Prof. Albert Oberhofer verstorben

 Ausgabe 20/2016
02.08.2016
Altrektoren Em.O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Dr.h.c. Franz Jeglitsch und
Em.O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Dr.h.c. Albert Oberhofer verstorben
Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer muss das Rektorat das Ableben von zwei
großen und verdienten Persönlichkeiten der Montanuniversität bekannt geben.
Am Freitag, den 29. Juli 2016, verstarb Em.O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Dr.h.c.
Franz Jeglitsch im Alter von 82 Jahren. Am Sonntag darauf, den 31. Juli 2016,
verstarb Herr Em.O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Dr.h.c. Albert F. Oberhofer im
91. Lebensjahr. Beide Personen haben sich als Hochschullehrer und Forscher an der
Montanuniversität große Verdienste erworben, beide waren Rektoren an der
Montanuniversität. In dieser Zeit haben sie sich in besonderer Weise für die
Entwicklung ihrer Fachrichtungen und für die Entwicklung der Alma Mater eingesetzt.
Herr Universitätsprofessor Franz Jeglitsch wurde 1973 zum Außerordentlichen
Universitätsprofessor für Metallographie und metallkundliche Arbeitsverfahren
ernannt,
war
dann
Nichteisenmetalle
Ordinarius
und
wurde
für
1982
Technologie
als
Ordinarius
und
Hüttenkunde
der
Metallkunde
und
für
Werkstoffprüfung berufen. Unter seiner Leitung wurde die Werkstoffforschung an der
REKTOR AKTUELL
Montanuniversität Leoben in Lehre und in Forschung maßgeblich ausgebaut.
Herr Universitätsprofessor Jeglitsch war in den Jahren 1987 bis 1991 Rektor an der
Montanuniversität. In sein Rektorat fallen die Begründung der Studienrichtungen
Angewandte
Geowissenschaften
und
Industrieller
Umweltschutz,
Entsorgungstechnik und Recycling. In der Zeit unter Rektor Jeglitsch wurde das
Peter-Tunner-Gebäude
umfassend
neu
gestaltet
sowie
das
Hauptgebäude
infrastrukturell ausgebaut.
Herr Universitätsprofessor Albert Oberhofer wurde 1963 als Universitätsprofessor für
Wirtschafts- und Betriebswissenschaften berufen. Er war der erste Ordinarius des
neu gegründeten Instituts für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften. Auf das
Wirken von Universitätsprofessor Oberhofer
ist die betriebswirtschaftliche
Ausbildung in allen Studienrichtungen der Montanuniversität zurückzuführen.
Universitätsprofessor Oberhofer hat das Institut zu einem bedeutsamen Partner der
fachlich nahestehenden Industrie auf- und ausgebaut.
Herr Universitätsprofessor Oberhofer war in den Jahren 1974 bis 1979 sowie in den
Jahren 1991 bis 1995 Rektor der Montanuniversität. In seine Amtszeit fällt die
Implementierung des Universitätsgesetzes 1993 und damit die Verantwortung für die
Überführung in die erweiterte Autonomie. In seiner Amtsperiode als Rektor wurden
die Institute für Struktur- und Funktionskeramik sowie das Institut für Automation
gegründet. Für den wachsenden Raumbedarf ist es gelungen, Baugründe am
ehemaligen Kasernengelände in der Peter-Tunner-Straße zu erwerben.
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Der Rektor
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c. Wilfried Eichlseder
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Das Rektorat der Montanuniversität möchte seine tiefe Trauer über den Verlust der
beiden hochgeschätzten und verdienten Persönlichkeiten zum Ausdruck bringen.
Sowohl Universitätsprofessor Jeglitsch als auch Universitätsprofessor Oberhofer
haben wesentlich zur Entwicklung ihrer Fachrichtungen beigetragen. Beide haben in
ihrer Rektoratszeit in großer Weitsicht mit einem enormen persönlichen Einsatz und
großer Verantwortung die Zukunft der Montanuniversität gestaltet. Beide waren auch
nach ihrer Emeritierung der Montanuniversität in besonderer Weise verbunden.
Die Montanuniversität verdankt ihnen sehr viel, sie wird ihr Lebenswerk in ihrem
Sinne weiterführen und sie in ehrendem Gedenken in Erinnerung behalten.
Mit einem letzten Glück auf!
REKTOR AKTUELL
Wilfried Eichlseder
Martha Mühlburger
Peter Moser
Fachkollegen haben für beide Verstorbenen in Anerkennung ihrer Verdienste einen
Nachruf verfasst.
Diese werden im Folgenden wiedergegeben.
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Nachruf Franz Jeglitsch
Herr O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Dr. h.c. Franz Jeglitsch, emeritierter Professor
für Metallkunde und Werkstoffprüfung, ist am Freitag, den 29. Juli 2016, im Alter von
82 Jahren verstorben.
Franz Jeglitsch wurde 1934 in Klagenfurt geboren und verbrachte den Großteil seiner Jugendzeit in Villach. Das Studium Hüttenwesen an der damaligen Montanistischen Hochschule schloss er 1958 mit Auszeichnung ab und begann seine berufliche und akademische Karriere am Institut für Metallkunde und Werkstoffprüfung bei
Roland Mitsche. Nach der Promotion 1963 und der Habilitation 1968 wurde er 1973
zum Außerordentlichen Universitätsprofessor für Metallographie und metallkundliche
Arbeitsverfahren ernannt. Von 1978 bis 1981 war er wissenschaftlich-technischer
Geschäftsführer und Direktor des Österreichischen Forschungszentrums Seibersdorf,
ehe er zunächst als Ordinarius für Technologie und Hüttenkunde der Nichteisenmetalle und ab 1982 als Ordinarius für Metallkunde und Werkstoffprüfung an die Montanuniversität berufen wurde. Bereits als Dozent setzte er die Initialzündung für die
REKTOR AKTUELL
Einrichtung der neuen Studienrichtung Werkstoffwissenschaft, deren Umsetzung mit
tatkräftiger Hilfe des damaligen Rektors Prof. Fettweis im Jahre 1969 gelang. Die
Geschicke dieser Studienrichtung wurden später von ihm über 20 Jahre lang sowohl
als Vorsitzender der Studienkommission als auch der Diplomprüfungskommission
bestimmt. Er war außerdem maßgeblich an der Gründung des Technologietransferzentrums Leoben, des Laserzentrums Leoben und des Materials Center Leoben beteiligt. In den Jahren 1987 bis 1991 war er ein überaus erfolgreicher Rektor der Montanuniversität, auf dessen unermüdlichen Einsatz die Schaffung mehrerer neuer Studienrichtungen und Institute zurückgeht. In dieser Zeit war er auch 1. Stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Rektorenkonferenz. Von 1991 bis 2000 war er
als Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag für die Bereiche Wissenschaft und
Industrie sowie Kultur zuständig.
Die Publikationsliste von Franz Jeglitsch umfasst etwa 200 wissenschaftliche Abhandlungen, beginnend mit bahnbrechenden Beiträgen auf dem Gebiet der Hochtemperaturmikroskopie, des potentiostatischen Ätzens und der optischen Kontrastmethoden in der Metallographie und reicht über Sintervorgänge, Untersuchungen an
kugelgraphitischem Gusseisen, Restaustenitzerfall in hochchromhaltigen Stählen,
Konstitution von Fe-C-Si-Legierungen, Phasenidentifizierungen bei Hartmetallen,
hoch- und höchstfeste Al-Legierungen, Entwicklung von Schnellarbeitsstählen, gasverdüste Metallpulver, mikrolegierte Stähle, Laserbehandlung von Werkstoffen, mechanisches Legieren und Al-Matrix-Verbundwerkstoffe bis zu den intermetallischen
Werkstoffen.
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Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit in akademischer Forschung und Lehre war
Franz Jeglitsch in einer Vielzahl von universitären und außeruniversitären Gremien
tätig, wobei nur eine kleine Auswahl vorgestellt wird: Mitglied der Schriftleitung und
später Mitglied als wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift „Praktische Metallographie“, Obmann des DGM-Metallographie-Ausschusses, Obmann des MetallographieAusschusses der Eisenhütte Österreich, Mitglied der Schriftleitung „Scanning“, Vorstandsmitglied der Forschungsgesellschaft Joanneum Research, Vorsitzender der
Kommission für Wissenschaft und Forschung der Österreichischen Rektorenkonferenz, Mitglied des Direktoriums und des Senats der Christian-Doppler-Gesellschaft,
von 1997 bis 1998 Vorsitzender des Vorstandes der DGM, von 2000 bis 2006 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Kompetenzzentrums „Neue Materialien
Nordbayern GmbH“, von 2001 bis 2005 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates von Joanneum Research, langjähriges Jurymitglied für diverse Forschungspreise
des Landes Steiermark. Des Weiteren hat Franz Jeglitsch den Verein der Leobner
Werkstoffwissenschafter ins Leben gerufen.
Von den vielen Ehrungen, Preisen und Auszeichnungen seien ebenfalls nur die wichtigsten erwähnt: Sir Charles Hatchett Award des Institute of Materials (London), Hen-
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ry Clifton Sorby Award der International Metallographic Society, ordentliches Mitglied
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie der Academia Scientiarium et Artium Europaea, Ehrenmitglied der DGM, Ehrendoktorat der Yildiz Technischen Universität Istanbul, Roland Mitsche-Preis, Ehrenring der Stadt Leoben, Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Franz Jeglitsch emeritierte mit 1. Oktober 2002 und ließ seine wissenschaftlichen
und fachlichen Aktivitäten allmählich ausklingen. Durch seinen beispielhaften Einsatz
hat er die Entwicklung der Montanuniversität über viele Jahre maßgeblich beeinflusst. Er hinterlässt seine Gattin, eine Tochter und zwei Söhne.
Robert Danzer, Helmut Clemens, Christian Mitterer
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Nachruf Albert Oberhofer
Em.O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Dr.h.c. Albert Oberhofer ist am Sonntag, den 31.
Juli 2016 verstorben, wenige Tage vor seinem 91. Geburtstag. Er war eine prägende
Persönlichkeit für die Montanuniversität Leoben und für alle Menschen seiner Umgebung.
Albert F. Oberhofer wurde am 5. August 1925 in Veitsch geboren. Nach dem Wehrdienst und der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft absolvierte er
das Studium der Fachrichtung Hüttenwesen an der Montanistischen Hochschule in
Leoben, das er 1950 mit dem Titel Diplomingenieur abschloss. In der Folge ging
Oberhofer in die deutsche Stahlindustrie, er bekleidete Funktionen als Betriebsassistent und Betriebsleiter der Hahn’schen Werke AG in Duisburg sowie als Ressortleiter
des Bereiches Betriebswirtschaft der Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG.
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Parallel schloss er im Jahr 1956 seine Promotion an der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule in Aachen ab. Das Thema der Dissertation lautete: „Der
Heißwindkupolofen als Vorschmelzaggregat für ein Siemens-Martin-Stahlwerk“.
1963 folgte Oberhofer dem Ruf als Professor an die Montanistische Hochschule –
jetzt Montanuniversität – Leoben, bis zu seiner Emeritierung war er an dieser tätig. In
der Lehre etablierte er die Betriebswirtschaft als Zweig und deckte die Wirtschaftsund Betriebswissenschaften für alle Studienrichtungen ab, darüber hinaus setzte er
Akzente in Unternehmensführung, Logistik, Anlagenwirtschaft, Qualitätswirtschaft
und Umweltmanagement. Dies waren Fachgebiete, die an Universitäten in Österreich
und auch international noch kaum etabliert waren. Vor allem trug er wesentlich zum
Aufbau des Institutes für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften bei, das heute ein
bedeutsames Element der Ausbildung an der Montanuniversität ist. 1995 übergab er
die Leitung an seinen Nachfolger Prof. Hubert Biedermann.
Oberhofer förderte in seinen Jahren als Professor die Zusammenarbeit mit der Industrie und stellte eine Brücke zwischen Forschung und Praxis her. Viele Forschungsarbeiten auf den oben angeführten Gebieten entstanden in Unternehmen der
Hüttenindustrie, des Maschinenbaues, der Papierindustrie, der Elektroindustrie, aber
auch in Sektoren der Dienstleistung. Unzählige WissenschafterInnen hat er auf ihrem
Weg begleitet, seine AbsolventInnen haben in der Industrie Karriere gemacht und im
universitären Umfeld seine Ideen weiterentwickelt.
Über Jahre bekleidete er das höchste Amt der Universität, er war Rektor von 1974
bis 1979 sowie ein zweites Mal von 1991 bis 1995. In diese Zeit fielen wichtige Entscheidungen, so die Einführung des Universitäts-Organisationsgesetzes
(UOG) 1975.
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Oberhofer war Mitglied der UNESCO Kommission des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, Mitglied der Aufsichtsräte der ÖIAG, der VOEST-ALPINE
AG sowie weiterer Unternehmen. Er stand zahlreichen Vereinigungen vor und gab
hier wichtige Impulse.
Albert Oberhofer kann als Begründer der Logistik als wissenschaftliche Disziplin in
Österreich angesehen werden. Im Jahre 1983 wurde unter seiner Leitung der 1. Österreichische Logistik-Dialog durchgeführt, ein Kongress, der seither jährlich durchgeführt wird und sich als die wichtigste Veranstaltung für LogistikerInnen in Forschung,
Industrie, Handel und Dienstleistung etabliert hat. In den Folgejahren wurden unter
Mitwirkung von Oberhofer die Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) sowie
der Logistik Club Leoben gegründet, die heute eine bedeutsame Rolle im Netzwerk
der Logistik spielen.
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Unter den zahlreichen Ehrungen, die Prof. Oberhofer erfahren hat, seien nur die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark und das Ehrendoktorat genannt, das er von der Technischen Universität Miskolc in Ungarn verliehen bekam.
Prof. Oberhofer hinterlässt seine Gattin Emmi, die ihn über viele Jahre seines Lebens begleitet hat, vier Kinder sowie zahlreiche Enkelkinder.
Ein letztes Glück auf für einen großartigen Lehrer und Menschen!
Helmut Zsifkovits
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