Neues aus dem RDA-Projekt - Deutsche Nationalbibliothek

Arbeitsstelle für Standardisierung
August 2016
Neues aus dem RDA-Projekt
RDA ist im deutschsprachigen Raum eingeführt
Nach der erfolgreichen Einführung des Standards Resource Description and Access (RDA) im
deutschsprachigen Raum Ende 2015 kann sich die Bibliotheksgemeinschaft zurücklehnen und in
einen produktiven Arbeitsalltag zurückfinden. Die Ausarbeitung zahlreicher Anwendungsrichtlinien
und Arbeitsanweisungen, die Durchführung umfangreicher Schulungen und weiterer
Unterstützungsangebote sollten hierfür ausreichend gewesen sein.
Allerdings muss man beachten, dass mit dem ersten Umstieg auf RDA nur die zu den Partnern des
RDA-Projekts gehörenden Bibliotheken versorgt werden konnten. Das sind in der Regel die in
Bibliotheksverbünden organisierten Bibliotheken und die Nationalbibliotheken im D-A-CH-Raum.
Dem gegenüber stehen noch ganze Bereiche, wie der der öffentlichen Bibliotheken, die erst mit der
Umstellung begonnen haben sowie Materialarten und Institutionen, die beim ersten
Implementierungsschritt gar nicht berücksichtigt werden konnten. Dies geschah zunächst aus
praktischen Erwägungen. Die Beschäftigung mit Sondermaterialien hätte den gesetzten Zeitrahmen
gesprengt und die Implementierung der RDA deutlich verzögert.
Schulungen
Ein großes Desiderat ist nach wie vor die Schulung von Bibliotheken und Institutionen, die RDA
anwenden möchten, aber keinem Bibliotheksverbund angehören. Es sind dies überwiegend
Spezialbibliotheken und öffentliche Bibliotheken. Die DNB ist in diesem Bereich aktiv geworden und
bietet zahlreiche Schulungen für diesen Interessentenkreis an. Alle Termine werden laufend im
RDA-Info-Wiki https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/Schulungstermine veröffentlicht.
Neben den Komplettschulungen wurde im letzten Jahr eine komprimierte Version der
Schulungsunterlagen als „RDA kompakt“ ausgearbeitet.
https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/Schulungsunterlagen+der+AG+RDA
Ein Release der kompletten Schulungsunterlagen ist für den November 2016 geplant.
Im Rahmen des diesjährigen Bibliothekskongresses in Leipzig wurden in der DNB erstmals zwei
Schulungen „RDA mini“ durchgeführt. Es ist eine nochmals verminderte Version der
Schulungsunterlagen, die für Kolleginnen und Kollegen aus kleineren Einrichtungen oder für nicht in
der Erschließung Tätige geeignet ist. Die DNB wird diese Version in Kürze ebenfalls im RDA-InfoWiki veröffentlichen. Für den Bibliothekartag im kommenden Jahr in Frankfurt wird es ebenfalls
wieder „RDA mini“ und weitere RDA-Angebote der DNB geben.
Für das Jahr 2017 wird die DNB ein neues RDA-Schulungskonzept auflegen. Es wird voraussichtlich
im September 2016 auf der Schulungsseite im RDA-Info-Wiki veröffentlicht.
Regelwerksarbeit und Nacharbeiten
Die AG RDA wurde Ende des vergangenen Jahres vom Standardisierungsausschuss für ein weiteres
Jahr bis Ende 2016 beauftragt. In diesem Zeitraum sind vier Sitzungen vorgesehen. Die Treffen im
April und im Juli dienten vorrangig der Fertigstellung der noch ausstehenden Anwendungsrichtlinien
für den D-A-CH-Raum und diese konnten so in das August-Release des RDA Toolkit eingebracht
werden.
Die im Projekt zurückgestellten Aufgaben wurden seit Dezember 2015 vom
Standardisierungsausschuss festgehalten, priorisiert und die betroffenen Unterarbeits- und
Themengruppen wurden beauftragt. Bei den zurückgestellten Themen handelt es sich vorrangig um
die Umsetzung des First-Latest-Prinzips im deutschsprachigen Raum sowie die Erschließung von
Teil-Ganzes-Beziehungen bei hierarchischen Beschreibungen. Zu beiden Themen wurden im Projekt
bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet, die nun evaluiert werden müssen und zu einer
abschließenden Beschlussfassung im Standardisierungsausschuss bis zum Ende des Jahres 2016
führen werden.
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Mit Beginn des Jahres 2017 und dem Ende des RDA-Projekts wird die Regelwerksarbeit und somit
auch die Arbeiten am Standard RDA in die Expertengruppen übergehen. Hiermit einhergehen wird
eine Neuordnung der Expertengruppen.
Erschließung von Sondermaterialien, Objekten und nicht publizierten Ressourcen
Bereits von Beginn des RDA-Projekts an hat sich die deutschsprachige RDA-Gemeinschaft mit der
Erschließung von Sondermaterialien befasst. So konnten bereits für den ersten
Implementierungsschritt Schulungsunterlagen für Karten, für Musikressourcen, juristische Werke
und Alte Drucke vorgelegt werden. Eine umfangreiche Beschäftigung mit Sondermaterialien oder
sogar mit Objekten und nicht publizierten Ressourcen konnte jedoch nicht erfolgen. Die
Erschließung dieser Materialien, obwohl in Bibliotheken teilweise vorhanden, musste zurückgestellt
werden.
Mit dieser pragmatischen Lösung steht der deutschsprachige Raum nicht alleine da. Alle
Implementierenden sind bislang so verfahren und haben die Behandlung von Sondermaterialien
hinten angestellt. Gemäß dem didaktischen Grundsatz „Vom Einfachen zum Komplizierten“ haben
sich alle Bibliotheken oder bibliothekarische Institutionen, die RDA eingeführt haben, auf das
Standardmaterial in Bibliotheken beschränkt. Hier zeigt sich auch gleich ein berechtigter Vorwurf,
den man der RDA Community machen kann, obwohl der Standard für Gedächtnisinstitutionen aller
Varianten gedacht ist, beschäftigen sich bislang überwiegend Bibliotheken damit.
Eines der wichtigsten Ziele bei der Entwicklung der RDA war es, einen Standard zu schaffen, der
für Bibliotheken ebenso geeignet sein sollte, wie für Museen und Archive. Dieser Ansatz kann der
Praxis jedoch nicht standhalten. Die RDA sind stark bibliothekslastig und so wundert es nicht, dass
sie bislang fast nur in Bibliotheken zum Einsatz kommen.
Mit einem praktischen Vorhaben konnte jedoch bereits im Jahr 2014 ein erster Schritt in diese
Richtung gemacht werden. Gemeinsam mit der Arbeitsstelle für Standardisierung in der DNB wurde
von Vertreterinnen und Vertretern der Koop Litera eine Arbeitsgruppe RNA/RDA eingerichtet, die
organisatorisch direkt dem Standardisierungsausschuss unterstellt ist. Erstmals wurden in diesem
Pilotprojekt also Partner aus den Bereichen Archiv und Bibliothek zusammengebracht, die
gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten und einen organisatorischen Zusammenhalt durch die
Arbeitsstelle für Standardisierung als Geschäftsstelle des Standardisierungsausschusses haben.
Geleitet wird die Gruppe von Kolleginnen und Kollegen der Staatsbibliothek zu Berlin und des
österreichischen und des schweizerischen Literaturarchivs. Kern der Arbeitsgruppe sind
Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Bereichen, die hier, dank der
übergeordneten Organisation, nun problemlos zusammen arbeiten können.
Nach dem erfolgreichen Start der Arbeitsgruppe RNA/RDA wurden weitere Sonderarbeitsgruppen,
die dem Standardisierungsausschuss unterstehen, eingerichtet. Dies sind die AG Alte Drucke, die
bereits Arbeitsergebnisse in Form von Anwendungsrichtlinien und Schulungsunterlagen vorgelegt
hat, sowie die neue AG Bild, die erst im Herbst diesen Jahres ihre Arbeit aufnimmt und sich mit der
Erschließung von Bildmaterial (vom Foto bis zum Ölgemälde) beschäftigen wird. Eine weitere
Arbeitsgruppe zu mittelalterlichen Handschriften ist geplant.
All diese Gruppen sind mit Fachkolleginnen und Kollegen aus Institutionen besetzt, die weit über
den Kreis der Bibliotheken hinausgehen.
Strategische Neuorientierung der RDA-Gremien und EURIG Meeting 2016 in Riga
Der Übergangsprozess und die Planungen für die nächsten drei Jahre waren die Schwerpunkte des
jährlichen Treffens der EURIG im Mai in Riga. Der angestoßene Prozess für eine strategische
Neuorientierung der die RDA betreuenden Gremien wurde von der EURIG bereits vor einigen
Monaten aufgenommen und im Rahmen des diesjährigen Meetings umgesetzt. Hintergrund hierfür
ist die neue Governance Strategy des RDA Board und des RDA Steering Committee (RSC), die
keine nationalen sondern nur mehr regionale Vertretungen für Kontinente vorsieht (Regional
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Representatives im RSC bzw. National Institution Representatives im RDA Board). Dies soll in einer
Übergangszeit von 2016 bis Ende 2018 erfolgen. Die Deutsche Nationalbibliothek hat die
europäische Vertretung im RSC für diese Übergangszeit übernommen.
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Die Regional Representatives müssen aus dem Kreis der „Implementers“ kommen d. h. sie müssen
RDA bereits implementiert haben oder es binnen eines Jahres umsetzen. Sie werden von den
EURIG Mitgliedern für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt und können einmal wiedergewählt
werden. Die erste Wahl eines European Regional Representative wird nach Abschluss der
Übergangszeit stattfinden, spätestens im Frühjahr 2019.
Für die Übergangszeit 2016 bis 2018 kamen für die Funktion des European Regional
Representative die bisherigen JSC-Mitglieder British Library, CILIP und DNB infrage. CILIP hat seine
Vertretung im RSC bereits 2015 an die British Library abgegeben. Die British Library und die DNB
haben sich in der Folge darauf geeinigt, dass die DNB diese Funktion für die Dauer der
Übergangszeit übernimmt.
Im Vorfeld des EURIG Meetings wurde ein EURIG Transition framework Paper ausgearbeitet und
den Mitgliedern zugesandt. Es regelt vor allem die Bedingungen für eine Mitgliedschaft und den
Entscheidungsprozess unter den neuen Bedingungen.
Das Papier wurde von den Mitgliedern mit wenigen Änderungen angenommen. Ebenso wurde das
ursprüngliche European Cooperation Agreement an die neuen Strukturen angepasst. Beide Papiere
wurden im Juni 2016 überarbeitet und den Mitgliedern der EURIG für die Abstimmung in ihrer
Institution zur Verfügung gestellt. Die fertigen Dokumente sollen spätestens im Rahmen des
nächsten Meetings der EURIG im Frühjahr 2017 verabschiedet werden.
Die wichtigsten Punkte der neuen Vereinbarung sind:
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Die EURIG bleibt weiterhin für Mitglieder aus unterschiedlichen Institutionen offen.
Mitglieder werden nach „Implementers“ und „Non-Implementers“ unterschieden.
Das Executive Committee (bislang Chair, Vice Chair und Secretary) wird um den European
Regional Representative erweitert.
Ein EURIG Editorial Committee (EEC) wird eingerichtet. Die Nominierungen der Mitglieder
des EEC erfolgt durch die EURIG-Mitglieder. Das Executive Committee entscheidet über die
Besetzung, wenn die Bewerbungen die Anzahl der vorgesehenen Mitglieder überschreitet.
Die Anzahl der „Implementers“ in diesem Gremium muss die Anzahl der „NonImplementers“ überschreiten.
Das Editorial Committee hat die Arbeit nach der Benennung unverzüglich aufgenommen. Chair des
Editorial Committee ist die European Regional Representative.
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Das Review-Verfahren 2016 wird bereits in der oben beschriebenen Struktur durchgeführt. Alle
Proposals und Discussion Papers werden im Editorial Committee abgestimmt. Die Fast Tracks
liegen in der Entscheidungsfreiheit der European Regional Representative.
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Grundsätzlich schreitet der Implementierungsprozess der RDA in den europäischen Ländern weiter
voran. Die Umsetzungsprozesse sind je nach organisatorischer Struktur der Länder jedoch sehr
heterogen.
Beide RDA-Gremien wollen sich in der nahen Zukunft für weitere Kultureinrichtungen über die
Bibliotheken hinaus öffnen. Im RDA Board sind hier kooptierende Mitglieder vorgesehen und im
RSC soll es einen „wider community engagement officer“ geben.
Das nächste EURIG Meeting findet im Frühjahr 2017 auf Einladung von Casalini Libri in Fiesole
(Florenz) statt.
RDA-Review-Verfahren
Die Dokumente für das RDA-Review-Verfahren 2016 wurden Anfang August auf der Website des
RDA Steering Committee eingestellt http://rda-rsc.org/newrscdocs. Hier enthalten sind auch die
ersten RSC/Europe-Dokumente. Sie stammen aus dem deutschsprachigen Raum und sind von der
AG RDA vorbereitet worden.
Alle für die Sitzung des RSC im November eingebrachten Proposals und Discussion Papers werden
im deutschsprachigen Raum von der AG RDA kommentiert. Diese Kommentierungen fließen in die
abschließende Beschlussfassung des EURIG Editorial Committee (EEC) ein und werden von der
European Regional Representative in die Sitzung des RSC eingebracht. Das EEC wurde aufgrund
der Vorgaben der RDA-Gremien in diesem Jahr eigens für diesen europäischen
Abstimmungsprozess als ein Organ der European RDA Interest Group (EURIG) eingerichtet. Es
besteht zurzeit aus EURIG-Mitgliedern aus Dänemark, Finnland, Island, Deutschland,
Großbritannien, Österreich und der Schweiz.
Das RDA Steering Committee wird sich in diesem Jahr vom 7. bis zum 11. November 2016 in der
Deutschen Nationalbibliothek treffen. Schwerpunkt des jährlichen Meetings ist das RDA-ReviewVerfahren, d. h. die Diskussion und Beschlussfassung zu den von den Anwendern eingebrachten
Änderungsvorschlägen weltweit. Zu diesem Meeting sind Observer nach Voranmeldung zugelassen.
Im Rahmen dieses Treffens findet ein Satellite Meeting am 4. November 2016 zum Thema „Subject
Cataloguing“ statt. Diese Veranstaltung ist eine Kooperation der Deutschen, der Österreichischen
und der Schweizerischen Nationalbibliothek.
https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/Veranstaltungen+und+Publikationen+zu+RDA
FRBR LRM
Seit der Erstveröffentlichung der Functional Requirements for Bibliographic Records (FRBR) ist die
FR-Familie um weitere Modelle angewachsen und die Idee, diese in einem konsolidierten Modell
zusammenzufassen. wurde 2010 von der FRBR Review Group aufgenommen. Hieraus entstanden
ist das FRBR-Library Reference Model (FRBR-LRM), das im Frühjahr 2016 zur weltweiten
Kommentierung vorgelegt wurde http://library.ifla.org/1084/. Für den deutschsprachigen Raum
wurde die Kommentierung über die Expertengruppe Formalerschließung des
Standardisierungsausschusses koordiniert. Das Ergebnis finden Sie hier
https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/RDA+International.
Für die IFLA 2016 in Columbus, Ohio in den USA wird ein anhand der eingegangenen Kommentare
aktualisierter Entwurf vorgelegt.
Öffentlichkeitsarbeit
Alle abgestimmten Arbeitsergebnisse sowie Vorträge und Informationen werden der
Fachöffentlichkeit auf der DNB-Website, im RDA-Info-Wiki, über fachliche Listen und über die
Social-Media-Kanäle der DNB zur Verfügung gestellt.
https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/RDA-Info
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