marktanteil an „grünen“ Platten – sprich an
Sonora-Platten – in Brasilien. Kalifornien und Deutschland mögen zwar führend in ihrem Bestreben nach einer besonders ökologischen Produktion sein,
doch letztendlich ist jeder Druckdienstleister weltweit an einer Kostensenkung
interessiert. Und dies ist mit der Sonora-­
Copyright by pepress – World of Print - August 2016
Platte gegeben. Die Sonora-Platten bieten verschiedene Vorzüge, die sie schlichtweg einzigartig machen: Sie benötigen
weniger Wasser, kommen mit deutlich
weniger Chemikalien aus und sind somit günstiger und sauberer. Dies ist eine
Kombination die nachhaltig überzeugt.
Weltweit gibt bei der Entscheidung zugunsten dieser Druckplatte nicht unbedingt der ökologische Aspekt den Ausschlag, sondern der ökonomische Faktor. Doch so oder so partizipiert auch
die Umwelt letztendlich davon.
Das Inkjet-Geschäft nahm auf ihrem
Stand einen großen Bereich ein. Wie
passt dies zu Ihren Verkaufsabsichten
für Prosper?
Wir bieten im Inkjet-Bereich zwei unterschiedliche Technologien an: Zum einen
verfügen wir in unserem Portfolio über
unsere sehr stetige und überaus profitable Versamark Drop-­o n-­D emand-­
Technologie, die seit rund 15 Jahren erfolgreich im Markt etabliert ist. Zum anderen verfügen wir mit der Prosper-­
Stream-Technologie über das derzeit
schnellste Inkjet-System der Welt. Dies
sind beides sehr ausgereifte, leistungsstarke Technologien. Davon zeugen auch
die sechs Verkäufe der Prosper Druckmaschinen – vier Prosper 6000C und
zwei Prosper 1000 Maschinen – die wir
hier auf der drupa verzeichnen konnten.
Doch wir haben mittlerweile erkannt,
dass für eine erfolgreiche Vermarktung
der Prosper-Stream-Technologie eine
deutlich größere Vertriebsmannschaft
benötigt wird, um ihr Potenzial auszuschöpfen, als wir dies für dieses Segment aufbringen können. Wir können
im Plattengeschäft auf rund 250 Vertriebler zurückgreifen. Dem gegenüber
stehen derzeit nur rund 40 Vertriebsmitarbeiter für das gesamte Inkjetsegment. Dieser Bereich wächst zwar um
gut 50 % im Jahr, doch um von diesem
Wachstum partizipieren zu können,
müssten wir eine deutlich größere Vertriebsmannschaft etablieren. Dies können wir im Moment nicht stemmen.
Außerdem ist die Situation ja so, dass
einige Unternehmen bereits auf eine
solch große Vertriebsmannschaft zurückgreifen können und darüber hinaus über die notwendigen und über die
Jahre gepflegten Kontakte für dieses
Klientel verfügen. Man darf nicht vergessen, dass die Prosper-Stream-Technologie eine High-Volume-Nische be-
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setzt, und man einen Kundenkreis benötigt, der Milliarden Drucke produziert, um sie profitabel einzusetzen. Um
das volle wirtschaftliche Potenzial ausschöpfen zu können, ist es daher am
besten, wenn Prosper von einem Unternehmen mit einer größeren Verkaufsund Vertriebspräsenz in Digitaldruckmärkten forciert wird. Wir sehen die
Zukunft unseres Unternehmens nicht
darin, hunderte Mio. Dollar in dieses
Segment zu investieren, um Strukturen
aufzubauen, die andere bereits haben.
In diesen Wettbewerb wollen wir an
diesem Punkt nicht eintreten. Daher haben wir uns unter diesem Gesichtspunkt
dazu entschieden, den Verkauf dieses
Geschäftsbereiches anzustreben.
Wir wollen uns stattdessen auf die
Bereiche Verpackung mit unserem Flexographics-Geschäft, Druckvorstufe mit
CtPs und Platten, Software und Services
mit Prinergy, Consumer & Film sowie
Inkjet mit unserer Drop-on-demand-Technologie konzentrieren. Außerdem sehen wir ein großes Potenzial in der 3D-­
Technik. Hier muss man jedoch zwischen zwei unterschiedlichen Formen
des 3D-Drucks unterscheiden: Zum einen zeigten wir in Düsseldorf u. a., wie
es unsere Materialwissenschaft unserem Partner­unternehmen Carbon 3D
ermöglicht, aus 3D-Modellen schnell
physische Objekte herzustellen. Unsere
Geschichte in Film, Ink und Material erlaubt es uns, ein Hauptlieferant und
Partner in der 3D-Industrie zu sein.
Zum anderen kann man 3D-Druck
aber auch ganz klassisch auf den Druck
beziehen. Hier sind wir mit unserer Dimensional Printing Technologie, die die
Möglichkeit des 3D-Drucks in einem
einzigen Inline-Produktionsgang realisiert, ganz weit vorne. Dieser Bereich
des 3D-Drucks ist übrigens auch einer
der Gründe, warum unsere Nexpress
eine ganz zentrale Technologie ausmacht. Denn mit ihr können wir über
ihr fünftes Druckwerk die Dimensional
Clear Dry Ink auftragen, die nach der
Fixierung partiell erhabene Strukturen
auf dem jeweiligen Druckmotiv entstehen lässt. Auf diese Weise entsteht
ein interessanter haptischer und optischer Effekt, der Druckdienstleistern
einen enormen kreativen Spielraum eröffnet.
Um die Nexpress erschien es in den
letzten Jahren ein wenig stiller geworden zu sein ...
Mit unseren Nexpress-Systemen erwirtschaften wir etwa 200 Mio. Dollar im
Jahr. Das macht etwas über 10 % unseres gesamten Geschäfts aus. Es handelt es sich hierbei also um unsere primäre Digitaldrucklösung, die künftig
deutlich weiter wachsen wird. Unsere
tonerbasierte Digitaldrucklösung überzeugt nach wie vor durch ihre sehr hohe
Qualität, und wir sind überzeugt, dass
der Absatz in den nächsten Jahren noch
deutlich weiter anziehen wird. Mit der
Entwicklung der Prosper-Technologie
hatten wir uns in der Vergangenheit
sehr viel stärker auf dieses eine Ink­jetSegment konzentriert und die Nexpress
rückte ein wenig in den Hintergrund.
Doch mit der Entscheidung Prosper zu
verkaufen, konnten wir uns der Nexpress-Technologie wieder verstärkt widmen, und wie Sie sehen, haben wir hier
auf der drupa gleich zwei Innovationen
in Bezug auf die Nexpress vorgestellt:
zum einen die neue digitale Nexpress
ZX Produktionsfarbdruckmaschine und
zum anderen die Nexpress Farbplattform der nächsten Generation, die
„Max-Plattform“. Darüber hinaus haben wir für das fünfte Druckwerk der
Nexpress Druckmaschinen auch eine
neue Nexpress Opaque White Dry Ink
angekündigt.
Herr Clarke, wir danken Ihnen vielmals
für das interessante Gespräch!
Die „Max Plattform“ ist die
Nexpress Farbplattform der
nächsten Generation, die sich
der dynamischen
Kodak Nexpress
Bebilderungstechnologie bedienen wird.
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