«Im Zentrum steht immer der erfolgreiche Lehrabschluss»

Ausbildungsberatung
«Im Zentrum steht immer der erfolgreiche Lehrabschluss»
Er unterstützt Lehrbetriebe und Lernende bei Problemen während der
Ausbildung und hilft, die Qualität der betrieblichen Bildung zu sichern.
Im Gespräch mit Joseph Isabella, Ausbildungsberater beim Mittelschulund Berufsbildungsamt (MBA) des Kantons Bern.
Sie sind zuständig für zahlreiche technische Berufe. Was gehört alles zu Ihrem
Gebiet?
Es sind 22 verschiedene Berufe aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, zum
Beispiel Automatiker/in, Elektroinstallateur/
in, Konstrukteur/in, Polymechaniker/in oder
Telematiker/in. Entsprechend vielfältig sind
die Fragen und Anliegen, die auf meinem
Tisch landen. Als gelernter Elektroniker verfüge ich über eine ideale Vorbildung. Dieser
Beruf vereint mechanische und elektrotechnische Elemente.
Gerade technische Berufe entwickeln sich
rasant. Wie halten Sie sich auf dem Laufenden?
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung
und Innovation (SBFI) informiert uns laufend
über Neuerungen – z. B. wenn eine neue
Bildungsverordnung eingeführt wird. Wir geben diese Informationen an die Lehrbetriebe
weiter. Zudem tausche ich mich an Lernortkoope­rationsveranstaltungen mit Berufsbildenden und Lehrpersonen über die neusten
Trends und Entwicklungen in der Branche aus.
Freut sich, wenn er Positives bewirken kann: Joseph Isabella im Gespräch mit einer Berufsbildnerin.
Peter Brand
Herr Isabella, Sie sind Ausbildungsberater
des MBA. Was genau sind Ihre Aufgaben?
Ich habe einerseits eine Aufsichtsfunktion. In diesem Bereich kläre ich beispielsweise die Ausbildungsvoraussetzungen der
Betriebe ab, erteile Bildungsbewilligungen,
überprüfe Lehrverträge und die Qualität der
betrieblichen Bildung. Ich habe andererseits
aber auch eine Beratungsfunktion gegenüber den Lehrvertragsparteien. Das sind Lehrbetriebe, Lernende und deren gesetzliche
Vertretung.
Aufsicht und Beratung in einem. In dem
Fall tragen Sie zwei verschiedene Hüte?
Genau. Ich trage zwei Hüte, die sich gut ergänzen. In beiden Bereichen steht nämlich
der erfolgreiche Lehrabschluss im Zentrum.
Je nach Gesprächssituation ist der eine oder
der andere Hut mehr gefragt.
Sie erteilen Bildungsbewilligungen für die
Betriebe. Worauf achten Sie?
Die Bildungsverordnung gibt weitgehend
vor, welche betrieblichen und personellen
Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Je
nach Beruf braucht es zum Beispiel bestimmte Maschinen und Geräte. Wir überprüfen gemeinsam mit den zuständigen Berufsbildenden, ob alle Anforderungen erfüllt
sind. Dann erteilen wir die Bewilligung oder
machen Auflagen geltend, die bis zum Ausbildungsbeginn erfüllt werden müssen.
Und wie überprüfen Sie die Ausbildungsqualität der Lehrbetriebe?
Bei neuen Lehrbetrieben gehen wir zu
Beginn des zweiten Lehrjahrs vor Ort und
überprüfen noch einmal, ob vereinbarte
Auflagen erfüllt wurden und allenfalls Unterstützung im weiteren Verlauf der Aus­
bildung nötig ist. Bei Lehrbetrieben, die
bereits länger ausbilden, achten wir auf
all­fällige Rückmeldungen. Häufen sich beispielsweise die Misserfolge beim Qualifi­
ka­tionsverfahren oder treten auffällig viele
Schwierigkeiten in den Lehrverhältnissen auf,
werden wir aktiv und schauen genauer hin.
Über welche Interventionsmöglichkeiten
verfügen Sie?
Bei kleinen Unstimmigkeiten reicht zur Klärung oft bereits ein Telefongespräch. Liegt
etwas Schwerwiegenderes vor, ist es gut,
wenn wir vor Ort sind. Zielvereinbarungen
mit den Lehrbetrieben und der entsprechenden Prüfung zu einem terminierten
Zeitpunkt erhöhen die Ausbildungsqualität. Der Entzug der Bildungsbewilligung ist
nur in seltenen Fällen nötig.
Zu Ihrer beratenden Funktion: Mit welchen Anliegen wenden sich Lehrbetriebe an Sie?
Wenn ein Lehrverhältnis nicht rund läuft
und die Vertragspartner ratlos sind. Dann
stellen sich Fragen: Ist ein Stufenwechsel
angesagt? Muss eine berufliche Neuorien­
tierung ins Auge gefasst werden? Sind
andere Unterstützungsmassnahmen zielfüh­
rend? Mein Vorteil ist, dass ich die Situation unvoreingenommen und neutral betrachten kann. Einige Betriebe wenden sich
zudem mit Sachfragen an mich. Zum Beispiel wenn sie neu ausbilden wollen. Dann
verweise ich manchmal auf Fachpersonen
der beruflichen Praxis, welche die Ausbildungsberatung unterstützen.
Wann suchen Lernende Ihre Unterstützung?
Bei ihnen geht es oft um arbeitsrechtliche
oder um zwischenmenschliche Fragen. Vielen Lernenden fällt es schwer, das Gespräch mit ihren Berufsbildenden zu suchen. Ich motiviere sie, dies dennoch zu
tun. Mit einem Gespräch lässt sich meistens bereits vieles bewirken.
Welches sind die Highlights Ihrer Arbeit?
Ich freue mich immer dann besonders,
wenn ich etwas Positives bewirken kann.
Wenn ich beispielsweise einen Lernenden
vorwärts bringen oder einem Lehrbetrieb
weiterhelfen kann. Das Nonplusultra habe
ich kürzlich erlebt: Ich hatte zwei Lehrvertragsauflösungen in unterschiedlichen Lehrbetrieben im gleichen Beruf auf dem Tisch.
Hier gelang es, eine Rochade der beiden
Lernenden vorzunehmen. Beide sind erfolgreich unterwegs.
[email protected]
Ausbildungsberatung
Im Kanton Bern sind 15 Ausbildungs­
beraterinnen und Ausbildungsberater
für rund 30 000 Lehrverhältnisse im
Einsatz. Diese Fachpersonen des Mittelschul- und Berufsbildungsamts unterstützen Lehrbetriebe sowie Lernende und
deren Eltern bei Fragen oder Problemen
rund um die berufliche Ausbildung. Sie
sind zudem Ansprechpersonen für die
Organisationen der Arbeitswelt und weitere Bildungspartner wie Berufsfachschulen oder überbetriebliche Kurse.
Kontakt: [email protected] oder
031 633 87 87 (deutsch)
032 486 07 90 (französisch)
«espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) •
Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote) • Meyer Burger AG (www.meyerburger.com)