Praxistipp: Kunstbau anlegen Im Handumdrehen eingegraben Wer Niederwild hegen will, kommt um die Bejagung des Raubwildes nicht herum. Am besten gelingt dies über die Jagd im Kunstbau. Damit die Baue bis zum Winter, wenn die Bälge reif sind, genügend Zeit haben, um zu verwittern, sollten wir sie spätestens jetzt im Juli anlegen. Wie dies ohne großen Aufwand funktioniert, erklärt Alexander Popanz. Der richtige Platz Der Mini-Bagger ist das wichtigste Arbeitsgerät bei der Kunstbauanlage. Zunächst muss ein geeigneter Platz für den Kunstbau gefunden werden. Welcher das ist, kann pauschal nicht beantwortet werden, sondern hängt von den örtlichen Gegebenheiten der einzelnen Reviere ab. Grundsätzlich sollte eher ein ruhigerer Revierteil für den Kunstbau ausgewählt werden. Hier eignen sich Stilllegungsflächen oder Heckenbereiche sowie kleinere Feldgehölze, wo möglichst keine Spaziergänger, Fahrradfahrer oder Hunde vorbeikommen. Gemieden werden sollten in jedem Fall nasse oder feuchte Bereiche nahe Uferzonen von Seen oder Flüssen, Moore oder Feuchtwiesen. Bei Hochwasser besteht dort die Gefahr, dass im Bau das Wasser steht und er dann vom Fuchs nicht mehr angenommen wird. Natürlich macht es auch wenig Sinn, den Kunstbau dort anzulegen, wo sich so gut wie nie ein Fuchs blicken lässt. Wer sein Revier kennt, der weiß in der Regel auch, wo sich Meister Reineke gern aufhält. Vielleicht haben Sie ja auch schon einige Rotröcke in Ihrem Revier erlegt und kennen die bevorzugten Wechsel. Wenn der geeignete Platz gefunden ist, informieren Sie den Grundstückseigentümer über ihr Vorhaben. alle mit anpacken, ist der Bau in einem halben Tag eingegraben und bezugsfertig. An Baumaterial werden pro Bauröhre mindestens acht bis zehn Betonrohre benötigt sowie eventuell Winkelstücke und Rundbögen, je nachdem, welche Art von Bau Sie anlegen wollen. Zudem ein runder Betonkessel mit ausgesparten Löchern, eine Steinplatte und eine Folie oder Plane. Ich rate davon ab, statt der Betonrohre Plastikrohre zu verwenden, denn gerade wenn man den Kunstbau in der Feldflur nicht tief genug eingräbt, kann es sein, dass er den Belastungen durch die Landmaschinen nicht stand hält. Einer der größten Fehler beim Anlegen eines Kunstbaus liegt auch darin, dass die Gesamtlänge der Röhre aus Kostengründen zu kurz gewählt wird. Da wird aber am falschen Ende gespart, denn ist die Röhre zu kurz, wird sich Reineke darin nicht sicher fühlen und den Bau ungern annehmen. Bitte darauf achten, dass der Kessel nicht zu groß ist, denn er sollte auch bei eisiger Kälte von Reineke schnell erwärmt werden können. Schafft dieser das nicht in kurzer Zeit, wird er den Bau künftig meiden. Ich wähle für den Kessel eher einen kleineren Durchmesser, etwa den eines Gullideckels, da sich die Füchse bei kalten Temperaturen im Bau gerne zusammenrollen und sich gegenseitig wärmen. Das Material Form und Durchmesser des Baus Als Arbeitsmaterial müssen bereit stehen: Harke, Spaten, Schaufel, Mini-Bagger und ein paar kräftige Helfer. Wenn Es gibt verschiedene Ausführungen von Kunstbauen. Ich persönlich habe zwei Favoriten: den so genannten V-Bau mit 28 7/2016 XXXXXXXXX. Damit gerade Gräben entstehen, empfiehlt .Damit es sich, den Baggerfahrer einzuweisen. Die Röhren des Baus sollten jeweils mindestens acht Meter lang sein. den Hund, das Raubwild zum Springen zu bringen. Eine gute Variante finde ich, an die Endröhren eines beispielsweise 25er Kunstbaus eine 20er Röhre anzuschließen. Diese bremst den schnellen scharfen Bauhund etwas beim AusschlieVorteile des Kunstbaus: fen. Der Schütze hat es dann Welchen Durchmesser Sie Kunstbaue können schnell und unkompliziert bejagt werleichter, weil der Hund nicht für die Röhren wählen, ist den – vor allem auch alleine, was sich beim Naturbau eher direkt am springenden Fuchs Geschmackssache. Ich beschwierig gestaltet. dranhängt und er hat freies vorzuge Betonrohre mit 25 D em Hund kann im Kunstbau schneller geholfen werden, Schussfeld. Zentimeter Durchmesser, sollten er und der Fuchs sich verbissen haben. so genannte 25er Rohre, die K unstbaue sind witterungsbeständiger. leichter und billiger sind als Ran an den Bau K eine Einsturzgefahr, kein Festhängen der Bausenderdie 30er. Wichtig ist, dass sie Zunächst muss der Platz, Halsung an Wurzeln, Stöcken oder dergleichen. ausreichend groß sind, damit auf dem wir unseren KunstW enn im Kunstbau ein Fuchs oder Dachs sitzt, ist er sich auch größere Bauhunde bau errichten wollen, von ziemlich sicher unserer. Den tiefgründigen verwinkelten gut darin bewegen können. Bäumen, Wurzeln und SträuNaturbau hingegen kennt er wie seine Westentasche, der chern befreit werden. Dann Hund muss ihn erarbeiten. Im Kunstbau gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Reineke stellt sich dem Kampf Ich höre immer wieder, dass kann der Bagger die Gräben mit dem Hund, oder er springt. man besser 20er Rohre verfür die Röhren ausheben. wenden sollte, weil der Bau Ich empfehle bei sandigen dann angeblich vom Dachs oder weichen Böden, diese nicht angenommen wird. Das sehe ich jedoch anders. Denn in mit Kies oder Waschbetonplatten auszulegen, damit der Bau einem Niederwildrevier muss der Dachs genauso bejagt wer- nicht im Laufe der Jahre absackt. den wie der Fuchs, und da ist er mir in einem Kunstbau wesentlich lieber als im Naturbau. Außerdem habe ich auch schon Damit der Graben gerade verläuft, behelfe ich mir mit einem Grimbart in Röhren mit 20 Zentimetern sitzen sehen. Allerdings einfachen Trick: Ich schlage jeweils am Anfang und am Ende wird es mit abnehmendem Durchmesser immer schwieriger für des geplanten Röhrenverlaufs einen Stahlstab in die Erde und einem Kessel mittig und davon abzweigend zwei Röhren wie bei einem V, und den P-Bau, eine lange Röhre und eine vom Kessel abzweigende, die in einem Bogen wieder in die Hauptröhre zurückführt. 7/2016 29 XXXXXXXXX. Der komplette Bau wird wieder zugebaggert, und man lässt ihn verwittern. Unter den Kessel unbedingt eine Steinplatte legen. verbinde beide mit einer Schnur, die möglichst flach über dem Boden verläuft. So hat der Baggerfahrer immer im Blick, wo er graben muss. Die Röhren sollten am besten circa 70 Zentimeter tief eingegraben werden mit einer leichten Steigung zum Kessel. Dieser sollte dann möglichst etwa 50 Zentimeter tief liegen. Was ist noch zu beachten? Der Kessel sollte so eingebaut werden, dass er sowohl vor Wasser als auch Zugluft geschützt ist. Am besten besorgen Sie sich eine alte Plane oder Folie vom Landwirt, die über den Kessel und die einzelnen Rohre gelegt wird. Doch bitte nicht die Rohre damit umwickeln, denn das bewirkt, dass der Bau zu schwitzen anfängt und feucht wird. Auch die Röhren sollten so angelegt werden, dass Zugluft vermieden wird. Das ist meist nicht ganz einfach, da der Wind zum Zeitpunkt des Anlegens erfahrungsgemäß aus einer anderen Richtung weht als im Winter. Empfehlenswert ist es, die Röhren in etwa derselben Himmelsrichtung anzulegen. Auch sollte der Bau so beschaffen sein, dass kein Licht von den Röhren her in den Kessel fällt. Dazu baut man entweder mithilfe von Winkelstücken eine Kurve in jedes Rohr ein, oder man wählt die Steigung des Baues so steil, dass kein Licht in den Kessel fallen kann. Ganz wichtig ist, unter den Kessel eine Steinplatte zu legen. Der Grund: Reineke, ganz besonders Fähen, säubern in der Aufzuchts- beziehungsweise Ranz- oder Geheckzeit ihre Baue gerne. Dabei graben sie oft ungewollt im Kessel einen neuen Gang. 30 7/2016 Und beim winterlichen Fuchssprengen wundert man sich dann, wo der Hund bleibt! Man kann in den Kessel roten Sand einbringen, Füchse nehmen ihn gerne an. Ich verzichte darauf, da ich der Meinung bin, den Sand bringt das Raubwild von selbst hinein. Zu guter Letzt wird der komplette Bau wieder zugebaggert, und man lässt ihn verwittern. In den nächsten Monaten sollte sich kein Mensch oder Hund dem Bau nähren. Jede fremde Witterung nimmt Reineke als Störung wahr und meidet den Platz. Um sicher zu gehen, dass die Kunstbaue auch angenommen werden, empfehle ich, die Naturbaue im Revier zu verstänkern. Dazu eignet sich zum Beispiel ein umweltfreundlicher WC-Stein, der an die Eingangsröhre des Naturbaus gelegt wird. Gleichzeitig kann man am Kunstbau Pferdemist platzieren – dieser zieht das Raubwild magisch an. Alexander Popanz ist Mitglied in der BJVKreisgruppe Dachau, bestätigter Jagdaufseher in einem Niederwildrevier und passionierter Raubwildjäger. Sein Steckenpferd ist die Baujagd, insbesondere im Kunstbau.
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