1 Entwicklungsländer

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1
Entwicklungsländer
1.1
Kennzeichen von Entwicklungsländern
Wir in Deutschland leben in einem Industrieland. Industrieländer (z. B. USA,
Kanada, Großbritannien, Japan) sind reiche Staaten, in denen die Mehrzahl der
Menschen in der Industrie oder im Dienstleistungsbereich beschäftigt ist. Das
jährliche Pro-Kopf-Einkommen liegt meist über 12 000 Euro.
Länder, in denen die Einwohner deutlich geringere Löhne bekommen, zumeist
in der Landwirtschaft arbeiten und in denen hohe Armut herrscht, werden als
Entwicklungsländer bezeichnet. Umgangssprachlich fasst man diese Länder
auch unter dem Begriff „Dritte Welt“ zusammen. Der Begriff wurde in der Zeit
des Kalten Krieges geprägt, in der zwischen den modernen, demokratischen
Industriestaaten („Erste Welt“), den sozialistischen Industriestaaten des Ostblocks („Zweite Welt“) und den wenig oder unterentwickelten Staaten Afrikas,
Asiens, Süd- und Mittelamerikas, der Karibik und Ozeaniens („Dritte Welt“)
unterschieden wurde. Der Entwicklungsstand in den Dritte-Welt-Ländern ist
jedoch recht verschieden. Die insgesamt rund 130 selbstständigen Staaten, die
zu den Ländern der Dritten Welt gezählt werden, unterscheiden sich in vielen
Bereichen stark voneinander.
Es gibt Entwicklungsländer, die in wirtschaftlicher Hinsicht weit fortgeschritten sind und an der Schwelle zum Industriestaat stehen. Sie werden daher auch
als Schwellenländer bezeichnet. Schwellenländer sind meist geprägt durch
einen starken Gegensatz zwischen Arm und Reich. Manche dieser Länder
haben einerseits hoch entwickelte Regionen mit Industrien und Universitäten,
andererseits zahlreiche Armutsgebiete. Verbindliche Kriterien zur Einordnung
eines Staates als Schwellenland gibt es nicht. Häufig genannte Beispiele sind
Brasilien, China, Indien, Südafrika, Thailand.
Während die Schwellenländer sich auf dem Weg zur Industriegesellschaft befinden, haben viele andere Entwicklungsländer kaum Fortschritte oder zum
Teil sogar Rückschritte gemacht. Die am wenigsten entwickelten Länder bilden
schließlich die „Vierte Welt“ und werden von den Vereinten Nationen daher
auch „least developed countries“ genannt. Die Mehrheit dieser derzeit rund
50 Länder sind afrikanische Staaten (z. B. Angola, Äthiopien, Demokratische
Republik Kongo, Mosambik, Niger, Ruanda, Sudan, Uganda). Aber auch
Staaten in Asien (z. B. Afghanistan, Bangladesch, Jemen, Nepal), Ozeanien
(z. B. Samoa) und der Karibik (Haiti) gehören zu dieser Gruppe.
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Entwicklungsländer sind häufig gekennzeichnet durch:
geringe Produktivität
hohe Arbeitslosigkeit
geringes Pro-Kopf-Einkommen bei stark ungleicher Einkommensverteilung
geringes Steuer- und Sparaufkommen und dadurch geringe Investitionen
relativ hohe Auslandsverschuldung
große Abhängigkeit von wenigen Exportgütern (meist nur Rohstoffexporte)
entwicklungshemmende Politik (z. B. hohe Militärausgaben; Diktatoren, die
sich auf Kosten des Landes bereichern)
hohes Bevölkerungswachstum
unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln
fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser
Energiemangel (Bedarf häufig durch Brennholznutzung gedeckt)
schlechte Wohnverhältnisse in den Großstädten als Folge der Landflucht
unzureichende Infrastruktur (z. B. Verkehrswege und Versorgungsnetze)
ungerechte Landverteilung (das Ackerland ist in Händen weniger Bauern)
fehlende Mechanisierung bei der Feldarbeit
extreme Naturbedingungen (z. B. Trockenheit, Überschwemmungen)
Mängel im Bildungs- und Ausbildungswesen
geringe Einschulungsrate (besonders bei Mädchen)
Mängel im Gesundheitswesen
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Wie viele Staaten der Erde werden zu den Entwicklungsländern gerechnet?
Kreuze an.
K ca. 50
K ca. 100
K ca. 130
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Manche Entwicklungsländer werden auch als Schwellenländer bezeichnet.
a Was versteht man unter Schwellenländern? Erkläre.
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b Nenne vier Beispiele von Schwellenländern.
50
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Es gibt für die Entwicklungsländer der „Vierten Welt“ noch eine andere Bezeichnung. Nenne sie und erkläre ihre Bedeutung.
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51
Ordne die folgenden Staaten der „Vierten Welt“ nach ihrer geografischen Lage.
Schlage, wenn nötig, im Atlas nach.
Äthiopien – Bhutan – Eritrea – Guinea – Haiti – Kambodscha – Laos – Mali – Salomonen
– Somalia –Tansania – Togo
Afrika
Asien
Karibik
Ozeanien