www.topagrar.at – 5.August 2016 http://www.topagrar.at/home/Gewitterwolken-am-Biomilchhimmel-4150684.html Das Angebot an Biomilch hat merklich zugenommen. Seit Dezember 2015 ist die Bioanlieferung bis Juni um 4 % gestiegen. An die 6 Cent gab der Preis seither inzwischen nach. Diese Zahlen müssen aber noch kein Anzeichen für eine bevorstehende Biomilchschwemme sein. Denn erfahrungsgemäß werden die Biokühe stärker als die konventionellen im Einklang mit dem saisonalen Graswachstum gemanagt. Gemessen an der konventionellen Milchmenge rücken die Biobauern nur im Schneckentempo auf. Sie liefern erst 17,3% der gentechnikfreien Milchmenge. Entwicklung in Deutschland wirkt sich auch auf uns aus Nicht jeder Liter Biomilch landet in österreichischen Kühlregalen. Die Entwicklung auf unserem Hauptabsatzmarkt Deutschland geht an uns nicht spurlos vorüber, im Positiven wie im Negativen. Unser Biopreis hat seinen vorläufigen Zenit mit durchschnittlich 44,99 Ct/kg (netto) im vergangenen Dezember erreicht. Seither geht es mit minus 6 Ct flott bergab. Im Mai (40,45 Ct/kg) und Juni (39,62 Ct/kg) ist der Biomilchpreis sogar zweimal hintereinander im Monatsabstand stärker gesunken als der für gentechnikfreie Milch. Während der Preis in diesen Monaten für Biomilch um 0,97 bzw. 0,83 Ct/kg sank, waren es bei gentechnikfreier Milch 0,87 und 0,20 Ct/kg. Trotzdem bleibt der Vorsprung recht komfortabel. Biomilch baute ihren Vorsprung von 38% auf 46% binnen eines Halbjahres aus. Dieser großen prozentuellen Differenz wird kein langes Leben beschieden sein. Der Druck umzustellen und mehr zu erzeugen, nimmt im gleichen Maß zu, wie der Preisabstand wächst. Die Faktoren für eine Umstellung der Großwetterlage beim Biomilchpreis mehren sich, insbesondere dann, wenn der Standardmilchpreis bis Jahresende dort verharren sollte, wo er jetzt ist. Bio-gouda bei Hofer um 179 % teurer als aus konventioneller Produktion Im Regal gibt bei den Biomilchprodukten Hofer-Aldi den Preis vor. Auch dieser Konzern bildet in der Preisgestaltung seit einem Halbjahr die wachsende Kluft zwischen konventioneller und Ökoware ab. Wie die Übersicht zeigt, liegen zwischen konventioneller und Biomilch 40 % Preisdifferenz im Regal. Bei Naturjoghurt sind es 88 % und bei Gouda-Käse sogar 179 %. Angesichts der Größe der Differenz bei manchen Produkten würde man ohnehin einen kräftigen Nachfragerückgang erwarten. Aber die Biokonsumenten scheinen hart im Nehmen zu sein. Die Gewitterwolken am Biomilchpreishimmel werden mehr, weil mehr Menge angeliefert wird, weil der Preis schwächelt und weil die Leidensfähigkeit der konv. Bauern an ihre Grenzen stößt. Alois Burgstaller, www.landwirtschaftsberatung.at Der Standard – 20.7.2016 – Biobauern und Experten kritisieren neue…… …….Kleine Betriebe als Verlierer "Werden dabei Bauern, die sich ohnehin schon selbst beschränkten, leer ausgehen? Wird, wer intensiviert hat und dafür gefördert wurde, nun für den Lieferverzicht wieder gefördert? Sind Biobauern ausgenommen, weil sie einen guten Preis bekommen?", fragt Alois Burgstaller. Der landwirtschaftliche Berater hält Prämien für die teuerste Form, um den daniederliegenden Preis zu sanieren. Kleine Betriebe würden so erneut zu großen Verlierern. "Die beste Maßnahme gegen schlechte Preise sind schlechte Preise." Auch wenn Ewald Grünzweil, Obmann der IG Milch, die 1.600 Landwirte in sich vereint, dem so nicht zustimmt, da dies im Klartext das Ende vieler Höfe bedeute, wie er betont – die - ……… Der Landwirt- Ausgabe 13/2016 Leserbrief zu „Warum zahlen die Bayern mehr?“ Man muss die Einschätzung nicht teilen, dass das Zuschlagssystem kontraproduktiv sei. Wer als Konsument und Großkücheneinkäufer kein dogmatischer Biokäufer ist, der wird auf den Preisunterschied schauen. (Der preisbewusste Käufer ist übrigens der typische Biokonsument. Deshalb handelt es sich beim Wunsch nach dem Bioabsolutpreis um einen frommen). Bei steigenden konventionellen Preisen wird durch das Zuschlagssystem der Biopreis mit nach oben geschoben. (Da sagen die Bauernbauern nicht nein). Die Fiktion des abgekoppelten Biopreises geht an der Regalrealität vorbei. Auch in Deutschland unterliegt der Biopreis Veränderungen, wenn man sich die Mühe macht, etwas in den Statistiken zu kramen. Da ist von Fixpreis keine Spur. Fixpreisvisionen kommen immer dann an die Oberfläche, wenn die konv. Preise sinken. Steigen diese, vergisst man auch schnell darauf, jemals Fixpreise verlangt zu haben. Mir scheint, Bioverbandspolitik und Preispolitik sind zwei voneinander abgekoppelte Realitäten. Da kann auch die Führung von Bio-Austria nicht daran vorbei, dass mehr Biobauern immer mehr Biomenge heißt, und damit braucht man die Supermarktketten zur Vermarktung. Die sind nicht dumm, und überlegen sich Verkaufsstrategien, die dann von den Bauern nachvollzogen werden müssen, wollen sie nicht auf ihrer Ware sitzen bleiben. Dass diese Vermarktungsprobleme in Österreich mit seinem hohen Bioanteil drängender sind als im nur ein Sechstel so großen in Deutschland liegt auf der Hand. Der Wunsch nach Wiedervereinheitlichung der Bioproduktion lässt sich nur mit einer Verkleinerung der Bioerzeugung verwirklichen. Welcher Bioverband würde das wirklich wollen? Keiner! (Jedenfalls nicht Bio-Austria. Und deshalb werden die Biobauern die Krot schlucken und neue Milchversionen verwirklichen helfen.) Die Frage, die nicht gestellt wird, ist, warum der Biomilchanteil in Österreich so hoch ist, obwohl der Preis seit Menschengedenken viel niedriger als in Deutschland ist? Das offene Geheimnis liegt in der Kombination von schlechterer Ertragslage und relativ zum Ertrag besser Förderung als bei den dt. Nachbarn. Wegen der viel günstigeren Milchproduktionskosten in Deutschland müssten die Preise und Prämien schon wesentlich höher als in Österreich sein, wenn der Biobauernanteil in Deutschland auf österreichische Dimensionen gehoben werden sollte. Daraus folgt auch, dass wir Österreicher notorische Bioexporteure sind. Bedenkt man, wie groß die Biopalette bei Milch ist, wie klein die Chargen sind und wie klein die Molkerei- und Betriebsstrukturen in Österreich sind, fallen die Preisunterschiede schon nicht mehr so gravierend aus. Immerhin sind auch weniger gloriose Nebenprodukte wie Biomolke und Biobuttermilch zu vermarkten, die den Auszahlungspreis drücken können. Man muss aber nicht hinnehmen, dass es die Biomilchpreisunterschiede gibt, sondern man kann sich marktwirtschaftlich verhalten, und das preislich bessere Angebot aus Deutschland -wo möglich annehmen. Es gibt aber keine Erfolgsgarantie für dieses Unterfangen, die konventionellen Milcherzeuger sind gerade nicht unbedingt begeistert von ihren Konditionen. Unsere deutschen Biomilchkollegen werden, solange wir einen gemeinsamen Markt mit offenen Grenzen haben, mit dem Angebotsdruck aus Österreich leben können. Anmerkung: Text in Klammern in der Printversion nicht enthalten Der Standard – 1.Juni 2016 – Molkereien warnen….. …….Große Molkereien haben Angst durch Mengenreduktion Marktanteile zu verlieren, resümiert der landwirtschaftliche Berater Alois Burgstaller. Er ist überzeugt, dass sich der Markt in Europa selbst regulieren wird: indem Preise vorerst weiter fallen und die Menge in der Folge sinkt. Burgstaller hält neue Förderungen für kontraproduktiv. Auch die mindestens 100 Millionen Euro an Nothilfe, die Deutschland in die Betriebe pumpen will, sorgen aus seiner Sicht eher für eine Verlängerung des Leidens. Denn damit würden vor allem jene Höfe am Leben erhalten, die ohne die Liquidität auf Kredit expandiert hätten. In Österreich ist die Zahl der Betriebe seit dem EU-Beitritt jährlich um 3-4 % gesunken – unabhängig von der jeweiligen Entwicklung des Milchpreises, betont der Experte „ Hier spielen viele andere Faktoren mit hinein.“ Ebenso wenig an die Preise gekoppelt sei der Milchkonsum der Österreicher. Auch wenn die Milch günstig zu haben sei, werde nicht mehr davon getrunken. „ Sie hat ein Imageproblem in Europa“. Burgstaller sieht in der Krise die Chance für längst notwendige Veränderungen der kapitalintensiven europäischen Milchwirtschaft. „ Aber wer verlässt schon gern ein gemachtes Bett?“….. Der Standard – 31. März 2016 – Amokläufer unter Bauern …….Alois Burgstaller sieht in Quoten in welcher Form auch immer mehr Schaden als Nutzen. Im Fall der Milchverarbeiter laufe es in Österreich auf Wettbewerbsnachteile für einen Teil der Bauern hinaus, warnt der landwirtschaftliche Berater. Durch die niedrigen Preise werde die Produktion in der EU ohnehin wieder sinken – das sei bereits aus den Liefermengen im Februar abzulesen. Für Burgstaller ließe sich die Milchmenge weit besser indirekt über höhere ökologische Auflagen lenken. Alles was die Intensivierung der Milcherzeugung auf EU-Ebene verteuere, etwa Obergrenzen für Phosphor, Ammoniak oder Stickstoff, sei nicht nur im Sinne der Umwelt und Konsumenten, sondern helfe auch den Bauern. Österreich wäre damit wettbewerbsfähiger, ist sich auch Franz Sinabell, Agrarökonom des WiFO, sicher………. Welt der Frau – Jänner 2003 – Am Hof ist eine Stelle frei Titel: Am Hof ist eine Stelle frei! Eine Fernsehsendung porträtierte im Vorjahr einige Single-Bauern und präsentierte die Erfolgsbilanz mit zwei Ehepaaren. Brauchen die Bauern jetzt mehr Sendungen à la „Liebesgeschichten und Heiratssachen“? Fast möchte man zustimmen, weil sich die Misere im Grunde genommen schon lange abgezeichnet hat: Der Arbeitsplatz Bauernhof verliert seit Jahrzehnten für Frauen an Anziehungskraft, obwohl es an aufmunternden Worten nicht fehlt. Immer weniger Töchter können sich vorstellen, auf einem Hof zu leben. Selbst den „amtierenden“ Bäuerinnen gelingt es nicht, ihre Lebensform den Töchtern so schmackhaft zu machen, dass sie sich unverzüglich auf die Suche nach einem Bräutigam inklusive Bauernhof machen. Der Hof ist im Wettbewerb der Arbeitsplätze ins Hintertreffen geraten. So weh es tut – der Beruf Bäuerin befindet sich Gott sei Dank in der Krise. Und das ist gut so! Schuldzuweisungen helfen nicht weiter! Obwohl die finanzielle Basis am Bauernhof meist solide ist, wird trotzdem medienwirksam gejammert. Die Wirkung in der Öffentlichkeit blieb nicht aus. Die gute Seite daran war, dass das Wohlwollen der Bevölkerung für Direktzahlungen geweckt werden konnte. Die negative Seite war, dass der Beigeschmack der Bedürftigkeit hinterlassen wurde, intensiver als es den Bauern lieb ist. Wer will denn schon in einen darbenden Berufsstand einheiraten! Während man für das Einkommen die Politik schuldig machen konnte, mussten für die Single-Misere die Junggesellen herhalten. Haarscharf wird der falsche Sündenbock ausgemacht. Müde Singles? Mit Sicherheit ist die Beziehungsfähigkeit der Jungbauern nicht schlechter als die der übrigen Bevölkerung. Auch wenn es nicht so aussieht. Wenn sich so wenige Frauen entschließen können, Bäuerin zu werden, dann dürfen alle im System Landwirtschaft vor der eigenen Tür kehren. Nur die Junggesellen an den Pranger zu stellen, war naheliegend aber zu kurz gegriffen und verändert am Missstand nichts. Man muss sich fragen, was denn die Frauen heute damit zu verstehen geben, wenn sie sich dem Beruf Bäuerin so hartnäckig und zahlreich entziehen? Neue Berufsbezeichnung: Bäuerin und Agronomin? Das neue, farbenkräftige Bild der Frau am Land zu charakterisierten, gelingt nur bedingt. Während Agrarmanagerin zu zeitgeistig und bemüht klingt, trifft „Bäuerin und Agronomin“ den Sachverhalt besser. Die für den Betrieb u n d die Ökonomie (= Haushalt =Budget) Verantwortung tragenden Frauen können sich ruhig auch als Agronominnen bezeichnen. In der Privatwirtschaft wird ja auch die Bedeutung einer Position am Budget gemessen, über das verfügt werden darf, und im „Unternehmen Bauernhof“ ebenso. Wenige Angestellte in der Wirtschaft dürfen mit solchen Beträgen „jonglieren“, wie es Bäuerinnen und Bauern können. Einsame Budgetentscheidungen des Bauern müssen als Vorgangsweisen von vorgestern betrachtet werden. Moderne Ehen verwirklichen abgestimmtes, gleichberechtigtes Handeln und Entscheiden. Beteiligung und Anteilnahme des Ehepartners an den Entscheidungen wird wechselseitig eingefordert werden. Das Unternehmen Bauernhof ist der falsche Ort für einsame Ratschlüsse, denn die langfristige Ausrichtung der Wirtschaftsweise braucht den gemeinsamen Rückhalt aller Betroffenen. Das verlangt die geduldige Überzeugungsarbeit mit Argumenten anstelle von selbstherrlicher Überrumpelung. Der Appell zur Dialogpflege geht sowohl an die Bäuerin als auch an den Bauern. Anspruchsvielfalt: In den vergangenen 100 Jahren hat sich keine Berufsgruppe so verändern müssen wie die Bauern. Die Auseinandersetzung mit der Landtechnik prägte das Denken und Handeln der Bauern seit jeher und ließ den Stellenwert der Agrikultur (die Pflege des Wachstums von Pflanzen und Tieren) ins Hintertreffen geraten. Das Handlungsfeld der Bäuerin hingegen wird immer breiter. Neben Haushalt, Kindererziehung, Ernährung und Lernbegleitung kommen Managementaufgaben im Betrieb dazu. Zu selten wird die Bäuerin in den „angestammten“ Aufgabenfeldern entlastet. Es ist weniger die Menge der von der Bäuerin erledigten Arbeit, die sie einengt, sondern das Wissen um ihre Unersetzbarkeit. Während verhältnismäßig einfach für den Betrieb Aushilfe engagierbar ist, gibt es für den Haushalt weder ein vergleichbares Angebot noch eine nennenswerte Nachfrage nach Aushilfen. Dieses Tabu wird fallen müssen! Der Bruch wird darin bestehen, dass es ebenso selbstverständlich wird jemanden für Haushaltsarbeiten (Putzen, Waschen, Kochen) zu organisieren wie beispielsweise für die Ernte. Während für den Maschinenring wirtschaftliche und Arbeitszeitargumente ins Treffen geführt werden, ist der Nutzen einer Teilzeit-Haushaltshilfe schwieriger zu erkennen. Um zu erklären, dass das Beharren auf dem Hausarbeitsmonopol kurzsichtig ist, bedarf es folgender Überlegung: Mit entscheidend für den Wohlstand am Bauernhof ist die Freude am Job und das Durchhaltevermögen in Krisen. Beides braucht die Aussicht auf ein Ausspannen-Können. Wer nicht bereit ist, entlastende Maßnahmen im Haushalt routinemäßig einzuführen und sie sich zu gönnen, darf sich über die mangelnde Anziehungskraft des Arbeitsplatzes Bauernhof nicht wundern. Macho-Männer, die weder die Kühlschranktür finden noch die Waschmaschine betätigen können, werden keinen „Riss“ mehr haben. Dazu kommt, dass viele Arbeiten des Bauern zeitlich verschiebbar sind, die Bäuerin aber tagtäglich in engem zeitlichem Korsett funktionieren muss. Bitte liebe Bauersleute, teilt euch– noch „zu Lebzeiten“– Frei-Zeiten für die Bäuerin ein, nicht erst bei einem Kuraufenthalt. Die Verantwortung für die Entlastung liegt in den Händen beider Ehepartner. Es können sich gar nicht genug Einrichtungen an dem Aufbruch der Kinder-Küche-Strukturen beteiligen. Diese Maßnahmen gehören dann auch an die Öffentlichkeit getragen, damit sie sieht, dass die Landwirtschaft gewillt ist, Abhilfe zu schaffen. Es muss endlich in der Landwirtschaft zur Kenntnis genommen werden, dass Frauen nicht um Freiheiten betteln, sondern dass sie diese am Hof als selbstverständlich voraussetzen dürfen. Und wenn sie diese Freiheiten am Hof zu wenig verwirklicht sehen, suchen sie sie eben außerhalb der Landwirtschaft. Einen Hauptfreiheitsräuber stellen die romantisch gehätschelten Mehrgenerationen-Haushalte dar. Mehr-Generationen-Horror Früher konnten sich wohlhabende Bauern ein Auszughaus für die Rente bauen. Hätten die weniger begüterten auch das Geld gehabt, sie hätten es selbstverständlich auch getan. Die Landwirtschaft lebt noch immer das Zusammenleben mehrerer Generationen auf einem Hof. Diese Gewohnheit stellt ein schwerwiegendes Hindernis für einheiratende Frauen dar. Nicht nur die getrennte Wohnung am selben Hof ist zu fordern, sondern der besagte „Auszug“. Man sollte sich gegenseitig nicht einmal vom Fenster aus beobachten können. Das mag überspitzt und altenfeindlich klingen. Bei weitem überwiegen die positiven Seiten die Schattenseiten des Auszugs der Altbauern. Hier ist auch die öffentliche Hand gefordert, die jungen Bauernfamilien durch gesetzliche Maßnahmen bei der Übergabe und durch Schaffung von Wohnungen für Altbauern zu entlasten. Es ist so schwierig das Zusammenleben von Jung und Alt am Bauernhof anzusprechen ohne mit moralischen Keulen bedroht zu werden. So lang die Kirche soziale Kompetenz ernst nimmt, muss sie sich für die Entflechtung des Zwangsgefüges der Mehr-Generationen-Haushalte stark machen. Moralische Hofübergabe: Allzu sehr steht bei der Übergabe der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Was nicht in Geld bewertbar ist, findet trotzdem oft Eingang in den Übergabsvertrag. Unterschwellig oder sehr offen wird von den Übernehmern die Pflege der Altbauern in der zwar getrennten Wohneinheit unter dem gemeinsamen Dach erwartet. Gepflegt wird dann fast ausschließlich von den Bäuerinnen. Es ist nicht einzusehen, dass die Hoferben diese Aufgabe quasi als Mitgift zum Bauernhof übertragen bekommen, und dass die weichenden Erben moralisch von der Obsorge entbunden werden. Schneller als ihnen lieb ist stecken die Bäuerinnen in der Pflegefalle, weil wenige Bauern ihren Frauen dabei eine Unterstützung sind. Der Gesetzgeber könnte entlastend durch die Bereitstellung einer professionellen Pflege am Land wirken. Diese Professionalität können unausgebildete Personen nicht aufbringen. Es hilft ja auch den Pflegebedürftigen sich in den Händen von Profis zu wissen, die für ihr Geld eine Gegenleistung bringen wollen. Die Verantwortung für die Pflege Alter und Kranker ist Sache aller Kinder und nicht speziell der Übernehmer. Die finanzielle Vorsorge für Altenhelfer muss bei der Übergabe gleichberechtigt neben der Abfindung der weichenden Erben stehen. Was getan wird, ist zu wenig! Gut gemeinte Kuppelbörsen wie besagte Fernsehsendung lassen den spezifisch landwirtschaftlichen Aspekt der Misere links liegen. Wobei die Besonderheit nicht in der Natur des Bauerntums liegt, sondern Ausdruck einer lange ideologisch vernachlässigten Sozialpolitik ist. Die Bedingungen für Frauen ihre vielfältigen Neigungen zur Entfaltung bringen zu können wurden außerhalb der Landwirtschaft stärker verbessert als innerhalb. Noch immer dominiert der häusliche und soziale Aufgabenbereich das Leben der Bäuerin. Eine Entlastung von diesen Tätigkeiten wird von den jungen Bauernfamilien vorausgesetzt werden. Genauso bedürfen die Bauernfamilien der Entlastung durch eine Sozialpolitik, die Bäuerinnen nicht als billige Sozialhelferinnen missbrauchen will. Die Sozialpolitik für die Landwirtschaft wurde sträflich vernachlässigt und auf den schmalen Rücken der Bäuerinnen geladen. Wenn das landwirtschaftliche Establishment wirklich etwas für die Höfe tun will, dann findet es bei der Entlastung der Bäuerinnen ein dankbares Terrain.
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