Pflanzenbau aktuell 18-2016

Pflanzenbau aktuell
Region Württemberg Nord
Nr. 18 – 20.07.2016
• Fusarium in Weizen und Triticale
• Fungizidschutz gegen Blattkrankheiten in Zuckerrüben
• Stoppelkalkung - ideale Befahrbarkeit nutzen
• Grunddüngung mit Phosphor und Kalium
Sehr geehrte Damen und Herren,
in den frühen Regionen steht der Beginn der Haupternte bevor. Die Erträge sind mittel bis teilweise weit unter den
Erwartungen. Der hohe Krankheitsdruck ist ein Grund. Nicht zu unterschätzen sind die schwache Wurzelausprägung
und Sauerstoffmangel in den phasenweise übernässten und verdichteten Böden. Daraus resultiert eine geringe
Stressstabilität. Der Witterungsverlauf führte über starke Bestockung zu hohen Kornzahlen in Ähren, Rispen oder
Schoten. Wenn die Erträge abfallen, ist in der Regel schwaches Korn mit geringem TKG der Grund. Die Pflanzen
konnten die hohe Korndichte nicht füllen. Dort wo alles gepasst hat, sind aber auch sehr gute Erträge anzutreffen.
In Zuckerrüben können jetzt noch die Schosser umgehackt werden. Nach Beginn der Samenbildung müssen die
Pflanzen aus den Beständen herausgetragen werden.
FUSARIOSEN IN WEIZEN UND TRITICALE
Noch gibt es aus unserer Region keine eigenen Ergebnisse zur Toxin Situation durch Fusariosen. Optisch sichtbare
Ähreninfektionen sind weit verbreitet. Daher erwarten wir auch hohe DON Werte im Getreide. Die wichtigsten Toxin
Bildner sind Fusarium graminearum und Fusarium culmorum. Die schädlichsten Pilzgifte sind Deoxynivalenol (DON)
und Nivalenol (NIV). Hinzu kommt noch Zearalenon (ZEA), welches eine östrogenähnliche Wirkung hat.
Weitere Pilze führen zu ähnlichen Erscheinungen in der Ähre (partielle Taubährigkeit, Weißährigkeit, lachsfarbener
Belag auf Ähre, weiße oder rosa Körner), sind aber keine Fusariosen und bilden auch keine Toxine. In erster Linie ist
dafür der Erreger des Schneeschimmel (Microdochium nivale) verantwortlich, der im nassen Frühjahr ideale Bedingungen vorfand. Leider können wir die Pize bei Ährenbefall nicht unterscheiden. Vermutlich werden wir es aber mit
Mischinfektionen zu tun haben. Für DON gilt nach der EU-Verordnung 1881/2006 ein Grenzwert von 1,25 mg/kg (=
1250 µg/kg) für unverarbeitetes Getreide. Auch für die innerbetriebliche Verwendung als Futtergetreide spielen Mykotoxine eine wichtige Rolle. DON verursacht Durchfall und Erbrechen sowie eine Reizung von Haut und Schleimhäuten, führt zu verminderter Futteraufnahme und Hemmung der Proteinsynthese und führt zur Schwächung des Immunsystems. Schweine sind empfindlicher als Rinder und Geflügel.
Ziel muss also sein, die Situation realistisch einzuschätzen und alle Möglichkeiten der Ernte zu nutzen, um möglichst
geringe Toxinbelastung im Erntegut zu haben:
• Mähdrescher scharf einstellen, schwache, belastete Körner auf dem Acker lassen
• Optische Bonitur des Erntegut, ggf. trennen der Partien
• Reinigung der Erntepartie von (Grün-)Besatz und belastetem Staub
• Trocken einlagern. Unter feucht-warmen Bedingungen kann die Toxinbildung im Lager weitergehen
• Um Klarheit zu haben, kann im Zweifelfall eine DON Bestimmung durch ein Labor sinnvoll sein
Kritische Partien können thermisch entsorgt oder als pflanzliche Abfälle in Biogasanlagen eingesetzt werden.
Denken Sie bei Hoflagerung während der Ernte generell an das Ziehen von repräsentativen Mustern, insbesondere
wenn später die Ware vermarktet werden soll. Nehmen Sie von jedem Wagen eine Teilmenge zur Herstellung einer
aussagefähigen Mischprobe je Partie.
FUNGIZIDSCHUTZ GEGEN BLATTKRANKHEITEN ZUCKERRÜBEN
Cercospora beticola ist die wichtigste Blattkrankheit in Zuckerrüben. Der Erreger verursacht durch die Blattneubildung
Ertragsverluste und durch Absenkung des Zuckergehalts auch einen Rückgang des Zuckerertrags.
Typische Symptome sind erst vereinzelt, dann zunehmend 2-3 mm große rundliche dunkle Flecken an den älteren
Blättern der Rübe. Die zahlreichen Flecken auf einem Blatt sind je nach Sorte von einem roten, braunen oder kaum
ausgeprägten Rand umgeben und deutlich vom gesunden Gewebe abgegrenzt.
Als Summenwert sind für die Bekämpfung aller Schaderreger (Cercospora, Ramularia, Mehltau, Rost) folgende
Schwellenwerte festgelegt:
- bis Ende Juli
5% befallene Blätter
- vom 1. August bis 15. August
15% befallene Blätter
- vom 16. August bis Anfang September
45% befallene Blätter
Bei frühem Befall, anfälligen Sorten und anhaltend hohem Infektionsdruck sind mehrere Behandlungen notwendig.
Eine zeitnahe Behandlung bei Erreichen der Bekämpfungsschwelle ist unbedingt erforderlich; die Kurativleistung der
eingesetzten Präparate ist begrenzt.
Die Wirkungsdauer der Fungizide kann mit ca. 3 Wochen angesetzt werden; bei anhaltend hohem Befallsdruck, frühem Reihenschluss und anfälligen Sorten kann sich diese angegebene Zeitspanne auch verkürzen. Die rechtzeitige
Terminierung der Zweitbehandlung ist für die weitere Gesunderhaltung der Bestände entscheidend.
Während der Saison bieten die Rübenverbände einen Warndienst mit aktuellen Befallswerten an unter
www.bisz.suedzucker.de
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Behandlungsempfehlung bei Überschreitung der Bekämpfungsschwelle:
Bei knapper Borversorgung des Standorts ist zum Reihenschluss eine Blattdüngung mit Profi Bor Flüssig 2-3 l/ha
oder 2-3 l/ha Folicin Bor Plus empfehlenswert. Zum Zeitpunkt der Fungizidmaßnahme kann eine weitere Borgabe
sinnvoll sein.
STOPPELKALKUNG – IDEALE BEFAHRBARKEIT NUTZEN
Gute Bodenstruktur und optimaler pH-Wert sind Grundvoraussetzung für einen gezielten Nährstoffeinsatz und Nährstoffeffizienz. Damit ist Kalk nicht nur ein wichtiger Pflanzennährstoff, sondern auch ein unverzichtbarer Bodendünger. Als Bodendünger dient er zur Regulierung der Bodenreaktion (pH-Wert). Der pH-Wert hat maßgeblichen Einfluss
auf die Pflanzenverfügbarkeit von Nährstoffen. Je schwerer der Boden, desto wichtiger ist eine ausreichende Kalkversorgung für eine gute Bodenstruktur. Indiz für niedere pH-Werte sind auch beim Einsatz kalkzehrender Unterfußdünger (Stickstoffphosphate, Harnstoff) die häufig aufgetretene Blauverfärbung des Mais.
Das nasse Frühjahr 2016 hat trotz guter Ausgangsbedingungen des Herbst 2015 im wahrsten Sinne des Wortes
„deutliche Spuren“ hinterlassen, unter denen insbesondere die Sommerungen leiden. Nässe verstärkte die Kalkauswaschung, Versauerungen und Verdichtungen. Winter- und Frühjahrswitterung hatten kaum selbstlockernde Einflüsse
auf die Böden. Das Wasser Abgabe- und Haltevermögen sowie die Sauerstoffversorgung des Bodenlebens und die
Durchwurzelbarkeit steht damit in direkter Abhängigkeit.
Die Notwendigkeit einer regelmäßigen Kalkung ist bekannt: Pflanzenentzüge, Auswaschung (z.B. kalkreiches Quellwasser), physiologisch saure Dünger (AHL, ASS, DAP, Harnstoff etc.), natürliche Versauerung (Mineralisierung) rufen
einen jährlichen Kalkverbrauch zwischen 300 – 600 kg Ca0 (Umrechnung Ca0 zu CaC03 für überschlägige Rechnung
1:2) hervor. Bei der Umsetzung von Ammonium-N zu Nitrat-N im Boden wird Säure freigesetzt und pro 1 kg N 1 kg
CaO verbraucht. Gerade der Freie Kalk, der für die Flockung und Stabilität der Bodenstruktur wichtig ist fehlt häufig,
obwohl der pH-Wert in Ordnung zu sein scheint. Hinzu kommt, dass viele Böden eine Kalk-Unterversorgung haben.
Hinweis zur Gülle-Düngung: Gülle ist wegen des hohen Ammoniakanteils ein Kalkzehrer. Bei starker Gülledüngung
kann mit einer hohen Ammoniak- und Kali-Sättigung außerdem die Ca-Aufnahme der Pflanzen behindert werden.
Besonders die hohen pH-Werte der Gärsubstrate aus Biogasanlagen verleiten zu der Annahme, dass der Boden pH
angehoben wird. Bei der Ammoniumumwandlung aus Gärsubstrat entstehen genau die gleichen Säuren wie bei der
mineralischen Düngung und wirken daher entsprechend versauernd.
Gegen Verschlämmung wirken organische Bindungen (Humus, sowie Bodenleben, Wurzelmasse, Zwischenfrüchte,
…) und die stabile Krümelstruktur aus Kationen mit Bodenteilchen. Die Tonminerale sind negativ geladen und kön2+
2+
nen durch 2-wertig positiv geladene Kationen wie Ca oder Mg stabile Brücken bilden.
In den letzten Jahren trat zunehmend Kohlhernie in Winterraps auf. Diese Krankheit wurde durch die milde Herbstwitterung begünstigt. Eine direkte Bekämpfung dieses Schadpilzes ist nicht möglich. Eine der wichtigsten Maßnahmen neben der Sortenwahl (Mentor, SY Alister, Andromeda) bleibt die pH-Wert Anhebung saurer Böden durch Vorsaatkalkung.
Die Höhe der Kalkung ist der Bodenuntersuchung zu entnehmen. Es ist zu unterscheiden:
•
Gesundungskalkung: Je nach Bodenart als einmalige Höchstgabe zwischen 15 – 100 dt/ha CaO/ha. Die niedrigeren Mengen gelten für leichte Böden.
•
Erhaltungskalkung: Ca. 7 – 20 dt/ha CaO alle 3 Jahre, je nach Bodenart, Niederschlagsmenge, pH-Wert und
freiem Kalk.
Die Wirkung von Kalkdüngern ist unterschiedlich:
•
Je feiner die Vermahlung, umso schneller die Wirkung. (Die Mahlfeinheit ist ein sehr wichtiges Qualitätskriterium!)
•
Bei gleichem Vermahlungsgrad wirkt Ca-Oxid (Branntkalk) schneller als Ca-Carbonat (kohlensaurer Kalk), CaCarbonat schneller als Ca-Silikat. Das hochaufgeschlossene Ca-Silikat im Konverterkalk wirkt etwa so schnell wie
Kohlensaurer Kalk.
•
Magnesiumhaltige Kalke wirken in der Regel langsamer als Mg-freie Kalke.
•
Der Wirkungsumfang von Kalksorten, der sog. Neutralisationswert – ausgedrückt in % basisch wirksamen CaO –
kann folgendermaßen berechnet werden:
entspr.0,56 kg CaO
1 kg CaCO3
1 kg MgCO3
entspr.0,66 kg CaO
2
Umrechnung Düngeempfehlung der Bodenuntersuchung in Bedarf Düngermenge:
1 dt CaO entspricht
1,1 dt Branntkalk 90 oder
1,8 dt Kohlensaurer Magnesiumkalk 90 oder
2 dt Kohlensaurer Kalk 90
Formen, Gehalte und Nebenbestandteile wichtiger Kalkdünger
Kalkgehalt
Düngemittel
Form
in % CaO
Branntkalk
Oxid
65 – 95
Mischkalk
Oxid, Hydroxid, Carbonat
55 - 65
Kohlensaurer Kalk
Carbonat
42 – 53
Kohlensaurer Magnesiumkalk
Carbonat
50 – 55
Konverterkalk
Oxid, Silikat
38-40
Nebenbestandteile
als CaO in %
bis 40 % MgCO3
MgCO3, Kieselsäure,
Spurennährstoffe
Welcher Kalk?
Branntkalk körnig oder gemahlen (75 – 90 % CaO)
Für schwere Ackerstandorte (Bodenlockerung); Auch bei hohem Kalkbedarf (Gesundungskalkung). Sehr schnelle
pH-Wert Anhebung. Schneckenunterdrückung vor Winterraps.
•
Konverterkalk feucht körnig, Kalziumsilikat (38-40 % CaO) enthält Kieselsäure (wirkt halmstabilisierend, erhöht
Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten, verbessert Phosphorverfügbarkeit) und bringt kostengünstig Spurenelemente (Mangan, Bor, Zink, Molybdän, Kupfer) mit. Eignung sowohl für Aufkalkung wie für Erhaltungskalkung.
•
Schwarzkalk 39 (68- 70% CaCO3, ca.39% CaO)
1% Stickstoff (0,3% Didin-N, 0,3% Cyanamid-N; Rückstandskalk aus der Weiterverarbeitung von Kalkstickstoff).
Bei 3,5 t/ha Ausbringmenge werden ca. 35 kg N/ha konserviert ausgebracht, daher bevorzugt vor Kulturen mit NBedarf wie Winterraps oder Zwischenfrüchte!)
•
Kohlensaurer Kalk 85 – 95 % CaCO3 entsprechen 47 – 53 % CaO
Klassischer Kalk für leichte bis mittelschwere Standorte zur Erhaltungskalkung.
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Kohlensaurer Magnesiumkalk
85 – 95 % CaCO3 + MgCO3 (davon 15 – 40% MgCO3), entsprechen 47 – 53 % CaO + MgO,
Klassischer Kalk für leichte bis mittelschwere Standorte zur Erhaltungskalkung bei gleichzeitiger Unterversorgung
mit Magnesium. Langsame, nachhaltige Wirkung; sehr günstige Mg-Quelle für Mg-Mangelstandorte zum Aufdüngen. Günstigste Magnesium-Bezugsquelle.
Die Ausbringung kann je nach Region und Lagerhausbezirk über Leihstreuer oder als Dienstleistung frei Feld erfolgen.
Setzen Sie sich hierzu bitte mit Ihrem Lagerhaus oder Außendienst in Verbindung.
•
GRUNDDÜNGUNG MIT PHOSPHOR UND KALIUM
Die gute Befahrbarkeit der Flächen nach der Ernte sowie die exakte Ausbringung der Dünger durch die Sichtbarkeit
der Fahrgassen sind interessante Aspekte für die Grunddüngung im Herbst. Speziell Phosphor und Kali können als
Depotnährstoffe für mehrere Jahre ausgebracht werden.
Phosphat- und Kalidüngung in Höhe der Abfuhr heißt nicht, dass jeder Frucht die Nährstoffmengen zuzumessen sind,
die sie entzieht, sondern dass die Nährstoffabfuhr über die Fruchtfolge zu ersetzen ist. So kann es sinnvoll sein,
Phosphat und Kali betont zu den Blattfrüchten zu düngen.
Es bieten sich die verschiedenen P/K Grunddünger oder auch Phosphor und Kali Einzeldünger als „Schaukeldüngung“ an. Welche Düngersorten an welchen Standort verfügbar ist, erfahren Sie bei Ihrem Lagerhaus, Außendienst
oder der Abteilung Ein- und Verkauf.
Wichtig ist die Grunddünung im Hinblick auf die erwartete Düngerreform und die Mengenbegrenzung bei Phosphor.
Das Verfahren ist weiterhin zwischen Bund, Ländern und EU schwebend. Daher läuft die Düngung im Herbst 2016
noch unter Rahmenbedingungen aktueller DüV. Mit neuer Düngerverordnung soll eine Begrenzung der PhosphorDüngung auf 20 kg/ha über Entzug (ab 2018 10 kg/ha) festgeschrieben werden. Somit wäre 2016 die (letztmalige)
Möglichkeit zur Aufdüngung von Phosphat im Herbst auf schlecht versorgten Flächen (A- und B-Gehaltsstufen) vorhanden: Gehaltsstufe A: Entzug + 90 kg/ha P2O5, B: Entzug + 40 kg/ha P2O5, C: Entzug, D: ½ Entzug, E: keine Düngung.
Mit freundlichen Grüßen
BayWa AG
BAG-Hohenlohe-Raiffeisen eG
i.A. Christoph Mauthe
ppa. Färber
i.V. Bort
BayWa AG, Agrar, SPR Württemberg Nord, Christph Mauthe, Telefon 07022/602874, Telefax 07022/602875, Mobil , E-Mail [email protected],
Alle Empfehlungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Die gegebenen Anwendungshinweise entbinden nicht von der Notwendigkeit, die jeweiligen Gebrauchsanleitungen zu
beachten. Die Anwendungen erfolgen auf eigenes Risiko. Preisangebote erhalten Sie vom zuständigen Mitarbeiter Ihres Lagerhauses.
Änderungen im Faxversand/Faxnummern: Fax: 0791/507-28, Tel: 0791/507-10, E-Mail: [email protected]
Auf unserer Internetseite www.bag-hohenlohe.de (unter „Downloads“) können Sie die aktuellen Faxe ebenfalls nachlesen!
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Vorstand: Ulrich Kühnle (Vorsitzender), Michael Eißler (Geschäftsführer), Rolf Megerle (stv. Vorsitzender), Dieter Biermann,
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