Alessandro Gogna zum 70. Geburtstag

29.07.2016
Herzlichen Glückwunsch!
Alessandro Gogna zum 70. Geburtstag
Klassischer Alpinist, Alleingänger, Winterkletterer, Höhenbergsteiger, Sportkletterer – Alessandro Gogna hat auf allen Gebieten ganz vorne mitgemischt! Ein kreativer Kopf mit italienischem Charme. Geprägt von der pulsierenden Metropole Mailand und erfahren in der Einsamkeit der
abweisendsten Wände.
Er zählt von Mitte der sechziger Jahre an zu den leistungsfähigsten italienischen Alpinisten, ist einer der wenigen, die sowohl das klassische extreme
Bergsteigen als auch das Sportklettern ausgeübt haben und hat mit seinem Buch „Cento nuovi mattini“ (100 Klettereien in italienischen Sportklettergebieten) der Entwicklung des Freikletterns in Italien wichtige Impulse gegeben, nicht nur bei den Jungen, sondern gerade auch bei der älteren
Bergsteigergeneration. Er ist geschätzter Bergbuchautor und in seiner sympathisch lockeren, intellektuellen Art wacher Beobachter der Alpinszene,
der sich immer wieder - in letzter Zeit vermehrt als Blogger - zu Wort meldet.
Spurensuche alpin:
Alessandro „Sandro“ Gogna wird 1946 in Genua geboren und beginnt das Klettern 1961 mit leichten Touren in den Dolomiten. Bald schon
wiederholt er schwierige Alpenrouten wie die Matterhorn-Nordwand „Schmid“ oder die Aiguille Noire-Westwand „Ratti“ und fällt durch Alleingänge in den Ligurischen Alpen auf. Die erste Winterbegehung der Piz Badile-Nordostwand „Cassin“ zusammen mit Michel Darbellay und anderen,
die trotz extrem schlechter Bedingungen vom 21.12.1967 bis zum 02.01.1968 gelingt, findet große Aufmerksamkeit.
Sandro Gogna sucht weiter nach Herausforderungen, orientiert sich dabei an Leuten wie Walter Bonatti oder Heini Holzer, die sich gegen das Mitführen von Bohrhaken aussprechen. 1972 eröffnet Gogna gleich vier schöne neue Wege, z. B. an der Brenta Alta. Seine Vielseitigkeit beweist er,
als er in den siebziger Jahren an mehreren Himalajaexpeditionen teilnimmt, Annapurna I, Lhotse und schließlich 1979 zum K2 mit Reinhold Messner.
Gleichzeitig beginnt er 1978 mit dem Sportklettern, ist z. B. im Yosemite Valley an der Salathé Wall. Extremes Eisklettern in Schottland reizt ihn
dann im Winter. Alessandro Gogna ist in allen Spielarten des Alpinismus zu Hause, doch vom heroischen Bergsteigen hält er genauso wenig wie
vom reinen Sportklettern: „Das Klettern ist keine ‚Schule des Lebens’ wie das Bergsteigen, das mir gelegentlich aber zu ernst und zu trist
vorkommt. Je schwieriger die Routen beim Sportklettern, desto weniger Mut braucht man dazu, denn man benutzt immer mehr Sicherungsmittel. Beim Klettern lernt man die Sonne zu schätzen, die angenehme Wärme im Fels – und dabei die Nordwände ein wenig zu vergessen.“
Bis Mitte der 80er Jahre gelingen ihm an die hundert Erstbegehungen, wovon die Zmuttnase am Matterhorn eine der bedeutendsten war, zehn
Wintererstbegehungen und mehrere schwierige Alleingänge, wie die erste Solobegehung des Grandes Jorasses Walkerpfeilers. Danach eröffnet
er noch eine Vielzahl kürzerer Sportkletterrouten.
Und heute
Alessandro Gogna hat zwei erwachsene Töchter und lebt heute mit seiner Frau Guya noch immer in Mailand. Schon in den 80er Jahren, so erklärt
er, begann er ganz bewusst, die Risiken, die er beim Klettern und Bergsteigen auf einem weiterhin guten Niveau einzugehen bereit war, zu begrenzen, im Gegensatz zu den extremen Jahren davor, in denen ihn das alles total beanspruchte. Zeitgleich hat Gogna seinen eigenen Bergbuchverlag gegründet und leitet seine Fotoagentur K3. In seinem Blog meldet er sich oft zu Wort, ist Bergführer und engagiert sich im italienischen
Bergführerverband. Natürlich geht Alessandro Gogna auch immer noch zum Klettern und seit 1987, als er Gründungsmitglied von Mountain
Wilderness war, gilt sein Interesse ganz besonders auch Umweltthemen.
ULI AUFFERMANN
Aus seiner Tourenliste:
1967: Matterhorn-Nordwand „Schmid“
1967: Aiguille Noire-Westwand „Ratti“
1968: 1. Winter-Begehung Piz Badile-Nordostwand „Cassin“
1968: 1. Alleinbeg. Grandes Jorasses-Walkerpfeiler „Cassin“
1968: 1. Beg. Torre del Formenton-Ostwand
1969: 1. Allein-Begehung Monte Rosa-Nordostwand „Franzosenführe”
1969: 1. Begehung Matterhorn-Nordwand „Zmuttnase“
1970: 1. Begehung Marmolata di Rocca Direkte Südwand
1971: 1. Begehung Cima Terranova Direkte Nordwestwand
1972: 1. Begehung Brenta Alta-Nordostkante
1972: 1. Begehung Grandes Jorasses Direkte Südwand
1978: 1. italienische Begehung El Capitain Salathé