Pflanzenbau Aktuell, 31. Kalenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 01.08.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Ursula Furth Seitenzahl: 4 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Nach einem oft freundlichen Wochenstart ziehen zur Wochenmitte schon wieder häufig Regenfälle durch das Land. Zuckerrüben: Aktuelle Befallssituation bei Blattkrankheiten Weiterhin herrschen gute Bedingungen für die Ausbreitung aller Blattpilze vor. Auf rund 80 % der wöchentlich kontrollierten Boniturschläge wurde die Behandlungsschwelle dabei überschritten. Führen Sie, falls noch nicht geschehen, eigene Kontrollen durch. Es herrscht Handlungsbedarf! Quelle ISIP, Prognosemodell CERBET Die Bekämpfungsschwelle steigt aufgrund der fortschreitenden Vegetationszeit ab dem 01.08. auf 15 % Befallshäufigkeit (15 von 100 Blättern aus dem mittleren Blattkranz zeigen Befall). Bei Überschreitung der Schwelle sofort handeln. Keine Mittelreduktion vornehmen, da dann Wirkleistung und Wirkdauer deutlich abnehmen. Neben den Strobilurin/Azol‐Kombinationen wie 1,0 l/ha Juwel oder 1,0 l/ha Ortiva + 60 % eines Azols (z.B. Spyrale, Duett Ultra, Rubric), kann eine erfolgreiche Bekämpfung auch sehr gut ohne Strobilurinpartner, z.B. mit Spyrale 1,0 l/ha, Duett Ultra 0,6 l/ha oder Rubric 1,0 l/ha erfolgen, um nur einige zu nennen. Aufgrund der kürzeren Wirkdauer der Azole muss der Bestand dann aber spätestens drei Wochen nach Behandlung erneut kontrolliert werden. Zeigt sich dabei, dass die dann gültige Schadschwelle überschritten wird, muss eine zweite Fungizidmaßnahme erfolgen. Zuckerrüben ‐ Ausfallraps: Bekämpfung nicht vergessen Raps ist eine sehr gute Wirtspflanze der Rübenzystennematoden. Durch die Aufnahme von Raps in die Rübenfruchtfolge kann sich die Nematodenproblematik bei gegebener Vorbelastung dramatisch verschärfen. Dabei sorgt nicht der Kulturraps für die hauptsächliche Vermehrung, sondern der beim Drusch zwangsläufig anfallende Ausfallraps. Genau hier muss durch die Beseitigung des Ausfallrapses angesetzt werden. Nach dem Rapsdrusch sollte zunächst keine Bodenbearbeitung erfolgen. Anders als beim Getreide ist zur Keimstimulation kein Einmischen in den Boden notwendig. Eine Einarbeitung fördert im Gegenteil die Ausbildung der sekundären Keimruhe, wodurch die Rapssaat über Jahre im Boden keimfähig bleiben kann. In den Folgekulturen ergeben sich dann enorme Probleme mit Unkrautraps. Erst nach dem flächigen Ergrünen des Schlages durch den Rapsaufwuchs ist eine Bodenbearbeitung sinnvoll. Wann ist der Ausfallraps in Rübenfruchtfolgen zu bekämpfen? Nematoden können sich nur vermehren, wenn die Bodentemperatur über 8 °C liegt. Wenn bei der Aufsummierung der täglichen Temperaturwerte 300 °C erreicht werden, können schon erste neue Infektionslarven herangereift sein. Völlig entwickelt hat sich eine Generation, wenn ca. 400 ‐ 450 °C erreicht werden. Um die Nematodenvermehrung zu verhindern, muss es also nur gelingen den Ausfallraps früher zu beseitigen. Um hierbei sicher zu gehen, wird empfohlen den Auswuchs schon bei 250 °C Tagen ab Ausfallkeimung zu bekämpfen. Die Arbeitsgruppe Nematoden hat dazu ein Temperatursummenmodell entwickelt, das über Internet (www.liz‐online.de) abgerufen werden kann. Dabei wird ab Auflauf des Ausfallrapses die Bodentemperatursumme ermittelt. Um den optimalen Umbruchzeitpunkt auf der eigenen Parzelle zu bestimmen, gibt der Anwender den Zeitpunkt des ersten Rapsauflaufs ein und wählt die für seinen Standort günstigste Wetterstation aus. Über die Aufsummierung der Temperatur wird dann das optimale Zeitfenster für den Rapsumbruch ermittelt. Dies kann mechanisch zum Beispiel mit einem Grubber oder chemisch über ein Herbizid erfolgen. Durch den Herbizideinsatz und den Verzicht auf Bodenbearbeitung kann dabei zusätzlich die unerwünschte hohe Nachmineralisation von Stickstoff verzögert werden. Achtung: Die Starkregen in den vergangenen Wochen haben dafür gesorgt, dass auch schon vor dem eigentlichen Drusch Rapskörner aus den Schoten ausgefallen und bei dem feuchten Boden gekeimt sind. Daher den Starttermin zur Berechnung der Bekämpfung entsprechend anpassen. Kartoffeln: Krautfäuleinfektionsdruck steigt wieder an Nach den Niederschlägen steigt der Krautfäuleinfektionsdruck wieder an. Spritzabstand in Abhängigkeit vom regionalen Infektionsdruck wählen. In noch grünen Beständen bei Befall weiterhin Kombinationen aus lokalsystemischen und sporiziden Fungiziden einsetzen. In abreifenden Beständen Abschlussbehandlungen mit sporiziden Fungiziden, z.B. Shirlan, Carneol, Nando, Terminus oder Ranman Top, durchführen. Quelle ISIP, Prognosemodell SIMPHYT Kartoffeln: Was tun bei Nassfäule? Die Witterungsbedingungen der letzten Wochen haben dazu geführt, dass viele Kartoffelpartien nassfaule Knollen aufweisen. Deswegen ist eine gründliche Reinigung des Roders mit anschließender Desinfektion mit MENNO Florades 2 %ig (2 l in 100 l Wasser) unbedingt angeraten, damit nicht weitere Partien infiziert werden. Die Desinfektionslösung sollte mit 0,6 bis 0,8 l/qm versprüht werden. Um eine gute Wirkung zu erzielen, empfiehlt sich der Einsatz als Schaumlösung. Entsprechende Ausbringungsgeräte (Skumix) werden von der Herstellerfirma des Präparates angeboten. (Foto: Benker) Nassfäulen – Bei Ernte und Einlagerung beachten: Die Infektion des Erntegutes geschieht vorwiegend über Verletzungen bei der Ernte, beim Transport oder der Aufbereitung, deswegen sind vorbeugend folgende Maßnahmen sinnvoll: ‐ Rechtzeitige Krautabtötung, damit gleichmäßige Abreife ‐ Infizierte Knollen im Boden durchfaulen lassen ‐ nicht zu frühzeitig roden ‐ Verringerung von Knollenbeschädigungen durch optimierte Rode‐ und Transporttechnik ‐ Rodung nicht unter 10 °C ‐ Selektion fauler Knollen schon beim Roden ‐ Keine Rodung bei Nässe ‐ Möglichst schnelle Abtrocknung der Knollenoberfläche ‐ optimale Wundheilperiode ‐ Geräte‐ und Lagerhygiene (Desinfektion mit Menno Florades) Grundsätzlich sollte vor Einlagerung die Lagerfähigkeit der Partien abgeschätzt werden. Risikopartien möglichst sofort vermarkten. Bei Einlagerung gefährdeter Partien muss eine schnelle Abtrocknung erfolgen.