des Handzettels

Die Künstler
Rahmenprogramm
Freitag, 15.07., 19:00 Uhr
Eröffnung durch Citykirchenpfarrer Herwig Hoffmann
Begrüßung: Schirmherr Superintendent Christian Weyer
Laudatio: Uschi Macher, Ministerium für Bildung und Kultur
Musik: Das kurdische Duo M. Bozen & F. Kobani, Dr. Bruno von
Lutz (Saxophon), Talking Earth Trust mit intern. Besetzung
Anschl. Künstlergespräch mit Musik, Videos und Tanz
Fred George
Der Fotograf, Politkünstler, Bildhauer und Musiker, der auch
schreibt sowie Filme und Videos konzipiert wie produziert,
sendet wie wenige Künstler unserer Zeit mit seinem Schaffen radikal engagierte Botschaften von weltweiter politischer
und humanitärer Tragweite aus.
Der in New York lebende Künstler sieht sich als Kriegsfotograf auf globalen Schlachtfeldern – Schauplätzen der Kriege
der Religionen, der Konsum- und Wirtschaftskrisen und des
Kampfes um die Ressourcen Wasser und Öl.
Fred George Worldwide Europe, T: 0160 935 028 13
E: [email protected], W: fredgeorge.com
Andrew Wakeford
Der National Geographic Fotojournalist lebt seit 1972 in Saarbrücken als freischaffender Werbefotograf und Buchautor.
In ”Portraits of Service” (2012 für Patton Publishing, 1. Preis des
Independent Publishers Book Award) und “Veterans Voices”
(2016) für National Geographic, werden Kriegsveteranen aus
unterschiedlichen Nationen und Krisengebieten sehr einfühlsam mit Fotos und ihren persönlichen Erlebnissen portraitiert.
Andrew Wakeford, T: 0151 400 17737, 06805 6798871
E: [email protected], W: wakeford-photos.com
Organisation und Kontakt
Herwig Hoffmann, [email protected], 0177 219 4464
Regine Eichholz, [email protected], 0176 417 86 480
Ev. Kirchengemeinde St. Johann, Evangelisch-Kirch-Straße 27
66111 Saarbrücken, T: 0681 31261 W: ev-stjohann.de
Sonntag, 17.07., 11:00 Uhr: Gottesdienst zur Ausstellung
mit Superintendent Christian Weyer. Musik mit dem deutschsyrischen Chor „An die Freude“, Leitung: Osama Fathy
Freitag, 29.07., 19:00 Uhr: Szenische Impressionen mit
Katharina Molitor
Sonntag, 07.08., 11:00 Uhr: Gottesdienst zur Ausstellung
mit Pfarrerin Silke Portheine-Hofmann
Freitag, 12.08., 19:00 Uhr: Klang-Performance mit Bernd
Wegener und Stefan Zintel
Verstehen
ist einfach.
A Wall of Life Jackets and
Their Stories
Installation von Fred George
und Andrew Wakeford
Freitag, 26.08. Abschlussfest mit Dr. Harald Klein, Lesung
und Mwoloud Daoud, Musik. Speis und Trank im Kirchgarten
Bitte beachten Sie Informationen und aktuelle Termine in
ev-stjohann.de/LifeJackets , lifejacketproject.org und
facebook.com/lifejacketproject
Öffnungszeiten
16. 7. bis 26. 8. 2016, täglich von 15–18 Uhr
(außer montags) und zu den im Programm
angegebenen Zeiten
sparkasse-saarbruecken.de
Schirmherr: Pfarrer Christian Weyer
Superintendent des Kirchenkreises Saar-West
Förderer
Deutsch-Amerikanisches Institut Saarbrücken, dai-sb.de
Auswärtiges Amt, Berlin
Saarland Sporttoto GmbH
Sparkasse Saarbrücken
Ministerium für Bildung & Kultur des Saarlandes
HTW - Schule für Architektur Saar, Campus Göttelborn
AAG Digital Business Solution, aa-g.de
Initiative Odyssea, odyssea.org.gr
Bildhauerei Formenpark, der-formenpark.de
Wenn man einen Finanzpartner hat,
der die Region und ihre Menschen
kennt.
Sprechen Sie mit uns.
15. Juli – 26. August 2016
Johanneskirche, Saarbrücken
© 2015 Life Jacket Project Fred George
Eine Veranstaltung der Evangelischen
Kirchengemeinde St. Johann
Kontemplation
Kultur
Kommunikation
Mehr als Rettungswesten und Stacheldraht
Seit vielen Monaten sind Tausende von Menschen auf der Flucht
vor dem Kriegsgeschehen im Nahen Osten und suchen Frieden
in Europa, in das sie all ihre Hoffnung legen. Wie Symbole dieses
Geschehens erreichen uns immer wieder Bilder von bunten Rettungswesten und Zäunen mit Stacheldraht. Die Installation von
Fred George und Andrew Wakeford ermöglicht uns eine neue
Sicht auf dieses Drama. Es ist eine Innensicht, denn hier stehen
die einzelnen Menschen im Vordergrund, die ihre Geschichten
von Flucht und Vertreibung erzählen.
„Hier ist meine Story: Was ich für Deutschland tun kann.“
Die beiden Künstler haben sich in vielen Interviews und Fotos Flüchtlingen genähert und erhielten die Erlaubnis, daraus
ganz persönliche Portraits anzufertigen. Deren Wunsch, dem
Aufnahmeland zu danken und ihm etwas zurück zu geben, war
Motivation dazu. Das Ziel der Installation ist, eine mobile Mauer aus Rettungswesten zu bauen, verbunden mit den Portraits
einzelner Flüchtlinge. Angeheftet an jede Weste steht ein individueller Code, der mit der Geschichte des jeweiligen Flüchtlings verknüpft ist. Über ihre Smartphones können die Besucher
diesen QR-Code anpeilen und so auf eine Internetseite mit Mediendateien der betreffenden Person oder Familie gelangen.
Bei der Ausstellung in der Johanneskirche wird ein etwa 10m
langes und 3m hohes Stück solch einer Mauer aufgebaut. Die
Portraits der Flüchtlinge sind auf einzelnen Plakaten zu finden,
und somit auch ohne Smartphone einsehbar.
Eine Brücke nach Europa
Auffällig an der Installation ist der intensive Einsatz von Stacheldraht. Er veranschaulicht die extremen Bedingungen des Konfliktes um Syrien. Die Rettungswesten – es sind authentische
Exemplare von den Stränden Griechenlands – wurden von
Flüchtlingen zur Sicherung der gefährlichen Überfahrt benötigt. Doch geschlossene Grenzen zwingen sie dann in Lager, die
mit Zäunen und Stacheldraht bewehrt sind.
Nach dem Start in der Johanneskirche soll die Installation weiter ziehen und in größerem Maßstab an prominenten Stellen in
europäischen Städten aufgebaut werden, um die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf die individuellen Schicksale der Betroffenen zu richten.
Helfen Sie den Flüchtlingen in Griechenland
Durch die Beschaffung der Rettungswesten öffnete sich für Fred
George und Andrew Wakeford ein Kontakt zu der privaten Initiative Odyssea [odyssea.org.gr], deren Ziel es ist, die Hinterlassenschaften von Flüchtlingen auf den Inseln zu verwerten. Sie
unterhält z.B. eine Werkstatt, welche aus Rettungwesten Ruck-
Mwoloud Daoud
„Das erste Wort, das ich in Deutschland gelernt habe, war das Wort ‚Ausgang’.”
Ein freundliches Gesicht blickt zum Mikrofon, das Gesicht von Mwoloud Daoud. Er kommt aus
Al Salamia, eine Stadt aus der Mitte Syriens, dort wohnen etwa 100.000 Menschen – aufgeschlossene Menschen, wie er erzählt. Das Klima ist nachts angenehm, dafür sorgt die Wüste.
Er arbeitete als medizinischer Assistent, konnte aber im Jahr 2000 eine Theatergruppe
gründen und lebte davon, Theaterstücke zu produzieren. Er wurde Gewerkschaftsvorsitzender
der Künstlergruppen in Al Salamia.
2011 macht eine Theaterproduktion von Mwoloud die Regierung hellhörig, denn das Stück
handelt von Korruption in der Politik. Eines Tages standen vier höfliche Vertreter der Geheimpolizei vor der Tür und wollten mit ihm für 5 Minuten sprechen. Er wurde in ein Auto gebracht,
seine Familie schaute entsetzt zu. Er verschwand für einen Monat in einem syrischen Gefängnis. “Ein Raum ungefähr in dieser Größe,” erklärte er, während er versucht die Dimensionen zu
beschreiben. “Hier hausten 700 Regimekritiker. Es gab außer Brot nichts zu essen“. In dieser
Zeit hat er viel an Gewicht verloren.
Mwolouds Familie wusste derweil nicht, wo er abgeblieben war, ob er überhaupt noch am
Leben war. Nach einem Monat durfte er in den Libanon ausreisen, in ein Flüchtlingslager. Von
dort gelangte er in mehreren Etappen 2014 nach Deutschland in das Auffanglager Lebach.
Endlich sind die psychischen Belastungen ausgeräumt und er kann sich wieder frei fühlen.
Mwoloud arbeitet hier mit Landsleuten und anderen Interessierten in Theatergruppen
zusammen. Eine Aktion des Kleinen Theaters im Saarbrücker Rathaus, initiiert von Regisseur
Eugen Georg ist besonders erfolgreich. Die Schauspielerei hilft den oftmals Traumatisierten
ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Die Wärme, die Mwoloud ausstrahlt, tut der Gemeinschaft
offensichtlich sehr gut. Einen deutschen Freund, den er hier kennengelernt hat, beschreibt er
als “Sechser im Lotto”. Dieser gab ihm den Tipp schnell deutsch zu lernen, was ihm auch gut
zu gelingen scheint. Sein Ziel ist es, eine Festanstellung zu bekommen.
säcke und Taschen näht, organisiert aber auch medizinische Hilfe.
Hier fehlt an allen Ecken Werkzeug und Material, sodass die Idee
aufkam, im Rahmen dieser Ausstellung einen Hilfstransport zusammenzustellen und nach Griechenland zu senden.
Wie Sie persönlich helfen können, erfahren Sie auf den umseitig
angegebenen Internetseiten.
Angelika Mueller von Brochowski
Zeigt, dass ihr die Kraft des Salzes in euch habt!
Er traut uns viel zu, dieser Jesus von Nazareth. Salz für die Welt
sollen wir sein, und das mit Kraft zeigen. So wie das Salz immer
herauszuschmecken ist, so sollen wir mit unserem Tun und unserer Überzeugung zu sehen sein. Er traut uns zu, dass uns die
Kraft tragen wird, die Gott uns schenkt: Du bist und bleibst das
Salz der Erde. Salz kann nämlich seinen Geschmack nicht verlieren. Jesus fordert uns auf, diese Kraft in die Welt zu tragen. Sichtbar und hörbar zu sein. Mit Taten und Worten. Sich zu widersetzen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden, gegen
zu reden, wenn politische Positionen vertreten werden, die mit
dem Wert der unantastbaren Würde aller Menschen nicht vereinbar sind.
Salz in der offenen Wunde reinigt; es brennt und das ist gut. Wir
Christen sollen unser Salz in die offenen Wunden der Welt streuen. So erfüllt das Salz seinen Sinn, im stillen Kämmerlein würzt es
nicht und hat seine Wirksamkeit verfehlt.
Gut ist es deshalb, konkrete Menschen mit ihren Schicksalen vor
Augen gestellt zu bekommen um sich die Empathie zu erhalten,
die diese Menschen verdienen. Nicht müde werden, sich immer
wieder vor Augen zu halten: Die Menschen verdienen Respekt
und freundliche Aufnahme. Die Menschenwürde bleibt – egal,
ob Menschen Flüchtlinge sind oder in ihrem Heimatland leben
können. Die Kraft des Salzes haben – nicht wegschauen, nicht
gleichgültig werden, sondern sich einbringen für die Welt und
ihre Menschen. Dafür steht die Ausstellung „Life Jackets“ in der
Johanneskirche.
Silke Portheine- Hofmann,
Pfarrerin Ev. Kirchengemeinde St. Johann
Probeaufbau in der Johanneskirche
Alle Fotos: Fred George und Andrew Wakeford
Erinnern und Nachdenken
Rettungswesten als Erinnerung an die vielen Flüchtlingsschicksale, die sich zur Zeit im Mittelmeerraum abspielen. Die Installation von Fred George und Andrew Wakeford erinnert uns an
die Menschen, die in solchen Flüchtlingswesten auf seeuntüchtigen Booten ihren Weg an die Küsten Griechenlands oder
Italiens fanden. Sie erinnern uns an die viel zu vielen, die auf
diesem Weg ertranken. Sie erinnern uns aber auch an die Geschäftemacher, die mit der Not von Menschen viel, viel Geld
verdienen. Und sie erinnern uns an die Gründe, die Menschen
zur Flucht veranlassen: Terror, Krieg, Hunger und Not.
Ein solches Kunstwerk hat in einer evangelischen Kirche seinen richtigen Platz. Es hilft uns zum Nachdenken, zur Auseinandersetzung mit Zusammenhängen und vielleicht auch
zum notwendigen Handeln.
Schirmherr Christian Weyer