69 Jahre Indische Unabhängigkeit

69 Jahre Indische Unabhängigkeit
Am 15. August 1947, nach einem 190 Jahre dauernden Kampf, erlangte Indien die
Unabhängigkeit
von
der
britischen
Kolonialherrschaft.
Die
gewaltlose
Unabhängigkeitsbewegung wurde von Mahatma Gandhi, dem Vater der Nation, angeführt. Die
Übergabe Indiens in die Unabhängigkeit wurde vom letzten britischen Vizekönig von Indien,
Lord Mountbatten, bewusst auf den 15. August gelegt: Der 15. August 1947 markierte den
zweiten Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg und hatte als solcher eine
persönliche Bedeutung für Lord Mountbatten, der als britischer Oberbefehlshaber der süd-ostasiatischen Armee die Kapitulation Japans am 15. August 1945 in Singapur entgegennahm.
Gleich zu Beginn der Unabhängigkeit war Indien mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Dazu
gehörten unter anderem eine am Boden liegende Wirtschaft und ein großer Mangel an
Unterkünften und Arbeitsplätzen für die Bevölkerung. Hinzu kam die Aufteilung in 500
Fürstentümer, die von Maharajas und Nawabs (Provinzgouverneuren) regiert wurden und so
schnell wie möglich davon überzeugt werden mussten, Teil der neuen Nation zu werden.
Langfristig war es nötig, ein politisches System aufzubauen, das den Hoffnungen und
Erwartungen der 345 Millionen Bürgerinnen und Bürger bestmöglich Rechnung tragen würde.
Zudem musste ein umfassendes Konzept für die Entwicklung der neuen Nation entworfen
werden, die unter anderem den weitverbreiteten Analphabetismus und die entsetzliche Armut
angehen sollten.
Während der ersten 45 Jahre seiner Unabhängigkeit kam die wirtschaftliche Entwicklung
Indiens nur langsam voran. Das Land hatte mit einer schleichenden Zahlungsbilanzkrise und
einer instabilen Wirtschaftslage zu kämpfen; die Nation befand sich am Rande einer
Wirtschaftskrise. 1991 wurden dann grundlegende wirtschaftliche Reformen eingeleitet, um
mithilfe von Liberalisierung und Privatisierung die indische Wirtschaft zu öffnen. Flexibilität bei
der Erteilung von Genehmigungen für die Ansiedlung von Industrie und Erleichterungen bei
Auslandsinvestitionen trafen bei internationalen Investoren auf positive Reaktionen. Weitere
tiefgreifende Reformen folgten.
2016 ist das 25. Jubiläum dieser Reformen, deren bedeutendste Errungenschaften eine
Erweiterung des Dienstleistungssektors und ein enormer Anstieg von Direktinvestitionen sind.
Das Angebot an Konsumgütern hat sich vergrößert, die Armut signifikant verringert. Die
Reformen haben Indien auf ein neues Entwicklungsniveau gebracht und das wirtschaftliche
Wachstum von 3 % auf 7,4 % pro Jahr anwachsen lassen. Damit stellt Indien im weltweiten
Vergleich eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaften dar.
Das kürzlich im Parlament beschlossene Mehrwertsteuer-Gesetz („Goods and Services Tax,
GST)“ ist ein Meilenstein zur wirtschaftlichen Einigung des Landes. Ziel ist es, die bestehende
Vielzahl staatlicher Abgaben in einer einheitlichen Mehrwertsteuer zu bündeln und eine
funktionierende Zollunion zu schaffen, sodass unter anderem die Transaktionskosten drastisch
gesenkt und langfristiges Wachstum gefördert wird.
Auch politisch hat Indien einen langen Weg hinter sich. Es ist zu einer der weltweit größten
Demokratien mit freier Marktwirtschaft und zu einer der Wirtschaftsmächte Asiens geworden. In
den 69 Jahren seit Unabhängigkeit, haben Europa, insbesondere Deutschland, eine immer
größere Rolle als Handels-, Kooperations-, Innovations- und Technologietransferpartner
eingenommen. Heute sichern über 3.200 deutsche Kooperationen in Indien hunderttausende
Arbeitsplätze. In Asien stellt Indien den zweitwichtigsten Absatzmarkt für Deutschland dar. Die
bilaterale Handelsbilanz betrug im vergangenen Jahr 17,4 Milliarden Euro und ist nach zwei
schwierigen Jahren erneut im Wachstum begriffen. Die Schwerpunkte liegen bei Handel,
Investitionen sowie technologischer und wissenschaftlicher Kooperation, im Infrastrukturbereich,
bei Energie und Hochtechnologie.
Nach der Unabhängigkeit hat Indien nicht nur wirtschaftliche Fortschritte gemacht. Auch im
Bereich der Bildung hat die Nation sich weiterentwickelt. Dies wird unter anderem an der
Alphabetisierungsrate deutlich, die im Vergleich zu 18 % im Jahre 1951 bei 74 % im Jahre 2015
lag. Das hat u.a. zur Folge, dass durch die rasant wachsende Zahl an Schulabsolvierenden,
mehr Menschen Hochschulen besuchen. Im Hochschulbereich besteht ebenfalls eine enge
Kooperation zwischen Deutschland und Indien, u.a. symbolisiert durch die fast 12.000 indischen
Studierenden in Deutschland im Jahr 2015.
Deutschland und Indien vertreten in vielen Bereichen die gleichen Werte und stehen sich trotz
geographischer Distanz sehr nahe.
Deutschland wünscht Indien alles Gute zum 69. Unabhängigkeitstag !