Im Dumping sind sie fix, für die Schiene tun sie nix Nein zur NATO

Sozialistische
Wochenzeitung
Zeitung der DKP
Wer kann Law and Order?
Türkei näher an Russland?
In Berlin schickt der CDU-Spitzenkandidat Polizisten zum Knüppeln. Der AfD-Konkurrent stellt sich
als „Fürsprecher unserer mutigen Polizei“ vor.
Hat die US-Regierung den Putschversuch in der
Türkei unterstützt? Erdogan geht auf Distanz zur
NATO und fährt zum Besuch nach St. Petersburg ...
www.unsere-zeit.de
Seite 4 und 5
Seite 7
Thema der Woche
Vor 60 Jahren:
Verbot der KPD
Die Trümmer in den Städten waren noch
nicht beseitigt, da begann in der Bundesrepublik Deutschland wieder die Verfolgung
von Kommunistinnen und Kommunisten und
anderen antifaschistisch-demokratischen
Kräften. Vor allem weil die Kommunisten die
Remilitarisierung Westdeutschlands ablehnten und für die Wiedervereinigung Deutschlands eintraten.
12. August 2016 · Nr. 32 · 48. Jahrgang
PVSt K 4956 D · Entgelt bezahlt · 2,80 €
Glückwunsch,
Genosse Fidel!
Ausführlich Seiten 12 und 13
Im Dumping sind sie fix, für die Schiene tun sie nix
Flixbus kontrolliert künftig 80 Prozent des Fernbusmarktes
Mit der Anfang August erfolgten
Übernahme von Postbus durch Flixbus wird eine neue Stufe der Konzentration im Fernbusgeschäft erreicht.
Das Unternehmen Flixbus übernimmt
das Unternehmen Postbus, bei dem
zuvor bereits der ADAC ausgestiegen
war. Flixbus wiederum hatte zuvor mit
DeinFernbus und Megabus zwei andere Unternehmen geschluckt. Damit erhöht sich der Anteil, den Flixbus am gesamten Fernbusmarkt hält,
auf gut 80 Prozent, was eindeutig einer
Marktbeherrschung entspricht. Zumal
der einzige relevante Konkurrent, die
Deutsche Bahn AG, die noch rund 10
Prozent Marktanteile hält, demnächst
aus dem Markt aussteigen will.
Dennoch heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Bundeskartellamts,
man sehe „auf Basis der vorliegenden
Informationen“ keine Veranlassung,
tätig zu werden. Bundesverkehrsminister Dobrindt begrüßte sogar aus-
drücklich die Fusion, weil man nur so
„langfristig zu realen Preisen kommen“ würde.
Ausgangspunkt war 2012 die Liberalisierung des Fernbusverkehrs in
Form einer „Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes“. Diese Liberalisierung war von der FDP seit
Jahrzehnten gefordert worden; die
Große Koalition setzte das – ergänzt
um die Zustimmung der Grünen und
gegen die Position der Partei „Die
Linke“ – dann durch. Doch in diesem
seit 1961 gültigen Personenbeförderungsgesetz war nur – und sinnvollerweise – festgelegt, dass eine Genehmigung für eine Fernbuslinie dann zu
untersagen sei, wenn „der beantragte Verkehr ohne wesentliche Verbesserung der Verkehrsbedienung Verkehrsaufgaben übernehmen soll, die
vorhandene Unternehmen oder Eisenbahnen bereits wahrnehmen.“ So
§ 13 des (alten) „PBefG“. Es gab also
keineswegs, wie dies immer behauptet
wurde, ein generelles Verbot für Fernbusverbindungen. Die Liberalisierung
des Fernbusmarktes wurde zudem vor
dem Hintergrund eines krass ungleichen Marktes durchgesetzt: Im Schienenverkehr ist eine hohe Infrastrukturmaut fällig (Trassengebühren), der
Bus fährt dagegen mautfrei. Die tarifvertraglich geregelte Entlohnung
im Schienenverkehr liegt um 30 bis
50 Prozent über derjenigen im Fernbusbereich, wo ein krasses Sozialdumping vorherrscht. Die Fahrgastrechte
im Schienenverkehr sind deutlich anspruchsvoller als im Fernbusbereich
(z. B. hinsichtlich Barrierefreiheit).
Die Bahnhöfe müssen von der Schiene finanziert werden; die Busbahnhöfe
werden meist kommunal bezuschusst
oder gar komplett kommunal bezahlt.
Ausgehend von dieser Ausgangsbasis waren mit der Fernbusliberalisierung drei Folgen absehbar – und of-
fensichtlich einkalkuliert: Erstens gab
es von Anbeginn an extrem niedrige
Preise für Busfahrtickets. Diese liegen
im Durchschnitt bei weniger als der
Hälfte der Bahnticketpreise. Es existiert systematisches Dumping; alle
Fernbusbetreiber machen nun schon
mehr als drei Jahre Verluste. Zweitens
kam es zu einem kometenhaften Anstieg des Fernbusgeschäfts; seit 2012
(mit 2,2 Millionen Fahrgästen) zu einer Vervierfachung (2016 = 25 Millionen Fahrgäste). Drittens kam es zum
Einstieg großer Finanzplayer. Hinter
Flixbus stehen u. a. Amsterdam European Bus Holding, SEK Ventures,
Holtzbrinck Ventures und eine Daimler-Tochter. Der wichtigste Anteilseigner ist mit General Atlantic die Nr. 6
unter den 300 größten Private-Equity-Gesellschaften (mit 17,4 Milliarden US-Dollar angelegtem Kapital).
(Kommentar Seite 2)
Winfried Wolf
Seiten 8, 10 und 16
Nein
zur NATO
Am 8. Oktober
nach Berlin
Für den 8. Oktober ruft die Friedensbewegung zu einer Demonstration
in Berlin auf. Unter dem Motto „Die
Waffen nieder – Kooperation statt
NATO-Konfrontation – Abrüstung
statt Sozialabbau“ werden die unterschiedlichen Teile der Friedensbewegung gemeinsam fordern, die aggressive Politik gegen Russland zu beenden. DKP und SDAJ unterstützen
den Aufruf und mobilisieren mit. Aus
dem Antikriegsinfo, das die DKP am
8. Oktober verteilen wird:
„Die Aggression geht vom Westen
aus. Die NATO rückt immer weiter
nach Osten vor – nicht umgekehrt.
Und während die NATO-Staaten zusammen jährlich über eine Billion
US-Dollar für‘s Militär ausgeben, hat
Russland dafür weniger als 10 Prozent
dieser Summe zur Verfügung. (…)
Beim Wettbewerb um den Titel
des größten Kriegstreibers will die
deutsche Bundesregierung endlich
aus dem Schatten der USA treten.
Schrittweise wird der Militärhaushalt
bis 2020 auf über 39 Milliarden EUR
pro Jahr erhöht. Das neue ‚Weißbuch‘
der Bundeswehr benennt als künftige
entscheidende Auseinandersetzungen
der Zukunft ‚Verteilungskämpfe um
Rohstoffe und Absatzmärkte‘. An denen soll sich die Bundeswehr führend
beteiligen, damit Deutschland seine
Stellung als weltweit viertgrößte Wirtschaftsmacht nicht einbüßt.
Für dieses imperialistische Machtstreben müssen wir teuer bezahlen. Die Rüstungsmilliarden gehen
zwangsläufig zu Lasten anderer öffentlicher Ausgaben. Die Gewerkschaft ver.di fordert 160 000 zusätzliche Stellen im Gesundheitssystem,
um den Personalmangel zu beenden. Mieterinitiativen und -vereine
fordern den Bau hunderttausender
neuer Wohnungen jährlich, um Wohnungsnot und Mietenwahnsinn zu
stoppen. Stattdessen soll der Bundeswehr nach dem Willen von der
Leyens Kriegsgerät in Höhe von 130
Milliarden Euro geschenkt werden.
(…)
Die Mehrheit der Bundesbürger
lehnt Auslandseinsätze der Bundeswehr ab. Diese antwortet mit einer
gigantischen Werbekampagne für
mehr Nachwuchs an der Waffe. Während viele Jugendliche ohne Ausbildung, Studium oder auskömmlichen
Job bleiben, lockt die Bundeswehr mit
Karriere und Geld – und schickt die
Soldaten in gefährliche Einsätze für
Wirtschaftsinteressen, die nicht selten mit Tod oder bleibenden physischen und psychischen Verletzungen
enden. (…)
Die DKP sagt NEIN zu diesem
Kriegsprogramm. Wir sagen JA zu einer Politik, die Frieden in Europa und
der Welt gewährleistet.“
Den Aufruf der Friedensbewegung
zur Demonstration unterschreiben:
friedensdemo.org
8. Oktober, Berlin
Beginn: 12.00 Uhr, Alexanderplatz/Otto-Braun-Straße
Abschlusskundgebung: Brandenburger Tor (Westseite), 15.00 bis 17.00 Uhr
2 Freitag, 12. August 2016
Wirtschaft und Soziales
Winfried Wolf zur Fernbusfusion
Vorteil Daimler
Es ist ja irgendwie lustig, wenn Verkehrsminister Dobrindt die Übernahme von Postbus durch Flixbus kommentiert, er finde Monopolprofite
gut. Ebenso komisch ist es, wenn die
80-Prozent-Kartellierung des Fernbusmarktes das Kartellamt völlig
kalt lässt. In den Medien wird darauf
verwiesen, dass die Behörde erst ab
einer „Schwelle von 500 Millionen
Euro Umsatz“ tätig werden kann,
die im Fall der Flixbus-Postbus-Fusion nicht erreicht werde. Das ist eine
Ausrede. Denn das fusionierte Unternehmen erreicht diese Schwelle
nur deshalb nicht, weil der größte
Teil der tatsächlichen Betreiber der
Busse auf Franchise-Basis arbeiten:
Flixbus macht die Werbung, verkauft
die Tickets und erhält eine satte Provision von den Busunternehmen; bei
den letzteren handelt es sich jedoch
um sog. „Mittelständler“, oft um sich
selbst ausbeutende Kleinunternehmer. Im übrigen macht Flixbus keine
Angaben zu Umsätzen und Gewinnen. Nach Angaben der Creditreform
lag der Flixbus-Umsatz 2015 bei 187
Mio. Euro; er dürfte damit 2016 – das
satte Wachstum und die jüngsten Fusionen berücksichtigend – auf knapp
300 Mio. Euro ansteigen.
Flixbus wird in der Regel auch
heute noch als ein pfiffiges, flexibles, innovatives Unternehmen dar-
gestellt, das den Fernverkehrsmarkt
aufmischt. Es gehe hier vor allem
darum, dem „Monopolisten“ Deutsche Bahn AG die Stirn zu bieten. Irgendwie eben David gegen Goliath.
Doch dieses Bild trügt. Zutreffender
könnte das Bild mit dem Trojanischen
Pferd sein: Dieses gewaltige, anscheinend harmlose, grün lackierte Holzpferd wurde 2013 unter dem Beifall
fast aller Parteien auf den Verkehrsmarkt geschoben. Auf dem hölzernen
Pferdeleib steht in riesigen Lettern
auf der einen Seite „Wettbewerb belebt das Geschäft“ und auf der anderen „Reisefreiheit auch für Leute mit
kleinem Geldbeutel“. Das tatsächliche Ziel der Operation lautet jedoch:
Die Schiene im Fernverkehr zunächst
in Deutschland und weitgehend parallel in der gesamten Europäischen
Union aus dem Verkehrsmarkt zu
verdrängen und diesen immer noch
beträchtlichen Markt mit einem Anteil von rund 10 Prozent und einem
jährlichen Umsatz von rund 20 Mrd.
Euro europaweit dem Straßenverkehr zu übertragen.
Die Antwort der Deutschen Bahn
AG besteht darin, dass sie ihrerseits
mit Dumpingangeboten kontert, womit aber die Stammkundschaft, so die
BahnCard-Inhaber, perspektivisch
vergrault und das Fernverkehrsgeschäft der Schiene in Bälde defizitär sein wird. Die Folge ist ein neuer
Schub hin zur Straße.
Damit hat sich das personelle
Investment des Daimler-Konzerns
auf alle Fälle ausgezahlt. Mit Heinz
Dürr, Hartmut Mehdorn und aktuell Rüdiger Grube kommen die entscheidenden Bahnchefs seit einem
Vierteljahrundert direkt aus der
Daimler-Kaderschmiede. Unter der
Ägide dieser drei Herren wird die
Bahn zunehmend auf den Prellbock
gefahren. Davon profitiert Daimler
als der umsatzgrößte deutsche Autohersteller, der zugleich der weltgrößte Bushersteller ist, in erheblichem Maß.
Werner Siebler zum Rekordgewinn der Post
Rationalisierung im Eiltempo
Nicht nur die Anleger bei Blackrock
(die Fondsgesellschaft ist der größte
Einzelaktionär der Post) freuten sich
über die vom Postvorstandsvorsitzenden Frank Appel verkündeten Ergebnisse des 2. Quartals 2016. Jedenfalls
legte die Aktie der „Deutsche Post
DHL Group“ erneut zu, und das Handelsblatt meldete am 3. August „Der
gelbe Riese aus Bonn bricht Rekorde“.
Und in der Tat, die von Appel verkündeten Konzernergebnisse bestätigen die Meldung. Um 40 Prozent auf
752 Millionen Euro stieg der Gewinn
(vor Steuern und Zinsen) im 2. Quartal 2016, während zugleich der Umsatz um 3,5 Prozent auf 14,2 Mrd.
Euro gesunken ist. Letzteres wurde
auf sogenannte „Sondereffekte“ zurückgeführt. Deshalb wurde die Gewinnprognose für das Gesamtjahr
2016 zwischen 3,4 bis 3,7 Mrd. Euro
erneut bekräftigt. Für die Aktionäre der Post ist die Welt in Ordnung.
67 Prozent der Aktien gehören Anlegern außerhalb Deutschlands, davon
ein großer Teil dem weltweit größten
Investmentfonds Blackrock.
Für die Beschäftigten bei der Post
ist die Lage weniger rosig. Beruhigt
die Mitteilung des Vorstandes die
Beschäftigten, dass die Investitionen
um 8,3 Prozent auf 456 Mio. Euro gesteigert werden sollen? Das war beabsichtigt, aber was Postbetriebsräte
und ihre Gewerkschaft ver.di beunruhigt sind Meldungen, Herr Appel
träume von der baldigen Einführung
der Datenbrille für Zustellerinnen
und Zusteller und dem Einsatz von
Robotern. Rationalisierungserfah-
rungen machen die Angestellten der
Post gerade im Eiltempo. Ständig
werden neue Arbeitsverfahren eingeführt. Die Arbeitsverdichtung in allen
unsere zeit
Straßenlastig
Der neue Bundesverkehrswegeplan orientiert wieder auf die Straße
Foto: Werner Sarbok
Ideen für die Zukunft vermisst der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft in der Verkehrsplanung der Bundesregierung.
A
nfang August hat das Bundeskabinett den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 sowie
die Ausbaugesetze für die Bundesschienen-, Bundesfernstraßen- und
Bundeswasserstraßenwege beschlossen. Der neue Bundesverkehrswegeplan umfasst rund 1 000 Projekte mit
einem Gesamtvolumen von 269,6 Milliarden Euro. Diese teilen sich auf in
112,3 Milliarden Euro für Schienenwege, 132,8 Milliarden Euro für Bundesfernstraßen, und 24,5 Milliarden Euro
für Bundeswasserstraßen.
Auf der Seite des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur verkündet der zuständige Minister
Alexander Dobrindt: „Der neue Bundesverkehrswegeplan ist das stärkste
Programm für die Infrastruktur, das es
je gab. Er umfasst ein Volumen in Höhe
von 269,6 Milliarden Euro. Damit modernisieren wir unsere Infrastruktur
und beschleunigen die Mobilität in
Deutschland. Mit den Rekordmitteln
aus meinem Investitionshochlauf hat
der BVWP 2030 eine klare Finanzierungsperspektive.“
„Erstmals“, so das Ministerium, „
wird die Öffentlichkeit bei der Aufstellung des BVWP eingebunden. …. Sechs
Wochen lang können Interessierte zum
BVWP 2030 Stellung nehmen.“
Bereits vor der Beschlussfassung
gab es Interventionen. Das Aktionsbündnis „A52 war gestern – jetzt: Wege
für morgen!“ wandte sich am 2. August
an die Öffentlichkeit und kritisier-
te, dass „bewusste Falschmeldungen
an den Verkehrsminister“ im neuen
BVWP „gesetzwidrige Autobahnbauten ermöglichen“ sollen. Nach Angaben des Bündnisses „liegen Informationen vor, die belegen, dass das Land
NRW dem Bundesverkehrsminister
aus taktischen Gründen die Mehrkosten für den A52-Ausbau verschweigt.
Bei ehrlicher Berechnung darf dieses
Stück Transitautobahn nicht gebaut
werden, weil die Kosten höher wären
als der Nutzen für Wirtschaft sowie
Bürgerinnen und Bürger. Das bewusste
Verschweigen führte durch Täuschung
der Gutachter des Bundesverkehrsministers zu falschen Berechnungen und
gesetzwidriger A52-Bewertung.“
Das Aktionsbündnis führt u. a. an,
dass Tunnelkosten verschwiegen werden, die das Land NRW über den vom
Bund in Gladbeck geplanten Tunnel hinaus für den um mehr als einen Kilometer längeren Autobahntunnel aufzubringen hätte. Sie wurden 2009 mit 31
Mio. Euro angegeben.
Der Vorsitzende der Eisenbahnund Verkehrsgewerkschaft (EVG),
Alexander Kirchner, hat den Bundesverkehrswegeplan als „wenig ambitioniert und viel zu straßenlastig“ bezeichnet. „Es fehlt an Ideen, wie wir
Mobilität in der Zukunft, insbesondere unter ökologischen Gesichtspunkten, dauerhaft gewährleisten können“,
kritisierte Kirchner und erneuerte seine Forderung nach einem Masterplan
Verkehr.
In ihrer Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan hatte die EVG
deutlich gemacht, dass eine nachhaltige Verkehrswende in Richtung Schiene
nur dann erreicht werden kann, wenn
„Infrastrukturpolitik, Steuerpolitik und
Ordnungspolitik gesamthaft betrachtet
und aufeinander abgestimmt werden.“
Dies sei leider nach wie vor nicht der
Fall, bedauerte der EVG-Vorsitzende.
Im Vergleich zum ersten Entwurf hätten sich nur kleinere Änderungen ergeben, insgesamt bleibe der Bundesverkehrswegeplan weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten zurück.
„Die Straße weiterhin zu bevorzugen
ist mit Sicherheit die falsche Entscheidung“, so Alexander Kirchner.
Kritik übte Kirchner auch an der
Art und Weise der im Vorfeld groß angepriesenen Bürgerbeteiligung. „Ob es
wirklich möglich war, die rund 40 000
Einlassungen, die im Ministerium zum
Bundesverkehrswegeplan eingegangen
waren, innerhalb von wenigen Wochen
ernsthaft zu prüfen und zu bewerten,
darf bezweifelt werden“, stellte der
EVG-Vorsitzende fest. Gleiches gelte
für die angeforderte Stellungnahme
der Verbände zu den Ausbaugesetzen.
„Man hat uns gerade einmal drei Werktage eingeräumt, den letzten Stand des
Schienenwegeausbaugesetz zu bewerten“, kritisierte Kirchner und stellte
fest: Offensichtlich sei der Verkehrsminister nicht wirklich an der Meinung
derjenigen interessiert, die er nach ihrer Meinung fragt.
Gerd Ziegler
Söder gegen Volkswagen
Der Freistaat Bayern hält sich einen Pensionsfonds und fördert so den Finanzmarkt
Bereichen führt einerseits zu höherer
Produktivität, aber gleichzeitig auch
zu steigenden und besorgniserregenden Krankenständen.
Durch das Ergebnis des sechswöchigen Streiks im Sommer 2015
konnte zwar der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen und
Änderungskündigungen bis 2019 erreicht werden. Doch das hindert das
Postmanagement nicht daran, ständig
nach neuen Wegen der Effizienzsteigerung zu suchen. Vor diesem Problem stehen die Beschäftigten bei der
Post nicht allein. Antworten auf diese
Fragen müssen gemeinsam, in allen
DGB Gewerkschaften gefunden werden. Die Zeit drängt
Der bayrische Finanzminister Markus Söder will im Namen des „Bayerischen Pensionsfonds“ Klage gegen
die Firma Volkswagen einreichen. Der
Pensionsfonds habe auf seine 58 000
Stück VW-Vorzugsaktien Kursverluste erlitten, die das Management von
Volkswagen zu verantworten habe.
Denn es habe nicht rechtzeitig über
die skandalösen Abgasmanipulationen informiert. So informierte der
CSU-Mann medienwirksam die Öffentlichkeit. Söder hat das Recht auf
seiner Seite. Volkswagen wird in diesem Land nicht verklagt, weil das Unternehmen die Aufsichtsbehörden
getäuscht und Autos gebaut hat, die
mehr Dreck in die Welt pusten als erlaubt und verträglich. Volkswagen hat
den Staatsanwalt in Braunschweig am
Hals, weil es möglicherweise die Finanzwelt, die netten Pensionsfonds,
nicht rechtzeitig über die Verbrechen
des Managements informiert hat. Der
bayrische Finanzminister tut hier nur,
was andere vor ihm taten, neben anderen der Fonds des Staates Norwegen.
Allerdings ist die Gesetzeslage absurd. Die Aktionäre, deren Eigentumsrechte an dem Unternehmen, dessen
Aktien sie besitzen, ansonsten streng
geschützt sind, werden in der Insidergesetzgebung behandelt, als wären sie
Kunden des Unternehmens. Das hat
seine Gründe. Denn es kommt durchaus vor, dass der Vorstand von einem
Vorgang weiß, der, wenn er bekannt
wird, den Aktienkurs hinaufschnellen
oder absacken lässt. Entsprechend kaufen die informierten Vorständler Aktien dazu, stoßen sie ab oder verkaufen sie leer – mit dem entsprechenden
Gewinn. Solche Insider-Deals zu bestrafen, scheint fast vernünftig – insofern die Kategorie der Vernunft überhaupt auf den Finanzmarkt anwendbar
ist. Das Gesetz, das der, wie es damals
unverblümt hieß, „Finanzmarktförderung“ der Ära Kohl und dessen Bundesfinanzmister Theo Waigel (CSU)
entstammt, geht aber weiter und
schreibt den Unternehmenschefs vor,
wann sie über ihr Tun und Lassen und
ihre Verbrechen informieren müssen.
Tun sie es nicht, muss das Unternehmen für den Schaden (oder entgangenen Gewinn) geradestehen.
Nebenbei erfährt man durch Herrn
Söders öffentlich wirksame Klageabsicht, dass der Freistaat Bayern einen
Pensionsfonds sein eigen nennt. Wie es
modernem Finanzgebahren entspricht,
will der südliche Bundesstaat tarifvertraglich vereinbarte Betriebsrenten
künftig nicht über Steuern, sondern
über diesen Fonds bezahlen. Der befindet sich, wie dem Geschäftsbericht
zu entnehmen ist, noch in der Ansparphase. Ende 2014 hatte er so um die 2,1
Mrd. Euro angelegt. Das ist die wahre Finanzmarktförderung. Der Staat
selbst bläht den Finanzmarkt auf. Jährlich dotiert das Bundesland den Fonds
mit 100 Mio. Euro. Der Aktienanteil
soll auf zunächst 30 Prozent und dann
auf 50 Prozent angehoben werden. Als
Anlageverwalter hat Bayern die Deutsche Bundesbank gewonnen. Sie macht
es bestimmt auch nicht umsonst, aber
besser als Allianz oder Blackrock ist sie
allemal. Die Bundesbank hat schließlich als größte Aktionärin der EZB
und in Gestalt ihres Präsidenten Jens
Weidmann Einfluss auf die Geldpolitik. Dass das Interesse an steigenden
Aktienkursen, das die Vermögensverwalterin Bundesbank haben muss, auch
bei den Entscheidungen im EZB-Turm
über Geldpolitik eine Rolle spielt, ist
naheliegend, aber vermutlich von den
Beteiligten nicht einmal als üble Nachrede bezeichnet.
Lucas Zeise
Wirtschaft und Soziales
unsere zeit
Freitag, 12. August 2016 Gericht gegen Minister und Gewerkschaft
Beim Kampf um Marktanteile im Einzelhandel geht es um Arbeitsplatzabbau
und Lohndumping
W
irtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte Edeka im März
unter massiven Auflagen
grünes Licht für die Übernahme von
Tengelmann durch Edeka gegeben und
damit ein Verbot des Bundeskartellamts ausgehebelt. Im Monopoly–Spiel
um den oligopolartig strukturierten
deutschen Lebensmittelmarkt werden
gerade die Karten neu gemischt.
Die derzeit vier größten Spieler im
deutschen Lebensmitteleinzelhandel –
Edeka, Rewe, Aldi und die SchwarzGruppe mit den Lidl-Märkten und
Kaufland – kommen inzwischen zusammen auf einen Marktanteil von
rund 85 Prozent. Offen ist, wer von ihnen sich künftig neben den Discountern im deutschen Lebensmittelhandel
behaupten wird, auch vor dem bedrohlichen Hintergrund, dass Amazon wohl
bald in den E-Food-Markt hierzulande
einsteigen wird. „Fressen oder gefressen werden“ ist auch hier die Devise
und treibt den Konzentrationsprozess
im deutschen Lebensmittelhandel weiter.
Derzeit schickt sich Marktführer
Edeka (rund 48 Milliarden Euro Jahresumsatz) an, die seit 2004 schon von
725 auf 451 Supermärkte geschrumpften Kaiser’s-Tengelmann-Supermärkte (Marktanteil nur 0,6 Prozent) des
Mülheimer Handelsunternehmens
Tengelmann zu schlucken. Die Standorte der Tengelmann-Märkte liegen
überwiegend in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin. Im Rahmen
des Deals übernimmt Edeka auch die
Online-Tochter Tengelmann E-Stores,
zu der die Internethändler Plus.de und
Garten XXL.de gehören. Die ständig
wachsende Marktmacht der „großen
Vier“ am Lebensmittelmarkt schwächt
die Position der Lebensmittelhersteller beim Feilschen um Preise und Rabatte.
Dem, der sich nicht beugt, droht
der Rausschmiss aus dem Sortiment.
So forderte z. B. Edeka 2009 nach ihrer
Übernahme der Plus-Filialen viele Lebensmittelhersteller zu Nachverhandlungen auf bzw. verlangte erhebliche
so genannte Hochzeitsrabatte. Darüber hinaus wurden wohl Hersteller
genötigt, sich an der Renovierung von
Handelsfilialen finanziell zu beteiligen.
Vor zwei Jahren wurde bekannt,
dass die Einzelhandelskette Kaiser’s
einen Käufer suchte. Rasch zeichnete sich ab, dass der Branchenprimus
Edeka der aussichtsreichste Kandidat
ist. Den Betriebsräten war bewusst,
welche Gefahr den dort rund 16 000
Beschäftigten nach der Übernahme
durch Edeka droht. Denn aus Sicht
der Handelsketten sind Fusionen nur
sinnvoll, wenn am Ende Arbeitsplätze
abgebaut, Lohnkosten gedrückt und
weitere sogenannte Synergien genutzt
werden. Und die Betriebsräte wussten
auch, dass gerade Edeka bekannt dafür
ist, in großem Stil Filialen an scheinselbstständige, von Edeka abhängige
Händler auszugliedern, die ihre Beschäftigten bei schlechten Arbeitsbedingungen unter Tarif bezahlen.
Ministerentscheidung
mit Auflagen
Zunächst hatte das Bundeskartellamt
gegen die Fusion erhebliche Bedenken
angemeldet. Als der Deal dann so gut
wie perfekt war, untersagte es die Fusion, da es Beeinträchtigungen für den
Wettbewerb auf dem hart umkämpften
Einzelhandelsmarkt befürchtete. Daraufhin beantragten die Supermarktketten beim Minister Gabriel eine
Sondergenehmigung, um das Nein des
Bundeskartellamts zur Fusion auszuhebeln.
Nach Gesprächen mit den Fusionswilligen und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di genehmigte Sigmar Gabriel im März 2016 mit einer
sogenannten „Ministerentscheidung“
die Fusion von Kaiser’s-Tengelmann
und Edeka. Darin hieß es u. a.: „Die
Erlaubnis ist mit aufschiebenden und
auflösenden Bedingungen zum Erhalt der Arbeitsplätze und der Rech-
3
Deutschland zahlt weniger
in den EU-Haushalt
„Deutschland zahlt für die EU am meisten.“ Unter dieser Überschrift berichtet
die „FAZ“ über die Finanzierung des
EU-Haushalts im vergangen Jahr, das
der Brüsseler Korrespondent der Zeitung aus unkommentierten Angaben der
EU-Kommission zusammengestellt hatte. Danach hat Deutschland 2015 mit 14,3
Mrd. Euro um fast acht Prozent weniger
an die EU gezahlt als im Jahr zuvor. Dabei handelt es sich um so genannte Nettozahlungen, also die Differenz zwischen
den Beitragszahlungen und den Rückflüssen aus den diversen EU-Fonds. Wenig überraschend ist, dass Deutschland
als größtes und relativ reiches Mitgliedsland netto auch den größten Finanzierungsbeitrag zur EU leistet. Britannien
hat nach diesen Angaben 2015 den Nettobeitrag zum EU-Haushalt kräftig gesteigert und damit Frankreich als zweitgrößten Beitragzahler überholt, was auf
eine Sonderentwicklung zurückgeführt
wird. Größter Nettoempfänger von EUGeld war 2015 mit 9,5 Mrd. Euro Polen.
Praktikum – prekär, weiblich
und häufig ohne Mindestlohn
Foto: 2013 Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG
te der Beschäftigten von Kaiser’sTengelmann verbunden.“ Konkret
bedeutete das: Ganz anders als von
Edeka ursprünglich geplant, dürfen
die Kaiser’s-Tengelmann-Filialen von
Edeka nicht an selbstständige Händler, wie sie sich im GenossenschaftsVerbund Edeka zusammengetan haben, übergeben werden. Stattdessen
sollen die Tengelmann-Geschäfte fünf
Jahre lang als Edeka-Filialen geführt
werden, mit „flächendeckenden Betriebsratsstrukturen“. Nach Ablauf der
Frist können zwar „Selbstständige“ die
Filialen übernehmen, sie müssen sich
aber in Tarifverträgen darauf verpflichten, zwei Jahre lang keinen Beschäftigten betriebsbedingt zu kündigen. Der
Fleischzulieferer Birkenhof, den Edeka eigentlich schließen wollte, soll so
modernisiert werden, dass er sich entweder von einem Dritten fortführen
lässt oder bei Edeka bleiben kann.
Außerdem muss sich Edeka per Tarifvertrag mit ver.di verpflichten, dass
mindestens 97 Prozent der Arbeitsverhältnisse von Tengelmann mindestens
fünf Jahre weitergeführt werden.
Die Edeka-Zentrale bliebe gegenüber dem Minister für die Erfüllung
der vorstehenden Bedingungen verantwortlich und müsste darüber hinaus jährlich einen „Statusbericht“ abliefern. Gabriel legt sich fest: „Es gibt
keine Hintertür“, „alle Bedingungen
muss Edeka erfüllen.“ Bei einer Fusion
wären die Beschäftigten erst einmal für
sieben Jahre abgesichert. Damit hätten
sie wertvolle Zeit gewonnen, um eine
notwendige gewerkschaftliche Stärke entwickeln zu können. Diese wäre
Vorraussetzung für die Beschäftigten,
gewerkschaftlichen Druck zu entwi-
ckeln und über diesen Zeitraum hinausgehende Absicherungen erkämpfen zu können.
Doch die Edeka-Rivalen Rewe und
Markant klagten dagegen. Die Richter
am Düsseldorfer Oberlandesgericht
gaben in einer Eilentscheidung ihrer
Klage Recht und setzten die Ministererlaubnis außer Kraft. Inzwischen gibt
es den von Bundeswirtschaftsminister
Gabriel zur Bedingung seiner Ministererlaubnis gemachten Abschluss von
Tarifverträgen. Ende Juli 2016 hatte
sich ver.di mit Kaiser’s-Tengelmann
geeinigt. Diese Einigung gilt für rund
5 700 Beschäftigte von Kaiser’s in Berlin und Brandenburg. Er sieht laut ver.
di im Einzelnen vor, dass für die kommenden fünf Jahre betriebsbedingte
Kündigungen ausgeschlossen sind. Im
Falle einer Übertragung des Unternehmens an selbstständige Einzelhändler
gilt eine Frist von sieben Jahren. Zudem haben die Beschäftigten ein Widerrufsrecht bei Aufhebungs- und Änderungsverträgen.
Tarifverträge gegen
Ausgliederungen
Anfang August verständigten sich ver.
di und Edeka auch in Bayern über Tarifverträge. Auch dort sichern die abgeschlossenen Tarifverträge die Beschäftigten vor betriebsbedingten Änderungs- und Beendigungskündigungen
nach einer Übernahme durch Edeka.
Außerdem werden die Filialstandorte, die Logistik und die Verwaltung
geschützt. Die Tarifverträge schließen
eine Ausgliederung an selbstständige
Kaufleute aus. Ende vergangener Woche haben ver.di und Kaiser’s-Tengelmann auch in Nordrhein-Westfalen
einen inhaltlich identischen Tarifvertrag ausgehandelt. Damit ist eine weitere Hürde auf dem Wege zur Fusion
Kaiser’s/Edeka genommen.
Bisher wurde die Ministererlaubnis in 43 Jahren nur in acht Fällen erteilt. Im Fall Edeka/Tengelmann war
es das erste Mal, dass die Ministererlaubnis auf das Argument Arbeitsplatzsicherung und nicht etwa auf internationale Wettbewerbsfähigkeit
(wie 2002 bei E.ON/Ruhrgas) oder
Ähnliches stützte. Das genau kritisierte das Oberlandesgericht Düsseldorf, als es die Ministererlaubnis
stoppte. Minister Gabriel wurde zum
Vorwurf gemacht, er habe „den Gemeinwohlbelang der Arbeitsplatzund Beschäftigungssicherung bei
Kaiser’s-Tengelmann nicht unter Berücksichtigung aller relevanten Gesichtspunkte bewertet“. Anfang Januar 2016 erklärte Andreas Mundt,
damals noch Präsident des Bundeskartellamtes: „Das Bundeskartellamt
überprüft allein die wettbewerblichen Auswirkungen einer Fusion.
Der Gesetzgeber eröffnet dem Minister dagegen bewusst die Möglichkeit,
in einer politischen Abwägung wichtigen Gemeinwohlgründen Vorrang
vor der Beeinträchtigung des Wettbewerbs einzuräumen.“
Jetzt aber wird Sigmar Gabriel dafür von allen Seiten unter Beschuss
genommen, ja sogar sein Rücktritt
wird vereinzelt schon gefordert. Mit
der Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf wurde ein weiterer
Meilenstein auf dem Weg in Richtung
Merkels „marktkonformer Demokratie“ gesetzt.
Manfred Dietenberger
Hart erkämpfter Kompromiss
Bei Ameos herrscht weiter der spitze Bleistift
„Es ist unfassbar, wie lange es dauerte,
vernünftig miteinander verhandeln zu
können!“ sagte der ver.di-Kollege Heinrich Funke zum Verhandlungsergebnis
bei Ameos in Osnabrück und Hildesheim.
Die Vernunft hatte im Verlauf der elf
Streikwochen auf der Seite des Gesundheitsunternehmens mit Sitz in der
Schweiz keine Freunde gefunden, bis
zum Schluss nicht. Bei Ameos herrscht
weiter der spitze Bleistift und die Aussicht auf schnelle Profite. Tariflohn, Kündigungsschutz und eine Reduzierung des
bei Ameos hohen Anteils an Leiharbeit,
wie von ver.di gefordert, gehen direkt gegen die Ameos-Strategie, möglichst viele
Bereiche auszulagern, sowohl im Servicebereich und in der Verwaltung, aber
auch bis in den Pflegebereich hinein.
Das Ergebnis ist ein hart erkämpfter Kompromiss mit langer Laufzeit:
Entgelterhöhung von 1 Prozent ab
1. Mai 2016, 1,1 Prozent ab 1. Mai
2017, 1,1 Prozent ab Dezember 2018,
weitere 1,35 Prozent ab 1. Februar
2019.
Die Laufzeit von 36 Monaten bis
zum 30. April 2019 dürfte Ameos
wichtig gewesen sein, weitere Auseinandersetzungen mit der Belegschaft,
die sich bereits im Kampf um einen
Tarifverhandlungen mehr und mehr
gewerkschaftlich zusammenschloss,
sind nicht im Interesse der Geschäftsführung. Ein Erfolg ist die unbefristete Übernahme von insgesamt 50 Beschäftigten aus der Leiharbeit – dies
wiederum war ver.di wichtig.
Die Kolleginnen und Kollegen bei
Ameos haben – bei allen Zugeständnissen – einen langen Streik durchgehalten und werden den Konflikt weiter führen müssen. Das ist angesichts
der aggressiven Art, wie Ameos den
Arbeitskampf führt, der eigentliche
Erfolg. Streikende wurden zu Gesprächen zitiert mit dem Versuch, sie
aus dem Betrieb zu drängen. Auch
das ist gescheitert. Die Maßregelungen, die während der Streiks gegen Beschäftigte erfolgten, sind vom
Tisch.
Zu Ameos: 12 000 KollegInnen arbeiten an 38 Standorten in 68 Einrichtungen für Ameos, darunter 48 Krankenhäuser. Dennoch gibt es keinen
Konzernbetriebsrat, weil Ameos alle
Teile des Unternehmens unter 2 000
MitarbeiterInnen hält. Ameos hat in
Osnabrück und Hildesheim nach der
Übernahme der Landeskrankenhäuser einen Prozess der Auslagerung
möglichst weiter Teile des Betriebs
begonnen.
lm
Viel Arbeit für wenig oder gar kein Geld.
So sehen Praktika vielfach in Deutschland aus. Das stellt die DGB-Jugend in
einer Broschüre zu diesem Thema fest:
73 Prozent aller Praktika finden während
des Studiums statt. 63 Prozent der Praktikanten sind weiblich, im Durchschnitt
ist ein Praktikant 25 Jahre alt. Praktika sind Teil eines insgesamt unsicheren
und belastenden Berufseinstiegs für junge Menschen, denn über 78 Prozent aller Praktikantinnen machen sich Sorgen
um ihre wirtschaftliche Situation und fast
ein Drittel können in ihrer Freizeit nicht
richtig abschalten. DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller fordert
höhere Qualitätsstandards für Praktika,
die Abschaffung von Mindestlohnausnahmen bei freiwilligen Praktika und
die generelle Einführung eines Mindestentgelts für Pflichtpraktika analog
dem BAföG-Höchstsatz.
Deutlich mehr Gewinn
für Herrn Buffett
Der in den Medien gern als „Staranleger“ bezeichnete Spekulant Warren
Buffett hat einen weiteren kräftigen
Gewinnanstieg seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway gemeldet.
Im zweiten Quartal 2016 stieg der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert
um ein Viertel auf 5,0 Mrd. Dollar, teilte die Firma am vergangenen Freitag am
Firmensitz in Omaha/Nebraska mit.
Internationales Abkommen
bei Thyssen-Krupp
Konzernbetriebsrat, der Konzern Thyssen-Krupp, IG Metall und der internationale Gewerkschaftsbund IndustriALL Global Union haben ein internationales Rahmenabkommen geschlossen.
Thyssen-Krupp verpflichtet sich, an allen Standorten weltweit die Prinzipien
der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO) zu beachten. Die Vereinbarung
nimmt Bezug auf die grundlegenden Arbeitnehmerrechte, die in den einschlägigen internationalen Konventionen enthalten sind. Dazu gehören ein Diskriminierungsverbot und der Grundsatz
der Gleichbehandlung, das Verbot von
Zwangs- und Kinderarbeit, die Gewährleistung von Gesundheit und Sicherheit
bei der Beschäftigung sowie die Tarifund Vereinigungsfreiheit.
Rente ab 70 absurd
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Michaela Rosenberger, hat die Forderung
des Instituts der Deutschen Wirtschaft
(IW) und von Teilen der CDU/CSU nach
einer schrittweisen Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 bzw. 73 Jahre als
„absurd und völlig weltfremd“ kritisiert.
Michaela Rosenberger: „Bereits
die Rente mit 67 ist für die Menschen
in Branchen mit harter körperlicher Arbeit nicht zu schaffen. Für Kellnerinnen
und Kellner, für Bäcker und Bäckereifachverkäuferinnen oder am Band in der
Süßwarenindustrie sind Planspiele über
einen Renteneintritt mit 70 oder 73 der
reine Hohn.“ Zur Lösung der Rentenfrage müsse an vielen verschiedenen Stellschrauben und nicht nur an einer gedreht
werden.
4 Freitag, 12. August 2016
Politik
unsere zeit
Rechte drängen in Landesparlamente
Die AfD steht bei den Wahlen im September vor Erfolgen in Meck-Pomm und Berlin
S
eit Anfang August laufen sich die
Parteien zu den in diesem Jahr noch
bevorstehenden Landtagswahlen
warm. Am 4. September werden die Bürgerinnen und Bürger Mecklenburg-Vorpommerns an die Wahlurnen gerufen, am
18. September folgen die Wahlen für das
Berliner Abgeordnetenhaus. Dass die sozialchauvinistische und in weiten Teilen
rassistische AfD bei beiden Wahlen deutliche Erfolge für sich verbuchen wird, gilt
als ausgemacht. Unklar ist nur, wie hoch
der Stimmenanteil der Rechten tatsächlich ausfallen wird.
Für Berlin wird der AfD laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts
„Forsa“ ein Stimmenanteil von 8 Prozent
prognostiziert. Mit ihren rassistischen
Positionierungen will die Partei nicht nur
die der gesellschaftlichen Mitte entstammenden Ausländerfeinde für sich gewinnen, sondern auch das lautstarke Konglomerat rechter Hooligans, „Pegida“Anhänger und von Rassisten, denen die
NPD zu offen neofaschistisch ist.
Auch von der politischen Konturlosigkeit der Hauptstadt-CDU will die
AfD profitieren und geriert sich als die
einzige „Law & Order“-Kraft. Erst kürzlich hatte Georg Pazderski, Spitzenkandidat der Rechtspopulisten „eine NullToleranz-Politik, was Straf- und Gewalttaten angeht“, eingefordert und die
Zustände in Berlin mit denen in New
York der 1980er Jahre verglichen und
dies mit einer Kampfansage an die politische Linke verbunden: „Ich darf Ihnen schon jetzt sagen, dass die Sicherheitskräfte in ihrem Einsatz gegen linke
Gewalttäter und Kriminelle künftig in
Berlin einen klaren Fürsprecher haben
werden und Ausschusssitzungen ab dem
18. September nicht mehr länger Tribunale gegen unsere mutige, schlecht be-
Majka Czapski/flickr.com/CC BY-ND 2.0/www.flickr.com/photos/majkaczapski/28500007950
Wölfe im Berliner Wahlkampf, gesehen vom Künstler Rainer Opolka: Ausstellung „Die Wölfe sind zurück“ , 5. bis 16. August
vor dem Hauptbahnhof.
zahlte und oft von ihrer politischen Führung im Stich gelassene Polizei sein werden“, kündigte er vor kurzem auf einer
Pressekonferenz in Berlin an.
In Mecklenburg-Vorpommern soll
die Partei laut Umfragen sogar mit 19
Prozent ins Schweriner Schloss einziehen. Hinter vorgehaltener Hand gilt es
nicht wenigen etablierten Politikern als
nicht ausgeschlossen, dass die Rechten
stärkste Partei werden könnten. Schließlich geben nicht wenige Wähler rechter
Parteien – das zeigen vergangene Meinungsumfragen – ihre parteipolitischen
Ein Streit um CETA
In der SPD ist das Freihandelsabkommen mit Kanada
zwischen Parteiführung und linkem Flügel umstritten
Für Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel könnte es auf dem SPD-Parteikonvent Mitte September schwer werden,
die Zustimmung seiner Partei für das
europäisch-kanadische Freihandelsabkommen CETA im Handstreich zu bekommen. Nachdem die Bayern-SPD das
Freihandelsabkommen auf einem Parteitag in der letzten Woche abgelehnt
hat, haben nun auch die „Jungsozialisten“ angekündigt, gegen CETA mobilisieren zu wollen.
„Wir Jusos lehnen CETA ab“, sagte
am Montag die Vorsitzende der SPDNachwuchsorganisation, Johanna Uekermann, im Interview mit der Zeitung
„Die Welt“. „Deshalb werden wir auf
dem Parteikonvent beantragen, dass
die SPD-Leute in der Bundesregierung, die Abgeordneten im Bundestag
und im Europäischen Parlament CETA
die Zustimmung verweigern.“ Das Handelsabkommen entspricht nach Uekermanns Auffassung „nicht sozialdemokratischen Anforderungen“. Mit ihrer
Ablehnung stellen sich die Jusos gegen
ihren Parteivorsitzenden, der für CETA
wirbt. Auf dem „kleinen Parteitag“ am
19. September soll die Frage entschieden werden.
Die Jungsozialisten seien nicht generell dagegen gewesen, sagte Uekermann
dem Springer-Blatt. Man habe stattdessen gemeinsam mit der SPD Kriterien
definiert. Nun, da das ausgehandelte
Vertragswerk vorliege, habe man festgestellt, dass mehrere rote Linien überschritten worden seien. Die Schiedsgerichte etwa, deren Notwendigkeit man
nicht sehe, oder das Vorsorge-Prinzip,
das aufgegeben werden soll.
CETA sei zwar das beste Freihandelsabkommen, das es gebe – verglichen
mit vorherigen Abkommen, über die
es keine öffentliche Debatte gegeben
habe –, aber dennoch widerspreche es
den Werten der Sozialdemokratie. Das
Scheitern von CETA und TTIP biete
dagegen die Chance, um von vorne anzufangen, um neue globale Standards zu
etablieren. Die Menschen hätten deutlich gemacht, dass sie mitreden und die
Handelspolitik verändern wollen. Ein
Neustart sei vonnöten, führte Uekermann aus.
Ob es ihr gelingt, ihre Partei von dieser Position zu überzeugen, ist noch offen. Die Abstimmung auf dem Parteikonvent „dürfte knapp werden“, sagte
sie. „Die Parteispitze wird für CETA
werben, wir werden gegen CETA mobil machen.“ Bei der bundesweiten
Anti-TTIP-CETA-Demonstration am
17. September wollen die Jungsozialisten auf jeden Fall dabei sein, genauso
wie sie die vorhergehenden Demons­
trationen unterstützt haben.
Gabriels Position wird durch die
Industrie-Gewerkschaft Bauen-Chemie-Energie (IG BCE) gestützt. Deren Chef Michael Vassiliadis sagte dem
„Spiegel“ laut Vorabbericht, CETA sei
ein ausverhandeltes, transparentes und
insgesamt gutes Handelsabkommen.
Deutschland habe als Export-Weltmeister ein ureigenes Interesse daran.
Dabei sparte Vassiliadis nicht mit Kritik an den anderen Gewerkschaften:
Der DGB und andere Gewerkschaften
seien in einem „emotionalen Kampagnemodus“ gefangen.
Das CETA-Abkommen zwischen
der EU und Kanada ist schon fertig verhandelt. Es soll zunächst vom Rat der 28
EU-Staaten mehrheitlich gebilligt und
im Oktober bei einem EU-Kanada-Gipfel unterzeichnet werden. Nach der Ratifizierung durch das Europaparlament
könnte es vorläufig in Kraft treten, auch
wenn dann noch Abstimmungen der nationalen Parlamente ausstehen.
Matthias Lindner
Wahlabsichten wahrheitsgemäß an.
Klar dürfte bereits jetzt sein, dass die
Linkspartei, die aktuell mit 17 Prozent
gehandelt wird, hinter der AfD landen
wird. Dies, obwohl die demokratischen
Sozialisten um Spitzenkandidat Helmut
Holter mit den Rechten in eine Art nationalistischen Wettstreit eingetreten
sind. So zieht die Linkspartei mit dem
parteiintern umstrittenen Plakat „Heimat ist dort wo Familie ist – Aus Liebe
zu Mecklenburg-Vorpommern“ in den
Wahlkampf. Innerhalb der Partei wird
kolportiert, dass die Linke-Bundesvor-
sitzende Katja Kipping versucht hatte,
ihre Genossen von dem heimattümelnden Plakatmotiv abzubringen. Jedoch
vergebens.
Neben der AfD könnte auch der offen neofaschistischen NPD der Wiedereinzug in den Landtag gelingen. Aktuell werden die Nazis zwar bei 4 Prozent
gehandelt. Dass sie ein Ergebnis über 5
Prozent erreichen könnten, gilt jedoch
als möglich. Die Stimmung in Teilen der
Bevölkerung ist derzeit derart rassistisch
angeheizt, dass Rostocks Stadtverwaltung jüngst darauf verzichtete, minder-
jährige Flüchtlinge in manchen Stadtgebieten unterzubringen, was vielerorts
als „Einknicken“ vor dem rechten Mob
gewertet wurde und bundesweit für Empörung sorgte.
Auch in Berlin, das gemeinhin als
liberal gilt, treten neben der AfD noch
andere extrem rechte und rassistische
Parteien zu den Wahlen zum Berliner
Abgeordntenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen an. „Durch die
völlig aus dem Ruder laufende Einwanderungspolitik bestehen erstmals realistische Chancen, die 5-Prozent-Hürde in
der Hauptstadt zu meistern“, fabuliert
etwa der NPD-Landesverband auf seiner Internetseite. Als Spitzenkandidat
hat die neofaschistische Partei ihren
Landesvorsitzenden Sebastian Schmidtke nominiert. Ihm folgt der ehemalige
NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt, der
Mitglied des EU-Parlaments ist. Zwar
gilt es nicht als ausgeschlossen, dass diese ganz Rechten Zugewinne für sich verbuchen könnten, für Mandate im Abgeordnetenhaus dürften das jedoch nicht
ausreichen. Zu groß ist die Konkurrenz
am rechten Rand des Parteienspektrums.
So tritt beispielsweise auch die selbsternannte „Bürgerbewegung Pro Deutschland“ mit ihrem Spitzenkandidaten, dem
rechten Multifunktionär Manfred Rouhs,
im Herbst zu den Wahlen an. Doch könnte es der NPD durchaus gelingen, in einzelne Bezirksverordnetenversammlungen Mandatsträger zu entsenden.
Dass die extreme Rechte, aber auch
rassistische Kleinstparteien und die AfD
aktuell im Aufwind sind, hat unterdessen auch nicht wenig mit der Sprach- und
Hilflosigkeit der politischen Linken zu
tun, die mittlerweile über kaum mehr
sachgerechte Ansätze verfügt, die Rechten zu stoppen.
Markus Bernhardt
„Der offizielle Antifaschismus läuft ins Leere“
Der Wahlkampf der DKP Mecklenburg-Vorpommern
UZ: In den Umfragen für die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern liegt
die AfD bei 19, die NPD bei 4 Prozent.
Was bekommt ihr am Infostand vom
Aufstieg der Rechten mit?
Robert Kühne: Die Stimmung ist ziemlich ausländerfeindlich. Die meisten
Leute, die wir am Infostand treffen, sind
der Meinung, dass Merkels Flüchtlingspolitik nicht vernünftig ist, dass Merkel
zu viele Flüchtlinge ins Land lässt. Unsere Aufgabe im Wahlkampf ist klarzumachen, dass der Flüchtling aus Syrien
nicht hierherkommt um Sozialleistungen abzugreifen oder sich ein neues
Smartphone zu holen, sondern dass die
Großmachtpolitik, die Rüstungsexporte
und der Freihandel auch Deutschlands
ihnen das Leben im eigenen Land unerträglich gemacht hat. Wir treffen viele
Menschen, die es super finden, dass wir
kandidieren und ein Gegengewicht zu
den Nazis aufbauen.
UZ: Müsste die DKP nicht gerade jetzt
daran arbeiten, linke Kräfte zu sammeln,
statt gegen die Linkspartei zu kandidieren?
Robert Kühne: Wir kandidieren nicht
gegen die Linkspartei. Wir beteiligen
uns auch während des Wahlkampfs
daran, mit anderen gemeinsam gegen
Wahlkampfveranstaltungen der AfD
zu mobilisieren. Aber das Problem ist:
Die Menschen nehmen die Linkspartei
hier eher als etablierte Partei, weniger
als Oppositionspartei wahr. Der wichtigste Slogan der Linkspartei ist: „Aus
Liebe zu MV“ – sie wirbt mit einem inhaltsleeren, klassenneutralen Heimatbegriff. Damit kann sie der AfD nicht
genug entgegensetzen. Die Linkspartei
hat einen Teil ihrer Wähler so vor den
Kopf gestoßen, dass sie zu Hause bleiben und überhaupt nicht wählen – denen wollen wir eine linke Alternative
anbieten.
UZ: Wie diskutiert ihr im Wahlkampf
mit Anhängern der Linkspartei?
Robert Kühne: Zum Beispiel hat der
Rotfuchs-Förderverein zwei Podiumsdiskussionen mit einem Kandidaten
von uns und einem von der Linkspartei organisiert. Das waren solidarische
Diskussionen, da ging es nicht um Konfrontation. Aber über die Inhalte diskutieren wir natürlich auch sehr scharf: In
der Friedensfrage sprechen sich auch in
Mecklenburg-Vorpommern einige vom
„Forum Demokratischer Sozialismus“
dafür aus, den einen oder andere NATO-Einsatz zu befürworten. Und mit
der Thüringer Erklärung über den „Unrechtsstaat DDR“, die die Linkspartei
mitträgt, hat sie natürlich auch bei uns
Unterstützer verloren.
Robert Kühne (29) ist Spitzenkandidat der DKP bei der Landtagswahl
in Mecklenburg-Vorpommern am
4. September. Er arbeitet als Zeitarbeiter in einem Callcenter und ist
aktiv in der SDAJ und im antifaschistischen Bündnis „Schwerin für alle“ .
Die Linkspartei hat ihr gesamtes
Wahlprogramm darauf ausgerichtet
in die Regierung zu kommen. Solange
die Linkspartei alles daran setzt, in die
Regierung zu kommen, ist eine Zusammenarbeit schwierig – wir setzen auf die
gemeinsame Aktion mit der Basis, dort,
wo es möglich ist. Im Bündnis „Schwerin für alle“ arbeiten wir gut auch mit
Genossen von der Linkspartei zusammen.
UZ: Ihr bezieht euch auch im Wahlprogramm positiv auf die DDR. Wie reagieren die Menschen, mit denen ihr diskutiert?
Robert Kühne: Natürlich kommen die
antikommunistischen Sprüche, die den
Leuten seit 25 Jahren eingetrichtert
werden. Aber viele Menschen haben
positive Erinnerungen an das Sozialund Bildungssystem der DDR – die
wissen heute noch, was sie am Sozialismus hatten.
UZ: In eurem Wahlprogramm distanziert ihr euch von den „Anti-Rechtsex­
tremismus-Kampagnen der regierenden
Parteien“. Warum?
Robert Kühne: Natürlich sprechen
die regierenden Parteien nicht darüber, wem die Faschisten nutzen und
dass der Faschismus eine bürgerliche
Herrschaftsform ist. Das drückt sich
darin aus, dass dieser offizielle Antifaschismus rein symbolische Aktionen
macht und Nazis moralisch verurteilt,
ohne ihnen inhaltlich etwas entgegenzusetzen.
UZ: Die Parteien im Landtag haben
sich im Umgang mit der NPD auf den
„Schweriner Weg“ geeinigt.
Robert Kühne: Der „Schweriner Weg“
ist vernünftig, um im Parlament mit den
Nazis umzugehen – alle Parteien lehnen
die Anträge der NPD ab. Aber sie sagen
nicht: In wessen Interesse sind deren inhaltliche Positionen? Wir merken auch
in den Debatten am Infostand: Dieser
offizielle Antifaschismus läuft ins Leere,
er ist von Oben aufgestülpt.
UZ: Wie geht es weiter in eurem Wahlkampf?
Robert Kühne: An diesem Wochenende machen wir unser Aktionswochenende für Schwerin und Westmecklenburg. Da kommen Genossen aus dem
ganzen Landesverband, auch aus Hamburg, wir hängen Plakate, machen Infostände, stecken unser Wahlprogramm.
In Schwerin und Parchim sind wir zu
Podiumsdiskussionen eingeladen, bei
denen Kandidaten aller Parteien außer
der NPD auftreten werden. Da werden
wir natürlich ziemliche Außenseiter
sein, es kommt ja nicht oft vor, dass die
DKP zu so etwas eingeladen wird. Wir
versprechen uns davon, dass die Leute
sehen: Es gibt eine Alternative, es gibt
einen Wahlvorschlag, der für unsere Interessen steht.
Interview: Olaf Matthes
Politik
unsere zeit
Freitag, 12. August 2016 „Blasser Typ“ mit Hass auf Linke
Kein Sportverein
Berliner Innensenator Henkel (CDU) lässt die Polizei Wahlkampf machen
N
ach der Berliner Abgeordnetenhauswahl am 18. September
will Frank Henkel Regierender
Bürgermeister von Berlin werden. Für
dieses Ziel arbeitet der CDU-Spitzenkandidat mit allen Mitteln. Aber bislang – wie Umfragen zeigen, bei denen
seine Partei zwischen 18 und 20 Prozent
liegt – nicht sehr erfolgreich.
„Die meiste Zeit der im September
endenden Legislaturperiode war der
Union-Landeschef und Innensenator
einfach ein blasser Typ, der genau wie
seine CDU-KollegInnen im Berliner
Senat wenig gebacken kriegte“, schrieb
Bert Schulz am 21. Juli in der „taz“.
Als „blassen Typen“ kann man Henkel
nach den letzten Wochen nicht mehr
bezeichnen.
Im Herbst 2012 war er wegen Verstoßes gegen die vom Verfassungsschutzgesetz vorgeschriebene Auskunftspflicht in die Kritik geraten. Die
Opposition im Abgeordnetenhaus wurde erst Anfang November davon unterrichtet, dass am 29. Juni Akten des
Verfassungsschutzes zum „Rechtsex­
tremismus“ rechtswidrig geschreddert
worden waren. Die Akten seien „aus
Versehen“ vernichtet worden. Auch
der Sitz im Aufsichtsrat des BER, dessen Fertigstellung nach wie vor „in den
Sternen“ steht, tat Henkel nicht gut.
Zuletzt musste der Innensenator
vor allem wegen der massiven Polizeieinsätze in der Friedrichshainer
Hausprojekt „Rigaer 94“, ja der regelrechten Belagerung des Hauses, Widerspruch und scharfe Kritik hinnehmen.
Das hat ihn bekannter gemacht, aber
nicht beliebter. Widerstand vor Ort
und Gegendemonstrationen diffamierte Henkel pauschal als „linksextreme
Gewalt“, die nicht hinzunehmen sei und
die eine neue Qualität erreicht habe.
Henkel (Jahrgang 1963), der im
Osten Berlins aufgewachsen ist und
1985 mit seinen Eltern die DDR verließ, nach Westberlin übersiedelte und
gleich in die Junge Union eintrat, ist
kein Waisenknabe, wenn es um „Linke“ geht.
2008 forderte er, mit seiner Partei in
Berlin noch in der Opposition, die Beobachtung der damals in Berlin mitregierenden Linkspartei durch den Landesverfassungsschutz. „Die Letzten, die
in unserer Republik die Systemfrage gestellt haben, waren die Terroristen der
majka czapski/flickr.com/CC BY-ND 2.0/www.flickr.com/photos/majkaczapski/28674794865
Die Satiregruppe „Die Partei“ feiert Frank Henkel – die Umfragen sehen schlecht
aus.
RAF“, sagte Henkel damals als Berliner CDU-Generalsekretär der „Morgenpost“. „Insofern liegt die Linke ganz
offensichtlich in dieser inhaltlich-programmatischen Tradition. Ihre Beobachtung durch den Verfassungsschutz ist
deshalb schon mehr als gerechtfertigt.“
Heute ist er da zwar vorsichtiger,
aber immer, wenn in Berlin Autos brennen, sieht der Innensenator „linke Gewalt“ und „linken Terror“. Auch dann,
wenn polizeiliche Ermittlungen letztlich anderes ergeben.
Am 22. Juni räumten Bauarbeiter
des Hauseigentümers die Szenekneipe
Gemeinsame Stabsübung
noch in diesem Jahr
Von der Leyen bereitet Bundeswehreinsatz
im Inneren vor
Ursula von der Leyen macht Tempo.
Sie will innerhalb der nächsten Wochen
festlegen, wie und zu welchen Anlässen sich die Bundeswehr auf Antiterroreinsätze im Inland vorbereiten soll.
„Im Spätsommer werden wir mit der
Innenministerkonferenz der Länder
entscheiden, welche Einsatzszenarien wir üben müssen“, erklärte sie der
„Bild“-Zeitung. Im Ernstfall müssten
die Alarmketten stehen, die Zuständigkeiten klar sein und es müsse genug
Personal zur Verfügung stehen.
„Im akuten Fall entscheidet die
Polizei, was sie braucht, um mit einer Terrorlage fertig zu werden. Aber
prinzipiell hat das Bundesverfassungsgericht klargestellt, dass im Extremfall auch Militär angefordert werden
kann“, sagte von der Leyen mit Blick
auf das BVG-Urteil von 2012. Das
Bundesverfassungsgericht hatte damals geurteilt, dass die Bundeswehr
auch im Innern eingesetzt werden
darf: Bei einem „besonders schweren
Unglücksfall“ – wie einem Terroranschlag. Laut dem kürzlich vorgestellten Weißbuch der Bundeswehr sieht
die Verteidigungsministerin bei „terroristischen Großlagen“ zudem einen
Einsatz der Streitkräfte im Inland als
verfassungskonform an, weil er den
Ausnahmen im Grundgesetz entspreche. Artikel 87a des Grundgesetzes ermöglicht den Einsatz der Bundeswehr
im Inneren im Verteidigungs- und im
Spannungsfall. Zur „Abwehr einer
drohenden Gefahr für den Bestand
oder die freiheitliche demokratische
Grundordnung des Bundes oder ei-
„Kaderschmiede“ im Erdgeschoss des
Hauses „Rigaer 94“. Die Bauarbeiter
wurden von 300 Polizisten geschützt.
Der damalige Rechtsanwalt des Hauseigentümers hatte die Polizei um diesen Schutz gebeten, diese hatte ihm
offenbar Ratschläge gegeben, wie ein
nes Landes“ kann die Bundesregierung Soldaten einsetzen.
Der stellvertretende Sprecher
des Verteidigungsministeriums Boris
Nannt konkretisierte die jüngsten Äußerungen der Ministerin in der vergangenen Woche: „Es ist Ziel, dieses Jahr
noch im Herbst eine Stabsrahmenübung durchzuführen. Entscheidend
sind dabei für uns Verfahren, Meldewege, Abläufe, Informationswege und
Alarmierungsketten. Das wollen wir
trainieren und einüben, sodass wir im
Bedarfsfall unterstützen können, wenn
die Polizei und die Länder das benötigen.“ Er betonte in einem MDR-Beitrag, dass die Polizei auch bei terroristischen Großlagen immer die Verantwortung behalte.
Unterstützung erhält von der Leyen
aus den Reihen der eigenen Partei und
vor allem der CSU. Eine Verfassungsänderung sei gar nicht nötig. UnionsFraktionschef Kauder zögert jedoch
noch. Im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ räumte er ein, dass
eine Verfassungsänderung „im Prinzip
zwar nicht nötig“ sei – eine gesetzliche
Klarstellung wäre aber wahrscheinlich
hilfreich, um die Einsatzbedingungen
rechtssicherer zu formulieren.
Die SPD lehnt – wie auch die Oppositionsparteien im Bundestag – den
Bundeswehreinsatz im Inneren nach
wie vor ab. Bleibt sie konsequent,
könnte es nach den Bundestagswahlen
2017 keine neue Große Koalition geben. Aber bis dahin fließt ja noch viel
Wasser die Spree hinunter.
nh
entsprechender Antrag formuliert werden muss.
Im Zusammenhang mit der Räumung erklärte Henkel auf Nachfrage
von Christopher Lauer (Piraten), er
wolle keine „Rückzugsräume für Gewalttäter“ dulden und werde nicht „den
Einsatz der Polizei gegen Gewalttäter
infrage stellen“. Was in der Rigaer Straße geschehe, sei nichts weiter als „der
Versuch, einen rechtsfreien Raum zu
schaffen, im Grunde eine No-Go-Area
für Polizeibeamte“.
Der innenpolitische Sprecher der
Partei „Die Linke“ im Berliner Abge-
ordnetenhaus, Hakan Tas, stellte am
21. Juli in einer Presseerklärung fest:
„Statt eines Räumungstitels genügte
der Polizei der Wunsch des Immobilieninvestors.“ Somit sei „klar, wer für
die Eskalation in der Rigaer Straße
eine wesentliche Verantwortung trägt.“
Nicht nur die Linkspartei forderte Gespräche statt einer weiteren Eskalation; für Henkel und – nach einigem Zögern – den Rest des Berliner Senats ist
das bislang keine Option.
Am 13. Juli wertete das Landgericht die Räumung der „Kadterschmiede“ als rechtswidrig. Der Eigentümer,
über den die Behörden lange angeblich nichts wussten, hatte keinen Räumungstitel erwirkt. Doch nach Recherchen des „Spiegel“ weiß die Polizei seit
Ende Juni, wer Eigentümer des Hauses
ist: Es soll sich um einen polizeibekannten Ukrainer handeln, der auch als Geschäftsmann einen zweifelhaften Ruf
hat.
Zwei Tage nach der Gerichtsentscheidung legte Henkel auf dem Wahlparteitag der CDU nach. Nach einem
Brandanschlag auf ein Auto vor seiner
Haustür fühlte sich der Rechtsanwalt
des lange unbekannten Hausbesitzers
der Rigaer Straße 94 bedroht und legte
sein Mandat nieder. Henkel reagierte:
„Falls der Anschlag wirklich der Einschüchterung eines Anwalts gedient
hat, dann sind das Mafia-Methoden in
unserer Stadt. Dann sind das Methoden
von SA und SS. Dies dürfen wir niemals
zulassen.“
Auf der Sondersitzung des Innenausschusses am 21. Juli gab Innensenator Henkel keine Antworten auf die
entscheidenden Fragen zum Einsatz in
der Rigaer Straße 94 und seinem eigenen Verhalten. Nicht nur Politiker
der Linkspartei vermuten, dass der Innensenator die Polizei – vielleicht mit
Billigung der Polizeiführung – für den
Wahlkampf missbraucht hat. Die CDU
wirbt im Wahlkampf mit einem Plakat,
auf dem Frank Henkel für Berlin mehr
„Innere Sicherheit“ fordert.
Nina Hager
Keine Diskussion
Knabe gegen linke Veranstaltung zum Mauerbau
Der Rotfuchs-Förderverein und der Verein „Unentdecktes Land“ luden für den
5. August zu einer Veranstaltung zum 55.
Jahrestag des Mauerbaus ein. „Bild“ meldete, dass Hubertus Knabe die „Festveranstaltung“ verurteile. Die „Kultschule“, in
der die Veranstaltung geplant war, setzte
die „Extremisten“ vor die Tür, die örtliche
Linkspartei-Vorsitzende Evrim Sommer
findet das „meines Wissens richtig“. Die
Veranstaltung fand trotz Drohungen an
einem anderen Ort statt. Die Veranstalter
stellen fest, dass es sich nicht um eine Feier handelte, sondern um eine Diskussion
über die Bedingungen, die die DDR dazu
brachten, ihre Grenze zu schließen.
Für den 13. August plant „Unentdecktes Land“, bei einer Aktion am
Brandenburger Tor ein fünfzig Meter
langes Transparent zu zeigen: „Diese
Grenze wurde aufgehoben, damit wir
gemeinsam wieder in den Krieg ziehen“.
Wenige Stunden nachdem der Verein
die Aktion bei der Polizei angemeldet
hatte wusste „Bild“ bereits Bescheid.
Der „Förderverein der Gedenkstätte
Hohenschönhausen“ und die „Union
der Opferverbände kommunistischer
Gewaltherrschaft“ haben eine Gegenkundgebung angekündigt.
om
Kommentar: Seite 9
Aufrüstungshindernis
Diskussion zum KPD-Verbot in Bremen
Als am 17. August 1956 das Bundesverfassungsgericht die KPD verbot, saß Willi Gerns als damaliger FDJ-Funktionär
schon im Gefängnis. Bei der Podiumsdiskussion, die die DKP Bremen zu diesem
Jahrestag am 4. August veranstaltete, berichtete er, wie sich vor Gericht ein alter Nazi als Richter und ein alter Nazi
als Staatsanwalt die Bälle zuspielten. Die
Linkspartei-Abgeordnete Inge Höger
wies darauf hin, dass die KPD-Mitglieder sich vor dem Verbot an der illegalen
Volksbefragung gegen die Wiederbewaffnung beteiligt hatten – die KPD war ein
Hindernis für den Aufbau der neuen Armee des alten Imperialismus. Der DDRRechtswissenschaftler Ekkehard Lieberam stellte fest, dass die Verfolgung von
DDR-Funktionären nach 1990 als „dritte Welle der Kommunistenverfolgung“
in einer Linie mit dem KPD-Verbot ste-
5
he. Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele
machte deutlich, dass die Verfolgung der
Kommunisten auch allen anderen demokratischen Kräften geschadet habe. Heute gegen das KPD-Verbot zu kämpfen,
bedeute nicht nur, eine Entschädigung
für vergangenes Unrecht zu fordern. Weil
das KPD-Verbot eine juristische Waffe
gegen Demokraten sei, sei der Kampf dagegen auch ein Kampf um die Zukunft.
85 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur Diskussion im Bürgerhaus Weserterrassen gekommen. Nachdem er einen Artikel zum Thema in der
Regionalzeitung gelesen hatte, sagte
ein Justizbeamter des Landes Bremen
gegenüber einem DKP-Mitglied: Er
könne nicht glauben, dass ein Kommunist in unserem Land für seine Gesinnung ins Gefängnis gesteckt worden
sei.om
In einer Fernseh- und Plakatkampagne wirbt die Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund mit Sprüchen wie „Wir
kämpfen für die Freiheit. Und für Medaillen“ um neue Rekruten. Mit Beginn
der Olympischen Sommerspiele habe die
Bundeswehr ihre aktuelle Werbeoffensive nochmals intensiviert, bemängeln
Friedensaktivisten.
Die Deutsche Friedensgesellschaft –
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
(DFG-VK) kritisiert die BundeswehrWerbung als „irreführend“. „Junge Leute werden mit Sport in die Bundeswehr
gelockt und enden dann in gefährlichen
Einsätzen wie in Afghanistan oder Mali“,
kritisiert Ralf Buchterkirchen, Bundessprecher der DFG-VK.
Korte: KPD-Verbot aufheben
60 Jahre nach dem Verbot der KPD in
der Bundesrepublik fordert der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion
im Bundestag, Jan Korte, die Aufhebung
des Urteils und eine Rehabilitierung der
Justizopfer des Kalten Krieges. Es sei an
der Zeit, „dass Bundesregierung und
Bundestag anerkennen, was es an Unrecht gegeben“ habe, sowie dafür, sich
bei den Justizopfern des Kalten Krieges
zu entschuldigen. „Der Bundestag ist gefordert, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um dieses Relikt aus der Eiszeit
des Kalten Krieges so schnell wie möglich zu überwinden“, schreibt Korte im
ND vom 8. August.
Pegida: Staatliche Aufbauhilfe?
Der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Carsten Hütter hat den dortigen CDU-Innenminister Markus Ulbig
(CDU) beschuldigt, dem Förderverein
von Pegida staatliches Geld zur Verfügung gestellt zu haben, um zu erreichen,
dass die Rechten nur noch einmal monatlich in Dresden aufmarschieren. Angeblich sei eine derartige Vereinbarung
bei einem Gespräch zustande gekommen, das Ulbig am 26. Januar 2015 mit
der damaligen Pegida-Spitze um Kathrin Oertel und Achim Exner geführt hatte. Ulbig bestritt derlei Vereinbarungen
zwischen ihm und dem rassistischen Zusammenschluss, weigert sich jedoch bisher, Details zu dem Treffen bekannt zu
geben.
Heidenau nicht vergessen
Unter dem Motto „Wir vergessen nicht!
Das Schweigen in der sächsischen Provinz brechen!“ rufen verschiedene antifaschistische Organisationen für den
21. August (14.00 Uhr, Bahnhof) zu einer Demonstration nach Heidenau auf.
Am 21. und 22. August 2015 kam es zu
den pogromartigen Ausschreitungen von
Heidenau.
Am 18. August 2015 war bekannt
geworden, dass in einem leerstehenden
Praktiker-Baumarkt eine Erstaufnahmeeinrichtung installiert werden sollte,
woraufhin sich die rassistische Stimmung
hochschaukelte. Im Verlauf der Abende
lieferten sich die teils stark alkoholisierten „besorgten Bürger“ gewalttätige
Auseinandersetzungen mit der Polizei
und attackierten anwesende Nazigegner.
Rechte
Kampfsportveranstaltung
Antifaschisten aus Leipzig haben vor
einer rechten Kampfsportveranstaltung
am 27. August gewarnt. Dann möchte
das von Neonazis und rechten Hooligans
durchsetzte „Imperium Fight Team“ sein
fünftes Kampfsportturnier in der Stadt
ausrichten. Der Kohlrabizirkus, wo die
Veranstaltung stattfinden soll, liegt nah
bei dem „alternativen“ Stadtteil Connewitz.
Ruf nach der Bundeswehr
Laut „Süddeutscher Zeitung“ vom 6. August ging die Alarmbereitschaft der Bundeswehr am Abend des Amoklaufs von
München auf eine Bitte aus dem städtischen Krisenstab zurück. Auf einer Sitzung wurde an einen anwesenden Vertreter der Bundeswehr die Frage herangetragen, ob die Bundeswehr etwas
beitragen könne. Zu diesem Zeitpunkt
war noch unklar, ob es sich um eine Terrorlage handelte. Bislang hatte die Bundeswehr angegeben, dass es keine offizielle Anfrage vonseiten der Polizei oder
der Landesregierung gegeben hatte.
6 Freitag, 12. August 2016
Verluste für ANC bei
Wahlen in Südafrika
Bei den Kommunalwahlen in Südafrika hat der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) Verluste erlitten. Rund 54
Prozent der abgegebenen Stimmen erhielt die Regierungspartei ANC. Das
ist das schlechteste Ergebnis in der
Geschichte der Partei, an deren Spitze
einst Nelson Mandela stand. Bei den
Wahlen 2011 erzielte die Partei noch
62 Prozent.
Die führende Oppositionspartei,
die Demokratische Allianz (DA), erzielte landesweit rund 27 Prozent der
Stimmen und übernahm zum ersten
Mal die Kontrolle über die Industrieund Hafenstadt Port Elizabeth, außerdem erhielt sie in ihrer Hochburg Kapstadt die meisten Stimmen. Die Partei
„Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit“
(EFF) des früheren ANC-Jugendführers Julius Malema erzielte rund 8 Prozent.
Der Gewerkschaftsdachverband
COSATU zeigte sich enttäuscht über
die dramatischen Stimmverluste für
den ANC und stellte eine „wachsende
Distanz“ zwischen ANC und der Bevölkerung fest.
Rund 26 Millionen Wahlberechtigte
waren letzte Woche in den 259 Kommunen zur Wahl aufgerufen.
US-Luftwaffe
bombardiert Libyen
Die US-Luftwaffe hat erstmals Stellungen des IS in der libyschen Hafenstadt Sirte angegriffen. Das teilte
Peter Cook, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, letzte Woche in
Washington mit. Präsident Barack Obama habe die Luftschläge genehmigt.
Weitere Bombardements sollen es der
libyschen „Einheitsregierung“ ermöglichen, „einen entscheidenden strategischen Vormarsch“ gegen den IS zu
unternehmen. Nach Einschätzung der
Tageszeitung „junge Welt“ waren die
Angriffe der US-Luftwaffe nicht von
„kampfentscheidender militärischer
Bedeutung“.
Der Ministerpräsident der NATOgestützten Regierung in Tripolis, Fajis
al-Sarradsch, sagte in einer Ansprache,
seine Regierung habe um direkte Luftunterstützung der Vereinigten Staaten
gebeten.
Regierungsmilizen hatten im Mai
eine Offensive gegen den IS gestartet,
nachdem dieser sich in Zentrallibyen
ausgebreitet hatte. Innerhalb von wenigen Wochen gelang es, die restlichen
Verbände des IS einzukesseln. Bei den
Kämpfen gab es auf beiden Seiten große Verluste.
Mordanschlag auf
Lugansker Politiker
Bei der Explosion eines Sprengsatzes
ist der führende Vertreter der Volksrepublik Lugansk Igor Plotnizki verletzt
worden. Neben dem Wagen des 52-Jährigen detonierte am Samstagmorgen in
der Großstadt Lugansk eine Bombe,
berichteten örtliche Medien. Plotnizki
wurde mit Splitterwunden in eine Klinik gebracht. In einer Audiobotschaft
machte er die ukrainische Regierung
für den Mordanschlag verantwortlich.
Plotnizki befinde sich mittlerweile außer Lebensgefahr. Trotz der Provokation werde die Volksrepublik Lugansk
nicht die vereinbarte Waffenruhe mit
den Regimetruppen aufkündigen, sagte
ein Sprecher.
Die Behörden der Region untersuchen mehrere Versionen des Tatherganges, darunter auch eine mögliche
Verknüpfung zum ukrainischen Geheimdienst.
Drohnen-Handbuch
Die Bürgerrechtsorganisation ACLU
(American Civil Liberties Union) auf
ihrer Internetseite die bis dahin geheimen Richtlinien der US-Regierung für
Drohnenangriffe außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete veröffentlicht. Die
Handreichung des Obama-Kabinetts
enthält Einzelheiten zur Genehmigung
von Angriffen in Ländern wie Pakistan,
Libyen, Somalia und dem Jemen, in denen die US-Streitkräfte inoffiziell Krieg
führen. Demnach muss jede dieser Attacken von Präsident Obama genehmigt werden.
Internationale Politik
unsere zeit
Ohne Gewehr
Kolumbien: Friedensverhandlungen vor dem Abschluss.
Demobilisierung der Guerilla erfordert neue Kampfformen.
I
n Kolumbien scheint noch in diesem
Jahr einer der blutigsten und längsten Bürgerkriege der Welt zu Ende
zu gehen. Die kommunistisch orientierten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes (FARCEP) und die Regierung von Staatspräsident Juan Manuel Santos ringen bei
den seit 2012 in Havanna laufenden
Friedensverhandlungen inzwischen
um letzte Details, damit der umfassende Vertrag unterschriftsreif ist. Im
Herbst soll über diesen in einem Referendum abgestimmt werden. Nach
einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes müssen etwa 4,5 Millionen
Kolumbianer dem Vertragswerk ihre
Zustimmung geben, damit es angenommen ist. Der kolumbianische Gewerkschaftsbund CUT hat jedoch bereits
ein Ziel von zehn Millionen Stimmen
verkündet, damit die Annahme des Abkommens von niemandem in Frage gestellt werden kann.
Dagegen rufen der frühere Staatschef Álvaro Uribe und seine Partei
dazu auf, bei dem Referendum mit
„Nein“ zu votieren. Uribe, der als
Mann der ultrarechten Paramilitärs
gilt, will die Guerilla nach wie vor militärisch besiegen. Zudem wirft er seinem Amtsnachfolger Juan Manuel
Santos vor, mit dem Friedensabkommen die kolumbianischen Gesetze zu
verletzen. Auch Andrés Pastrana, der
als Staatschef Ende der 90er Jahre
selbst Verhandlungen mit der Guerilla geführt hatte, lehnt das angestrebte
Referendum ab und spricht von einem
„Staatsstreich“.
Für die Zustimmung zum Frieden
wirbt ein breites Bündnis, das nicht
nur die Regierungskoalition umfasst,
sondern auch die linke Opposition
und die Gewerkschaftsbewegung. Die
Wochenzeitung der Kommunistischen
Partei, „Voz“, erscheint bereits mit einem „Ja“ neben dem Titel und argumentiert ausführlich, warum der Krieg
beendet werden muss. Die Zeitung hat
inzwischen eine Auflage von 30 000
verkauften Exemplaren und gilt als
das einflussreichste linke Medium des
südamerikanischen Landes. Während
sie im Zentrum der Hauptstadt Bogotá an unzähligen Kiosken erhältlich
ist, kann das Blatt in vielen Regionen
Foto: Policía Nacional de los colombianos/flickr.com/CC BY-SA 2.0/www.flickr.com/photos/60393599@N03/15093507193
Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos Calderón bei einem Pressetermin der Policia Nacional 2014.
bis heute nicht vertrieben werden, weil
Paramilitärs, Drogenbanden oder örtliche Behörden den Verkauf verhindern.
Das berichtete der Chefredakteur der
„Voz“, Carlos Lozano, im Gespräch mit
deutschen Gewerkschaftern.
Doch auch auf der Linken gibt es
Skepsis gegenüber dem angestrebten
Friedensschluss. „Durch die Entwaffnung der FARC stehen die Arbeiter
schutzlos da“, erklärte etwa ein Gewerkschafter des größten Verbandes
CUT. Die Regierung warte nur darauf,
dass die Guerilla verschwunden sei, um
Kürzungen, Privatisierungen und einen weiteren neoliberalen Umbau der
Gesellschaft vorantreiben zu können.
Zudem warnen auch Unterstützer des
Abkommens davor, dass sich Ereignisse wie in den 80er Jahren wiederholen
könnten, als nach einem Friedensvertrag rund 5 000 Mitglieder der legalen
Linkspartei Unión Patriótica (UP) ermordet wurden.
Innerhalb der Guerilla hat sich
ein Teil der „Ersten Front“ mit einem
Kommuniqué zu Wort gemeldet, dass
man die Waffen nicht niederlegen werde, weil die Ziele, für die man kämpfe,
noch nicht erreicht seien. Die Tageszeitung „El Tiempo“ nannte – ohne überprüfbare Quellen anzugeben – einen
Anteil von etwa acht Prozent Guerilleros, die sich der Demobilisierung
widersetzen. Das wären etwa 1 000
Kämpfer, erklärte Lozano, der damit
die Stärke der kommunistischen Guerilla deutlich höher einschätzt als die
meisten bürgerlichen Medien. Er selbst
glaube jedoch nicht, dass der Anteil so
hoch sei.
Ob sich die FARC-EP tatsächlich
als militärische Organisation auflösen
und sich in eine zivile Organisation
wandeln, entscheidet sich auf der 10.
Guerillakonferenz, die noch in diesem
Jahr erstmals mit Genehmigung der
Regierung in Kolumbien stattfinden
soll. Die Abgesandten der verschiedenen Fronten werden dann abstimmen,
ob ihre Organisation nach mehr als einem halben Jahrhundert die Kampfformen ändert. Das Ziel einer sozialistischen Revolution will man jedoch weiter verfolgen. „Wir werden das Gewehr
nicht mit dem Kochtopf tauschen“,
zeigten sich etwa Vertreterinnen der
Guerilla selbstbewusst, die Ende Juli
aus Havanna einem Frauenforum in
Bogotá zugeschaltet wurden.
Während das Ende des Krieges zwischen Bogotá und den FARC für viele Beobachter inzwischen eine ausgemachte Sache ist, sind andere Guerillaorganisationen weiter aktiv. Zwischen
der zweitgrößten Bewegung ELN (Nationale Befreiungsarmee) und der Regierung laufen erst Vorgespräche, Verhandlungen mit den Resten der maoistischen EPL (Volksbefreiungsarmee)
lehnt Bogotá insgesamt ab.
André Scheer
Krieg wieder voll entbrannt
Heftige Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Jemen und Saudi-Arabien. Russland gibt Zurückhaltung auf.
Am 26. März 2015 begann Saudi-Arabien seine Luftangriffe auf den Jemen.
Sie galten der schiitischen Ansarollah
(Huthi) und den Unterstützern des
ehemaligen Präsidenten Abdullah Salih.
Russland verlangte damals eine
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates und legte eine Resolution
vor, die eine humanitäre Katastrophe
verhindern sollte. Ziel der Resolution
war eine schnelle Wiederaufnahme von
Friedensverhandlungen unter UNOVermittlung – doch gegen die Interessen der USA und Saudi-Arabiens hatte die humanitäre Resolution nie eine
Chance. Das „Handelsblatt“ zitierte
den Vertreter Russlands, Vitali Tschurkin, dazu mit den Worten: „Wenn man
sich nicht auf so eine Friede-FreudeEierkuchen-Erklärung einigen kann,
auf was kann man sich dann überhaupt
noch einigen?“
Stattdessen wurde die UN-Resolution 2216 verabschiedet, die einseitig die Unterstützung für die „legitime Präsidentschaft von Abdo Rabbo
Mansur Hadi“ ausdrückt und das militärische Vorgehen der Ansarollah „aufs
schärfste“ verurteilt.
Russland verzichtete auf ein Veto.
Tschurkin warnte davor, die Resolution dürfe die Situation nicht verschärfen, enthielt sich aber der Stimme. Das
russische Interesse an guten Beziehungen zu beiden Seiten und an weiterhin
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bei den Friedensgesprächen zu Jemen am
26.6.2016
guten wirtschaftlichen Beziehungen zu
den Golfstaaten dürfte eine Rolle gespielt haben. Die Enthaltung war auch
ein Angebot für mehr Zusammenarbeit in der Region – doch Saudi-Arabien und die USA interpretierten es als
Schwäche.
Seit April 2016 wurde in Kuweit
zwischen den Delegationen des Präsidenten Mansur Hadi und der Ansarollah und ihrer Verbündeten verhandelt. Auf dem Hintergrund der
UN-Resolution ist es keine Überra-
schung, dass die Vorschläge des UNVermittlers Ismail Scheich Ahmed
einseitig die Entwaffnung von Ansarollah und ihrer Verbündeten vorsah.
Erst danach sollten (vielleicht) politische Übereinkünfte folgen. Sie versuchten auf diplomatischem Weg zu
erreichen, was Saudi-Arabien militärisch nicht erreicht hatte. Die Delegation von Mansur Hadi nahm die Vorschläge an, schließlich hatten sie sich
mit ihren Vorstellungen durchgesetzt.
Ansarollah lehnte sie ab.
Und dann verblüffte Russland den
UN-Sicherheitsrat. Auf einer nicht-öffentlichen Sitzung am 3. August gab
es seine Zurückhaltung auf und widersprach einer Erklärung, in der Ansarollah zur Annahme des Vermittlungsvorschlags gedrängt wird. Stattdessen
sei eine umfassende politische Lösung
nötig. Der Sprecher der Ansarollah begrüßte die russische Haltung. Zugleich
machte sich eine Delegation aus Würdenträgern, Geistlichen und Journalisten auf den Weg nach Moskau.
Die Verhandlungen in Kuweit gingen ergebnislos zu Ende. Sie sollen
später wiederaufgenommen werden.
Der Krieg ist erneut voll entbrannt. Saudische Luftangriffe sind
an der Tagesordnung. Ansarollah und
ihre Unterstützer in der jemenitischen
Armee feuern Raketen gegen saudische Militärstützpunkte. Besonders
im Grenzgebiet zwischen Jemen und
Saudi-Arabien – und zwar auch auf
der saudischen Seite – gibt es heftige
Kämpfe.
Am 7. August allein flog die saudische Luftwaffe 20 Angriffe auf Ziele
im Grenzgebiet und mehrere Angriffe
in der Umgebung von Sanaa (12 Tote,
22 Verletzte)
Ansarollah und der Allgemeine
Volkskongress von Expräsident Salih
kündigten die Bildung einer gemeinsamen Regierung an.
Manfred Ziegler
unsere zeit
Wessen Partner?
Internationale Politik
Freitag, 12. August 2016 7
Türkei sendet Entspannungssignale Richtung Russland und dreht NATO-Stützpunkt den Strom ab.
B
ereits vor dem gescheiterten
Putsch in der Türkei ging die
Frage um: Werden die Schenkel
des geostrategischen Dreiecks mit den
Eckpunkten Washington, Ankara und
Moskau neu justiert? Dass sich der USPräsident Obama weigerte, den Prediger und vermeintlichen Drahtzieher
des Putschversuches, Fethullah Gülen,
an Erdogan auszuliefern, ist dabei nur
der letzte Anlass für eine solche Neujustierung.
Zur aktuellen Lage gehört, dass 149
von 325 Generälen in der Türkei verhaftet wurden. Das Nachrichtenportal von t-online berichtete mit Verweis
auf die US-amerikanische Nahost-Seite „Al-Monitor“, dass sich unter diesen
149 Generälen vor allem „Atlantiker“
befänden, die an guten Beziehungen zu
den USA, zu Europa und zur NATO
interessiert seien.
Die Hinweise auf Verstrickungen
und Verursacher gehen aber weiter.
Die NATO-Geheimarmee Gladio sei
der Urheber, wiederum gesteuert von
den USA und Großbritannien, wird
Habertürk auf der Nachrichtenwebsite „OdaTV“ und der HDP-Abgeordnete Ertugrul Kürkcü auf „T24“ wiedergegeben.
Gladio als Ko-Akteur wäre zurückzuweisen, wenn da nicht Ereignisse wie
der Anschlag am Hauptbahnhof in Bologna am 2. August 1980 wären. Dafür
wurden zunächst die „Roten Brigaden“
verantwortlich gemacht, später stellte
sich heraus, dass es ein mörderisches
Zusammenspiel von Gladio, Ordine
Nuovo (Neofaschisten), des italienischen Geheimdienstes SISMI und der
Propaganda Due (P2) war.
Und wer rückt anstelle der verhafteten Generäle in die militärische Spitze der Türkei? Es sollen „zumindest zu
einem Teil“ Oberste aus einer früheren
rechtsextremen Ergenekon-Gruppe
sein, die angeblich den USA und der
NATO distanziert gegenüberstehen.
Dagegen spricht, dass Ergenekon be-
Kampf um Aleppo
Die syrische Armee hat Ende Juli die
terroristischen Organisationen im Ostteil von Aleppo vollständig von ihrem
Nachschub abgeschlossen. Dies stellt
einen strategischen Erfolg dar, der ein
Wendepunkt im Krieg sein kann.
Das wissen auch IS und al-Nusra. Ausgerüstet mit modernsten Waffen und Kommunikationsmitteln, die
NATO und Golfstaaten geliefert haben, versuchen sie, den Ring der syrischen Armee zu durchbrechen.
Die Offensive war unerwartet
schlagkräftig, trotz der Überlegenheit
der syrischen und russischen Luftwaffe. Sie konzentrierte sich auf ein Gebiet im Süden und Südwesten von
Aleppo. Dort befinden sich auf engem
Raum viele Militäreinrichtungen.
In Aleppo wurden Blutspendenaktionen für die Armee und Zivilisten
durchgeführt, die syrische und die russische Luftwaffe unterstützen die Armee mit intensiven Luftangriffen. Auch
kurdische Kräfte wollen die Stadt gegen die Dschihadisten verteidigen.
Der Sender Al-Mayadeen fasst die
Situation zusammen: Dscheisch al-Fatah – eine Militärallianz unter Beteiligung von al-Nusra – konnte offenbar
einen Korridor zu den belagerten Gruppen im Ostteil der Stadt herstellen. Dieser Korridor sei schmal, werde von syrischen Flugzeugen bombardiert und könne tagsüber nicht genutzt werden. Es sei
den Angreifern nicht gelungen, Waffen
in den Ostteil der Stadt zu bringen. In
den Kämpfen seien 500 bis 800 Angreifer
getötet und Tausende verletzt worden.
Diesel, Gas und andere Hilfsgüter
werden in den Westteil der Stadt geliefert, der seinerseits in Gefahr war, abgeschnitten zu werden.
Es sind die wohl heftigsten Kämpfe
in diesem langen Krieg. Die Offensive
von IS und al-Nusra scheint ihre Ziele
verfehlt zu haben (Stand 8.8.).mz
Foto: Bundeswehr/Falk Bärwald
Ankunft deutscher Soldaten an der Air Base Incirlik im Rahmen der Operation „Inherent Resolve“ in der Türkei
(30.12.2015).
schuldigt wurde, ab 2003 versucht zu
haben, Erdogan zu stürzen. Die 275 Urteile zu den Umsturzplänen von 2003
wurden allerdings am 21. April 2016
aufgehoben.
Die „Nachrücker“ seien eher offen für „eurasische Ansichten“. Das
entspräche der Neuausrichtung Putins
mit der Eurasischen Wirtschaftsunion.
Der türkische Nachbar Armenien gehört bereits dazu.
Im Rundfunksender „Ulusal Kanal“ verkündet auch Dogu Perincek,
Vorsitzender der Vatan Partisi (Heimatpartei), dass Gladio erneut aktiv
geworden sei, als Erdogan die NATO-Mitgliedschaft kritisch hinterfrag-
te. Er verwies zudem darauf, dass Jets
der Putschisten ausgerechnet auf dem
NATO-Stützpunkt Incirlik betankt
worden seien – dort ist auch die Bundeswehr präsent. Der türkische General Bekir Ercan Van und elf weitere
Offiziere der Basis wurden verhaftet.
Irritation schließlich auch im NATOHauptquartier in Brüssel, aus dem Erdogan Offiziere abzog.
Das diplomatische Geplänkel um
Fethullah Gülen beeinträchtigt nicht
die Stellung des Militärs unter Obhut
der NATO, selbst wenn Ministerpräsident Binali Yildirim schweres Geschütz in Stellung bringt: „Falls unsere Freunde trotz all dem noch weitere
Beweise verlangen werden, dann (…)
werden wir sehr traurig sein und müssen möglicherweise unsere Freundschaft anders betrachten.“ Eine solch
knallharte Drohung weckt Befürchtungen, konkrete Auswirkungen für
die NATO-Partner gibt es bereits. So
wurdeauf der NATO-Basis Incirlik
doch glatt der Strom abgestellt, und
das unter Freunden … Vor der Basis wurde der Auszug der Yankees
gefordert, überhaupt müsse der NATO-Stützpunkt verschwinden. 50 USAtomwaffen („special weapons“) sind
in Incirlik stationiert, so schnell wird
der Stützpunkt also nicht verschwinden.
Die Russische Föderation ist an
gefestigten Verhältnissen in der Türkei interessiert. In Erinnerung ist die
Entschuldigung Erdogans für den Abschuss zweier russischer Piloten am
24. November in einem Bomber vom
Typ Suchoi Su-24 über Syrien. Der
ehemalige Ministerpräsident Ahmet
Davutoglu hatte zunächst behauptet –
unterstützt von den USA –, dass die
türkische Grenze verletzt worden sei.
Offensichtlich war dies eine „Schutzbehauptung“. Wladimir Putin prognostizierte „ernsthafte Auswirkungen
auf die russisch-türkischen Beziehungen“. Außenminister Sergej Lawrow
warnte vor Reisen in die Türkei, flog
auch selber nicht zu einem vereinbarten Treffen nach Istanbul. Putin legte
nach und verbot Pauschalreisen in die
Türkei und sowie den Import landwirtschaftlicher Produkte.
Ankara vollzog dann jedoch eine
Kehrtwende, die in den Medien mit
dem massiven Ausbleiben der Touristen aus der Russischen Föderation
begründet wurde. Erdogan schrieb einen „Entschuldigungsbrief“, in dem
von Russland als „Freund und strategischem Partner“ die Rede ist. Schon
am 1. Juli besuchte der türkische Außenminister Sotschi, um dort über
Wirtschaftskooperationen zu beraten.
Im September treffen sich Putin
und Erdogan direkt beim G 20-Gipfel in Hangzhou in China. Dort dürften die Eckpunkte des geopolitischen
Dreiecks noch etwas weiter gefasst
werden, denn nun geht es um die Kooperation zwischen der Eurasiengruppe und China. Da möchte die Türkei
sicherlich wenigstens am Rande profitieren.
Eine „Kleinigkeit“ am Rande dürfte dabei das Projekt „Turkish Stream“
sein. Die Pipeline soll 63 Milliarden
Kubikmeter Gas pro Jahr von Russland durchs Schwarze Meer und durch
die Türkei in die EU transportieren.
Uwe Koopmann
Thailands neue Verfassung kommt aus den Gewehrläufen
Nach dem Verfassungsreferendum bleibt das Land politisch gespalten
Seit letztem Sonntag ist nun klar, dass
sich eine Mehrheit der Bevölkerung
beim Referendum in Thailand für die
neue Verfassung ausgesprochen hat.
Diese hebelt alle progressiven Ansätze vorangegangener Grundgesetze aus – rund 60 Prozent der Wähler
stimmten dafür. „Bekommt das Land
nun eine „Demokratie“ unterhalb allgemein anerkannter Normen?“, fragte
dieser Tage die halbstaatliche „Myanma Alinn Daily“ aus dem benachbarten Myanmar, dem ehemaligen Burma.
Das thailändische Militär hat seine
Macht, in Übereinstimmung mit den
ultrakonservativen Eliten Bangkoks,
verfassungsrechtlich abgesichert. Keine Regierung kann nun gegen dieses
Machtkartell regieren. Damit wurden aus 15 Jahren Thaksin-Regierungen Konsequenzen gezogen. Thaksin
Shinawatra, milliardenschwerer Unternehmer und Newcomer aus Thailands Norden, sicherte seine Macht
gegen die alten Eliten, indem er mit
sozialpolitischen Maßnahmen auf die
arme Landbevölkerung zuging. Die
wählte ihn mehrmals, dann seinen
Schwager und anschließend seine
Schwester Yingluck. Es entstand die
Massenbewegung der Rothemden, die
sich 2010 für die Fortsetzung und Weiterentwicklung dieser Politik mit Polizei und Militär verlustreiche Kämpfe
lieferte.
Laut der neuen Verfassung kann
nun ohne parlamentarischen Mehrheitsbeschluss das Amt des Premierministers besetzt werden. Dazu müsste lediglich die Hälfte der Unterhausabgeordneten eine Person nominieren
und anschließend die Zustimmung zu
dieser Personalentscheidung vom Se-
Foto: wikimedia.org/CC-BY-SA-3.0/Takeaway
Demonstration der „Rothemden“ , 2010
nat einholen. Die Senatoren ihrerseits werden nicht durch allgemeine
und direkte Wahlen gewählt, sondern
von gesellschaftlich herausragenden
Gruppen ernannt. Einige Senatssitze
sind von vornherein für führende Militärs reserviert.
Mit der Ausarbeitung des Verfassungsentwurfs betraute die Militärjunta eine kleine Gruppe landesbekannter ultraroyalistischer Staatsund Verfassungsrechtler, nachdem
die gewählte Regierung von Yingluck
Shinawatra im Mai 2014 weggeputscht
worden war. Jede konträre Diskussion
dazu wurde in den folgenden Monaten als Desinformation der Bevölkerung und als gegen die nationale Sicherheit gerichtet kriminalisiert und
mit mehrjährigen Gefängnisstrafen
bedroht. Mehr als 100 Thais wurden
verhaftet. Hunderttausende Lehrer,
Verwaltungsbeamte, Bürgermeister
und Militärangehörige wurden aufs
Land abkommandiert, um den Massen „Nachhilfeunterricht“ zu geben.
Erklärt wurde, dass die neue Verfassung endlich die landesweite Korruption beseitigen wird, da nunmehr
die Macht der gewählten Volksvertreter zugunsten ernannter guter Menschen, der Senatoren, eingeschränkt
werden wird.
Angesichts des Drucks ist es
schon bemerkenswert, dass nicht 80
Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung, wie von der Militärjunta angenommen, sondern nur 58 Prozent
überhaupt zur Wahl gingen und fast
zehn Millionen Thais gegen den Verfassungsentwurf gestimmt haben. Im
gesamten Nordosten Thailands über-
wogen die Nein-Stimmen. Auch vier
Provinzen im Norden lehnten die Verfassung ab.
Das trifft auch auf Thailands tiefen Süden zu. Die muslimischen Provinzen Pattani, Narathiwat und Yala,
wo seit Jahren der Ausnahmezustand
herrscht und sich das Militär blutige
Kämpfe mit militanten Separatisten
liefert, sagten „Nein“. Mehr noch: Gerade während der Abstimmung erfolgten zahlreiche Bombenangriffe, unter
anderem auf Transporter mit Wahlunterlagen und auf ein großes gummiverarbeitendes Unternehmen in Yala.
Kann man die mehrheitliche Zustimmung zur neuen Verfassung als
Unterstützung für die gegenwärtigen
Militärmachthaber werten? Sicher
nicht. Viele, die mit „Ja“ gestimmt
hatten, wollen endlich den Weg freihaben für Wahlen, die im nächsten Jahr
kommen sollen. Trotzdem ist der Ausgang des Verfassungsreferendums für
alle demokratischen Kräfte Thailands
eine Niederlage. Es zeigte sich, dass
der Thaksin-Clan nicht in der Lage
ist, sich an die Spitze der thailändischen Demokratiebewegung zu stellen. Auch die Führung der Rothemden
verschliss sich in innerfraktionellen
Scharmützeln und hatte kein schlüssiges Konzept zur Vereinigung der
vielen kleinen Gruppen und Einzelkämpfer, die sich voneinander isoliert
gegen ein undemokratisches Verfassungsprojekt aufopfernd einsetzten.
Die prodemokratische Rothemdenbewegung ist seit dem letzten Putsch
immer noch demobilisiert. In der Vergangenheit zeigte sich aber, dass in ihr
viel sozialpolitisch verändernde Kraft
stecken kann.
Gunter Willing
8 Freitag, 12. August 2016
Im Bild
Aktion der KPD in während des Verbotsprozesses in Karlsruhe, Januar 1955.
Vor 60 Jahren wurde
die KPD verboten
D
ie Trümmer in den Städten waren noch nicht beseitigt, da begann mit der Gründung der Bundesrepublik wieder die Verfolgung von
Kommunistinnen und Kommunisten
und anderen antifaschistisch-demokratischen Kräften.
Bereits 1950 wurde versucht, Kommunistinnen und Kommunisten aus
dem öffentlichen Dienst zu entfernen,
wurde auch gegen Veranstaltungen und
Kundgebungen von KPD und FDJ vorgegangen. Am 19.9.1950 fasste die Bundesregierung einen Beschluss über die
„Politische Betätigung von Angehörigen des öffentlichen Dienstes gegen die
demokratische Grundordnung“.
Am 26. Juni 1951 wurde die Freie
Deutsche Jugend (FDJ) verboten. Im
Mai 1952 wurde Philipp Müller bei einer Demonstration in Essen durch die
Polizei erschossen. Die Bundesregierung hat sich übrigens das Verbot der
FDJ nachträglich durch ein Urteil des
Bundesverwaltungsgerichts am 19. Juli
1954 bestätigen lassen.
Das 1. Strafrechtsänderungsgesetz,
das im Bundestag in 2. und 3. Lesung
in kurzer Zeit durchgepeitscht wurde,
wurde am 30. August 1951 verkündet,
trat bereits am 1. September 1951 in
Kraft. Durch dieses „Blitzgesetz“ wurde der sogenannte „vorverlegte Staatsschutz“ eingeführt. Der „vorverlegte
Staatsschutz“ stand in einer Kontinuität zum faschistischen Gesinnungsstrafrecht, als dessen „Erfinder“ 1935
unter anderen Roland Freisler auftrat.
„Das Strafrecht verlegt das Kampffeld
nach vorn.“
Erst dieses Gesetz und die entsprechende Auslegung seiner Paragrafen
ermöglichte in der BRD die massive
Verfolgung von Kommunistinnen und
Kommunisten sowie anderer im Kalten Krieg.
Am 16. November 1951 stellte die
Regierung Adenauer ihren Antrag auf
das Verbot der KPD. Diese sollte für
verfassungswidrig erklärt und verboten werden, ihr Vermögen eingezogen
und ihren leitenden Funktionären die
Grundrechte abgesprochen werden.
Begründet wurden diese Schritte als
Maßnahmen zur „Erhaltung der Freiheit“. Vor allem weil die Kommunisten
die Remilitarisierung Westdeutschlands ablehnten, für die Wiedervereinigung Deutschlands eintraten. Sie
bereiteten die „Einführung eines ganz
Deutschland umfassenden, der sowjetischen Besatzungszone entsprechendes
Herrschaftssystem“ vor, meinte die Regierung. Die Bundesregierung wandte
sich offen gegen die Freiheit der Meinung und der Kritik, indem ein Verbot
der KPD zudem mit der Begründung
verlangt wurde, es müsse verhindert
werden, dass „die kommunistische Propaganda und Agitation Unzufriedenheit in der Bevölkerung … erweckt“.
Die mündliche Verhandlung dauerte vom 23. November 1954 bis zum
14. Juli 1955. Die gerichtliche Entscheidung, das Verbotsurteil, wurde
dann aber erst am 17. August 1956 verkündet. Der Präsident des BVerfG, Dr.
Wintrich, suchte im November 1954
Bundeskanzler Adenauer auf – um „zu
klären, ob die Bundesregierung an ih-
Antimilitaristische Losungen prägen die DGB-Demonstration am 1. Mai 1955
in Düsseldorf.
Herbert Mies wird bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des
KPD-Programms abgeführt, 8. Februar 1968 in Frankfurt/Main.
unsere zeit
Alle Fotos: Anton Tripp
rem Antrag weiterhin festhalte“. Diese hielt daran fest. Die Bundesregierung übte auf den 1. Senat des BVerfG
massiven Druck aus. Eine Bundestagsmehrheit beschloss mit einer Änderung
des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes
die Senatszuständigkeit für Parteiprozesse vom 1. auf den 2. Senat zu verlegen. Das sollte am 1. September 1956
in Kraft treten und kam einer Abmahnung des 1. Senats gleich. Der 1. Senat
des Bundesverfassungsgerichtes kam
dem zuvor: Am 17. August verkündete
er seinen Urteilsspruch.
Um die Verfolgung erfolgreich umzusetzen nutzte die Adenauer Regierung erfolgreich nicht nur die Kenntnisse von Nazijuristen (so Globke,
Ritter von Lex, Westrick, Thiedieck,
Vialon, Roemer, Ebersberg usw. usf.).
Auch in anderen Verfolgungsbehörden – im Verfassungsschutz, im BKA
usw. – waren die alten Faschisten längst
wieder in Amt und Würden …
Allein in den 50er und 60er Jahren
wurden in der Bundesrepublik über
200 000 Ermittlungsverfahren – nicht
nur gegen Mitglieder der KPD – durchgeführt, etwa 10 000 Menschen wurden
verurteilt (siehe auch Seite 10). Sie hatten sich gegen die Remilitarisierung gewandt, für den Frieden eingesetzt, für
die Verständigung zwischen den beiden
deutschen Staaten, für Sportbeziehungen und Ferienreisen für Kinder. „Zahlen, die einem Polizeistaat alle Ehre
machen“, so der frühere FDP-Innenminister und Strafrechtsprofessor Werner
Maihofer im Jahr 1965.
nh
Der Vorsitzende der KPD Max Reimann, auf dem Pressefest der KPD-Zeitung
„Freies Volk“ , Solingen 1953.
Düsseldorf, am 17. August1 956: Die Polizei besetzt das Haus der KPD in der
Ackerstraße.
unsere zeit
Blüten im Finanzsumpf
Positionen
E
Nicht Münze, sondern
Computersignal
Der Form nach ähneln Bitcoins, anders
als das englische Wort „Coins“ signalisiert, kein bisschen der Münze sondern
den Computersignalen, die in einer
Bank Guthaben oder Schulden signalisieren. Nur sind diese Signale beim Bitcoin nicht im Bankcomputer, sondern
im heimischen PC gespeichert. Um
Bitcoins gegen normales Bargeld tauschen und zurücktauschen zu können,
muss man über Verschlüsselungstechniken verfügen, die man beim Einkauf
der „Kryptowährung“ miterwirbt. Auch
hierin ist das Verfahren ähnlich wie der
Umgang mit gewöhnlichem Geld im
Kontakt mit der Bank. Die Verfügungsgewalt über das Geld wird nicht durch
Scheine und Münzen in der Hand oder
im Geldbeutel sondern durch Codes
verwirklicht, die von den beteiligten
Geschäftspartnern anerkannt werden.
Was beim normalen Geld seine Akzeptanz und seinen Nutzen verstärkt,
sein Gebrauchswert als Zahlungs- und
Wertaufbewahrungsmittel, gibt es bei
den Bitcoins nicht. Als Zahlungsmittel wird der gemeine Euro genutzt und
geschätzt, weil man sich ziemlich sicher
sein kann, dass man auch morgen und
in einer Woche eine ähnliche Samm-
Foto: wikimedia.org/Federal Reserve Bank of New York
Vorbild für Bitcoins: Geldware Gold - hier gestapelt im Lager der US-Notenbank
lung von Waren für eine gegebene Euro-Summe kaufen kann wie heute. Weil
umgekehrt herkömmliches Geld laufend im Warentausch eingesetzt wird,
bleibt sein Wert, gemessen an diesen
Waren, ziemlich stabil. Dieser Effekt
fehlt bei den Bitcoins völlig. Weil es als
gemeines Tauschmittel kaum genutzt
wird, ist auch die Nachfrage nach der
Währung mäßig. Bei wenig liquidem
Handel schwankt der Preis der Bitcoins
wild. Das macht sie als Wertaufbewahrungsmittel unangenehm. Sie sind weniger Wertaufbewahrungs- als Spekulationsmittel.
Hierin sind sie ähnlich wie Gold.
Und offensichtlich haben die BitcoinsGründer das von ihnen verehrte Gold
als Geld und Spekulationsobjekt zum
Vorbild erkoren. Das traditionsreiche
Edelmetall wird weder bei Aldi noch an
der Tankstelle als Zahlung entgegengenommen, aber es fungiert dennoch in
ganz begrenztem Rahmen als Geld.
Am wichtigsten ist noch heute seine
Funktion als internationales Geld. Die
Zentralbanken horten es. Seine über
Jahrhunderte getestete Eigenschaft als
Wertaufbewahrungsmittel macht Gold
in unsicheren Zeiten wie diesen so begehrt, dass sein Preis (in Dollar oder
Euro) beträchtlich über den Förderkosten liegt. Gold hat allerdings im Unterschied zu Bitcoins auch noch anderen
Gebrauchswert. Es dient als Zahnersatz, Schmuck und Element in elektronischen Geräten.
So gut wie Gold
Die Erfinder der Bitcoins haben zwei
Tricks angewendet, um ihre Währung als
goldähnliches, zuverlässiges Wertaufbewahrungsmittel zu qualifizieren. Gold
ist über die Jahrhunderte hinweg relativ
zu anderen Waren so teuer, weil es eines
erheblichen Aufwands bedarf, um es zu
fördern. Die Bitcoins sind nun so konstruiert, dass man erhebliche Rechnerleistungen aufwenden muss, um neue
Bitcoins zu produzieren. Dies soll der
Arbeitsleistung bei der Förderung von
Gold entsprechen. Entsprechend wird
die Herstellung frischer Bitcoins auch
„Förderung“ genannt. Zweitens haben
die Bitcoin-Erfinder ein Maximum der
je zu erschaffenden Bitcoins – von 21
Millionen Stück – festgelegt. Das signalisiert Knappheit und kommt der alten,
oft widerlegten, aber nicht tot zu kriegenden Theorie entgegen, wonach der
Wert einer Währung umgekehrt proportional zur umlaufenden Geldmenge sei. Andere Kryptowährungen, die
auf so aufwändige Rechnermethoden
verzichten, sind schon von der Anlage
her nur Methoden privater Geschäftemacher, den Anlegern das Geld aus der
Tasche zu ziehen.
Der erstaunliche Erfolg der Bitcoins
erklärt sich zu einem guten Teil damit,
dass gerade jene, die über freies Spielgeld verfügen, auf der Suche nach einer
stabilen Wertanlage sind. Sie ziehen wie
die einfachen Anhänger der Tea Party
in den USA aus der berechtigten Kritik an den Machenschaften von Politik
und Finanzkapital die falschen Schlüsse.
Obwohl manche schon viel echte, staatlich und bankisch hergestellte Dollars
oder Euro im Bitcoin-Handel verloren
haben, obwohl die Tokioter BitcoinBörse Mt. Gox im Februar 2014 pleite
ging, obwohl der Gewinn vor allem bei
den Produzenten der Währung und den
Bitcoin-Börsen anfällt, spekulieren sie
munter weiter. Die Bitcoins sind daher
eine instabile Spekulationsanlage. Ihr
relativer Erfolg erklärt sich vielleicht
auch damit, dass Geldwäscher und
Steuervermeider den Umweg in diese
Kryptowährung suchen. Jedoch wird
dieser Pluspunkt häufig übertrieben.
Dass dubiose Geschäfte in dieser Währung durchaus üblich sind, zeichnet sie
schließlich vor Dollar und Euro nicht
sonderlich aus.
Der weltweite Überschuss an frei
verfügbarem Geld, der für die Finanzkrise verantwortlich war und der im
Zentrum der Kritik der Anhänger der
Computerwährung steht, ist zugleich
der eigentliche Grund für den Erfolg
der Bitcoins. Wenn Gewinne nicht mehr
in Realkapital mit Aussicht auf Verwertung angelegt werden können, fließen
sie zunächst in Finanzanlagen und Immobilien, dann in Rohstoffe, schließlich
in Kunst, Wein und sonstige Lustbarkeiten und am Ende gar in verrückte Spekulationsprodukte wie Bitcoins. Bevor
sie wieder verschwinden, werden die
sonderbaren Bitcoins noch reichlich
Nachahmer finden. Denn noch ist der
Sumpf, in dem sie gedeihen, nicht trockengelegt.
9
Olaf Matthes zum Jahrestag des Mauerbaus
Das virtuelle Geld „Bitcoins“ dient als Spekulationsobjekt und
findet bei Erzliberalen Beifall
nde Juli haben Unbekannte
120 000 Bitcoins im Wert von mehr
als 50 Mio. Euro geklaut. Ort der
virtuellen Handlung war die BitcoinBörse in Hongkong. Der Handel, in
dessen Verlauf der Preis der Bitcoins
in Dollar oder Euro festgestellt wird,
wurde zunächst eingestellt. Außerbörslich fiel der „Wert“ der Bitcoins kräftig.
Es war nicht der erste Unfall der bisher
beliebtesten Krypto- oder Cyberwährung. Aber sie wird deshalb nicht verschwinden.
Am 3. Januar 2009 waren die „Bitcoins“ erfunden und zugleich erschaffen
worden. Anfang 2009 war die Finanzkrise schon eineinhalb Jahre alt. Der Glaube an das Funktionieren des Geldes, der
Banken und des Finanzmarktes hatte
einen Tiefpunkt erreicht. Die Anhänger
alternativer Geldtheorien erhielten Zulauf. Noch mehr Zulauf hatte (und hat
bis heute) die Österreichische Schule
der alten Professoren des Wirtschaftsliberalismus Schumpeter, von Mises und
von Hayek. Bei Banken, Hedge-Fonds
und anderen Akteuren im Finanzmarkt
sind die „Österreicher“ und ihre Nachfolger sehr beliebt. Doch handelt es sich
um wahrhaft überzeugte, liberale Kapitalisten, denen die Freiheit des Marktes
über alles geht. Sie finden, ganz wie ihr
reaktionärer Stammvater Friedrich August von Hayek in seinem Werk „Der
Weg zur Knechtschaft“ schrieb, den Sozialismus (also die Knechtschaft) schon
in jeder staatlichen Wirtschaftspolitik.
Konsequent wie sie sind, ist ihnen
das Geld heilig und die Art und Weise, wie es heutzutage in die Welt gesetzt
wird, zutiefst zuwider. Dass Geld durch
die Kreditgewährung der Banken per
Federstrich bzw. Computereintrag, also
aus dem reinen Nichts entsteht, ist ihnen ein Gräuel. Das ist in ihren Augen
die Ursünde, welche den reinen Kapitalismus befleckt und die Probleme der
Welt verursacht. Gold dagegen ist ihnen das Versprechen des reinen und
des wahren Wertes. Gold sei gefeit gegen die Bestrebungen der Regierungen, immer mehr Geldschöpfung zuzulassen. Aber wenn man schon keinen
Goldstandard mehr habe, sei – hier
wieder Hayek folgend – wenigstens ein
Wettbewerb der Währungen besser als
das heutige formale Geldmonopol des
Staates. Das bessere, private Geld werde sich dann durchsetzen.
Das ist der ideologisch-dogmatische Hintergrund für die Bitcoins. Ihre
Schöpfer beanspruchen, damit eine –
nicht-staatliche – Währung geschaffen
zu haben, also Geld. Im Kapitalismus
ist viel möglich. Um beurteilen zu können, ob dieser Anspruch eingelöst werden kann, muss man sich ansehen, wie
Bitcoins funktionieren.
Freitag, 12. August 2016 Lucas Zeise
Besser als ein Krieg
Hubertus Knabe und „Bild“ belehren
uns, was zum Jahrestag des Mauerbaus
nicht erlaubt ist. In ihrem Gedenken an
die Menschen, die von DDR-Grenzern
erschossen wurden, als sie die Grenze
überqueren wollten, fehlt das Entscheidende: Die Gründe, aus denen die DDR
die Grenze schloss, und die Bedingungen, unter denen dieses Land den Sozialismus aufbaute. Einen Hinweis gibt
der damalige US-Präsident John F. Kennedy, der sich damit abgefunden hatte, dass die sozialistischen Länder zu
stark geworden waren, um sie schnell
und einfach zu besiegen. Er sagte, als
die DDR im August 1961 ihre Grenze schloss: „Eine Mauer ist verdammt
noch mal besser als ein Krieg.“
Nachdem Konrad Adenauer
Deutschland geteilt hatte, Bundeskanzler geworden war und sein halbes
Deutschland ganz zurück in die Hände
der Monopole gelegt hatte, tauchte das,
was diese durch den Sozialismus verloren hatten, als „verlorene Ostwerte“ in
den Konzernbilanzen auf. Der andere
deutsche Staat hatte sich entschieden,
nicht auf das Geld der Konzerne und
des Marshallplans zu vertrauen, sondern auf die eigene Kraft der Menschen,
die dort lebten. Den Sozialismus aufzu-
bauen hieß auch, zu lernen, Hilfsarbeiter zu Ingenieuren auszubilden und ein
neues Bildungswesen zu schaffen.
Wer dazugelernt hatte und vom
neuen Staat ausgebildet worden war,
konnte im Westen ein höheres Gehalt
erwarten. Die US-Agenten, Altnazis
und das SPD-Ostbüro, die die verlorenen Ost- mit den freien Westwerten wiedervereinigen wollten, mussten
feststellen, dass ihre Sabotage- und Aufstandspläne dazu nicht ausreichen würden. Sie bauten die Geheimorganisationen auf, die hunderttausende DDRBürgerinnen und Bürger dafür warben,
ihrem Land den Rücken zu kehren.
Dabei ging es um das Überleben der
DDR. Die DKP sagt: Die DDR hatte
das Recht, ihre Grenze zu schließen.
Die Reisefreiheit einzuschränken, war
die einzige Möglichkeit, um die Freiheiten der sozialistischen Gesellschaft
zu sichern: Arbeit, Bildung, eine Gesellschaft, in der die arbeitenden Menschen
lernten, Verantwortung übernahmen
und den Gang der Dinge bestimmten.
Weil sich in der Welt zwei feindliche Blöcke gegenüberstanden, ging es
beim Überleben der DDR um Krieg
und Frieden – eine Mauer zu bauen war
besser als einen Krieg zu führen. Dass
es die DDR gab, hinderte die bundesdeutschen Großmachtpolitiker daran,
ihre Bomber in die Welt zu schicken.
Wie des Baus der Mauer zu gedenken ist, ohne Hubertus Knabe aufzuregen, zeigt das Bezirksamt Spandau.
Um zu erklären, aus welchem Grund
zu diesem Anlass Kränze niederzulegen
sind, hat es den Brigadegeneral Michael Matz als Redner zur Gedenkstunde
geladen. Unter seinem Kommando haben Bundeswehrsoldaten „die deutsche
Sicherheit“ am Hindukusch verteidigt –
er wird wissen: Auch für seine Gebirgsjäger hatte einst die Mauer die Reisefreiheit eingeschränkt.
Guntram Hasselkamp zum Parteitag der Demokraten
Kommandeuse Hillary
Rhythmische Marschtrommeln. Militärischer Gleichschritt. Auftritt John R.
Allen auf dem Nominierungsparteitag
der Demokraten, der Hillary Clinton
zur Präsidentschaftskandidatin ausrufen wird. Das zentrale Motto heißt:
„Protecting America“, obwohl erkennbar niemand in der Lage ist, „America“ – genauer, die USA – zu bedrohen.
„Protecting America“ meint denn auch
so etwas wie: „Gehet hin in alle Welt“ –
und bringt viele braune, gelbe oder rote
Menschen um.
Mit John R. Allen, dem ehemaligen Vier-Sterne-General des US-Marine Corps, der zentralen Truppe des
„Protecting America“-Unternehmens,
sind weitere Militärs, verdiente Veteranen aus dem Irak- und dem Afghanistankrieg einmarschiert, die protectingmäßig ihr Leben riskiert hätten, „weil
sie dieses Land lieben“, ruft Allen in die
begeistert johlende Menge. Eine „Zukunft der Einheit und Hoffnung“ oder
ein „dunkler Ort der Zwietracht und
Angst“, das sei die Wahl. „Wir müssen
die Hoffnung wählen!“ brüllt Allen und
meint Clinton. „USA, USA, USA“-Rufe. Was nun kommt, ist an Militarismus
und Nationalismus nur schwer zu übertreffen. Es ist nicht nur ein entschlossenes „Weiter-so!“, etwa von dem Kaliber:
Wir sind das stärkste Land der Erde, die
Hoffnung der freien Welt, wir werden
die Tyrannei und das Böse besiegen,
unsere Feinde werden uns fürchten etc.
Und dazu: „Hillary Clinton ist genau,
genau die Sorte ‚Commander-in-Chief‘,
den Amerika braucht.“
Die Obama-Administration hat die
USA an den Rand eines Krieges gegen
Russland manövriert. Mit Allen hat der
militärisch-industrielle Komplex klargestellt, dass dieser Kurs weiter gehalten werden soll und dass er in Clinton
die geeignete Oberbefehlshaberin auch
gegen Russland sieht.
Durch das Wells Fargo Center weht
ein Hauch von Sportpalast-Atmosphä-
re. Man fragt sich ständig, wann kommen die berühmten zehn Fragen. Februar 1943, gerade zwei Wochen nach
der vernichtenden Niederlage von Stalingrad, suchte die NS-Führung ihr Heil
in einer Radikalisierung der Kriegsanstrengungen. Strategisch betrachtet war
der Krieg längst verloren. Aber operativ-taktisch sah es längst nicht so aus.
Die faschistischen Truppen konnten
durchaus noch siegen.
Die Lage des US-Imperialismus ist
anders, aber auch nicht komfortabel.
Strategisch betrachtet hat er zwar den
Kalten Krieg gewonnen, aber zu einem
hohen Preis. Die ökonomische wie gesellschaftlich-kulturelle Erosion und
fiskalische Zerrüttung und der Verfall
seiner geistig-moralischen Hegemonie.
Abgesehen von solchen „Erfolgen“
wie Grenada und Panama hat er seit
dem zweiten Weltkrieg keinen Krieg
wirklich gewonnen, meint, mit einem
irgendwie gearteten positiven Ergebnis abgeschlossen. Das heißt die teuren
Kriege produzieren stets weitere, teurere Kriege. Die Staatsschulden liegen
bei 20 Billionen Dollar. Eine weitere
Finanzierung ist ohne die Notenpresse
kaum vorstellbar.
Donald Trump verkörpert wohl
die Kapitalfraktion, die hier partiell
die Reißleine ziehen will. Er will, zumindest nach seinen bisherigen Einlassungen, genau den Deal, den Allen
verächtlich ablehnt. Clinton will keinen Deal, sondern die Konfrontation,
gern auch den Krieg. Sie steht für die
Radikalisierung. Allen hat die berühmten zehn Fragen nicht gestellt. Er weiß
genau, dass diesmal der „Totale Krieg“
tatsächlich ein totaler werden könnte
und diesmal nicht nur für braune, gelbe und rote Menschen: Der atomare
Krieg gegen Russland. Die materielle
wie auch die psychologische Aufrüstung läuft schon auf Hochtouren. Mit
Hillary, demnächst wohl als Commander-in-Chief.
10 Freitag, 12. August 2016
Theorie und Geschichte
unsere zeit
Weitreichende Folgen für die Demokratie
Forderung nach Aufhebung des KPD-Verbots ist unverzichtbar – Wiedergutmachung an politisch Verfolgten jetzt!
Foto: UZ-Archiv
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, 1956
A
m 16. November 1988 wurde in
Düsseldorf die Initiativgruppe
für die Rehabilitierung der Opfer des kalten Krieges ins Leben gerufen. Ihr Zustandekommen war das Ergebnis vorausgegangener Bemühungen
zahlreicher politisch Verfolgter aus der
Zeit des Kalten Krieges um politische
Rehabilitierung und um materielle Wiedergutmachung wegen begangenen Unrechts durch die politische Strafjustiz in
der Bundesrepublik Deutschland. In all
den Jahren der Hexenjagd gab es vielfache Initiativen von Betroffenen und
deren Familienangehörigen, die Öffentlichkeit über das Ausmaß von Willkürakten seitens der politischen Strafverfolgungsbehörden der BRD zu informieren
und die Einstellung der Verfolgung von
Demokraten zu fordern, die von ihren
verfassungsmäßigen Rechten Gebrauch
gemacht haben. Das Verbotsurteil gegen
die KPD am 17. August 1956 hatte weitreichende Folgen für den Bestand der
Demokratie und führte zu empfindlichen Einschränkungen der Persönlichkeitsrechte, wie sie selbst im Grundgesetz ausgewiesen sind.
Drastische Maßnahmen
gegen Kommunisten
Unter Missachtung des Wählerwillens
wurden unmittelbar nach Verkündung
des Verbotsurteils KPD-Fraktionen in
Städten und Gemeinden aufgelöst, u. a.
in Bochum und Duisburg. Darüber hi-
Veranstaltungen
zum 60. Jahrestag
des KPD-Verbots
Sonnabend, 10. September,
Karlsruhe
Kundgebung und zentrale Veranstaltung des DKP-Parteivorstands
15 Uhr, Kundgebung, Platz der
Grundrechte, Karlsruhe
Es spechen: Patrik Köbele, Karin Binder (MdB „Die Linke“) u. a.
Anschließende Veranstaltung:
Es sprechen Hans Peter Brenner
und Rechtsanwalt Hans E. SchmittLermann
anschließend Podiumsdiskussion
Kultureller Beitrag: Erich Schaffner
und Georg Klemp
Sonnabend,17. September,
Nürnberg
Nachbarschaftshaus Gostenhof,
Adam-Klein-Straße 6
Veranstaltung der Marx-Engels-Stiftung in Zusammenarbeit mit der
DKP Nümberg:
mit Beiträgen u. a. von Peter Dürrbeck, Georg Polikeit, Hans E. SchmittLermann
naus wurde Kommunisten das Recht
verweigert, sich als Kandidaten zu Parlamentswahlen zur Verfügung zu stellen.
1961 beabsichtigten Max Heitland,
Dortmund; Josef Schröder, Bochum;
Karl Schabrod, Düsseldorf; Hans Jennes,
Düsseldorf; Sebastian Keller, Aachen;
Gerda Kahler, Wuppertal; Emil Sander
(Oberhausen), Albert Stasch (Essen),
Peter Baumöller (Düsseldorf), Heinz
Junge (Dortmund) und Karl-Heinz
Mahlhofer (Westerholt), in einer Wählergemeinschaft für die bevorstehende
Bundestagswahl zu kandidieren. Im Mai
1961 unterrichteten sie den Präsidenten
des Landtages von Nordrhein-Westfalen
schriftlich von ihrer Absicht. Entgegen
allen demokratischen Spielregeln wurde in einem Wahlprüfungsverfahren der
Antrag verworfen. Damit nicht genug,
erfolgte im Juli 1962 vor der 4. Großen
Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf ein Prozess. Nicht nur, dass ihnen
ihr passives Wahlrecht aberkannt worden war, bekamen sie darüber hinaus
empfindlich hohe Gefängnisstrafen auferlegt.
In diesem als Kandidatenprozess bekannt gewordenen Gerichtsverfahren,
lauteten die Urteile wie folgt: Max Heitland, 8 Monate Gefängnis; Josef Schröder, 12 Monate; Karl Schabrod, 20 Monate; Hans Jennes, 12 Monate; Sebastian Keller, 12 Monate; Gerda Kahler,
12 Monate; Emil Sander, 12 Monate; Albert Stasch, 12 Monate; Peter Baumöller, 8 Monate; Heinz Junge, 13 Monate
und Karl-Heinz Mahlhofer, 12 Monate
Gefängnis. Für ihre Entschlossenheit
die im GG verbürgten demokratischen
Rechte durchzusetzen, nahmen sie große
Opfer auf sich. Das dürfen wir niemals
vergessen.
Meines Erachtens sollten wir alle
Möglichkeiten nutzen um an Parlamentswahlen teilzunehmen, eine gute Gewähr,
unsere Politik zu vermitteln und den Bekanntheitsgrad unserer Partei zu erhöhen. Wir haben nicht den geringsten Anlass uns hiervon zu verabschieden.
Unmenschliches Verhalten
politischer Justizbehörden
Anfang Februar 1956 verstarb Karl
Jungmann, Herne, im Gefängnis Bochum. Er war 52 Jahre alt. Infolge seiner
Steinstaublunge, die er sich in 30-jähriger Bergmannsarbeit unter Tage zugezogen hatte, war er seit langem Invalide
und wurde schon krank ins Gefängnis
eingeliefert. Dort zog er sich ein Nierenleiden zu, woran er starb, weil er nicht
rechtzeitig ärztliche Hilfe erhielt. Gegenüber der Gefängnisleitung hatte er
wiederholt auf seinen angeschlagenen
Gesundheitszustand und unerträglichen
Schmerzen aufmerksam gemacht und
um ärztlichen Beistand gebeten. Die Anstaltsleitung nahm keine Notiz. Es war
ihm nicht vergönnt, seine Frau und seine
vier Kinder wiederzusehen. Er starb in
der Gefängniszelle, in die ihn die Ade-
nauerjustiz aus politischen Gründen für
zwei Jahre verbannt hatte. Offensichtlich
war Karl Jungmann haftunfähig.
Die Duisburger Kommunistin Martha Hadinsky, die als 25-Jährige von den
Nazis zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, stand 1959 erneut
vor einer politischen Strafkammer des
Landgerichts Dortmund und wurde wiederum, diesmal zu 14 Monaten Gefängnis, verurteilt. Sie hatte sich nach dem
KPD-Verbot 1956 im Sinne ihrer Weltanschauung weiterhin politisch betätigt. In beiden Fällen hieß die Straftat:
Staatsgefährdung. Während ihrer Haftzeit wurde sie als Zeugin in einem Er-
Arbeitsunfalls Invalide, wurde Anfang
August 1965 verhaftet und erhängte sich
am 27.9.1965 in seiner Zelle im Untersuchungsgefängnis Dortmund. Die Verhaftung war begründet worden mit „Geheimbündelei, Staatsgefährdung und
Rädelsführerschaft“. Helmut Wilke war
körperbehindert und benötigte ständige
ärztliche Betreuung. Im Gefängnis war
seine Pflege durch die Haftumstände
nicht genügend gewährleistet. Oft klagte er, dass er vor Kreuzschmerzen nicht
auf seiner Zellenpritsche schlafen könne. Seinen Antrag auf Genehmigung einer Schaumgummiunterlage lehnte der
Anstaltsarzt mit der Begründung ab,
„das sei nicht nötig“. Starken Schmerzen und den Drangsalierungen durch die
Gefängnisleitung, die ihm ausreichende
ärztliche Behandlung verweigerte, hielt
er nicht stand.
Am 3. Juli 1966 starb in Wuppertal
Gerda Kahler im Alter von 44 Jahren.
Ihre Mutter verlor die Tochter, ihre einzige Stütze im Alter. Der Tod Gerda Kahlers ist nicht zuletzt auf eine jahrelange
Verfolgung der politischen Justiz zurückzuführen. Ihr Rechtsanwalt, Dr. Amman
aus Heidelberg, schrieb nach ihrem Tod
an den Leitenden Oberstaatsanwalt
beim Landgericht Dortmund einen Brief,
der an Deutlichkeit nichts zu wünschen
übrig ließ: „In der Strafsache gegen Gerda Kahler teile ich Ihnen der Ordnung
halber mit, dass meine Mandantin, Fräulein Gerda Kahler, am 13. Juli 1966 verstorben ist. Damit hat sich die Frage des
weiteren Strafaufschubs auf eine höchst
unerfreuliche Weise erledigt. Andererseits ist aber auch dadurch deutlich geworden, wie ernsthaft krank Fräulein
Kahler wirklich gewesen ist. Mit Sicherheit haben die wiederholten strafgerichtlichen Verfolgungen und vor allem die
immer wieder kurzfristig wiederholten
Ladungen zum Strafantritt mit all den
Viele von ihnen waren aktive Gewerkschafter und Betriebsräte; andere
engagierten sich in Initiativen. Sie setzten sich ein gegen Remilitarisierung und
Wiederaufrüstung, gegen die Einschränkung demokratischer Rechte und Freiheiten, gegen die Notstandsgesetze und
die Aushöhlung des Grundgesetzes, für
die Anerkennung der DDR und die
Herstellung normaler Beziehungen zu
den sozialistischen Ländern, für die Erhaltung des Friedens.
Für das Eintreten für diese Ziele
wurden sie diskriminiert, verfolgt, bespitzelt, verhaftet, zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt, zum Teil monatelang in
Untersuchungshaft gehalten, ohne dass
später Anklage erhoben wurde; verloren
sie teilweise für Jahre ihre bürgerlichen
Rechte. Durch Verhängung empfindlicher Auflagen, z. B. in regelmäßigen Abständen bei der Polizei vorstellig zu werden oder den Heimatort nicht zu verlassen, mussten viele von ihnen über längere
Zeit unzumutbare Beschränkungen auf
sich nehmen; die verbürgte Unantastbarkeit der Würde des Menschen wurde ad
absurdum geführt. Die Vergewaltiger des
Grundgesetzes nahmen die Entrechtung
unbescholtener und angesehener Bürgerinnen und Bürger bewusst in Kauf. Nicht
wenige von ihnen flogen aus dem Betrieb,
anderen wurde die Bekleidung öffentlicher Ämter aberkannt. Ihre Familien gerieten in große wirtschaftliche und soziale
Nöte. Wenngleich eine große Anzahl der
Verfolgten nicht mehr unter uns weilt, ist
die Forderung nach Wiedergutmachung
für sie und ihre Angehörigen nicht außer
Kraft gesetzt. Wiedergutmachung und
Rehabilitierung für alle!
Zahlreiche Fälle politischer Justizwillkür beschrieb Dr. Diether Posser in
seinem Buch „Anwalt im Kalten Krieg –
Ein Stück deutscher Geschichte in politischen Prozessen 1951–1968“ (C. Bertels-
Foto: privat
Am 16. November 1988: Konstituierung der Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges beim DKPParteivorstand in Düsseldorf
mittlungsverfahren vorgeführt. Weil sie
keinen Verrat an Gesinnungsgenossen
beging, erhielt sie weitere sechs Monate
Beugehaft. Durch ihre lange Einkerkerung während der Naziherrschaft erlitt
sie schwere gesundheitliche Schäden.
Das Gesuch des Anwalts auf Haftentlassung, nachdem sie zwei Drittel ihrer
Strafe hinter sich hatte, wurde mit folgender Begründung abgelehnt: „… den
Entlassungsantrag des Verteidigers abzulehnen, da auf Grund des Vorlebens
der Beschuldigten und der Stellungnahme der Haftanstalt die bedingte Entlassung nicht gerechtfertigt ist und nur
dann mit einem gesetzmäßigen Leben
gerechnet werden kann, wenn sie die ihr
auferlegte Strafe restlos verbüßt.“ Anfang 1961, nach dem Martha Hadinsky
über 16 Monate in Haft war, wurde sie
als schwerkranke Frau entlassen. Knapp
zwei Jahre nach ihrer Haftentlassung
starb die 51-jährige Martha Hadinsky
an Herzschwäche.
Der 44-jährige Helmut Wilke aus
Lütgendortmund, nicht vorbestraft, Vater von vier Kindern, auf Grund eines
damit verbundenen Aufregungen und
Befürchtungen dazu beigetragen, die Gesundheit von Fräulein Kahler so stark zu
beeinträchtigen, dass nunmehr der Tod
die Folge war …“
In allen Fällen wurden Angehörige
und Hinterbliebene sich selbst überlassen.
Duisburg: Über hundert
politisch Verfolgte
Nach gründlicher Vorbereitung konstituierte sich am 13. März 1989 die Duisburger Initiative zur Rehabilitierung
der Opfer des Kalten Krieges. Es konnten 101 Duisburgerinnen und Duisburg
ermittelt werden, die politischen Verfolgungen in den 50er und 60er Jahren
ausgesetzt waren. Überwiegend waren
es Mitglieder der KPD und der FDJ.
Hierüber erschien eine umfassende Dokumentation, die im Juni 1989 in einer
hohen Auflage der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.
Von den angeführten 101 Personen
erhielten 62 insgesamt Haftstrafen von
mehr als 720 Monaten.
mann Verlag, 1991). Diether Posser war
von 1968 bis 1988 in NRW Minister für
Bundesangelegenheiten, danach Justizund Finanzminister. 1951 trat er als Sozius in die von Gustav Heinemann gegründete Anwaltspraxis in Essen ein und
verteidigte in seinem ersten Strafprozess
im Juni 1955 drei Mitarbeiter der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Wenige Wochen nach dem KPDVerbot erklärte Diether Posser, seinerzeit
Vorsitzender des Justizausschusses des
Landtages von NRW: „Man sollte den
Mut haben, Anwalt der Kommunisten
zu sein, wenn ihnen offenbares Unrecht
geschieht. Wo ein Teil des Volkes, der kein
kriminelles Unrecht getan hat, durch den
Staat gezwungen wird zu schweigen und
auf die Ausübung seiner Grundrechte zu
verzichten, ist das ganze Volk in Gefahr.
Es ist unhaltbar, dass ein Teil unseres Volkes zu Parias gemacht wird.“
Dem ist nur noch hinzuzufügen, es
nie mehr soweit kommen zu lassen. Die
Aufhebung des KPD-Verbots ist dringender geboten denn je.
Willi Hendricks, Duisburg
Kultur
unsere zeit
Freitag, 12. August 2016 Wer glaubt schon an Lenin?
Hans Reffert,
die Letzte …
Ein Dokumentarfilm über die FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“
„Sag mir, wo du stehst und welchen
Weg du gehst“, sang einst der OktoberClub. Ganz ähnlich fragt ein Dokumentarfilm der Finnin Kirsi Marie Liimatainen: „Comrade, where are you
today?“. Darin macht sie sich auf zu
einer Reise, die sie nach Bolivien, Chile und Nicaragua, in den Libanon und
nach Südafrika führt, deren Zentrum
aber der kleine Ort Bogensee bei Berlin ist. Dort hatte die kommunistisch
Erzogene 1988 ein Jahr an der FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ studiert. Angetan von der internationalen
Solidarität und der Vielfalt der Kulturen aus aller Welt, die sie dort kennen
lernt, schreibt sie begeistert an ihre Familie. Doch schon mischen sich skeptische Töne hinein, weil sie zwischen Anspruch und sozialistischer Wirklichkeit
der DDR Widersprüche sieht. Sie findet Freunde unter Genossen, die illegal leben und darum auch in Bogensee
ihre wahre Identität verbergen müssen.
Im Sommer 1989 endet ihr Studienjahr,
wenig später hört ihr Gastland DDR
auf zu existieren.
Mit nur ein paar Namen und heimlich geschossenen Fotos ausgerüstet,
versucht Kirsi mehr als zwanzig Jahre
später, ihre damaligen Kommilitonen
ausfindig zu machen, um Erfahrungen
dieser Umbruchjahre auszutauschen.
Vorab aber erfahren wir von ihrem eigenen Werdegang und welchen Weg sie
selber gegangen ist. Wo sie heute steht,
darüber lässt der Untertitel ihres Films
mutmaßen: „Der Traum der Revolution“ scheint für sie ausgeträumt. Die
heute in Berlin lebende und an der
Filmhochschule „Konrad Wolf“ in Babelsberg ausgebildete Filmemacherin
kennt die Gesetze des Filmförderungsmarktes. „Eine persönliche Reise durch
Zeit und Raum – von der Überzeugung
der internationalen Solidarität bis zur
Enttäuschung über eine ideallose Welt
verlassen – wir sehen ihn nachts beim
und der ewigen Suche nach Gerechtigverbotenen Plakatieren. Der „letzte
keit“ nennt sie ganz zeitgeist-konform
Kommunist“, als den ihn Nidia sieht, ist
selbst ihren Film – Förderer mögen das.
er jedenfalls nicht. In Nicaragua trefÜberhaupt die großen Worte:
fen die beiden auf zwei Genossinnen,
Traum, Gerechtigkeit, ideallose Welt
denen die Niederlage der Sandinisten
und – fast wie eine religiöse Litanei
den Schwung genommen hat – nun beheruntergebetet – immer wieder der
schränken sie sich aufs Wählengehen.
Glaube: „Der Glaube an eine besseEs folgen Stationen im Libanon, wo
re Welt, der Glaube an
die Kraft der Gruppe, der
Glaube, dass etwas passieren wird, bald, für uns
alle“, so benennt sie schon
zu Beginn ihre Hoffnungen auf den Kampf der
Arbeiterklasse, der „mehr
als alles andere meine
Jugendzeit prägte.“ Am
Ende bekennt sie: „Der
Traum eines Kindes von
Freiheit und Gleichheit,
daran möchte ich heute
noch glauben.“ Ihre erste Protagonistin ist Nidia,
eine junge Bolivianerin
aus Cochabamba – in BoFoto: W-film
gensee hieß sie Lucia und
war ihre beste Freundin. Ausweis der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ .
In ihr findet Kirsi auch
die erste Glaubensgenossin, denn Nisie die heftigen Richtungsdebatten in
dias Herz schlägt heute nicht mehr für
der Linken eher orientierungslos verdie Arbeiterklasse, sondern für ihre infolgen, und dann in Südafrika, wo ihr
digenen Mitbürger, die sie als traditioFreund Themba inzwischen gestornelle Heilerin betreut. Wie eine absurben ist und seine Witwe über die neue
ANC-Regierung schimpft.
de Inszenierung gerät ein Disput um
eine Baumaßnahme, den Nidia mit ihWas also ist geblieben von dem, was
rem Staatspräsidenten Evo Morales in
sie am Bogensee gelernt haben? Residessen Amtszimmer austrägt – die Dignation und Rückzug ins Privatleben
alektik realer Politik gegen die Überauf ganzer Linie? Liimatainens eigene
Desillusionierung gibt die Tonlage der
zeugung einer Gläubigen.
Mit Nidia trifft Kirsi in Chile Marfolgenden Gespräche schon vor. Ihre
celino alias „Esteban“, mit dem sie in
Gesprächspartner sind ihre Freunde
Bogensee heftig über die Perestroika
von einst; ob sie andere, weniger resigdiskutierten. Anders als die Freundinnierte hätte finden können, bleibt offen.
nen hat er nach 1989 nicht die Partei
Dass sie ihre Reise mit der Freundin
Kultursplitter
Wenn wir im Kulturellen den Anspruch auf ein erfülltes Leben und die
Formen, in denen dieser einzulösen ist,
zu fassen bekommen, dann wird dieser Anspruch als eine Triebkraft der
Befreiung entfesselt werden. Wir benötigen dazu eine Analyse der „kulturellen Herrschaft“ im Kapitalismus,
die sich teilweise überdeckt mit der
ideologischen Hegemonie der herrschenden Klasse. Der praktische Nutzen der theoretischen Klärung über
die alltäglichen Formen des Kulturellen liegt dann in unserer Fähigkeit,
eine dialektische Politik organisierter
Selbsttätigkeit zu entwickeln.
Heißt zum Beispiel konkret: Die
großartige, gemeinsame Arbeit und
die dabei gewonnenen Erkenntnisse, die so viele in Vorbereitung und
Durchführung des UZ-Pressefestes
erlebt haben, sollte auch und gerade
dafür genutzt werden, die alltäglichen
und allüblichen kulturellen Lebensweisen kritisch zu nutzen. Feiern, Zuhören, zum Gespräch einladen, Genießen, Neues erfahren und Bekanntes
anders wahrnehmen, alles nichts, was
wir erfinden mussten, aber all dies und
noch viel mehr ist ein wesentlicher Teil
der Partitur, um „die Verhältnisse zum
Tanzen zu bringen“.
Eingeübtes Ritual
Nach dem Marionettenputsch und
dem so präzise geplanten und jetzt
durchgeführten Gegenschlag in der
Türkei mahnen nun alle, die sich bemüßigt fühlen, ihre Betroffenheit,
ihre Besorgnis und die Wahrung der
Verhältnismäßigkeit bei Erdogan und
Kumpanen an. Da will auch der „Börsenverein“, Dachverband der Verlage
und Buchhandlungen, nicht hinten
anstehen. Er ist sogar „betroffen“ ob
der Verfolgung und Inhaftierung von
AutorInnen und JournalistInnen, mag
sich aber zu einer Verurteilung des Regimes nicht hinreißen. Als die Türkei
Gastland der Frankfurter Buchmesse
war, nur salbungsvolle Worte und die
Verheißung von hervorragenden Perspektiven der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, obwohl es im Land reichliche Jagd auf linke Kräfte, auf Gewerkschafter und das kurdische Volk
gab. Ansonsten trotz der hohen Töne
alles im Promillebereich: Von allen
übersetzten Büchern in die deutsche
Sprache sind gerade mal 0,3 Prozent
aus dem Türkischen, der Import liegt
ebenfalls unter der 1-Prozent-Marke,
genau so wie beim Export deutscher
Bücher in die Türkei. Man sorgt sich
also nicht richtig, weil es nicht so wichtig ist.
11
Nidia beginnt und fortsetzt, begrenzt
ihre Suche weiter. Bei einem Streit
über Stalin unter bolivianischen Genossen stehen sie verwirrt und wortlos
daneben, als hätten sie den Namen nie
gehört. Ihre Fragen sind zu schlicht, um
tiefere Antworten hervorzulocken. So
finden sie nur, was sie suchten: Gleichgesinnte.
Zum schlichten Ansatz passt der fragwürdige
Umgang mit den formalen Mitteln. Die Namen
der Gesprächspartner
werden kaum eingeblendet, nie direkt zu dem,
was sie sagen. Ton und
Bild gehen nur selten
zusammen, das Gesagte
scheint wie beliebig bebildert, oft sogar mit Bildern, die den angeblich
Sprechenden schweigend zeigen. Nahtlos
geht ein Kommentar der
Regisseurin über in eine
Interviewaussage, Archivmaterial steht neben
privaten Aufnahmen ungeklärter Herkunft. Was
den Wiederbegegnungen mit den Genossen vorausging, wäre spannend zu
wissen – wir erfahren darüber nichts.
Unklare Ortswechsel und Familienverhältnisse schaffen zusätzliche Verwirrung. Fazit: Ein hoch spannendes
politisches Thema wurde verschenkt,
weil die Regisseurin seine wirkliche
Dimension nicht erfasste und den Gedankenwelten ihrer Gesprächspartner
nicht offen genug begegnete. Das von
ihr zusammengetragene Material bietet dennoch einen guten Einblick in
ein wenig bekanntes Kapitel internationalistischer Politik der DDR.
Hans-Günter Dicks
Wir sind die Moorsoldaten
Erinnert sei in diesen Tagen an Wolfgang Langhoff, Autor, Theatermann
und Kommunist.
Bis 1933 arbeitete er in Düsseldorf als
Schauspieler und Dramaturg, war Mitglied der KPD und aktiv bei ASSO
(Assoziation revolutionärer bildender Künstler). Er saß im KZ Börgermoor im Emsland, er schrieb dort den
unvergessenen Text „Die Moorsoldaten“. Später gelang ihm die Flucht in
die Schweiz, wo er am Schauspielhaus
Zürich mit vielen anderen Emigranten
arbeitete.
Nach der Befreiung leitete er das
Deutsche Theater in Berlin und war
Mitglied der Akademie der Künste
der DDR. Viel zu früh, mit 65 Jahren, verstarb er am 25. August 1966
in Berlin.
Herbert Becker
Eine musikalische Zeitreise
Kurz vor seinem Tod am 21. Februar erschien „Chromatic Babylon“, das letzte
Album von Hans Reffert. Hans Reffert
gehörte zu den Urgesteinen der deutschen Rockmusik. Als Musiker war er seit
1960 bei Sigi Schwab, später spielte er bei
verschiedenen deutschen Rockgruppen,
von denen die bekannteste sicher Guru
Guru war (ab 1984).
Mit Mani Neumeier verbanden ihn
eine lange Freundschaft und gemeinsame
Projekte – auch die Musik mit Refferts eigener Band „Zauberfinger“ ab 2001.
Hans Refferts künstlerisches Wirken
auf die Musik zu reduzieren geht nicht.
Er war ein Künstler mit großer Bandbreite: „Gitarrist, Zeichner, Musiker,
Forscher, Künstler, Sänger, engagierter
Bürger, Multitalent …“ – so stand es in
einer gemeinsamen Todesanzeige von
Mannheimer Künstlern. „Das Leben
war für Hans ein Gesamtkunstwerk“
schreibt Bernd Köhler in einem Nachruf,
und weiter: „Welttonmeister, Tonstuckateur und großer Chronist seiner Zeit – so
kündigte ich ihn bei unseren experimentellen Programmen oft an.“ Die langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft
zwischen beiden fand ihren Ausdruck im
Bandprojekt „ewo2“.
Auf seinem letzten Album kommt
noch einmal die große kompositorische
Leistung von Reffert zum Ausdruck.
Die insgesamt 15 Musikstücke werden
als Konzeptalbum präsentiert, sie sind
thematisch eingerahmt durch kurze Ins­
trumentalstücke, die Hans vor allem
mit akustischen Gitarren gestaltet hat.
Die Texte werden sowohl in Englisch,
als auch in Deutsch durch Gesang oder
als Sprechtexte präsentiert. Es sind poetische Metaphern, Appelle, Anklagen.
Die Inhalte – Reffert war ein Kind der
68er-Generation – beschreiben die kalte Konsumgesellschaft, den Überwachungsstaat, die zerstörte Umwelt. Diese
inhaltlichen Aussagen werden untermauert durch das vielseitige und innovative
Gitarrenspiel von Hans Reffert – eingebettet in stimmige Kompositionen.
Die Gitarre benützt er überzeugend als
künstlerisches Werkzeug bei seiner Kritik an der Gesellschaft.
Diese Methode erinnert an Jimi Hendrix. Mit „History“ präsentiert Reffert am
Ende des Albums eine kleine Zeitreise
durch die Geschichte des Jazz, Blues und
Rock – mit der Aufzählung einer Vielzahl musikalischer Größen aus den 60er,
70ern und 80ern. Mitgewirkt haben außer
Hans Reffert als Musiker bei „Chromatic Babylon“ Werner Goos (SymphonicGuitars/Synth), Joachim Fuchs-Charrier (Drums/Loops) und Mani Neumeier
(Percussion).
Werner Lutz
Das Album ist als
Vinyl-LP erhältlich
für 11 Euro +
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»… allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.«
Karl Marx
Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie
Über Leben und Werk des streitbaren
Marxisten und Philosophen Wolfgang
Harich, einem der einflussreichsten
Intellektuellen der DDR.
Herausgegeben von Andreas Heyer,
profunder Kenner seines Werks.
Mit Beiträgen von Robert Steigerwald,
Alexander Amberger, Yves Deville,
Peter Feist, Erich Hahn, Hannes
Hofbauer u. a. sowie Originaltexten
Harichs, von denen einige hier erstmals
veröffentlicht sind.
»Ideologie ist heute der Bewußtseins- und
Unbewußtseinszustand der Massen als objektiver
Geist«, so Adorno bereits 1972. Heute hat sich ein
Klima ideologischer Unterwerfungsbereitschaft
durchgesetzt, die in weiten Teilen der Gesellschaft
zu einer Atmosphäre der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit beiträgt. Erich Hahn, Thomas Metscher
und Werner Seppmann analysieren diese Erscheinungsformen falschen Bewusstseins, zeigen ihre
sozialökonomischen Ursachen auf und stellen das
Instrumentarium zur Verfügung, diese gesellschaftliche Anästhesie zu durchbrechen.
Andreas Heyer (Hrsg.)
Wolfgang Harich in den Kämpfen seiner Zeit
360 Seiten / € 39 / ISBN 978-3-944233-52-9
Erich Hahn/Thomas Metscher/Werner Seppmann
Kritik des gesellschaftlichen Bewusstseins
Über Marxismus und Ideologie
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12 Freitag, 12. August 2016
Fidel Castro – 90. Geburtstag
unsere zeit
¡Felicidades, Com
Fidel Castro, Revolutionär, Staatsmann, marxistischer Theoretiker un
Lieber Genosse Fidel,
die Deutsche Kommunistische Partei sendet Dir die herzlichsten Grüße und besten Wünsche zur Vollendung Deines 90.
Lebensjahres!
Schon als junger Mann hast Du Dich in den Dienst Deines kubanischen Volkes gestellt, indem Du an der Spitze der Bewegung gegen den Diktator Batista gestanden hast. Dabei hast Du revolutionäre Weitsicht und Geduld bewiesen, und wie
Du in Deiner Verteidigungsrede nach dem Sturm auf die Moncada-Kaserne vorhergesagt hast, hat Dich die Geschichte
freigesprochen. Der Widerstand gegen die Diktatur war berechtigt und hat dem Volk Kubas die Freiheit und Souveränität
gegeben, die ihm bürgerliche und Marionettenregierungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht geben konnten.
Nach dem Sieg der Revolution standen große Umwälzungen auf der Tagesordnung. Die Entschlossenheit, mit der
Du diese Revolution vorangetrieben hast, hat Dir den Hass Deiner Gegner, vor allem in den USA, aber auch in den
kapitalistischen Staaten Europas, eingebracht. Du hast ihn produktiv in noch mehr revolutionäre Energie umgesetzt!
Immer wieder hast Du die Aufmerksamkeit auf die Dramatik der drohenden Zerstörung der natürlichen Existenzgrundlagen gerichtet, und damit demonstriert, dass der Kampf um einen sozialistischen Entwicklungsweg und die Klasseninteressen des Proletariats aufs engste mit dem Kampf um das Überleben der Gattung Mensch verbunden ist.
Kuba hat eine internationale Solidarität entwickelt, wie es in der Weltgeschichte nicht häufig vorkam. Kuba war der
entscheidende ausländische Faktor, dass das südliche Afrika von Kolonialismus und Apartheid befreit wurde, aber auch
in anderen Regionen der Welt war Dein Land initiativ. Heute sind Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte in
aller Welt unterwegs um die kapitalistischen Verbrechen an der Sozialpolitik der Staaten zu beheben. Kuba bleibt ein
Leuchtturm des Internationalismus!
In deinen Arbeiten und Ausführungen hast du immer wieder wichtige Beiträge für den Kampf der Kommunistischen
Parteien um die Wahrung und Wiederherstellung ihrer marxistisch-leninistischen Identität geleistet. Nicht zuletzt mit
Deiner Rede zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, in der Du erklärtest, dass 27 Millionen Sowjetbürger im
Großen Vaterländischen Krieg auch für das Recht gestorben sind „Marxist-Leninist zu sein, Kommunist zu sein und
die Vorgeschichte zu verlassen“.
Die DKP pflegt enge Beziehungen zur Kommunistischen Partei Kubas, die 1965 neu gegründet worden ist. In den
Neunzigerjahren sind in Kooperation zwischen PCC und DKP in der Provinz Matanzas mehrere Arztpraxen und Gesundheitszentren entstanden. Damit wollten wir dem kubanischen Volk ein wenig von seinem Internationalismus zurückgeben und es gleichzeitig in den schweren Jahren der Sonderperiode unterstützen. Die DKP bleibt an der Seite der
Kubanischen Revolution!
Nach Deiner Erkrankung vor zehn Jahren hast Du die Ämter niedergelegt, aber Dich nicht aus der Politik zurückgezogen. Revolutionäre gehen nicht in den Ruhestand …
Für Deine feste Entschlossenheit, für Dein revolutionäres Beispiel, für Deine klugen Reden vor nationalen und internationalen Gremien, für dieses Leben im Dienst des Sozialismus danken wir Dir.
Mit kommunistischen, internationalistischen und immer solidarischen Grüßen
Wera Richter (Stellvertretende Vorsitzende der DKP) Patrik Köbele
Hans-Peter Brenner
(Vorsitzender der DKP)
(Stellvertretender Vorsitzender der DKP)
Das Werk aller
W
ie lässt sich eine kommunistische Persönlichkeit von ihrer Umgebung trennen? Gar
nicht, wenn sie sie so stark beeinflusst
hat, wie es bei Fidel Castro und dem revolutionären Kuba der Fall ist.
Als vor genau zehn Jahren der gesundheitlich bedingte Rückzug Fidels
von allen Ämtern in Staat und Partei
bekannt wurde, ergab sich die Frage,
wie sich Kubas Parteiführung angesichts
dieser Herausforderung aufstellen würde. Der Sorge um Fidel selbst, verbunden
mit den anstehenden Feiern zu seinem
runden Geburtstag, wurde mit einem
trotzigen „Fidel: 80 más“ (Fidel: noch
einmal 80 Jahre) auf vielen Plakaten an
den Straßen der Hauptstadt Ausdruck
verliehen. Der Revolutionsführer genießt – sogar bis in Kreise der nicht terroristischen, nicht auslandsfinanzierten
Opposition – eine hohe Anerkennung in
der kubanischen Gesellschaft, wenn auch
die kapitalistischen Medien sich allein
der Minderheit im Land bedienen, wenn
es um den Beweis des Gegenteils geht.
Die Übergabe der Ämter an seinen
Bruder Raúl Castro, später durch Wahlen in Staat und Partei bestätigt, zeigte,
dass die Kontinuität der Revolution gewahrt blieb. Nuancenhafte Änderungen
des Kurses gingen jeweils auf das (ebenfalls in Kontinuität fortgeführte) Prinzip zurück, alles dann zu ändern, wenn
es der Moment erfordert oder ermöglicht – und sind keineswegs Zeichen für
Differenzen zwischen den Brüdern. Daher ist auch das damals in Mode gekommene Ausmachen von „Fidelistas“ und
„Raulistas“ eine interessegeleitete äußere Wahrnehmung, die von „amerika21“
bis „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ inzwischen weitgehend in der Versenkung
verschwunden ist.
Wie lässt sich eine kommunistische
Persönlichkeit aus ihrer Umgebung herausheben? Am besten nicht, wenn sie
tatsächlich eine ist. Fidel Castro hat nie
Wert auf einen Kult um seine Person
gelegt, und deshalb sind Geburtstagsglückwünsche für den Menschen und
anlässlich dessen für seine Leistung angemessen, aber Verehrung nicht. Kein
Gebäude, kein Platz auf Kuba ist zu Lebzeiten nach ihm benannt.
Es sei denn, die gleiche Verehrung
gälte in gleicher Weise auch den Revolutionärinnen und Revolutionären, die
sich – zeitlich parallel zur Kubanischen
Revolution – ebenfalls in Theorie und
vor allem Praxis für die Überwindung
des Kapitalismus eingesetzt haben und
dafür in so vielen Ländern der Erde ihr
Leben lassen mussten. Ob in Vietnam,
Indonesien, Kolumbien, Griechenland,
dem Kongo, Nicaragua, Angola, Laos,
El Salvador, Burkina Faso, Portugal, der
Türkei, Palästina, Spanien, den Philippinen, Guatemala oder wo auch immer.
Sie hatten nicht das Glück zu überleben. Womöglich waren ein paar von
ihnen von Intellekt und Charisma auch
dazu bestimmt gewesen, die Unabhängigkeit ihres Landes und dessen soziale
Umwälzung zu erreichen und zu verteidigen. Alle, die sich auf die eine oder andere Art ehrlich und unbedingt für den
Sozialismus als Prinzip und als Praxis
für die gesellschaftliche Ordnung gegen
die anarchische Gesellschaftsformation
des Kapitalismus einsetzen, verdienen
die gleiche Anerkennung, denn sie tun
es unter unterschiedlichen Bedingungen
auch – mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen.
Fidel weiß das – nichts geht von allein
und nichts geht allein. Wer die Zukunft
erkämpfen will, braucht Genossinnen
und Genossen, und das Werkzeug für die
sozialistische Revolution ist die Kommunistische Partei.
Letzteres galt auf Kuba nur bedingt.
Fidel Castro ist fast auf den Tag genau
ein Jahr jünger als der Vorläufer der Partei, der er so lange vorstand. Am 16. August 1925 hatten Carlos Baliño und Julio
Antonio Mella die erste Kommunistische Partei Kubas in Havannas Stadtteil
Vedado gegründet. „Obwohl die Partei
fast alle Jahre ihrer Existenz in der Illegalität verbringen musste und fürchterlichen Verleumdungen der bürgerlichen
Presse ausgesetzt war, die den neokolonialen Status Kubas verteidigte, half sie
dabei, die Ideen des wissenschaftlichen
Sozialismus zu verbreiten, ermutigte zur
Schaffung klassischer Gewerkschaften
und ermöglichte es, das Volk für den
Kampf zur nationalen Befreiung zu organisieren“, sagte Jorge Risquet, hochdekorierter kubanischer Internationalist, bei
der Gedenkveranstaltung am 90. Gründungstag der KP Kubas, wenige Wochen
vor seinem Tod.
Die KP, die geehrt wurde, änderte 1944 ihren Namen in Sozialistische
Volkspartei (PSP) um; angesichts der
Nähe zur KP der USA wenig verwunderlich, dass sie den Ereignissen, die die
jungen Revolutionäre um Fidel Castro
1953 lostraten, mindestens zurückhaltend gegenüberstand. Im Oktober 1965
wurde dann die jetzige KP Kubas als
Zusammenschluss dreier Organisationen, darunter die PSP, über den Umweg
der „Vereinten Partei der sozialistischen
Revolution“ (PURS) neu gegründet. Fidel Castro wurde ihr Erster Sekretär, ab
1976 auch Präsident der Republik. Die
KP Kubas initiierte in den letzten Jahren
manche Neuerungen in der Gesellschaft,
immer mit dem Mut zur Selbstkritik und
dem Geist der Offenheit, den auch ihr
historischer Vorsitzender besitzt.
Nun wird er neunzig Jahre alt, trotz
unzähliger Attentate auf sein Leben und
das auch von ihm vollbrachte Werk: Die
Verteidigung der Revolution gegen alle
Versuche das Land wieder in die Abhängigkeit vom Imperialismus zu treiben.
Nicht viele Menschen können von sich
sagen, dass ihrem Tod so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde – von
den Feinden aktiv, von den Freunden in
Sorge. Die bange Frage „Was passiert,
wenn Fidel stirbt?“ durchzog nach dem
Zerfall der UdSSR fünfzehn Jahre lang
die Solidaritätsveranstaltungen, als sei
die Revolution das Werk eines einzelnen
Mannes – bis zum Übergang vor zehn
Jahren. Da aber Fidel Castro eine kommunistische Persönlichkeit ist, baut er
nicht nur auf seine eigene Person sondern auf die, die am selben Werk arbeiten: die ehrlichen Mitglieder der PCC
und Zehntausende andere Revolutionäre. Darunter auch auf die in der Welt,
die mit seiner Säkularisierung leben
können.
Günter Pohl
Grafik: Pablo Labañino Meriño
Die Solidarität und der Inter
werden sein Leb
Am 13. August vollendet Fidel Castro sein neunzigstes Lebensjahr. Nur wenige Menschen
auf dem Planeten können auf ein annähernd bewegtes Leben zurückblicken und haben dabei gleichzeitig so viele Attentate auf ihr Leben überstehen müssen.
Die Kubanische Revolution und Fidel Castro sind untrennbar miteinander verbunden,
auch wenn es zu ihrer Errichtung und Festigung eines ganzen Volkes und nicht nur einer
einzigen Persönlichkeit bedurfte – so ungewöhnlich stark diese auch sein mag.
Fidel Castro hat die Kubanische Revolution immer als Produkt des Kampfes mehrerer
Generationen von Kubanerinnen und Kubanern gesehen. Dazu zählen die Widerstandsaktionen gegen die spanische Kolonisation im 19. Jahrhundert, die, angeführt von Manuel
de Céspedes, zum ersten Unabhängigkeitskrieg führten. Der zweite Unabhängigkeitskrieg,
inspiriert besonders von den Ideen von José Martí, brachte die Ablösung der Herrschaft
der Spanischen Krone, führte aber zur Übernahme der faktischen Macht durch die Vereinigten Staaten.
Wirkliche Souveränität erlangte Kuba erst mit dem Triumph der Revolution 1959, die
gleichermaßen internationales Agieren auf Augenmaß mit den führenden Industriestaaten
brachte, wie auch eine gesellschaftliche Gleichheit der Kubanerinnen und Kubaner wie es
sie bis heute in Lateinamerika nicht gibt. Die Revolution war mit dem Sturm auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 eingeläutet worden – unter Führung des jungen Fidel Castro.
Immer hat Fidel Castro mit seinem eigenen Internationalismus den Internationalismus
seines Volkes inspiriert. Kuba hat unter großen Opfern wesentlich dazu beigetragen, dass
das südliche Afrika frei von Kolonie und Apartheid wurde. Bis heute wird Fidel Castro,
stellvertretend für das kubanische Volk, dafür in ganz Afrika verehrt.
unsere zeit
Fidel Castro – 90. Geburtstag
Freitag, 12. August 2016 mandante Fidel!
13
nd Symbol für das sozialistische Kuba, wird am 13. August 90 Jahre alt
Begegnungen mit Fidel Castro
Von Heinz Langer, mehrere Jahre Botschafter der DDR in Kuba
Z
rnationalismus Fidel Castros
ben überdauern
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat Fidel als Staatspräsident Kuba durch
schwere Jahre geführt. Die damals ausgerufene Sonderperiode ist heute weitgehend überwunden, und Kuba ist immer noch ein sozialistisches Land. Veränderungen und Korrekturen
am sozialistischen Gesellschaftssystem sind immer dann durchgeführt worden, wenn sie nötig
und wenn sie möglich waren. Heute ist Kuba Beispiel dafür, dass jenseits des ausbeuterischen
und parasitären Kapitalismus, der immer auch auf die Ausgrenzung von Minderheiten setzt
und dem das Führen von Kriegen immanent ist, eine andere Art von gesellschaftlichem Zusammenleben möglich ist. Die Menschheit hat eine andere Wirtschafts- und Gesellschaftsform auch nötig, wenn sie ihr Überleben organisieren will!
Dieses Beispiel hat Fidel Castro den Hass der imperialistischen Mächte eingetragen –
und dieses Beispiel hat 1974 zur Gründung der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba und
zur Solidarität mit Kuba auch in den deutschen Staaten geführt.
Wir wissen, dass die Solidarität stärker ist als der Irrationalismus, mit dem Kubas Revolution bekämpft wird. Diese Solidarität geht über den Menschen Fidel Castro, dem wir
noch viele Jahre an der Seite seines Volkes wünschen, hinaus. Sie wird eines Tages auch sein
Leben überdauern.
Bundesvorstand der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
u den Mitarbeitern des kubanischen Außenministeriums und
der Internationalen Abteilung der
Partei hatte ich ausgezeichnete, freundschaftliche Beziehungen, und auch zu
Fidel. Ich war schließlich Mitglied der
ersten Partei- und Regierungsdelegation der DDR in Kuba und hatte in meiner Eigenschaft als Sektorleiter Lateinamerika im Zentralkomitee der SED
vor allem im Zusammenhang mit den
Ereignissen in Chile sehr intensive Arbeitskontakte mit Kuba. Also nutzte ich
meine Position, um den Protokollchef
Kubas, Roberto Melendes, zu konsultieren, wie ich meinen Auftrag an Fidel überbringen könnte. Roberto, der
seinen Präsidenten schon aus den Zeiten der Rebellenarmee kannte, sagte
mir, dass Fidel keinen großen Wert auf
Glückwunschzeremonien lege. Er gab
mir den Rat, ihn einfach zu mir einzuladen, denn es zeigte sich, dass es schwer
war, einen offiziellen Termin über das
Protokoll zu bekommen. Ich wählte die
Vermittlung durch die enge Vertraute Fidels, seine Privatsekretärin und
Kampfgefährtin aus der Sierra Maestra,
Celia Sanchez. Meistens kam dann Fidel
zu mir in die Residenz. Ich vermute, dass
er solchen Dingen einen privaten Charakter geben wollte. Er bedankte sich
für die Grüße und begann, vollkommen entspannt über die Bedeutung des
13. August für die DDR zu sprechen.
Dazu hatte er einen klaren Standpunkt.
Fidel hatte überzeugende Informationen, welcher Schaden der DDR früher
durch die offene Grenze und die Politik der BRD entstanden war. Er verglich
die US-Blockadepolitik gegen Kuba mit
den Methoden der BRD-Regierung gegen die DDR. Die Maßnahmen gegen
Kuba verstand er als eine weitere Methode, um die Verbreitung der sozialistischen Idee in Misskredit zu bringen.
Die Unterhaltung verlief in lockerer
Atmosphäre. Solche Gespräche waren
für mich als DDR-Vertreter sehr wertvoll und trugen sichtbar zu Festigung
der persönlichen Beziehung bei. Der
Geburtstag Fidels war übrigens nicht
der einzige Anlass, dass er mich in meiner Wohnung besuchte.
Einmal besichtigte er die ganze Residenz – wohl wissend, dass das Haus,
wie er sagte, für die einst mächtigste
Figur im vorrevolutionären Kuba, den
USA-Militärattaché, gebaut worden
war. Fidel entdeckte in den beiden Arbeitszimmern jeweils einen verschlossenen Safe. Als ich ihm sagte, dass ich
bisher diese Tresore noch nicht öffnen
konnte, spürte ich sein wachsendes Interesse und er versprach mir, einen seiner Spezialisten zu schicken. Aber wie
vermutet, hatte der US-Vertreter noch
genügend Zeit gehabt, die Geheimnisse
in Sicherheit zu bringen.
Der Internationalist
Es ist bekannt, dass Kuba ein großes
Verdienst bei der Befreiung von Ländern Afrikas von kolonialer oder halbkolonialer Abhängigkeit hat. So zum
Beispiel im Falle Angolas. Dieses reiche
Land wurde ebenfalls mit der Nelkenrevolution in Portugal frei. Auch in diesem Falle war es dringend erforderlich,
die Freiheit gegen die Gelüste anderer
imperialer Mächte zu verteidigen. Im
Oktober 1975 drohten die Streitkräfte
Südafrikas und des Kongo unter Mobutu die Hauptstadt Angolas zu erobern.
Der Führer der Befreiungsbewegung
MPLA, Agostinho Neto, bat die revolutionäre Regierung Kubas um Hilfe. Die
kubanische Regierung reagierte unverzüglich, indem sie umfangreiche militärische Hilfe schickte. Die DDR hatte
selbst traditionelle Beziehungen zu den
afrikanischen Befreiungsbewegungen.
Die Führung der DDR unterstützte, ihren Möglichkeiten entsprechend, auch
die kubanischen Hilfsmaßnahmen. Natürlich benötigte das sozialistische Kuba
mit seinen begrenzten wirtschaftlichen
Möglichkeiten diese Unterstützung.
Zur Koordinierung der Sicherstellung
für die umfangreichen Militäraktionen
besuchte mich Fidel öfter in meiner
Residenz, wodurch die vertrauensvollen, freundschaftlichen Beziehungen
zwischen unseren Staaten weiterhin gefestigt wurden. Die Besuche erfolgten
spontan. Fidel meldete sich aber immer
kurzfristig mit seinem Autotelefon an.
Oft kam er in Begleitung einiger Minister, in Abhängigkeit von den Objekten, die er gerade besuchte. Auch hier
herrschte eine komplett informelle Atmosphäre. Ihm machte es auch nichts
aus, wenn er mich beim Rasieren oder
beim Umkleiden für eine nächste Veranstaltung überraschte. Fidel breitete
gewöhnlich die Karte von Angola aus
und erläuterte mir im Detail die unmittelbar bevorstehenden Kampfhandlungen. Es war beeindruckend, wie er über
die große Entfernung Einfluss auf die
taktische Situation ausübte, wie er persönlich und effektiv die Führung der
kubanischen Truppen in Angola organisierte. Natürlich setzte er voraus, dass
ich jeweils die Partner in der DDR aktuell informierte.
Rum und Bier
Während der feierlichen Eröffnungszeremonien anlässlich der Übergabe von
uns erbauter Objekte musste ich stets
auf der Hut sein. Denn Fidel hatte sich
angewöhnt, während seiner Rede überraschend Fragen an mich zu stellen.
So zum Beispiel im Falle der Brauerei ‚Minima“ in Paraguay. Die Fragen
betrafen u. a. die Trinkgewohnheiten der
DDR-Bürger oder technische Probleme des Bierbrauens. Am Abend, beim
Empfang, erzählte er mir über die Probleme in der Provinz Holguin, in der
sich die Industrie am schnellsten und
mit ihr die Anzahl der Arbeiter entwickelt habe. Die Trinkgewohnheiten seien noch immer auf den Konsum von kubanischem Rum gerichtet. Daher plane
er, die Brauerei zu erweitern, damit die
Arbeiter mehr Bier an Stelle von Rum
konsumierten. Wie nebenbei erkundigte
er sich, ob von unserem Kredit für die
Brauerei in Camaguey „noch etwas übrig sei, um die Brauerei in Holguin zu erweitern“. Heute ist diese Brauerei übrigens noch immer die modernste Kubas.
Übergabe der modernsten
Druckerei Kubas
Es war geplant, dass in dieser Druckerei –
mit einer projektierten Jahreskapazität
von 20 Millionen Büchern – der Schulbuchbedarf des kubanischen Bildungswesens, eine der wichtigsten Errungenschaften der kubanischen Revolution,
gedeckt werden sollte. Der Bedeutung
entsprechend konnten wir aus diesem
Anlass ein künstlerisch anspruchsvolles
Eröffnungskonzert erwarten. Die beiden damals bekanntesten Sänger, Silvio
Rodriguez und Pablo Milanes, gaben sich
die Ehre. Vor dem Konzert besichtigte
Fidel die riesige Druckerei. Es war beeindruckend, ihn bei seinem Rundgang
zu beobachten. In der klimatisierten Produktionshalle mit modernsten Maschinen und anderen Geräten unserer auf
Weltniveau produzierenden polygraphischen Industrie ausgestattet, herrschte
feierliche Stimmung. Die Arbeiter und
das Servicepersonal waren überwiegend
junge Leute, die ihre Ausbildung meist
in der DDR, in Leipzig oder Dresden erhalten hatten. Auch hier bemerkten wir
in den Gesprächen den großen Sachverstand Fidels. Natürlich interessierte er
sich auch für die Qualifizierungsmaßnahmen in der DDR. Die längste Zeit
verbrachte er jedoch damit, sich mit den
kubanischen Jugendlichen über ihr privates und soziales Umfeld in sehr lockerer und völlig ungezwungener Art und
Weise zu unterhalten. So etwas habe ich
in dieser Form bisher nur in Kuba erlebt,
dass der oberste Repräsentant sich mit
Arbeitern und Jugendlichen unterhält,
als wären sie Mitglieder eines gleichen
Arbeitskollektivs.
Gegen Ende des Konzerts fragte
mich Fidel, ob ich danach noch Zeit
hätte, um mit ihm und seiner Begleitung
(es waren die Bezirkssekretäre der Ostprovinzen, der Landwirtschaftsminister,
weitere Minister, wie für das Bauwesen
und für die Staatsreserven) in die Berge zu fahren. Er müsse dort in einem
Tal „Valle de Caugery“ im östlichen
Bergmassiv eine wichtige Entscheidung
treffen. In diesem sehr fruchtbaren Tal,
das aber zu wenig Wasser hat, müsse
ein Fluss gestaut werden, um es für die
anliegenden Bauern und die Landwirtschaft besser nutzen zu können. Das
Projekt wolle er vor Ort mit den Bauern und Spezialisten diskutieren, um zu
einer Entscheidung zu kommen.
Wir hatten uns schon gewundert,
dass eine Kolonne mit zahlreichen Jeeps
vorgefahren war. Mich traf die Einladung völlig unvorbereitet. Ich nahm die
Ehre an und willigte in dieses Abenteuer ein. Ich schickte meinen Fahrer mit
Wagen und entsprechenden Instruktionen für meine Frau und die Botschaft
nach Havanna zurück und reihte mich
mit dem mir zur Verfügung gestellten
Jeep in die Kolonne ein. Etwa zwei
Stunden fuhren wir in völliger Dunkelheit durch die Berge bis zu einem improvisierten Feldlager der Armee. Dort,
es war gegen 2 Uhr in der Nacht, wurden
wir von Soldaten bewirtet. Während des
Essens plauderte Fidel über Erlebnisse
in den Bergen aus der Zeit der Kämpfe.
Nach einiger Zeit, die wie im Flug
verging, teilte er mir mit, dass die Bauern zu einer Versammlung eingeladen
hätten, um die Probleme zu diskutieren. Auch hierzu lud er mich ein. Es
fing schon an zu tagen, als wir das Tal
erreichten. Fidel stellte uns den Bauern
vor und bat mich, neben ihm Platz zu
nehmen. Er begann sogleich über die
Landwirtschaft der DDR und über den
Einfluss der Genossenschaften auf Kuba
zu sprechen und brachte mich zur Belustigung der Versammelten wiederholt ins
Spiel, indem er mir Fragen stellte über
Dinge, die die kubanischen Bauern noch
nicht kannten – wie Magermilch, Margarine usw. Über das Stausee-Projekt
entwickelte sich eine heftige Diskussion.
Erschöpft, aber zufrieden, fuhren wir zu
unseren Zelten und freuten uns auf den
verdienten Schlaf. Wir nahmen an, dass
der Chef sich ebenfalls zur Ruhe begab; aber weit gefehlt, er zog sich mit
den Spezialisten für das Bauvorhaben
in sein Zelt zurück, um an dem Projekt
zu arbeiten. Ich war froh, dass Fidel mir
einen Platz in seinem Flugzeug anbot
für die Rücktour.
Resümierend kann ich sagen, dass
diese Begegnung zum wiederholten
Male meine Meinung bestätigt hat,
dass Fidel Castro ein außergewöhnlicher Mensch ist: menschlich und – was
viele nicht glauben wollen – zugleich
ein Staatsmann, der sich bei seinen Entscheidungen mit seinen Mitarbeitern
und den kompetenten Gremien berät,
der trotz seines Temperaments geduldig
und ausdauernd zuhören kann.
(Nachdruck aus „Cuba Libre“ , Zeitschrift der Freundschaftsgesellschaft
BRD-Kuba e. V. Red. bearb. und gekürzt)
Friedenskämpfer, Gewerkschafter, Kommunist, Revolutionär
Herbert „Herbie“ Wils
wird am 12. August 2016
85 Jahre
„Die Mitglieder der KPD müssen bereit sein, unermüdlich für die Verwirklichung der Beschlüsse der Partei zu kämpfen, für die Partei und
die Arbeiterklasse Opfer zu bringen …“
*15. 1. 1939 – 06. 1. 2016
So stand es in Deinem ersten kommunistischen Parteibuch – ausgestellt
im März 1952.
Die DKP-Kreisorganisation
Gladbeck nimmt Abschied
Und danach kämpfst und lebst Du bis heute. Nichts und niemand konnte
von ihrem
Genossen
Helmut
Große.
Dichlangjährigen
davon abbringen, auch
nicht tiefste
Illegalität.
Das Verbot Deines
Jugendverbandes, der FDJ, 1952 und dann 1956 Deiner Partei, der KPD,
vermochten
Dich nicht
zu brechen.stellte Helmut sein ganzes
Durch das
Elternhaus
geprägt,
Dafür hast Du schwerste persönliche Opfer gebracht.
Leben aus
tiefster
persönlicher
Überzeugung
in den
Du wurdest
während
des Adenauer-Regimes
von den nach
wie vor braunen Richtern
verurteilt.
In drei Prozessen
brachte
Dir Dein
Kampf
Dienst der
Partei:
Seit
frühester
Jugend
war
er
in
dergegen
Remilitarisierung, für Frieden und gegen die Spaltung Deutschlands 54
FDJ engagiert.
Inein.
den
60er
Jahren
ist erDirvom
K14 jungen FaMonate Knast
Jahre,
die der
Klassenfeind
und Deiner
milie gestohlen hat.
verhaftet
er illegal
Flugblätter
gedruckt
und
Derworden,
Kalte Krieg weil
blieb, aber
das Kräfteverhältnis
änderte
sich.
konstituierte
Du warst Mitinitiator in Hagen.
verteilt 1968
hatte.
Zudemsich
hatdieerPartei
aufneu,
gewerkschaftlicher
BasisIn
der DKP konnten die Kommunisten sich – wenn auch unter großem Druck
Reisen nach
Moskau
organisiert
und durchgeführt.
und erneuten
Repressalien
(Berufsverbote) –
wieder legal betätigen. Die
Partei wuchs, Du hattest beträchtlichen Anteil daran, besonders auch
Im Jahre
1968 war Helmut einer der Gründungsmitglieder
als Mentor und politischer Ziehvater einer ganzen Generation junger
Genossinnen und Genossen.
der Parteiorganisation
Gladbeck.
Als Arbeiter lag Dein politischer Schwerpunkt in der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit. Du warst viele Jahre Betriebsrat in den Großbetrieben
Internationale
Parteiarbeit war ihm auch nicht unbedeutend.
Wittmann und Bauknecht. Dein Ringen um Aktionseinheit beim Kampf
den er,
Erhalt
der Arbeitsplätze
verschaffte
Dir Anerkennung
und großen
Ab 1965umhat
solange
er konnte,
sämtliche
Materialien
Respekt – auch unter politisch Andersdenkenden.
für die Partei
gedruckt.
Gleiches gilt
für Deine Arbeit als Kommunalpolitiker. 15 Jahre warst Du
für Deine Partei im Rat der Stadt Gevelsberg, trägst den Ehrentitel Stadt*15. 1. 1939 – 06. 1. 2016
ältester.
Unsere Solidarität gilt seiner Frau Sigrid
Die DKP-Kreisorganisation Gladbeck nimmt Abschied
Wieder änderten sichund
die Zeiten,
die Konterrevolution
marschierte.
seinen
Kindern
vonauch
ihrem
langjährigen
Aber
unsere
schwere Genossen
NiederlageHelmut
konnte Große.
Dir nicht Deinen histori-
schen Optimismus nehmen. Jetzt war Deine Kampfaufgabe der Erhalt
Durch das
stellte
Helmut
sein ganzes
WirElternhaus
werdengeprägt,
Helmut
nie
vergessen.
unserer Partei. Dafür hast Du Dich mit aller Kraft eingesetzt.
Leben
aus
tiefster
persönlicher
Überzeugung
in
den
Bis heute bist Du einer unserer Aktivisten. Trotz gesundheitlicher
ProbFürleme
die
DKP-Kreisorganisation
Gladbeck
Antje
Dienst
der
Seit frühester
Jugend
war
er in der
hast
DuPartei:
es Dir nicht
nehmen lassen,
am
Pressefest
der UZPotratz
teilzunehmen.
FDJ engagiert. In den 60er Jahren ist er vom K14
Wir
schätzen
Deine geschliffenen
Diskussionsbeiträge
auf unseren
Mitverhaftet
worden,
weil er illegal
Flugblätter gedruckt
und
gliederversammlungen, an denen Du selbstverständlich bis heute teilverteilt hatte. Zudem hat er auf gewerkschaftlicher Basis
nimmst.
in unseren Reihen haben.
Unse
11.00-11.45
11.00 -11.45Referat
Referat
Am 27. Juli – mit 65
hat uns
Freund, Genosse
VorJahren –
allem aber
dirunser
– hollguter
di man
-- Erste
des
21.
Parteitags
Eingeladen
sind
alle
Bezirke
und
die
Einzelmitglieder
der
ErsteBilanz
Bilanz
des
21.
Parteitags
Eingeladen sind alle Bezirke und die Einzelmitglieder
der
und Kamerad Werner
Varga
kurzer,
aber
schwerer Krankheit
stief
un' nach
locker
op de
Been!
-- Handlungsorientierung
und
Bildungsarbeit
Handlungsorientierung
undAufgaben
Aufgabender
der
Bildungsarbeit
Bildungskommission.
Um
Voranmeldung
bei
der
Bundesgeviel
zu
früh
für
immer
verlassen.
Bildungskommission.
Um
Voranmeldung
bei
der
BundesReferent:
Referent:H.-P.
H.-P.Brenner
Brenner
Wir trauern um Werner
seiner Lebensgefährtin
Renate.
schäftsstelle
gebeten.
Deinemit
Eimsbüttler
ROTen
11.45
Diskussion
Referat
geschäftsstelle
wird
gebeten.
wird am 1
11.45--13.30
13.30
Diskussionzum
zumwird
Referat
15
Uhr
13.30
13.30–- 14.00
14.00 Pause
Pause
Kinderfest mitDiskussion
Catharina
Mit Werner verliert die Friedensbewegung, verlieren die Kom14.00–
14.00 -16.00
16.00Information
Informationund
und Diskussionzu
zuden
dennächsten
nächsten
munistInnen, die AntifaschistInnen, seine FreundInnen von KuhSie erzählt den Kindern Märchen
Arbeitsvorhaben:
Arbeitsvorhaben:aus der großen weiten Welt.
le Wampe einen aktiven, treuen und zuverlässigen Mitstreiter.
-- Aufbau
Aufbauund
undStabilisierung
Stabilisierung
vonBildungsstrukturen
Bildungsstrukturenininden
den
Tombola,von
Flohmarkt,
Wir werden uns bemühen, die durch seinen
entstandene Bewegun
Zur Tod
sozialistischen
Bezirken,
Erstellung
Bezirken,Regionalberatungen;
Regionalberatungen;
Erstellungeines
eines
Kaffee + Kuchen
Willkommen im Leben!
Lücke
zu
schließen.
„Leitfadens
als 16-jähriger zu den Juso
„Leitfadensfür
fürdie
dieBildungsarbeit“
Bildungsarbeit“
15.30 Uhr
Seine friedenspolitischen, antifaschistischen, demokratischen
-- Produktion
neuen
Produktionvon
von
neuenBildungsheften.
Bildungsheften.
richtigen
linken politischen
Diskussionsrunde
zum Thema
Cleo Hiciano
Wanitschka
und sozialen Anliegen
sind uns Auftrag,
in seinem Sinne den
Ingar
Solty
Die »Flüchtlingskrise« und
Festlegung
von
Themen
Festlegung
von
„AfDThemen
verhindern! Aufstehen gegen
fast
drei
Jahrzehnte.
Nach de
Kampf fortzusetzen.
geboren 9. Dezember 2015
-- Digitalisierung
alter
Materialien
Internet-Auftritt
Digitalisierung
alter
Materialien
und
Internet-Auftritt
derRassismus"
globale
 Lothar
mit Kapitalismus
Estherund
Bejarano,
SDAJ,
RJVD
und
Verabschieden möchten wir uns von Werner
mit den
Zeilen
vonRote Garde
-- Neue
Marianne Wilke, Dr. Jürgen Brüggemann
NeueAntimilitarismus-Broschüre
Antimilitarismus-Broschüre
Elsner Marx,
Engels
und mit
Lenin
über
Ernest Hemingway:
anschließend
viele
Jahre akt
Schön,
dass
Du
jetzt
bei
uns
bist.
und
Ove
Heinrich.
-- Geschichtsdiskussion
und
Kooperation
Geschichts
Geschichtsdiskussion und Kooperation mit Geschichts„Bedenket, dass er eine schöne Zeit gehabtauch
hat, Sympathisant des KA
Arbeiterwanderung
imJahrestags
Kapitaliskommission
zur
des
der
kommission
zurVorbereitung
Vorbereitung
des100.
100.
Jahrestags
der
Ab 17 Uhr
und dass nichts
dadurch besser
wird, Osiris, Eva Luna
Glückwunsch
an Sabine,
Oktoberrevolution
Griechische
Speisen
Feinsten
Oktoberrevolution
nisierte sich Michael in der
mus
 Tom
Vickersvom
Geflüchtete,
Kawenn
man
es
tausendmal
hat.
-- Grundkurse
an
der
KL-Schule
Grundkurse an
der
KL-Schule
Wein,
Mojito
+ und Bier vom Fass
er Line
vom Vertrauen seiner gew
pitalismus
undDJder
Staat  Sabine
Nur sehr wenig Menschen
sind wirklich
lebendig,
Roland, Devrim,
Nadine,
-- Künftige
Arbeitsstrukturen
Live Musik + und
André
KünftigeZusammensetzung
Zusammensetzung
und
Arbeitsstrukturender
der
ginnen
und Kollegen getrage
und
die,
die
es
sind,
sterben
nie;
Lösing Afrika
im
Visier
deutscher
Bildungskommission
(Bilanz
/ /neue
Überlegungen)
Bildungskommission
(Bilanz
neue
Überlegungen)
es
zählt
nichts,
dass
sie
nicht
mehr
da
sind.
el
stand
immer zu den Prinz
16.00
16.00––16.30
16.30
und europäischer
Militär-2016
und InteSamstag,
den 20. August
Niemand,
den
man
liebt,
ist
jemals
tot.
“
-- Verschiedenes
es
dauerte
aber lange, bis er
Verschiedenes
Micha
60
Krieg – Terror
Flucht
ressenpolitik2a,Claus
Schreer AlternaJahnstraße
Elmshorn
Unser Genosse
Wir verabschieden uns von Werner:
tiven
zur
Festung
Europa
 Cornelia
Eingeladen
Bezirke
und
Einzelmitglieder
der
Eingeladensind
sindalle
alle
Bezirke
unddie
die
Einzelmitglieder
der
Bildungskommission.
Um
bei
Bildungskommission.
UmVoranmeldung
Voranmeldung
beider
derBundesgeBundesKerth Flüchtlinge
Willkommen!
Eine
„Sich
fügen heißt
lügen."
(Erich Mühsam)
schäftsstelle
wird
gebeten.
geschäftsstelle
wird
gebeten.
Herausforderung auch für AntifaDieses Lebensmotto
passt auch zum
unserer Genossen
schist_innen
und Leben
FriedensbeweKrieg
– Terror
Erich,
Hans
und
Michael.
gung
 EVG Berlin Wer gegen Flüchthetzt, hat in der Gewerkschaft
Wirlinge
gratulieren
euch ganz herzlich
Ingar Solty Die nichts
»Flüchtlingskrise«
verloren
zum Geburtstag,und
liebe Genossen
Flucht
der globale Kapitalismus  Lothar
Elsner Marx, Engels und Lenin über
Weitere Themen u. a.:
Arbeiterwanderung im KapitalisReisen nach Moskau organisiert und durchgeführt.
Uri Avnery »Internationalen Terrorismus« gibt es nicht
mus  Tom Vickers Geflüchtete, KaIm Jahre
1968
einer Dir
derheute
Gründungsmitglieder
Lieber
Herbert,
wirwar
sindHelmut
stolz darauf,
zu Deinem Ehrentag gra| Hans
Die Solidarität mit dem Kampf
pitalismus und
derChristoph
Staat Stoodt
 Sabine
tulieren
zu dürfen und bedanken
uns für Deine Lebensleistung.
der Parteiorganisation
Gladbeck.
Lösing Afrika Palästinas
im Visier deutscher
ist nicht verhandelbar | Klaus Wagener
Danke
für euren Einsatz
und europäischer
und »Neuordnung«
InteInternationale
ihm Deiner
auch nicht
unbedeutend.
Venceremos –
undParteiarbeit
feiere schön war
im Kreis
Familie.
KriegMilitärin Syrien
des Nahen/ Mittle„für
die
Sache,die
so Schreer
einfach,
aber schwer zu machen ist"!
ressenpolitik
Claus
AlternaAb 1965 hat er, solange er konnte, sämtliche Materialien
ren Ostens | Peter Mertens Den IS finanziell trockentiven zur Festung Europa  Cornelia
für die Partei gedruckt.
Euch und euren
Familien
wirGewerkschaftstag
alles Gute!
legen
| Annewünschen
Rieger Zum
der IG
Kerth Flüchtlinge Willkommen! Eine
Metall
|
Bernd
Müller
Weltklimavertrag
kaum
in
Sicht
Unsere Solidarität gilt seiner Frau Sigrid
Herausforderung auch für AntifaDKP-KV Nürnberg Land
Unsere Genossin
und seinen Kindern
Moro Die Tendenz des Westens zum Krieg
schist_innen | Domenico
und FriedensbeweDKP-Gruppe Hof
Februar
2016 gratis testen
gung  EVG Berlin
Flücht- Radikalismus Einzelpreis
undWer
dergegen
islamische
| Herwig Lerouge
Wir werden Bis
Helmut
nie
vergessen.
9,50 €
geb.
Pelger
DKP-Kreisvorstand
Oberfranken
Jahresabo 48,00 €
linge hetzt, hat in der Gewerkschaft
Gramsci
und
die
griechische
Krise
|
Kurt
Baumann
Bezirksvorstand
DKP
Nordbayern
ermäßigtes Abo 32,00 €
Für die DKP-Kreisorganisation Gladbeck Antje Potratz
nichts verloren
5.12.1925–27.7.2016
Erich Schreier zum 87.
Hans Sommermann zum 75.
Michael Maas zum 60.
DKP Hagen
Hannelore Nowak,
ist am 27. Juli im Alter von 90 Jahren verstorben.
Der Krieg und die Aufbaujahre in Bochum prägten die junge Hannelore. Schon Ende der 1940er Jahre fand sie den Weg in die kommunistische Bewegung. Sie setzte sich für den Frieden, demokratischen Fortschritt und die Interessen der arbeitenden Menschen ein.
Das Verbot der KPD traf sie und ihren Mann Willi hart. Viele Jahre
unterstützte sie den Kampf gegen das Verbot der KPD. Immer wieder setzte sie sich für die Freilassung der politischen Gefangen ein
Bis Februar 2016 gratis testen
und engagierte sich in der Solidaritätsbewegung, die die sozialen
Folgen für die Familien und Isolierung in den Gefängnissen zu lindern versuchte.
Hannelore war 1968 Mitbegründerin der DKP in Bochum und jahrelang im Kreisvorstand und ihrer Wohngebietsgruppe Linden/Dahlhausen, vor allem in der Kommunalpolitik aktiv. Hannelore schrieb
für die NRW-Zeitung „Tatsachen“ , wurde Mitglied des Redaktionskollegiums der DKP-Zeitung „Unsere Zeit“ . Über 20 Jahre prägte sie
mit ihren Artikeln zu Themen der Innenpolitik und aus demokratischen Bewegungen das Bild der Zeitung.
In den letzten Jahren bestimmten leider gesundheitliche Einschränkungen ihr Leben. Wir verlieren mit Hannelore eine Kämpferin für
Demokratie und Sozialismus.
DKP Kreis Bochum
UZ-Redaktion
DKP Parteivorstand
Die Faschismusanalyse der KPD(O | Robert Steigerwald
Weitere Themen Zum
u. a.:
90. Geburtstag von Hermann Klenner | Meike
Uri Avnery »Internationalen
gibt es
nicht Ernst Thälmann" e. V.
Veranstaltungen
inTerrorismus«
der „Gedenkstätte
Bohn Hacks
und die
Frauen
| Hans Christoph Stoodt Die Solidarität
mit dem KampfTarpenbekstr.66
im Thälmann-Haus,
leninistischen Partei DKP fa
Kreis Uwe
Bremen,
fand er endlic
Ralf Backes, Gisela Blomberg,
Heide Ferber,
Rolf Fischer,
Funke, Mar­
Michael
Henk
gret Gerhards, die GenossInnen von der Karl-Liebknecht-Schule,
Anneseiner Kommunistischen
Pa
am Hermann
16. JanuarKopp,
2016Uwe Koopmann, Axel
liese Kampkötter, Renatewird
Kerber,
chael
wurde
Mitglied
der
Be
Köhler-Schnura, Marlene Kühn, Hartmut Lohse, Anna u. Falk Mikosch,
die FreundInnen vom Motorradclub
Kuhle Wampe
Neanderthaler“
ver„Die
Genosse.
Die, Öffentlichk
60 Jahre
Bettina Ohnesorge, Ute van Roosmalen, Katja Seidel, Christiane Schnura,
derWinkes
Straße, im Wohngebiet
Jürgen
Inge Trambowsky,
Wilke,
Klaus
Einzelpreis
9,50 €Peter
ZurSchuh,
sozialistischen
Bewegung
stieß
unser
Michael schon 1972
es
die
Bremer
Jahresabo
48,00
€ eine intensive Suche
als 16-jähriger
zu den
Jusos;
nach derRundschau,
Norden
ist,
ohne
linken
politischen
begann um
und
dauerte
ermäßigtes
Abo
32,00
Der richtigen
Abschied
findet
statt
am€ Orientierung
Freitag, 12. August,
11.30
Uhr diesen gute
fast drei Jahrzehnte. Nach
den Jusos
hatte
er
lose
Kontakte
im Beerdigungsinstitut
Dischleid,
Düsseldorf-Gerresheim,
Quatungen Namenzuund Gesicht
SDAJ, RJVD110
und Rote Garde. 1973 Mitglied der Roten Garde,
denhofstraße
herausbringen.
anschließend viele Jahre aktives Mitgliednicht
KPD/ML,
3 Jahre
Traueranschrift:
Renate Fest, Stapelbachwegder
6, 40
625 Düsseldorf
auch Sympathisant des KABD. Im Alter von 18 Jahren organisierte sich Michael in der Gewerkschaft
ÖTV, später
Beruflich
istwurde
Michael sehr en
er vom Vertrauen seiner gewerkschaftlich organisierten Kollemen-Ost als
Musiktherapeu
ginnen und Kollegen getragen, ver.di-Vertrauensmann.
MichaSonnabend,
13.8.2016,
n Prinzipien
Festveranstaltung
el stand
immer 17zuUhr
den
des Marxismus-Leninismus,
Die Musik ist ein besondere
es dauerte aber lange, bis er den Weg zuren
unserer
marxistischoder
als Bandmitglied in
leninistischen Partei DKP fand. 2001 sogar Mitglied im ZENund
natürlich
Kreis Bremen, fand er endlich vor über 10 Jahren den Weg als
zu Solist das
seiner Kommunistischen Partei. Nicht lange
dauerte
es,
MiArbeiterliedern. Ein von ihm
chael wurde Mitglied der Bezirksleitung in
Bremen
und ein akti- gehörte da
Bremen-Nord
Mit Eberhard
Panitz, Jennipher
Antoni • Podiumsdiskussion mit:
ver Genosse.
Die Öffentlichkeitsarbeit
unserer Partei und auf
Hans der
Modrow,
Fritz Steletz,
Arnold Schölzel •wäre
Musik: Tobias
der IGschwierig.
Metall und
Straße,
im Wohngebiet
ohneThiele
Michael
Ob SPD nahm
es die Bremer Rundschau, Der Schrittmacher
oder derund
RoteBücher des
terliteratur
Nordenin Kooperation
ist, ohne mit
diesen
guten Layouter,
der unseren KleinzeiVeranstaltung
der FG BRD-Kuba
und dem
Hoffnungstraße
18
Eintritt: 7,00
5,00
€
Verlagtungen
Wiljo Heinen.
Namen
und€/ermäßigt:
Gesicht
gibt,
könnten wir diese Zeitungen
Um Anmeldung unter 0 30/53 63 55-56 oder [email protected] wird gebeten
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nicht 45127
herausbringen.
Essen
Fidel zum 90. Geburtstag!
Neueund
Der Verlag Wiljo Heinen feiert seinen
Impulse
10. Geburtstag
Verlag
FOTO: ROBERTO CHILE
14 Freitag, 12. August 2016
-- Produktion
Produktionvon
vonneuen
neuenBildungsheften.
Bildungsheften.
Cleo Hician
Festlegung
Festlegungvon
vonThemen
Themen
geboren 9.
-- Digitalisierung
Digitalisierungalter
alterMaterialien
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undInternet-Auftritt
Internet-Auftritt
-- Neue
NeueAntimilitarismus-Broschüre
Antimilitarismus-Broschüre
-- Geschichtsdiskussion
Anzeigen und
unsere zeitSchön, dass D
Geschichtsdiskussion
undKooperation
Kooperationmit
mitGeschichts
Geschichtskommission
zur
der
kommission
zurVorbereitung
Vorbereitungdes
des100.
100.Jahrestags
JahrestagsAm
der
Beratung
der Bildungskommission
14. Januar 2016 vollendet
Glückwunsch an S
Oktoberrevolution
Oktoberrevolution
des Parteivorstands
„Wollt ihr denen Gutes tun, die der Tod getroffen,
-- Grundkurse
Grundkursean
ander
derKL-Schule
KL-Schule
Menschen, lasstHelga
die TotenMöbius
ruh’n und erfüllt ihr Hoffen!"
Termin:
SamstagZusammensetzung
16. Januar, 11.00 Uhr
Erich Mühsam Roland, Dev
-- Künftige
und
Arbeitsstrukturen
der
Künftige Zusammensetzung und Arbeitsstrukturen
ihrder
drittes Vierteljahrhundert.
(Bilanz
Bildungskommission
(Bilanz/ /neue
neueÜberlegungen)
Überlegungen)
Ort: Hannover: Bildungskommission
Bezirksbüro
der DKP Niedersachsen,
Wir gratulieren herzlich.
Göttinger Straße
58
16.00
–
16.30
16.00 – 16.30
Werner Varga
Uns, dass wir eine so flotte
-- Verschiedenes
14.2.1951
– 27.7.2016
Verschiedenes
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Vorschlag
Vorschlagzur
zurTagesordnung:
Tagesordnung:
ben ist nicht zu schaffen oh
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Enkelkinder, seine Katze K
men-Ost
und11–18
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mHamburg –
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te
r• Buchhandlung
. d e als Musiktherapeut
wichtige
Stütze sind.
Ernst-Thälmann-Platz
Palästinas ist nicht verhandelbar | Klaus Wagener
Die Musik ist ein besonderes Hobby, sei es Schallplatten höwww.jungewelt.de/ladengalerie
ren oder als Bandmitglied in der Rock-Pop-Band „East Five“,
ren Ostens | Peter Mertens Den IS finanziell trockenNeue
und natürlich als Solist das Komponieren von politischen und
Am Sonntag 14.8.2016
legen | Anne Rieger Zum Gewerkschaftstag der IG
Michael, wir freuen uns auf D
Der 21. Parteitag
und die DKP
Arbeiterliedern. Ein von ihm organisierter Willi-Bredel-Abend
Impulse
um 15.00
Uhr:
Metall | Bernd Müller Weltklimavertrag
kaum in
Sicht
"
und Freunden
in Bremen-Nord gehörte dazu, FreundeFreundinnen
aus der Linkspartei,
marxistisch-leninistische
Partei“
| Domenico Moro Die Tendenz des Westensals
zum Krieg
Verlag
der IG Metall und SPD nahmen teil. Mit Vorliebe
liest
er
Arbeidiesem Tag im Mittelpunkt
und der islamische Radikalismus
| Herwig
Lerouge
Vortrag und
Diskussion:
terliteratur
und Bücher des Marxismus-Leninismus.
Die DKP Frankfurt/Main lädt herzlich zu einem
ersten
Krieg in Syrien »Neuordnung« des Nahen/ Mittle-
Gramsci und die griechischeMit
Krise
| Kurt Baumann
Zeitzeugen
Hoffnungstraße
1821. Parteitag ein.
Meinungsaustausch
nach dem
So ein intensives
60 Jahre KPD Verbot
es reicht, weg damit!
von Led Zeppelin, Stones, Pr
Die Faschismusanalyse der KPD(O | Robert Steigerwald
politisches, berufliches und kulturelles Le45127 Essen
Zum 90. Geburtstag von Hermann Klenner | Meike
ben
ist
nicht
zu
schaffen
Tel.:um
0201-23
67 57
Am
Montag, 18. 1. 2016,
19.00 Uhr
im DGB-Haus Frankfurt/M. ohne seine Anja, seine Kinder- und
Bohn Hacks und die
Frauen
Enkelkinder, seine Katze Kira, die dem Michael eine ganz
begrüßen
w w w. m a r x i s t i s
c h e - b l a ewir
t t e rdazu
. d e den stellvertretenden
wichtige Stütze sind.
Referent:
Fritz Dittmar
Vorsitzenden
der DKP, Genossen
Moderation:
André und
Buschmann
Der 21. Parteitag
die DKP
"
als marxistisch-leninistische Partei“
DKP Br
DKP Br
Hans-Peter Brenner
Michael, wir freuen uns auf Deine Geburtstagsfeier mit Deinen
Freundinnen und Freunden, nicht Ernst Busch wird aber an
diesem Tag im Mittelpunkt stehen, sondern „unsere“ Musik
von Led Zeppelin, Stones, Pretty Things, Fleetwood Mac.
Thom
Wie die deutschen Freunde A
DKP Bremen-Nord Gang durch die Zeiten. Ab
Am Montag, 18. 1. 2016, um 19.00 Uhr
im DGB-Haus
Frankfurt/M. Straße
in Rostock,
Wismarsche
21
Referenten:
P. Becher,
P. Graubner, J. Lloyd
72.wir
Jahrestag
der
DKP Bremen-Stadt
begrüßen
dazu den stellvertretenden
Freundschaftsverhältnis – Bro
am 20. 2. 2016 um 10.30 Uhr.
Vorsitzenden der DKP,
Genossen
Hans-Peter
Brenner
Ermordung
von
Ernst
Thälmann
Direktbezug
„Worauf es vor allem ankommt, und wodurch
wir unsbei
vonTh. Kacza, Be
Landesvorstand Mecklenburg-Vorpommern
Reformisten unterscheiden ist, dass wir im Kampf um Re- Telefon 0 5
Am Donnerstag
Die DKP Frankfurt/Main lädt herzlich zu einem ersten
18.8.2016
um
17.30
UhrParteitag
Wirnach
laden
zur
Landesmitgliederversammlung
Meinungsaustausch
dem 21.
ein.
Ab 10.00 Uhr ist die Gedenkstätte geöffnet.
Wir
Abladen
17.30 zur
UhrLandesmitgliederversammlung
Ansprachen und Ehrungen
in Rostock, Wismarsche Straße
21 KPD Verbot
Ab 18.30 Uhr Ausstellungseröffnung
60 Jahre
amMusik
20. 2. 2016
um 10.30
Ab 19.00 Uhr
und Texte
der Uhr.
Arbeiter- und
Carlis Mecklenburg-Vorpommern
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Landesvorstand
Friedensbewegung von
der „Songgruppe Hamburg"
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Die Gedenkstätte
ist natürlich
den ganzen
Tag ab 10 Uhr geöffnet.
handgefertigte BienenwachsTrauth
02241/973111
kerzen. Anfrage bei: Imkerei
E-Mail: [email protected]
Trauth 02241/973111
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Müritz-Nationalpark
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Info: www.trinogga.de • Telefon: 03 98 22/29 94 88
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formen niemals unserThomas
sozialistisches
Wie die deutschen Freunde Albaniens zusammenfanden und ihr
verlieren.“ Diese Feststellung von Willi Gerns benennt den
Gang durch die Zeiten. Abhandlung über ein besonderes
zentralen
Ankerpunkt für
die Kommunistische
Partei
im
Freundschaftsverhältnis
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56 Seiten, 5 Euro
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Umgang
mit bei
dem
von Reform
und Revolution.
Direktbezug
Th.Verhältnis
Kacza, Bergstraße
80, 32108
Bad Salzuflen
In russisc
60
Bände
Lenin
und W
Telefon 0 52 22 / 8 48 68
Die Frage, ob und wie sich die sozialistische PerspektiMarx/E
ve im Charakter unseres Reformkampfes niederschlägt,
Bei
Interesse
Anfrag
In russischer Sprache!
oder ob Letzterer unbeeinflusst
vom Ziel ein Teil unserer
Tel.
0212
177
889
26 E
60 Bände
Lenin ist
undeine
Weiteres
dem Spektrum
Strategie
sein kann,
der aus
Fragen,
mit denen wir
Marx/Engels/Lenin.
uns im Seminar beschäftigen
wollen. Welche Bedeutung
Bei Interesse Anfrage an UZ-shop/Antiquariat
die DKP dem Kampf um Reformen als einem Mittel zum
Tel. 0212 - 177 889 26 E-Mail: [email protected]
Herankommen an die Revolution beimisst, ist eine weitere
Frage.
Der zu seinem Geburtstag im Dezember 2015 erschienene Band mit Texten von Willi Gerns, dem wir auch den Titel unseres Seminars entliehen haben, bietet reichhaltiges
Material für unsere Diskussion. Das Seminar setzt eine
Reihe von Veranstaltungen zur Strategie der DKP aus
2014 (Antimonopolistische Demokratie) und 2015 (Übergänge zum Sozialismus) fort.
Um rechtzeitige Anmeldung wird gebeten. Die Anreise
kann bereits Freitag zwischen 17 und 22 Uhr erfolgen.
Beginn Samstag 10.30 Uhr. Ende Sonntag gegen 14 Uhr.
Kosten pro Person für Unterkunft und Verpflegung 25 €.
Ab Freitag 30 €. Finanzierung bitte mit Parteigruppe, Kreis
oder Bezirk abklären.
Leserbriefe / Termine / Impressum
unsere zeit
Ankurbelung der italienischen
Wirtschaft?
Betr.: Bankenkrise im Eurogebiet,
UZ vom 22.7.2016
Aus diesem wichtigen Artikel lerne ich,
dass die Eigentümer- und Gläubigerhaftung nach dem Restrukturierungsgesetz 2011 nur etwa 8 Prozent des
Bankenkapitals betrifft. Die restlichen
ca. 92 Prozent leihen sich die Banken
untereinander. Und gerade diese großen Beträge sind von der Eigenhaftung
ausgeschlossen.
In Italien beruht die Bankenkrise
auf Schwierigkeiten der Wirtschaft. Ein
Programm zur Ankurbelung der italienischen Wirtschaft sei nach dem Willen
der Berliner Politik nicht erlaubt. Was
bedeutet es aber, wenn die EZB Anleihen großer Konzerne aufkauft? Ist
das nicht eine Ankurbelung der Wirtschaft? Diese Frage sollte ausgeleuchtet werden.
Irmgard Oehring, Neu-Darchau
Notwehr oder Exekutionen?
Betr.: Kommentar von G. Fülberth
„Zivilgesellschaft“,
UZ vom 5.8.2016, S. 9
Ich finde es wichtig, die Zivilgesellschaft zu stärken – aber wie geht das
eigentlich? Indem man sich aus Sorge vor dem Mainstream und vor ShitStorms sehr vorsichtig äußert?
Im Zuge von Terror und Amokläufen erschießen Polizisten immer häufiger die Täter (bzw. Tatverdächtige!).
Die Geiselnahme in einem Kinocenter durch einen Jugendlichen, der keine scharfen Waffen mit sich trug, führte
zu dessen Erschießung.
Der 17-Jährige, der bei Würzburg
nachts in einem Zug Reisende mit
Beil und Messer angriff und gefährlich verletzte, entkam und war letztlich
umstellt. Trotzdem haben die Beamten ihn (natürlich wird behauptet: in
Notwehr) getötet. Viele Einsatzkräfte, hoch organisiert und gut ausgerüstet, auf der anderen Seite ein durchgeknallter Jugendlicher? Und dann
Notwehr?
Das sind nicht normale Streifenpolizisten, die ungeübt mit der Dienstwaffe und von Krisensituationen überfordert sind. Es sind Spezialkräfte, die
genau für solche Situationen ausgebildet und zu solchen Einsätzen geholt
werden. Die wurden bereits auf dem
Weg zum Ort über die Lage vor Ort
informiert. Sie verfügen über modernste Präzisionswaffen und Ausrüstung,
sie sind mit Funk untereinander und
vor allem mit dem Einsatzleiter verbunden, der auch die Befehle gibt. Sie
sind stressresistent und haben gelernt,
Menschen fluchtunfähig oder kampfunfähig zu schießen.
Hier müssen Fragen erlaubt sein –
aber die stellt kaum einer. Es reicht
der Hinweis auf „Verbindungen zum
IS“ oder auf „islamistischer Terror“
und dann ist man aus jeder Erklärung
heraus? Man spricht sich gegen die
Todesstrafe aus, während man nichts
gegen Todesschüsse von Polizisten unternimmt, die ja ohne ein vorheriges
Gerichtsverfahren stattfinden. Müssen
Linke hier nicht mal das Wort „Exekutionen“ in den Mund nehmen?
Spannend wäre eine Diskussion zu
den Stichworten: Angemessenheit bei
der Gefahrenabwehr; Kulturwandel in
der Polizei hin zum „finalen Rettungsschuss“, wie das verniedlichend heißt;
und zur „ordnungsgemäßen Untersuchung“ von der Fülberth spricht. Es
mag sein, dass dieses Thema nicht opportun ist; aber ein Zurückweichen vor
dem Problem, dass Spezialkräfte erst
schießen und dann fragen, wird diese
Tendenz nicht stoppen
Dr. Michael Stiels-Glenn, per e-mail
Freitag, 12. August 2016 [email protected]
Fiesta Moncada
Wir feiern Fidels 90. Geburtstag
Samstag, 13. August 2016, 15.00 Uhr
Botschaft der Republik Kuba Außenstelle,
Kennedyallee 22–24, 53 175 Bonn
Festveranstaltung
Fidel zum 90. Geburtstag!
Wir ehren den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro und feiern zehn Jahre
Verlag Wiljo Heinen.
Samstag, 13. August 2016, 17.00 Uhr
junge Welt-Ladengalerie, Torstraße 6,
10 119 Berlin
„Fidel ist Fidel“
hat der kubanische Präsident Raúl Cas­
tro über die Fotografien gesagt, die seinen
Bruder zeigen, umringt von Massen oder
im Porträt – sensibel festgehalten vom Fotografen Roberto Chile.
Zum 90. Geburtstag von Fidel Castro am
13. August zeigen wir Filmausschnitte aus
seinem Leben.
Es gibt Mojito, Cuba Libre, Bücher, Domino,
Essen, Zigarren etc.
Veranstalter: Freundschafsgesellschaft
BRD-Kuba/Stuttgart
Samstag, 13. August 2016, 19.30 Uhr
Waldheim Gaisburg, Obere Neue Halde 1,
70 186 Stuttgart-Ost
„Das brüderliche Fest der Deutschen Kommunistischen Partei“
Der Internetblog der PCF Arras berichtet über das UZ Pressefest 2016
Seit einigen Jahren nimmt eine Delegation der PCF Arras (Nordfrankreich)
am Pressefest der UZ teil. Gemeinsam
mit der DKP Recklinghausen wird ein
Stand in der Eislaufhalle u. a. mit französischem Rotwein und anderen Angeboten betreut (siehe Foto rechts). Auf ihrem Blog veröffentlichten sie den nachfolgenden Beitrag, den wir im Folgenden
gekürzt wiedergeben.
Alle zwei Jahre nimmt eine Delegation des PCF aus Arras am großen UZPressefest in Dortmund teil.
Erinnern wir uns: Die DKP wurde 1968
legal gegründet, durch Mitglieder der
KPD, die nach dem Verbot illegal weiterarbeiteten. Im Osten des Landes und in
Berlin hatte sich die KPD nach der Befreiung mit einem Teil der Sozialdemokraten vereinigt, in der DDR als SED
(„Sozialistische Einheitspartei“). Nach
der Annexion der DDR haben bestimmte
Kräfte die SED zunächst zur PDS (Partei
des demokratischen Sozialismus“) transformiert, bevor sie sich mit sozialdemokratischen Gruppen und Persönlichkeiten
im Westen zur Partei „Die Linke“ fusioniert haben. Nach der Annexion der DDR
durch die BRD hatte die DKP entschieden, links und autonom zu bleiben, neben der PDS und später der Partei „Die
Linke“.
Vor allem ist das Fest insgesamt ein bemerkenswertes Ereignis für die Mitglieder: Zehntausende Besucher in drei Tagen, mehrere Bühnen, mehr als 50 Stände, eine große „Stadt der Bücher“ wie
auf dem Pressefest der Humanité, dazu
Stände von Publikationen wie der „jungen Welt“.
Es handelt sich bei diesem Fest mit seinen
politischen und kulturellen Schwerpunkten um das größte dieser Art in Deutschland. Es ist ein fest, wo sich Mitglieder
und linke Sympathisanten treffen, vor allem der antikapitalistischen Linken, für
die die DKP ein Bezugspunkt ist.
Marianne, Daniel und René konnten an
verschiedenen Diskussionen teilnehmen,
von denen es Dutzende gab: jedes Mal
echte Gedankenaustausche über Analysen und Kampferfahrungen, mit Teilnehmern verschiedener Organisationen,
insbesondere Gewerkschaftern, vor aufmerksamen Zuhörern. Wir haben zum
Beispiel von den Versuchen und Schwierigkeiten gehört, eine Klassensolidarität
zwischen deutschen Arbeitern und langjährig ansässigen Immigranten und den
neuankommenden Flüchtlingen aufzubauen, deren Ankunft die Herrschenden zynisch ausnutzen, um Arbeits- und
Wohnungsmarkt aus dem Gleichgewicht
zu bringen. Außerdem ging es um die Frage, Widerstand gegen die Immobilienspekulation im Stadtzentrum von Köln oder
die Verarmung des Duisburger Stadtteils
Marxloh zu organisieren. Auch wurde
eine neue deutsche Ausgabe von Lenins
„Der Imperialismus als höchstes Stadium
des Kapitalismus“ vorgestellt.
Das Pressefest 2016 war – abgesehen vom
Regen mit ein paar Sonnenstrahlen, übrigens eine anheimelnde Tradition – vor allem von der großen Friedenskundgebung
mit syrischen Teilnehmern auf der Hauptbühne geprägt.
Die internationale Solidarität gegen den
Imperialismus war auf dem Fest stark zu
spüren.
Ein kubanischer Stand, türkische, kurdische, griechische, irische und andere
unterstrichen den internationalistischen
Charakter.
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vom Faschismus –
der Kampf geht weiter“
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Im Laufe der vielen Gespräche, die wir
mit Standleuten, Mitgliedern und Besuchern geführt haben, scheint uns, dass die
DKP in einer offenen Debatte klar entschieden hat, dass sie eine kommunistische Partei bleiben will.
Aber eine andere Herausforderung ist,
auch im Zusammenhang mit der Randposition bei Wahlen: Nicht nur eine Partei
von überzeugten Kommunisten zu sein,
eine theoretische Reserve, ein Bewahrer
der reichen Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, manchmal ein antikapitalistischer Stachel in der Linken, sondern sich (wieder) in den sozialen Bewegungen zu entwickeln, im Klassenkampf,
ohne Sektierertum, sondern mit Selbstbewusstsein als eine Partei der Klasse und
der Massen.
Wir haben gespürt, dass dies klar ein Anliegen des DKP-Parteivorstands ist, wie
auch zahlreicher Mitglieder, die klar denken, aber optimistisch sind.
Nach jedem Aprilwetter-Schauer (im
Juli!) ist die Sonne zurückgekommen. Das
Pressefest war ein schönes Fest, das uns
bereichert und gestärkt hat als französische Kommunisten, die mit einer sicherlich anderen Situation konfrontiert sind,
wo aber gleichzeitig vieles ähnlich ist.
Danke den Genossen der DKP, Danke,
dass ihr uns wieder einmal so freundlich
empfangen habt.
Übersetzung: A. Spector. Bearbeitung: W. Sarbok
Der Originaltext findet sich unter
http://pcfarras.over-blog.com/2016/07/
la-fete-du-journal-unsere-zeit-1er-au3-juillet-2016-fete-fraternelle-du-particommuniste-allemand-dkp.html
FR H 12. Aug
Lübeck: Jahreshauptversammlungen
der DKP Lübeck/Ostholstein. Interkulturelle Begegnungsstätte e. V. (IKB) „Haus
der Kulturen“ , Parade 12, 19.30 Uhr.
MO H 15. Aug
Hannover: Treffen der DKP-Stadtteilgruppe Mitte. DKP-Büro, Göttinger Straße 58,
19.30 Uhr.
DI H 16. Aug
Rostock: Roter Stammtisch Rostock –
UZ-Lesertreff. Freigarten, Doberaner Straße 21, 19.30 Uhr.
MI H 17 Aug
Düren: „60 Jahre KPD-Verbot“ , Veranstaltung des Bertram-Wieland-Archivs
mit Zeitzeugen. Die Veranstaltung wird
von der DKP Düren unterstützt. Café
International, Wilhelm-Wester-Weg 1,
19.00 Uhr.
DO H 18. Aug
Marburg: „Kurt Julius Goldstein – Vorwärts und nicht vergessen! Ein Filmpor­
trät von Ingrid Strobl“ . DKP Marburg-Biedenkopf und die SDAJ Marburg-Gießen
laden ein zu einem Filmabend mit Einleitungsreferat von Friedrich-Martin Balzer
(Autor und Herausgeber) zum Leben und
Wirken von Kurt Julius Goldstein. KäteDinnebier-Saal im Gewerkschaftshaus,
Bahnhofstraße 6, 19.30 Uhr.
MI H 24. Aug
Bremen: „Industrie 4.0“ , Veranstaltung
der DKP mit Uwe Fritsch. Haverkamp 8,
19.00 Uhr.
SA H 27. Aug
Duisburg: Sommerfest der DKP Duisburg.
Gemütliches Beisammensein – kulturelle
Einlagen – Kaffee, Kuchen, Köstlichkeiten
vom Grill. Falkenheim in Duissern, Duissernstraße 98, ab 15.00 Uhr.
MO H 29. Aug
Hannover: Treffen der DKP-Stadtteilgruppe Mitte. DKP-Büro, Göttinger Straße 58,
19.30 Uhr.
DI H 2. Sept
Leipzig: Enthüllung einer Informationstafel für den KPD-Politiker Karl Ferlemann.
Ferlemann war in den 30er Jahren bis zu
seiner Verhaftung durch die Nazis in der
Bezirksleitung der KPD Sachsen. Am 3. Mai
1945 wurde er von den Nazis auf einem Todesmarsch ermordet. Die Informationstafel
wurde durch eine Spendensammlung ermöglicht. Die Enthüllung erfolgt durch den
Leipziger Landtagsabgeordneten Marco
Böhme (Partei „Die Linke“). Merseburger
Straße Ecke Ferlemannstraße, 9.00 Uhr.
Terminankündigungen
von Gliederungen der DKP gehören auch
in die UZ! Bitte so schnell wie möglich,
spätestens am Freitag eine Woche vor
dem Erscheinungstermin der entsprechenden Ausgabe der UZ, möglichst auch
mit Angabe des Themas der Veranstaltung
an [email protected] oder UZ-Redaktion, Hoffnungstraße 18, 45 127 Essen.
Impressum
unsere zeit (UZ) – Zeitung der DKP (ISSN 0943–4216)
Herausgeber:
Parteivorstand der DKP
Verlag:
CommPress Verlag GmbH
Erscheint wöchentlich
Geschäftsführer: August Ballin
Redaktion:
Druck: Union Druckerei Berlin GmbH
Lucas Zeise ([email protected])
(Chefredakteur, v.i.S.d.P.)
Nina Hager ([email protected])
Manfred Idler ([email protected])
Olaf Matthes ([email protected])
Lars Mörking ([email protected])
Paul Kranefeld, Werner Sarbok
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(für die kommende Ausgabe)
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sind, übernehmen allein die Autor/inn/en die Verantwortung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte
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16 Freitag, 12. August 2016
Die letzte Seite
unsere zeit
Die Gladiatorin lebt – noch
Zum Sturz der Radrennfahrerin Annemiek van Vleuten
R
ia van Vleuten befürchtete, ihre
Tochter Annemiek sei tot. Am
vergangenen Sonntag hatte Ria
Geburtstag. Im Kreis ihrer Familie verfolgte die Niederländerin, wie
Annemiek im fernen Brasilien leblos
über einem scharfkantigen Bürgersteig lag.
Vorher war die junge Frau beim
Straßenrennen schwer gestürzt. In
Führung liegend hatte sie auf einer
rasenden Abfahrt eine Kurve verfehlt. Da lag sie nun und in irgendeinem Lagezentrum wurde offenbar
in Windeseile eine Nachrichtensperre beschlossen. Keine Bilder von Annemiek mehr, auch keine Informationen über ihren Gesundheitszustand.
Die Übertragung des Rennens lief
weiter.
Den Sieg machten Anna van der
Breggen (Niederlande), Emma Johansson (Schweden), Elisa Longo
Borghini (Italien) und Mara Abbott
(USA) untereinander aus. Alle vier
hatten van Vleuten leblos am Straßenrand liegen sehen. Die spätere
Olympiasiegerin van der Breggen
gab nach dem Rennen zu Protokoll:
„Ich habe sie liegen gesehen und war
sehr geschockt. Ich dachte sogar, sie
ist tot“. Angehalten hat sie nicht und
auch sonst keine.
Der Gedanke an Erste Hilfe oder
auch nur Vergewisserung scheint
auch anderen nicht gekommen zu
sein. Stattdessen erschien im Internet wenig später ein Video, das den
Sturz und die reglose Fahrerin minutenlang zeigt. Als endlich zwei Offizielle anhalten, kümmern sie sich nicht
um die Verletzte, sondern regeln den
Verkehr. Es vergehen noch einige Minuten, ehe die Sanitäter auftauchen.
Noch viel länger dauert es, bis die
Angehörigen in den Niederlanden
erfahren, wie es Annemiek geht. Am
Ende hat sie Glück, im Krankenhaus
werden drei Knochenabsplitterungen
an der Lendenwirbelsäule und eine
schwere Gehirnerschütterung diagnostiziert.
Am Vortag hatten die radfahrenden Herren die gleiche Strecke gefahren; nur etwa ein Viertel der Starter war ins Ziel gekommen. Auch
hier war es zu schweren Stürzen und
Knochenbrüchen gekommen. Allgemein wurde die Strecke als schwerste je bei Olympia gefahrene eingeschätzt. Der frühere britische Radprofi Boardman sagte, dass der Kurs
die Sicherheitsanforderungen nicht
erfüllt habe. Über die Bordsteine
sagte er, dass ihm bei der Besichtigung klar gewesen sei, dass hier niemand nach einem Sturz einfach aufstehen würde. „Die Leute, die für den
Kurs verantwortlich waren, haben es
auch gesehen, aber nichts unternommen.“ Der deutsche Radprofi Simon
Geschke meinte: „Der Kurs war am
Limit, noch schwerer geht eigentlich nicht.“ Und der Ire Daniel Martin sagte: „Das war der härteste Tag
meiner Karriere. Es war einfach brutal, brutal!“
Radfahren ist kein Zuckerschlecken – war es nie. Die Härte der Rennen verlangt den FahrerInnen alles
(und noch mehr) ab. Wer im Geschäft
bleiben will, dem bleibt das Doping
kaum erspart. Kein Mann und keine
Frau der Welt kann ohne Hilfsmittel
die Tour de France bei einer Durchschittsgeschwindigkeit um die 40
km/h bestehen. Doch genau das wird
verlangt. Von denen, die am Radsport
verdienen: Sponsoren, Radhersteller,
Sportverbände und Medien – Trainer
und Aktive sind die letzten dieser langen Reihe. Diese Gesetzmäßigkeiten
werden nach der kommerziellen Öffnung der Spiele, bei Olympia nun auf
die Spitze getrieben. Das Spektakel
alle vier Jahre muss größer sein als die
jährlichen.
Überhaupt wird der Radrennsport immer gefährlicher. In den 30
Jahren von 1970 bis 2000 zählt das Internetlexikon wikipedia 13 Tote rund
um die Radrennen; seit 2000 soll der
Radsport 29 Menschen das Leben gekostet haben, davon 17 in den letzten
sechs Jahren.
Selbst im Formel-1-Zirkus war
man in der Lage, das Risiko für die
Fahrer zu verringern. Aber vielleicht
liegt das auch nur daran, dass ein junges Mädchen, das wie eine tote Katze im Bordstein liegt, sich einfacher
wegblenden lässt als brennende und
explodierende Autos.
Annemiek fängt jetzt ihr drittes
Leben an. Im August 2015 war sie
schon einmal schwer gestürzt und
hatte Knochenbrüche davongetragen. Katzen haben bekanntlich sieben Leben. Annemiek möchte man
die Einsicht wünschen, dass sie keine
Katze ist.
Siggi Emmerich
Die bei Olympia schwer gestürzte niederländische Radfahrerin Annemiek van
Vleuten im April 2016 nach dem La Flèche Wallonne (Wallonischer Pfeil), dem
belgischen Ein-Tages-Klassiker.
Foto: Hoebele, CC-BY-SA-4.0
Für ein Lied ins Gefängnis
Podiums-Diskussion zu „60 Jahre KPD-Verbot“ auf dem UZ-Pressefest
„Es gibt nichts, was deutsche Richter
mehr hassen, als wenn sie nicht ernst
genommen werden“, sagte der Zeitzeuge Herbert Wils bei der Podiumsdiskussion zu „60 Jahre KPD-Verbot“
auf dem UZ-Pressefest und erzählte
von seiner Gerichtsverhandlung. Mit
viel Witz und Mut stand Herbert Wils
ter ließ die beschlagnahmte Gitarre
bringen und Herbert stimmte an. Die
vielen Genossen im Saal jubelten, so
schön habe er das Lied noch nie gesungen. Bei jedem Zeugen fragte er
den Richter, ob er das Lied nochmals
singen solle, damit alle wissen worum
es geht.
An seinem 27. Geburtstag wurde Erich Schreier (links im Bild), Leiter der Lokalredaktion der „Neuen Volkszeitung“ in Duisburg, verhaftet. Sein Geburtstag
fiel mit dem Tag des Verbotes der KPD zusammen. Das Foto zeigt ihn vor seiner
Redaktion mit dem KPD-Stadtrat Anton Gebler, der von den Faschisten zwölf
Jahre lang in Konzentrationslagern inhaftiert worden war.
seinem Richter gegenüber, der ihn
zu Gefängnis verknackte, weil er das
Lied der FDJ zu den Weltjugendspielen sang. Um diesen staatsgefährdenden Sachverhalt zu erörtern, forderte
der Richter Herbst Wils auf, das Lied
zu singen. „Das mach ich nur mit meiner Gitarre“, sagte Herbert. Der Rich-
Seine Frau Ingrid Wils erläuterte
den Hintergrund des „Blitzgesetzes“,
das 1951 verabschiedet wurde und
die Grundlage für die Verfolgung von
Kommunisten und anderen fortschrittlichen Kräften bildete. Es wurden politische Strafkammern aufgebaut und die
Straftatbestände „Landesverrat“, „Ge-
heimbündelei“ und „staatsgefährdende Handlungen“ wurden ins Strafgesetz
aufgenommen. Ingrid Wils wurde später verhaftet, weil sie bei der Produktion einer illegalen Betriebszeitung erwischt wurde.
Viele Verurteilungen beruhten auf
„Hörensagen“ durch anonyme Zeugen, so auch bei Herbert Wils, der mit
5 Jahren und viereinhalb Monaten die
längste Haftstrafe aller Verurteilten
absitzen musste. Rehabilitiert wurde
er nie, ihm fehlen sieben Jahre bei der
Rente. Es war die sehr erfolgreiche
Volksbefragung gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, die dem
Staat ein Dorn im Auge war. Sie wurde
verboten und dennoch stimmten sechs
Millionen Menschen ab und lehnten zu
über 90 % den Aufbau der Bundeswehr
ab und wollten einen Friedensvertrag
noch im Jahr 1951. Herbert Wils ordnetet seine Verurteilung in die politische
Lage ein: „Die Einheit Deutschlands
ist eigentlich als oberstes Ziel der Politik der Bundesrepublik im Grundgesetz vorgeschrieben. Wir haben damals
für die Einheit Deutschlands und den
Frieden gekämpft und landeten im Gefängnis.“ Es gab 200 000 Ermittlungsverfahren gegen 500 000 Bürger, zu
90 Prozent Kommunisten, und 10 000
Verurteilungen.
Peter Dürrbeck, der auf Grundlage des KPD-Verbots zehn Monate im
Gefängnis saß und ebenso wie Ingrid
Wils im Ausschuss für die Neukonstituierung der DKP war, ging auf die Hintergründe des KPD-Verbots ein und
zeigte auf, wie der Justizapparat von
Faschisten durchsetzt war und völlig
willkürlich gegen Kommunisten vorging. Uwe Koopmann berichtete von
15 Jahren Berufsverbot und 40 Jahren
Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Es genügte, dass er Sympathisant der DKP war, um ihn zu verhören,
zu verfolgen und minutiös zu beobachten. Eine Akte, die eigentlich Grundlage der Verfahren gegen ihn gewesen
sein muss, hat er bis heute nicht gese-
hen. Sie gebe es gar nicht, wurde ihm
mitgeteilt.
Hans Bauer, ehemaliger Staatsanwalt in der DDR, berichtete von perfiden Interpretationen des DDR-Rechts
durch die BRD-Justiz, um Richter,
Staatsanwälte und Grenzschützer der
DDR zu verurteilen. Es wurden auch
hier Massen von Kommunisten verfolgt, insgesamt gab es 100 000 Verfahren. Es gab zwar „nur“ 1 000 Verurteilungen, aber häufig waren bereits die
Verfahren eine „Strafe vor der Strafe“,
da sie extrem lang hingezogen wurden
und sehr teuer für die Verurteilten wurden, die zum Teil noch heute dafür bezahlen müssen.
Henning von Stoltzenberg, Mitglied
des Bundesvorstands der Roten Hilfe,
ging auf die Repression gegen Linke
heute in der BRD ein und hob hervor,
dass die Zahl der Verfahren und die
Kosten zunehmen und davon auszugehen ist, dass es gezieltes Instrument
ist, die Verfahren teuer zu machen, um
abzuschrecken. Besonders im Visier
der staatlichen Behörden stehen migrantische Organisationen. Als aktuelles Beispiel erwähnte Stoltzenberg die
Verfahren gegen ATIK, die vom deutschen Staat selbst angestrengt wurden
und reine Gesinnungsjustiz sind.
Die politischen Strafkammern wurden zwar aufgelöst, die Oberlandesgerichte erfüllen aber denselben Zweck.
Er rief zur Solidarität mit den Genossen auf, deren Verfahren unter anderem am Oberlandesgericht München
stattfindenden. Ulla Jelpke berichtete
von den Bemühungen der Linksfraktion, das KPD-Verbot zu thematisieren
und für Rehabilitation und Entschädigung der Verurteilten. Diese wurden
alle abgewiesen, unter anderem mit
dem Verweis auf die „Ewigkeitsklausel“ des BundesverfassungsgerichtsUrteils, dass also „niemals“ aufgehoben werden könne.
Diese Überschau über die Kontinuität der Repression der BRD gegen Linke machte deutlich, dass das
KPD-Verbot bis heute die Funktion
einer Präzedenzentscheidung hat. Es
stellt klar: So geht der deutsche Staat
mit Kommunisten um. Es schwebt
wie ein Damoklesschwert über allen
fortschrittlichen Kräften.
Zum Abschluss der Veranstaltung
wurde deutlich gemacht: Der Kampf
gegen das KPD-Verbot geht weiter –
auch mit der Kundgebung und Konferenz in Karlsruhe am 10. September.
Philipp Kissel
Der rote Kanal
Halbmondwahrheiten
Arte verspricht in dieser Dokumentation Klischees über türkische Männer
zu hinterfragen. Porträtiert wird die
erste Selbsthilfegruppe für türkischstämmige Männer Deutschlands in
Berlin. In Neukölln treffen sie sich
jeden Montag und sprechen über
Themen wie „Paschatum“, den traditionellen Ehrbegriff, Gewalt in Familien und den Einfluss des Islam.
Fr, 12. 8., 21.45 Uhr, Arte
Jud Süß – Film ohne Gewissen
Ferdinand Marian spielte die Titelrolle im Nazi-Hetzfilm Jud Süß. Der
arme Kerl konnte gar nicht anders,
er war ein Opfer. Regisseur „Roehler
verzichtet … souverän ebenso auf die
Hintergründe wie auf allzu viel Nähe
zu den historischen Fakten“ (UZ). Im
Jahr 2000 hatte Oskar Roehler in dem
Film „Die Unberührbare“ seine Mutter, die Schriftstellerin und Kommunistin Gisela Elsner, denunziert.
Mi, 17. 8., 20.15 Uhr, Arte