Seiten - Cornuscopia Parallelwelt Revue

Die Cornuscopia Parallelwelt Revue
Online‐Ausgabe 29
französischen
Satire-Landschaft. Während der üblichen
Schuldsuche in der westlichen
Gesellschaft tauchen auch beherzte Stimmen auf, die auf die
Gemeinsamkeiten dieser Terrorgruppen hinweisen als der
Grundlage ihrer Tätigkeit. Was
könnte diese Grundlage sein?
Zählen wir auf: neben weißen
Gewändern und Mützchen oder
Tüchern um den Kopf gehört
dazu unbedingt eine an die
Wand gelehnte Schnellfeuerwaffe, bevorzugt Kalaschnikow.
Es gehört ein Logo mit arabischen Schriftzeichen an die
Wand; aber Sinnsprüche, die
man auch in zivilisierten Ländern lesen kann, sind auch
nicht verkehrt. Es muß dabei
nicht unbedingt auf fehlerlose
Rechtschreibung geachtet werden, schließlich sind Bücher
"Sünde" (sagt Boko Haram),
der fortschrittliche und künstlerisch angehauchte westliche
Beobachter wird derlei als gültige Kulturbetriebskritik zu in-
kennt man den geleerten Waldund Wiesen-Dschihadisten mit
ziemlicher Sicherheit. Wer etwas anderes behauptet, ist
Kreuzritter oder Zionist. Die
Maschinenpistole oder AK-47
ist gottgefällig stets auf der
linken Seite aufzustellen, ihr
Munitionsbehälter hat vom Got-
bürokratischen Hürden aber
nicht zu fürchten - diese qualifiziert sich fürs Durchwinken
durch Videobotschaften mit
Hinrichtungen von Gefangenen,
vorzugsweise durch die allahgefällige Methode des Köpfens.
"Das Abschlagen des Hauptes
ist eine Demutsgeste, die Gott
terpretieren und zu schätzen
wissen. Bei seinem Videoauftritt sorgt der Dschihadist dafür,
zu allem entschlossen und unwitzig zu erscheinen. Unfreiwillige Komik ist dagegen zulässig. Lächeln ist unbedingt zu
vermeiden, und alles was darüber hinausgeht, könnte als
teuflisch mißinterpretiert werden. Allah mag keinen Humor,
schließlich ist 'Die göttliche
Komödie' von Dante ja auch
einer von den 'satanischen Versen' und nicht in einer islamistischen Koranschule auswendig
gelernt worden. Denn das allein
zählt: auswendig lernen und
fehlerhaft aufsagen. An dieser
schöpferischen Leistung er-
tesmann wegzuzeigen, um eine
Doppelbedeutung als PhallusSymbol zu erfüllen. Solche Videobotschaften werden einerseits als posthume Unterschriften unter noch zu begehenden
Terrorakten verwendet, als auch
als Visitenkarte für die dann
anstehende Gesichtskontrolle
beim Zutritt zum mohammedanischen Paradies. Sonst
könnte ja jeder kommen und
seine 72 Jungfrauen einfordern.
Die sind nur für wirklich bescheuerte Gotteskrieger reserviert, schließlich hat ihre Ausbildung als Lustsklavinnen was
gekostet und dann sind noch
die Krankenversicherung und
die Rentenversicherung zu bezahlen! Die Sonderschulklasse
des Dschihadismus hat solche
gütig stimmen wird.", sind sich
Rechtsgeleerte der Al-Mukr
Moschee von Bielefeld-Süd
einig. "Der Kopf ist ein Hort der
Rebellion, und ohne Kopf erstirbt der Widerstand gegen
Gott. Und man muß auch nicht
tot sein ohne Kopf - Gott ist
allmächtig - er kann auch
bewirken daß man ohne Kopf
noch herumläuft. Darum wird
von Dschihadisten gern auf
Klaus Störtebecker verwiesen.
"Der war ein gläubiger Moslem.
Das wird aber verschwiegen. Er
führte Heiligen Krieg gegen die
Christen. Nach seiner Hinrichtung tat Allah an ihm ein Wunder und ließ ihn noch herumlaufen und im Supermarkt einkaufen. Darin sieht man, Gott
ist groß!"
Bobby & Mobby
Wenn du nicht
endlich was
von mir an‐
nimmst,
streike ich!
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Dschihadisten - Wie sich die Bilder gleichen
Geistlose Zeiten, brutale Zeiten:
während Boko Haram in Nigeria im Namen des Islams eine
Schneise der Verwüstung ziehen, schlagen die Dschihadisten in Paris zu und töten in kurz
aufeinander folgenden Terrorakten 17 Menschen, darunter
die Creme de la Creme der
Februar 2014
If you don't like our singing; it's the needle! +++ Nous sommes Charlies +++ Mbala Mbala est Mplem Mplem
Aha. Das sind
also diesmal
'Streikpos‐
ten', richtig?
Wenn es Stofftiere regnet...
Volkswirtschaftliche Schäden durch Hobbymaler so hoch wie nie
Unter Hausfrauen, Alkoholikern
und gescheiterten Popstars finden sich viele Menschen, die
sich mit Farben, Pinseln und
flächigem Material eindecken,
um darauf herumzumalen. Darauf macht der Halbwüchsigenrat der Deutschen Wirtschaft
aufmerksam. Während man
früher eher die Vorteile dieser
Tätigkeiten herausgestellt hatte, der darin bestünde, daß Aggressionshandlungen
dieser
Personengruppen durch Umleitung oder Ablenkung vermieden, sowie der Absatz von
Künstlerbedarf angeleiert würde. Inzwischen sehen die Erkenntnisse aber anders aus:
"Wir schätzen, daß der Verbrauch von Chemikalien, Holz
und was sonst noch in die Produktion von Künstlerbedarf ein-
ke sind in der Regel unverkäuflich, unansehnlich oder uninteressant. Ihre Bestimmung ist
entweder der Müll, der Keller
oder die Wand des Gäste-WC.
Das wird den Produktionskosten der verwendeten Rohstoffe
nicht gerecht. Man rechnet vor,
daß jede Tonne Fichtenholz, die
beispielsweise als früh verklebte oder gebrochene Pinsel vergeudet würde, ebensogut zu
hochwertigen Hochglanzprospekten der Briefkastenwerbung
hätte verarbeitet werden können, oftmals geschmacklich
viel wertvoller als die Werke der
Farbenpanscher. In Volkshochschulen regt sich unterdessen
der Widerstand durch eine
Woche des 'Protestgeschmieres' um den Wert dieser Betätigung zu beweisen.
fließt, der Volkswirtschaft insgesamt einen wachsenden und
zunehmend bedrohlichen Schaden antut. Nicht nur fehlen
diese Dinge für wichtige Produkte, auch die Zeitverschwendung durch die Hobbymaler
bringt uns alle international ins
Hintertreffen.", so die Pressestelle des Halbwüchsigenrates.
Denn zweifellos könnte diese
Zeit besser genutzt werden,
etwa durch Fernsehen oder das
Bestarren von Zimmerdecken.
Diese früher so bedeutsamen
Hobbies sind völlig ins Hintertreffen geraten und die Hersteller von Fernsehgeräten und
Deckenanstrichen haben auch
schon viele Mitarbeiter entlassen müssen, wegen der Flaute
in der Nachfrage. Die von Hobbykünstlern hergestellten Wer-
Disqualifiziert!
Beim Großen Preis von Reginaldshausen kam es zu einem
großen Eklat: das für Transnistrien startende Team Uljanow/
Pausbakkova, obwohl zeitweise
in Führung, wurde von den
Ringrichtern und Balljungen
aus dem Rennen genommen
und mit vereinten Kräften vom
Platz getragen, da ihr Rennwagen gar kein solcher war,
sondern aus zwei getarnten
Fahrrädern zusammengesetzt
und durch optische Tricks als
Automobil ausgegeben war. Ein
eilig vorgenommener Alkohol-
Phänomenologen und Physiker
sind ratlos: Die Bochumer
Floristin Mathilde Schlupp verfügt über das seltene Talent, es
Stofftiere regnen zu lassen.
Auch Exorzisten der bekannteren Kirchen stehen ratlos vor
dem übersinnlichen Vorgang.
Der Experte der C.PW.R. für solche Fragen, Dr. Mazlo-Broilersk,
weigerte sich, die Geschichte in
seine Kolumne auf Seite 4 zu
nehmen, da "ich mit meinem
Alt-Aramäisch am Ende" sei.
Soll heißen, selbst unser Autor
für alles Übersinnliche findet
keine Erklärung. Und was sagt
Frau Schlupp zu ihrer seltenen
Veranlagung? "Ich bin nicht nur
Floristin, ich bin auch Blumengebinde-Steckerin und Gemüseflechterin mit Diplom. Da ging
manchmal etwas schief und ich
warf es im Zorn in die Höhe, da
kam es wieder runtergeflogen.
Dann war da die Umschulung
zur Stechmücken-Häklerin und
Teddybär-Ausformerin, das hat
mich auf ganz neue Wurfgeräte
gebracht. Jetzt werfe ich im
Zorn halbfertige Schmusetiere
hoch und das Zeug - kommt
auch von oben geflogen!" - Das
wäre an sich noch nichts Ungewöhnliches, wendet Prof. Hinklich von der Schule des Paranormalen in Wiesbaden ein.
"Das Eigenartige liegt doch
vielmehr darin, daß solche Ge-
test ergab außerdem, daß das
Fahrzeug gedopt war und sich
ein falsches Kennzeichen angebracht befand. Die beiden sturzbetrunkenen Fahrer beschwerten sich bei der Rennleitung
und werteten den Vorfall als
politisch motivierte Provokation
und Schikane, aus dem alleinigen Grund, weil die Republik
von Transnistrien nicht anerkannt sei und sie beide keine
gültigen Aufenthaltspapiere dabei hätten, außerdem wäre das
ein Vorwand, um die Sprengstoffvoräte und automatischen
Waffen in ihrem Hotelzimmer
beschlagnahmen zu können.
genstände auch dann zu Boden
fallen, wenn Frau Schlupp
nichts hochgeworfen hat." Darüber herrscht aber Uneinigkeit
unter den Experten. Atomphysiker Hugonaut Luppert von der
Humboldt Universität Berlin
weist darauf hin, daß Schlupp
unter der Decke ihres Schlafzimmers eine Netzvorrichtung
aufgehängt habe, die eine Menge hineingestopfter Stofftiere
enthalte, und über einen ausgeklügelten Zugmechanismus
von unten geöffnet und wieder
verschlossen werden könne, "sodaß in dem Moment, wenn
Forscher im Raum sind, das
Wunder mit dem Stofftierregen
erzeugt werden" könnte. Andere Wissenschaftler bestreiten das und halten das Netz für
eine gewöhnliche Hängematte,
die falsch montiert worden sei,
oder negieren ihr Vorhandensein überhaupt. Einem belgischen Kollegen war aufgefallen, daß die herunterfallenden
Objekte keineswegs halbfertig
seien wie Frau Schlupp behauptet, sondern gebrauchsfertig,
manchmal mit Preisschildern
dran oder in Umverpackung. "In
der Tat, da geht es nicht mit
rechten Dingen zu." Die Experten suchen daher jetzt
verstärkt auf der linken Seite
der Dinge nach einer Erklärung.
Doch die Streckenposten waren
ohne Gnade: sie wiesen auf die
zahlreichen Abhörgeräte und
versteckt angebrachten Überwachungskameras am 'Automobil' und übergaben die beiden Agenten der Abwehr, weil
die
angebrachten
Gerätschaften durch Übergewicht die
Hubraumklasse, in der Uljanow/Pausbakkova angetreten
waren, bei weitem überstiegen.
Ein Grund mehr für das unwürdige Ausscheiden der uneinsichtigen Transnistrier, die
prompt Russische Truppen zu
ihrer Befreiung anforderten.
Erscheint auf: www.cornuscopia.de
D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e
Online‐Ausgabe 29
C.PW.R. Star des Monats:
Mary Philbin
*1902, Chicago, Illinois
Der Müßiggang der Upper Class und die gepflegte Langeweile
Die Einkommensschere geht
auseinander und es gibt immer
mehr Extremreiche gegenüber
extrem vielen armen Schluckern. Dies obwohl auch die
Schluckspechte unter den Reichen vertreten sind während
man ganz unten schnupft, zwar
kein Cocain, aber doch bei
notorischer Erkältung infolge
Heizmittelmangel ganz ohne
bewußtseinserweiternde Hilfsmittel. Stefan Droller (56), der
seit dreißig Jahren wohnsitzlos
ist, hat so eine Vorstellungen
vom Reichsein: "Die feiern von
früh bis spät, bekommen alle
hübschen Mädchen und arbeiten nie. Dazu fahren sie die
tollsten Autos und wohnen in
Penthäusern und Schlössern."
Magnus Protzlust (61), der
schon als Millionär geboren
wurde und inzwischen durch
Nichtstun fast eine Milliarde
beisammen hat, hat aus umgekehrter Sicht so seine Ideen
vom Leben als armer Wicht:
"Die wichteln von früh bis spät
in Bergwerken und haben trotz
vier Nebenjobs immer Schulden, dann sind sie alle häßlich
und ungebildet. Die müssen unter Brücken schlafen oder in
Plattenbauten
dahinvegetieren."
So treffen die Vorstellungen
Igor Strichnin informiert:
Anzeige:
aufeinander. Wir ließen uns von
Protzlust in seinen Freundeskreis, der unübersehbar ist, weil
er als freigiebig gilt und sich vor
Freundschaftsanfragen
nicht
retten kann, einführen. Auf ungefähr dreißig Stehparties,
Cocktailparties, Sitzparties und
Gruppensexorgien
innerhalb
vierzehn Tage hatten wir Gelegenheit uns mit den Reichsten
der Reichen und Gelangweilsten der Langweiler zu unterhalten. "Mich kotzt alles an. Ich
beneide die Working Class.",
jammert Hilde S., Erbin eines
Versandgroßhandels. "Die stehen morgens auf und wünschen sich, der Tag wäre endlich zuende wegen der sinnlosen Maloche. Ich stehe
abends auf und wünsche mir,
die Nacht würde ewig dauern,
wegen der üppigen Ausschweifungen. Ich bin eindeutig benachteiligt." - Der Playboy und
Konzernchef Michael-Jonas T.
pflichtet ihr bei: "Es ist ungerecht, wie das Schicksal mit
uns umspringt. Ich habe keinen
Überblick mehr über meine
zahllosen Affairen, und alle wollen sie Geld. Bringt eine ein
Kind, gucke ich schon gar nicht
mehr in den Vaterschaftstest,
ich zücke einfach die Brieftasche, damit Ruhe ist. Wie gut
Trotz. Der Führer zeigte dabei
wirklich eine übermenschliche
Geduld mit den Teufeln der
anderen Seite, die ihn ständig
belogen, übers Ohr hauten und
es hinterher so darzustellen
wußten, als wäre das Heilige
Rußland an allem schuld. Aber
die Weltöffentlichkeit läßt sich
nicht mehr verschaukeln, seitdem Moskau die einzig verbliebenen Sprachrohre der
Pressefreiheit und unabhängigen Berichterstattung, 'Russia-Today' und andere Medien,
in fremden Sprachen in den
finsteren Ländern dieser Welt
installierte, damit die Glocke
der Freiheit und Wahrheit überall vernommen würde. Das war
gar nicht so einfach. Die repressiven Unterdrückerregime in
Großbritannien, Deutschland
und Frankreich taten alles, um
die Russischen Journalisten als
Spione zu brandmarken und
auszuweisen, stahlen ihnen die
Autos und Kreditkarten, verübten anonyme Brandanschläge auf Privatwohnungen
und Redaktionsbüros. In der
Bild: Der Präsident besucht inkognito ein von feindlichen
Bulldozern umzingeltes Waisenhaus im Donbass und
rettet alle Kinder.
deren Grenzen unter der ständigen Gefahr eines westlichen
NATO-Großangriffs wachen sollten, und schickte sie den Brüdern zu Hilfe. Sie mußten nicht
nur die eigene Haut zu Markte
tragen für die Freiheit und die
Menschenrechte, sondern auch
aufräumen und Opfer bergen,
da die Ukrainischen Faschisten
ständig absichtlich in die Wohngebiete mit schwerer Artillerie
feuern, um so viele Zivilisten
wie möglich umzubringen.
Währenddessen bemühte sich
der Präsident mit Kräften, die
Waffenstillstandsverhandlungen in Minsk erst zustandezubringen und dann am Laufen zu
halten, allen feigen Überfallen
und Wortbrüchen Kiews zum
geht es da einem Proleten, der
einmal im Monat sich überwindet sein Nilpferd von fetter
alter Schlampe zu besteigen.
Eine klare, übersichtliche Situation, und dazu der Nervenkitzel der Notgeilheit. Wie sehr
wünsche ich mir das für mich!"
Auch Egon-Julius A. (34),
Juniorchef eines Lebensmittelkonzerns, der freilich nie sein
Büro aufsucht sondern seine
zwanzig minderbeschäftigten
Sekretärinnen den Job mitmachen läßt, seufzt mit einem
gedehnten Ton das ganze Elend
seiner Langeweile ins Mikrofon.
"Ich würde mich in einem Beruf
zu sehr langweilen. Da passiert
ja nichts, und alle dienern vor
einem herum. Das kann ich
auch zuhause haben von
unserem Hauspersonal. Warum
also mich die fünfzig Meter
zum Arbeitsplatz schleppen für
diese Erniedrigung?" Die anderen Millionäre und Milliardäre
nicken ebenso stumm wie zustimmend dazu und tauschen
untereinander erste Adressen
aus für standesgemäßen Freitod, wo Spezialisten anbieten
schmerzfrei den letzten Triumph des Luxus zu bewerkstelligen.
Aussterbende Berufe:
Der Schuster-Schmied
Die Friedensmission
Puddings im Donbass
Auf dem Ukrainischen Volk, das
hilflos der westlichen Bestie
zum Fraß vorgeworfen wurde,
lastet derzeit das ganze
schwere Kreuz des Erlösers.
Amerikanische und Europäische Horden durchstreifen das
Land auf der Suche nach Beute
und ermorden Frauen und Kinder bestialisch. Da konnte
Präsident Wladimir Pudding natürlich tatenlos zusehen, ihm
schmolz das Herz und er erbarmte sich des geschundenen
Brudervolkes. Darum sandte er
seine besten Krieger getarnt ins
Land, um zu retten, was zu retten war. Auch versuchte er die
Widerstandsbewegung
ehrbarer aufrechter Vaterlandsverteidiger, die sich in die letzten Hochburgen der Freiheit,
Donezker Volksrepublik und Lugansker Volksrepublik, gerettet
hatten um dort wenn nötig den
Heldentod von der Hand der
Nazi-Schergen zu sterben, zu
unterstützen. Selbstlos trat er
kräftige Männer des Russischen Heeres im Urlaub ab,
obwohl sie doch an allen an-
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Februar 2015
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Anzeige:
ersten Januarwoche gab es sogar einen Anschlag auf eines
unserer Karikaturenkollektive,
wobei zwölf Verteidiger des
freien Wortes und der politischen Spottzeichnung als Helden den Märtyrertod in den Anzeige:
Räumen ihrer Redaktion starben, hingemeuchelt von feigen
Agenten des gastgebenden
Landes, das natürlich die
Sache dem unterdrückten Proletariat anhängte.
Doch auch diesmal ging die
Saat der Gewalt nicht auf: Präsident Putin verurteilte die Tat
auf das Schärfste, ließ sich
aber nicht zu Vergeltungsmaßnahmen verführen, da er wußte, daß alle nur auf seine Fehler
lauerten.
Wilhelm Zoph vegetiert in einem süddeutschen Altersheim
vor sich hin. Das war nicht immer so. Früher vegetierte er in
einem norddeutschen Jugendheim vor sich hin und dazwischen lagen Jahre der ausgelebten Gewalt, die für alle Lethargie in anderen Lebensphasen mehr als entschädigten. Zoph hatte eine Lehre als
Schmied gemacht, aber als es
dann in Mode kam, Schuhe von
Menschen mit Stahl zu beschlagen, sattelte er um auf Schuster-Schmied, einem mittlerweile ausgestorbenen Beruf. Genau genommen dauerte die
Mode nicht lange an und Zopf
begann sehr bald auch seine
werktätigen Jahre als Arbeitsloser vor sich hin zu vegetieren.
Doch wenn er sich heute an
seine vier aktiven Jahre im Beruf erinnert, funkelt es wild in
seinen Augen und die Fäuste
beginnen tatdurstig zu zittern.
"Ich habe gnadenlos die ganz
langen Nägel ins Schuhwerk
getrieben, und jeder meiner
Kunden hatte blutige Füße von
den Spitzen, die sich ihm in die
Laufflächen bohrten. Das war
ein Heidenspaß, den Leuten
beim Weglaufen von meinem
Geschäft zuzusehen. Die gingen
wie auf Eiern."
Bei Zopf gab es keine Schuhbeschläge von der Stange. Er hat
immer genau Maß genommen
und die Hufe individuell angepaßt. "Es ist auch gar nicht
möglich, Massenfertigung zu
machen. Erstens sind die Schuhe alle anders geformt und es
gibt auch verschiedene Schuhgrößen. Und dann sind die Füße
darinnen auch verschieden geformt, und auch die haben
nochmal verschiedene Größen
und Anordnungen von Zehen.
Die sind manchmal nach
rechts ausgerichtet, manchmal
aber auch nach links, ungefähr
halb so oft." Sein SchusterSchmiedladen wurde allerdings
von Schadensersatz- und
Schmerzensgeldklagen überzogen und der engagierte Nagelhämmerer zur Aufgabe gezwungen. "Dabei waren meine
Menschhufe die besten im ganzen Südnorden! Sie hätten keinen besseren Mann für die
unmenschliche Aufgabe gefunden ihnen pfundschwere Eisen
an die Füße zu nageln als
mich!" - Alle Versuche Zophs,
die verblichene Mode wieder
populär zu machen, scheiterten
an der Ignoranz der Zeitgenossen. Niemand wollte sich Eisen
an die Schuhe nageln lassen,
nicht mal an die Strümpfe. "Die
Leute heute wissen nicht mehr
was gut für sie ist.", jammert
Wilhelm Zoph und läßt den
arbeitslosen Hammer zum
Dahinvegetieren wieder sinken.
Online‐Ausgabe 29
Die C.PW.R.
Wellness Kolumne
Der bekannte Sadist Adrien-Hippolithe
Schnaubfuchs fügt Ihnen virtuell böses
Leid zu und ergötzt sich an Ihren
Todeskrämpfen.
Heute:
"Sand in der Augenspülung"
Liebe Zuhörer,
Meinen Augen ist öfters langweilig.
Zu gucken gibt es nur langweiliges
Zeugs, manchmal ist alles etwas
verschwommen, dann drückt man sich
zur Belustigung eine Träne raus, aber
die Wirkung läßt zu schnell nach und
dann ist es wieder zum Weinen
langweilig. Ich sann auf Abhilfe.
Schon weil ich weiß, daß Sie jeden
Monat gebannt vor dieser Kolumne
sitzen und sich über meinen
hochtrabenden Ergüssen einen
runterholen. Jaja. Ich weiß ich bin
sexy. Deshalb mache ich Ihnen heute
schöne Augen. Dazu kippe ich mir
nur den Inhalt einer Streubüchse
Sand über die Äpfelchen. Dann
knirscht es so schön unter den Lidern,
alles verklebt und es wird schwarz wie
die Nacht vor dem Ausguck. Ein
höchst spannendes Erlebnis. Werde
ich je wieder klar sehen können? Sind
die Linsen jetzt für den Rest meines
Lebens abgeschliffen und nutzlos?
Kriege ich auch jedes Sandkorn da
wieder aus den Winkeln heraus? Man
könnte die Panik kriegen, es ist
wirklich nicht spaßig um sein
Augenlicht zu fürchten. Ich tue das
auch nur wegen der Gefahrenzulage,
die ich für meine Kolumne kassiere.
Ich weiß, eines Tages werde ich Ihrer
Gaudi wegen hier noch draufgehen.
Ihr Monsieur Schnaubfuchs
Die
Schokoladenseite an
Vladimirs
Pudding
Den Bombern und Fernbombern der Russischen Luftwaffe
war extrem langweilig in ihren
Hangars und den heimischen
Lüften. Sie verschlangen patriotische Literatur über den
Großen Überpatriotischen oder
Vaterländischen oder Muttermaligen Krieg mit Schilderungen der Heldentaten und Verzweiflungstaten ihrer Vorfahren.
Da beschlossen sie draußen ein
bißchen Nervenkitzel zu suchen
und in fernen Gefilden bedrohlich herumzufliegen, wozu sie
sich ein paar gelangweilte Jäger
mit zur Party einluden, worauf
diese gerne eingingen, denn die
ständige Literatur heldischer
Jagdflugzeuge des Weltkrieges
machte sie schon seit langem
kribbelig. Also ging es an die
Küsten Portugals, Norwegens,
Großbritanniens und sogar bis
in die Karibik. Und da man
sowieso die Sprachen der Einheimischen nicht verstand,
konnte man auch gleich die
Funkgeräte abschalten und die
Fremden schwitzen lassen über
die Intention der mit Waffensystemen bestückten Besucher
aus dem Friedensreich Puddings.
Sie mögen jetzt fragen, wo ist
die Schokoladenseite des Ganzen, wo ist Pudding überhaupt
involviert? - Nun, als die Flugzeuge nach Hause kamen,
wurden sie nicht ausgescholten, sondern bekamen Orden
angesteckt. Nur das verbrauchte Kerosin mußten sie bezahlen, denn Pudding war gerade
klamm an Sprit!
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Billigflüge müssen nicht luxuriös sein
Fliegen ist für viele Leute Routine geworden, etwas langweilig
durch die Rundumversorgung
und alle Annehmlichkeiten, die
einen im Düsenflugzeug erwarten. Dabei sollte das Fliegen
doch ein Abenteuer sein, meint
auch Pilot Andreas Plammert,
und richtet sich darauf ein, eine
Marktlücke auszufüllen; die des
beinharten Holzklasse-Passagierfluges.
Seine Maschine besteht nämlich hauptsächlich aus Holz und
Leinenbespannung, Drähte zur
Abspannung, und einem lauten
Kolbenmotor ohne Verkleidung,
neben dem der einzige Passagier Platz zu nehmen hat. Es
gibt keine Kabine und keinen
Schutz vor dem Wind, was bei
der bescheidenen Fluggeschwindigkeit auch nicht sehr
stört. Plammert hat eine aufgebohrte Nähmaschine auf die
Mitte der Tragfläche geflanscht
und ihr beigebracht, ein paar
Pferdestärken aus eingeflößtem Diesel herauszuquetschen.
Immerhin hat das Flugerlebnis
etwas Persönliches, denn der
Fluggast sitzt direkt neben dem
Piloten, dem außer seinen Steuerknüppeln keinerlei Instrumente dienen. "Das ist doch
alles Schnickschnack, außerdem kostet es Geld.", wehrt
Plammert ab. So ausgestattet
kommt natürlich nur Sichtflug
unter der Wolkendecke in
Frage, man orientiert sich nach
einem mitgenommenem Strassenatlas. Da die Flughöhe selten mehr als zehn Meter beträgt, kann auch ohne Landung
Degenerierte Bären im Nationalpark
Bob Milward und Jeremy Howitz
organisieren für gewöhnlich illegale Jagdgesellschaften in
amerikanischen Nationalparks,
wo sie seltenen Tieren, insbesondere Grizzlies, auf den Pelz
rücken. Jedenfalls war das früher so. Doch die Zeiten ändern
sich, und woran das liegt, muß
erst noch herausgefunden werden. Milward und Howitz beklagen sich bei den Parkwächtern, die mitnichten auf
einem Parkplatz auf verlassene
Autos achtgeben, über seltsame Veränderungen bei den
Bären. "Sie benehmen sich
einfach nicht mehr wie richtige
Bären. Wir sehen sie auf zwei
Beinen herumlaufen, manche
tragen auch Kleidungsstücke
wie ein Mensch es tun würde,
oder haben einen Gurt umgehängt mit Kaugummipackungen daran. Das ist doch nicht
normal." - Darüber sind die
Wilderer dermaßen verstört,
daß sie Trost bei denen suchten, die sonst nach ihnen suchen - um sie zu verhaften, oder
an die Bären zu verfüttern.
Doch auch die Rangers wiegeln
jetzt ab: "Da die beiden verhindert sind zu wildern, kann man
sie auch schlecht einbuchten.
Aber wir können uns eine neue
Lebensaufgabe für sie vorstellen." - Doch wir wollen uns erst
einmal die Details der Beschwerde anhören. Howitz
(rechtes Bild, Mitte): "Die Bären
benehmen sich unnatürlich, sie
sitzen in Gruppen zusammen
und diskutieren. Sie haben
gelernt sich Zelte zu bauen und
campen wild, dazu machen sie
offene Feuer und braten sich
dort Touristen, ohne daß die
Parkleitung eingreift. So macht
das ganze keinen Spaß mehr.
Unsere Kunden bleiben weg,
weil sie nur auf Bären schießen
wollen, die sich wie Bären benehmen, und nicht auf welche,
wo man das Gefühl nicht los
wird, daß sich Kerle unter dem
Fell verbergen und einem was
vorspielen." Damit ist die Existenzgrundlage der beiden Wil-
derer und Jagdveranstalter gefährdet, denn in ihren früheren
Beruf als Kaninchendompteure
auf dem Jahrmarkt wollen sie
nicht zurückkehren. "Da haben
wir das Häuten von Tieren gelernt, für was anderes ist der
Mist nicht gut. Man kommt sich
da vor wie Kinderclowns oder
Alleinunterhalter im Seniorenheim" Die beiden haben die
Theorie entwickelt, wonach sich
die Bären innerhalb weniger
hören aber nicht auf die Köpfe
zu schütteln: "Merkwürdig ist
das schon!"
Es ist aber auch möglich, daß
eine bislang unbekannte Bärenart aufgetreten ist, oder fremde
Wesen angesiedelt wurden, die
man fälschlicherweise als Bären identifzierte. Bild unten
links zeigt so ein Tier, bei dem
man nicht sicher ist, um welche
Spezies es sich eigentlich
handelt. "Sieht aus wie Chew-
unterwegs nach dem Weg gefragt werden, sollte die intuitive
Navigation versagen. Plammert
hofft genug Mutige zu finden,
die sich auf den Sitz neben ihn
schnallen lassen, denn "dann
kann ich mir auch mal eine
Fliegerbrille kaufen". Fluginsekten oder ganze Vögel können
die Sicht des Piloten für eine
ganze Weile rauben, dann muß
der Passagier damit rechnen,
aushilfsweise den einen Hebel
neben sich für den Flugzeugführer zu bedienen, während sich dieser die Augen freiwischt. Plammert inseriert fleissig in Anzeigenblättern des
Nordostens und will regelmäs-
bakka aus 'Start Wars'", scherzt
Bob Milward noch gekünstelt,
worauf die Blicke der Parkwächter streng werden. "Woher
wissen Sie das?", fährt ihn
einer an. Nun ist es raus: Die
Wookies aus 'Start Wars' sind
von der Regierung nach Abschluß der Dreharbeiten in den
späten Siebzigern hier heimlich
angesiedelt worden, da man
nicht wußte, wo man sie sonst
hinstecken sollte.
"So, jetzt ist es raus. Ihr zwei
laßt euch besser umschulen.
Wir bieten für Wilderer wie
euch gerade Kurse an; Pilze
schießen. Wäre das nichts für
euch?"
sige Flüge zwischen Stralsund
und Leipzig einrichten, wozu er
noch Personal sucht, das sich
als Minderbeschäftigte die verminderten
Sicherheitsstandards antut. Das Beste an der
Maschine ist indessen die
kompakte Bauart. Tatsächlich
kann sie zerlegt und in einen
Lieferwagen gepackt werden,
was im Fall eines unüberbrückbaren Defekts die Weiterreise
garantieren kann. "Das ist
unser Wettbewerbsvorteil gegenüber den Düsenjets, die
kann man nämlich nicht einfach so auf einer Wiese notlanden, verpacken und damit
auf der Straße weiterfahren."
Bauer findet
Gemüse auf dem Feld
Friedhelm Halbert ist überglücklich. Seit fünfzehn Jahren
schon bestellt er aufopfernd
seine Äcker und hatte schon
fast die Hoffnung aufgegeben,
als es endlich geschah: Halbert
fand auf seinen Landwirtschaftsflächen Gemüse und
brachte es prompt freudestrahlend nach Hause, um sich
damit von der überregionalen
Presse fotografieren zu lassen.
"Ich hatte zwar dieses Jahr Nudeln angepflanzt, doch sehen
Sie nur, was aus der Erde herausgewachsen ist!" Stolz zeigt
er einige Holzkisten mit handelsüblichem Gemüse herum.
Mißtrauische Journalisten untersuchen die prächtigen Pflanzenfrüchte nach Preisetiketten,
finden aber keine. "Nein, das ist
wirklich da draußen gewachsen. So glauben Sie mir doch!
Bitte - Bitte!! Fragen Sie mich
nicht warum!" Experten schätzen, daß sich Samen aus den
früheren Anbauversuchen trotz
mehrfachen Umpflügens und
Zerstampfens durch die wütenden Stiefel des enttäuschten
Bauern auf dem Gelände halten konnten und durch ein mysteriöses Zusammenspiel aus
Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung austreiben und wachsen konnten. Bauer Halbert
schickte die Kisten an seine
Hausbank, um die drohende
Zwangsversteigerung
seines
Hofes aufzuhalten. "Das Zeug
Anzeige:
Generationen durch das Beispiel der Touristen angeleitet
fortentwickelt haben und nun
einen überbärigen Evolutionszustand repräsentieren. "Die Zunahme der Intelligenz ist erschreckend. Wir haben auch
schon welche Kartenspielen
sehen."
Die Parkleitung dagegen wiegelt ab: "Besorgniserregend
wäre es erst, wenn diese Bären
Fabriken errichten würden und
die Abgasvorschriften für die
Schlote nicht erfüllen könnten,
oder sich Autos bauen würden
und sich damit illegale Rennen
lieferten." Das sehen Howitz
und Milward natürlich ein,
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Februar 2015
ist so rar, das muß eine Menge
Geld wert sein.", ist sich Halbert
sicher. "Vielleicht mache ich sogar noch Gewinn und kann mir
einen neuen Trecker kaufen."
Auf der Bank hatte man aber
kein Verständnis für die neue
Wirtschaftlichkeit des Hofes:
"Drei Kisten Gemüse sind für
80 Hektar einfach kein akzeptables Ergebnis!"
D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e
Online‐Ausgabe 29
Übersinnliche Begebenheiten des
Monats
Anzeige:
Roman-Autoren im Clinch
Festplatten die sich
verabschieden und
manchmal wiederkommen
Schriftsteller sind einander oft
nicht grün, geschweige denn
gelb oder ziegelsteinfarben.
Eitelkeiten beherrschen die Literaturszene, man neidet einander die Auflagenhöhe oder
das Renommé, ganz schlimm
wird es wenn die Feindschaft
Dr. Maszlo-Broilersk
Festplatten, das sind fest eingebaute Datenträger mit rotierenden Scheiben im Computer, auf
die ähnlich wie bei einer Schallplatte Informationen geschrieben und wieder abgerufen werden. Sie werden angesprochen
per 'du' über eine eigene Platine,
die die Verwaltung des Raumes
auf den Scheiben übernimmt
und über Kabel mit dem Mainboard kommuniziert. Und da
wird nicht nur übers Wetter gesprochen. Manchmal verabschiedet sich die Festplatte in den
Urlaub, oder ins Nirvana, mit
theatralischen Sprüchen ans
Mainboard. Aber man braucht
nicht jeden Abschied, der sich
dem menschlichen Nutzer als
Defekt mitteilt - die Platte wird
nicht erkannt zumeist - , ernst zu
nehmen. Dahinter steckt viel Effekthascherei. Es kann durchaus
sein, daß sich die Festplatte
nicht genug gewürdigt fühlt und
zu einer Trotzreaktion neigt. Der
Nutzer kann sich bemühen sie
zurückzuholen. Das kann geschehen durch Abziehen und
Aufstecken von Kabeln, wenn
man Glück hat oder die beleidigte Leberwurst nicht zu nachtragend ist, oder durch Revitalisierungsmaßnahmen. Als letztes
bestünde da noch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs,
indem man die Platine der Fest-
platte austauscht oder die ganze
Platte ausbaut und mal zum
Essen einlädt oder ins Kino. Ich
will mich aber nicht mit
technischen Details aufhalten,
dies ist keine Hardware-Hilfskolumne. Ich wollte über die metaphysischen Hintergründe solcher
Phänomen sprechen. Da bin ich
auch nicht der Einzige; es haben
sich schon Exorzisten auf Computerhardware spezialisiert und
spüren einer dämonischen Besessenheit dieser eigenwilligen
Teile nach. Denn: Herz auf die
Hand - mit rechten Dingen geht
es da nicht immer zu! Eine Methode zum Beispiel, um einen
Dämonenbefall zu bekämpfen,
besteht darin, eine Platine im
Backofen aufzubacken. Allerdings habe ich das nur im Zusammenhang mit Grafikkarten
gehört, und die Temperatur ist
auch nicht beliebig. Man behandelt das Teil wie in einem Kuchenrezept vorgegeben und wendet eine bestimmte Temperatur
bei einer bestimmten Zeitdauer
an. Je nach Höllenkreis sprechen
die unreinen Geister nämlich bei
verschiedenen Temperaturen an.
Die also die höchsten Tempera- Anzeige:
turen erfordern, sind die mächtigsten. Leider limitiert das verbaute Material diese Maßnahmen, nach einer Schmelze ist
alles verloren.
über das Einbauen von karikierenden Figuren im Werk geschieht, in denen sich der Kontrahent wiedererkennt. Ganz
schlimm steht es auch im
Kampf von Tobias Lüstrich
(links)
gegen Mark-Anton
Slumpfhusen (rechts). Die beiden waren sich auf einer
Lesung in Frankfurt 1995 begegnet und sogleich ergab ein
Wort das andere, es entbrannte
ein Streit wer der genialere sei.
Um das zu beweisen, baute
Lüstrich 1996 den Eiffelturm
aus Streichhölzern im Maßstab
1:50 nach, nur um zu erleben,
daß Slumpfhusen im Jahr darauf denselben im Maßstab 1:1
nachbaute, wozu er vier Ackerflächen in seinem selbstgewählten Exil Lappeltshausen
pachtete, um genügend Gelände zur Verfügung zu haben. Die
Folge war, daß monatelang in
Hessen keine Zündhölzer mehr
im Handel waren. Aber Lüstrich
gab sich nicht geschlagen, er
stellte 1998 einen neuen Rekord im Wäscheaufhängen in
seinem Garten auf, 300 Quadratmeter Wäsche in einer Stunde. Slumpfhusen nahm die
Sonnenbrillen als Droge
In Hamburg kennt jeder Alwin
Uckel (58) als den 'Mann mit
der Sonnenbrille'. Er hat immer
welche bei sich, meist mehrere
und zu jeder Tages- oder
Jahreszeit. Er muß sie nicht auf
der Nase tragen, es genügt
ihm, wenn die Taschen voll davon sind. Für den pensionierten
Großhandelskaufmann sind die
dunklen Gläser eine Droge, und
er freut sich darüber, daß sie
frei verfügbar und unumschränkt legal sind. Schon als
Jugendlicher sammelte er Sonnenbrillen und probierte sie alle
aus, womit er den Spott seiner
Altersgenossen auf sich zog.
Denn dort hatte niemand
Verständnis dafür, daß Uckel
zwanzigmal am Tag die Brille
wechselte, das wurde ihm als
extreme Eitelkeit ausgelegt. So
ist Uckel auch nie in seinem
Leben eine Beziehung zu einer
menschlichen Partnerin eingegangen, seine Sonnenbrillen
hätten es nicht zugelassen,
wenn er sich notgedrungen mit
dieser beschäftigt hätte. Während einer Lebenskrise in den
späten Achtzigern ging es mit
seinem Drang so weit, daß er
die Brillengestelle des Handels
ausplünderte und sich die
Taschen vollstopfte. Es kam zu
einer Verurteilung und Bewährungsstrafe, seitdem ist Uckel
Herausforderung abermals an
und publizierte eine Trilogie
zum Thema 'Meine Wäsche ist
sauberer als deine', worin
episch der Nachweis geführt
wurde, daß die 300 qm nur
möglich waren, weil Lüstrich
am Waschpulver gespart hatte.
In der Folge kam es zu einer nie
aufgeklärten Drohbriefkampagne an alle Buchhandlungen, die
Slumpfhusens Werke führten,
in der den Käufern mit 'Hadschi-Dschihad' gedroht wurde.
Es konnte zwar nie eine Beteiligung Lüstrichs nachgewiesen werden, aber die zahlreichen Unterschriften auf den
Drohbriefen, die seinen Namen
in allen möglichen Varianten
falsch schrieben, lassen doch
gewisse Rückschlüsse zu. Im
Jahr 2003 wurde ein Modellflugzeug gegen die Gartenseite
von Lüstrichs Villa gelenkt und
erzeugte einen mittelgroßen
Abplatzer am Putz, sowie
Brandflecken, da jemand
brennbare Materialen am
Flugmodell befestigt hatte. Das
nächste Werk von Tobias
Lüstrich schmückte diesen
Vorfall 2004 weidlich aus und
nannte Slumpfhusen sogar mit
Namen, worauf dieser eine Verleumdungsklage anstrengte. In
der Folge mußte die Auflage
eingestampft werden, aus
einem merkwürdigen Zufall
heraus - manche sagen auch
der Stampfer wäre von 'jemandem mit stechendem Blick' bestochen worden - wurde die gesamte Bibliothek Lüstrichs mit
eingestampft. Dieser mußte
sich unter Schock in psychologische Untersuchung begeben, während Unbekannte die
Abwesenheit des Künstlers ausnutzten und sein Haus ausräumten. Aber Lüstrich wäre
nicht Lüstrich, würde er nicht
zurückschlagen; 2009 drangen
Maskierte in die Wohnung
Slumpfhusens ein und prügelten ihn krankenhausreif, wobei
er gezwungen wurde in einem
fort "Tobias Lüstrich ist der
Größte!" zu rufen. Eine Mittäterschaft des verfeindeten
Autors konnte nicht nachgewiesen werden. Die neueste
Es blitzen die Messer, es trieft
das Blut, es starren die Blicke,
es juckt das Fleisch - nein, das
ist keine Schilderung vom Tatort eines Psycho-Verbrechens,
sondern Eindrücke aus einer
Schlachterei. Daß es dennoch
eine Berechtigung zum Vergleich gibt, leitet sich daraus
ab, daß hier ehemalige Triebtäter, Massenmörder und Psychokriminelle angestellt wurden. Die gehen in ihrem neuen
Beruf auch mit sichtbarer Begeisterung ans Werk. Das Abmurksen, Stechen, Zerschneiden, Zerstückeln und Auflecken
von Blutlachen auf dem Boden das ist hier alles legal und Teil
der Arbeit, wofür man auch
noch Entlohnung bekommt.
"Warum bin ich da nicht früher
Paula Michelsack, in der Unterwelt nur bekannt unter ihrem
Pseudonym 'Lady Sadist', hatte
zu ihrer eigenen Überraschung
das Bedürfnis, nach dem Heraustreten aus ihrem heruntergekommenen Mobilhome sich
keine Zigarette anzustecken,
sondern eine Kirche aufzusuchen, um die Beichte abzulegen.
Genaugenommen war sie neugierig, was der Pfaffe darauf
sagen würde, denn unter zwei
Stunden würde er nicht davonkommen, sich die aufgestauten
Sünden anhören zu müssen.
Und sie würde die Kirche nicht
verlassen, ohne sich eine neue
Sünde aufzubürden - die
Plünderung der Klingelkästen,
was immer dort so herumhing.
Vielleicht auch einen silbernen
Kerzenleuchter, mal sehen. Zur
Abwechslung ließ Paula den
Pelzmantel zuhause und zog
sich einen grauen Einteiler an,
der sie aussehen ließ wie eine
Prosa-Ausgabe von Mark-Anton
Slumpfhusen von 2011 trägt
den vielsagenden Namen: "Terroristen als Künstler. Eine Bestandsaufnahme des Literaturbetriebs." Daraufhin fand er abgeschnittene Schweinsköpfe
vor seiner Wohnungstür und
auf dem Fahrersitz seines auf-
gebrochenen Autos. Der Wagen
von Lüstrich flog 2013 in die
Luft, als Lüstrich ein festklemmendes Gasfeuerzeug in Betrieb in seine Tanköffnung warf
und hinterher den Konkurrenten beschuldigte, einen Anschlag auf sein Leben versucht
zu haben. Wir warten gespannt
auf die neueste Episode des
Gigantenkampfes. Im Januar
ist Slumpfhusen jedenfalls
untergetaucht. Er soll nach
Syrien gegangen sein um sich
eine Kampfausbildung bei ISIS
zu holen. Die letzte Spur von
Lüstrich führt dagegen in den
Donbass, wo er als Söldner für
die Separatisten aktiv sein soll,
um sich für die finale Konfrontation mit Shlumpfhusen vorzubereiten.
Übrigens scheint das ganze gewollt zu sein. Es gab Vermittlungsversuche durch Dritte, und
gerichtlich verordnete Therapien, aber beide Autoren erklärten bei verschiedenen Anlässen, diesen Kampf für die Befeuerung der eigenen Produktivität zu brauchen. Es bleibt
spannend.
schon drauf gekommen.", murmelt Henrik F., der vier Menschen auf dem Gewissen hat
und nach Verbüßen einer langjährigen Haftstrafe hier auf
Betreiben seines Sozialarbeiters
eine neue Chance erhält. "Hier
darf ich alles tun, was ich damals schon tun wollte, und es
ist okay so." Der Betriebsleiter
ist angetan vom Eifer seiner ExSträflinge: "Die sind eifriger bei
der Arbeit als osteuropäische
Lohnsklaven. Manche würden
es sogar umsonst tun, aber
leider stehen dem die Arbeitsrechtlichen Bestimmungen entgegen, und wir müssen einen
Mindestlohn zahlen." Wenn die
Messer wirbeln und die
Knochensäge aufjault, hält er
aber lieber Abstand. "Die geraten manchmal in Blutrausch, da
möchte ich nicht zu nahe rankommen, sicherheitshalber." Es
ist erwiesen, daß hier angestellte Männer so gut wie nie rück-
fällig werden, da ihnen hier geboten wird sich vollends auszuleben. "Wir haben nur die Befürchtung, daß die Schlachthöfe
diese wichtige Placebo-Wirkung
nicht mehr entfalten können,
wenn sich einmal die vegetarische Ernährung in der Bevölkerung durchgesetzt haben
würde. Ich glaube, das würde
meinen Jungs keinen Spaß
machen, Getreidehalmen die
Köpfe abzuschneiden. Da fließt
weder Blut noch sonst was."
Damit die Sache aber nicht
außer Kontrolle gerät, beschäftigt die Schlachthauskette einen eigenen Psychologen, der
die Schlachter betreut und im
Bedarfsfall Beratungsgespräche durchführt. Er sagte uns:
"Ich dulde bis zu einem gewissen Grad die Fantasien unserer
Beschäftigten, wenn die sich
vorstellen sie würden Menschen
zerlegen, aber ich sehe zu, daß
niemals die Grenze dorthin
überschritten wird."
Klosterschülerin. Dummerweise
war in dieser Kleidung kein Platz
für Pistolen vorgesehen, und so
mußte ihre ständige Begleiterin
auch mal zuhause bleiben.
In der Stadt stöckelte Lady Sadist in die größte Kirche und
schnippte in der Nähe des
Beichtstuhls mit den Fingern,
um einen Priester herbeizuzitieren. Da kam auch schon
einer angeschlurft.
"Was tust du da, meine Tochter?", fing er vorwurfsvoll an zu
sprechen. - "Maul, Onkel. Ich will
eine Beichte hinlegen." - "Ich bin
dein Vater, mein Kind, nicht dein
Onkel.", verbesserte sie der
Schwarzrock und wurde noch
etwas moralinsäuerer in der
Stimme. "Und man legt eine
Beichte ab, nicht hin."
"Kann ich deinen Vaterschaftstest sehen? - Ich lege Kleidung
ab, aber keine Beichte." - "Ich
bin dein geistlicher Vater, Kind,
und das mit dem Kleiderab-
legen ist hier nicht erwünscht." "Also, wann steigt die Party?" "Das ist eine sehr ernste Tätigkeit, kein Amüsement, meine
Tochter. Du scheinst seelisch
nicht darauf vorbereitet." - "Und
ob ich das bin. Ich will jetzt eine
Beichte buchen, aber dalli. Und
hör auf mich mit 'Tochter' anzureden, davon werde ich ganz
nervös."
"Das ist das Gewissen! Das
schlechte Gewissen meldet
sich!" Da fing der Priester an, sie
in den Beichtstuhl zu drängen
als wäre er ein Freier auf Entzug.
"Schnell, wir müssen es fangen,
ehe es wieder wegfliegt!"
Sie war in übermütiger Stimmung und wollte den Gottesmann ein bißchen hochnehmen.
Darum fing sie an davon zu
sprechen, daß sie in einer Armenküche gearbeitet und Gift
ins Essen geschüttet hätte, wovon alle krepiert wären. Dann
wäre sie in den Dschihad ge-
zogen und
hätte mit
einer
Maschinenpistole im
Ordinariat
eines
Bischofssitzes
'aufgeräumt'.
Ferner hätte sie eine Verkehrsmaschine in ein Hochhaus gelenkt, aber wäre vorher noch
schnell mit dem Fallschirm
abgesprungen,... und solche
haarsträubenden Sachen mehr.
Dem Priesterlein standen die
Haare zu Berge. - "Ach ja, und
ich überfalle einsame Autofahrer auf der Nationalstraße
und raube sie aus.", fügte sie
beiläufig hinzu. - "Du bist der
strafende Finger Gottes", brabbelte er vor sich hin und bekreuzigte sich. - "Nein, sein kleiner Zeh.", antwortete sie belustigt. "Aber rot lackiert."
Der Schlachterberuf als soziale Chance
sauber. Zum Glück sind seine
Objekte der Begierde meist
nicht sehr teuer, sodaß er sich
den Kauf leisten kann, ohne in
Beschaffungskriminalität abzurutschen. Uckel sorgt sich bereits, was aus seinen Lieblingen
würde, wenn er einmal nicht
mehr wäre. Er würde seine
Sammlung gern testamentarisch einem Museum vermachen, das die Objekte erhalten
und ausstellen würde. "Ich
gönne der Nachwelt den Spaß,
den ich mit ihnen hatte. Wer
weiß, vielleicht haben dann alle
Menschen Implantate in den
Augen und wissen diese
zauberhaften Gestelle gar nicht
mehr zu schätzen?"
Seite 4
Februar 2015
www.cornuscopia.de
Jeden Monat ein abgeschlossener Kriminalroman aus dem ultragemeinen sündigen
mega­durchtriebenen gewissenlosen hypergefährlichen Doppelleben von
LADY SADIST !
THRILL!
D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e
Lebenszeichen
von Fidelio Castrato
Seitdem der 'Comandante' das
letzte Mal in der Öffentlichkeit
zigarre-paffend gesehen wurde,
ist viel passiert in Kuba: das
Land hat den jahrzehntelangen Stillstand in den Beziehungen mit den USA überwunden und es ist die vorher undenkbare Annäherung geschehen. Für diesen Wandel in der
Politik steht aber nicht Fidelio,
sondern sein Bruder Raolo, der
schon die Machtbefugnisse
vom siechen Revolutionsführer
übernommen hatte, an welchem der Zahn der Zeit etwas
schneller nagt als an Raolo. So
war wochenlang darüber spekuliert worden, wie der 'Comandante' zu diesem epochalen
Politikwechsel stünde. Er muß
eine persönliche Abneigung
gegen die USA hegen, schließlich haben diese ihm öfters
nach dem Leben getrachtet.
Die Hauptsorge Castratos gilt
der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen. In einem
Brief an die Zeitung 'La Habana
Correos' äußerte der greise
Politiker Befürchtungen, es
könnte sich bei einem einsetzenden Export von HavannaZigarren eine Knappheit im
Lande einstellen, die es ihm unmöglich mache, sein tägliches
Pflichtprogramm von zwanzig
Zigarren dieses Typs einzuäschern. Für den Fall, daß sein
Konsum gefährdet würde, so
Lang ersehnt, endlich veröffentlicht: Die neuen Naturaufnahmen der Synthi-Pop Formation
"Sound of Peace". Die Langspielplatte enthält seltene LiveAufnahmen von einer Wiese in
Backnang und Windgeräusche
aus Nepal. Deutlich sind die Gesänge von Krähen und Elstern
zu unterscheiden, und idyllisch
quaken Frösche in den Baumwipfeln. Nur die brummelnden
Mosquitos sind doch etwas lästig, das hätte man herausschneiden können. In das überzeugende Konzept will das Plätschern eines Gebirgsbaches
auch nicht passen, zumal es
technisch überhaupt nicht möglich ist, ihn bergauf fließen zu
lassen. Hier hätte etwas mehr
Recherche dem Kunstprodukt
insgesamt gut getan.
Castrato ungehalten, werde er
eine Revolution starten und das
Regime seines Bruders stürzen.
Er würde sich keinesfalls mit
importierten Mentholzigaretten
aus dem "unzivilisierten Yankee-Land" abspeisen lassen
oder deren chemisches Gebräu
anrühren, falls es auch auf dem
Gebiet der zweiten Landesspezialität, dem Rum auf Zuckerrohrbasis, durch imperialistisches Abschöpfen der Produktion durch den nördlichen
Nachbarn zu Engpässen käme.
"Ich möchte hier keine Neuauflage des Batista-Regimes erleben, und das stützte sich
auch auf die Mafia des
Nordens."
Mark-Anton Slumfhusen hat einen dünnen Gedichtband veröffentlicht mit Namen "Vorauseilende Erinnerungen an die
Front", wo wir an seinen ersten
Eindrücken Syriens, wo er als
Dschihadist untergetaucht ist,
teilhaben können. Es ist allerdings nach drei Seiten bereits
ermüdend, die zahlreichen grotesken Tötungsfantasien in
Richtung eines gewissen T.L.,
den zu enthüllen der Autor uns
auch schuldig bleibt, über sich
ergehen zu lassen. Insgesamt
macht die Poesie Slumfhusens
einen pathologischen Eindruck.
Leider geht es mit diesem
früheren Talent, seitdem es von
Haß und Vernichtungsfantasien
zerfressen wird (also seit Anfang an) stetig bergab.
Gastautor: Schlagstockschwinger Zacharias M. Tulpe
Keystoned Cops: Monatlicher Lagebericht
Vorsatz fürs Neue Jahr' getan,
die Konstitution der Beamten
durch mehr Körpereinsatz zu
stärken! Also nichts wie raus und
die Schlagstöcke eingesetzt! Wir
stieben durch die Stadt und
hauten alle mit entzündlichem
Material um. Bald begann sich
das Krankenhaus mit Verwundeten zu füllen, die Knallerei
wurde übertönt durch Kampfgeräusche, berstendes Glas, umgeworfene Autos und allerlei Geschrei. Wir hatten noch einen Gefallen zugute bei der Feuerwehr:
darum mußte diese ausrücken
und den Druck ihrer Schläuche
auf die Störenfriede entleeren.
Diese wurden nur so übers Pflaster gespült, es war eine Wonne
das anzuschauen.
So stellten wir Ruhe und Ordnung wieder her, und auch die
Stadtreinigung und der Katastrophenschutz bekamen durch
uns sinnstiftende Betätigung,
denn am Morgen danach war
großes Aufräumen und Reinigen
angesagt.
* Falschspieler im
Spielcasino *
Der Monat Januar war wie immer der erste eines neuen Jahres, durchtränkt mit Alkoholexzessen und guten Vorsätzen. Darum rankt sich auch unser erster
Einsatz um die Neujahrsnacht, in
der vorwitzige Bürger darum bettelten verprügelt zu werden.
* Neujahr ist kein
Vorwand für Randale *
Wir wußten aus vorangegangenen Neujahrsnächten in etwa,
was uns erwarten würde. Jedenfalls kein Rosenmontagsumzug
oder der Lampionumzug vom
Sankt-Martins-Tag. Stattdessen
viele Verrückte mit Sprengkörpern in den Händen, bereit,
einiger Finger verlustig zu gehen.
Das ist zugegeben ihr Problem,
aber wir reagieren allergisch auf
diese unerwartete Knallerei ab
Mitternacht und hauen jedem in
die Fresse der meint er könne in
unserem friedlichen Umfeld Radau machen. Unsere Eingriffstrupps schwärmten aus und
konfiszierten massig Sprengstoffmaterial, wo immer einer
damit herumlief. Bald waren die
seite über immer neue E-mailAdressen, die natürlich alsbald
als Spam ausgeschlossen werden. Der Stalker hat auch ihre
Privatadresse ausfindig gemacht und legte vor ihrer Tür
schon alles mögliche ab, von
Devotionalien in Form von
Plüschfiguren über fingierte
Todesanzeigen zu ihrer Person
bis hin zu ausgedruckten Bildern seiner Genitalien und geplättete Insekten. Ein von
C.PW.R. befragter Psychologe
meint dazu: "Herr Sohlschlegel
lebt in seinem eigenen Univer-
sum, wo er das unverstandene
Genie ist, und sein krankhaftes
Mitteilungsbedürfnis an Frau
Nalreina rührt daher, daß er
LKW-Flächen voll davon, und
nach Einlieferung der Konterbande auch unserer Revierkeller.
Wir hatten aber vergessen einen
zweiten Keller zu beschlagnahmen, um das Zeugs unterzubringen. Was also tun? Sprengmeistergehilfe Friedhelm Rumpel
hatte den errettenden Einfall: ein
brennendes Streichholz hineinwerfen schafft neuen Raum.
Gesagt, getan. Aber nach dem
Rumms brach die Kellerdecke
ein, was dummerweise auch der
Fußboden des Wachbüros war,
und zentnerweise verschwanden
unbearbeitete staubige Akten im
Loch. Jetzt brauchte man nur
noch von oben zuschütten und
sich befreit fühlen. Auf der
Straße ging unterdessen die
Knallerei weiter. Offenbar wurde
auf dunklen Kanälen noch immer Terrorspielzeug in die Stadt
geschmuggelt, um die von uns
konfiszierten Explosivwaffen zu
ersetzen. Die Luschen von der
Stadtverwaltung baten uns, untätig zu bleiben, da "sich das
Problem von alleine löse". Aber
der Reviervorsteher hatte doch
gerade das Gelübde als 'guten
Es ist richtig, daß im Spielcasino
hauseigene Detektive angestellt
sind, um den Spielbetrieb zu
überwachen und Leute , die allzu
viel Glück beim Spiel zeigen, als
daß das noch mit rechten Dingen zugehen könnte, freundlich
in ein schalldichtes Nebenzimmer zu bitten. Aber wenn diese
Detektive nichts taugen, muß
man Hilfe bei den Keystoned
Cops suchen, die natürlich sämtliche dreckigen Spieltricks kennen (sich aber nie davon korrumpieren ließen!) und Betrüger von
hinten und seitenverkehrt im
Dunkeln um die Ecke, schon
aus dem Nachbarstaat, erkennen! Es schrillte die Glocke der
Direktleitung zum großen Spielcasino von Monte Carlo und wir
schickten Squadron B, die zwei
ehemalige Falschspieler im
Team hatte, welche auf den Pfad
der Tugend gefunden hatten und
heute ihre wertvollen Kenntnisse
der Verbrechensbekämpfung zur
Verfügung stellen. Unauffällig
verteilten sich unsere Leute im
brechend vollen Hauptsaal des
Casinos, wo Roulette mit drei Kugeln in zwanzig Grad Schräglage
gespielt wurde. Aber sonst
schien alles ordnungsgemäß abzulaufen. Dachten wir jedenfalls,
bis wir einer Gestalt angesichtig
wurden, die auf ihrem Rücken
einen befestigten Zettel trug:
"Ich bin ein Falschspieler". Wir
machten ihn auf die Verleumdung aufmerksam und nahmen
den Wisch ab, nicht ohne ZehenAbdrücke darauf zu suchen, die
der potentielle Erpresser hinterlassen haben könnte. Zwar
fanden wir keine, aber da stand
eine hingekritzelte Telefonnummer auf der Rückseite des Papiers. Das war uns dann doch zu
billig, erfahrungsgemäß sind
solche 'Indizien' vorgeblicher Natur und intentiös gelegt. Wir
haben uns angewöhnt sie zu
ignorieren, stattdessen verlassen wir uns auf unsere professionielle Intuition. Die ließ uns
den Mann ins schalldichte
Nebenzimmer bitten, wo er so
lange Ohrfeigen bekam, bis er
uns gestand ein Falschspieler zu
sein. Gut, wir nahmen ihm
hunderttausend Pesos ab für
das Versprechen, ihn nicht an
die Polizei zu verraten. Da kam
ein aufgeregter Hausdetektiv zur
Tür hinein. Er hatte einen
weiteren Falschspieler ertappt!
Wir gingen uns zur Beweisaufnahme die Szene anschauen.
Ein gesetzter Herr im Smoking
war im Kartenspiel begriffen und
zog ständig hochwertige Karten
aus seinen Ärmeln, den Socken,
dem Hemdkragen, hinter der
Krawatte hervor und auch seine
Zahnprothese enthielt ein Geheimfach für Pik-As. Er wurde
ins schalldichte Nebenzimmer
geleitet und ausgenommen. Unsere Fachleute assistierten ihm
eine besondere berufliche Begabung, und so wurde er nach
der üblichen Prügel gefragt, ob
er den Keystoned Cops beitreten
wolle. Er sagte zu und trat kräftig
aus. Soviel Rache muß sein.
Alsdann zogen die Vorgesetzten
beruhigt von dannen, denn jeder
wollte als erster auf dem Revier
eintreffen um den Erfolg für sich
persönlich zu verbuchen. Nun
schlug die Stunde der untergebenen Cops, die drei FalschspielFachleute gingen zurück in die
Publikumsräume, um ihre Qualitäten unter Beweis zu stellen.
Ohnmächtig mußte die Spielcasinoleitung zusehen, wie wir
ihre Kundschaft elegant im
falschen Spiel molken. Selbst
schuld, denn der Champagner
war lauwarm bereitgestellt
worden.
Der Cornuscopia Parallelwelt Revue Kummerkasten
Dörte Dörröbst‐Dirtydirndl berät Sie
schief in abschüssigen Lebenslagen
Die Hoffnung stalkt zuletzt
Die Heavy Metal Interpretin
Armada Nalreina ist aus ihren
problematischen Fankreisen allerhand gewohnt, insbesondere
Nachstellungen von männlichen Fans, die ihr ihre unerbetene Liebe aufdrängen. Aber
einer von ihnen, von dem nicht
mal sicher ist, ob er den Fans
überhaupt zuzuzählen ist,
schlägt dem Faß den Boden
aus. Es handelt sich um den gescheiterten E-Bassisten Markus
Sohlschlegel, der Nalreina seit
drei Jahren schwer auf den Wecker geht. Erst versuchte er sich
einen gewissen beruflichen
Wert zu verleihen, indem er der
Künstlerin seine Songs einsandte und ultimativ aufforderte, sie
mit ihm zu vertonen, "ansonsten würde ihre Karriere einen
Knick erfahren". Da der eigenwillige Sohlschlegel die Kompositionen, wenn es denn welche sind, in einem nur ihm bekannten, von ihm erfundenen
neuen Notationssystem niederschrieb, konnte niemand etwas
damit anfangen. Sohlschlegel
begann der Sängerin aufzulauern. "Er ist extrem ungepflegt,
rasiert sich nicht, war seit Jahren nicht beim Friseur.", beklagt
sich Armada Nalreina. "Er stank
nicht nur nach Alkohol, sondern
auch nach Schweiß und schien
ungewaschene Klamotten zu
tragen. Einfach abstoßend."
Sohlschlegel ließ sich davon
nicht beeindrucken und wies
Nalreina ultimativ darauf hin,
auf seine "inneren Werte zu
achten", sonst würde "ihr eines
Tages auch die Seife ausgehen". Er bombardiert ihre Web-
Seite 5
Februar 2015
www.cornuscopia.de
Online‐Ausgabe 29
Heute: "Alle sind verliebt und verhalten sich
unlogisch!"
Agnes Schneider aus A. schreibt:
meint von ihrem Erfolg etwas
abbekommen zu können. Das
hat sich in sexuellen Vorstellungen ausgeschmückt und übersteigert." - Sohlschlegel dagegen meint: "Alles Quatsch. Ich
will nur meine Rechte einfordern. Armada hat nur Erfolg,
weil sie von mir aufgebaut
worden ist. Alle ihre Songs sind
von mir geklaut. Sogar ihre
Fotos sind nach meinen schriftlichen Anweisungen komponiert und posiert. Das leugnet
sie, das Biest! Aber ich krieg sie
schon! Ich fordere sie ultimativ
auf, mich zu heiraten, sonst
heirate ich mein Kaninchen!" Die Musikerin hat Polzeischutz
angefordert und bei Gericht beantragt, daß sich der Stalker
ihrem Aufenthaltsort nicht
mehr nähern dürfe. Aber solche
Maßnahmen machen ihn nur
wütender: "Das Miststück weiß
nicht, was gut für sie ist! Aber
ich werde es ihr schon beweisen! Ich werde es allen beweisen! In Wahrheit ist sie eine
zeitlich falsch plazierte Wiedergeburt von mir! Ich weiß es!
Und sie muß sich daher mit mir
körperlich
vereinigen,
ich
verlange es ultimativ!"
"In meiner Umgebung beobachte ich einige Leute, die sich
nicht im Griff haben, weil ihr Verstand aussetzt wegen dem,
was man so 'Verliebtheit' nennt. Dann tun sie Dinge, die ihr
Leben ruinieren, gehen Risiken ein, die sie selbst nicht
sehen, und sind für Ratschläge absolut unzugänglich. Nun
habe ich Angst, daß es mich selbst erwischen könnte, denn
da scheint irgendwas in der Luft zu sein, das ansteckend
wirkt. Vielleicht kommen die Forscher auch irgendwann zur
Erkenntnis, daß es sich bei Liebe in Wahrheit um einen
Bazillus handelt, der die Nerven angreift. Würde mich nicht
wundern."
D. D.‐D. antwortet:
"Sie können ünbesörgt sein. Die Überträgüng öder
Änstecküng geschieht nicht über die Lüft, söndern
näch Begütächtüng vön Vermögensverhältnissen, älsö
dürch Augenscheinnehmüng vön Besitz, Kenntnis vön
Bänkköntöbeständen ünd dergleichen mehr.
Vermeiden Sie köntinüierlich änderen Menschen
Aufschlüß zü geben über ihre Vermögensverhältnisse,
sind Sie weitgehend sicher vör Änstecküng."
Agnes Schneider aus A. ist anderer Ansicht:
"Kann nicht sein. Es erwischt auch Habenichtse. Das wäre
auch alles andere als unlogisches Vorgehen. Nichts ist so
logisch als das Streben nach Besitz."
D. D.‐D. wird patzig:
"Ich ärbeite ja auch hier öhne änständig bezählt
zü werden, sömit händele ich ünlögisch. Wäs
män auch än meinen Äntwörten auf Kräm wie
den Ihren sehen känn. Älsö legen Sie diese
Mäßstäbe nicht än. Wömöglich sind Sie bereits
infiziert vön den Liebesbäkterien ünd däher
nicht Frau ihrer Sinne!"
(Anm.d.Red. <Wir geben hier den Umlaute‐
Sprachfehler der Autorin auf deren Wunsch
unverfälscht wieder>)
Anzeige:
DörröbstDirtydirndl
D i e C o r n u s c o p i a Pa r a l l e l w e l t R e v u e
Seite 6
Februar 2015
www.cornuscopia.de
Online‐Ausgabe 29
"Die Abenteuer von Mildred Labersack"
+++ 6 +++
Eine Bildergeschichte von
Max Tillerholz
Anzeige:
Fortsetzungsroman:
Plan B der A‐Planer
von Planet C'Deh
von
Miguel Canailles
Folge 7
Bedharga wollte sich die Haare
raufen. "Greenhorn! Willst du hin‐
gehen und ihnen das Röckchen
lüften um nachzuschauen? ‐ Ohne
mich! Beschränke deine Ambito‐
nen auf die Teufelsbrut aus
Fleisch und Blut, die ist auch für
Überraschungen gut, und jetzt
raus hier!" ‐ Einer der Amazonen‐
roboter richtete ihren Blick auf
Hippo und Bedharga und setzte
Snobs aller Welt
Anzeige:
sich in Bewegung, auf sie zu. Das
war Risoletta.
Bedharga bekam es mit der Angst
zu tun und stürzte davon, nicht
ohne Hippo am Arm zu packen
und mitreißen zu wollen, aber der
schüttelte ihn ab und blieb wo er
stand. Er bemühte sich, gelassen
auszusehen, als die Maschine an
ihn herankam.
"Warum habt ihr uns nicht abge‐
knallt?", fragte er sie treuherzig.
Risoletta war sicherlich imposant
anzuschauen, aber zu keiner Se‐
kunde war er von ihr einge‐
schüchtert. Irgendwie hatte er es
im Gefühl, daß ihre Ströme in
gleicher Richtung flossen.
"Ihr seid zu unbedeutend. Wir sind
aus einem anderen Grund hier,
nicht um Insekten zu zertreten."
Susemil Hippo war amüsiert. "Wir
sind aber doch etwas größer als
Insekten. Und Waffen haben wir
auch."
"Für uns ist zwischen bewaffneten
Insekten und bewaffneten Men‐
schen kein großer Unterschied."
"Wirst du mir verraten, was ihr
dann auf diesem langweiligen
Schiff macht?"
Risoletta hielt ihm ihre Waffe
unter die Nase zum Zeichen, daß
er sich zu viel erlaube. "War ja nur
der Versuch einer Konversation.",
entschuldigte er sich verschmitzt.
"Du kennst Rabian Lengsholzen?",
fragte die Amazone nach kurzer
Pause.
"Wer soll das sein? Ein Quizmaster
im Virtuellraum?"
Sie wies lässig in eine Ecke, wo
ihre Mitstreiterin einen alten
Mann in ihre Mitte genommen
und ihm eine Haube unbekannter
Machart aufgesetzt hatten. "Das ist
Jedesmal eine neue
Erkenntnis, jedesmal
eine neue
Bewußtseinsstufe!
Heute: Weichei sein
und herrschen!
Das geht doch
besser:
er, dieser Mensch."
"Was macht ihr mit ihm? Das ist
doch nur ein alter Mann unter
vielen."
"Wir verwerten ihn. Er war ein
großer Kybernetik‐Ingenieur, in
seiner aktiven Zeit."
Endlich verstand Susemil Hippo.
Die Amazonenroboter waren hier,
um sich menschliches Wissen an‐
zueignen. Nicht irgendwelches,
aber bestimmtes und wertvolles.
Die anderen Senioren schienen
nicht für sie interessant zu sein,
die wurden ihren Pflegerobotern
überlassen. Es war kein Vergleich
zwischen den Amazonen und die‐
sem Personal, das sehr billig kon‐
struiert war und kaum wahrnahm,
daß fremde Maschinen auf dem
Schiff herumliefen und nichts mit
diesem zu tun hatten. Es war voll
konzentriert auf seine Aufgaben
Idiot's Delight Eier sind
zerbrechlicher und
bemitleidenswerter als alles
was sie je zerschlagen haben!
Fragen Sie im Fachhandel nach
Idiot's Delight!
und nichts weiter.
"Ihr werdet uns doch nicht dabei
stören, oder?", wollte Risoletta
spöttisch von Hippo wissen. Er be‐
eilte sich zu verneinen. Es wäre
ein zu ungleicher Kampf gewesen,
und es gab hier nichts, weswegen
man alles aufs Spiel setzen müßte.
"Ihr seid Piraten, nicht wahr? ‐ Von
der verzweifelten, armen Sorte.
Sonst
würdet
ihr
kein
Ausflugsschiff der Pensionärsge‐
sellschaft entern."
"Mein Boss ist der Meinung, man
soll von zwei Risiken immer das
kleinere wählen, auch wenn der
Verdienst
geringer
ausfällt.",
erklärte Hippo.
"Gut, das ist logisch. Du hast einen
guten, wenn auch wenig ambi‐
tionierten Boss. Da hast du Chan‐
cen, daß du länger lebst als deine
draufgängerischen Kollegen, und