Die Cornuscopia Parallelwelt Revue Online‐Ausgabe 29 französischen Satire-Landschaft. Während der üblichen Schuldsuche in der westlichen Gesellschaft tauchen auch beherzte Stimmen auf, die auf die Gemeinsamkeiten dieser Terrorgruppen hinweisen als der Grundlage ihrer Tätigkeit. Was könnte diese Grundlage sein? Zählen wir auf: neben weißen Gewändern und Mützchen oder Tüchern um den Kopf gehört dazu unbedingt eine an die Wand gelehnte Schnellfeuerwaffe, bevorzugt Kalaschnikow. Es gehört ein Logo mit arabischen Schriftzeichen an die Wand; aber Sinnsprüche, die man auch in zivilisierten Ländern lesen kann, sind auch nicht verkehrt. Es muß dabei nicht unbedingt auf fehlerlose Rechtschreibung geachtet werden, schließlich sind Bücher "Sünde" (sagt Boko Haram), der fortschrittliche und künstlerisch angehauchte westliche Beobachter wird derlei als gültige Kulturbetriebskritik zu in- kennt man den geleerten Waldund Wiesen-Dschihadisten mit ziemlicher Sicherheit. Wer etwas anderes behauptet, ist Kreuzritter oder Zionist. Die Maschinenpistole oder AK-47 ist gottgefällig stets auf der linken Seite aufzustellen, ihr Munitionsbehälter hat vom Got- bürokratischen Hürden aber nicht zu fürchten - diese qualifiziert sich fürs Durchwinken durch Videobotschaften mit Hinrichtungen von Gefangenen, vorzugsweise durch die allahgefällige Methode des Köpfens. "Das Abschlagen des Hauptes ist eine Demutsgeste, die Gott terpretieren und zu schätzen wissen. Bei seinem Videoauftritt sorgt der Dschihadist dafür, zu allem entschlossen und unwitzig zu erscheinen. Unfreiwillige Komik ist dagegen zulässig. Lächeln ist unbedingt zu vermeiden, und alles was darüber hinausgeht, könnte als teuflisch mißinterpretiert werden. Allah mag keinen Humor, schließlich ist 'Die göttliche Komödie' von Dante ja auch einer von den 'satanischen Versen' und nicht in einer islamistischen Koranschule auswendig gelernt worden. Denn das allein zählt: auswendig lernen und fehlerhaft aufsagen. An dieser schöpferischen Leistung er- tesmann wegzuzeigen, um eine Doppelbedeutung als PhallusSymbol zu erfüllen. Solche Videobotschaften werden einerseits als posthume Unterschriften unter noch zu begehenden Terrorakten verwendet, als auch als Visitenkarte für die dann anstehende Gesichtskontrolle beim Zutritt zum mohammedanischen Paradies. Sonst könnte ja jeder kommen und seine 72 Jungfrauen einfordern. Die sind nur für wirklich bescheuerte Gotteskrieger reserviert, schließlich hat ihre Ausbildung als Lustsklavinnen was gekostet und dann sind noch die Krankenversicherung und die Rentenversicherung zu bezahlen! Die Sonderschulklasse des Dschihadismus hat solche gütig stimmen wird.", sind sich Rechtsgeleerte der Al-Mukr Moschee von Bielefeld-Süd einig. "Der Kopf ist ein Hort der Rebellion, und ohne Kopf erstirbt der Widerstand gegen Gott. Und man muß auch nicht tot sein ohne Kopf - Gott ist allmächtig - er kann auch bewirken daß man ohne Kopf noch herumläuft. Darum wird von Dschihadisten gern auf Klaus Störtebecker verwiesen. "Der war ein gläubiger Moslem. Das wird aber verschwiegen. Er führte Heiligen Krieg gegen die Christen. Nach seiner Hinrichtung tat Allah an ihm ein Wunder und ließ ihn noch herumlaufen und im Supermarkt einkaufen. Darin sieht man, Gott ist groß!" Bobby & Mobby Wenn du nicht endlich was von mir an‐ nimmst, streike ich! Anzeige: Dschihadisten - Wie sich die Bilder gleichen Geistlose Zeiten, brutale Zeiten: während Boko Haram in Nigeria im Namen des Islams eine Schneise der Verwüstung ziehen, schlagen die Dschihadisten in Paris zu und töten in kurz aufeinander folgenden Terrorakten 17 Menschen, darunter die Creme de la Creme der Februar 2014 If you don't like our singing; it's the needle! +++ Nous sommes Charlies +++ Mbala Mbala est Mplem Mplem Aha. Das sind also diesmal 'Streikpos‐ ten', richtig? Wenn es Stofftiere regnet... Volkswirtschaftliche Schäden durch Hobbymaler so hoch wie nie Unter Hausfrauen, Alkoholikern und gescheiterten Popstars finden sich viele Menschen, die sich mit Farben, Pinseln und flächigem Material eindecken, um darauf herumzumalen. Darauf macht der Halbwüchsigenrat der Deutschen Wirtschaft aufmerksam. Während man früher eher die Vorteile dieser Tätigkeiten herausgestellt hatte, der darin bestünde, daß Aggressionshandlungen dieser Personengruppen durch Umleitung oder Ablenkung vermieden, sowie der Absatz von Künstlerbedarf angeleiert würde. Inzwischen sehen die Erkenntnisse aber anders aus: "Wir schätzen, daß der Verbrauch von Chemikalien, Holz und was sonst noch in die Produktion von Künstlerbedarf ein- ke sind in der Regel unverkäuflich, unansehnlich oder uninteressant. Ihre Bestimmung ist entweder der Müll, der Keller oder die Wand des Gäste-WC. Das wird den Produktionskosten der verwendeten Rohstoffe nicht gerecht. Man rechnet vor, daß jede Tonne Fichtenholz, die beispielsweise als früh verklebte oder gebrochene Pinsel vergeudet würde, ebensogut zu hochwertigen Hochglanzprospekten der Briefkastenwerbung hätte verarbeitet werden können, oftmals geschmacklich viel wertvoller als die Werke der Farbenpanscher. In Volkshochschulen regt sich unterdessen der Widerstand durch eine Woche des 'Protestgeschmieres' um den Wert dieser Betätigung zu beweisen. fließt, der Volkswirtschaft insgesamt einen wachsenden und zunehmend bedrohlichen Schaden antut. Nicht nur fehlen diese Dinge für wichtige Produkte, auch die Zeitverschwendung durch die Hobbymaler bringt uns alle international ins Hintertreffen.", so die Pressestelle des Halbwüchsigenrates. Denn zweifellos könnte diese Zeit besser genutzt werden, etwa durch Fernsehen oder das Bestarren von Zimmerdecken. Diese früher so bedeutsamen Hobbies sind völlig ins Hintertreffen geraten und die Hersteller von Fernsehgeräten und Deckenanstrichen haben auch schon viele Mitarbeiter entlassen müssen, wegen der Flaute in der Nachfrage. Die von Hobbykünstlern hergestellten Wer- Disqualifiziert! Beim Großen Preis von Reginaldshausen kam es zu einem großen Eklat: das für Transnistrien startende Team Uljanow/ Pausbakkova, obwohl zeitweise in Führung, wurde von den Ringrichtern und Balljungen aus dem Rennen genommen und mit vereinten Kräften vom Platz getragen, da ihr Rennwagen gar kein solcher war, sondern aus zwei getarnten Fahrrädern zusammengesetzt und durch optische Tricks als Automobil ausgegeben war. Ein eilig vorgenommener Alkohol- Phänomenologen und Physiker sind ratlos: Die Bochumer Floristin Mathilde Schlupp verfügt über das seltene Talent, es Stofftiere regnen zu lassen. Auch Exorzisten der bekannteren Kirchen stehen ratlos vor dem übersinnlichen Vorgang. Der Experte der C.PW.R. für solche Fragen, Dr. Mazlo-Broilersk, weigerte sich, die Geschichte in seine Kolumne auf Seite 4 zu nehmen, da "ich mit meinem Alt-Aramäisch am Ende" sei. Soll heißen, selbst unser Autor für alles Übersinnliche findet keine Erklärung. Und was sagt Frau Schlupp zu ihrer seltenen Veranlagung? "Ich bin nicht nur Floristin, ich bin auch Blumengebinde-Steckerin und Gemüseflechterin mit Diplom. Da ging manchmal etwas schief und ich warf es im Zorn in die Höhe, da kam es wieder runtergeflogen. Dann war da die Umschulung zur Stechmücken-Häklerin und Teddybär-Ausformerin, das hat mich auf ganz neue Wurfgeräte gebracht. Jetzt werfe ich im Zorn halbfertige Schmusetiere hoch und das Zeug - kommt auch von oben geflogen!" - Das wäre an sich noch nichts Ungewöhnliches, wendet Prof. Hinklich von der Schule des Paranormalen in Wiesbaden ein. "Das Eigenartige liegt doch vielmehr darin, daß solche Ge- test ergab außerdem, daß das Fahrzeug gedopt war und sich ein falsches Kennzeichen angebracht befand. Die beiden sturzbetrunkenen Fahrer beschwerten sich bei der Rennleitung und werteten den Vorfall als politisch motivierte Provokation und Schikane, aus dem alleinigen Grund, weil die Republik von Transnistrien nicht anerkannt sei und sie beide keine gültigen Aufenthaltspapiere dabei hätten, außerdem wäre das ein Vorwand, um die Sprengstoffvoräte und automatischen Waffen in ihrem Hotelzimmer beschlagnahmen zu können. genstände auch dann zu Boden fallen, wenn Frau Schlupp nichts hochgeworfen hat." Darüber herrscht aber Uneinigkeit unter den Experten. Atomphysiker Hugonaut Luppert von der Humboldt Universität Berlin weist darauf hin, daß Schlupp unter der Decke ihres Schlafzimmers eine Netzvorrichtung aufgehängt habe, die eine Menge hineingestopfter Stofftiere enthalte, und über einen ausgeklügelten Zugmechanismus von unten geöffnet und wieder verschlossen werden könne, "sodaß in dem Moment, wenn Forscher im Raum sind, das Wunder mit dem Stofftierregen erzeugt werden" könnte. Andere Wissenschaftler bestreiten das und halten das Netz für eine gewöhnliche Hängematte, die falsch montiert worden sei, oder negieren ihr Vorhandensein überhaupt. Einem belgischen Kollegen war aufgefallen, daß die herunterfallenden Objekte keineswegs halbfertig seien wie Frau Schlupp behauptet, sondern gebrauchsfertig, manchmal mit Preisschildern dran oder in Umverpackung. "In der Tat, da geht es nicht mit rechten Dingen zu." Die Experten suchen daher jetzt verstärkt auf der linken Seite der Dinge nach einer Erklärung. Doch die Streckenposten waren ohne Gnade: sie wiesen auf die zahlreichen Abhörgeräte und versteckt angebrachten Überwachungskameras am 'Automobil' und übergaben die beiden Agenten der Abwehr, weil die angebrachten Gerätschaften durch Übergewicht die Hubraumklasse, in der Uljanow/Pausbakkova angetreten waren, bei weitem überstiegen. Ein Grund mehr für das unwürdige Ausscheiden der uneinsichtigen Transnistrier, die prompt Russische Truppen zu ihrer Befreiung anforderten. Erscheint auf: www.cornuscopia.de D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e Online‐Ausgabe 29 C.PW.R. Star des Monats: Mary Philbin *1902, Chicago, Illinois Der Müßiggang der Upper Class und die gepflegte Langeweile Die Einkommensschere geht auseinander und es gibt immer mehr Extremreiche gegenüber extrem vielen armen Schluckern. Dies obwohl auch die Schluckspechte unter den Reichen vertreten sind während man ganz unten schnupft, zwar kein Cocain, aber doch bei notorischer Erkältung infolge Heizmittelmangel ganz ohne bewußtseinserweiternde Hilfsmittel. Stefan Droller (56), der seit dreißig Jahren wohnsitzlos ist, hat so eine Vorstellungen vom Reichsein: "Die feiern von früh bis spät, bekommen alle hübschen Mädchen und arbeiten nie. Dazu fahren sie die tollsten Autos und wohnen in Penthäusern und Schlössern." Magnus Protzlust (61), der schon als Millionär geboren wurde und inzwischen durch Nichtstun fast eine Milliarde beisammen hat, hat aus umgekehrter Sicht so seine Ideen vom Leben als armer Wicht: "Die wichteln von früh bis spät in Bergwerken und haben trotz vier Nebenjobs immer Schulden, dann sind sie alle häßlich und ungebildet. Die müssen unter Brücken schlafen oder in Plattenbauten dahinvegetieren." So treffen die Vorstellungen Igor Strichnin informiert: Anzeige: aufeinander. Wir ließen uns von Protzlust in seinen Freundeskreis, der unübersehbar ist, weil er als freigiebig gilt und sich vor Freundschaftsanfragen nicht retten kann, einführen. Auf ungefähr dreißig Stehparties, Cocktailparties, Sitzparties und Gruppensexorgien innerhalb vierzehn Tage hatten wir Gelegenheit uns mit den Reichsten der Reichen und Gelangweilsten der Langweiler zu unterhalten. "Mich kotzt alles an. Ich beneide die Working Class.", jammert Hilde S., Erbin eines Versandgroßhandels. "Die stehen morgens auf und wünschen sich, der Tag wäre endlich zuende wegen der sinnlosen Maloche. Ich stehe abends auf und wünsche mir, die Nacht würde ewig dauern, wegen der üppigen Ausschweifungen. Ich bin eindeutig benachteiligt." - Der Playboy und Konzernchef Michael-Jonas T. pflichtet ihr bei: "Es ist ungerecht, wie das Schicksal mit uns umspringt. Ich habe keinen Überblick mehr über meine zahllosen Affairen, und alle wollen sie Geld. Bringt eine ein Kind, gucke ich schon gar nicht mehr in den Vaterschaftstest, ich zücke einfach die Brieftasche, damit Ruhe ist. Wie gut Trotz. Der Führer zeigte dabei wirklich eine übermenschliche Geduld mit den Teufeln der anderen Seite, die ihn ständig belogen, übers Ohr hauten und es hinterher so darzustellen wußten, als wäre das Heilige Rußland an allem schuld. Aber die Weltöffentlichkeit läßt sich nicht mehr verschaukeln, seitdem Moskau die einzig verbliebenen Sprachrohre der Pressefreiheit und unabhängigen Berichterstattung, 'Russia-Today' und andere Medien, in fremden Sprachen in den finsteren Ländern dieser Welt installierte, damit die Glocke der Freiheit und Wahrheit überall vernommen würde. Das war gar nicht so einfach. Die repressiven Unterdrückerregime in Großbritannien, Deutschland und Frankreich taten alles, um die Russischen Journalisten als Spione zu brandmarken und auszuweisen, stahlen ihnen die Autos und Kreditkarten, verübten anonyme Brandanschläge auf Privatwohnungen und Redaktionsbüros. In der Bild: Der Präsident besucht inkognito ein von feindlichen Bulldozern umzingeltes Waisenhaus im Donbass und rettet alle Kinder. deren Grenzen unter der ständigen Gefahr eines westlichen NATO-Großangriffs wachen sollten, und schickte sie den Brüdern zu Hilfe. Sie mußten nicht nur die eigene Haut zu Markte tragen für die Freiheit und die Menschenrechte, sondern auch aufräumen und Opfer bergen, da die Ukrainischen Faschisten ständig absichtlich in die Wohngebiete mit schwerer Artillerie feuern, um so viele Zivilisten wie möglich umzubringen. Währenddessen bemühte sich der Präsident mit Kräften, die Waffenstillstandsverhandlungen in Minsk erst zustandezubringen und dann am Laufen zu halten, allen feigen Überfallen und Wortbrüchen Kiews zum geht es da einem Proleten, der einmal im Monat sich überwindet sein Nilpferd von fetter alter Schlampe zu besteigen. Eine klare, übersichtliche Situation, und dazu der Nervenkitzel der Notgeilheit. Wie sehr wünsche ich mir das für mich!" Auch Egon-Julius A. (34), Juniorchef eines Lebensmittelkonzerns, der freilich nie sein Büro aufsucht sondern seine zwanzig minderbeschäftigten Sekretärinnen den Job mitmachen läßt, seufzt mit einem gedehnten Ton das ganze Elend seiner Langeweile ins Mikrofon. "Ich würde mich in einem Beruf zu sehr langweilen. Da passiert ja nichts, und alle dienern vor einem herum. Das kann ich auch zuhause haben von unserem Hauspersonal. Warum also mich die fünfzig Meter zum Arbeitsplatz schleppen für diese Erniedrigung?" Die anderen Millionäre und Milliardäre nicken ebenso stumm wie zustimmend dazu und tauschen untereinander erste Adressen aus für standesgemäßen Freitod, wo Spezialisten anbieten schmerzfrei den letzten Triumph des Luxus zu bewerkstelligen. Aussterbende Berufe: Der Schuster-Schmied Die Friedensmission Puddings im Donbass Auf dem Ukrainischen Volk, das hilflos der westlichen Bestie zum Fraß vorgeworfen wurde, lastet derzeit das ganze schwere Kreuz des Erlösers. Amerikanische und Europäische Horden durchstreifen das Land auf der Suche nach Beute und ermorden Frauen und Kinder bestialisch. Da konnte Präsident Wladimir Pudding natürlich tatenlos zusehen, ihm schmolz das Herz und er erbarmte sich des geschundenen Brudervolkes. Darum sandte er seine besten Krieger getarnt ins Land, um zu retten, was zu retten war. Auch versuchte er die Widerstandsbewegung ehrbarer aufrechter Vaterlandsverteidiger, die sich in die letzten Hochburgen der Freiheit, Donezker Volksrepublik und Lugansker Volksrepublik, gerettet hatten um dort wenn nötig den Heldentod von der Hand der Nazi-Schergen zu sterben, zu unterstützen. Selbstlos trat er kräftige Männer des Russischen Heeres im Urlaub ab, obwohl sie doch an allen an- Seite 2 Februar 2015 www.cornuscopia.de Anzeige: ersten Januarwoche gab es sogar einen Anschlag auf eines unserer Karikaturenkollektive, wobei zwölf Verteidiger des freien Wortes und der politischen Spottzeichnung als Helden den Märtyrertod in den Anzeige: Räumen ihrer Redaktion starben, hingemeuchelt von feigen Agenten des gastgebenden Landes, das natürlich die Sache dem unterdrückten Proletariat anhängte. Doch auch diesmal ging die Saat der Gewalt nicht auf: Präsident Putin verurteilte die Tat auf das Schärfste, ließ sich aber nicht zu Vergeltungsmaßnahmen verführen, da er wußte, daß alle nur auf seine Fehler lauerten. Wilhelm Zoph vegetiert in einem süddeutschen Altersheim vor sich hin. Das war nicht immer so. Früher vegetierte er in einem norddeutschen Jugendheim vor sich hin und dazwischen lagen Jahre der ausgelebten Gewalt, die für alle Lethargie in anderen Lebensphasen mehr als entschädigten. Zoph hatte eine Lehre als Schmied gemacht, aber als es dann in Mode kam, Schuhe von Menschen mit Stahl zu beschlagen, sattelte er um auf Schuster-Schmied, einem mittlerweile ausgestorbenen Beruf. Genau genommen dauerte die Mode nicht lange an und Zopf begann sehr bald auch seine werktätigen Jahre als Arbeitsloser vor sich hin zu vegetieren. Doch wenn er sich heute an seine vier aktiven Jahre im Beruf erinnert, funkelt es wild in seinen Augen und die Fäuste beginnen tatdurstig zu zittern. "Ich habe gnadenlos die ganz langen Nägel ins Schuhwerk getrieben, und jeder meiner Kunden hatte blutige Füße von den Spitzen, die sich ihm in die Laufflächen bohrten. Das war ein Heidenspaß, den Leuten beim Weglaufen von meinem Geschäft zuzusehen. Die gingen wie auf Eiern." Bei Zopf gab es keine Schuhbeschläge von der Stange. Er hat immer genau Maß genommen und die Hufe individuell angepaßt. "Es ist auch gar nicht möglich, Massenfertigung zu machen. Erstens sind die Schuhe alle anders geformt und es gibt auch verschiedene Schuhgrößen. Und dann sind die Füße darinnen auch verschieden geformt, und auch die haben nochmal verschiedene Größen und Anordnungen von Zehen. Die sind manchmal nach rechts ausgerichtet, manchmal aber auch nach links, ungefähr halb so oft." Sein SchusterSchmiedladen wurde allerdings von Schadensersatz- und Schmerzensgeldklagen überzogen und der engagierte Nagelhämmerer zur Aufgabe gezwungen. "Dabei waren meine Menschhufe die besten im ganzen Südnorden! Sie hätten keinen besseren Mann für die unmenschliche Aufgabe gefunden ihnen pfundschwere Eisen an die Füße zu nageln als mich!" - Alle Versuche Zophs, die verblichene Mode wieder populär zu machen, scheiterten an der Ignoranz der Zeitgenossen. Niemand wollte sich Eisen an die Schuhe nageln lassen, nicht mal an die Strümpfe. "Die Leute heute wissen nicht mehr was gut für sie ist.", jammert Wilhelm Zoph und läßt den arbeitslosen Hammer zum Dahinvegetieren wieder sinken. Online‐Ausgabe 29 Die C.PW.R. Wellness Kolumne Der bekannte Sadist Adrien-Hippolithe Schnaubfuchs fügt Ihnen virtuell böses Leid zu und ergötzt sich an Ihren Todeskrämpfen. Heute: "Sand in der Augenspülung" Liebe Zuhörer, Meinen Augen ist öfters langweilig. Zu gucken gibt es nur langweiliges Zeugs, manchmal ist alles etwas verschwommen, dann drückt man sich zur Belustigung eine Träne raus, aber die Wirkung läßt zu schnell nach und dann ist es wieder zum Weinen langweilig. Ich sann auf Abhilfe. Schon weil ich weiß, daß Sie jeden Monat gebannt vor dieser Kolumne sitzen und sich über meinen hochtrabenden Ergüssen einen runterholen. Jaja. Ich weiß ich bin sexy. Deshalb mache ich Ihnen heute schöne Augen. Dazu kippe ich mir nur den Inhalt einer Streubüchse Sand über die Äpfelchen. Dann knirscht es so schön unter den Lidern, alles verklebt und es wird schwarz wie die Nacht vor dem Ausguck. Ein höchst spannendes Erlebnis. Werde ich je wieder klar sehen können? Sind die Linsen jetzt für den Rest meines Lebens abgeschliffen und nutzlos? Kriege ich auch jedes Sandkorn da wieder aus den Winkeln heraus? Man könnte die Panik kriegen, es ist wirklich nicht spaßig um sein Augenlicht zu fürchten. Ich tue das auch nur wegen der Gefahrenzulage, die ich für meine Kolumne kassiere. Ich weiß, eines Tages werde ich Ihrer Gaudi wegen hier noch draufgehen. Ihr Monsieur Schnaubfuchs Die Schokoladenseite an Vladimirs Pudding Den Bombern und Fernbombern der Russischen Luftwaffe war extrem langweilig in ihren Hangars und den heimischen Lüften. Sie verschlangen patriotische Literatur über den Großen Überpatriotischen oder Vaterländischen oder Muttermaligen Krieg mit Schilderungen der Heldentaten und Verzweiflungstaten ihrer Vorfahren. Da beschlossen sie draußen ein bißchen Nervenkitzel zu suchen und in fernen Gefilden bedrohlich herumzufliegen, wozu sie sich ein paar gelangweilte Jäger mit zur Party einluden, worauf diese gerne eingingen, denn die ständige Literatur heldischer Jagdflugzeuge des Weltkrieges machte sie schon seit langem kribbelig. Also ging es an die Küsten Portugals, Norwegens, Großbritanniens und sogar bis in die Karibik. Und da man sowieso die Sprachen der Einheimischen nicht verstand, konnte man auch gleich die Funkgeräte abschalten und die Fremden schwitzen lassen über die Intention der mit Waffensystemen bestückten Besucher aus dem Friedensreich Puddings. Sie mögen jetzt fragen, wo ist die Schokoladenseite des Ganzen, wo ist Pudding überhaupt involviert? - Nun, als die Flugzeuge nach Hause kamen, wurden sie nicht ausgescholten, sondern bekamen Orden angesteckt. Nur das verbrauchte Kerosin mußten sie bezahlen, denn Pudding war gerade klamm an Sprit! D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e www.cornuscopia.de Anzeige: Billigflüge müssen nicht luxuriös sein Fliegen ist für viele Leute Routine geworden, etwas langweilig durch die Rundumversorgung und alle Annehmlichkeiten, die einen im Düsenflugzeug erwarten. Dabei sollte das Fliegen doch ein Abenteuer sein, meint auch Pilot Andreas Plammert, und richtet sich darauf ein, eine Marktlücke auszufüllen; die des beinharten Holzklasse-Passagierfluges. Seine Maschine besteht nämlich hauptsächlich aus Holz und Leinenbespannung, Drähte zur Abspannung, und einem lauten Kolbenmotor ohne Verkleidung, neben dem der einzige Passagier Platz zu nehmen hat. Es gibt keine Kabine und keinen Schutz vor dem Wind, was bei der bescheidenen Fluggeschwindigkeit auch nicht sehr stört. Plammert hat eine aufgebohrte Nähmaschine auf die Mitte der Tragfläche geflanscht und ihr beigebracht, ein paar Pferdestärken aus eingeflößtem Diesel herauszuquetschen. Immerhin hat das Flugerlebnis etwas Persönliches, denn der Fluggast sitzt direkt neben dem Piloten, dem außer seinen Steuerknüppeln keinerlei Instrumente dienen. "Das ist doch alles Schnickschnack, außerdem kostet es Geld.", wehrt Plammert ab. So ausgestattet kommt natürlich nur Sichtflug unter der Wolkendecke in Frage, man orientiert sich nach einem mitgenommenem Strassenatlas. Da die Flughöhe selten mehr als zehn Meter beträgt, kann auch ohne Landung Degenerierte Bären im Nationalpark Bob Milward und Jeremy Howitz organisieren für gewöhnlich illegale Jagdgesellschaften in amerikanischen Nationalparks, wo sie seltenen Tieren, insbesondere Grizzlies, auf den Pelz rücken. Jedenfalls war das früher so. Doch die Zeiten ändern sich, und woran das liegt, muß erst noch herausgefunden werden. Milward und Howitz beklagen sich bei den Parkwächtern, die mitnichten auf einem Parkplatz auf verlassene Autos achtgeben, über seltsame Veränderungen bei den Bären. "Sie benehmen sich einfach nicht mehr wie richtige Bären. Wir sehen sie auf zwei Beinen herumlaufen, manche tragen auch Kleidungsstücke wie ein Mensch es tun würde, oder haben einen Gurt umgehängt mit Kaugummipackungen daran. Das ist doch nicht normal." - Darüber sind die Wilderer dermaßen verstört, daß sie Trost bei denen suchten, die sonst nach ihnen suchen - um sie zu verhaften, oder an die Bären zu verfüttern. Doch auch die Rangers wiegeln jetzt ab: "Da die beiden verhindert sind zu wildern, kann man sie auch schlecht einbuchten. Aber wir können uns eine neue Lebensaufgabe für sie vorstellen." - Doch wir wollen uns erst einmal die Details der Beschwerde anhören. Howitz (rechtes Bild, Mitte): "Die Bären benehmen sich unnatürlich, sie sitzen in Gruppen zusammen und diskutieren. Sie haben gelernt sich Zelte zu bauen und campen wild, dazu machen sie offene Feuer und braten sich dort Touristen, ohne daß die Parkleitung eingreift. So macht das ganze keinen Spaß mehr. Unsere Kunden bleiben weg, weil sie nur auf Bären schießen wollen, die sich wie Bären benehmen, und nicht auf welche, wo man das Gefühl nicht los wird, daß sich Kerle unter dem Fell verbergen und einem was vorspielen." Damit ist die Existenzgrundlage der beiden Wil- derer und Jagdveranstalter gefährdet, denn in ihren früheren Beruf als Kaninchendompteure auf dem Jahrmarkt wollen sie nicht zurückkehren. "Da haben wir das Häuten von Tieren gelernt, für was anderes ist der Mist nicht gut. Man kommt sich da vor wie Kinderclowns oder Alleinunterhalter im Seniorenheim" Die beiden haben die Theorie entwickelt, wonach sich die Bären innerhalb weniger hören aber nicht auf die Köpfe zu schütteln: "Merkwürdig ist das schon!" Es ist aber auch möglich, daß eine bislang unbekannte Bärenart aufgetreten ist, oder fremde Wesen angesiedelt wurden, die man fälschlicherweise als Bären identifzierte. Bild unten links zeigt so ein Tier, bei dem man nicht sicher ist, um welche Spezies es sich eigentlich handelt. "Sieht aus wie Chew- unterwegs nach dem Weg gefragt werden, sollte die intuitive Navigation versagen. Plammert hofft genug Mutige zu finden, die sich auf den Sitz neben ihn schnallen lassen, denn "dann kann ich mir auch mal eine Fliegerbrille kaufen". Fluginsekten oder ganze Vögel können die Sicht des Piloten für eine ganze Weile rauben, dann muß der Passagier damit rechnen, aushilfsweise den einen Hebel neben sich für den Flugzeugführer zu bedienen, während sich dieser die Augen freiwischt. Plammert inseriert fleissig in Anzeigenblättern des Nordostens und will regelmäs- bakka aus 'Start Wars'", scherzt Bob Milward noch gekünstelt, worauf die Blicke der Parkwächter streng werden. "Woher wissen Sie das?", fährt ihn einer an. Nun ist es raus: Die Wookies aus 'Start Wars' sind von der Regierung nach Abschluß der Dreharbeiten in den späten Siebzigern hier heimlich angesiedelt worden, da man nicht wußte, wo man sie sonst hinstecken sollte. "So, jetzt ist es raus. Ihr zwei laßt euch besser umschulen. Wir bieten für Wilderer wie euch gerade Kurse an; Pilze schießen. Wäre das nichts für euch?" sige Flüge zwischen Stralsund und Leipzig einrichten, wozu er noch Personal sucht, das sich als Minderbeschäftigte die verminderten Sicherheitsstandards antut. Das Beste an der Maschine ist indessen die kompakte Bauart. Tatsächlich kann sie zerlegt und in einen Lieferwagen gepackt werden, was im Fall eines unüberbrückbaren Defekts die Weiterreise garantieren kann. "Das ist unser Wettbewerbsvorteil gegenüber den Düsenjets, die kann man nämlich nicht einfach so auf einer Wiese notlanden, verpacken und damit auf der Straße weiterfahren." Bauer findet Gemüse auf dem Feld Friedhelm Halbert ist überglücklich. Seit fünfzehn Jahren schon bestellt er aufopfernd seine Äcker und hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als es endlich geschah: Halbert fand auf seinen Landwirtschaftsflächen Gemüse und brachte es prompt freudestrahlend nach Hause, um sich damit von der überregionalen Presse fotografieren zu lassen. "Ich hatte zwar dieses Jahr Nudeln angepflanzt, doch sehen Sie nur, was aus der Erde herausgewachsen ist!" Stolz zeigt er einige Holzkisten mit handelsüblichem Gemüse herum. Mißtrauische Journalisten untersuchen die prächtigen Pflanzenfrüchte nach Preisetiketten, finden aber keine. "Nein, das ist wirklich da draußen gewachsen. So glauben Sie mir doch! Bitte - Bitte!! Fragen Sie mich nicht warum!" Experten schätzen, daß sich Samen aus den früheren Anbauversuchen trotz mehrfachen Umpflügens und Zerstampfens durch die wütenden Stiefel des enttäuschten Bauern auf dem Gelände halten konnten und durch ein mysteriöses Zusammenspiel aus Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung austreiben und wachsen konnten. Bauer Halbert schickte die Kisten an seine Hausbank, um die drohende Zwangsversteigerung seines Hofes aufzuhalten. "Das Zeug Anzeige: Generationen durch das Beispiel der Touristen angeleitet fortentwickelt haben und nun einen überbärigen Evolutionszustand repräsentieren. "Die Zunahme der Intelligenz ist erschreckend. Wir haben auch schon welche Kartenspielen sehen." Die Parkleitung dagegen wiegelt ab: "Besorgniserregend wäre es erst, wenn diese Bären Fabriken errichten würden und die Abgasvorschriften für die Schlote nicht erfüllen könnten, oder sich Autos bauen würden und sich damit illegale Rennen lieferten." Das sehen Howitz und Milward natürlich ein, Seite 3 Februar 2015 ist so rar, das muß eine Menge Geld wert sein.", ist sich Halbert sicher. "Vielleicht mache ich sogar noch Gewinn und kann mir einen neuen Trecker kaufen." Auf der Bank hatte man aber kein Verständnis für die neue Wirtschaftlichkeit des Hofes: "Drei Kisten Gemüse sind für 80 Hektar einfach kein akzeptables Ergebnis!" D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e Online‐Ausgabe 29 Übersinnliche Begebenheiten des Monats Anzeige: Roman-Autoren im Clinch Festplatten die sich verabschieden und manchmal wiederkommen Schriftsteller sind einander oft nicht grün, geschweige denn gelb oder ziegelsteinfarben. Eitelkeiten beherrschen die Literaturszene, man neidet einander die Auflagenhöhe oder das Renommé, ganz schlimm wird es wenn die Feindschaft Dr. Maszlo-Broilersk Festplatten, das sind fest eingebaute Datenträger mit rotierenden Scheiben im Computer, auf die ähnlich wie bei einer Schallplatte Informationen geschrieben und wieder abgerufen werden. Sie werden angesprochen per 'du' über eine eigene Platine, die die Verwaltung des Raumes auf den Scheiben übernimmt und über Kabel mit dem Mainboard kommuniziert. Und da wird nicht nur übers Wetter gesprochen. Manchmal verabschiedet sich die Festplatte in den Urlaub, oder ins Nirvana, mit theatralischen Sprüchen ans Mainboard. Aber man braucht nicht jeden Abschied, der sich dem menschlichen Nutzer als Defekt mitteilt - die Platte wird nicht erkannt zumeist - , ernst zu nehmen. Dahinter steckt viel Effekthascherei. Es kann durchaus sein, daß sich die Festplatte nicht genug gewürdigt fühlt und zu einer Trotzreaktion neigt. Der Nutzer kann sich bemühen sie zurückzuholen. Das kann geschehen durch Abziehen und Aufstecken von Kabeln, wenn man Glück hat oder die beleidigte Leberwurst nicht zu nachtragend ist, oder durch Revitalisierungsmaßnahmen. Als letztes bestünde da noch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs, indem man die Platine der Fest- platte austauscht oder die ganze Platte ausbaut und mal zum Essen einlädt oder ins Kino. Ich will mich aber nicht mit technischen Details aufhalten, dies ist keine Hardware-Hilfskolumne. Ich wollte über die metaphysischen Hintergründe solcher Phänomen sprechen. Da bin ich auch nicht der Einzige; es haben sich schon Exorzisten auf Computerhardware spezialisiert und spüren einer dämonischen Besessenheit dieser eigenwilligen Teile nach. Denn: Herz auf die Hand - mit rechten Dingen geht es da nicht immer zu! Eine Methode zum Beispiel, um einen Dämonenbefall zu bekämpfen, besteht darin, eine Platine im Backofen aufzubacken. Allerdings habe ich das nur im Zusammenhang mit Grafikkarten gehört, und die Temperatur ist auch nicht beliebig. Man behandelt das Teil wie in einem Kuchenrezept vorgegeben und wendet eine bestimmte Temperatur bei einer bestimmten Zeitdauer an. Je nach Höllenkreis sprechen die unreinen Geister nämlich bei verschiedenen Temperaturen an. Die also die höchsten Tempera- Anzeige: turen erfordern, sind die mächtigsten. Leider limitiert das verbaute Material diese Maßnahmen, nach einer Schmelze ist alles verloren. über das Einbauen von karikierenden Figuren im Werk geschieht, in denen sich der Kontrahent wiedererkennt. Ganz schlimm steht es auch im Kampf von Tobias Lüstrich (links) gegen Mark-Anton Slumpfhusen (rechts). Die beiden waren sich auf einer Lesung in Frankfurt 1995 begegnet und sogleich ergab ein Wort das andere, es entbrannte ein Streit wer der genialere sei. Um das zu beweisen, baute Lüstrich 1996 den Eiffelturm aus Streichhölzern im Maßstab 1:50 nach, nur um zu erleben, daß Slumpfhusen im Jahr darauf denselben im Maßstab 1:1 nachbaute, wozu er vier Ackerflächen in seinem selbstgewählten Exil Lappeltshausen pachtete, um genügend Gelände zur Verfügung zu haben. Die Folge war, daß monatelang in Hessen keine Zündhölzer mehr im Handel waren. Aber Lüstrich gab sich nicht geschlagen, er stellte 1998 einen neuen Rekord im Wäscheaufhängen in seinem Garten auf, 300 Quadratmeter Wäsche in einer Stunde. Slumpfhusen nahm die Sonnenbrillen als Droge In Hamburg kennt jeder Alwin Uckel (58) als den 'Mann mit der Sonnenbrille'. Er hat immer welche bei sich, meist mehrere und zu jeder Tages- oder Jahreszeit. Er muß sie nicht auf der Nase tragen, es genügt ihm, wenn die Taschen voll davon sind. Für den pensionierten Großhandelskaufmann sind die dunklen Gläser eine Droge, und er freut sich darüber, daß sie frei verfügbar und unumschränkt legal sind. Schon als Jugendlicher sammelte er Sonnenbrillen und probierte sie alle aus, womit er den Spott seiner Altersgenossen auf sich zog. Denn dort hatte niemand Verständnis dafür, daß Uckel zwanzigmal am Tag die Brille wechselte, das wurde ihm als extreme Eitelkeit ausgelegt. So ist Uckel auch nie in seinem Leben eine Beziehung zu einer menschlichen Partnerin eingegangen, seine Sonnenbrillen hätten es nicht zugelassen, wenn er sich notgedrungen mit dieser beschäftigt hätte. Während einer Lebenskrise in den späten Achtzigern ging es mit seinem Drang so weit, daß er die Brillengestelle des Handels ausplünderte und sich die Taschen vollstopfte. Es kam zu einer Verurteilung und Bewährungsstrafe, seitdem ist Uckel Herausforderung abermals an und publizierte eine Trilogie zum Thema 'Meine Wäsche ist sauberer als deine', worin episch der Nachweis geführt wurde, daß die 300 qm nur möglich waren, weil Lüstrich am Waschpulver gespart hatte. In der Folge kam es zu einer nie aufgeklärten Drohbriefkampagne an alle Buchhandlungen, die Slumpfhusens Werke führten, in der den Käufern mit 'Hadschi-Dschihad' gedroht wurde. Es konnte zwar nie eine Beteiligung Lüstrichs nachgewiesen werden, aber die zahlreichen Unterschriften auf den Drohbriefen, die seinen Namen in allen möglichen Varianten falsch schrieben, lassen doch gewisse Rückschlüsse zu. Im Jahr 2003 wurde ein Modellflugzeug gegen die Gartenseite von Lüstrichs Villa gelenkt und erzeugte einen mittelgroßen Abplatzer am Putz, sowie Brandflecken, da jemand brennbare Materialen am Flugmodell befestigt hatte. Das nächste Werk von Tobias Lüstrich schmückte diesen Vorfall 2004 weidlich aus und nannte Slumpfhusen sogar mit Namen, worauf dieser eine Verleumdungsklage anstrengte. In der Folge mußte die Auflage eingestampft werden, aus einem merkwürdigen Zufall heraus - manche sagen auch der Stampfer wäre von 'jemandem mit stechendem Blick' bestochen worden - wurde die gesamte Bibliothek Lüstrichs mit eingestampft. Dieser mußte sich unter Schock in psychologische Untersuchung begeben, während Unbekannte die Abwesenheit des Künstlers ausnutzten und sein Haus ausräumten. Aber Lüstrich wäre nicht Lüstrich, würde er nicht zurückschlagen; 2009 drangen Maskierte in die Wohnung Slumpfhusens ein und prügelten ihn krankenhausreif, wobei er gezwungen wurde in einem fort "Tobias Lüstrich ist der Größte!" zu rufen. Eine Mittäterschaft des verfeindeten Autors konnte nicht nachgewiesen werden. Die neueste Es blitzen die Messer, es trieft das Blut, es starren die Blicke, es juckt das Fleisch - nein, das ist keine Schilderung vom Tatort eines Psycho-Verbrechens, sondern Eindrücke aus einer Schlachterei. Daß es dennoch eine Berechtigung zum Vergleich gibt, leitet sich daraus ab, daß hier ehemalige Triebtäter, Massenmörder und Psychokriminelle angestellt wurden. Die gehen in ihrem neuen Beruf auch mit sichtbarer Begeisterung ans Werk. Das Abmurksen, Stechen, Zerschneiden, Zerstückeln und Auflecken von Blutlachen auf dem Boden das ist hier alles legal und Teil der Arbeit, wofür man auch noch Entlohnung bekommt. "Warum bin ich da nicht früher Paula Michelsack, in der Unterwelt nur bekannt unter ihrem Pseudonym 'Lady Sadist', hatte zu ihrer eigenen Überraschung das Bedürfnis, nach dem Heraustreten aus ihrem heruntergekommenen Mobilhome sich keine Zigarette anzustecken, sondern eine Kirche aufzusuchen, um die Beichte abzulegen. Genaugenommen war sie neugierig, was der Pfaffe darauf sagen würde, denn unter zwei Stunden würde er nicht davonkommen, sich die aufgestauten Sünden anhören zu müssen. Und sie würde die Kirche nicht verlassen, ohne sich eine neue Sünde aufzubürden - die Plünderung der Klingelkästen, was immer dort so herumhing. Vielleicht auch einen silbernen Kerzenleuchter, mal sehen. Zur Abwechslung ließ Paula den Pelzmantel zuhause und zog sich einen grauen Einteiler an, der sie aussehen ließ wie eine Prosa-Ausgabe von Mark-Anton Slumpfhusen von 2011 trägt den vielsagenden Namen: "Terroristen als Künstler. Eine Bestandsaufnahme des Literaturbetriebs." Daraufhin fand er abgeschnittene Schweinsköpfe vor seiner Wohnungstür und auf dem Fahrersitz seines auf- gebrochenen Autos. Der Wagen von Lüstrich flog 2013 in die Luft, als Lüstrich ein festklemmendes Gasfeuerzeug in Betrieb in seine Tanköffnung warf und hinterher den Konkurrenten beschuldigte, einen Anschlag auf sein Leben versucht zu haben. Wir warten gespannt auf die neueste Episode des Gigantenkampfes. Im Januar ist Slumpfhusen jedenfalls untergetaucht. Er soll nach Syrien gegangen sein um sich eine Kampfausbildung bei ISIS zu holen. Die letzte Spur von Lüstrich führt dagegen in den Donbass, wo er als Söldner für die Separatisten aktiv sein soll, um sich für die finale Konfrontation mit Shlumpfhusen vorzubereiten. Übrigens scheint das ganze gewollt zu sein. Es gab Vermittlungsversuche durch Dritte, und gerichtlich verordnete Therapien, aber beide Autoren erklärten bei verschiedenen Anlässen, diesen Kampf für die Befeuerung der eigenen Produktivität zu brauchen. Es bleibt spannend. schon drauf gekommen.", murmelt Henrik F., der vier Menschen auf dem Gewissen hat und nach Verbüßen einer langjährigen Haftstrafe hier auf Betreiben seines Sozialarbeiters eine neue Chance erhält. "Hier darf ich alles tun, was ich damals schon tun wollte, und es ist okay so." Der Betriebsleiter ist angetan vom Eifer seiner ExSträflinge: "Die sind eifriger bei der Arbeit als osteuropäische Lohnsklaven. Manche würden es sogar umsonst tun, aber leider stehen dem die Arbeitsrechtlichen Bestimmungen entgegen, und wir müssen einen Mindestlohn zahlen." Wenn die Messer wirbeln und die Knochensäge aufjault, hält er aber lieber Abstand. "Die geraten manchmal in Blutrausch, da möchte ich nicht zu nahe rankommen, sicherheitshalber." Es ist erwiesen, daß hier angestellte Männer so gut wie nie rück- fällig werden, da ihnen hier geboten wird sich vollends auszuleben. "Wir haben nur die Befürchtung, daß die Schlachthöfe diese wichtige Placebo-Wirkung nicht mehr entfalten können, wenn sich einmal die vegetarische Ernährung in der Bevölkerung durchgesetzt haben würde. Ich glaube, das würde meinen Jungs keinen Spaß machen, Getreidehalmen die Köpfe abzuschneiden. Da fließt weder Blut noch sonst was." Damit die Sache aber nicht außer Kontrolle gerät, beschäftigt die Schlachthauskette einen eigenen Psychologen, der die Schlachter betreut und im Bedarfsfall Beratungsgespräche durchführt. Er sagte uns: "Ich dulde bis zu einem gewissen Grad die Fantasien unserer Beschäftigten, wenn die sich vorstellen sie würden Menschen zerlegen, aber ich sehe zu, daß niemals die Grenze dorthin überschritten wird." Klosterschülerin. Dummerweise war in dieser Kleidung kein Platz für Pistolen vorgesehen, und so mußte ihre ständige Begleiterin auch mal zuhause bleiben. In der Stadt stöckelte Lady Sadist in die größte Kirche und schnippte in der Nähe des Beichtstuhls mit den Fingern, um einen Priester herbeizuzitieren. Da kam auch schon einer angeschlurft. "Was tust du da, meine Tochter?", fing er vorwurfsvoll an zu sprechen. - "Maul, Onkel. Ich will eine Beichte hinlegen." - "Ich bin dein Vater, mein Kind, nicht dein Onkel.", verbesserte sie der Schwarzrock und wurde noch etwas moralinsäuerer in der Stimme. "Und man legt eine Beichte ab, nicht hin." "Kann ich deinen Vaterschaftstest sehen? - Ich lege Kleidung ab, aber keine Beichte." - "Ich bin dein geistlicher Vater, Kind, und das mit dem Kleiderab- legen ist hier nicht erwünscht." "Also, wann steigt die Party?" "Das ist eine sehr ernste Tätigkeit, kein Amüsement, meine Tochter. Du scheinst seelisch nicht darauf vorbereitet." - "Und ob ich das bin. Ich will jetzt eine Beichte buchen, aber dalli. Und hör auf mich mit 'Tochter' anzureden, davon werde ich ganz nervös." "Das ist das Gewissen! Das schlechte Gewissen meldet sich!" Da fing der Priester an, sie in den Beichtstuhl zu drängen als wäre er ein Freier auf Entzug. "Schnell, wir müssen es fangen, ehe es wieder wegfliegt!" Sie war in übermütiger Stimmung und wollte den Gottesmann ein bißchen hochnehmen. Darum fing sie an davon zu sprechen, daß sie in einer Armenküche gearbeitet und Gift ins Essen geschüttet hätte, wovon alle krepiert wären. Dann wäre sie in den Dschihad ge- zogen und hätte mit einer Maschinenpistole im Ordinariat eines Bischofssitzes 'aufgeräumt'. Ferner hätte sie eine Verkehrsmaschine in ein Hochhaus gelenkt, aber wäre vorher noch schnell mit dem Fallschirm abgesprungen,... und solche haarsträubenden Sachen mehr. Dem Priesterlein standen die Haare zu Berge. - "Ach ja, und ich überfalle einsame Autofahrer auf der Nationalstraße und raube sie aus.", fügte sie beiläufig hinzu. - "Du bist der strafende Finger Gottes", brabbelte er vor sich hin und bekreuzigte sich. - "Nein, sein kleiner Zeh.", antwortete sie belustigt. "Aber rot lackiert." Der Schlachterberuf als soziale Chance sauber. Zum Glück sind seine Objekte der Begierde meist nicht sehr teuer, sodaß er sich den Kauf leisten kann, ohne in Beschaffungskriminalität abzurutschen. Uckel sorgt sich bereits, was aus seinen Lieblingen würde, wenn er einmal nicht mehr wäre. Er würde seine Sammlung gern testamentarisch einem Museum vermachen, das die Objekte erhalten und ausstellen würde. "Ich gönne der Nachwelt den Spaß, den ich mit ihnen hatte. Wer weiß, vielleicht haben dann alle Menschen Implantate in den Augen und wissen diese zauberhaften Gestelle gar nicht mehr zu schätzen?" Seite 4 Februar 2015 www.cornuscopia.de Jeden Monat ein abgeschlossener Kriminalroman aus dem ultragemeinen sündigen megadurchtriebenen gewissenlosen hypergefährlichen Doppelleben von LADY SADIST ! THRILL! D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e Lebenszeichen von Fidelio Castrato Seitdem der 'Comandante' das letzte Mal in der Öffentlichkeit zigarre-paffend gesehen wurde, ist viel passiert in Kuba: das Land hat den jahrzehntelangen Stillstand in den Beziehungen mit den USA überwunden und es ist die vorher undenkbare Annäherung geschehen. Für diesen Wandel in der Politik steht aber nicht Fidelio, sondern sein Bruder Raolo, der schon die Machtbefugnisse vom siechen Revolutionsführer übernommen hatte, an welchem der Zahn der Zeit etwas schneller nagt als an Raolo. So war wochenlang darüber spekuliert worden, wie der 'Comandante' zu diesem epochalen Politikwechsel stünde. Er muß eine persönliche Abneigung gegen die USA hegen, schließlich haben diese ihm öfters nach dem Leben getrachtet. Die Hauptsorge Castratos gilt der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen. In einem Brief an die Zeitung 'La Habana Correos' äußerte der greise Politiker Befürchtungen, es könnte sich bei einem einsetzenden Export von HavannaZigarren eine Knappheit im Lande einstellen, die es ihm unmöglich mache, sein tägliches Pflichtprogramm von zwanzig Zigarren dieses Typs einzuäschern. Für den Fall, daß sein Konsum gefährdet würde, so Lang ersehnt, endlich veröffentlicht: Die neuen Naturaufnahmen der Synthi-Pop Formation "Sound of Peace". Die Langspielplatte enthält seltene LiveAufnahmen von einer Wiese in Backnang und Windgeräusche aus Nepal. Deutlich sind die Gesänge von Krähen und Elstern zu unterscheiden, und idyllisch quaken Frösche in den Baumwipfeln. Nur die brummelnden Mosquitos sind doch etwas lästig, das hätte man herausschneiden können. In das überzeugende Konzept will das Plätschern eines Gebirgsbaches auch nicht passen, zumal es technisch überhaupt nicht möglich ist, ihn bergauf fließen zu lassen. Hier hätte etwas mehr Recherche dem Kunstprodukt insgesamt gut getan. Castrato ungehalten, werde er eine Revolution starten und das Regime seines Bruders stürzen. Er würde sich keinesfalls mit importierten Mentholzigaretten aus dem "unzivilisierten Yankee-Land" abspeisen lassen oder deren chemisches Gebräu anrühren, falls es auch auf dem Gebiet der zweiten Landesspezialität, dem Rum auf Zuckerrohrbasis, durch imperialistisches Abschöpfen der Produktion durch den nördlichen Nachbarn zu Engpässen käme. "Ich möchte hier keine Neuauflage des Batista-Regimes erleben, und das stützte sich auch auf die Mafia des Nordens." Mark-Anton Slumfhusen hat einen dünnen Gedichtband veröffentlicht mit Namen "Vorauseilende Erinnerungen an die Front", wo wir an seinen ersten Eindrücken Syriens, wo er als Dschihadist untergetaucht ist, teilhaben können. Es ist allerdings nach drei Seiten bereits ermüdend, die zahlreichen grotesken Tötungsfantasien in Richtung eines gewissen T.L., den zu enthüllen der Autor uns auch schuldig bleibt, über sich ergehen zu lassen. Insgesamt macht die Poesie Slumfhusens einen pathologischen Eindruck. Leider geht es mit diesem früheren Talent, seitdem es von Haß und Vernichtungsfantasien zerfressen wird (also seit Anfang an) stetig bergab. Gastautor: Schlagstockschwinger Zacharias M. Tulpe Keystoned Cops: Monatlicher Lagebericht Vorsatz fürs Neue Jahr' getan, die Konstitution der Beamten durch mehr Körpereinsatz zu stärken! Also nichts wie raus und die Schlagstöcke eingesetzt! Wir stieben durch die Stadt und hauten alle mit entzündlichem Material um. Bald begann sich das Krankenhaus mit Verwundeten zu füllen, die Knallerei wurde übertönt durch Kampfgeräusche, berstendes Glas, umgeworfene Autos und allerlei Geschrei. Wir hatten noch einen Gefallen zugute bei der Feuerwehr: darum mußte diese ausrücken und den Druck ihrer Schläuche auf die Störenfriede entleeren. Diese wurden nur so übers Pflaster gespült, es war eine Wonne das anzuschauen. So stellten wir Ruhe und Ordnung wieder her, und auch die Stadtreinigung und der Katastrophenschutz bekamen durch uns sinnstiftende Betätigung, denn am Morgen danach war großes Aufräumen und Reinigen angesagt. * Falschspieler im Spielcasino * Der Monat Januar war wie immer der erste eines neuen Jahres, durchtränkt mit Alkoholexzessen und guten Vorsätzen. Darum rankt sich auch unser erster Einsatz um die Neujahrsnacht, in der vorwitzige Bürger darum bettelten verprügelt zu werden. * Neujahr ist kein Vorwand für Randale * Wir wußten aus vorangegangenen Neujahrsnächten in etwa, was uns erwarten würde. Jedenfalls kein Rosenmontagsumzug oder der Lampionumzug vom Sankt-Martins-Tag. Stattdessen viele Verrückte mit Sprengkörpern in den Händen, bereit, einiger Finger verlustig zu gehen. Das ist zugegeben ihr Problem, aber wir reagieren allergisch auf diese unerwartete Knallerei ab Mitternacht und hauen jedem in die Fresse der meint er könne in unserem friedlichen Umfeld Radau machen. Unsere Eingriffstrupps schwärmten aus und konfiszierten massig Sprengstoffmaterial, wo immer einer damit herumlief. Bald waren die seite über immer neue E-mailAdressen, die natürlich alsbald als Spam ausgeschlossen werden. Der Stalker hat auch ihre Privatadresse ausfindig gemacht und legte vor ihrer Tür schon alles mögliche ab, von Devotionalien in Form von Plüschfiguren über fingierte Todesanzeigen zu ihrer Person bis hin zu ausgedruckten Bildern seiner Genitalien und geplättete Insekten. Ein von C.PW.R. befragter Psychologe meint dazu: "Herr Sohlschlegel lebt in seinem eigenen Univer- sum, wo er das unverstandene Genie ist, und sein krankhaftes Mitteilungsbedürfnis an Frau Nalreina rührt daher, daß er LKW-Flächen voll davon, und nach Einlieferung der Konterbande auch unserer Revierkeller. Wir hatten aber vergessen einen zweiten Keller zu beschlagnahmen, um das Zeugs unterzubringen. Was also tun? Sprengmeistergehilfe Friedhelm Rumpel hatte den errettenden Einfall: ein brennendes Streichholz hineinwerfen schafft neuen Raum. Gesagt, getan. Aber nach dem Rumms brach die Kellerdecke ein, was dummerweise auch der Fußboden des Wachbüros war, und zentnerweise verschwanden unbearbeitete staubige Akten im Loch. Jetzt brauchte man nur noch von oben zuschütten und sich befreit fühlen. Auf der Straße ging unterdessen die Knallerei weiter. Offenbar wurde auf dunklen Kanälen noch immer Terrorspielzeug in die Stadt geschmuggelt, um die von uns konfiszierten Explosivwaffen zu ersetzen. Die Luschen von der Stadtverwaltung baten uns, untätig zu bleiben, da "sich das Problem von alleine löse". Aber der Reviervorsteher hatte doch gerade das Gelübde als 'guten Es ist richtig, daß im Spielcasino hauseigene Detektive angestellt sind, um den Spielbetrieb zu überwachen und Leute , die allzu viel Glück beim Spiel zeigen, als daß das noch mit rechten Dingen zugehen könnte, freundlich in ein schalldichtes Nebenzimmer zu bitten. Aber wenn diese Detektive nichts taugen, muß man Hilfe bei den Keystoned Cops suchen, die natürlich sämtliche dreckigen Spieltricks kennen (sich aber nie davon korrumpieren ließen!) und Betrüger von hinten und seitenverkehrt im Dunkeln um die Ecke, schon aus dem Nachbarstaat, erkennen! Es schrillte die Glocke der Direktleitung zum großen Spielcasino von Monte Carlo und wir schickten Squadron B, die zwei ehemalige Falschspieler im Team hatte, welche auf den Pfad der Tugend gefunden hatten und heute ihre wertvollen Kenntnisse der Verbrechensbekämpfung zur Verfügung stellen. Unauffällig verteilten sich unsere Leute im brechend vollen Hauptsaal des Casinos, wo Roulette mit drei Kugeln in zwanzig Grad Schräglage gespielt wurde. Aber sonst schien alles ordnungsgemäß abzulaufen. Dachten wir jedenfalls, bis wir einer Gestalt angesichtig wurden, die auf ihrem Rücken einen befestigten Zettel trug: "Ich bin ein Falschspieler". Wir machten ihn auf die Verleumdung aufmerksam und nahmen den Wisch ab, nicht ohne ZehenAbdrücke darauf zu suchen, die der potentielle Erpresser hinterlassen haben könnte. Zwar fanden wir keine, aber da stand eine hingekritzelte Telefonnummer auf der Rückseite des Papiers. Das war uns dann doch zu billig, erfahrungsgemäß sind solche 'Indizien' vorgeblicher Natur und intentiös gelegt. Wir haben uns angewöhnt sie zu ignorieren, stattdessen verlassen wir uns auf unsere professionielle Intuition. Die ließ uns den Mann ins schalldichte Nebenzimmer bitten, wo er so lange Ohrfeigen bekam, bis er uns gestand ein Falschspieler zu sein. Gut, wir nahmen ihm hunderttausend Pesos ab für das Versprechen, ihn nicht an die Polizei zu verraten. Da kam ein aufgeregter Hausdetektiv zur Tür hinein. Er hatte einen weiteren Falschspieler ertappt! Wir gingen uns zur Beweisaufnahme die Szene anschauen. Ein gesetzter Herr im Smoking war im Kartenspiel begriffen und zog ständig hochwertige Karten aus seinen Ärmeln, den Socken, dem Hemdkragen, hinter der Krawatte hervor und auch seine Zahnprothese enthielt ein Geheimfach für Pik-As. Er wurde ins schalldichte Nebenzimmer geleitet und ausgenommen. Unsere Fachleute assistierten ihm eine besondere berufliche Begabung, und so wurde er nach der üblichen Prügel gefragt, ob er den Keystoned Cops beitreten wolle. Er sagte zu und trat kräftig aus. Soviel Rache muß sein. Alsdann zogen die Vorgesetzten beruhigt von dannen, denn jeder wollte als erster auf dem Revier eintreffen um den Erfolg für sich persönlich zu verbuchen. Nun schlug die Stunde der untergebenen Cops, die drei FalschspielFachleute gingen zurück in die Publikumsräume, um ihre Qualitäten unter Beweis zu stellen. Ohnmächtig mußte die Spielcasinoleitung zusehen, wie wir ihre Kundschaft elegant im falschen Spiel molken. Selbst schuld, denn der Champagner war lauwarm bereitgestellt worden. Der Cornuscopia Parallelwelt Revue Kummerkasten Dörte Dörröbst‐Dirtydirndl berät Sie schief in abschüssigen Lebenslagen Die Hoffnung stalkt zuletzt Die Heavy Metal Interpretin Armada Nalreina ist aus ihren problematischen Fankreisen allerhand gewohnt, insbesondere Nachstellungen von männlichen Fans, die ihr ihre unerbetene Liebe aufdrängen. Aber einer von ihnen, von dem nicht mal sicher ist, ob er den Fans überhaupt zuzuzählen ist, schlägt dem Faß den Boden aus. Es handelt sich um den gescheiterten E-Bassisten Markus Sohlschlegel, der Nalreina seit drei Jahren schwer auf den Wecker geht. Erst versuchte er sich einen gewissen beruflichen Wert zu verleihen, indem er der Künstlerin seine Songs einsandte und ultimativ aufforderte, sie mit ihm zu vertonen, "ansonsten würde ihre Karriere einen Knick erfahren". Da der eigenwillige Sohlschlegel die Kompositionen, wenn es denn welche sind, in einem nur ihm bekannten, von ihm erfundenen neuen Notationssystem niederschrieb, konnte niemand etwas damit anfangen. Sohlschlegel begann der Sängerin aufzulauern. "Er ist extrem ungepflegt, rasiert sich nicht, war seit Jahren nicht beim Friseur.", beklagt sich Armada Nalreina. "Er stank nicht nur nach Alkohol, sondern auch nach Schweiß und schien ungewaschene Klamotten zu tragen. Einfach abstoßend." Sohlschlegel ließ sich davon nicht beeindrucken und wies Nalreina ultimativ darauf hin, auf seine "inneren Werte zu achten", sonst würde "ihr eines Tages auch die Seife ausgehen". Er bombardiert ihre Web- Seite 5 Februar 2015 www.cornuscopia.de Online‐Ausgabe 29 Heute: "Alle sind verliebt und verhalten sich unlogisch!" Agnes Schneider aus A. schreibt: meint von ihrem Erfolg etwas abbekommen zu können. Das hat sich in sexuellen Vorstellungen ausgeschmückt und übersteigert." - Sohlschlegel dagegen meint: "Alles Quatsch. Ich will nur meine Rechte einfordern. Armada hat nur Erfolg, weil sie von mir aufgebaut worden ist. Alle ihre Songs sind von mir geklaut. Sogar ihre Fotos sind nach meinen schriftlichen Anweisungen komponiert und posiert. Das leugnet sie, das Biest! Aber ich krieg sie schon! Ich fordere sie ultimativ auf, mich zu heiraten, sonst heirate ich mein Kaninchen!" Die Musikerin hat Polzeischutz angefordert und bei Gericht beantragt, daß sich der Stalker ihrem Aufenthaltsort nicht mehr nähern dürfe. Aber solche Maßnahmen machen ihn nur wütender: "Das Miststück weiß nicht, was gut für sie ist! Aber ich werde es ihr schon beweisen! Ich werde es allen beweisen! In Wahrheit ist sie eine zeitlich falsch plazierte Wiedergeburt von mir! Ich weiß es! Und sie muß sich daher mit mir körperlich vereinigen, ich verlange es ultimativ!" "In meiner Umgebung beobachte ich einige Leute, die sich nicht im Griff haben, weil ihr Verstand aussetzt wegen dem, was man so 'Verliebtheit' nennt. Dann tun sie Dinge, die ihr Leben ruinieren, gehen Risiken ein, die sie selbst nicht sehen, und sind für Ratschläge absolut unzugänglich. Nun habe ich Angst, daß es mich selbst erwischen könnte, denn da scheint irgendwas in der Luft zu sein, das ansteckend wirkt. Vielleicht kommen die Forscher auch irgendwann zur Erkenntnis, daß es sich bei Liebe in Wahrheit um einen Bazillus handelt, der die Nerven angreift. Würde mich nicht wundern." D. D.‐D. antwortet: "Sie können ünbesörgt sein. Die Überträgüng öder Änstecküng geschieht nicht über die Lüft, söndern näch Begütächtüng vön Vermögensverhältnissen, älsö dürch Augenscheinnehmüng vön Besitz, Kenntnis vön Bänkköntöbeständen ünd dergleichen mehr. Vermeiden Sie köntinüierlich änderen Menschen Aufschlüß zü geben über ihre Vermögensverhältnisse, sind Sie weitgehend sicher vör Änstecküng." Agnes Schneider aus A. ist anderer Ansicht: "Kann nicht sein. Es erwischt auch Habenichtse. Das wäre auch alles andere als unlogisches Vorgehen. Nichts ist so logisch als das Streben nach Besitz." D. D.‐D. wird patzig: "Ich ärbeite ja auch hier öhne änständig bezählt zü werden, sömit händele ich ünlögisch. Wäs män auch än meinen Äntwörten auf Kräm wie den Ihren sehen känn. Älsö legen Sie diese Mäßstäbe nicht än. Wömöglich sind Sie bereits infiziert vön den Liebesbäkterien ünd däher nicht Frau ihrer Sinne!" (Anm.d.Red. <Wir geben hier den Umlaute‐ Sprachfehler der Autorin auf deren Wunsch unverfälscht wieder>) Anzeige: DörröbstDirtydirndl D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e Seite 6 Februar 2015 www.cornuscopia.de Online‐Ausgabe 29 "Die Abenteuer von Mildred Labersack" +++ 6 +++ Eine Bildergeschichte von Max Tillerholz Anzeige: Fortsetzungsroman: Plan B der A‐Planer von Planet C'Deh von Miguel Canailles Folge 7 Bedharga wollte sich die Haare raufen. "Greenhorn! Willst du hin‐ gehen und ihnen das Röckchen lüften um nachzuschauen? ‐ Ohne mich! Beschränke deine Ambito‐ nen auf die Teufelsbrut aus Fleisch und Blut, die ist auch für Überraschungen gut, und jetzt raus hier!" ‐ Einer der Amazonen‐ roboter richtete ihren Blick auf Hippo und Bedharga und setzte Snobs aller Welt Anzeige: sich in Bewegung, auf sie zu. Das war Risoletta. Bedharga bekam es mit der Angst zu tun und stürzte davon, nicht ohne Hippo am Arm zu packen und mitreißen zu wollen, aber der schüttelte ihn ab und blieb wo er stand. Er bemühte sich, gelassen auszusehen, als die Maschine an ihn herankam. "Warum habt ihr uns nicht abge‐ knallt?", fragte er sie treuherzig. Risoletta war sicherlich imposant anzuschauen, aber zu keiner Se‐ kunde war er von ihr einge‐ schüchtert. Irgendwie hatte er es im Gefühl, daß ihre Ströme in gleicher Richtung flossen. "Ihr seid zu unbedeutend. Wir sind aus einem anderen Grund hier, nicht um Insekten zu zertreten." Susemil Hippo war amüsiert. "Wir sind aber doch etwas größer als Insekten. Und Waffen haben wir auch." "Für uns ist zwischen bewaffneten Insekten und bewaffneten Men‐ schen kein großer Unterschied." "Wirst du mir verraten, was ihr dann auf diesem langweiligen Schiff macht?" Risoletta hielt ihm ihre Waffe unter die Nase zum Zeichen, daß er sich zu viel erlaube. "War ja nur der Versuch einer Konversation.", entschuldigte er sich verschmitzt. "Du kennst Rabian Lengsholzen?", fragte die Amazone nach kurzer Pause. "Wer soll das sein? Ein Quizmaster im Virtuellraum?" Sie wies lässig in eine Ecke, wo ihre Mitstreiterin einen alten Mann in ihre Mitte genommen und ihm eine Haube unbekannter Machart aufgesetzt hatten. "Das ist Jedesmal eine neue Erkenntnis, jedesmal eine neue Bewußtseinsstufe! Heute: Weichei sein und herrschen! Das geht doch besser: er, dieser Mensch." "Was macht ihr mit ihm? Das ist doch nur ein alter Mann unter vielen." "Wir verwerten ihn. Er war ein großer Kybernetik‐Ingenieur, in seiner aktiven Zeit." Endlich verstand Susemil Hippo. Die Amazonenroboter waren hier, um sich menschliches Wissen an‐ zueignen. Nicht irgendwelches, aber bestimmtes und wertvolles. Die anderen Senioren schienen nicht für sie interessant zu sein, die wurden ihren Pflegerobotern überlassen. Es war kein Vergleich zwischen den Amazonen und die‐ sem Personal, das sehr billig kon‐ struiert war und kaum wahrnahm, daß fremde Maschinen auf dem Schiff herumliefen und nichts mit diesem zu tun hatten. Es war voll konzentriert auf seine Aufgaben Idiot's Delight Eier sind zerbrechlicher und bemitleidenswerter als alles was sie je zerschlagen haben! Fragen Sie im Fachhandel nach Idiot's Delight! und nichts weiter. "Ihr werdet uns doch nicht dabei stören, oder?", wollte Risoletta spöttisch von Hippo wissen. Er be‐ eilte sich zu verneinen. Es wäre ein zu ungleicher Kampf gewesen, und es gab hier nichts, weswegen man alles aufs Spiel setzen müßte. "Ihr seid Piraten, nicht wahr? ‐ Von der verzweifelten, armen Sorte. Sonst würdet ihr kein Ausflugsschiff der Pensionärsge‐ sellschaft entern." "Mein Boss ist der Meinung, man soll von zwei Risiken immer das kleinere wählen, auch wenn der Verdienst geringer ausfällt.", erklärte Hippo. "Gut, das ist logisch. Du hast einen guten, wenn auch wenig ambi‐ tionierten Boss. Da hast du Chan‐ cen, daß du länger lebst als deine draufgängerischen Kollegen, und
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