Sonstiges SUMPFBLUTEN IN POING UND FINSING Die meisten Haushalte im Westen des Landkreises Ebersberg zahlen ihre Wasser- und Abwassergebühren an das „ g e m e i n same K o m m u n a l u n t e r n e h m e n VE München-Ost" (gKU VEMO) mit Sitz in Poing, das 13 Gemeinden mit Trinkwasser versorgt und deren Abwässer im Klärwerk Finsing reinigt. Aber kaum einer weiß, wie komfortabel es sich das Führungspersonal u n d einige Mitarbeiter des gKU VEMO z u m eigenen wirtschaftlichen Vorteil und zu Lasten der Gebührenzahler eingerichtet hatte. Zwar hatten schon viele aus d e m Verwaltungsrat, d e m Aufsichtsgremium des gKU VEMO, w i e die Bürgermeister Albert Hingerl (Poing), Franz Finauer (Anzing) u n d Piet Mayr (Zorneding), der Ex-Verwaltungsratschef u n d Plieninger Ex-Bürgermeister Georg Rittler sowie das Landratsamt Ebersberg v o n mehreren Personen Hinweise auf Unregelmäßigkeiten erhalten. Aber entweder w u r d e n diese nicht ernst g e n o m m e n oder es w u r d e ihnen nicht energisch g e n u g nachgegangen, denn an der Selbstbedienung im gKU VEMO änderte sich nichts. Als im Jahr 2012 Klaus S. (Name geändert) als Mitarbeiter in der Finsinger Kläranlage angestellt w u r d e , merkte er bald, dass im gKU VEMO die Gelder der Gebührenzahler mit beiden Händen aus d e m Fenster g e w o r f e n w u r d e n u n d die Vetternwirtschaft grassierte. Anfang Juli 2014 versuchte er, den Verwaltungsratsvorsitzenden Piet Mayr und den Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß z u m Einschreiten zu motivieren. Als er auf Desinteresse stieß, erstattete er bei der Staatsanwaltschaft M ü n c h e n Strafanzeige gegen den Vorstand des gKU VEMO w e g e n des Verdachts der Untreue und w a n d t e sich auch mit einer Petition an den Bayerischen Landtag. Doch es kam anders, als Klaus S., der der „Politik" vertraute, dass es im Interesse der Allgemeinheit sei, Missstände in Unt e r n e h m e n oder Behörden öffentlich zu machen, erwartet hatte. Denn schon w e n i g e Tage später erhielt er ein Hausverbot für seinen Arbeitsplatz im Klärwerk und musste alle Schlüssel a b g e b e n . DerVerwaltungsrat befasste sich zwar mit den Vorwürfen gegen den Vorstand Schmidt und beauftragte den Bayerischen K o m m u n a l e n Prüfungsverband (BKPV) mit einer Sonderprüfung. Er stellte sich aber nicht schützend vor Klaus S. und beließ den Vorstand in seinem A m t , so dass nun ein M o b b i n g gegen Klaus S. begann, das nach Schikanen u n d Seite 11 Der Oberbayer A b m a h n u n g e n schließlich Ende September 2014 zu dessen Kündigung führte. Es g i b t im Landkreis w o h l kaum einen Mandatsträger, an den sich daraufhin Klaus S. in seiner Not nicht g e w a n d t hat. Die Verwaltungsräte, Landrat Niedergesäß und die Bundestagsund Landtagsabgeordneten aus d e m Landkreis hatten zwar viele schöne Worte für ihn - aber auf eine wirkliche Unterstützung wartete Klaus S. vergebens. Die arbeitsrechtliche A n f e c h t u n g der K ü n d i g u n g v o n Klaus S. blieb leider erfolglos w i e die Petition an den Bayerischen Landtag ergebnislos. Klaus S. ist bis heute arbeitslos. Um den (fehlenden) rechtlichen Schutz, den Klaus S. für den Dienst, den er der Allgemeinheit erwiesen hat, so d r i n g e n d b e n ö t i g t hätte, stritten sich vor kurzem die Länder-Justizminister auf ihrer Frühjahrskonferenz. Klaus S. hilft es nichts mehr, w e n n die Länder-Justizminister nun laut einem Konferenzbeschluss zwar „der Auffassung [sind], dass die bestehenden Möglichkeiten z u m Schutz von Hinweisgebern einer Überprüfung bedürfen", zumal sie nichts taten u n d t u n , u m diesen Schutz auch zu gewährleisten. So d r o h e n „Whistleblow e r n " wie Klaus S. neben M o b b i n g weiterhin oft arbeits- u n d dienstrechtliche Folgen bis hin zur K ü n d i g u n g . Die Mitarbeiter geraten so in einen Gewissenskonflikt: sollen sie über Missstände oder gar Straftaten von Betriebsangehörigen sprechen oder im Eigeninteresse lieber schweigen ? Der BKPV bestätigte nach 7-monatiger Prüfung im Wesentlichen die gegen den Vorstand erhobenen Vorwürfe: unzulässige D i e n s t w a g e n n u t z u n g zu privaten Zwecken, kosten- Seite 12 1>er OWbayet Sonstiges intensive Renovierung v o n W e r k s d i e n s t w o h n u n g e n , die v o n Familienangehörigen b e w o h n t w u r d e n , m e h r t ä g i g e Dienstreisen auf Firmenkosten ohne dienstliche Veranlassung; dazu noch diverse Verstöße gegen das Vergaberecht. Der Verwaltungsrat k ü n d i g t e daraufhin d e m Vorstand Jens-Folkard Schmidt u n d seiner Frau im März 2015. Dem neuen Vorstand Thilo Kopmann, der sein A m t im Herbst 2015 antrat, f o l g t e n weitere mehr oder weniger freiwillige personelle Ä n d e r u n g e n im gKU VEMO. Ausgerechnet ein Mitarbeiter der Kommunalaufsicht im Landratsamt Ebersberg jene Behörde, die das gKU VEMO kontrollieren sollte - erhielt d o r t eine Leitungsposition. Das Personal wechselte, aber das Klima, in d e m die Poinger S u m p f b l ü t e n so prächtig gediehen, blieb das gleiche: die Bürgermeister im Verwaltungsrat u m ihren Vorsitzenden Piet Mayr halten weiterhin nichts v o n Transparenz beim gKU VEMO. Die Bürger in den 13 Trägergemeinden sollen zahlen, aber nichts erfahren: eine Kontrolle durch die Öffentlichkeit ist unerwünscht. Redaktionsund Anzeigenschluss für die August-Ausgabe ist am 20. Juli 2016
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