Märkte Bobkas Business Mit täglicher Souveränität die Komplexität besiegen I mmanent zugegen, in Bezug auf die Themen Strategie und Veränderung, ist auch im Mittelstand die Frage, wie man mit den derzeit massiven Veränderungen so umgehen kann, dass das eigene Unternehmen sicher in die Zukunft geführt wird. Die eigenen Vorstellungen dazu gleichen nicht selten der Quadratur des Kreises. Man will einerseits die Chancen mutig ergreifen, sich dabei aber nicht im Dickicht der vielen Chancen verlieren. Andererseits dürfen neue Wege und neue Geschäftsmodelle nicht morgen schon wieder überholt sein, sollen in jedem Fall eine verlässliche Beständigkeit aufweisen und Sicherheit für den eigenen Unternehmensbestand in der Zukunft geben. Es gibt viele Treiber der Veränderung heute, wie etwa die Überalterung der Gesellschaft, die Flüchtlingsintegration, Konsumverhaltensänderung, Industrie 4.0, die Russland- oder Südamerikakrise, die Niedrigzinsphase oder Chinas entschleunigtes Wirtschaftswachstum. Die Halbwertzeit von Geschäftsmodellen wird immer geringer. Es verschwinden alte Modelle, die niemand zuvor in Frage gestellt hätte – Neue entstehen und das in immer schnellerer Geschwindigkeit. Nehmen Sie das Beispiel der Glühbirne – deren Leuchtmittelhersteller transformierten rapide zu Technologiekonzernen. Denken Sie an das autonome Fahren der Zukunft und die möglicherweise bevorstehende, eruptionsartige Veränderung der Kfz-Versicherungsbranche. Aufgrund dieser Geschwindigkeit ist auch im Mittelstand inzwischen das permanente Auflegen von Veränderungspro- 48 jekten angekommen. Schnell gleichen diese Projekte aus Mitarbeitersicht aber eher einem Hexenkessel und erzeugen mit ihrer Komplexität Angst. Der einzige Weg, dieser extern induzierten Komplexität wirklich zu begegnen, ist, sie nicht noch permanent unnötig zu steigern. Doch das genau passiert im Alltag durch das eigene Handeln, ohne, dass es die eigene Absicht ist. Ohnehin Anspruchsvolles wird unnötig erschwert, unnötige Komplexität generiert. Und genau diese hindert uns dann daran, mit der Umsetzung Fahrt aufzunehmen und allein auf das Ziel gerichtet zu agieren. Was dahinter steckt ist simpel erklärt – die schlichte, evolutionsbedingte Angst vor Veränderungen. Um ein Bild des Dschungels aufzugreifen – bei all den Risiken und Chancen, wie wir mit Mut, Fehlertoleranz, Geschwindigkeit und Vertrauen meistern wollen, vermuten wir hinter jedem Busch einen Tiger und flüchten lieber sofort auf den Baum. Zu selten beschäftigen wir uns mit der eigenen Angst. Wir sehnen uns nach Sicherheit, Klarheit und Transparenz. Diese verschaffen wir uns, indem wir alles hinterfragen, Thesen überprüfen und permanent kontrollieren, ob alles nach dem Plan verläuft, der nur zu oft sowieso nicht aufgeht. Wir erzeugen genau mit diesen Planungs- und Kontrollmechanismen eine Vielzahl an Strukturen, die in der Folge befriedigt werden müssen: Projektpläne, Budgetpläne, Risikochecklisten, usw. All das hat mit der eigentlichen Wertschöpfung aber rein gar nichts zu tun, betäubt nur unsere Unsicherheit. Zwei Dinge bewirken wir hingegen wirklich: Wir erzeu- netzwerk südbaden gen zum einen immer mehr unnötige Komplexität und zum anderen ersticken wir fahrlässig das im Keim, was wir gerne in der Umsetzung hätten – nämlich Mut, Vertrauen und Geschwindigkeit. Letzteres braucht unabdingbar eine hohe Fehlertoleranz. Zum Zweiten ersticken wir, was wir benötigen: Mut, Offenheit und Vertrauen. Doch wo mit Hauptfokus geplant und kontrolliert wird, fühlen sich Menschen früher oder später schuldig, schämen sich oder sind verzweifelt. Alles Emotionen, die genau das Gegenteil des an sich gewünschten konstruktiven Miteinanders sind. Achten wir dabei zuallererst einmal auf uns und die eigene Angst – sie ist der wahre Komplexitätstreiber! Beginnen wir bei uns darauf zu achten, dass der Fokus nicht auf Pläne und deren Kontrolle gerichtet ist, sondern einzig und alleine auf das angestrebte Ergebnis. Es gilt also zu lernen, wirklich ergebnisorientiert zu arbeiten. Es gilt mit Unsicherheit und Unschärfe selbst anders umzugehen, um Mut und Vertrauen aufzubauen. Fragen Sie sich doch bei jeder Kontrollschleife, die Sie einziehen wollen, bei jedem Reporting, welches sie einfordern, und bei jeder Statuskontrolle, ob dies wirklich sein muss, oder nur der eigenen Beruhigung dient? Gutes Gelingen bei Ihren Themen! Tobias Bobka Unternehmer, Berater und Sparringspartner im Mittelstand Freiburg im Breisgau Bobkas Buch Tobias Bobka „Was Unternehmer und Unternehmen erfolgreich macht – die Kolumnen“. Kostenlos für netzwerk südbaden-Leser unter 0761-4500-2018 bestellen (nur solange Vorrat reicht). Tobias Bobka Meeting Codex – 7 Regeln für maximale Effizienz Bis zu 21 von 40 Wochenstunden verbringen Führungskräfte im deutschen Mittelstand durchschnittlich in Meetings, mindestens acht Stunden davon sind nachweislich unnötig. Diese Erkenntnis schockiert hinsichtlich Lean Management- und Profitabilitätsgesichtspunkten. Zur Effizienzsteigerung empfiehlt sich ein pragmatischer Meeting Codex in der Praxis. Grundsätzlich gilt: Meetings dienen der Entscheidungsfindung. Sie müssen daher gut vorbereitet werden sowie effizient und effektiv ablaufen. Als Meeting-Owner machen Sie klar, welche Ziele Sie mit dem Treffen verfolgen und welche Vorbereitungen Sie von den Teilnehmern erwarten. Planen Sie für jedes Thema einen eigenen Tagesordnungspunkt mit Zielbeschreibung und Zeitdauer ein und benennen Sie Verantwortliche zur Vorbereitung der jeweiligen Tagesordnungspunkte. Die Teilnehmerzahl sollte so bemessen sein, dass nur für die Entscheidungen notwendige Personen eingeplant werden. Diese Personen sollten zum Erfolg des Meetings beitragen, selbst vom Meeting profitieren, die Ziele, die Themen und die an sie gestellten Erwartungen kennen. Termine bitte stets über dasselbe Medium, z.B. Outlook, organisieren, Besprechungszimmer rechtzeitig vorab reservieren und für den Meeting-Anlass vorbereiten. Die Teilnehmer erhalten mit der Einladung alle relevanten Unterlagen und Informationen, um genügend Zeit zur Informationsverarbeitung und Vorbereitung zu gewinnen. Als Besprechungsleiter steuern Sie das Meeting, achten auf die Einhaltung der Spielregeln und eine wertschätzende, aber zielorientierte Kommunikation. Zu den wichtigsten Erfolgs-Determinanten zählen: (1) Alle Teilnehmer kennen die Zielsetzung des Meetings, sind vorbereitet und erscheinen pünktlich. Unpünktlichkeit ist respektlos und ineffektiv. (2) Sollten sich nicht alle Teilnehmer kennen, erfolgt zu Beginn des Meetings eine Vorstellungsrunde. (3) Bestimmen Sie zu Beginn einen Time-Keeper, der über die Einhaltung der geplanten Zeitrahmen wacht. Ebenso essenziell ist der Protokollführer, der neben den Entscheidungen, die für deren Umsetzung Verantwortlichen und die vereinbarten Zeiträume festhält. Es reicht ein Ergebnisprotokoll, das bereits während des Meetings geschrieben werden kann. Hilfreich ist zudem eine digitale Software-Unterstützung wie z.B. Evernote im Team, um neben dem Protokoll auch Fotos und Notizen sowie individuelle To-Do’s zur Verfügung stellen zu können. (4) Mobiltelefone liegen nicht auf dem Tisch, sondern bleiben ausgeschaltet in der Tasche – das gebieten der gegenseitige Respekt und die gemeinsame Zielorientierung. (5) Keine Überraschungsangriffe zulassen: Unterlagen, die den Beteiligten vorher nicht bekannt waren, sollten vom Meeting ausgeschlossen werden. (6) Halten Sie genannte Lösungen als Zwischenergebnisse fest. (7) Beenden Sie jedes Meeting mit der konkreten Umsetzungsplanung. Fassen Sie kurz und prägnant Aufgaben, den jeweils Verantwortlichen, den vereinbarten Zeitraum zusammen und vereinbaren Sie, falls notwendig, den Folgetermin. Meetings enden stets pünktlich, edition denn in der Regel bringen Verlängerungen nur Terminkonflikte mit sich und führen nur äußerst selten zu brauchbaren Ergebnissen. Viel Erfolg nun bei Ihrem nächstennet Meeting! z werk Was Unternehmer Unternehmen erfolgreich macht & Die Kolumnen südbaden M en s ch en | M ä r kte | Me i nunge n 1
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