Pressemitteilung - Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie
Dr. Carmen Rotte
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Am Faßberg 11, 37077 Göttingen
Tel. 0551 / 201-1304
E-Mail: [email protected]
Pressemitteilung
22. Juli 2016
Langjähriger Max-Planck-Direktor Victor P. Whittaker verstorben
Das Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie trauert um seinen
emeritierten Direktor Victor P. Whittaker. Der Neurochemiker verstarb am 5. Juli 2016
im Alter von 97 Jahren in Cambridge (Großbritannien).
„Herr Whittaker stand auf seinem Forschungsgebiet, der
Neurochemie, international an der Spitze. Seinen
innovativen Methoden verdanken wir ganz wesentliche
Erkenntnisse darüber, wie Nervenzellen miteinander
kommunizieren. Für seine großen Verdienste um die
Forschung und seinen engagierten Einsatz für den
wissenschaftlichen Nachwuchs sind wir Herrn Whittaker
zutiefst dankbar“, sagt Herbert Jäckle,
Geschäftsführender Direktor des MPI für
biophysikalische Chemie. „Unser ganzes Mitgefühl gilt
nun seinen Angehörigen und Freunden.“
Dank origineller Forschungsansätze war es Victor P.
Whittaker als Erstem gelungen, Nervenendigungen
(Synapsen) vom Nervengewebe abzutrennen und zu
isolieren. Diese sogenannten Synaptosomen eröffneten
völlig neue Möglichkeiten, die Signalübertragung
zwischen Nervenzellen im Reagenzglas zu
untersuchen. Synaptosomen gehören heute zum
Standard-Repertoire eines jeden neurobiologischen
Labors. Darüber hinaus gelang Whittaker der
entscheidende Nachweis, dass Membranbläschen
(sogenannte synaptische Vesikeln) Botenstoffe
enthalten, die die Übertragung von Signalen zwischen
Nervenzellen vermitteln.
Prof. Dr. Victor P. Whittaker
(Foto: Max-Planck-Institut für
biophysikalische Chemie)
Neben seiner Forschungstätigkeit war es Whittaker ein großes Anliegen, den wissenschaftlichen
Nachwuchs zu fördern: Er hat eine Reihe sehr erfolgreicher Neurobiologen ausgebildet, darunter
den späteren Nobelpreisträger Thomas C. Südhof, der seine Doktorarbeit in Whittakers Abteilung
Neurochemie am MPI für biophysikalische Chemie anfertigte. „Victor Whittaker war der führende
molekulare und zelluläre Neurowissenschaftler seiner Zeit, dessen Beiträge das Forschungsgebiet
maßgeblich geformt haben. Er war immer bereit, seine Leidenschaft für die Wissenschaft und sein
enzyklopädisches Wissen zu teilen. Ich durfte von ihm eine enorme Menge lernen. Er wird
schmerzlich vermisst werden“, so Thomas Südhof.
Der gebürtige Brite Victor P. Whittaker wechselte nach seinem Studium der Chemie und
Biochemie in Oxford (Großbritannien) zunächst als Fakultätsmitglied an das College of Medicine
der University of Cincinnati (USA) und forschte anschließend am Institute of Animal Physiology in
Babraham (Großbritannien). 1966 ernannte ihn die University of Cambridge (Großbritannien) zum
Sir William Dunn Reader in Biochemie. Von 1967 bis 1971 war er darüber hinaus Chief Research
Scientist am New York Institute for Basic Research in Mental Retardation (USA). Im Jahr 1973
ernannte die Max-Planck-Gesellschaft Victor P. Whittaker zu ihrem Wissenschaftlichen Mitglied.
Gleichzeitig berief ihn das MPI für biophysikalische Chemie als Direktor, wo er bis zu seiner
Emeritierung 1987 die Abteilung Neurochemie leitete. Auch nach seiner Emeritierung war er dort
weiter wissenschaftlich aktiv, bevor er schließlich nach Cambridge zurückkehrte. Bis zuletzt blieb
Whittaker dem MPI für biophysikalische Chemie eng verbunden und fuhr noch mit über 90 Jahren
für Institutsbesuche mit dem eigenen Auto die Strecke von Cambridge nach Göttingen. Bis ins
hohe Alter war er zudem ein treuer Besucher der jährlichen Händelfestspiele.
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