Marktanalysen zum geplanten Master of Arts in Sozialer Arbeit mit

Marktanalysen zum geplanten Master of Arts in Sozialer Arbeit mit Schwerpunkt «Soziale Innovation»
Zur Validierung des Konzepts des auf Wintersemester 2008/09 geplanten konsekutiven
Masterstudiums
mit
Schwerpunkt
«Soziale
Innovation»
(Kurzbeschreibung
auf
www.fhnw.ch/sozialearbeit/ bachelor-und-master/masterstudium), wurden von der Hochschule für
Soziale Arbeit FHNW verschiedene Marktanalysen durchgeführt, von denen eine extern in
Auftrag gegeben wurde. Nachfolgend der Bericht der Projektleitung/des Projektteams Esther
Forrer, Regula Kunz, Sonja Markwalder, Anne Parpan-Blaser und Elena Wilhelm.
Befragung der Arbeitgeber/innen
In einem ersten Schritt wurden potentielle Arbeitgeber/innen von der Unternehmensberatung
«Schiess» in unserem Auftrag befragt. Es wurden 20 Interviews mit Politikerinnen und Politikern
sowie mit Verantwortlichen von Verwaltungseinheiten des Bundes, der Kantone und grosser
Städte und privater Organisationen durchgeführt. Die Untersuchung verdeutlicht, dass die
Verantwortlichen in den anvisierten Arbeitsfeldern den Bedarf an einem Masterstudium in
Sozialer Arbeit mit Schwerpunkt «Soziale Innovation» als hoch einschätzen. Die mit dem
Masterstudium zu erwerbenden Kompetenzen gehören aus der Sicht der Interviewpartner/innen
zu den Grundvoraussetzungen, damit für die sich immer komplexer darstellenden Aufgaben im
Feld der Sozialen Arbeit und Sozialpolitik überhaupt noch zukunftsfähige Lösungen erarbeitet
werden können. Die Mehrheit der Interviewpartner/innen sieht einen Schwerpunkt der Tätigkeiten
in Transferleistungen zwischen Systemen und Kulturen sowie in der Konzeption und Umsetzung
von praxisadäquaten und nachhaltigen Lösungen.
Analyse von Stelleninseraten
Einer zweiten Analyse liegt eine breit angelegte Recherche aktueller Stelleninserate zugrunde. In
den beiden Monaten Juli und August wurden insgesamt 53 Stelleninserate eruiert, die im
Kompetenzbereich von Absolventinnen und Absolventen unseres geplanten Masterstudiums
liegen. Unter den ausgewählten Stellen finden sich sowohl Angebote für eine qualifizierte
Fachmitarbeit als wissenschaftliche Mitarbeitende wie auch Stellen für Projektleitende und
leitende Angestellte. Für die Auswertung wurden die in den Inseraten genannten Aufgaben und
Anforderungen in fünfzehn Aufgaben- und Anforderungsbereiche kategorisiert und anschliessend
ausgewertet. Die am häufigsten aufgeführten Aufgaben sind «Anpassen und Entwickeln von
Angeboten», «Erarbeiten und Entwickeln von Konzepten», «Forschen, Evaluieren und
Publizieren», «Kooperation und Zusammenarbeit» sowie «Führen und Leiten von Mitarbeitenden,
Organisationen und Projekten». Die Analyse der Stelleninserate weist einen hohen Anteil an
Entwicklungs- und Projektführungsaufgaben und entsprechenden Anforderungen aus und
bestätigt damit exakt die dem Masterstudium zu Grunde gelegten Kompetenzen.
Analyse der Angebote im In- und Ausland
Um zu überprüfen, ob ein ähnliches Masterstudium in erreichbarer Nähe für Studierende aus der
Schweiz bereits angeboten wird, ob das Konzept dem «state of the art» genügt und zur
Abklärung formaler Bedingungen zur Gewährleistung der europäischen Kompatibilität, wurden
die Angebote in Deutschland, Österreich und Grossbritannien untersucht. Die ausgedehnte
Recherche zeigte, dass bisher kein Masterstudium mit dem vorgesehenen und durch die beiden
ersten Analysen fundierten Profil existiert bzw. in Planung ist. Die Ausrichtung des
Masterstudiums auf die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, zwischen Theorie
und Praxis, zwischen Forschung und Anwendung, zwischen Analyse und Entwicklung
(Transdisziplinarität*), ist erstens sowohl konzeptionell als auch inhaltlich einzigartig im
deutschsprachigen Raum und zweitens in den Forschungskompetenzen unserer Hochschule
strukturell und inhaltlich verankert. Die Abklärungen im Ausland haben letztlich auch den
Grundstein für die Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Freiburg im Breisgau
gelegt, mit der das Konzept nun gemeinsam konkretisiert und umgesetzt werden soll.
* Transdisziplinarität entspricht einer Wissensproduktionsweise im «Modus 2» nach Gibbons et al. (1994). Dieser Modus stellt
sich ein, wenn Wissen mitunter direkt im Kontext der Anwendung gemeinsam mit den sich dort befindenden Akteurinnen und
Akteuren erzeugt wird. Der «Modus 2» zielt primär auf die Bearbeitung von Handlungsproblemen, während der «Modus 1» die
traditionelle wissenschaftliche Wissensproduktion darstellt, die disziplinär organisiert ist und nach langfristigen Erkenntnissen
sucht. Transdisziplinarität ist also nicht zu verwechseln mit Interdisziplinarität.
Befragung der Studierenden
Schliesslich interessierte uns natürlich auch brennend die Meinung der Studierenden. Dazu
wurde den 1183 Studierenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit Studienbeginn ab
2001 bis 2006 eine Broschüre zum konzipierten konsekutiven Masterstudium und ein darauf
bezogener Fragebogen zugeschickt. Die Rücklaufquote von 34.6% (N=409) kann als gut
eingestuft werden, zumal die Befragung durch die Lektüre der beigelegten Broschüre sehr
zeitintensiv war. 33.3% (136 Personen) geben zu Beginn an, zur weiteren fachlichen Qualifikation
das Angebot eines konsekutiven Masters in Sozialer Arbeit in Anspruch nehmen zu wollen. Nur
5.8% (8 Personen) von diesen würden aber nicht das in der Broschüre beschriebene mit
Schwerpunkt «Soziale Innovation» wählen. 34.5% (141 Personen), also rund ein Drittel aller
Befragten, können sich zum Schluss der Befragung vorstellen, das von unserer Hochschule
beschriebene Masterstudium zu absolvieren. Nach der Wahrscheinlichkeit befragt, mit der das
vorliegende Masterstudium aufgenommen wird, sind es noch 17.3% (71 Personen) der
Befragten, welche mit grosser bis sehr grosser Wahrscheinlichkeit dieses aufnehmen werden,
42.8% (175 Personen) sind noch unentschieden und 38.7% (158) nehmen wahrscheinlich kein
konsekutives Masterstudium auf. Je näher am Studienbeginn und je jünger die Studierenden
sind, desto wahrscheinlicher ist die Aufnahme des Masterstudiums. Es ist anzunehmen, dass die
Vorbildung sowie die Entscheidung für ein Bachelorstudium (als eine Stufe eines in Aussicht
gestellten zwei- bzw. sogar dreistufigen Bildungssystems) hier bereits Auswirkungen zeigen. Die
im Masterstudium zu erwerbenden Kompetenzen und schwerpunktmässig behandelten
Wissensgebiete werden durch die Befragung bestätigt. Positiv mit der Wahrscheinlichkeit, das
Masterstudium unserer Hochschule aufzunehmen, korreliert die Bewertung von Inhalt,
Zeitstruktur, fachlicher Fundierung und Entsprechung zu den Arbeitsmarktanforderungen
desselben. Das geplante Masterstudium wird aber auch von denjenigen Befragten gut bewertet,
die kein konsekutives Masterstudium aufnehmen möchten (vgl. Abbildung).
5
4.5
4
3.5
3
2.5
Studium
unwahrscheinich (38.7%)
2
1.5
Studium
noch unentschieden
(42.8%)
1
0.5
Studium
wahrscheinlich (17.3%)
0
Inhalt / Module
Fachliche Fundierung
Zeitliche Strukturierung Entsprechung mit den
Anforderungen des
Arbeitsmarktes
Abbildung 1: Bewertung des Masterkonzepts auf einer Skala von 1 bis 5 (5 = Bestwertung) hinsichtlich Inhalt,
zeitlicher Struktur, fachlicher Fundierung und Bedeutung für den Arbeitsmarkt
Fazit
Die Ergebnisse der vier Marktanalysen bestätigen die Ausrichtung des Masters auf allen Ebenen.
Sie zeigen aber auch Verbesserungspotential auf. So wünschen sich die Studierenden
beispielsweise noch flexiblere Studienzeitmodelle und die befragten Arbeitgeber/innen wünschten
sich mehr Kenntnisse über Prozesse und Bedingungen sozialer Innovationen. Es wurde deutlich,
dass die konstitutive Differenz zwischen einem exekutiven und einem konsekutiven
Masterstudium nicht allen Studierenden klar ist, und dass hierüber ein weiterer
Informationsbedarf besteht. Die Marktanalysen geben zudem Hinweise für die weitere
Ausgestaltung des Weiterbildungsangebotes der Hochschule. Sie zeigen auch den Wandel in der
Wahrnehmung der Sozialen Arbeit im Arbeitsmarkt und bei den Studierenden auf. So stufen
beispielsweise jüngere Studierende und solche, die das Studium erst begonnen haben,
Forschung im Feld der Sozialen Arbeit und den Erwerb von Forschungskompetenzen wichtiger
ein, als ältere und fortgeschrittenere Studierende.
Die Vorschläge, Erkenntnisse, offenen Fragen und Thesen werden in der Feinkonzeption und
Umsetzung des Masters sowie in weiteren Forschungs- und Entwicklungsprojekten aufgegriffen.
Kontakt: Prof. Dr. Elena Wilhelm, Stab Forschung und Entwicklung, [email protected]