Netzwerk Inklusion

Projekte
Netzwerk Inklusion
Das „Netzwerkprojekt
Inklusionskultur“
(Ein Netzwerkprojekt zum Abbau
gegenständlicher und psychosozialer Barrieren durch künstlerisch/
Gestaltungs-Begegkulturelle
nungs- und Betätigungsvariationen sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Zum Verständnis
Aus unserem Praxisbezug schon vor
fünf Jahren haben wir Inklusion im
Zusammenhang, Menschen mit Behinderung und vor allem Bildung als
anscheinend verordnete Sache beobachtet, während bei uns seit 2011
sich die Entwicklung bereits auf Menschen mit und ohne Behinderung
aus der Arbeit selbst und den darin
einbezogenen Menschen herleitete.
Der Hauptzweck unseres Verein Vital
e. V. ist die Förderung der Inklusion.
Damals hatte sich der Vogtländische
Knollenring e. V., eigentlich ein Kartoffelverein, und der VITAL e. V. zusammengetan und in Kooperation
ein Projekt zum Suchen, Testen und
Dokumentieren barrierearmer Wanderwege begonnen umzusetzen, das
nach Abschluss der Finanzierung
ehrenamtlich weitergeführt wurde.
Schon bald setzte sich die Erkenntnis
durch, dass inklusive Betätigung keine willkürliche Sache, sondern eine
objektive Notwendigkeit ist.
Der hohe Anteil von Menschen mit
Behinderung von 10-16% ist eng
mit der demografischen Entwicklung
verbunden. Alter bedeutet auch im
allgemeinen
Lebensmobilitätseinschränkung.
Also trifft die Behindertenrechtskonvention (auch laut Abschnitt e ihrer
Präambel) auf weit mehr Menschen
als die im SGB IX § 2 definierten
Menschen mit Behinderung zu. Auf
alle, die durch Barrieren an der vollen, gleichberechtigten Teilhabe gehindert werden. Und das greift in alle
Bereiche der Gesellschaft hinein.
Ein anderer Bereich unserer Arbeit, bei dem wir Erfahrungen sammeln durften, ist die Selbsthilfe.
Dort ist es so, dass Patienten mit erworbener Hirnschädigung und ihre
Angehörigen, Freunde und ihr gesamtes Umfeld die Krankheitsverarbeitung gemeinsam durchmachen.
Der Rückschluss daraus ist Behinderung nicht im Kontext von Krankheit,
sondern von Barrieren zu sehen.
Denn Behinderung ist keine Eigenschaft von Menschen, Behinderung
ist eine Eigenschaft von Barrieren.
Das Projekt – Grundgedanken
Wir wollen Menschen dazu ermutigen
und motivieren, ihre künstlerische kreative Seite auszuprobieren, weiterzuentwickeln und ihre Fähigkeiten
auch trotz Einschränkung zu zeigen.
Nur wer miteinander etwas tut, erfährt und weiß von Möglichkeiten
des Anderen.
Der Netzwerkgedanke eröffnet uns
Gelegenheiten, um zusammen mit
anderen Partnern aktiv zu werden
und unsere Ressourcen mit den ihren zu bündeln.
Die Aufgabe ist auch, den Zugang
zur Kunst zu prüfen und auszuprobieren, wo eventuell die Barrieren
sind. Oftmals sind sie nicht nur baulicher Natur. Und wo sie zum Teil
nur baulicher Natur sind, hat oft nur
jemand während der Organisation
einer Veranstaltung nicht an Barrierefreiheit gedacht. Wenn er aber
persönliche Erfahrungen mit inklusiven Veranstaltungen gemacht hat,
vergisst er es nicht mehr.
Auch wird oft Barrierefreiheit an der
Zahl der potentiellen Nutzer festgemacht. Barrierefreiheit sollte aber
generell ein Thema sein.
Ablauf
Bereits im Vorfeld des Projektes gab es eine Ideenwerkstatt.
Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, verschiedene Ideen für eine in-
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klusive künstlerisch kulturelle Betätigung zu entwickeln, sie festzuhalten
und zu besprechen. Dazu entwickelten wir einen Fragebogen, welcher
geeignet war das Neigungs- und
Meinungsbild der Teilnehmer zu erfassen und als Umsetzungshilfe verwendet zu werden. Darüber hinaus
ist es auch ein Ziel, die Teilnehmenden zu neuen, bisher nicht praktizierten Aktivitäten zu motivieren.
Selbstbestimmung setzt Entscheidungsfähigkeit voraus und Entscheidungsfähigkeit benötigt Wahlmöglichkeiten.
Das Projekt wurde auch über das
Selbsthilfesystem, das inklusiv aufgestellt ist, bekannt gemacht.
Wir haben bewusst einen Wohngebietstreff des Vereins, Wohn- und Lebensräume mit einbezogen.
Erstens ist er barrierefrei zugänglich
und besitzt eine Rollstuhltoilette bei
zentraler Lage in Plauen, dort verkehrt auch ein Teil unseres Zielpublikums und folglich waren auch sie
mit gefragt, als es um die ersten Absprachen ging. Einige sind auch jetzt
bei den Freunden des Gesanges und
der Eröffnung unserer Bilderausstellung dabei gewesen.
Während die erste Phase dem Suchen neuer Netzwerkpartner und
dem Ausloten von Möglichkeiten
vorbehalten war, geht es in der zweiten Phase an erste Aktivitäten. So
haben wir mit einem Keramikkurs
angefangen, bei dem die ersten
Veranstaltungen unter Beteiligung
von Menschen mit und ohne Behinderung erfolgten. Die Freunde des
Gesanges haben die ersten Veranstaltungen mit fast 20 Personen,
Tendenz steigend, durchgeführt.
Es gab die Ausstellungseröffnung
für eine Ausstellung von Bildern unserer Vereinsmitglieder, die in deren
Freizeit oder während Therapiestunden entstanden. Die Ausstellung ist
noch ca. zwei Monate zu sehen.
Eine Führung durch die Ausstellung
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“Das Aquarell im Vogtland” mit dem
Kurator hat uns der Kunstverein organisiert.
Den Inklusionsgedanken weiter in
die Öffentlichkeit zu tragen, soll eine
Hauptaufgabe des Projektes sein.
Wir entwickeln inklusive „ Bildungsmodule“ für die verschiedenen Berufe der Sozialen Arbeit. Folgende
Themen sind bisher geplant und zum
Teil schon angewandt:
- Der Schlaganfall und seine psychosozialen Auswirkungen oder
“Die hirngeschädigte Familie”
- Unterstützte Kommunikation
- Barrierefreiheit
- Inklusion als Chance/Möglichkeiten einer inklusiven Entwicklung
Dabei sind wir schon zahlenmäßig bei einem Referentenkollektiv von sieben Personen.
Das Referententeam ist auch in diesem Halbjahr schon aktiv gewesen,
um über das Thema „Die psychosozialen Auswirkungen nach einer
erworbenen Hirnschädigung” zu
berichten. Das sind Auswirkungen,
die auf das gesamte Umfeld des
Geschädigten wirken. Der aktive
Umgang mit Kunst fordert und fördert alle sozialen Kontakte und die
wiederum wirken positiv auf den
Patienten ein (auch eigene Erfahrungen, ich hatte vor 12 Jahren eine
Stammhirnblutung).
Einzelne Vertreter des Projektes „Inklusionskultur“ treffen sich seit Anfang
des Projektes mit dem Stammpersonal unserer Beratungsstelle alle 14
Tage zu einem „Projektstammtisch“
und erarbeiten Ideen und Vorschläge zur Umsetzung des Vorhabens.
Der Stammtisch alle zwei Wochen ist schon Tradition geworden.
In einer Runde wird dort zwischen
Spinnstunde und ernsthafter Diskussion der nächste mögliche und auch
manchmal unmögliche Weg erörtert.
Wie geht es nun weiter? Natürlich inklusiv.
Selbstverständlich dokumentieren
wir die Aktivitäten der Projektteilnehmer mit allen relevanten Daten
(wer, wo, was, von wem initiiert etc.).
Darüber hinaus möchten wir mittels
Befragung der mitmachenden Menschen den Einfluss der Aktivitäten auf
das Lebensgefühl, die persönliche
Zufriedenheit sowie möglicherweise
spürbare Veränderungen im Hinblick auf die behinderungsbedingten
Einschränkungen erfassen.
Förderer und Unterstützer erhalten
einmal pro Jahr einen Zwischenund nach Ende der Laufzeit einen
Abschlussbericht. Wir gewährleisten
eine intensive regionale und überregionale Pressearbeit während des
Gesamtprojekts sowie die Nutzung
aller modernen Medien. Wir benutzen
dazu auch die sogenannten „Neuen
Medien”. Es besteht ein Facebook-,
Twitter- und Google-Account und
daneben noch ein Youtube Account,
die alle auf der Vereinswebsite:
www.vital-vogtland.de zu
laufen. Dazu noch Einträge in überregionalen Online-Plattformen etc.
Geeignete Werbematerialien (Handzettel, Plakate) werben klassisch für
die Beteiligung am „Netzwerkprojekt
Inklusionskultur“.
Die Bildungsveranstaltungen werden
organisiert
öffentlichkeitswirksam
und zur Nachnutzung angeboten.
Das Vorhaben wird jährlich evaluiert
und mittels der Fragebögen ausgewertet.
Wir werden weiter in Veranstaltungen und mit Projekten wie
diesem, auf eine notwendige inklusive Gesellschaft hinarbeiten.
Wie wichtig es ist, dies in die Köpfe aller Menschen zu bringen, zeigt
einmal mehr die aktuelle Situation
der Flüchtlinge in unserem Haus Europa und auf der ganzen Welt.
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Wir werben mit unserer gemeinsamen inklusiven Arbeit für mehr Mitmenschlichkeit und Offenheit für
barrierefreie bzw. barrierearme Gedanken.
Inklusion beginnt im Kopf und kennt
keine Grenzen. Und es muss nicht
überall Inklusion drüber stehen, wo
Inklusion drin ist.
Kunst und Kultur ist ein Medium, welches Gedanken zum Tragen bringt
und uns auf bessere inklusive Zeiten
hoffen lässt. Es ist auch im Projekt
die Nachhaltigkeit berücksichtigt,
denn das Prinzip, Inklusion im kulturellen Bereich zu leben, kann und
soll nach Beendigung des Projektes weitergeführt werden. Genauso
kann und sollte der Grundgedanke
des Projekts von anderen aufgefasst
werden.
Wir werden unseren Teil dazu beitragen und uns dazu einbringen.
Wir freuen uns über jeden neuen
Mitmachenden.