MANAGEMENT & VERTRIEB Weiterbildung: „Makler sollten die erworbene Kompetenz kommunizieren“ Interview mit Joachim Zech, Geschäftsführer der Deutsche Makler Akademie (DMA) gGmbH Die Deutsche Makler Akademie (DMA) verzeichnet stetig mehr Teilnehmer. Für 2016 wird sogar eine deutliche Steigerung erwartet. Mit Spannung erwartet die DMA die Entwürfe zur Umsetzung der IDD und an eine Beratung durch Maschinen glaubt sie nicht. Herr Zech, Sie begleiten den Maklermarkt bereits seit einigen Jahren. Weiterbildung ist ja nun nicht neu, hat aber über die Jahre eine neue Relevanz erlangt. Welche Entwicklung sehen Sie und hat sich Ihre eigene Sicht darauf geändert? Die aktuelle Relevanz kommt zum einen von der Regulierungsseite, denken Sie etwa an die Neuregelungen für die Beratererlaubnis nach §34f und i GewO. Hier sind für viele Vermittler Weiterbildungen für den Sachkundenachweis erforderlich. Dazu kommen die immer komplexeren Produktangebote für Vorsorgelösungen im Finanzdienstleistungsmarkt. Aber auch aus Kundensicht hat die Weiterbildung von Vermittlern deutlich an Bedeutung gewonnen. Denn der Kunde ist heute besser informiert als früher, womit der Druck zur Weiterbildung beim Berater steigt. Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass die Entwicklungs„Auch aus Kundensicht hat die Weiterbildung von zyklen für WeiterVermittlern deutlich an Bedeutung gewonnen. Denn bildungsangebote der Kunde ist heute besser informiert als früher, womit immer kürzer werder Druck zur Weiterbildung beim Berater steigt.“ den. Als Anbieter reagieren wir hierauf etwa durch die Qualifizierung zur Planung und Durchführung von Online-Beratungen. Für mich persönlich standen früher die Produktkenntnisse der Vermittler im Vordergrund. Heute sehe ich, dass Grundlagen und Lösungsansätze wichtiger sind als die genaue Kenntnis einzelner Produkte, also weg vom reinen Produktverkauf, hin zur Analyse der Kundenbedürfnisse. Seit etwas mehr als einem halben Jahr sind Sie nun bei der Deutsche Makler Akademie. In welche Richtung werden Sie die DMA entwickeln? Die Auswirkungen der Digitalisierung für Vermittler und Versicherer werden sich in unserem Programm ebenso widerspiegeln wie regelmäßige Wissens-Updates, die die normalen Seminare ergänzen. Wir werden auch auf die hohe Nachfrage nach Inhouse-Seminaren, etwa bei Kapitalanlage- und Vertriebsgesellschaften, reagieren. Gerade der Bereich Kapitalanlage/Investment wird durch die aktuelle Zinssituation immer wichtiger. Hier haben wir uns mit entsprechenden Angeboten aufgestellt. Können Sie uns ein paar aktuelle Zahlen zu den Teilnehmern nennen? 11 August 2016 Im vergangenen Jahr haben weit über 4.000 Vermittler unsere Präsenzseminare besucht. Fast verdoppelt auf 1.700 hat sich zudem die Zahl der Teilnehmer an Online-Seminaren. Wie die aktuellen Zahlen für das erste Halbjahr 2016 zeigen, dürften wir uns dieses Jahr in beiden Bereichen deutlich steigern, da wir von Januar bis Juli insgesamt bereits über 3.500 Teilnehmer gezählt haben. Hinzu kommen weitere Inhousemaßnahmen ohne gesonderte Teilnehmer-Erfassung. Allerdings ist die Konzentration auf Zahlen für uns nicht primär entscheidend, sondern die Qualität. Besonders stark nachgefragt wurden unsere Seminare zum Generationenberater, an denen in den ersten sechs Monaten schon mehr Personen teilgenommen haben als im gesamten letzten Jahr. Auch unsere neue Weiterbildung zum Immobiliardarlehensfachmann lief wegen den Neuregelungen der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) schon erfolgreich an. Glauben Sie, dass die Weiterbildungsmaßnahmen bei den Kunden ankommen und auch Anerkennung erfahren? Und wie sieht es mit Verbraucherschützern oder Kritikern aus der Politik aus? Der heute aufgeklärte Kunde erwartet, dass sich sein Vermittler regelmäßig über alle Finanzthemen informiert. Dieser sollte sein Fachwissen jederzeit durch Bescheinigungen dokumentieren können. Ich plädiere hier für einen offensiven Umgang damit, um dem Kunden die erworbene Kompetenz auch offen zu kommunizieren. Hier können wir von anderen Berufsgruppen, zum Beispiel den Handwerkern, lernen. Hier hängt der Meisterbrief häufig an der Wand! Die Anforderungen aus Regulierung und Verbraucherschutz haben zu einem starken Anstieg der durchgeführten Qualifizierungen geführt. Hier muss jeder Vermittler für sich eine Lösung finden zwischen den Weiterbildungsanforderungen und der alltäglichen Arbeit. Es darf nicht soweit kommen, dass sich der Vermittler nicht mehr ausreichend um die Bedürfnisse seiner Kunden kümmern kann, dies muss weiterhin Mittelpunkt seiner Tätigkeit sein. Die DMA basiert auf einem Förderverein von 50 Mitgliedern. Das bedeutet auch, dass viele unterschiedliche Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen. Wie gilt es in dem Umfeld zu agieren? Wir sind sehr froh, dass wir so viele Förderer haben, denn sie untermauern glaubhaft unseren neutralen Bildungsanspruch. Unsere Förderer lassen sich grob in vier Gruppen einteilen: Versicherer, Kapitalanlagegesellschaften, Pools, Vertriebe und Dienstleister sowie andere Vermittlerverbände. Aus den verschiedenen Interessen und Zielen dieser Gruppen entsteht letztlich unser umfassendes Bildungsangebot. Die IDD, die bis Februar 2018 in Deutschland umgesetzt werden muss, bleibt in den Weiterbildungsanforderungen unter denen von „gut beraten“. Aber dennoch dürfte sich einiges ändern, denn nicht mehr jede Weiterbildung dürfte dann anerkannt werden. Was heißt das für die DMA und die bisherige Bildungslandschaft? Bei der Zahl der Stunden pro Jahr muss beachtet werden, dass bei der IDD von Zeitstunden à 60 Minuten ausgegangen wird, während „gut beraten“ in der Zeiteinheit 45 Minuten rechnet. In der IDD gibt es nun eine jährliche Verpflichtung zur Weiterbildung, das ist neu. Und allgemein sehen wir eine Tendenz hin zur Betonung der neutralen Weiterbildungsinhalte. Hier dürfte es für reine Produktschulungen schwieriger werden. Als gemeinnütziger, produktunabhängiger Anbieter mit einem sehr breiten Angebot sind wir damit klar im Vorteil. Werden sich mit der IDD Inhalte bzw. auch Prüfungsnachweise ändern? Wie die IDD in nationales Recht umgesetzt wird, ist im Moment noch unklar. Etwa die Frage, wer Prüfungen abnehmen darf. Hier warten wir die deutsche Gesetzgebung und die Durchführungsverordnung mit Interesse ab. Sie haben sich in Ihren bisherigen Tätigkeiten auch mit der Digitalisierung beschäftigt. Allmählich durchdringt sie auch die Beratungsprozesse. Gibt es hier neben Webinaren auch weitere Visionen für die Weiterbildung? Joachim Zech Als neues Angebot erklären wir den Vermittlern natürlich die Digitalisierung, die ihren gesamten Arbeitsablauf bestimmt. Wir sehen Weiterbildung aber weiterhin als ein sehr personengetriebenes Business und nur in Teilbereichen als „Die Anforderungen aus Regulierung und Verdigitalisierbar und braucherschutz haben zu einem starken Anstieg skalierbar an. Viele der durchgeführten Qualifizierungen geführt. Jeder möchten immer Vermittler muss hier eine Lösung finden zwischen den noch lieber in Prä- Weiterbildungsanforderungen und der täglichen Arbeit.“ senzseminaren lernen, weil ihnen dabei auch das Networking und die Kommunikation während der Seminare wichtig sind. Dies kann durch die Digitalisierung bisher nicht komplett ersetzt werden. Es gibt aber verschiedene Lösungen für die Online-Weiterbildung. Hierzu zählen etwa Selbstlernprogramme mit geeigneter Schulungssoftware. Und was wird aus der Weiterbildung, wenn immer mehr Maschinen die Beratung übernehmen (sollten)? In der Kundenbetreuung lassen sich immer noch genügend Möglichkeiten für menschliche Tätigkeiten finden. Eine umfassende qualifizierte Finanzberatung wird nicht durch Roboter ersetzt werden können. Wir glauben daher nicht an die sogenannten Robo-Adviser. W August 2016 12
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